Konzept zur Förderung von Elektromobilität und zum Ausbau der regionalen Ladeinfrastruktur im Kreis Steinfurt - Projektbericht - Kurzfassung

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Konzept zur Förderung von Elektromobilität und zum Ausbau der regionalen Ladeinfrastruktur im Kreis Steinfurt - Projektbericht - Kurzfassung
2018

Projektbericht – Kurzfassung

Konzept zur Förderung von
Elektromobilität und zum Ausbau
der regionalen Ladeinfrastruktur
im Kreis Steinfurt
Konzept zur Förderung von Elektromobilität und zum Ausbau der regionalen Ladeinfrastruktur im Kreis Steinfurt - Projektbericht - Kurzfassung
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

Auftraggeber:                                Auftragnehmer:
energieland2050 e.V.                         Mobilitätswerk GmbH
Tecklenburger Str. 10                        Liebigstr. 26, 01187 Dresden
48565 Steinfurt                              Amtsgericht Dresden, HRB 36737
                                             www.mobilitaetswerk.de

Ansprechpartner:                             Ansprechpartner:
Till Burkhardt                               Tina Brückner
+49 (0) 2551-69 2136                         René Pessier
till.burkhardt@kreis-steinfurt.de            +49 (0) 351/27560669
                                             anfrage@mobilitaetswerk.de
Silke Wesselmann
+ 49 (0) 2551 69 2112
silke.wesselmann@kreis-steinfurt.de
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

          Inhalt
          Abkürzungsverzeichnis
          Abbildungsverzeichnis
          Tabellenverzeichnis

          1. Einleitung                                                1
          2. Zielstellung und Vorgehen                                 2
          3. Relevanz und Entwicklung der Elektromobilität             3
          4. Situation im Kreis Steinfurt                              5
             – Elektromobilität                                        5
          5. Anforderungen an Ladeinfrastruktur                        7
             – Nutzergruppen                                           8
             – Anforderungen an Ladeinfrastruktur im Kreis Steinfurt   9
          6. Prognosen Elektrofahrzeuge und Ladeinfrastruktur          10
             – Entwicklung Elektrofahrzeuge bis 2030                   10
             – Ladebedarf im Jahr 2030                                 10
             – Standortpotential für Ladeinfrastruktur                 11
          7. Lokale Strukturen und Wertschöpfungspotentiale            13
          8. Maßnahmenkatalog und Priorisierung                        16
             – Ladeinfrastruktur – Ausbau, Information und Beratung    17
             – Kommunikation und Information                           17
             – Fahrzeuge                                               17
             – Sonstige Maßnahmen – Nachhaltige Mobilität              17
             – Zeitliche Umsetzung                                     18

          Literaturverzeichnis
          Anhang
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

Abkürzungsverzeichnis

AC		      alternating current (Wechselstrom)
B+R		     Bike and Ride (Radabstellanlagen
          zum Umstieg
          auf öffentliche Verkehrsmittel)
BEV		     battery electric vehicle (batterie-
		elektrisches Fahrzeug)
CCS		     Combined Charging System
          (europäischer Schnellladestandard)
CHAdeMO   Charge de Move (japanischer
          Schnellladestandard)
CO2		     Kohlenstoffdioxid
DC		      direct current (Gleichstrom)
E-        Elektro-
EV		      Electric Vehicle (Elektrofahrzeug)
ISO		     Internationale Organisation für
          Normung
IT		      Informationstechnik
KBA		     Kraftfahrtbundesamt
kW		      Kilowatt
kWh		     Kilowattstunde
LIS       Ladeinfrastruktur
LPG       Liquefied Petroleum Gas (Autogas)
LSV       Ladesäulenverordnung
LV		      Ladevorgang
MIV		     Motorisierter Individualverkehr
MWh		     Megawattstunde
NOx       Stickoxid
OCPP		    Open Charge Point Protocol
ÖPNV		    Öffentlicher Personennahverkehr
P+R		     Park and Ride (Pendlerparkplatz
          zum Umstieg
          auf öffentliche Verkehrsmittel)
PHEV		    Plug-in-Hybrid
POI		     Point of Interest
POS		     Point of Sale
PV		      Photovoltaik
RFID      Radio-Frequency Identification
SoC		     State of charge (Ladestand
          der Batterie)
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Projektablauf und -aktivitäten                                                  3
Abbildung 2 Anzahl Neuzulassungen BEV und PHEV (KBA, eigene Zusammenstellung)               4
Abbildung 3 Wegelängen im Pendlerverkehr                                                    6
Abbildung 4: Ladeinfrastruktur und deren Erreichbarkeit im Kreis Steinfurt			               6
Abbildung 5 Lademöglichkeiten im natürlichen Bewegungsprofil einer Person, werktags         7
Abbildung 6 Mobilitäts- und Ladeverhalten der Nutzergruppen				                             8
Abbildung 7 Einflussfaktoren Anforderungen an Ladeinfrastruktur                             9
Abbildung 8: Prognostizierte Anzahl der privat und gewerblich zugelassenen E-PKW
im Kreis Steinfurt (unterschieden nach Antriebsart) sowie der Anteil der E-PKW am
gesamten PKW-Bestand in % (Mittelwert aller Szenarien)					                                 10
Abbildung 9: Übersicht zur Anzahl der prognostizierten Ladevorgänge pro Tag
im Kreis Steinfurt (Mittelwert aller Szenarien)						                                       11
Abbildung 10 Übersicht der Bedarfsräume für Ladeinfrastruktur				                           12
Abbildung 11 Information und Beteiligung von Akteuren					                                  13
Abbildung 12 Netzwerk Elektromobilität im Kreis Steinfurt					                              14
Abbildung 13 Informationsbedarf Elektromobilität                                            15
Abbildung 14 Maßnahmenübersicht                                                             16

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Zeitliche Umsetzung der Maßnahmen						                                           18
Tabelle 2 Ergebnisse der LIS-Analyse für den Kreis Steinfurt
(Minimal- und Maximal-Szenario)
Tabelle 3 Ergebnisse der LIS-Analyse für den Kreis Steinfurt (Mittelwert aller Szenarien)
Tabelle 4 Bedarfsräume für Ladeinfrastruktur im Kreis Steinfurt
1                                                Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

    1. Einleitung                                     zu können. Eine strategische Vorausplanung
                                                      in Abstimmung mit relevanten Akteuren ist
    Elektrische Antriebe werden im nächsten           notwendig und bedarf eines erheblichen
    Jahrzehnt sukzessive die mehrheitliche An-        zeitlichen Vorlaufs.
    triebsart für Fahrzeuge stellen. Im Hinblick      Konkret zu prüfen ist, welche Strategie
    auf die aktuellen Herausforderungen, die          hinsichtlich der Bereitstellung von Ladeinfra-
    sich aus dem Ziel des Kreis Steinfurt, bis        struktur (LIS) im öffentlichen Raum verfolgt
    zum Jahr 2050 energieautark zu werden, er-        wird. Hierzu ist sicherzustellen, dass die
    geben, stellt die Elektromobilität ein großes     Ladeinfrastruktur preislich attraktiv, digital
    Potential dar. Durch die Nutzung von vor Ort      angebunden, gut zugänglich ist und wenig
    erzeugten regenerativen Energien werden           zusätzlichen Verkehr induziert.
    die regionale Wertschöpfung und die Unab-         Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum stellt
    hängigkeit vom Import fossiler Brennstoffe        nur eine Möglichkeit des Ladens dar. Lade-
    gestärkt.                                         möglichkeiten auf halböffentlichen Flächen
    Der Hochlauf des Marktes für Elektrofahr-         bieten einerseits eine hohe Kontaktrate (z.B.
    zeuge und deren Verbreitung hängt ent-            Supermärkte) und andererseits die Möglich-
    scheidend von den Rahmenbedingungen ab.           keit, attraktive Preissetzungen vorzuneh-
    Auch der Kreis Steinfurt besitzt Möglichkei-      men, da Ladeinfrastruktur dort nicht das
    ten, die Attraktivität schon jetzt zu erhöhen     Kerngeschäft darstellt. Ähnlich stellt es sich
    und damit die Verbreitung der Elektrofahr-        beim Arbeitgeberladen dar, welches einen
    zeuge frühzeitig zu fördern. Die Maßnahmen        sehr hohen Hebel besitzt.
    müssen immer auch die gesetzten verkehrs-         Die Sensibilisierung von Unternehmen und
    und umweltpolitischen Zielvorgaben berück-        Bewohnern aktiv voranzutreiben, ist überge-
    sichtigen. So darf ein attraktiver automobiler    ordnete Aufgabe des Kreises Steinfurt, um
    Elektromobilitätsindividualverkehr nicht zu       das Funktionieren von Elektromobilität und
    mehr Fahrzeugen führen. Insbesondere der          die Aktivitäten des Kreises in den Fokus zu
    Rebound Effekt, dass Nutzer des Umweltver-        stellen. Dazu sind Netzwerke aufzubauen,
    bundes mit Elektromobilität (wieder) zu Nut-      die langfristig durch die eingebundenen Ak-
    zern des motorisierten Individualverkehrs         teure diese Funktion wahrnehmen können.
    (MIV) werden, soll vermieden werden.              Im Zuge der Erstellung des Elektromobili-
    Der Kreis Steinfurt muss daher im Bereich         tätskonzeptes wurden die dazu notwendigen
    der Elektromobilität aktiv werden, um einer-      Untersuchungen durchgeführt und erste
    seits den Hochlauf herbeizuführen und zu          Schritte angestoßen.
    forcieren, sowie andererseits den
    zukünftigen Anforderungen gerecht werden
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung                                              2

2. Zielstellung und Vorgehen                       Teilnehmer konnten Erwartungen, relevan-
                                                   te Aspekte und offene Fragen äußern, die
Um einen Beitrag zur Mobilitätswende zu            im weiteren Projektverlauf berücksichtigt
leisten und die lokale Emissionsbelastung zu       wurden.
reduzieren, soll die Steigerung des Anteils        Die Präsentation der Ergebnisse des vorlie-
der Elektromobilität und der Aufbau einer          genden Konzeptes vor dem Ausschuss für
regionalen Ladeinfrastruktur im Kreis Stein-       Umwelt, Ernährung, Landwirtschaft, Klima-
furt stärker gefördert werden. Dies stellt         und Naturschutz erfolgte am 07.12.2018 in
ein Ziel des „Masterplan klimafreundliche          Steinfurt. Die Abschlusspräsentation am
Mobilität“ dar. Dafür wurde ein Ladeinfra-         27.03.2019 mit Landrat Dr. Effing sowie in
strukturkonzept unter Berücksichtigung der         der Auftaktveranstaltung anwesenden Ak-
folgenden Bestandteile entwickelt:                 teuren bildet den offiziellen Abschluss
                                                   des Projektes.
●● Aktuelle Situation der Elektromobilität
  im Kreis Steinfurt                               Workshops und Beteiligung
●● Nutzer- und Betreiber- sowie kreis-             Eine partizipative Erarbeitung des Konzep-
  spezifische Anforderungen an LIS                 tes stand im Vordergrund. Der Beteiligung
●● Analyse potenzieller Ladesäulenstandorte        regionaler Akteure kam dementsprechend
●● Hinweise zur Anwendung und Standort-            eine hohe Relevanz zu. Bereits zu Beginn
  validierung der Analyseergebnisse                des Projektes erfolgten Absprachen mit den
●● Empfehlung für lokale Strukturen und            Stadtwerken, um Aktivitäten, Ausbaupläne
  Wertschöpfungspotentiale sowie Beteili-          und Interessen aufnehmen und einbinden zu
  gung relevanter Akteure                          können. Weiterhin wurden folgende Exper-
●● Erarbeitung von nutzerspezifischen              tentreffen durchgeführt:
  Empfehlungen und Anreizen zur Nutzung
  sowie Förderung von E-Mobilität                  ●● Geschäfts- und Rollenmodelle für LIS
●● Ableitung von Maßnahmen und                        mit Stadtwerken, Volksbank Greven und
  Priorisierung bis 2022                              Vertretern des lokalen Gewerbes, insbe-
                                                      sondere aus dem Bereich der Energie-
Das Konzept zur Förderung von Elektromobi-            beratung am 29.08.2018.
lität und zum Ausbau der regionalen Ladein-        ●● Elektrifizierung und Optimierung von
frastruktur für den Kreis Steinfurt wurde             Fuhrparks mit Fuhrparkverantwortlichen
im Zeitraum von Juni 2018 bis März 2019               und Vertretern des lokalen Gewerbes
durchgeführt (vgl. Abbildung 1).                      sowie den Stadtwerken Steinfurt und
                                                      Emsdetten am 24.10.2018.
Auftakt- und Abschluss-                            ●● Ladeinfrastruktur für Flächenbesitzer
veranstaltungen                                       mit Vertretern lokaler Unternehmen am
Im Rahmen einer internen Auftaktveranstal-            25.10.2018.
tung mit Projektverantwortlichen von Seiten
des Auftragnehmers und des Auftragge-              Die Rückmeldung der beteiligten Akteure
bers wurden am 05.06.2018 die Ziele und            war positiv, alle zeigten sich interessiert und
Anforderungen sowie wesentliche Meilen-            motiviert, selbst aktiv zu werden. Am 21.10.
steinte des Projektes und benötigte Daten          und 29.10.2018 wurden Absprachen mit der
abgestimmt.                                        Sparkasse Steinfurt und der Volksbank Gre-
In einer offiziellen Auftaktveranstaltung mit      ven durchgeführt. Ziel war die Entwicklung
Klimaschutzmanagern der Gemeinden, wei-            einer regionalen Lösung für Produkte und
teren Vertretern aus der Verwaltung, Politik       Dienstleistungen im Bereich Elektromobili-
und Wirtschaft sowie Vorstandsmitgliedern          tät. Am 24.10. fand ein Austausch mit der
des energieland2050 e.V. und Vertretern            FH Osnabrück statt, in dem die Ergebnisse
der Stadtwerke am 12.07.2018, wurden               der LIS-Analyse mit Ergebnissen aus einem
Ziele und Inhalte des Projektes sowie erste        Forschungsprojekt der FH abgeglichen und
Ergebnisse der LIS-Analyse vorgestellt. Die        validiert werden konnten.
3                                                                             Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

      Auftrag               Programm zur Förderung der E-Mobilität auf Basis eines Konzeptes zur öffentlichen Ladesäulen-Infrastruktur

        Ziel                Schließung möglicher Versorgungslücken, Installation eines möglichst einheitlichen Abrechnungs-

                            und Steckersystems

                                                                           Bedarfprognose             Standortanalyse LIS
                                                                          Ladeinfrastruktur             und Prioisierung

                                                         Aufbereitung              Strombedarfsprognose
                       Projektbearbeitung
                                                          Status Quo                                  Dokumentation der
                                                                         Anforderung an LIS
                                                                                                         Ergebnisse

                                                                           Workshop Ge-        FH Osnabrück
                                                                          schäftsmodelle                          Workshop
                                                                              für LIS                              Halböff-
                                                                                                                 entliches LIS
                                                                            Stadtwerke           Workshop
                       Beteiligung von                                      Sparkasse         Fuhrparkelektri-
                       Akteueren                                            Volksbank            fizierung

                       Meilensteine &               Interne         Externe                                                  Abschluss-
                       Präsentationen               Auftakt-        Auftakt-                                                präsentation
                                                 veranstaltung   veranstaltung

                                                   06/2018                            09/2018                               03/2019

Abbildung 1 Projektablauf und -aktivitäten

                                                                                 Der Ausstoß lag 2017 bei 170,6 Mio. t CO2.
               3. Relevanz und Entwicklung
                                                                                 Im Vergleich zum Basisjahr 1990 (163 Mio. t
               der Elektromobilität                                              pro Jahr) entspricht dies einer Steigerung von
                                                                                 4,67 %. Damit hat der Verkehrssektor bisher
               Die Klimaschutzziele Deutschlands sehen eine                      keine Einsparungen beigesteuert, obwohl in
               Treibhausgas-Emissionssenkung von mindes-                         den Jahren von 2000 bis 2010 die Emissionen
               tens 40 % bis 2020, mit Bezug auf das Basis-                      reduziert werden konnten. Dies ist u. a. auf die
               jahr 1990, vor 1. Dieses Ziel wird nicht erreicht                 Einsparungen durch neue effizientere Motoren
               werden können. Die weiteren Minderungsziele                       und weitere Verbesserung der Automobiltechno-
               des Klimaschutzplanes von mindestens 55 %                         logie zurückzuführen. Die Steigerungen seit
               bis zum Jahr 2030 und 70 % bis 2040 bestehen                      2010 sind auf höhere Fahrleistungen und stär-
               trotzdem unverändert fort 2. Bis zum Jahr 2050                    kere Motorisierungen zurückzuführen. Relevan-
               soll Deutschland weitgehend treibhausgasneutral                   te Emissionseinsparungen im Verkehrssektor
               sein . Der Verkehrssektor mit einem Anteil von
                   3
                                                                                 können nur durch tiefgreifende Eingriffe erreicht
               rund 18 % der aktuellen Treibhausgasemissio-                      werden. Neben der Verkehrsvermeidung, -ver-
               nen muss dazu zwingend einen Beitrag leisten.                     lagerung und -optimierung sowie ökonomischen
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung                                                                                                                   4

Maßnahmen, stellt die Emissionsminderung                                              kombinierten Verbrauchswerte geringe
durch Elektromobilität eine wirksame Maß-                                             Werte anfallen. Aufgrund von erheblichen
nahme dar.                                                                            Unterschieden zwischen Realverbrauch und
Höhere Neuzulassungen rein batterieelekt-                                             dieser Ermittlung werden sich dort Änderun-
risch betriebener Fahrzeuge (battery electrc                                          gen ergeben müssen. Dies wird voraussicht-
vehicle - BEV) mit etwas über 2 000 Stück                                             lich zu einer Reduktion der PHEV bzgl. der
erfolgten erstmals im Jahr 2011. Mitte 2013                                           Zulassungsanteile führen.
erschienen neue Fahrzeugmodelle, wie der                                              Von Januar bis November 2018 wurden
Tesla Model S und der Renault Zoe (1. Gene-                                           32 226 BEV und 29 567 PHEV in Deutsch-
ration), die zu einem Anstieg der BEV-Neu-                                            land neu zugelassen. Damit ist der Vorjah-
zulassungen führten. Die Anzahl von batte-                                            reswert bereits im November um knapp
rieelektrisch betriebenen Fahr-zeugen steigt                                          30 % überschritten. Dies entspricht ei-
seitdem fast kontinuierlich (vgl. Abbildung                                           nem Anteil von 1,0 % bzw. 0,9 % an allen
2). Die Zulassungszahlen von Plug-In-Hyb-                                             PKW-Neuzulassungen und einer Verän-
riden (PHEV) wurden erst später gesondert                                             derung ggü. dem Vorjahreszeitraum von
erfasst. Sie steigen seit 2012 jedoch eben-                                           11,3 % für Plug-In-Hybride und 48,9 % für
falls kontinuierlich an und überschritten                                             BEV. Der Durchbruch im Sinne des von der
2016 erstmals die Zahl der neu zugelasse-                                             Bundesregierung herausgegeben 1 Millionen
nen BEV. Schon im Jahr 2018 ist zu erken-                                             Ziel an zugelassenen Elektrofahrzeugen in
nen, dass sich das Verhältnis in Zukunft                                              Deutschland bis zum Jahr 2020 wird erst
zugunsten der BEV verschieben wird. Der                                               2022 bis 2023 erreicht werden 4. Vorausset-
bisher hohe Anteil von PHEV ist hauptsäch-                                            zung dafür ist eine bessere Verfügbarkeit
lich auf die Flottenverbrauchsermittlungen                                            hinsichtlich geringer Lieferzeiten, attrakti-
zurückzuführen. Für die Fahrzeughersteller                                            vere Endkundenpreise und attraktive Rah-
ist das Angebot dieser Fahrzeuge attraktiv,                                           menbedingungen (Förderung, Bevorzugung,
da aufgrund der idealtypisch ermittelten                                              Ladeinfrastruktur etc.).

                                                            Anzahl Neuzulassungen von BEV und
                                                                             PHEV in Deutschland

                               35000

                               30000
            Anzahl Fahrzeuge

                               25000

                               20000

                               15000

                               10000

                               5000

                                 0
                                       2006   2007      2008        2009        20010        2011        2012        2013        2014      2015   2016     2017   2018*

                                                                                                         Jahr
                                                                                                                                                         BEV
                                                                                                                                                         PHEV

Abbildung 1 Projektablauf und -aktivitäten

1. Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit 2016, 2.Vgl. ebd, 3. Vgl. ebd, 4. Vgl. Bundesregierung 2009
5                                                                                                 Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

    4. Situation im Kreis Steinfurt                                                                Kreis ein hohes Pendleraufkommen auf. Knapp
                                                                                                   50 % der Pendler legen für den Arbeitsweg
    Gelegen im Norden von Nordrhein-Westfahlen er-                                                 zwischen 11 und 20 km pro Strecke zurück, also
    streckt sich der Kreis Steinfurt über eine Fläche                                              zwischen 22 und 40 km pro Tag (vgl. Abbildung
    von 1 800 km2 mit ca. 446 630 Einwohnern 5. Der                                                3). Ein relevanter Anteil von ca. 37 % entfällt
    Kreis gehört zum Regierungsbezirk Münster und                                                  auf Tagesfahrleistungen von 42 bis 100 km für
    umfasst 24 Städte und Gemeinden. Ibbenbüren,                                                   Pendlerwege.
    Greven, Emsdetten und Steinfurt sind mittlere                                                  Im gesamten Kreis sind 94 027 Einpendler und
    kreisangehörige Städte, die Gemeinde Rheine                                                    117 591 Auspendler zu verzeichnen 11. Innerhalb
    ist als große kreisangehörige Stadt definiert.                                                 des Kreisgebietes pendeln 56 618 Personen, von
    Auf diese 5 Städte verteilen sich ca. 55 % der                                                 außerhalb pendeln 37 409 in den Kreis Steinfurt
    Gesamtbevölkerung des Kreises Steinfurt. Der                                                   ein. 60 973 Auspendler pendeln aus dem Kreis
    Rest des Kreisgebietes ist überwiegend ländlich                                                heraus. Einen positiven Pendlersaldo weisen die
    geprägt.                                                                                       Gemeinden Altenberge, Lengerich, Rheine und
    Dem MIV kommt eine relevante Rolle zu, da der                                                  Tecklenburg auf. Die anderen 20 Gemeinden
    PKW für 60 % der Bevölkerung das Hauptver-                                                     verzeichnen einen negativen Pendlersaldo mit
    kehrsmittel ist 6. Die PKW-Dichte liegt mit 583                                                mehr Auspendlern als Einpendlern. Die Oberzen-
    PKW pro 1 000 Einwohner 7 über dem bundes-                                                     tren Münster und Osnabrück sind die häufigsten
    deutschen Durchschnitt von 555 PKW pro 1 000                                                   Destinationen außerhalb des Kreises. Innerhalb
    Einwohner . Die durchschnittliche Wegelänge (bei
                       8
                                                                                                   des Kreises sind Greven, Rheine und Emsdetten
    Wegen unter 100 km) beträgt 9,0 km. Bereits bei                                                stark frequentierte Pendlerdestinationen.
    Wegen zwischen 2 und 5 km stellt der PKW mit
    57 % das dominierende Verkehrsmittel dar. Wege                                                 Elektromobilität
    bis zu 10 km Länge werden in mehr als 75 % der                                                 Im Kreis Steinfurt existiert bereits ein Grundnetz
    Fälle mit dem PKW (als Fahrer oder Beifahrer)                                                  an Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. In 19 der
    zurückgelegt 4. Daraus ergibt sich ein erhebliches                                             24 Städte und Gemeinden im Kreis Steinfurt ist
    Potential für die Verlagerung von Wegen mit dem                                                bereits LIS vorhanden. Ausnahmen bilden die
    PKW auf (Elektro-)Fahrräder.                                                                   5 Gemeinden Laer, Ladbergen, Lienen, Metelen
    Der Radverkehrsanteil liegt im Kreis Steinfurt                                                 und Nordwalde. Diese liegen mit Bevölkerungs-
    mit 24 % deutlich über dem bundesweiten Schnitt                                                dichten zwischen 127 und 190 Einwohner/km²
    von 10 % 10. Dies ist u. a. durch die gut ausgebau-                                            deutlich unter dem kreisweiten Schnitt von
    te Radwegeinfrastruktur zu begründen. In Bezug                                                 230 Einwohner/km² und verfügen nicht über
    auf den Nationalen Radverkehrsplan 2020 nimmt                                                  Autobahnraststätten oder ähnliche Merkmale,
    der Kreis Steinfurt durch die bereits etablierten                                              die für den Bau von LIS prädestiniert sind. Die
    Radrouten eine Vorreiterrolle ein. Um das Rad-                                                 vorhandenen, sich in Betrieb befindlichen 54
    verkehrspotential nicht nur für den Tourismus,                                                 Ladesäulen mit 131 Ladepunkten 12 werden von
    sondern auch im Alltag besser zu nutzen, erstellt                                              unterschiedlichen Anbietern betrieben, sodass
    der Kreis aktuell ein Radverkehrskonzept. Ziel des                                             die Rahmenbedingungen für die Nutzung von LIS
    Konzeptes ist es, ein hierarchisch gegliedertes                                                stark variieren.
    Radwegenetz zu entwickeln, dass auch für alltäg-                                               Mit einer durchschnittlichen Entfernung von
    liche Wege sowie Elektrofahrräder ausgelegt ist.                                               3,6 km zur nächsten Ladestation liegt der Kreis
    Der weitere Ausbau von B+R-Flächen mit sicheren                                                Steinfurt schon heute deutlich unter dem bun-
    und überdachten Radstationen soll ebenfalls im                                                 desweiten Durchschnitt (6,1 km) (vgl. Abbildung
    Radverkehrsplan berücksichtigt werden.                                                         4). Für 80 % der Einwohner sind es weniger als
                                                                                                   4 km bis zur nächsten Ladestation, für 23 % we-
    Pendlerverkehr                                                                                 niger als 2 km. Mit einem Ein- und Zweifamilien-
    Der Pendlerverkehr trägt im Kreis Steinfurt                                                    hausanteil von 69 % und der damit verbundenen
    wesentlich zu der durch den MIV verursachten                                                   Möglichkeit der Installation privater LIS, verfügt
    Schadstoffbelastung bei. Aufgrund der Nähe                                                     der Kreis über attraktive Voraussetzungen für
    zu weiteren Mittel- und Oberzentren, weist der                                                 die Elektromobilität. Mit einer privaten Wallbox

    5. Information und Technik Nordrhein-Westfahlen, Statistisches Landesamt 2018, 6. Vgl. Kreis Steinfurt 2011, 7. Vgl. Statistisches Bundesamt 2017a, 8. Vgl. Statistisches Bundesamt 2017b,
    9. Vgl. Kreis Steinfurt 2011, 10. Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und infas Institut für angewandte Sozialwissenschaften 2018
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung                                                                                                                      6

                                               Wegelängen im Pendlerverkehr

                      50000                                                                                           60%

                                                                                                                      50%
                      40000

                                                                                                                      40%
                      30000

                                                                                                                      30%

                      20000
                                                                                                                      20%

                      10000
                                                                                                                      10%

                                                                                                                                               Anzahl Pendler
                        0                                                                                              0%
                                                                                                                                               Anteil in %
                                  ≤ 10                     11–20                     21–50              >50

                                                        Weglänge einfach Fahrt (km)

Abbildung 3 Wegelängen im Pendlerverkehr

können 98 % der Bewohner ihren täglichen                                            PV-Anlagen und ggf. stationären Speicher-
Ladebedarf decken. Wird zusätzlich auf                                              möglichkeiten ergibt sich für Privatpersonen
auswärtige LIS zurückgegriffen, kann auch                                           eine hohe Attraktivität in der Nutzung eines
der Ladebedarf der übrigen Einwohner, die                                           Elektro-PKWs. Zum 01.01.2018 waren laut
bspw. täglich lange Pendlerwege zurückle-                                           Kraftfahrtbundesamt (KBA) 208 BEV und
gen, gedeckt werden. In Kombination mit                                             136 PHEV im Kreis Steinfurt zugelassen 13.

            Ladeinfrastruktur und deren Erreichbarkeit im Kreis Steinfurt

                                                                                                                                                   Mittlere Entfernung zum
                                                                                                                   Ladeleistung:                   nächsten Ladeort im km:

                                                                                                                          ≤ 11 kW (AC)                     >2
                                                                                                                          22–43 kW (AC)                    2–3
                                                                                                                          ≥ 43 kW (DC)                     4–5
                                                                                                                          Tesla Supercharger               6–7
                                                                                                                                                           Kreis Steinfurt

                                                                                                                                                    Anzahl an
                                                                                                                                                    Ladepunkte:

                                                                                                                                                           1

                                                                                                                                                           5

                                                                                                                                                           11

      Abbildung 4: Ladeinfrastruktur und deren Erreichbarkeit im Kreis Steinfurt

      Datengrundlage: Administrative Grenzen: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Stand 01/2017 Ladeinfrastruktur: GoingElectric
      und Lennet, Stand 09/2018, Routing: basierend auf Open- StreetMap-Straßennetz

11. Vgl. Bundesagentur für Arbeit 2018, 12. Stand November 2018, 13. Vgl. Kraftfahrt-Bundesamt 2018
7                                                                                    Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

                                                                                              Lademöglichkeit zu Hause (Anwohnerladen)
               5. Anforderungen an
                                                                                              und beim Arbeitgeber (Arbeitgeberladen)
               Ladeinfrastruktur                                                              zum Gelegenheitsladen und zur Reich-
                                                                                              weitenertüchtigung auf Reisen sowie zur
               Im Gegensatz zu konventionellen Fahrzeu-                                       Aufladung der Batterie am Zielort, um die
               gen mit Verbrennungsmotor, können Elek-                                        nächste Fahrt absolvieren zu können.
               trofahrzeuge während der Standzeiten, die                                      Für die Bereitstellung von Normalladeinfra-
               sich aus dem Mobilitätsverhalten ergeben,                                      struktur mit Ladeleistungen zwischen 3,7
               geladen werden (vgl. Abbildung 5). Da PKW                                      und 22 kW AC im (halb-)öffentlichen Raum
               im Schnitt ca. 23 von 24 Stunden täglich                                       bieten insbesondere Einzelhändler, Gastro-
               stehen, ergibt sich ein hohes Ladepotential.                                   nomie/Hotellerie und Freizeiteinrichtungen
               Damit unterscheidet sich das Ladeverhal-                                       (POI aufgrund folgender Faktoren ideale
               ten vom Tankverhalten deutlich, da jede                                        Voraussetzungen:
               Standzeit genutzt werden kann, um Strom
               zu Laden. Dies gilt auch, wenn eine Ladung,                                    ●● Flächenverfügbarkeit
               aufgrund eines für die nächsten Fahrten                                        ●● Häufiges Ziel mit passenden Standzeiten
               noch ausreichenden Ladestands der Batte-                                             für einen Ladevorgang (> 15 Minuten)
               rie, noch nicht notwendig ist. Ein anfahren                                          und Bereitschaft der Nutzer, diesen
               einer separaten Örtlichkeit (Tankstelle) ist                                         durchzuführen,
               nicht erforderlich, wenn im normalen Tages-                                    ●● Ladeinfrastruktur stellt nicht das Kernge-
               ablauf Ladeinfrastruktur an den Stellplätzen                                         schäftsmodell dar, welches kaum eine
               vorhanden ist. Eine Lademöglichkeit am                                               Refinanzierung im Bereich des Normalla-
               Wohnungsstellplatz oder beim Arbeitgeber                                             dens erwarten lässt,
               stellt für die meisten Elektrofahrer die Basis-                                ●● Teilweise hohe Kundenfrequenz bei Ein-
               versorgung und meist die Voraussetzung für                                           zelhändlern, die sonst kaum gegeben ist
               die Entscheidung für ein Elektroauto dar, da                                         und ggf. langfristig sogar ein Geschäfts-
               beide Lademöglichkeiten eine verbindliche                                            modell ermöglichen würde,
               Verfügbarkeit aufweisen und die Fahrzeuge                                      ●● Gegenfinanzierung durch Kunden-
               über Nacht zu Hause oder tagsüber beim                                               gewinnung und längere Aufenthaltsdauer
               Arbeitgeber ausreichend lange Standzeiten                                            im Geschäft.
               aufweisen.
               Ladeinfrastruktur auf (halb-)öffentlichen Flä-                                 Für den Markthochlauf der Elektromobilität
               chen dient insbesondere Einwohnern ohne                                        bieten diese Standorte einen entscheiden-

                           15 km
     Arbeit              *5 / Woche                      Kindergarten*                      3 km
                                                                                                   *5
     Ø9h                                                    Ø 15 min                                  /   W
                                                                                                          oc
                                                                                                              he

           3 km                                                       1 km
         *1/ Woche                                                  *1/ Woche
                                                    he
                                                oc
                                               W/
                                             *1
                                        km

                                                                                                                   Wohnort
                                         5
                                      2,

    Freunde                                                  POI
                                                                                                                    Ø 12 h
     Ø2h                                                   Ø 45 min                          he
                                                                                4 km *2/ Woc

                         POI
                                                                                                                             Legende:
                        Ø 1,5 h                                                                                              Regelmäßige Aufenthaltsorte
                                                                     ch   e
                                                         6 km *1/ Wo                                                         und -dauer

                                                                                                                             Unregelmäßige Aufenthaltsorte
                                                         oc   he
                                              16 km *1/ W                                                                    und - dauer
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung                                                                                     8

den Vorteil. Durch die Frequentierung wird                      Autobahnraststätten positioniert. Ladevor-
eine hohe Sichtbarkeit im Sinne der Wahr-                       gänge an Schnellladeinfrastruktur sind meist
nehmung ermöglicht.                                             zwingend notwendig, um die Fahrt fortset-
                                                                zen zu können.
Für Betreiber ergeben sich
folgende Vorteile:                                              Nutzergruppen
●● Attraktives Kundensegment (hohes                             Unter den Nutzern bestehen differenzierte
   Einkommen, innovativ, gebildet etc.),                        Anforderungen an Ladeinfrastruktur (vgl.
●● Hohe mediale Kommunikationseignung                           Abbildung 6). Sie ergeben sich aus der Sub-
   des Themas Ladeinfrastruktur                                 stituierbarkeit der Ladung, aus den situati-
   (Presse, Ladeverzeichnisse, Eintrag bei                      onsbedingten Umständen, bspw. Zweck der
   Google Maps, eigene Kundenkomm-                              Nutzung, Standzeit des Fahrzeuges und Not-
   unikation …),                                                wendigkeit zur Ladung sowie dem Mobilitäts-
●● Engagement im Bereich Nachhaltigkeit                         verhalten. Zur Erfüllung der Anforderungen
   und Umweltbewusstsein,                                       der verschiedenen Nutzergruppen müssen
●● Positive Abstrahlung auf eigene                              diese Aspekte bei der Wahl der Ladeorte
   Dienstleistung hinsichtlich Technologie                      und Ausgestaltung der Ladeinfrastruktur
   und Nachhaltigkeit,                                          beachtet werden. Es ergibt sich jedoch keine
●● Glaubhafte Verbindung mit regionalen                         separate Ladeinfrastruktur für einzelne
   Produkten, Erzeugung und ökologischem                        Zielgruppen. Einige Standorte werden einen
   Image möglich,                                               großen Anteil bestimmter Nutzergruppen
●● Frühzeitige Marktbesetzung in der                            bedienen, sollten jedoch immer auch attrak-
   Umgebung,                                                    tive Möglichkeiten für die anderen Nutzer-
●● Ideale Kombination mit eigener PV-                           gruppen bieten, um durch unterschiedliche
   und Speicheranlage,                                          zeitliche Inanspruchnahmen bessere Aus-
●● Lademöglichkeiten für eigene Fahrzeuge,                      lastungen im Tagesverlauf zu erreichen. Die
   Mitarbeiter und Lieferanten,                                 Anforderungen an Ladeinfrastruktur gehen,
●● Kombination mit existierenden Kunden-                        neben dem Mobilitäts- und Ladeverhalten
   bindungsprogrammen,                                          der Nutzer, aus weiteren Einflussfaktoren
●● Günstige Kundengewinnung im Vergleich                        wie bspw. der für den Betreiber notwendigen
   zu anderen Aktivitäten.                                      Wirtschaftlich- bzw. Vorteilhaftigkeit oder
                                                                dem festgesetzten Rechtsrahmen hervor.
Schnellladeinfrastruktur mit einer Ladeleis-                    Oft spielt die Nutzung regionaler Produk-
tung ab 43 kW DC dient insbesondere der                         te, bspw. vor Ort erzeugter regenerativer
Streckenabsolvierung und ist vorrangig an                       Strom, eine relevante Rolle.

                                                   Mobilitätsverhalten                                   Ladeverhalten

                                      ●● kurzer Arbeitsweg                                 ●● regelm. Laden am priv. LIS (Zuhause)
          Privater Nutzer             ●● lange Standzeit (über Nacht)                      ●● Gelegenheitsladen (Freizeit)
                                      ●● flexible Standzeiten (Freizeit und Alltag)        ●● Schnellladen (Ausflüge und Urlaub)

                                      ●● mittlerer bis langer Arbeitsweg                   ●● regelm. Laden an priv. LIS (Zuhause/Arbeit)
           Berufspendler              ●● lange Standzeit (über Nacht)/Tagsüber             ●● Gelegenheitsladen (Freizeit)
                                      ●● flexible Standzeiten (Freizeit und Alltag)        ●● Schnellladen (Ausflüge und Urlaub)

                                      ●● langer Anreiseweg                                 ●● Laden am Zielort/Unterkunft
        Gäste und Touristen           ●● lange Standzeit (über Nacht)                      ●● Gelegenheitsladen (Tagesausflüge)
                                      ●● Tagesausflüge                                     ●● Schnellladen (An- und Abreise)

           Geschäfts-und              ●● langer Anreiseweg                                 ●● Laden am Zielort/Unterkunft
           Durchreisende              ●● lange Standzeit (über Nacht)                      ●● Gelegenheitsladen (Geschäftsessen)
                                                                                           ●● Schnellladen (An- und Abreise)

Abbildung 6 Mobilitäts- und Ladeverhalten der Nutzergruppen
9                                                                                              Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

    Anforderungen an Ladeinfrastruktur im Kreis Steinfurt
    Aus den genannten Einflussfaktoren ergeben sich die Anforderungen an Ladestationen
    im Kreis Steinfurt. Ziel ist ein einheitlicher Ausbau im gesamten Kreisgebiet. Dabei
    sollten bereits bestehende Lösungen und regionale Produkte eingebunden werden.

                       ●● ≥ 50 kW
                          Ladeleistung                                                                   ●● 22 kW
                                                                                                            Ladeleistung
                       ●● Combo-Stecker
                                                                                                         ●● Typ 2 Stecker
                       ●● CHAdeMO-Stecker

                                 Schnell                                                                      Normal
                                LIS (DC)                                                                     LIS (AC)

    ●● gängige Ad-hoc                                       ●● Öko-Strom                                   ●● Positionierung an frequentierten
       Zahlungsmittel                                          (Unser Landstrom)                               Orten des täglichen Bedarfes

    ●● einheitliches Bezahl- und                            ●● einheitliche Gestaltung                     ●● mengenabhängige,
       Abrechnungssystem                                                                                      transparente Abrechnung
                                                            ●● sichtbare Aus- und
    ●● Zugang 24/7                                             Beschilderung

    Abbildung 7: Anforderung an die LIS im Kreis Steinfurt

    Darüber hinaus wird folgendes empfohlen:
    ●● Lademanagements, um netzdienliches Laden und ein Lastmanagement am
        einzelnen Standort (mit mehreren Ladesäulen) bei geringerer Gesamtanschluss-
        leistung zu ermöglichen Vorbereitung für die spätere Unterstützung der
        Umsetzung von ISO 15118 14
    ●● Angeschlagene Kabel für jeden Ladepunkt, auch im AC-Bereich, in einer gut
        sichtbaren Farbe
    ●● Anbindung der LIS an ein IT-Backend über einen aktuell offenen Standard,
        bspw. OCPP sowie Remotefähigkeit

    14. Diese regelt den automatisierten Datenaustausch zwischen Fahrzeug und Ladeinfrastruktur.
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung                                                                                                                       10

6. Prognosen Elektrofahrzeuge                                         der erwarteten Ladevorgänge (vgl. Abbil-
                                                                      dung 9). Da sich 69 % aller Wohnungen im
und Ladeinfrastruktur
                                                                      Kreis Steinfurt in Ein- oder Zweifamilien-
                                                                      häusern befinden, kann für die Mehrheit
Entwicklung Elektrofahrzeuge                                          der Einwohner von einer Möglichkeit des
bis 2030                                                              Privatladens ausgegangen werden. Für
Im Mittel werden bis 2030 für den Kreis                               diese Zielgruppe ist die Anschaffung eines
Steinfurt 36 995 E-PKW erwartet, was                                  Elektro-PKW tendenziell attraktiver als für
einem E-PKW-Anteil von 14 % entspricht                                Einwohner, die nicht über die Möglichkeit zur
(vgl. Abbildung 8). Je nach Entwicklung der                           Installation einer privaten Lademöglichkeit
Fahrzeugpreise, Batterietechnologie, Roh-                             verfügen. Dies ist durch die zuverlässig ver-
stoffpreisen, politischen Fördermaßnahmen                             fügbare Lademöglichkeit, das Potential der
und anderen Einflussfaktoren ist ein höherer                          eigenen Stromproduktion mit PV-Anlagen
oder niedrigerer Marktanteil möglich. Damit                           sowie den zukünftigen Einsatz eines eigenen
ergeben sich erhebliche ökologische Ein-                              Speichers zu begründen.
spareffekte, die sich in der Summe im Jahr

                                   Prognostizierte Anzahl der zugelassenen
                                                 E-PKW im Kreis Steinfurt

                                                                                                           Anteil der E-PKW am Gesamtbestand
                                  30000                                                            15 %
               Anzahl der E-PKW

                                  20000                                                            10 %

                                  10000                                                            5%

                                                                                                                                               Anzahl der E-PKW:

                                                                                                                                                   Reines Elektroauto (BEV)
                                                                                                                                                   Plug-In-Hybrid (PHEV)
                                    0                                                              0%
                                          2018      2020               2025                2030

                                                               Jahr

Abbildung 8: Prognostizierte Anzahl der privat und gewerblich zugelassenen E-PKW im Kreis Steinfurt (unterschieden nach Antriebsart) sowie der Anteil

der E-PKW am gesamten PKW-Bestand in % (Mittelwert aller Szenarien)

2030 zwischen ca. 37 300 t CO2 sowie 117 t                            Mit 9 % (1 113 LV) ist der Anteil der La-
NOX und ca. 135 000 t CO2 sowie 422 t NOX                             devorgänge von Anwohnern, welche nicht
belaufen. Dadurch ergibt sich ein relevanter                          privat Laden können (Anwohnerladen),
Ansatz für lokale Emissionseinsparungen                               entsprechend gering.
und den Klimaschutz im Kreis Steinfurt.
                                                                      Rund 24 % (2 954 LV) entfallen auf das
Ladebedarf im Jahr 2030                                               Laden beim Arbeitgeber.
Im Jahr 2030 werden rund 12 200 Ladevor-
gänge (LV) im Kreis Steinfurt prognostiziert.                         (Halb-)Öffentliches Normalladen folgt mit
Aufgrund der siedlungs- und infrastruktu-                             ca. 2 500 Ladevorgängen pro Tag (21 %).
rellen Gegebenheiten dominiert das private                            Hinzu kommen knapp 1 000 Schnellladevor-
Laden an der heimischen Wallbox mit einem                             gänge (8 %), welche primär in Autobahnnä-
Anteil von 38 % (4 659 LV) an der Summe                               he erwartet werden.
11                                                                                                                               Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

                                                        Prognostizierte Anzahl der täglichen
                                                             Ladevorgänge im Kreis Steinfurt

                                             125000

                                             10000
           Anzahl der Ladevorgänge pro Tag

                                             75000

                                             50000

                                             25000                                                                                                                          Prognostizierte Anzahl an
                                                                                                                                                                            Ladevorgängen für:

                                                                                                                                                                                   Privatladen
                                                                                                                                                                                   Anwohnerladen
                                                                                                                                                                                   Arbeitgeberladen
                                               0
                                                                                                                                                                                   (Halb-) öffentliches Normalladen
                                                      2018          2020                            2025                            2030                                           Schnellladen

                                                                                           Jahr

Abbildung 9: Übersicht zur Anzahl der prognostizierten Ladevorgänge pro Tag im Kreis Steinfurt (Mittelwert aller Szenarien)

                                                      Standortpotential für Lade-                                                               300 × 300 m werden täglich
                                                      infrastruktur                                                                             mind. 10 Ladevorgänge erwartet
                                                      Aufbauend auf der LIS-Prognose auf Kreise-                                           ●● Mittlere Eignung: in einem Gebiet
                                                      bene wurden Detailanalysen für die 24 Städ-                                               von 300 × 300 m werden täglich
                                                      te und Gemeinden des Kreises Steinfurt auf                                                mind. 5 Ladevorgänge erwartet
                                                      einem 100-m-Raster durchgeführt. Anhand
                                                      der räumlichen Verteilung der erwarteten                                             Diese Planungsräume beschreiben ledig-
                                                      Ladevorgänge werden geeignete Gebiete                                                lich die Eignung für die Errichtung von LIS
                                                      für den LIS-Ausbau ermittelt. Basierend auf                                          hinsichtlich deren erwarteter Auslastung.
                                                      der Summe der täglichen Ladevorgänge an                                              Um eine Priorisierung von Gebieten für den
                                                      (halb-)öffentlicher Normal-, Schnell- und                                            LIS-Ausbau zu definieren, wurde in einem
                                                      Anwohnerladeinfrastruktur im Jahr 2030                                               zweiten Schritt die vorhandene sowie bereits
                                                      wurden Planungsräume ausgewiesen,                                                    in Planung oder Bau befindliche Ladeinfra-
                                                      welche sich aufgrund des überdurchschnitt-                                           struktur einbezogen. Dabei wurde angenom-
                                                      lichen Ladebedarfes für die Errichtung von                                           men, dass diese LIS den lokalen Bedarf im
                                                      LIS eignen. Die Planungsräume wurden in                                              Umkreis von 300 m deckt 16. Diese Gebiete
                                                      drei Kategorien unterteilt:                                                          werden als Bedarfsräume definiert und
                                                                                                                                           dienen einer ersten Übersicht, wo mit Ver-
                                                      ●● Sehr hohe Eignung: in einem Gebiet                                                sorgungslücken zu rechnen ist. Analog zu
                                                          von 300 × 300 m werden täglich                                                   den Planungsräumen wurde auch hier eine
                                                          mind. 20 Ladevorgänge erwartet                                                   Priorisierung vorgenommen. Das Stand-
                                                      ●● Hohe Eignung: in einem Gebiet von                                                 ortpotential wurde für alle 24 Städte und

                                                      15. Dieser Wert wird als Obergrenze gesehen, da die Anzahl der PKW pro Haushalt in Ein- und Zweifamilienhäusern deutlich über der von Haushalten in Mehrfamilienhäu-
                                                      sern liegt., 16. Unter der Annahme, dass diese LIS zukünftig bedarfsgerecht ausgebaut wird.
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung                                                                                 12

                         Gemeinden des Kreises Steinfurt erstellt.          steigenden Ladebedarfen ein Angebot an
                         Im Ergebnis der LIS-Analyse konnten im ge-         LIS entgegensetzen zu können, müssen
                         samten Kreis Steinfurt 144 Bedarfsräume            Ausbauaktivitäten bereits heute ini-
                         (Versorgungslücken) bis zum Jahr 2030 iden-        tiiert werden. Erfolgt dies erst zeitgleich
                         tifiziert werden, davon 10 mit sehr hoher, 40      mit dem deutlichen Zuwachs an Fahrzeu-
                         mit mittlerer und 94 mit sehr hoher Priorität.     gen, entstehen Versorgungslücken, die sich
                         Die Ergebnisse sind nachfolgend beispielhaft       negativ auf die Akzeptanz der Elektromobi-
                         für die Stadt Ibbenbüren dargestellt (vgl.         lität im Kreisgebiet auswirken. Dem ener-
                         Abbildung 10). Alle weiteren Ergebnisse sind       gieland2050 e.V kommt dabei insbesondere
                         in der Langfassung des Ergebnisberichtes           eine koordinierende und beratende Funktion
                         aufgeführt.                                        zu. Die erheblichen Chancen, die sich aus
                         Für den Ladebedarf der kommenden 3-4               der Überbrückung der Ladezeiten für die
                         Jahre ist die aktuelle LIS im Kreis Steinfurt      lokale Wirtschaft ergeben, sollten genutzt
                         ausreichend. Ab dem Jahr 2022 ist jedoch           werden. Damit kann die Versorgungsituation
                         im Markthochlauf mit einer exponentiell            im Kreis bzgl. Gastronomie und Einzelhandel
                         steigenden Anzahl an Elektrofahrzeugen             gestärkt.
                         zu rechnen. Um den damit einhergehenden

                             Bedarfsräume für Ladeinfrastruktur
                                      in der Stadt Ibbenbüren

                                                                          Ladeinfrastruktur                 Bedarfsräume
                                                                          Status:                           Priorität für LIS-Ausbau

                                                                                In Betrieb                           Sehr Hoch
                                                                                                                     Hoch
                                                                                In Bau
                                                                                                                     Mittel
                                                                                InPlanung

                                                                          Datengrundlage: Administrative Grenzen:
                                                                          Bedarfsprognose für Ladeinfrastruktur basierend auf GISeLIS
                                                                          Ladeinfrastruktur: Lemnet und GoingElectric, Stand 12/2018
                                                                          und Stadtwerke Tecklenburger Land Stand 09/2018

Abbildung 10 Übersicht der Bedarfsräume für Ladeinfrastruktur
13                                                             Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

         Empfehlungen für die Errichtung von LIS
         ●● Für den Ausbau von LIS sollten potenzielle Akteure und Investoren
            adressiert werden. Jeder Ort mit Kundenverkehr bietet prinzipiell das
            Potential, Ladeinfrastruktur zu errichten und diese als Service anzubieten.
            Insbesondere im PoS-Bereich sollten die schon genannten Akteure mit Flächen-
            verfügbarkeit adressiert werden. Diese können zur Kundengewinnung und
            -bindung LIS einsetzen, womit andere Geschäftsmodelle entstehen. LIS wird
            eine Grunderwartung der Kunden werden.
         ●● Im Markthochlauf sollte der LIS-Ausbau zwischen den Akteuren
            koordiniert werden, da die Nachfrage gering ist und überschneidende
            Aktivitäten zu einer weiter sinkenden Wirtschaftlichkeit der einzelnen
            Ladesäulen führen.
         ●● Die Verwendung von Ökostrom (soweit verfügbar: „Unser Landstrom“)
            sollte angestrebt werden.
         ●● Um die Belegung von LIS durch Verbrenner-Fahrzeuge zu reduzieren, sollten
            deutliche Bodenmarkierungen eingerichtet werden.
         ●● Um dem Angebot an LIS eine bedarfsgerechte Nachfrage entgegenzusetzen,
            bedarf es Initiativen, um den Anteil der E-PKW deutlich zu erhöhen.
            Insbesondere dem bedarfsgerechten Ausbau, auch hinsichtlich der tariflichen
            und technischen Anforderungen, kommt eine entscheidende Bedeutung zu.
         ●● Der energieland2050 e.V. sollte sich durch Sensibilisierung und Beratung
            sowie Koordinierung und ein regelmäßiges Monitoring des Ausbaustandes
            aktiv am Aufbau beteiligen. Ein eigener Betrieb ist aufgrund der Komplexität
            und des notwendigen Unterhalts zu aufwendig und nicht Kernkompetenz.
         ●● Ein Informationsblatt für alle potenziellen LIS Betreiber sollte im Rahmen
            von Bauanträgen bereitgestellt werden. Darauf sollten die Ablaufschritte und
            Anlaufstellen verzeichnet sein. Es sollte ein zentraler Ansprechpartner für
            Unternehmen im Kreis Steinfurt zusammen mit den Klimaschutzmanagern
            geschaffen werden.

     energieland2050 e.V.
        Information und
            Beratung

       Koordination und
          Monitoring

       Abbildung 11 Information und Beteiligung von Akteuren
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung                                                                   14

                                                                    ben. Die Akteure profitieren durch deutlich
                    7. Lokale Strukturen und
                                                                    bessere Vermarktungschancen der eigenen
                    Wertschöpfungspotentiale                        Dienstleistungen/Produkte. Zum anderen ist
                                                                    eine deutlich breitere Vertriebsbasis vor-
                    Unabhängig von gezielten Aktivitäten durch      teilhaft, da mehrere Multiplikatoren für die
                    den Kreis Steinfurt wird sich die Elektromo-    Angebote bestehen.
                    bilität langfristig durchsetzen. Durch proak-   Durch Bündelangebote können die Optionen,
                    tives Handeln kann der Kreis jedoch positiv     die die Elektromobilität durch ihre Quer-
                    auf die Entwicklung der Elektromobilität        schnittsfunktion bietet, anhand regionaler
                    in der Region einwirken und sich dadurch        Produkte dargestellt werden. Diese sollten
                    Standortvorteile sichern und die lokale         aktiv beworben werden, um von Seiten
                    Wertschöpfung steigern. Damit kann              der einzelnen Partner aktiv auf potentielle
                                                                    Interessenten zuzugehen. Durch mehrere
                    ●● ein früherer Markthochlauf im Kreis,         verschiedene Anbieter entstehen neue und
                    ●● ein deutlich höherer Anteil der lokalen      kreative Angebote und eine breite Auswahl
                    Wertschöpfung an der Elektromobilität,          für Interessenten. Daher sollte das Ziel
                    ●● und eine Stärkung der Rolle der lokalen      nicht sein, dass sich alle Anbieter zusam-
                    regenerativen Energien und Produkte             menschließen, sondern sich konkurrierende
                    (bspw. PV und „Unser Landstrom“) durch          bzw. spezialisierte Akteursnetzwerke bilden.
                    die erhöhte und gezielte Nachfrage nach         Dabei ist die Bandbreite von Empfehlungen
                    Öko-Strom erreicht werden.                      bis hin zu festen Zusammenschlüssen mit

                                                                                           Elektronikfachhandel
                    Netzbetreiber und           Autohändler und
                    Energieversorger               Werkstatt

         Erneuerbare
       Energien, Strom-                            Verkauf
                                                                              Hausautomatisierung-
         versorgung                              und Wartung-
                                                                             und steuerung (Smart Home)
                                                    service

                                                                                                          Versicherung,
  Ladesäulen-             Betrieb von                                                                       Planung,
   betreiber              Ladesäulen                                    Dienstleister                     Finanzierung
                                                                                                           und Betrieb

                    Dafür muss eine intensive Beschäftigung         eigenen Produkten/Dienstleistungen sinn-
                    mit den Potentialen, Rollen sowie Umset-        voll. Berücksichtigt werden sollte, dass in
                    zungs- und Gestaltungsmöglichkeiten erfol-      den einzelnen Branchen unterschiedliche
                    gen. Elektromobilität als Querschnittsthe-      Wertschöpfungstiefen und damit unter-
                    ma erfordert die Bildung von Netzwerken         schiedlich hohe Rückflüsse zu erwarten
                    unter Einbeziehung neuer Akteure                sind. Daher sollte über einen Ausgleich für
                    (vgl. Abbildung 12). Elektromobilität erfor-    margenschwache Branchen, die ggf. einen
                    dert ein Umdenken weg vom reinen Verkauf        hohen Beratungsaufwand übernehmen,
                    der Fahrzeuge hin zu einem ganzheitlichen       nachgedacht werden. Eine kompetente
                    Beratungsansatz. Dieser beinhaltet eine         Netzwerkstelle sollte in Zusammenarbeit
                    Kombination der Bestandteile des Ökosys-        mit Handwerks- sowie Industrie- und Han-
                    tems Elektromobilität (Elektrofahrzeug, La-     delskammer für die einzelnen Akteure bereit
                    destation, Speicher und PV-Anlage), woraus      stehen, Ansprechpartner vermitteln und
                    sich Vorteile für (potentielle) Nutzer erge-    die Vernetzung aktiv vorantreiben. Vernet-
15                                                          Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

     zungstreffen sollten organisiert und Hilfe-                   gen, reduziert werden. Angebote zum Testen
     stellungen für die Erarbeitung gemeinsamer                    von Elektro-PKW und (Elektro-)Fahrrädern
     Angebote gegeben werden. Insbesondere in                      haben eine besonders große und positive
     der Anfangsphase wird dies ein hohes Maß                      Wirkung. Es bedarf eines übergeordneten
     an externer Unterstützung von Akteuren                        Ziels und eines Gesamtbildes, das der Kreis
     außerhalb der Netzwerke benötigen. Die                        bzgl. der Elekt-romobilität als einen Punkt
     Akzeptanz der Elektromobilität durch die                      zukünftiger Mobilität und Nachhaltigkeit
     Bürger bedingt Sichtbarkeit, Transparenz,                     sukzessive erreichen will und kann. Die
     ein umfassendes Informationsangebot sowie                     formulierte Zielstellung sollte plakativ sein
     niedrigschwellige und vorteilhafte Angebote.                  und eine möglichst hohe Bürgereinbindung
     Diese müssen durch die Anbieter gemein-                       ermöglichen. Dies wird bspw. durch eine
     sam geschaffen und Vorteile herausgestellt                    gemeinsame Aktion des Kreises und seiner
     werden. Insbesondere Angebote, die einen                      Gemeinden für das Sammeln von einge-
     einfachen Einstieg in die Elektromobilität                    sparten Litern fossiler Kraftstoffe oder die
     bzw. ein kennenlernen ermöglichen, sowie                      Menge eingesparter CO2-Emissionen durch
     Fördermöglichkeiten und Sonderangebote                        den Einsatz von Elektrofahrzeugen ermög-
     der Hersteller müssen geschaffen sowie                        licht. Das Ziel muss politisch kommuniziert
     kommuniziert werden.                                          werden, um eine Perspektive und Planungs-
     Ziel der Kommunikation sollte es zunächst                     grundlage zu geben. Bei einem mit Unsi-
     sein, ein Bewusstsein für Alternativen zum                    cherheit behafteten Thema bietet dies eine
     konventionellen privaten PKW bei den Bür-                     Möglichkeit, Verbindlichkeit und Sicherheit
     gern zu wecken und darauf aufbauend über                      zu vermitteln. Ein gemeinsames Ziel, das
     alternative Lösungsansätze in Form von                        ohne Widerspruch sinnvoll ist, kann so in
     elektromobilen und multimodalen Mobili-                       den Mittelpunkt gestellt werden.
     tätslösungen zu informieren. Dazu müssen                      Kommunikationsmaßnahmen müssen von
     Informationen bereitgestellt und damit eine                   den Bürgern angenommen werden und
     Öffentlichkeitswirksamkeit erzielt werden.                    sie zu eigenen Aktionen motivieren. Eine
     Die Elektromobilität als Querschnittsthema                    umfassende Bürgerbeteiligung durch die
     ist vielschichtig und komplex. Neben Vorur-                   Maßnahmen ist dafür zwingend erforderlich.
     teilen und Unsicherheiten existieren daher                    Dies stellt die Basis dar, um die Verbreitung
     auch viele Fragen – häufig zu technischen                     der Elektromobilität in der Bevölkerung zu
     Aspekten bezüglich der Fahrzeuge und                          initiieren.
     Ladeinfrastruktur, den rechtlichen Rahmen-                    Alle durchgeführten Aktionen und Maßnah-
     bedingungen und den existierenden Angebo-                     men zur Förderung der Elektromobilität
     ten respektive Produkten und Dienstleistun-                   bedingen Begleitung durch die lokale Presse
     gen (vgl. Abbildung 13). Unsicherheiten bzgl.                 und müssen über die Amtsblätter und Web-
     Technologie und Reichweite können durch                       seiten der Gemeinden und des Kreises Stein-
     einfache Fallbeispiele, vor allem durch                       furt verbreitet und kommuniziert werden.
     positive Fahrerlebnisse mit Elektrofahrzeu-

            ●● Fördermöglichkeiten                 ●● Private Lademöglichkeit           ●● Rekuperation

            ●● Verknüpfung mit                     ●● Stufenloses Automatikgetriebe     ●● Lebensdauer der Akkus
               erneuerbaren Energien
                                                   ●● E-Kennzeichen                     ●● Abrechnungs- und
            ●● Marktentwicklung                                                            Bezahlmethoden
                                                   ●● Umweltfreundlichkeit
            ●● Ladekarten, Tarife & Roaming                                             ●● Modellverfügbarkeit
                                                   ●● Fahrspaß
            ●● Ladedauer                                                                ●● Reichweite
                                                   ●● Alltaugstauglichkeit

         Abbildung 13 Informationsbedarf Elektromobilität
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung                                                                                                                16

                                                                                                               ist jedoch zu erwarten, dass aufgrund von
                         8. Maßnahmenkatalog
                                                                                                               Skaleneffekten und steigender Nachfrage
                         und Priorisierung                                                                     sowohl die Kosten für die Fahrzeuge sin-
                                                                                                               ken als auch deren Verfügbarkeit steigen
                         Die Elektromobilität ist mit vielen Vorurtei-                                         werden.
                         len behaftet. Geringe Reichweiten, zu wenig                                           Entscheidungen hinsichtlich der Etablie-
                         Lademöglichkeiten und die wahrgenommene                                               rung der Elektromobilität werden nicht auf
                         Komplexität des Ökosystems Elektromobi-                                               dem deutschen Markt getroffen, sondern
                         lität führen zu einer verbreiteten Skepsis in                                         auf Märkten mit deutlich größerem Druck
                         der Bevölkerung. Die Alltagstauglichkeit der                                          hinsichtlich Schadstoffbelastungen und
                         Fahrzeuge wird angezweifelt, wenngleich                                               steigendem Verkehrsaufkommen. Mit den
                         Praxisbeispiele das Gegenteil beweisen.                                               Quoten für Elektrofahrzeuge, bspw. Auf
                         Die Modellvielfalt wächst, ebenso wie die                                             dem chinesischen Markt, ist die Zukunft
                         Zuverlässigkeit und Reichweite etablierter                                            der Elektromobilität definiert worden. Für
                         Modelle. Der Ausbau der LIS steigt seit 2014                                          Deutschland, seine Länder, (Land-)Kreise
                         kontinuierlich . 2018 gibt es in Deutschland
                                                 17
                                                                                                               und Gemeinden stellt sich die Frage, ob
                         fast so viele Ladestationen (ca. 9 500) wie                                           sie die Entwicklung der Elektromobilität
                         Tankstellen (ca. 14 500) 18. Geringe Reich-                                           vor Ort gestalten wollen. Maßnahmen zur
                         weiten und ein Mangel an LIS sind heute                                               Förderung und Gestaltung müssen jetzt
                         nicht mehr die entscheidenden Kaufhürden.                                             umgesetzt werden, um als Kreis von den
                         Limitierende Faktoren stellen vorrangig                                               Chancen der Elektromobilität hinsichtlich
                         die im Vergleich zu konventionellen Model-                                            Nachhaltigkeit und Wertschöpfung profi-
                         len hohen Anschaffungskosten und langen                                               tieren zu können. Für den Kreis Steinfurt
                         Lieferzeiten der Hersteller aufgrund unzu-                                            wurden folgende Maßnahmenbereiche fest-
                         reichender Produktionskapazitäten dar. Es                                             gesetzt (vgl. Abbildung 14).

                                                                                                                                           Ladeinfrastruktur –
                      Fahrzeuge                                                                                                           Ausbau, Informations
                                                                                                                                              und Beratung

                       günstige                                                                                                            Proaktive Unterstützung
                 Rahmenbedingungen
                                                                                                                                                Sensibilisierung
                Praktische Erfahrungen
                                                                                    Elektro-                                                      Information
                                                                                    mobilität
                         ÖPNV                                                       im Kreis                                              Zielstellung und Strategie
                                                                                    Steinfurt
                Fuhrparkelektrifizierung                                                                                                  Koordination, Management
                                                                                                                                                und Monitoring
                   Elektrofahrräder
                                                                                                                                               Netzwerkbildung

               Nachhaltige Mobilität                                                                                                          Information und
               Sonstige Maßnahmen                                                                                                             Kommunikation

Abbildung 14 Maßnahmenübersicht

                         17. Vgl. goingelectric.de 2018, 18 Vgl. Bundesnetzagentur 2018 und Ladesäulenregister und Mineralölwirtschaftsverband e.V. 2018
17                                                          Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung

Ladeinfrastruktur – Ausbau,                    die Etablierung dieser als Gemeinschafts-
Information und Beratung                       aufgabe von Bürgern, Unternehmen sowie
Die Verfügbarkeit öffentlicher LIS stellt      Städten und Gemeinden verstanden wird.
keine vorrangige Kaufhürde dar. Diese liegt    Dafür ist eine gemeinsame Zielstellung für
beim Kauf der Fahrzeuge selbst, in den Un-     den Kreis Steinfurt sowie eine offensive
sicherheiten und der Unkenntnis der Tech-      und umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit
nologie sowie in nicht absehbaren Risiken in   nötig. Der Vernetzung regionaler Kompe-
der Entwicklung. Investitionen des Kreises     tenzen kommt eine hohe Relevanz zu. Das
in den Ausbau der öffentlich zugänglichen      bestehende Unternehmernetzwerk muss
LIS mit dem Ziel, verbesserte Rahmen-          für die Thematik sensibilisiert und durch
bedingungen für die Elektromobilität zu        Wissensaufbau und –austausch gestärkt
schaffen, können diese Hinderungsgründe        werden. Neue Netzwerkpartner, die sich
nicht beseitigen und werden daher nicht als    aus der Querschnittsfunktion der Elektro-
notwendige und förderliche Maßnahme für        mobilität ergeben, müssen vom Kreis aktiv
die Erhöhung der Anzahl von Elektrofahrzeu-    eingebunden werden.
gen und die Etablierung der Elektromobilität
im Kreis Steinfurt erachtet. Der Betrieb von   Fahrzeuge
LIS, insbesondere Normalladeinfrastruk-        Die erläuterten Maßnahmen haben das über-
tur, ist aktuell defizitär. Werden zusätzli-   geordnete Ziel, mehr konventionelle PKW im
che Ladesäulen durch den Kreis errichtet,      Kreis Steinfurt durch Elektro-PKW zu erset-
ohne dass eine entsprechende Nachfrage         zen. Sie unterstützen Bürger und Unterneh-
vorhanden ist, sinkt die Auslastung beste-     men dabei, sich mit der Elektromobilität und
hender LIS weiter. Sobald eine relevante,      damit einhergehenden Veränderungen ver-
wahrnehmbare Anzahl an Elektro-PKW im          traut zu machen. Dies betrifft insbesondere
Kreisgebiet vorhanden ist, steigt der Bedarf   die Fahrzeugtechnologie und LIS sowie Ver-
an öffentlichen Ladevorgängen, wodurch der     änderungen in der bestehenden Netzwerk-
Ausbau von LIS auf privaten Flächen durch      struktur sowie dem Ökosystem PKW. Hemm-
Dritte vorangetrieben werden wird. Die Moti-   nisse beim Kauf von E-PKW können dadurch
vation dafür wird dann eher im zusätzlichen    abgebaut werden, der finale Schritt zum
Kundenservice liegen als in der Erweiterung    Fahrzeugkauf bedingt in vielen Fällen jedoch
des Kerngeschäftes. Dem Kreis Steinfurt        praktische Erfahrungen und die Kenntnis, ob
kommt daher vorrangig die Aufgabe zu,          ein Elektro-PKW für den gewünschten Zweck
durch Information, Unterstützung und Auf-      tauglich ist. Durch Probefahrten kann ein
klärung der Bürger und Unternehmen positiv     erstes Gefühl für Elektrofahrzeuge entwickelt
auf den Markt und die Zulassungszahlen für     werden. Eine Einschätzung, inwieweit sich
Elektro-PKW im Kreis einzuwirken.              diese für den Alltag oder das Tagesgeschäft
                                               eignen, kann durch eine kurze Fahrt jedoch
Kommunikation und Information                  nur schwer beurteilt werden. Eine längere
Um Veränderungen im Mobilitätsverhalten        Testphase kann Bürgern und Unternehmen
zu erreichen, müssen Privatpersonen und        dabei helfen, die Tauglichkeit der Fahrzeuge
Unternehmen sensibilisiert und ein Be-         besser beurteilen zu können. Durch einen
wusstsein für die bestehenden Herausforde-     vereinfachten Zugang und vergünstigte
rungen im Verkehrssektor geschaffen wer-       Konditionen können letzte Kaufhemmnisse
den. Bei den Bürgern muss ein Verständnis      überwunden werden.
dafür entstehen, wie die Elektromobilität
dazu beitragen kann, diese Herausforde-        Sonstige Maßnahmen –
rungen im Kreis Steinfurt zu bewältigen.       Nachhaltige Mobilität
Andernfalls wird sich keine Akzeptanz ein-     Folgende Maßnahmen können keiner der
stellen. Für den Erfolg der Elektromobilität   Kategorien LIS, Information und Kommuni-
im Kreis ist es außerdem notwendig, dass       kation oder Fahrzeuge zugeordnet werden.
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung                                              18

    Nr.                  Maßnahmentitel
                                                          2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2030 2050

                         Ladeinfrastruktur

     1      Proaktive Unterstützung des LIS-Aus-
            baus in festgesetzten Gebieten in den
            24 Gemeinden

     2      Sensibilisierung und Erstberatung lokaler
            Unternehmen hinsichtlich Installation
            und Betrieb von LIS

     3      Sensibilisierung und Erstberatung von
            Privatpersonen hinsichtlich Installation
            und Betrieb von LIS

     4      Informationen zur Berücksichtigung von
            LIS bei Neubauprojekten für Gewerbe
            und Privatpersonen

     5      Anpassung der Stellplatzsatzung

                 Information und Kommunikation

     6      Zielstellung Elektromobilität für den
            Kreis Steinfurt

     7      Kompetenzzentrum Elektromobilität

     8      Monitoring, Management und
            Koordination der Elektromobilität in
            den 24 Städten und Gemeinden

     9      Initiierung eines Unternehmernetz-
            werkes Elektromobilität

    10      Transparente Angebote/Produkt-
            und Dienstleistungsbündel für die
            Elektromobilität

    11      Erstberatung für betriebliches Mobilitäts-
            management und Fuhrparkanalyse

    12      Interne Information und Schulung
            der Mitarbeiter

                              Fahrzeuge

    13      Initiierung von Rahmenverträgen für
            Elektro-PKW

    14      Programm zum Testen von Elektro-PKW
            für Privatpersonen und Unternehmen
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