Konzept zur Förderung von Elektromobilität und zum Ausbau der regionalen Ladeinfrastruktur im Kreis Steinfurt - Projektbericht - Kurzfassung
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2018 Projektbericht – Kurzfassung Konzept zur Förderung von Elektromobilität und zum Ausbau der regionalen Ladeinfrastruktur im Kreis Steinfurt
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung Auftraggeber: Auftragnehmer: energieland2050 e.V. Mobilitätswerk GmbH Tecklenburger Str. 10 Liebigstr. 26, 01187 Dresden 48565 Steinfurt Amtsgericht Dresden, HRB 36737 www.mobilitaetswerk.de Ansprechpartner: Ansprechpartner: Till Burkhardt Tina Brückner +49 (0) 2551-69 2136 René Pessier till.burkhardt@kreis-steinfurt.de +49 (0) 351/27560669 anfrage@mobilitaetswerk.de Silke Wesselmann + 49 (0) 2551 69 2112 silke.wesselmann@kreis-steinfurt.de
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung Inhalt Abkürzungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Zielstellung und Vorgehen 2 3. Relevanz und Entwicklung der Elektromobilität 3 4. Situation im Kreis Steinfurt 5 – Elektromobilität 5 5. Anforderungen an Ladeinfrastruktur 7 – Nutzergruppen 8 – Anforderungen an Ladeinfrastruktur im Kreis Steinfurt 9 6. Prognosen Elektrofahrzeuge und Ladeinfrastruktur 10 – Entwicklung Elektrofahrzeuge bis 2030 10 – Ladebedarf im Jahr 2030 10 – Standortpotential für Ladeinfrastruktur 11 7. Lokale Strukturen und Wertschöpfungspotentiale 13 8. Maßnahmenkatalog und Priorisierung 16 – Ladeinfrastruktur – Ausbau, Information und Beratung 17 – Kommunikation und Information 17 – Fahrzeuge 17 – Sonstige Maßnahmen – Nachhaltige Mobilität 17 – Zeitliche Umsetzung 18 Literaturverzeichnis Anhang
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung Abkürzungsverzeichnis AC alternating current (Wechselstrom) B+R Bike and Ride (Radabstellanlagen zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel) BEV battery electric vehicle (batterie- elektrisches Fahrzeug) CCS Combined Charging System (europäischer Schnellladestandard) CHAdeMO Charge de Move (japanischer Schnellladestandard) CO2 Kohlenstoffdioxid DC direct current (Gleichstrom) E- Elektro- EV Electric Vehicle (Elektrofahrzeug) ISO Internationale Organisation für Normung IT Informationstechnik KBA Kraftfahrtbundesamt kW Kilowatt kWh Kilowattstunde LIS Ladeinfrastruktur LPG Liquefied Petroleum Gas (Autogas) LSV Ladesäulenverordnung LV Ladevorgang MIV Motorisierter Individualverkehr MWh Megawattstunde NOx Stickoxid OCPP Open Charge Point Protocol ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr P+R Park and Ride (Pendlerparkplatz zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel) PHEV Plug-in-Hybrid POI Point of Interest POS Point of Sale PV Photovoltaik RFID Radio-Frequency Identification SoC State of charge (Ladestand der Batterie)
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Projektablauf und -aktivitäten 3 Abbildung 2 Anzahl Neuzulassungen BEV und PHEV (KBA, eigene Zusammenstellung) 4 Abbildung 3 Wegelängen im Pendlerverkehr 6 Abbildung 4: Ladeinfrastruktur und deren Erreichbarkeit im Kreis Steinfurt 6 Abbildung 5 Lademöglichkeiten im natürlichen Bewegungsprofil einer Person, werktags 7 Abbildung 6 Mobilitäts- und Ladeverhalten der Nutzergruppen 8 Abbildung 7 Einflussfaktoren Anforderungen an Ladeinfrastruktur 9 Abbildung 8: Prognostizierte Anzahl der privat und gewerblich zugelassenen E-PKW im Kreis Steinfurt (unterschieden nach Antriebsart) sowie der Anteil der E-PKW am gesamten PKW-Bestand in % (Mittelwert aller Szenarien) 10 Abbildung 9: Übersicht zur Anzahl der prognostizierten Ladevorgänge pro Tag im Kreis Steinfurt (Mittelwert aller Szenarien) 11 Abbildung 10 Übersicht der Bedarfsräume für Ladeinfrastruktur 12 Abbildung 11 Information und Beteiligung von Akteuren 13 Abbildung 12 Netzwerk Elektromobilität im Kreis Steinfurt 14 Abbildung 13 Informationsbedarf Elektromobilität 15 Abbildung 14 Maßnahmenübersicht 16 Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Zeitliche Umsetzung der Maßnahmen 18 Tabelle 2 Ergebnisse der LIS-Analyse für den Kreis Steinfurt (Minimal- und Maximal-Szenario) Tabelle 3 Ergebnisse der LIS-Analyse für den Kreis Steinfurt (Mittelwert aller Szenarien) Tabelle 4 Bedarfsräume für Ladeinfrastruktur im Kreis Steinfurt
1 Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung 1. Einleitung zu können. Eine strategische Vorausplanung in Abstimmung mit relevanten Akteuren ist Elektrische Antriebe werden im nächsten notwendig und bedarf eines erheblichen Jahrzehnt sukzessive die mehrheitliche An- zeitlichen Vorlaufs. triebsart für Fahrzeuge stellen. Im Hinblick Konkret zu prüfen ist, welche Strategie auf die aktuellen Herausforderungen, die hinsichtlich der Bereitstellung von Ladeinfra- sich aus dem Ziel des Kreis Steinfurt, bis struktur (LIS) im öffentlichen Raum verfolgt zum Jahr 2050 energieautark zu werden, er- wird. Hierzu ist sicherzustellen, dass die geben, stellt die Elektromobilität ein großes Ladeinfrastruktur preislich attraktiv, digital Potential dar. Durch die Nutzung von vor Ort angebunden, gut zugänglich ist und wenig erzeugten regenerativen Energien werden zusätzlichen Verkehr induziert. die regionale Wertschöpfung und die Unab- Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum stellt hängigkeit vom Import fossiler Brennstoffe nur eine Möglichkeit des Ladens dar. Lade- gestärkt. möglichkeiten auf halböffentlichen Flächen Der Hochlauf des Marktes für Elektrofahr- bieten einerseits eine hohe Kontaktrate (z.B. zeuge und deren Verbreitung hängt ent- Supermärkte) und andererseits die Möglich- scheidend von den Rahmenbedingungen ab. keit, attraktive Preissetzungen vorzuneh- Auch der Kreis Steinfurt besitzt Möglichkei- men, da Ladeinfrastruktur dort nicht das ten, die Attraktivität schon jetzt zu erhöhen Kerngeschäft darstellt. Ähnlich stellt es sich und damit die Verbreitung der Elektrofahr- beim Arbeitgeberladen dar, welches einen zeuge frühzeitig zu fördern. Die Maßnahmen sehr hohen Hebel besitzt. müssen immer auch die gesetzten verkehrs- Die Sensibilisierung von Unternehmen und und umweltpolitischen Zielvorgaben berück- Bewohnern aktiv voranzutreiben, ist überge- sichtigen. So darf ein attraktiver automobiler ordnete Aufgabe des Kreises Steinfurt, um Elektromobilitätsindividualverkehr nicht zu das Funktionieren von Elektromobilität und mehr Fahrzeugen führen. Insbesondere der die Aktivitäten des Kreises in den Fokus zu Rebound Effekt, dass Nutzer des Umweltver- stellen. Dazu sind Netzwerke aufzubauen, bundes mit Elektromobilität (wieder) zu Nut- die langfristig durch die eingebundenen Ak- zern des motorisierten Individualverkehrs teure diese Funktion wahrnehmen können. (MIV) werden, soll vermieden werden. Im Zuge der Erstellung des Elektromobili- Der Kreis Steinfurt muss daher im Bereich tätskonzeptes wurden die dazu notwendigen der Elektromobilität aktiv werden, um einer- Untersuchungen durchgeführt und erste seits den Hochlauf herbeizuführen und zu Schritte angestoßen. forcieren, sowie andererseits den zukünftigen Anforderungen gerecht werden
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung 2 2. Zielstellung und Vorgehen Teilnehmer konnten Erwartungen, relevan- te Aspekte und offene Fragen äußern, die Um einen Beitrag zur Mobilitätswende zu im weiteren Projektverlauf berücksichtigt leisten und die lokale Emissionsbelastung zu wurden. reduzieren, soll die Steigerung des Anteils Die Präsentation der Ergebnisse des vorlie- der Elektromobilität und der Aufbau einer genden Konzeptes vor dem Ausschuss für regionalen Ladeinfrastruktur im Kreis Stein- Umwelt, Ernährung, Landwirtschaft, Klima- furt stärker gefördert werden. Dies stellt und Naturschutz erfolgte am 07.12.2018 in ein Ziel des „Masterplan klimafreundliche Steinfurt. Die Abschlusspräsentation am Mobilität“ dar. Dafür wurde ein Ladeinfra- 27.03.2019 mit Landrat Dr. Effing sowie in strukturkonzept unter Berücksichtigung der der Auftaktveranstaltung anwesenden Ak- folgenden Bestandteile entwickelt: teuren bildet den offiziellen Abschluss des Projektes. ●● Aktuelle Situation der Elektromobilität im Kreis Steinfurt Workshops und Beteiligung ●● Nutzer- und Betreiber- sowie kreis- Eine partizipative Erarbeitung des Konzep- spezifische Anforderungen an LIS tes stand im Vordergrund. Der Beteiligung ●● Analyse potenzieller Ladesäulenstandorte regionaler Akteure kam dementsprechend ●● Hinweise zur Anwendung und Standort- eine hohe Relevanz zu. Bereits zu Beginn validierung der Analyseergebnisse des Projektes erfolgten Absprachen mit den ●● Empfehlung für lokale Strukturen und Stadtwerken, um Aktivitäten, Ausbaupläne Wertschöpfungspotentiale sowie Beteili- und Interessen aufnehmen und einbinden zu gung relevanter Akteure können. Weiterhin wurden folgende Exper- ●● Erarbeitung von nutzerspezifischen tentreffen durchgeführt: Empfehlungen und Anreizen zur Nutzung sowie Förderung von E-Mobilität ●● Geschäfts- und Rollenmodelle für LIS ●● Ableitung von Maßnahmen und mit Stadtwerken, Volksbank Greven und Priorisierung bis 2022 Vertretern des lokalen Gewerbes, insbe- sondere aus dem Bereich der Energie- Das Konzept zur Förderung von Elektromobi- beratung am 29.08.2018. lität und zum Ausbau der regionalen Ladein- ●● Elektrifizierung und Optimierung von frastruktur für den Kreis Steinfurt wurde Fuhrparks mit Fuhrparkverantwortlichen im Zeitraum von Juni 2018 bis März 2019 und Vertretern des lokalen Gewerbes durchgeführt (vgl. Abbildung 1). sowie den Stadtwerken Steinfurt und Emsdetten am 24.10.2018. Auftakt- und Abschluss- ●● Ladeinfrastruktur für Flächenbesitzer veranstaltungen mit Vertretern lokaler Unternehmen am Im Rahmen einer internen Auftaktveranstal- 25.10.2018. tung mit Projektverantwortlichen von Seiten des Auftragnehmers und des Auftragge- Die Rückmeldung der beteiligten Akteure bers wurden am 05.06.2018 die Ziele und war positiv, alle zeigten sich interessiert und Anforderungen sowie wesentliche Meilen- motiviert, selbst aktiv zu werden. Am 21.10. steinte des Projektes und benötigte Daten und 29.10.2018 wurden Absprachen mit der abgestimmt. Sparkasse Steinfurt und der Volksbank Gre- In einer offiziellen Auftaktveranstaltung mit ven durchgeführt. Ziel war die Entwicklung Klimaschutzmanagern der Gemeinden, wei- einer regionalen Lösung für Produkte und teren Vertretern aus der Verwaltung, Politik Dienstleistungen im Bereich Elektromobili- und Wirtschaft sowie Vorstandsmitgliedern tät. Am 24.10. fand ein Austausch mit der des energieland2050 e.V. und Vertretern FH Osnabrück statt, in dem die Ergebnisse der Stadtwerke am 12.07.2018, wurden der LIS-Analyse mit Ergebnissen aus einem Ziele und Inhalte des Projektes sowie erste Forschungsprojekt der FH abgeglichen und Ergebnisse der LIS-Analyse vorgestellt. Die validiert werden konnten.
3 Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung Auftrag Programm zur Förderung der E-Mobilität auf Basis eines Konzeptes zur öffentlichen Ladesäulen-Infrastruktur Ziel Schließung möglicher Versorgungslücken, Installation eines möglichst einheitlichen Abrechnungs- und Steckersystems Bedarfprognose Standortanalyse LIS Ladeinfrastruktur und Prioisierung Aufbereitung Strombedarfsprognose Projektbearbeitung Status Quo Dokumentation der Anforderung an LIS Ergebnisse Workshop Ge- FH Osnabrück schäftsmodelle Workshop für LIS Halböff- entliches LIS Stadtwerke Workshop Beteiligung von Sparkasse Fuhrparkelektri- Akteueren Volksbank fizierung Meilensteine & Interne Externe Abschluss- Präsentationen Auftakt- Auftakt- präsentation veranstaltung veranstaltung 06/2018 09/2018 03/2019 Abbildung 1 Projektablauf und -aktivitäten Der Ausstoß lag 2017 bei 170,6 Mio. t CO2. 3. Relevanz und Entwicklung Im Vergleich zum Basisjahr 1990 (163 Mio. t der Elektromobilität pro Jahr) entspricht dies einer Steigerung von 4,67 %. Damit hat der Verkehrssektor bisher Die Klimaschutzziele Deutschlands sehen eine keine Einsparungen beigesteuert, obwohl in Treibhausgas-Emissionssenkung von mindes- den Jahren von 2000 bis 2010 die Emissionen tens 40 % bis 2020, mit Bezug auf das Basis- reduziert werden konnten. Dies ist u. a. auf die jahr 1990, vor 1. Dieses Ziel wird nicht erreicht Einsparungen durch neue effizientere Motoren werden können. Die weiteren Minderungsziele und weitere Verbesserung der Automobiltechno- des Klimaschutzplanes von mindestens 55 % logie zurückzuführen. Die Steigerungen seit bis zum Jahr 2030 und 70 % bis 2040 bestehen 2010 sind auf höhere Fahrleistungen und stär- trotzdem unverändert fort 2. Bis zum Jahr 2050 kere Motorisierungen zurückzuführen. Relevan- soll Deutschland weitgehend treibhausgasneutral te Emissionseinsparungen im Verkehrssektor sein . Der Verkehrssektor mit einem Anteil von 3 können nur durch tiefgreifende Eingriffe erreicht rund 18 % der aktuellen Treibhausgasemissio- werden. Neben der Verkehrsvermeidung, -ver- nen muss dazu zwingend einen Beitrag leisten. lagerung und -optimierung sowie ökonomischen
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung 4 Maßnahmen, stellt die Emissionsminderung kombinierten Verbrauchswerte geringe durch Elektromobilität eine wirksame Maß- Werte anfallen. Aufgrund von erheblichen nahme dar. Unterschieden zwischen Realverbrauch und Höhere Neuzulassungen rein batterieelekt- dieser Ermittlung werden sich dort Änderun- risch betriebener Fahrzeuge (battery electrc gen ergeben müssen. Dies wird voraussicht- vehicle - BEV) mit etwas über 2 000 Stück lich zu einer Reduktion der PHEV bzgl. der erfolgten erstmals im Jahr 2011. Mitte 2013 Zulassungsanteile führen. erschienen neue Fahrzeugmodelle, wie der Von Januar bis November 2018 wurden Tesla Model S und der Renault Zoe (1. Gene- 32 226 BEV und 29 567 PHEV in Deutsch- ration), die zu einem Anstieg der BEV-Neu- land neu zugelassen. Damit ist der Vorjah- zulassungen führten. Die Anzahl von batte- reswert bereits im November um knapp rieelektrisch betriebenen Fahr-zeugen steigt 30 % überschritten. Dies entspricht ei- seitdem fast kontinuierlich (vgl. Abbildung nem Anteil von 1,0 % bzw. 0,9 % an allen 2). Die Zulassungszahlen von Plug-In-Hyb- PKW-Neuzulassungen und einer Verän- riden (PHEV) wurden erst später gesondert derung ggü. dem Vorjahreszeitraum von erfasst. Sie steigen seit 2012 jedoch eben- 11,3 % für Plug-In-Hybride und 48,9 % für falls kontinuierlich an und überschritten BEV. Der Durchbruch im Sinne des von der 2016 erstmals die Zahl der neu zugelasse- Bundesregierung herausgegeben 1 Millionen nen BEV. Schon im Jahr 2018 ist zu erken- Ziel an zugelassenen Elektrofahrzeugen in nen, dass sich das Verhältnis in Zukunft Deutschland bis zum Jahr 2020 wird erst zugunsten der BEV verschieben wird. Der 2022 bis 2023 erreicht werden 4. Vorausset- bisher hohe Anteil von PHEV ist hauptsäch- zung dafür ist eine bessere Verfügbarkeit lich auf die Flottenverbrauchsermittlungen hinsichtlich geringer Lieferzeiten, attrakti- zurückzuführen. Für die Fahrzeughersteller vere Endkundenpreise und attraktive Rah- ist das Angebot dieser Fahrzeuge attraktiv, menbedingungen (Förderung, Bevorzugung, da aufgrund der idealtypisch ermittelten Ladeinfrastruktur etc.). Anzahl Neuzulassungen von BEV und PHEV in Deutschland 35000 30000 Anzahl Fahrzeuge 25000 20000 15000 10000 5000 0 2006 2007 2008 2009 20010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018* Jahr BEV PHEV Abbildung 1 Projektablauf und -aktivitäten 1. Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit 2016, 2.Vgl. ebd, 3. Vgl. ebd, 4. Vgl. Bundesregierung 2009
5 Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung 4. Situation im Kreis Steinfurt Kreis ein hohes Pendleraufkommen auf. Knapp 50 % der Pendler legen für den Arbeitsweg Gelegen im Norden von Nordrhein-Westfahlen er- zwischen 11 und 20 km pro Strecke zurück, also streckt sich der Kreis Steinfurt über eine Fläche zwischen 22 und 40 km pro Tag (vgl. Abbildung von 1 800 km2 mit ca. 446 630 Einwohnern 5. Der 3). Ein relevanter Anteil von ca. 37 % entfällt Kreis gehört zum Regierungsbezirk Münster und auf Tagesfahrleistungen von 42 bis 100 km für umfasst 24 Städte und Gemeinden. Ibbenbüren, Pendlerwege. Greven, Emsdetten und Steinfurt sind mittlere Im gesamten Kreis sind 94 027 Einpendler und kreisangehörige Städte, die Gemeinde Rheine 117 591 Auspendler zu verzeichnen 11. Innerhalb ist als große kreisangehörige Stadt definiert. des Kreisgebietes pendeln 56 618 Personen, von Auf diese 5 Städte verteilen sich ca. 55 % der außerhalb pendeln 37 409 in den Kreis Steinfurt Gesamtbevölkerung des Kreises Steinfurt. Der ein. 60 973 Auspendler pendeln aus dem Kreis Rest des Kreisgebietes ist überwiegend ländlich heraus. Einen positiven Pendlersaldo weisen die geprägt. Gemeinden Altenberge, Lengerich, Rheine und Dem MIV kommt eine relevante Rolle zu, da der Tecklenburg auf. Die anderen 20 Gemeinden PKW für 60 % der Bevölkerung das Hauptver- verzeichnen einen negativen Pendlersaldo mit kehrsmittel ist 6. Die PKW-Dichte liegt mit 583 mehr Auspendlern als Einpendlern. Die Oberzen- PKW pro 1 000 Einwohner 7 über dem bundes- tren Münster und Osnabrück sind die häufigsten deutschen Durchschnitt von 555 PKW pro 1 000 Destinationen außerhalb des Kreises. Innerhalb Einwohner . Die durchschnittliche Wegelänge (bei 8 des Kreises sind Greven, Rheine und Emsdetten Wegen unter 100 km) beträgt 9,0 km. Bereits bei stark frequentierte Pendlerdestinationen. Wegen zwischen 2 und 5 km stellt der PKW mit 57 % das dominierende Verkehrsmittel dar. Wege Elektromobilität bis zu 10 km Länge werden in mehr als 75 % der Im Kreis Steinfurt existiert bereits ein Grundnetz Fälle mit dem PKW (als Fahrer oder Beifahrer) an Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. In 19 der zurückgelegt 4. Daraus ergibt sich ein erhebliches 24 Städte und Gemeinden im Kreis Steinfurt ist Potential für die Verlagerung von Wegen mit dem bereits LIS vorhanden. Ausnahmen bilden die PKW auf (Elektro-)Fahrräder. 5 Gemeinden Laer, Ladbergen, Lienen, Metelen Der Radverkehrsanteil liegt im Kreis Steinfurt und Nordwalde. Diese liegen mit Bevölkerungs- mit 24 % deutlich über dem bundesweiten Schnitt dichten zwischen 127 und 190 Einwohner/km² von 10 % 10. Dies ist u. a. durch die gut ausgebau- deutlich unter dem kreisweiten Schnitt von te Radwegeinfrastruktur zu begründen. In Bezug 230 Einwohner/km² und verfügen nicht über auf den Nationalen Radverkehrsplan 2020 nimmt Autobahnraststätten oder ähnliche Merkmale, der Kreis Steinfurt durch die bereits etablierten die für den Bau von LIS prädestiniert sind. Die Radrouten eine Vorreiterrolle ein. Um das Rad- vorhandenen, sich in Betrieb befindlichen 54 verkehrspotential nicht nur für den Tourismus, Ladesäulen mit 131 Ladepunkten 12 werden von sondern auch im Alltag besser zu nutzen, erstellt unterschiedlichen Anbietern betrieben, sodass der Kreis aktuell ein Radverkehrskonzept. Ziel des die Rahmenbedingungen für die Nutzung von LIS Konzeptes ist es, ein hierarchisch gegliedertes stark variieren. Radwegenetz zu entwickeln, dass auch für alltäg- Mit einer durchschnittlichen Entfernung von liche Wege sowie Elektrofahrräder ausgelegt ist. 3,6 km zur nächsten Ladestation liegt der Kreis Der weitere Ausbau von B+R-Flächen mit sicheren Steinfurt schon heute deutlich unter dem bun- und überdachten Radstationen soll ebenfalls im desweiten Durchschnitt (6,1 km) (vgl. Abbildung Radverkehrsplan berücksichtigt werden. 4). Für 80 % der Einwohner sind es weniger als 4 km bis zur nächsten Ladestation, für 23 % we- Pendlerverkehr niger als 2 km. Mit einem Ein- und Zweifamilien- Der Pendlerverkehr trägt im Kreis Steinfurt hausanteil von 69 % und der damit verbundenen wesentlich zu der durch den MIV verursachten Möglichkeit der Installation privater LIS, verfügt Schadstoffbelastung bei. Aufgrund der Nähe der Kreis über attraktive Voraussetzungen für zu weiteren Mittel- und Oberzentren, weist der die Elektromobilität. Mit einer privaten Wallbox 5. Information und Technik Nordrhein-Westfahlen, Statistisches Landesamt 2018, 6. Vgl. Kreis Steinfurt 2011, 7. Vgl. Statistisches Bundesamt 2017a, 8. Vgl. Statistisches Bundesamt 2017b, 9. Vgl. Kreis Steinfurt 2011, 10. Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und infas Institut für angewandte Sozialwissenschaften 2018
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung 6 Wegelängen im Pendlerverkehr 50000 60% 50% 40000 40% 30000 30% 20000 20% 10000 10% Anzahl Pendler 0 0% Anteil in % ≤ 10 11–20 21–50 >50 Weglänge einfach Fahrt (km) Abbildung 3 Wegelängen im Pendlerverkehr können 98 % der Bewohner ihren täglichen PV-Anlagen und ggf. stationären Speicher- Ladebedarf decken. Wird zusätzlich auf möglichkeiten ergibt sich für Privatpersonen auswärtige LIS zurückgegriffen, kann auch eine hohe Attraktivität in der Nutzung eines der Ladebedarf der übrigen Einwohner, die Elektro-PKWs. Zum 01.01.2018 waren laut bspw. täglich lange Pendlerwege zurückle- Kraftfahrtbundesamt (KBA) 208 BEV und gen, gedeckt werden. In Kombination mit 136 PHEV im Kreis Steinfurt zugelassen 13. Ladeinfrastruktur und deren Erreichbarkeit im Kreis Steinfurt Mittlere Entfernung zum Ladeleistung: nächsten Ladeort im km: ≤ 11 kW (AC) >2 22–43 kW (AC) 2–3 ≥ 43 kW (DC) 4–5 Tesla Supercharger 6–7 Kreis Steinfurt Anzahl an Ladepunkte: 1 5 11 Abbildung 4: Ladeinfrastruktur und deren Erreichbarkeit im Kreis Steinfurt Datengrundlage: Administrative Grenzen: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Stand 01/2017 Ladeinfrastruktur: GoingElectric und Lennet, Stand 09/2018, Routing: basierend auf Open- StreetMap-Straßennetz 11. Vgl. Bundesagentur für Arbeit 2018, 12. Stand November 2018, 13. Vgl. Kraftfahrt-Bundesamt 2018
7 Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung Lademöglichkeit zu Hause (Anwohnerladen) 5. Anforderungen an und beim Arbeitgeber (Arbeitgeberladen) Ladeinfrastruktur zum Gelegenheitsladen und zur Reich- weitenertüchtigung auf Reisen sowie zur Im Gegensatz zu konventionellen Fahrzeu- Aufladung der Batterie am Zielort, um die gen mit Verbrennungsmotor, können Elek- nächste Fahrt absolvieren zu können. trofahrzeuge während der Standzeiten, die Für die Bereitstellung von Normalladeinfra- sich aus dem Mobilitätsverhalten ergeben, struktur mit Ladeleistungen zwischen 3,7 geladen werden (vgl. Abbildung 5). Da PKW und 22 kW AC im (halb-)öffentlichen Raum im Schnitt ca. 23 von 24 Stunden täglich bieten insbesondere Einzelhändler, Gastro- stehen, ergibt sich ein hohes Ladepotential. nomie/Hotellerie und Freizeiteinrichtungen Damit unterscheidet sich das Ladeverhal- (POI aufgrund folgender Faktoren ideale ten vom Tankverhalten deutlich, da jede Voraussetzungen: Standzeit genutzt werden kann, um Strom zu Laden. Dies gilt auch, wenn eine Ladung, ●● Flächenverfügbarkeit aufgrund eines für die nächsten Fahrten ●● Häufiges Ziel mit passenden Standzeiten noch ausreichenden Ladestands der Batte- für einen Ladevorgang (> 15 Minuten) rie, noch nicht notwendig ist. Ein anfahren und Bereitschaft der Nutzer, diesen einer separaten Örtlichkeit (Tankstelle) ist durchzuführen, nicht erforderlich, wenn im normalen Tages- ●● Ladeinfrastruktur stellt nicht das Kernge- ablauf Ladeinfrastruktur an den Stellplätzen schäftsmodell dar, welches kaum eine vorhanden ist. Eine Lademöglichkeit am Refinanzierung im Bereich des Normalla- Wohnungsstellplatz oder beim Arbeitgeber dens erwarten lässt, stellt für die meisten Elektrofahrer die Basis- ●● Teilweise hohe Kundenfrequenz bei Ein- versorgung und meist die Voraussetzung für zelhändlern, die sonst kaum gegeben ist die Entscheidung für ein Elektroauto dar, da und ggf. langfristig sogar ein Geschäfts- beide Lademöglichkeiten eine verbindliche modell ermöglichen würde, Verfügbarkeit aufweisen und die Fahrzeuge ●● Gegenfinanzierung durch Kunden- über Nacht zu Hause oder tagsüber beim gewinnung und längere Aufenthaltsdauer Arbeitgeber ausreichend lange Standzeiten im Geschäft. aufweisen. Ladeinfrastruktur auf (halb-)öffentlichen Flä- Für den Markthochlauf der Elektromobilität chen dient insbesondere Einwohnern ohne bieten diese Standorte einen entscheiden- 15 km Arbeit *5 / Woche Kindergarten* 3 km *5 Ø9h Ø 15 min / W oc he 3 km 1 km *1/ Woche *1/ Woche he oc W/ *1 km Wohnort 5 2, Freunde POI Ø 12 h Ø2h Ø 45 min he 4 km *2/ Woc POI Legende: Ø 1,5 h Regelmäßige Aufenthaltsorte ch e 6 km *1/ Wo und -dauer Unregelmäßige Aufenthaltsorte oc he 16 km *1/ W und - dauer
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung 8 den Vorteil. Durch die Frequentierung wird Autobahnraststätten positioniert. Ladevor- eine hohe Sichtbarkeit im Sinne der Wahr- gänge an Schnellladeinfrastruktur sind meist nehmung ermöglicht. zwingend notwendig, um die Fahrt fortset- zen zu können. Für Betreiber ergeben sich folgende Vorteile: Nutzergruppen ●● Attraktives Kundensegment (hohes Unter den Nutzern bestehen differenzierte Einkommen, innovativ, gebildet etc.), Anforderungen an Ladeinfrastruktur (vgl. ●● Hohe mediale Kommunikationseignung Abbildung 6). Sie ergeben sich aus der Sub- des Themas Ladeinfrastruktur stituierbarkeit der Ladung, aus den situati- (Presse, Ladeverzeichnisse, Eintrag bei onsbedingten Umständen, bspw. Zweck der Google Maps, eigene Kundenkomm- Nutzung, Standzeit des Fahrzeuges und Not- unikation …), wendigkeit zur Ladung sowie dem Mobilitäts- ●● Engagement im Bereich Nachhaltigkeit verhalten. Zur Erfüllung der Anforderungen und Umweltbewusstsein, der verschiedenen Nutzergruppen müssen ●● Positive Abstrahlung auf eigene diese Aspekte bei der Wahl der Ladeorte Dienstleistung hinsichtlich Technologie und Ausgestaltung der Ladeinfrastruktur und Nachhaltigkeit, beachtet werden. Es ergibt sich jedoch keine ●● Glaubhafte Verbindung mit regionalen separate Ladeinfrastruktur für einzelne Produkten, Erzeugung und ökologischem Zielgruppen. Einige Standorte werden einen Image möglich, großen Anteil bestimmter Nutzergruppen ●● Frühzeitige Marktbesetzung in der bedienen, sollten jedoch immer auch attrak- Umgebung, tive Möglichkeiten für die anderen Nutzer- ●● Ideale Kombination mit eigener PV- gruppen bieten, um durch unterschiedliche und Speicheranlage, zeitliche Inanspruchnahmen bessere Aus- ●● Lademöglichkeiten für eigene Fahrzeuge, lastungen im Tagesverlauf zu erreichen. Die Mitarbeiter und Lieferanten, Anforderungen an Ladeinfrastruktur gehen, ●● Kombination mit existierenden Kunden- neben dem Mobilitäts- und Ladeverhalten bindungsprogrammen, der Nutzer, aus weiteren Einflussfaktoren ●● Günstige Kundengewinnung im Vergleich wie bspw. der für den Betreiber notwendigen zu anderen Aktivitäten. Wirtschaftlich- bzw. Vorteilhaftigkeit oder dem festgesetzten Rechtsrahmen hervor. Schnellladeinfrastruktur mit einer Ladeleis- Oft spielt die Nutzung regionaler Produk- tung ab 43 kW DC dient insbesondere der te, bspw. vor Ort erzeugter regenerativer Streckenabsolvierung und ist vorrangig an Strom, eine relevante Rolle. Mobilitätsverhalten Ladeverhalten ●● kurzer Arbeitsweg ●● regelm. Laden am priv. LIS (Zuhause) Privater Nutzer ●● lange Standzeit (über Nacht) ●● Gelegenheitsladen (Freizeit) ●● flexible Standzeiten (Freizeit und Alltag) ●● Schnellladen (Ausflüge und Urlaub) ●● mittlerer bis langer Arbeitsweg ●● regelm. Laden an priv. LIS (Zuhause/Arbeit) Berufspendler ●● lange Standzeit (über Nacht)/Tagsüber ●● Gelegenheitsladen (Freizeit) ●● flexible Standzeiten (Freizeit und Alltag) ●● Schnellladen (Ausflüge und Urlaub) ●● langer Anreiseweg ●● Laden am Zielort/Unterkunft Gäste und Touristen ●● lange Standzeit (über Nacht) ●● Gelegenheitsladen (Tagesausflüge) ●● Tagesausflüge ●● Schnellladen (An- und Abreise) Geschäfts-und ●● langer Anreiseweg ●● Laden am Zielort/Unterkunft Durchreisende ●● lange Standzeit (über Nacht) ●● Gelegenheitsladen (Geschäftsessen) ●● Schnellladen (An- und Abreise) Abbildung 6 Mobilitäts- und Ladeverhalten der Nutzergruppen
9 Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung Anforderungen an Ladeinfrastruktur im Kreis Steinfurt Aus den genannten Einflussfaktoren ergeben sich die Anforderungen an Ladestationen im Kreis Steinfurt. Ziel ist ein einheitlicher Ausbau im gesamten Kreisgebiet. Dabei sollten bereits bestehende Lösungen und regionale Produkte eingebunden werden. ●● ≥ 50 kW Ladeleistung ●● 22 kW Ladeleistung ●● Combo-Stecker ●● Typ 2 Stecker ●● CHAdeMO-Stecker Schnell Normal LIS (DC) LIS (AC) ●● gängige Ad-hoc ●● Öko-Strom ●● Positionierung an frequentierten Zahlungsmittel (Unser Landstrom) Orten des täglichen Bedarfes ●● einheitliches Bezahl- und ●● einheitliche Gestaltung ●● mengenabhängige, Abrechnungssystem transparente Abrechnung ●● sichtbare Aus- und ●● Zugang 24/7 Beschilderung Abbildung 7: Anforderung an die LIS im Kreis Steinfurt Darüber hinaus wird folgendes empfohlen: ●● Lademanagements, um netzdienliches Laden und ein Lastmanagement am einzelnen Standort (mit mehreren Ladesäulen) bei geringerer Gesamtanschluss- leistung zu ermöglichen Vorbereitung für die spätere Unterstützung der Umsetzung von ISO 15118 14 ●● Angeschlagene Kabel für jeden Ladepunkt, auch im AC-Bereich, in einer gut sichtbaren Farbe ●● Anbindung der LIS an ein IT-Backend über einen aktuell offenen Standard, bspw. OCPP sowie Remotefähigkeit 14. Diese regelt den automatisierten Datenaustausch zwischen Fahrzeug und Ladeinfrastruktur.
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung 10 6. Prognosen Elektrofahrzeuge der erwarteten Ladevorgänge (vgl. Abbil- dung 9). Da sich 69 % aller Wohnungen im und Ladeinfrastruktur Kreis Steinfurt in Ein- oder Zweifamilien- häusern befinden, kann für die Mehrheit Entwicklung Elektrofahrzeuge der Einwohner von einer Möglichkeit des bis 2030 Privatladens ausgegangen werden. Für Im Mittel werden bis 2030 für den Kreis diese Zielgruppe ist die Anschaffung eines Steinfurt 36 995 E-PKW erwartet, was Elektro-PKW tendenziell attraktiver als für einem E-PKW-Anteil von 14 % entspricht Einwohner, die nicht über die Möglichkeit zur (vgl. Abbildung 8). Je nach Entwicklung der Installation einer privaten Lademöglichkeit Fahrzeugpreise, Batterietechnologie, Roh- verfügen. Dies ist durch die zuverlässig ver- stoffpreisen, politischen Fördermaßnahmen fügbare Lademöglichkeit, das Potential der und anderen Einflussfaktoren ist ein höherer eigenen Stromproduktion mit PV-Anlagen oder niedrigerer Marktanteil möglich. Damit sowie den zukünftigen Einsatz eines eigenen ergeben sich erhebliche ökologische Ein- Speichers zu begründen. spareffekte, die sich in der Summe im Jahr Prognostizierte Anzahl der zugelassenen E-PKW im Kreis Steinfurt Anteil der E-PKW am Gesamtbestand 30000 15 % Anzahl der E-PKW 20000 10 % 10000 5% Anzahl der E-PKW: Reines Elektroauto (BEV) Plug-In-Hybrid (PHEV) 0 0% 2018 2020 2025 2030 Jahr Abbildung 8: Prognostizierte Anzahl der privat und gewerblich zugelassenen E-PKW im Kreis Steinfurt (unterschieden nach Antriebsart) sowie der Anteil der E-PKW am gesamten PKW-Bestand in % (Mittelwert aller Szenarien) 2030 zwischen ca. 37 300 t CO2 sowie 117 t Mit 9 % (1 113 LV) ist der Anteil der La- NOX und ca. 135 000 t CO2 sowie 422 t NOX devorgänge von Anwohnern, welche nicht belaufen. Dadurch ergibt sich ein relevanter privat Laden können (Anwohnerladen), Ansatz für lokale Emissionseinsparungen entsprechend gering. und den Klimaschutz im Kreis Steinfurt. Rund 24 % (2 954 LV) entfallen auf das Ladebedarf im Jahr 2030 Laden beim Arbeitgeber. Im Jahr 2030 werden rund 12 200 Ladevor- gänge (LV) im Kreis Steinfurt prognostiziert. (Halb-)Öffentliches Normalladen folgt mit Aufgrund der siedlungs- und infrastruktu- ca. 2 500 Ladevorgängen pro Tag (21 %). rellen Gegebenheiten dominiert das private Hinzu kommen knapp 1 000 Schnellladevor- Laden an der heimischen Wallbox mit einem gänge (8 %), welche primär in Autobahnnä- Anteil von 38 % (4 659 LV) an der Summe he erwartet werden.
11 Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung Prognostizierte Anzahl der täglichen Ladevorgänge im Kreis Steinfurt 125000 10000 Anzahl der Ladevorgänge pro Tag 75000 50000 25000 Prognostizierte Anzahl an Ladevorgängen für: Privatladen Anwohnerladen Arbeitgeberladen 0 (Halb-) öffentliches Normalladen 2018 2020 2025 2030 Schnellladen Jahr Abbildung 9: Übersicht zur Anzahl der prognostizierten Ladevorgänge pro Tag im Kreis Steinfurt (Mittelwert aller Szenarien) Standortpotential für Lade- 300 × 300 m werden täglich infrastruktur mind. 10 Ladevorgänge erwartet Aufbauend auf der LIS-Prognose auf Kreise- ●● Mittlere Eignung: in einem Gebiet bene wurden Detailanalysen für die 24 Städ- von 300 × 300 m werden täglich te und Gemeinden des Kreises Steinfurt auf mind. 5 Ladevorgänge erwartet einem 100-m-Raster durchgeführt. Anhand der räumlichen Verteilung der erwarteten Diese Planungsräume beschreiben ledig- Ladevorgänge werden geeignete Gebiete lich die Eignung für die Errichtung von LIS für den LIS-Ausbau ermittelt. Basierend auf hinsichtlich deren erwarteter Auslastung. der Summe der täglichen Ladevorgänge an Um eine Priorisierung von Gebieten für den (halb-)öffentlicher Normal-, Schnell- und LIS-Ausbau zu definieren, wurde in einem Anwohnerladeinfrastruktur im Jahr 2030 zweiten Schritt die vorhandene sowie bereits wurden Planungsräume ausgewiesen, in Planung oder Bau befindliche Ladeinfra- welche sich aufgrund des überdurchschnitt- struktur einbezogen. Dabei wurde angenom- lichen Ladebedarfes für die Errichtung von men, dass diese LIS den lokalen Bedarf im LIS eignen. Die Planungsräume wurden in Umkreis von 300 m deckt 16. Diese Gebiete drei Kategorien unterteilt: werden als Bedarfsräume definiert und dienen einer ersten Übersicht, wo mit Ver- ●● Sehr hohe Eignung: in einem Gebiet sorgungslücken zu rechnen ist. Analog zu von 300 × 300 m werden täglich den Planungsräumen wurde auch hier eine mind. 20 Ladevorgänge erwartet Priorisierung vorgenommen. Das Stand- ●● Hohe Eignung: in einem Gebiet von ortpotential wurde für alle 24 Städte und 15. Dieser Wert wird als Obergrenze gesehen, da die Anzahl der PKW pro Haushalt in Ein- und Zweifamilienhäusern deutlich über der von Haushalten in Mehrfamilienhäu- sern liegt., 16. Unter der Annahme, dass diese LIS zukünftig bedarfsgerecht ausgebaut wird.
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung 12 Gemeinden des Kreises Steinfurt erstellt. steigenden Ladebedarfen ein Angebot an Im Ergebnis der LIS-Analyse konnten im ge- LIS entgegensetzen zu können, müssen samten Kreis Steinfurt 144 Bedarfsräume Ausbauaktivitäten bereits heute ini- (Versorgungslücken) bis zum Jahr 2030 iden- tiiert werden. Erfolgt dies erst zeitgleich tifiziert werden, davon 10 mit sehr hoher, 40 mit dem deutlichen Zuwachs an Fahrzeu- mit mittlerer und 94 mit sehr hoher Priorität. gen, entstehen Versorgungslücken, die sich Die Ergebnisse sind nachfolgend beispielhaft negativ auf die Akzeptanz der Elektromobi- für die Stadt Ibbenbüren dargestellt (vgl. lität im Kreisgebiet auswirken. Dem ener- Abbildung 10). Alle weiteren Ergebnisse sind gieland2050 e.V kommt dabei insbesondere in der Langfassung des Ergebnisberichtes eine koordinierende und beratende Funktion aufgeführt. zu. Die erheblichen Chancen, die sich aus Für den Ladebedarf der kommenden 3-4 der Überbrückung der Ladezeiten für die Jahre ist die aktuelle LIS im Kreis Steinfurt lokale Wirtschaft ergeben, sollten genutzt ausreichend. Ab dem Jahr 2022 ist jedoch werden. Damit kann die Versorgungsituation im Markthochlauf mit einer exponentiell im Kreis bzgl. Gastronomie und Einzelhandel steigenden Anzahl an Elektrofahrzeugen gestärkt. zu rechnen. Um den damit einhergehenden Bedarfsräume für Ladeinfrastruktur in der Stadt Ibbenbüren Ladeinfrastruktur Bedarfsräume Status: Priorität für LIS-Ausbau In Betrieb Sehr Hoch Hoch In Bau Mittel InPlanung Datengrundlage: Administrative Grenzen: Bedarfsprognose für Ladeinfrastruktur basierend auf GISeLIS Ladeinfrastruktur: Lemnet und GoingElectric, Stand 12/2018 und Stadtwerke Tecklenburger Land Stand 09/2018 Abbildung 10 Übersicht der Bedarfsräume für Ladeinfrastruktur
13 Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung Empfehlungen für die Errichtung von LIS ●● Für den Ausbau von LIS sollten potenzielle Akteure und Investoren adressiert werden. Jeder Ort mit Kundenverkehr bietet prinzipiell das Potential, Ladeinfrastruktur zu errichten und diese als Service anzubieten. Insbesondere im PoS-Bereich sollten die schon genannten Akteure mit Flächen- verfügbarkeit adressiert werden. Diese können zur Kundengewinnung und -bindung LIS einsetzen, womit andere Geschäftsmodelle entstehen. LIS wird eine Grunderwartung der Kunden werden. ●● Im Markthochlauf sollte der LIS-Ausbau zwischen den Akteuren koordiniert werden, da die Nachfrage gering ist und überschneidende Aktivitäten zu einer weiter sinkenden Wirtschaftlichkeit der einzelnen Ladesäulen führen. ●● Die Verwendung von Ökostrom (soweit verfügbar: „Unser Landstrom“) sollte angestrebt werden. ●● Um die Belegung von LIS durch Verbrenner-Fahrzeuge zu reduzieren, sollten deutliche Bodenmarkierungen eingerichtet werden. ●● Um dem Angebot an LIS eine bedarfsgerechte Nachfrage entgegenzusetzen, bedarf es Initiativen, um den Anteil der E-PKW deutlich zu erhöhen. Insbesondere dem bedarfsgerechten Ausbau, auch hinsichtlich der tariflichen und technischen Anforderungen, kommt eine entscheidende Bedeutung zu. ●● Der energieland2050 e.V. sollte sich durch Sensibilisierung und Beratung sowie Koordinierung und ein regelmäßiges Monitoring des Ausbaustandes aktiv am Aufbau beteiligen. Ein eigener Betrieb ist aufgrund der Komplexität und des notwendigen Unterhalts zu aufwendig und nicht Kernkompetenz. ●● Ein Informationsblatt für alle potenziellen LIS Betreiber sollte im Rahmen von Bauanträgen bereitgestellt werden. Darauf sollten die Ablaufschritte und Anlaufstellen verzeichnet sein. Es sollte ein zentraler Ansprechpartner für Unternehmen im Kreis Steinfurt zusammen mit den Klimaschutzmanagern geschaffen werden. energieland2050 e.V. Information und Beratung Koordination und Monitoring Abbildung 11 Information und Beteiligung von Akteuren
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung 14 ben. Die Akteure profitieren durch deutlich 7. Lokale Strukturen und bessere Vermarktungschancen der eigenen Wertschöpfungspotentiale Dienstleistungen/Produkte. Zum anderen ist eine deutlich breitere Vertriebsbasis vor- Unabhängig von gezielten Aktivitäten durch teilhaft, da mehrere Multiplikatoren für die den Kreis Steinfurt wird sich die Elektromo- Angebote bestehen. bilität langfristig durchsetzen. Durch proak- Durch Bündelangebote können die Optionen, tives Handeln kann der Kreis jedoch positiv die die Elektromobilität durch ihre Quer- auf die Entwicklung der Elektromobilität schnittsfunktion bietet, anhand regionaler in der Region einwirken und sich dadurch Produkte dargestellt werden. Diese sollten Standortvorteile sichern und die lokale aktiv beworben werden, um von Seiten Wertschöpfung steigern. Damit kann der einzelnen Partner aktiv auf potentielle Interessenten zuzugehen. Durch mehrere ●● ein früherer Markthochlauf im Kreis, verschiedene Anbieter entstehen neue und ●● ein deutlich höherer Anteil der lokalen kreative Angebote und eine breite Auswahl Wertschöpfung an der Elektromobilität, für Interessenten. Daher sollte das Ziel ●● und eine Stärkung der Rolle der lokalen nicht sein, dass sich alle Anbieter zusam- regenerativen Energien und Produkte menschließen, sondern sich konkurrierende (bspw. PV und „Unser Landstrom“) durch bzw. spezialisierte Akteursnetzwerke bilden. die erhöhte und gezielte Nachfrage nach Dabei ist die Bandbreite von Empfehlungen Öko-Strom erreicht werden. bis hin zu festen Zusammenschlüssen mit Elektronikfachhandel Netzbetreiber und Autohändler und Energieversorger Werkstatt Erneuerbare Energien, Strom- Verkauf Hausautomatisierung- versorgung und Wartung- und steuerung (Smart Home) service Versicherung, Ladesäulen- Betrieb von Planung, betreiber Ladesäulen Dienstleister Finanzierung und Betrieb Dafür muss eine intensive Beschäftigung eigenen Produkten/Dienstleistungen sinn- mit den Potentialen, Rollen sowie Umset- voll. Berücksichtigt werden sollte, dass in zungs- und Gestaltungsmöglichkeiten erfol- den einzelnen Branchen unterschiedliche gen. Elektromobilität als Querschnittsthe- Wertschöpfungstiefen und damit unter- ma erfordert die Bildung von Netzwerken schiedlich hohe Rückflüsse zu erwarten unter Einbeziehung neuer Akteure sind. Daher sollte über einen Ausgleich für (vgl. Abbildung 12). Elektromobilität erfor- margenschwache Branchen, die ggf. einen dert ein Umdenken weg vom reinen Verkauf hohen Beratungsaufwand übernehmen, der Fahrzeuge hin zu einem ganzheitlichen nachgedacht werden. Eine kompetente Beratungsansatz. Dieser beinhaltet eine Netzwerkstelle sollte in Zusammenarbeit Kombination der Bestandteile des Ökosys- mit Handwerks- sowie Industrie- und Han- tems Elektromobilität (Elektrofahrzeug, La- delskammer für die einzelnen Akteure bereit destation, Speicher und PV-Anlage), woraus stehen, Ansprechpartner vermitteln und sich Vorteile für (potentielle) Nutzer erge- die Vernetzung aktiv vorantreiben. Vernet-
15 Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung zungstreffen sollten organisiert und Hilfe- gen, reduziert werden. Angebote zum Testen stellungen für die Erarbeitung gemeinsamer von Elektro-PKW und (Elektro-)Fahrrädern Angebote gegeben werden. Insbesondere in haben eine besonders große und positive der Anfangsphase wird dies ein hohes Maß Wirkung. Es bedarf eines übergeordneten an externer Unterstützung von Akteuren Ziels und eines Gesamtbildes, das der Kreis außerhalb der Netzwerke benötigen. Die bzgl. der Elekt-romobilität als einen Punkt Akzeptanz der Elektromobilität durch die zukünftiger Mobilität und Nachhaltigkeit Bürger bedingt Sichtbarkeit, Transparenz, sukzessive erreichen will und kann. Die ein umfassendes Informationsangebot sowie formulierte Zielstellung sollte plakativ sein niedrigschwellige und vorteilhafte Angebote. und eine möglichst hohe Bürgereinbindung Diese müssen durch die Anbieter gemein- ermöglichen. Dies wird bspw. durch eine sam geschaffen und Vorteile herausgestellt gemeinsame Aktion des Kreises und seiner werden. Insbesondere Angebote, die einen Gemeinden für das Sammeln von einge- einfachen Einstieg in die Elektromobilität sparten Litern fossiler Kraftstoffe oder die bzw. ein kennenlernen ermöglichen, sowie Menge eingesparter CO2-Emissionen durch Fördermöglichkeiten und Sonderangebote den Einsatz von Elektrofahrzeugen ermög- der Hersteller müssen geschaffen sowie licht. Das Ziel muss politisch kommuniziert kommuniziert werden. werden, um eine Perspektive und Planungs- Ziel der Kommunikation sollte es zunächst grundlage zu geben. Bei einem mit Unsi- sein, ein Bewusstsein für Alternativen zum cherheit behafteten Thema bietet dies eine konventionellen privaten PKW bei den Bür- Möglichkeit, Verbindlichkeit und Sicherheit gern zu wecken und darauf aufbauend über zu vermitteln. Ein gemeinsames Ziel, das alternative Lösungsansätze in Form von ohne Widerspruch sinnvoll ist, kann so in elektromobilen und multimodalen Mobili- den Mittelpunkt gestellt werden. tätslösungen zu informieren. Dazu müssen Kommunikationsmaßnahmen müssen von Informationen bereitgestellt und damit eine den Bürgern angenommen werden und Öffentlichkeitswirksamkeit erzielt werden. sie zu eigenen Aktionen motivieren. Eine Die Elektromobilität als Querschnittsthema umfassende Bürgerbeteiligung durch die ist vielschichtig und komplex. Neben Vorur- Maßnahmen ist dafür zwingend erforderlich. teilen und Unsicherheiten existieren daher Dies stellt die Basis dar, um die Verbreitung auch viele Fragen – häufig zu technischen der Elektromobilität in der Bevölkerung zu Aspekten bezüglich der Fahrzeuge und initiieren. Ladeinfrastruktur, den rechtlichen Rahmen- Alle durchgeführten Aktionen und Maßnah- bedingungen und den existierenden Angebo- men zur Förderung der Elektromobilität ten respektive Produkten und Dienstleistun- bedingen Begleitung durch die lokale Presse gen (vgl. Abbildung 13). Unsicherheiten bzgl. und müssen über die Amtsblätter und Web- Technologie und Reichweite können durch seiten der Gemeinden und des Kreises Stein- einfache Fallbeispiele, vor allem durch furt verbreitet und kommuniziert werden. positive Fahrerlebnisse mit Elektrofahrzeu- ●● Fördermöglichkeiten ●● Private Lademöglichkeit ●● Rekuperation ●● Verknüpfung mit ●● Stufenloses Automatikgetriebe ●● Lebensdauer der Akkus erneuerbaren Energien ●● E-Kennzeichen ●● Abrechnungs- und ●● Marktentwicklung Bezahlmethoden ●● Umweltfreundlichkeit ●● Ladekarten, Tarife & Roaming ●● Modellverfügbarkeit ●● Fahrspaß ●● Ladedauer ●● Reichweite ●● Alltaugstauglichkeit Abbildung 13 Informationsbedarf Elektromobilität
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung 16 ist jedoch zu erwarten, dass aufgrund von 8. Maßnahmenkatalog Skaleneffekten und steigender Nachfrage und Priorisierung sowohl die Kosten für die Fahrzeuge sin- ken als auch deren Verfügbarkeit steigen Die Elektromobilität ist mit vielen Vorurtei- werden. len behaftet. Geringe Reichweiten, zu wenig Entscheidungen hinsichtlich der Etablie- Lademöglichkeiten und die wahrgenommene rung der Elektromobilität werden nicht auf Komplexität des Ökosystems Elektromobi- dem deutschen Markt getroffen, sondern lität führen zu einer verbreiteten Skepsis in auf Märkten mit deutlich größerem Druck der Bevölkerung. Die Alltagstauglichkeit der hinsichtlich Schadstoffbelastungen und Fahrzeuge wird angezweifelt, wenngleich steigendem Verkehrsaufkommen. Mit den Praxisbeispiele das Gegenteil beweisen. Quoten für Elektrofahrzeuge, bspw. Auf Die Modellvielfalt wächst, ebenso wie die dem chinesischen Markt, ist die Zukunft Zuverlässigkeit und Reichweite etablierter der Elektromobilität definiert worden. Für Modelle. Der Ausbau der LIS steigt seit 2014 Deutschland, seine Länder, (Land-)Kreise kontinuierlich . 2018 gibt es in Deutschland 17 und Gemeinden stellt sich die Frage, ob fast so viele Ladestationen (ca. 9 500) wie sie die Entwicklung der Elektromobilität Tankstellen (ca. 14 500) 18. Geringe Reich- vor Ort gestalten wollen. Maßnahmen zur weiten und ein Mangel an LIS sind heute Förderung und Gestaltung müssen jetzt nicht mehr die entscheidenden Kaufhürden. umgesetzt werden, um als Kreis von den Limitierende Faktoren stellen vorrangig Chancen der Elektromobilität hinsichtlich die im Vergleich zu konventionellen Model- Nachhaltigkeit und Wertschöpfung profi- len hohen Anschaffungskosten und langen tieren zu können. Für den Kreis Steinfurt Lieferzeiten der Hersteller aufgrund unzu- wurden folgende Maßnahmenbereiche fest- reichender Produktionskapazitäten dar. Es gesetzt (vgl. Abbildung 14). Ladeinfrastruktur – Fahrzeuge Ausbau, Informations und Beratung günstige Proaktive Unterstützung Rahmenbedingungen Sensibilisierung Praktische Erfahrungen Elektro- Information mobilität ÖPNV im Kreis Zielstellung und Strategie Steinfurt Fuhrparkelektrifizierung Koordination, Management und Monitoring Elektrofahrräder Netzwerkbildung Nachhaltige Mobilität Information und Sonstige Maßnahmen Kommunikation Abbildung 14 Maßnahmenübersicht 17. Vgl. goingelectric.de 2018, 18 Vgl. Bundesnetzagentur 2018 und Ladesäulenregister und Mineralölwirtschaftsverband e.V. 2018
17 Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung Ladeinfrastruktur – Ausbau, die Etablierung dieser als Gemeinschafts- Information und Beratung aufgabe von Bürgern, Unternehmen sowie Die Verfügbarkeit öffentlicher LIS stellt Städten und Gemeinden verstanden wird. keine vorrangige Kaufhürde dar. Diese liegt Dafür ist eine gemeinsame Zielstellung für beim Kauf der Fahrzeuge selbst, in den Un- den Kreis Steinfurt sowie eine offensive sicherheiten und der Unkenntnis der Tech- und umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit nologie sowie in nicht absehbaren Risiken in nötig. Der Vernetzung regionaler Kompe- der Entwicklung. Investitionen des Kreises tenzen kommt eine hohe Relevanz zu. Das in den Ausbau der öffentlich zugänglichen bestehende Unternehmernetzwerk muss LIS mit dem Ziel, verbesserte Rahmen- für die Thematik sensibilisiert und durch bedingungen für die Elektromobilität zu Wissensaufbau und –austausch gestärkt schaffen, können diese Hinderungsgründe werden. Neue Netzwerkpartner, die sich nicht beseitigen und werden daher nicht als aus der Querschnittsfunktion der Elektro- notwendige und förderliche Maßnahme für mobilität ergeben, müssen vom Kreis aktiv die Erhöhung der Anzahl von Elektrofahrzeu- eingebunden werden. gen und die Etablierung der Elektromobilität im Kreis Steinfurt erachtet. Der Betrieb von Fahrzeuge LIS, insbesondere Normalladeinfrastruk- Die erläuterten Maßnahmen haben das über- tur, ist aktuell defizitär. Werden zusätzli- geordnete Ziel, mehr konventionelle PKW im che Ladesäulen durch den Kreis errichtet, Kreis Steinfurt durch Elektro-PKW zu erset- ohne dass eine entsprechende Nachfrage zen. Sie unterstützen Bürger und Unterneh- vorhanden ist, sinkt die Auslastung beste- men dabei, sich mit der Elektromobilität und hender LIS weiter. Sobald eine relevante, damit einhergehenden Veränderungen ver- wahrnehmbare Anzahl an Elektro-PKW im traut zu machen. Dies betrifft insbesondere Kreisgebiet vorhanden ist, steigt der Bedarf die Fahrzeugtechnologie und LIS sowie Ver- an öffentlichen Ladevorgängen, wodurch der änderungen in der bestehenden Netzwerk- Ausbau von LIS auf privaten Flächen durch struktur sowie dem Ökosystem PKW. Hemm- Dritte vorangetrieben werden wird. Die Moti- nisse beim Kauf von E-PKW können dadurch vation dafür wird dann eher im zusätzlichen abgebaut werden, der finale Schritt zum Kundenservice liegen als in der Erweiterung Fahrzeugkauf bedingt in vielen Fällen jedoch des Kerngeschäftes. Dem Kreis Steinfurt praktische Erfahrungen und die Kenntnis, ob kommt daher vorrangig die Aufgabe zu, ein Elektro-PKW für den gewünschten Zweck durch Information, Unterstützung und Auf- tauglich ist. Durch Probefahrten kann ein klärung der Bürger und Unternehmen positiv erstes Gefühl für Elektrofahrzeuge entwickelt auf den Markt und die Zulassungszahlen für werden. Eine Einschätzung, inwieweit sich Elektro-PKW im Kreis einzuwirken. diese für den Alltag oder das Tagesgeschäft eignen, kann durch eine kurze Fahrt jedoch Kommunikation und Information nur schwer beurteilt werden. Eine längere Um Veränderungen im Mobilitätsverhalten Testphase kann Bürgern und Unternehmen zu erreichen, müssen Privatpersonen und dabei helfen, die Tauglichkeit der Fahrzeuge Unternehmen sensibilisiert und ein Be- besser beurteilen zu können. Durch einen wusstsein für die bestehenden Herausforde- vereinfachten Zugang und vergünstigte rungen im Verkehrssektor geschaffen wer- Konditionen können letzte Kaufhemmnisse den. Bei den Bürgern muss ein Verständnis überwunden werden. dafür entstehen, wie die Elektromobilität dazu beitragen kann, diese Herausforde- Sonstige Maßnahmen – rungen im Kreis Steinfurt zu bewältigen. Nachhaltige Mobilität Andernfalls wird sich keine Akzeptanz ein- Folgende Maßnahmen können keiner der stellen. Für den Erfolg der Elektromobilität Kategorien LIS, Information und Kommuni- im Kreis ist es außerdem notwendig, dass kation oder Fahrzeuge zugeordnet werden.
Elektromobilitätskonzept Kreis Steinfur t – Kurzfassung 18 Nr. Maßnahmentitel 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2030 2050 Ladeinfrastruktur 1 Proaktive Unterstützung des LIS-Aus- baus in festgesetzten Gebieten in den 24 Gemeinden 2 Sensibilisierung und Erstberatung lokaler Unternehmen hinsichtlich Installation und Betrieb von LIS 3 Sensibilisierung und Erstberatung von Privatpersonen hinsichtlich Installation und Betrieb von LIS 4 Informationen zur Berücksichtigung von LIS bei Neubauprojekten für Gewerbe und Privatpersonen 5 Anpassung der Stellplatzsatzung Information und Kommunikation 6 Zielstellung Elektromobilität für den Kreis Steinfurt 7 Kompetenzzentrum Elektromobilität 8 Monitoring, Management und Koordination der Elektromobilität in den 24 Städten und Gemeinden 9 Initiierung eines Unternehmernetz- werkes Elektromobilität 10 Transparente Angebote/Produkt- und Dienstleistungsbündel für die Elektromobilität 11 Erstberatung für betriebliches Mobilitäts- management und Fuhrparkanalyse 12 Interne Information und Schulung der Mitarbeiter Fahrzeuge 13 Initiierung von Rahmenverträgen für Elektro-PKW 14 Programm zum Testen von Elektro-PKW für Privatpersonen und Unternehmen
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