UNTERWEGS IN DER REGION FRIBOURG - Den Charme bewahrt: trekking - Drei Grad Nord

 
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UNTERWEGS IN DER REGION FRIBOURG - Den Charme bewahrt: trekking - Drei Grad Nord
trekking   SCHWEIZ

                          Den Charme bewahrt:

                          UNTERWEGS IN DER
                          REGION FRIBOURG
Abb.: © Fribourg Region

                              
UNTERWEGS IN DER REGION FRIBOURG - Den Charme bewahrt: trekking - Drei Grad Nord
Der Schweizer Kanton Freiburg überzeugt vor allem durch seine Vielfalt: Im Westen spricht man
Französisch, im Osten Deutsch. Geografisch beeindruckt das Drei-Seen-Land, an das sich die
Freiburger Voralpen anschließen. Die Hauptstadt Fribourg liegt mittendrin.
Text: Katharina Baus

                                                                                                
UNTERWEGS IN DER REGION FRIBOURG - Den Charme bewahrt: trekking - Drei Grad Nord
Urtümliche Landschaften                               die Felsgrate von Les Reccardets und die Spitzflue   Verlies lugt, donnert der sogenannte Wasserfall
                                           Es gibt Orte, bei denen schon der Weg das Ziel     im Süden sowie die Kaiseregg Richtung Osten.         von Schwarzsee in die Tiefe. Am Nordufer soll
                                        ist, und die man deshalb am besten zu Fuß er-         Zwischen 1.28 und 2.18 Meter erheben sich die      die Körpergröße eines Mönchs geschätzt wer-
                                        kunden sollte. Die Schweizer Region Fribourg, zu      Berge rund um den See, wohingegen der                den, auf der gegenüberliegenden Seite sucht man
                                        Deutsch: Freiburg, gehört dazu. Knapp eine            Schwarzsee selbst nur etwa zehn Meter tief ist und   in einem steinernen Brunnen nach einem Tier
                                        Woche sind wir unterwegs, um die schönsten            daher in den Wintermonaten gerne zum Schlitt-        aus Beton. Zwar haben wir bereits nach vier von
                                        Ecken der Region kennen zu lernen. Wir, das sind      schuhlaufen genutzt wird. Wiesen und Wälder          insgesamt acht Stationen das Lösungswort erra-
                                        Wanderführer aus der Region und ich. Unser            säumen das Seeufer. In den Höhen herrscht eine       ten – der »Häxewääg« ist ein Rätselweg für Kin-
                                        Plan für die nächsten Tage: Erleben, wie Milch zu     karge, alpin anmutende Szenerie mit einem über       der – die »Schwarze Kuh« und das »Goldloch«
                                        Käse und Schokolade wird, Berge besteigen,            200 Kilometer langen Wanderwegenetz.                 steuern wir trotzdem noch an.
                                        Schluchten durchqueren, ein Schloss besichtigen          »Einer Legende nach heißt er Schwarzsee, weil        Gegen Mittag legt der Wind eine Pause ein.
                                        und verschachtelte Altstädte erkunden.                sich der Riese Gargantua darin die Füße gewa-        Die Seeoberfläche ist so glatt wie das Bettlaken
                                           Geografisch entspricht die Region Fribourg         schen hat und das Wasser seitdem verschmutzt         in einem Luxushotel, auf der sich dicke Cumu-
                                        dem Schweizer Kanton Freiburg. Wer hierher            ist«, erklärt Corinne auf dem »Häxewääg«,            luswolken spiegeln. »Schon seit 200 Jahren wird
                                        reist, findet in den Voralpen mit ihrer traditions-   einem etwa zweistündigen emenwanderweg,             das schwefelhaltige Wasser des Sees zum Heil-
                                        reichen Alpwirtscha urtümliche Landschaen           bei dem auf Infotafeln sieben Sagen und Mär-         baden genutzt«, erklärt Corinne. Schwimmsa-
                                        mit       abwechslungsreichen      Wanderwegen.       chen aus dem Schwarzsee-Senseland erzählt            chen habe ich vorsichtshalber eingepackt,
                                        Corinne, Mitarbeiterin beim Freiburger Touris-        werden.                                              allerdings stagniert das ermometer bei lau-
                                        musverband, begrüßt mich am Schwarzsee. Er ist           Wir wandern auf kiesigen Wegen, über son-         schigen zehn Grad – wir bleiben beim Wandern.
                                        in die Freiburger Voralpen eingebettet. Rund um       nige Wiesen und Holzbrücken durch schattigen            Nach dem Rundgang um den See, auf nahezu
                                        den See erheben sich der Schwyberg im Westen,         Mischwald. Dort, wo die Ankenhexe aus ihrem          flachen Wegen, lockt uns die Bergwelt in ihre

                                                                                                                                                   Eingebettet in eine
                                                                                                                                                   voralpine Szenerie lädt
                                                                                                                                                   der Schwarzsee im
                                                                                                                                                   Sommer zum Baden ein
                                                                                                                                                   (links). – Die Urland-

                                                                                                                                                                              Abb.: Katharina Baus
                                                                                                                                                   schaft Brecca (unten). –
                                                                                                                                                   Erdkröten-Weibchen tra-
                                                                                                                                                   gen im Frühjahr ihren
                                                                                                                                                   Partner auf dem Rücken
                                                                                                                                                   zum Laichgewässer
                                                                                                                                                   (rechts).
Abb.: © Fribourg Region - Zimy da Kid

                                                                                                                                                                                                     trekkingmagazin 6/2019
                                               
UNTERWEGS IN DER REGION FRIBOURG - Den Charme bewahrt: trekking - Drei Grad Nord
Höhen. Ein schmaler, steiniger Pfad windet sich
durch Almwiesen hinauf zur Alp Hubel Rippa.
Wir bestellen Cappuccino auf der Terrasse, las-
                                                                                                                                »Es gibt Orte,
sen uns Berglu um die Nasen wehen und ge-                                                                                      bei denen
nießen die Tielicke auf den See. »Vom                                                                                          schon der Weg
Schwarzsee führt eine weitere, rund vierstündige
Tour durch den Breccaschlund auf den Euschel-
                                                                                                                                das Ziel ist,
spass«, erklärt Corinne. »Beim Abstieg in den                                                                                   und die man
Ort Jaun hat man tolle Blicke übers Greyerzer-                                                                                  deshalb am

                                                    Abb.: © Fribourg Region – Pascal Gertschen
land und die Burgruine Bellegarde«, schwärmt
sie.                                                                                                                            besten zu Fuß
                                                                                                                                erkunden
Aus alten Zeiten                                                                                                                sollte. Die
   Am nächsten Morgen stehe ich mit Guillaume
Schneuwly vom örtlichen Tourismusverband in                                                                                     Schweizer Re-
einer Szenerie wie aus längst vergangenen Zei-                                                                                  gion Fribourg
ten: In der Alpkäserei von Yvan Brodard in Cer-
niat, kleiner als ein Klassenzimmer, lodert ein
                                                                                                                                gehört dazu.«
offenes Feuer. Darüber schwebt an einer Kette
ein Kupferkessel voller Milch, der so groß ist,
dass wir problemlos zu dritt darin baden könn-     bogen in die Dickmilch. Zusammen mit einem           hundert. Etwa 10 Tonnen Gruyère d’alpage
ten. Dampf steigt aus dem Kessel zur Decke auf     zweiten Senner, dessen zerfurchte Hände von          AOP werden pro Jahr im Kanton Freiburg pro-
und vermischt sich mit dem Holzrauch, der in       jahrzehntelanger körperlicher Arbeit zeugen,         duziert. Wir setzen uns auf eine Bank im Ne-
der Nase beißt.                                    holt er den Käsebruch mit einem Tuch aus dem         benraum. Familienbilder zieren die hölzernen
   Yvan öffnet eine quietschende Holztür. Ich       Kessel, der anschließend in eine runde Form ge-      Wände. Die Kühe, die in den Morgenstunden im
schaue hindurch und blicke in die schwarzen        presst wird. Drei Käse, so groß wie Autoreifen,      Stall gemolken werden, laufen nun auf der
Augen einer Kuh – der Stall grenzt direkt an die   werden hier oben tagtäglich in Handarbeit pro-       Weide vor dem Fenster umher. Yvan nimmt
Käserei. »Bei Hartkäse wie dem Gruyère kom-        duziert, und zwar seit 192.                         einen handgeschnitzten Löffel von der Wand. In
men Milchsäurebakterien in die Milch, an-            »Die Schweine hinterm Haus bekommen die            einem hölzernen Behälter serviert er Greyerzer
schließend Lab. Dadurch dickt die Milch ein«,      Molke«, erklärt Yvan. Die Käseherstellung im         Doppelrahm (frz. Crème Double), ein rahmiges
erklärt Yvan. Mit einer Käseharfe fährt er durch   Kanton Freiburg ist traditionsreich, bis ins Jahr    Sahneerzeugnis, das gerne zur Verfeinerung von
sie hindurch, um die Abtrennung der Molke zu       111 reicht sie zurück. Ihr goldenes Zeitalter er-   Suppen, Saucen oder zur Dessert-Spezialität
fördern. Yvan taucht seine Arme bis zu den Ell-    reichte die Gruyère-Käseindustrie im 18. Jahr-       Meringues serviert wird.

                                                                                                                                                         Abb.: © Fribourg Region - Pascal Gertschen

trekkingmagazin 6/2019
                                                                                                                                             
UNTERWEGS IN DER REGION FRIBOURG - Den Charme bewahrt: trekking - Drei Grad Nord
Anreise                         Region im Maßstab 1:60.000 abdeckt, gibt’s        • Bains de la Gruyère:
                                                 Die Anreise mit der Bahn bietet sich an: Die        von Kümmerly+Frey: Wanderkarte Fribourg           Nach dem Wandern die
                                                 Region Fribourg hat ein gut ausgebautes             (ISBN 978-3-25900-819-5; 26,80 Euro).             Waden lockern – in den
                                                 Schienen- und Busnetz. Fahrpläne unter                                                                Bains de la Gruyère wird
                                                 www.sbb.ch und www.tpf.ch                                                                             das mineralstoffhaltige Was-
                                                 Reisende mit dem PKW können die Region                            Sehenswertes                        ser der beiden Innen- und
                                                 auf zwei Autobahnen durchqueren: die Ost-           • Schloss Greyerz: Auf einem Hügel beim           des Außenbeckens auf 34° erwärmt. Der nor-
                                                 West-Verbindung A1 und die A12, die Bern            Städtchen Gruyères liegt die ehemalige            dische Bereich mit drei Saunen und der orien-
                                                 mit Vevey verbindet. Wer mit dem eigenen            Residenz der Grafen, die acht Jahrhunderte        talische Bereich inklusive Hammam und
                                                 Auto in die Schweiz reist, benötigt eine            Kunst, Geschichte und Legenden widerspie-         türkischen Dampfbädern laden zum Entspan-
                                                 Vignette (40,- CHF), die an Grenzübergängen,        gelt. Von der Festungsmauer bis zu den fran-      nen nach langen Touren ein. Erwachsene
                                                 Tankstellen und Kiosken verkauft wird.              zösischen Gärten, vom Saal der Wachen bis         zahlen 26 CHF Eintritt. Infos unter:
                                                                                                     zu den romantischen Salons: Das Schloss           www.bainsdelagruyere.ch
                                                                                                     Greyerz entführt seine Gäste in längst ver-       • Festival Highline Extreme: Vom 5. bis 8.
                                                                Beste Reisezeit                      gangene Zeiten. Das mittelalterliche              September 2019 findet auf dem Gipfel des
                                                 Zum Wandern ist es von Mai bis Oktober am           Städtchen Gruyères besticht mit seinen            Moléson das Highline Extreme Festival statt.
                                                 schönsten (im Frühjahr und Herbst vorher die        verschachtelten Gassen – der Ort hat seinen       Athleten aus ganz Europa demonstrieren
                                                 Schneelage prüfen). Im Winter ist die Region        Namen sowohl der Region als auch dem              eindrucksvolle Balancierkünste auf 45 bis 477
                                                 unter anderem für zahlreiche Schneeschuh-           Käse vererbt. Erwachsene zahlen 12 CHF            Meter langen Bändern, die bis zu zehn Meter
                                                 wanderungen bekannt.                                Eintritt, Kinder bis 15 Jahre 4 CHF.              über dem Boden gespannt sind. Wer mutig
                                                                                                     Infos: www.la-gruyere.ch                          ist, kann die Trendsportart Slackline selbst
                                                                                                     • Maison Cailler: Wer alles über den Herstel-     ausprobieren. Infos unter: www.moleson.ch
                                                          Wanderführer und Karte                     lungsprozess von Schokolade erfahren
                                                 Umfassende Informationen zur Region liefert         möchte, begibt sich am besten in die altehrwür-
                                                 der Wanderführer »Fribourg: Du Moléson au           digen Gemäuer des Maison Cailler bei Broc.                           Infos
                                                 Kaiseregg – Du Vanil Noir au Mont Vully« von        Während eines audiovisuellen Rundgangs ent-       Freiburger Tourismusverband, Route de la
                                                 Daniel Anker und Manuel Haas (SAC-Verlag            deckt man die Geheimnisse der Schokoladen-        Glâne 107, Postfach 1560, CH-1701 Fribourg,
                                                 Schweizer Alpen-Club; ISBN 978-3-85902-             herstellung. Informationen online unter:          Tel. +41 26 4077020; www.fribourgregion.ch
                                                 404-5; 44 Euro). Eine Karte, die die gesamte        www.cailler.de

                                             Sanft gewellte Wiesen vor steilen Flanken: Wer in der
                                             Region Fribourg wandert, hat die Auswahl zwischen
                                             Tagestouren, kräftezehrenden Mehrtagestouren und
                                             alpinen Abenteuern.
Abb.: © Fribourg Region – Pascal Gertschen

                                                                                                                                                                                     trekkingmagazin 6/2019
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UNTERWEGS IN DER REGION FRIBOURG - Den Charme bewahrt: trekking - Drei Grad Nord
Voralpines Gelände
                                                                                                                                 wandelt sich bei
                                                                                                                                 tiefstehender Sonne
                                                                                                                                 in eine besonders
                                                                                                                                 kontrastreiche
                                                                                                                                 Landschaft.
 Abb.: © Fribourg Region – Pascal Gertschen

   Meine Aufmerksamkeit gilt eher dem beilie-       Tal »des Clés« in die Schlucht von Bonnefon-        Francey an einer Gondelstation endet. Hobby-
genden Esslöffel als der Speise selbst. Die höl-     taine. Der Moléson, der als grauer Felskoloss wie   astronomen freuen sich über die vier Teleskope,
zerne Laffe, der Schöpeil des Löffels, ist breiter   ein gigantischer Backenzahn aussieht, bietet von    die vom Gipfelrestaurant bei klarer Sicht her-
als mein Unterkiefer, den Stiel ziert eine Alm-     oben einen Rundumblick auf das Zentralmassiv        vorragende Aussichten über das Umland bieten.
hütte. Die sogenannten Holzrahmlöffel gehören        der Alpen, den Montblanc, das Walliser- und das       Beim Abstieg knirscht Kies unter unseren
zu den Traditionen der Region La Gruyère.           Berner Hochgebirge, den Genfer- und den             Sohlen. Zwei drahtige Paragliderinnen breiten
Schon Ende des 1. Jahrhunderts fertigten die       Neuenburgersee.                                     ihre knallroten Gleitschirme auf sattgrünen
Senner sie an, um damit Greyerzer Doppelrahm           Zusammen mit dem südwestlich gelegenen           Wiesen aus, die in san welligen Flanken in eine
oder Chaletsuppe zu löffeln. Wie Familiensilber      Teysachaux (1.909 m) bildet er einen imposan-       ausufernde Talebene abflachen. Obwohl fliegen
wurden die aufwendig gearbeiteten Löffel wei-        ten Gebirgsstock, der nach Norden und Osten         die Knie schont, und mein linkes etwas knirscht,
tervererbt.                                         steil abfällt. »Malmkalk bildet sein Fundament«,    bevorzuge ich im Gegensatz zu den beiden den
   Flüssigen Käse gibt es auch am nächsten Tag      steht in meinem Wanderführer. Ich denke an          befestigten Weg Richtung Tal.
auf dem Gipfel des Moléson, dem markantesten,       mein Geographiestudium zurück. Als so ge-             Vor einer weiß getünchten Kapelle plätschert
da freistehenden Aussichtsberg der Freiburger       nannter Synklinalberg ist der Moléson ein Rest      ein Brunnen vor sich hin. Wir füllen unsere Fla-
Voralpen, und zwar als Fondue. Wer sich den         einer ehemaligen Faltenmulde der präalpinen         schen auf, atmen bewusst die kühle Berglu ein
2.002 Meter hohen Moléson erarbeiten möchte,        Decken, die auf allen Seiten erodiert wurde.        und genießen die fast schon meditative Stille.
startet am besten im Örtchen Moléson-Village.          Wer sich den Aufstieg zum Gipfel sparen          Leuchtend blauer Enzian bildet einen fotogenen
Ein circa fünfstündiger Rundwanderweg führt         möchte, steigt im Örtchen Moléson-Village in        Kontrast zum Forstgrün der Almwiesen, dazwi-
auf einer Länge von zwölf Kilometern durch das      eine Standseilbahn, die auf der Höhe von Plan-      schen erstrahlt das Weiß der Krokusse. Als wir
UNTERWEGS IN DER REGION FRIBOURG - Den Charme bewahrt: trekking - Drei Grad Nord
̀re
Abb.: ©Fribourg -Bains de la Gruye

                                           Nach dem Wandern die
                                           Waden lockern geht im
                                            »Bains de la Gruyère«
                                               hervorragend.
                                                                     Abb.:Katharina Baus
                             ̀le Nicolet
Abb.: © Fribourg Region – Aure

                                                                     Abb.: Katharina Baus
                   Abb.: Katharina Baus

                                                                     Abb.: Katharina Baus

                                                                    In der Alpkäserei von Yvan Brodard in Cerniat wird
                                                                    der Hartkäse Gruyère AOP in traditioneller Hand-
                                                                    arbeit hergestellt und die Kühe grasen direkt vor der
                   Abb.: Katharina Baus

                                                                    Käserei (Bilder oben). – Schroffe Wege führen zum
                                                                    Gipfel des Moléson auf 2.002 m (rechts).

                                                                    wieder am Ausgangspunkt, in Moléson-sur-
                                                                    Gruyères eintreffen, fragt mich ein Busfahrer, ob
                                                                    ich gerne über frei schwingende Seile balanciere.
                                                                    »Slacklinen macht mir Spaß, falls Sie das mei-
                                                                    nen«, antworte ich, worauin er mir rät, im
                                                                    September zum Highline-Festival erneut zum
                                                                    Gipfel des Moléson aufzusteigen.
                                                                       Fünf Bänder, breit wie Unterarme, und zwi-
                                                                    schen  und  Meter lang, werden vom Gip-
                   Abb.: Katharina Baus

                                                                                                                            Abb.: Katharina Baus

                                                                    fel des Moléson in diverse Richtungen gespannt,
                                                                    auf denen Athleten aus ganz Europa ihre Balan-
                                                                    cierkünste demonstrieren.

                                                                                                                                                   trekkingmagazin 6/2019
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UNTERWEGS IN DER REGION FRIBOURG - Den Charme bewahrt: trekking - Drei Grad Nord
Zum Grafenschloss Greyerz
   Knapp zehn Kilometer weiter nördlich thront auf einem Hügel über dem
mittelalterlichen Städtchen Gruyères das Grafenschloss Greyerz über der
Ebene des Flusses Saane. Ausgehend vom Örtchen Neirivue führt eine
etwa dreistündige Tour zum Schloss, das mit seinem Schutzwall, den Tür-
men und verwinkelten Gemäuern wie der Prototyp eines Playmobilbau-
satzes anmutet und heute ein Museum beherbergt. Romantische
Innenmalereien zeugen von Malern wie Camille Corot und Barthélémy
Menn. Das im 13. Jahrhundert erbaute Schloss Greyerz war Sitz einer lan-
gen Reihe von Grafen, bis es 1 als bankrott erklärt wurde und die bei-
den Städte Fribourg und Bern den Grundbesitz aueilten. Nach
wechselnden Besitzern kaue es 1938 der Staat Freiburg auf und gründete
darin das heutige Museum. Die Häuser des Ortes wärmen ihre mittelal-
terlichen Fassaden in der Mittagssonne. Gleich dahinter erheben sich die
steilen Flanken des Dent du Chamois, und Richtung Süden klotzt der Mo-
léson mit seinem schroffen Haupt in eine sattgrüne Almlandscha.

In wilde Schluchten
   Wir haben einen See umrundet, einen Berg bestiegen, kulturelle Highlights
entdeckt. Der folgende Tag steht im Zeichen eines Canyons: Der Jaunbach
fließt vom Stausee Lac de Montsalvens durch seine gleichnamige Schlucht
Richtung Broc.

trekkingmagazin 6/2019
UNTERWEGS IN DER REGION FRIBOURG - Den Charme bewahrt: trekking - Drei Grad Nord
Abb.: Katharina Baus
                                                                                                                                      Das Schloss Greyerz ist ein Touristenmagnet im Dorf
   Wir spazieren über Holzbrücken, tauchen in                    Region Fribourg                                                    Gruyères am Eingang in das Obere Saanetal – zu Recht
düstere Felstunnel ab, in denen Wasser von der                                                                                             (oben). – Durch die Jaunbachschlucht (unten). –
                                                     Freiburg (frz.: Fribourg) ist ein Kanton in der West-                                        Blick auf die Stadt Fribourg (ganz unten).
Decke trop, blicken in die steil aufragende         schweiz und grenzt an die Kantone Waadt, Bern und
Kalkschlucht. Irgendwann suche ich mir den           Neuenburg. Der Kanton, durch den die Saane fließt,
schönsten Felsen im Flussbett aus, kühle meine       ist zweisprachig: Etwa zwei Drittel der Bevölkerung
Füße im Wasser des Bachs. »Fast wie im Fami-         sprechen Französisch und knapp ein Drittel Deutsch.
lienurlaub vor zwanzig Jahren an der südfran-        Ein kultureller Höhepunkt ist das Schloss Greyerz
zösischen Ardèche«, schießt es mir durch den         aus dem 13. Jahrhundert in der mittelalterlichen
Kopf, bis ich denke, dass die Landschaen in der     Stadt Gruyères. Die mittelalterliche Hauptstadt
                                                     Fribourg erhebt sich mit ihren verschachtelten
Region Fribourg mit ihren kargen Hochebenen,         Gassen auf einem Felsplateau rund um die gotische
den schneebedeckten Gipfeln, lieblichen Alm-         Kathedrale St. Nikolaus. Neben dem Aussichtsgipfel
wiesen und imposanten Schluchten viel ab-            Moléson, dem Schwarzsee und der wildromanti-

                                                                                                                                                                                               Abb.: Katharina Baus
wechslungsreicher sind. Was man neben Käse           schen Jaunbachschlucht erstreckt sich in der
noch aus Milch produzieren kann, erfahren wir        Region ein weitverzweigtes Wanderwegenetz.
nachmittags in der Traditionsfirma Cailler. Im
Besucherzentrum entführt sie ihre Gäste in die
Welt der Schokolade und lädt anschließend zur       Boden. Es geht Treppen rauf und runter, vorbei
Verkostung ein.                                     an belebten Cafés, Bars und Museen. »Wer hier
                                                    lebt, braucht kein Fitnessstudio«, sagt Corinne,
Zähringerstadt Fribourg                             die in Fribourg wohnt und mich an meinem letz-
   »Man soll gehen, wenn es am schönsten ist«,      ten Tag noch einmal begleitet. »Eine dreistün-
besagt ein altes Sprichwort. Dass die Stadt         dige Rundwanderung führt von Fribourg über
Fribourg mehr wert ist als ein kurzer Zwischen-     die Berner Brücke ins Galterntal«, sagt sie.
stopp auf dem Weg nach Hause, erfahre ich bei         Leider fehlt uns dafür die Zeit. Ich setze die
einem Rundgang. Um einen Felssporn mit der          Wanderung auf meine To-do-Liste für nächstes
Altstadt mäandriert die Saane an beigem Sand-       Mal. Als ich am Bahnhof stehe und mein Zug
stein entlang. Über einem scheinbar willkürlich     einrollt, empfinde ich fast ein wenig Wehmut.
                                                                                                             Abb.: Katharina Baus

angeordneten Labyrinth von mittelalterlichen        Meine Heimat im Schwarzwald kann mit den
Gassen thront die St.-Nikolaus-Kathedrale, deren    voralpinen Gipfeln, Almen und Bergseen nicht
Turm an eine Krone erinnert, da die Spitze fehlt.   mithalten. Doch immerhin ru mein Wohnort
Um 1180 gründeten die Zähringer Herzöge Fri-        anschließend täglich Erinnerungen hervor: Ich
bourg, die erste Stadt auf heutigem Schweizer       lebe in Freiburg im Breisgau. ■

                                                                                                                                                                 trekkingmagazin 6/2019
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UNTERWEGS IN DER REGION FRIBOURG - Den Charme bewahrt: trekking - Drei Grad Nord
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