Vegetationsbrandbekämpfung - Herausforderungen und Lösungen - Vegetationsbrandbekämpfung
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DGUV Forum 7/2020 Schwerpunkt Klima Vegetationsbrandbekämpfung – Herausforderungen und Lösungen Key Facts Autor • Höhere Temperaturen im Sommer führen zu trockenerer Vegetation, die Dr. Ulrich Cimolino leichter zu entzünden ist, schneller abbrennt und sich auf größeren Flächen ausbreitet • Die Taktik und die Technik von Vegetationsbrandbekämpfung werden in Feuerwehrlehrgängen bisher nicht ausreichend vermittelt • Es liegt in der Verantwortung der Führungskräfte, die Mannschaften mit der richtigen Schutzkleidung und dem passenden Atemschutz für Vegetations brände auszustatten Heißere Sommer gehen in manchen Regionen Deutschlands mit einer größeren Gefahr für Wald- und Vegetationsbrände einher. Was bedeutet das für die Einsatzkräfte der Feuerwehr? Wie können sie sich für die besonderen Risiken bei dieser Art der Brandbekämpfung wappnen? Fachwissen und die passende Ausrüstung sind unabdingbar. A ufgrund der sehr heißen und tro- Obwohl die Trockenheit der vergangenen Nach dieser Auswertung beträgt die Wahr- ckenen Sommer 2018 und 2019 tra- beiden Jahre als außergewöhnlich erlebt scheinlichkeit, dass ein Jahr zum „Wald- ten wie erwartet vom Frühsommer wurde, landete in der Trockenheitssta- brandjahr“ wird, für: bis zum späten Herbst zahlreiche Vegetati- tistik zum Beispiel das Sommerhalbjahr ons-, darunter auch einige sehr große echte 2018 nur in Mecklenburg-Vorpommern • einen „Jahrhundertsommer“: 10 von Waldbrände auf. und Sachsen-Anhalt auf Platz eins. Man 10 = 100 Prozent darf darüber nicht vergessen, dass in • ein Jahr mit erheblichen Nieder Es wird künftig auch in Deutschland und den anderen Bundesländern in Sachen schlagsdefiziten: 10 von 11 = 91 Pro seinen Nachbarländern (wieder) mehr Trockenheit noch immer die Jahre 1911, zent und größere Vegetationsbrände geben.[1] 1921, 1947, 1959 oder 1976 die Statistik Dies liegt zum einen an der Erhöhung des anführen. Effekte von Wetterveränderun- grundsätzlichen Vegetationsbrandrisikos gen auf die Einsatzbedingungen durch veränderte klimatische Bedingun- Für die wissenschaftliche Betrachtung gen, die wiederum zu Änderungen an der gibt die Brandschutzstatistik der Feuer- Unabhängig von der Frage, welche Fol- Vegetation führen, zum anderen an den wehr leider nur eine schlechte Datenbasis, gen diese zunehmenden Wetterextreme veränderten Nutzungen – wirtschaftlich die umso schlechter wird, je weiter man für die Winter oder für das Klima in Euro- und touristisch – der Flächen. Das Ham- in der Betrachtung zurückgeht. Trotzdem pa zum Beispiel aufgrund der veränderten burger Max-Planck-Institut (MPI) für Mete- lassen sich einige Zusammenhänge ver- Boden- und Wassertemperaturen haben orologie erwartet nach mehreren Untersu- lässlich belegen. Aufgrund gesichteter Li- wird, konnte man in den letzten Jahren chungen für Mitteleuropa heißere Sommer teraturstellen ist zu vermuten, dass auch in der Einsatzpraxis schon einige Effekte und nassere Winter. Der Deutsche Wetter- für die aufgeführten, aber sonst nicht be- feststellen, die auch in eher ungewöhnli- dienst (DWD) veröffentlichte gemittelte sonders auffälligen Waldbrände in den chen Waldbrandmonaten unter anderem Temperaturmesswerte beziehungsweise Jahren großer Trockenheit beziehungs- folgende Konsequenzen haben: -prognosewerte für Deutschland, die auf weise in den aufgeführten „Jahrhundert- Basis unterschiedlicher Klimaszenarien sommern“ eine eindeutige Häufung von • Höhere Temperaturen im Sommer bis ins Jahr 2100 errechnet wurden (vgl. Vegetationsbrandereignissen zu verzeich- führen zu trockenerer Vegetation, die Abbildung 1). nen ist. leichter zu entzünden ist und schnel 3
Grafik: DWD, 2020 DGUV Forum 7/2020 Schwerpunkt Klima Allgemein Deutscher Klimaatlas Deutschland Lufttemperatur Im Klimaatlas Deutschland zeigt der Deutsche Wetterdienst unser Klima von Juni 2020 Emissionsszenario: A1B Zeitfenster: 2010 - 2040 gestern, heute und morgen auf einen Blick. Dabei wird besonders anschaulich, wie sich die Mittelwerte der dargestellten Größen in Deutschland bis heute 1881 - 2020 2021 - 2100 1881 - 2020 2021 - 2100 verändert haben und zukünftig wahrscheinlich ändern werden. Deutschland Deutschland Deutschland Deutschlan d sind Zeitreihen der jährlichen Hier Gebietsmittelwerte für Deutschland oder für Bundesländer dargestellt, als Einzelwerte und als Mittelwerte (mit einem 30-jährigen gaußschen Tiefpassfilter geglättet). Je nach Datenbasis beginnen die Zeitreihen 1881, teilweise jedoch erst Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Ergebnisse der einzelnen regionalen Klimamodelle wurden auf den Vergleichszeitraum 1961-1990 normiert. Sie sind ebenfalls als Mittelwerte (mit einem 30-jährigen gaußschen Tiefpassfilter geglättet) wiedergegeben. Zur Orientierung ist der zurzeit gültige Normalwert (Zeitraum 1961-1990) durchgehend eingezeichnet. Weitere Informationen finden Sie in den Erläuterungen unter: www.dwd.de/klimaatlas Basis: Messwerte (Vergangenheit) Basis: Klimaszenarien (Zukunft) einzelne Jahre (Basis: Messwerte) Die feinen Linien zeigen die Ergebnisse der einzelnen FLÄCHENMITTELWERTE neuester Wert (Basis: Messwerte) Klimamodelle, die im Ensemble des Deutschen DEUTSCHLAND Wetterdienstes verwendet werden. Dargestellt sind geglättete Mittelwerte (30-jähriger gaußscher Tiefpassfilter) Mittelwerte (30-jähriger gaußscher Tiefpassfilter), normiert auf Normalwert (Zeitraum 1961-1990) den Normalwert 1961 - 1990. Erzeugt am 13.07.2020 Basis: Messwerte (Vergangenheit) Basis: Klimaszenarien (Zukunft) um 16:34 Uhr einzelne Jahre (Basis: Messwerte) Die feinen Linien zeigen die Ergebnisse der einzelnen FLÄCHENMITTELWERTE neuester Wert (Basis: Messwerte) Klimamodelle, die im Ensemble des Deutschen DEUTSCHLAND Wetterdienstes verwendet werden. Dargestellt sind geglättete Mittelwerte (30-jähriger gaußscher Tiefpassfilter) Mittelwerte (30-jähriger gaußscher Tiefpassfilter), normiert auf Normalwert (Zeitraum 1961-1990) den Normalwert 1961 - 1990. Erzeugt am 13.07.2020 um 16:34 Uhr Abbildung 1: Im Klimaatlas Deutschland zeigt der Deutsche Wetterdienst unser Klima von gestern, heute und morgen auf einen Blick. Lufttemperaturen Deutschland – gemessene Flächenmittelwerte von 1881 bis 2020, Prognosewerte auf Basis unterschiedlicher Klimaszenarien bis 2100 ler abbrennt, sowie zu stärkeren ▸ damit schneller erschöpft sind Erfahrungen vorliegen, unterschätzen auch Winden durch größere Temperatur und waldbranderfahrene Einsatzkräfte schnell differenzen (zwischen Tag und Nacht ▸ öfter ausgetauscht werden die Risiken und den Aufwand von auf den sowie über Land und Gewässern). müssen. ersten Blick recht harmlos erscheinenden • Erhöhte Windgeschwindigkeiten bei Lagen. Dies führt jedes Jahr zu verletzten höherer Temperatur trocknen Pflan Häufig fehlendes Problem- und oder gar getöteten Einsatzkräften auf der zen und Böden schneller aus. Bei Risikobewusstsein bei den Ein- ganzen Welt – auch in Europa. Bränden führen stärkere Winde unter satzkräften anderem zu mehr Funkenflug. Auch in Deutschland gehen Einsatzkräfte Die Taktik und die Technik von Vegeta- offenbar größere Risiken ein, als es ver- Gemeinsam führt dies zu tionsbrandbekämpfung spielen bisher in tretbar erscheint. Dafür gibt es mehrere Feuerwehrlehrgängen keine Rolle.[2] Nur Belege. • schnellerer Brandausbreitung – wenige Feuerwehren führen zu dieser The- und damit neben insgesamt matik geplante und organisierte Zusatzaus- 1. Im Sommer 2018 und 2019 erlitt eine • steigenden Einsatzzahlen auch im bildungen durch. Reihe von Einsatzkräften in persönli Einzelfall aufgrund der größeren cher Schutzausrüstung (PSA) Hitzeer Branddynamik zu Den meisten Einsatzkräften fehlen eige- schöpfungen. Diese PSA war eigent • einer höheren physischen Belastung ne Erfahrungswerte jenseits des einfa- lich für den Innenangriff in Gebäuden der Einsatzkräfte, die chen Böschungsbrandes. Selbst dort, wo konzipiert, nicht für die Außenarbeit 4
DGUV Forum 7/2020 Schwerpunkt Klima legentlich kann es bei längeren Wärme- Foto: Jembrih, Zapresic perioden auch davor oder danach zu ent- sprechenden Einsätzen kommen. Die Vegetationsbrandbekämpfung erfolgt immer im Freien. Dabei können Flammen, Glut, Funken, Ruß und Brandrauch in den üblichen Zusammensetzungen auftreten.[5] Grundsätzlich soll von den Einsatzkräften mit dem Wind angegriffen werden, weil Abbildung 2: Einsatzkräfte auf der Insel Kornat, Kroatien, empfanden das Feuer am • das in jedem Fall sicherer ist (es 30.08.2007 aufgrund der Bedingungen und der geringen Flammenhöhe zunächst schützt davor, vom Feuer abgeschnit offensichtlich nicht als relevantes Risiko.[3] Leider starben aber in diesem Einsatz ten, oder gar überlaufen zu werden) letztlich 12 Einsatzkräfte (sechs direkt, sechs in den Tagen danach) an Rauchver- und giftung und Verbrennungen • kein Rauch eingeatmet wird. Die bei solchen Einsätzen mit PSA und wei- bei mehr als 30 Grad im Schatten. durch Glut oder Flammen, terer Ausrüstung zurückzulegenden Ent- Bei Nutzung der passenden PSA wä beschädigt und löst die Feder fernungen zur eigentlichen Brandstelle be- ren die Erschöpfungszustände wohl speicherbremse aus, damit kann tragen häufig mehrere Hundert Meter oder vermeidbar gewesen. das Fahrzeug nicht aus dem Ge sogar mehr als einen Kilometer abseits be- 2. Feuerwehren verzeichnen in Deutsch fahrenbereich gefahren werden. fahrbarer Wege. Viele der Einsätze finden land seit Jahren vor allem bei Vege ▸ Das Fahrzeug brennt nach dem in Hanglagen statt. tationsbränden auf Getreidefeldern Einsatz in der Halle ab, weil immer wieder Verluste an Geräten bis sich Glutnester in Luftfiltern aus Die durchzuführenden Tätigkeiten basie- hin zu kompletten Fahrzeugen. Papier bilden. ren oft auf harter körperlicher Arbeit. Er- Die Gründe dafür sind: schwerend kommt hinzu, dass die neben ▸ Der Wind dreht unerwartet oder Notwendige und richtige der PSA mitzuführende Ausrüstung häufig nimmt stark zu. A usrüstung mehr als 10 Kilogramm wiegt (etwa Schläu- ▸ Das Fahrzeug entzündet zum che, Armaturen, Handwerkzeuge, Rücken- Beispiel mit seiner heißen Abgas Größere Vegetationsbrandeinsätze finden tragespritzen). anlage das Feuer selbst. in Mitteleuropa meist im Sommerhalbjahr ▸ Die Bremsleitung wird, meist zwischen April und September statt. Ge- Insgesamt kann die einsatzbedingte kör- perliche Belastung für die Feuerwehran- gehörigen bei Vegetationsbränden über Foto: Bartsch, Oschatz mehrere Stunden sehr hoch sein. Daher gilt gemäß § 3 Abs. 3 der DGUV Re- gel 105-049 „Feuerwehren“, dass die vor Ort eingesetzten Feuerwehr-Führungskräfte ihre Pflicht zur Fürsorge und zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit gegenüber den Einsatz- kräften beachten müssen – zum Beispiel durch rechtzeitige Ablösung, ausreichende Pausen, wirksame Hygiene, Verpflegung, aber auch Auswahl der geeigneten PSA. Die richtige Schutzkleidung Die Feuerwehrschutzkleidung für die Brandbekämpfung im Freien muss auf- Abbildung 3: Bei einem Flächenbrand zerstörtes Löschfahrzeug[4] grund der Risiken 5
DGUV Forum 7/2020 Schwerpunkt Klima • Arme und Beine bedecken, weder darüber oder darunter, aber Das vorsätzliche Benässen von Schutzklei- • in den Abschlüssen (Bund oder zueinander passend sein. dung ist aufgrund eines möglichen Heiß- Bündchen) sowohl zwischen Hose Es sollten Handschuhe sein, die dampfdurchschlags gefährlich und sollte und Jacke wie auch zu den Stiefeln auch zum längeren Arbeiten mit auf jeden Fall unterlassen werden. und Handschuhen sowie zum Helm Handwerkzeugen geeignet sind. „passen“, „Rohrführerhandschuhe“ (= Schwei Einheiten mit der Schwerpunktaufgabe Ve- • in den passenden Größen verfügbar ßerhandschuhe) aus Leder sind getationsbrandbekämpfung können auch sein (um zum Beispiel beim Bücken dafür nicht geeignet. Hinweis: Sind spezielle PSA für die Brandbekämpfung im Lücken am Rücken zu vermeiden), keine thermischen Einwirkungen freien Gelände nach EN 15614:2007 verwen- • möglichst robust sein, um nicht von zu erwarten, können Handschuhe den. Diese PSA erfüllt die Anforderungen Aststücken oder Ähnlichem beschä gegen mechanische Belastungen an die Feuerwehrschutzkleidung nach § 14 digt zu werden, gemäß DIN EN 388:2017 verwendet DGUV Vorschrift 49 „Feuerwehren“. • möglichst leicht sein, damit sie bei werden, siehe: https://www.dguv. längeren Arbeiten nicht zusätzlich de/medien/inhalt/praevention/ Als Helm sollte eine möglichst leichte Aus- belastet, fachbereiche_dguv/fb-fhb/feuer- führung mit Schutzbrille oder notfalls Vi- • eine begrenzte Flammenausbreitung wehren/handschuhe.pdf sier (gegen Funkenflug) getragen werden. aufweisen, das heißt beispielsweise gegen Flugfeuer, Funken hinreichend In allen anderen Fällen muss die PSA-Aus- Eine Feuerschutzhaube gemäß DIN EN beständig sein. wahl für den Feuerwehreinsatz im Rahmen 13911:2017-011 muss angelegt beziehungs- einer Gefährdungsbeurteilung erfolgen weise das eventuell vorhandene Nacken- Alle Feuerwehrangehörigen im Einsatz- (vgl. Anhang 08a der DGUV Information tuch des Helms geschlossen sein, wenn dienst in Deutschland benötigen eine 205-014,). man mit Feuerpatschen oder Hacken am Feuerwehrschutzkleidung nach § 14 DGUV Feuersaum arbeitet. Vorschrift 49 „Feuerwehren“ (in deren äl- Aufgrund der im Sommer in der Regel ho- teren Versionen stand das inhaltsgleich in hen Außentemperaturen ist die PSA für Der richtige Atemschutz § 12). Das bedeutet zum Beispiel eine Aus- den Innenangriff nach DIN EN 469 bezie- führung auf Basis der Herstellungs- und hungsweise HuPF Teile 1 und 4 nicht ge- Die für die Sicherheit verantwortliche Prüfungsbeschreibung (HuPF) Teile 2 und eignet, da sie die Einsatzkraft zusätzlich Führungskraft muss entscheiden, wel- 3 oder nach den Hinweisen in Anhang 05 stark belastet (hoher Flüssigkeitsverlust cher Atemschutz getragen werden muss. „Feuerwehrschutzkleidung“ der DGUV In- durch Schwitzen, Gewicht der Schutzklei- Als Mindestausstattung ist eine partikel- formation 205-014 „Auswahl von persön- dung, unter Umständen eingeschränkte filtrierende Halbmaske FFP3 mit Aus- licher Schutzausrüstung für Einsätze bei Beweglichkeit). atemventil gemäß DIN EN 149:2009-08 der Feuerwehr – Basierend auf einer Ge- fährdungsbeurteilung“. Beim Anlegen der Einsatzkleidung ist im Foto: Maushake, Vechelde Vegetationsbrandeinsatz Folgendes zu be- achten: • Bündchen und Reißverschlüsse sind geschlossen zu halten. • Die Hosenbeine werden über den Stiefeln getragen. Soweit keine Bündchen eingearbeitet sind, kann man sich mit Bändern behelfen, um die Beine an den Stiefeln eng zu schließen, damit keine heißen Brandgase, Asche, Funken oder Glut von unten in die Hosenbeine schla gen. • Der Jackenkragen ist aufgestellt und geschlossen zu tragen. • Die Handschuhe müssen je nach Abbildung 4: Die klassische Feuerwehrschutzkleidung ist zur Vegetationsbrand- Ärmelabschluss und Stulpen ent bekämpfung gut geeignet, wenn man sie richtig verwendet 6
DGUV Forum 7/2020 Schwerpunkt Klima Die Einsatzzeit von umluftunabhängigen Mit Brandrauch, Ruß, anderen Verbren- Atemschutzgeräten ist begrenzt, die Regeln nungsrückständen oder sonstigen Gefahr- Aufgrund der hohen für den sicheren Rückzug gelten auch hier.[7] stoffen kontaminierte PSA und sonstige Aus- rüstung ist unmittelbar nach Einsatzende körperlichen Belas- Zu beachten ist, dass bei Drehung des abzulegen, luftdicht zu verpacken und einer Windes und erhöhter Eigengefährdung ordnungsgemäßen Reinigung zuzuführen. tung bei der Bekämp- die Flucht mit Pressluftatemgeräten (PA) Dauern Einsätze mehrere Tage, so ist bei Be- fung von Vegetations- gegebenenfalls zu größeren Gefahren führt als ohne. darf ein Bekleidungswechsel mit Reinigung zu ermöglichen. Dafür können die „freien“ bränden müssen Zeiten einer entsprechenden Schichtpla- Pressluftatmer sind für den Vegetations- nung genutzt werden. Die einschlägigen Einsatzkräfte regel- brand im Freien NICHT das Mittel der Hygieneregeln sind natürlich auch hier zu Wahl, sondern kommen nur dann zum beachten.[8] Natürlich muss die Ausrüstung mäßig abgelöst wer- Einsatz, wenn dabei auch gemäß § 11 der DGUV Vorschrift den.“ • andere Materialien im Schadens 49 auf Beschädigungen kontrolliert werden, das gilt insbesondere für alle Bestandteile, gebiet brennen, zum Beispiel Fahr die Kontakt zu Glutnestern oder Flammen zeuge oder Gebäude, gehabt haben können. anzusehen. Da hier aber darauf geachtet • man nicht mit dem Wind angreifen/ werden muss, dass diese unter anderem verteidigen kann oder Wetterbeobachtung – im Vorfeld nicht gegen Kohlenmonoxid als einem der • Atemschutzfilter aufgrund extremer und im laufenden Einsatz Leit-Atemgifte bei einem Waldbrandeinsatz Rauchentwicklung durchschlagen. schützt, sollte mindestens eine Führungs- Der DWD bietet zu den Vegetationsbränden kraft, die mit vor Ort ist, mit einem Kohlen- Die richtige Schichtplanung und über den Waldbrandgefahrenindex und monoxidwarngerät ausgestattet sein. Bei rechtzeitiger Personaltausch den mindestens ebenso wichtigen Gras- Überschreitung des Einsatztoleranzwertes landfeuerindex auch täglich aktualisierte (ETW) muss dann ein anderer, geeigneter Aufgrund der hohen körperlichen Belas- Hinweise zur Gefährdungslage inklusive Atemschutz verwendet oder der Standort tung bei der Bekämpfung von Vegetations- einer Mehrtagesprognose an. gewechselt werden. bränden müssen Einsatzkräfte regelmäßig abgelöst werden. Den abgelösten Einsatz- Zur Vegetationsbrandbekämpfung ist die Bei stationären Tätigkeiten in stark ver- kräften muss die Möglichkeit gegeben wer- normale Wettervorhersage wichtig, um die rauchten Gebieten oder für einen schnellen den, sich spätestens im Bereitstellungs- Ausbreitungstendenzen grob einschätzen Rückzug, zum Beispiel bei einer Änderung raum zu waschen oder zu duschen. zu können. Für genauere Abschätzungen der Windrichtung, muss geeignete Filter- technik für jede Einsatzkraft im Gefahren- bereich als reines Fluchtgerät verfügbar Foto: Davidovic, Düsseldorf sein. Das kann zum Beispiel eine Atem- schutzmaske mit einem geeigneten Kombi- nationsfilter sein (zum Beispiel A2B2E2K2P3 Hg NO CO-P3). Eine Eignungsuntersuchung nach DGUV Grundsatz G 26 „Atemschutz- geräte“ ist dann nicht erforderlich. Soll mit Atemschutzmasken (Ateman- schlüsse) und geeigneten Kombinations- filtern gearbeitet werden, sind – insbeson- dere bei hohen Außentemperaturen – lang andauernde, belastende körperliche Arbei- ten damit zu vermeiden. Die Einsatzgren- zen der Filtergeräte müssen beachtet wer- den[6], außerdem müssen die Einsatzkräfte Abbildung 5: Flammenzungen und Rauch werden vom Wind deutlich nach links für diesen geplanten Einsatz ausgebildet gedrückt. Es besteht hier mit Handwerkzeugen keine Chance, die Feuerfront anzu- und mindestens nach DGUV Grundsatz greifen. Selbst eine C-Leitung reicht aus dieser Position für die Länge der betroffe- G 26 untersucht sein. nen Feuer-Frontlinie und -tiefe nicht aus. Die Einsatzkräfte müssen flüchten. 7
Foto: Freiwillige Feuerwehr Bad Reichenhall DGUV Forum 7/2020 Schwerpunkt Klima Literatur Cimolino, U. (Hrsg.): Einsatzleiterhand buch – Feuerwehr, ecomed-Verlag, Landsberg, 2020 Cimolino, U.: Analyse der Einsatzerfah rungen und Entwicklung von Optimie rungsmöglichkeiten bei der Bekämpfung von Vegetationsbränden in Deutschland, Dissertation im Fachbereich D – Sicher heitstechnik, Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, 2014 Cimolino, U.; Südmersen, J. (Hrsg): Wald- und Flächenbrandbekämpfung (2. Auf lage), Reihe Standard-Einsatzregel, ecomed-Verlag, Landsberg, 2013 Cimolino, U.: Vegetationsbrandbekämp fung, Reihe Einsatzpraxis, ecomed-Ver lag, Landsberg, 2015 Abbildung 6: Die Vegetationsbrandbekämpfung im Gebirge, hier am Thumsee, ist besonders herausfordernd. Der Windsack, zum Beispiel an einem behelfsmäßigen DWD: Mittlere jährliche Niederschlags Feldflugplatz oder am Betankungsplatz auf einem Straßenabschnitt, dient den höhe in Deutschland, 1881–2019, DWD, Hubschrauberpiloten zur Orientierung. 2020, https://www.dwd.de/DE/klima umwelt/klimaatlas/klimaatlas_node. html (abgerufen am 05.04.2020) und vor allem für die Risikoabschätzung des Führungsstabes (S 2 - Lagedarstellung) DWD: Graslandfeuerwehrindex, Wald sind aber zusätzlich regionale und ak- die Wetterlage und die erwartete Entwick- brandgefahrenindex, https://www. tuelle Aussagen von Fachkundigen der lung mit darstellen. dwd.de/DE/Home/_functions/aktuel Meteorologie und die eigene lokale Wet- les/2018/20180703_gefahrenindices. terbeobachtung sehr wertvoll. Bereits ge- Fazit html (abgerufen am 05.04.2020) ringe Erhöhungen der durchschnittlich am Brandort herrschenden Windstärke Damit Feuerwehren den Veränderungen, können eine deutliche Vergrößerung der die sich aufgrund der klimatischen, sozio- betroffenen und der gefährdeten Fläche logischen und demografischen Entwick- bedeuten. Einzelne Böen oder böenartige lungen abzeichnen, in Zukunft sicher Starkwinde können längere Flammen un- begegnen können, müssen folgende Be- vermittelt nahezu in die Waagrechte und dingungen erfüllt sein: damit direkt auf an der Feuerfront arbei- tende Einsatzkräfte drücken. Damit verla- • Die einfachen Grundlagen der Vege gern sich Ruß, Glut und brennende Teile tationsbrandbekämpfung inklusive über mehrere Hundert Meter und können des Gebrauchs der üblicherweise Fußnoten das Feuer auch in Bereichen hinter den vorhandenen Werkzeuge und Lösch [1] Vgl. Cimolino, 2014 Einsatzkräften entzünden. geräte müssen zum Standardwissen [2] Vgl. FwDV 2, 3, 7 und 100 der Feuerwehrangehörigen gemacht [3] Vermutlich durch auffrischenden und umschlagenden Wind breiteten sich die Flam Steht kein Fachkundiger der Meteorolo- werden. men schneller aus, als die Kollegen laufen gie zur Verfügung, so sind gegebenenfalls • Wichtig ist darüber hinaus, dass die konnten. auch lokal kundige „Hobby-Meteorologen“ notwendige Basisausrüstung sowie [4] Folgegefahren sind hier zum Beispiel die schon eine große Hilfe. Diese sind häufig ergänzende Sonderausrüstung flä Druckluftflaschen, vgl. die gelbe Flasche vor untereinander vernetzt und können so ge- chendeckend vorhanden sind. dem Fahrzeug! gebenenfalls weitere Hilfe/Unterstützung • Personen mit Spezialwissen sind bei [5] Vgl. vfdb RL 10/03 [6] Vgl. FwDV 7, siehe auch DGUV Regel 112- generieren. Infrage kommende Personen Bedarf rechtzeitig hinzuzuziehen, um 190 „Benutzung von Atemschutz“ sollten bereits im Vorfeld in der Einsatz- bei komplexen Einsatzlagen zu unter [7] Vgl. FwDV 7 vorbereitung ermittelt werden. Außerdem stützen. ← [8] Vgl. vfdb „Merkblatt Einsatzhygiene bei sollte ein Mitglied der Einsatzleitung oder Bränden“, 2014 8
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