Psychische Erkrankungen bei Migrantinnen und Migranten - M 366sko 2015 Pari 344ttischer ...

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Psychische Erkrankungen bei Migrantinnen und Migranten - M 366sko 2015 Pari 344ttischer ...
Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie
                                            AG Psychosoziale Migrationsforschung

Psychische Erkrankungen
bei Migrantinnen und Migranten

Mike Mösko

12.11.2015; Workshop Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer, Paritätischer Gesamtverband e.V., Fulda
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AG Psychosoziale Migrationsforschung
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Ziele des Vortrages

1. Interkulturelle Kompetenz aufbauen

2. Besseres Verständnis für Psychische Störungen

3. Psychische Störungen besser erkennen

4. Behandlungsoptionen kennen lernen

5. Sensibilisierung für Barrieren und Ressourcen

6. Psychotherapeutische Elemente integrieren

7. Selbstfürsorge erhöhen

8. Gemeinsam Spaß haben
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Kernfragen

   Einleitung
                  Migration….?

 Epidemiologie    Wie häufig erkranken Menschen mit Mh an
                  psychischen Störungen?
   Diagnostik
                   Was sind psychische Störungen?

  Behandlung
                  Wo können MigrantInnen versorgt werden?
Therapeutische
                  Welche therapeutischen Elemente kann ich in
  Elemente
                  der Arbeit mit Migranten integrieren?
 Selbstfürsorge   Was mache ich, um die emotionalen
                  Herausforderungen zu bewältigen
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Migration

            … hat viele Gesichter
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Konzepte, Systeme & Begriffe

USA           Rassebezogene Kategorien     Rasse
UK
                                          Migration
Kanada        • Eingeborene
              • Muttersprache
              • Geburtsland              Inländer vs.
              • Einwanderungsstatus       Ausländer
              • ethnische Abstammung

                                           Kultur
Australien    • Geburtsland
              • Geburtsland d. Eltern

                                                        Quelle: Borde (2006)
              • Mutter-/Umgangssprache    Sprache
              • ethnische Abstammung
                                          ethnische
Niederlande • Geburtsland
              • Geburtsland der Eltern   Abstammung
(seit 2000)
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Begrifflichkeiten

                    …        Ausländer
                                             Asylant
    Gastarbeiter
                    Mensch mit Migrations-
                                                 Flüchtling
    Immigrant           hintergrund

     Staatenlose                               Migrant
                    Allochthon    Aussiedler
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Relevante Migrantengruppen aus Sicht
des Gesundheitssystems

• Menschen mit Migrationshintergrund, die im Rahmen der
  gesetzlichen Krankenkassen, Unfallkassen und
  Rentenversicherer versichert sind,

• Menschen, die als Flüchtlinge oder Asylsuchende dauerhaft
  oder zeitweise in Deutschland leben und über das
  Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) versichert sind,

• Nicht in Deutschland krankenversicherte EU-Migranten,

• Menschen ohne Papiere, die formal illegal und somit ohne
  Krankenversicherungsschutz in Deutschland leben.
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Migration weltweit

                     Quelle: Diercke.de
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Flüchtlinge weltweit (bis Ende 2014)

Gesamtzahl der Menschen, die gewaltsam
                                                                   59,5 Mio.
vertreiben wurden

Anteil der Flüchtlinge, die in Entwicklungs- &
                                                                       86 %
Schwellenländern untergebracht wurden

                     Quelle: UNHCR (2014). Global Trends – Forced Displacement in 2014
Menschen mit Migrationshintergrund
in Deutschland

                                                                 15 Mio.

                        10 Mio.                                                    5 Mio

        4,6 Mio.         5,4 Mio                       3,5 Mio                    1,5 Mio.

                                  Quelle: Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz (2013)
Migrantengruppen in Deutschland

Quelle: spiegel.de - 15.10.2010
Einwanderungsgeschichte in Deutschland

           ca. 12 Mio. Heimatvertriebene kehren zurück
bis 1949

           Bundesvertriebenengesetz
           Aussiedler und Spätaussiedler dürfen in die BRD
 1953      einwandern

           Anwerberabkommen
           1955: Italien             1964: Portugal
           1960: Spanien &           1965: Tunesien
ab Mitte         Griechenland        1968: ehemaliges
           1961: Türkei                    Jugoslawien
der 50er   1963: Marokko
Einwanderungsgeschichte in Deutschland II

           Weltwirtschaftskrise
           • Anwerberstop
 1973

           Phase der Konsolidierung des Arbeitsmarktes
           • Familiennachzug bis 1990
bis 1980

           Zahl der Asylsuchenden und Flüchtlinge steigt
ab Mitte
 80er
Einwanderungsgeschichte in Deutschland III

         Fall der Mauer
         •   1988: ca. 203.000 Spätaussiedler
         •   1989: ca. 377.000 Spätaussiedler
 1989    •   1990: ca. 397.000 Spätaussiedler
         •   bis Mitte 90er: >200.000 pro Jahr

         Asylkompromiss
         •   Folge: Zahl registrierter Asylsuchender sinkt von ca. 438.000
 1993        (1992) auf ca. 127.000 (1994)

         neues Staatsangehörigkeitsgesetz
         • jus sanguis um jus soli ergänzt & Optionspflicht
 2000
Einwanderungsgeschichte in Deutschland IV

         Green-Card
 2000    • ca. 18.000 Personen aus Nicht-EU-Staaten

         Zuwanderungsgesetz
 2004

         Einführung der Blue-Card (bereits 2009 EU-Beschluss)
         und des Anerkennungsgesetz für ausl. Abschlüsse
 2012

          „Flüchtlingskrise“
 2015
         (Bundesamt f. Migration & Flüchtlinge, 2012; Bundesministerium d. Inneren, 2011;
         Butterwegge, 2005; Netzwerk Migration in Europa, 2011; Özcan & Grimbacher,
         2007; Storz & Wilmes, 2007)
Flüchtlinge in Deutschland
Meine persönliche Haltung

         Ja, wir leisten viel,
                                         Wir brauchen diese Menschen!
   aber andere leisten noch mehr!

  Ich würde einen „Integrations-Soli“   Wir haben mehrfach vergleichbare
               zahlen!                    Herausforderungen bewältigt
Fragen?   Anmerkungen!
Kernfragen

   Einleitung
                  Migration….?

 Epidemiologie    Wie häufig erkranken Menschen mit Mh an
                  psychischen Störungen?
   Diagnostik
                   Was sind psychische Störungen?

  Behandlung
                  Wo können MigrantInnen versorgt werden?
Therapeutische
                  Welche therapeutischen Elemente kann ich in
  Elemente
                  der Arbeit mit Migranten integrieren?
 Selbstfürsorge   Was mache ich, um die emotionalen
                  Herausforderungen zu bewältigen
Meta-Analyse: Depressive Störungen
(1 Jahresprävalenz)

                                            über alle Studien:
                                          reduziertes Risiko für
                                               Migranten

                                             einzelne Studien
                                            berichten höheres
                                                  Risiko

                                     Quelle: Mösko, Risch et al., (in prep.)
Prävalenz psychischer Störungen -
International

• Bei lateinamerikanischen, mexikanischen & asiatischen
  Einwanderern in den USA im Vergleich zur
  Mehrheitsbevölkerung geringere Raten psychischer
  Störungen (Alegria et al., 2008; Grant et al., 2004; Breslau & Chang, 2006)

• Die anfänglich niedrigere Belastungsstärke nähert sich
  im Laufe des Aufenthalts dem Niveau der
  Mehrheitsbevölkerung (Ng, Wilkins, Gendron, & Berthelot, 2005; Vega, Sribney,
   Aguilar-Gaxiola, & Kolody, 2004)

• Höhere Prävalenz psychischer Störungen bzw.
  psychische Belastungswerte bei türkischen Migranten in
  den Niederlanden, Belgien & Deutschland (Bengi-Arslan et al.,
   2002, Levecque et al., 2007, Mösko et al. 2013)
Prävalenz psychischer Störungen bei Flüchtlingen

International
Flüchtlinge sind bis zu zehn Mal häufiger von
Posttraumatischen Belastungsstörungen betroffen als die
altersgleiche Mehrheitsgesellschaft im Aufnahmeland
(Fazel et al., 2011)

Deutschland
Deutlich Erhöhte Prävalenzdaten für Depression und PTBS
(Gäbel et al., 2006, Niklewski et al., 2012)

Häufigste Krankheitsbilder:
Depression, Somatisierungsstörungen, PTBS und
Suchterkrankungen
Kernfragen

   Einleitung
                  Migration….?

 Epidemiologie    Wie häufig erkranken Menschen mit Mh an
                  psychischen Störungen?
   Diagnostik
                   Was sind psychische Störungen?

  Behandlung
                  Wo können MigrantInnen versorgt werden?
Therapeutische
                  Welche therapeutischen Elemente kann ich in
  Elemente
                  der Arbeit mit Migranten integrieren?
 Selbstfürsorge   Was mache ich, um die emotionalen
                  Herausforderungen zu bewältigen
Schweregrad psychischer Belastungen

                                 Psychische Störungen
                                • Depressive Störungen
                                • Störungen durch
                                  Substanzkonsum
                                • Angststörungen
  Psychische Belastungen
  • Appetitverlust
  • Abnahme/Verlust
   sexuellen Interesses
  • Schlafprobleme
Klassifikation

         Operational und deskriptiv orientierte Diagnostik
                    - nicht mehr ätiologisch -
ICD-10

F0   organische einschl. symptomatischer psychischer Störungen
F1   psychische & Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
F2   Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
F3   Affektive Störungen
F4   neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen
F5   Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
F6   Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
F7   Intelligenzminderung
F8   Entwicklungsstörungen
F9   Verhaltens- & emotionale Störungen, Beginn in Kindheit & Jugend
Prävalenz Psychischer Störungen in Deutschland
                                                           In Mill.
                                                         der Bevöl-
                                                          kerung

                                   Substanzstörungen         2,11

                                   Affektive Störungen      5,82

                                     Angststörungen
                                                            6,91
Von allen Personen mit einer manifesten 12-Monatsdiagnose
und Hilfesuchverhalten, erhalten .....

 Unbehandelt nach Diagnose:
 • Suchtstörungen:   71,0%      keinerlei
                              Intervention
 • Angststörungen    56,4%
                                  63,6%
 • Somatoforme       59,5%
                                                         irgendeine
                                                        Intervention
 • Afektive Störungen49,9%                                  36,4%
 • Essstörungen      29,9%                              (mindestens
 • Andere            39,0%                               1 Kontakt)

                                             Quelle: Wittchen et al. (2003)
36% mit Intervention:
Versorgungssituation

                        Quelle: Wittchen et al. (2003)
Komorbiditätsstudien

 Reha-Kliniken:
      48%
       der
psych. Störungen
     werden
  nicht erkannt

    Härter et al (2004, 2006)
Diagnostische Faktoren / Funktionsbeeinträchtigung

Grundbedürfnisse
• Schlafverhalten
• Ess- und Trinkverhalten (einschließlich Rauchen, Koffein-,
  Alkohol-, Medikamenten- u. a. Drogenkonsum; Essstörungen
  usw.)
• Sexualität

Ausmaß der allgemeinen Funktionalität
• Arbeiten
• Sozialverhalten
• Hobbies

Bei sign. Einschränkungen => Verdacht auf das Vorliegen
               einer psychische Störungen
Affektive Störungen
Häufigkeit Psychischer Störungen
in der Allgemeinbevölkerung

                                   Quelle: www.psychnet.de
Modell des kontinuierlichen Übergang
(Haug & Ahrens, 2002)

Affektive Störung         Gesundes Erleben       Affektive Störung

     Manie          Fröhlichkeit   Traurigkeit   Depression
Klinische Kriterien der Depression
(DSM IV)

Somatische Beschwerden
  Morgentief und Tagesschwankungen der Symptome
  Schlafstörungen, Früherwachen
  verminderter Appetit und Gewichtsverlust

Motorische Beschwerden
 psychomotorische Hemmung oder Unruhe

Emotionale und motivationale Beschwerden
 niedergeschlagene Stimmung
 Verlust an Interesse o. Freude, Antriebslosigkeit
 mangelnde/fehlende Reagibilität auf Erfreuliches
Klinische Kriterien der Depression
 (DSM IV)

Kognitive Auffälligkeiten
  vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
  Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit
  verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
  Gedanken über/oder erfolgte Selbstverletzungen/Suizid
Depression - Schwierigkeiten der Diagnostik

Überlappung von Symptomen psychischer Störungen mit
behandlungsspezifischen körperlichen Symptomen
     Beispiele: Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen,
     Erschöpfung, Gewichtsverlust

Unterschätzung des Schweregrads psychischer Symptome und
deren Behandlungsbedürftigkeit aufgrund:
     dominanter körperlicher Symptome
     Mangelnder Kommunikation seitens der Patienten (Erwartung,
     Thematik sollte vom Arzt angesprochen werden oder Bedrohung
     des Selbstwertgefühls)
     „versteckte“ Symptome (z.B. sozialer Rückzug)
Depressionsspirale

    1. Sie fühlen sich        2. Freunde besuchen oder ins
 niedergeschlagen und           Kino gehen interessiert Sie
haben keine Lust etwas
          zu tun              nicht mehr und Sie ziehen sich
                                    immer mehr zurück.

 3. Es fehlt ihnen dadurch
 an positiven Erlebnissen
 und an Anregungen von       4. Sie haben noch weniger Kraft
  außen. Ihre Stimmung         sich aufzuraffen, sind isoliert
   wird noch schlechter.       und verkriechen sich völlig in
                                 Ihrem „Schneckenhaus“.
Depression

Bei Depressionen handelt es sich
um eine rezidivierende Störung:

      ca. 80%, die einmal an einer Depression erkranken,
      erleiden eine weitere Episode (im Mittel vier)!

                                                  Quelle: Judd (1997)
Theoretisches Modell
Schema-Theorie von Aaron Beck (1967, 1987)

    Negative Triade = pessimistische Sicht von
      sich selbst
      der Umwelt (=persönliche Einschätzung, deren
      Anforderungen nicht bewältigen zu können)
      der Zukunft

          Negative Schemata, basierend auf negativen
        Lebenserfahrungen (z.B. „ich muss perfekt sein“)

           Kognitive Verzerrungen = Denkfehler (z.B.
                     Übergeneralisierung)

                          Depression

                                                           Davison & Neale 2002
Theoretisches Modell (II)
ABC-Modell nach Robert Ellis (1997)

     A                 B               C
  Auslösendes        (un-)bewusste      Konsequenz:
    Ereignis        Überzeugungen,       emotionale
                       Oberpläne       Reaktionen und
                                      Verhaltensweisen

    Gefühle und Verhalten entstehen nicht direkt
      durch die Situation, sondern durch die
          Bewertung dieser Ereignisse!
ABC-Übung
„Depressive/r Patient/in“

 A: Ich bin in einem Restaurant und erhalte einen
    lauwarmen Espresso.

 B:

 C:
Belastungsstörungen
Belastungsreaktionen

F43.0 Akute Belastungsreaktion

F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

F43.2 Anpassungsstörung
PTBS – Definition der AWMF

      "Posttraumatische Belastungsstörung ist [...] eine mögliche
 Folgereaktion eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse (wie z.B.
Erleben von körperlicher und sexualisierter Gewalt, auch in der Kindheit
  (so genannter sexueller Missbrauch), Vergewaltigung, gewalttätige
      Angriffe auf die eigene Person, Entführung, Geiselnahme,
Terroranschlag, Krieg, Kriegsgefangenschaft, politische Haft, Folterung,
   Gefangenschaft in einem Konzentrationslager, Natur- oder durch
 Menschen verursachte Katastrophen, Unfälle oder die Diagnose einer
 lebensbedrohlichen Krankheit), die an der eigenen Person, aber auch
             an fremden Personen erlebt werden können"
Traumatische Erlebnisse bei Flüchtlingen
Symptome der PTBS

• Wiederholtes Erleben des Ereignisses
• Sich aufdrängende Erinnerungen             Intrusionen
• Träume/Albträume/Flash backs

• Nervosität, Erregung
• Schlafstörungen                           Übererregung
• Unruhe

• Vermeidung von Situationen, die die Erinnerung
                                                     Vermeidung
  an das Trauma wachrufen könnten
Traumaassoziierte Symptome bei Flüchtlingen
Meist berichtete Symptome in Erstgesprächen

• Kopfschmerzen              •   Magenschmerzen
• Ein- und                   •   Einnässen
  Durchschlafstörungen       •   Psychotische Symptome
• Albträume                  •   ….
• Konzentrations- und
  Gedächtnisstörungen
• Flashbacks, Intrusionen,
  Sorge verrückt zu werden
• Unangemessene Angst/ Wut
• Suizidalität/ SVV
• Cannabis- und
  Alkoholkonsum

                                                         5
Symptombezogene Hindernisse
bei der Exploration

• Misstrauen, Rückzugs- und Isolationstendenzen
• Mangelnde Kommunizierbarkeit von traumatischen
  Erfahrungen
• Scham- und Schuldgefühle
• Vermeidung der Thematisierung traumatischer
  Erfahrungen aus Furcht vor affektiven Kontrollverlust
• Assoziative Verknüpfung der (gutachterlichen)
  Exploration mit vergangenen Verhör und
  Foltererfahrungen
• Dissoziativ bedingte Gedächtnisstörungen &
  Einschränkungen des Affekterlebens (Affektisolierung/ -
  abspaltung/-abstumpfung)
• Konzentrationsstörungen

Knaevelsrud et al., 2012
Angsterkrankungen
Gesunde vs. Ungesunde Angst

Gesunde Angst                         Ungesunde Angst
•   Realangst (vor echten Gefahren)   •   Die Angstreaktion ist der Situation
•   Gewissensangst                        nicht angemessen
•   Vitalangst als Warnsymptom        •   Angst überdauert Auslöser
    körperlicher Erkrankung           •   Keine Erklärung, keine
                                          Verminderung, keine
                                          Bewältigungsmöglichkeit
                                      •   deutliche Beeinträchtigung der
                                          Lebensqualität
Allgemeine Kriterien klinisch relevanter Angststörungen

  Gemeinsam ist allen Angststörungen das Vorliegen von
  Angstreaktionen. Neben den jeweils zwingend
  erforderlichen Symptomen sowie den jeweiligen Zeit- und
  Intensitätskriterien sind erforderlich:

   –   Subjektives Leiden
   –   Klinisch bedeutsame Einschränkungen in Arbeit und
       Lebensführung
   –   Unbegründet stark oder exzessive Angst
Angststörungen: Fallbeispiel

   „Plötzlich geht ein sehr merkwürdiges Gefühl durch
   meinen Körper. Dann werde ich nervös und mein
   Herz rast. Ich kriege keine Luft, meine Hände werden
   richtig feucht vor Schweiß. Ich fühle mich, als ob ich
   Durchfall bekomme, es schüttelt mich. Oft erscheinen
   die Dinge um mich herum nicht so, wie sie sein
   sollten, als ob ich weit weg bin. Dann fürchte ich,
   dass ich total die Kontrolle verliere...“

     Was denken Sie, welche Störung wird hier beschrieben?

     Fallbeispiel entnommen aus PD. Dr. Eric Leibing „Angststörungen- psychosomatische und psychotherapeutische Aspekte.
                                                     Universität Göttingen.
Angststörungen: Panikstörung (ICD-10: F41.0)

     Diagnostische Kriterien:

     Eine eindeutige Diagnose ist nur bei mehreren schweren
     vegetativen Angstanfällen zu stellen, die innerhalb eines
     Zeitraums von etwa 1 Monat aufgetreten sind,

     1. in Situationen, in denen keine objektive Gefahr besteht;
     2. wenn die Angstanfälle nicht auf bekannte oder
      vorhersagbare Situationen begrenzt sind;
     3. zwischen den Attacken müssen weitgehend angstfreie
      Zeiträume liegen.
Angststörungen: Fallbeispiel

  Vor ihrer Anmeldung zur Therapie hatte Veronica mehrere
  Monate lang nicht das Haus verlassen können. “Es ist, als ob
  mir etwas Grauenhaftes passieren würde, wenn ich nicht
  sofort nach Hause gehe.“ Selbst nachdem sie dorthin
  zurückgekehrt war, bebte sie innerlich und konnte etwa eine
  Stunde lang mit niemanden sprechen oder etwas tun.
  Solange sie jedoch in ihrem Haus oder Garten blieb, konnte
  sie ihren Alltag ohne viel Schwierigkeiten bewältigen. Wegen
  dieser    Beschwerden       hatte   sie   eine    Stelle  als
  Mathematiklehrerin nach den Sommerferien nicht wieder
  antreten können.

     Was denken Sie, welche Störung wird hier beschrieben?

                  Fallbeispiel entnommen aus Comer (2003) „Klinische Psychologie.
Angststörungen: Agoraphobie (ICD-10: F40.0)

   Symptomatik:

   → Eine deutliche und anhaltende Furcht vor oder Vermeidung von
     mindestens 2 der folgenden Situationen: Menschenmengen,
     öffentliche Plätze, alleine reisen, Reisen mit weiterer Entfernung
     von zu Hause
   → Vermeidung der phobischen Situation ist das entscheidende
     Symptom
   → Kann mit oder ohne Panikstörung auftreten
Sie waren wegweisend für unsere Kultur und psychisch erkrankt
Kernfragen

   Einleitung
                  Migration….?

 Epidemiologie    Wie häufig erkranken Menschen mit Mh an
                  psychischen Störungen?
   Diagnostik
                   Was sind psychische Störungen?

  Behandlung
                  Wo können MigrantInnen versorgt werden?
Therapeutische
                  Welche therapeutischen Elemente kann ich in
  Elemente
                  der Arbeit mit Migranten integrieren?
 Selbstfürsorge   Was mache ich, um die emotionalen
                  Herausforderungen zu bewältigen
Berufskunde
          -
Der heilkundliche Psychomarkt
Berufskunde

 Kinder- und Jugendpsychiatrie   Kinder- und Jugendlichen
      und Psychotherapie             Psychotherapeut

Facharzt für Nervenheilkunde     Facharzt für Neurologie

 Facharzt für Psychiatrie und      Facharzt für ärztliche
      Psychotherapie                 Psychotherapie

        Facharzt für                 Psychologischer
Psychotherapeutische Medizin         Psychotherapeut
Exkurs
     Psychosoziale
Versorgungsmöglichkeiten
       in Hessen
Fremdsprachliche Psychotherapieangebote

Psychotherapeutensuchdienst der PTK-Hessen:

www.lppkjp.de

Ärztesuchdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen
www.kvhessen.de
Ambulante Psychosoziale Versorgungsmöglich
Beispiel

FATRA Frankfurt/M. – Frankfurter Arbeitskreis Trauma und Exil e.V.
Berger Strasse 118
60316 Frankfurt/Main
Tel.: +49 (0) 69 – 49 91 74
Fax: +49 (0) 69 – 49 85 26
E-Mail: fatra@t-online.de
Website: www.fatra-ev.de
Ambulante Psychosoziale Versorgungsmöglich
Beispiel

Ev. Zentrum für Beratung und Therapie Frankfurt /M.
Haus am Weißen Stein – Beratung und Therapie für Flüchtlinge
Eschersheimer Landstraße 567
60431 Frankfurt/Main
Tel: +49 (0) 69 – 53 02-291
Fax: +49 (0) 69 – 53 02-294
E-Mail: fluechtlingsberatung@frankfurt-evangelisch.de
Ambulante Psychosoziale Versorgungsmöglich
Beispiel

Pro Asyl – Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge e.V.
Postfach 160624
60069 Frankfurt/Main
Tel.: +49 (0) 69 – 23 06 88
Fax: +49 (0) 69 – 23 06 50
E-Mail: proasyl@proasyl.de
Website: www.proasyl.de
Stationäre psychotherapeutische Versorgung
Beispiel

Parkland-Klinik
Fach- und Akutklinik für Psychosomatik und Psychotherapie

Türkischsprachiger Behandlungsschwerpunkt

Im Kreuzfeld 6
34537 Bad Wildungen-Reinhardshausen

Tel.: 05621-706-0
www.parkland-klinik.de
Stationäre psychotherapeutische Versorgung
Beispiel

Rhein-Haardt-Klinik
Rehabilitationsklinik für Abhängigkeitserkrankungen und
Psychosomatik

Russisch, Polnisch, Griechisch, Kroatisch und Rumänisch

Sonnenwendstraße 86
67098 Bad Dürkheim

Tel.: 06322 794-338
www.rhein-haardt-klinik.de
Kernfragen

   Einleitung
                  Migration….?

 Epidemiologie    Wie häufig erkranken Menschen mit Mh an
                  psychischen Störungen?
   Diagnostik
                   Was sind psychische Störungen?

Herausforderung   Was erschwert die Arbeit mit psychisch
                  erkrankten MigrantInnen?
  Behandlung
                  Wo können MigrantInnen versorgt werden?
Therapeutische
                  Welche therapeutischen Elemente kann ich in
  Elemente
                  der Arbeit mit Migranten integrieren?
 Selbstfürsorge   Was mache ich, um die emotionalen
                  Herausforderungen zu bewältigen
Problemhierarchie

                                   1.
                                             2.

                                        3.
                                                  4.

        Problemberg

                    „think small Steps“
II. Psychoedukation

– Aufklärung über mögliche Diagnose und Behandlungsprinzipien,

– Vermittlung von störungsbezogener Information (angemessenes

  Störungsmodell),

– Vermittlung von therapierelevanter Information

  (Therapieverfahren, Wirkmechanismen, Chancen und Risiken),

– Unterstützung des Patienten bei der Entwicklung allgemeiner

  Selbstmanagement und Bewältigungskompetenzen (z. B.

  Problemlösestrategien im Umgang mit Rückfällen)
Mögliches Störungsmodell

Umweltbedingungen

                       Auslöser

Prädisposition                    Aufrechterhaltende
                                    Bedingungen
III. Therapieansätze bei Depressionen

                   Behandlungstriade

    Erarbeitung                           Reflektion
                       Aktivitäten-     dysfunktionaler
        von
                         aufbau           Gedanken
      Zielen
IV. Wochenplan

Uhrzeit    Mo    Di   Mi   …

 8
10
12
14
16
18
20
22
24                         Beispiel:
                      Aktivitätenaufbau
V. Umgang mit belastenden Ereignissen

• Mit Menschen reden, denen ich
  vertrauen

• Tagebuch schreiben
Kernfragen

   Einleitung
                  Migration….?

 Epidemiologie    Wie häufig erkranken Menschen mit Mh an
                  psychischen Störungen?
   Diagnostik
                   Was sind psychische Störungen?

Herausforderung   Was erschwert die Arbeit mit psychisch
                  erkrankten MigrantInnen?
  Behandlung
                  Wo können MigrantInnen versorgt werden?
Therapeutische
                  Welche therapeutischen Elemente kann ich in
  Elemente
                  der Arbeit mit Migranten integrieren?
 Selbstfürsorge   Was mache ich, um die emotionalen
                  Herausforderungen zu bewältigen
Mögliche Diskussion

   Woran erkenne ich, dass ich emotional zu
   stark belastet bin?

   Was mache ich, um mir zu helfen?
Etwas Schönes zum Schluss ….
Genußtraining

Euthyme Therapie
Einleitung

              Euthym ≈ „ Was der Seele gut tut“

Psychotherapeutisches Programm vorwiegend zur
Behandlung von Depressionen, chronischen Schmerzen
• Euthyme Therapie
• Genusstraining
• „Kleine Schule des Genießens“ (E.Koppenhöfer)

        Aufbau positiven Erlebens und Handelns
Orthogonales Modell von Krankheit und Gesundheit
(Lutz, 1990)

    Gesundheit
         +

               -                  Krankheit

                   -                    +
Warum „Genießen“?

   Stärkung & Würdigung der Gesundheitsachse

   Steigerung der Lebensqualität

   Ablenkung von Krankheitsachse

   Sensibilisierung der Sinnesmodalitäten

   Aktualisierung angenehmer Vorerfahrungen

   Aufbau von Eigenverantwortung
Überlegen Sie bitte für eine Minute…

    Was habe ich meiner Seele

         gestern Gutes getan?
Genussarten

Alleine               Gemeinsam

Aktiv                 Passiv

Kurz                  lang

Sinnesspezifisch      Multisensorisch

Zeitlich spezifisch   zeitlos

Örtlich spezifisch    Ortsübergreifend
Genussplan

Uhrzeit      Mo   Di   Mi   Do   Fr   Sa   So

 8
10
12
14
16
18
20
22
24
Genussregeln

 1. Genuss braucht Zeit

 2. Genuss muss erlaubt sein

 3. Genuss geht nicht nebenbei

 4. Genuss ist Geschmackssache / jedem das Seine

 5. Weniger ist mehr

 6. Ohne Erfahrung kein Genuss

 7. Genuss ist alltäglich
Vielen Dank für Ihre
       Aufmerksamkeit!

Dr. Mike Mösko
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Institut für Medizinische Psychologie
AG Psychosoziale Migrationsforschung
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
Tel.: 040-7410-59743
E-Mail: mmoesko@uke.de
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