VERBUND- UND TARIFSTRUKTUREN IM VBB - Erfahrungsbericht aus Berlin-Brandenburg Landtag Schleswig-Holstein Kiel, 12.02.2020 - Landtag SH
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VERBUND- UND TARIFSTRUKTUREN IM VBB Erfahrungsbericht aus Berlin-Brandenburg Schleswig-Holsteinischer Landtag Landtag Schleswig-Holstein Umdruck 19/3556 Kiel, 12.02.2020 Dr. Kerstin Wendt Bereichsleiterin Tarif und Vertrieb
Inhaltsübersicht 1 Der VBB stellt sich vor: Verbundgebiet und Tarifstrukturen 2 Der VBB-Tarif 3 Aktuelle Herausforderungen für eine Verkehrswende Seite 2
#VBBLand: Das Verbundgebiet Berlin. Uckermark Prignitz Fläche: 892 km² Ostprignitz- Ruppin Einwohner: 3,520 Mio. Barnim 12 Bezirke Oberhavel Märkisch- Brandenburg. Havelland 291 km Oderland Brandenburg Berlin Fläche: 29.654 km² a.d.H. Potsdam Einwohner: 2,484 Mio. Frankfurt/O. Potsdam- Oder-Spree 14 Landkreise, 4 kreisfreie Städte Mittelmark Teltow- Fläming Dahme- VBB. Spreewald Fläche: 30.546 km² Ober- Cottbus Einwohner: 6,004 Mio. spree- Elbe-Elster wald- Spree-Neiße Zwei Bundesländer Lausitz 244 km Seite 3
Regionale Unterschiede zwischen Berlin und Brandenburg Foto: Getty Images Foto: rbb-online.de Seite 4
Dynamischer Verflechtungsraum Pendelverkehr gesamt 2016: ÖPNV und Individualverkehr PR UM OHV OPR BAR Pendler nach Berlin 199.227 (seit 2005 +29,6%) HVL MOL Pendler nach Brandenburg: BRB P FF 81.873 (seit 2005 +36,0%) PM LOS LDS Rund 70 Linien verbinden Berlin und die Metropolregion TF Wachstum hört nicht an der Berliner Stadtgrenze auf CB OSL EE SPN Grenzen überschreiten! Quelle: VBB. Seite 5
Messbarer Erfolg: Enormer Anstieg von Fahrgastzahlen und Fahrgeldeinnahmen seit 1999 Fahrgastzahlen und Einnahmen Zahl der Fahrgäste im Regionalverkehr Berlin, Brandenburg und die kreisfreien Städte sind + 500 Mio. Fahrgäste in den letzten 20 Jahren verkehrlich zu einer Metropolregion zusammengewachsen. + 800 Mio. Euro Einnahmen Verbundfahrgastzahlen (in Mio.) Kassentechnische Einnahmen (in Mio. Euro) 1999: 1,0 Mrd. Verbundfahrgäste; 0,7 Mrd. Euro Einnahmen 2018: 1,5 Mrd. Verbundfahrgäste; 1,5 Mrd. Euro Einnahmen Seite 6
Ungleiche Bevölkerungsentwicklung. Mehr Touristen. Mehr Fahrgäste. Bevölkerung im #VBBLand 2011-15: Berlin: +5,8 Prozent. Brandenburg: +1,3 Prozent. Touristen im #VBBLand 2011-15: + 22,3 Prozent. Bevölkerung 2011-2015 Fahrgäste im #VBBLand 2011-2018: +20 Prozent. 2018: 1,54 Mrd. jährlich; 4,22 Mio. täglich. Steigende ÖPNV-Nachfrage im #VBBLand. Touristen 2011-2015 Quelle: VBB. Seite 7
Die Verkehrsunternehmen im VBB 38 private und kommunale Verkehrsunternehmen 6 Eisenbahnverkehrsunternehmen 32 Verkehrsunternehmen des übrigen ÖPNV rd. 400 Mio. Fahrplankilometer pro Jahr Berlin AB: Verkehrsleistungen von 14 Verkehrsunternehmen Berlin ABC: Verkehrsleistungen von 18 Verkehrsunternehmen Stand: 1. September 2017 Seite 8
Der VBB an der Schnittstelle der Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen Auftraggeber/ Regieebene Auftragnehmer/ Aufgabenträger Verkehrsunternehmen VBB-Tarif, Einnahmenaufteilung, Planung, Fahrgastinformation, Bestellen und finanzieren Vergabe, Management, Durchführen der Verkehrsleistung Controlling Verkehrsleistung Seite 9
Ausgleich verschiedener Interessen Verkehrsunternehmen Fahrgäste Forderungen: Maximen: Bezahlbare Tarife Auskömmliche Tarife Pünktlichkeit Effiziente Betriebsdurchführung Gesicherte Anschlüsse Kostendeckung Gutes Angebot Vermarktung Verlässliche Informationen Aufgabenträger / Politik Aufträge: Daseinsvorsorge ÖPNV-Finanzierung Wettbewerb ermöglichen Vertragsmanagement Seite 10
Die Verbundstruktur – Der VBB als Aufgabenträgerverbund 14 Landkreise Land Berlin Land Brandenburg 4 kreisfreie Städte Gesellschafteranteil 33,3 % Gesellschafteranteil 33,3 % Gesellschafteranteil 33,3 % Gesellschafterversammlung Gremien: Aufsichtsrat Gremien: Beirat der Gesellschafter, SPNV-Beirat Beirat der Verkehrsunternehmen Geschäftsführerin Planung, Tarif und Einnahmenaufteilung Center für Nahverkehrs- und Fahrgastinformation und Vertrieb und Wirtschaftsführung Qualitätsmanagement Kommunikation Bereiche der VBB GmbH Seite 11
Aufgaben im Auftrag der Gesellschafter VBB-Tarif und Vertrieb. Einnahmenaufteilung. Übergreifende Angebotsplanung und Konzeption. Information der Fahrgäste. Kommunikation. Vertragsmanagement SPNV. Wettbewerbliche SPNV-Vergabe. Qualitätsmanagement. Infrastrukturmanagement. Seite 12
Der VBB-Tarif vereint die Vorteile… … der klassischen … sowie der Verbünde mit Flächenzonen-Verbünde … ringförmig angeordneten Tarifzonen Seite 13
VBB-Tarif – Das Verbundgebiet • ca. 1500 Tarifwaben • Automatische Preisermittlung anhand der VBB-Tarifdatenbank • Landkreise dienen der Zeitkarten- Tarifierung • Tarifbereiche A, B sowie C für Berlin und die vier kreisfreien Städte • Orte mit Stadtlinienverkehr eigene Tarifierung in besonderen Stadtverkehren • Außerhalb der großen Städte entfernungsbasierter Tarif (5km-Waben) • „Auslandswaben“ für ausgewählte Linienverkehre nach Sachsen, Sachsen- Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern oder nach Polen Seite 14
VBB-Tarif – Die Tarifbereiche A-Bereich • Innenstadt Berlin: Gebiet innerhalb des S- Bahn-Rings B-Bereich • äußeres Stadtgebiet bis zur Stadtgrenze C-Bereich • Gürtel um die jeweilige Stadtgrenze (ca. 10 bis 15 km) • Unterteilung in Waben für eine gerechte Tarifierung für Binnenfahrten Fahrausweise sind nur in den Kombinationen AB/BC/ABC erhältlich Seite 15
Der VBB-Tarif spielt seit 21 Jahren eine wichtige Rolle für das Zusammenwachsen der Metropolregion • Gemeinsames Tarifsystem hat die Nutzung des ÖPNV in Berlin und Brandenburg stark vereinfacht und seine Attraktivität enorm erhöht • Bus- und Bahnsystem im VBB präsentiert sich einheitlich gegenüber den Fahrgästen • Stetig steigende Nachfrage kontinuierliche Prüfung von Angebotsverbesserungen Seite 16
Zwei Länder. 38 Verkehrsunternehmen. Ein Tarif. Der VBB-Tarif im Laufe eines Lebens. Seite 17
Der „VBB Tarifindex“ – Mehr Transparenz für Tarifentwicklung • Orientierung vorrangig an den Lebenshaltungskosten in Berlin und Brandenburg • Berücksichtigung zweier Komponenten, die die Verkehrsunternehmen stärker belasten als den Normalbürger • Berechnung durch Verwendung allgemein zugänglicher Ausgangsdaten (Quellen Statistisches Bundesamt, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg) • Betrachtung der vergangenen 60 Monate • Tarifanpassungsrate dient als Rahmen zur Fortschreibung der Preise des VBB-Tarifs im Rahmen einer Tarifanpassung Seite 18
Inhalte des Tarifentwicklungsverfahrens: Index Vom VBB-Aufsichtsrat am 9.10.2014 beschlossen Berechnungsgrundlagen für den VBB-Tarifindex (1) Durchführung regel- Zusammensetzung der Formel Betrachtungszeitraum Bildung Indexwert mäßiger Tarifanpassungen einmal jährlich zu einem Stichtag Betrachtung der Formelinhalte Mittelwert aus linearer über den Zeitraum der Regression (2a) Ermittlung des VBB-Tarifindex auf Basis einer festgelegten Formel letzten 60 Monate (2b) Liegen zwischen zwei Anpassungsterminen mehr oder weniger als 12 Monate, wird der Indexwert extrapoliert. Hochrechnung des Indexwertes auf eine sogenannte „Laufzeit“ der Tarifmaßnahme (3a und b) Grundzüge des Tarifentwicklungsverfahrens Anpassungstermin A Anpassungstermin B (4) Schüler- und 12 Monate + x Monate Auszubildendentarife 12 Monate - x Monate steigen nicht auf mehr als 75 % des zugrunde- liegenden Regeltarifs (5) Die Regelungen nach VBB-Tarifindex Ziffer 1 - 4 werden evaluiert Seite 19
Tarifentwicklungsverfahren (TEV): Zehn Stufen der Zusammenarbeit Umsetzung Aufsichtsrat Beiräte 10 V und G Anpassungstermin 1. Januar VBB GmbH: 9 Stichtag für Berechnung Clearing- runde aus VBB-Tarifindex Vertretern Aufsichtsrat: AG TWE beider Tarifanzeige Beirat G Befassung FAK Tarif Beiräte 8 und u. -genehmi- AG TWE des und Vertrieb gung Bestätigung FAK Tarif Beirat V: Tarifanzeige Aufsichtsrat 7 Beiräte und Vertrieb Befassung für BB AT V und G und (Vollmacht) Vorarbeiten 6 Harmoni- Beschluss Tarifantrag- sierung der (wirtschaftliche 5 VU- und AT- Anschluss: stellung für Auswirkungen) BVG 4 Diskussion Standpunkte Datenver- Diskussion Fahrpreis- (Vollmacht) 3 sorgung Fahrpreis- tabellen Beirat G: und EVU 2 Diskussion VU und Fahrpreis- tabellen Anschluss: Befassung Lieferanten 1 Befassung + Bewertung Bericht über tabellen Einarbeiten und Kenntnis- Bestätigung Bewertung struktureller der Beschluss- gabe neuer VBB GmbH: Tarifanpass- Tarifanpass- struktureller Änderungen* Bewertung Änderungen empfehlung Tarif in ungsrate ungsrate Änderungen* Berechnung struktureller durch VBB an den AR Brandenburg Rate, interne Arbeitsauf- Änderungen* Anschluss: GmbH Aufbereitung trag für die Fokus: Sammlung Beratung mit vorliegender struktureller Fachebene (*Mehrjahres- Themen der Mitgliedern Vorschläge, Änderungen (Mögliche planung) Weiterent- des AR über Rahmen- wicklung Stand AT und VU: vorgaben Mitteilung und Besprechung VU mit AT; neue Wabenzuord- Ideen zu Prüfaufträge) nungen, Änderung von Tarifstufen für bestimmte strukturellen Änderungen Fahrtrelationen innerhalb der Landkreise I. Quartal II. Quartal III. Quartal IV. Quartal Um- Startphase Beratungsphase Entscheidungsphase setzung Seite 20
Das VBB-Tarifentwicklungsverfahren - Inhalte Strukturelle VBB-Tarifindex/ Zielgruppen- Angebots- Durchschnittliche Tarifergiebigkeit spezifische Angebote anpassungen Tarifanpassungsrate Tarifgebietseinteilung Entwicklung der u. örtliche Zuordnung Preisbildung Fahrpreistabellen im Wabensystem Tarifangebote Kombiticket- Tarif- Schnittstelle Tarifmatrix angebote kommunikation zum Vertrieb Fahrausweislayout, Beförderungs- Tarifbestimmungen Elektronischer Tarif Fälschungs- bedingungen sicherheit Datengrundlage Marktbeobachtung Relationsbezogene Prognose von Statistische und -bewertung; Einnahmen- Tarifmaßnahmen Auswertungen Evaluationen meldungen (geplant) Seite 21
Neue Tarifprodukte mit Start in 2019 • Kostenloses Schülerticket in Berlin – finanziert durch das Land Berlin • VBB-Abo Azubi verbundweit für 365 EUR – teilfinanziert durch die Länder Brandenburg und Berlin • VBB-Firmenticket mit verpflichtendem Arbeitgeberzuschuss (Einstieg in die Drittmittel- finanzierung für den ÖPNV) Seite 22
Kurz- und mittelfristige Herausforderungen im VBB-Tarif • Tarifmodernisierung für mehr Einfachheit, Transparenz und Gerechtigkeit - insbesondere an politischen Grenzen • Diskussion um eTarif führen • Vereinheitlichung von Mitnahmeregelungen • Zugangshemmnisse und Komplexität (für Gelegenheitskunden) durch einfachen digitalen Vertrieb abbauen (CiBo/CiCo-Systeme) Tarif ist nur ein Aspekt – das Produkt ist Mobilität. Seite 23
Aktuelle Herausforderungen: Neue Wege in der ÖPNV-Finanzierung? Dritte Finanzierungssäule zur ÖPNV-Finanzierung Die Koalition gibt eine umfassende Machbarkeitsstudie in Auftrag, deren Ergebnis bis Ende 2019 vorgelegt werden soll. Darin werden die Einführung einer Nahverkehrsabgabe/Infrastrukturabgabe für Berlin und das Tarifgebiet des VBB, die Einführung einer solidarischen Umlagefinanzierung im ÖPNV in Berlin und im Tarifgebiet des VBB und die Übernachtungspauschale für Gäste getrennt voneinander untersucht.“ Koalitionsvereinbarung 2016-2021 des Landes Berlin, S. 44 Seite 24
Mit Tarifen erfolgreich die Verkehrswende gestalten? …stellt die Grundlage dar für eine hohe Qualität im ÖPNV. …passt für jede …ist smart, mobil und …ist für alle da und schon mit einem Klick Lebenslage. verbindet weiter Stadt zu haben. und Land. …ist ein Kernprodukt …ist nur eine von vielen des Verkehrsverbunds: Finanzierungssäulen ein Ticket für alle. …ist auch digital – und des ÖPNV. damit supereinfach. …benötigt ein gutes …entwickelt sich zu Verkehrsangebot, um einem Mobilitätstarif. erfolgreich zu sein. …ist die Basis für eine echte Verkehrswende. Seite 25
Die Verkehrswende ist kein Selbstzweck Die Herausforderungen sind vielfältig, das Dilemma: 1. Klimawandel und Schadstoffbelastung: Erderwärmung steigt, Gesundheitsbelastung in den Städten ist einklagbar: Reduzierung des Schadstoffausstoßes und des MIV ist ein Muss Gelingt der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel allein durch Tarifangebote? 2. Urbanisierung: Überalterung der ländlichen Regionen vs. Zuzug in Städten vs. Zunahme der Mobilitätsbedürfnisse allgemein unterschiedliche verkehrliche & tarifliche Lösungen gefragt 3. Stadtraumgestaltung: Priorität des Autoverkehrs vs. Aufenthaltsqualität in Innenstädten wie wollen wir zukünftig (gesund) leben (& atmen) und uns (schnell) fortbewegen? Kann der ÖPNV es richten? Und welche Rolle spielt der Tarif in der Verkehrswende? Seite 26
Mit Tarifen erfolgreich die Verkehrswende gestalten? Stichwort Push & Pull Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Verkehrs bei gleichzeitigen Einschränkungen für den Autoverkehr 1. Investitionen ins System kombinieren mit (digitaler) Tarifreform, die Interessen der öffentlichen Hand, der Verkehrsunternehmen und der Fahrgäste ausgleicht 2. Einführung einer dritten Säule der ÖPNV-Finanzierung zur Ressourcensteigerung (neben Ticketeinnahmen und Zuschüssen aus Steuergeld) mehrere Modelle denkbar: City-Maut, Bürgerticket, Parkraumbewirtschaftung etc. 3. Stärkung des Umweltverbunds und Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs, insbesondere in Innenstädten Für eine echte Verkehrswende brauchen wir eine konzertierte Aktion! Seite 27
Die Verkehrswende ist kein Selbstzweck Welche Rolle spielt der Tarif in der Verkehrswende? 1. Abhängigkeiten zwischen Preis und Angebot: Fahrgastzahlen steigen, Kapazitäten auf der Schiene und in Bahnhöfen müssen ausgebaut, neues Wagenmaterial angeschafft werden Zuverlässigkeit und Qualität entscheiden, ob Menschen lieber Bus und Bahn nehmen statt des eigenen Autos 2. Balance zwischen Stadt und Land: dichte Taktung und bequeme Verbindungen sind die Voraussetzung für ÖPNV-Affinität, flexible Rufbussysteme und smarte Lösungen müssen mit dem System Bus und Bahn verknüpft werden 3. Einfachheit gewinnt: der Tarif ist die erste Zugangshürde zum ÖPNV-System. Er muss einfach und unkompliziert, aber vor allem mit einem Klick zu haben sein. Der Tarif ist eines von mehreren Tools für die Verkehrswende! Seite 28
VIELEN DANK FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT! 1999 - 2019
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