Vergütungsanpassungen im Heilmittelbereich: Physiotherapie, Logopädie und Podologie
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VERANLASSTE LEISTUNGEN
Vergütungsanpassungen im
Heilmittelbereich: Physiotherapie,
Logopädie und Podologie
Auf Bundesebene wurden Vereinbarungen zur Vergütungserhöhung in den Bereichen Physiotherapie, Logopädie
und Podologie geschlossen, die zum Teil rückwirkend in Kraft getreten sind.
Die Heilmittelpositionspreise im Bereich der Physiothera- (klein)“ abgerechnet. Ab der 21. Minute kann der Leistungs-
pie steigen rückwirkend zum 1. April 2021 durchweg um erbringer die „Podologische Behandlung (groß)“ abrechnen.
1,15 Prozent.
Die Abrechnung der Befundposition (HPNR: 78030) ist zu-
Für den Bereich der Logopädie gilt ein neuer, bundesein- sätzlich zu jeder Behandlungseinheit möglich. Eine Doku-
heitlicher Versorgungsvertrag, der Steigerungsraten in vier mentation auf der Verordnung seitens des Podologen ist
Stufen vorsieht. Rückwirkend zum 1. Januar 2021 tritt die nicht notwendig.
erste Vergütungserhöhung in Kraft. Die vierte Stufe wird ab
1. Oktober 2023 wirksam. Hinweisen möchten wir auf die Die aktuellen Vergütungslisten können Sie auf der Internet-
neu aufgenommene Leistung „Bericht auf besondere Anfor- präsenz der KV Sachsen einsehen.
derung“ (X3303). Hier können Ärzte, der Medizinische Dienst
oder andere vergleichbare Institutionen einmal im Kalender- Die KV Sachsen wird unmittelbar nach erfolgtem Vertrags-
jahr einen zusätzlichen, ausführlichen Bericht anfordern. abschluss im Bereich der Ergotherapie mit den sächsischen
Krankenkassen in Verhandlung zu einer neuen Heilmittelver-
Auch die Versorgung mit podologischen Leistungen und einbarung treten, die auch die notwendigen Richtgrößen-
deren Vergütung fußt seit dem 1. Januar 2021 auf einem steigerungen enthalten wird.
neuen bundeseinheitlichen Vertrag. Neben Befundung und
Hausbesuch gibt es nur noch zwei Leistungspositionen: die Für Rückfragen stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mit-
„Podologische Behandlung klein“ und die „Podologische arbeiter der Abteilungen Verordnungs- und Prüfwesen der
Behandlung groß“. Bezirksgeschäftsstellen gern zur Verfügung.
Für die ärztlich verordnete „Nagelbearbeitung“ und „Horn- Informationen
hautabtragung“ wird dementsprechend nur die Heilmittel- www.kvsachsen.de > Mitglieder > Verordnungen
position „Podologische Behandlung (klein)“ abgerechnet. > Heilmittel
Verordnen Sie „Podologische Komplexbehandlung“, wird bei
einer Leistung bis 20 Minuten die „Podologische Behandlung – Verordnungs- und Prüfwesen / mau –
Veranlasste Leistungen KVS-Mitteilungen Heft 05/2021
Off-Label-Use-Gefahr bei Regress
Verordnung von Tolperison gefahr!
Bitte beachten Sie die Anwendungsbeschränkung auf Spastizität nach einem Schlaganfall.
Tolperison ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der zentral wirk- Die im Risikobewertungsverfahren herangezogenen Daten
samen Muskelrelaxantien. In einem 2013 abgeschlossenen aus klinischen Studien und Erfahrungen seit der Vermark-
Risikobewertungsverfahren wurde festgelegt, dass Tolperi- tung zeigen, dass nur für die zugelassene Indikation der
son nur noch für folgende Indikation zugelassen ist: Nutzen die Risiken überwiegt. Im Hinblick auf das Risiko für
schwerwiegende bis tödliche Hypersensitivitäts-Reaktionen
• Symptomatische Behandlung der Spastizität nach wird von einer Verordnung außerhalb der Zulassung drin-
einem Schlaganfall bei Erwachsenen gend abgeraten. Zudem besteht hier auch die Gefahr von
Einzelfallprüfanträgen von Seiten der Krankenkassen.
Ein erneutes Bewertungsverfahren zeigte im vergangenen
Jahr, dass die Anwendungsbeschränkungen nicht ausrei-
Foto: © Magone – www.fotosearch.de
chend beachtet werden. Es erfolgte daraufhin im Juni 2020
erneut die Versendung eines Rote-Hand-Briefes durch die
Hersteller. Darin heißt es:
• Tolperison ist seit 2013 nur noch zur symptomatischen
Behandlung der Spastizität nach einem Schlaganfall bei
Erwachsenen zugelassen, denn nur in dieser Indikation
überwiegt der Nutzen die möglichen Risiken.
• Daten aus verschiedenen europäischen Ländern deuten
darauf hin, dass sich das Verschreibungsverhalten für Tol-
perison seit der Indikationseinschränkung im Jahr 2013
nicht tiefgreifend geändert hat und Tolperison weiterhin
in den damals widerrufenen Indikationen (z. B. bei Er-
krankungen des Bewegungsapparates muskuloskeletta-
len Ursprungs) verschrieben wird.
• Die Behandlung mit Tolperison außerhalb der zugelasse-
nen Indikation setzt Patienten einem Risiko z. B. für Über- Informationen und Ansprechpartner
empfindlichkeitsreaktionen bis hin zu anaphylaktischen Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz
Reaktionen / anaphylaktischem Schock bei einem nicht Frau Reinholz Telefon 0371 2789-458
nachgewiesenen Nutzen aus. Bezirksgeschäftsstelle Dresden
Frau Kempe Telefon 0351 8828-3214
• Bei der Verordnung von Tolperison in der zugelassenen Frau Lindner Telefon 0351 8828-3215
Indikation sollten Angehörige der Gesundheitsberufe Bezirksgeschäftsstelle Leipzig
die Patienten auf das mögliche Risiko der Entwicklung Frau Lettau Telefon 0341 2432-2215
von Überempfindlichkeitsreaktionen und die ggf. zu
ergreifenden Maßnahmen beim Auftreten solcher Reak – Gemeinsame Arbeitsgruppe KV Sachsen / KV Thüringen und AOK PLUS
tionen hinweisen. zur Vermeidung von Arzneikostenregressen –
KVS-Mitteilungen Heft 05/2021 Veranlasste LeistungenDigitale Gesundheitsanwendungen – neue
verordnungsfähige Leistungskategorie
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sind Medizinprodukte niedriger Risikoklassen, die dazu bestimmt sind,
die Überwachung, Linderung und Behandlung von Krankheiten zu unterstützen. Es handelt sich um Apps, die mit
Smartphone oder Tablet genutzt werden können, aber auch um webbasierte Anwendungen, die über einen Internet
browser laufen. Der gesetzliche Anspruch wurde mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz geschaffen.
Verordnung und Abrechnung von DiGAs
nach einer Grafik des Spitzenverbandes Digitale Gesundheitsversorgung
Arzt/Psychotherapeut Patient übermittelt Verordnung Krankenkasse übermittelt Patient schaltet DiGA frei
verordnet DiGA an seine Krankenkasse Freischaltcode an Patient und nutzt diese
90 Tage
Krankenkasse
MUSTER 16 Website/App
MUSTER 16 Call Center
Postanschrift
Geschäftsstelle 0124 0123 0123 4013 23
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Psychologischen Psychotherapeuten wird das Muster 16
(BfArM) legt fest, welche konkreten Apps zukünftig von den nur über die Allgemeine Verwaltung der jeweiligen
Versicherten in Anspruch genommen werden können. Nach Bezirksgeschäftsstelle zur Verfügung gestellt. Der Vor-
erfolgreichem Abschluss eines Prüfverfahrens wird die An- druck kann bereits abgefordert und darf ausschließlich
wendung in das DiGA-Verzeichnis aufgenommen. für die Verordnung von DiGAs genutzt werden. Er enthält in
der Codierleiste die bundesweit einheitliche Pseudo-BSNR
Verordnung „999999999“ (9x9), welche die sonst übliche individuelle
BSNR ersetzt.
Gesundheits-Apps sind zulasten der gesetzlichen Kranken-
versicherung für Patienten ab 18 Jahre verordnungsfähig, Alternativ können Versicherte auch einen Antrag auf Kos-
soweit sie in das vorgenannte Verzeichnis aufgenommen tenübernahme für eine DiGA bei ihrer Krankenkasse stellen.
wurden. Die Verordnung erfolgt mithilfe des Arzneiverord- Dazu muss der Versicherte eine entsprechende Indikation
nungsblattes Muster 16. Anzugeben ist dabei die der App nachweisen, die ihm oder der Krankenkasse vorliegt. Ärzte
bzw. Webanwendung zugeordnete Pharmazentralnummer. oder Psychotherapeuten müssen dafür keine Nachweise er-
Diese ist ggf. bereits in die Praxisverwaltungssoftware ein- bringen oder Befunde zusammenstellen.
gespielt bzw. nach Aufruf der betreffenden Anwendung im
DiGA-Verzeichnis unter dem Punkt „Informationen für Fach- Abrechnung
kreise“. Für jede App / Webanwendung ist dabei auch eine
empfohlene Mindest- und eventuelle Höchstdauer der Nut- Für die Vergütung der Verordnung von DiGAs wurden am
zung hinterlegt. Die entstehenden Verordnungskosten der 25. März 2021 rückwirkend zum 1. Januar 2021 zwei neue Ge-
DiGAs belasten keine Budgets. bührenordnungspositionen (GOPen) in den EBM aufgenom-
men. Beide GOPen werden für zwei Jahre extrabudgetär wie
folgt vergütet.
Veranlasste Leistungen KVS-Mitteilungen Heft 05/2021GOP Inhalt Berechtigte Fachgruppen Punkte / Euro
01470 • Erstverordnung einer digitalen Alle niedergelassenen Ärzte und 18 Punkte / 2 Euro
Gesundheitsanwendung aus dem DiGA-Verzeichnis Psychotherapeuten, die Patienten
• extrabudgetäre Vergütung für zwei Jahre ab 18 Jahren behandeln
• auch im Rahmen der Videosprechstunde
berechnungsfähig
Hinweis: Die GOP 01470 ist mehrfach im Behandlungsfall berechnungsfähig, sofern dem Patienten unterschiedliche DiGAs
verordnet werden. In diesem Fall muss als Begründung die verordnete DiGA benannt werden.
01471 • Verlaufskontrolle und Auswertung Hausärzte, Gynäkologen, HNO-Ärzte, 64 Punkte / 7,12 Euro
Web-Anwendung „somnio“ Kardiologen, Pneumologen, Internisten
• einmal im Behandlungsfall ohne Schwerpunkt sowie Fachärzte bzw.
• auch im Rahmen der Videosprechstunde Psychotherapeuten, die nach Kapitel 16, 21,
berechnungsfähig 22 und 23 Leistungen berechnen dürfen
• extrabudgetäre Vergütung für zwei Jahre
Für Rückfragen stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mit- Informationen
arbeiter der Abteilungen Verordnungs- und Prüfwesen der www.bfarm.de > Medizinprodukte
Bezirksgeschäftsstellen gern zur Verfügung. > Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)
www.digitalversorgt.de > Aktuelles > DiGA-Verzeichnis
– Verordnungs- und Prüfwesen / mau –
STATEMENT DES VORSTANDES DER KV SACHSEN
Es ist sicher nicht ganz falsch, zu der Gesamtproblematik pro Patient je Quartal, erstere kann viermal im Jahr ver-
DiGA ein eher distanziertes Verhältnis zu haben. Grund ordnet werden. Anhand der kodierten Diagnosen in
hierfür ist nicht nur deren teilweise zu hinterfragende den vertragsärztlichen Abrechnungsdaten lässt sich die
medizinische Sinnhaftigkeit, sondern vor allem deren Zahl der anspruchsberechtigten GKV-Versicherten in
Potenzial, die Finanzierbarkeit der gesetzlichen Kranken- Deutschland näherungsweise auf 2,7 Millionen berech-
versicherung zu sprengen. Man kann sicher berechtigt an- nen. Würden allen diesen Patienten mit Tinnitus oder
nehmen, dass die DiGAs nicht die sonstige ärztliche bzw. einer Angststörung die Kosten für eine DiGA erstattet,
medikamentöse Behandlung dieser Diagnosen ersetzen. summieren sich die Ausgaben nur für diese zwei DiGAs
Das Zentralinstitut für die vertragsärztliche Versorgung auf 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Für die für
(Zi) hat dazu eine Modellrechnung erstellt: 2020 vom Erweiterten Bewertungsausschuss festgelegte
Anpassung des Orientierungswerts in der vertragsärzt-
Die Verordnung einer DiGA kostet die Krankenkassen lichen Versorgung zahlen die Krankenkassen insgesamt
116,97 Euro (Tinnitus) oder 476,00 Euro (Angststörung) 0,5 Milliarden Euro.
KVS-Mitteilungen Heft 05/2021 Veranlasste LeistungenVermehrte Krankenhauseinweisungen
infolge Drogenmissbrauch
Aufgrund polizeilicher Ermittlungen und vermehrter Verdachtsfälle in Dresden informierten uns Ärzte über mut-
maßlichen Drogenmissbrauch.
Seit einiger Zeit sind in Dresden vermehrt vigilanzmindern- Schwierig ist, dass diese Drogen im üblichen Screening nicht
de bzw. vigilanzverändernde, illegale Drogen im Umlauf, die nachweisbar sind. Sollten Sie also mit o. g. Symptomen bei
zu notfallmäßigen Krankenhauseinweisungen führen, mit entsprechend gelagerten Fällen konfrontiert werden, sollten
zum Teil lebensbedrohlichen Zuständen. Die Betroffenen Sie diese Mittel in Betracht ziehen. Es handelt sich um folgen-
geben in der Regel an, nur geringe Mengen konsumiert zu de Substanzen: Etizolam, Clonazolam, Flubromazolam.
haben. Dennoch trat eine Wirkung bis zur Bewusstlosigkeit
ein. Es handelt sich dabei um Designer-Benzodiazepine. – Verordnungs- und Prüfwesen / czu –
Verdacht auf Arzneimittelmissbrauch
Folgender Verdachtsfall ist der KV Sachsen in den letzten Wochen in Dresden gemeldet worden.
Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit in ganz Sachsen: • versucht, im regelmäßigen Abstand seit Mitte A pril in
verschiedenen Hausarztpraxen entsprechendes Schmerz
• Männlicher Versicherter mittel zu erhalten
• Initialien: S. H. • Dosierungen weit oberhalb der Zulassungsgrenze
• Geburtsjahr 1986 – auffällig ist, dass Vater und Mutter die
Behandlung einfordern Bitte stellen Sie keine Verordnung ohne entsprechend siche-
• Patient gibt sich auch als Schmerzpatient aus re Diagnose aus.
• Verordnungswünsche für Morphin unretardiert
Informationen
Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Sucht bzw. eines Weitere Verdachtsfälle sind im Mitgliederportal der
Missbrauchs: KV Sachsen unter Dokumente > Verordnungs- und Prüf-
wesen > Arzneimittel veröffentlicht.
• Patient war bis Mitte April in Substitionsbehandlung
Opioidabhängiger (keine Diamorphin-Ambulanz!) – Kommission Substitution / dae –
Veranlasste Leistungen KVS-Mitteilungen Heft 05/2021Ärzte für Substitutionsbehandlung
gesucht
Derzeit kann die Versorgung von Patienten, die eine Drogensubstitutionsbehandlung benötigen, insbesondere in
Dresden kaum mehr aufrechterhalten und für neue Patienten nicht gewährleistet werden. Interessierte Ärzte, für
welche die Substitutionsbehandlung als Therapieoption in Frage kommt, melden sich bitte bei der KV Sachsen.
Foto: © andrei_r – www.fotosearch.de
Substitutionsbehandlung bei Opioidabhängigkeit ist eine
erfolgversprechende Behandlungsoption. Deshalb fördert Sie interessieren sich für die Genehmigung zur
die KV Sachsen die Qualifizierung von künftig substituieren- Substitution?
den Ärzten aller Facharztgruppen. Ärzte mit der Zusatzbe- KV Sachsen, Qualitätssicherung
zeichnung „Suchtmedizinische Grundversorgung“ dürfen Sandra Dähne
bis zu 50 Patienten substituieren. Ärzte ohne Zusatzbezeich- Telefon 0351 8290-6442
nung in Zusammenarbeit mit einem suchtqualifizierten Arzt
im Konsiliarverfahren dürfen maximal zehn Patienten substi- Informationen
tuieren (konsiliarischer Mindestkontakt einmal pro Quartal). www.kvsachsen.de > Mitglieder > Qualität
> Genehmigungspflichtige Leistungen > Substitutions-
Den Weiterbildungskurs sowie die Prüfung zur Zusatzbe- gestützte Behandlung Opioidabhängiger
zeichnung bieten alle Ärztekammern an. Weitere Informatio-
nen für Sachsen finden Sie auch auf der Internetpräsenz der Sächsische Landesärztekammer
Sächsischen Landesärztekammer. www.slaek.de
Telefon 0351 8267-321
– Qualitätssicherung / dae –
KVS-Mitteilungen Heft 05/2021 Veranlasste LeistungenSie können auch lesen
