Vernetzte Produktionsanlagen - Praxisnahe Informationen für Hersteller, Anwender und Dienstleister Band 4 - Digitale Technologien

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Vernetzte Produktionsanlagen - Praxisnahe Informationen für Hersteller, Anwender und Dienstleister Band 4 - Digitale Technologien
Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation

Vernetzte Produktionsanlagen
Praxisnahe Informationen für Hersteller, Anwender und Dienstleister

Band 4

www.nextgenerationmedia.de
Vernetzte Produktionsanlagen - Praxisnahe Informationen für Hersteller, Anwender und Dienstleister Band 4 - Digitale Technologien
Text und Redaktion
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH, Berlin
MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung, Berlin

Gestaltung und Produktion
iserundschmidt GmbH, Berlin

Druck
Elch Graphics, Berlin

Fotos
Titel/S. 6: Festo
S. 11: EnOcean
S. 9/10: Festo
S. 16: Sm@rt Logistics
S. 17: TCS, TU Dresden
S. 18 oben: WLZ, RWTH Aachen, unten: Simcron
S. 19: TU Dresden

Herausgeber
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Referat Öffentlichkeitsarbeit (BMWi)
10115 Berlin
info@bmwi.bund.de
www.bmwi.de

Stand
11/2008
Vernetzte Produktionsanlagen - Praxisnahe Informationen für Hersteller, Anwender und Dienstleister Band 4 - Digitale Technologien
Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation

Vernetzte Produktionsanlagen
Praxisnahe Informationen für Hersteller, Anwender und Dienstleister

Band 4
Vernetzte Produktionsanlagen - Praxisnahe Informationen für Hersteller, Anwender und Dienstleister Band 4 - Digitale Technologien
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    Inhalt
    Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

    Vernetzte Produktionsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

    EnAS
       Die Zukunft der Fabrik ist digital . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

       Was ist neu?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

       Use Cases . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

       Wege zur Adaption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

       Visionen für vernetzte Produktionsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

    Sm@rt Logistics
      Alles in einem Kreis – Flexible Produktion durch dynamische Steuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

       Was ist neu? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

       Use Cases . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

       Empfehlungen für den Einsatz von Sm@rt Logistics-Systemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

    HOMEPLANE
      WLAN und Ressourcenverwaltung in Produktionsumgebungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

    Ansprechpartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
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Vorwort
Rainer Glatz, Geschäftsführer der Fachverbände Software und Elektrische Automation im VDMA
Der Maschinen- und Anlagenbau hat in den letzten             Langfristig gesehen bietet die stärkere „Digitalisierung und
fünf Jahren eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte          Informatisierung“ der Produktionswelt noch enorme Po-
geschrieben. Enorme Umsatzsteigerungen, der Ausbau           tenziale. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass beim
der internationalen Wettbewerbsfähigkeit sowie die           Manufuture-Prozess, in dem strategische Forschungsfelder
Schaffung vieler tausend Arbeitsplätze sind hierfür sicht-   des Maschinenbaus diskutiert werden, die Entwicklung „In-
bare Belege.                                                 telligenter Produkte“ als das Topthema identifiziert wurde.

Fragt man die Maschinenbauer nach den Strategien zur         Bei aller Euphorie über die zukünftigen Potenziale dürfen
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, stehen                aber die Risiken nicht außer Acht gelassen werden. Eine
3 forcierte Produktinnovationen                              erst kürzlich durchgeführte Trendbefragung zeigt, dass
3 verstärkte Mitarbeiterqualifikation                         im Maschinenbau ein wachsender Bedarf an Entwicklern
3 stärkere Erschließung ausländischer Märkte                 im Umfeld von industrieller IT und Automatisierung
3 mehr kundenspezifische Problemlösungen                      entsteht, der schon heute nicht gedeckt werden kann. Es
ganz oben auf der Liste. Dem Maschinenbau muss es also       müssen deshalb auch neue Wege zum effektiven Tech-
immer wieder gelingen, die technologischen und wirt-         nologietransfer und zur interdisziplinären, vernetzten
schaftlichen Herausforderungen zu erkennen und zur           Aus- und Weiterbildung gefunden werden.
Entwicklung weltweit marktfähiger Produkte zu nutzen.
                                                             Der weltweite Erfolg der Branche hat leider auch zu
In diesem Zusammenhang spielt die Nutzung moderner           einem stetigen Wachstum der Produktpiraterie geführt,
Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)           die nach Schätzung des VDMA bereits zu einem jähr-
eine immer größere Rolle. Nachdem in den Unterneh-           lichen Schaden von ca. 7 Mrd. € im deutschen Maschinen-
men lange Zeit die Unterstützung administrativer und         und Anlagenbau führt. Nachdem bisher rein physischen
konstruktiver Tätigkeiten im Vordergrund stand, dringen      Kopieren wird zunehmend auch versucht, direkt auf
IK-Technologien nun auch in die Produktion.                  illegal besorgtes Produkt- und Unternehmens-Know-how
                                                             aufzusetzen. Bei der weltweiten und mobilen Vernetzung
Die in diesem Leitfaden vorgestellten Projekte belegen       der Produktionswelt muss deshalb der Informations-
eindrucksvoll, dass die Produktion inzwischen auf allen      sicherheit hohe Priorität eingeräumt werden.
Ebenen – vom Gesamtsystem bis hinein in das Maschinen-
element – vernetzbar wird. EnAS, Sm@rt Logistics und         Insgesamt gesehen sind wir zuversichtlich, dass der deut-
HOMEPLANE machen deutlich, dass neben bereits etab-          sche Maschinen- und Anlagenbau in der intelligenten
lierten Technologien wie IPC, Industrial Ethernet oder       Vernetzung der Produktionswelt – auch dank der techno-
Soft-SPS auch teilweise noch kritisch beäugte Entwicklun-    logiepolitischen Schwerpunktsetzungen – weltweit eine
gen wie RFID oder WLAN nutzbringend einsetzbar sind.         Führungsrolle einnehmen wird.
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    Vernetzte Produktionsanlagen
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Einführung
Autos kauft man nicht von der Stange. Silber oder doch        Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
lieber Weiß, Stoffsitze oder edles Leder, Schaltgetriebe      greift diese Herausforderungen mit der Förderung der
oder Automatik? Die Variantenvielfalt hat erhebliche          Projekte EnAS und Sm@rt Logistics sowie HOMEPLANE
Auswirkungen auf die Produktion, die flexibel auf diese        beispielgebend auf.
Anforderungen reagieren muss. Wer im Wettbewerb be-
stehen und diese Flexibilität gewährleisten will, muss sei-   Die drahtlose Steuerung von Produktionsmaschinen und
ne Produktion entsprechend gestalten. Maschinen- und          der Einsatz energieautarker Sensoren zur Erfassung von
Anlagenbauer sind deshalb gefordert, ihren Kunden neue        Maschinendaten sind das Ziel der Entwicklungen von
und intelligente Lösungen für die Industrieautomation         EnAS.
zu liefern. Dabei geht es zum Besipiel um eine Maschi-
nenkonfiguration, die im Verlauf eines oder mehrerer               Sm@rt Logistics geht unter Nutzung von RFID und
Fertigungsprozesse verändert werden muss, oder auch           WLAN der Frage nach, wie man mit innovativen IT-Sys-
mobile autonome Fertigungsstationen, die selbstständig        temen logistische Produktionsabläufe schneller, billiger
miteinander kommunizieren müssen, um einen optima-            und flexibler gestalten kann. Ausgangspunkt dabei ist das
len Prozessfluss zu erreichen.                                 japanische Kanban-System.

     Die Potenziale, die in der drahtlosen Kommunikation          Schwerpunkt des aus der Heimvernetzung kommen-
zur Steuerung von Maschinen und Anlagen stecken, sind         den HOMEPLANE-Projektes ist die Verbesserung der Ver-
ebenso bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Neuartige          bindungsqualität (Quality of Service) in WLAN-basierten
Aktoren und Sensoren, die ihre Energie aus der Umgebung       Netzen. Was zunächst für die WLAN-Optimierung inner-
ernten und sich damit wie der Solartaschenrechner selbst      halb der stark ausgelasteten Heimnetzwerke entwickelt
versorgen, sowie verbesserte Drahtlostechnologien für         wurde, ist ebenso in der Produktion nutzbar und kann
die Kommunikation sind der Anfang auf dem Weg in die          dort als Alternative zu drahtgebundenen Kommunikati-
vernetzte Fabrik der Zukunft.                                 onslösungen genutzt werden.
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    Die Zukunft der Fabrik ist digital
    EnAS – Energieautarke Aktor- und Sensorsysteme
    für die intelligente drahtlose Vernetzung von                 Vorteile energieautarker Aktoren und Sensoren
    Produktionsanlagen
                                                                  3   Deutliche Kosteneinsparung bei der
    Fertigungsanlagen mit ihren oft und schnell bewegten              Verdrahtung von Neuanlagen
    Teilen stellen hohe Anforderungen an die Versorgung
                                                                  3   Einfaches Nachrüsten von bestehenden Anlagen
    mit Energie und Daten und somit an die Verkabelung. Ist
    eine Maschine defekt, steht oft die gesamte Produktion        3   Hohe Flexibilität beim Umrüsten
    still – manchmal stundenlang. Die Verluste sind immens.           von Fertigungsanlagen
    Und meistens ist ein Defekt in der Verkabelung die
                                                                  3   Deutliche Energieeinsparung durch verbesserte
    Ursache. Viele Unternehmer wünschen sich daher schon
                                                                      Prozesssteuerung mit zusätzlicher Sensorik
    lange eine Technik, die ohne empfindliche Strom- und
    Datenkabel auskommt. Reichten vorhandene Technolo-            3   Erschließung neuer Anwendungsbereiche,
    gien dazu bisher nicht aus, ist die intelligente drahtlose        die nicht mit klassischen Kabellösungen realisiert
    Vernetzung von Produktionsanlagen in nahe Zukunft                 werden können
    gerückt. Neuartige, energieautarke Komponenten, die           3   Hohe Lebensdauer
    Energie aus der Umgebung beziehen, sind der Schlüssel
    zum Erfolg.                                                   3   Kein Batteriewechsel notwendig

         Die drahtlose Steuerung von Produktionsmaschinen
    und der Einsatz energieautarker Sensoren zur Erfassung
    von Maschinendaten stehen im Mittelpunkt von EnAS.
    Daneben befasst sich EnAS auch mit der dezentral ange-       Die Integration der im Rahmen von EnAS entwickelten
    legten Informationsverarbeitung der gesammelten              energieautarken Teilsysteme wird in einem anwendungs-
    Prozessdaten. Im Rahmen des Verbundprojektes wurden          nahen Gesamtdemonstrator umgesetzt und erprobt. Der
    neuartige, energieautarke Funksensoren und Aktoren           Demonstrator zeigt an einem praktischen Beispiel (Füllen
    für den industriellen Einsatz, insbesondere für Bauteile     und Entleeren von kleinen Dosen) die Vorteile und Zuver-
    aus dem Bereich der Fabrik- und Prozessautomatisierung,      lässigkeit der neu entwickelten Sensoren und Aktoren in
    definiert und entwickelt. Deren Einsatz führt in der Praxis   einer Anlage und deren Einbindung in ein übergeordnetes
    zu erheblichen Vorteilen.                                    Steuerungskonzept.
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                        Vorteile durch EnAS
                        Bisher                                      Mit EnAS
                        Erfassung von Messgrößen an bewegten        Leichte Erfassung von beweglichen
                        oder rotierenden Teilen schwer oder         Sensoren
                        nicht machbar (z.B. Reifendrucksensor)

                        Feste Anordnung von Geräten und             Flexible Anordnung der Geräte
                        Anlagenteilen

                        Energie aus Batterien oder per Kabel        Wartungsfreie Energieversorgung aus
                                                                    der Umgebung

                        Information an feste Klemmstellen           Information in einem Raum oder einer
                        gebunden                                    Halle verfügbar

                        Begrenzte Zuverlässigkeit durch             Verbesserte Verfügbarkeit bewegter
                        bewegte Kabel (Schleppketten)               Geräte oder Maschinenteile durch Ersatz
                                                                    von bewegten Kabeln

                        Hoher Programmier- und Montageauf-          Rekonfiguration und Erweiterung
                        wand bei Änderung der Anlagenkonfi-          der Anlage im laufenden Betrieb wird
                        guration                                    ermöglicht

                        Keine oder schwierig zu erfassende Infor-   Leichte Erfassung von Informationen
Der EnAS-Demonstrator   mation von unzugänglichen Stellen           von unzugänglichen Sensoren

                        Hoher Verkabelungsaufwand für               Übertragung aus Schutzbereich
                        explosionsgeschützte Anwendungen

                        Funk hat keine definierten Antwortzeiten     Echtzeitfähige, zuverlässige drahtlose
                                                                    Kommunikation
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     Was ist neu?
     Die in EnAS entwickelten Technologien leiten im Hinblick
                                                                 Monoenergetischer Greifer
     auf die adressierten Branchentrends Miniaturisierung,
                                                                 Der Aktor zum Schließen der Dosendeckel
     Flexibilisierung, Ressourceneffizienz sowie Energie-Auto-
                                                                 wird von einem pneumatischen Greifsystem
     nomie einen Paradigmenwechsel ein. Kabelgebundene
                                                                 gebildet, das durch seitlichen Druck auf
     Verknüpfungen der Sensoren und Aktoren mit Steuerungs-
     und Versorgungseinheiten – heute allgemeiner Stand der                  den Deckel die Dose verschließt.
     Technik – werden dank kabelloser, energieautarker, funk-                Die Energie zur Umsetzung des
     gestützter EnAS-Lösungen zunehmend der Vergangen-                       Greifprozesses wird komplett
     heit angehören.                                                         aus der ver wendeten Druckluft
                                                                             gewonnen. Zur Versorgung
     3   Autarke Energieversorgung für Sensoren und Aktoren                  der elektrischen Komponenten
         Der Schlüssel zu wirklich drahtlosen Komponenten ist                wären herkömmliche Verfahren
         die Frage der Energieversorgung. Im Projekt wurden                  wie Solarzellen oder Piezowand-
         Wandler entwickelt, die die Umgebungsenergie nutzen.                ler nicht ausreichend. Daher
     3   Drahtlose Kommunikation                                             wurde ein Motor-Generator-
         In zwei Anwendungsbeispielen wurden energiearme,                    System integriert, das ähnlich
         zuverlässige und deterministische Verfahren                         wie ein Dynamo funktioniert.
         entwickelt.
     3   Dezentrales, flexibles Steuerungskonzept
         Die Ablaufsteuerung erfolgt in autonom agierenden
         Teilkomponenten. Das ist die Grundlage zur
         Flexibilisierung der Anlage.

     Die Innovationen werden exemplarisch
     an Komponenten des Demonstrators aufgezeigt:

     Autonomer Drucksensor
     Der Drucksensor überwacht den Druck im Vakuumsauger
     während des Greifvorgangs. Dieser Druck gibt Aufschluss
     darüber, ob das Objekt korrekt gegriffen wurde. Die
     Energie zur Versorgung des Drucksensors wird aus der
     System-Druckluft gewonnen. Wird am Sauggreifer ein
     Greifvorgang eingeleitet, so ändert sich gleichzeitig der
     Druck in einer dafür vorgesehenen Membran-Dose. Die
     Verformung der Membran wird an ein Piezoelement aus
     Keramik übertragen, das die nötige elektrische Energie
     liefert.
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Use Cases

            Verdrahtungsfreie Kabelbaum-Prüfung
            Für die Kabelbaum-Prüfung wurde innerhalb des Pro-
            jektes EnAS ein drahtloses Verfahren entwickelt, das nicht
            nur die umständliche Verkabelung im Prüftisch bzw. auf
            der Rückseite des Montagebrettes verringert, sondern
            auch die damit verbundene Dokumentation. Nicht selten
            müssen mehrere Hundert Bauteile kontrolliert werden.
            Für jede Verbindung muss zwischen Prüfeinheit und
            Steckkarte (Bus-System) eine elektrische Verbindung
            bestehen, die sauber dokumentiert und bei Änderungen
            gepflegt werden muss. Drahtlos verbunden werden Prüf-
            einheiten leichter, transparenter und schneller änderbar,
            ohne große Dokumentation und umständliche Umbau-
            maßnahmen. Der schnelle Austausch der Prüfkomponen-
            te ist möglich, ohne die Haltevorrichtung verändern zu
            müssen.

            Das System befindet sich bei einigen Zulieferern in der
            Automobilindustrie bereits im pilothaften Einsatz.
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     Energieautarke Schaltgeräte an den Bearbeitungs-             tionen oder Fußschalter zum Auslösen von Maschinen-
     zentren der AXA Maschinenbau GmbH                            befehlen. Auch in der Gebäudeautomation, z.B. bei der
                                                                  Überwachung der Klappen von Lüftungsanlagen, erge-
     Zu den Pionieren unter den industriellen Anwendern           ben sich interessante Einsatzmöglichkeiten.
     von energieautarken Funk-Schaltgeräten gehört die AXA
     Maschinenbau GmbH. AXA entwickelt und fertigt Werk-               Ein besonderes Anwendungsfeld schließlich sind
     zeugmaschinen, darunter auch Bearbeitungszentren.            explosionsgefährdete Zonen. Energieautarke Schalter
     Dabei handelt es sich um große Werkzeugmaschinen,            können in solchen Zonen Funksignale versenden, ohne
     bei denen sich das übliche externe Bedienpanel nicht in      dass besonders geschützte Steckverbindungen oder
     unmittelbarer Nähe des Bedieners befindet, wenn er die        wartungsintensive Batterien benötigt werden. Erste
     seitlich verschiebbare Schutztür öffnet. Deshalb hat AXA     Schaltgeräte dieser Art werden zurzeit bereits im Markt
     wichtige Bedien- und Anzeigeelemente wie z. B. LEDs zur      eingeführt.
     Zustandsanzeige und einen Taster für die Entriegelung
     der Zuhaltung in den Schutztürgriff integriert.              EnAS im Montageroboter

         Die bisher eingesetzte aufwendige und verschleiß-        Die in EnAS entwickelte Technologie erlaubt eine kabel-
     anfällige Kabelschleppvorrichtung zur Übertragung der        lose Ansteuerung der Greifsysteme an automatisierten
     Signale und der Energieversorgung von der Maschinen-         Montagesystemen. Solche Applikationen werden nach
     steuerung bis zum Türgriff wurde in einer Pilotanwendung     Abschluss des Projektes zeitnah in konkreten Pilotprojek-
     durch drahtlose Kommunikation ersetzt.                       ten mit Endanwendern erschlossen. Solch sensible und
                                                                  anspruchsvolle Anwendungen erfordern eine detaillierte
          Die Signalübertragung in der industriellen Auto-        Evaluierung mit entsprechenden Funktionsnachweisen,
     mation ist für Funknetze ausgesprochen ungünstig. Die        die auch Sicherheitsaspekte beinhalten.
     Projektfortschritte haben aber gezeigt, dass die draht-
     lose Signalübertragung ebenso zuverlässig funktioniert.
     Auch die autarke Energieversorgung des Türgriffschalters
     über eine Solarzelle an der Außenseite des Türgriffs funk-
     tioniert einwandfrei.

          Die bisherige Praxis zeigt, dass die energieautarken
     Schaltgeräte überall dort sinnvoll einsetzbar sind, wo die
     Verkabelung aufwendig ist, wo besondere Flexiblität
     gefordert ist oder wo man für die Energie- und Signalver-
     sorgung zusätzliche Komponenten wie Kabelschlepp-
     einrichtungen oder Schleifleitungen benötigen würde.
     Weitere interessante Einsatzfälle für energieautarke
     Schaltgeräte sind z.B. Zugschalter zum Öffnen von Türen
     und Toren, Drucktaster zum Freigeben von Maschinenfunk-
Checkliste: Wie setze ich EnAS in meinem
                                                                              Unternehmen ein?
                                                                                                                               13
                                                                              Diese Liste wird mit der Absicht erstellt, die
Wege zur Adaption                                                             Realisierung der Applikationen zu erleichtern.
                                                                              Folgende Fragen hat der Anwender zu klären:

                                                                              3 Anforderungsprofil der Applikation, technische
                                                                                 Merkmale wie Reichweite, Übertragungszeit,
                                     EnAS als Gesamtsystem beinhaltet            Zuverlässigkeit, Sicherheitsanforderungen.
   Projektergebnisse                 neue Komponenten für den Aufbau             Hier kann auch auf die Merkmalsliste des EnAS-
   3 Neue Komponenten                von energieautarken und funkbasier-         Lastenheftes zurückgegriffen werden.
   3 Demonstrator                    ten Produktionsanlagen.
   3 Entwicklungsplan                Der Demonstrator zeigt die Umset-        3 Auswahl der geeigneten Funktechnologie
                                     zung einiger Komponenten.
                                                                              3 Energiebudget: Wie wird mit Energie versorgt;
                                                                                 in welchen Zykluszeiten muss gemessen oder
                                                                                 gesteuert werden?

Der Anwendungsfall bestimmt                                                   3 Funkplanung: Welche Systeme belegen dasselbe
die Anforderungen an das                                                         Frequenzband? Hilfe dazu durch VDI-Richtline
System. Auf dem Weg zur Um-                                                      2185 „Funkgestützte Kommunikation in der
setzung einer neuen Produkti-
                                                                                 Automatisierungstechnik“
onsanlage wird das individuelle       Ihre Anforderungen
Profil ermittelt. Die erforder-
                                      3 Pilotumgebung                                  3   Anforderungen der
lichen Komponenten können
                                      3 Individuelles Profil                                Automatisierungsbranchen
– soweit bereits vorhanden – in
einer Pilotumgebung getestet          3 Erforderliche Komponenten                      3   Auswahl anwendungsgerechter
werden.                               3 Anwendungsszenario                                 Funktechnologien
Das Schritt für Schritt ermittelte    3 Wirtschaftlichkeitsrechnung                    3   Empfehlung zur Charakterisierung
Anwendungsszenario erlaubt,                                                                von Funklösungen
eine erste Berechung der Wirt-                                                         3   Empfehlung zur Integration von
schaftlichkeit durchzuführen.
                                                                                           Funktechnologie in industrielle Geräte

                                                                              3 Risikoanalyse
                                     Wo stehe ich heute, wo möchte ich
                                     hin? Ein Ist-Soll-Vergleich zeigt auf,
                                     welche erforderlichen Komponen-                   3   Zeitliches Verhalten/Determinismus
                                     ten bereits vorhanden und einsetz-                3   Elektromagnetische Verträglichkeit
                                     bar sind. Gleichzeitig wird der zu-               3   Safety
                                     sätzliche Bedarf für den geplanten
                                     Anwendungsfall ermittelt.
  Ist-Soll-Vergleich                 Der Status quo zeigt auf, ob die
  3 Neue Komponenten                 Ideen schon jetzt realisiert werden
  3 Zusätzlicher Bedarf              können. Sind noch Komponenten
  3 Aktuelle Machbarkeit             und Funktionen erforderlich, so er-
                                     gibt sich aus dem Entwicklungsplan
  3 Planungshorizont
                                     ein kalkulierbarer Planungshorizont
14

     Visionen für vernetzte Produktionsanlagen
                     In Zukunft bieten intelligente, vernetzte Produktions-
                     anlagen noch weiter gehende Möglichkeiten. So könnten
                     untereinander kommunizierende Produktionsroboter
                     etwa bei kurzfristigen Engpässen am Anfang eines Ferti-
                     gungsablaufs „einspringen“, anstatt ungenutzt am Ende
                     der stockenden Prozesskette auf Bauteile warten zu müssen.

                         Mit der Vision „EnAS 2020“ entsteht hierfür ein erster
                     Ausblick auf die weiteren Schritte eines solchen oder
                     ähnlichen Gesamtsystems.

                     Die Roadmap der weiteren Entwicklung gibt einen
                     Eindruck, mit welchen neuen Komponenten zukünftige
                     Anlagen aufgebaut werden können. Die Vorausset-
                     zungen dafür lassen sich in zwei große Bereiche aufteilen:
                     Systemeigenschaften und Betriebseigenschaften.

                     Systemeigenschaften

                     Gesamte Anlagen werden aus eigenständigen Fertigungs-
                     modulen bestehen, welche eine schnelle Umkonfektio-
                     nierung ermöglichen. Die in der Fertigungsinsel verteilte
                     Steuerungsintelligenz übernimmt ablaufunabhängige
15

Diagnosefunktionen, die eigenständig durchgeführt             Die selbstständig arbeitende Fertigungszelle ermöglicht
werden. Dies bewirkt störungsresistente und effizientere       eine automatische Materialflusssteuerung und Engpass-
Fertigungsprozesse.                                           behebung, was bei Werkstücken mit eigener Identifika-
                                                              tion bis hin zu einem adaptiven Produktionsprozess fortge-
     Komponenten können innerhalb einer Fertigungsstraße      führt werden kann.
flexibel umgebaut werden. Der Austausch und Umbau
erfolgt im Sinne von „Plug-and-Play“. Das Netzwerk erkennt
automatisch seine Teilnehmer und kann diesen die jeweiligen   Betriebseigenschaften
Funktionen und Parameter im Fertigungsprozess zuordnen.
                                                              Der Bediener einer Anlage kann zukünftig zu jeder Zeit
Innovative Wandlerprinzipien und die Nutzung lokaler          eine eingriffsfreie, berührungslose Diagnose durch-
Energien führen zu einer hohen Energieeffizienz. Als           führen, ohne den Betrieb zu beeinträchtigen. Wartungs-
Energiequellen kommen beispielsweise Licht, Wärme,            kosten werden durch längere Wartungszyklen
Schwingung oder Druckdifferenzen in Betracht. Das             gesenkt, weil energieautarke Komponenten weniger
Verlegen von Kabeln entfällt. Durch ein effizientes Ener-      verschleißen. Rüstungs- und Wartungszeiten
giemanagement werden die Komponenten vollständig              werden durch die modularen Plug-and-Play-Komponenten
autark betrieben.                                             weiter sinken.

     Bei Anlagenausfällen und Störungen kann in einen         Der hohe Grad an Steuerungs- und Betriebsintelligenz
zuvor festgelegten Grundzustand gewechselt werden.            der Anlage erfordert einen weniger hohen Grad an
Somit sind geringere Stillstand- und Wiederanlaufzeiten       Qualifikation für die Mitarbeiter. Entsprechende Status-
zu erreichen, und Schäden an Material und Daten werden        und Informationsanzeigen sowie die verminderte Anzahl
vermieden. Die intelligente Anlagensteuerung verhindert       an Fehlerquellen (z.B. Steckverbindungen) erhöhen die
zudem, dass ein einzelner Ausfall eine komplette Anlage       Betriebssicherheit der Anlage.
zum Stillstand zwingt.
                                                                   Die Vorteile für den Betreiber der Anlage sind durch
     Durch die neu geschaffenen und konsequent ver-           ein Rechenmodell transparent dargestellt und ermögli-
wendeten Kommunikationsstandards ist eine Interopera-         chen eine Prognose der eingesparten Kosten. Die Anlage
bilität zu verschiedensten Technologieanbietern möglich.      der Zukunft bietet erhebliche Einsparpotenziale bei
Dies gewährleistet auch eine höhere Stabilität bei der Da-    Personalkosten, Qualifikationskosten, Wartungskosten,
tenübertragung und Robustheit gegenüber Störungen.            Anlaufzeiten und Stillstandzeiten.
16
     Sm@rt Logistics

     Alles in einem Kreis –
     Flexible Produktion durch dynamische Steuerung
     Sm@rt Logistics: RFID-gestützte Produktions-                 gestalten. Dazu gehört unter anderem, die Produktions-
     und Beschaffungslogistiksysteme                              logistik auf flexible und dynamische Materialsteuerung
     für die Automobilbranche                                     auszurichten. Ein herkömmliches Kanban-System erfüllt
                                                                  diese Anforderungen nicht. Sm@rt Logistics geht unter
     Für deutsche Maßstäbe haben amerikanische Supermärk-         Nutzung von RFID und WLAN der Frage nach, wie man mit
     te eine unvorstellbare Größe. Aber genau diese Größe         innovativen IT-Systemen logistische Produktionsabläufe
     und die Leistungsfähigkeit der Logistiksysteme war schon     schneller, billiger und flexibler gestalten kann. Das papier-
     Mitte der 50er Jahre die Grundlage dessen, womit der         kartenbasierte Kanban wurde dabei zu einer RFID-gestützten
     Japaner Ohno weltweit Produktions- und Beschaffungs-         Version weiterentwickelt. Ziel ist eine dynamische Logistik,
     systeme branchenübergreifend revolutionieren sollte.         die auf über WLAN zu versendenden RFID-Daten basiert.
     Angelehnt an das amerikanische Supermarktsystem
     entstand in Japan Kanban, das maßgeblich am internatio-            Ein besonders wichtiger Punkt des Konzeptes ist der
     nalen Siegeszug der japanischen Autobauer beteiligt war      flexible und auslastungsoptimierte Einsatz der Mitarbei-
     und heute überall auf der Welt eingesetzt wird.              ter, da diese zunehmend zum teuersten Produktionsfak-
                                                                  tor werden.
           Produzierende Unternehmen müssen allerdings in
     einem zunehmend turbulenten Umfeld agieren, in dem           Bei dem Automobilzulieferer und Projektpartner tedrive
     Produktvarianten zunehmen und kleinere Losgrößen als         in Düren werden die entwickelten Lösungskonzepte
     Schlüssel zur Beherrschung der komplexeren Randbedin-        exemplarisch umgesetzt, um hier die Wettbewerbsfähig-
     gungen angesehen werden. Wer im Wettbewerb bestehen          keit durch den Einsatz dieser neuen Lösung in der Produk-
     will, muss seine Produktion so anpassungsfähig wie möglich   tionslogistik unter Beweis zu stellen.

                                                                   Vorteile mit Sm@rt Logistics
                                                                   Vorher                                 Mit Sm@rt Logistics
                                                                   Bestandserfassung manuell durch        Automatische Erfassung durch RFID-Chips am
                                                                   Logistikpersonal                       Kanban-Board

                                -
                                                                   Fixierte Kanban-Boards                 Örtlich flexible Kanban-Boards durch WLAN

                                                                   Starre Touren zur Materialversorgung   Dynamische Touren je nach Bedarf

                                                                   Informationsdefizit im Logistikzent-    Hochaktuelle Informationen überall verfügbar
                                                                   rum und für die Mitarbeiter            (z.B. durch mobile Assistenzsysteme)

                                                                   Hohe Materialbestände an den           Geringerer WIP durch kurze Reaktionszeiten
                                                                   Arbeitsplätzen                         der Logistik

                                                                   Aufgabenverteilung in der Logistik     Digitale Aufgabenverwaltung mit automa-
                                                                   per Zuruf                              tischer Tourenfreigabe
     Sm@rt Logistics schließt den informatorischen Regelkreis
     für Produktion und Logistik
                                                                   Keine Datennetzwerk vorhanden          Zuverlässige drahtlose Kommunikation für andere
                                                                                                          Anwendungen nutzbar
Sm@rt Logistics                                                                                                           17

Was ist neu?
Alles auf eine Karte: Das Kanban-System wird
elektronisch

Ausgangspunkt für eine im Projekt entwickelte dyna-
mische Logistik, die auf RFID-erfassten Daten basiert und
per WLAN an das gesamte Personal verschickt werden           Sm@rt Logistics-Kanban-Board
kann, ist das Kanban-System. Die Funktionsweise des
herkömmlichen Kanban-Systems ist einfach: Ist in der         neue Transportrouten umgerechnet und auf Assistenzsys-
Produktion ein bestimmter Bestand an Produktionsma-          temen (Handhelds) zur Verfügung gestellt. Der Logistik-
terial aufgebraucht, zieht ein Mitarbeiter die für dieses    Mitarbeiter ruft die Auftragsdaten ab und weiß, welche
Material angelegte Kanbankarte aus dem Kanbanboard           Route er fahren muss, um die erforderlichen Aufträge zu
und legt sie in einem Behälter ab. Anhand der Informa-       erfüllen. Das besondere Innovationspotenzial des Pro-
tionen auf der Karte wird nur das benötigte Teil in der      jektes besteht darin, dass Materialflussrouten mit dieser
jeweils erforderlichen Menge zum definierten Zeitpunkt        Technologie flexibel und nach Bedarf abgefahren werden
angefordert (Just-in-Time-Prinzip). Bei der Auslieferung     können. Starre Routen, die immer nach demselben Plan
wird die Kanban-Karte zurück an das Board gegeben, so        abgefahren werden müssen, entfallen damit.
dass ein geschlossener Regelkreis entsteht.
                                                                   Eine der größten Herausforderungen stellt die Imple-
     Sm@rt Logistics hat dieses Prinzip aufgegriffen und     mentierung des RFID-Konzeptes in einem störbehafteten
erweitert. Im System wird eine physische Kanban-Karte        Umfeld wie der Produktionsumgebung dar. Die typische
mit einen RFID-Tag ausgestattet. So bleibt der Prozess für   Produktionsumgebung enthält zahlreiche Störeinflüsse
die Produktionsmitarbeiter unverändert. Diese nutzen         z.B. allein aufgrund des umfangreich vorkommenden
weiterhin in gewohnter Weise das Kanban-Board zur            metallischen Materials oder wegen Verschmutzung und
Abbildung der Bestände am Arbeitsplatz. Wird eine Kiste      Luftfeuchtigkeit. Auch gebäudetechnische Barrieren
mit Material entleert, zieht der Produktionsmitarbeiter      spielen eine Rolle. In Bezug auf WLAN heißt die Heraus-
die entsprechende Karte aus dem Board und legt sie in        forderung, die Größe des Systems so auszulegen, dass ein
einem Behälter ab.                                           flächendeckendes Verbindungsnetz garantiert ist.

     Dagegen verändert sich der Prozess für die Logistik-        Aufgrund der Vorgaben und Rahmenbedingungen
mitarbeiter und wird deutlich effizienter. Mussten vorher     im Projekt wurde ein RFID-System, mit 13,56 MHz konfi-
regelmäßig alle Kanban-Boards manuell abgefahren wer-        guriert nach Standard ISO 15693, gewählt. Die Bandbreite
den, um Änderungen im Bestand und somit neue Materi-         an verfügbaren Elementen, RFID-Readern, RFID-Anten-
alanforderungen aufzunehmen, entfällt dieser Aufwand         nen und Transpondern ist besonders für den ISO 15693-
mit Sm@rt Logistics komplett. Die Daten der RFID-Chips       Standard sehr groß. Entsprechend der Forderung nach
werden an den Kanban-Boards per RFID-Reader gleich-          einer großen Anzahl gleichzeitig auszulesender Karten
zeitig erfasst, in WLAN-fähige Signale umgewandelt und       war ein RFID-Reader mit integrierter Antenne nicht ein-
an einen zentralen Server weitergeleitet. Durch geeignete    setzbar. Deshalb wurde eine an die Bedürfnisse angepasste
Software werden die auf den Servern erfassten Daten in       Antenne im Projekt entwickelt.
18
     Sm@rt Logistics

     Vorgehen bei der Verhandlung von Aufträgen
     zur Materialversorgung

     Alles Verhandlungssache: Auftragsvergabe in der             Bei der Gestaltung der grafischen Oberfläche für das
     Materialversorgung                                          mobile Assistenzsystem wurde besonderer Wert auf
                                                                 die Übersichtlichkeit und Lesbarkeit der Informationen
     Eine innovative flexible Materialversorgung erfordert die    gelegt. Bei der Implementierung der Funktionalitäten
     Implementierung einer dynamischen Steuerung. Ziel ist       musste die Arbeitsweise der Mitarbeiter berücksichtigt
     es, die eingesetzten Ressourcen optimal auszunutzen.        werden, wie Bedienung mit einer Hand, keine Aktivie-
     Als Steuerungsprinzip wird bei Sm@rt Logistics ein so ge-   rung des Bildschirmschoners über einen noch näher zu
     nannter „Multiagentenansatz mit integriertem Lösungs-       bestimmenden Zeitraum. Dem Nutzer sollte es möglich
     verfahren für Traveling-Salesman-Probleme“ eingesetzt.      sein, mit geringem Aufwand zwischen den Funktionen zu
     Das bedeutet, dass die Software-Systeme der Transport-      navigieren und auch Fehlbedienungen möglichst rasch
     fahrzeuge selbstständig untereinander den kürzesten         korrigieren zu können.
     Transportweg aushandeln. Im Unterschied zu üblichen
     in der Speditionslogistik angewendeten Systemen ist hier
     eine deutlich stärkere Echtzeitfähigkeit zu erreichen.

     Alles im Blick: Anforderungsgerechte Visualisierung
     von Aufgaben für das Logistikpersonal

     Das mobile Assistenzsystem dient dem Fahrer als indi-
     rektes Kommunikationsmittel zum Schichtführer und als
     Informationssystem für anstehende Logistikaufgaben.
                                                                 Tablet-PC zur Visualisierung von Logistikaufgaben
Sm@rt Logistics                                                                          19

Use Cases
Alles im Einsatz: Sm@rt Logistics bei tedrive

Für die tedrive GmbH, Entwickler und Produzent von
Antriebstechniken für die Automobilbranche, wurde die
flexible Materialbereitstellung so entwickelt, dass die
optimale Routenführung und Beladung der Transport-
mittel von Auftrag zu Auftrag permanent neu berechnet
werden kann. Das Transportmittel kann mehrere Aufträ-
ge gleichzeitig übernehmen. Anstelle von fahrerlosen
Transportsystemen werden mitarbeitergeführte Systeme
genutzt, die kleinere Transportlosgrößen ermöglichen
und flexibler einsetzbar sind. Als Strukturierungsprinzip
dient ein dezentrales Marktplatzkonzept.

  Fazit
  Sm@rt Logistics wird durch das Anwenderunternehmen
  sehr positiv bewertet. Folgende Vorteile machen
  die Lösung attraktiv:
  3   Effizienzsteigerung durch dynamische Routen
  3   Geringerer Personal- und Equipmenteinsatz
      (Trailerzüge)
  3   Schnelle und systemgestützte Anpassung
      an veränderte Umwelt
  3   Reduzierung der WIP-Inventories durch
      geringere Reaktionszeiten
  3   Weniger Kosten für Container/Weniger Stellfläche
      an den POFs
  3   Reduzierung des Managementaufwands
  3   Erhöhung der Versorgungssicherheit
  3   Informationsgewinn (Automatische Erfassung
      von Containerreichweiten, echte Bestandsdaten)
                                                           WLAN-Netz und Kanban-Boards
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     Sm@rt Logistics

     Empfehlungen für den Einsatz von
     Sm@rt Logistics-Systemen
     Problemerkenntnis                                            Umsetzungsplanung
     Unternehmen befinden sich mit ihrer Produktion und Logis-     Ein Projekt zur Implementierung von neuen Planungs- und
     tik zunehmend in einem Spannungsfeld zwischen Standardi-     Steuerungsmechanismen für die Logistik ist aufwendig. Dabei
     sierung und Individualisierung. Dieses Spannungsfeld kann    müssen verschiedene Probleme gelöst werden.
     durch die divergierenden Zielsetzungen Effizienzsteige-
                                                                  Zum Ersten ist ein stabil laufendes Hardwaresystem notwendig.
     rung durch Skaleneffekte und Effektivitätssteigerung durch
                                                                  Dieses besteht aus Daten erfassenden Systemen wie Barcode-
     angepasste und schlanke Prozesse beschrieben werden.
                                                                  Scannern oder RFID-Sensoren, einem System zur Datenübertragung
     Potenzialanalyse                                             (können bestehende Netzwerke genutzt werden oder ist ein
     Moderne IK-Technologien versprechen dieses Dilemma           eigenständiges Netz z.B. per WLAN notwendig?) sowie einem
     zunehmend aufzulösen. Dabei muss sich ein Unternehmen        Datenserver zur Datenspeicherung und Interpretation der Roh-
     über die eigentliche Zielsetzungen einer Implementierung     daten. So müssen z.B. Fehler beim Auslesen von RFID-Chips über
     klar werden. Eine Technologie wie RFID ist nur Enabler       Logiken oder wiederholte Abfragen abgesichert werden, um
     für eine verbesserte Prozessführung, aber nie die eigent-    keine Fehlinterpretationen, sondern belastbare Informationen
     liche Lösung für das Problem. So lassen sich mithilfe der    zu erhalten.
     genaueren und aktuelleren Informationen Logistikprozesse
                                                                  Als Nächstes müssen die Prozesslogiken zur Steuerung der
     besser planen und steuern. Diese verbesserte Planung und
                                                                  Produktion oder Logistik detailliert und als stabile Softwarepro-
     Steuerung bietet den eigentlichen Stellhebel für Effizienz
                                                                  gramme implementiert werden.
     und Effektivitätssteigerungen.
                                                                  Ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Umsetzung ist die früh-
     Zur Abschätzung der Vorteile von Sm@rt Logistics-Systemen
                                                                  zeitige Einbindung der Mitarbeiter, die mit dem System arbeiten
     müssen diese Potenziale analysiert werden. Bei Sm@rt
                                                                  sollen – oder besser: die von dem System profitieren sollen.
     Logistics erfolgte eine Analyse über die Simulation der
                                                                  Ohne eine breite Akzeptanz durch Benutzerfreundlichkeit,
     Tourenplanung von Logistikzügen zur Materialversorgung
                                                                  aber auch eine gute Vorbereitung und Schulung der Mitarbeiter
     einer Serienproduktion in der Automobilzulieferindustrie.
                                                                  können solche komplexen Systemen kaum erfolgreich einge-
     Es konnte gezeigt werden, dass durch eine dynamische
                                                                  setzt werden.
     Routenführung die Logistikmitarbeiter mit ihren Zügen
     deutlich effizienter wurden und so 20% Ressourceneinsatz      Investitionsplanung
     eingespart werden konnte.                                    Zur Bewertung der Investition können klassische Investitions-
                                                                  planungsverfahren eingesetzt werden. Zentrale Herausfor-
     Systemkonzept
                                                                  derung hierbei ist eine richtige Bewertung der Vorteile und
     Im Konzept wird der informatorische Regelkreis durch
                                                                  Einsparungen. Neben direkt monetär bewertbaren Potenzialen
     automatisierte Datenerfassung geschlossen. Drei Kernfunk-
                                                                  wie z.B. Einsparung von Ressourceneinsatz und Mitarbeitern
     tionen müssen dabei aufeinander abgestimmt werden:
     3 die Datenerfassung,                                        können Sm@rt Logistics-Systeme auch viele Unternehmerische
     3 die Informationsverarbeitung und                           Zielgrößen verbessern, die in einer Investitionplanung schwer
     3 die Informationsbereitstellung.                            erfassbar sind. Dies sind insbesondere logistische Kenngrößen
                                                                  wie Durchlaufzeiten, Bestände an den Arbeitsplätzen (WIP) und
                                                                  eine verbesserte Termintreue. Ein weiterer Vorteil von RFID-
                                                                  Systemen ist eine verbesserte Informationsbasis über Material-
                                                                  bedarfe und Zeitpunkte, um Einkaufsprozesse effizienter zu
                                                                  gestalten und Lieferzeitpunkte besser zu terminieren und somit
                                                                  auch Bestände einzusparen und Liquidität zu sichern.
21

WLAN und Ressourcenverwaltung
in Produktionsumgebungen
Die Vernetzung von Produktionsanlagen ist zusammen             Als weiterer HOMEPLANE-Beitrag kann die auf Laufzeit-
mit der EDV in hohem Maße für die Effektivität einer           Messung basierende WLAN-Lokalisierung im industriel-
Produktion verantwortlich. Je besser der Informations-         len Umfeld die Lücke zwischen hochgenauen, dedizierten
fluss in einem Werk, desto effizienter können Ressourcen         Lokalisierungstechnologien und den aus der Büro-Tech-
genutzt werden. Dies betrifft nicht nur die optimale Aus-      nik bekannten weniger genauen Feldstärkemessungen
nutzung von Maschinen und Material, sondern auch eine          schließen. Dies lässt z.B. den Einsatz im Bereich Asset-Tra-
sinnvolle Ablaufplanung für die Mitarbeiter.                   cking zur Gerätelokalisierung zu.

     Derzeit werden in Fertigungsanlagen Datenüber-                 Mindestens genauso wichtig wie ein leistungsfähiges
tragungen zu einem großen Teil über kabelgebundene             WLAN ist in der Industrie ein gutes Netzmanagement.
Systeme realisiert. Vorteile sind hier Robustheit, Echtzeit-   Hier können die in HOMEPLANE entwickelten Tech-
fähigkeiten sowie hohe Datenraten und eine gute Plan-          nologien zur Diagnose bzw. zum Fehlermanagement
barkeit. Für mobile Endgeräte, wie z.B. Bedienterminals        – auch im drahtgebundenen Teil – als erste Basis eines
und selbstfahrende Roboter, aber auch zur kostengüns-          intelligenten, automatisierten Systems dienen. Ergän-
tigen Anbindung von Außenstandorten setzt sich jedoch          zend zum klassischen, meist auf SNMP (Simple Network
mehr und mehr die Kommunikation über WLAN durch.               Management Protocol) basierenden Monitoring und Ma-
Typische Netze sind bezüglich Bandbreiten, Routing und         nagement kann das im HOMEPLANE-Projekt entwickelte
Funkfeld exakt geplant und werden per Netzmanage-              Web-Service-basierte Management (Konfiguration/Feh-
ment bzw. Netzmonitoring überwacht. Änderungen oder            lermanagement/Ressourcenverwaltung) mithilfe einer
auftretende Fehler führen häufig zu kostenintensiven            XML-basierten Systemmodellierung und des darauf auf-
Untersuchungen und Planungen.                                  setzenden computergestützten Schließens („Reasoning“)
                                                               intelligentere, automatisierte Algorithmen ermöglichen.
     Das ursprünglich für Lösungen zur intelligenten Heim-
vernetzung geförderte Projekt HOMEPLANE setzt an den                Eine konkrete Übertragung der HOMEPLANE-Ergeb-
genannten Problemstellungen an und bietet für beste-           nisse auf Produkte im industriellen Umfeld, in der verblei-
hende WLAN-Produkte in Produktionsumgebungen zu-               benden Projektlaufzeit bis Mitte 2009, steht noch aus. Im
sätzliche Optimierungsmöglichkeiten. Im Vordergrund            Zusammenhang mit dem weltweiten Trend zu „smarten“,
des FuE-Projektes steht die Realisierung einer Drahtlos-       d.h. selbstkonfigurierenden Systemen, dem Vormarsch
Lösung, mit der die von spezifischen Anwendungen gefor-         drahtloser Systeme und den Diskussionen um Web-Ser-
derte Dienstgüte in dichten und stark ausgelasteten WLAN-      vice-basiertes Netzmanagement ist HOMEPLANE jedoch
Netzen gewährleistet wird. Diese auf dem bestehenden           gut aufgestellt, um zukünftig im industriellen Umfeld
WLAN-Standard aufsetzende Lösung ist gleichzeitig für          einen wichtigen Beitrag leisten zu können.
eine automatische Optimierung von Prozessstrukturen in
der Industrie von Bedeutung und ergänzt die typischer-
weise verwendete 2-Kanal-Übertragung ideal.
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     Ansprechpartner

                                              www.energieautark.com

           Konsortialpartner:

           Festo AG & Co. KG                  TU Ilmenau
           Bernd Kärcher                      Tom Ströhla
           kch@de.festo.com                   tom.stroehla@tu-ilmenau.de

           EnOcean GmbH                       Helmut-Schmidt Universität
           Markus Kreitmair                   Prof. Dr. Gerd Scholl
           markus.kreitmair@enocean.com       gerd.scholl@hsu-hamburg.de

           Fraunhofer TEG
           Christof Giers
           christof.giers@teg.fraunhofer.de

           Sm@rt Logistics

           Konsortialpartner:

           tedrive Germany GmbH               WZL RWTH Aachen
           Fedor Bruencker                    Philip Attig
           Fedor.bruencker@tedrive.com        P.Attig@wzl.rwth-aachen.de

           Simcron GmbH                       Intellion AG
           Dagmar Wolfram                     Dr. Markus Dierkes
           Dagmar.Wolfram@simcron.de          markus.dierkes@intellion.com

           TU Dresden                         TCS GmbH
           Stephan Baumann                    Alexandre Schäfer
           stephan.baumann@tu-dresden.de      alexandre.schaefer@tcs-group.de
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                                       www.homeplane.de

Konsortialpartner:

AllTec Automatisierungs-               Siemens AG
und Kommunikationstechnik GmbH         Hans-Peter Huth
Thomas Klagge                          hans-peter.huth@siemens.com
th.klagge@alltec-borna.de
                                       Technische Universität Dortmund
IHP GmbH                               Prof. Dr. Rüdiger Kays
Prof. Dr. Rolf Kraemer                 ruediger.kays@tu-dortmund.de
kraemer@ihp-microelectronics.com

European Microsoft Innovation Center
Alexander Voss
Alexander.Voss@Microsoft.com
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technolo-
gie herausgegeben. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf weder von Parteien
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teien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt
ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem
Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu
einer Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Bundesregierung zugunsten einzelner
politischer Gruppen verstanden werden könnte.
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