Vernetzte Produktionsanlagen - Praxisnahe Informationen für Hersteller, Anwender und Dienstleister Band 4 - Digitale Technologien
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Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation Vernetzte Produktionsanlagen Praxisnahe Informationen für Hersteller, Anwender und Dienstleister Band 4 www.nextgenerationmedia.de
Text und Redaktion VDI/VDE Innovation + Technik GmbH, Berlin MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung, Berlin Gestaltung und Produktion iserundschmidt GmbH, Berlin Druck Elch Graphics, Berlin Fotos Titel/S. 6: Festo S. 11: EnOcean S. 9/10: Festo S. 16: Sm@rt Logistics S. 17: TCS, TU Dresden S. 18 oben: WLZ, RWTH Aachen, unten: Simcron S. 19: TU Dresden Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Referat Öffentlichkeitsarbeit (BMWi) 10115 Berlin info@bmwi.bund.de www.bmwi.de Stand 11/2008
Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation Vernetzte Produktionsanlagen Praxisnahe Informationen für Hersteller, Anwender und Dienstleister Band 4
4 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Vernetzte Produktionsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 EnAS Die Zukunft der Fabrik ist digital . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Was ist neu?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Use Cases . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Wege zur Adaption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Visionen für vernetzte Produktionsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Sm@rt Logistics Alles in einem Kreis – Flexible Produktion durch dynamische Steuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Was ist neu? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Use Cases . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Empfehlungen für den Einsatz von Sm@rt Logistics-Systemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 HOMEPLANE WLAN und Ressourcenverwaltung in Produktionsumgebungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Ansprechpartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
5 Vorwort Rainer Glatz, Geschäftsführer der Fachverbände Software und Elektrische Automation im VDMA Der Maschinen- und Anlagenbau hat in den letzten Langfristig gesehen bietet die stärkere „Digitalisierung und fünf Jahren eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte Informatisierung“ der Produktionswelt noch enorme Po- geschrieben. Enorme Umsatzsteigerungen, der Ausbau tenziale. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass beim der internationalen Wettbewerbsfähigkeit sowie die Manufuture-Prozess, in dem strategische Forschungsfelder Schaffung vieler tausend Arbeitsplätze sind hierfür sicht- des Maschinenbaus diskutiert werden, die Entwicklung „In- bare Belege. telligenter Produkte“ als das Topthema identifiziert wurde. Fragt man die Maschinenbauer nach den Strategien zur Bei aller Euphorie über die zukünftigen Potenziale dürfen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, stehen aber die Risiken nicht außer Acht gelassen werden. Eine 3 forcierte Produktinnovationen erst kürzlich durchgeführte Trendbefragung zeigt, dass 3 verstärkte Mitarbeiterqualifikation im Maschinenbau ein wachsender Bedarf an Entwicklern 3 stärkere Erschließung ausländischer Märkte im Umfeld von industrieller IT und Automatisierung 3 mehr kundenspezifische Problemlösungen entsteht, der schon heute nicht gedeckt werden kann. Es ganz oben auf der Liste. Dem Maschinenbau muss es also müssen deshalb auch neue Wege zum effektiven Tech- immer wieder gelingen, die technologischen und wirt- nologietransfer und zur interdisziplinären, vernetzten schaftlichen Herausforderungen zu erkennen und zur Aus- und Weiterbildung gefunden werden. Entwicklung weltweit marktfähiger Produkte zu nutzen. Der weltweite Erfolg der Branche hat leider auch zu In diesem Zusammenhang spielt die Nutzung moderner einem stetigen Wachstum der Produktpiraterie geführt, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) die nach Schätzung des VDMA bereits zu einem jähr- eine immer größere Rolle. Nachdem in den Unterneh- lichen Schaden von ca. 7 Mrd. € im deutschen Maschinen- men lange Zeit die Unterstützung administrativer und und Anlagenbau führt. Nachdem bisher rein physischen konstruktiver Tätigkeiten im Vordergrund stand, dringen Kopieren wird zunehmend auch versucht, direkt auf IK-Technologien nun auch in die Produktion. illegal besorgtes Produkt- und Unternehmens-Know-how aufzusetzen. Bei der weltweiten und mobilen Vernetzung Die in diesem Leitfaden vorgestellten Projekte belegen der Produktionswelt muss deshalb der Informations- eindrucksvoll, dass die Produktion inzwischen auf allen sicherheit hohe Priorität eingeräumt werden. Ebenen – vom Gesamtsystem bis hinein in das Maschinen- element – vernetzbar wird. EnAS, Sm@rt Logistics und Insgesamt gesehen sind wir zuversichtlich, dass der deut- HOMEPLANE machen deutlich, dass neben bereits etab- sche Maschinen- und Anlagenbau in der intelligenten lierten Technologien wie IPC, Industrial Ethernet oder Vernetzung der Produktionswelt – auch dank der techno- Soft-SPS auch teilweise noch kritisch beäugte Entwicklun- logiepolitischen Schwerpunktsetzungen – weltweit eine gen wie RFID oder WLAN nutzbringend einsetzbar sind. Führungsrolle einnehmen wird.
7 Einführung Autos kauft man nicht von der Stange. Silber oder doch Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie lieber Weiß, Stoffsitze oder edles Leder, Schaltgetriebe greift diese Herausforderungen mit der Förderung der oder Automatik? Die Variantenvielfalt hat erhebliche Projekte EnAS und Sm@rt Logistics sowie HOMEPLANE Auswirkungen auf die Produktion, die flexibel auf diese beispielgebend auf. Anforderungen reagieren muss. Wer im Wettbewerb be- stehen und diese Flexibilität gewährleisten will, muss sei- Die drahtlose Steuerung von Produktionsmaschinen und ne Produktion entsprechend gestalten. Maschinen- und der Einsatz energieautarker Sensoren zur Erfassung von Anlagenbauer sind deshalb gefordert, ihren Kunden neue Maschinendaten sind das Ziel der Entwicklungen von und intelligente Lösungen für die Industrieautomation EnAS. zu liefern. Dabei geht es zum Besipiel um eine Maschi- nenkonfiguration, die im Verlauf eines oder mehrerer Sm@rt Logistics geht unter Nutzung von RFID und Fertigungsprozesse verändert werden muss, oder auch WLAN der Frage nach, wie man mit innovativen IT-Sys- mobile autonome Fertigungsstationen, die selbstständig temen logistische Produktionsabläufe schneller, billiger miteinander kommunizieren müssen, um einen optima- und flexibler gestalten kann. Ausgangspunkt dabei ist das len Prozessfluss zu erreichen. japanische Kanban-System. Die Potenziale, die in der drahtlosen Kommunikation Schwerpunkt des aus der Heimvernetzung kommen- zur Steuerung von Maschinen und Anlagen stecken, sind den HOMEPLANE-Projektes ist die Verbesserung der Ver- ebenso bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Neuartige bindungsqualität (Quality of Service) in WLAN-basierten Aktoren und Sensoren, die ihre Energie aus der Umgebung Netzen. Was zunächst für die WLAN-Optimierung inner- ernten und sich damit wie der Solartaschenrechner selbst halb der stark ausgelasteten Heimnetzwerke entwickelt versorgen, sowie verbesserte Drahtlostechnologien für wurde, ist ebenso in der Produktion nutzbar und kann die Kommunikation sind der Anfang auf dem Weg in die dort als Alternative zu drahtgebundenen Kommunikati- vernetzte Fabrik der Zukunft. onslösungen genutzt werden.
8 Die Zukunft der Fabrik ist digital EnAS – Energieautarke Aktor- und Sensorsysteme für die intelligente drahtlose Vernetzung von Vorteile energieautarker Aktoren und Sensoren Produktionsanlagen 3 Deutliche Kosteneinsparung bei der Fertigungsanlagen mit ihren oft und schnell bewegten Verdrahtung von Neuanlagen Teilen stellen hohe Anforderungen an die Versorgung 3 Einfaches Nachrüsten von bestehenden Anlagen mit Energie und Daten und somit an die Verkabelung. Ist eine Maschine defekt, steht oft die gesamte Produktion 3 Hohe Flexibilität beim Umrüsten still – manchmal stundenlang. Die Verluste sind immens. von Fertigungsanlagen Und meistens ist ein Defekt in der Verkabelung die 3 Deutliche Energieeinsparung durch verbesserte Ursache. Viele Unternehmer wünschen sich daher schon Prozesssteuerung mit zusätzlicher Sensorik lange eine Technik, die ohne empfindliche Strom- und Datenkabel auskommt. Reichten vorhandene Technolo- 3 Erschließung neuer Anwendungsbereiche, gien dazu bisher nicht aus, ist die intelligente drahtlose die nicht mit klassischen Kabellösungen realisiert Vernetzung von Produktionsanlagen in nahe Zukunft werden können gerückt. Neuartige, energieautarke Komponenten, die 3 Hohe Lebensdauer Energie aus der Umgebung beziehen, sind der Schlüssel zum Erfolg. 3 Kein Batteriewechsel notwendig Die drahtlose Steuerung von Produktionsmaschinen und der Einsatz energieautarker Sensoren zur Erfassung von Maschinendaten stehen im Mittelpunkt von EnAS. Daneben befasst sich EnAS auch mit der dezentral ange- Die Integration der im Rahmen von EnAS entwickelten legten Informationsverarbeitung der gesammelten energieautarken Teilsysteme wird in einem anwendungs- Prozessdaten. Im Rahmen des Verbundprojektes wurden nahen Gesamtdemonstrator umgesetzt und erprobt. Der neuartige, energieautarke Funksensoren und Aktoren Demonstrator zeigt an einem praktischen Beispiel (Füllen für den industriellen Einsatz, insbesondere für Bauteile und Entleeren von kleinen Dosen) die Vorteile und Zuver- aus dem Bereich der Fabrik- und Prozessautomatisierung, lässigkeit der neu entwickelten Sensoren und Aktoren in definiert und entwickelt. Deren Einsatz führt in der Praxis einer Anlage und deren Einbindung in ein übergeordnetes zu erheblichen Vorteilen. Steuerungskonzept.
9 Vorteile durch EnAS Bisher Mit EnAS Erfassung von Messgrößen an bewegten Leichte Erfassung von beweglichen oder rotierenden Teilen schwer oder Sensoren nicht machbar (z.B. Reifendrucksensor) Feste Anordnung von Geräten und Flexible Anordnung der Geräte Anlagenteilen Energie aus Batterien oder per Kabel Wartungsfreie Energieversorgung aus der Umgebung Information an feste Klemmstellen Information in einem Raum oder einer gebunden Halle verfügbar Begrenzte Zuverlässigkeit durch Verbesserte Verfügbarkeit bewegter bewegte Kabel (Schleppketten) Geräte oder Maschinenteile durch Ersatz von bewegten Kabeln Hoher Programmier- und Montageauf- Rekonfiguration und Erweiterung wand bei Änderung der Anlagenkonfi- der Anlage im laufenden Betrieb wird guration ermöglicht Keine oder schwierig zu erfassende Infor- Leichte Erfassung von Informationen Der EnAS-Demonstrator mation von unzugänglichen Stellen von unzugänglichen Sensoren Hoher Verkabelungsaufwand für Übertragung aus Schutzbereich explosionsgeschützte Anwendungen Funk hat keine definierten Antwortzeiten Echtzeitfähige, zuverlässige drahtlose Kommunikation
10 Was ist neu? Die in EnAS entwickelten Technologien leiten im Hinblick Monoenergetischer Greifer auf die adressierten Branchentrends Miniaturisierung, Der Aktor zum Schließen der Dosendeckel Flexibilisierung, Ressourceneffizienz sowie Energie-Auto- wird von einem pneumatischen Greifsystem nomie einen Paradigmenwechsel ein. Kabelgebundene gebildet, das durch seitlichen Druck auf Verknüpfungen der Sensoren und Aktoren mit Steuerungs- und Versorgungseinheiten – heute allgemeiner Stand der den Deckel die Dose verschließt. Technik – werden dank kabelloser, energieautarker, funk- Die Energie zur Umsetzung des gestützter EnAS-Lösungen zunehmend der Vergangen- Greifprozesses wird komplett heit angehören. aus der ver wendeten Druckluft gewonnen. Zur Versorgung 3 Autarke Energieversorgung für Sensoren und Aktoren der elektrischen Komponenten Der Schlüssel zu wirklich drahtlosen Komponenten ist wären herkömmliche Verfahren die Frage der Energieversorgung. Im Projekt wurden wie Solarzellen oder Piezowand- Wandler entwickelt, die die Umgebungsenergie nutzen. ler nicht ausreichend. Daher 3 Drahtlose Kommunikation wurde ein Motor-Generator- In zwei Anwendungsbeispielen wurden energiearme, System integriert, das ähnlich zuverlässige und deterministische Verfahren wie ein Dynamo funktioniert. entwickelt. 3 Dezentrales, flexibles Steuerungskonzept Die Ablaufsteuerung erfolgt in autonom agierenden Teilkomponenten. Das ist die Grundlage zur Flexibilisierung der Anlage. Die Innovationen werden exemplarisch an Komponenten des Demonstrators aufgezeigt: Autonomer Drucksensor Der Drucksensor überwacht den Druck im Vakuumsauger während des Greifvorgangs. Dieser Druck gibt Aufschluss darüber, ob das Objekt korrekt gegriffen wurde. Die Energie zur Versorgung des Drucksensors wird aus der System-Druckluft gewonnen. Wird am Sauggreifer ein Greifvorgang eingeleitet, so ändert sich gleichzeitig der Druck in einer dafür vorgesehenen Membran-Dose. Die Verformung der Membran wird an ein Piezoelement aus Keramik übertragen, das die nötige elektrische Energie liefert.
11 Use Cases Verdrahtungsfreie Kabelbaum-Prüfung Für die Kabelbaum-Prüfung wurde innerhalb des Pro- jektes EnAS ein drahtloses Verfahren entwickelt, das nicht nur die umständliche Verkabelung im Prüftisch bzw. auf der Rückseite des Montagebrettes verringert, sondern auch die damit verbundene Dokumentation. Nicht selten müssen mehrere Hundert Bauteile kontrolliert werden. Für jede Verbindung muss zwischen Prüfeinheit und Steckkarte (Bus-System) eine elektrische Verbindung bestehen, die sauber dokumentiert und bei Änderungen gepflegt werden muss. Drahtlos verbunden werden Prüf- einheiten leichter, transparenter und schneller änderbar, ohne große Dokumentation und umständliche Umbau- maßnahmen. Der schnelle Austausch der Prüfkomponen- te ist möglich, ohne die Haltevorrichtung verändern zu müssen. Das System befindet sich bei einigen Zulieferern in der Automobilindustrie bereits im pilothaften Einsatz.
12 Energieautarke Schaltgeräte an den Bearbeitungs- tionen oder Fußschalter zum Auslösen von Maschinen- zentren der AXA Maschinenbau GmbH befehlen. Auch in der Gebäudeautomation, z.B. bei der Überwachung der Klappen von Lüftungsanlagen, erge- Zu den Pionieren unter den industriellen Anwendern ben sich interessante Einsatzmöglichkeiten. von energieautarken Funk-Schaltgeräten gehört die AXA Maschinenbau GmbH. AXA entwickelt und fertigt Werk- Ein besonderes Anwendungsfeld schließlich sind zeugmaschinen, darunter auch Bearbeitungszentren. explosionsgefährdete Zonen. Energieautarke Schalter Dabei handelt es sich um große Werkzeugmaschinen, können in solchen Zonen Funksignale versenden, ohne bei denen sich das übliche externe Bedienpanel nicht in dass besonders geschützte Steckverbindungen oder unmittelbarer Nähe des Bedieners befindet, wenn er die wartungsintensive Batterien benötigt werden. Erste seitlich verschiebbare Schutztür öffnet. Deshalb hat AXA Schaltgeräte dieser Art werden zurzeit bereits im Markt wichtige Bedien- und Anzeigeelemente wie z. B. LEDs zur eingeführt. Zustandsanzeige und einen Taster für die Entriegelung der Zuhaltung in den Schutztürgriff integriert. EnAS im Montageroboter Die bisher eingesetzte aufwendige und verschleiß- Die in EnAS entwickelte Technologie erlaubt eine kabel- anfällige Kabelschleppvorrichtung zur Übertragung der lose Ansteuerung der Greifsysteme an automatisierten Signale und der Energieversorgung von der Maschinen- Montagesystemen. Solche Applikationen werden nach steuerung bis zum Türgriff wurde in einer Pilotanwendung Abschluss des Projektes zeitnah in konkreten Pilotprojek- durch drahtlose Kommunikation ersetzt. ten mit Endanwendern erschlossen. Solch sensible und anspruchsvolle Anwendungen erfordern eine detaillierte Die Signalübertragung in der industriellen Auto- Evaluierung mit entsprechenden Funktionsnachweisen, mation ist für Funknetze ausgesprochen ungünstig. Die die auch Sicherheitsaspekte beinhalten. Projektfortschritte haben aber gezeigt, dass die draht- lose Signalübertragung ebenso zuverlässig funktioniert. Auch die autarke Energieversorgung des Türgriffschalters über eine Solarzelle an der Außenseite des Türgriffs funk- tioniert einwandfrei. Die bisherige Praxis zeigt, dass die energieautarken Schaltgeräte überall dort sinnvoll einsetzbar sind, wo die Verkabelung aufwendig ist, wo besondere Flexiblität gefordert ist oder wo man für die Energie- und Signalver- sorgung zusätzliche Komponenten wie Kabelschlepp- einrichtungen oder Schleifleitungen benötigen würde. Weitere interessante Einsatzfälle für energieautarke Schaltgeräte sind z.B. Zugschalter zum Öffnen von Türen und Toren, Drucktaster zum Freigeben von Maschinenfunk-
Checkliste: Wie setze ich EnAS in meinem Unternehmen ein? 13 Diese Liste wird mit der Absicht erstellt, die Wege zur Adaption Realisierung der Applikationen zu erleichtern. Folgende Fragen hat der Anwender zu klären: 3 Anforderungsprofil der Applikation, technische Merkmale wie Reichweite, Übertragungszeit, EnAS als Gesamtsystem beinhaltet Zuverlässigkeit, Sicherheitsanforderungen. Projektergebnisse neue Komponenten für den Aufbau Hier kann auch auf die Merkmalsliste des EnAS- 3 Neue Komponenten von energieautarken und funkbasier- Lastenheftes zurückgegriffen werden. 3 Demonstrator ten Produktionsanlagen. 3 Entwicklungsplan Der Demonstrator zeigt die Umset- 3 Auswahl der geeigneten Funktechnologie zung einiger Komponenten. 3 Energiebudget: Wie wird mit Energie versorgt; in welchen Zykluszeiten muss gemessen oder gesteuert werden? Der Anwendungsfall bestimmt 3 Funkplanung: Welche Systeme belegen dasselbe die Anforderungen an das Frequenzband? Hilfe dazu durch VDI-Richtline System. Auf dem Weg zur Um- 2185 „Funkgestützte Kommunikation in der setzung einer neuen Produkti- Automatisierungstechnik“ onsanlage wird das individuelle Ihre Anforderungen Profil ermittelt. Die erforder- 3 Pilotumgebung 3 Anforderungen der lichen Komponenten können 3 Individuelles Profil Automatisierungsbranchen – soweit bereits vorhanden – in einer Pilotumgebung getestet 3 Erforderliche Komponenten 3 Auswahl anwendungsgerechter werden. 3 Anwendungsszenario Funktechnologien Das Schritt für Schritt ermittelte 3 Wirtschaftlichkeitsrechnung 3 Empfehlung zur Charakterisierung Anwendungsszenario erlaubt, von Funklösungen eine erste Berechung der Wirt- 3 Empfehlung zur Integration von schaftlichkeit durchzuführen. Funktechnologie in industrielle Geräte 3 Risikoanalyse Wo stehe ich heute, wo möchte ich hin? Ein Ist-Soll-Vergleich zeigt auf, welche erforderlichen Komponen- 3 Zeitliches Verhalten/Determinismus ten bereits vorhanden und einsetz- 3 Elektromagnetische Verträglichkeit bar sind. Gleichzeitig wird der zu- 3 Safety sätzliche Bedarf für den geplanten Anwendungsfall ermittelt. Ist-Soll-Vergleich Der Status quo zeigt auf, ob die 3 Neue Komponenten Ideen schon jetzt realisiert werden 3 Zusätzlicher Bedarf können. Sind noch Komponenten 3 Aktuelle Machbarkeit und Funktionen erforderlich, so er- gibt sich aus dem Entwicklungsplan 3 Planungshorizont ein kalkulierbarer Planungshorizont
14 Visionen für vernetzte Produktionsanlagen In Zukunft bieten intelligente, vernetzte Produktions- anlagen noch weiter gehende Möglichkeiten. So könnten untereinander kommunizierende Produktionsroboter etwa bei kurzfristigen Engpässen am Anfang eines Ferti- gungsablaufs „einspringen“, anstatt ungenutzt am Ende der stockenden Prozesskette auf Bauteile warten zu müssen. Mit der Vision „EnAS 2020“ entsteht hierfür ein erster Ausblick auf die weiteren Schritte eines solchen oder ähnlichen Gesamtsystems. Die Roadmap der weiteren Entwicklung gibt einen Eindruck, mit welchen neuen Komponenten zukünftige Anlagen aufgebaut werden können. Die Vorausset- zungen dafür lassen sich in zwei große Bereiche aufteilen: Systemeigenschaften und Betriebseigenschaften. Systemeigenschaften Gesamte Anlagen werden aus eigenständigen Fertigungs- modulen bestehen, welche eine schnelle Umkonfektio- nierung ermöglichen. Die in der Fertigungsinsel verteilte Steuerungsintelligenz übernimmt ablaufunabhängige
15 Diagnosefunktionen, die eigenständig durchgeführt Die selbstständig arbeitende Fertigungszelle ermöglicht werden. Dies bewirkt störungsresistente und effizientere eine automatische Materialflusssteuerung und Engpass- Fertigungsprozesse. behebung, was bei Werkstücken mit eigener Identifika- tion bis hin zu einem adaptiven Produktionsprozess fortge- Komponenten können innerhalb einer Fertigungsstraße führt werden kann. flexibel umgebaut werden. Der Austausch und Umbau erfolgt im Sinne von „Plug-and-Play“. Das Netzwerk erkennt automatisch seine Teilnehmer und kann diesen die jeweiligen Betriebseigenschaften Funktionen und Parameter im Fertigungsprozess zuordnen. Der Bediener einer Anlage kann zukünftig zu jeder Zeit Innovative Wandlerprinzipien und die Nutzung lokaler eine eingriffsfreie, berührungslose Diagnose durch- Energien führen zu einer hohen Energieeffizienz. Als führen, ohne den Betrieb zu beeinträchtigen. Wartungs- Energiequellen kommen beispielsweise Licht, Wärme, kosten werden durch längere Wartungszyklen Schwingung oder Druckdifferenzen in Betracht. Das gesenkt, weil energieautarke Komponenten weniger Verlegen von Kabeln entfällt. Durch ein effizientes Ener- verschleißen. Rüstungs- und Wartungszeiten giemanagement werden die Komponenten vollständig werden durch die modularen Plug-and-Play-Komponenten autark betrieben. weiter sinken. Bei Anlagenausfällen und Störungen kann in einen Der hohe Grad an Steuerungs- und Betriebsintelligenz zuvor festgelegten Grundzustand gewechselt werden. der Anlage erfordert einen weniger hohen Grad an Somit sind geringere Stillstand- und Wiederanlaufzeiten Qualifikation für die Mitarbeiter. Entsprechende Status- zu erreichen, und Schäden an Material und Daten werden und Informationsanzeigen sowie die verminderte Anzahl vermieden. Die intelligente Anlagensteuerung verhindert an Fehlerquellen (z.B. Steckverbindungen) erhöhen die zudem, dass ein einzelner Ausfall eine komplette Anlage Betriebssicherheit der Anlage. zum Stillstand zwingt. Die Vorteile für den Betreiber der Anlage sind durch Durch die neu geschaffenen und konsequent ver- ein Rechenmodell transparent dargestellt und ermögli- wendeten Kommunikationsstandards ist eine Interopera- chen eine Prognose der eingesparten Kosten. Die Anlage bilität zu verschiedensten Technologieanbietern möglich. der Zukunft bietet erhebliche Einsparpotenziale bei Dies gewährleistet auch eine höhere Stabilität bei der Da- Personalkosten, Qualifikationskosten, Wartungskosten, tenübertragung und Robustheit gegenüber Störungen. Anlaufzeiten und Stillstandzeiten.
16 Sm@rt Logistics Alles in einem Kreis – Flexible Produktion durch dynamische Steuerung Sm@rt Logistics: RFID-gestützte Produktions- gestalten. Dazu gehört unter anderem, die Produktions- und Beschaffungslogistiksysteme logistik auf flexible und dynamische Materialsteuerung für die Automobilbranche auszurichten. Ein herkömmliches Kanban-System erfüllt diese Anforderungen nicht. Sm@rt Logistics geht unter Für deutsche Maßstäbe haben amerikanische Supermärk- Nutzung von RFID und WLAN der Frage nach, wie man mit te eine unvorstellbare Größe. Aber genau diese Größe innovativen IT-Systemen logistische Produktionsabläufe und die Leistungsfähigkeit der Logistiksysteme war schon schneller, billiger und flexibler gestalten kann. Das papier- Mitte der 50er Jahre die Grundlage dessen, womit der kartenbasierte Kanban wurde dabei zu einer RFID-gestützten Japaner Ohno weltweit Produktions- und Beschaffungs- Version weiterentwickelt. Ziel ist eine dynamische Logistik, systeme branchenübergreifend revolutionieren sollte. die auf über WLAN zu versendenden RFID-Daten basiert. Angelehnt an das amerikanische Supermarktsystem entstand in Japan Kanban, das maßgeblich am internatio- Ein besonders wichtiger Punkt des Konzeptes ist der nalen Siegeszug der japanischen Autobauer beteiligt war flexible und auslastungsoptimierte Einsatz der Mitarbei- und heute überall auf der Welt eingesetzt wird. ter, da diese zunehmend zum teuersten Produktionsfak- tor werden. Produzierende Unternehmen müssen allerdings in einem zunehmend turbulenten Umfeld agieren, in dem Bei dem Automobilzulieferer und Projektpartner tedrive Produktvarianten zunehmen und kleinere Losgrößen als in Düren werden die entwickelten Lösungskonzepte Schlüssel zur Beherrschung der komplexeren Randbedin- exemplarisch umgesetzt, um hier die Wettbewerbsfähig- gungen angesehen werden. Wer im Wettbewerb bestehen keit durch den Einsatz dieser neuen Lösung in der Produk- will, muss seine Produktion so anpassungsfähig wie möglich tionslogistik unter Beweis zu stellen. Vorteile mit Sm@rt Logistics Vorher Mit Sm@rt Logistics Bestandserfassung manuell durch Automatische Erfassung durch RFID-Chips am Logistikpersonal Kanban-Board - Fixierte Kanban-Boards Örtlich flexible Kanban-Boards durch WLAN Starre Touren zur Materialversorgung Dynamische Touren je nach Bedarf Informationsdefizit im Logistikzent- Hochaktuelle Informationen überall verfügbar rum und für die Mitarbeiter (z.B. durch mobile Assistenzsysteme) Hohe Materialbestände an den Geringerer WIP durch kurze Reaktionszeiten Arbeitsplätzen der Logistik Aufgabenverteilung in der Logistik Digitale Aufgabenverwaltung mit automa- per Zuruf tischer Tourenfreigabe Sm@rt Logistics schließt den informatorischen Regelkreis für Produktion und Logistik Keine Datennetzwerk vorhanden Zuverlässige drahtlose Kommunikation für andere Anwendungen nutzbar
Sm@rt Logistics 17 Was ist neu? Alles auf eine Karte: Das Kanban-System wird elektronisch Ausgangspunkt für eine im Projekt entwickelte dyna- mische Logistik, die auf RFID-erfassten Daten basiert und per WLAN an das gesamte Personal verschickt werden Sm@rt Logistics-Kanban-Board kann, ist das Kanban-System. Die Funktionsweise des herkömmlichen Kanban-Systems ist einfach: Ist in der neue Transportrouten umgerechnet und auf Assistenzsys- Produktion ein bestimmter Bestand an Produktionsma- temen (Handhelds) zur Verfügung gestellt. Der Logistik- terial aufgebraucht, zieht ein Mitarbeiter die für dieses Mitarbeiter ruft die Auftragsdaten ab und weiß, welche Material angelegte Kanbankarte aus dem Kanbanboard Route er fahren muss, um die erforderlichen Aufträge zu und legt sie in einem Behälter ab. Anhand der Informa- erfüllen. Das besondere Innovationspotenzial des Pro- tionen auf der Karte wird nur das benötigte Teil in der jektes besteht darin, dass Materialflussrouten mit dieser jeweils erforderlichen Menge zum definierten Zeitpunkt Technologie flexibel und nach Bedarf abgefahren werden angefordert (Just-in-Time-Prinzip). Bei der Auslieferung können. Starre Routen, die immer nach demselben Plan wird die Kanban-Karte zurück an das Board gegeben, so abgefahren werden müssen, entfallen damit. dass ein geschlossener Regelkreis entsteht. Eine der größten Herausforderungen stellt die Imple- Sm@rt Logistics hat dieses Prinzip aufgegriffen und mentierung des RFID-Konzeptes in einem störbehafteten erweitert. Im System wird eine physische Kanban-Karte Umfeld wie der Produktionsumgebung dar. Die typische mit einen RFID-Tag ausgestattet. So bleibt der Prozess für Produktionsumgebung enthält zahlreiche Störeinflüsse die Produktionsmitarbeiter unverändert. Diese nutzen z.B. allein aufgrund des umfangreich vorkommenden weiterhin in gewohnter Weise das Kanban-Board zur metallischen Materials oder wegen Verschmutzung und Abbildung der Bestände am Arbeitsplatz. Wird eine Kiste Luftfeuchtigkeit. Auch gebäudetechnische Barrieren mit Material entleert, zieht der Produktionsmitarbeiter spielen eine Rolle. In Bezug auf WLAN heißt die Heraus- die entsprechende Karte aus dem Board und legt sie in forderung, die Größe des Systems so auszulegen, dass ein einem Behälter ab. flächendeckendes Verbindungsnetz garantiert ist. Dagegen verändert sich der Prozess für die Logistik- Aufgrund der Vorgaben und Rahmenbedingungen mitarbeiter und wird deutlich effizienter. Mussten vorher im Projekt wurde ein RFID-System, mit 13,56 MHz konfi- regelmäßig alle Kanban-Boards manuell abgefahren wer- guriert nach Standard ISO 15693, gewählt. Die Bandbreite den, um Änderungen im Bestand und somit neue Materi- an verfügbaren Elementen, RFID-Readern, RFID-Anten- alanforderungen aufzunehmen, entfällt dieser Aufwand nen und Transpondern ist besonders für den ISO 15693- mit Sm@rt Logistics komplett. Die Daten der RFID-Chips Standard sehr groß. Entsprechend der Forderung nach werden an den Kanban-Boards per RFID-Reader gleich- einer großen Anzahl gleichzeitig auszulesender Karten zeitig erfasst, in WLAN-fähige Signale umgewandelt und war ein RFID-Reader mit integrierter Antenne nicht ein- an einen zentralen Server weitergeleitet. Durch geeignete setzbar. Deshalb wurde eine an die Bedürfnisse angepasste Software werden die auf den Servern erfassten Daten in Antenne im Projekt entwickelt.
18 Sm@rt Logistics Vorgehen bei der Verhandlung von Aufträgen zur Materialversorgung Alles Verhandlungssache: Auftragsvergabe in der Bei der Gestaltung der grafischen Oberfläche für das Materialversorgung mobile Assistenzsystem wurde besonderer Wert auf die Übersichtlichkeit und Lesbarkeit der Informationen Eine innovative flexible Materialversorgung erfordert die gelegt. Bei der Implementierung der Funktionalitäten Implementierung einer dynamischen Steuerung. Ziel ist musste die Arbeitsweise der Mitarbeiter berücksichtigt es, die eingesetzten Ressourcen optimal auszunutzen. werden, wie Bedienung mit einer Hand, keine Aktivie- Als Steuerungsprinzip wird bei Sm@rt Logistics ein so ge- rung des Bildschirmschoners über einen noch näher zu nannter „Multiagentenansatz mit integriertem Lösungs- bestimmenden Zeitraum. Dem Nutzer sollte es möglich verfahren für Traveling-Salesman-Probleme“ eingesetzt. sein, mit geringem Aufwand zwischen den Funktionen zu Das bedeutet, dass die Software-Systeme der Transport- navigieren und auch Fehlbedienungen möglichst rasch fahrzeuge selbstständig untereinander den kürzesten korrigieren zu können. Transportweg aushandeln. Im Unterschied zu üblichen in der Speditionslogistik angewendeten Systemen ist hier eine deutlich stärkere Echtzeitfähigkeit zu erreichen. Alles im Blick: Anforderungsgerechte Visualisierung von Aufgaben für das Logistikpersonal Das mobile Assistenzsystem dient dem Fahrer als indi- rektes Kommunikationsmittel zum Schichtführer und als Informationssystem für anstehende Logistikaufgaben. Tablet-PC zur Visualisierung von Logistikaufgaben
Sm@rt Logistics 19 Use Cases Alles im Einsatz: Sm@rt Logistics bei tedrive Für die tedrive GmbH, Entwickler und Produzent von Antriebstechniken für die Automobilbranche, wurde die flexible Materialbereitstellung so entwickelt, dass die optimale Routenführung und Beladung der Transport- mittel von Auftrag zu Auftrag permanent neu berechnet werden kann. Das Transportmittel kann mehrere Aufträ- ge gleichzeitig übernehmen. Anstelle von fahrerlosen Transportsystemen werden mitarbeitergeführte Systeme genutzt, die kleinere Transportlosgrößen ermöglichen und flexibler einsetzbar sind. Als Strukturierungsprinzip dient ein dezentrales Marktplatzkonzept. Fazit Sm@rt Logistics wird durch das Anwenderunternehmen sehr positiv bewertet. Folgende Vorteile machen die Lösung attraktiv: 3 Effizienzsteigerung durch dynamische Routen 3 Geringerer Personal- und Equipmenteinsatz (Trailerzüge) 3 Schnelle und systemgestützte Anpassung an veränderte Umwelt 3 Reduzierung der WIP-Inventories durch geringere Reaktionszeiten 3 Weniger Kosten für Container/Weniger Stellfläche an den POFs 3 Reduzierung des Managementaufwands 3 Erhöhung der Versorgungssicherheit 3 Informationsgewinn (Automatische Erfassung von Containerreichweiten, echte Bestandsdaten) WLAN-Netz und Kanban-Boards
20 Sm@rt Logistics Empfehlungen für den Einsatz von Sm@rt Logistics-Systemen Problemerkenntnis Umsetzungsplanung Unternehmen befinden sich mit ihrer Produktion und Logis- Ein Projekt zur Implementierung von neuen Planungs- und tik zunehmend in einem Spannungsfeld zwischen Standardi- Steuerungsmechanismen für die Logistik ist aufwendig. Dabei sierung und Individualisierung. Dieses Spannungsfeld kann müssen verschiedene Probleme gelöst werden. durch die divergierenden Zielsetzungen Effizienzsteige- Zum Ersten ist ein stabil laufendes Hardwaresystem notwendig. rung durch Skaleneffekte und Effektivitätssteigerung durch Dieses besteht aus Daten erfassenden Systemen wie Barcode- angepasste und schlanke Prozesse beschrieben werden. Scannern oder RFID-Sensoren, einem System zur Datenübertragung Potenzialanalyse (können bestehende Netzwerke genutzt werden oder ist ein Moderne IK-Technologien versprechen dieses Dilemma eigenständiges Netz z.B. per WLAN notwendig?) sowie einem zunehmend aufzulösen. Dabei muss sich ein Unternehmen Datenserver zur Datenspeicherung und Interpretation der Roh- über die eigentliche Zielsetzungen einer Implementierung daten. So müssen z.B. Fehler beim Auslesen von RFID-Chips über klar werden. Eine Technologie wie RFID ist nur Enabler Logiken oder wiederholte Abfragen abgesichert werden, um für eine verbesserte Prozessführung, aber nie die eigent- keine Fehlinterpretationen, sondern belastbare Informationen liche Lösung für das Problem. So lassen sich mithilfe der zu erhalten. genaueren und aktuelleren Informationen Logistikprozesse Als Nächstes müssen die Prozesslogiken zur Steuerung der besser planen und steuern. Diese verbesserte Planung und Produktion oder Logistik detailliert und als stabile Softwarepro- Steuerung bietet den eigentlichen Stellhebel für Effizienz gramme implementiert werden. und Effektivitätssteigerungen. Ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Umsetzung ist die früh- Zur Abschätzung der Vorteile von Sm@rt Logistics-Systemen zeitige Einbindung der Mitarbeiter, die mit dem System arbeiten müssen diese Potenziale analysiert werden. Bei Sm@rt sollen – oder besser: die von dem System profitieren sollen. Logistics erfolgte eine Analyse über die Simulation der Ohne eine breite Akzeptanz durch Benutzerfreundlichkeit, Tourenplanung von Logistikzügen zur Materialversorgung aber auch eine gute Vorbereitung und Schulung der Mitarbeiter einer Serienproduktion in der Automobilzulieferindustrie. können solche komplexen Systemen kaum erfolgreich einge- Es konnte gezeigt werden, dass durch eine dynamische setzt werden. Routenführung die Logistikmitarbeiter mit ihren Zügen deutlich effizienter wurden und so 20% Ressourceneinsatz Investitionsplanung eingespart werden konnte. Zur Bewertung der Investition können klassische Investitions- planungsverfahren eingesetzt werden. Zentrale Herausfor- Systemkonzept derung hierbei ist eine richtige Bewertung der Vorteile und Im Konzept wird der informatorische Regelkreis durch Einsparungen. Neben direkt monetär bewertbaren Potenzialen automatisierte Datenerfassung geschlossen. Drei Kernfunk- wie z.B. Einsparung von Ressourceneinsatz und Mitarbeitern tionen müssen dabei aufeinander abgestimmt werden: 3 die Datenerfassung, können Sm@rt Logistics-Systeme auch viele Unternehmerische 3 die Informationsverarbeitung und Zielgrößen verbessern, die in einer Investitionplanung schwer 3 die Informationsbereitstellung. erfassbar sind. Dies sind insbesondere logistische Kenngrößen wie Durchlaufzeiten, Bestände an den Arbeitsplätzen (WIP) und eine verbesserte Termintreue. Ein weiterer Vorteil von RFID- Systemen ist eine verbesserte Informationsbasis über Material- bedarfe und Zeitpunkte, um Einkaufsprozesse effizienter zu gestalten und Lieferzeitpunkte besser zu terminieren und somit auch Bestände einzusparen und Liquidität zu sichern.
21 WLAN und Ressourcenverwaltung in Produktionsumgebungen Die Vernetzung von Produktionsanlagen ist zusammen Als weiterer HOMEPLANE-Beitrag kann die auf Laufzeit- mit der EDV in hohem Maße für die Effektivität einer Messung basierende WLAN-Lokalisierung im industriel- Produktion verantwortlich. Je besser der Informations- len Umfeld die Lücke zwischen hochgenauen, dedizierten fluss in einem Werk, desto effizienter können Ressourcen Lokalisierungstechnologien und den aus der Büro-Tech- genutzt werden. Dies betrifft nicht nur die optimale Aus- nik bekannten weniger genauen Feldstärkemessungen nutzung von Maschinen und Material, sondern auch eine schließen. Dies lässt z.B. den Einsatz im Bereich Asset-Tra- sinnvolle Ablaufplanung für die Mitarbeiter. cking zur Gerätelokalisierung zu. Derzeit werden in Fertigungsanlagen Datenüber- Mindestens genauso wichtig wie ein leistungsfähiges tragungen zu einem großen Teil über kabelgebundene WLAN ist in der Industrie ein gutes Netzmanagement. Systeme realisiert. Vorteile sind hier Robustheit, Echtzeit- Hier können die in HOMEPLANE entwickelten Tech- fähigkeiten sowie hohe Datenraten und eine gute Plan- nologien zur Diagnose bzw. zum Fehlermanagement barkeit. Für mobile Endgeräte, wie z.B. Bedienterminals – auch im drahtgebundenen Teil – als erste Basis eines und selbstfahrende Roboter, aber auch zur kostengüns- intelligenten, automatisierten Systems dienen. Ergän- tigen Anbindung von Außenstandorten setzt sich jedoch zend zum klassischen, meist auf SNMP (Simple Network mehr und mehr die Kommunikation über WLAN durch. Management Protocol) basierenden Monitoring und Ma- Typische Netze sind bezüglich Bandbreiten, Routing und nagement kann das im HOMEPLANE-Projekt entwickelte Funkfeld exakt geplant und werden per Netzmanage- Web-Service-basierte Management (Konfiguration/Feh- ment bzw. Netzmonitoring überwacht. Änderungen oder lermanagement/Ressourcenverwaltung) mithilfe einer auftretende Fehler führen häufig zu kostenintensiven XML-basierten Systemmodellierung und des darauf auf- Untersuchungen und Planungen. setzenden computergestützten Schließens („Reasoning“) intelligentere, automatisierte Algorithmen ermöglichen. Das ursprünglich für Lösungen zur intelligenten Heim- vernetzung geförderte Projekt HOMEPLANE setzt an den Eine konkrete Übertragung der HOMEPLANE-Ergeb- genannten Problemstellungen an und bietet für beste- nisse auf Produkte im industriellen Umfeld, in der verblei- hende WLAN-Produkte in Produktionsumgebungen zu- benden Projektlaufzeit bis Mitte 2009, steht noch aus. Im sätzliche Optimierungsmöglichkeiten. Im Vordergrund Zusammenhang mit dem weltweiten Trend zu „smarten“, des FuE-Projektes steht die Realisierung einer Drahtlos- d.h. selbstkonfigurierenden Systemen, dem Vormarsch Lösung, mit der die von spezifischen Anwendungen gefor- drahtloser Systeme und den Diskussionen um Web-Ser- derte Dienstgüte in dichten und stark ausgelasteten WLAN- vice-basiertes Netzmanagement ist HOMEPLANE jedoch Netzen gewährleistet wird. Diese auf dem bestehenden gut aufgestellt, um zukünftig im industriellen Umfeld WLAN-Standard aufsetzende Lösung ist gleichzeitig für einen wichtigen Beitrag leisten zu können. eine automatische Optimierung von Prozessstrukturen in der Industrie von Bedeutung und ergänzt die typischer- weise verwendete 2-Kanal-Übertragung ideal.
22 Ansprechpartner www.energieautark.com Konsortialpartner: Festo AG & Co. KG TU Ilmenau Bernd Kärcher Tom Ströhla kch@de.festo.com tom.stroehla@tu-ilmenau.de EnOcean GmbH Helmut-Schmidt Universität Markus Kreitmair Prof. Dr. Gerd Scholl markus.kreitmair@enocean.com gerd.scholl@hsu-hamburg.de Fraunhofer TEG Christof Giers christof.giers@teg.fraunhofer.de Sm@rt Logistics Konsortialpartner: tedrive Germany GmbH WZL RWTH Aachen Fedor Bruencker Philip Attig Fedor.bruencker@tedrive.com P.Attig@wzl.rwth-aachen.de Simcron GmbH Intellion AG Dagmar Wolfram Dr. Markus Dierkes Dagmar.Wolfram@simcron.de markus.dierkes@intellion.com TU Dresden TCS GmbH Stephan Baumann Alexandre Schäfer stephan.baumann@tu-dresden.de alexandre.schaefer@tcs-group.de
23 www.homeplane.de Konsortialpartner: AllTec Automatisierungs- Siemens AG und Kommunikationstechnik GmbH Hans-Peter Huth Thomas Klagge hans-peter.huth@siemens.com th.klagge@alltec-borna.de Technische Universität Dortmund IHP GmbH Prof. Dr. Rüdiger Kays Prof. Dr. Rolf Kraemer ruediger.kays@tu-dortmund.de kraemer@ihp-microelectronics.com European Microsoft Innovation Center Alexander Voss Alexander.Voss@Microsoft.com
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