"Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar" (Ingeborg Bachmann)
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„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ (Ingeborg Bachmann) Energiewende zwischen infantilen Phantasien und Ernüchterung Bruno Kern gefangen zwischen der drohenden Gefahr der Die Welt im „Zangengriff“ Klimakatastrophe einerseits und der Erschöpfung der fossilen Energiequellen und anderer wichtiger Das Ende des fossilen Zeitalters ist inzwischen Ressourcen wie mineralischer Rohstoffe ande- endgültig eingeläutet. Das hat sich heute bis in die rerseits. Wenn man die beiden Seiten des Di- Chefetagen der Mineralölkonzerne herumge- lemmas nicht gleichzeitig im Auge behält, dann sprochen. Der „Peak“ der Erdölförderung dürfte wird man sich zwangsläufig in eine Sackgasse inzwischen erreicht worden sein. Und auch die verlaufen und „Lösungen“ anstreben, die an dieser anderen wesentlichen fossilen Energiequellen Situation völlig vorbeigehen. Paradigmatisch da- (Erdgas, Kohle) gehen schneller zur Neige, als für sind zwei prominente Studien, deren grund- man noch vor einigen Jahren annehmen durfte. sätzliche Schwäche darin liegt, dass sie jeweils Die Energy Watch Group geht etwa davon aus, eine Seite des Dilemmas aus den Augen verloren dass bis zum Jahr 2050 nur noch ein Drittel der haben: Der „Hirsch-Report“, den Robert Hirsch heute jährlich geförderten Erdölmenge zur im Auftrag des US-Energieministeriums erstellt Verfügung stehen wird. Bei Erdgas sei ab 2035 hat, stellt eine Peak-Oil-Strategie dar, die den eine längere Phase der Stagnation des Förder- Klimawandel völlig ausblendet. Die Lösungs- volumens zu erwarten, bis dann im Jahr 2045 die vorschläge konzentrieren sich darauf, das fossile Fördermenge rapide abnimmt. Und selbst bei Zeitalter möglichst lange zu strecken bzw. die auf Kohle sei ab dem Jahr 2035 mit einem steilen fossiler Energie basierende Infrastruktur mög- Abfall der Förderung zu rechnen. Das Förder- lichst lange aufrechtzuerhalten, zum Beispiel maximum aller fossilen Energieträger zu- durch Treibstoffgewinnung aus Kohleverflüs- sammengenommen wird für das Jahr 2025 prog- sigung. Anders der prominentere Stern-Report, nostiziert (Minqui Li, 148ff). von Nicholas Stern im Aufrag der britischen Regierung erstellt. Seine Modelle zur Finanzie- Gleichzeitig spitzt sich die Klimakrise zu. In den rung von Maßnahmen, um den Klimawandel letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass positive einzudämmen, unterstellen ein Wirtschafts- Rückkoppelungseffekte, also das Phänomen, dass wachstum, das nur auf der Basis einer weiteren der Klimawandel seine eigene Beschleunigung uneingeschränkten Verfügbarkeit von fossiler bewirkt, unterschätzt wurden, so zum Beispiel die Energie möglich ist. Beide Studien sind auf einem Geschwindigkeit, in der das Polareis abschmilzt. (dem jeweils anderen) Auge blind, ihre Lösungs- Immer mehr Wissenschaftler gehen deshalb davon vorschläge daher unrealistisch und unbrauchbar. aus, dass das ursprünglich für das Jahr 2050 angestrebte weltweite Reduktionsziel von 50% Ökokapitalistische Illusionen CO2 bezogen auf das Jahr 1990 schon wesentlich früher (etwa 2030) erreicht werden muss, um die Dass das Wegbrechen der fossilen Energiebasis Klimaveränderungen noch in kontrollierbaren die Grundfesten unserer Industriegesellschaften Grenzen zu halten. Darüber hinaus ist zu insgesamt erschüttern könnte – über diese bedenken, dass die Fokussierung auf die Klima- Konsequenz versucht man sich krampfhaft veränderungen bereits eine verkürzte Sichtweise hinwegzutäuschen. Die Illusionisten bestimmen darstellt. Der Klimawandel ist als Teil einer heute immer noch den geistigen Mainstream. Ihr umfassenden Biosphärenkrise anzusehen. Der Credo ist das der technischen Beherrschbarkeit, rasante Rückgang lebender Arten, der Verlust an der Wohlstandssicherung und -vermehrung mit Nahrungsmittelressourcen im Meer sowie der intelligenteren Mitteln. Die heute im öffentlichen Verlust an bebaubarer Ackerfläche sind für das alternativen „Energiediskurs“ maßgebenden künftige Krisenszenario mit zu bedenken. Hofpropheten, angefangen von E.U. von Weizsäcker bis Hermann Scheer und Franz Alt, Die Situation, in der wir uns befinden, kann man reden uns seit Jahren ein, dass die nötigen zutreffend als eine „Zangengriffkrise“ bezeichnen Reduktionsziele (bis zum Jahr 2050 etwa eine (vgl. Sarkar 2009, 318ff): Wir sind gleichsam Reduktion des CO2-Ausstoßes in den OECD- Ländern um 90%) ohne Wohlstandseinbußen, ja 1
sogar noch mit erheblichen Wohlstandsgewinnen, werden alle Überlegungen der Frage unterge- erreichbar seien – durch mehr Energieeffizienz ordnet, was man dem europäischen Wohlstands- und durch den Einsatz erneuerbarer Energien. publikum zumuten darf. In diesem Sinne tritt der Die gedanklichen Kapriolen, die man schlägt, um ehemalige Attac-Aktivist und Neugrüne Sven der schlichten Einsicht zu entgehen, dass unser Giegold in jüngster Zeit dafür ein, den pubertären Wohlstandsniveau drastisch abgesenkt werden Widerstand gegen die Massenautomobilisierung muss, sind abenteuerlich. Die ach so verhei- und den Flugverkehr endgültig als aussichtslos ßungsvolle Effizienzrevolution hat Fred Luks mit aufzugeben. Stattdessen müsse man eben auf einer einfachen Rechnung ad absurdum geführt: technische Lösungen setzen, auf Elektroautos und Wenn der Ressourcenverbrauch in den Indus- auf mit Brennstoffzellen betriebene Flugzeuge trienationen bis 2050 um einen Faktor 10 sinken (Sven Giedold, Freiheit, Auto, Nachhaltigkeit, in: soll (was weitgehend Konsens ist), und wenn man Le monde diplomatique, 13. 9. 2009). Die genau- gleichzeitig ein bescheidenes Wirtschaftswachs- ere Nachfrage, ob das denn – ehrliche Energie- tum von 2 Prozent jährlich unterstellt, dann bilanzen vorausgesetzt – überhaupt möglich ist, müsste die Ressourcenproduktivität (also die erspart er sich lieber. Ernst Ulrich von Weizsäcker Menge an Gütern und Dienstleistungen pro spricht offen aus, worum es geht: Einheit einer bestimmten eingesetzten Ressource) um den Faktor 27 wachsen! Ein Wirtschafts- „Europäern, Amerikanern und Japanern zu wachstum von 3 Prozent setzt bereits eine 43- empfehlen, sich in Sack und Asche zu kleiden und fache Energie- und Ressourceneffizienz voraus. auf Wohlstand und Fortschritt zu verzichten, ist Effizienzsteigerungen sind schlicht dem Gesetz eine zum Scheitern verurteilte Strategie. Also des sinkenden Ertrags unterworfen, das heißt, je sollte die neue Wirtschaftsweise den Charakter mehr Effizienzpotenziale bereits ausgeschöpft eines ‚neuen Wohlstandsmodells‘ haben, um sind, um so aufwändiger wird es, weitere Effi- politisch durchsetzbar zu sein.“ (1992, 12). zienzsteigerungen zu erzielen. Dies wird auch durch die Empirie bestätigt: In Industrieländern Hier wird übrigens auch überdeutlich, für wen wie Deutschland oder Japan kann man beob- dieses neue Wohlstandsmodell gilt und für wen achten, dass nach beeindruckenden Steigerungen nicht. Weltweit gesehen nimmt eine kleine Elite der Energieeffizienz (des Verhältnisses von für sich in Anspruch, auch die immer knapper Energieinput und Bruttosozialprodukt) ab Mitte werdenden Ressourcen auch noch für den letzten der Siebzigerjahre nun keine weiteren nennens- Teil ihrer Wohlstandsparty einzusetzen. Der werten Effizienzerfolge erzielt werden konnten. ressourcensparende, intelligente, ökologiekom- Ein guter Teil der Effizienzsteigerungen ist dabei patible Wohlstand ist bei Licht besehen chau- schlicht auf eine verbesserte Treibstoffqualität vinistische Brutalität. Bereits jetzt sind es global zurückzuführen – ein Faktor also, auf den wir gesehen nur 6% der Menschheit, die jemals in zukünftig ohnehin nicht mehr bauen können. In einem Flugzeug gesessen sind, während in Nige- Deutschland ist seit etwa 2000 eine Stagnation zu ria unter Lebensgefahr Ölpipelines angezapft beobachten, in Japan sogar schon seit Beginn der werden und im Sudan der erste Klimakrieg tobt. Neunzigerjahre. (Minqui Li, 161 – 162) Die (Welzer 2008: 94 – 99) genaueste Studie weltweit dazu ist wohl die von Lightfood und Green. Sie schätzen das weltweite Ein nüchterner Blick auf die Realität Effizienzpotenzial vom Bezugsjahr 1990 aus gerechnet bis zum Ende unseres Jahrhunderts In jüngster Zeit kann man allerdings auch eine (also bis 2100!) weltweit auf 250 bis 330 Prozent. Tendenz zur Ernüchterung feststellen. Gegenüber (u.a. zitiert bei Minqui Li, 162) Das ist sehr weit den Illusionen der ökologischen Hofpropheten entfernt von dem, was uns Herr Weizsäcker nehmen sich die definierten politischen Ziele sehr einreden will. Um diese Absurdität zu verschlei- bescheiden aus. Der ehrgeizige Obama-Plan etwa ern, beschränken sich die ökologisch-kapitalisti- hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis zum Jahr 2025 schen Heilspropheten wie er in ihren Bestsellern insgesamt 25% des US-amerikanischen Elek- immer nur auf beeindruckende Einzelbeispiele. trizitätsbedarfs aus erneuerbaren Quellen stam- Nach Ted Trainers Urteil beruhen selbst hier 50% men werden. Man darf wohl gegenfragen, wie es auf reinen Glaubensannahmen. um die restlichen 75% steht. Auch in der BRD Die intellektuelle Redlichkeit wird dabei schamlos werden die skeptischen Stimmen lauter, gerade einem Pragmatismus der politischen Durch- vonseiten derer, die selbst das größte Interesse am setzbarkeit geopfert. Anstelle einer ehrlichen Ausbau erneuerbarer Energien haben. Dietmar Bestandsaufnahme dessen, was mit welchen Mit- Schütz etwa, der Präsident des Bundesverbandes teln zu welchem Preis wirklich erreichbar ist, 2
erneuerbarer Energien, gab zu Protokoll, dass man einmal ein Fünftel unseres Gesamt- bis zum Jahr 2020 200 Mrd. KWh mittels erneu- energieverbrauchs ausmacht. Ein erheb- erbarer Energien produzieren könne. Das liches Problem aber stellt die Energie dar, entspricht, wenn man einen leichten Verbrauchs- die wir über die Erzeugung von Elek- rückgang unterstellt, etwa 35% des bundes- trizität hinaus aufwenden müssen, ins- deutschen Stromverbrauchs (die tageszeitung, 24. besondere für die Organisation unserer 4. 2008). Selbst bei Leuten wie Fritz Vahrenholt, Mobilität, die in der uns bekannten Form selbst Hersteller von Windkraftanlagen, ist der ohne die fossile Energiebasis kaum ursprüngliche Enthusiasmus einer Ernüchterung vorstellbar ist und die gleichzeitig für gewichen: „Ich bin durchaus optimistisch, dass unsere global durchgesetzte kapitalisti- wir bis zum Jahr 2050 die Hälfte unserer sche Industriegesellschaft essentielle Energieversorgung mit erneuerbaren Energieträ- Bedeutung hat. gern bewältigen können. Aber selbst dann ist die Frage: Was machen wir mit den anderen 50 Machbar oder lebensfähig? Die Erneuerbaren als Prozent?“ (die tageszeitung, 7. 10. 2006). Die „Parasiten“ der noch vorhandenen fossilen Einsicht in das begrenzte Potenzial erneuerbarer Energiebasis Energien führten Fritz Vahrenholt – ebenso wie James Lovelock – dazu, zum Befürworter der Die sog. erneuerbaren Energien (im Wesentlichen Atomenergie zu mutieren. Solarenergie und Biomasse) werden in ihren Wer die Situation unvoreingenommen betrachtet, Möglichkeiten oftmals so hoch veranschlagt, dass wird sich vier grundsätzlichen Problemen stellen es doch sehr erstaunt, warum sie sich nicht längst müssen: schon durchgesetzt haben. Ist tatsächlich nur die bitterböse Atomlobby schuld? Die präsentierten 1. Das Potenzial erneuerbarer Energien ist Rechnungen sind aber höchst unseriös. Die Ener- grundsätzlich beschränkt. Erneuerbar giebilanzen beschränken sich in der Regel auf den heißt eben nicht unerschöpflich. laufenden Betrieb. In die Energiebilanz nicht mit 2. Neben der knapper werdenden Energie einbezogen werden die Produktionsvorausset- aus fossilen Quellen haben wir es gleich- zungen und die erforderliche Infrastruktur ins- zeitig auch mit einer Verknappung von gesamt.2 Wer etwa die Energiebilanz einer Photo- Rohstoffen zu tun, die dem Ausbau der voltaikanlage ehrlich erstellen will, der muss – technischen Voraussetzungen und der wie in jeder Kostenrechnung auch – anteilsmäßig nötigen Infrastruktur für erneuerbare bei der Produktion der Bagger anfangen, die den Energien zusätzliche Schranken setzt. Sand zur Siliziumherstellung fördern. In diesem 3. Das uns zur Verfügung stehende Zeit- fenster ist schmal. Es ist fraglich, ob wir angesichts der knapper werdenden Zeit, in den und weil das Erdöl zur Neige geht, flächen- der uns die fossile und Rohstoffbasis extensiver und nicht mehr so intensiv wie heute sein. immer schneller wegbricht, die theore- Zu all dem kommt noch hinzu, dass die Auswirkungen tisch vorhandenen Potenziale wirklich des Klimawandels unsere Handlungsspielräume ein- umsetzen können. schränken. In Südwesteuropa, aber auch etwa in 4. Die Diskussion um erneuerbare Energien Brandenburg, wird viel landwirtschaftliche Nutzfläche beschränkt sich meistens auf die Elek- verloren gehen. Energiewendeszenarien sind also nur dann glaubwürdig und brauchbar, wenn sie nicht Ein- trizitätserzeugung1, obwohl diese nicht zelprobleme herausgreifen, sondern zusammenhängend denken. 1 2 Viele Energiewendeszenarien haben ihre Schwäche Annette Schlemm (zu finden in: www.streifzuege.org) gerade darin, dass sie den Blick auf ein Teilproblem – gibt für Photovoltaikstrom auf der Basis von meist die Elektrizititätsversorgung – fokussieren und monokristallinem Silizium eine Energierücklaufzeit dabei andere Probleme ausblenden. So steht zum von 4,6 Jahren an, bei polykristallinem Silizium geht Beispiel Biomasse der „zweiten Generation“, die sie von 3,2 Jahren aus. Dazu ist noch jeweils ein Jahr hauptsächlich für die Raumwärme benötigt werden für die übrigen Komponenten (etwa Aluminium- wird, nicht im gleichen Umfang für die Stromer- Aufständerung o.ä.) dazuzurechnen. Schlemm lehnt zeugung zur Verfügung. Unterschätzt wird auch die allerdings das Konzept der „emergy“ als unsinnig ab, Bedeutung des Verbrauchs landwirtschaftlicher Fläche weil man dann konsequenterweise „bis zum Urknall“ zur Energiegewinnung: In Zukunft werden wir die zurückrechnen müsse. Doch selbst auf der Grundlage Lebensmittelversorgung auf der Grundlage eigener ihrer relativ optimistischen Annahmen zieht sie den landwirtschaftlicher Nutzflächen sicherstellen müssen Schluss, dass der Umstieg auf erneuerbare Energie- und diese nicht mehr in Übersee auslagern können. quellen notgedrungen das Ende unserer Wachstums- Und die Landwirtschaft wird aus ökologischen Grün- gesellschaft nach sich ziehen wird. 3
Zusammenhang wurde in der Fachliteratur der erprobten Speichertechniken sind allesamt nicht Ausdruck „emergie“ für „embodied energy“ unproblematisch. Pumpspeicherkraftwerke mit geprägt. Einer der wenigen, die so bilanzieren, ist einem sehr hohen Wirkungsgrad gehen mit einem Howard T. Odum, der dann auch prompt für die enormen Landschaftsverbrauch einher, für Druck- Photovoltaik (auf der Basis von monokristallinem luftspeicherkraftwerke fehlen vielfach die Voraus- Silizium) eine negative Energiebilanz errechnet. setzungen, weshalb bislang weltweit nur zwei Mit Recht klagt die Anti-Atom-Bewegung in ihrer existieren, und die Speicherung mittels Wasser- Auseinandersetzung mit den Atomkraftwerks- stoff wist bislang einen bescheidenen Wirkungs- betreibern eine solche ehrliche Bilanz ein, um das grad von twa 20% auf. Argument zu entlarven, Atomstrom sei der Aus- Auf das Problem der schwindenden Rohstoffbasis, weg aus der Klimakatastrophe. Allerdings müsste die dem Ausbau erneuerbarer Energien zusätz- man dann auch die intellektuelle Redlichkeit liche Schranken auferlegt, hat unter anderem besitzen, diese Rechnung auch für die „Erneu- Thomas Krupka, der Chef von Solon, aufmerksam erbaren“ aufzumachen. Der Ökonom N. gemacht: Die Verteuerung von Rohstoffen wie Georgescu-Roegen unterscheidet in diesem Sinne etwa Kupfer und Stahl im Lauf des Jahres 2008 zwischen „machbaren“ und „lebensfähigen“ hat einen Vorgeschmack dafür geliefert, was Energien. „Lebensfähig“ sind nur jene Energie- deren absolute Verknappung in absehbarer Zeit quellen, die sich selber reproduzieren können. Das bedeuten könnte. Mit Hinweis auf diese Proble- heißt, Photovoltaik wäre in dem Maße lebens- matik hat Krupka übrigens gerade die groß- fähig, als die Produktionsbasis mit all ihren flächige Stromproduktion durch Solarkraftwerke Komponenten und deren zyklische Erneuerung in der Sahara als Hoffnungsträger verworfen. Er selbst wieder mit Photovoltaikstrom hergestellt wies etwa auf das schnelle „erblinden“ der werden könnten. Dabei wäre zu bedenken, dass Module durch Sandstürme, die dadurch bedingte die Herstellung selbst der einfachen Halbleiter- drastische Ertragsminderungen und den entspre- zellen Temperaturen von 400 bis 1400 Grad chend kürzeren Lebenszyklus hin (die tages- Celsius erfordert. Richard Heinberg stellt eher zeitung, 13. 11. 2008).3 Die Problematik des skeptisch fest: „Sicherlich können konventionelle Rohstoffbedarfs betrifft ebenso solarthermische Siliziumzellen bisher im Vergleich zu der für ihre Anlagen, die neuesten Photovoltaiktechniken wie Herstellung nötigen Energie nur einen geringen die Windenergie. Gerade in jüngster Zeit haben späteren Ertrag aufweisen, obwohl die Anhänger Studien auf die Knappheit von seltenen Metallen dieser Technologie auch hier standhaft mit wie Indium, aber etwa auch das für Batterien günstigen Zahlen werben (im Allgemeinen eingesetzte Lithium hingewiesen. (Vgl. dazu berücksichtigen sie bei ihren Berechnungen nicht die für den Transport und die Herstellung der 3 Franz Garnreiter (www.linksnet.de/files/pdf/Desertec- Produktions-anlagen aufgewandte Energie fg-200908.pdf) hat – neben vielen anderen Kritik- ..“(Heinberg 2004, 239). Auch die neueren punkten – im Zusammenhang mit dem Desertec- Techniken etwa von Dünnschichtsolarzellen auf Projekt auf die gigantische „Materialschlacht“ der Basis von nicht-kristallinem Silizium oder verwiesen, die solarthermische Anlagen diesen Typs lichtempfindlichen Farbpigmenten etc. helfen (Parabolrinnentechnik) voraussetzen: Eine solarthermi- nicht viel weiter. Bei einem Wirkungsgrad von sche Anlage, die von der Kapazität her einem maximal 7% wird ihnen wohl nur ein konventionellen Großkraftwerk vergleichbar wäre (das Nischendasein beschieden sein. bedeutet die Produktion von 8 Terawattstunden pro Jahr), braucht mehr als 25 km2 ( das sind 250.000 Einzig die Windenergie (die aber für die Tonnen!) Hightec-Spiegelglas (silberbeschichtet) und Erzeugung der Stromgrundlast nicht taugt) scheint über 400 km Absorberröhren. Das Desertec-Projekt in zweifelsfrei eine positive Energiebilanz aufzuwei- der Sahara ist aber um den Faktor 90 größer geplant, sen. Die entsprechenden Bilanzen bewegen sich das heißt, diese Zahlen sind mit 90 zu multiplizieren. allerdings ebenfalls in einem breiten Spektrum Dazu kommen Stahlpylonen zur Aufständerung und und veranschlagen den EROI (energy return on die Leitungskapazitäten für die Hochspannungs- energy invested, das heißt Energiegewinn im gleichstromübertragung etc. Von diesem gigantischen Verhältnis zur eingesetzten Energie) allesamt Materialaufwand erhofft man sich schließlich bis zum positiv von 2 bis 50. (Das heißt, innerhalb eines Jahr 2050 einen Beitrag zur Stromerzeugung der EU Lebenszyklus einer Anlage gewinnt man das von 15%. Ted Trainer weist noch auf das Speicher- problem bei solarthermischer Stromerzeugung in Zwei- bis Fünfzigfache an eingesetzter Energie). Wüstengebieten hin: Die kurzfristige (48 Stunden) Hier stellt sich allerdings das Problem der Speicherung mittels Salzlake ist zwar unproblematisch Speichertechniken. In der BRD etwa steht die und nur mit geringen Verlusten verbunden, doch die Windenergie insgesamt nur 16% der Zeit zur Überbrückung von längeren sonnenarmen Perioden im Verfügung. Die bisher bekannten bzw. derzeit Winter ist auf diese Weise nicht möglich (Trainer, 47). 4
Spiegel online, 10. 4. 2009). Auch in Bezug auf die Windenergie gib James Howard Kunstler zu Eine Million Elektroautos oder die Rechenkünste bedenken: „Wie schaffen wir die seltenen Erze, eines Exministers Chrom, Titan, von den wenigen Stätten ihres Vorkommens zu den Produktionsstätten, wo die Überdeutlich wird der illusionäre Charakter der Metalllegierungen hergestellt werden, um Wind- aktuellen Diskussion beim Thema Mobilität. turbinen zu erzeugen? Und was benutzen wir, um Verwundert reibt man sich die Augen, wenn man die Hochöfen zu betreiben?“ (Kunstler 2005, 128) in gleich zwei Ausgaben des „Spiegel“ hinter- einander zu lesen bekommt, dass die Biomasse der Erde sieben bis achtmal reicht, um den Die Problematik des immer schmaler werdenden alternativen Treibstoff für unser heutiges Mobi- Zeitfensters lässt sich ebenfalls anhand der litätsniveau zu sichern. Leider ist diese Aussage Windenergie gut verdeutlichen. Die hochge- nicht weiter belegt. Aber der Unsinn liegt ohnehin rechneten theoretischen Potenziale sind teilweise auf der Hand. Die hohen Verluste an fruchtbarem beeindruckend. In den USA etwa gehen die Ackerland durch Bodenerosion, die Ausdehnung optimistischsten Schätzungen davon aus, dass der Wüsten etc. sind jedem auch nur oberflächlich man mittels Windenergie ca. die Hälfte des Informiertem bekannt. Selbstverständlich steht die Gesamtenergieverbauchs erzeugen könnte.4 Doch Erzeugung von Biomasse in unmittelbarer Kon- es klafft eine große Lücke zwischen diesem kurrenz zur Ernährung der Weltbevölkerung. Der theoretischen Potenzial und dem Status quo. gegenwärtige weltweite Boom beim Anbau von Weltweit wird bislang etwa 1% der Elektrizität Plantagen für pflanzliche Treibstoffe bedeutet mittels Windenergie erzeugt. Richard Heinberg letztlich, dass weltweit gesehen 800 Millionen weist darauf hin: Wenn man in den USA bis zum Autobesitzer (mit entsprechend mehr Kaufkraft) Jahr 2030 etwa 20% der Elektrizität durch gegen die zwei Milliarden Menschen konkur- Windkraft gewinnen wollte, dann müsste man bis rieren, die heute unter der Armutsgrenze leben. dahin jährlich (!) etwa 20.000 dem neusten Stand Selbst das Wall Street Journal eignet sich in der Technik entsprechende Windkraftanlagen Bezug auf die Produktion von Biotreibstoffen aufbauen, vom nötigen Ausbau der übrigen inzwischen die Sichtweise kritischer Ökologen an Infrastruktur (Leitungskapazitäten) ganz zu und weist unter Berufung auf David Pimentel schweigen. Das würde eine beträchtliche Um- darauf hin: „… die Ausweitung der Produktion schichtung ökonomischer Ressourcen in einer von Mais für Biokraftstoffe würde die relativ kurzen Zeit und unter hohem Energie- Wasserressourcen erschöpfen und den Boden aufwand bedeuten – einem Energieaufwand unter durch den Gebrauch von Kunstdüngern und dem Vorzeichen der immer schneller wegbre- anderen Chemikalien verschmutzen. Das würde chenden fossilen Basis: „Betrachtet man nun aber auch den Verbrauch von großen Mengen diese Energieinvestition, die man für den Bau all konventioneller Energie erfordern – für die der Windturbinen und andere für den Übergang Landwirtschaftsmaschinerie und für die Anlagen auf erneuerbare Energien notwendige Infrastruk- zur Konversion von Mais zu Ethanol. Dieser Preis turmaßnahmen braucht, und bedenkt, dass könnte den Vorteil aus der Produktion des gleichzeitig das Erdöl immer knapper wird, weniger umweltverschmutzenden Kraftstoffs erkennt man, dass dann keine überschüssige zunichte machen.“ (Wall Street Journal, 5. 12. Energie mehr zur Verfügung stünde, um den 2006). Nicht berücksichtigt ist dabei, dass auch bisherigen Bedarf der Wirtschaft weiterhin decken die Herstellung von Düngemitteln und anderer zu können.“ (Heinberg 2004, 233) Agrarchemikalien den Verbrauch einer großen Menge von fossilen Brennstoffen und anderen 4 Zum Potenzial für Windenergie in Deutschland nicht erneuerbaren Ressourcen erfordert. Schon in variieren die Angaben zwischen 17% und 25% des früheren Studien wurde der EROI von Ethanol aus Strombedarfs (vgl. Trainer, 15). Bei der Angabe der Mais auf nur 1,3 bzw. 1,1 berechnet, der von Rücklaufzeiten ist zu bedenken: Üblicherweise wird Palmöl auf lediglich 1,06 (Heinberg 2004, 152 f). der Bilanz die Spitzenauslastung zugrunde gelegt. Der chinesische Autor Minqui Li stellt klar: Selbst Redlicherweise müsste man aber von der tatsächlichen wenn die Menschheit keine Nahrungsmittel mehr durchschnittlichen Auslastung ausgehen, die z.B. in Deutschland an den besten Standorten im anbauen und die gesamte Fläche bebaubaren Landesinneren 35% beträgt. Abgesehen von de Off- Landes der Energieerzeugung widmen würde, shore-Standorten ist für den weiteren Ausbau zu entspräche der Ertrag nicht einmal der Hälfte bedenken, dass eher ungünstigere Bedingungen dessen, was heute Erdöl und Erdgas liefern. anzunehmen sind, da die besten Standorte natürlich (Minqui Li, 157) zuerst berücksichtigt wurden. 5
Die bundesdeutschen „Grünen“ biedern sich in Sicht sind. Aufgrund des extrem hohen Drucks derzeit bis zur Peinlichkeitsgrenze als Retter der braucht ein Wasserstoffauto mit Brennstoff- Autoindustrie an. Als einen Bestandteil des zellentechnik einen mit äußerst starken Kohle- „Green New Deal“ hat man die Vision formuliert, stofffasern verstärkten Tank. Ein Sicherheitsrisiko bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf sind dabei vor allem die Bleiverbindungsstellen. deutschen Straßen zu haben. Jürgen Trittin, Ex- Wasserstoff ist leicht entflammbar und korro- Bundesumweltminister und seinerzeit williger sionsaggressiv. Jeder Tankvorgang würde nicht Vollstrecker des Autokanzlers Schröder, ant- nur ein erhebliches Sicherheitsrisiko bedeuten, wortete auf die Frage, woher denn dafür der sondern mit zusätzlichem Energieverschleiß Strom kommen soll: „Bis dahin werden 50% des verbunden sein. Der relative Energieverbrauch Strombedarfs aus erneuerbaren Energien erzeugt, allein für den Transport (in Tanklastwagen mit da haben wir ja schon die Hälfte.“ (Interview am hohem Kompressionsdruck) im Verhältnis zur 9. Mai 2009 durch den Fernsehkanal Phoenix) transportierten Energie würde Wasserstoff bei fast Energie in flüssiger, leicht transportierbarer und jeder Entfernung unwirtschaftlich machen.5 Das gut handhabbarer Form ist unabdingbare Vor- Resümee des schon erwähnten Minqui Li lautet: aussetzung zur Aufrechterhaltung der Mobilität in Aufgrund der chemisch-physikalischen Eigen- bisherigem Stil. Wasserstoff galt lange als der schaften von Wasserstoff ist eine Wasser- ideale Ersatz für flüssigen Treibstoff. Eine was- stoffwirtschaft in großem Stil undenkbar ... serstoffgetriebene Brennstoffzelle hat tatsächlich Berücksichtigt man die nötigen Umwandlungs- einen Wirkungsgrad von 60% und übertrifft damit prozesse, Verflüssigung, Transport etc., so stehen Benzinmotoren deutlich. Aber Wasserstoff ist 10 bis maximal 20% der aufgewendeten Energie keine Energiequelle, sondern ein Speicher- für den Endverbrauch zur Verfügung. (Minqui Li, medium. Grundsätzlich sind zwei Wege der 158) Wasserstoffproduktion gangbar: die Herstellung Es führt einfach kein Weg daran vorbei: Da jede aus Kohlenwasserstoffen, heute konkret Methan, Form von Energie endlich ist und dem phy- oder mittels Elektrolyse aus Wasser, wobei es sikalischen Gesetz der Entropie unterliegt, da natürlich grundsätzlich möglich ist, das Elektro- auch scheinbar im Überfluss vorhandene Energie lyseverfahren mittels Energie aus erneuerbaren erst mühsam und selbst wieder unter hohem Quellen durchzuführen. Bei beiden Verfahren Energieaufwand verfügbar gemacht werden muss, liegt der Stromverbrauch bei etwa 5 KWh pro werden wir ein anderes Verhältnis zur Mobilität Kubikmeter, bei der anschließenden Stromer- insgesamt gewinnen müssen. Es entspricht ver- zeugung aus Wasserstoff geht ebenfalls Energie mutlich nicht menschlichem Maß, innerhalb von verloren. Für den Fall, dass der Strom aus 24 Stunden an fast jedem beliebigen Punkt der regenerativen Quellen stammt, wirft Benjamin Erde sein zu können. Dessus die Frage auf, welche Gesamtleistung sich damit überhaupt realisieren lässt, wenn man Eine Ökonomie des „Genug“ bedenkt, dass die großtechnische Herstellung von Wasserstoff permanente Energiezufuhr in erheb- Angesichts der knapper werdenden Energie und lichen Mengen erfordert.(Le monde diplomatique, angesichts der Tatsache, dass dieser Ausfall durch 14. 1. 2005). Richard Heinberg stellt in diesem den Einsatz erneuerbarer Energien, durch mehr Sinn fest: „Der zweite Hauptsatz der Thermo- Energieeffizenz usw. nicht annähernd zu kom- dynamik legt fest, dass Wasserstoff immer ein pensieren ist, haben wir uns der Situation zu Nettovelierer sein wird, da bei jeder Umwandlung stellen, dass wir in naher Zukunft mit erheblich ein Teil der nutzbaren Energie verlorengeht … weniger Nettoenergie auskommen müssen. Damit Angesichts der von vornherein recht niedrigen ist aber das kapitalistische Wirtschaftssystem mit Nettoenergie aus erneuerbaren Quellen sowie der seiner Verwertungslogik (Kapitalakkumulation Nettoenergieverluste bei der Umwandlung von auf immer höherer Stufenleiter) nicht mehr Strom in Wasserstoff und der anschließenden aufrecht zu erhalten. Es setzt eine ausdifferen- Rückwandlung von Wasserstoff in Elektrizität zierte internationale Arbeitsteilung (mit entspre- kommt man kaum an der Erkenntnis vorbei, dass chenden Transportkapazitäten auf fossiler Basis) die von wohlmeinenden Visionären propagierte ebenso voraus wie eine immer energieintensivere ‚Wasserstoffwirtschaft‘ notwendigerweise mit Produktion. Doch nicht nur der Kapitalismus, weit weniger Energie auskommen muss als die Wirtschaft, die wir bisher gewöhnt sind.“ 5 Heinberg gibt an, dass die Energiemenge, die man (Heinberg 2004, 245) heute in einem Tanklastwagen mit Benzin transportiert, Dazu kommen noch die erheblichen Infrastruktur- im Fall von Wasserstoff 21 Tanklastwagen erforder- und Sicherheitsprobleme, für die kaum Lösungen lich machen würde! 6
unsere Industriegesellschaft insge-samt steht zur zwangsläufig versagen. Die (begrenzten) Steue- Disposition. Unsere Aufgabe kann es angesichts rungsmechanismen des Marktes funktionieren nur dieser Situation nur sein, dem Zusammenbruch unter der Voraussetzung hoher Produktivität und möglichst zuvorzukommen und den industriellen eines genügend großen Ressourcenangebots.6 Die Abrüstungsprozess bewusst zu steuern. fiskalische Lenkung der Nachfrage etwa durch Besteuerung kann nur die soziale Kluft verschär- Wer die Lebensgrundlagen weltweit sichern will, fen und dazu führen, dass „unökologisches“ der muss eine Ökonomie und Kultur des „Genug“ Verhalten eben einer reichen Elite vorbehalten anstreben, der muss sich vom parasitären Cha- bleibt. Der freie Handel mit limitierten Ver- rakter unseres Scheinwohlstands verabschieden. schmutzungsrechten kann unter kapitalistischen Um im Bild zu sprechen: Man kann eben nicht Bedingungen nur zu krassen Fehlallokationen gleichzeitig die Abschaffung der Legebatterien führen. Eine Steuerung des Ressourcenangebotes, fordern und an Joseph Goebbels‘ Forderung nach Mengenregulierungen für Energie und Rohstoffe dem Frühstücksei für jeden Deutschen festhalten müssen mit Preiskontrollen und einer Rahmen- wollen. planung einhergehen, die Produktion und Ver- In erfrischendem Gegensatz zum ökologischen brauch lenkt. Was, wie und wie viel produziert Wohlstandschauvinismus eines Ernst Ulrich von wird, kann nicht länger dem Chaos partikulärer Weizsäcker macht Jeremy Rifkin klar, dass nicht Profitinteressen überlassen bleiben, sondern muss weniger als unsere Industriegesellschaft und die – auf möglichst demokratische und partizipative damit verbundenen Lebensgewohnheiten auf dem Weise – bewusst organisiert werden. Die mit viel Spiel stehen: medialer Unterstützung geschürten Illusionen in Bezug auf Energieeffizienz und erneuerbare „Diejenigen, die sich … von den Illusionen des Energien muten wie die hilflosen Abwehr- industriellen Zeitalters nicht lösen können, … versuche der sich aufdrängenden Konsequenz werden sich dagegen wehren, dass Großstadt- eines ökologischen Sozialismus an. leben, industrielle Produktionsweisen und der gesamte Komfort, der den sogenannten ‚amerika- nischen Traum‘ genährt hat, im Widerspruch zum Solarzeitalter stehen sollen. Ökologen und Wirt- schaftswissenschaftler … haben jedoch mehr als deutlich gemacht, dass wir uns der historischen Realität nicht länger entziehen dürfen, dass fal- sche Zukunftserwartungen ein überaus gefähr- liches Abenteuer bedeuten, vielleicht eine irrever- sible Katastrophe. Ganz gleich, welchen Weg wir auch einschlagen, der bevorstehende Wendepunkt wird uns Opfer und Verzicht nicht ersparen.“ (Rifkin 213 f) Eine nachhaltige, die elementaren Lebens- grundlagen sichernde Wirtschaft darf jedoch nicht nur nicht wachsen, sie muss schrumpfen mit dem Ziel, ein verträgliches Niveau des „steady state“, das heißt eines stationären Gleichgewichts, zu erreichen. Natürlich ist dies mit der dem Kapitalismus eingeschriebenen Wachstumslogik nicht mehr zu vereinbaren. Die erforderliche ökonomische Abrüstung kann nur in bewusster Planung erfolgen. (In Auseinandersetzung mit 6 Herman Daly, Harry Shutt, den „Marktsozia- Nur in einer Situation, in der Produzenten und listen“, Elmar Altvater und anderen hat dies vor Verbraucher auf Preissignale flexibel genug reagieren allem Saral Sarkar in seinen beiden unten können, sind Marktmechanismen effizient. Aufgrund der Ressourcenknappheit werden wir es aber mit angeführten Büchern aufgezeigt). Die Rohstoff- Verkäufermärkten zu tun haben. Die Marktlogik würde und Energieverknappung und das Einhalten es hier verlangen, dass die Preise bis zum Niveau des ökologischer Mindeststandards führen unweiger- (knappen) Angebots ansteigen müssten, mit der lich zum Wegbrechen ganzer Industriebranchen. Konsequenz, dass bestimmte Güter nur noch für Rei- „Marktkonforme“ Steuerungsgesetze müssen hier che in ausreichender Menge zur Verfügung stünden. 7
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V.i.S.d.PG: Bruno Kern, Mainz 9
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