VERPFLEGUNGSANGEBOT IN EINRICHTUNGEN DES DEUTSCHEN SPITZENSP RTS - DOSB

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VERPFLEGUNGSANGEBOT IN EINRICHTUNGEN DES DEUTSCHEN SPITZENSP RTS - DOSB
Dr. Claudia Osterkamp-Baerens, OSP Bayern
Kirsten Brüning, OSP Hessen und OSP Rhein-Neckar
Dr. Alexandra Blaik, OSP Sachsen-Anhalt

VERPFLEGUNGSANGEBOT
IN EINRICHTUNGEN DES
DEUTSCHEN SPITZENSP RTS

Leistungskatalog und Qualitätskriterien
Konsensus-Papier der
AG Ernährungsberatung an
den Olympiastützpunkten
VERPFLEGUNGSANGEBOT IN EINRICHTUNGEN DES DEUTSCHEN SPITZENSP RTS - DOSB
www.dosb.de
www.sportdeutschland.de
    / sportdeutschland
  / TeamDeutschlandde
     @TrimmyDOSB
         @DOSB
VERPFLEGUNGSANGEBOT IN EINRICHTUNGEN DES DEUTSCHEN SPITZENSP RTS - DOSB
INHALT
    Einführung                                                                                                                                                                                                          4

1   Einleitung                                                                                                                                                                                                           6

2   Leistungskatalog Tagesverpflegung                                                                                                                                                                                    7
    2.1     Allgemeine Grundsätze ...................................................................................................................................................................                    7
    2.1.1   Anzahl der Mahlzeiten und Essenszeiten .............................................................................................................................                                         7
    2.1.2   Besondere Bedeutung des Mittagessens im Leistungssport ......................................................................................                                                                7
    2.1.3   Besondere Bedeutung der Zwischenmahlzeit im Leistungssport ............................................................................                                                                      8
    2.1.4   Speisenausgabe, Lebensmittelauswahl und Zubereitung ..........................................................................................                                                               9
    2.1.5   Sicherstellung der Nährstoffversorgung ................................................................................................................................                                      9
    2.1.6   Wareneinkauf und Verpflegungsbudget ................................................................................................................................                                        10
    2.2     Rahmenbedingungen für die Verpflegung in den Häusern der Athleten und Wohnheimen für Athleten ..                                                                                                            12
    2.2.1   Speiseplan ..............................................................................................................................................................................................   12
    2.2.2   Kompetenzteam Ernährung und Versorgung (Essensgremium) ..............................................................................                                                                       12
    2.2.3   Ernährungsbildung ............................................................................................................................................................................              13
    2.3     Besonderheiten jugendlicher Tischgäste ...............................................................................................................................                                      13
    2.4     Qualifikationskriterien für die Position der Küchenleitung .........................................................................................                                                        14

3   Minimalanforderung an das Speisenangebot bei den Mahlzeiten                                                                                                                                                         16
    3.1     Minimalanforderung für das Frühstück ..................................................................................................................................                                     16
    3.2     Minimalanforderung für die warmen Mahlzeiten ............................................................................................................                                                   17
    3.3     Minimalanforderung für die kalten Mahlzeiten (nicht Frühstück) ..........................................................................                                                                   18
    3.4     Salatbuffet .............................................................................................................................................................................................   18
    3.5     Minimalanforderung für die Zwischenmahlzeit am Nachmittag ............................................................................                                                                      19
    3.6     Minimalanforderung an Lunchpakete ....................................................................................................................................                                      20

4   Qualitätskriterien                                                                                                                                                                                                  21
    4.1     Qualitätskriterien für die Zubereitung ....................................................................................................................................                                 21
    4.1.1   Überblick über aktuelle Küchensysteme in der Gemeinschaftsverpflegung ......................................................                                                                                21
    4.1.2   Wichtige Aspekte für die Qualität bei eigener Zubereitung (Cook & Serve) .......................................................                                                                            22
    4.1.3   Wichtige Aspekte bei der Kooperation mit externen Lieferanten ............................................................................                                                                  22
    4.2     Qualitätskriterien für die Lebensmittelauswahl ...............................................................................................................                                              23
    4.2.1   Ampelliste für die Lebensmittelauswahl bei kalten Hauptmahlzeiten ................................................................                                                                          26
    4.2.2   Ampelliste für die Lebensmittelauswahl bei den warmen Mahlzeiten ................................................................                                                                           28

5   Vorschläge für die Gestaltung der Speisenausgabe                                                                                                                                                                    30
    5.1     Möglichkeiten zur Förderung einer sportgerechten Speisenauswahl ...................................................................                                                                         30
    5.1.1   Lebensmittelkennzeichnung am Buffet .................................................................................................................................                                       32
    5.1.2   Kennzeichnung von Mittagsmenüs in Mensen und Kantinen ...................................................................................                                                                   34
    5.2     Buffetgestaltung für Sportler aus gewichtsbetonten Sportarten ............................................................................                                                                  36

6   Tabellenverzeichnis                                                                                                                                                                                                 37

7   Literaturverzeichnis                                                                                                                                                                                                38

                                                                                                                                                                                                                             3
VERPFLEGUNGSANGEBOT IN EINRICHTUNGEN DES DEUTSCHEN SPITZENSP RTS - DOSB
EINFÜHRUNG

    Einführung zur ersten Auflage vom 7.6.2006

    Bundesleistungszentren (BLZ), Sportschulen und
    Häuser der Athleten (mit den 3 Grundelementen
    Sportinternat, Wohnheim, Unterkunftsbereich) sind
    Einrichtungen des deutschen Spitzensports, die speziell
    für die Unterbringung und Versorgung von leistungs-
    orientiert trainierenden Athleten unterhalten werden.
    BLZs, Sportschulen und der Unterkunftsbereich der
    Häuser der Athleten werden für Trainingslehrgänge und
    Kadermaßnahmen genutzt. Hohe Trainingsumfänge
    mit in der Regel 2 Trainingseinheiten pro Tag oder sehr
    intensive Belastungen im Rahmen leistungsdiagnos­
    tischer Maßnahmen sind hier kennzeichnend.

    Sportinternat (v. a. für minderjährige Athleten während
    der Schulzeit) und Wohnheim (v. a. für volljährige
    Athleten während Ausbildung/Studium) sollen den
    Athleten im Gegensatz dazu ein dauerhaftes Zuhause
    bieten und so die Rahmenbedingungen schaffen, um
    den im Leistungssport erforderlichen hohen Trainings-
    umfang mit den Bedürfnissen von Schule/Ausbildung         Deshalb sind wir der Meinung, dass die Sicherstellung
    in Einklang zu bringen (Deutscher Sportbund, 2000;        einer sport- und altersgerechten Vollverpflegung in den
    Deutscher Sportbund, 2006). Beide Einrichtungen           Einrichtungen des deutschen Spitzensports ein wich­
    bilden wichtige Säulen zur Förderung des Nachwuchs-       tiges Ziel sein muss.
    leistungs- und Spitzensports und werden daher nicht
    nur von den Kommunen, den Bundesländern und der           Um dieses Ziel zu erreichen, muss das Verpflegungs-
    Stiftung Deutsche Sporthilfe, sondern auch vom Bund       angebot in Einrichtungen des deutschen Spitzensports
    finanziell gefördert, wenn sie bestimmte Voraus­          bestimmte Qualitätskriterien und Leistungen erfüllen,
    setzungen erfüllen (Deutscher Sportbund, 2006).           die wir im Folgenden zusammengestellt haben. Damit
                                                              möchten wir unseren Beitrag zur Optimierung des
    Die Rechnung der oben genannten Anstrengungen zur         Umfelds leisten, in dem unsere Spitzensportler leben
    Förderung des Nachwuchsleistungssports im Sinne           und trainieren. Ziel dieses Papiers ist, der Küchen­
    von guten Leistungen in Schule und Training wird aber     leitung, aber auch allen anderen Verantwortlichen
    nur mit der Sicherstellung einer adäquaten Ernährung      in Häusern der Athleten, BLZs und Sportschulen eine
    wirklich aufgehen. Sie ist Voraussetzung für              klare Orientierung zu geben, wie das Verpflegungs-
    • eine stabile Gesundheit                                 angebot für Leistungssportler gestaltet werden muss.
      (Vermeidung von Infekten, Erkältungen etc.),            Darüber hinaus wollen wir hiermit einen einheitlichen
    • eine hohe Leistungsbereitschaft                         Standard setzen, der für alle Einrichtungen des deut-
      (Vermeidung von Erschöpfungszuständen),                 schen Spitzen­sports gleichermaßen gilt. Den letzten
    • eine konstant hohe Trainingsleistung                    Anstoß dazu gaben die Gespräche und Diskussionen
      (Vermeidung von Leistungseinbrüchen und                 während der von uns organisierten Fortbildungsver-
      ­verlängerten Regenerationszeiten) und                  anstaltung für die Küchenleiter dieser Einrichtungen
    • eine optimale Körperzusammensetzung                     „Leistungssportler als Tischgäste“ im Herbst 2004, bei
       (Muskel-­Fettmasse-Relation zur Erreichung sport­      der die Teilnehmer einstimmig das Fehlen einer solchen
       spezifisch optimaler Kraft-Last-Verhältnisse).         ­Orientierungshilfe bemängelten.

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VERPFLEGUNGSANGEBOT IN EINRICHTUNGEN DES DEUTSCHEN SPITZENSP RTS - DOSB
Wir hoffen, dass dieser Leistungskatalog von den Gre-        In den letzten elf Jahren, in denen wir alle - Küchen­
mien des Bereichs Leistungssport des Deutschen Olym-         leitungen, Internatsverantwortliche und OSP-
pischen Sportbundes, der Olympiastützpunkte und der          Ernährungs­berater - mit dem Leistungskatalog
geschäftsführenden Leitungen der Sportschulen, BLZs          gearbeitet haben, sind natürlich Fragen aufgekommen.
und Häuser der Athleten aktiv genutzt wird, wenn Ent-        Zudem hat die Gemeinschaftsverpflegung allgemein
scheidungen im Bereich der Athletenverpflegung gefällt       als Thema an Bedeutung gewonnen und es sind
und Budgets für Verpflegungsleistungen kalkuliert wer-       inzwischen Broschüren zu Qualitätskriterien für die
den. Darüber hinaus würden wir uns wünschen, dass er         Schulverpflegung und die Betriebsgastronomie von
in die „Qualitätskriterien der Eliteschulen des Sports“      der Deutschen Gesellschaft für Ernährung aufgelegt
integriert wird, damit auch die Verpflegungsleistung         worden. Die Sporternährung hat sich weiterentwickelt.
einer Einrichtung beim Auswahlverfahren für die Förde-       Diese Entwicklungen haben die komplette Überarbei-
rungswürdigkeit mit Bundesmitteln Berücksichtigung           tung des Leistungskatalogs notwendig gemacht.
findet. Den Küchenleitern gegenüber wollen wir mit
diesem Katalog das 2004 gegebene Versprechen einer           Bei der Überarbeitung haben wir die Kernelemente
Orientierungshilfe einlösen.                                 Mindestanforderungen für die Mahlzeitengestaltung
                                                             und die Ampellisten, die sich aus unserer Sicht im Alltag
Herzlich danken möchten wir an dieser Stelle                 der praktischen Anwendung bewährt haben, erhalten.
• den Mitarbeitern des Bereichs Leistungssport des           Beide sind komplett überarbeitet und um wichtige
  DSB, die den Entwicklungsprozess dieses Katalogs mit       Bereiche ergänzt. Die wichtigste Neuerung dürfte die
  begleitet und stets unterstützt haben,                     Aufnahme der Zwischenmahlzeit am Nachmittag als
• dem Bundesministerium des Inneren, die durch die           vierte Standardmahlzeit in der Tagesverpflegung von
  Bereitstellung der Projektmittel die Erarbeitung           Athleten sein. Ergänzt sind Kapitel zur besonderen
  ­möglich gemacht haben,                                    Stellung des Mittagessens und der Zwischenmahlzeit
• unseren Küchenleiterkollegen der Heppenheimer              am Nachmittag im Leistungssport, zum Wareneinkauf,
   ­Tagung für die Bereitschaft, den Leistungskatalog vor-   zu den notwendigen Qualifikationen für die Position
    ab zu begutachten und uns durch ihre konstruktiven       der Küchenleitung in einer Einrichtung des Deutschen
    und hilfreichen Anmerkungen halfen, die praktische       Spitzensports sowie zur Ernährungsbildung und zu
    Umsetzbarkeit nicht aus den Augen zu verlieren.          Möglichkeiten der Lebensmittelkennzeichnung am
                                                             Buffet und auf dem Speiseplan.
Frankfurt, 7.3.2006,
AG Ernährungsberatung an den Olympiastützpunkten             Ein herzlicher Dank geht an
                                                             • die Kolleginnen und Kollegen der Arbeitsgemein-
AG-Ansprechpartner:                                            schaft Ernährungsberatung an den Olympiastütz-
Dr. Claudia Osterkamp-Baerens, OSP Bayern                      punkten für das konstruktive Gegenlesen,
Ulrike Gerstmann, OSP Potsdam                                • die Küchenleiter Erik Höfling/DOSB Frankfurt, Ares
Kirsten Dickau, OSP Frankfurt-Rhein-Main                       Zamanikas/Sportschule Hennef, Franz Marschnig/
Hans Braun, OSP Köln/Bonn/Leverkusen                           OSP Niedersachsen, Ilona Müller/BLZ Kienbaum,
                                                               Thomas Kaiser/Cantina im Olympiastützpunkt
                                                               Metropol­region Rhein-Neckar, Marcel Kaluza/CJD
Einführung zur zweiten Auflage                                 Berchtesgaden, Irene Esser/Sportinternat Knechtste-
                                                               den, Axel Kappenberger/Nestlé Professional Service
Elf Jahre ist es nun her, dass wir den Wunsch der Teil-        Center Frankfurt für ihre wertvollen Ergänzungen und
nehmer beim ersten Weiterbildungs- und Diskussions-            Kommentare
forum für Küchenleiter in Einrichtungen des Deutschen        • den DOSB, Bereich Leistungssport, für die freundliche
Spitzensports im Jahr 2004 nach einer Orientierungs-           und unkomplizierte Bereitstellung von Projektmitteln,
hilfe aufgegriffen und in Form des „Leistungskatalogs“         die diese umfangreiche Überarbeitung ermöglicht
umgesetzt haben. Zu unserer großen Freude ist diese            haben.
Zusammenstellung von allen Seiten des deutschen
Sports positiv auf- und angenommen worden. Großes            Wir hoffen, dass die vorliegende zweite, vollständig
Lob haben wir für die Idee der Ampellisten erhalten, die     überarbeitete Auflage des Leistungskatalogs allen
in vielen Küchen und von vielen Ernährungsinteres-           Einrichtungen des Deutschen Spitzensports eine gute
sierten rege genutzt werden. Für die von der AG nach         Alltagshilfe ist.
wie vor organisierten Weiterbildungsveranstaltungen
für Küchenleiter in Einrichtungen des Deutschen Spit-        Frankfurt, Herbst 2017
zensports sind die Inhalte des Leistungskatalogs eine
wichtige Grundlage.                                          Dr. Claudia Osterkamp-Baerens
                                                             Kirsten Brüning
                                                             Dr. Alexandra Blaik

                                                                                                                         5
VERPFLEGUNGSANGEBOT IN EINRICHTUNGEN DES DEUTSCHEN SPITZENSP RTS - DOSB
1. EINLEITUNG
    Die Ernährung ist die maßgebliche Komponente für die        Kennzeichnend für die Gemeinschaftsverpflegung in
    Regeneration der Nährstoffspeicher. Daher muss das          den Einrichtungen des deutschen Spitzensports ist,
    Verpflegungsangebot in den Einrichtungen des deut-          dass der versorgte Personenkreis meist sehr inhomo-
    schen Spitzensports für die Sportler ein verlässlicher      gen ist:
    Partner sein, der ihnen täglich Energie und Nährstoffe      • Diverse Altersgruppen (meist 13 – 35 Jahre mit
    in den richtigen Mengen liefert. Unter dem Gesichts-          entsprechenden, altersbedingten Unterschieden im
    punkt einer optimalen Nährstoffversorgung des Sport-          Energie- und Nährstoffbedarf sowie individuell variie-
    lers sind folgende Punkte besonders relevant:                 rende Vorstellungen von einer „leckeren Mahlzeit“)
                                                                • Unterschiedlichste Sportarten (alle olympischen
    • Deckung des individuellen Energiebedarfs                    Sportarten können vertreten sein, mit unterschied­
        (gegebenen­falls auch am Wochenende), angepasst           lichen Trainingsschwerpunkten, -umfängen, -inten­
        an Trainingsphasen, sportartspezifische Anforde-          sitäten, mit und ohne Gewichtsklassen)
        rungen sowie alters- und geschlechtsspezifische         • Unterschiedliche Trainingsphasen (teilweise sogar
        Bedürfnisse                                               Winter- und Sommersport in einem Haus mit gegen-
    •   Ausreichende Versorgung mit Kohlenhydraten und            läufigem Saisonverlauf)
        Eiweiß
    •   Vermeidung unnötiger Fettzufuhr, um die ausreichen-     Entsprechend groß können die Unterschiede im Ener-
        de Versorgung mit Kohlenhydraten und Eiweiß im          gie-­und Nährstoffbedarf der einzelnen Sportler sein.
        Rahmen des individuellen Energiebedarfs erreichen       Beim Tagesenergiebedarf muss mit einer Spanne zwi-
        zu können                                               schen 1800 und 4000 kcal gerechnet werden, was die
    •   Deckung des Flüssigkeitsbedarfs (auch der schweiß-      Küchenleitung vor enorme Herausforderungen stellt.
        bedingten Zusatzverluste)                               Dies gilt nicht nur hinsichtlich der Speisenzubereitung,
    •   Ausreichende Abdeckung aller anderen wichtigen          sondern auch bezüglich der Kalkulation der Portions-
        Nährstoffe und Lebensmittelinhaltsstoffe (essenzielle   größen und Verpflegungspauschalen.
        Fettsäuren, Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe,
        sekundäre Pflanzenstoffe)                               Durch diese Besonderheiten unterscheidet sich der
                                                                versorgte Personenkreis von dem, der den Richtlinien
                                                                der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für
                                                                die Gemeinschaftsverpflegung in Schulen und der
                                                                Betriebsgastronomie zugrunde liegt. Eine Modifizie-
                                                                rung erscheint daher sinnvoll und notwendig, um den
                                                                speziellen Bedürfnissen und Anforderungen in den
                                                                Einrichtungen des deutschen Spitzensports gerecht zu
                                                                werden.

                                                                Die im Folgenden zusammengestellten Leistungen und
                                                                Qualitätskriterien, die in Zusammenarbeit mit Küchen-
                                                                leitern aus den Einrichtungen des deutschen Spitzen-
                                                                sports erarbeitet wurden, sollen als Handlungsemp-
                                                                fehlung für Häuser der Athleten, BLZs und Sportschulen
                                                                gelten, aber auch eine Hilfestellung geben, wenn es
                                                                darum geht, Verpflegungsleistungen neu an Dienst-
                                                                leister zu vergeben. Für Anbieter im Bereich Schulver-
                                                                pflegung, die im Rahmen der Mittagsverpflegung an
                                                                Partnerschulen im Verbundsystem „Eliteschule des
                                                                Sports“ auch Nachwuchsleistungssportler versorgen,
                                                                sind die Kapitel rund um die Mittagsverpflegung (z. B.
                                                                2.1.2, 2.1.4, 2.1.6, 2.3, 3.2, 4 und 5) relevant. Diese sollten
                                                                als Ergänzung zum „DGE-Qualitätsstandard für die
                                                                Schulverpflegung“ (2014) beachtet werden.

                                                                Der Leistungskatalog erhebt keinen Anspruch auf
                                                                Vollständigkeit.

6
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2. LEISTUNGSKATAL G
   TAGESVERPFLEGUNG
Die Tagesverpflegung muss so gestaltet werden, dass         2.1.2 Besondere Bedeutung des Mittagessens
alle lebensnotwendigen Nährstoffe in ausreichen-                   im Leistungssport
den Mengen zugeführt werden. Die Basis bilden die           Da fast alle Athleten üblicherweise nachmittags eine
­aktuellen DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr       Trainingseinheit absolvieren, sollten die Mittags­­gerichte
 (DGE, 2017), wobei entsprechend dem verpflegten            in Sporteinrichtungen leicht verdaulich sein. Denn
 Personen­kreis v. a. die Empfehlungen für die Alters-      ein gefüllter Magen kann das Training durch Druck­
 gruppen der 13- bis unter 25-jährigen relevant sind.       schmerzen im Magen, Völlegefühl, Übelkeit bis hin zu
 Die unterschiedlichen sportartspezifischen Anforde-        Erbrechen und Bauchkrämpfen massiv erschweren.
 rungsprofile und die Heterogenität der Sportler/-innen     Während es für Berufstätige oder Übergewichtige im
 hinsichtlich Alter, Größe, Gewicht, Trainingsumfängen      Sinne einer nachhaltigen Sättigung durchaus von
 etc. machen die Festlegung allgemeingültiger, fester       Vorteil sein kann, Gerichte mit einer längeren Magen-
 Zufuhrwerte für Energie, Kohlenhydrate, Fett und           verweildauer zusammenzustellen, ist dies in Sport­
 Eiweiß unmöglich. Stattdessen muss das Verpflegungs-       einrichtungen in der Regel von Nachteil.
 angebot sicherstellen, dass sich alle Athleten nach
 ihren individuellen, sportart- und trainingsspezifischen   Die Magenverweildauer und damit die Verdauungszeit
 Bedürfnissen versorgen können. Durch die folgenden         hängen von Faktoren ab, die sich bei der Zubereitung
 Punkte soll dies gewährleistet werden. Sollten sich Fra-   beeinflussen lassen. Es gelten folgende Faustregeln:
 gestellungen ergeben, die der Leistungskatalog nicht       • Fett-, Ballaststoff- und Eiweißgehalt der Nahrung: Je
 befriedigend beantwortet, sind die Ernährungsberater         höher, desto länger die Verweildauer im Magen.
 an den Olympia­stützpunkten gute Ansprechpartner.          • Textur/Konsistenz: Je roher und grobkörniger, desto
                                                              länger die Verweildauer im Magen; je flüssiger bzw.
                                                              höher der Wassergehalt der Nahrung, desto kürzer die
2.1 Allgemeine Grundsätze                                     Verweildauer im Magen
                                                            • Speisentemperatur: Warme Speisen werden
2.1.1 Anzahl der Mahlzeiten und Essenszeiten                  erfahrungs­gemäß als weniger belastend beim
• Als Basis müssen mindestens 4 Mahlzeiten                    ­Training empfunden als kalte Speisen
  (Aus­nahme Teilzeitinternate) angeboten werden:           • Portionsgröße: Je mehr gegessen wird, desto länger
  die 3 Hauptmahlzeiten Frühstück, Mittagessen                 dauert es, bis der Magen wieder leer ist
  und Abendessen sowie eine Zwischenmahlzeit am
  Nachmittag.                                               Das Mittagessen kann daher durch folgende Maß­
• Mindestens eine der 3 Hauptmahlzeiten muss eine           nahmen leicht verdaulich gehalten werden:                        !
  warme Mahlzeit sein, wobei nichts dagegen spricht,        • Gezielte Auswahl von fettarmen Zutaten
  das Mittag- und Abendessen warm zu gestalten.               (siehe A  ­ mpellisten in 4.2.2, Seite 28)
• Beim Frühstück muss für die Athleten die Möglichkeit      • Wohlüberlegter und sparsamer Gebrauch von
  bestehen, sich für den Tag mit Pausenverpflegung zu         ­Zu­bereitungsfetten (Butter, Öl und Margarine) sowie
  versorgen.                                                   anderer fett- und eiweißreicher Beigaben (Käse,
• Für alle Sportler muss sichergestellt werden, dass           ­Sahne, Speck, Majonnaise, Remoulade, Eier)
  sie alle Mahlzeiten des Tages einnehmen können. Die       • Konsequente Anwendung von fettarmen
  Essenszeiten müssen entsprechend flexibel gestaltet           Zubereitungs­methoden wie Garen, Dünsten,
  sein und sich an den Trainingszeiten, in den Häusern          Dampfgaren
  der Athleten zusätzlich an den Schulzeiten, orien-        • Verzicht auf Frittieren und Panieren (Alternativ­
  tieren. Falls eine Teilnahme zur regulären Essenszeit         angebote: Im Ofen knusprig gebackene Kompo­nen­ten,
  nicht möglich ist, muss dafür gesorgt werden, dass            wie z. B. Ofenkartoffeln)
  die betroffenen Athleten ihre Mahlzeit „nachholen“        • Standardmäßiges Angebot einer warmen, leicht-­
  können (z. B. Lunchpakete, verlängerte Speisesaal­            verdaulichen Gemüsebeilage (zusätzlich zu Salat/
  öffnungszeiten an bestimmten Tagen, Bereitstellen             Rohkost, Kohlgemüse u. ä. ); siehe dazu Tabelle 1, Seite 8
  regenerierfähiger Einzelportionen, u. ä. Maßnahmen)       • Verarbeitung von strunkigen und faserreichen
• In den Häusern der Athleten muss das volle Ver­               Gemüse­sorten eher zu Gemüsesuppen
  pflegungsangebot bei Wochenendbelegung auch am
  Samstag und Sonntag sichergestellt werden.

                                                                                                                             7
VERPFLEGUNGSANGEBOT IN EINRICHTUNGEN DES DEUTSCHEN SPITZENSP RTS - DOSB
2. Leistungskatalog Tagesverpflegung

     Eher kurze Magenverweildauer = leicht verdaulich                           Eher lange Magenverweildauer = schwer verdaulich

                                                                                                                                                       und folgenden Quellen: aid, Donath/Schüler, Hamm/Weber (Bibliographische Angaben, siehe
     Natur-belassene Sättigungsbeilagen, wie Pell- und Salzkartoffeln,          Fettreiche Kartoffelzubereitungen wie z. B. Pommes Frites, Rösties,

                                                                                                                                                       Quelle: Expertenkonsens basierend auf den Praxis-Erfahrungen der OSP-Ernährungsberater
     Kartoffelpüree                                                             Kroketten, Kartoffeltaschen/-taler/-puffer
     Reis, Nudeln, Couscous, Bulgur u. ä. ohne zusätzliche Fettzugaben          Semmelknödel, Käsespätzle, Gratins, Aufläufe, Lasagne, Gnocchi,
     (Öl, Butter, Sahne etc.)                                                   Schupfnudeln Nudel-, Getreide- und Kartoffelsalate
     Fleischsorten aus der grünen Spalte der Ampellisten (siehe 4.2.2)          Alle Fleischsorten und Fleischwaren, aus der roten Spalte der Ampel-
                                                                                liste, besonders Haxe/Eisbein, alle Arten von Würsten und Speck
     Natur zubereitet, kurz gebraten, geschmort, geschnetzelt oder als Braten Paniert, frittiert (auch bei mageren Fleischsorten)
     Ohne Soße oder mit Soßen auf Brühe-Basis (Jus)
                                                                              Mit Sahne-, Käsesoßen, Remoulade (auch bei mageren Fleischsorten)
     Zartes Gemüse (= wenig faserreich und geringe Strunkanteile) wie           Kohlgemüse (Rotkohl, Sauerkraut, Rosenkohl etc.); Gemüse mit
     Karotten, Spinat, Zucchini, grüne Bohnen, Brokkoli- und Blumenkohl-        holzigen Anteilen oder hohem Strunkanteil, Pilze, Hülsenfrüchte
     röschen (mit kurzem Strunk) etc.                                           (Linsen, weiße Bohnen etc.);
     Salate aus gedünstetem Gemüse, z. B. Karottensalat, Rote-Bete-Salat        Rohkost (Blattsalate, Gurken-, Karotten-, Krautsalat etc.)
     Fettarm zubereitetet (z. B. dünsten, blanchieren, dampfgaren) mit          Zugabe von Sauce Hollandaise, Remoulade, Speckbeigaben
     dosierter Fettzugabe nach dem Garvorgang

                                                                                                                                                       Literaturverzeichnis)
     Gemüsesuppen aus frischem Gemüse ohne hohe Sahnezugaben
     und ohne Mehlschwitze
     Aufläufe mit Brühen und wenig Käse und Ei                                  Gemüsegratins und -aufläufe mit Käse, Eiern, Sahne, Crème fraîche

    Tabelle 1: Überblick über Lebensmittel und Speisen mit kurzer und langer Magenverweildauer

    Besonders konsequent sind diese Aspekte in der täg-                           2.1.3 Besondere Bedeutung der Zwischenmahlzeit im
    lichen Mittagsroutine in Einrichtungen zu verfolgen,                                 Leistungssport
    in denen Sportler während Trainingslagern versorgt                            Die Zwischenmahlzeit am Nachmittag hat für Athleten
    werden (Sportschulen, Bundesleistungszentren), da                             drei wesentliche Funktionen:
    hier die Trainingsintensitäten und -umfänge besonders                         • Viele Sportler haben einen Energiebedarf von über
    hoch sind und die Pausen zwischen dem Mittagessen                               3000 kcal/Tag. Dieser ist in der Regel nur über 4
    und der nächsten Trainingseinheit in aller Regel eher                           Mahlzeiten zuverlässig zu erreichen.
    kurz sind. Das Angebot einer leicht-verdaulichen                              • Die Leistungsbereitschaft im Training hängt u. a. auch
    Gemüse­beilage ist hier besonders zu beachten, da die                           vom Zeitabstand der letzten Mahlzeit zum Trainings-
    Athleten andernfalls die wünschenswerte, tägliche                               start ab. Er sollte 2 – 3 Stunden betragen. Athleten
    Gemüsezufuhr kaum erreichen können. Abends und                                  mit Trainingszeiten am späten Nachmittag brauchen
    an trainingsfreien Tagen ist dieses Extraangebot nicht                          daher vor Trainingsbeginn eine Zwischenmahlzeit.
    unbedingt notwendig, ist aber für Personen mit eher                           • Für die Regenerationsprozesse nach dem Training ist
    empfindlichem Magen von Vorteil.                                                es von großem Vorteil, wenn möglichst schnell nach
                                                                                    dem Training eine erste Energie- und Nährstoffzufuhr
    Das Mittagessen spielt als eine der drei Haupt­                                 erfolgt. Für Sportler mit Trainingszeiten am frühen
    mahlzeiten für Athleten eine wichtige Rolle für die                             Nachmittag ist es daher wichtig, dass sie damit nicht
    ­tägliche Energie- und Nährstoffversorgung. Es darf                             bis zum Abendessen warten müssen.
     daher grundsätzlich nicht ausfallen, auch dann nicht,
     wenn Athleten am Mittagessen in der Einrichtung
     ­wegen Anreise zum Lehrgang/Wettkampf oder Heim-
                                                                                  Die Zwischenmahlzeit sollte in einem Zeitraum von ca.
                                                                                  1,5 h nach dem Ende der Mittagessenszeit bis ca.
                                                                                                                                                                                              !
      reise nicht teilnehmen können. In diesen Fällen sollte                      1,5 h vor dem Beginn der Abendessenszeit in allen Spor-
      die Einrichtung den betroffenen Athleten ein geeig­                         teinrichtungen zur Verfügung stehen. Sie sollte für die
      netes Lunch­paket zusammenstellen, das vom Energie-                         Athleten frei zugänglich sein, um eine individuell an die
      und Nährstoffgehalt einem Mittagessen entspricht                            Trainingszeit angepasste Einnahme der Zwischenmahl-
      sowie gut mitzunehmen und unterwegs zu verzehren                            zeit zu gewährleisten.
      ist (siehe 3.6, Seite 20). Da in Trainingslehrgängen oder
      auf Wettkämpfen anstrengende körperliche Belas-
      tungen anstehen, ­sind bei der Zusammenstellung des
      Lunch­pakets die gleichen Anforderungen zu erfüllen,
      wie beim Mittagessen in der Einrichtung.

8
VERPFLEGUNGSANGEBOT IN EINRICHTUNGEN DES DEUTSCHEN SPITZENSP RTS - DOSB
2.1.4 Speisenausgabe, Lebensmittelauswahl                                        häufig gezielt, um ihre Kohlenhydrat­ziele zu errei-
        und Zubereitung                                                          chen. Aber auch für alle anderen Athleten spricht auf-
• Bezüglich der Speisenausgabe wird für alle Einrich-                            grund ihres hohen Bewegungsumfangs nichts gegen
  tungen die Buffetform empfohlen, da die Athleten                               einen dosierten Zuckereinsatz in ­Desserts, Süßspeisen
  sich hier individuell entsprechend ihres Energie-                              oder Kuchen.
  (Portionsgrößen) und Nährstoffbedarfs (mehr eiweiß-                          • In manchen Sportarten müssen Athleten in besonde-
  oder kohlenhydratreiche Komponenten) versorgen                                 rem Maße auf ihr Gewicht und ihren Körperfettanteil
  können. Bei der Gestaltung des Buffets sollte auf ein                          achten (z. B. Gewichtsklassensportarten, Rhythmische
  appetitliches und attraktives Anrichten der Speisen                            Sportgymnastik, Skispringen). Sie haben besondere
  geachtet werden.                                                               Ernährungsbedürfnisse. In Einrichtungen, die einen
• Bei allen Mahlzeiten muss das „Nachschlagnehmen“                               hohen Anteil solcher Athleten versorgen, sollte darauf
  bei Sättigungsbeilagen, Brot und Getreideprodukten                             über ein spezielles Speisenangebot Rücksicht genom-
  gestattet sein. Nur so kann gewährleistet werden,                              men werden (Näheres siehe 5.2, Seite 36).
  dass Athleten mit deutlich höheren Energieumsätzen                           • Auf spezielle Bedürfnisse, wie vegetarische
  ihren Nährstoffbedarf decken können. Wegen des                                 Ernährungs­weise, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  hohen gesundheitlichen Nutzens sollte ein Nach-                                und Allergien sowie religiös motivierte, besondere
  schlag auch bei Gemüse und Obst gestattet werden.                              Ernährungsweisen, ist Rücksicht zu nehmen und die
  Nicht notwendig ist dies bei Fleisch und Fisch, da                             adäquate Versorgung auch dieser Sportler durch das
  beide auch bei normaler Portionsgröße (120 – 180 g)                            Angebot entsprechender Lebensmittel (z. B. laktose-
  hochwertiges Eiweiß in einer Menge liefern, die für                            freie Produkte), Komponenten und Gerichte sicher­
  eine Hauptmahlzeit auch bei Hochleistungsathleten                              zustellen. Bei Fragen zur praktischen Umsetzung kön-
  aktuell als ausreichend angesehen wird.                                        nen die Ernährungsberater der Olympiastützpunkte
• Das Kraft-Last-Verhältnis (= Verhältnis von Muskel-                            helfen.
  masse zu Fettmasse) und die Kohlenhydratzufuhr
  spielen in so gut wie allen olympischen Sportarten für die                   2.1.5 Sicherstellung der Nährstoffversorgung
  Leistung eine entscheidende Rolle. Damit diese beiden                        Die Empfehlung von Pro-Kopf-Mengen – ähnlich dem
  zentralen Aspekte der Ernährung für Leistungssport-                          optimiX-Modell des Forschungsinstitutes für Kinder­
  ler umsetzbar sind, ist daher auf eine fettarme Zube-                        ernährung (Kersting et al., 2017) –, die als Grundlage
  reitung sowie beim Einkauf auf den Fettgehalt von                            für die Kalkulation des Lebensmitteleinsatzes pro Tag
  Lebensmitteln besonders zu achten (siehe 4, Seite 21).                       dienen könnten, ist wegen der sportbedingten Unter-
• Der Einsatz von Süßstoffen ist zu vermeiden. Das Süßen                       schiede vor allem im Makronährstoffbedarf (Kohlen­
  von Nachspeisen kann über Zucker erfolgen. Dabei                             hydrate, Fette, Eiweiße) nicht für alle Lebensmittel-
  sollte Zucker ähnlich wie Salz oder Gewürze einge-                           bzw. Produktgruppen möglich.
  setzt werden und in Form von „Prisen“ im Rahmen
  des Abschmeckens und Abrundens dosiert werden. Im                            Für die Sicherstellung der Versorgung mit Vitaminen,
  ­Gegensatz zu Süßstoffen, die keine ­Kalorien enthal-                        Mineralstoffen, Wasser, Ballaststoffen und sekundären
   ten, ist Zucker ein leicht-verdaulicher Kohlenhydrat­                       Pflanzenstoffen sind folgende Lebensmittelmengen
   lieferant. Gerade Athleten mit einem hohen Kohlen­                          pro Tag und Person unabhängig von der Sportart
   hydratbedarf nutzen zucker-gesüßte Nachspeisen                              anzusetzen:

 Obst                                        ≥ 2 Stück bzw. Portionen (1 Stück = 1 Portion = ca. 130 g)
                                             als Stückobst zum Mitnehmen, frisch aufgeschnitten oder
                                             als Obstsalat am Buffet oder in Desserts untergemischt
 Warme Gemüsebeilage                         ≥ 1 Portion à 200 g
 Salat                                       ≥ 1 Portion à 130 g (Gewicht ohne Dressing)
 (Rohkost/Blattsalat)
 Milch/Jogurt                                ≥ 2 Portionen
                                             1 Portion = 1 Glas (200 ml) Milch oder
                                             1 Becher (150 - 200 g) Joghurt zum Frühstück, Abendessen oder als Nachspeise
 Getreideprodukte                            Bei mindestens 2 Hauptmahlzeiten/Tag müssen Vollkornprodukte angeboten werden
 (= Müsli, Brot und Sättigungsbeilagen)
 Raps- oder Olivenöl                         ≥ 1 Esslöffel
                                             im Salatdressing oder in Verbindung mit der warmen Gemüsebeilage oder
                                             zur Selbstbedienung im Speiseraum bereitgestellt
 Getränke                                    Wasser unbegrenzt
Tabelle 2: Notwendiger Lebensmitteleinsatz zur Sicherstellung einer soliden Versorgung mit Mikronährstoffen, Ballaststoffen und Wasser
(Mengen gelten pro Person und Tag)

                                                                                                                                          9
VERPFLEGUNGSANGEBOT IN EINRICHTUNGEN DES DEUTSCHEN SPITZENSP RTS - DOSB
2. Leistungskatalog Tagesverpflegung

     2.1.6 Wareneinkauf und Verpflegungsbudget                   Die Küchenleitung und die Leitung der Einrichtung
     Wirtschaftlichkeit ist auch im Bereich der                  sollten daher ein wachsames Auge auf die Speisereste
     Gemeinschafts­verpflegung ein wichtiges Prinzip.            auf den Tellern bei der Tablettrückgabe haben. Hohes
     Schließlich müssen die Verpflegungssätze, die meist         Reste­aufkommen ist dabei nicht automatisch als
     von den Eltern oder den Verbänden getragen werden,          Fehlverhalten der Jugendlichen zu werten, sondern als
     sozial verträglich bleiben. Andererseits hat Qualität       Hinweis auf Handlungsbedarf. Die Speisereste sollten
     ihren Preis. Das gilt auch für Lebensmittel. Lebensmittel   täglich protokolliert und objektiv ausgewertet werden.
     mit einem guten Nährstoffprofil, die ohne oder mit nur      Neben dem Genusswert kann auch eine zu große
     wenigen Zusatzstoffen auskommen, sind in der Regel          ­Portionierung der Grund sein. Eine Korrektur kann
     nicht im untersten Preissegment ihrer Produktgruppe          helfen, das Verpflegungsbudget durch Reduzierung
     zu finden. Ihren Einsatz deshalb von vornherein aus          der Einkaufsmengen zu entlasten, um mit der Erspar-
     Kostengründen auszuschließen, greift jedoch zu kurz.         nis dann beispielsweise den Einsatz hochwertigerer
     Denn diese Lebensmittel haben auch noch viele andere         Produkte bei anderen Gerichten oder Mahlzeiten zu
     Vorteile:                                                    finanzieren.
     • Sie schmecken häufig besser
       (z. B. Obst, Frischgemüse, Brötchen, Brot).               Grundsätzlich sollten alle Sporteinrichtungen das Ziel
     • Sie lassen sich häufig besser verarbeiten                 haben, Lebensmittel mit gutem Nährstoffprofil und
                                                                                                                                !
       (z. B. quali­tativ hochwertiges Frischfleisch).           hohem Genusswert einzusetzen, und dafür alle Mög-
     • Sie behalten Aussehen, Geschmack und Konsistenz           lichkeiten ausschöpfen. Die folgenden Ansatzpunkte
       während des Warmhalteprozesses meist besser               können helfen, die richtige Balance zwischen Lebens-
       (z. B. qualitativ hochwertige Nudeln, Frischgemüse).      mittelqualität und Wirtschaftlichkeit für die eigene
                                                                 Einrichtung zu finden:
     Dies alles trägt zu einem höheren Genusswert bei,           • Kleinere Gebindegrößen: Frische Ware schmeckt
     durch den sich Essensreste deutlich reduzieren lassen.        meist besser. Bei großen Gebinden wird häufig mehr
     Es ist keinem geholfen, wenn die billigsten Wurstwaren,       weggeworfen, so dass auch das hochwertigere,
     Brötchen und Äpfel gekauft werden und diese dann zur          ­teurere Produkt in der tatsächlich ausgegebenen
     Hälfte im Abfall landen, weil sie keinem schmecken. Auf        Menge zu den gleichen Kosten möglich gewesen
     diese Weise sind die aus ernährungswissenschaftlicher          wäre. Gute Beispiele sind Wurstwaren, Käse und Brot.
     Sicht wichtigen Ziele zur Nährstoff- und Lebensmittel-         Es ist empfehlenswert, die pro Woche oder pro Monat
     zufuhr (z. B. 5 x Obst und Gemüse pro Tag) zum einen           entsorgten Mengen sorgfältig zu protokollieren und
     nicht erreichbar. Zum anderen ist der Leitgedanke eines        den verlorenen Warenwert zu kalkulieren.
     möglichst niedrigen Wareneinstands als wichtigstes          • Kleinere Portionseinheiten: Die Energie- und
     Kriterium für den Lebensmitteleinkauf nicht mit den            Nährstoff­bedürfnisse der verpflegten Sportler sind
     Prinzipien der Ressourcenschonung, der Nachhaltigkeit          sehr u
                                                                         ­ nterschiedlich (siehe 1). Große Standardportio­nen
     und des Klimaschutzes vereinbar. Zum Dritten ist es            bedeuten hohe Essensreste bei Athleten mit geringem
     schade um jeden von Eltern und Verbänden gezahlten             Energiebedarf. Athleten mit hohem Energie­bedarf
     Verpflegungsbeitrag, der im Abfall landet.                     können durch einen Nachschlag ihre Portions­größe
                                                                    individuell steuern (siehe dazu auch 2.1.4, Seite 9).

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Gute Beispiele:                                               nehmen, als sie essen können. Gegebenenfalls können
  --Brötchen mit hohem Genuss- und Nährwert in                  die Platten mit Gemüse garniert werden, so dass
    kleineren Größen (30 g statt 50 g). Das reduziert die       ganz nebenbei der Gemüseverzehr gefördert wird.
    Brötchenreste. Meist kann dadurch insgesamt eine        •   Überlegter Umgang mit Obst: Hier lohnt sich ein
    geringere Gesamtmenge bestellt werden.                      höherer Budgeteinsatz für den Einkauf von reifen und
  --Wurst- und Käsewaren im Stück einkaufen und                 aromatischen Sorten immer. Denn gerade Jugendliche
    selbst nach Bedarf aufschneiden. Dadurch können             sind hier sehr wählerisch und akzeptieren weder un-
    die Portionseinheiten verkleinert und individueller         reifes, hartes noch überreifes Obst mit vielen braunen
    nachgelegt werden (höherer Genusswert auch am               Stellen. Preislich lohnt sich der bevorzugte Einkauf
    Ende der Essenszeit, keine ausgetrocknete Scheiben,         von Sorten, die Saison haben. Unreifes Obst sollte
    die entsorgt werden müssen; bessere Steuerung des           nachreifen, bevor es angeboten wird. Überreifes Obst
    Verbrauchs). Die Ware am Stück ist zudem länger             kann als Obstplatte mundgerecht geschnitten ange-
    haltbar.                                                    boten oder in Nachspeisen, Smoothies oder Milch­
  --Bei der Ausgabe der warmen Mahlzeiten können                shakes verarbeitet werden. Der Obstkorb im Speise­
    über einen Kellenplan kleinere Standardportionen            saal sollte daher regelmäßig kontrolliert werden, um
    sicher umgesetzt werden.                                    überreifes Obst rechtzeitig weiterzuverarbeiten.
• Geschickte Mischkalkulation: Vergleichsweise              •   Überlegte Bestückung der Salatbar: Auch Gemüse­
  hochpreisige und günstigere Lebensmittel mischen              preise unterliegen hohen saisonale Preisschwan­kungen.
  Gutes Beispiel Fisch: Lachsfilet in Kombination mit           Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist es nicht
  günstigerem Weißfischfilet oder auf Gemüsebett                notwendig, dass auch in den Wintermonaten täglich
  anbieten. Dadurch kann die Portionsgröße des hoch-            Blattsalate, Tomaten, Salatgurken u. ä. angeboten
  preisigen Lachs kleiner gehalten werden, während die          werden. Es kann durch ein verstärktes Angebot an
  „Fischportion“ insgesamt in der vom Essenteilnehmer           warmen Gemüsebeilagen und frischen Gemüse­
  erwarteten Portionsgröße erscheint.                           suppen aus regionalen Wintergemüsesorten ersetzt
• Sinnvolle Steuerung der Fleischmengen: Athleten, auch         werden.
  die der Kraftsportarten, brauchen aus ernährungs­         •   Verzicht auf Einzelverpackungen: Sie sind in der
  wissenschaftlichen Überlegungen heraus keine 2 - 3            Regel weder ökonomisch noch ökologisch.
  Schnitzel pro Mahlzeit. Eine normale Portion im               Gute Beispiele: Honig, Konfitüren oder Frischkäse in
  Bereich von 120 – 180 g ist vollkommen ausreichend,           haushaltsüblichen Behältern statt in Einzelportionen
  um den Eiweißbedarf auch von erwachsenen Athleten             anbieten. Zur Dosierung können kleine Glasschälchen,
  aus Kraftsportarten zu decken. Da mageres Fleisch             essbare Waffelschälchen o.ä. bereitgestellt werden.
  mit hohem Genusswert und guten Brateigenschaften          •   Sparsamer Einsatz von Convenienceprodukten:
  seinen Preis hat, ist es sinnvoll, die Fleischportionen       ­Küchen- und garfertige Gemüse oder regenerierfertige
  entsprechend pro Portion zu kalkulieren und bei                Komponenten sind vergleichsweise teuer. Denn neben
  der Ausgabe zu begrenzen. Auch bei Ragouts und                 der eingesetzten Rohware und der Verpackung sind
  Geschnetzeltem sollte die Fleischmenge pro Portion             auch die Kosten enthalten, die durch den Personal­
  festgelegt und bei der Zubereitung eingehalten                 einsatz für das Putzen, Schneiden, Zubereiten und
  werden. Ohne die Mengenkalkulationen können ­sich              Verpacken notwendig sind. Besonders für Einrichtun-
  sonst leicht hohe Abweichungen mit deutlich höherem            gen, die selbst kochen (Cook and serve, siehe 4.1.2,
  Fleischanteil pro Portion als bei der Preiskalkulation         Seite 21), ist es empfehlenswert zu prüfen, wie hoch
  angesetzt ergeben. Für manche Sportarten (z. B.                der Kostenanteil für Convenienceprodukte am Ge-
  Rhythmische Sportgymnastik) oder Altersgruppen                 samtwareneinstand liegt und wo sich durch Eigenpro-
  (z. B. U12) können halbe Portionen (ca. 60 – 80 g)             duktion Kosten sparen lassen würden. Nicht immer ist
  sinnvoll sein. Die Deckung des individuellen Energie-          der Einsatz von Tiefkühlgemüse rechnerisch günstiger
  bedarfs wird über das Nachnehmen von Nährmittel-               als der Einkauf von saisonaler Frischware, die selbst
  beilagen und Gemüse gewährleistet (siehe 2.1.4).               geputzt wird.
• Begrenzung der Mengen auf dem Buffet: Kleinere            •    Einkaufsgemeinschaften: Bundesleistungszentren
  Wurst- oder Käseplatten, die nach Bedarf nach­be­stückt        oder Häuser der Athleten einer Region können sich
  werden. Große Platten verleiten Tischgäste mehr zu             zusammenschließen, um gemeinsam größere Bestell­
                                                                 mengen bei einem Lieferanten aufzugeben und
                                                                 somit günstigere Konditionen (= Einkaufspreise) zu
                                                                 erreichen.

                                                                                                                         11
2. Leistungskatalog Tagesverpflegung

     2.2 Rahmenbedingungen für die Verpflegung in                • warum das Ernährungsverhalten von Sportlern nicht
         den Häusern der Athleten und Wohnheimen für              sportgerecht erscheint
         Athleten                                                • warum manche Gerichte und Speisen bei den Sport-
                                                                  lern nicht gut ankommen
     2.2.1 Speiseplan                                            • was überhaupt unter einem sportgerechten Speisen-
!    Während in Bundesleistungszentren und Sportschulen           angebot zu verstehen ist.
     in der Regel eine hohe Fluktuation der Essensteilnehmer
     besteht, bleibt der versorgte Personenkreis in Häusern      Verpflegung in Häusern der Athleten und Wohnheimen ist
     der Athleten und Wohnheimen für Athleten zumindest          daher komplex und weist eine hohe Zahl an Reibungs­
     für ein Schuljahr im Wesentlichen gleich. Abwechslung       punkten auf. Um die Bedürfnisse des Sports und der
     im Speisenangebot ist hier daher besonders wichtig.         Wirtschaftlichkeit mit den Wünschen der Sportler an
     Folgende Punkte sollten für die Versorgung der Athleten     ihr Essen unter einen Hut bringen zu können, sind eine
     in Internaten/Sportschulen/Wohnheimen Beachtung             gute Vernetzung und ein regelmäßiger Informations-
     finden:                                                     austausch zwischen allen Beteiligten wichtig. Daher
     • Täglich wechselndes Angebot bei den kalten Mahl­          sollte in jedem Haus der Athleten ein „Kompetenzteam
       zeiten durch tägliche Variation des Brotangebotes,        Ernährung und Versorgung“ gebildet werden. Dieses
       der Konfitüren-, Obst-, Wurst- und Käsesorten             setzt sich idealerweise aus dem/der Küchenleiter/
     • Vor allem abends Wechsel zwischen warmem                  in, einem/einer Athletensprecher/in, je einem/einer
       Speisen­angebot und kaltem Buffet. Für das warme          Ver­treter/in des pädagogischen Teams, der Internats­
       Speisenangebot gelten die Anforderungen für die           leitung und der Trainerschaft sowie dem/der OSP-­
       warmen Mahlzeiten (siehe 3.2, Seite 17). Überbackene      Ernährungsberater/in zusammen.
       Tiefkühl­baguettes, erwärmte Bockwürste, Pizza-
       schnitten, Toast Hawaii u. ä. sind nicht akzeptabel
     • Täglicher Wechsel beim Salatbuffet (Täglicher Wechsel
       der Rohkost- und Blattsalatsorten, siehe 3.4)
     • Regelmäßige Aktionen (Italienische Wochen,
       ­Erdbeerwoche, Nudelfestival etc.)
     • Keine Koppelung von Gerichten an bestimmte
        ­Wochentage (freitags immer Fisch, mittwochs immer
         Eintopf)
     • Kein fester Speiseplan, der sich turnusmäßig­
         (z. B. alle 4 oder 6 Wochen) wiederholt
     • Regelmäßiger Austausch zum Speisenangebot
         zwischen Athleten und Küchenteam (siehe 2.2.2)

     2.2.2 Kompetenzteam Ernährung und Versorgung
            (Essensgremium)
     Die tägliche Verpflegung jugendlicher Athleten stellt
     für alle Beteiligten eine große Herausforderung dar.
     Schul-, Trainings-, Lern-, Physiotherapie- und Essens-
     zeiten müssen aufeinander abgestimmt sein. Zudem
     ist die Internatsfamilie groß. Sportler, Eltern, Trainer,
     Pädagogen, Verwaltung, Küchenteam blicken aus un-
     terschiedlichen Perspektiven auf die Organisation und
     das Angebot der Verpflegung. Alle müssen wissen und
     verstehen,
     • warum ein hochwertiges Speisenangebot wichtig ist
     • dass Lebensmittelqualität ihren Preis hat
     • warum manche Forderungen für das Küchenteam
       aktuell nicht umsetzbar sind
     • warum sich Trainingszeiten nicht immer an die
       Öffnungszeiten des Speisesaals anpassen lassen und
       umgekehrt
     • warum es manchmal nicht gelingt, Sportler recht­
       zeitig vom Essen abzumelden

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werden. Auf keinen Fall kann die Küchenleitung oder
  Die Leitung des Essensgremiums liegt bei dem/              das Ausgabepersonal allein die Aufgabe der (infor­
  der Verpflegungsbeauftragten.                              mellen) Ernährungsbildung übernehmen.
  Seine/Ihre Aufgaben umfassen:
  • Koordination der Kommunikation aller Betei-              Zudem ist das gemeinsame Essen mit den jugendlichen
    ligten zur kontinuierlichen Verbesserung des             Athleten eine Chance zur Vermittlung wichtiger weiterer
    Speisen­angebots (Schnittstellenmanagement):             Alltagskompetenzen. Das Sportrestaurant bzw. der
    Organisation der Treffen des Gremiums, Proto-            Speisesaal im Haus der Athleten kann als sozialer
    kollführung, Aufgaben­verteilung am Ende der             Treffpunkt verstanden werden, in dem eine gesunde
    Sitzung und Begleitung bei der Umsetzung                 sportgerechte Ernährung erlebt und ganz nebenbei
  • Qualitätssicherung: Regelmäßige Überprüfung              erlernt wird. Das Essen in der Gemeinschaft kann als
    des Angebots auf der Grundlage der vorliegen-            Übungsfeld angesehen werden für
    den Qualitätskriterien (siehe Kapitel 2.1, 3 und 4)      • neue Essgewohnheiten: Probieren von unbekannten
  • Organisation der Essenszeiten, abgestimmt auf              Speisenkomponenten
    die Schul- und die Trainingszeiten                       • allgemein gültige Tischmanieren als ein wichtiger Teil
  • Regelmäßige Einholung eines Feedbacks zur                  unserer (Ess-) Kultur
    ­Zufriedenheit der Tischgäste                            • einen achtsamen Umgang mit Lebensmitteln: Lernen,
  • Ansprechpartner für Eltern, Trainer, Athleten, Kü-         nur bedarfsgerechte Mengen vom Buffet zu nehmen
     chenteam und Trägerschaft/Verwaltung in allen             und möglichst wenig Essensreste zu produzieren. Hier
     Fragen der Organisation der Verpflegung und               kann zu Beginn eines Internatsjahres oder bei Anreise
     des Angebots und für Beschwerden                          in eine Sportschule beispielsweise ein „Buffettraining“
                                                               eine gute und hilfreiche Maßnahme sein.
                                                             • einen angemessenen und freundlichen Umgang mit
Er/Sie sollte für die Erledigung dieser vielfältigen und       dem Küchenteam.
wichtigen Aufgaben ein sinnvolles Stundenkontingent
zugewiesen bekommen.                                         Gerade für jüngere Athleten ist die Vorbildfunktion und
                                                             Anleitung der Pädagogen bei Tisch wertvoll und trägt
Es ist empfehlenswert, dass die Position des/der             dazu bei, die sozialen Kompetenzen zu stärken und die
Verpflegungsbeauftragten von einem Mitglied des              Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
pädagogischen Teams oder der Internatsleitung über-
nommen wird. Denn sie können von allen Mitgliedern
des Kompetenzteams den intensivsten Kontakt zu               2.3 Besonderheiten jugendlicher Tischgäste
den Athleten und dem Küchenteam pflegen und Trai-
nings- und Schulaspekte am besten einschätzen. Der           In vielen Einrichtungen des deutschen Spitzensports
Ver­pflegungsbeauftragte sollte regelmäßig gemein-           und in allen Häusern der Athleten werden haupt­
sam mit den Athleten an den Mahlzeiten teilnehmen            sächlich Kinder und Jugendliche versorgt. Daher sollte
und sich um einen guten Kontakt zum Küchenteam               sich das Speisenangebot an deren Ansprüchen und
bemühen.                                                     Wünschen orientieren. Erfahrungen zeigen, dass es hier
                                                             Unterschiede zu den Erwachsenen gibt. Beispielsweise
Das Kompetenzteam Ernährung und Versorgung sollte            akzeptieren Kinder und Jugendliche folgende Speisen
sich mindestens 4-mal im Jahr turnusmäßig treffen.           deutlich schlechter als Erwachsene:
                                                             • Zwiebel-, Knoblauch-, Speck- und Fleischbeigaben zu
2.2.3 Ernährungsbildung                                        Salaten/Gemüse/Sättigungsbeilagen/Eintöpfen
Die in den Häusern der Athleten versorgten Sport-            • Unreifes Frischobst oder Frischobst mit braunen
ler sind im Schulalter und damit mitten in einer               Flecken
Entwick­lungsphase, in der auch Wertschätzung von            • Dosenobst (auch Fruchtcocktailmischungen)
Lebensmitteln und Tischmanieren erlernt und geprägt          • Obstsalate, in denen Dosen- und Frischobst
werden. Normalerweise erfolgt dieses Lernen über die           gemischt sind
Eltern im Rahmen der gemeinsamen Mahlzeiten. Bei             • Gemüsebeilagen, bei denen mehrere Sorten
Nachwuchs­athleten, die im Haus der Athleten leben             gemischt sind
und dort zu einem Großteil des Jahres ihre Mahlzeiten        • Tiefkühlgemüse (Eigengeschmack,
einnehmen, ist diese Funktion von den dort anwesen-            gleichförmiges Aussehen)
den Bezugserwachsenen zu erfüllen. Internatsleitung,         • Mischungen von Sättigungsbeilagen mit Gemüse
Trainer und pädagogisches Personal nehmen hier                 (z B. Gemüsereis) und Kombinationen von Fleisch und
stellvertretend für die Eltern die Vorbildfunktion für die     Obst (Asiatische Gerichte)
Jugendlichen am Esstisch ein. Daher ist es wichtig, dass     • Fettdurchzogenes Fleisch
die Jugendlichen beim Essen nicht sich selbst überlassen
sind, sondern pädagogisch sinnvoll dabei begleitet

                                                                                                                         13
2. Leistungskatalog Tagesverpflegung

     Aus diesen Erfahrungswerten abgeleitet sollten daher        das organisatorisch nicht möglich ist, muss das
!    unbedingt folgende Punkte bei der Speisenzubereitung        ­Personal an der Speisenausgabe die Jugendlichen
     für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche berücksichtigt     bei der Portionierung mitentscheiden lassen. Das gilt
     werden:                                                      auch für die Auswahl der Komponenten (mit oder
     • Angebot von rohem Gemüse verstärkt in Form von             ohne Fleischbeilage) und die Portionierung der Soße
       Rohkostplatten mit mundgerechten Stücken, Streifen         (viel, wenig oder gar keine Soße).
       oder Sticks (bessere Akzeptanz als bei Salaten)
     • Generell getrenntes Angebot von Salat und Dressing
     • Bei der warmen Gemüsebeilage: Im Wochenverlauf           2.4 Qualifikationskriterien für die Position der
       abwechselnder Einsatz von Tiefkühl- und Frisch­              Küchenleitung
       gemüse; anders ist ein abwechslungsreiches Angebot
       in Aussehen, Konsistenz und Geschmack kaum zu            Die Anforderungen an den Küchenbetrieb in Einrich­
       realisieren; geriffelte Karottenscheiben aus dem         tungen des deutschen Spitzensports sind hoch:
       Tiefkühlsegment, einmal pur, einmal mit Erbsen und       • Das Speisenangebot soll auf die Bedürfnisse des
       einmal als Leipziger Allerlei wird gerade von jugend-      Sports zugeschnitten sein. Dies erfordert ein hohes
       lichen Tischgästen nicht als Abwechslung ­empfunden.       Maß an küchentechnischen Fertigkeiten (z. B. fettarme
       Zudem sind nur wenige Gemüsesorten für das Tief-           Zubereitungsformen, siehe 2.1.4) und ernährungs-
       kühlverfahren geeignet.                                    physiologischen Kenntnissen (z. B. Verdaulichkeit von
     • Angebot von Frischobst, wie beim Gemüse, verstärkt         Speisen, siehe 2.1.2).
       in Form von „Fingerfood“ als Obstplatten (auf­           • Die Essensteilnehmer sind überwiegend Jugendliche
       geschnitten, statt im Ganzen) oder als Obstsalat (nur      und junge Erwachsene, eine Personengruppe, die
       Frischobst; keine Untermischung von Dosenobst)             allgemein in Bezug auf Essen als sehr kritisch und
     • Eher getrennte Zubereitung und sortenreines Angebot        eher schwer zufrieden zu stellen gilt. Geschmack und
       von Menü-Komponenten, also keine Vermischung von           Aussehen der Speisen sowie moderne Trends spielen
       Fleisch, Sättigungs- und Gemüsebeilagen                    eine große Rolle (siehe 2.3). Dies erfordert Flexibilität
     • Keine Vermischung von Fleisch und Obst                     und ein hohes Maß an sozialer Kompetenz.
       (Asiatische/Indische Gerichte)                           • Der Kostendruck ist hoch. Gute Fachkenntnisse in
     • Vorsichtiger Einsatz von Zwiebeln und Knoblauch bei        Budget-, Einkaufs- und Personalplanung sowie Preis-
       allen Speisen (Salate, Gemüse, Soßen, Beilagen)            kalkulation sind notwendig (siehe 2.1.6).
     • Angebot von Gemüsebeilagen, Eintöpfen und Suppen
       generell ohne Fleischbeigaben (Speck, Bockwurst,         Es liegt auf der Hand, dass diese vielfältigen Anforde-
       Kassler o. ä.), Fleischbeigaben eventuell separat oder   rungen nur von gut ausgebildetem Personal gestemmt
       eine extra Variante für Erwachsene mit Fleischbei­       werden können. Eine besondere Rolle spielt dabei die
       gabe anbieten                                            Küchenleitung. Neben der fachlichen Eignung sind für
     • Speisenausgabe am besten in Buffetform, damit            die Aufgaben in den Sporteinrichtungen auch Kreati­
       die Jugendlichen über die Portionsgröße und die          vi­tät und soziale Kompetenz wichtige Fähigkeiten. Die
       Komponentenwahl selbst entscheiden können. Wenn          Küchenleitung muss in der Lage sein, auf die Tischgäste

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