Visual culture & political change (Frauenfeld, 16-17 Jan 14)

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Visual culture & political change (Frauenfeld, 16-17
             Jan 14)
             Frauenfeld, 16.–17.01.2014
             Eingabeschluss: 31.03.2013

             Jana Lucas

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Visuelle Kultur und politischer Wandel – Der südliche Bodenseeraum im
Spätmittelalter zwischen Habsburg, Reich und Eidgenossenschaft

Tagung des Historischen Museums Thurgau, Frauenfeld

16. und 17. Januar 2014, im Staatsarchiv des Kantons Thurgau

Aus Anlass des 600-jährigen Jubiläums des Konstanzer Konzils sowie zur
wissenschaftlichen Kontextualisierung eines Ausstellungsprojektes am
Historischen Museum Thurgau fragt die Tagung „Visuelle Kultur und
politischer Wandel – Der südliche Bodenseeraum im Spätmittelalter
zwischen Habsburg, Reich und Eidgenossenschaft“ nach kulturellen,
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Prozessen im
spätmittelalterlichen Thurgau und der angrenzenden Räume des südlichen
Bodenseegebietes.

Das Bodenseegebiet wird oft als geschichtliche und kulturelle Einheit
betrachtet. Doch das Kompositum „Bodenseeraum“ besteht als
Kulturlandschaft aus regional stark unterschiedlichen Strukturen,
Traditionen und Einflüssen. Die Tagung möchte deshalb die
kulturhistorische Entwicklung des Thurgaus und der Ostschweiz
detaillierter in den Blick nehmen. Zwischen Vorarlberg und Hochrhein
in ost-westlicher sowie zwischen Bodensee und Zürichsee in
nord-südlicher Ausdehnung erstreckt sich ein Kulturraum, der bisher in
der kunsthistorischen und historischen Forschung vernachlässigt wurde.
Dies ist nicht zuletzt den verheerenden Folgen von Bildersturm und
Säkularisierung geschuldet, durch welche nur wenige Zeugnisse
mittelalterlicher Kunst überliefert wurden. Das Anliegen der Tagung
ist es nun, eine neue wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der
Kunst und Kultur des Spätmittelalters anzustossen und die vorhandene
Forschung zusammenzuführen.

Visuelle Medien wie Kleidung, Siegel, Wappendarstellungen,

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liturgisches Gerät, Paramente, Pontifikalien und Kunsthandwerk sind
ebenso wie literarisch verzeichnete Visionen oder Imaginationen in die
Analyse einzubeziehen. Der bewusst gewählte Terminus „visuelle Kultur“
trägt zudem dem Anspruch des Veranstalters als Historisches Museum
Rechnung, keine Hierarchie der Künste zu verfolgen, sondern die
vielfältigen Formen bildlicher Repräsentation in ihrem je eigenen
Kontext zu begreifen. Dabei ist es erforderlich, Prozesse der
Produktion, der Rezeption, der Zirkulation, des kulturellen Transfers
und der kulturellen Differenzen als Aspekte der subjektiven und
gesellschaftlichen Bedeutungsproduktion zu beleuchten.

Die Appenzellerkriege, die Eroberung des Aargaus 1415 sowie die
Ächtung von Herzog Friedrich IV. von Tirol durch König Sigismund auf
dem Konstanzer Konzil waren Teil einer sich verändernden Präsenz der
Habsburger in den Vorlanden. Schliesslich nahmen die eidgenössischen
Orte 1460 den Thurgau und das Sarganserland ein und stärkten so ihre
Position in der Ostschweiz. Die Tagung möchte in diesem Zusammenhang
fragen, wie sich diese politischen Veränderungen insbesondere auf
Städte und Adel im Thurgau und der angrenzenden Gebiete auswirkten.
Neben den politischen Veränderungen prägte das Konstanzer Konzil
(1414-1418) als gesamteuropäisches Grossereignis das südliche
Bodenseegebiet im 15. Jahrhundert wie kein anderes Geschehen sowohl in
wirtschaftlicher als auch in kultureller Hinsicht. Obwohl das
Konstanzer Konzil in zahlreichen Publikationen und Forschungsprojekten
unterschiedlicher Disziplinen betrachtet wurde, bleiben Untersuchungen
zu den Folgen der Generalsynode für die an die Stadt Konstanz
angrenzenden Regionen Desiderat. Deshalb soll im Rahmen der Tagung
nach den Auswirkungen und Folgen des Konzils für das südliche
Bodenseegebiet gefragt werden.

Neben der kulturgeschichtlichen Fokussierung auf den südlichen
Bodenseeraum soll im Zentrum der Tagung die weitere Verortung
ausgewählter Werke aus der Sammlung des Historischen Museums Thurgau,
wie die Mitra von Papst Johannes XXIII. und der Feldbacher Altar,
stehen. Die wissenschaftliche Erschliessung dieser Hauptwerke
spätmittelalterlicher Kunst in der Ostschweiz wurde bisher erst
randständig unternommen. Daher wäre es wünschenswert, die von der
älteren Forschung an den Beginn des 15. Jahrhunderts nach Italien
lokalisierte Mitra in ihrer künstlerischen Genese einer Revision zu
unterziehen und diese in ihrer heterogenen Materialbeschaffenheit –
Email-, Goldschmiede- sowie Textilkunst – mit Hilfe eines
internationalen Expertenkreises zu diskutieren. Ebenfalls wenig von
der Forschung beachtet wurde bis anhin der aus dem
Zisterzienserinnenkloster Feldbach stammende gleichnamige Flügelaltar.
Über die Beschäftigung mit diesem um 1450 entstandenen Retabel hinaus
soll die signifikante Rolle der Klöster und Kirchen – vor allem der
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Frauenklöster – für die spätmittelalterliche Kunstproduktion im
Bodenseeraum thematisiert werden.
Ziel der Tagung ist es daher, das südliche Bodenseegebiet, vor allem
den Thurgau, als einzigartige Kulturlandschaft in seiner kunst- und
kulturhistorischen Bedeutung zu erfassen und in Relation zu den
(kirchen-)politischen Ereignissen des 15. Jahrhunderts zu untersuchen.

Folgende Aspekte und Fragestellungen können behandelt werden:

1. Zwischen Italien und den Niederlanden: Kunst zur Zeit der
Reformkonzilien im südlichen Bodenseegebiet
- Tafel-, Buch- und Wandmalerei, z. B. der Feldbacher Altar, das
Jünteler Epitaph oder die Wandmalereien in der Leonhardskapelle in
Landschlacht
- Kleinmeister und Werkstätten zwischen Konstanz, Zürich und Bregenz
im Spätmittelalter
- die Bedeutung der (Frauen-)klöster für die kulturelle Entwicklung
des südlichen Bodenseeraumes
- Adelssitze und ihre Ausstattung, Adelskultur

2. Die Mitra von Papst Johannes XXIII. für das
Augustiner-Chorherrenstift in Kreuzlingen
- Pontifikalien und Paramente um 1400
- Email- und Goldschmiedekunst im Spätmittelalter
- Geschenke und Vergabungen kirchlicher Würdenträger und weltlicher
Souveräne an Klöster des Bodenseeraumes
- Transfer und Mobilität von Kunstwerken im Spätmittelalter

3. Politische Strukturen im Bodenseegebiet und der Ostschweiz im
Spätmittelalter
- der Thurgau zwischen Habsburg, Reich und Eidgenossenschaft
- Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen in der Ostschweiz
- die Bedeutung der Klöster für die politische und wirtschaftliche
Entwicklung der Region

4. Das Konstanzer Konzil als Wirtschaftsfaktor für das Hinterland
- wirtschaftliche Auswirkungen des Konstanzer Konzils für das Umland,
z. B. Versorgung und Unterbringung der Konzilsteilnehmer,
Infrastruktur und Reisewege
- logistische Herausforderungen von Papst- und Herrscherreisen im
Kontext des Konstanzer Konzils

Angehörige der Fächer Kunstgeschichte, Geschichte, Musik- und
Literaturwissenschaft sowie benachbarter Disziplinen sind herzlich
dazu eingeladen, sich mit einem Abstract von max. 400 Wörtern und
einer Kurzvita um eine Teilnahme an der Tagung zu bewerben. Willkommen
sind selbstverständlich auch Referatsvorschläge, die sich nicht in

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den hier vorgegebenen Rahmen einpassen lassen. Ihren Vorschlag senden
Sie bitte unter Angabe des Themenfeldes bis zum 31.03.2013 an Dr. des.
Jana Lucas (jana.lucas@tg.ch).

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CALL FOR PAPERS

Visual culture and political change – the southern Lake Constance area
between the Habsburg Empire, the German Empire and the Swiss
Confederation in the late Middle Ages

Historisches Museum Thurgau, Frauenfeld

16 and 17 January 2014, at the Staatsarchiv des Kantons Thurgau

On the occasion of the 600th anniversary of the Council of Constance
and for the contextualisation of a scheduled exhibition at the
Historisches Museum Thurgau, the conference “Visual culture and
political change – the southern Lake Constance area between the
Habsburg Empire, the German Empire and the Swiss Confederation in the
late Middle Ages” raises issues concerning cultural, social, economic
and political processes in late medieval Thurgau and in neighbouring
areas of the southern region of Lake Constance.

The Lake Constance area is usually regarded as a cohesive cultural and
historical unity. However, the cultural region “Bodenseeraum” (i.e.
the Lake Constance area) consists of single subregions, each of them
being fully furnished with its own structures, traditions and
influences. Therefore, the conference aims at scrutinising the
historico-cultural developments of the Thurgau and Eastern
Switzerland. It is the cultural area between Vorarlberg and the High
Rhine in east-west direction and the area between Lake Constance and
Lake Zurich in north-south direction which has been neglected both in
art historical and historical research. The reasons for this neglect
are due to the disastrous consequences of iconoclasm but also of
secularisation: only a limited number of medieval artefacts have
survived to the present day. The focus of the conference is,
therefore, on initiating new scientific pursuits about late medieval
art, culture and history as well as on providing an interdisciplinary
platform for presenting existing research results.

Visual media like crafts, cloths, badges, seals, heraldic emblems,
liturgical utensils and vestments as well as written down visions and
imaginations are to be included in the analysis. The deliberately
chosen term “visual culture” takes account of the museum’s claim not
to privilege one art form over the other but to understand the

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manifold expressions of pictorial representation in their own right.
In this context we need to see the processes of production, of
reception, of circulation, of cultural transfer and of cultural
differences as issues of subjective and social production of meaning.

The Appenzell Wars, the conquest of the Aargau in 1415, and the
imperial ban on Duke Frederick IV of Tyrol by the Emperor Sigismund at
the Council of Constance changed the presence of the Habsburgs in
Further Austria. Finally, the confederates took advantage of the
unfavourable situation of the Habsburgs and conquered the Thurgau and
the region of Sargans in 1460. The confederates, therewith,
strengthened their position in Eastern Switzerland enormously. With
this announced conference we try to find out more about the impacts of
these political changes on the cities and nobility in Thurgau and
neighbouring areas.

Beside the above-mentioned political changes, the Council of Constance
(1414-1418), referred to as a unique pan-European event, characterised
the southern area of Lake Constance culturally and economically like
no other event in the 15th century. Even though scholars of various
disciplines have investigated the significance of the Council of
Constance in numerous research projects and documented their findings
in a great many publications, the implications of this event for the
neighbouring regions of the city of Constance have not been examined
thoroughly yet. The pursued objective of the conference is, therefore,
to deal with the impacts of the council especially on the southern
area of Lake Constance.

In addition to the historico-cultural focus on the southern Lake
Constance area, the conference is targeted on a better
contextualisation of some main objects preserved by the Historisches
Museum Thurgau. Especially the mitre of Pope John XXIII, dedicated to
the abbot of Kreuzlingen, and the Feldbach Altarpiece are of major
interest. Unfortunately, further scientific research on these key
artworks of late medieval Eastern Switzerland has not been done yet.
Thus, with this conference we hope to gain a revision of the artistic
genesis of the mitre, which used to be located in northern Italy at
the beginning of the 15th century. We aim at discussing the properties
of the heterogeneous materials (i.e. enamel, gold work and textiles)
of this pontifical item. The Feldbach Altarpiece (around 1450), named
after its former depository, the Cistercian convent of Feldbach, has
not been investigated much either. Beyond dealing with this artefact
in particular, the significance of churches, monasteries and
especially convents for late medieval art production in the southern
Lake Constance area should be brought into focus.

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Papers may address but need not be limited to the following topics:

1. Between Italy and Flanders: Art in the time of the reform councils
in the southern Lake Constance area
- manuscript illumination, panel and wall painting, for example, the
Feldbach Altarpiece, the Jünteler Epitaph or the wall paintings of
Landschlacht
- “Kleinmeister” and workshops between Constance, Zurich and Bregenz
in the late Middle Ages
- the importance of convents for the cultural development of the
southern region of Lake Constance
- aristocratic estates and their artistic furnishing, aristocratic
culture

2. The mitre of Pope John XXIII dedicated to the St Augustine’s
monastery at Kreuzlingen
- pontifical items and paraments around 1400
- enamel, gold work and textiles in the late Middle Ages
- gifts and donations by church dignitaries and secular sovereigns to
monasteries of the Lake Constance area
- transfer and mobility of artefacts in the late Middle Ages

3. Political structures in the Lake Constance area and Eastern
Switzerland during the late Middle Ages
- the Thurgau between the Habsburg Empire, the German Empire and the
Swiss Confederation
- hegemonic and administrative structures in Eastern Switzerland
- the significance of monasteries and convents for the political and
economic development of the region

4. The Council of Constance as economic factor for the hinterland
- the economic impact of the Council of Constance on the hinterland,
for instance, due to accommodation and sustenance of the conciliar
participants and the creation of infrastructure and travel routes
- logistic challenges for travels of the high clergy and sovereigns
during the Council of Constance

Art historians and historians, literary scholars, musicologists and
scientists of related disciplines are kindly invited to send an
abstract (maximum 400 words) and a brief CV to Dr. des. Jana Lucas
(jana.lucas@tg.ch). The deadline is the 31st March 2013. Please
indicate to which of the four subject areas your contribution refers.

              Quellennachweis:

              CFP: Visual culture & political change (Frauenfeld, 16-17 Jan 14). In: ArtHist.net, 13.02.2013. Letzter

              Zugriff 23.09.2021. .

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