Wirtschaftsstandort Kalifornien - Einige Schlaglichter - WFBB
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Unternehmensreise aus Brandenburg (und Berlin) nach Kalifornien (USA), 20.-26. April 2020
Wirtschaftsstandort Kalifornien – Einige Schlaglichter
Inhalt
Bedeutung der USA für Brandenburgs Wirtschaft ...................................................................................... 1
Die Zielregion Kalifornien ............................................................................................................................ 2
Informations- und Telekommunikationstechnik (IKT) ............................................................................ 3
Medien- und Kreativwirtschaft ............................................................................................................... 4
Luftfahrtindustrie .................................................................................................................................... 5
Automobilindustrie (Elektro-Mobilität) .................................................................................................. 5
Logistik, Verkehrstechnik ........................................................................................................................ 6
Agrotech .................................................................................................................................................. 6
Bedeutung der USA für Brandenburgs Wirtschaft
Mit einer rasant wachsenden Bevölkerung (zur Zeit 329 Millionen Menschen) und einem
Bruttoinlandprodukt (BIP) von 20,5 Billionen US$ sind die USA die größte Volkswirtschaft der
Welt, mit einem zuletzt sehr hohem Wirtschaftswachstum. Das BIP stieg in den USA 2018 um
2,9%, für 2019 und 2020 wird eine leichte Abschwächung erwartet, jedoch bedeutet 1%
Wachstum in den USA eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um mindestens 400 Mrd € - ein
Wert, der den gesamten Bundeshaushalt der Bundesrepublik Deutschland deutlich übersteigt.
Die Arbeitslosigkeit in den USA sank im April 2019 auf 3,8 %, und damit auf den niedrigsten
Stand seit 49 Jahren. Bis 2050 wird eine Bevölkerungszahl von 450 Millionen erwartet.
Germany Trade & Invest (GTAI) kommt in ihrem jüngsten Report zur US-Wirtschaft zu dem
Fazit: „Trotz der schwelenden Handelsstreitigkeiten bieten die USA weiterhin ein enormes
Absatz- und Kooperationspotenzial. Zum Beispiel durch das starke Wachstum in den Bereichen
Elektro- und autonome Mobilität sowie Robotik und Automatisierung. Interessante
Geschäftschancen eröffnen sich auch in der Laser- und Wassertechnik.“1 Weiterhin werden
große Summen in die Verteidigungsindustrie, Luft- und Raumfahrt, neue Fahrzeugantriebe,
erneuerbare Energien sowie in den Bau von Industrieanlagen und Infrastruktur investiert.
Die deutschen Exporte in die USA sind in den letzten Jahren weiter auf 113,2 Mrd €
angewachsen (2018), ein Plus von 21,1% in den letzten fünf Jahren. Daran haben auch die
protektionistischen Maßnahmen der Trump-Regierung bisher nichts ändern können, im
1
IM FOKUS: US-Wirtschaft drosselt das Tempo - Weiterhin enormes Absatzpotenzial AUSGABE 2019Wirtschaftsstandort Kalifornien - Schlaglichter
Gegenteil, das Handelsdefizit der USA beim Güterhandel gegenüber Deutschland stieg von
2017 auf 2018 um 25%.
Für Brandenburg sind die USA seit vielen Jahren einer der wichtigsten Exportmärkte.
Brandenburgs, trotz eines Rückgangs der Ausfuhren in die USA von 2,3 Mrd € im Jahr 2013 auf
1,2 Mrd € im Jahr 2018. Jedoch nutzt der Mittelstand diese Potentiale bisher
unterdurchschnittlich. Hier zeigt sich die noch immer bestehende große Abhängigkeit unserer
Exporte in die USA von nur wenigen Großunternehmen. Werden diese beeinträchtigt – ein
fehlender Großauftrag, eine Wechselkursschwankung oder eine Zollerhöhung – macht sich das
in Bezug auf die Vereinigten Staaten sofort bemerkbar.
Es ist deshalb weiterhin notwendig, den brandenburgischen Mittelstand stetig und ausdauernd
an die USA heranzuführen.
Auf der anderen Seite sind die USA nach wie vor der wichtigste Quellmarkt für ausländische
Investoren in Brandenburg. Zur Zeit sind der WFBB rd. 50 US-amerikanische Investoren in
Brandenburg bekannt. Bei Umsetzung der angekündigten TESLA Ansiedlung in Grünheide
könnte dies einen weiteren Sog ausüben.
Aus Kapazitäts- und Kostengründen wollen wir uns bei der Unternehmensreise auf eine
Zielregion in den USA konzentrieren. Die Wahl fällt auf den Bundesstaat Kalifornien, speziell
die Regionen Mittelkalifornien (San Francisco/Santa Clara) und Los Angeles.
Mit dem MWAE ist die Reise vorbesprochen. Möglicherweise wird Minister Prof. Dr. Jörg
Steinbach die Leitung der Unternehmensdelegation übernehmen.
Die Zielregion Kalifornien
Mit seinen 39 Millionen Einwohnern und einem BIP von 2,9 Billionen US$ (14% der USA
insgesamt) ist Kalifornien der bei weitem größte und wirtschaftsstärkste US-Bundesstaat. Nur
in New York ist das Prokopf-Einkommen höher. Kalifornien allein erwirtschaftet mehr als
Großbritannien. Die Arbeitslosigkeit betrug im Oktober 2019 3,9 %, also bestand nahezu
Vollbeschäftigung.
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Quelle: Wirtschaftsstruktur – USA - Technologiefirmen bereiten disruptives Zeitalter vor / Von Ullrich Umann
(Februar 2019), GTAI, 08.03.2019
Kalifornien verfügt über ein sehr breitgefächertes Branchenspektrum und ist in vielen,
besonders hochtechnologischen Wirtschaftszweigen, weltweit führend. Dazu zählen:
- die Informations- und Telekommunikationstechnik
- die Medien- und Kreativwirtschaft
- die Luftfahrtindustrie
- die Automobilindustrie (v.a. Elektro-Mobilität)
- die Logistik & Verkehrstechnik
- Agrotech
Im folgenden kurze Erläuterungen zu den Kapazitäten und Highlights der genannten Branchen
in Kalifornien, speziell in den beiden Zielregionen der Reise:
Informations- und Telekommunikationstechnik (IKT)
Nach Angaben des US-Bureau of Economic Analysis (BEA) wuchs die reale Wertschöpfung der
digitalen Wirtschaft in den USA von 1998 bis 2017 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate
von 9,9 % pro Jahr, verglichen mit einem Wachstum der Gesamtwirtschaft von 2,3 %. Die
digitale Wirtschaft trug 2017 6,9 % (1.351,3 Mrd US$) zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei,
gegenüber 5,9 % im Jahr 1997. Dabei erfasst die digitale Wirtschaft fast alle Branchen, am
stärksten in Telekommunikation, dem Rundfunk und Fernsehen, dem Internet, der
Immobilienbranche, der Soft- und Hardware-Produktion, den Dienstleistungen und in der
Logistik.
Kalifornien hat einen bedeutenden Anteil an der Entwicklung der US-amerikanischen, ja der
globalen Digitalwirtschaft. Allein in der Informationstechnologie arbeiten in Kalifornien ca.
480.000 Menschen, darunter 46.000 in der Softwareentwicklung, 19.600 in der
Internetindustrie.
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Besonders in der San Francisco Bay Area (dem „Silicon Valley“) haben sich schnell wachsende
Unternehmen der Digitalen Ökonomie entwickelt, darunter Airbnb, Apple, Ebay, Google, AMD,
Hewlett-Packard, Intel, Oracle, facebook oder Adobe und Uber. Im Silicon Valley soll es
insgesamt an die 7.000 Unternehmen der Soft- und Hardware geben. Auf die Region entfallen
etwa ein Siebtel der US-Patente in der Digitalbranche. Zwei Drittel des Wagniskapitals in den
USA fließt in kalifornische Start-ups. Die kumulierte Zahl der Deals zwischen 2013 und 2018
betrug 2.365, mit Investitionen in Höhe von 47,7 Mrd US$.
Medien- und Kreativwirtschaft
Kalifornien ist das Zentrum der Filmindustrie weltweit, mit der Stadt Los Angeles als größtem
regionalen Cluster. Hier befinden sich die großen Hollywood-Studios wie Warner Brothers, NBC
Universal, 20th Century Fox, SONY Pictures, Dreamworks, Lionsgate, Walt Disney oder
Paramount. Nach Angaben der National Endowment for the Arts trug die Film- und
Videoindustrie im Jahr 2015 mehr als 49 Mrd US$ Dollar zur kalifornischen Wirtschaft bei.
Los Angeles (Stadt und County) ist aber nicht nur die Heimat vieler traditioneller Film- und
Musikstudios, in den letzten Jahren hat auch das Wachstum von digitalen Medien, Game
Design, Virtual Reality und Phänomenen wie den YouTube Studios den Cluster der
Unterhaltungs- und digitalen Medienindustrie der Region neu definiert. Wir sehen
Neueinsteiger wie Amazon Studios, Hulu, Netflix und Fullscreen, die etablierten Studios mehr
und mehr Konkurrenz machen. Zudem haben alle fünf großen Fernsehsender der USA in der
Region Studiobetriebe.
Darüber hinaus gibt es viele tausend kleine und unabhängige Unternehmen, die hinter den
Kulissen an bahnbrechenden Innovationen arbeiten, von visuellen Effekten bis hin zur
nächsten Vertriebstechnologie. Riot Games, Activision Blizzard, Jam City, Electronic Arts,
Playstation's Studios in Playa Vista, TreyArch und zahlreiche andere Gaming-Unternehmen
nennen Los Angeles ihr Zuhause, da sie dort auf einen großen Talentpool von Animatoren und
Designern zurückgreifen können.
Nach Angabe der Los Angeles County Development Corporation beschäftigt die
Kreativwirtschaft von L.A .County insgesamt 429.400 Mitarbeiter, in der Gesamtregion gibt es
ca. 13.000 Unternehmen der Branche.2
An der Stanford University in Palo Alto befindet sich seit 2003 auch die erste School of Design
Thinking weltweit, die Stanford d.school. Sie wurde und wird vom Mitbegründer und heutigen
Aufsichtsratsvorsitzenden der SAP, Hasso Plattner, finanziell unterstützt. Plattner übertrug
dieses Modell 2007 an die Universität Potsdam, wo als Teil des Hasso-Plattner Instituts für
Softwaresystemtechnik die HPI D-School entstand. Die HPI D-School arbeitet bis heute mit
2
Zur Kreativwirtschaft gehören nach US-amerikanischer Auffassung neben Film- und Fernsehproduktion auch
Mode, Möbel und Dekorative Kunst, Bildende und Darstellende Kunst, Kommunikationskunst, Architektur und
Innenarchitektur, digitale Medien und Spiele, Druck und Veröffentlichung sowie Spielzeug.
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Stanford zusammen und hat mittlerweile selbst drei weitere d.schools in China, Südafrika und
Malaysia gegründet.
Luftfahrtindustrie
Die Luft- und Raumfahrt gehört zu den wichtigsten Innovationsbranchen in der Region Los
Angeles. Zu den bekanntesten Einrichtungen zählen das Jet Propulsion Laboratory in Pasadena,
welches Planeten- und Weltraumforschung einschließlich robotergestützter Missionen zum
Mars durchführt, und das NASA Armstrong Flight Research Center in Palmdale, das als
Schlüsselzentrum der NASA für die Erforschung und den Betrieb von Atmosphärenflügen dient.
L.A. County allein weist mehr als 50.000 Mitarbeiter im Cluster Luft-, Raumfahrt- und
Verteidigungsindustrie auf. Einschließlich der Beschäftigten in Einrichtungen der nationalen
Regierung wären es deutlich über 70.000 Beschäftigte in der Branche.
Alle großen Unternehmen in der Luft- und Raumfahrt haben Büros oder ihren Hauptsitz in L.A.
County, darunter Northrop Grumman, Boeing, Lockheed, Raytheon SpaceX, Aerojet
Rocketdyne, Virgin Galactic sowie führende Service- und Analysefirmen wie Aerospace Corp.
Andere Luftfahrtfirmen in der Region sind Torrance's Robinson Helicopters, ein weltweit
führender Hersteller von zivilen Drehflugzeugen, sowie die Firma AeroVironment of Monrovia,
Hersteller von kleinen, unbemannten Luftfahrzeugen (UAVs), die in Verteidigungs-,
kommerziellen und wissenschaftlichen Anwendungen eingesetzt werden. Das Space and
Missile Systems Center (SMC) auf der Luftwaffenbasis Los Angeles entwirft, entwickelt und
kauft jährlich Raumfahrt- und Raketensysteme im Wert von mehr als 9 Mrd US$ und ist eines
der Zentren für die Entwicklung und den Betrieb von GPS-Satelliten.
Automobilindustrie (Elektro-Mobilität)
In Kalifornien ist – außer TESLA – zwar keine der großen US-amerikanischen Automobilfirmen
beheimatet, jedoch gibt es allein 22 Auto Design Zentren und zahlreiche Zulieferer.
In Palo Alto, also im Silicon Valley, sitzt das Hauptquartier des Elektroauto Herstellers TESLA
und nicht weit entfernt, in Fremont, produziert TESLAs erste „Gigafactory“. Nicht zuletzt durch
TESLA ist die Elektromobilität zu einem Schwerpunkt der Automobilindustrie der Region
geworden.
Die Zukunft auch des US-Automarkts gehört nach Ansicht vieler Experten der Elektro- und
autonomen Mobilität. Traditionell spielen die harten regulatorischen Bedingungen und die
Größe des Marktes eine wichtige Rolle, um technologischen Fortschritt hier und anderswo
voranzutreiben. Beispielsweise wird Kalifornien voraussichtlich gesetzlich vorschreiben, dass
die Stadtbussysteme des Staates bis 2040 über vollelektrische Flotten verfügen. Die
Anforderung soll schrittweise umgesetzt werden, wobei ein Viertel der Flotten bis 2023
elektrisch und die Hälfte bis 2026 elektrisch sein soll. (In den kalifornischen Stadtbus-Flotten
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gibt es derzeit nur 150 Elektrobusse unter 12.000 Bussen insgesamt.) Der Wechsel auf E-Busse
könnte bis 2050 1,5 Mrd US$/Jahr an Wartungs- und Kraftstoffkosten einsparen.
Logistik, Verkehrstechnik
Die Häfen von Los Angeles und Long Beach gehören zu den größten Seehäfen der USA. Sie
schlagen über 40% aller Inbound-Container für die gesamten Vereinigten Staaten um; das
waren 2027 15.000 20 Fuß Standardcontainer. Im Laufe der Zeit hat sich um diese Häfen
herum eine hochentwickelte und ausgereifte Logistikwirtschaft entwickelt, einschließlich
leistungsfähiger Schienennetze, großer Lager- und Distributionsmöglichkeiten und
Unternehmen, die sich in der Umgebung niedergelassen haben, um diese Infrastruktur zu
nutzen. Allein im L.A. County arbeiten 160.000 Menschen im überseeischen Handel und
schlagen dabei Waren im Wert von mehr als 400 Mrd US$ pro Jahr um.
Beide Häfen modernisieren laufend, u.a. in Robotik und andere innovative
Containertransportsysteme, sie vertiefen die Wasserwege und Hafenbecken und reduzieren
die Luftverschmutzung.
Die Firmen Skanska and Traylor Bros. haben kürzlich einen Auftrag zur Planung, und
Inbetriebnahme einer weiteren U-Bahnlinie in Los Angeles erhalten, die für ein Bauvolumen
von 1,4 Mrd US$ und auf einer Länge von 2,2 km bis 2022 fertiggestellt sein soll.
Agrotech
Kalifornien erzeugt mehr als 400 verschiedene landwirtschaftliche Produkte. Mehr als zwei
Drittel der Früchte und Nüsse des Landes und ein Drittel des in den Vereinigten Staaten
angebauten Gemüses stammen aus Kalifornien. Es gibt mehr als 25 Mio ha Farmland im
Golden State, angeführt von solchen für Weintrauben, Mandeln, Erdbeeren und Salat. Die
Milchwirtschaft ist ebenfalls als bedeutsam einzustufen.
Mit fast 5.000 Weingütern produziert Kalifornien 81 % des gesamten US-Weins und verkauft
241 Millionen Kisten Wein pro Jahr. Kalifornien erwirtschaftet auch 1,53 Mrd US$ aus dem
Wein, den es jedes Jahr exportiert.
Die einzelnen Sektoren der Wirtschaft, die für die Reise angesprochen werden sollen, haben
sich in den USA insgesamt in den letzten neun Jahren wie folgt entwickelt:
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Quelle: Bureau of Economic Analysis, https://apps.bea.gov/iTable/iTable.cfm?ReqID=51&step=1
Man erkennt, dass die Entwicklung v.a. in den letzten drei bis vier Jahren in fast allen Bereichen
sehr positiv war.
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