Visualisierung, Analyse, Auswertung - Bundesministerium für ...
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G E O I N FO R M AT I O N Geoinformationssysteme benötigt man im Innenministerium für Strahlenspürer, die Flugpolizei, für Kriminalitätsanalysen, für die Planung von Einsätzen, Verkehrsüberwachungsmaßnahmen und vieles mehr. Visualisierung, Analyse, Auswertung Die Einsatzbereiche von Geoinformation im Bundesministerium für Inneres reichen von der Kriminalanalyse, einsatztaktischen Vorbereitungen und Analysen, Katastrophenschutz, vom Betrieb und Schutz kritischer Infrastruktur bis hin zu Bezugspunkten für die tägliche Verwaltungsarbeit. eder kennt und verwendet Geoinfor- Standort einer Polizeidienststelle mit Das Kartengrundmaterial ist über J mationssysteme (GIS) im Alltag: Google Maps ist das bekannteste Beispiel. Über die App am Handy kann Koordinaten als geografische Informa- tion und Name/Anschrift/Telefonnum- mer als Attribute – einfach alle Daten, behördlich legitimierte Daten generiert, das ist der wesentliche Unterschied zu all dem, was mit kommerziellem Hin- sich jeder für einen bestimmten Stand- bei denen die Frage „wo“ gestellt wer- tergrund zur Verfügung steht. Alle Poli- ort in der Landkarte, zum Beispiel die den kann). Das GIS des BMI basiert auf zeiinspektionen haben im Intranet den nächstgelegene Apotheke oder Tank- amtlichen Daten/Karten der GIS-Abtei- GIS-Zugang mit amtlichem Kartenma- stelle, anzeigen lassen (POI – Point of lungen der Bundesländer sowie auf ge- terial (Verwaltungsgrenzen der Bezirke, Interest). Positionsbezogene Daten sind sicherten Daten von Unternehmen wie Gemeinden, Länder; die Bezeichnun- jedoch auch für die Verwaltung und für z. B. ASFINAG oder ÖBB. Das Grund- gen von Straßen, Straßennamen, Haus- alle Einsatzorganisationen, die ja im kartenmaterial aller Bundesländer wird nummern) zur Verfügung. Die Mitar- Anlassfall zur Hilfe gerufen werden, vom Land Wien konsolidiert, und da- beiter des GIS sammeln und verarbei- von besonderer Bedeutung. Die Ein- raus die „Basemap“ – die österreichi- ten diese gemeinsam mit anderen Da- satzbereiche von Geoinformation im sche Verwaltungsgrundkarte (www.ba- ten. Diese stammen aus den unter- Bundesministerium für Inneres (BMI) semap.at) – generiert, die ins GIS-Sys- schiedlichsten Datenquellen, etwa von reichen von der Kriminalanalyse, ein- tem des BMI integriert ist. anderen Ministerien oder Bundesäm- satztaktischen Vorbereitungen und Ana- tern und von der Graphenintegrations- lysen, Katastrophenschutz, Betrieb und Plattform (GIP – www.gip.gv.at). Schutz kritischer Infrastruktur bis hin zu Geoinformationen als Bezugspunkte Verkehrsgraph. Die GIP ist ein für die tägliche Verwaltungsarbeit. österreichweiter Verkehrsgraph, der aus einem Konsortium von ASFINAG, BMI-GIS. Dienstlich benötigte Geo- ÖBB, Gemeinde-/Städtebund, dem informationen werden den Mitarbeite- BMK und den Landesregierungen rinnen und Mitarbeitern des BMI und (bzw. der Stadt Wien) gebildet wird. der Polizei über das BMI-Intranet (Di- Das BMI erhält einen speziellen rektlinks: BMI-GIS/Einsatzkarte) be- „Behördenexport“ dieser Daten, es han- FOTOS: GERD PACHAUER, SCREENSHOT: BMI nutzergesteuert und webbasiert zur Ver- delt sich um genaue Daten mit Bezug fügung gestellt. Das BMI-eigene GIS zum Straßennetz, wie etwa den Kilome- wird in der Sektion IV (Service) im Re- trierungen auf den Straßen, die speziell ferat IV/8/c, vom Fachbereich GIS be- für die Verortung von Verkehrsunfällen trieben. Hier dreht sich alles um die so- wichtig sind oder auch Informationen genannten „Geodaten“, das sind digita- zu Mautabschnitten, die für die Arbeit le Informationen, denen auf der Erd- der Autobahnpolizei von Bedeutung oberfläche eine bestimmte räumliche sind. Alle diese Daten können dann Lage zugewiesen werden kann (z. B. BMI-GIS: Anwendung am Smartphone. nach den Bedürfnissen der jeweiligen ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 11-12/21 29
G E O I N FO R M AT I O N Mitarbeiter des Fachbereichs GIS im Bundesministerium für Inneres: Markus BMI-GIS am Smartphone: Beobachten Kandler, Michael Weber, Julian Huiber, Andreas Weber. der Einsatzmittel der Polizei. Ermittlungs- oder Analysetätigkeit auf- Schnittstellen, die automatisch Geoda- Die BMI-GIS-Webkarte enthält zahl- bereitet, analysiert und visualisiert wer- ten im Hintergrund zuliefern. Zum Bei- reiche Datensätze aus diversen sicher- den. Besondere Bedeutung hat dies spiel für die vielen polizeilichen Appli- heitsrelevanten Bereichen und unter an- auch im Bereich der Kriminalanalyse kationen, wie das Protokollierungssys- derem auch die genauen Standorte durch das Bundeskriminalamt. Nach- tem PAD (Protokollieren, Anzeigen, (Punkte) der Polizeiinspektionen und dem beinahe alle Daten in irgendeiner Daten) oder für die „MPK-Messenger- anderen Dienststellen des BMI und de- Form einen Raumbezug haben, kann App“ auf den dienstlichen Smartphones ren Zuständigkeitsgebiete. Die Zustän- man diese Daten auf einer Karte visuali- und Tablets, als Teil der mobilen Poli- digkeitsgebiete werden auch als Dienst sieren. Jede Information, zu der die Fra- zeikommunikation. im Hintergrund für das PAD benutzt. ge „wo?“ gestellt werden kann, lässt Man kann im PAD nicht nur die Adres- sich verorten und visualisieren. Für die Anwendungen. Eine Reihe mobiler se eingeben, sondern mithilfe des Kar- Polizei ist ein gutes Hilfsmittel, wenn Applikationen sind in der GIS-Platt- tenfensters „PAD-MAP“ einen genauen nicht nur eine (unübersichtliche) Liste form integriert bzw. lassen sich einfach Punkt setzen, wo sich ein Ereignis z. B. mit Unfallorten oder Kriminalitäts- und rasch integrieren, beliebig weiter- ein Verkehrsunfall ereignet hat. Hotspots generiert wird, sondern eine entwickeln, konfigurieren und anpas- Für Verkehrsunfälle gibt es die digitale Karte zur Verfügung steht, an- sen. Folgende Anwendungen, Techno- BMI-Unfallsteckkarte, die der Visuali- hand der man mit einem Blick erfassen logien sowie Schnittstellen wurden vom sierung, Analyse und Auswertung von kann, wo ein Ereignis stattgefunden hat, GIS-Fachbereich (mit-)entwickelt und Unfalldaten dient. Der Kriminalitätsat- an dem ein einsatztaktisches Interesse werden derzeit auf der BMI-GIS Platt- las (eine Lösung des Büros „Räumliche besteht. form betrieben: Die Einsatzmittelveror- Kriminalanalyse und Geographic Profi- „Viele dieser Daten sind dynamisch. tung (EMV) ist ein Verortungssystem ling“ im BK) ist ein Visualisierungs-, Das ist kein Datensatz, den man sich für Digitalfunkgeräte, um im Rahmen Analyse-, und Auswertungstool für Kri- einmal herunterlädt und zur Verfügung von Lagebildern die Position der Ein- minalitätsdaten; die ELKOS-Datener- stellt. Ideale Geodaten bilden die Rea- satzkräfte zu lokalisieren. Die EMV er- fassungsanwendung für die Verortung lität ab, deshalb werden unsere Systeme möglicht es der Einsatzleitung, im Ein- einsatzbezogener Daten für das Einsatz- voll- oder teilautomatisiert aktualisiert“, satz befindliche Digitalfunkgeräte zu leit- und Kommunikationssystem (EL- erklärt Teamleiter Mag. Markus Kand- verorten und auf einer Karte zu visuali- KOS), die Koordinatenabfrage für die ler vom Fachbereich GIS. sieren. Zusätzlich gibt es eine eigene Abfrage der zuständigen und nächsten Einsatz-Administrationsplattform, auf Polizeiinspektion. Alle GIS-Anwen- Kernbereiche für den Betrieb der der sich beispielweise die Landesleit- dungen sind rund um die Uhr verfügbar FOTO: GERD PACHAUER, SCREENSHOT: BMI GIS-Infrastruktur für das BMI sind die zentrale einen Einsatz anlegen kann und zählen teilweise über 2.000 Zugrif- Geodatenbank-Server, die Karten-Ser- und Digitalfunkgeräte abgefragt werden fe am Tag. Beinahe jeder der rund ver, die GIS-File-Systeme und das Be- können. Jedes Gerät ist mit einem GPS- 40.000 BMI-Bediensteten arbeitet re- reitstellen der GIS-Services, der „Kar- Empfänger ausgestattet: Bei der Abfra- gelmäßig mit der Plattform oder Kom- tendienste“ für verschiedenste Applika- ge liefern die Digitalfunkgeräte ihre ponenten davon über den Link im BMI- tionen. Außerdem für jeden Mitarbeiter GPS-Koordinaten über das Digitalfunk- Intranet. Das System wurde über meh- im Intranet „sichtbaren“ Teil der GIS- netz in das BMI-interne Netz, in dem rere Jahre konzipiert, aufgebaut und ist Infrastruktur, hat das System zu vielen sie in einer Livekarte visualisiert wer- mittlerweile tief im Dienstbetrieb des anderen technischen Applikationen den können. BMI und der Polizei verankert. 30 ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 11-12/21
Polizeiliche Nutzung von GIS und EMV bei Großveranstaltungen: Frequency Festival in St. Pölten (oben) – Livetracking (EMV), detaillierte Geländepläne; Donauinselfest in Wien – Livetracking (EMV), „Live“-Kriminalitätsdaten. Digitalfunk. Auch die Abteilung IV/8 nen können visualisiert werden“, erklärt Geoinformationssysteme sind aus der (Design und Betrieb kritischer Kommu- Markus Kandler. Es wurden auch inter- täglichen Polizei- und Verwaltung- nikationsinfrastrukturen) arbeitet tag- ne Lösungen entwickelt, mit denen stätigkeit nicht mehr wegzudenken, täglich mit der GIS-Plattform, denn für Ausfälle von Senderstationen simuliert man benötigt sie für die Streifenpla- die Planung und den Betrieb des Digi- werden können. Es kommt immer wie- nung, für die Einsatzleitung, für Krimi- talfunks benötigt man geografische In- der vor, dass bei Unwetterlagen oder nalitätsanalysen, für die Planung von formationen. Der GIS-Fachbereich ent- enormen Schneefällen einmal eine Lei- Verkehrsüberwachungsmaßnahmen und wickelt eigene Lösungen, mit denen die tung gekappt wird. Dann fällt ein Sen- vieles mehr. Derzeit arbeitet das GIS- Qualität des Digitalfunks sichergestellt der kurzzeitig aus und die Funkversor- Team an einer neuen Version der Un- wird. „Wurde ein Standort gebaut, dann gung für die Einsatzkräfte vor Ort än- fallsteckkarte, die mehr Filtermöglich- wird mit einem Messfahrzeug der Stan- dert sich. Das betrifft dann nicht nur die keiten in einer modernen und übersicht- dort abgefahren und gemessen, ob etwa Polizei, sondern auch Rettung, Feuer- lichen Benutzeroberfläche bietet. Zu- ausreichend Feldstärke geliefert wird. wehr oder die Bergrettung. Diese Szen- letzt war die GIS-Technologie ein unab- SCREENSHOTS: BMI Diese Messfahrt wird im GIS visuali- arien werden mit Geoinformations- dingbares Instrument, um den SKKM- siert und die Funknetzplaner sehen ge- Tools schon im Vorfeld simuliert und Koordinationsstab mit Covid-19-bezo- nau, ob die Planungen mit den Messda- es können vorbeugende technische Lö- genen Lagebildern und Informations- ten übereinstimmen. Auch Problemzo- sungen entwickelt werden. karten zu unterstützen. Michaela J. Löff ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 11-12/21 31
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