Visuelle Beurteilung von Ornamentgläsern und sandgestrahlten Gläsern - Merkblatt 2021-046 - Glas Fandel

 
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Visuelle Beurteilung von Ornamentgläsern und sandgestrahlten Gläsern - Merkblatt 2021-046 - Glas Fandel
Merkblatt 2021-046

Visuelle Beurteilung von
  Ornamentgläsern und
sandgestrahlten Gläsern

              Ralf Maus
              www.glas-fandel.de
              20.07.2021
Visuelle Beurteilung von Ornamentgläsern und
sandgestrahlten Gläsern
1.0 Ornamentgläser                                                   Der Strukturverlauf sollte in der Bestellung
Für die Beurteilung von Ornamentgläsern ist                          angegeben werden. Wenn diese Angabe fehlt,
nachfolgende Tabelle zu verwenden. Darüber                           erfolgt die Fertigung des Glases mit dem
hinaus sind die Produktspezifikationen der                           Strukturverlauf parallel zur Höhenkante.
jeweiligen Hersteller zu beachten.
                                                                     Aus fertigungstechnischen Gründen sind bei
Bei Ornamentgläsern kann eine Symmetrie der                          Ornament-            und         Farbgläsern
Struktur bei Verwendung mehrerer Scheiben                            Designverschiebungen      bzw.  geringfügige
nebeneinander in einer Fläche grundsätzlich nicht                    Farbunterschiede möglich.
gewährleistet werden.

                                        Zulässigkeit pro Einheit bzw. m2
          Ornamentglas, klar und in der Masse eingefärbt sowie emailliert oder oberglächenbehandelt
                                                                               flache Rand-   leichte Aus-
              Haarkratzer**     Ziehblase      Kugelblase      Einschlüsse beschädigung*      muschelung*
  Einheit
              nicht spürbar geschlossen geschlossen               Kristallin     gesäumte      gesäumte
                                                                                   Kante          Kante
                                L ≤ 20 mm         ≥ 3 mm
                                 B ≤ 1 mm        bis 5 mm
                                                                   ≥ 3 mm
                                 zulässig        zulässig
                                                                  bis 5 mm
                                  1 Stück         1 Stück
                                L ≤ 10 mm         < 3 mm
                                                                  zulässig
   Pro m2      Zulässig auf      B ≤ 1 mm
                                                               auf Gesamt-        zulässig       zulässig
 Glasfläche Gesamtfläche         zulässig        zulässig
                                                                   fläche,
                               auf Gesamt-     auf Gesamt-
                                                                jedoch nicht
                                  fläche,         fläche,
                                                                in gehäufter
                               jedoch nicht    jedoch nicht
                                                                    Form
                               in gehäufter    in gehäufter
                                   Form            Form
* Nicht tiefer als 15% der Scheibendicke in das Glasvolumen
** Haarkratzer, d. h. mit Fingernagel nicht spürbare Oberflächenbeschädigungen

Da       Ornamentglas    einem       individuellen                   Baurechtliche Aspekte werden in dieser Richtlinie
Herstellungsprozess unterliegt, sind kugel- oder                     nicht behandelt.
linienförmige Einschlüsse und Bläschenbildung
Ausdruck          der          charakteristischen                    Zur Beurteilung der Produkte ist es erforderlich,
Gütebeschaffenheit.                                                  dem Hersteller mit der Bestellung den konkreten
                                                                     Anwendungsbereich, die konstruktiven und
Strukturabweichungen infolge Walzenwechsels                          visuellen Anforderungen bekannt zu geben, Das
und     Musterversatz    sind     nicht   immer                      betrifft insbesondere folgende Aufgaben:
auszuschließen und damit nicht reklamationsfähig.
                                                                         Innen- und / oder Außenanwendung
2.0 Sandgestrahlte Gläser                                                Einsatz für den Durchsichtbereich (Betrachtung
Diese Richtlinie gilt für die Beurteilung der visuellen                  von beiden Seiten z.B. Trennwände, usw.)
Qualität   von       vollflächig-    oder    teilflächig
                                                                         Anwendung mit direkter Hinterleuchtung
sandgestrahlten Gläsern, deren Oberfläche in
Sandstrahltechnik mattiert sind. Als Basisglas                           Kantenqualität (für freistehende Kanten wird
kommt sowohl entspanntes, wie auch zu                                    eine matt geschliffene Kante empfohlen. Bei
Einscheibensicherheitsglas (ESG, ESG-H) oder
                                                                         gesäumten, oder bei Schnittkanten wird von
teilvorgespanntes (TVG) klares oder in der Masse
eingefärbtes Float- oder Ornamentglas in Frage.                          gerahmter Ausführung ausgegangen)

                                                                                                                    1
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Weiterverarbeitung         der     sandgestrahlten           Griffschutz
   Scheiben      z.B.   zu   Mehrscheibenisolierglas
                                                                Sandgestrahltes Glas verschmutzt leicht und lässt
   (MIG) oder Verbundglas (VG) bzw. Verbund-                    sich scher reinigen – aggressive oder scheuernde
   Sicherheitsglas (VSG).                                       Mittel greifen die Oberfläche an. Die mit einem
   Position der mattierten Oberfläche                           „Griffschutz“    beschichtete    Oberfläche    ist
                                                                unempfindlicher      gegen      Schmutz     oder
   Optional:     Ausführung     der   sandgestrahlten           Fingerabdrücke. Die besonderen Reinigungs- und
   Oberfläche mit Griffschutz                                   Pflegeempfehlungen sind generell beim Hersteller
                                                                anzufordern.
Werden sandgestrahlte Gläser zu VSG oder
Isolierglas verbunden, wird jede Scheibe einzeln                2.2 Verfahren / Hinweise / Begriffe
beurteilt (wie Monoscheiben).                                   Grundsätzlich ist bei der Beurteilung der visuellen
                                                                Qualität die direkte Draufsicht auf die Oberfläche,
2.1 Verfahren / Hinweise / Begriffe                             welche der üblichen Raumnutzung entspricht,
                                                                maßgebend.

Vollflächig und teilflächig sandgestrahl-                       Dabei dürfen die Beanstandungen nicht besonders
te Gläser                                                       markiert sein. Die Prüfung der Verglasung ist aus
                                                                einem Abstand von mindestens 1,50 m Entfernung
Die sandgestrahlte Seite sollte immer die von der               und senkrechter Betrachtungsweise bzw. einem
Bewitterung abgewandte Seite (Position zwei oder                Betrachtungswinkel von max. 30O zur Senkrechten
größer) sein. Ausnahmen sind nur nach vorheriger                vorzunehmen. Geprüft wird bei Tageslicht bei
Rücksprache mit dem Hersteller zulässig.                        bedecktem Himmel, ohne direktes Sonnenlicht
Anwendungen im Durchsichtbereich (Betrachtung                   oder künstliche Beleuchtung vor einem einfarbigen
von beiden Seiten) müssen immer mit dem                         Hintergrund. Bei vorher vereinbarten speziellen
Hersteller       abgestimmt      werden.       Bei              Anwendungen sind diese als Prüfbedingungen
Sandstrahlungen ist eine Wolkenbildung möglich,                 anzuwenden.
die bei Hinterleuchtung der Scheiben sichtbar wird.
                                                                Die Richtlinie dient ausschließlich zur Beurteilung
Diese Wolkenbildung stellt keinen Mangel dar.                   der Mattierung in sichtbaren Bereich im
                                                                eingebauten Zustand. Für die Beurteilung des
In Abhängigkeit vom Herstellungsverfahren                       Basisglases wird die DIN EN 1279 Teil 1 Anhang F
ergeben sich Unterschiede und Besonderheiten,                   und G herangezogen.
die nachfolgend genannt werden.

 Fehlerarten / Toleranzen für sandgestrahlte Gläser

 Zulässige punktförmige Fehlstellen in   > 0,5 mm - ≤ 1,0 mm: max. 3 Stück / m2 mit Abstand ≥ 100 mm
 der sandgestrahlten Fläche *            > 1,0 mm - ≤ 2,0 mm: max. 2 Stück / Scheibe

 Wolken                                  zulässig (vgl. 2.1)

 Wasserflecken                           nicht zulässig

                                         Bei Bohrungen und eingefassten Kanten ist die Sandstrahlung der Fase und
 Überschlag der Sandstrahlung an den
                                         Kante zulässig.
 Kanten
                                         Bei polierten Kanten nur auf der Fase zulässig.

                                                                                                                2
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unmattierter Glasrand                      bis 2 mm in die Glasfläche zulässig

                                            Kantenlänge der Scheibe:                   Toleranzbereich:
 Lagetoleranz bei
                                            ≤ 1.000 mm                                 ± 1,0 mm
 Teilsandstrahlung (a) Abb. 1 **
                                            > 1.000 mm                                 ± 2,0 mm

                                            Kantenlänge der sandge. Fläche:            Toleranzbereich:
 Toleranz der Abmessung bei
                                            ≤ 1.000 mm                                 ± 1,0 mm
 Teilsandstrahlungen (b) Abb. 1 **
                                            > 1.000 mm                                 ± 2,0 mm

                                            Kantenlänge der Scheibe:                   Toleranzbereich:
 Designgeometrie
                                            ≤ 1.000 mm                                 ± 1,0 mm
 (c) u. (d) Abb. 2
                                            > 1.000 mm                                 ± 2,0 mm

* Bemessungsgrundlage ist die Fläche der Glasfläche. Bei kleineren Formaten (< 0,67 m 2) sind 2 Fehlstellen zulässig.
** Die Lagetoleranz der sandgestrahlten Fläche wird vom Referenzpunkt aus gemessen, der mit dem Hersteller abgestimmt ist.

Abb.1 – Lage- und Designtoleranzen der Abmessungen bei teilmattierten Flächen

Abb.2 – Geometrie des Designs - Designfehler

                                                                                                                             3
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2.3 Beurteilung des Farbeindrucks                       2.3.1 Betrachter              bzw.       Art     der
Farbabweichungen oder Abweichungen des                  Betrachtung
visuellen Eindrucks der sandgestrahlten Fläche im       Einflussgrößen sind der Betrachtungswinkel, die
Fall von Nachbestellungen können grundsätzlich          Größen des Objektes und vor allem auch die Art,
nicht ausgeschlossen werden, da diese durch             wie nahe zwei zu vergleichende Objekte
mehrere nicht vermeidbare Einflüsse auftreten           zueinander angeordnet sind.
können.     Unter    bestimmten      Licht-  und
Betrachtungsverhältnissen kann ein erkennbarer          2.4 Sonstige Hinweise
Unterschied zwischen zwei sandgestrahlten               Die sonstigen Eigenschaften der Produkte sind den
Glasscheiben vorherrschen, der vom Betrachter           nationalen bauaufsichtlichen Vorschriften und den
sehr subjektiv als „störend“ oder auch „weniger         geltenden Norman zu entnehmen, insbesondere
störend“ eingestuft werden kann.                        der:

2.3.1 Art des Basisglas                                    EN 12150 für Einscheibensicherheitsglas
Das verwendete Basisglas ist in der Regel Float-           EN 1863 für teilvorgespanntes Glas
glas, d.h. die Oberfläche ist sehr plan und es
kommt zu einem hohen Anteil gerichteter                    EN 14179 für heißgelagertes Einscheiben-
Lichtstrahlung. Zusätzlich kann dieses Glas mit            sicherheitsglas
verschiedensten Beschichtungen versehen sein,              Sandgestrahlte      Scheiben      können      unter
wie z.B. Sonnenschutzschichten (Erhöhen der
                                                           Einwirkung von Feuchtigkeit korrodieren und
Lichtreflexion          der           Oberfläche),
reflexionsmindernden Beschichtungen oder auch              sind deshalb beim Transport und der Lagerung
leicht geprägt sein wie z.B. bei Strukturgläsern.          vor Feuchtigkeit zu schützen.
Dazu kommt die sogenannte Eigenfarbe des
                                                           Die Reinigung mit abrasiven Mitteln, wie z.B.
Glases, die wesentlich von der Glasdicke und
Glasart (z.B. durchgefärbte Gläser, eisenoxidarme          Stahlwolle, holzhaltigem Papier, Mikrofaser-
Gläser usw.) abhängig ist.                                 tüchern etc. kann zu Strukturveränderungen der
                                                           sandgestrahlten Oberfläche führen und ist nicht
2.3.2 Lichtart bei der das Objekt
                                                           zulässig. Die besonderen Reinigungs- und
betrachtet wird
Die Lichtverhältnisse sind in Abhängigkeit von der         Pflegeempfehlungen        sind    generell    beim
Jahreszeit, Tageszeit und der vorherrschenden              Hersteller anzufordern.
Witterung ständig verschieden. Das bedeutet, dass
die Spektralfarben des Lichtes, welches durch die
verschiedenen Medien (Luft, Glasoberfläche,
Glaskörper) auf die Sandstrahlung auftreffen, im
Bereich des sichtbaren Spektrums (380 - 780 nm)
unterschiedlich stark vorhanden sind. Die nicht
sandgestrahlte Oberfläche reflektiert einen Teil des    ________________________________________
auftretenden Lichtes mehr oder weniger je nach
Einfallswinkel. Die auf die Sandstrahlung               Mit Erscheinen dieser technischen Information verlieren
auftreffenden „Spektralfarben“ werden von der           alle früheren Ausgaben ihre Gültigkeit
Sandstrahlung teilweise gestreut. Dadurch
                                                        Die vorstehenden Angaben, insbesondere Vorschläge
erscheint die Sandstrahlung je nach Lichtquelle
                                                        für die Verarbeitung und Verwendung unserer Produkte,
unterschiedlich.                                        beruhen auf unseren Erkenntnissen und Erfahrungen.
                                                        Eine Haftung kann weder aus diesen Hinweisen, noch
                                                        aus einer mündlichen Beratung begründet werden, es
                                                        sei denn, dass uns insoweit Vorsatz oder grobe
                                                        Fahrlässigkeit zur Last fällt.

                                                                                                            4
R. Maus / Anwendungstechnik              www.glas-fandel.de
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