Vor den Galapagosinseln, Iran oder Nordkorea: Die chinesischen Schiffe fischen, wo es ihnen gefällt. Das steckt dahinter
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Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM Vor den Galapagosinseln, Iran oder Nordkorea: Die chinesischen Schiffe fischen, wo es ihnen gefällt. Das steckt dahinter China hat die weltweit grösste Flotte für Hochseefischerei. Umweltschützer warnen vor der Zerstörung der Ozeane, lokale Fischer fürchten um ihre Existenz – und geben den Chinesen die Schuld. Zu Recht? Vanessa Möller, Katrin Büchenbacher, Adina Renner 13 Kommentare 16.09.2020, 05.30 Uhr Die roten Punkte und Linien zeigen: Die chinesischen Fischereischiffe sind auf der ganzen Welt unterwegs. Die Darstellung basiert auf Signalen, welche die Schiffe vom 1. Juli bis am 18. August gesendet haben. Quellen: SPIRE (Schiffsbewegungen), Natural Earth (Basiskarte) NZZ / adi. Das Meer ist voller roter Punkte. Jeder einzelne Punkt steht für ein chinesisches Schiff. Sichtbar wird das auf digitalen Karten, die internationale Schiffsbewegungen über Satellitensignale der einzelnen Schiffe abbilden. Eine Person, die sich für solche Karten interessiert, ist die Aktivistin Veronica Llanes aus Ecuador, die sich für den Schutz der Galapagosinseln einsetzt. Täglich brütet die 28-Jährige auf Websites wie Global Fishing Watch und Vessel Finder über einer dort erkennbaren Ansammlung https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 1 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM chinesischer Hochseeschiffe vor den Galapagosinseln, wie sie am Telefon erzählt. Dass es chinesische Schiffe sind, weiss sie, weil ihr lokale Fischer Fotos der imposanten Schiffe geschickt haben. Auch Bilder von PET- Flaschen mit chinesischen Schriftzeichen, die es in Ecuador und auf den Galapagosinseln an den Strand gespült hat, erreichten sie. Llanes taucht gerne, sie sagt: Nirgends sonst auf der Welt gebe es eine solche Artenvielfalt unter Wasser, so viele geschützte Meerestiere, die den chinesischen Netzen in die Fänge gehen könnten. «Ich muss handeln», habe sie sich gesagt. Von Mitte Juli bis Anfang September fischten Hunderte von chinesischen Schiffen in der Nähe der Galapagosinseln. Umweltschützer fürchteten, das Ökosystem könnte Schaden nehmen. China sagte: Wir fischen legal. Hochseefischen in internationalen Gewässern darf jeder. «Fernfischerei» nennen das die Fachleute – das Fischen ausserhalb der eigenen Wirtschaftszone. Die Fernfischerei ist kaum reguliert und schwierig zu überwachen (siehe Box unten). Dabei sind 90 Prozent der Fischbestände laut der Welternährungsorganisation der Uno bereits ausgeschöpft. Gleichzeitig ist Chinas Fernfischereiflotte in den letzten Jahren stetig gewachsen. Heute ist China die führende Fischereination der Welt. Im Südchinesischen Meer, vor Westafrika, Iran und laut Studien heimlich vor Nordkorea – weltweit fischen die Chinesen. Das führt zu Konflikten. Doch China ist nicht das einzige Problem. https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 2 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM Imago Die chinesische Fernfischereiflotte ist auf heimischer, fremder und internationaler See unterwegs – wie hier in Gewässern vor der südchinesischen Provinz Guangdong. Über 300 Schiffe vor den Galapagosinseln Riesenschildkröten, Leguane, Albatrosse, Finken – auf den Galapagosinseln tummeln sich viele seltene Tiere. Sie haben Charles Darwin zu seiner Evolutionstheorie inspiriert. Unter Wasser sieht es ebenso bunt aus. Unterschiedliche Meeresströmungen sorgen für ideale Temperaturen und nährstoffreiches Wasser. Etwa 2900 verschiedene Arten von Meerestieren kommen deswegen aus dem ganzen Pazifik zu den Küstengewässern um die Galapagosinseln, unter ihnen Haie, Seelöwen, Delphine. The Worlds Greatest Pillowcase What's the world going crazy about? The Blissy Pillowcase Blissy Die reiche Meeresfauna lockt die Fischer an. Ecuador hat deswegen 1998 ein Naturschutzgebiet in einem Radius von 40 Seemeilen (zirka 74 https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 3 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM Kilometer) um die Galapagosinseln gezogen. Die industrielle Fischerei ist in diesem Gebiet verboten. Die lokalen Fischer fischen dort trotzdem heimlich. Um das Naturschutzgebiet der Galapagosinseln zieht sich 200 Seemeilen weit die ausschliessliche Wirtschaftszone (AWZ) Ecuadors. Die AWZ basiert auf dem Seerechtsübereinkommen der Uno. Ausländische Fischer brauchen eine Genehmigung des jeweiligen Landes, um in dessen AWZ zu fischen. Da die Galapagosinseln mehr als 900 Kilometer vom Festland entfernt sind, bleibt zwischen der AWZ der Inseln und derjenigen des ecuadorianischen Festlandes ein Streifen internationales Gewässer. Dort hatten sich im Juli und August mehr als 300 chinesische Schiffe stationiert. Die Fläche der Flotte war zeitweise grösser als jene der Galapagosinseln. Die chinesischen Schiffe positionieren sich genau an der Grenze der AWZ der Galapagosinseln. Schiffsbewegungen vom 1. Juli bis am 18. August. Quellen: Spire (Schiffsbewegungen), Natural Earth (Basiskarte) NZZ / adi. Die Mehrheit der chinesischen Schiffe vor den Galapagosinseln fängt Tintenfische. Eine Beobachtungsmission der ecuadorianischen Marine Anfang August schätzte, dass jedes der Schiffe ungefähr 1000 Tonnen Fracht tragen könne. Die Flotte kann also etwa 300 000 Tonnen Fisch aus dem Wasser holen. Die Marine fand ausserdem heraus, dass 149 der chinesischen Schiffe zeitweise ihr Identifikationssystem ausgeschaltet hatten, damit sie nicht geortet werden konnten. https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 4 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM Blissy is truly a game-changer Apparently it’s supposed to do wonders for your appearance and improve your sleep. Blissy Der Meeresschützer John Hourston sagt am Telefon: «Diese vielen Schiffe, die über Wochen um die Galapagosinseln herum fischen, sind eine grosse Belastung für das Ökosystem.» Der ehemalige Fischer arbeitet freiwillig bei der Blue Planet Society, einer britischen Organisation, die gegen Überfischung und Umweltverschmutzung der Weltmeere kämpft. «Meine grösste Sorge ist, dass vor den Galapagosinseln verdeckte illegale Aktivitäten stattfinden», sagt Hourston. Im Jahr 2017 haben ecuadorianische Behörden im Laderaum eines chinesischen Schiffs 6600 tote Haie gefunden, die meisten von ihnen bedrohte Hammerhaie. Im Mai dieses Jahres fanden Zollbeamte in Hongkong zwei Container aus Ecuador voller Haifischflossen von über 38 000 geschützten Haien. Wer sie gefischt hat, geht aus den Berichten nicht hervor. https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 5 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM Nature Picture Library / Imago Die Hammerhaie der Galapagosinseln werden immer wieder gezielt gefischt, obwohl sie geschützt sind. Kin Cheung / AP Haifischflossen, wie sie hier auf dem Bild in Hongkong getrocknet werden, sind eine Spezialität der chinesischen Küche. Normalerweise als Suppe serviert, sollen sie die Potenz stärken, das Hautbild verbessern oder Herzkrankheiten vorbeugen. Die Aktivistin Veronica Llanes machen solche Berichte misstrauisch gegenüber der chinesischen Flotte vor den Galapagosinseln. «Wir wissen nicht, was sie fangen», sagt sie. Deswegen hat Llanes eine Petition gestartet mit dem Ziel, Druck auf die ecuadorianische Regierung aufzubauen, um die Fernfischerei nahe den Galapagosinseln zu stoppen. https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 6 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM Eine halbe Million Menschen auf der ganzen Welt sind dem Aufruf bisher gefolgt. Must-Have Gift Of 2020 It has 10,000 5 star reviews making it the highest and most reviews pillowcase ever. Blissy Peking hat auf das Misstrauen Ecuadors und des übrigen Auslands reagiert. Die chinesische Botschaft in Ecuador erklärte, die Vorwürfe der illegalen Fischerei entbehrten jeder Grundlage. Die Schiffe vor den Galapagosinseln operierten legal und bedrohten niemanden. Ausserdem seien die Beziehungen zwischen China und Ecuador hervorragend. In der Tat ist das hochverschuldete Ecuador abhängig von China. Das Land lebt vom Erdöl, und China kauft es. Die Verträge zwischen den beiden Staaten laufen über Jahre, und Ecuador erhält dafür Darlehen von China in Milliardenhöhe. Ecuador exportiert auch über die Hälfte seiner Crevettenproduktion nach China. Chinas Geheimverträge gehen zulasten von Kleinfischern Chinesische Fischereischiffe finden sich nicht nur vor der südamerikanischen Küste, sondern auf der ganzen Welt. Sie sind vor allem im Pazifik sowie in den Gewässern vor Ost- und Westafrika unterwegs. Neben China fischen aber auch andere Länder ausserhalb ihrer eigenen Wirtschaftszone. Forscher des Stimson Center fanden heraus, dass China von 2015 bis 2017 für knapp 60 Prozent des globalen Fischfangs verantwortlich war. Chinas Fernfischereiflotte stelle fast 17 000 Schiffe, schätzt das Overseas Development Institute für die Jahre 2017 bis 2018. Die Fernfischereiflotte der EU-Staaten habe im Jahr 2019 223 Schiffe gehabt, schreibt die Coalition for Fair Fisheries Arrangements. Auch in Bezug auf die ganze Fischereiflotte hat China nach den Schätzungen von Global Fishing https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 7 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM Watch bei weitem die meisten Schiffe. Die zehn grössten Fischereiflotten der Welt, 2019 (in Tausend) 0 10 20 30 China Norwegen Südkorea USA Spanien Taiwan Japan Italien Grossbritannien Frankreich Quelle: Global Fishing Watch NZZ / adi. Dabei fischen Chinas Fernfischer nicht nur in internationalen Gewässern. Einige Länder erzielen hohe Einkünfte damit, dass sie China Fischereirechte in ihrer Wirtschaftszone abtreten. Auf diese Weise gefährden diese Regierungen die Lebensgrundlage heimischer Fischer. Ein Beispiel dafür ist Iran. Dort beschweren sich die Fischer seit einigen Jahren über Chinesen, die in iranischen Gewässern fischen. «Ich habe immer 60 bis 70 Kilogramm Fisch pro Tag gefangen», sagt ein Fischer gegenüber einem lokalen Fernsehsender. «Heute ist nichts mehr übrig.» Die Schuld gibt er den Chinesen. https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 8 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM Die chinesischen Schiffe fischen legal innerhalb der iranischen AWZ – jedoch mit illegalen Methoden, sagen Augenzeugen. Schiffsbewegungen vom 1. Juli bis zum 18. August. Quellen: SPIRE (Schiffsbewegungen), Natural Earth (Basiskarte) NZZ / adi. Berichte von lokalen Fischern, die sich über chinesische Schiffe in ihren Gewässern beschweren, gibt es weltweit. Laut dem Meeresbiologen Daniel Pauly, Professor an der University of British Columbia, schliesst China mit vielen Ländern Fischereiverträge ab. Das geschehe jedoch meist sehr diskret. «Wenn chinesische Schiffe auftauchen, denken die lokalen Fischer natürlich zunächst, diese seien illegal dort», erklärt Pauly. Der Forscher gilt als führender Fischereiexperte. Er hat jahrelang zum Einfluss der Menschen auf den Ozean geforscht und dabei bewiesen: Wenn die kommerziellen Fischereien so weitermachen, rotten sie nicht nur die Fischbestände aus, sondern schaffen sich auch gleich selbst damit ab. Eine besonders schädliche Methode ist zum Beispiel das Fischen mit Grundschleppnetzen. Trawling wird das im Jargon genannt. Dabei wird ein riesiges, trichterförmiges Netz über den Meeresboden gezogen. Umweltexperten beklagen, dass hierbei grosse Meerestiere wie Delphine gefangen würden und der Meeresboden zerstört werde. Trawling ist in https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 9 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM iranischen Gewässern nicht erlaubt. Iranische Fischer sagen, China halte sich nicht an das Verbot. Dass China des Trawling bezichtigt wird, kommt nicht von ungefähr. Von allen 152 Küstenstaaten belegt China auf dem Index der illegalen, nicht gemeldeten und nicht geregelten Fischerei (IUU) den ersten Platz. Der IUU-Index wird von der norwegischen Regierung finanziert, dahinter stecken eine internationale Beratungsfirma und eine Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Genf. Auch China führt einen IUU-Index. Darauf seien chinesische Fischereien seit 2013 nicht mehr erschienen, berichtet die regierungstreue Zeitung «Global Times». China will Fisch essen – und Präsenz markieren Die Fernfischerei schädigt die Ozeane und bedroht die Lebensgrundlage lokaler Fischer. Gleichzeitig sind viele der industriellen Fangmethoden wie das Trawling sehr teuer. Bringt das Fischen ausserhalb der eigenen Gewässer den Ländern also satte Gewinne? Eine Studie von Forschern von Global Fishing Watch, National Geographic Society und verschiedenen Universitäten aus dem Jahr 2018 zeigt: Über die Hälfte der Fernfischerei rentiert nur dank staatlichen Subventionen. China, Japan oder Spanien stecken jährlich Hunderte von Millionen Dollar in die Fernfischerei. Ein Grund für die staatlichen Subventionen ist die weltweit wachsende Nachfrage nach Fisch. Allein durch Fischzuchten und den Fang aus heimischen Gewässern kann diese nicht gedeckt werden. China hat fast 1,4 Milliarden Menschen zu ernähren. Seit den späten 1970er Jahren essen die Chinesen mit zunehmendem Wohlstand immer mehr Fisch. Chinas Landwirtschaftsministerium ging 2015 von 14,3 Kilogramm Fisch und Meeresfrüchten jährlich pro Kopf für die städtische Bevölkerung aus. Der weltweite Durchschnitt liegt knapp unter 20 Kilogramm. https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 10 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM Kyodo News / Imago Chinesische Fischereiflotten fangen nicht nur Fische, sondern sie markieren auch Präsenz in Gebieten, wo China territoriale Ansprüche hat, wie im Südchinesischen Meer. Der Meeresschützer Hourston sagt, hinter den Subventionen für die Fernfischerei Chinas stünden auch geopolitische Interessen. «Ein Gebiet mit Fischereiflotten zu kontrollieren, ist Machtprojektion mit nichtmilitärischen Mitteln.» Das gilt ganz besonders für das Südchinesische Meer, wo es immer wieder zu Zusammenstössen der chinesischen Flotte mit Fischerbooten aus den Philippinen und aus Vietnam kommt. China beansprucht dort einen Grossteil der rohstoffreichen Gebiete, obwohl ein internationales Schiedsgericht 2016 diese Ansprüche zurückwies. «Es wäre das Beste, die Fischereisubventionen zu verbieten» Die hohe Nachfrage und geopolitische Interessen machen es schwer, die Probleme der lokalen Fischer zu lösen und das Ökosystem der Meere zu schützen. Dabei gibt es Ideen, wie die Fernfischerei reduziert werden könnte. Im Fall der Galapagosinseln beispielsweise fordern Umweltaktivisten, dass Ecuador die AWZ ausweitet. Wenn das gesamte Gebiet zwischen dem Festland und den Inseln unter der Kontrolle Quitos wäre, könnten die wandernden Meerestiere besser geschützt werden, argumentieren sie. Doch die AWZ können nicht eigenmächtig von einem Land https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 11 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM vergrössert werden, und dass alle Länder sich darauf einigen, ist unrealistisch. Zudem könnten lokale und – falls Ecuador entsprechende Verträge abschliesst – auch fremde Fischer weiterhin dort fischen. Vielen Entwicklungsländern wie Ecuador fällt es schwer, ihre Gewässer gründlich zu überwachen. «Ecuador braucht Hilfe», sagt der Meeresschützer Hourston. «Es fehlt dem Land schlicht an Ressourcen, um das Weltkulturerbe der Galapagosinseln zu schützen.» Santiago Arcos / Reuters Die Marine Ecuadors hat Anfangs August eine chinesische Flotte von über 300 Schiffen vor den Galapagos-Inseln inspiziert. Einige der Schiffe hätten zeitweise ihr Identifikationssystem ausgeschaltet, fand die Marine heraus. Der Fischereiexperte Pauly fordert: «Es wäre das Beste, die Fischereisubventionen zu verbieten.» Eine entsprechende Vorgabe sollte bereits einmal in die «Ziele für nachhaltige Entwicklung» der Uno aufgenommen werden. Ein konkreter Vorschlag liegt vor, unterzeichnet von 91 Uno-Mitgliedsstaaten. Doch die Staatenwelt hat sich bis heute nicht einigen können. Für die Fische in den ecuadorianischen Gewässern gibt es allerdings etwas Hoffnung: Ecuador hat sich bei China beschwert, wie ein Brief der Regierung Ecuadors als Reaktion auf die Petition der Aktivistin Llanes zeigt. Sie feiert den Erfolg. China hat für die Region um die Galapagosinseln von September bis November ein dreimonatiges https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 12 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM Fischerei-Moratorium verhängt. Ecuador möchte ein permanentes Moratorium durchsetzen, berichtete die spanische Nachrichtenagentur EFE. Ein Blick auf die aktuellen Karten zeigt: Der rote Fleck verschiebt sich langsam von den Galapagosinseln weg. Die chinesischen Schiffe ziehen ab – zumindest vorläufig. Knapp vier Millionen Datenpunkte adi. · Jeder orangefarbene Punkt auf unseren Karten, knapp vier Millionen, repräsentiert den Standort eines chinesischen Fischerbootes im Zeitraum von Juli bis Mitte August 2020. Die Standorte wurden mittels AIS-Signale übermittelt. AIS steht für «Automatisches Identifikationssystem». Die Technologie ermöglicht Schiffen, untereinander Daten über Position und Kurs auszutauschen, und wurde ursprünglich für die Lenkungen des Schiffsverkehrs und die Kollisionsverhütung entwickelt. Während dieser Austausch über Funk stattfindet, ermöglicht seit einigen Jahren satellitengestütztes AIS die globale Überwachung von schiffsbasierten Aktivitäten wie jenen des Fischfangs. AIS-basierte Daten von Fischereischiffen sind aber mit Vorbehalt zu interpretieren. Es gibt zum einen technische Hürden: In empfangsarmen, aber auch in stark befahrenen Regionen kommt es nicht selten zu einer Störung des Signals. Die Folgen davon sind unvollständige oder ungenaue Datensätze. Gesetzlich sind zudem zwar Transport- und Passagierschiffe verpflichtet, AIS zu benutzen; für Fischereischiffe ist die Ausstattung erst ab einer bestimmten Grösse obligatorisch. Geschätzt wird, dass zwischen 52 und 85 Prozent der Fischereischiffe mit einer Länge von über 24 Metern AIS-Technologie verwenden. Dies heisst aber nicht, dass das System auch regulär oder lückenlos eingesetzt wird: Fischereischiffe können das AIS ausschalten oder den Inhalt einer AIS-Nachricht verfälschen. So kann die Konkurrenz ausgestochen und können illegale Aktivitäten vertuscht werden. Um die Lücken in den AIS-basierten Daten zu füllen und den gesetzwidrigen Fischfang aufzudecken, greifen Nichtregierungsorganisation wie Global Fishing Watch auf verschiedene Methoden zurück. Mit Infrarotbildern können zum Beispiel Schiffe gefunden und verortet werden, die nachts Licht emittieren, um Fang anzulocken. Ebenfalls kann die in der AIS-Nachricht enthaltene Schiffsnummer mit globalen und https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 13 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM nationalen Schiffsregistern abgeglichen werden. Zudem wird Machine Learning eingesetzt, um fehlerhafte Muster in den AIS-Nachrichten zu erkennen und zu korrigieren. So erstellt Global Fishing Watch aus den AIS-Daten einen erweiterten Datensatz, der «vermutete Fischereitätigkeiten» aufzeichnet. Da dieser erweiterte Datensatz momentan nur für die Zeitspanne von 2012 bis 2016 zur Verfügung steht, bedienen wir uns für diesen Artikel der Ursprungsdaten – der von den Schiffen versendeten AIS-Signale. Der hier verwendete Datensatz stammt von Spire, einer Satellitenfirma, die auch Global Fishing Watch mit Daten beliefert. Für diesen Artikel wurden die AIS-Nachrichten nach Schiffen, die unter der chinesischen Flagge gelistet sind, ergänzt und gefiltert. Schiffe, die immer wieder unter anderen Flaggen gelistet waren, wurden gelöscht. Da die Daten nicht um weitere Quellen erweitert wurden, zeigen unsere Karten also nicht die Fischereitätigkeiten, sondern nur die Schiffsbewegungen. Ein visueller Vergleich mit der von Global Fishing Watch publizierten Karte zeigt aber eine Korrelation zwischen den Bewegungen und den «vermuteten Fischereitätigkeiten». Die AIS-Rohdaten sind somit zwar nicht für eine Detailanalyse zu gebrauchen, lassen aber doch das Ausmass des globalen Fischfangs und der damit verbunden Aktivitäten vermuten. Text Vanessa Möller, Katrin Büchenbacher, Patrick Zoll. Karten Adina Renner. Datenanalyse Adina Renner, Barnaby Skinner. Bildrecherche Martin Berz. 13 Kommentare C. B. vor 12 Tagen 19 Empfehlungen Als ich vor 3 Jahren die Galapagos Inseln besuchte, hatten sie dort gerade einen chinesischen Trawler beschlagnahmt und den Kapitän verhaftet, da er im SCHUTZGEBIET fischte. Und unser Guide sagte uns, dass dies ständig vorkomme. Wenn China behauptet dies sei nicht der Fall, dann lügt die chin. Regierung. Wen wundert das? Und nun mit Corona scheint es noch schlimmer zu sein, da z.B. zwischen den Galapagos Inseln die Kontrolle durch die Boote der Guides und Umweltschützer weitgehend ausfällt. Auch an der kolumbischen Pazifikküste erzählten uns einheimische Fischer eine ähnliche Geschichte: die Chinesen fischen rücksichtslos. 1,5 Milliarden Chinesen brauchen riesige Mengen Fisch und man besorgt ihn sich legal oder illegal, ganz egal. Man sollte den Chinesen endlich einmal energisch auf die Finger klopfen. Und die Schleppnetzfischerei gehört sowieso weltweit verboten, egal wer fischt. Michael Shellenberger schreibt in seinem Buch "Apocalypse Never" dass die einzige Lösung des Problems GUTE Fischzucht ist, da die Anzahl Menschen wohl kaum schnell genug zurück geht, um die Meere anders retten zu können. https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 14 of 15
Galapagos-Inseln, Iran, Nordkorea: China fischt, wo es will 2020-09-28, 9:16 AM andrej motyl vor 12 Tagen 16 Empfehlungen Wie es der Artikel richtigerweise (aber leider nur ) streift, betreibt China mit Milliardensubventionen für die Fischerei-Flotten geostrategische Politik. Im Zusammenhang mit dem Südchinesischen Meer sehen wir einen kafkaesken Wettlauf, um die Kontrolle der Seefläche über "Präsenz" . China bestimmt wann und wo dort gefischt werden darf. Chinas Fischer sind dort ein Teil einer nationalen Militia. Mann braucht keine Kannonenboote, bloss Fischer mit Satelitenphones und jedes chin. Küstenwachboot in der Region ist im Bilde über jede Bewegung eines fremden Prospektionsbootes (Gas, Erdöl). Wir sind dabei die Abschaffung der freien Schifffahrt zu beobachten, aber mit abstrus naiven und ideologisch geblendeten Maas-los Heiklen Aussenministern der EU lechzen wir nach " Peace in our time". In der Ost - Ägäis item. Alle Kommentare anzeigen Mehr zum Thema Auf Galapagos ist die Erschaffung der Welt noch immer im Gang Charles Darwin machte die Galapagosinseln weltberühmt; und sie ihn. Hier kam der britische Naturforscher vor bald 200 Jahren der Schöpfung auf die Schliche. Das Naturparadies im Pazifik ist auch heute noch einzigartig, doch die Balance droht allmählich zu kippen. Sascha M. Kleis (Text und Bilder) 24.01.2020 ERKLÄRT Die freie Seefahrt wird mit Kriegsschiffen durchgesetzt – das Wichtigste im Überblick Patrick Zoll 08.09.2018 Trump will Meeresschutzgebiet wieder für Fischerei öffnen Trumps Vorgänger, Barack Obama, hatte das Gebiet vor der Küste von Maine 2016 zum Schutzgebiet erklärt. 06.06.2020 Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG. Alle Rechte vorbehalten. Eine Weiterverarbeitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung zu gewerblichen oder anderen Zwecken ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis von Neue Zürcher Zeitung ist nicht gestattet. https://www.nzz.ch/international/galapagos-inseln-iran-nordkorea-china-fischt-wo-es-will-ld.1573141 Page 15 of 15
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