Mit breiterem Sortiment in die Zukunft - Rivella
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22 UNTERNEHMEN Rivella Mit breiterem Sortiment in die Zukunft Mit einem Bekanntheitsgrad bei der Bevölkerung von stolzen 99 Prozent gehört Rivella zu den Schweizer Marken-Ikonen. Trotzdem bedarf es in Rothrist (AG) permanenter Anstrengungen, um auf dem Getränkemarkt erfolgreich zu bleiben. Mit Innovationen wie dem neuen Rivella Cliq versucht das Familienunternehmen, sein hohes Niveau zu halten. Michael Zollinger Im Jahr 1950 kauft der Jura-Student Ro- im vergangenen Jahr ein neues Erfolgs- Für Erland Brügger, damals noch nicht bert Barth die Rezeptur für ein Bier aus produkt lanciert hat. dabei, ist vor allem der hohe Erklärungs- Molke. Gemeinsam mit einem ETH -In- bedarf des speziellen Getränks mit genieur tüftelt er in Stäfa intensiv und Die Nummer 2 in der Schweiz Milchserum der damalige Grund für das entwickelt in einem monatelangen Pro- Rivella setzt jährlich rund 100 Millionen Scheitern. «Auch in der Schweiz begeg- zess schliesslich das Rivella mit Milch- Liter Erfrischungs- und Fruchtsaftge- nete Robert Barth ja anfänglich einiger serum, das er 1952 zunächst in der Re- tränke ab. Mit einem Marktanteil von Skepsis und hatte keineswegs auf An- gion Zürichsee auf den Markt bringt. 15,3 Prozent ist die Unternehmung die hieb Erfolg», wie Brügger weiss. Mit einer Noch in den 50er-Jahren zieht Barth ins Nummer 2 auf dem Schweizer Erfri- ähnlichen Herausforderung sehe man aargauische Rothrist und beginnt dort schungsgetränke-Markt. Grösser ist hier- sich übrigens heute teilweise sogar im sein Rivella, eine Wortkreation aus dem zulande nur Coca-Cola mit ihren ver- Heimmarkt konfrontiert – angesichts Tessiner Ort Riva San Vitale und dem schiedenen Marken. «Die Marke Rivella der wachsenden Anzahl junger Konsu- italienischen Wort Rivelazione (Offen- hat nichts von ihrer Faszination einge- mentinnen und Konsumenten mit Mi- barung), abzufüllen. büsst. Sie muss aber teilweise neu de- grationshintergrund: «Sie kennen Rivel- Was folgt, ist die faszinierende Erfolgs- finiert werden», sagt der heutige Ge- la nicht aus ihren Heimatländern», so story eines Schweizer Getränks, das über schäftsleiter Erland Brügger. Brügger. die Jahre immer eng mit dem Sport ver- bunden war – und es bis heute ist. Der Rivella Cliq : Lancierung Slogan «Sportler trinken Rivella» ent- « Rivella macht mit und für Konsumenten stand in den 70er-Jahren, und Rivella heute mit über Um sich bei der jüngeren Zielgruppe wird bisweilen heute noch als der «of- insgesamt interessanter zu machen, lan- fizielle Durstlöscher der Nation» bezeich- 270 Mitarbeitenden cierte das Unternehmen im vergange- net. einen Umsatz von nen Mai unter dem Label Rivella Cliq zwei neue Geschmacksrichtungen: Ri- Rivella Blau und die Holländer 140 Millionen. » vella Pfirsich und Rivella Rhabarber. Schon früh wird Robert Barth die «Von den langjährigen Rivella-Kunden, Schweiz zu klein. Bereits 1957 beginnt Der 48 -jährige Solothurner stiess vor die nur in den Skiferien ab und zu ein er mit dem Export nach Holland, wo drei Jahren von der Firma Wander zum Rivella Rot trinken, haben wir nicht ge- Rivella inzwischen weitverbreitet und Familienunternehmen, das heute im Be- lebt. Vor allem ein jüngeres Publikum mit der Bezeichnung Rivella Light (ent- sitz der Nachfahren von Robert Barth ist. legt bei Erfrischungsgetränken Wert auf spricht Rivella Blau) beliebt ist. Auf An- Unter Brügger konnte der Umsatz 2013 Auswahl und Vielfalt. Diesem Bedürfnis regung der dortigen Diabetiker-Gesell- nach zwei Jahren Stagnation erstmals wollen wir mit der Sortimentserweite- schaft lanciert der Pionier 1958 dieses wieder gesteigert werden, und zwar rung gerecht werden», erklärt Brügger. überhaupt erste Light-Getränk, das ab um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vor- Der Ansatz sei es gewesen, Geschmacks- 1959 auch in der Schweiz erhältlich ist. jahr. Dabei wuchs man mit einem Plus richtungen nach dem Wunsch der Kon- Nach dem Erfolg mit Rivella in den von 6,7 Prozent im Ausland überdurch- sumenten zu lancieren. Folgejahren kauft die Familie anfangs schnittlich stark. Rivella ist heute nebst Dazu wählte man die «Open Innova- der 80er-Jahre den Safthersteller Michel den Niederlanden auch in Deutschland tion Plattform Atizo», über die via Internet und produziert auch diesen fortan im und Luxemburg, im grenznahen Frank- mehr als 800 Produktideen gesammelt aargauischen Rothrist. Die Strategie da- reich und in Österreich präsent. wurden. Diese wurden schrittweise mit hinter, nämlich ein zweites Standbein Die Exportaktivitäten sind bei Rivella der Innovation-Community auf 34 kon- aufzubauen, gelingt. Michel ist heute allerdings nicht nur geprägt von posi- krete Produktsteckbriefe reduziert. Die vor allem stark in der Gastronomie prä- tiven Erlebnissen. Die Expansion nach besten 20 wurden wiederum durch die sent, wo man die Nummer 1 bei den Grossbritannien und in die USA misslang Community bewertet. Sie durchliefen Fruchtsäften ist und mit Michel Schorle und kostete das Unternehmen viel Geld. sensorische und konzeptionelle Tests, 1
UNTERNEHMEN 23 Bilder: zVg Der Geschäftsleiter der Rivella-Gruppe, Erland Brügger (Bild unten in der Produktion), will den Rhythmus von Neueinführungen künftig noch erhöhen. Bilder oben: Impressionen aus den modernen Abfüllanlagen des Unternehmens in Rothrist. Schweizer Arbeitgeber 8 / 2014
24 UNTERNEHMEN 1 bis schliesslich aus den Konsumenten- und Expertenpanels zwei klare Testsie- ger hervorgingen. Auch die beiden neuen Varianten Ri- vella Pfirsich und Rivella Rhabarber enthalten 35 Prozent Milchserum und keine Farb- und Konservierungsstoffe. Konkrete Verkaufszahlen will Brügger zwar noch keine nennen, doch die ers- ten Reaktionen seien sehr positiv aus- gefallen. Mit Rivella Cliq sei eine neue Plattform geschaffen, mittels der nun weitere Produkte möglich seien. Softdrinks : Immer mehr Konsum unterwegs Bei noch grösseren Produkteinführun- gen hat Rivella in der Vergangenheit Licht und Schatten erlebt. Während das Rivella Grün mit Grüntee-Extrakten er- folgreich die Rivella-Familie ergänzte, wurde das sojahaltige Rivella Gelb von der Kundschaft nicht akzeptiert und 2012 wieder vom Markt genommen. «Die Firma hat aus dieser Erfahrung sehr viel gelernt. Das war das Positive an dieser Geschichte», meint Erland Konnte den Umsatz wieder steigern: Rivella-Geschäftsleiter Erland Brügger. Brügger heute. Sein Ziel sei es, die In- novationsquote und die Kadenz der Neueinführungen in Zukunft markant kommunizieren», sagt Brügger. Das wärme neu das Warenlager heizen kön- zu erhöhen. Da gehörten Misserfolge 2008 neu erstellte Verwaltungsgebäude nen», erklärt Brügger. Rivella arbeitet fast dazu. erfüllt Minergiestandard. Unter ande- als Gründungsmitglied aktiv bei der Neu ausgerichtet hat das Unterneh- rem werden die Räume mit Grundwas- PET-Recyclinggesellschaft Schweiz mit. men laut Brügger auch den Verkauf, der Bei Rivella-Flaschen beträgt der Anteil dem veränderten Markt Rechnung trägt. an Rezyklat mittlerweile 30 Prozent. So hat der Unterwegskonsum von Soft- « Die ersten drinks in den vergangenen Jahren mar- Reaktionen auf Weiteres Wachstum kant zugenommen. Rund die Hälfte der im Passaia-Jahr Getränke aus Rothrist geht inzwischen Rivella Pfirsich Für die nahe Zukunft nennt Geschäfts- in den Ausserhaus-Konsum, zu dem und Rhabarber leiter Erland Brügger ein weiteres mo- auch die Gastronomie zählt. Die andere derates Wachstum als Ziel. Dieses strebe Hälfte wird zuhause konsumiert. Die waren positiv. » man mit weiteren Produktneuheiten Lancierung von Rivella Rot in der Dose und einer gezielten Forcierung des Aus- war ebenfalls eine Reaktion auf diese ser geheizt und gekühlt. Seit Anfang landgeschäfts an. Das Jahr 2014 steht Entwicklung. 2013 wird zu 100 Prozent Naturstrom für das Unternehmen übrigens auch im eingekauft, der vom nahen Wasserkraft- Zeichen von Passaia, das sein 50 -jähri- Nachhaltigkeit werk Augst stammt. ges Bestehen feiert. als echtes Anliegen Zudem ergreift die Firma laufend Es war im Jahr 1964, als Robert Barth Rivella hat sich schrittweise von einer Massnahmen in Sachen Energieeffizienz. das Passionsfruchtsaft-Getränk unter Traditionsfirma zum modernen Unter- «Eine Studie von Helbling Beratung dem Namen «Passi» einführte, nachdem nehmen mit heute 272 Mitarbeitenden zeigte uns 2012, dass wir in vielen Be- er mit einer Flasche des herrlichen Safts und einem aktuellen Jahresumsatz von reichen schon sehr gut sind. Trotzdem aus Papa-Neuguinea heimgekehrt war. 140 Millionen Franken entwickelt. Dazu versuchen wir weiter zu optimieren. Vor Barth machte Passaia zum Kultgetränk. gehört auch das Bewusstsein für Um- einigen Monaten haben wir zum Bei- Im Jubiläumsjahr sind zahlreiche Akti- weltthemen. «Der schonende Umgang spiel einen neuen Heisswasserkessel in vitäten und Aktionen geplant, mit de- mit den natürlichen Ressourcen ist uns Betrieb genommen, mit dem wir 20 Pro- nen man auch auf Facebook und Twit- ein Anliegen, ohne dass wir das gross zent Energie sparen und mit der Ab- ter für Stimmung sorgen will. 3
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