Aus der Not eine Tugend gemacht - Bulletin.ch
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D O S S I E R | WA S S E R K R A F T Einer der neuen Generato- ren im Kraftwerk Dietikon. Aus der Not eine Tugend gemacht Kraftwerk Dietikon | 2003 ersuchte EKZ den Kanton Zürich um eine Konzessions- erneuerung. Die Rahmenbedingungen veränderten sich während dieses Prozesses stark. Also packte EKZ die Gelegenheit beim Schopf und sanierte nicht nur das Kraftwerk, sondern baute auch ein neues Dotierkraftwerk. Ausserdem setzte das Unternehmen auch umfassende ökologische Massnahmen um. RALPH MÖLL D ie Geschichte des Kraftwerks verlängert, um die Wasserkraft zu Verfahren zur Erneuerung dieser Kon- Dietikon reicht weit zurück. erhöhen, und 1894 genehmigte der zession angestossen. 2003 beantragte 160 Jahre weit, um genau zu Regierungsrat ein neues Maschinen- das Unternehmen schliesslich offiziell sein. Damals – man schrieb das Jahr haus mit drei Turbinen, die ausschliess- die Verlängerung der Konzession. Weil 1857 – liess der Ständerat Heinrich Bol- lich der Stromproduktion dienten. Im das Verfahren aber aufgrund der unter- ler bei Dietikon einen Kanal bauen, um gleichen Jahr errichtete man die erste schiedlichen Anforderungen der zahl- die Kraft des Limmat-Wassers zum Fischtreppe am Stauwehr. reichen involvierten Stellen und Institu- Betrieb einer Weberei zu nutzen. tionen nicht mehr innerhalb der Wurde die Wasserkraft vorerst «nur» EKZ baute das Kraftwerk aus Konzessionsdauer abgeschlossen wer- mechanisch genutzt, um über eine 1908 ging das Kraftwerk an EKZ über, den konnte, beantragte EKZ 2009 eine Welle 230 Webstühle anzutreiben, pro- welche die Anlage in den 1930er-Jahren Konzessionsverlängerung bis 2016. duzierte sie ab 1888 nach dem Einbau stark ausbaute. 1931 erteilte der Regie- Während diese Konzessionsverlänge- von Turbinen auch elektrischen Strom, rungsrat die Konzession zum Betrieb rung beim Kanton bearbeitet wurde, ver- mit dem die Fabrik beleuchtet wurde. des Kraftwerks. Ende 2011 lief diese aus, änderten sich Gesetzeslage und Mark- Bald versorgte das Wasserkraftwerk und weil Konzessionserneuerungen tumfeld tiefgreifend. Der Strommarkt Bilder: EKZ auch andere Betriebe mit Strom. Das erfahrungsgemäss viel Zeit in Anspruch wurde teilweise liberalisiert, eine neue Wehr wurde über die ganze Flussbreite nehmen, hatte EKZ bereits 1999 das Restwasserbestimmung sowie die KEV 52 bulletin.ch 2 / 2020
WA S S E R K R A F T | D O S S I E R waren in Kraft getreten, so dass EKZ die ursprüngliche Planung revidierte und beschloss, die bestehenden Anlagen in der Zentrale zu sanieren und zusätzlich ein Dotierkraftwerk am Wehr zu erstel- len. Die Baubewilligung dazu – eine logi- sche Folge der per 1. Januar 2017 um 60 Jahre verlängerten Konzession – erhielt EKZ im Oktober 2017. Zwei parallele Baustellen Die Sanierung des bestehenden Werks umfasste den Ersatz der bestehenden zwei Kaplanturbinen. Die neu verbauten modernen Kaplanturbinen sind fisch- freundlich, was die teilweise Anpassung der Saugrohre nötig machte. Parallel zur Erneuerung der beiden Maschinengrup- pen baute EKZ auch das erwähnte Das Dotierkraftwerk mit dem grossen fischfreundlichen Rechen. Dotierwerk mit einer fischfreundlichen Kaplan-Rohrturbine. «Der Betrieb zweier paralleler Baustellen war eine grosse Herausforderung», erklärt Alfredo Scherngell, Leiter Wasserkraft bei EKZ und Gesamtprojektleiter Erneu- erung Kraftwerk Dietikon. Anstelle des bestehenden Vertikalre- chens installierte EKZ beim Kraftwerk- seinlauf einen fischfreundlichen hori- zontalen Feinrechen mit 20 mm Stababstand. Mit einer Fläche von über 200 m2 handelt es sich um einen der grössten Horizontalrechen im deutsch- sprachigen Raum. Auch beim Dotier- kraftwerk sorgt ein horizontaler Feinre- chen vor dem Kraftwerkseinlauf dafür, dass keine grösseren Fische in die Tur- bine gelangen. Diese sollen so in Rich- tung Hauptkraftwerk wegschwimmen, Projektleiter Alfredo Scherngell auf der Baustelle. wo sich die Fischabstiegshilfe befindet. Dem Fischschutz und generell ökolo- gischen Anliegen trug EKZ bei der Uferbereich wurde renaturiert passieren. Zur bestehenden Fisch- Sanierung stark Rechnung. Entspre- Bislang war die Limmat im Staubereich aufstiegshilfe beim Wehr kamen im chende Auflagen sind auch Bestandteil des Kraftwerks stark kanalisiert. Im Zuge der Kraftwerkssanierung zwei der Konzessionserneuerung. So gehört Zuge der Kraftwerkssanierung wurden zusätzliche Aufstiegshilfen hinzu, und beispielsweise die EKZ-Insel zum nun diverse ökologische Massnahmen zwar je eine beim Haupt- und beim Naturschutzgebiet der Dietiker und vorgenommen. Unter anderem wurden Dotierkraftwerk. Es handelt sich in Geroldswiler Auen. Zahlreiche bedrohte die Ufer der Limmat vor und nach dem beiden Fällen um einen sogenannten und geschützte Vogelarten brüten auf Stauwehr über weite Strecken wieder Multistruktur-Schlitzpass. Die Trenn- der Insel. Nun wurden die linksseitige naturnah gestaltet. Dazu wurden diese wände mit den Schlitzen zwischen den Uferauflandung und der Inselspitz beim abschnittsweise abgeflacht, steiler einzelnen Becken sind dabei so ange- Steg abgetragen, um das Ufer neu zu gemacht, mit Kiesbänken ausgestattet ordnet, dass kleinere Becken und grös- strukturieren. Ab sofort gilt «Betreten oder mit gruppierten Blocksteinen neu sere Ruhebecken sich abwechseln. verboten» für das Naturschutzgebiet: gestaltet. Ziel dieser Massnahme war, Diese sind zudem versetzt angeord- Der Weg der Limmat entlang wurde in Wasserpflanzen, Fischen, Vögeln, Rep- net, was zu einer geschwungenen diesem Abschnitt aufgehoben. Damit tilien und Säugetieren wieder eine Hauptströmung führt. Die Aufstiegs- ein Spaziergang entlang der Limmat natürliche Umgebung anzubieten, in hilfe wurde aus Betonplatten konstru- aber weiterhin möglich ist, liess EKZ der sie sich ansiedeln und leben können. iert und der Boden mit grossen und einen Holzsteg erstellen, welcher den Besonderes Augenmerk lag auch auf kleinen kantigen Steinen belegt, um Unterwasserkanalweg mit der histori- den Fischen respektive deren Möglich- die Fliessgeschwindigkeit zu reduzie- schen Fachwerkbrücke verbindet. keiten, das Kraftwerk unbeschadet zu ren. bulletin.ch 2 / 2020 53
D O S S I E R | WA S S E R K R A F T Naherholung und Badezugang zur Limmat Schliesslich wurde die Kraftwerks- sanierung auch dazu genutzt, die Limmat bei Dietikon für Badewillige zu erschliessen, indem das Ufer abge- flacht wurde. Das Vorland des Bahn- hofs Glanzenberg wurde zur «All- mend Glanzenberg» umgestaltet. Dieser Park mit einem Hartplatz mit Tischen, Bänken, Feuerstellen sowie einem Frischwasseranschluss bietet nun reichlich Platz für Erholungssu- chende. Auch eine Liegewiese sowie ein Spielrasen sind vorhanden. Zwei Wege verbinden die Allmend mit dem Bahnhof Glanzenberg. EKZ hofft, dass die Gummiboot-Kapitäne, wel- che im Sommer jeweils von Zürich her EKZ baute einen neuen Steg zur historischen Fachwerkbrücke, weil der Fussweg entlang kommen, vermehrt bei der Allmend der Limmat zugunsten des Naturschutzes aufgehoben wurde. aussteigen und mit dem Zug nach Zürich zurückfahren werden. «Nicht, weil wir sie nicht in Dietikon haben Zeitpläne wurden eingehalten Scherngell erklärt: «Es existiert zwar möchten», betont Alfredo Scherngell, Alfredo Scherngell ist zufrieden mit ein Kanalabschluss oberhalb des Kraft- «sondern weil es zu gefährlichen Situ- dem Projektverlauf: «Wir konnten werks. Dieser war aber im Jahr 1955 ationen kommen kann, wenn die unsere Zeitpläne, trotz zusätzlicher zuletzt benutzt worden. Das machte Gummiboote zu nahe an die Kraft- Baumassnahmen, einhalten und haben uns im Vorfeld etwas Sorgen.» Da die werksanlagen geraten.» nun zwei schöne, neue Kraftwerke, die Hauptbauarbeiten aber im sehr trocke- jährlich 20 GWh produzieren und nen Jahr 2018 stattfanden, habe der Link damit rund 4500 Haushalte mit Strom Kanalabschluss nie einem richtigen J ekz.ch/de/ueber-ekz/engagement/kraftwerk-dietikon. html versorgen.» Es ist nicht unüblich, dass Hochwasser standhalten müssen. «Ins- bei Projekten in dieser Grössenord- gesamt bin ich überzeugt, dass wir bis Autor Ralph Möll ist Chefredaktor VSE. nung gewisse Umstände erst nach zum Ende der Konzession im Jahr 2079 J VSE, 5000 Aarau Beginn der Arbeiten erkannt werden viel Freude mit den neuen Anlagen J ralph.moell@strom.ch können. In diesem Fall war die Wasser- haben werden», fügt Alfredo Schern- haltung nicht ganz einfach, wie Alfredo gell zufrieden an. I N KÜ R Z E Faire de nécessité vertu Centrale de Dietikon En 2003, EKZ avait demandé au canton de Zurich un renou- projet: l’entreprise voulait désormais rénover les groupes de vellement de concession. Au cours de cette procédure, les machines dans le cœur de la centrale et, en plus, construire conditions-cadre ont radicalement changé. EKZ a donc saisi une centrale de dotation au niveau du barrage. Ces travaux la balle au bond : non seulement la centrale a été rénovée, se sont déroulés entre mai 2018 et octobre 2019. mais EKZ a aussi construit une nouvelle centrale de dotation. Au cours de cette rénovation, EKZ a également mis en De plus, elle a initié des mesures écologiques d’envergure. œuvre diverses mesures de compensation dans le domaine La centrale de Dietikon produit de l’électricité depuis de l’écologie, entre autres. Elle a construit deux échelles à 1888. Et depuis 1908, elle appartient à EKZ, qui, dans les an- poissons supplémentaires, qui permettent à davantage de nées 1930, avait largement agrandi la centrale, construite à poissons de passer la centrale en toute sécurité. En même l’origine pour une usine de tissage. La concession octroyée temps, les sédiments de la rive gauche et la pointe de l’île en 1931 a expiré fin 2011. C’est pourquoi EKZ avait demandé d’EKZ ont été aplanis. Désormais, l’accès à la réserve natu- préalablement au canton de Zurich – en 2003 – de prolonger relle, dans laquelle couvent de nombreuses espèces d’oi- cette concession. Pendant cette procédure, non seulement seaux menacées et protégées, est interdit. Afin que le che- l’ouverture partielle du marché est devenue réalité, mais min le long de la Limmat reste tout de même accessible, une nouvelle prescription sur les débits résiduels ainsi que EKZ a fait installer une passerelle en bois reliant le chemin la RPC sont entrées en vigueur. EKZ a réagi en adaptant le longeant le canal de fuite au pont en treillis. MR 54 bulletin.ch 2 / 2020
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