Vorbild sein für Jugendliche - Der Polizeischüler und Spitzensportler Karim Mabrouk ist "Kickbox-Champion". Er wurde 2016 zum "Österreicher des ...
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PORTRÄT
Karim Mabrouk beim Kickboxtraining im Kampfsportcenter „Tosan“: Es beinhaltet Technik-, Kraft- und Konditionstraining.
Vorbild sein für Jugendliche
Der Polizeischüler und Spitzensportler Karim Mabrouk ist „Kickbox-Champion“. Er wurde 2016 zum
„Österreicher des Jahres“ gekürt; und er wollte schon als Kind Polizist werden.
arim Mabrouk ist Wiener mit angefangen, aber Filme wie die Rocky- Herz am richtigen Fleck trägt und die
K ägyptischen Wurzeln. Karim
Mabrouk ist mehrfacher öster-
reichischer Staatsmeister. Er ist Inter-
Serie mit Sylvester Stallone haben
mich beeindruckt, dann habe ich mit 14
Jahren mit dem ersten Kickbox-Trai-
richtige Einstellung zum Sport hat“,
sagt Haberl. „Ich stelle gerne einen
Vergleich mit Thomas Muster her. Es
continental Champion in den Diszipli- ning begonnen“, sagt er. hat vielleicht andere Tennisspieler ge-
nen K1 und Full Contact und World- geben, die talentierter als er waren,
Cup-Sieger 2018. „K“ steht für „Kaku- Trainer der ersten Stunde ist Franz aber kaum ein anderer hatte diesen
togi-Kickboxen“. Kakutogi wie Karate, Haberl, ein Kampfsportler mit jahr- Ehrgeiz und Willen, es bis an die Spit-
Kung-Fu, Kempo und Kickboxen – zehntelanger Erfahrung. Trainingsort ze zu bringen.“ Ähnlich sei es bei Ka-
von allem etwas. Karim Mabrouk war ist das Kampfsportcenter „Tosan“ in rim, sagt er. „Karim ist sehr talentiert,
„Co-Founder“ einer Initiative, die sich der Taborstraße in Wien. 600 Quadrat- keine Frage, aber der Grund warum er
gegen die Radikalisierung von Kindern meter groß mit zwei Trainingsräumen, da steht, wo er heute steht, sind seine
und Jugendlichen einsetzt. Und Karim Kraftkammer, Cardiobereich und Sau- Einstellung zum Sport, sein ‚Biss‘, sein
Mabrouk ist seit 1. Oktober 2018 Poli- na. „Karim ist ein Sportler, der das Durchhaltevermögen und sein Ehr-
zeischüler und gehört dem Spitzen- geiz.“
sportkader des Bundesministeriums für
Inneres an. Diese Mischung machte sich be-
FOTOS: REINHARD LEPRICH, GERD PACHAUER
zahlt. Drei Jahre später, Karim Ma-
Karim Mabrouk kommt 1993 in brouk ist 17 Jahre alt, gewinnt er die
Wien zur Welt, wächst in Floridsdorf ersten Kämpfe bei den Staatsmeister-
auf, zweisprachig. Er ist stolz auf seine schaften. Zu den größten Erfolgen im
ägyptischen Wurzeln und darauf, zwei Juniorenbereich zählen der Gewinn der
Nationalitäten präsentieren zu dürfen. Bronzemedaille bei den Europameis-
Zum Kickboxen sei er gekommen, weil terschaften, der zweite Platz beim
ihn Kampfsport schon als Kind interes- Karim Mabrouks Alltag besteht aus Po- World Cup und der Sieg beim German
siert habe. „Ich habe zwar mit Fußball lizeischule, Training, Wettkämpfen. Open. Seine größten Erfolge im Profi-
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Karim Mabrouk: „Für das Kickboxen
braucht man einen perfekt aufgebau-
ten Trainingsplan.“
bereich sind der Titel des „Interconti-
nental Champion“ und der World-Cup-
Sieg 2018.
Österreicher des Jahres. 2016 wur-
de Karim Mabrouk mit Alexander Ka-
rakas, dem Gründer der Initiative „Not
in God’s Name“, zum „Österreicher
des Jahres“ gewählt. Die Initiative er-
hielt im selben Jahr den „Karl-Blecha-
Preis“ des ASKÖ WAT Wien (Wiener
Arbeiter Turn- und Sportverband) und
2017 den „Integrationspreis Sport“ des
Österreichischen Integrationsfonds.
Arbeit mit Jugendlichen. Bei dieser
Initiative wird mit Hilfe von Kampf-
sportlern versucht, Kindern und Ju-
gendlichen ein Vorbild aus der eigenen
Community zu geben. Sportler besu-
chen Schulen, gehen in Parkanlagen
oder leiten Trainings, um Jugendlichen
eine Perspektive zu geben.
Karim Mabrouk war der erste Sport-
ler, der dies mit Jugendlichen machte.
Er ist Mitbegründer der Initiative „Not
in God’s Name“. „Ich möchte Kinder
und Jugendliche verschiedener Religio-
nen und unterschiedlicher Nationalitä-
ten motivieren und ihnen Tipps fürs
Leben geben“, sagt er. „Ich liebe es,
mit Kindern zu arbeiten. Ich sehe mich
in vielen Jugendlichen und möchte ih-
nen dasselbe in Österreich ermögli-
FOTO: GERD PACHAUER
chen, das mir ermöglicht wurde.“ Ju-
gendliche seien der wichtigste Teil ei-
ner Gesellschaft, betont er. „Deshalb
habe ich damals alles versucht, sie zu
unterstützen und ihnen zu helfen.“
ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 7-8/21
INTERVIEW
„Training ist kompliziert“ Welcher Kampf wird Ihnen ewig in
Erinnerung bleiben?
Wie sieht ein typischer Trainings- Ich kann mich an diesen einen
tag aus? Kampf noch genau erinnern. Er fand
An einem typischen Trainingstag in derselben Woche statt, in der ich
trainiere ich direkt nach dem Aufste- meine Aufnahmeprüfung bei der Poli-
hen, am besten so früh wie möglich. zei hatte. Ich war sehr aufgeregt.
Danach frühstücke ich. Über Mittag Mein Gegner war ein sehr erfahrener
versuche ich, zu entspannen, bis es und starker Kämpfer aus Belgien und
nachmittags zum zweiten Training gleichzeitig hatte ich Stress mit dem
geht. Nach einer leichten Mahlzeit am Lernen und der Aufnahmeprüfung.
Abend gehe ich meistens bald zu Bett. Gott sei Dank habe ich beides ge-
schafft. Ich wurde bei der Polizei auf-
Wie schaut ein typischer Wett- genommen und habe den Kampf ge-
kampftag aus? wonnen. Dieser Tag und dieser
An einem typischen Wettkampftag Kampf wird ewig in meiner Erinne-
versuche ich auszuschlafen, falls das rung bleiben.
Karim Mabrouk ist seit 1. Oktober möglich ist. Nach einem ausgiebigen
2018 Polizeischüler und gehört dem Frühstück gehe ich in die Wettkampf- Ist inneres Gleichgewicht wichtig
Spitzensportkader des BMI an. halle. Dort versuche ich mit Musik ab- für Sie?
zuschalten oder zu entspannen, indem Ja, sehr wichtig. Man muss innen
Heute sei dies aus Zeitmangel nicht ich anderen Wettkämpfen zusehe. Ei- ausgeglichen sein, um performen und
mehr möglich, sagt der Polizeispitzen- ne Stunde vor meinem Wettkampf seine beste Leistung abrufen zu kön-
sportler. „Mit Polizeischule, Trainings fängt die eigentliche Vorbereitung an. nen – insbesondere im Sport. Ausge-
und Wettkämpfen fehlt mir leider die Was bedeutet, dass ich mich umziehe glichenheit gibt einem eine hohe Kon-
Zeit dafür. Aber es war lange Zeit ein und aufwärme. Eine halbe Stunde vor zentrationsfähigkeit und lässt einem
sehr wichtiger Teil von mir.“ dem Kampf arbeite ich mit meinem einen kühlen Kopf in schwierigen Si-
Trainer die wichtigsten Techniken tuationen bewahren. Beides ist wich-
Gemeinsamkeiten von Sport und Po- durch, und dann geht es los. tig im Spitzensport.
lizei. „Der Beruf des Polizisten war für
mich immer schon ein Kindheits- Wie bereiten Sie sich auf einen Füße oder Hände, was ist wichtiger
traum“, sagt er. Er sehe da viele Über- Wettkampf vor? in Ihrem Sport?
schneidungen. „Es gibt viele Dinge, die Die Vorbereitung beginnt etwa Ich würde sagen: 70 Prozent Bo-
sowohl als Polizist als auch als Sportler sechs Wochen vorher, mit zwei Trai- xen, also Hände, und 30 Prozent
sehr wichtig sind. Ich denke an Ge- nings am Tag, sechs Trainingstagen Kicks, also Füße oder Beine. Trotz-
meinsamkeiten wie Disziplin oder Aus- in der Woche. Das Training beinhaltet dem würde das eine ohne dem ande-
dauer, aber auch daran, dass man so- Technik-, Kraft- und Konditionstrai- ren nicht funktionieren, es heißt ja
wohl körperlich als auch geistig immer ning. Die Technikeinheiten unter- nicht umsonst Kickboxen.
fit sein sollte.“ Wirklich perfekt habe es scheiden sich in Sparring, Partner-
die Möglichkeit gemacht, diesen Kind- übungen und „Pratzentraining“. Kon- Sind Sie ein mutiger Mensch?
heitstraum mit dem Sport verbinden zu dition trainiere ich beim Laufen, am Ja, ich denke, ich bin ein mutiger
können, betont er. Und da sei das Mo- Fahrrad oder bei einem Schlagtrai- Mensch. Es ist aber wichtig, in den
dell der Spitzensportförderung im In- ning. Dazu kommt Mentaltraining richtigen Situationen mutig zu sein.
nenministerium wirklich großartig. Es und ein Ernährungsplan, um mit mei-
unterstütze Spitzensportlerinnen und nem Kampfgewicht antreten zu kön- Würden Sie etwas anders machen,
-sportler bei der Ausübung des Sports nen. wenn Sie die Chance dafür bekommen
und biete zeitgleich die Möglichkeit, ei- würden?
nen Beruf zu erlernen. Ist Kickboxen ein komplizierter Eigentlich würde ich nichts anders
Sport? machen wollen. Ich bin mit allen mei-
Spitzensportförderung hat im In- Die Sportart ist nicht kompliziert, nen Schritten zufrieden und glücklich.
nenressort eine lange Tradition, und ist das Training und das „Drumherum“ Meiner Meinung nach wäre es auch
als duales Förderungssystem aufge- aber schon. Man braucht, um es pro- falsch, Dinge, die in der Vergangen-
baut“, sagt Günther Marek, Leiter der fessionell auszuüben, einen perfekt heit passiert sind, zu bereuen – weil
Gruppe I/C (Öffentlichkeitsarbeit, Ge- aufgebauten Trainingsplan, der Kraft-, man sie ohnehin nicht ändern kann.
sundheit, Psychologie, Sport) im Bun- Konditions- und Techniktraining bein- Alles hat seinen Grund und das ist
FOTO: ALEXANDER TUMA
desministerium für Inneres. Was be- haltet. Und das alles mit Mentaltrai- auch gut so. Und in meinem Fall: Wä-
deutet, dass die sportliche und berufli- ning und der Ernährung in Einklang re es nicht so passiert, wie es passiert
che Karriere perfekt aufeinander abge- zu bringen, das ist eine komplizierte ist, wäre ich nicht der, der ich heute
stimmt werden kann.“ Angelegenheit. bin. Interview: Reinhard Leprich
Reinhard Leprich
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