Mitteilungen der Sächsischen Impfkommission (SIKO) - Sächsische Landesärztekammer
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gesundheitspolitik Mitteilungen der Sächsischen Impfkommission (SIKO) Aktualisierung der Empfehlungen der Sächsischen Impfkommission zur Durchführung von Schutzimpfungen im Freistaat Sachsen – Impfempfehlung E 1 – ab 1. Januar 2019: Aktualisierungen bei Meningokokken, Pertussis, Herpes zoster und Japanischer Enzephalitis. Die Sächsische Impfkommission (SIKO) zum 1. Januar 2019 forciert [2] (siehe Empfehlung zur Impfung gegen Menin beschloss auf ihrer 51. Sitzung am Infobox 1). gokokken der Serogruppen C/ACWY – 6. April 2018 und ihrer 52. Sitzung am Die SIKO trägt dem auch dadurch Rech- Empfehlung einer Auffrischimpfung 2. November 2018 folgende Aktualisie- nung, dass bei der Serogruppenvertei- bei Jugendlichen mit einem tetrava- rungen: lung der Impfstoffe jetzt „ACWY“ vor „C“ lenten Konjugatimpfstoff genannt ist. Monovalente MenC-Impf- Empfehlung zur Impfung gegen Menin stoffe sind nur aus pragmatischen Die Sächsische Impfkommission be gokokken der Serogruppen ACWY/C – Gründen (zum Beispiel Lieferengpässe, schloss auf ihrer 51. Sitzung für alle bevorzugte Empfehlung tetravalenter mögliche anfängliche Abrechnungspro- Kinder beziehungsweise Jugendlichen, Konjugatimpfstoffe bleme) nicht ganz ausgeschlossen. die zuvor mit einem MenC- oder Die Empfehlung betrifft sowohl die MenACWY-Impfstoff geimpft wurden, Die seit Juli 2003 in Sachsen beste- Impfungen im 1. Lebensjahr als auch routinemäßig eine Auffrischung mit hende Standardimpfung aller Kinder die Impfung im (oder ab) 2. Lebensjahr, MenACWY-Impfstoff zu empfehlen und Jugendlichen vom vollendeten unabhängig davon, ob es sich hierbei beziehungsweise eine bisher fehlende 2. Lebensmonat bis zum vollendeten um eine Erstimpfung (Grundimmuni- MenC- oder MenACWY-Impfung nach- 18. Lebensjahr gegen Infektionen und sierung) handelt oder um die empfoh- zuholen [2] (siehe Infobox 2). invasive Erkrankungen durch Meningo- lene Boosterung (1 Dosis) nach Grund kokken der Serogruppen C bezie- immunisierung im 1. Lebensjahr. Begründung hungsweise ACWY wurde bereits vor Ist bereits eine Impfung mit konjugier- Während die höchsten Inzidenzen in einem Jahr, also zum 1. Januar 2018, tem monovalentem MenC-Impfstoff vasiver Meningokokken-Erkrankungen konkretisiert durch folgende Formulie- erfolgt, soll eine weitere Impfung mit (Meningitis, Sepsis) im Säuglings- und rung: „Aufgrund der epidemiologischen MenACWY-Impfstoff erfolgen. Kleinkindalter auftreten, kann ein zwei- Lage sollten die Impfungen bevorzugt Die Nebenwirkungsprofile der tetrava- ter (niedrigerer) Gipfel bei Jugendlichen mit einem tetravalenten Konjugatimpf- lenten Meningokokken-Konjugatimpf- beobachtet werden (Abb. 1), wobei ein stoff (Serogruppen A, C, W, Y) entspre- stoffe sind vergleichbar mit denen deutlicher Anstieg der Fallzahlen in der chend der Alterszulassung erfolgen.“ anderer Meningokokken- und Routine Altersgruppe der 10 bis 14-Jährigen (Impfempfehlung E 1 der SIKO vom impfstoffe. gegenüber der darunter liegenden 1. Januar 2018 [1]) Altersgruppe von Schulkindern zu ver- Die Empfehlung von tetravalenten Kon- Begründung zeichnen ist (Abb. 2). Das Aufrechter- jugatimpfstoffen (MenACWY) gegen- Text und Grafiken zur Begründung halten eines Impfschutzes für das über monovalenten Meningokokken-C- siehe „Ärzteblatt Sachsen“, Heft Jugendalter scheint somit notwendig. Konjugatimpfstoffen (MenC) wird nun 1/2018, S. 13 – 16 [3]. Gerade enge Kontakte unter Jugendli- chen (Gemeinschaftseinrichtungen, Disco und andere Veranstaltungen) begüns- Meningokokken-Infektionen (Serogruppen ACWY/C) tigen die Übertragung der Erreger und Die Impfungen sollten mit einem tetravalenten Konjugatimpfstoff Ausbrüche von invasiven Erkrankungen. (Serogruppen A, C, W, Y) entsprechend der Alterszulassung erfolgen In verschiedenen Ländern existieren (Fachinformation beachten). Empfehlungen zu allgemeiner Impfung für Jugendliche oder selektiver Impfung Infobox 1 für Schüler/Studenten mit konjugierten 14 Ärzteblatt Sachsen 1|2019
gesundheitspolitik sprechend den Empfehlungen der Ziel- Meningokokken-Infektionen (Serogruppen ACWY) länder. Eine gründliche Recherche vor Alle Kinder und Jugendlichen ab 11. Lebensjahr bis zum vollendeten Reiseantritt ist angeraten, auch um 18. Lebensjahr. unerwartete Probleme (sowohl ge • Auffrischimpfung für alle im Säuglings-, Kleinkind- oder Schulkind sundheitlicher als auch rechtlicher Art) alter mit Meningokokken-C-Impfstoff (Mindestabstand: 2 Monate) für Jugendliche am Aufenthaltsort zu oder Meningokokken-ACWY-Impfstoff (Mindestabstand: 5 Jahre) vermeiden. Geimpften. • Erstimpfung für alle bisher nicht mit Meningokokken-ACWY- Auszüge aus der Studienlage: Konjugatimpfstoff Geimpften. Da MenC-Antikörper nach MenC-Imp- fung bei Säuglingen und Kleinkindern Infobox 2 relativ schnell abfallen, sind bei Jugend- lichen (2. Gipfel!!) niedrige Antikörper- Konzentrationen nachweisbar. Sowohl nach MenC- als auch nach MenACWY- Boosterimpfung im Alter von 10, 12 oder 15 Jahren ergaben sich robuste schützende MenC-Immunantworten mit hohen MenC-SBA-Titern, hohen MenC-spezifischen IgG-Titern und zir- kulierenden MenC-Polysaccharid-spe- zifischen IgG- und IgA-Gedächtniszel- len nach beiden Boosterimpfstoffen [8]. Vesikari et al. [9] eruierten eine Antikör- per-Persistenz von 4 Jahren nach pri- märer Impfung von Kleinkindern mit MenACWY-Impfstoff. Eine Boosterimp- fung zu diesem Zeitpunkt induzierte robuste Immunantworten für alle vier Abb. 1: Gemeldete Fälle an invasiven Meningokokken-Erkrankungen in Sachsen. Altersverteilung Serogruppen (A, C, W, Y). (Altersgruppen) 2008 bis 2017. Datenquelle: https://survstat.rki.de, Abfragedatum: 12.2.2018 In einer weiteren Studie [10] erzeugte eine MenACWY-Boosterimpfung fünf Meningokokken-Impfstoffen. Solche Emp Daraus resultieren seit langem die Jahre nach Erstimpfung bei 10- bis fehlungen gibt es beispielsweise in Empfehlungen der SIKO [2] und auch 25-Jährigen robuste anamnestische • den USA: 1 Dosis im Alter von 11 oder der STIKO [4] zur diesbezüglichen Imp- Antworten unabhängig vom bei der 12 Jahren (catch-up bis 18) und fung von Schülern oder Studenten vor Erstimpfung verwendeten Konjugat 1 Booster-Dosis im Alter von 16 Langzeit-Aufenthalten (auch Schulbe- impfstoff. Die Auffrischimpfung wurde (bis 18) Jahren für Personen, die ihre such, Studium, Auslandssemester) ent- gut toleriert. erste Dosis vor dem Alter von 16 Jahren erhalten) [5], • Großbritannien: Auffrischimpfung für Jugendliche „around 14 years“, 1 Dosis im 9. Schuljahr, das heißt im Alter von 13 bis 15 Jahren, catch-up bis 18 Jahre [6], • Österreich: Auffrischimpfung für Jugendliche 10 bis 12 Jahre, Nachholimpfung bis 17 Jahre [7], • Neuseeland, Italien, Griechenland. Ärzteblatt Sachsen 1|2019 15
gesundheitspolitik Anzahl Fälle Pertussis-Impfung bei Haushaltskon taktpersonen zu Säuglingen und bei Schwangeren Wegen ungenügender Langzeitwirkung (maximal fünf bis zehn Jahre) der Per- tussis-Impfstoffe wurde auf Seite 23 der E 1 der Zeitraum von zehn Jahren, nach dem wieder eine Pertussis-Imp- fung für Haushaltskontaktpersonen zu Säuglingen empfohlen wird, auf fünf Jahre herabgesetzt [2]. Die bereits seit Altersgruppierung: 5-Jahresintervalle 1. Januar 2015 bestehende Impfung von Abb. 2: Invasive Meningokokken-Erkrankungen in Deutschland: Serogruppen A, C, W, Y. Altersverteilung 2008 bis 2017. Robert Koch-Institut: SurvStat@RKI 2.0, https://survstat.rki.de, Abfragedatum: 12.2.2018 Schwangeren gegen Pertussis, vor- zugsweise zwischen der 27. und 36. SSW, bleibt davon unberührt. explizit in der E 1 genannt (siehe auch von zwei bis sechs Monaten). Die Emp- Der SIKO ist bewusst, dass diese Emp- Fachinformationen der Impfstoffe). fehlung der SIKO gilt für beide Impf- fehlungen noch nicht ausreichend stoffe. Deshalb war die bisherige mgesetzt werden. Deshalb wurde u Impfung gegen Herpes zoster – Anmerkung „Einmalige Impfung.“ zu eine Anmerkung hinzugefügt (siehe Aktualisierung auf beide Impfstoffe ersetzen durch „Impfschema des Her- Infobox 3). stellers beachten.“ In Sachsen besteht seit 2010 eine Außerdem wurde auf Seite 10 [2] eine Immer wieder gab und gibt es Unsi- SIKO-Empfehlung zur Impfung aller Erläuterung aufgenommen (siehe Info- cherheiten, welche Kombinationsimpf- Personen über 50 Jahren gegen Herpes box 3). stoffe mit Pertussis-Komponente zur zoster. Der bisher allein verfügbare Impfung von Schwangeren und Haus- Lebendimpfstoff (Zostavax®) musste Bei Vorliegen neuer Daten kann die haltskontaktpersonen zu Säuglingen einmal geimpft werden, der seit Mai Empfehlung zu den Abständen modifi- geeignet sind. Deshalb wird die Eig- 2018 neu hinzugekommene rekom- ziert werden. nung aller zugelassenen 3-fach (Tdpa-) binante adjuvantierte Subunit-Impf- und 4-fach (Tdpa-IPV-) Impfstoffe stoff (Singrix®) zweimal (im Abstand Impfung gegen Japanische Enzephalitis – Indikation Die SIKO hat die berufliche und reise- Pertussis medizinische Indikation zur Impfung Erfolgte die Impfung nicht in der Schwangerschaft und nicht gegen Japanische Enzephalitis (s. Seite innerhalb der letzten fünf Jahre, sollte die Mutter in den ersten Tagen 20 der E 1 und Abb. 3) an die Empfehlun- nach der Geburt des Kindes geimpft werden. gen der Deutschen Gesellschaft für Tro- penmedizin und Internationale Gesund- Herpes zoster heit (DTG) vom Mai 2018 angepasst Bei bereits mit Lebendimpfstoff geimpften Personen kann frühes (siehe Infobox 3). tens nach fünf Jahren eine Nachimpfung mit adjuvantiertem Impf stoff in Erwägung gezogen werden, bei im Alter von ab 70 Jahren mit Publikationen und Fortbildung Lebendimpfstoff geimpften Personen möglicherweise auch früher. Die novellierte Impfempfehlung E 1 liegt als Sonderdruck des „Ärzteblatt Japanische Enzephalitis – Indikation beziehungsweise Reiseziele Sachsen“, Heft 1/2019, bei. Sie ist Aufenthalte in Endemiegebieten (Süd-, Südost- und Ostasien), insbe außerdem auf der Homepage der Säch- sondere längere Aufenthalte oder bei erhöhter Exposition, speziell sischen Landesärztekammer: während der Hauptübertragungszeit (individuelle Risikoabschätzung). www.slaek.de ➝ Ärzte ➝ Informatio- nen / Leitlinien ➝ Impfen Infobox 3 veröffentlicht. 16 Ärzteblatt Sachsen 1|2019
gesundheitspolitik Hinweis: Nicht alle Kosten für im Frei- staat Sachsen öffentlich empfohlene Schutzimpfungen, die sich gemäß Ver- waltungsvorschrift Schutzimpfungen des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz auf die fachlich-wissenschaftlich begrün- deten SIKO-Empfehlungen beziehen, werden von allen Kassen automatisch übernommen. Siehe dazu auch www.kvs-sachsen.de ➝ Mitglieder ➝ Impfen ➝ Gesamtüber- sicht Schutzimpfungen (PDF). Literatur beim Autor Dr. med. Dietmar Beier Vorsitzender der Sächsischen Impfkommission Abb. 3: Endemie- und Risikogebiete der Japanischen Enzephalitis – modifiziert nach WHO 2012 Elisabeth-Reichelt-Weg 35 09116 Chemnitz E-Mail: siko.beier@t-online.de Die Sächsische Impfkommission weist Chemnitz, Dresden und Leipzig statt. dietmar.beier@lua.sms.sachsen.de in diesem Zusammenhang auch auf die Sie werden monatlich in den grünen von der Sächsischen Landesärztekam- Seiten des „Ärzteblatt Sachsen“ und mer und der SIKO veranstalteten Impf- auf der Website www.slaek.de ➝ Ärzte kurse Teil 1 und 2 zur Erlangung des ➝ Fortbildung ➝ Fort- und Weiterbil- „Zertifikates Schutzimpfungen“ der dungsangebote ➝ Impfkurse angekün- Sächsischen Landesärztekammer hin. digt. Jährlich finden drei Impfkurse, jeweils in Ärzteblatt Sachsen 1|2019 17
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