Vorkurs Makroökonomik - Dr. Horst-Henning Jank Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Kaiserslautern - VWA Kaiserslautern
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Dr. Horst-Henning Jank Vorkurs Makroökonomik Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Kaiserslautern Oktober 2021
Vorspann: warum Makroökonomik? • Mikroökonomische Vorstellung: Märkte tendieren zum Gleichgewicht. – Flexibilität von Preisen (auch: Löhnen und Zinsen) sorgt für Koordination der individuellen Pläne. • Aber: o Systematische zeitliche Schwankungen wirtschaftlicher Aktivität: „Konjunkturschwankungen“ o Selbstverstärkende Prozesse • Extrembeispiele: – Inflation in Deutschland 1923 – Weltwirtschaftskrise 1929 ff. ... mit fatalen Folgen (nächste Folie) Vorspann
Vorspann: warum Makroökonomik? • Weltwirtschaftskrise 1929 ff: Ernstfall anhaltenden Koordinationsversagens: mit klassischer Theorie nicht zu vereinbaren • Versuch der theoretischen Erklärung durch John Maynard Keynes (1936): Änderungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage lösen „kumulative“ Prozesse aus. • => Staat soll „Konjunkturschwankungen“ dämpfen ... • ... das heißt: gesamtwirtschaftliche Nachfrage stabilisieren. • => Wirtschaftspolitische Ziele Vorspann
Aktuelle Lage: • Corona-Krise = kombinierter Nachfrage- und Angebotsschock) • Kumulative Wirkungen („Schneeballeffekte“) befürchtet Vorspann 8
Staatsaufgaben in klassischer Sicht „Klassische“ Ökonomik (Adam Smith u.a.): Markt und Wettbewerb sogen für Effizienz und Vollbeschäftigung. => Staatsaufgaben beschränkt auf: • Sicherung eines verlässlichen Rechtsrahmens – Justiz soll insbesondere Eigentumsrechte/Freiheitsrechte sichern • Bereitstellung von Infrastruktur/öffentlichen Gütern (Verteidigung/Schulwesen) • Sicherung des Geldwerts Literatur: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ideengeschichte-die- liberalen-und-der-staat-11715508.html III.1. Das keynesianische Grundmodell 9
Klassisch: Saysches Theorem „Jedes Angebot schafft sich selbst seine Nachfrage“ • Durch Produktion entstehen Faktoreinkommen, die zur Güternachfrage verwendet werden • Niemand plant zu produzieren, der nicht zugleich plant sein Einkommen zu verwenden Jean Baptiste Say (1767-1832) Quelle für Bild: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=316667
Saysches Theorem: Kreislaufvorstellung Zahlung von Einkommen Unternehmen Haushalte („Angebot“) („Nachfrage“) Nachfrage nach Konsumgütern und Dienstleistungen Finanzierung der Nachfrage nach Ersparnisse Investitionsgütern Kapitalmarkt Mangelnde Gesamtnachfrage kann kein Problem 1929 ff. sein, nur die Angebotsseite ist wichtig. III.1. Das keynesianische Grundmodell 11
Keynesianisch: Die Nachfrage zählt! • Erschütterung des Glaubens an Gleichgewichtsverheißung: Große Depression 1929 ff. • = Empirische Basis des „Keynesianismus“ („Paradigmenwechsel“): Kurz- und mittelfristig hat Wirtschaft keine Tendenz zum Gleichgewicht • Und: „In the long run we are all dead“ III.1. Das keynesianische Grundmodell 12
Keynesianismus „Ein schlecht geschriebenes Buch mit einem schlechten Aufbau, arrogant, schlecht gelaunt, polemisch, kurz: das Werk eines Genies.“ Paul Samuelson • Gleichgewichtsstörungen wegen schwankender Nachfrage • Unsichere Erwartungen, die kumulative einkommensbeschränkende Prozesse John Maynard Keynes: „The General auslösen Theory of Employment, Interest and Money“ (1936) • => Vollbeschäftigung = „eine seltene und kurzlebige Erscheinung“ • => Staat kann und soll Nachfrage steuern III.1. Das keynesianische Grundmodell 13
Gesamtwirtschaftliche Einnahmen und Ausgaben • Gesamtwirtschaftliche Produktion („Einnahmen“): Y • Gesamtwirtschaftliche Nachfrage („Ausgaben“): YD Komponenten der Nachfrage (YD): o Privater Konsum: C o Investitionsnachfrage: I o Export: Ex o Import: Im o => Außenbeitrag: Ex-Im o Staatsausgaben: G III.1. Das keynesianische Grundmodell 14
Komponenten der Nachfrage (1) Konsumfunktion • Y: Einkommen aus Produktion (Entstehungsrechnung) • YD: Effektive Nachfrage (Verwendungsrechnung) • C: Konsum; wobei C = C0+cY YD C = C0+cY tan α = c = „marginale Konsumneigung“ α C0 = autonomer Konsum C0 Y III.1. Das keynesianische Grundmodell 15
Gesamtnachfrage (in geschlossener Volkswirtschaft*): YD = C + I + G YD YD = C0 + cY + I + G C = C0+cY tan α = c = „marginale G Konsumquote“ I α *Annahme: Ex, C0 Im = 0) Y III.1. Das keynesianische Grundmodell 16
(2) Gleichgewichtsbedingung Frage: Welches Volkseinkommen ergibt sich im Gleichgewicht? Produktion („Angebot“): Y , Nachfrage: YD (1) Nachfrage YD = C + I + G (2) Konsumfunktion C = C0 + cY ; c = „marginale Konsumquote“ (2) in (1) => (3) YD = C0 + cY+ I + G Diese Bedingung gilt auf der Funktion der Gesamtnachfrage. Gleichgewicht erfordert: Y = YD! Diese Bedingung gilt auf der 45°-Linie. Einsetzen von Y für YD ergibt: (4) Y = C0 + cY+ I + G (4a) Y - cY = C0 + I + G (4b) Y (1-c) = C0 + I + G (5) Y = (1/(1-c))(C0 + I + G) III.1. Das keynesianische Grundmodell 17
=> 45°- Modell YD=Y YD YD = C0 + cY + I + G YGG ● C = C0+cY tan α = c = „marginale G Konsumquote“ I α C0 45° YGG Y III.1. Das keynesianische Grundmodell 18
Der Multiplikator • „Multiplikator“: 1/(1-c) • Verstärkt sowohl expansive und kontraktive Impulse • Beispiel: c = 0,8 => 1/(1-c) = 5 (!) • Expansiv: Konsum, Investitionen, Staatsausgaben, Exporte • Kontraktiv: Ersparnis, Importe III.1. Das keynesianische Grundmodell 19
Nachfrageschock: Rückgang der Investitionen (-ΔI) Y=YD YD YD=C+I+ G Y* ● -ΔI -ΔY -ΔY1 -ΔY2 DY=(1/(1-c)) D I -ΔI -ΔY 45° Y* Y III.1. Das keynesianische Grundmodell 20
Keynesianismus • Ursachen für konjunkturelle Probleme: Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen effektiven Nachfrage, die (u. a.) von Multiplikatorprozessen verstärkt werden. • Entscheidende Stelle: Kapitalmarkt: Ersparnis = Investitionen? • Unsichere Erwartungen (Liquiditätsfalle, Investitionsfalle – siehe unten) • Staat soll Schwankungen der „effektiven Nachfrage“ mit „Fiskalpolitik“ (d.h. Variation von Staatsausgaben und Steuern) bekämpfen • Staat soll – bei einem Abschwung Nachfrage im Kreislauf auffüllen – im Falle der drohenden Überhitzung abschöpfen = „Demand Management“, „Globalsteuerung“ III.1. Das keynesianische Grundmodell 21
Fiskalpolitik in Aktion Y = YD YD YD=C+I+ G Y* ● +ΔG +ΔY Expansiver Impuls: +ΔG Erhöhung der Staatsausgaben: um D G DY=(1/(1-c)) DG +ΔY 45° ● ● Yakt Y* Y III.1. Das keynesianische Grundmodell 22
Das keynesianische Grundmodell: Zusammenfassung (2) • Verheißung: Staat kann durch dosierten Einsatz von Fiskalpolitik – konjunkturelle Schwankungen glätten – konjunkturelle Arbeitslosigkeit verhindern. • => Fiskalpolitik in der Führungsrolle • Unterstützend: – Geldpolitik (IS/LM-Modell) – Tariflohnpolitik („Kaufkraftargument“) – Außenwirtschaftspolitik III.1. Das keynesianische Grundmodell 23
=> Wirtschaftspolitische Ziele „Magisches Viereck“ des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG, 1967) Stabiles Preisniveau Hoher Beschäftigungsstand Außenwirtschaftliches ... bei stetigem und Gleichgewicht angemessenem Wachstum Literaturempfehlung: Nikolaus Piper: Mit Keynes durch dick und dünn, Süddeutsche Zeitung vom 07.06.2017, https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wirtschaftspolitik-mit-keynes-durch-dick-und- duenn-1.3537191 I. Wirtschaftspolitische Ziele 24
Aktuelle Lage: Sachverständigenrat (JG 2020/21): "Klassische Konjunkturprogramme, die auf die Stimulierung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage abzielen, waren in diesem Zeitraum nicht erfolgversprechend (SG 2020 Ziffer 54). Sie hätten die gesundheitspolitischen Maßnahmen, mit denen der Konsum eingeschränkt wurde, sogar konterkariert." Quelle: Farbfiguren Vorspann 25
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