Wahlprogramm zur Bochumer OB-Wahl 2015 von Monika Engel
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Wahlprogramm zur Bochumer OB-Wahl 2015 von Monika Engel 1. Mitmachen möglich machen 2. Gemeinsam in Bochum leben 3. Mehr Grün 4. Wirtschaft und Arbeit in Bochum wieder stark machen 5. Mobilität für Bochum 6. Haushaltslücke in Bochum – was ist aus meiner Sicht zu tun?
1. Mitmachen möglich machen Die Teilhabe an Bildung und Kultur, Gesellschaft und Politik muss allen Menschen offen stehen. Bürgerbeteiligung – Demokratie stärken Wer Demokratie stärken will, muss es den Menschen erleichtern, vor Ort mitzuentscheiden. Der Politikverdrossenheit will ich durch mehr Möglichkeiten mitzumachen begegnen. So können zum Beispiel absehbar umstrittene Planungen erfolgreicher und oft auch günstiger durchgeführt werden, wenn die Betroffenen möglichst frühzeitig einbezogen werden. Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung dieser Ziele spielen dabei die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Wir wollen ein digitales Mitmachforum für alle Bürgerinnen und Bürger Bochums. Außerdem werde ich eine Bürgersprechstunde einrichten. Transparenz – Informationen für alle Voraussetzung für eine wirksame Bürgerbeteiligung möglichst vieler Menschen ist die Gelegenheit sich zu informieren. Bisher stehen viele Daten noch nicht zur Verfügung. Andere Informationen werden in einer Form angeboten, die viele Menschen überfordert. Dies möchte ich ändern. Daten, die sich nicht auf Personen beziehen, sollen grundsätzlich öffentlich zugänglich sein. Wenn Daten nicht veröffentlicht werden, muss das begründet werden. Die Stadt Bochum soll OpenData und OpenGovernment fördern, weil aus offenen Daten neue Internetanwendungen entstehen können, die allen nützen. Bürgerportal – Service für Bochum Viele Informationen sind auf den Webseiten der Stadt nur schwer auffindbar. Ich setze mich deshalb für ein Bürgerportal ein, in dem alle Informationen verständlich aufbereitet zur Verfügung stehen. Zum Bürgerportal gehört auch, dass alle Anregungen, Meldungen und Beschwerden gesammelt und nachvollziehbar bearbeitet werden. Kultur für alle Kultur stiftet Identität und integriert. Sie muss lebendig sein und allen Bürgerinnen und Bürgern offen stehen. Ich werde darauf achten, dass Menschen mit Migrationshintergrund, Kinder und Jugendliche, sozial Benachteiligte und Behinderte konsequent einbezogen werden. Gleichwertig zu den klassischen Institutionen sollen die freie Kulturszene und die soziokulturellen Institutionen erhalten und gefördert werden. Um eine Umsetzung dieser Ziele zu ermöglichen, werde ich mich für eine interkommunale Kooperation der Ruhrgebietsstädte einsetzen. Länger gemeinsam lernen Auch in unserer Stadt möchten viele Eltern ihre Kinder auch nach der vierten Klasse weiter gemeinsam lernen lassen. Deshalb werde ich mich für die Schaffung einer weiteren
Gesamtschule einsetzen. Nach der Schule hören wir nicht auf zu lernen. Wir brauchen ein breites Weiterbildungsangebot. Die Volkshochschule spielt dabei eine herausragende Rolle. Frühe Bildung stärken Ich setze mich dafür ein, dass Kitas als wichtige Bildungsinstitutionen für Kinder anerkannt werden. Kitas und Grundschulen sollen künftig noch enger zusammenarbeiten, damit den Bochumer Kindern in ihrem neuen Lebensabschnitt die größtmögliche Unterstützung geboten wird. Die Kita-Sozialarbeit wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Jeder Euro, der hier frühzeitig investiert wird, spart später teure Hilfen zur Erziehung. Damit Erzieherinnen diesen Bildungsauftrag umsetzen können, brauchen sie eine gute Qualifikation, die auch Spracherziehung, Sprachvermittlung und interkulturelle Kompetenz umfasst. Selbstverständlich müssen sie dafür auch angemessen entlohnt werden. 2. Gemeinsam in Bochum leben Bürgerbüro für alle Ich möchte die verschiedenen Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger an einem Ort bündeln. Bürgerbüro, Ausländerbüro, Kommunales Integrationszentrum sowie das Kinderbüro wären hier unter einem Dach. Alle Menschen, egal ob hier geboren oder zugewandert könnten auf kurzen Wegen ihre Angelegenheiten regeln und Beratung in Anspruch nehmen. Dort finden sie bei Bedarf auch kompetente Dolmetscher. Auch eine Beschwerdestelle, an die man sich bei Schikanen oder unzureichenden Informationen wenden kann, wäre ein Bestandteil. Vielfalt leben In den Stadtteilen sollen alle Menschen, egal wo sie herkommen, wie alt sie sind oder wie viel sie verdienen, zusammen leben können. Deshalb müssen wir eine leistungsfähige Versorgung im Quartier erhalten. Ich möchte Wohnquartiere fördern, die Familien und dem Zusammenleben von verschiedenen Generationen gerecht werden. So wird Bochum für Menschen in allen Lebensphasen lebenswert. In den Schulen tragen Projekte gegen Rassismus und Homophobie zu einem guten Miteinander bei. Jugendliche brauchen Räume in der Innenstadt, in denen sie sich aufhalten können, ohne Geld ausgeben zu müssen. Die gut angenommenen Jugendfreizeithäuser und offenen Treffs sollten zu den Zeiten geöffnet sein, an denen sie von Jugendlichen gefragt sind. Das kann auch am Wochenende und in den Abendstunden sein. Menschen in der Vielfalt stärken Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche, Ältere - ob zugewandert oder hier geboren, mit oder ohne Handicap – die Vielfalt ist die Stärke unserer Stadt. Sie erleichtert es, Neuankömmlingen bei
uns Fuß zu fassen und immer mehr Arbeitgeber wissen den Vorteil von menschlicher Vielfalt zu schätzen. Gleichberechtigung heißt für mich, die Menschen dabei zu unterstützen, ihre Unterschiede und Stärken leben zu können in Bochum. Flüchtlinge und Zuwanderer willkommen heißen Ich will mich dafür einsetzen, dass die Menschen, die zu uns kommen, weil sie in ihrem Herkunftsland bedroht werden oder keine Lebensperspektive mehr haben, menschenwürdig aufgenommen werden. Viele Flüchtlinge werden noch kommen. Wir müssen jetzt schon verstärkt planen, wie wir sie mittel- und langfristig in Wohnungen unterbringen. Sozialarbeiter sollten maximal 75 Flüchtlinge betreuen. Wir müssen Kindern den Einstieg in die Schulen erleichtern und Erwachsenen Sprachkurse anbieten. Außerdem muss mit JobCenter und Arbeitsagentur verhandelt werden, wie die Menschen frühzeitig eine Beschäftigung aufnehmen können. Für eine ausreichende medizinische Versorgung sollte Bochum die Gesundheitskarte einführen. Ehrenamtliche sollten noch mehr unterstützt werden, damit Hilfe geleistet und Begegnungen ermöglicht werden. Sozialer Wohnungsbau Es gibt immer weniger Sozialwohnungen in Bochum. Die Nachfrage - insbesondere durch kinderreiche Familien - ist aber nach wie vor groß. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Ich will daher, dass wir als Stadt alle uns zur Verfügung stehenden Steuerungsmöglichkeiten (z.B. Verkauf von Grundstücken mit Auflage, Festsetzungen in Bebauungsplänen und städtebaulichen Verträgen, Zusammenarbeit mit der VBW) nutzen, damit neue Sozialwohnungen entstehen können. 3. Mehr Grün Umwelt und Klima Für ein gesundes Stadtklima müssen wir freie Flächen, Grünbereiche und Frischluftschneisen schützen. Wir müssen uns dem Klimawandel anpassen. Dabei hilft es, wenn wir Dächer und Fassaden zwecks Kühlung begrünen und Starkregen besser ableiten. Gerade nach dem Sturm Ela müssen viele Straßenbäume erhalten und nachgepflanzt werden. Ich möchte das vorhandene bürgerschaftliche Engagement unterstützen und Projekte wie „urban gardening“, Baum- oder Beetpatenschaften noch aktiver fördern. Die von den Grünen auf den Weg gebrachte Strategische Umweltplanung werde ich konsequent weiterverfolgen. Diese soll dafür sorgen, dass bei allen städtischen Planungen Umweltaspekte angemessen berücksichtigt werden. Freiflächen und Grün
In Bochum sind die vorhandenen naturnahen Freiflächen (regionale Grünzüge) und die Landschaftsschutzgebiete besonders wertvoll. Grün- und Freiflächen sowie grüne Inseln in Wohngebieten wirken sich positiv auf das Klima aus und machen das Leben in der Stadt viel angenehmer und gesünder. Sie müssen deshalb geschützt werden. Bochum ist bereits sehr stark verbaut. Trotzdem kann leider nicht immer verhindert werden, dass Grünflächen in Anspruch genommen werden, um Arbeitsplätze oder Wohnraum zu schaffen. Zwingend ist für mich dabei ein ökologischer Ausgleich: Was an einer Stelle verbraucht oder versiegelt wird, wird anderswo ausgeglichen. Unter dem Strich muss ein positives Ergebnis für den Umwelt- und Flächenschutz stehen. Weitere Grünflächen sollen nur so wenig wie möglich bebaut werden. Deshalb wollen wir konsequent Flächen, die bereits einmal bebaut waren und Baulücken nutzen. Gerade die in Bochum schon frei gewordenen Industrieflächen sowie die frei werdenden Opel-Flächen bieten die Chance, unbelastete Freiflächen zu schonen. Stadt entwickeln Anstatt über die Köpfe der Leute hinweg nur für Investoren zu planen, wollen wir Bochum und seine Stadtteile als Ganzes in den Blick nehmen: die Wirtschaft, die Beziehungen der Menschen im Stadtteil und auch die ökologische Situation sind uns wichtig. Eine integrierte Stadtentwicklung nutzt und unterstützt den gemeinsamen Blick und das Wissen aller Beteiligten auf einen Stadtteil. Sie sucht Kooperationspartner am Ort und knüpft Verbindungen, wo es vorher keine gab. Dabei geht es nicht nur um Geld, das in den Stadtteil fließen muss. Die Menschen mit ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen, Zielen und Möglichkeiten müssen auch gefragt werden, wie sie leben möchten und was sie brauchen. Das hat in Stahlhausen/Griesenbruch und in der Hustadt sehr gut geklappt und muss in Wattenscheid, im Osten und in Dahlhausen fortgesetzt werden. Stadtteile und lebendige Ortskerne stärken Ich möchte eine Stadt der kurzen Wege und der lebendigen Ortskerne. In ihnen soll es Grundschulen, Kindertageseinrichtungen und Geschäfte genauso wie Spielplätze und Sporteinrichtungen geben und sie müssen mit Bus oder Bahn erreichbar sein. Es ist besser, Lücken in Stadtvierteln zu schließen, statt Felder und Wiesen mit kleinen Häusern und großem Einzelhandel zuzubauen. So werden Stadtviertel gestärkt und die Nahversorgung gesichert, weil genügend Menschen in den Stadtvierteln leben. Ein funktionierender Stadtteil braucht das Engagement der Bewohner/innen und des Einzelhandels. Deshalb will ich Nachbarschafts- und Privatinitiativen unterstützen. Verwaltung und Politik müssen mit dem Masterplan Einzelhandel verhindern, dass sich Discounter außerhalb der Stadtteilzentren ansiedeln. Ich werde mich um zusätzliche Fördermittel für die Quartiersentwicklung kümmern.
4. Wirtschaft und Arbeit in Bochum wieder stark machen Arbeitsplätze der Zukunft für Bochum Arbeit ist wichtig für Menschen und für unsere Stadt. Wir brauchen neue Arbeitsplätze in Bochum, die unsere Wirtschaft stärken und der Umwelt nicht schaden. Ich möchte die Chance nutzen, auf dem ehemaligen Opelgelände neu gegründete Firmen anzusiedeln. Dabei soll grüne Technologie weiter entwickelt werden. Eine enge Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität ist mir dabei wichtig. Sie bietet für unsere Stadt viele Chancen und wir sollten diese stärker nutzen. Mit den Handwerksbetrieben, der IHK und den Bochumer Firmen, dem Handel und den Werbegemeinschaften in den Bezirken will ich Gespräche führen, um gemeinsam Ideen für die Zukunft finden: Arbeit, Wirtschaft und Umwelt müssen sich nicht ausschließen. Bochum ist eine Stadt mit Verantwortung Arbeitsplätze und Wirtschaft müssen sich an den Menschen orientieren. Wir brauchen faire Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigen und ein sozial verantwortliches Unternehmertum. Nicht immer ist der kurzfristige Gewinn ein Plus für die Zukunft. Ich möchte hier einen politischen Rahmen schaffen, der die Zukunft der Arbeit und der Menschen gleichzeitig im Blick hat. 5. Mobilität für Bochum …..heißt bisher immer noch Vorrang für Autos auf den allermeisten Flächen. Mobil auch ohne Auto Mein Ziel ist es, dass ein Großteil der Wege ohne Auto zurückgelegt werden kann. Dafür müssen Fußgänger sichere Wege vorfinden, Radfahrer zügig und direkt ans Ziel kommen und Busse oder Bahnen schnelle und komfortable Verbindungen in die ganze Region ermöglichen. Ohne Auto mobil zu sein, bedeutet unterm Strich, Geld zu sparen, weil man nicht gezwungen ist, monatlich hohe Leasingraten oder hohe Treibstoffkosten zu bezahlen. Und wo aufs Auto nicht verzichtet werden kann, tragen Elektrofahrzeuge dazu bei, dass in der Stadt weniger Lärm und Abgase entstehen. Vernetzte Verkehrsmittel Busse und Bahnen müssen attraktiver werden und bessere Verbindungen in die Nachbarstädte ermöglichen. Ich weiß, was es heißt, mit Bus und Bahn im Ruhrgebiet jenseits der Hauptverkehrslinien unterwegs zu sein. Das wird schnell zu einer langwierigen Aktion. Entscheidend wird dabei sein, die verschiedenen Verkehrsarten miteinander zu vernetzen. Das muss sich verbessern, wenn Bochum zukünftig für Menschen und Unternehmen attraktiv sein
soll. Es ist wichtig, dass Fußgängerinnen und Fußgänger sowie der Radverkehr als gleichberechtigte Verkehrsarten akzeptiert werden. Mobilitätskonzept Ich werde mich deshalb für die Erarbeitung eines übergreifenden, nachhaltigen Mobilitätskonzepts für Bochum einsetzen, das auch tatsächlich umgesetzt wird. Ich will den Bau des Radschnellwegs Ruhr unterstützen und die Kooperation der Nahverkehrsunternehmen im Ruhrgebiet vorantreiben 6. Haushaltslücke in Bochum – was ist aus meiner Sicht zu tun? Bochum hat seit vielen Jahren mehr Ausgaben als Einnahmen. 2014 entstand so ein Haushaltsdefizit von 125 Mio. € und 2015 sieht es nicht besser aus. Diese Entwicklung muss gestoppt werden. In Berlin und Düsseldorf darf nicht wie bisher über zusätzliche städtische Aufgaben entschieden werden, ohne das uns dafür zusätzliche Einnahmen zur Verfügung gestellt werden. Ein Beispiel dafür sind die Kosten der Unterkunft für Menschen die soziale Hilfen benötigen. Als Oberbürgermeisterin werde ich alle Wege und Kontakte nach Berlin und Düsseldorf nutzen, um hier einen Ausgleich zu erreichen. Viele städtische Gebäude, Straßen, Radwege, Brücken und Parks müssen dringend saniert werden. Umso wichtiger ist ein genehmigter Haushalt. Sonst hätten wir statt 100 Mio. € nur noch 30 Mio. € für Investitionen. Wir sollten vor allem da investieren, wo es zusätzliche Fördermittel gibt: Neue Fenster, ein neues Dach und eine neue Heizung tun nicht nur dem Schulklima gut sondern senken auch die laufenden Energiekosten für die Stadt. Weiterhin müssen wir in Bochum das beschlossene Konzept zur Haushaltssicherung konsequenter umsetzen als bisher. Damit meine ich z.B. den Einstellungskorridor, der nicht funktionieren kann, wenn die fürs ganze Jahr vorgesehenen 90 Einstellungen bereits im Mai ausgeschöpft wurden. Hier müssen wir zukünftig anders vorgehen. Wir müssen zum Beispiel prüfen, wie viele Jugendliche wir noch ausbilden können und wie viele wir übernehmen können. Auch im städtischen Haushalt wird es unvorhergesehene Aufgaben und ungeplante Ausgaben geben. Wie in jedem Haushalt kann aber jeder Euro nur einmal ausgegeben werden. Deshalb müssen wir alles dafür tun, dass zusätzlich vom Rat beschlossene, freiwillige Ausgaben durch Einsparungen an anderer Stelle oder durch zusätzliche Einnahmen ausgeglichen werden. Eine Verkleinerung des Rates halte ich im Übrigen nach wie vor für richtig. Das wird alles wird aus heutiger Sicht nicht reichen. Ich halte es deshalb für wichtig und unumgänglich, dass wir darüber sprechen, welche städtischen Leistungen
und Angebote nicht genug nachgefragt werden oder weitgehend durch Angebote der Nachbarstädte abgedeckt werden. Wir müssen darüber nachdenken, welchen Service wir vielleicht nicht mehr vorhalten können. Meine Aufgabe als Oberbürgermeisterin sehe ich im Falle meiner Wahl darin, ein faires Verfahren auf die Beine zu stellen, bei dem in allen Bereichen der Verwaltung Einsparvorschläge gemacht werden. Die Politik muss dabei ihre Prioritäten benennen. Damit dieser Prozess gelingt, braucht es eine engagierte Führung durch die Verwaltungsspitze und möglicherweise auch externe Unterstützung.
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