Waldzustandsbericht 2020 - Ergebnisse der Waldzustandserhebung - forstpraxis.de

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Waldzustandsbericht 2020 - Ergebnisse der Waldzustandserhebung - forstpraxis.de
Waldzustandsbericht 2020
Ergebnisse der Waldzustandserhebung
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Impressum

Herausgeber:
Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt
Mecklenburg-Vorpommern (LM)
Paulshöher Weg 1
19061 Schwerin

Redaktion:
LM, Referat 240 (Waldbau)

Bearbeitung:
Landesforst Mecklenburg-Vorpommern
Anstalt des öffentlichen Rechts
Betriebsteil Forstplanung, Versuchswesen, Informationssysteme
Fachgebiet Forstliches Versuchswesen
Zeppelinstraße 3
19061 Schwerin

Stefan Meining
Büro für Umweltüberwachung
Im Sauergarten 84
79112 Freiburg

Fotos:
Titelfoto: Landesforst MV
Portrait Foto Minister: Fotostudio Berger, Schwerin

Download:
www.lm.mv-regierung.de
www.wald-mv.de

Schwerin im Dezember 2020

Diese Veröffentlichung wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums für Landwirt-
schaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern herausgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen
Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen/Wahlwerbern oder
Wahlhelferinnen/Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zweck der Wahlwerbung ver-
wendet werden. Dies gilt für Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen
zum Europäischen Parlament.
Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations-
ständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informati-
onen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahl-
werbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Veröffentli-
chung der Empfängerin/dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu
einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Lan-
desregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.
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Inhaltsverzeichnis

Vorwort                                                                     4

1   Methode und Durchführung der Waldzustandserhebung                       6
    1.1 Methode                                                             6
    1.2 Qualitätssicherung und internationale Einbindung                    7
    1.3 Durchführung                                                        8

2   Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020                                9
    2.1 Gesamtwald Mecklenburg-Vorpommern                                   9
    2.1.1   Der Nadel-/Blattverlust                                         9
    2.1.2   Die Vergilbung                                                 10
    2.1.3   Die Schadstufen                                                11
    2.1.4   Mortalität                                                     12
    2.1.5   Das Baumalter                                                  12
    2.1.6   Die Fruktifikation                                             13
    2.1.7   Die Blüte                                                      13

    2.2 Baumarten und Baumartengruppen                                     13
    2.2.1   Kiefer                                                         15
    2.2.2   Fichte                                                         16
    2.2.3   Sonstige Nadelbäume                                            18
    2.2.4   Buche                                                          19
    2.2.5   Eiche                                                          21
    2.2.6   Sonstige Laubbäume                                             23

3   Witterungssituation 2020                                               25

4   Stoffeinträge                                                          28

5   Waldschutz                                                             32
    5.1 Abiotische Schäden                                                 32
    5.2 Biotische Schäden                                                  32

6   Vergleich der Kronenzustandsaufnahmen der Waldzustandserhebung (WZE)
    und der Bodendauerbeobachtungsflächen Forst (BDF-F)                    36

7   Literatur und Quellen                                                  40

Anhang 1: Prozentuale Anteile der Schadstufen pro Jahr                     41

Anhang 2: Mittlerer Nadel-/Blattverlust pro Jahr                           42

Anhang 3: Baumartenzusammensetzung der Baumartengruppen sonstige
          Nadelbäume und sonstige Laubbäume                                43

Anhang 4: Rasterweite der Waldzustandserhebung seit 1992                   44
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Waldzustandsbericht 2020

Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

schon im dritten Jahr in Folge zeigen langan-
haltende Hitze- und Trockenperioden unver-
kennbar die Auswirkungen des menschen-
gemachten Klimawandels. Auch Mecklen-
burg-Vorpommern wird von dessen Auswir-
kungen nicht verschont bleiben.

Unsere Wälder leiden als langlebige Ökosys-
teme bereits jetzt schon besonders unter den
Folgen der Klimaveränderungen und befin-
den sich im Dauerstress, da sie sich nur lang-
sam an neue Umweltbedingungen anpassen
können. Das zeigt sich deutlich in den Ergeb-
nissen der Waldzustandserhebung.

Der Kronenzustand hat sich zwar im Ver-
gleich zum Vorjahr leicht verbessert, den-
noch weisen die Wälder ein sehr hohes
Schadniveau auf. Der mittlere Nadel-/Blatt-
verlust beträgt in diesem Jahr 22,4 % und ein
Viertel aller Bäume sind deutlich geschädigt.
Als gesund konnten demgegenüber nur 19 %
eingestuft werden.

Der Klimawandel schreitet rasant und für jedermann sicht- sowie spürbar voran. Das Tempo und
der prognostizierte Umfang der Veränderungen sind in besonderem Maße ein enormes Risiko für
den Wald und die Forstwirtschaft. Es zeigt sich, welche Probleme uns in der Zukunft erwarten und
von uns gelöst werden müssen, damit der Wald auch für kommende Generationen in seiner Viel-
falt sowie mit seinen Funktionen erhalten bleibt.

Der hierfür notwendige Waldumbau ist mit der nachhaltig und naturnah ausgerichteten Forst-
wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern auf dem richtigen Weg. Trotz langfristig geplanter, sys-
tematischer Verjüngung, Pflege und Nutzung wird es noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis der
Wald nach unserem heutigen Wissen und unseren Vorstellungen gestaltet ist. Aber auch danach
bedarf es eines steten Waldumbaus, da die Klimabedingungen einem ständigen Wandel unterlie-
gen. Die Wälder müssen nicht nur stabiler, sondern auch flexibler werden, um sich ändernden
Umweltbedingungen besser anpassen zu können. Aktiver Waldumbau ist somit ein zentrales
Element unseres Handelns gegen den Klimawandel.

4
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Waldzustandsbericht 2020

In diesen Zeiten danke ich vor allem den Forstfrauen und -männern sowie allen Waldbesitzern,
die sich ganz besonders für den Wald engagieren, sich jeden Tag aufs Neue den Herausforderun-
gen und der Generationenaufgabe der Anpassung der Wälder in Mecklenburg-Vorpommern an
den Klimawandel stellen.

Dr. Till Backhaus

Minister für Landwirtschaft und Umwelt

Mecklenburg-Vorpommern

                                                                                           5
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Waldzustandsbericht 2020

1       Methode und Durchführung der Waldzustandserhebung

Der Waldzustand wird in Mecklenburg-                  facher und nachvollziehbarer Weiser für den
Vorpommern seit dem Jahr 1992 erfasst. Im             Vitalitätszustand der Wälder. Hauptkriterien
seitdem jährlich veröffentlichten Waldzu-             zur Beurteilung des Kronenzustandes sind da-
standsbericht werden die jeweils aktuellen Er-        bei der Nadel-/Blattverlust und die Vergilbung
gebnisse zum Vitalitätszustand der Wälder be-         der Nadeln und Blätter (Abb. 1). Beide Merk-
kannt gegeben. Durch die kontinuierliche              male werden in 5-Prozentstufen erfasst und
Aufnahme können räumliche und zeitliche               anschließend zu Schadstufen verrechnet (Tab.
Veränderungen des Waldzustandes frühzeitig            1).
aufgezeigt und entsprechende Gegenmaß-
nahmen eingeleitet werden. Insbesondere im            Im Rahmen einer ausführlichen Differential-
Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawan-           diagnose werden zudem für jeden Probebaum
dels ist die lange Datenzeitreihe der Waldzu-         alle weiteren Baummerkmale erfasst, die einen
standserhebung von großer Bedeutung, da so            möglichen Einfluss auf die Baumvitalität ausü-
Entwicklungen der Wälder unter sich verän-            ben. Hierunter fallen zum einen biotische
dernden klimatischen Verhältnissen beobach-           Schäden, die durch Insekten, Pilze oder Wild-
tet werden können. Die Herausforderung der            tiere an den Bäumen verursacht wurden. Zum
nächsten Jahrzehnte wird es sein, die Wälder          anderen werden auch alle abiotischen Schä-
Mecklenburg-Vorpommerns gegenüber dem                 den, die durch Trockenheit, Frost, Sturm oder
zunehmenden Witterungsstress weiter zu sta-           Nährstoffmangel entstanden sind, in die Beur-
bilisieren. Die Ergebnisse der Waldzustandser-        teilung der Bäume mit aufgenommen.
hebung geben dafür wichtige Erkenntnisse
hinsichtlich der Wirksamkeit der getroffenen          Die Aufnahmen zur Waldzustandserhebung
Maßnahmen.                                            werden in Mecklenburg-Vorpommern jährlich
                                                      auf einem permanent eingerichteten, landes-
1.1     Methode                                       weiten Stichprobennetz durchgeführt, seit
                                                      1998 auf dem 8x8 km-Raster. In den Jahren
Die Waldzustandserhebung beruht auf der vi-           davor wurde auch das dichtere 4x4 km-Raster
suellen Beurteilung der Baumkronen. Die Ver-          erhoben. Seit 2014 wird die Erhebung für die
änderung des Kronenzustandes ist ein ein-             Baumarten Buche und Eiche zusätzlich um

Abb. 1: Kronenverlichtung an der Baumart Kiefer. Links 15 %, Mitte 40 % und rechts 75 % Nadelverlust
        (aus: Arbeitsgemeinschaft Kronenzustand 2007)
6
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Waldzustandsbericht 2020

Tab. 1:     Herleitung der Schadstufen
                                                             Vergilbung
     Kronenverlichtung
                                 0 % - 10 %        11 % - 25 %       26 % - 60 %      61 % - 100 %
          0 % - 10 %                  0                 0                 1                 2
          11 % - 25 %                 1                 1                 2                 2
          26 % - 60 %                 2                 2                 3                 3
          61 % - 99 %                 3                 3                 3                 3
             100%                     4

          Schadstufe 0                   ungeschädigt
          Schadstufe 1                schwach geschädigt                      Warnstufe
          Schadstufe 2               mittelstark geschädigt
          Schadstufe 3                  stark geschädigt                  deutlich geschädigt
          Schadstufe 4                    abgestorben

einzelne Flächen aus dem 4x8 km-Raster er-             1.2    Qualitätssicherung und
weitert, so dass eine ausreichende Repräsen-                  internationale Einbindung
tanz dieser Baumarten in der Stichprobe gesi-
chert ist (Abb. 2).                                    Zur Sicherstellung einer hohen Datenqualität
                                                       werden seit Beginn der Waldzustandserhe-
An jedem Aufnahmepunkt sind 24 Bäume                   bung zahlreiche Qualitätssicherungsmaß-
nach einem festgelegten Verfahren systema-             nahmen auf Landes- und Bundesebene
tisch ausgewählt und dauerhaft markiert, um            durchgeführt. Zusätzlich finden regelmäßig
jährlich die Ansprache der gleichen Bäume zu           nationale und internationale Vergleichskurse
gewährleistet. Sind Bäume seit der letzten Er-         zur weiteren Abstimmung der Erhebungen
hebung entfernt worden oder umgefallen,                statt.
werden sie durch nächststehende Nachbar-
bäume ersetzt.

Abb. 2:     Stichprobennetz der Waldzustandserhebung. Dunkelgrüne Punkte: 8x8 km-Netz, orange-
            farbene Punkte: 4x8 km-Netz für Buche und Eiche (Quelle: Landesforst Mecklenburg-
            Vorpommern)
                                                                                                     7
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Waldzustandsbericht 2020

Tab. 2:      Anzahl untersuchter Stichprobenbäume der Waldzustandserhebung 2020 je Altersgruppe

                             Anzahl untersuchter Bäume und ihre Anteile in Prozent
                                        bis 60 Jahre               über 60 Jahre              Summe
    Baumartengruppe
                                    Anzahl         Prozent     Anzahl       Prozent    Anzahl     Prozent

    Kiefer                           143            13,5        918           86,5     1.061          42,5

    Fichte                            33            32,4         69           67,6      102            4,1

    sonstige Nadelbäume              132            63,8         75           36,2      207            8,3

    Buche                             66            17,2        317           82,8      383           15,3

    Eiche                            101            31,0        225           69,0      326           13,1

    sonstige Laubbäume               103            24,7        314           75,3      417           16,7

    Gesamt                           578            23,2       1.918         76,8      2.496          100,0

Die Aufnahmeteams der Waldzustandserhe-                      1.3      Durchführung
bung bestehen aus zwei Personen, die vor der
Erhebung intensiv auf speziell hierfür einge-                Die diesjährigen Außenaufnahmen der Wald-
richteten Übungsparcours durch die Landes-                   zustandserhebung erfolgten vom 20. Juli bis
inventurleitung geschult werden. Die diesjäh-                20. August 2020 durch Bedienstete der Lan-
rige Unterweisung der Aufnahmeteams wurde                    desforst Mecklenburg und der Nationalpark-
am 14. Juli im Forstrevier Dümmer, unter Ein-                verwaltung. An einem der 105 Stichproben-
haltung eines coronabedingten Schutz- und                    punkte konnte dieses Jahr keine Aufnahme
Hygienekonzeptes, durchgeführt.                              durchgeführt werden, da alle Probebäume
                                                             entnommen wurden und bisher keine neuen
Im Vorfeld der Waldzustandserhebung finden                   Bäume zur Verfügung stehen. Somit wurden
für die Inventurleiter aller Bundesländer jährli-            bei der Waldzustandserhebung 2020 insge-
che Abstimmungskurse auf Bundesebene                         samt 104 Stichprobenpunkte mit 2.496 Bäu-
statt. Foto-Vergleichstests, die alle zwei Jahre             men untersucht.
unter Beteiligung aller Bundesländer durchge-
führt werden, führen zusätzlich zu einer Sich-               Die Kiefer ist dabei mit 1.061 Bäumen bzw.
erung der hohen Datenqualität.                               42,5 % mit großem Abstand am häufigsten
                                                             vertreten (Tab. 2). Dahinter folgen die sonsti-
Die jährlichen Erhebungen zum Waldzustand                    gen Laubbäume (16,7 %), die Buche (15,3 %),
in Mecklenburg-Vorpommern sind neben dem                     die Eiche (13,1 %), die sonstigen Nadelbäume
Forstlichen Umweltmonitoring in Deutschland                  (8,3 %) und die Fichte (4,1 %).
auch Bestandteil des internationalen Umwelt-
monitoringprogramms „Level I“ (ICP Forests)*.                Etwas weniger als ein Viertel aller Bäume ge-
Die landesweiten Ergebnisse der Waldzu-                      hört der Altersgruppe „bis 60 Jahre“ an und
standserhebung fließen somit sowohl in bun-                  etwas mehr als drei Viertel der Altersgruppe
desweite als auch in internationale Auswer-                  „über 60 Jahre“. Bei den Baumarten Kiefer,
tungen zum Waldzustand ein.                                  Fichte, Buche, Eiche und den sonstigen Laub-
                                                             baumarten überwiegt der Anteil der älteren
                                                             Bäume. Dagegen ist bei den sonstigen Nadel-
                                                             bäumen aufgrund des hohen Anteils an jüng-
* International Co-operative Programme on Assess-            eren Douglasien das Altersverhältnis deutlich
ment and Monitoring of Air Pollution Effects on Forests      in Richtung der jüngeren Bäume verschoben.

8
Waldzustandsbericht 2020 - Ergebnisse der Waldzustandserhebung - forstpraxis.de
Waldzustandsbericht 2020

2                                            Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020

2.1                                          Gesamtwald Mecklenburg-
                                             Vorpommern
2.1.1 Der Nadel-/Blattverlust

Der Kronenzustand der Waldbäume bleibt
auch im Jahr 2020 weiter angespannt. Nach-
dem die Kronenverlichtung der Bäume auf-
grund der sehr heißen und trockenen Witte-
rung in den letzten beiden Jahren stark ange-
stiegen war, konnte im Jahr 2020 zwar eine
leichte Verbesserung des Kronenzustandes
festgestellt werden, jedoch bleiben die Wald-
schäden weiterhin auf einem sehr hohem
Niveau. Mit 22,4 % gehört der mittlere Nadel-/
Blattverlust 2020 zu den vier höchsten Wer-
ten, die seit Beginn der Aufnahmeperiode im
Jahr 1992 erhoben wurden (Abb. 3). Nur in
den Jahren 1992, 1993 und 2019 wurde eine
noch höhere Kronenverlichtung in den Wäl-
dern Mecklenburg-Vorpommerns festgestellt.
Nachdem die mittlere Kronenverlichtung in
den Jahren 2018 und 2019 zusammen um 7,4
Prozentpunkte angestiegen war, zeigt sich ak-                                             Abb. 4: Stark geschädigte Buche mit abgestor-
tuell gegenüber dem Vorjahr eine leichte Ver-                                                     bener Oberkrone im Sommer 2020 (Fo-
                                                                                                  to: Landesforst MV)
besserung um 2,1 Prozentpunkte.

                                        35

                                        30
    mittlerer Nadel-/Blattverlust [%]

                                        25

                                        20                                                                                        22,4

                                        15

                                        10

                                        5

                                        0
                                              1992
                                              1993
                                              1994
                                              1995
                                              1996
                                              1997
                                              1998
                                              1999
                                              2000
                                              2001
                                              2002
                                              2003
                                              2004
                                              2005
                                              2006
                                              2007
                                              2008
                                              2009
                                              2010
                                              2011
                                              2012
                                              2013
                                              2014
                                              2015
                                              2016
                                              2017
                                              2018
                                              2019
                                              2020

Abb. 3:                                      Entwicklung des mittleren Nadel-/Blattverlusts aller Baumarten

                                                                                                                                          9
Waldzustandsbericht 2020 - Ergebnisse der Waldzustandserhebung - forstpraxis.de
Waldzustandsbericht 2020

Wenngleich der Witterungsverlauf in diesem                                                                                      gefahr infolge der z. T. langanhaltenden Tro-
Jahr zumindest zeitweise und regional be-                                                                                       ckenheit stark an. In einigen Forstämtern
grenzt für mehr Niederschläge als 2018 und                                                                                      wurde an mehreren Tagen die höchste Wald-
2019 sorgte, litten die Waldbäume auch im                                                                                       brandgefahrenstufe ausgerufen. Im Verlauf
Verlauf des diesjährigen Sommers vielerorts                                                                                     des Jahres 2020 traten insgesamt 50 Wald-
unter Wassermangel und Hitzestress. Beson-                                                                                      brände auf. Im Vergleich zum Vorjahr ist damit
ders auf trockenen sowie wechselfeuchten                                                                                        ein deutlicher Rückgang der Waldbrände zu
Standorten, an exponierten Waldrändern oder                                                                                     verzeichnen.
in aufgelichteten Beständen wurden oftmals
Trocknisschäden, wie z. B. deutliche Blattver-                                                                                  In diesem Jahr wiesen die meisten Baumarten
färbung und Welke, vorzeitiger Blattabwurf                                                                                      lediglich einen geringen Fruchtbehang auf. Im
und ein Absterben der Oberkrone, festgestellt                                                                                   vergangenen Jahr zeigte besonders die Bu-
(Abb. 4).                                                                                                                       che, aber auch andere Laubbaumarten, eine
                                                                                                                                sehr starke Fruktifikation, was sich in einer
Zudem hat der Witterungsverlauf der letzten                                                                                     deutlich erhöhten Kronenverlichtung nieder-
Jahre eine starke Ausbreitung verschiedener                                                                                     schlug. In der Regel regeneriert sich der Kro-
Pathogene begünstigt, die im Verlauf des Jah-                                                                                   nenzustand der Bäume in den Folgejahren
res 2020 zu einer Schädigung der Wälder führ-                                                                                   wieder. Diese Reaktion ist auch in dem dies-
ten. Allen voran ist hierbei der massive Befall                                                                                 jährigen verbesserten Vitalitätszustand der
durch die bekannten Borkenkäfer Buchdru-                                                                                        Buche erkennbar.
cker und Kupferstecher zu nennen, die zahl-
reiche Fichtenbestände zum Absterben brach-
ten. Zusätzlich ist in den letzten Jahren ein
verstärkter Befall durch die eher seltener vor-                                                                                 2.1.2 Die Vergilbung
kommenden Buchen- und Lärchenborkenkä-
ferarten zu verzeichnen. Auch ist eine zuneh-                                                                                   Die Vergilbung der Nadeln bzw. Blätter ist in
mende Schädigungen an Kiefern durch den                                                                                         diesem Jahr wieder stark angestiegen. Die
pilzlichen Erreger des Diplodia-Triebsterbens                                                                                   Vergilbungsrate erhöhte sich auf 7,2 % und
festzustellen.                                                                                                                  damit auf einen der höchsten Werte seit 1997.
                                                                                                                                Lediglich im Jahr 2003 wurde bisher eine hö-
Im Verlauf des Jahres stieg in vielen Regionen                                                                                  here Vergilbungsrate der Waldbäume festge-
Mecklenburg-Vorpommerns die Waldbrand-                                                                                          stellt (Abb. 5).

                                       10                                             9,4
 Anteil der Bäume mit Vergilbung [%]

                                        8                                                                                                                                                                     7,2
                                                                                                                                                                                                6,7
                                                                                             6,0           5,9
                                        6
                                            4,6                                                                   4,6                                 4,5
                                                   4,2                         4,3                  4,1
                                                          3,7           3,8
                                        4                                                                                                                           3,2
                                                                                                                         2,9
                                                                 2,5                                                             2,5 2,7                     2,7

                                        2                                                                                                      1,3                                       1,4
                                                                                                                                                                           1,1 0,9                     1,1

                                        0
                                            1997
                                                   1998
                                                          1999
                                                                 2000
                                                                        2001
                                                                               2002
                                                                                      2003
                                                                                             2004
                                                                                                    2005
                                                                                                           2006
                                                                                                                  2007
                                                                                                                         2008
                                                                                                                                 2009
                                                                                                                                        2010
                                                                                                                                               2011
                                                                                                                                                      2012
                                                                                                                                                             2013
                                                                                                                                                                    2014
                                                                                                                                                                           2015
                                                                                                                                                                                  2016
                                                                                                                                                                                         2017
                                                                                                                                                                                                2018
                                                                                                                                                                                                       2019
                                                                                                                                                                                                              2020

Abb. 5:                                     Entwicklung der Vergilbungsrate seit 1997 (davor Aufnahme in Vergilbungsstufen)

10
Waldzustandsbericht 2020

Eine Vergilbung der Nadeln oder Blätter zeigt                                                                                        2.1.3 Die Schadstufen
in der Regel eine Störung der Nährstoffver-
sorgung der Bäume an. Durch langanhaltende                                                                                           Aus dem Nadel-/Blattverlust und der Vergil-
Trockenphasen wie in den vergangenen Jah-                                                                                            bung der Bäume werden die Schadstufen be-
ren können vermehrt Vergilbungserscheinun-                                                                                           rechnet, die einen schnellen und guten Über-
gen auftreten, da die Bäume weniger Wasser                                                                                           blick über den Vitalitätszustand der Wälder
und damit auch weniger darin gelöste Nähr-                                                                                           ermöglichen.
stoffe aufnehmen können. Hohe Vergilbungs-
raten wurden auch in den Trockenjahren 2003                                                                                          Für das Jahr 2020 zeigt sich in der Schadstu-
und 2018 festgestellt. Insbesondere ein Man-                                                                                         fenverteilung über alle Baumarten die weiter-
gel an dem Nährelement Magnesium ist häu-                                                                                            hin angespannte Situation der Wälder in
fig für eine Gelbfärbung der Nadeln verant-                                                                                          Mecklenburg-Vorpommern (Abb. 6). Jeder
wortlich.                                                                                                                            vierte Baum ist demnach deutlich geschädigt
                                                                                                                                     (Schadstufen 2 bis 4). Zwar ist gegenüber dem
Eine Störung der Nährstoffversorgung der                                                                                             Vorjahr eine Verringerung um acht Prozent-
Bäume kann auch durch eine Nährstoffarmut                                                                                            punkte zu verzeichnen, jedoch bleibt der An-
der Waldböden ausgelöst werden. Insbeson-                                                                                            teil der deutlich geschädigten Bäume mit
dere durch anthropogene Stoffeinträge und                                                                                            25 % weiterhin sehr hoch.
einer dadurch ausgelösten Versauerung der
Böden tritt häufig eine Nährstoffunterversor-                                                                                        Demgegenüber ist der Anteil der ungeschä-
gung der Waldbäume ein.                                                                                                              digten Bäume (Schadstufe 0) mit 19 % sehr
                                                                                                                                     niedrig. Gegenüber dem Vorjahr stellt dies le-
                                                                                                                                     diglich eine Verbesserung um drei Prozent-
                                                                                                                                     punkte dar. Im zweiten Jahr in Folge sind da-
                                                                                                                                     mit weniger als ein Fünftel aller Bäume unge-
                                                                                                                                     schädigt.

                             100
                                   11 13
                             90                                                                                                                                                                                                 16 19
                                                                                                                                                   25
                                                                                                                                                          30 27 30                                                       29
                             80                                                                                 39 37 41
                                                                                                                         33 35                                                 36 34 35 34 32 37
                                                 41 45                         45 44 46
                                                                      50 51 49
Anteil der Schadstufen [%]

                             70                                56
                                   46
                             60           57                                                                                                                                                                                    51
                                                                                                                                                                                                                                       56
                             50                                                                                                                    53
                                                                                                                                                          51 56 51                                                       54
                             40                                                                                        47            51 49                                     47 52 49 52 53
                                                                                                                47                                                                            49
                                                 48 45                                     39 40                              47
                             30                                       40 40 41                           44
                                                               38
                             20    43
                                          30                                                                                                                                                                                    33
                                                                                         22 19 17 19 17                                                                                                                                25
                             10
                                                 11 10   10   11
                                                                 16 16
                                                                       10 14 17 12 16 16                14 16 14 15 14 17
                                                       6    9
                               0
                                   1992
                                          1993
                                                 1994
                                                        1995
                                                               1996
                                                                      1997
                                                                             1998
                                                                                    1999
                                                                                           2000
                                                                                                  2001
                                                                                                         2002
                                                                                                                2003
                                                                                                                       2004
                                                                                                                              2005
                                                                                                                                     2006
                                                                                                                                            2007
                                                                                                                                                   2008
                                                                                                                                                          2009
                                                                                                                                                                 2010
                                                                                                                                                                        2011
                                                                                                                                                                               2012
                                                                                                                                                                                      2013
                                                                                                                                                                                             2014
                                                                                                                                                                                                    2015
                                                                                                                                                                                                           2016
                                                                                                                                                                                                                  2017
                                                                                                                                                                                                                         2018
                                                                                                                                                                                                                                2019
                                                                                                                                                                                                                                       2020

                                                           Schadstufen 2-4                                                    Schadstufe 1                                            Schadstufe 0

Abb. 6:                             Schadstufenverteilung über alle Baumarten (Zahlenwerte gerundet)

                                                                                                                                                                                                                                          11
Waldzustandsbericht 2020

Zuletzt wurde ein derart geringer Anteil an                                      verstärkten Absterben der Eschen. Zusätzlich
ungeschädigten Bäumen in den Jahren 1992                                         ist durch massiven Borkenkäferbefall die Mor-
und 1993 beobachtet. Mehr als die Hälfte aller                                   talitätsrate der Fichten in diesem Jahr erhöht.
Bäume sind als schwach geschädigt (Schad-
stufe 1) klassifiziert. Gegenüber dem Vorjahr
erhöht sich der Anteil um fünf Prozentpunkte
                                                                                 2.1.5 Das Baumalter
auf 56 %.
                                                                                 Das Baumalter hat einen großen Einfluss auf
                                                                                 den Kronenzustand der Bäume. Während jun-
2.1.4 Mortalität                                                                 ge Bäume oftmals vitaler und wüchsiger wir-
                                                                                 ken und dementsprechend eine dichtere
Infolge der trocken-warmen Witterung der                                         Baumkrone aufweisen, werden bei älteren
letzten Jahre sind in den Wäldern Mecklen-                                       Bäumen in der Regel mehr Schadsymptome
burg-Vorpommerns vermehrt abgestorbene                                           und eine lichtere Belaubung festgestellt. An-
Bäume zu beobachten. Vor allem Trocken-                                          hand der Daten der Waldzustandserhebung
stress und zunehmender Insekten- und/oder                                        wird deutlich, dass die Kronenverlichtung der
Pilzbefall setzen den Bäumen zu und bringen                                      Bäume bis zu einem Alter von etwa 60 Jahren
sie z. T. zum Absterben.                                                         stark ansteigt. Danach ist mit zunehmendem
                                                                                 Baumalter nur noch ein geringer Anstieg der
Bei der Waldzustandserhebung 2020 sind ins-                                      Kronenschäden festzustellen.
gesamt 42 Bäume ausgefallen, was einer ge-
genüber dem Vorjahr leicht gestiegenen Aus-                                      Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung
fallrate von 1,7 % entspricht. 15 Bäume wur-                                     2020 zeigen für die Altersgruppe bis 60 Jahre
den dabei als stehend tote Bäume aufge-                                          einen Anteil an ungeschädigten Bäumen
nommen.                                                                          (Schadstufe 0) von 44,3 % (Abb. 7). Bei der Al-
                                                                                 tersgruppe über 60 Jahre ist dieser Anteil mit
Einen höheren Anteil an der Ausfallrate nimmt                                    11,6 % dagegen merklich geringer. Demge-
unter anderem die Baumart Birke ein, die oft-                                    genüber fällt bei den jüngeren Bäumen der
mals auf sandigen und trockenen Standorten                                       Anteil an deutlich geschädigten Bäumen
akut unter Wassermangel leidet. Zudem führt                                      (Schadstufen 2 bis 4) mit 12,8 % im Vergleich
nach wie vor der fortschreitende Krankheits-                                     zu 28,8 % bei den älteren Bäumen deutlich
verlauf des Eschentriebsterbens zu einem                                         kleiner aus.

                 100
                                                                                                        Anteil und Differenz zu 2019 [%]
                                                                             Schadstufen                   bis       über
                                                                                                                               Gesamt
                                                                                                        60 Jahre 60 Jahre
                       80                                                    Schadstufe 0                 44,3       11,6        19,2
Anteil der Bäume [%]

                                                                             (ungeschädigt)                7,3        3,2         3,4
                       60                                                    Schadstufe 1                  42,9       59,6       55,7
                                                                             (schwach geschädigt)          -9,5       8,9        4,5
                       40                                                    Schadstufe 2                  12,8       25,5       22,6
                                                                             (mittelstark geschädigt)      2,6       -13,1       -8,7
                       20                                                    Schadstufe 3                   0,0       2,5        1,9
                                                                             (stark geschädigt)            -0,2       0,5        0,4
                        0                                                    Schadstufe 4                   0,0       0,8        0,6
                                 bis 60           über 60       Gesamt       (abgestorben)                 -0,2       0,5        0,4
                                          Altersgruppen [Jahre]
                                                                             Schadstufen 2-4               12,8       28,8       25,1
                            Schadstufen 2-4    Schadstufe 1   Schadstufe 0                                 2,2       -12,1       -7,9
                                                                             (deutlich geschädigt)
Abb. 7:                        Schadstufenverteilung nach Altersgruppen über alle Baumarten (Zahlenwerte gerundet)

12
Waldzustandsbericht 2020

2.1.6 Die Fruktifikation                                                        Lediglich bei der Baumart Fichte wurde ein
                                                                                höherer Anteil an fruktifizierenden Bäumen
Eine starke Fruktifikation kann einen großen                                    festgestellt. Etwa 70 % aller Fichten wiesen
Einfluss auf die Belaubungsdichte der Wald-                                     diesjährige Zapfen auf, davon etwa ein Drittel
bäume ausüben. Oftmals bilden die Bäume                                         mit mittlerer Intensität.
weniger und kleinere Blätter bzw. Nadeln aus
und reduzieren die Seitenverzweigung. Für
die Ausbildung einer hohen Anzahl an Frucht-
ständen benötigen die Bäume viel Energie-                                       2.1.7 Die Blüte
und Nährstoffvorräte, die damit nicht mehr in
ausreichender Menge für das vegetative                                          Wie die Fruktifikation kann auch die Blüte ei-
Wachstum zur Verfügung stehen. Eine erhöh-                                      nen großen Einfluss auf die Kronenverlichtung
te Kronenverlichtung ist oftmals die Folge.                                     haben. Besonders bei der Baumart Kiefer führt
                                                                                eine häufige Blüte oftmals zu einer erhöhten
Im Gegensatz zum letzten Jahr hatten nur                                        Kronentransparenz. Im Jahr 2020 wurde nur
wenige Waldbäume in diesem Sommer Früch-                                        eine geringe Blütenbildung bei der Kiefer be-
te ausgebildet (Abb. 8). Nach der außerge-                                      obachtet. Etwa ein Drittel aller untersuchten
wöhnlich starken Fruktifikation im Vorjahr                                      Kiefern wiesen Blütenstände in der Baumkro-
stellt dies für die meisten Baumarten eine                                      ne auf, der überwiegende Teil aber lediglich in
physiologische Entlastung dar, die sich in die-                                 schwacher Intensität.
sem Jahr auch in einer Regeneration des Kro-
nenzustandes bemerkbar macht.

                       100                                                      2.2    Baumarten und Baumarten-
                                              2019
                       90
                                                                                       gruppen
                       80
Anteil der Bäume [%]

                       70
                                                                                Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung in
                       60
                                                                                Mecklenburg-Vorpommern können aufgrund
                       50
                       40
                                                                                des verdichteten Aufnahmerasters für die
                       30                                                       Baumarten Kiefer, Fichte, Buche und Eiche
                       20                                                       sowie für die Baumartengruppen sonstige
                       10                                                       Nadelbäume und sonstige Laubbäume aus-
                        0                                                       gewertet und dargestellt werden.
                             Kiefer Fichte    sNb    Buche    Eiche       sLb

                       100                                                      Im aktuellen Jahr weist die Gruppe der sonsti-
                                               2020
                        90                                                      gen Nadelbäume die geringste Kronenverlich-
                        80                                                      tung auf (Abb. 9). Der mittlere Nadelverlust er-
Anteil der Bäume [%]

                        70                                                      reicht hier lediglich 17,9 % und der Anteil an
                        60
                                                                                ungeschädigten Bäumen ist bei der Baumar-
                        50
                                                                                tengruppe mit 44,4 % besonders hoch. Dage-
                        40
                                                                                gen ist die stärkste Kronenverlichtung mit
                        30
                        20
                                                                                24,6 % für die Baumart Eiche zu verzeichnen.
                        10                                                      Der Anteil an deutlich geschädigten Bäumen
                         0                                                      stellt hier mit 37,1 % im Vergleich zu den an-
                             Kiefer Fichte    sNb     Buche   Eiche       sLb   deren Baumarten den höchsten Wert dar.
                                     gering          mittel       stark

Abb. 8:                       Vergleich der Fruktifikationsintensität
                              in den Jahren 2019 und 2020 nach
                              Baumarten und Baumartengruppen

                                                                                                                             13
Waldzustandsbericht 2020

  Kiefer                                                     Fichte
  Mittlerer Nadelverlust: 22,4 Prozent (-0,6)                Mittlerer Nadelverlust: 22,4 Prozent (+2,9)
  Schadstufenverteilung:                                     Schadstufenverteilung:

                          11,7                                             20,6      16,7
                  24,0

                          64,3                                                     62,7

  Sonstige Nadelbäume                                        Buche
  Mittlerer Nadelverlust: 17,9 Prozent (-2,2)                Mittlerer Blattverlust: 23,2 Prozent (-7,5)
  Schadstufenverteilung:                                     Schadstufenverteilung:

                   17,9                                                                  20,1
                                                                         27,5
                                  44,4

                  37,7
                                                                                   52,4

     Eiche                                                   Sonstige Laubbäume
     Mittlerer Blattverlust: 24,6 Prozent (-0,3)             Mittlerer Blattverlust: 22,0 Prozent (-3,8)
     Schadstufenverteilung:                                  Schadstufenverteilung:

                             23,6                                          20,8          21,9
                37,1

                           39,3                                                   57,3

                            Schadstufe 0           Schadstufe 1       Schadstufen 2 bis 4

Abb. 9:      Übersicht zum mittleren Nadel-/Blattverlust und zur Schadstufenverteilung der Hauptbaum-
             arten und Baumartengruppen für das Jahr 2020 (in Klammern Differenz zu 2019)
14
Waldzustandsbericht 2020

2.2.1 Kiefer                                                        luststufen 15 und 20 % (Abb. 11). Dagegen
                                                                    weisen die höheren Verluststufen ab 35 %
Nachdem sich der Kronenzustand der Kiefern                          überwiegend eine leichte Verringerung auf.
im letzten Jahr deutlich verschlechtert hatte,
bleibt der Schädigungsgrad in diesem Jahr re-                       Infolge der extrem warmen und trockenen
lativ konstant auf hohem Niveau. Der mittlere                       Witterung der letzten Jahre leidet die Kiefer
Nadelverlust der Kiefern verringert sich ledig-                     vielerorts unter Klimastress. Neben fehlenden
lich geringfügig um 0,6 Prozentpunkte auf                           Niederschlägen im Frühjahr und Sommer, die
22,4 % (Abb. 10). Nur in den Jahren 1992, 1993                      oftmals zu einem akuten Wasserstress der Kie-
und 2019 wurden ähnliche oder höhere Kro-                           fern führten, trägt eine zunehmend verkürzte
nenverlichtungen für die Kiefer festgestellt.                       Winterruhe durch ausgesprochen milde Tem-
                                                                    peraturen im Herbst und Winter zu einem Vi-
In der Schadstufenverteilung ergeben sich im                        talitätsverlust der Kiefern bei.
Vergleich zum Vorjahr geringe Unterschiede.
Der Anteil an ungeschädigten Kiefern (Schad-                        Zudem ist landesweit seit dem Jahr 2018 ein
stufe 0) verringert sich leicht auf 11,7 %. Dies                    spürbarer Anstieg des Diplodia-Triebsterbens
stellt nach dem Jahr 1992 den geringsten                            an Kiefern zu beobachten. Der wärmelieben-
Wert der bisherigen Aufnahmeperiode dar.                            de, pilzliche Erreger profitiert von dem Witte-
Der Anteil der deutlich geschädigten Kiefern                        rungsverlauf der vergangenen Jahre und führt
(Schadstufen 2 bis 4) verringert sich gegen-                        insbesondere an bereits durch Dürre ge-
über dem Vorjahr auf 24,0 %. Dagegen erhöht                         schwächten Bäumen zu erheblichen Schäden.
sich der Anteil an schwach geschädigten Kie-                        Dagegen ist durch die warm-trockene Witte-
fern (Schadstufe 1) auf 64,3 %.                                     rung landesweit eine spürbare Abnahme der
                                                                    Kiefernschütte zu verzeichnen, die insbeson-
In der Häufigkeitsverteilung der Nadelverluste                      dere nach regenreichen Sommern regelmäßig
zeigt sich im Vergleich der Jahre 2019 und                          zu einem starken Befall von Kiefernkulturen
2020 eine deutliche Zunahme der Nadelver-                           und -jungwüchsen führte.

                             100                                                                                  35
                                                                                                           11,7
                              90
                                                                                                                  30
                              80
Anteil der Schadstufen [%]

                              70                                                                                  25
                                                                                                                       mittl. Nadelverlust [%]

                              60
                                                                                                           64,3   20
                              50
                                                                                                                  15
                              40

                              30                                                                                  10
                              20
                                                                                                           24,0
                                                                                                                  5
                              10

                               0                                                                                  0
                                   1992
                                   1993
                                   1994
                                   1995
                                   1996
                                   1997
                                   1998
                                   1999
                                   2000
                                   2001
                                   2002
                                   2003
                                   2004
                                   2005
                                   2006
                                   2007
                                   2008
                                   2009
                                   2010
                                   2011
                                   2012
                                   2013
                                   2014
                                   2015
                                   2016
                                   2017
                                   2018
                                   2019
                                   2020

                                   Schadstufen 2-4   Schadstufe 1     Schadstufe 0       mittlerer Nadelverlust

Abb. 10: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Nadelverlusts der Baumart Kiefer

                                                                                                                                  15
Waldzustandsbericht 2020

Abb. 11: Häufigkeitsverteilung der Nadelverluste der Baumart Kiefer im Vergleich der Jahre 2019
         und 2020

                                                       In diesem Jahr häuften sich Meldungen über
                                                       das Vorkommen des Kiefernprozessionsspin-
                                                       ners im Wald (Abb. 12). Das Vorkommen der
                                                       Raupen stellt vor allem ein Gesundheitsrisiko
                                                       für den Menschen dar, da die Brennhaare die-
                                                       ser Raupen, ähnlich wie beim Eichenprozessi-
                                                       onsspinner, allergische Reaktionen auslösen
                                                       können.

                                                       2.2.2 Fichte

                                                       Der Kronenzustand der Fichten verschlechtert
                                                       sich im zweiten Jahr hintereinander deutlich.
                                                       Der mittlere Nadelverlust erhöht sich gegen-
                                                       über dem Vorjahr um weitere 2,9 Prozent-
                                                       punkte auf nunmehr 22,4 % (Abb. 13). Damit
                                                       ist seit dem Jahr 2018 eine Zunahme der Kro-
                                                       nenverlichtung bei der Fichte um 5,2 Prozent-
                                                       punkte zu verzeichnen.

Abb. 12: Raupen des Kiefernprozessionsspinners
         am Stamm einer Kiefer (Foto: Landesforst
         MV)
16
Waldzustandsbericht 2020

Der drastische Vitalitätsverlust der Fichten                        Jahr 1992 dar. Ein entsprechend hoher An-
zeigt sich auch in der Schadstufenverteilung.                       stieg ist bei den schwach geschädigten Fich-
Der Anteil an ungeschädigten Fichten (Schad-                        ten (Schadstufe 1) auf 62,7 % zu verzeichnen.
stufe 0) sinkt auf 16,7 % und damit im Ver-                         Demgegenüber nimmt der Anteil der deutlich
gleich zum Vorjahr wiederum erheblich ab.                           geschädigten Fichten (Schadstufen 2 bis 4)
Dies stellt damit den geringsten Wert seit dem                      mit 20,6 % leicht ab.

                             100                                                                                35
                                                                                                         16,7
                              90
                                                                                                                30
                              80
Anteil der Schadstufen [%]

                              70                                                                                25

                                                                                                                     mittl. Nadelverlust [%]
                              60
                                                                                                                20
                                                                                                         62,7
                              50
                                                                                                                15
                              40

                              30                                                                                10
                              20
                                                                                                                5
                              10                                                                         20,6

                               0                                                                                0
                                   1992
                                   1993
                                   1994
                                   1995
                                   1996
                                   1997
                                   1998
                                   1999
                                   2000
                                   2001
                                   2002
                                   2003
                                   2004
                                   2005
                                   2006
                                   2007
                                   2008
                                   2009
                                   2010
                                   2011
                                   2012
                                   2013
                                   2014
                                   2015
                                   2016
                                   2017
                                   2018
                                   2019
                                   2020
                                   Schadstufen 2-4   Schadstufe 1    Schadstufe 0      mittlerer Nadelverlust

Abb. 13: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Nadelverlusts der Baumart Fichte

Abb. 14: Häufigkeitsverteilung der Nadelverluste der Baumart Fichte im Vergleich der Jahre 2019 und
         2020
                                                                                                                                  17
Waldzustandsbericht 2020

                                                   Zudem konnten sich aufgrund der warm-
                                                   trockenen Witterung verschiedene Fichten-
                                                   borkenkäfer, wie Buchdrucker und Kupferste-
                                                   cher, landesweit massiv ausbreiten. Wie be-
                                                   reits im Vorjahr führte dies in den durch Tro-
                                                   ckenheit geschwächten Fichtenbeständen zu
                                                   einem hohen Schadholzanfall (Abb. 15).

                                                   In diesem Jahr ist der Anteil der fruktifizieren-
                                                   den Fichten besonders auffällig. Der massive
                                                   Zapfenbehang kann zu einer erhöhten Belas-
                                                   tung der Bäume führen, da wichtige Nährstof-
                                                   fe und Energiereserven für die Zapfenbildung
                                                   benötigt werden.

                                                   2.2.3 Sonstige Nadelbäume

                                                   Nachdem sich der Kronenzustand der sonsti-
                                                   gen Nadelbaumarten in den letzten beiden
                                                   Jahren dramatisch verschlechterte, ist im ak-
                                                   tuellen Jahr eine leichte Verbesserung des
Abb. 15: Fichte mit Harzfluss nach erfolgtem Be-   Kronenzustandes festzustellen. Der mittlere
         fall durch Borkenkäfer (Foto: Landes-     Nadelverlust verringert sich gegenüber dem
         forst MV)                                 Vorjahr um 2,2 Prozentpunkte auf 17,9 %
                                                   (Abb. 16). Der Schädigungsgrad der sonstigen
In der Häufigkeitsverteilung der Nadelverluste     Nadelbäume bleibt aber weiterhin, bezogen
zeigt sich im Vergleich der Jahre 2019 und         auf die vorherige Aufnahmeperiode, auf ei-
2020 eine deutliche Abnahme in den niedri-         nem hohen Niveau.
gen Verluststufen 5 und 10 % (Abb. 14). Da-
gegen erhöht sich der Anteil der Verluststufen     In der Schadstufenverteilung ist eine starke
15 bis 25 %. Der vergleichsweise hohe Anteil       Zunahme der ungeschädigten Bäume (Schad-
an Bäumen mit 100 % Nadelverlust ist durch         stufe 0) gegenüber dem Vorjahr zu erkennen.
den massiven Befall durch Fichtenborkenkäfer       Ihr Anteil erhöht sich auf 44,4 %. Indessen ver-
begründet.                                         ringert sich der Anteil an deutlich geschädig-
                                                   ten Bäumen (Schadstufen 2 bis 4) dieser
Unter den beobachteten Klimaextremen er-           Baumartengruppe auf 17,9 %. Der Anteil an
weist sich die Fichte in den letzten Jahren sehr   schwach geschädigten Bäumen (Schadstufe 1)
anfällig. Als flachwurzelnde Baumart gerät         nimmt ebenfalls ab. Der Wert fällt auf 37,7 %.
sich bei länger anhaltenden Dürreperioden
schnell unter Trockenstress. Die Folgen zeigen     Die Baumartengruppe der sonstigen Nadel-
sich in einer erhöhten Kronenverlichtung           bäume setzt sich im Wesentlichen aus den
durch das Ausbilden verkürzter Nadeln bzw.         Baumarten Lärche (Europäische und Japani-
Jahrestriebe, einer Verbraunung älterer Nadel-     sche Lärche) und Douglasie zusammen. Wäh-
jahrgänge und dem vorzeitigen Abwurf grü-          rend bei den Lärchenarten zunehmender Tro-
ner Nadeln.                                        ckenstress und stärkerer Befall durch den Lär-
                                                   chenborkenkäfer 2019 zu deutlichen Vitali-
                                                   tätseinbußen führte, zeigt sich aktuell eine
                                                   spürbare Verbesserung des Kronenzustandes

18
Waldzustandsbericht 2020

                                  100                                                                                             35

                                       90
                                                                                                                                  30
                                       80                                                                                  44,4
Anteil der Schadstufen [%]

                                       70                                                                                         25

                                                                                                                                       mittl. Nadelverlust [%]
                                       60
                                                                                                                                  20
                                       50
                                                                                                                                  15
                                       40
                                                                                                                           37,7
                                       30                                                                                         10
                                       20
                                                                                                                                  5
                                       10                                                                                  17,9

                                        0                                                                                         0
                                            1992
                                            1993
                                            1994
                                            1995
                                            1996
                                            1997
                                            1998
                                            1999
                                            2000
                                            2001
                                            2002
                                            2003
                                            2004
                                            2005
                                            2006
                                            2007
                                            2008
                                            2009
                                            2010
                                            2011
                                            2012
                                            2013
                                            2014
                                            2015
                                            2016
                                            2017
                                            2018
                                            2019
                                            2020
                                            Schadstufen 2-4          Schadstufe 1     Schadstufe 0       mittlerer Nadelverlust

Abb. 16: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Nadelverlusts der sonstigen
         Nadelbäume

(Abb. 17). Auch bei der Douglasie ist nach                                          2.2.4 Buche
deutlichem Anstieg im Jahr 2018, aufgrund
von starkem Befall durch die Rußige Dougla-                                         Der Kronenzustand der Buchen hat sich in
sienschütte, ein weiterer Rückgang der Kro-                                         diesem Jahr deutlich verbessert. Gegenüber
nenschäden zu beobachten.                                                           dem Vorjahr verringert sich der mittlere Blatt-
                                                                                    verlust um 7,5 Prozentpunkte auf 23,2 % (Abb.
                                                                                    18). Dennoch bleibt der Vitalitätszustand der
                                       35                                           Buchen nach der massiven Verschlechterung
          mittlerer Nadelverlust [%]

                                       30                                           im Vorjahr auch 2020 deutlich angespannt.
                                       25
                                       20                                           Die Schadstufenverteilung zeigt im Vergleich
                                       15                                           zum Vorjahr eine Verdopplung des Anteils der
                                       10                                           ungeschädigten Buchen (Schadstufe 0) auf
                                       5                                            20,1 % und demgegenüber nahezu eine Hal-
                                       0                                            bierung des Anteils der deutlich geschädigten
                                             Lärche            Douglasie            Buchen (Schadstufen 2 bis 4) auf 27,5 %. Der
                                                      2019    2020                  Anteil der schwach geschädigten Buchen
Abb. 17: Mittlerer Nadelverlust der Lärchenarten                                    (Schadstufe 1) erhöht sich auf 52,4 %.
         und der Douglasie im Vergleich der Jah-
         re 2019 und 2020                                                           In der Häufigkeitsverteilung der Blattverluste
                                                                                    wird deutlich, dass im Vergleich zum Vorjahr
                                                                                    die Anteile aller Stufen bis 25 % in diesem Jahr
                                                                                    zunehmen, während die Anteile der höheren
                                                                                    Verluststufen 35 bis 60 % überwiegend ab-
                                                                                    nehmen (Abb. 19). Wenn auch der Anteil der
                                                                                    Buchen über 60 % Blattverlust insgesamt ge-
                                                                                    ring ist, ist jedoch im Vergleich zum Vorjahr

                                                                                                                                                     19
Waldzustandsbericht 2020

ein leicht erhöhter Anteil an stark geschädig-                      selfeuchten Standorten sowie an freigestell-
ten Buchen festzustellen.                                           ten Altbuchen wurden vielerorts deutliche
                                                                    Trocknisschäden, in Form von Blattverfärbung
Aufgrund der warm-trockenen Witterung der                           bzw. Welke und vorzeitigem Blattabwurf, be-
letzten Jahre zeigt die Buche landesweit in                         obachtet. Geschädigte Buchen weisen zudem
hohem Maße deutliche Vitalitätsschwächen.                           häufig abgestorbene Äste in der Baumkrone
Insbesondere auf südexponierten oder wech-                          auf oder zeigen infolge starker Sonnenein-

                             100                                                                                 35

                             90                                                                           20,1
                                                                                                                 30
                             80
Anteil der Schadstufen [%]

                             70                                                                                  25

                                                                                                                      mittl. Blattverlust [%]
                             60
                                                                                                                 20
                                                                                                          52,4
                             50
                                                                                                                 15
                             40

                             30                                                                                  10
                             20
                                                                                                          27,5   5
                             10

                               0                                                                                 0
                                   1992
                                   1993
                                   1994
                                   1995
                                   1996
                                   1997
                                   1998
                                   1999
                                   2000
                                   2001
                                   2002
                                   2003
                                   2004
                                   2005
                                   2006
                                   2007
                                   2008
                                   2009
                                   2010
                                   2011
                                   2012
                                   2013
                                   2014
                                   2015
                                   2016
                                   2017
                                   2018
                                   2019
                                   2020
                                   Schadstufen 2-4   Schadstufe 1     Schadstufe 0      mittlerer Blattverlust

Abb. 18: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Blattverlusts der Baumart Buche

Abb. 19: Häufigkeitsverteilung der Blattverluste der Baumart Buche im Vergleich der Jahre 2019 und
         2020

20
Waldzustandsbericht 2020

strahlung Schäden am Stamm, wie Sonnen-            tion der Baumkronen deutlich begünstigte
brand oder Rindennekrosen (Abb. 20). Derar-        und in den diesjährigen verbesserten Kronen-
tige Verletzungen dienen als Eintrittspforten      zustand der Buchen resultierte.
für sekundäre Schaderreger und führten auch
im Verlauf des Sommers 2020 zu einem deut-
lich erhöhten Befall von Buchenpracht- bzw.
Buchenborkenkäfern sowie von verschiede-           2.2.5 Eiche
nen holzzersetzenden pilzlichen Erregern.
Neben einer Schädigung des Baumes und ei-          Der Zustand der Eichen hat sich im aktuellen
ner Minderung der Holzqualität steigt in be-       Jahr kaum verändert. Der mittlere Blattverlust
troffenen Buchenwäldern dadurch die Ast-           verringert sich geringfügig um 0,3 Prozent-
bruchgefahr stark an.                              punkte auf 24,6 % (Abb. 21). Nach der erhebli-
                                                   chen Verschlechterung in den letzten beiden
Die Buche reagiert auf eine starke Fruktifikati-   Jahren bleibt der Schädigungsgrad der Eiche
on (Mast), wie sie zuletzt 2019 beobachtet         damit weiterhin hoch.
wurde, regelmäßig mit einer erhöhten Kro-
nenverlichtung. Das Ausbilden von einer gro-       In der Schadstufenverteilung der Eiche sind,
ßen Anzahl an Bucheckern stellt für die Bäume      ähnlich wie bei der mittleren Kronenverlich-
eine hohe physiologische Belastung dar. Häu-       tung, kaum Unterschiede zum Vorjahr zu er-
fig bilden die Buchen in Mastjahren deutlich       kennen. Der Anteil der ungeschädigten Ei-
kleinere Blätter sowie eine geringere Seiten-      chen (Schadstufe 0) vergrößert sich unmerk-
verzweigung aus. Im Jahr 2020 wurde bei der        lich auf 23,6 %. Dagegen verringert sich der
überwiegenden Mehrzahl der Buchen kein             Anteil der deutlich geschädigten Eichen
Fruchtbehang festgestellt, was die Regenera-       (Schadstufen 2 bis 4) leicht auf 37,1 %. Damit
                                                   gelten im dritten Jahr in Folge über ein Drittel
                                                   aller Eichen als deutlich geschädigt. Der Anteil
                                                   der schwach geschädigten Eichen (Schadstufe
                                                   1) erhöht sich leicht auf 39,3 %.

                                                   Auch in der Häufigkeitsverteilung der Blattver-
                                                   luste lassen sich gegenüber dem Vorjahr nur
                                                   geringe Unterschiede erkennen (Abb. 22).
                                                   Auffällig ist, dass die Verteilung der Verluststu-
                                                   fen bei der Eiche im Vergleich zu allen ande-
                                                   ren Baumarten deutlich flacher ausfällt, d. h.
                                                   keine Verluststufe enthält eine deutlich erhöh-
                                                   te Baumanzahl. Im Gegenteil, die am häufigs-
                                                   ten vertretenen Verluststufen 10 bis 35 % sind
                                                   mit jeweils 10 bis 15 % relativ gleichverteilt.

Abb. 20: Buchenstamm mit Schleimfluss (Foto:
         Landesforst MV)

                                                                                                  21
Waldzustandsbericht 2020

                             100                                                                                 35

                             90                                                                           23,6
                                                                                                                 30
                             80
Anteil der Schadstufen [%]

                             70                                                                                  25

                                                                                                                      mittl. Blattverlust [%]
                             60
                                                                                                          39,3   20
                             50
                                                                                                                 15
                             40

                             30                                                                                  10
                             20                                                                           37,1
                                                                                                                 5
                             10

                               0                                                                                 0
                                   1992
                                   1993
                                   1994
                                   1995
                                   1996
                                   1997
                                   1998
                                   1999
                                   2000
                                   2001
                                   2002
                                   2003
                                   2004
                                   2005
                                   2006
                                   2007
                                   2008
                                   2009
                                   2010
                                   2011
                                   2012
                                   2013
                                   2014
                                   2015
                                   2016
                                   2017
                                   2018
                                   2019
                                   2020
                                   Schadstufen 2-4   Schadstufe 1     Schadstufe 0      mittlerer Blattverlust

Abb. 21: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Blattverlusts der Baumart Eiche

Abb. 22: Häufigkeitsverteilung der Blattverluste der Baumart Eiche im Vergleich der Jahre 2019 und
         2020

Die Eiche zeigte auch im Sommer 2020 trotz                          prägten Dürrephasen häufig einzelne Blätter
ihres kräftigen und tiefreichenden Wurzelsys-                       oder ganze Zweige zu Boden. Bei deutlich ge-
tems deutliche Trockenstresssymptome als                            schädigten Eichen sterben zudem oftmals
Folge der langanhaltenden Trockenperioden                           ganze Teile der Oberkrone ab. Häufig geschä-
der letzten Jahre. Zum Schutz vor einer erhöh-                      digt waren zudem Eichenjungpflanzen (Abb.
ten Transpiration wirft die Eiche in ausge-                         23).
22
Waldzustandsbericht 2020

                                                                    In vielen Eichenkulturen führte ein Kälteein-
                                                                    bruch in der ersten Maihälfte wie bereits im
                                                                    Vorjahr zu gravierenden Spätfrostschäden.
                                                                    Zwar wird durch einen zweiten Austrieb die
                                                                    fehlende Blattmasse meist wieder komplett
                                                                    ausgeglichen, jedoch ist damit eine deutliche
                                                                    Schwächung der jungen Bäume verbunden.

                                                                    2.2.6 Sonstige Laubbäume

                                                                    Nach einer erheblichen Verschlechterung im
                                                                    letzten Jahr hat sich der Kronenzustand der
                                                                    sonstigen Laubbäume im Jahr 2020 verbes-
                                                                    sert. Der mittlere Blattverlust verringerte sich
                                                                    um 3,8 Prozentpunkte auf 22,0 % (Abb. 24).
                                                                    Verglichen mit der bisherigen Zeitreihe ist der
                                                                    Schädigungsgrad der sonstigen Laubbäume
                                                                    jedoch weiterhin sehr hoch. Lediglich in den
                                                                    Jahren 1992, 1993 und 2019 wurde ein stärke-
                                                                    rer Blattverlust festgestellt.

                                                                    Der Anteil der ungeschädigten Bäume
                                                                    (Schadstufe 0) erhöht sich gegenüber dem
Abb. 23: Trockenschäden an jungen Eichen-                           Vorjahr auf 21,9 %. Demgegenüber verringert
         pflanzen (Foto: Landesforst MV)                            sich der Anteil der deutlich geschädigten

                             100                                                                                   35

                             90                                                                             21,9
                                                                                                                   30
                             80
Anteil der Schadstufen [%]

                             70                                                                                    25   mittl. Blattverlust [%]

                             60
                                                                                                                   20
                             50                                                                             57,3
                                                                                                                   15
                             40

                             30                                                                                    10
                             20
                                                                                                                   5
                             10                                                                             20,8

                               0                                                                                   0
                                   1992
                                   1993
                                   1994
                                   1995
                                   1996
                                   1997
                                   1998
                                   1999
                                   2000
                                   2001
                                   2002
                                   2003
                                   2004
                                   2005
                                   2006
                                   2007
                                   2008
                                   2009
                                   2010
                                   2011
                                   2012
                                   2013
                                   2014
                                   2015
                                   2016
                                   2017
                                   2018
                                   2019
                                   2020

                                   Schadstufen 2-4   Schadstufe 1      Schadstufe 0       mittlerer Blattverlust

Abb. 24: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Blattverlusts der sonstigen
         Laubbäume

                                                                                                                               23
Waldzustandsbericht 2020

Bäume (Schadstufen 2 bis 4) nach letztjährig
                                                                               35

                                                  mittlerer Blattverlust [%]
starkem Anstieg auf 20,8 %. Der Anteil der
                                                                               30
schwach geschädigten Bäume (Schadstufe 1)
                                                                               25
vergrößert sich auf 57,3 %.
                                                                               20

Die Baumartengruppe der sonstigen Laub-                                        15
bäume setzt sich aus einer Vielzahl verschie-                                  10
dener Baumarten zusammen. Den Hauptan-                                          5
teil nehmen dabei die Schwarzerle und die                                       0
Birkenarten, Sand- und Moorbirke, ein. Eine                                         Erle             Birke
                                                                                           2019   2020
leichte Verbesserung des Kronenzustandes
wurde im Sommer 2020 sowohl für die Erle als     Abb. 25: Mittlerer Blattverlust der Erle und
auch für die Birkenarten festgestellt, wenn-              der Birkenarten im Vergleich der Jahre
                                                          2019 und 2020
gleich die Kronenschäden aufgrund von Tro-
ckenstresssymptomen weiterhin erhöht sind
(Abb. 25).

Insbesondere bei den Birkenarten wurde in
den letzten Jahren eine erhöhte Ausfallrate
auf trockenen Standorten registriert. Im letz-
ten Jahr wurde erstmalig in Mecklenburg-
Vorpommern der pilzliche Erreger der Ahorn-
Rußrindenkrankheit festgestellt. Der ur-
sprünglich aus Nordamerika stammende Pilz
führt zu massiven Rindenschäden an Ahorn
und kann beim Menschen nach intensivem
Kontakt mit den Pilzsporen gesundheitliche
Probleme auslösen. Weiterhin vorhanden
bleibt der Befall der Eschen durch das soge-
nannte Eschentriebsterben, welches ebenfalls
durch einen Pilz ausgelöst wird und ganze
Eschenbestände zum Absterben bringt.

24
Waldzustandsbericht 2020

3                                     Witterungssituation 2020

Nach den beiden vergangenen, extrem war-                                                                ruar landesweit über 150 % der üblichen Nie-
men und trockenen Jahren traten 2020 im                                                                 derschlagsmengen. Dagegen gingen im März
bisherigen Witterungsverlauf erneut länger                                                              sowohl die Regenmengen als auch die Durch-
anhaltende hochsommerliche und regenarme                                                                schnittstemperaturen zurück. Besonders im
Phasen auf, die in einigen Regionen Mecklen-                                                            letzten Drittel des Monats sanken die Tempe-
burg-Vorpommerns wiederholt zu einem Bo-                                                                raturen vielerorts tiefer als im ganzen Winter.
denwasserdefizit und Trockenstress in den                                                               In Schwerin konnte Ende des Monats eine ge-
Wäldern führten.                                                                                        schlossene Schneedecke von 2 cm gemessen
                                                                                                        werden. Insgesamt war der März im Vergleich
Das Jahr 2020 begann in Mecklenburg-                                                                    zum langjährigen Mittel zu trocken. Im April
Vorpommern ausgesprochen mild. Im Januar                                                                hielt die trockene Witterung weiterhin an und
wurden im Landesdurchschnitt 4,7 °C erreicht,                                                           es wurden bei milden Temperaturen im Ver-
was einer Abweichung vom langjährigen Mit-                                                              gleich zum langjährigen Mittel weniger als
tel um 5,3 °C entspricht (Abb. 26). Damit zählt                                                         65 % des üblichen Niederschlags gemessen.
der Januar 2020 zu den viert wärmsten seit                                                              Außergewöhnlich früh im Jahr erhöhte sich
Beginn der Klimamessungen im Jahr 1881                                                                  dadurch die Waldbrandgefahr. Am 21. April
(DWD 2020a). Bisherige Temperaturrekorde                                                                setzte ein Brand bei Krakow am See, südlich
wurden Mitte des Monats an zahlreichen Sta-                                                             von Güstrow, eine Waldfläche von ca. 1,5 Hek-
tionen übertroffen. Die höchsten Januartem-                                                             tar in Brand. Die trockene Witterung setzte
peraturen wurden dabei in Anklam, südöstlich                                                            sich auch im Monat Mai fort. Landesweit wur-
von Greifswald, mit 14,8 °C gemessen. Im Feb-                                                           den weniger als 50 % der üblichen Regen-
ruar war es weiterhin sehr mild und gleichzei-                                                          menge registriert.
tig sehr nass. Im Durchschnitt fielen im Feb-

                                                                           2019                                                       2020
                                  + 375                                                                                                                             +6

                                                                                                                                                                           Temperaturabweichung [°C]
                                  + 350                                                                                                                             +5
                                  + 325                                                                                                                             +4
                                  + 300                                                                                                                             +3
                                  + 275
                                  + 250                                                                                                                             +2
                                  + 225                                                                                                                             +1
                                  + 200                                                                                                                             +0
                                  + 175                                                                                                                             -1
    Niederschlagsabweichung [%]

                                  + 150                                                                                                                             -2
                                  + 125
                                  + 100                                                                                                                             -3
                                    + 75                                                                                                                            -4
                                    + 50                                                                                                                            -5
                                    + 25                                                                                                                            -6
                                      +0                                                                                                                            -7
                                     - 25
                                     - 50                                                                                                                           -8
                                     - 75                                                                                                                           -9
                                   - 100                                                                                                                            - 10
                                                              Apr

                                                                                Jul

                                                                                                                                      Apr

                                                                                                                                                        Jul
                                                                                      Aug

                                                                                                        Nov

                                                                                                                                                              Aug
                                                        Mrz

                                                                                                              Dez

                                                                                                                                Mrz
                                            Jan
                                                  Feb

                                                                          Jun

                                                                                            Sep

                                                                                                                    Jan
                                                                                                                          Feb

                                                                                                                                                  Jun
                                                                                                  Okt
                                                                    Mai

                                                                                                                                            Mai

                                                              Niederschlagsabweichung in %                          Temperaturabweichung in °C

Abb. 26: Niederschlags- und Temperaturabweichung vom langjährigen Mittel der klimatischen
         Referenzperiode 1961-1990 (DWD 2019-2020)

                                                                                                                                                                                       25
Waldzustandsbericht 2020

     Niederschlagsabweichung
                       Frühling                                         Sommer

     Temperaturabweichung
                       Frühling                                         Sommer

Abb. 27: Abweichung des mittleren Niederschlags (oben) und der mittleren Lufttemperatur (unten)
         vom langjährigen Normalwert von 1961 bis 1990. Links: Frühling, rechts: Sommer 2020 (DWD
         2020b)

In der ersten Maihälfte sanken zudem die             27), so dass sich die Wasserversorgung der
Temperaturen deutlich ab, so dass es vieler-         Wälder dort weithin als angespannt darstellte.
orts in klaren Nächten zu Bodenfrost mit z. T.
deutlichen Spätfrostschäden in Kulturen und          Im Juli wurde sowohl für die Temperatur als
Jungwüchsen kam.                                     auch für den Niederschlag im Landesdurch-
                                                     schnitt nahezu exakt der Wert des langjähri-
Regional auftretende Starkregenereignisse            gen Mittels erreicht, wobei insbesondere in
sorgten Mitte Juni für kurze und heftige Re-         den Küstenregionen mehr Niederschläge als
genfälle, die vor allem in den westlichen Lan-       im Rest des Landes verzeichnet werden konn-
desteilen zahlreiche Keller und Straßen über-        ten. Im August stiegen die Temperaturen wie-
fluteten. So fielen im nordwestmecklenburgi-         der deutlich an und sorgten für eine unge-
schen Neuburg-Steinhausen am 13. Juni ins-           wöhnlich lang anhaltende und heiße Wetter-
gesamt 105 l/m2 Regen an einem Tag. Dage-            lage. Mit einer Durchschnittstemperatur von
gen konnten in den östlichen Landesteilen            19,9 °C war der August 2020 im Vergleich zum
kaum Niederschläge verzeichnet werden (Abb.          langjährigen Mittel um 3,3 °C deutlich zu

26
Waldzustandsbericht 2020

warm. Die landesweite Niederschlagsmenge
entsprach dabei in etwa dem Mittelwert des
Vergleichszeitraums.

Im Verlauf der Vegetationszeit führten die re-
gionale Niederschlagsverteilung und der
Temperaturverlauf zu stark unterschiedlichen
Bedingungen für die Wälder. Im Frühling la-
gen die Niederschlagsmengen in nahezu allen
Landesteilen Mecklenburg-Vorpommerns un-
terhalb des langjährigen Mittelwerts, wobei
das Niederschlagsdefizit vor allem in den östli-
chen Landesteilen besonders stark ausfiel
(Abb. 27). In den Sommermonaten blieb die
angespannte Wasserversorgung der Böden
besonders in den südwestlichen und südöstli-
chen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns
bestehen. In weiten Teilen des mittleren Meck-
lenburgs und in den meisten Küstenregionen
fielen dagegen ausreichend Niederschläge.

Die Temperaturabweichung in der Vegetati-
onszeit zeigt für ganz Mecklenburg-
Vorpommern eine zu warme Witterung. Insbe-
sondere im Sommer sind dabei große Regio-
nen mit hoher Abweichung zum langjährigen
Mittel zu erkennen, die sich vor allem über
weite Teile der südlichen Landesfläche erstre-
cken.

                                                                        27
Waldzustandsbericht 2020

4      Stoffeinträge

Unsere Wälder leisten einen erheblichen Bei-       gen, zu einer Nährstoffverarmung und zu teils
trag zur Luftreinhaltung, in dem sie im beson-     toxischen Bodenverhältnissen sowie zu einer
deren Maße Schadstoffe und Feinstäube aus          langfristigen Bodenversauerung. Die Nähr-
der Luft filtern. Diese hohe Filterwirkung der     stoffbereitstellung und das natürliche Puffer-
Wälder gegenüber anderen Landnutzungen             vermögen der Waldböden werden beeinträch-
ergibt sich durch ihre große Nadel- bzw. Blatt-    tigt, wodurch sich die Wuchsbedingungen
oberfläche und die Rauigkeit ihrer Baumkro-        und die Vitalität der Waldbäume verschlech-
nen, wobei Nadelholzbestände aufgrund ihrer        tern.
ganzjährigen Benadelung höhere Stoffmen-
gen als Laubholzbestände auskämmen.                Neben der beschriebenen Säurewirkung ho-
                                                   her Stickstoffeinträge wirken diese in vielen
Die in die Wälder eingetragenen Schadstoffe        Ökosystemen       zusätzlich    eutrophierend,
werden teils in Bäumen, der Bodenvegetation        wodurch die Nährstoffversorgung der Pflan-
oder im Boden gespeichert bzw. mit dem Si-         zen deutlich unausgewogener wird. Hohe
ckerwasser in Richtung Untergrund verlagert.       Mengen des pflanzenverfügbaren Stickstoffs
Hohe Schadstoffmengen können zu einer              fördern das Baumwachstum, wobei nicht im
langfristigen Belastung der Wälder führen, da      gleichen Maße die essentiellen übrigen Nähr-
sich diese im Ökosystem anreichern und deren       stoffe zur Verfügung stehen. In der Folge wer-
Funktionen dauerhaft beeinträchtigen. Bei-         den die Stoffwechselprozesse der Bäume ge-
spielsweise führt der Eintrag von Säurebild-       stört und ihre Anfälligkeit gegenüber anderen
nern, wie Schwefel- und Stickstoffverbindun-       Schadfaktoren nimmt zu. Hohe Stickstofffrach-

Abb. 28: Geographische Lage der Level II-Monitoringflächen in Mecklenburg-Vorpommern

28
Waldzustandsbericht 2020

ten können sogar die Zusammensetzung der                                                                             auf die Waldökosysteme. Hierunter fallen zum
Waldökosysteme verändern, in dem natürlich                                                                           einen örtliche Untersuchungen, z. B. zur
vorkommende Pflanzenarten mit geringeren                                                                             Schadstoffbelastung, zum Bodenzustand so-
Stickstoffansprüchen durch stickstoffliebende                                                                        wie zur Witterung, und zum anderen baumbe-
Arten verdrängt werden. Für ungenutzte                                                                               zogene Untersuchungen, z. B. zur Ernährungs-
Stickstoffmengen, die nicht akkumuliert wer-                                                                         situation, zum Baumzuwachs und zum Kro-
den können, besteht dabei stets die Gefahr,                                                                          nenzustand.
dass diese in Form von Nitrat aus dem Wald-
boden ins Grundwasser ausgewaschen wer-                                                                              Auf beiden Versuchsflächen ist der Schwefel-
den und das Trinkwasser belasten.                                                                                    eintrag seit Aufnahme der Messungen im Jahr
                                                                                                                     1996 stark zurückgegangen (Abb. 29). Wäh-
In Mecklenburg-Vorpommern werden die                                                                                 rend die jährlichen Schwefeleintragsmengen
Schadstoffeinträge in die Wälder im Rahmen                                                                           zu Beginn des Untersuchungszeitraumes noch
des Forstlichen Umweltmonitorings seit 1996                                                                          bei ca. 18 kg pro Hektar (Fläche Rothemühl)
auf zwei hochinstrumentierten Versuchsflä-                                                                           bzw. bei 12 kg pro Hektar (Fläche Sandhof) la-
chen erfasst. Die Versuchsfläche Sandhof                                                                             gen und damit einen erheblichen Einfluss auf
(Landkreis Ludwigslust-Parchim) befindet sich                                                                        die Bodenversauerung hatten, wurden in den
in einem mittelalten Buchenbestand und die                                                                           letzten fünf Jahren überwiegend Werte von
Fläche Rothemühl (Landkreis Vorpommern-                                                                              deutlich unter 5 kg pro Hektar gemessen. In
Greifswald) in einem mittelalten Kiefernbe-                                                                          2019 ist an beiden Flächen ein geringfügiger
stand (Abb. 28). Beide Standorte sind in das in-                                                                     Anstieg der eingetragenen Schwefelmengen
ternationale     Umweltmonitoringprogramm                                                                            registriert worden.
Level II unter ICP Forests und das deutsche
Forstliche Umweltmonitoring eingebunden.                                                                             Der überwiegende Anteil der atmogenen
Das Untersuchungsprogramm der Intensiv-                                                                              Schwefelfrachten entsteht durch die Verbren-
messflächen analysiert alle wesentlichen Ein-                                                                        nung fossiler Energieträger und die Ausbrin-
flussfaktoren und ihre Wirkungsmechanismen                                                                           gung schwefelhaltiger Dünger. Der starke

                         20,0                                                                                                                                                                            20,0

                         15,0                                                                                                                                                                            15,0
  Schwefel [kg/(ha*a)]

                         10,0                                                                                                                                                                            10,0

                          5,0                                                                                                                                                                            5,0

                          0,0                                                                                                                                                                            0,0
                                 1996
                                        1997
                                               1998
                                                      1999
                                                             2000
                                                                    2001
                                                                           2002
                                                                                  2003
                                                                                         2004
                                                                                                2005
                                                                                                       2006
                                                                                                              2007
                                                                                                                     2008
                                                                                                                            2009
                                                                                                                                   2010
                                                                                                                                          2011
                                                                                                                                                 2012
                                                                                                                                                        2013
                                                                                                                                                               2014
                                                                                                                                                                      2015
                                                                                                                                                                             2016
                                                                                                                                                                                    2017
                                                                                                                                                                                           2018
                                                                                                                                                                                                  2019

                                                                                   Sandhof                                                       Rothemühl

Abb. 29:                        Schwefeleinträge (in kg pro ha und Jahr) an den Level II-Flächen Mecklenburg-Vorpommerns
                                (Gesamtdeposition in die Bestände)
                                                                                                                                                                                                               29
Waldzustandsbericht 2020

Rückgang der luftgetragenen Schwefeleinträ-                                                                          Im Gegensatz zum Schwefel sind für die Ein-
ge in die Wälder ist vor allem auf den Einbau                                                                        tragswerte von atmogenem Stickstoff auf bei-
von Entschwefelungsanlagen in der Industrie                                                                          den Versuchsflächen erst in den letzten Jahren
und auf die konsequente Verwendung                                                                                   leicht rückläufige Trends erfasst worden (Abb.
schwefelärmerer Brennstoffe zurückzuführen.                                                                          30). Stickstoffverbindungen werden in Form

                           30                                                                                                                                                                            30
                                                                                         Stickstoffeintrag Sandhof

                           25                                                                                                                                                                            25
  Stickstoff [kg/(ha*a)]

                           20                                                                                                                                                                            20

                           15                                                                                                                                                                            15

                           10                                                                                                                                                                            10

                           5                                                                                                                                                                             5

                           0                                                                                                                                                                             0
                                 1996
                                        1997
                                               1998
                                                      1999
                                                             2000
                                                                    2001
                                                                           2002
                                                                                  2003
                                                                                         2004
                                                                                                2005
                                                                                                       2006
                                                                                                              2007
                                                                                                                     2008
                                                                                                                            2009
                                                                                                                                   2010
                                                                                                                                          2011
                                                                                                                                                 2012
                                                                                                                                                        2013
                                                                                                                                                               2014
                                                                                                                                                                      2015
                                                                                                                                                                             2016
                                                                                                                                                                                    2017
                                                                                                                                                                                           2018
                                                                                                                                                                                                  2019
                                                         Bestand N-NH4                                 Bestand N-NO3                             Freiland N-NH4 und N-NO3

                           30                                                                                                                                                                            30
                                                                                          Stickstoffeintrag Rothemühl

                           25                                                                                                                                                                            25
  Stickstoff [kg/(ha*a)]

                           20                                                                                                                                                                            20

                           15                                                                                                                                                                            15

                           10                                                                                                                                                                            10

                           5                                                                                                                                                                             5

                           0                                                                                                                                                                             0
                                 1996
                                        1997
                                               1998
                                                      1999
                                                             2000
                                                                    2001
                                                                           2002
                                                                                  2003
                                                                                         2004
                                                                                                2005
                                                                                                       2006
                                                                                                              2007
                                                                                                                     2008
                                                                                                                            2009
                                                                                                                                   2010
                                                                                                                                          2011
                                                                                                                                                 2012
                                                                                                                                                        2013
                                                                                                                                                               2014
                                                                                                                                                                      2015
                                                                                                                                                                             2016
                                                                                                                                                                                    2017
                                                                                                                                                                                           2018
                                                                                                                                                                                                  2019

                                                         Bestand N-NH4                                 Bestand N-NO3                             Freiland N-NH4 und N-NO3

Abb. 30:                        Stickstoffeinträge (in kg je ha und Jahr) an den Level II-Flächen Mecklenburg-Vorpommerns,
                                Sandhof (oben), Rothemühl (unten). Gesamtdepositionen in die Bestände und gemessene
                                Freiflächendepositionen
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