Waldzustandsbericht 2020 - Ergebnisse der Waldzustandserhebung - forstpraxis.de
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Impressum Herausgeber: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern (LM) Paulshöher Weg 1 19061 Schwerin Redaktion: LM, Referat 240 (Waldbau) Bearbeitung: Landesforst Mecklenburg-Vorpommern Anstalt des öffentlichen Rechts Betriebsteil Forstplanung, Versuchswesen, Informationssysteme Fachgebiet Forstliches Versuchswesen Zeppelinstraße 3 19061 Schwerin Stefan Meining Büro für Umweltüberwachung Im Sauergarten 84 79112 Freiburg Fotos: Titelfoto: Landesforst MV Portrait Foto Minister: Fotostudio Berger, Schwerin Download: www.lm.mv-regierung.de www.wald-mv.de Schwerin im Dezember 2020 Diese Veröffentlichung wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums für Landwirt- schaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern herausgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen/Wahlwerbern oder Wahlhelferinnen/Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zweck der Wahlwerbung ver- wendet werden. Dies gilt für Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen zum Europäischen Parlament. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informations- ständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informati- onen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahl- werbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Veröffentli- chung der Empfängerin/dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Lan- desregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.
Inhaltsverzeichnis Vorwort 4 1 Methode und Durchführung der Waldzustandserhebung 6 1.1 Methode 6 1.2 Qualitätssicherung und internationale Einbindung 7 1.3 Durchführung 8 2 Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020 9 2.1 Gesamtwald Mecklenburg-Vorpommern 9 2.1.1 Der Nadel-/Blattverlust 9 2.1.2 Die Vergilbung 10 2.1.3 Die Schadstufen 11 2.1.4 Mortalität 12 2.1.5 Das Baumalter 12 2.1.6 Die Fruktifikation 13 2.1.7 Die Blüte 13 2.2 Baumarten und Baumartengruppen 13 2.2.1 Kiefer 15 2.2.2 Fichte 16 2.2.3 Sonstige Nadelbäume 18 2.2.4 Buche 19 2.2.5 Eiche 21 2.2.6 Sonstige Laubbäume 23 3 Witterungssituation 2020 25 4 Stoffeinträge 28 5 Waldschutz 32 5.1 Abiotische Schäden 32 5.2 Biotische Schäden 32 6 Vergleich der Kronenzustandsaufnahmen der Waldzustandserhebung (WZE) und der Bodendauerbeobachtungsflächen Forst (BDF-F) 36 7 Literatur und Quellen 40 Anhang 1: Prozentuale Anteile der Schadstufen pro Jahr 41 Anhang 2: Mittlerer Nadel-/Blattverlust pro Jahr 42 Anhang 3: Baumartenzusammensetzung der Baumartengruppen sonstige Nadelbäume und sonstige Laubbäume 43 Anhang 4: Rasterweite der Waldzustandserhebung seit 1992 44
Waldzustandsbericht 2020 Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, schon im dritten Jahr in Folge zeigen langan- haltende Hitze- und Trockenperioden unver- kennbar die Auswirkungen des menschen- gemachten Klimawandels. Auch Mecklen- burg-Vorpommern wird von dessen Auswir- kungen nicht verschont bleiben. Unsere Wälder leiden als langlebige Ökosys- teme bereits jetzt schon besonders unter den Folgen der Klimaveränderungen und befin- den sich im Dauerstress, da sie sich nur lang- sam an neue Umweltbedingungen anpassen können. Das zeigt sich deutlich in den Ergeb- nissen der Waldzustandserhebung. Der Kronenzustand hat sich zwar im Ver- gleich zum Vorjahr leicht verbessert, den- noch weisen die Wälder ein sehr hohes Schadniveau auf. Der mittlere Nadel-/Blatt- verlust beträgt in diesem Jahr 22,4 % und ein Viertel aller Bäume sind deutlich geschädigt. Als gesund konnten demgegenüber nur 19 % eingestuft werden. Der Klimawandel schreitet rasant und für jedermann sicht- sowie spürbar voran. Das Tempo und der prognostizierte Umfang der Veränderungen sind in besonderem Maße ein enormes Risiko für den Wald und die Forstwirtschaft. Es zeigt sich, welche Probleme uns in der Zukunft erwarten und von uns gelöst werden müssen, damit der Wald auch für kommende Generationen in seiner Viel- falt sowie mit seinen Funktionen erhalten bleibt. Der hierfür notwendige Waldumbau ist mit der nachhaltig und naturnah ausgerichteten Forst- wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern auf dem richtigen Weg. Trotz langfristig geplanter, sys- tematischer Verjüngung, Pflege und Nutzung wird es noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis der Wald nach unserem heutigen Wissen und unseren Vorstellungen gestaltet ist. Aber auch danach bedarf es eines steten Waldumbaus, da die Klimabedingungen einem ständigen Wandel unterlie- gen. Die Wälder müssen nicht nur stabiler, sondern auch flexibler werden, um sich ändernden Umweltbedingungen besser anpassen zu können. Aktiver Waldumbau ist somit ein zentrales Element unseres Handelns gegen den Klimawandel. 4
Waldzustandsbericht 2020 In diesen Zeiten danke ich vor allem den Forstfrauen und -männern sowie allen Waldbesitzern, die sich ganz besonders für den Wald engagieren, sich jeden Tag aufs Neue den Herausforderun- gen und der Generationenaufgabe der Anpassung der Wälder in Mecklenburg-Vorpommern an den Klimawandel stellen. Dr. Till Backhaus Minister für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern 5
Waldzustandsbericht 2020 1 Methode und Durchführung der Waldzustandserhebung Der Waldzustand wird in Mecklenburg- facher und nachvollziehbarer Weiser für den Vorpommern seit dem Jahr 1992 erfasst. Im Vitalitätszustand der Wälder. Hauptkriterien seitdem jährlich veröffentlichten Waldzu- zur Beurteilung des Kronenzustandes sind da- standsbericht werden die jeweils aktuellen Er- bei der Nadel-/Blattverlust und die Vergilbung gebnisse zum Vitalitätszustand der Wälder be- der Nadeln und Blätter (Abb. 1). Beide Merk- kannt gegeben. Durch die kontinuierliche male werden in 5-Prozentstufen erfasst und Aufnahme können räumliche und zeitliche anschließend zu Schadstufen verrechnet (Tab. Veränderungen des Waldzustandes frühzeitig 1). aufgezeigt und entsprechende Gegenmaß- nahmen eingeleitet werden. Insbesondere im Im Rahmen einer ausführlichen Differential- Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawan- diagnose werden zudem für jeden Probebaum dels ist die lange Datenzeitreihe der Waldzu- alle weiteren Baummerkmale erfasst, die einen standserhebung von großer Bedeutung, da so möglichen Einfluss auf die Baumvitalität ausü- Entwicklungen der Wälder unter sich verän- ben. Hierunter fallen zum einen biotische dernden klimatischen Verhältnissen beobach- Schäden, die durch Insekten, Pilze oder Wild- tet werden können. Die Herausforderung der tiere an den Bäumen verursacht wurden. Zum nächsten Jahrzehnte wird es sein, die Wälder anderen werden auch alle abiotischen Schä- Mecklenburg-Vorpommerns gegenüber dem den, die durch Trockenheit, Frost, Sturm oder zunehmenden Witterungsstress weiter zu sta- Nährstoffmangel entstanden sind, in die Beur- bilisieren. Die Ergebnisse der Waldzustandser- teilung der Bäume mit aufgenommen. hebung geben dafür wichtige Erkenntnisse hinsichtlich der Wirksamkeit der getroffenen Die Aufnahmen zur Waldzustandserhebung Maßnahmen. werden in Mecklenburg-Vorpommern jährlich auf einem permanent eingerichteten, landes- 1.1 Methode weiten Stichprobennetz durchgeführt, seit 1998 auf dem 8x8 km-Raster. In den Jahren Die Waldzustandserhebung beruht auf der vi- davor wurde auch das dichtere 4x4 km-Raster suellen Beurteilung der Baumkronen. Die Ver- erhoben. Seit 2014 wird die Erhebung für die änderung des Kronenzustandes ist ein ein- Baumarten Buche und Eiche zusätzlich um Abb. 1: Kronenverlichtung an der Baumart Kiefer. Links 15 %, Mitte 40 % und rechts 75 % Nadelverlust (aus: Arbeitsgemeinschaft Kronenzustand 2007) 6
Waldzustandsbericht 2020 Tab. 1: Herleitung der Schadstufen Vergilbung Kronenverlichtung 0 % - 10 % 11 % - 25 % 26 % - 60 % 61 % - 100 % 0 % - 10 % 0 0 1 2 11 % - 25 % 1 1 2 2 26 % - 60 % 2 2 3 3 61 % - 99 % 3 3 3 3 100% 4 Schadstufe 0 ungeschädigt Schadstufe 1 schwach geschädigt Warnstufe Schadstufe 2 mittelstark geschädigt Schadstufe 3 stark geschädigt deutlich geschädigt Schadstufe 4 abgestorben einzelne Flächen aus dem 4x8 km-Raster er- 1.2 Qualitätssicherung und weitert, so dass eine ausreichende Repräsen- internationale Einbindung tanz dieser Baumarten in der Stichprobe gesi- chert ist (Abb. 2). Zur Sicherstellung einer hohen Datenqualität werden seit Beginn der Waldzustandserhe- An jedem Aufnahmepunkt sind 24 Bäume bung zahlreiche Qualitätssicherungsmaß- nach einem festgelegten Verfahren systema- nahmen auf Landes- und Bundesebene tisch ausgewählt und dauerhaft markiert, um durchgeführt. Zusätzlich finden regelmäßig jährlich die Ansprache der gleichen Bäume zu nationale und internationale Vergleichskurse gewährleistet. Sind Bäume seit der letzten Er- zur weiteren Abstimmung der Erhebungen hebung entfernt worden oder umgefallen, statt. werden sie durch nächststehende Nachbar- bäume ersetzt. Abb. 2: Stichprobennetz der Waldzustandserhebung. Dunkelgrüne Punkte: 8x8 km-Netz, orange- farbene Punkte: 4x8 km-Netz für Buche und Eiche (Quelle: Landesforst Mecklenburg- Vorpommern) 7
Waldzustandsbericht 2020 Tab. 2: Anzahl untersuchter Stichprobenbäume der Waldzustandserhebung 2020 je Altersgruppe Anzahl untersuchter Bäume und ihre Anteile in Prozent bis 60 Jahre über 60 Jahre Summe Baumartengruppe Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Kiefer 143 13,5 918 86,5 1.061 42,5 Fichte 33 32,4 69 67,6 102 4,1 sonstige Nadelbäume 132 63,8 75 36,2 207 8,3 Buche 66 17,2 317 82,8 383 15,3 Eiche 101 31,0 225 69,0 326 13,1 sonstige Laubbäume 103 24,7 314 75,3 417 16,7 Gesamt 578 23,2 1.918 76,8 2.496 100,0 Die Aufnahmeteams der Waldzustandserhe- 1.3 Durchführung bung bestehen aus zwei Personen, die vor der Erhebung intensiv auf speziell hierfür einge- Die diesjährigen Außenaufnahmen der Wald- richteten Übungsparcours durch die Landes- zustandserhebung erfolgten vom 20. Juli bis inventurleitung geschult werden. Die diesjäh- 20. August 2020 durch Bedienstete der Lan- rige Unterweisung der Aufnahmeteams wurde desforst Mecklenburg und der Nationalpark- am 14. Juli im Forstrevier Dümmer, unter Ein- verwaltung. An einem der 105 Stichproben- haltung eines coronabedingten Schutz- und punkte konnte dieses Jahr keine Aufnahme Hygienekonzeptes, durchgeführt. durchgeführt werden, da alle Probebäume entnommen wurden und bisher keine neuen Im Vorfeld der Waldzustandserhebung finden Bäume zur Verfügung stehen. Somit wurden für die Inventurleiter aller Bundesländer jährli- bei der Waldzustandserhebung 2020 insge- che Abstimmungskurse auf Bundesebene samt 104 Stichprobenpunkte mit 2.496 Bäu- statt. Foto-Vergleichstests, die alle zwei Jahre men untersucht. unter Beteiligung aller Bundesländer durchge- führt werden, führen zusätzlich zu einer Sich- Die Kiefer ist dabei mit 1.061 Bäumen bzw. erung der hohen Datenqualität. 42,5 % mit großem Abstand am häufigsten vertreten (Tab. 2). Dahinter folgen die sonsti- Die jährlichen Erhebungen zum Waldzustand gen Laubbäume (16,7 %), die Buche (15,3 %), in Mecklenburg-Vorpommern sind neben dem die Eiche (13,1 %), die sonstigen Nadelbäume Forstlichen Umweltmonitoring in Deutschland (8,3 %) und die Fichte (4,1 %). auch Bestandteil des internationalen Umwelt- monitoringprogramms „Level I“ (ICP Forests)*. Etwas weniger als ein Viertel aller Bäume ge- Die landesweiten Ergebnisse der Waldzu- hört der Altersgruppe „bis 60 Jahre“ an und standserhebung fließen somit sowohl in bun- etwas mehr als drei Viertel der Altersgruppe desweite als auch in internationale Auswer- „über 60 Jahre“. Bei den Baumarten Kiefer, tungen zum Waldzustand ein. Fichte, Buche, Eiche und den sonstigen Laub- baumarten überwiegt der Anteil der älteren Bäume. Dagegen ist bei den sonstigen Nadel- bäumen aufgrund des hohen Anteils an jüng- * International Co-operative Programme on Assess- eren Douglasien das Altersverhältnis deutlich ment and Monitoring of Air Pollution Effects on Forests in Richtung der jüngeren Bäume verschoben. 8
Waldzustandsbericht 2020 2 Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2020 2.1 Gesamtwald Mecklenburg- Vorpommern 2.1.1 Der Nadel-/Blattverlust Der Kronenzustand der Waldbäume bleibt auch im Jahr 2020 weiter angespannt. Nach- dem die Kronenverlichtung der Bäume auf- grund der sehr heißen und trockenen Witte- rung in den letzten beiden Jahren stark ange- stiegen war, konnte im Jahr 2020 zwar eine leichte Verbesserung des Kronenzustandes festgestellt werden, jedoch bleiben die Wald- schäden weiterhin auf einem sehr hohem Niveau. Mit 22,4 % gehört der mittlere Nadel-/ Blattverlust 2020 zu den vier höchsten Wer- ten, die seit Beginn der Aufnahmeperiode im Jahr 1992 erhoben wurden (Abb. 3). Nur in den Jahren 1992, 1993 und 2019 wurde eine noch höhere Kronenverlichtung in den Wäl- dern Mecklenburg-Vorpommerns festgestellt. Nachdem die mittlere Kronenverlichtung in den Jahren 2018 und 2019 zusammen um 7,4 Prozentpunkte angestiegen war, zeigt sich ak- Abb. 4: Stark geschädigte Buche mit abgestor- tuell gegenüber dem Vorjahr eine leichte Ver- bener Oberkrone im Sommer 2020 (Fo- to: Landesforst MV) besserung um 2,1 Prozentpunkte. 35 30 mittlerer Nadel-/Blattverlust [%] 25 20 22,4 15 10 5 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Abb. 3: Entwicklung des mittleren Nadel-/Blattverlusts aller Baumarten 9
Waldzustandsbericht 2020 Wenngleich der Witterungsverlauf in diesem gefahr infolge der z. T. langanhaltenden Tro- Jahr zumindest zeitweise und regional be- ckenheit stark an. In einigen Forstämtern grenzt für mehr Niederschläge als 2018 und wurde an mehreren Tagen die höchste Wald- 2019 sorgte, litten die Waldbäume auch im brandgefahrenstufe ausgerufen. Im Verlauf Verlauf des diesjährigen Sommers vielerorts des Jahres 2020 traten insgesamt 50 Wald- unter Wassermangel und Hitzestress. Beson- brände auf. Im Vergleich zum Vorjahr ist damit ders auf trockenen sowie wechselfeuchten ein deutlicher Rückgang der Waldbrände zu Standorten, an exponierten Waldrändern oder verzeichnen. in aufgelichteten Beständen wurden oftmals Trocknisschäden, wie z. B. deutliche Blattver- In diesem Jahr wiesen die meisten Baumarten färbung und Welke, vorzeitiger Blattabwurf lediglich einen geringen Fruchtbehang auf. Im und ein Absterben der Oberkrone, festgestellt vergangenen Jahr zeigte besonders die Bu- (Abb. 4). che, aber auch andere Laubbaumarten, eine sehr starke Fruktifikation, was sich in einer Zudem hat der Witterungsverlauf der letzten deutlich erhöhten Kronenverlichtung nieder- Jahre eine starke Ausbreitung verschiedener schlug. In der Regel regeneriert sich der Kro- Pathogene begünstigt, die im Verlauf des Jah- nenzustand der Bäume in den Folgejahren res 2020 zu einer Schädigung der Wälder führ- wieder. Diese Reaktion ist auch in dem dies- ten. Allen voran ist hierbei der massive Befall jährigen verbesserten Vitalitätszustand der durch die bekannten Borkenkäfer Buchdru- Buche erkennbar. cker und Kupferstecher zu nennen, die zahl- reiche Fichtenbestände zum Absterben brach- ten. Zusätzlich ist in den letzten Jahren ein verstärkter Befall durch die eher seltener vor- 2.1.2 Die Vergilbung kommenden Buchen- und Lärchenborkenkä- ferarten zu verzeichnen. Auch ist eine zuneh- Die Vergilbung der Nadeln bzw. Blätter ist in mende Schädigungen an Kiefern durch den diesem Jahr wieder stark angestiegen. Die pilzlichen Erreger des Diplodia-Triebsterbens Vergilbungsrate erhöhte sich auf 7,2 % und festzustellen. damit auf einen der höchsten Werte seit 1997. Lediglich im Jahr 2003 wurde bisher eine hö- Im Verlauf des Jahres stieg in vielen Regionen here Vergilbungsrate der Waldbäume festge- Mecklenburg-Vorpommerns die Waldbrand- stellt (Abb. 5). 10 9,4 Anteil der Bäume mit Vergilbung [%] 8 7,2 6,7 6,0 5,9 6 4,6 4,6 4,5 4,2 4,3 4,1 3,7 3,8 4 3,2 2,9 2,5 2,5 2,7 2,7 2 1,3 1,4 1,1 0,9 1,1 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Abb. 5: Entwicklung der Vergilbungsrate seit 1997 (davor Aufnahme in Vergilbungsstufen) 10
Waldzustandsbericht 2020 Eine Vergilbung der Nadeln oder Blätter zeigt 2.1.3 Die Schadstufen in der Regel eine Störung der Nährstoffver- sorgung der Bäume an. Durch langanhaltende Aus dem Nadel-/Blattverlust und der Vergil- Trockenphasen wie in den vergangenen Jah- bung der Bäume werden die Schadstufen be- ren können vermehrt Vergilbungserscheinun- rechnet, die einen schnellen und guten Über- gen auftreten, da die Bäume weniger Wasser blick über den Vitalitätszustand der Wälder und damit auch weniger darin gelöste Nähr- ermöglichen. stoffe aufnehmen können. Hohe Vergilbungs- raten wurden auch in den Trockenjahren 2003 Für das Jahr 2020 zeigt sich in der Schadstu- und 2018 festgestellt. Insbesondere ein Man- fenverteilung über alle Baumarten die weiter- gel an dem Nährelement Magnesium ist häu- hin angespannte Situation der Wälder in fig für eine Gelbfärbung der Nadeln verant- Mecklenburg-Vorpommern (Abb. 6). Jeder wortlich. vierte Baum ist demnach deutlich geschädigt (Schadstufen 2 bis 4). Zwar ist gegenüber dem Eine Störung der Nährstoffversorgung der Vorjahr eine Verringerung um acht Prozent- Bäume kann auch durch eine Nährstoffarmut punkte zu verzeichnen, jedoch bleibt der An- der Waldböden ausgelöst werden. Insbeson- teil der deutlich geschädigten Bäume mit dere durch anthropogene Stoffeinträge und 25 % weiterhin sehr hoch. einer dadurch ausgelösten Versauerung der Böden tritt häufig eine Nährstoffunterversor- Demgegenüber ist der Anteil der ungeschä- gung der Waldbäume ein. digten Bäume (Schadstufe 0) mit 19 % sehr niedrig. Gegenüber dem Vorjahr stellt dies le- diglich eine Verbesserung um drei Prozent- punkte dar. Im zweiten Jahr in Folge sind da- mit weniger als ein Fünftel aller Bäume unge- schädigt. 100 11 13 90 16 19 25 30 27 30 29 80 39 37 41 33 35 36 34 35 34 32 37 41 45 45 44 46 50 51 49 Anteil der Schadstufen [%] 70 56 46 60 57 51 56 50 53 51 56 51 54 40 47 51 49 47 52 49 52 53 47 49 48 45 39 40 47 30 40 40 41 44 38 20 43 30 33 22 19 17 19 17 25 10 11 10 10 11 16 16 10 14 17 12 16 16 14 16 14 15 14 17 6 9 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Schadstufen 2-4 Schadstufe 1 Schadstufe 0 Abb. 6: Schadstufenverteilung über alle Baumarten (Zahlenwerte gerundet) 11
Waldzustandsbericht 2020 Zuletzt wurde ein derart geringer Anteil an verstärkten Absterben der Eschen. Zusätzlich ungeschädigten Bäumen in den Jahren 1992 ist durch massiven Borkenkäferbefall die Mor- und 1993 beobachtet. Mehr als die Hälfte aller talitätsrate der Fichten in diesem Jahr erhöht. Bäume sind als schwach geschädigt (Schad- stufe 1) klassifiziert. Gegenüber dem Vorjahr erhöht sich der Anteil um fünf Prozentpunkte 2.1.5 Das Baumalter auf 56 %. Das Baumalter hat einen großen Einfluss auf den Kronenzustand der Bäume. Während jun- 2.1.4 Mortalität ge Bäume oftmals vitaler und wüchsiger wir- ken und dementsprechend eine dichtere Infolge der trocken-warmen Witterung der Baumkrone aufweisen, werden bei älteren letzten Jahre sind in den Wäldern Mecklen- Bäumen in der Regel mehr Schadsymptome burg-Vorpommerns vermehrt abgestorbene und eine lichtere Belaubung festgestellt. An- Bäume zu beobachten. Vor allem Trocken- hand der Daten der Waldzustandserhebung stress und zunehmender Insekten- und/oder wird deutlich, dass die Kronenverlichtung der Pilzbefall setzen den Bäumen zu und bringen Bäume bis zu einem Alter von etwa 60 Jahren sie z. T. zum Absterben. stark ansteigt. Danach ist mit zunehmendem Baumalter nur noch ein geringer Anstieg der Bei der Waldzustandserhebung 2020 sind ins- Kronenschäden festzustellen. gesamt 42 Bäume ausgefallen, was einer ge- genüber dem Vorjahr leicht gestiegenen Aus- Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung fallrate von 1,7 % entspricht. 15 Bäume wur- 2020 zeigen für die Altersgruppe bis 60 Jahre den dabei als stehend tote Bäume aufge- einen Anteil an ungeschädigten Bäumen nommen. (Schadstufe 0) von 44,3 % (Abb. 7). Bei der Al- tersgruppe über 60 Jahre ist dieser Anteil mit Einen höheren Anteil an der Ausfallrate nimmt 11,6 % dagegen merklich geringer. Demge- unter anderem die Baumart Birke ein, die oft- genüber fällt bei den jüngeren Bäumen der mals auf sandigen und trockenen Standorten Anteil an deutlich geschädigten Bäumen akut unter Wassermangel leidet. Zudem führt (Schadstufen 2 bis 4) mit 12,8 % im Vergleich nach wie vor der fortschreitende Krankheits- zu 28,8 % bei den älteren Bäumen deutlich verlauf des Eschentriebsterbens zu einem kleiner aus. 100 Anteil und Differenz zu 2019 [%] Schadstufen bis über Gesamt 60 Jahre 60 Jahre 80 Schadstufe 0 44,3 11,6 19,2 Anteil der Bäume [%] (ungeschädigt) 7,3 3,2 3,4 60 Schadstufe 1 42,9 59,6 55,7 (schwach geschädigt) -9,5 8,9 4,5 40 Schadstufe 2 12,8 25,5 22,6 (mittelstark geschädigt) 2,6 -13,1 -8,7 20 Schadstufe 3 0,0 2,5 1,9 (stark geschädigt) -0,2 0,5 0,4 0 Schadstufe 4 0,0 0,8 0,6 bis 60 über 60 Gesamt (abgestorben) -0,2 0,5 0,4 Altersgruppen [Jahre] Schadstufen 2-4 12,8 28,8 25,1 Schadstufen 2-4 Schadstufe 1 Schadstufe 0 2,2 -12,1 -7,9 (deutlich geschädigt) Abb. 7: Schadstufenverteilung nach Altersgruppen über alle Baumarten (Zahlenwerte gerundet) 12
Waldzustandsbericht 2020 2.1.6 Die Fruktifikation Lediglich bei der Baumart Fichte wurde ein höherer Anteil an fruktifizierenden Bäumen Eine starke Fruktifikation kann einen großen festgestellt. Etwa 70 % aller Fichten wiesen Einfluss auf die Belaubungsdichte der Wald- diesjährige Zapfen auf, davon etwa ein Drittel bäume ausüben. Oftmals bilden die Bäume mit mittlerer Intensität. weniger und kleinere Blätter bzw. Nadeln aus und reduzieren die Seitenverzweigung. Für die Ausbildung einer hohen Anzahl an Frucht- ständen benötigen die Bäume viel Energie- 2.1.7 Die Blüte und Nährstoffvorräte, die damit nicht mehr in ausreichender Menge für das vegetative Wie die Fruktifikation kann auch die Blüte ei- Wachstum zur Verfügung stehen. Eine erhöh- nen großen Einfluss auf die Kronenverlichtung te Kronenverlichtung ist oftmals die Folge. haben. Besonders bei der Baumart Kiefer führt eine häufige Blüte oftmals zu einer erhöhten Im Gegensatz zum letzten Jahr hatten nur Kronentransparenz. Im Jahr 2020 wurde nur wenige Waldbäume in diesem Sommer Früch- eine geringe Blütenbildung bei der Kiefer be- te ausgebildet (Abb. 8). Nach der außerge- obachtet. Etwa ein Drittel aller untersuchten wöhnlich starken Fruktifikation im Vorjahr Kiefern wiesen Blütenstände in der Baumkro- stellt dies für die meisten Baumarten eine ne auf, der überwiegende Teil aber lediglich in physiologische Entlastung dar, die sich in die- schwacher Intensität. sem Jahr auch in einer Regeneration des Kro- nenzustandes bemerkbar macht. 100 2.2 Baumarten und Baumarten- 2019 90 gruppen 80 Anteil der Bäume [%] 70 Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung in 60 Mecklenburg-Vorpommern können aufgrund 50 40 des verdichteten Aufnahmerasters für die 30 Baumarten Kiefer, Fichte, Buche und Eiche 20 sowie für die Baumartengruppen sonstige 10 Nadelbäume und sonstige Laubbäume aus- 0 gewertet und dargestellt werden. Kiefer Fichte sNb Buche Eiche sLb 100 Im aktuellen Jahr weist die Gruppe der sonsti- 2020 90 gen Nadelbäume die geringste Kronenverlich- 80 tung auf (Abb. 9). Der mittlere Nadelverlust er- Anteil der Bäume [%] 70 reicht hier lediglich 17,9 % und der Anteil an 60 ungeschädigten Bäumen ist bei der Baumar- 50 tengruppe mit 44,4 % besonders hoch. Dage- 40 gen ist die stärkste Kronenverlichtung mit 30 20 24,6 % für die Baumart Eiche zu verzeichnen. 10 Der Anteil an deutlich geschädigten Bäumen 0 stellt hier mit 37,1 % im Vergleich zu den an- Kiefer Fichte sNb Buche Eiche sLb deren Baumarten den höchsten Wert dar. gering mittel stark Abb. 8: Vergleich der Fruktifikationsintensität in den Jahren 2019 und 2020 nach Baumarten und Baumartengruppen 13
Waldzustandsbericht 2020 Kiefer Fichte Mittlerer Nadelverlust: 22,4 Prozent (-0,6) Mittlerer Nadelverlust: 22,4 Prozent (+2,9) Schadstufenverteilung: Schadstufenverteilung: 11,7 20,6 16,7 24,0 64,3 62,7 Sonstige Nadelbäume Buche Mittlerer Nadelverlust: 17,9 Prozent (-2,2) Mittlerer Blattverlust: 23,2 Prozent (-7,5) Schadstufenverteilung: Schadstufenverteilung: 17,9 20,1 27,5 44,4 37,7 52,4 Eiche Sonstige Laubbäume Mittlerer Blattverlust: 24,6 Prozent (-0,3) Mittlerer Blattverlust: 22,0 Prozent (-3,8) Schadstufenverteilung: Schadstufenverteilung: 23,6 20,8 21,9 37,1 39,3 57,3 Schadstufe 0 Schadstufe 1 Schadstufen 2 bis 4 Abb. 9: Übersicht zum mittleren Nadel-/Blattverlust und zur Schadstufenverteilung der Hauptbaum- arten und Baumartengruppen für das Jahr 2020 (in Klammern Differenz zu 2019) 14
Waldzustandsbericht 2020 2.2.1 Kiefer luststufen 15 und 20 % (Abb. 11). Dagegen weisen die höheren Verluststufen ab 35 % Nachdem sich der Kronenzustand der Kiefern überwiegend eine leichte Verringerung auf. im letzten Jahr deutlich verschlechtert hatte, bleibt der Schädigungsgrad in diesem Jahr re- Infolge der extrem warmen und trockenen lativ konstant auf hohem Niveau. Der mittlere Witterung der letzten Jahre leidet die Kiefer Nadelverlust der Kiefern verringert sich ledig- vielerorts unter Klimastress. Neben fehlenden lich geringfügig um 0,6 Prozentpunkte auf Niederschlägen im Frühjahr und Sommer, die 22,4 % (Abb. 10). Nur in den Jahren 1992, 1993 oftmals zu einem akuten Wasserstress der Kie- und 2019 wurden ähnliche oder höhere Kro- fern führten, trägt eine zunehmend verkürzte nenverlichtungen für die Kiefer festgestellt. Winterruhe durch ausgesprochen milde Tem- peraturen im Herbst und Winter zu einem Vi- In der Schadstufenverteilung ergeben sich im talitätsverlust der Kiefern bei. Vergleich zum Vorjahr geringe Unterschiede. Der Anteil an ungeschädigten Kiefern (Schad- Zudem ist landesweit seit dem Jahr 2018 ein stufe 0) verringert sich leicht auf 11,7 %. Dies spürbarer Anstieg des Diplodia-Triebsterbens stellt nach dem Jahr 1992 den geringsten an Kiefern zu beobachten. Der wärmelieben- Wert der bisherigen Aufnahmeperiode dar. de, pilzliche Erreger profitiert von dem Witte- Der Anteil der deutlich geschädigten Kiefern rungsverlauf der vergangenen Jahre und führt (Schadstufen 2 bis 4) verringert sich gegen- insbesondere an bereits durch Dürre ge- über dem Vorjahr auf 24,0 %. Dagegen erhöht schwächten Bäumen zu erheblichen Schäden. sich der Anteil an schwach geschädigten Kie- Dagegen ist durch die warm-trockene Witte- fern (Schadstufe 1) auf 64,3 %. rung landesweit eine spürbare Abnahme der Kiefernschütte zu verzeichnen, die insbeson- In der Häufigkeitsverteilung der Nadelverluste dere nach regenreichen Sommern regelmäßig zeigt sich im Vergleich der Jahre 2019 und zu einem starken Befall von Kiefernkulturen 2020 eine deutliche Zunahme der Nadelver- und -jungwüchsen führte. 100 35 11,7 90 30 80 Anteil der Schadstufen [%] 70 25 mittl. Nadelverlust [%] 60 64,3 20 50 15 40 30 10 20 24,0 5 10 0 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Schadstufen 2-4 Schadstufe 1 Schadstufe 0 mittlerer Nadelverlust Abb. 10: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Nadelverlusts der Baumart Kiefer 15
Waldzustandsbericht 2020 Abb. 11: Häufigkeitsverteilung der Nadelverluste der Baumart Kiefer im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 In diesem Jahr häuften sich Meldungen über das Vorkommen des Kiefernprozessionsspin- ners im Wald (Abb. 12). Das Vorkommen der Raupen stellt vor allem ein Gesundheitsrisiko für den Menschen dar, da die Brennhaare die- ser Raupen, ähnlich wie beim Eichenprozessi- onsspinner, allergische Reaktionen auslösen können. 2.2.2 Fichte Der Kronenzustand der Fichten verschlechtert sich im zweiten Jahr hintereinander deutlich. Der mittlere Nadelverlust erhöht sich gegen- über dem Vorjahr um weitere 2,9 Prozent- punkte auf nunmehr 22,4 % (Abb. 13). Damit ist seit dem Jahr 2018 eine Zunahme der Kro- nenverlichtung bei der Fichte um 5,2 Prozent- punkte zu verzeichnen. Abb. 12: Raupen des Kiefernprozessionsspinners am Stamm einer Kiefer (Foto: Landesforst MV) 16
Waldzustandsbericht 2020 Der drastische Vitalitätsverlust der Fichten Jahr 1992 dar. Ein entsprechend hoher An- zeigt sich auch in der Schadstufenverteilung. stieg ist bei den schwach geschädigten Fich- Der Anteil an ungeschädigten Fichten (Schad- ten (Schadstufe 1) auf 62,7 % zu verzeichnen. stufe 0) sinkt auf 16,7 % und damit im Ver- Demgegenüber nimmt der Anteil der deutlich gleich zum Vorjahr wiederum erheblich ab. geschädigten Fichten (Schadstufen 2 bis 4) Dies stellt damit den geringsten Wert seit dem mit 20,6 % leicht ab. 100 35 16,7 90 30 80 Anteil der Schadstufen [%] 70 25 mittl. Nadelverlust [%] 60 20 62,7 50 15 40 30 10 20 5 10 20,6 0 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Schadstufen 2-4 Schadstufe 1 Schadstufe 0 mittlerer Nadelverlust Abb. 13: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Nadelverlusts der Baumart Fichte Abb. 14: Häufigkeitsverteilung der Nadelverluste der Baumart Fichte im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 17
Waldzustandsbericht 2020 Zudem konnten sich aufgrund der warm- trockenen Witterung verschiedene Fichten- borkenkäfer, wie Buchdrucker und Kupferste- cher, landesweit massiv ausbreiten. Wie be- reits im Vorjahr führte dies in den durch Tro- ckenheit geschwächten Fichtenbeständen zu einem hohen Schadholzanfall (Abb. 15). In diesem Jahr ist der Anteil der fruktifizieren- den Fichten besonders auffällig. Der massive Zapfenbehang kann zu einer erhöhten Belas- tung der Bäume führen, da wichtige Nährstof- fe und Energiereserven für die Zapfenbildung benötigt werden. 2.2.3 Sonstige Nadelbäume Nachdem sich der Kronenzustand der sonsti- gen Nadelbaumarten in den letzten beiden Jahren dramatisch verschlechterte, ist im ak- tuellen Jahr eine leichte Verbesserung des Abb. 15: Fichte mit Harzfluss nach erfolgtem Be- Kronenzustandes festzustellen. Der mittlere fall durch Borkenkäfer (Foto: Landes- Nadelverlust verringert sich gegenüber dem forst MV) Vorjahr um 2,2 Prozentpunkte auf 17,9 % (Abb. 16). Der Schädigungsgrad der sonstigen In der Häufigkeitsverteilung der Nadelverluste Nadelbäume bleibt aber weiterhin, bezogen zeigt sich im Vergleich der Jahre 2019 und auf die vorherige Aufnahmeperiode, auf ei- 2020 eine deutliche Abnahme in den niedri- nem hohen Niveau. gen Verluststufen 5 und 10 % (Abb. 14). Da- gegen erhöht sich der Anteil der Verluststufen In der Schadstufenverteilung ist eine starke 15 bis 25 %. Der vergleichsweise hohe Anteil Zunahme der ungeschädigten Bäume (Schad- an Bäumen mit 100 % Nadelverlust ist durch stufe 0) gegenüber dem Vorjahr zu erkennen. den massiven Befall durch Fichtenborkenkäfer Ihr Anteil erhöht sich auf 44,4 %. Indessen ver- begründet. ringert sich der Anteil an deutlich geschädig- ten Bäumen (Schadstufen 2 bis 4) dieser Unter den beobachteten Klimaextremen er- Baumartengruppe auf 17,9 %. Der Anteil an weist sich die Fichte in den letzten Jahren sehr schwach geschädigten Bäumen (Schadstufe 1) anfällig. Als flachwurzelnde Baumart gerät nimmt ebenfalls ab. Der Wert fällt auf 37,7 %. sich bei länger anhaltenden Dürreperioden schnell unter Trockenstress. Die Folgen zeigen Die Baumartengruppe der sonstigen Nadel- sich in einer erhöhten Kronenverlichtung bäume setzt sich im Wesentlichen aus den durch das Ausbilden verkürzter Nadeln bzw. Baumarten Lärche (Europäische und Japani- Jahrestriebe, einer Verbraunung älterer Nadel- sche Lärche) und Douglasie zusammen. Wäh- jahrgänge und dem vorzeitigen Abwurf grü- rend bei den Lärchenarten zunehmender Tro- ner Nadeln. ckenstress und stärkerer Befall durch den Lär- chenborkenkäfer 2019 zu deutlichen Vitali- tätseinbußen führte, zeigt sich aktuell eine spürbare Verbesserung des Kronenzustandes 18
Waldzustandsbericht 2020 100 35 90 30 80 44,4 Anteil der Schadstufen [%] 70 25 mittl. Nadelverlust [%] 60 20 50 15 40 37,7 30 10 20 5 10 17,9 0 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Schadstufen 2-4 Schadstufe 1 Schadstufe 0 mittlerer Nadelverlust Abb. 16: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Nadelverlusts der sonstigen Nadelbäume (Abb. 17). Auch bei der Douglasie ist nach 2.2.4 Buche deutlichem Anstieg im Jahr 2018, aufgrund von starkem Befall durch die Rußige Dougla- Der Kronenzustand der Buchen hat sich in sienschütte, ein weiterer Rückgang der Kro- diesem Jahr deutlich verbessert. Gegenüber nenschäden zu beobachten. dem Vorjahr verringert sich der mittlere Blatt- verlust um 7,5 Prozentpunkte auf 23,2 % (Abb. 18). Dennoch bleibt der Vitalitätszustand der 35 Buchen nach der massiven Verschlechterung mittlerer Nadelverlust [%] 30 im Vorjahr auch 2020 deutlich angespannt. 25 20 Die Schadstufenverteilung zeigt im Vergleich 15 zum Vorjahr eine Verdopplung des Anteils der 10 ungeschädigten Buchen (Schadstufe 0) auf 5 20,1 % und demgegenüber nahezu eine Hal- 0 bierung des Anteils der deutlich geschädigten Lärche Douglasie Buchen (Schadstufen 2 bis 4) auf 27,5 %. Der 2019 2020 Anteil der schwach geschädigten Buchen Abb. 17: Mittlerer Nadelverlust der Lärchenarten (Schadstufe 1) erhöht sich auf 52,4 %. und der Douglasie im Vergleich der Jah- re 2019 und 2020 In der Häufigkeitsverteilung der Blattverluste wird deutlich, dass im Vergleich zum Vorjahr die Anteile aller Stufen bis 25 % in diesem Jahr zunehmen, während die Anteile der höheren Verluststufen 35 bis 60 % überwiegend ab- nehmen (Abb. 19). Wenn auch der Anteil der Buchen über 60 % Blattverlust insgesamt ge- ring ist, ist jedoch im Vergleich zum Vorjahr 19
Waldzustandsbericht 2020 ein leicht erhöhter Anteil an stark geschädig- selfeuchten Standorten sowie an freigestell- ten Buchen festzustellen. ten Altbuchen wurden vielerorts deutliche Trocknisschäden, in Form von Blattverfärbung Aufgrund der warm-trockenen Witterung der bzw. Welke und vorzeitigem Blattabwurf, be- letzten Jahre zeigt die Buche landesweit in obachtet. Geschädigte Buchen weisen zudem hohem Maße deutliche Vitalitätsschwächen. häufig abgestorbene Äste in der Baumkrone Insbesondere auf südexponierten oder wech- auf oder zeigen infolge starker Sonnenein- 100 35 90 20,1 30 80 Anteil der Schadstufen [%] 70 25 mittl. Blattverlust [%] 60 20 52,4 50 15 40 30 10 20 27,5 5 10 0 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Schadstufen 2-4 Schadstufe 1 Schadstufe 0 mittlerer Blattverlust Abb. 18: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Blattverlusts der Baumart Buche Abb. 19: Häufigkeitsverteilung der Blattverluste der Baumart Buche im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 20
Waldzustandsbericht 2020 strahlung Schäden am Stamm, wie Sonnen- tion der Baumkronen deutlich begünstigte brand oder Rindennekrosen (Abb. 20). Derar- und in den diesjährigen verbesserten Kronen- tige Verletzungen dienen als Eintrittspforten zustand der Buchen resultierte. für sekundäre Schaderreger und führten auch im Verlauf des Sommers 2020 zu einem deut- lich erhöhten Befall von Buchenpracht- bzw. Buchenborkenkäfern sowie von verschiede- 2.2.5 Eiche nen holzzersetzenden pilzlichen Erregern. Neben einer Schädigung des Baumes und ei- Der Zustand der Eichen hat sich im aktuellen ner Minderung der Holzqualität steigt in be- Jahr kaum verändert. Der mittlere Blattverlust troffenen Buchenwäldern dadurch die Ast- verringert sich geringfügig um 0,3 Prozent- bruchgefahr stark an. punkte auf 24,6 % (Abb. 21). Nach der erhebli- chen Verschlechterung in den letzten beiden Die Buche reagiert auf eine starke Fruktifikati- Jahren bleibt der Schädigungsgrad der Eiche on (Mast), wie sie zuletzt 2019 beobachtet damit weiterhin hoch. wurde, regelmäßig mit einer erhöhten Kro- nenverlichtung. Das Ausbilden von einer gro- In der Schadstufenverteilung der Eiche sind, ßen Anzahl an Bucheckern stellt für die Bäume ähnlich wie bei der mittleren Kronenverlich- eine hohe physiologische Belastung dar. Häu- tung, kaum Unterschiede zum Vorjahr zu er- fig bilden die Buchen in Mastjahren deutlich kennen. Der Anteil der ungeschädigten Ei- kleinere Blätter sowie eine geringere Seiten- chen (Schadstufe 0) vergrößert sich unmerk- verzweigung aus. Im Jahr 2020 wurde bei der lich auf 23,6 %. Dagegen verringert sich der überwiegenden Mehrzahl der Buchen kein Anteil der deutlich geschädigten Eichen Fruchtbehang festgestellt, was die Regenera- (Schadstufen 2 bis 4) leicht auf 37,1 %. Damit gelten im dritten Jahr in Folge über ein Drittel aller Eichen als deutlich geschädigt. Der Anteil der schwach geschädigten Eichen (Schadstufe 1) erhöht sich leicht auf 39,3 %. Auch in der Häufigkeitsverteilung der Blattver- luste lassen sich gegenüber dem Vorjahr nur geringe Unterschiede erkennen (Abb. 22). Auffällig ist, dass die Verteilung der Verluststu- fen bei der Eiche im Vergleich zu allen ande- ren Baumarten deutlich flacher ausfällt, d. h. keine Verluststufe enthält eine deutlich erhöh- te Baumanzahl. Im Gegenteil, die am häufigs- ten vertretenen Verluststufen 10 bis 35 % sind mit jeweils 10 bis 15 % relativ gleichverteilt. Abb. 20: Buchenstamm mit Schleimfluss (Foto: Landesforst MV) 21
Waldzustandsbericht 2020 100 35 90 23,6 30 80 Anteil der Schadstufen [%] 70 25 mittl. Blattverlust [%] 60 39,3 20 50 15 40 30 10 20 37,1 5 10 0 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Schadstufen 2-4 Schadstufe 1 Schadstufe 0 mittlerer Blattverlust Abb. 21: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Blattverlusts der Baumart Eiche Abb. 22: Häufigkeitsverteilung der Blattverluste der Baumart Eiche im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 Die Eiche zeigte auch im Sommer 2020 trotz prägten Dürrephasen häufig einzelne Blätter ihres kräftigen und tiefreichenden Wurzelsys- oder ganze Zweige zu Boden. Bei deutlich ge- tems deutliche Trockenstresssymptome als schädigten Eichen sterben zudem oftmals Folge der langanhaltenden Trockenperioden ganze Teile der Oberkrone ab. Häufig geschä- der letzten Jahre. Zum Schutz vor einer erhöh- digt waren zudem Eichenjungpflanzen (Abb. ten Transpiration wirft die Eiche in ausge- 23). 22
Waldzustandsbericht 2020 In vielen Eichenkulturen führte ein Kälteein- bruch in der ersten Maihälfte wie bereits im Vorjahr zu gravierenden Spätfrostschäden. Zwar wird durch einen zweiten Austrieb die fehlende Blattmasse meist wieder komplett ausgeglichen, jedoch ist damit eine deutliche Schwächung der jungen Bäume verbunden. 2.2.6 Sonstige Laubbäume Nach einer erheblichen Verschlechterung im letzten Jahr hat sich der Kronenzustand der sonstigen Laubbäume im Jahr 2020 verbes- sert. Der mittlere Blattverlust verringerte sich um 3,8 Prozentpunkte auf 22,0 % (Abb. 24). Verglichen mit der bisherigen Zeitreihe ist der Schädigungsgrad der sonstigen Laubbäume jedoch weiterhin sehr hoch. Lediglich in den Jahren 1992, 1993 und 2019 wurde ein stärke- rer Blattverlust festgestellt. Der Anteil der ungeschädigten Bäume (Schadstufe 0) erhöht sich gegenüber dem Abb. 23: Trockenschäden an jungen Eichen- Vorjahr auf 21,9 %. Demgegenüber verringert pflanzen (Foto: Landesforst MV) sich der Anteil der deutlich geschädigten 100 35 90 21,9 30 80 Anteil der Schadstufen [%] 70 25 mittl. Blattverlust [%] 60 20 50 57,3 15 40 30 10 20 5 10 20,8 0 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Schadstufen 2-4 Schadstufe 1 Schadstufe 0 mittlerer Blattverlust Abb. 24: Entwicklung der Schadstufenverteilung und des mittleren Blattverlusts der sonstigen Laubbäume 23
Waldzustandsbericht 2020 Bäume (Schadstufen 2 bis 4) nach letztjährig 35 mittlerer Blattverlust [%] starkem Anstieg auf 20,8 %. Der Anteil der 30 schwach geschädigten Bäume (Schadstufe 1) 25 vergrößert sich auf 57,3 %. 20 Die Baumartengruppe der sonstigen Laub- 15 bäume setzt sich aus einer Vielzahl verschie- 10 dener Baumarten zusammen. Den Hauptan- 5 teil nehmen dabei die Schwarzerle und die 0 Birkenarten, Sand- und Moorbirke, ein. Eine Erle Birke 2019 2020 leichte Verbesserung des Kronenzustandes wurde im Sommer 2020 sowohl für die Erle als Abb. 25: Mittlerer Blattverlust der Erle und auch für die Birkenarten festgestellt, wenn- der Birkenarten im Vergleich der Jahre 2019 und 2020 gleich die Kronenschäden aufgrund von Tro- ckenstresssymptomen weiterhin erhöht sind (Abb. 25). Insbesondere bei den Birkenarten wurde in den letzten Jahren eine erhöhte Ausfallrate auf trockenen Standorten registriert. Im letz- ten Jahr wurde erstmalig in Mecklenburg- Vorpommern der pilzliche Erreger der Ahorn- Rußrindenkrankheit festgestellt. Der ur- sprünglich aus Nordamerika stammende Pilz führt zu massiven Rindenschäden an Ahorn und kann beim Menschen nach intensivem Kontakt mit den Pilzsporen gesundheitliche Probleme auslösen. Weiterhin vorhanden bleibt der Befall der Eschen durch das soge- nannte Eschentriebsterben, welches ebenfalls durch einen Pilz ausgelöst wird und ganze Eschenbestände zum Absterben bringt. 24
Waldzustandsbericht 2020 3 Witterungssituation 2020 Nach den beiden vergangenen, extrem war- ruar landesweit über 150 % der üblichen Nie- men und trockenen Jahren traten 2020 im derschlagsmengen. Dagegen gingen im März bisherigen Witterungsverlauf erneut länger sowohl die Regenmengen als auch die Durch- anhaltende hochsommerliche und regenarme schnittstemperaturen zurück. Besonders im Phasen auf, die in einigen Regionen Mecklen- letzten Drittel des Monats sanken die Tempe- burg-Vorpommerns wiederholt zu einem Bo- raturen vielerorts tiefer als im ganzen Winter. denwasserdefizit und Trockenstress in den In Schwerin konnte Ende des Monats eine ge- Wäldern führten. schlossene Schneedecke von 2 cm gemessen werden. Insgesamt war der März im Vergleich Das Jahr 2020 begann in Mecklenburg- zum langjährigen Mittel zu trocken. Im April Vorpommern ausgesprochen mild. Im Januar hielt die trockene Witterung weiterhin an und wurden im Landesdurchschnitt 4,7 °C erreicht, es wurden bei milden Temperaturen im Ver- was einer Abweichung vom langjährigen Mit- gleich zum langjährigen Mittel weniger als tel um 5,3 °C entspricht (Abb. 26). Damit zählt 65 % des üblichen Niederschlags gemessen. der Januar 2020 zu den viert wärmsten seit Außergewöhnlich früh im Jahr erhöhte sich Beginn der Klimamessungen im Jahr 1881 dadurch die Waldbrandgefahr. Am 21. April (DWD 2020a). Bisherige Temperaturrekorde setzte ein Brand bei Krakow am See, südlich wurden Mitte des Monats an zahlreichen Sta- von Güstrow, eine Waldfläche von ca. 1,5 Hek- tionen übertroffen. Die höchsten Januartem- tar in Brand. Die trockene Witterung setzte peraturen wurden dabei in Anklam, südöstlich sich auch im Monat Mai fort. Landesweit wur- von Greifswald, mit 14,8 °C gemessen. Im Feb- den weniger als 50 % der üblichen Regen- ruar war es weiterhin sehr mild und gleichzei- menge registriert. tig sehr nass. Im Durchschnitt fielen im Feb- 2019 2020 + 375 +6 Temperaturabweichung [°C] + 350 +5 + 325 +4 + 300 +3 + 275 + 250 +2 + 225 +1 + 200 +0 + 175 -1 Niederschlagsabweichung [%] + 150 -2 + 125 + 100 -3 + 75 -4 + 50 -5 + 25 -6 +0 -7 - 25 - 50 -8 - 75 -9 - 100 - 10 Apr Jul Apr Jul Aug Nov Aug Mrz Dez Mrz Jan Feb Jun Sep Jan Feb Jun Okt Mai Mai Niederschlagsabweichung in % Temperaturabweichung in °C Abb. 26: Niederschlags- und Temperaturabweichung vom langjährigen Mittel der klimatischen Referenzperiode 1961-1990 (DWD 2019-2020) 25
Waldzustandsbericht 2020 Niederschlagsabweichung Frühling Sommer Temperaturabweichung Frühling Sommer Abb. 27: Abweichung des mittleren Niederschlags (oben) und der mittleren Lufttemperatur (unten) vom langjährigen Normalwert von 1961 bis 1990. Links: Frühling, rechts: Sommer 2020 (DWD 2020b) In der ersten Maihälfte sanken zudem die 27), so dass sich die Wasserversorgung der Temperaturen deutlich ab, so dass es vieler- Wälder dort weithin als angespannt darstellte. orts in klaren Nächten zu Bodenfrost mit z. T. deutlichen Spätfrostschäden in Kulturen und Im Juli wurde sowohl für die Temperatur als Jungwüchsen kam. auch für den Niederschlag im Landesdurch- schnitt nahezu exakt der Wert des langjähri- Regional auftretende Starkregenereignisse gen Mittels erreicht, wobei insbesondere in sorgten Mitte Juni für kurze und heftige Re- den Küstenregionen mehr Niederschläge als genfälle, die vor allem in den westlichen Lan- im Rest des Landes verzeichnet werden konn- desteilen zahlreiche Keller und Straßen über- ten. Im August stiegen die Temperaturen wie- fluteten. So fielen im nordwestmecklenburgi- der deutlich an und sorgten für eine unge- schen Neuburg-Steinhausen am 13. Juni ins- wöhnlich lang anhaltende und heiße Wetter- gesamt 105 l/m2 Regen an einem Tag. Dage- lage. Mit einer Durchschnittstemperatur von gen konnten in den östlichen Landesteilen 19,9 °C war der August 2020 im Vergleich zum kaum Niederschläge verzeichnet werden (Abb. langjährigen Mittel um 3,3 °C deutlich zu 26
Waldzustandsbericht 2020 warm. Die landesweite Niederschlagsmenge entsprach dabei in etwa dem Mittelwert des Vergleichszeitraums. Im Verlauf der Vegetationszeit führten die re- gionale Niederschlagsverteilung und der Temperaturverlauf zu stark unterschiedlichen Bedingungen für die Wälder. Im Frühling la- gen die Niederschlagsmengen in nahezu allen Landesteilen Mecklenburg-Vorpommerns un- terhalb des langjährigen Mittelwerts, wobei das Niederschlagsdefizit vor allem in den östli- chen Landesteilen besonders stark ausfiel (Abb. 27). In den Sommermonaten blieb die angespannte Wasserversorgung der Böden besonders in den südwestlichen und südöstli- chen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns bestehen. In weiten Teilen des mittleren Meck- lenburgs und in den meisten Küstenregionen fielen dagegen ausreichend Niederschläge. Die Temperaturabweichung in der Vegetati- onszeit zeigt für ganz Mecklenburg- Vorpommern eine zu warme Witterung. Insbe- sondere im Sommer sind dabei große Regio- nen mit hoher Abweichung zum langjährigen Mittel zu erkennen, die sich vor allem über weite Teile der südlichen Landesfläche erstre- cken. 27
Waldzustandsbericht 2020 4 Stoffeinträge Unsere Wälder leisten einen erheblichen Bei- gen, zu einer Nährstoffverarmung und zu teils trag zur Luftreinhaltung, in dem sie im beson- toxischen Bodenverhältnissen sowie zu einer deren Maße Schadstoffe und Feinstäube aus langfristigen Bodenversauerung. Die Nähr- der Luft filtern. Diese hohe Filterwirkung der stoffbereitstellung und das natürliche Puffer- Wälder gegenüber anderen Landnutzungen vermögen der Waldböden werden beeinträch- ergibt sich durch ihre große Nadel- bzw. Blatt- tigt, wodurch sich die Wuchsbedingungen oberfläche und die Rauigkeit ihrer Baumkro- und die Vitalität der Waldbäume verschlech- nen, wobei Nadelholzbestände aufgrund ihrer tern. ganzjährigen Benadelung höhere Stoffmen- gen als Laubholzbestände auskämmen. Neben der beschriebenen Säurewirkung ho- her Stickstoffeinträge wirken diese in vielen Die in die Wälder eingetragenen Schadstoffe Ökosystemen zusätzlich eutrophierend, werden teils in Bäumen, der Bodenvegetation wodurch die Nährstoffversorgung der Pflan- oder im Boden gespeichert bzw. mit dem Si- zen deutlich unausgewogener wird. Hohe ckerwasser in Richtung Untergrund verlagert. Mengen des pflanzenverfügbaren Stickstoffs Hohe Schadstoffmengen können zu einer fördern das Baumwachstum, wobei nicht im langfristigen Belastung der Wälder führen, da gleichen Maße die essentiellen übrigen Nähr- sich diese im Ökosystem anreichern und deren stoffe zur Verfügung stehen. In der Folge wer- Funktionen dauerhaft beeinträchtigen. Bei- den die Stoffwechselprozesse der Bäume ge- spielsweise führt der Eintrag von Säurebild- stört und ihre Anfälligkeit gegenüber anderen nern, wie Schwefel- und Stickstoffverbindun- Schadfaktoren nimmt zu. Hohe Stickstofffrach- Abb. 28: Geographische Lage der Level II-Monitoringflächen in Mecklenburg-Vorpommern 28
Waldzustandsbericht 2020 ten können sogar die Zusammensetzung der auf die Waldökosysteme. Hierunter fallen zum Waldökosysteme verändern, in dem natürlich einen örtliche Untersuchungen, z. B. zur vorkommende Pflanzenarten mit geringeren Schadstoffbelastung, zum Bodenzustand so- Stickstoffansprüchen durch stickstoffliebende wie zur Witterung, und zum anderen baumbe- Arten verdrängt werden. Für ungenutzte zogene Untersuchungen, z. B. zur Ernährungs- Stickstoffmengen, die nicht akkumuliert wer- situation, zum Baumzuwachs und zum Kro- den können, besteht dabei stets die Gefahr, nenzustand. dass diese in Form von Nitrat aus dem Wald- boden ins Grundwasser ausgewaschen wer- Auf beiden Versuchsflächen ist der Schwefel- den und das Trinkwasser belasten. eintrag seit Aufnahme der Messungen im Jahr 1996 stark zurückgegangen (Abb. 29). Wäh- In Mecklenburg-Vorpommern werden die rend die jährlichen Schwefeleintragsmengen Schadstoffeinträge in die Wälder im Rahmen zu Beginn des Untersuchungszeitraumes noch des Forstlichen Umweltmonitorings seit 1996 bei ca. 18 kg pro Hektar (Fläche Rothemühl) auf zwei hochinstrumentierten Versuchsflä- bzw. bei 12 kg pro Hektar (Fläche Sandhof) la- chen erfasst. Die Versuchsfläche Sandhof gen und damit einen erheblichen Einfluss auf (Landkreis Ludwigslust-Parchim) befindet sich die Bodenversauerung hatten, wurden in den in einem mittelalten Buchenbestand und die letzten fünf Jahren überwiegend Werte von Fläche Rothemühl (Landkreis Vorpommern- deutlich unter 5 kg pro Hektar gemessen. In Greifswald) in einem mittelalten Kiefernbe- 2019 ist an beiden Flächen ein geringfügiger stand (Abb. 28). Beide Standorte sind in das in- Anstieg der eingetragenen Schwefelmengen ternationale Umweltmonitoringprogramm registriert worden. Level II unter ICP Forests und das deutsche Forstliche Umweltmonitoring eingebunden. Der überwiegende Anteil der atmogenen Das Untersuchungsprogramm der Intensiv- Schwefelfrachten entsteht durch die Verbren- messflächen analysiert alle wesentlichen Ein- nung fossiler Energieträger und die Ausbrin- flussfaktoren und ihre Wirkungsmechanismen gung schwefelhaltiger Dünger. Der starke 20,0 20,0 15,0 15,0 Schwefel [kg/(ha*a)] 10,0 10,0 5,0 5,0 0,0 0,0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Sandhof Rothemühl Abb. 29: Schwefeleinträge (in kg pro ha und Jahr) an den Level II-Flächen Mecklenburg-Vorpommerns (Gesamtdeposition in die Bestände) 29
Waldzustandsbericht 2020 Rückgang der luftgetragenen Schwefeleinträ- Im Gegensatz zum Schwefel sind für die Ein- ge in die Wälder ist vor allem auf den Einbau tragswerte von atmogenem Stickstoff auf bei- von Entschwefelungsanlagen in der Industrie den Versuchsflächen erst in den letzten Jahren und auf die konsequente Verwendung leicht rückläufige Trends erfasst worden (Abb. schwefelärmerer Brennstoffe zurückzuführen. 30). Stickstoffverbindungen werden in Form 30 30 Stickstoffeintrag Sandhof 25 25 Stickstoff [kg/(ha*a)] 20 20 15 15 10 10 5 5 0 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Bestand N-NH4 Bestand N-NO3 Freiland N-NH4 und N-NO3 30 30 Stickstoffeintrag Rothemühl 25 25 Stickstoff [kg/(ha*a)] 20 20 15 15 10 10 5 5 0 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Bestand N-NH4 Bestand N-NO3 Freiland N-NH4 und N-NO3 Abb. 30: Stickstoffeinträge (in kg je ha und Jahr) an den Level II-Flächen Mecklenburg-Vorpommerns, Sandhof (oben), Rothemühl (unten). Gesamtdepositionen in die Bestände und gemessene Freiflächendepositionen 30
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