Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach

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Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
Schutzgebühr: 1,– EUR

        Rainer Türk

      Wanderungen
im fränkischen Odenwald
Wanderungen im fränkischen Odenwald - Rainer Türk - Stadt Amorbach
Herausgeber:
Stadt Amorbach
Kellereigasse 1
63913 Amorbach
Telefon 09373-2090
www.amorbach.de

Texte: Rainer Türk
Layout und Realisierung: Hubert Brunnengräber
Fotos: Stadt Amorbach, Rainer Türk, Hubert Brunnengräber

Weitere Informationen:

Odenwaldklub e.V.
Im Staatspark Fürstenlager
64625 Bensheim-Auerbach
Telefon 06251-855856, Fax 855858
www.odenwaldklub.de

Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
Nibelungenstraße 41
64653 Lorsch
Telefon 06251-707990, Fax 7079915
www.geo-naturpark.de
Vorwort

Die Lage von Amorbach, geprägt durch den Zusammenfluss von 7 Tä-
lern in unmittelbarer Umgebung und dadurch wiederum verbunden
durch das Zusammenlaufen mehrerer uralter Handels- und Heeres-
straßen, waren Gründe für eine sehr frühe Besiedlung dieser Region.
    Funde aus der Jungsteinzeit (ca. 4000-2000 v. Chr.) im Amorbacher
Heimatmuseum sind hierfür ein Beweis. Aus der Römerzeit lässt der
Fund eines Votivsteines darauf schließen, dass hier eine römische Be-
neficiarierstation bestand. Die eigentliche Besiedlung dieses Raumes
aber begann mit der Gründung der Benediktinerabtei Amorbach, die
dann über 1000 Jahre das Leben in dieser Gegend beeinflusste und
prägte.
    Nach der Gründungsüberlieferung der Abtei soll der hl. Pirmin
714 am Amorsbrunn gewirkt und dort einige Mönchszellen errichtet
haben. 734 sei dann durch den hl. Amor, einem Schüler von Pirmin,
ein Benediktinerkloster an seiner heutigen Stelle errichtet worden,
und der hl. Bonifatius habe die bald darauf errichtete Klosterkirche

                                                                   3
geweiht. Diese Annahme ist jedoch aus heutiger Sicht eine Erfindung
von Mönchen aus dem Mittelalter. Der hl. Pirmin wirkte am Oberr-
hein, ein hl. Amor ist nicht nachweisbar und die Weihe der Klosterkir-
che durch den hl. Bonifatius ist nicht belegt. Nachgewiesen ist, dass
das ehemals reichsunmittelbare Benediktinerkloster schon bald nach
 seiner Gründung Einfluss und Besitz mehrte und eine überregionale
Bedeutung erlangte.
      993 übergab Kaiser Otto III. das Kloster dem Bischof von Würz-
burg. Klostervögte wurden die Grafen von Henneberg, deren Unter-
vögte auf dem Frankenberg, dem heutigen Gotthardsberg, eine Burg
besaßen und vom Kloster unbotmäßige Abgaben verlangten. 1168
beschloss daher Kaiser Friedrich I. Barbarossa auf dem Reichstag in
Würzburg die Zerstörung der Burg Frankenberg und verfügte, dass
­die­se Bergkuppe niemals wieder befestigt werden dürfe. Nur die
 dem hl. Gotthard geweihte Kapelle blieb erhalten. Sie wurde der Ab-
tei Amorbach unterstellt, die dort ein Nonnenkloster errichtete und
 den Berg fortan „Gotthard“ nannte. Des Weiteren übertrug der Kaiser
 seinem treuen Gefolgsmann Ruprecht von Dürn die Vogtei über das
Kloster Amorbach.
      Die Herkunft der Herren von Dürn ist unbekannt. Bis 1196 aber
findet sich dieser Name in insgesamt 142 vom Kaiser Friedrich Bar-
barossa und seines Sohnes, Heinrich VI., unterzeichneten Urkunden.
Dies bezeugt die Kaisernähe von Ruprecht I., der in das politische und
höfische Leben der Staufer voll eingebunden war.
      Zur Durchführung seiner Aufgaben als Klostervogt ließ Ruprecht
I. um 1170 auf einem Bergvorsprung oberhalb der Mud südlich von
Amorbach eine neue Vogteiburg im Stil der staufischen Burganlagen
 errichten und gab ihr die Größe und die Pracht der Kaiserpfalzen.
Nach dem Tode von Ruprecht I. übernahm sein Sohn Ulrich I. den
Besitz. Aber schon 1204 fand er in einer Fehde den Tod. Nachfolger
wurde sein noch minderjähriger Sohn Konrad I. Durch seine Heirat mit
Mechtild von Lauffen hatte er eine reiche Erbschaft mit einem erheb-
lichen Landgewinn angetreten, die ihm den Ausbau der Burg Wilden-
berg und vor allem die Errichtung des Arkadensaals des Palas ermög-
lichte. Mit Konrad I. erreichte die Herrschaft Dürn ihren Höhepunkt.
1226 nannte sich Konrad I. nach seiner neuen Residenz „Cunradus de
Wildenberc“. 1236 gründete Konrad I. das Zisterzienserinnenkloster
Seligenthal. Als er aber 1244 die Nonnen vom Gotthardsberg nach
Seligenthal umsiedeln ließ, um an alter Stelle erneut eine Befesti-
 gungsanlage zu errichten, geriet er in Konflikt mit Kaiser und Papst
und musste die Nonnen wieder zurückkehren lassen. 1253 erhob Kon-
rad von Dürn Amorbach zur Stadt und verlieh ihr die Marktrechte,

4
eine Amtsanmaßung, die eigentlich nur dem Kaiser oder dem König
zustand. Aber schon nach dem Tode von Konrad I. begann der Zerfall
dieses Adelsgeschlechts. 1271 verkaufte Ulrich III. Burg Wildenberg
mit der oberen Zent und ein Jahr später Stadt und Zent Amorbach
dem Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein. Burg Wildenberg wur-
de mainzischer Amtssitz, und aus der einstigen staufischen Ritterburg
wurde ein Verwaltungszentrum der fünf Amorbacher Zenten.
     Das Ende von Wildenberg kam am 4. Mai 1525. Kampflos fiel die
Burg in die Hände der aufständischen Bauern und wurde aus Pro-
test gegen die zur Mäßigung ratende „Amorbacher Deklaration“ ih-
res Anführers Götz von Berlichingen sowie ihrer Hauptleute von den
aufgebrachten Bauern niedergebrannt. Während die Amtskellerei in
Amorbach nach den Aufständen unverzüglich wieder aufgebaut wur-
de, blieb Burg Wildenberg in Schutt und Asche liegen und geriet in
Vergessenheit.
     Im 15. Jahrhundert wurden in Amorbach einige Gebäude errich-
tet, die heute eine besondere Wertschätzung genießen. Dazu gehören
1448 der Bau der Klostermühle, der heutigen Schlossmühle, 1475 die
Mainzische Kanzlei oder das Alte Stadthaus, 1478 das Alte Rathaus, in
dem sich heute die Touristinformation der Stadt Amorbach befindet,
1482-87 die Amtskellerei zur Verwaltung der Mainzer Liegenschaften,
die in Amorbach besser durchgeführt werden konnte als in einer ab-
gelegenen Höhenburg und 1488 die neue Zehntscheuer in unmittel-
barer Nachbarschaft zur Amtskellerei, in der die Abgaben eingelagert
wurden.
     Der Dreißigjährige Krieg, und hier insbesondere die schwe-
dische Besatzungszeit von 1631-1634, brachte der Bevölkerung Tod
und Elend. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung überlebte nicht die
Schreckensjahre. Erst nach Kriegsende begann sich das Leben zöger-
lich zu normalisieren. 1656 einigten sich Mainz und Würzburg auf
einen Gütertausch. Seit dem Verkauf der Dürnschen Besitzungen an
den Mainzer Erzbischof unterstand Amorbach in weltlicher Hinsicht
Mainz, kirchlich dagegen dem Bistum Würzburg. Diese fast 400 Jah-
re andauernde Interessenüberschneidung wurde durch einen Güter-
tausch beendet, und Amorbach kam gänzlich nach Mainz.
     Im 18. Jahrhundert wandelte sich Amorbach zu einer der schöns-
ten Barockstädte Deutschlands. 1724-1727 wurde das Oberamtshaus
neu erbaut. Die Jahrtausendfeier der Abtei, 1734, löste den Entschluss
aus, die Abteikirche im barocken Stil neu zu errichten (1742-1747).
Nur die Westtürme sollten erhalten bleiben, um die historische Be-
deutung hervorzuheben. Sie erinnern mit ihren Doppelfenstern an
den romanischen Ursprung. Der Neubau wurde nach den Plänen des

                                                                    5
Mainzer General-Baudirektors Maximilian von Welsch ausgeführt, der
 eine mittelalterliche, kreuzförmige Basilika im Innern neuzeitlich um-
 gestaltete. Für die Stuckarbeiten wurden die bedeutendsten Künstler
 aus dem bayerischen Raum verpflichtet. Im Chor wurde die Anbetung
 des Lammes dargestellt, in der Vierung das Jüngste Gericht sowie
 die Verherrlichung des Benediktinerordens und im Mittelschiff die
 Taten des hl. Benedikt. 1750 entstand das prachtvolle Chorgitter zur
 Abtrennung der Laienkirche vom Mönchschor, ein Meisterwerk der
 Schmiedekunst. Krönender Abschluss der Kirchenausstattung bildete
 die weltberühmte Orgel der Brüder Philipp und Heinrich Stumm.
     Der Neubau der Abteikirche veranlasste den Oberamtmann von
 Ostein auch die Pfarrkirche St. Gangolf zu erneuern (1751-1753). So
 entstand eine Hallenkirche mit einem Haupt- und zwei gleich ho-
 hen Seitenschiffen und hohen Fenstern. Stuckarbeiten wurden durch
 Freskenmalerei ersetzt.
     Abschluss der Erneuerungen war der Neubau der Klostergebäu-
 de (1784-1787). Es entstand ein 118 m langer Konventbau mit zwei
 Eckpavillons und dem hervortretenden Mittelteil. Die bedeutendsten
 Gebäude wurden das Refektorium (Speisesaal), die Bibliothek und der
„Grüne Saal“, der Festsaal des Klosters.
     Nach Auflösung des Mainzer Kurstaates durch den Reichsde-
 putationshauptschluss 1803 erlosch auch das klösterliche Leben in
 Amorbach. Fürst Carl Friedrich Wilhelm zu Leiningen bekam als Ent-
 schädigung für den Verlust seiner linksrheinischen Besitzungen, die er
 an Frankreich abtreten musste, große Teile vom ehemaligen Mainzer
 und Würzburger Kirchenbesitz zugewiesen. Die Mönche mussten die
 Abtei verlassen und der Fürst richtete seine Residenz in den Kloster-
 gebäuden ein. Aber schon drei Jahre später verlor der Fürst seine
 politische Souveränität und in rascher Folge wurde Amorbach 1806
 badisch, 1810 hessisch und 1816 schließlich bayerisch. Die Verwal-
 tung der Leiningenschen Besitzungen aber verblieb in Amorbach. Der
 Klosterhof wurde geöffnet, der Seegarten, in dem die Mönche seit
 dem 15. Jahrhundert eine Fischzucht betrieben, wurde durch den
 berühmten Gartenarchitekten Ludwig von Sckell in einen englischen
 Landschaftsgarten umgewandelt und die Klostermühle bestand als
 Schlossmühle bis 1928. Heute befindet sich in ihr das Schlosscafé.
 Kirchenführungen schließen auch die Besichtigung der Bibliothek
 und des „Grünen Saales“ ein. Großer Beliebtheit erfreuen sich die Or-
 gelkonzerte in der ehemaligen Abteikirche, die zum Ruf Amorbachs
 als Kulturstadt beitragen. Für Erholung und Entspannung stehen viele
 Kilometer gut markierter Wanderwege zur Verfügung. Ihr Ausgangs-
 punkt ist das Alte Rathaus in der Innenstadt.

6
Die Darstellung dieser Wanderwege finden Sie in der topo-
         graphischen Wanderkarte des Geo-Naturparks Bergstraße-
         Odenwald und des Odenwaldklubs im Maßstab 1: 20 000 TF
20-11 „Fränkischer Odenwald“. Dabei ist zu beachten, dass die Markie-
rungen der Wanderwege einem einfachen System folgen:

n Die Wanderlinien des Odenwaldklubs sind mit farbigen Symbolen
  wie Kreis, Raute oder Viereck gekennzeichnet. Die mit einem wei-
  ßen Spiegel unterlegten roten und blauen Markierungszeichen
  verlaufen vorwiegend in Nord-Süd- Richtung, und die mit wei-
  ßen und gelben Symbolen markierten Wanderwege führen in Ost-
  West-Richtung.

n Die Rundwege beider Naturparke, die von einem Wanderparkplatz
  ausgehen und dort auch wieder enden, sind mit einer gelben Ziffer
  in einem gelben Kreis markiert. Auf dem Wanderparkplatz befin-
  det sich eine Orientierungstafel, auf der diese Rundwege aufge-
  zeichnet und beschrieben sind.

n Die örtlichen Rundwege, die im allgemeinen von einem Parkplatz
  in der Ortsmitte ausgehen, sind mit einer weißen Ziffer und einem
  oben offenen Kreis, in dem der Buchstabe des jeweiligen Ortes
  steht, z. B. „A“ für Amorbach, gekennzeichnet.

n Um eine bessere Vernetzung der Rundwege und der OWK-Linien
  untereinander zu erreichen, wurden Verbindungswege geschaffen,
  die mit einem „V“ markiert sind.

                                                                   7
Wenn alle Brünnlein fließen ...

                    Wanderung zum Glasbrünnle

                    Beste Wanderzeit: Ganzjährig
                    Ausgangspunkt: Amorbach,
                                      Altes Rathaus
                    Markierung:       A7

                     Ort              km     Zeit     Höhe

                     Amorbach          0,0   0:00     160

                     Glasbrünnle       3,2   1:15     300

                     Walkmühle         1,7   0:30     170

                     Pulvermühle       0,8   0:15     169
                     Telefon 09373-509
                     (Donnerstag Ruhetag)

                     Amorbach          3,1   1:00     160

                     Gesamtstrecke     8,8   3:00

8
Informationen

Vom Marktplatz mit dem Alten Rathaus und der Mariensäule folgen
wir dem örtlichen Rundweg A 7 und der OWK-Markierung        (rot)
an der Klosterkirche und am Seegarten vorbei das Mudtal aufwärts
zum Glasbrünnle.

Diese neu gefasste, idyllisch gelegene Quelle mit Rastplatz und
Schutzhütte, ist ein viel besuchtes Wanderziel. Die Herkunft des Flur-
namens „Glaswald“, der auch der Quelle seinen Namen gegeben hat,
ist unbekannt. Vermutlich wurde in diesem Teil des Waldes Holz ge-
schlagen, das in den Brennöfen zur Herstellung von Glas verwendet
wurde. Vom Glasbrünnle gehen wir wieder zurück auf den Hauptweg
und folgen diesem nach links. Auf der Höhe von Buch biegen wir
rechts ab und gehen hinab ins Mudtal zur dortigen Walkmühle.

Hier wurden früher Filzstoffe hergestellt. Von der Walkmühle folgen
wir dann dem Rundweg A 7 zur Pulvermühle.

Die heutige Gastwirtschaft wurde 1749 vom Pulvermacher Johann
Georg Gebheim als Pulverfabrik errichtet. Er starb durch die Explosion
bei der Schwarzpulverherstellung. Auch seine Nachkommen blieben
von solchen Zwischenfällen nicht verschont und mussten die Fabrik
in einer größeren Entfernung zum Wohnhaus neu errichten. Das ur-
sprüngliche Fabrikgebäude wurde dann zu einer Ölmühle umgebaut.
1806 eröffnete man ein Gasthaus und betrieb nebenher Landwirt-
schaft. Heute ist das Gasthaus zur Pulvermühle dank seiner deftigen
Vesperkarte ein beliebtes Wanderziel. Von der Pulvermühle folgen wir
unserer Markierung ein Stück den Wolkmannsberg hoch und laufen
dann in Waldrandnähe das Mudtal abwärts zurück nach Amorbach.

Schwierigkeit: leicht

                                                                    9
Was lange währt ...

Der Schwabenstein              Wanderung zum Schwabenstein

Gottfried Schwab, ein begeis­
terter Bergwanderer und Berg­
                                 Beste Wanderzeit:   März – November
steiger, stieg zwei bis drei     Ausgangspunkt:      Amorbach,
Wochen vor jeder Bergtour                            Altes Rathaus
täglich auf den Gipfel des       Markierungen:       A5–A6–A5–
Wolkmanns, um seine Kondi­
tion zu steigern. Um sich zu                         o.Mark. – A 1 – (rot)
motivieren nicht schon vor
dem Gipfel kehrt zu machen,
besonders wenn das Atmen
schwer fiel, trug er jedes Mal    Ort                km    Zeit   Höhe
einen Stein hinauf auf den
Wolkmann, den er dort oben        Amorbach           0,0   0:00   160
ablegte. So entstand zwischen
1991 und 1997 ein ansehn­
licher Steinhaufen.
1997 begann Gottfried Schwab
den Steinhaufen zu einer Py­
ramide aufzubauen und ihr
                                  Schwabenstein      1,4   0:45   387
bei jedem Aufstieg einen neu­
en Stein hinzuzufügen. So
nahm die Pyramide immer
imposantere Formen an. Auch
stieg er nicht nur vor den
Bergtouren auf den Gipfel des
Wolkmanns, sondern das gan­ Wolkmann                 1,8   0:40   433
ze Jahr über mehrere Male in
der Woche. Mit dem Anwach­
sen der Pyramide gab er ihr
den Namen „Schwabenstein“,
abgeleitet von seinem eigenen
Namen. Auch hinterlegte er        Bucher Kopf        1,5   0:20   280
ein Buch, in dem jeder Wan­
derer seine Gedanken nieder­
schreiben konnte. Heute ist
der Schwabenstein ein be­
liebtes Ausflugsziel, dem man
sogar mit einem Lied nach der
                                  Pulvermühle        1,4   0:20   169
Melodie des Frankenliedes ge­
denkt:
Den Wolkmannsberg zum
Schwabenstein ist er empor­
gestiegen
Und hat die Steine aufgesetzt,
die dort so umherliegen
Bis endlich dieses Bauwerk
stand                             Amorbach           2,1   0:40   160
Das allen ist nun wohlbekannt
Er hat die Tat allein vollbracht
Und steht auf jenem Hügel         Gesamtstrecke      8,2   2:45

10
Informationen

Vom Marktplatz folgen wir dem örtlichen Rundweg A 5 über die Mud
in den Mühlrain und von dort den Serpentinenpfad steil bergauf. Auf
halber Höhe biegt dieser Rundweg ab, und wir steigen mit  A 6 den
Serpentinenpfad weiter bergauf zum Schwabenstein.

Vom Schwabenstein gehen wir nach links auf den Waldweg und fol-
gen ihm über den Höhenrücken in südlicher Richtung. Nach knapp 10
Minuten mündet der Waldweg in einen ausgebauten Forstweg, dem
wir nach links zum Wolkmann folgen.

Vom Wolkmann verläuft der Forstweg leicht bergab. Nach etwa 400 m
kommt von rechts der Rundweg A 5 auf unseren Weg. Ihm folgen wir
etwa 500 m geradeaus und biegen dann ohne Markierung rechts ab.
Der Weg führt bergab zum „Bucher Kopf“.

Vom „Bucher Kopf“ gehen wir weiter bergab. An einer Weggabel hal-
ten wir uns rechts, desgleichen an einer nachfolgenden Kreuzung.
Oberhalb der Talsohle stoßen wir auf den Rundweg A 1, dem wir hin-
ab zur Pulvermühle folgen.

Der Name erinnert an eine Pulverfabrik, die um 1749 hier betrieben
wurde. Der Bildstock vor dem Haus verweist auf eine Explosion, bei
der der Werksgründer ums Leben kam. Nach weiteren Explosionen
bei der Schwarzpulverherstellung wurden die Fabrikgebäude in eine
Ölmühle umgewandelt und 1806 ein Gasthaus mit Übernachtungs-
möglichkeiten eröffnet. Von der Pulvermühle folgen wir dem Rundweg
A1 den Hang aufwärts, biegen auf dem Querweg mit der OWK-Markie-
rung     (rot) links ab und gehen zurück nach Amorbach.

Schwierigkeit: steiler Anstieg zum Schwabenstein

                                                                11
Der Sandstein-Wanderweg

 Übrigens                          Geologischer Wanderweg
                                   zum Gotthardsberg
 Der Buntsandstein prägt
 nicht nur das Gesicht der
 Landschaft rund um die Stadt      Beste Wanderzeit: Ganzjährig
 Amorbach, er hat auch Bau-        Ausgangspunkt: Amorbach,
 denkmälern, Flurdenkmälern,                         Bürgerpark
 wie Bildstöcken und Grenz-
 steinen, und der Landnutzung      Markierung:         (gelb)
 ein besonderes Gepräge ver-
 liehen.
 Dieser Rundweg führt Sie
 durch den Bürgerpark und          Ort              km     Zeit   Höhe
 das ehemalige Weinbauge-
 biet am Sommerberg hinauf         Bürgerpark        0,0   0:00   155
 zum Gotthardsberg. Die land-
 schaftlich abwechslungs-
 reiche Runde öffnet die Au-
 gen für viele kleine Elemente
 der Kulturlandschaft, die oft
 als Alltäglichkeiten betrachtet
                                   Albertanlage      1,2   0:40   165
 werden und unbeachtet blei-
 ben. Strukturen im Sandstein
 erzählen über seine Entste-
 hung, sorgfältig gearbeitete
 Skulpturen und Bildstöcke,
 aber auch scheinbar gewöhn-
                                   Sommer
 liche Zaunpfosten geben Aus-      BergerG ART en    0,7   0:30   240
 kunft über die Bearbeitungs-
 techniken der Bildhauer und       Sattelhütte       0,8   0:20   259
 Steinmetze. Durch ehemalige
 Weinberge mit ihren einst
 mühsam angelegten Trocken-
 mauern führt der Weg zum
„Sommer BergerG ART en“. Der       Gotthardsberg     0,9   0:25   303
 Künstler integriert in seine
 Kunstwerke den roten Sand-
 stein als Material und lädt
 zum Verweilen und zur Me-
 ditation ein. Höhepunkt der
 Wanderung ist die Gotthards-
 ruine auf einem Bergsporn
 zwischen Amorbach und Weil-
 bach. Sie zeigt Stilelemente
 der Romanik, der Gotik und
 der Renaissance, alles ausge-
 führt in dem typischen roten      Bürgerpark        1,9   0:35   155
 Sandstein der Region.
                                   Gesamtstrecke     5,5   2:30

12
Informationen

Unser Wanderweg führt über die Billbachbrücke mit dem hl. Nepo-
muk als Brückenwächter und durch den Bürgerpark. Die dort stehen-
den Informationstafeln 1-8 haben die Entstehung und Nutzung des
Buntsandsteins zum Thema.

Dieser Rast- und Ruheplatz ist benannt nach seinem Stifter Heinrich
Albert und wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Verschönerungsver-
ein Amorbach errichtet.

Auf einer Fläche von 4500 m² präsentiert Michael Berger Kunstwerke,
die Steine und Pflanzen in besonderer Weise miteinander verbinden.

In der Umgebung der Sattelhütte finden sich auffallend viele Grenz-
steine. Sie verweisen auf alte Gemarkungsgrenzen zwischen Amor-
bach, Reichartshausen und Weilbach.

Auf dem Gotthardsberg stand ehemals eine Vogteiburg für das Kloster
Amorbach. Da die Vögte jedoch das Kloster räuberisch erpressten, ließ
Kaiser Friedrich Barbarossa die Burg 1168 schleifen. Nur die dem hl.
Gotthard geweihte Kapelle blieb erhalten. Sie wurde der Abtei Amor-
bach unterstellt, die dort ein Nonnenkloster errichtete und den Berg
fortan „Gotthard“ nannte. Im 15. Jahrhundert verlor das Kloster im-
mer mehr an Bedeutung und wurde 1439 schließlich aufgelöst. Vom
Turm der 1956 restaurierten dreischiffigen Pfeilerbasilika hat man
einen unvergesslichen Rundblick, der zu den schönsten im Odenwald
gerechnet wird.

Schwierigkeit: leicht

                                                                 13
Vom Totschlag und Aberglauben

Übrigens                      Wanderung rund um den
                              Sommerberg
Auf halbem Weg von Amor-
bach nach Neudorf kommt
man an einem einzigartigen      Beste Wanderzeit:    März – November
Bildstock vorbei, der auf den   Ausgangspunkt:       Amorbach, „An
ersten Blick gar nicht als ein                       der Gotthardsruine“
solcher zu erkennen ist. Ei-
nerseits rankt sich um ihn die Markierungen:             (weiß) – S 2 –
Geschichte eines Totschlags,                           –
andererseits werden ihm hei-
lende Kräfte zugesprochen.
In Reichartshausen verklag-      Ort                 km    Zeit   Höhe
te ein Bauer seine Nachbarin,
eine Witwe, weil er glaubte         Gotthardsruine   0,0   0:00   220
ihre Schutzlosigkeit ausnutzen
zu können. Die Frau gewann
jedoch diesen Prozess. In sei-
ner Wut verfolgte der Bauer
die Nachbarin auf dem Heim-
weg vom Gericht in Amorbach
und schlug solange auf sie ein,
bis sie verstarb. Als die Tote
gefunden wurde, kannte man       Warzenstein         2,0   0:50   340
auch sehr bald den Täter. Das
Gericht ließ den Bauern her-
beibringen und ihn die Leiche
berühren. Daraufhin zeigten
sich auf der Stirn der Frau ein
paar Bluttropfen, wodurch der
Bauer der Tat überführt war.
Man erzählt, dass der Ölan-
toni, so der Name des Bau-
ern, noch heute in den Wäl-      Neudorf             1,0   0:25   442
dern zwischen Amorbach und
Reichartshausen umherirre.
Noch bekannter als durch
obige Geschichte ist jedoch
dieser Bildstock durch sei-
ne heilenden Kräfte. Es heißt,
dass Sandmehl dieses Steines
beim Auftragen Warzen ver-
schwinden lasse. Der ganze
Bildstock ist daher rundher-
um abgeschabt. Auch heute
scheint dieser Glaube noch
nicht erloschen, da man im-      Sattel-Hütte        4,0   1:15   259
mer wieder neue Kratzspuren
an diesem Bildstock entdeckt.       Gotthardsruine   1,0   0:15   220
Sein derzeitiges Aussehen äh-
nelt daher mehr einem verstei-
nerten Baumstamm als einem       Gesamtstrecke       8,0   2:45
Bildstock.

14
Informationen

Vom Parkplatz „Zur Gotthardsruine“ folgen wir der OWK-Markierung
    (weiß) zunächst den Serpentinenpfad aufwärts und anschließend
auf einem eben verlaufenden Hangweg in östliche Richtung. Beim
erneuten Zusammentreffen mit dem Rundweg S 2 verlassen wir die
OWK-Markierung und folgen diesem Rundweg nach links bergauf zu
einem ungewöhnlichen Bildstock, dem Warzenstein.

Dieser Bildstock ähnelt aus der Entfernung einem abgebrochenen
und versteinertem Baumstamm. Dieses eigenartige Aussehen ver-
dankt er dem Volksglauben, nach dem von ihm abgeschabtes Stein-
mehl heilende Kräfte besitze und beim Auftragen auf Warzen diese
verschwinden lasse. Des Weiteren ist dieser Bildstock umrankt mit
dem Mord an einer armen Witwe. Vom Warzenstein gehen wir den
Waldweg weiter aufwärts nach Neudorf.

Neudorf wurde 1307 als „Nuwendorf“ erstmals urkundlich erwähnt.
1716 wurde eine kleine Kapelle zu Ehren der hl. Anna errichtet. Sie
wurde 1963 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Besonderer
Schmuck ist ein Wandteppich hinter dem Altar, der das Wirken des
Heiligen Geistes in der Kirche darstellt.
Mit dem Rundweg S 2 biegen wir am Ortsausgang links ab und gehen
durch die Feldflur hinab in den Wald. Dort stoßen wir auf den Rund-
weg , dem wir auf einem fast eben verlaufenden Hangweg folgen.
Dieser Weg führt um den Sommerberg herum zur Sattel-Hütte.

An der Sattel-Hütte verlassen wir den Rundweg , der hinab nach
Reuenthal führt und folgen dem Rundweg ein kleines Stück zurück
und dann nach rechts hinab zum Parkplatz „Zur Gotthardsruine“.

Schwierigkeit: mittel

                                                               15
Zeugnis der Dankbarkeit

Die Schwenders-Kapelle          Wanderung zur Schwenders-Kapelle

Ende des 19. Jahrhunderts
gelobte der Amorbacher
                                Beste Wanderzeit: März – November
Schneidermeister und Kauf-      Ausgangspunkt: Amorbach,
mann Carl Schwender, er                            Beucher Berg
werde, wenn er von seinem       Markierungen:       –V–
Asthmaleiden geheilt werde,
neben der Mutter-Gottes-Ei-
che (ehemalige Eiche mit Pie-
tabild) ein Marienkapellchen
errichten. Wenig später ver-
spürte er Linderung seines      Ort               km    Zeit   Höhe
Leidens und konnte bald wie-
der wie ein Gesunder laufen.       Beucher Berg   0,0   0:00   260
Daraufhin ließ er 1886 das
versprochene Kapellchen bau-
en und fuhr eine alte, etwa
80 cm hohe, aus Kunststein
gefertigte Pieta mit dem        Freizeitanlage    0,4   0:10   265
Handwagen den steilen Berg
hinauf. Die letzten 500 m
trug er dann das Gnadenbild
und stellte es in dem Kapell-
chen auf. Bald darauf began-
nen die Bittprozessionen von
Beuchener und Amorbacher
Einwohnern zu dem neuen
Kapellchen und es wurden Er-
hörungen bekannt.
Auch heute findet man in
dem Kapellchen votierte Bil-
der und Zettel mit Gebetsan-    Bopphütte         1,9   0:40   395
liegen sowie Dankinschriften
an den Wänden. Ferner wer-
den jährlich Maiandachten
der Pfarrei Amorbach an der
Kapelle abgehalten, an denen    Schwenders-       1,0   0:20   445
viele Gläubige aus Amorbach     Kapelle
und Beuchen teilnehmen.

                                   Beucher Berg   2,7   0:50   260

                                Gesamtstrecke     6,0   2:00

16
Informationen

Vom Parkplatz „Beucher Berg“ folgen wir dem Rundweg auf dem
oberhalb des Parkplatzes vorbeiführenden Weg nach rechts in den
Wald.

Nach etwa 10 Minuten kommen wir an eine Freizeitanlage mit
Schutzhütte, Spielplatz und Liegewiese. Von hier hat man einen ein-
maligen Blick auf die Barockstadt Amorbach mit der Abteikirche, den
Klostergebäuden, der Pfarrkirche St. Gangolf und auf die Altstadt mit
ihren engen Gässchen. Genau gegenüber sieht man den Gotthards-
berg mit der Kirchenruine. Von der Freizeitanlage folgen wir weiterhin
dem Rundweg zunächst auf dem eben verlaufenden Hangweg und
dann in Serpentinen bergauf. In einer Spitzkehre gehen wir dann mit
dem Verbindungsweg „V“ geradeaus weiter bergauf zur Bopphütte.

An der Bopphütte stoßen wir auf den Rundweg , dem wir zunächst
noch ein Stück geradeaus und dann rechts abbiegend hinauf zur
Schwenders-Kapelle auf dem Beucher Berg folgen.

Die immer neuen Zettel mit Gebetsanliegen sowie Dankschriften an
den Wänden sind Ausdruck für die tiefe Frömmigkeit der Bevölke-
rung. An der Kapelle biegen wir links ab und folgen dem Rundweg
   zurück zum Parkplatz. Unterwegs ergeben sich immer wieder herr-
liche Ausblicke ins Morretal und ins Marsbachtal.

Schwierigkeit: Anstieg

                                                                  17
Tiefe Wälder, stille Täler

Amorsbrunn                     Wanderung durch das
                               Otterbacher Tal
 Der Überlieferung nach war
Amorsbrunn eine heidnische
Quellenkultstätte. Der hl.        Beste Wanderzeit:   Ganzjährig
 ­Pirmin soll im Jahre 714 über   Ausgangspunkt:      Amorsbrunn
dieser Quelle eine Kapelle ge- Markierungen:            – K 2 – Wa V –
  baut und die ersten Christen
der Umgebung hier getauft                             A4–
  haben. Diese Annahme wird
jedoch bezweifelt. Unwider-
sprochen bleiben jedoch die
  Berichte über die Heilkraft der  Ort                km     Zeit   Höhe
Quelle. Sie führten zu Wall-
fahrten, die eine Erweiterung      Amorsbrunn         0,0    0:00   170
der Kapelle zur Folge hatten.
  Für den neuen Chor wurde
auch das wertvollste Stück ­
der Kapelle geschaffen: der
vergoldete spätgotische
  Flügelaltar mit der Darstel-
  lung der „Wurzel Jesse“, der
menschlichen Abstammung
Christi. 1535 wurde an der         Forsthaus          2,4    0:45   226
äußeren Chorwand ein großes        Otterbach
Christopherusbild gemalt.
Da auch die Erweiterung der
Kapelle den Besucherstrom          Otterbacher Tal    3,0    1:00   355
nicht immer bewältigte, wur-
de 1576 neben der Kapelle          Emichshöhe         1,8    0:40   480
eine Freikanzel errichtet. Im
17. und im 18. Jahrhundert
rühmte man das Wasser vor
allem wegen seiner Heilkraft ­
gegen Unfruchtbarkeit. Die
Herrschaftshäuser waren
von dieser Heilwirkung so          Tannenbuckel       4,3    1:20   313
überzeugt, dass mehrere
­Stiftungen gemacht und von
  ihrem Erlös Messen gehalten
wurden. Aus dieser Zeit
stammt auch die vergoldete         Amorsbrunn         3,6    1:00   170
 Statue des hl. Amor. Wie
einem Faltblatt in der Kapelle Gesamtstrecke          15,1      4:45
zu entnehmen ist, soll Kaiserin
 Maria Theresia ihren ersten
 Sohn Josef II. (geb. 1741) dem
Amorbacher Wasser verdan-
  ken. Diese Kaisermessen wur-
den bis zum Ende der Monar-
chie (1918) abgehalten.

18
Informationen

Von der Kapelle Amorsbrunn folgen wir dem Rundweg          das Ot-
terbacher Tal aufwärts. Am Waldrand auf der gegenüber liegenden
Talseite sehen wir das bekannte Landhotel-Restaurant Schafhof, ein
ehemaliges Klostergut der Benediktiner. Kurz vor dem Forsthaus Ot-
terbach verlassen wir den Rundweg und gehen mit der örtlichen
Markierung K 2 geradeaus zum Forsthaus.

Von hier folgen wir dem Rundweg K 2 das stille Otterbacher Tal auf-
wärts.

Vom Talgrund gehen wir weiter aufwärts zur Emichshöhe.

Der Name erinnert an Fürst Emich von Leiningen. Der Wanderweg
führt unterhalb der Höhe vorbei. Beim Zusammentreffen mit dem
Verbindungsweg Wa V folgen wir diesem im spitzen Winkel bergauf
und um eine Bergkuppe herum zum Tannenbuckel.

Im Sattel zwischen dem Tannenbuckel und dem Wolkmann stoßen wir
auf den Rundweg A 4 und folgen diesem um den Wolkmann herum
nach links auf einem zunächst ebenen und dann leicht abfallenden
Hangweg. Oberhalb vom Schafhof treffen wir wieder auf den Rund-
weg und gehen mit diesem hinab zur Kapelle Amorsbrunn.

Schwierigkeit: Ausdauer

                                                               19
Der Totenweg von Gottersdorf

Der Museumsbauernhof         Wanderung von Reichartshausen
Schüßler                     nach Gottersdorf

Außerhalb des Museumsgelän­
des in Gottersdorf steht das
                                Beste Wanderzeit: April – Oktober
großbäuerliche Wohnhaus der     Ausgangspunkt:       Reichartshausen
Familie Schüßler. Um 1725       Markierung:          R1
wurde es als zweistöckiges
Wohnstallhaus erbaut. Im Erd­-
geschoss waren die Stallun­gen
und die Unterkünfte für das
Gesinde, im Obergeschoss         Ort                 km    Zeit Höhe
wohnte der Bauer mit seiner ­
Familie. Zwischen 1832 und
1850 wurde das Anwesen er­       Reichartshausen 0,0 0:00 400
weitert. Die Stallnutzung im
Erdgeschoss wurde aufge­
geben und das Vieh in neu
errichteten Stallscheunen
unter­gebracht. Der Hof zählte
damals zu den stattlichsten
von ganz Gottersdorf. Bei
einem weiteren Umbau wurde
dann in einem Teil des Ober­
geschosses und in einem heu­
te nicht mehr vorhandenen
Anbau eine Dorfschänke be­
trieben. Die qualitätsvolle Ge­
                                 Landesgrenze         1,8 0:35 440
staltung der Wohnräume mit
Wanddekorationen, stuckier­
ten Decken und aufwändigen
Wandmalereien verweisen auf ­
den Wohlstand des Bauern.
Aus alten Geschäfts- und Rech­
nungsbüchern geht hervor,
dass bis in den Frankfurter      Gottersdorf          1,6 0:30 357
Raum Handel betrieben wur­
de. Zu Beginn der 1970er Jah­
re stellte die Familie Schüß­
ler den landwirtschaftlichen
Betrieb ein und gab den Hof
auf. Damals wurden alle Ne­
bengebäude bis auf die an das
Wohnhaus angebaute Stall­
scheune abgerissen. Glückli­
cherweise konnte der Abriss
                                 Dreifaltigkeitsstein 2,0 0:40 420
des alten Bauernhauses durch
den Verkauf an die Stadt Wall­
dürn vermieden werden. Heute Reichartshausen 2,4           0:45 400
ist der Hof ein Schmuckstück
des Odenwälder Freilandmu­
seums.
                                 Gesamtstrecke        7,8 2:30

20
Informationen

Reichartshausen wurde als Zelle der Abtei Amorbach gegründet. 1263
entstand hier die erste Filialkirche der Pfarrei Amorbach, die die um-
liegenden Dörfer mitbetreute. 1403 bekam die Kirche einen neuen
Chor, und 1716 wurde sie, vom Turm abgesehen, abgerissen und durch
einen Neubau ersetzt. Der Friedhof um die Kirche war auch für die
Nachbargemeinden Gottersdorf und Neudorf Begräbnisplatz. Noch
heute heißt der Weg von Gottersdorf nach Reichartshausen „Toten-
weg“. Von Reichartshausen folgen wir dem örtlichen Rundweg R 1
durchs Dorf. An der Weggabel am Ortsausgang halten wir uns links.

An der badisch-bayerischen Grenze kommt von links die OWK-Mar-
kierung ▼ (rot) auf unseren Weg. Auf der gegenüber liegenden Seite,
etwa 150 m im Wald, steht das Schäferkreuz. Der Überlieferung nach
soll sich ein Schäfer mit seiner Herde in dem sumpfigen Wald verirrt
haben. In seiner Todesangst gelobte er ein Kreuz zu errichten, wenn
er jemals wieder aus dem Wald herausfinde.

In Gottersdorf befindet sich ein sehenswertes Freilandmuseum, das
vielfältige Einblicke in die frühere ländliche Lebens- und Arbeitswelt
eröffnet. Die Gebäude repräsentieren sehr unterschiedliche Bevölke-
rungsgruppen und reichen vom bescheidenen Tagelöhnerhäuschen
bis zum stattlichen Großbauernhof. Der Rückweg von Gottersdorf
führt zunächst bergauf in den Wald. Dort kommen wir hinter der
Landesgrenze an den Dreifaltigkeitsstein.

Die zahlreichen Bildstöcke, Flurkreuze und Heiligenfiguren, die über-
all präsent sind, heben diese Landschaft geprägt. Vom Dreifaltigkeits-
stein folgen wir dem Rundweg R 1 zurück nach Reichartshausen.

Schwierigkeit: leicht

                                                                  21
Verrat und Rache

Siegfrieds Tod               Wanderung von Beuchen zur
                             Zittenfeldener Quelle
Als Brünhild beim Streit mit
Kriemhild, wer von ihnen als
Ranghöchste zuerst den Dom Beste Wanderzeit:       März – Oktober
betreten dürfe, erfuhr, dass     Ausgangspunkt:    Beuchen
nicht König Gunther, sondern Markierung:           B1
Siegfried sie im Wettkampf
überwunden und in der Hoch-
zeitsnacht bezwungen hat,
war sie zu Tode gekränkt und
gedemütigt. Als treuer Vasall
versprach Hagen von Tronje        Ort              km    Zeit   Höhe
die Schmach seiner Herrin zu
rächen und schmiedete einen       Beuchen          0,0   0:00   465
heimtückischen Plan. Er ließ
das Gerücht verbreiten, Dänen
und Sachsen hätten den Frie-
den gebrochen und würden
das Burgundenreich angreifen.
Erneut war Siegfried bereit mit
seinem Gefolge in den Krieg
zu ziehen. Als Hagen sich bei
Kriemhild melden ließ, um sich
vor dem Kriegszug von ihr zu
verabschieden, bat ihn die Kö-
nigin in ihrer Arglosigkeit, ih-
ren Mann im Kampfgetümmel
zu beschützen. So erfuhr Ha-
gen von der einzigen verwund-
baren Stelle auf dem Rücken
von Siegfried und bat Kriem-
hild, diese auf dem Gewand
von Siegfried zu markieren.
Kaum waren die Burgunden
aufgebrochen berichteten
Boten, die Feinde hätten von      Zittenfeldener   4,4   1:20   230
der Anwesenheit Siegfrieds        Quelle
erfahren und seien geflohen.
So entschloss man sich, statt
in den Krieg zur Jagd in den
Odenwald zu ziehen. Siegfried
übertraf alle anderen Jäger.
Kein Eber, kein Hirsch und kein
Auerochs konnten ihm ent-
kommen. Als er sich schließ-
lich zum Trinken über eine
Quelle beugte, schleuderte Ha- Beuchen             5,3   2:10   465
gen ihm den tödlichen Speer
in den Rücken, genau an der
Stelle, die Kriemhild durch ein
                                  Gesamtstrecke    9,7   3:30
Kreuz gekennzeichnet hatte.

22
Informationen

 Beuchen wurde als Rodungssiedlung der Abtei Amorbach angelegt.
 Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Mainzer Ur-
 kunde von 1350. Im Dreißigjährigen Krieg hatte das Dorf dank sei-
 ner abgelegenen Lage auf einem Hochplateau im Vergleich zu den
 Ortschaften im Tal weit weniger Verluste. Im 17. Jahrhundert wurde
 eine kleine Kapelle gebaut, die durch die heutige Barockkirche (1923
–1925) des Armorbacher Architekten Otto Martin ersetzt wurde. In der
 Mitte des Deckenfresko ist die kleine Vorgänger-Kapelle abgebildet.
 Von der Ortsmitte folgen wir der örtlichen Markierung B 1 in nörd-
 licher Richtung. An der Kreuzung biegen wir rechts ab und gehen
 mit der Markierung auf einem aussichtsreichen, leicht abfallenden
 Flurweg in den Wald. Der Waldweg fällt dann steiler ab und mündet
 in einen ausgebauten Forstweg, dem wir nach links folgen. Unterhalb
 des Beuchener Berges verlassen wir diesen weitgehend eben verlau-
 fenden Hangweg und folgen einem steil abfallenden Waldweg im
 spitzen Winkel nach rechts hinab zur Zittenfeldener Quelle.

Aufgrund der vagen Ortsbeschreibungen im Nibelungenlied erheben
mehrere Quellen im Odenwald den Anspruch die authentische Quelle
gewesen zu sein, an der Siegfried von Hagen meuchlings ermordet
wurde. Unter ihnen auch die Zittenfeldener Quelle. Unbestreitbar ist
sie die idyllischste von allen.
Von der Schutzhütte nahe der Quelle hat man einen herrlichen Blick
ins Morretal. Von hier folgen wir dann unserem Rundweg das Morre-
tal aufwärts, gehen oberhalb von Zittenfelden vorbei und folgen der
Markierung auf einem steil ansteigenden Waldweg über den Vorde-
ren Bröl-Berg zurück nach Beuchen.

Schwierigkeit: mittel

                                                                 23
Im reizvollen Waldbachtal

Die Schrahmühle                Wanderung von Boxbrunn
                               nach Watterbach
Am Fuße des 500 m hohen
Emichkopfes liegt in idyllischer
Umgebung die Schrahmühle.         Beste Wanderzeit:    Ganzjährig
Urkundlich wurde sie bereits      Ausgangspunkt:       Boxbrunn, Kirche
1395 als „Schragmühle“ er-        Markierungen:        Bo 1 – Wa 3 – Wa V –
wähnt.
Der Sage nach befand sich ihr                          K 1 – K V – Bo 1
ursprünglicher Standort das
Waldbachtal weiter aufwärts
nahe der sogenannten Schafs-
wäsche. Bei einem schlimmen        Ort                 km    Zeit   Höhe
Unwetter soll die Mühle von
den Fluten des angeschwol-         Boxbrunn            0,0   0:00   495
lenen Baches fortgerissen
worden sein, wobei auch der
Müller ums Leben kam. Man
fand ihn weiter talwärts, die
Hand aus dem Schlamm re-
ckend. Man sah darin einen
Hinweis Gottes und baute
die Mühle an der Stelle, auf
die der tote Müller mit seiner
Hand zeigte, wieder neu auf.       Schrahmühle         3,3   1:00   300
Gegenüber der Mühle steht
eine kleine Kapelle, die 1950
von dem damaligen Schrah-
bauern Michael Röchner er-
richtet wurde. Sie ist die dritte
von zwei Vorgängerkapellen.
Die erste wurde 1710 von dem
Stammvater der beiden Bau-
ernhöfe, Hans Martin Wal-
ter, erbaut. Die zweite Kapelle
wurde Ende des 18. Jahrhun-
derts errichtet. In der heutigen Watterbach            2,4   0:45   260
Kapelle sind Teile der Vorgän-
gerbauten wie das Rundportal
und das Steinkreuz wieder ver-
wendet worden, desgleichen
verschiedene Ausstattungsge-
genstände wie die Madonna
und die Stationsbilder. Dreimal
täglich wird auch das Glöck-
lein geläutet Es stammt aus
der Watterbacher Kirche, für
die 1953 neue Glocken ange-        Boxbrunn            7,3   2:45   495
schafft wurden.
                                Gesamtstrecke         13,0   4:30

24
Informationen

Als Rodungssiedlung der Abtei Amorbach war Boxbrunn kirchlich der
Abtei zugeordnet. Erst 1868 bekamen die Dorfbewohner eine eigene
Kirche und brauchten fortan nicht mehr den langen Weg bis nach
Amorbach zurückzulegen. Von der Kirche folgen wir der örtlichen
Markierung Bo1 durch den Ort auf den nahen Waldrand zu und ge-
hen im Wald bergab. Beim Zusammentreffen mit dem Rundweg Wa 3
folgen wir diesem nach rechts zur Schrahmühle.

Seit 1650 befindet sich die Mühle im Besitz der Familie Walter. Der
Mühlenbetrieb wurde erst nach dem 2. Weltkrieg eingestellt. In der
Nähe der Schrahmühle steht auch ein Bildstock von 1740, auf dem
die Inschrift auf dem Schaft den Grund der Setzung offenbart. Ver-
bunden mit der Anrufung Gottes ist die Bitte an zwei Heilige um
Schutz vor Feuer, Blitz und Hagel sowie eine Aufforderung: „Weichet
von uns, ihr verfluchten Geister“. Von der Schrahmühle laufen wir das
Waldbachtal weiter abwärts nach Watterbach.

Watterbach wurde 1395 in den Amorbacher Klosterbüchern erstmals
urkundlich erwähnt. Hoch über dem Ort befindet sich die dem Pest-
heiligen St. Sebastian geweihte Kirche. An der Kreuzung in Watter-
bach biegen wir links ab und folgen dem Verbindungsweg „V“ einen
alten Hohlweg bergauf in den Wald. Beim Zusammentreffen mit dem
Rundweg K 1 biegen wir mit diesem im spitzen Winkel links ab. Süd-
lich vom Emichskopf kommt von links wieder der Rundweg Bo 1 auf
unseren Weg, dem wir in einer Rechtskehre zusammen mit K 1 berg-
auf folgen und auf dem wir dann auch wieder zurück nach Boxbrunn
laufen.

Schwierigkeit: mittel

                                                                 25
Zwischen Bayern und Hessen

Eulbach                      Wanderung von Boxbrunn
                             zum Eulbacher Wildpark
Kastell Eulbach lag an einer
zentralen Stelle, an der schon
in römischer Zeit verschiedene Beste Wanderzeit:   März – Oktober
Wege zusammenliefen. Die       Ausgangspunkt:      Boxbrunn, Kirche
Wahl des Standortes hatten     Markierungen:       V – Wü 2 – L –
die Römer also nach strate-    		                     (gelb) –    (weiß)
gischen Gesichtspunkten vor-
genommen. Die Ausgrabungen
ergaben eine Kastellgröße von
70 x 78 m und entsprachen       Ort                km    Zeit   Höhe
damit den Maßen eines Nu-
meruskastells mit einer Besat-
                                Boxbrunn           0,0   0:00   490
zung von 150 Mann.
Vielleicht wurde nach Abzug
der Römer auch weiterhin
auf dem Plateau gesiedelt,
denn 819 wurde Eulbach
im Lorscher Codex bei der
Grenzbeschreibung der Mark
Michelstadt erstmals urkund-
lich erwähnt. Im Mittelalter
hatte sich Eulbach zu einem
kleinen Dorf entwickelt. Das
vorläufige Ende für Eulbach
kam mit dem Dreißigjährigen
Krieg. Der Ort wurde völlig
verwüstet und starb aus.
Nach dem Krieg ließen die       Mangelsbach        2,0   0:40   482
Grafen von Erbach die brach
liegenden Flächen auffors-
ten und legten den Rest der
einstigen 11 Huben zu einem
Hofgut zusammen. 1771 ließ
Graf Franz I. ein einstöckiges  Eulbacher          2,0   0:40   513
Jagdhaus errichten, das 1800    Wildpark
aufgestockt und als gräflicher
Sommersitz eingerichtet wur-
de. 1802 kamen ein Forsthaus,
Stallungen und ein großer
Hof mit Jägerei hinzu. Graf
Eberhard ließ 1846 das Jagd-
haus in ein kleines Schloss
mit Eckturmerkern ausbauen.
Das auch innen bestens aus-
gestattete Schloss ist heute    Boxbrunn           4,0   1:10   490
der Wohnsitz der gräflichen
Familie zu Erbach-Erbach.       Gesamtstrecke      8,0   2:30

26
Informationen

 Boxbrunn ist ebenso wie die anderen Ortschaften auf der Hochebene
 eine Rodungssiedlung der Abtei Amorbach. Seine Ersterwähnung als
„Bockesbrunn“ findet sich in einer Besitzurkunde von Rüd von Collen-
 berg aus dem Jahre 1310. Da der Ort auch schon in früheren Jahrhun-
 derten an einer Durchgangsstraße lag, wurde Boxbrunn während des
 Dreißigjährigen Krieges von durchziehenden Truppen völlig ausge-
 löscht. Den Krieg überlebten nur eine einzige Familie sowie zwei Wit-
 wen mit ihren Kindern. Von Boxbrunn folgen wir dem Verbindungs-
 weg „V“ am „Bayerischen Hof“ vorbei durch die Wiesen in den Wald
 und von dort hinab zum Mangelsbach, der hier die hessisch-baye-
 rische Grenze bildet. Jenseits der Grenze stoßen wir auf den Rundweg
 Wü 2, dem wir nach rechts zum Weiler Mangelsbach folgen.

 Am Ortsrand von Mangelsbach stoßen wir auf den Limes-Wanderweg
„L“, dem wir nach rechts folgen. Beim Zusammentreffen mit der OWK-
 Markierung (gelb), etwa 300 m nach Überquerung der Straße, fol-
 gen wir dem „gelben Dreieck“ nach links zum Eulbacher Wildpark.

Neben Hirschen, Wisenten und Wildschweinen findet man in diesem
Park zahlreiche römische Rekonstruktionen vom Odenwald-Limes.
Graf Franz I. von Erbach-Erbach (1754-1823) hatte umfangreiche
Grabungen am Odenwald-Limes vornehmen und die Fundstücke in
seinem Park aufstellen lassen. Aus den Steinen des 1806 ergrabenen
Kastells Eulbach ließ er ein Kastelltor aufbauen. Nach heutiger Sicht
aber wurden diese Rekonstruktionen nicht immer sachgerecht durch-
geführt. Vom Eulbacher Wildpark gehen wir wieder zurück zum Limes-
Wanderweg und folgen von dort der OWK-Markierung           (weiß) ge-
radeaus über die hessisch-bayerische Grenze zurück nach Boxbrunn.

Schwierigkeit: leicht

                                                                  27
Zeugnis des Rittertums und der Minne

Burg Wildenberg               Wanderung zur Burgruine Wildenberg

Burg Wildenberg gehört zwei­
fellos zu den bedeutendsten
                                Beste Wanderzeit:   März – November
Burganlagen Deutschlands.       Ausgangspunkt:      Amorbach,
Trotz Zerstörung und Zerfall                        Marktplatz
 hat sie ihr hochmittelalter­   Markierungen:          (blau) –
 liches Aussehen unverfälscht
 bewahren können. Sie ist Aus­                        (gelb) –  (rot)
druck einer glanzvollen Epo­
che deutscher Geschichte, der
Zeit der Staufer, des Ritter­
tums und der Minne.              Ort                km     Zeit   Höhe
Erbaut wurde die Burg um
1170 von Rupertus de Durne       Amorbach           0,0    0:00   160
und wurde von seinem Enkel,
Konrad von Dürn, zu ihrer
ganzen Pracht ausgebaut.
Nach dem Tode von Konrad         Schwenders-        3,9    1:30   445
von Dürn begann der Zer­         Kapelle
fall dieses Adelsgeschlechts.
1271 verkaufte Ulrich III. Burg
Wildenberg mit der oberen
Zent dem Mainzer Erzbischof
Werner von Eppstein. Burg
Wildenberg wurde mainzi­
scher Amtssitz, und aus der
                                 Beuchen            2,7    0:45   465
einst stolzen Ritterburg wur­
de ein Verwaltungszentrum
der fünf Amorbacher Zenten.
Das Ende der Burg Wildenberg
 kam am 4. Mai 1525. Kampf­
 los fiel sie in die Hände der   Hof-Mühle          2,9    0:50   206
aufständischen Bauern, wurde
von der aufgebrachten Menge
niedergebrannt und ist seit­
dem Ruine. Besonders beein­      Wildenberg         1,5    0:40   365
druckend sind der Palas von
23x9 m, die Größe des Kamins
mit einer Feuerfläche von 9­ m²
und die prachtvollen Fenster­
gruppen des lichtdurchflute­
ten Arkadensaales. Sie sind
Ausdruck des ritterlichen
Selbstverständnisses einer
glanzvollen Epoche. Burg Wil­
denberg diente Wolfram von
Eschenbach als Vorbild für die   Buch               3,0    0:50   189
Gralsburg in seinem höfischen Amorbach              3,8    1:10   160
­Ritterepos „Parzival“.

                              Gesamtstrecke         17,8      5:45

28
Informationen

Von Amorbach folgen wir der OWK-Markierung    (blau) in südlicher
Richtung hinauf zur Schwenders-Kapelle auf dem Beucher Berg.

Diese kleine Waldkapelle entstand Ende des 19. Jahrhunderts und
wurde alsbald Ziel von Bittprozessionen. Auch heute findet man in
dem Kapellchen votierte Bilder und Zettel mit Gebetsanliegen sowie
Dankinschriften für Erhörungen. Von der Kapelle gehen wir mit der
OWK-Markierung weiter nach Beuchen.

Beuchen wurde als Rodungssiedlung der Abtei Amorbach angelegt
und 1350 erstmals urkundlich erwähnt. An der Fahrstraße biegen wir
mit der OWK-Markierung (gelb) rechts ab und folgen ihr hinab ins
Mudtal zur Hof-Mühle.

Von der Hof-Mühle führt der Wanderweg durch die Zeibertsklinge
bergauf zur Burg Wildenberg.

Burg Wildenberg gilt als Paradebeispiel einer staufischen Ritterburg.
Eine 10 m hohe und 3 m starke Schildmauer mit integriertem Berg-
fried schützte die Burg auf der Angriffsseite. Durch eine kreuzge-
wölbte Torhalle betritt man den Innenhof. Am meisten jedoch beein-
druckt der Palas mit seinem imposanten Kamin und den prachtvollen
Fenstergruppen. Von der Burg folgen wir der OWK-Markierung
(rot) durch die Zeibertsklinge wieder zurück ins Mudtal und laufen
oberhalb der Hof Mühle talwärts nach Buch.

Am Ortsausgang biegen wir rechts ab und gehen mit dem roten Rhom-
bus oberhalb der Walk- und der Pulvermühle zurück nach Amorbach.

Schwierigkeit: anspruchsvoll

                                                                 29
Auf Kelten- und Ritterpfaden

Burg Miltenberg                Wanderung zur Keltenschanze
                               und zur Burg Miltenberg
 Burg Miltenberg wurde auf
 einem kleinen Bergsporn ober-
 halb der historischen Altstadt    Beste Wanderzeit: März – November
 als rein militärischer Stützpunkt Ausgangspunkt:    Amorbach,
 errichtet. Der erste Bauab-                         Marktplatz
 schnitt dürfte sich lediglich auf
 den Bergfried beziehen, der von   Markierungen:        (blau) – (gelb) –
 einer Ringmauer eingeschlossen                      W4–L
 wurde, an die sich möglicher-
 weise ein Fachwerkwohnhaus
 anlehnte. Bauherr war der Erz-     Ort              km     Zeit Höhe
 bischof von Mainz, der zum
 Schutze seiner Besitzungen am      Amorbach         0,0 0:00 160
 Südzipfel seines Aschaffen-
 burger Territoriums auf eine
 solche Burg angewiesen war.
 Hauptkontrahent der Mainzer        Reuenthal        3,3 1:10 203
 war das benachbarte pfälzi-
 sche „oppidum Walehusen“ an
 der Mündung der Mud in den
 Main. 1226 wurde die Burg bei
 der Ausstellung einer Urkunde
 durch Erzbischof Siegfried von     Monbrunn         2,8 1:00 398
 Eppstein erstmals erwähnt. Da
 der Erzbischof auf der Burg
 selbst urkundete, kann davon
 ausgegangen werden, dass zu
 diesem Zeitpunkt die Burg in       Kelten-Schanze 1,6 0:30 452
 ihrer ursprünglich angedachten
 Form fertiggestellt war.
 Burg Miltenberg war Amtssitz
 des erzbischöflichen Burggrafen
 und Schutzburg der 1237 erst-
 mals erwähnten Mainzer Zoll-
 stätte. Während der „Lorscher      Burg Miltenberg 3,2 0:50 196
 Fehde“ zwischen Mainz und der
 Pfalz als Folge der Übereignung
 des Klosters Lorsch an den
 Mainzer Erzbischof im Jahre
 1232, zerstörte dieser um 1240
 den pfälzischen Stützpunkt
„Walehusen“ und veranlasste
 die Einwohner, sich unter der
                                    Weilbach         5,7 1:45 150
 Burg anzusiedeln. Durch diesen
 Erfolg konnte Mainz seinen Ein-
 fluss im Mainviereck erheblich
 stärken. Auch durch den Kauf       Amorbach         3,4 1:00 160
 der Burg Wildenberg 1271 wur-
 den die Machtverhältnisse am
 Main nochmals zu Gunsten von Gesamtstrecke 20,0            6:15
 Mainz verändert.

30
Informationen

Vom Marktplatz in Amorbach folgen wir der OWK-Markierung
(blau) über die Sattel-Hütte nach Reuenthal.

Reuenthal wurde 1248 erstmals als „Ruwental“ urkundlich erwähnt.
Dieser einsam gelegene Weiler war seit dem Mittelalter zweigeteilt
und wurde erst 1972 „vereinigt“. Von hier führt der Weg durch den
Wald bergauf nach Monbrunn.

Die weitgestreute Bauernsiedlung ist heute noch landwirtschaftlich
geprägt und erinnert an eine ländlich Idylle vergangener Tage. Unser
Wanderweg verläuft mitten durch den Ort zur Kelten-Schanze.

Der sich rund um die Bergkuppe ziehende doppelte Ringwall wird auf
ein Alter von ca. 3000 Jahre geschätzt. Die imposante äußere Höhe des
Walles beträgt noch heute bis zu 4,20 m. Vom Ringwall folgen wir der
OWK-Markierung hinab zur Burg Miltenberg.

Im 14. Jahrhundert wurde Burg Miltenberg zu einer repräsentativen
Wohnburg ausgebaut und war häufiger Sommersitz der Erzbischöfe.
Seit 1979 ist die Burg im Besitz der Stadt Miltenberg. Von der Burg
folgen wir der OWK-Markierung (gelb) den Hang wieder ein kleines
Stück bergauf und biegen dann mit der Markierung rechts in einen
Hangweg ein. Sie bringt uns zurück nach Weilbach.

In Weilbach folgen wir der örtlichen Markierung W 4 auf der Straße
geradeaus zum Gotthardsberg. Unterhalb der Bergkuppe stoßen wir
auf den geologischen Lehrpfad „L“ und gehen mit ihm geradeaus
zurück nach Amorbach.

Schwierigkeit: anspruchsvoll

                                                                  31
So kommen Sie nach Amorbach

 KASSEL
 GIESSEN

                      FRANKFURT
                               Hanau
                                                  STOCKSTADT
                                                     Aschaffenburg
                    DARM-
                    STADT          Dieburg                               A3

                                                             Obernburg
                                  Höchst                                  Main                                     WÜRZBURG
                                                                                                        Kist
                                                                              Wertheim
                                                Michel-                                   Gerchsheim
Rhein

         A 67      A5                           stadt                 Miltenberg                                           NÜRNBERG
                                                                AMORBACH                                                   MÜNCHEN
                                                                       B 47        B 27
                                         B45                                                       TAUBERBISCHOFSHEIM
                                                                              Walldürn
                                                  Mudau
 MANN-
                                                                                            A 81
 HEIM                                                                   Buchen
                        HEIDEL-                 EBERBACH
                        BERG                                                               Osterburken
                                          B37                  B 27
                                   B37
                                    Obrigheim
                         Neckar-                             MOSBACH
                         gemünd                                                                         0      5   10   15 20 km
                                           Aglaster-      Neckarelz
                                           hausen
                                                             Ne

                                                       B27
                                                               cka

                         SINSHEIM                                                                      NÜRNBERG
                                                                r

                                           A6
                                                                                    A6
                                                HEILBRONN
        KARLSRUHE
        BASEL
                                                STUTTGART

         Geo-Naturpark
         Bergstraße-Odenwald                                                    Odenwaldklub
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