Warum ALLEIN? - Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus dem Dialogprojekt "warum ALLEIN?" - Miteinander reden
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RATZEBURGER DIALOGPROJEKT „WARUM ALLEIN?“ 1. AUSGANGSLAGE Das Dialogprojekt „warum ALLEIN? - Nachbarschaftliche Beziehun- gen stärken“ hat sich im Zeitraum vom September bis Dezember 2019 strukturiert und lösungsorientiert mit dem Phänomen Einsamkeit be- Die Organisatoren des fasst. Angestoßen wurde es von der Stadt Ratzeburg und deren Senio Ratzeburger Dialog projektes „Warum renbeirat im Zuge der Projektausschreibung des Programms allein?“ (v.l.) Günter „MITEINANDER REDEN“ der Bundeszentrale für politische Bildung. 2 Deutschmann, Senio Im Fokus stand dabei weniger eine individualisierte, psychologische 3 renbeirat, Holger Betrachtungsweise des Problems, sondern die Perspektive einer stadt- Martens, Volkshoch gesellschaftlichen Herausforderung für eine Kleinstadt mit überdurch- schule, Moderator Lars schnittlich hoher Altersstruktur inmitten eines sich vollziehenden Hartwig, Jürgen demografischen Wandels. Pfeiffer, Seniorenbeirat, Bürgermeister Gunnar Ein Organisationsteam, bestehend aus dem Seniorenbeirat, der örtli- Koech, Wiebke Keller, chen Volkshochschule, den evangelischen Kirchengemeinden, dem Ansverusgemeinde, Demenznetzwerk Herzogtum Lauenburg, der Bürgerstiftung Ratzeburg Barbara Hergert, und der Stadtverwaltung, entwickelte mit Unterstützung des Lübecker Demenznetzwerk Moderators Lars Hartwig sowie Nicole Freckmann vom Programm Herzogtum Lauenburg, „MITEINANDER REDEN“ ein Projektkonzept für stadtteilbezogene, Nicole Freckmann, offene Gesprächskreise, die Dialogbegleitung der Bundeszentrale für a) einen moderierten Erfahrungsaustausch zu diesem politische Bildung. Thema ermöglichen und b) in einer gemeinsamen Werkstattphase aktivierende Eine mobile Umfrage Lösungsansätze entwickeln sollten, die möglichst in station in der Stadt Eigenregie umgesetzt werden könnten. bücherei ergänzte die Werkstattarbeit mit Geplant wurden insgesamt sechs öffentliche Dialogrunden in den drei inhaltlichen Eingaben. Stadtteilen Vorstadt, Insel und St. Georgsberg mit jeweils gleichem
Aufbau. In einer ersten Dialogrunde sollte stadteilbezogen eine Ana- 1. Welche Faktoren tragen negativ dazu bei, dass sich lyse vorgenommen werden, welche Faktoren Einsamkeitsprozesse dort Einsamkeitsprozesse in den Stadtteilen entwickeln und jeweils befördern oder ihnen entgegenwirken. In einer darauf aufbau- verstetigen können? enden zweiten Dialogrunde sollten Ideen gesammelt werden, die Ein- 2. Welche Faktoren tragen positiv dazu bei, dass sich samkeitsprozesse in den Stadtteilen zurückzudrängen könnten. Diesem Einsamkeitsprozesse in den Stadtteilen abbauen lassen? Plan folgend wurden insgesamt fünf öffentliche Gesprächskreise or- ganisiert; jeweils zwei in den außenliegenden Stadtteilen Vorstadt und Auf diese Weise wurde der Lebensalltag in den Stadtteilen in den St. Georgsberg und einer auf der zentralen Insel. Fokus der geplanten Dialogrunden gestellt, mit dem Wahrnehmen konkreter Problemlagen oder guter Beispiele zu den genannten Fra- Zwischen den Dialogrunden kam das Organisationsteam zu einer ers- gestellungen. Eine gesamtgesellschaftliche oder individuell psycholo- ten Ergebnissichtung zusammen, aus der heraus die jeweils nachfol- gische Betrachtung diesen Themenkomplexes rückte dabei erst einmal genden Dialogrunden geplant, bzw. im Falle der zentralen Insel, auch in den Hintergrund. abgesagt wurden. Nach dem Abschluss der zweiten Dialogrunde wur- de eine erneute umfassende Ergebnissichtung vorgenommen und - Ein weitere Fragestellung drehte sich um den beschriebenen Perso- basierend auf den Ideensammlungen - Empfehlungen formuliert, wie nenkreis der „Vereinsamten“ und wer darunter zu fassen sei. Erste das Thema „Einsamkeit“ jeweils stadteilbezogen im konstruktiven Annährungen über die Kategorie „Alter“ erwiesen sich als wenig ge- Sinne bewegt werden könnte. Diese Ergebnisse fasst dieser Abschluss- eignet, da zahlreiche Beispiele gefunden werden konnten, in denen bericht zusammen. diese Kategorie für den individuellen Einsamkeitsprozess keine Rolle spielt. Beispielsweise eine Behinderung, eine ungünstige Wohnsitua- tion mit enormen Barrieren, eine spezifische Lebenssituation, die wenig 2. FRAGESTELLUNGEN sozial Kontakte ermöglicht, psychische Erkrankungen oder einfach auch nur individuelle Schwierigkeiten, Sozialkontakte zu knüpfen. Für das Organisationsteam zeigte sich im Zuge der Entwicklung des Dialogprojektes „warum ALLEIN“ ein Kontext durchaus unterschied- Entsprechend wurde der Personenkreis, der im Fokus des Dialoges 4 licher Fragenzusammenhänge. Erste Diskussionen führten beispiels- stehen sollte, offen gefasst, als „Menschen, die unfreiwillig über wenig 5 weise zur zentralen Frage nach der gesellschaftlichen Kohäsion, einmal bis gar keine Sozialkontakte verfügen.“ ganz konkret in den einzelnen Stadtteilen, aber auch schnell darüber Im Verlauf dieser Diskussion wurde nachfolgend die Frage aufgewor- hinaus, mit Blick auf demografische Prozesse und gesellschaftliche fen, ob dieser Personenkreis auch primäre Zielgruppe des Dialogpro- Entwicklungslinien. Es wurde hier sowohl über den konkreten Zustand jektes sein solle und könne. Dem widersprach die sich im nachbarschaftlicher Beziehungen gesprochen, als auch die Chancen Organisationsteam durchsetzende Einschätzung, dass Einsamkeit und Risiken einer sich digitalisierenden Gesellschaft thematisiert. Da- Menschen eher zu Resignation oder gar Lethargie treibe, als zu der rüber hinaus gesellten sich grundsätzliche Fragestellungen dazu: von handlungsleitenden Prämisse führe, etwas ändern zu müssen. Ebenso fehlender Zugehörigkeit, von „Abgehängtsein“ oder dem Gefühl von wurde darauf, dass einsame Menschen sich oftmals nicht im Sinne Nichtbeachtung, auch im Sinne einer zunehmenden Politik- und De- einer Problemorientierung selbst als einsam beschreiben. Sinnvoll er- mokratieverdrossenheit. Es wurde im Organisationsteam mithin schnell schien vielmehr, als Zielgruppe für die ersten Dialogrunden vordring- deutlich, dass das geplante Dialogprojekt nur dann ergebnisorientiert lich Multiplikatoren*innen in den einzelnen Stadtteilen anzusprechen, durchgeführt werden kann, wenn es in einer bestimmten Form fokus- die aufgrund ihrer beruflichen oder ehrenamtlichen Vernetzung über siert und konkretisiert werden würde. eine herausgehobene Kenntnis zur Struktur der Stadtteile, ihrer ge- Eine nachfolgende Diskussion zu gewünschten Zielsetzungen des Di- sellschaftlichen Zusammensetzung und den spezifischen Lebenslagen alogprojektes erbrachte anschließend einige rahmengebende Katego- von Menschen verfügen. Das Organisationsteam verband mit diesem rien, wie die Dialogrunden im ersten Schritt möglichst praxisnah und Fokus auf Multiplikator*innen auch die Hoffnung, dass diese im Ver- stadtteilbezogen, im zweiten Schritt handlungs- und lösungsorientiert lauf des Dialogprojektes konkret von Einsamkeit Betroffene anspre- zu fassen sind. Daraus wurden zwei Leitfragen formuliert, die den chen und zur Teilnahme an den zweiten Dialogrunden bewegen Rahmen der ersten Dialogrunden bilden sollten: könnten.
3. FORMAT ZUR ERSTEN DIALOGRUNDE 4. SITUATIONSANALYSE Ausgehend von der gewünschten Zielsetzung „praxisorientiert“ und 4.1 Erste Dialogrunde im Stadtteil „Vorstadt“ „stadtteilbezogen“ , den genannten Fragestellungen, wie der Zielgrup- penfestlegung wurde mit Unterstützung des beauftragten Moderators Die erste Dialogrunde in der Vorstadt wurde am 9. September 2019 ein Format für die erste Dialogrunde erarbeitet. Dafür bot sich zunächst durchgeführt. Als Veranstaltungsort war dafür der Gemeindesaal der eine Diskussion zur Ermittlung von negativen oder positiven Faktoren Ansveruskirche aufgrund seiner zentralen Lage und der guten Erreich- im Sinne der Leitfragen als Einstieg an. Dieses wurde allerdings mit barkeit ausgesucht worden. Rund 20 Bürger*innen folgten der offenen Verweis auf die gewünschte „Praxisorientierung“ der Dialogrunden Einladung zum Dialog; wie erwartet überwiegend Multiplikator*innen im Organisationsteam kritisch gesehen und schließlich verworfen. Eine aus dem Stadtteil, teilweise mit kirchlicher Anbindung, aber durchaus solche Diskussion, so die einhellige Meinung, würde wieder ins Grund- auch Personen, die sich selbst als Betroffene beschrieben. Allesamt sätzliche der Thematik führen. Entsprechend kam man überein, diese ließen sie sich bereitwillig und engagiert auf das Dialogformat und die Diskussion im Vorfeld zu führen. In einer Annäherung ließen sich hier vorgegebene Moderation ein. als maßgeblich negative Faktoren „Barrieren“, der „Mangel an Infor- Im ersten Schritt erfolgte in Kleingruppen eine Sammlung von Begeg- mation“, der „Mangel an Mobilität“ oder das „Fehlen an motivierender nungsräumen in der Vorstadt, die anschließend auf einer großforma- Ansprache“ beschreiben, als maßgeblich positive Faktoren „Begeg- tigen Stadtteilkarte visualisiert wurden. nungsräume“, „intakte Nachbarschaftsbeziehungen“ oder „motivie- rende Sozialangebote“. Als Begegnungsräume mit und ohne spezifische Angebote wurden benannt: Als neuer Einstieg wurde nachfolgend die Behandlung des als positiv angenommen Faktors „Begegnungsraum“ vorgeschlagen. Die Teil- • Ansverus-Gemeindezentrum (Gottesdienste, nehmer*innen sollten dabei aufgefordert werden, im ersten Schritt Spielenachmittage, Café Kunterbunt, Trauercafé), Friedhof, gemeinsam eine Stadtteilbeschreibung zu entwickeln und Sozialräume Freikirche der Baptisten 6 • Schulen (Grund- und Gemeinschaftsschule), Kindergarten, 7 zu ermitteln, in denen Menschen sich begegnen können. Dieses sollte in Gruppenarbeit geschehen und auf einem großformatigen Lageplan Jugendzentrum visualisiert werden. In einem zweiten Schritt sollte dann über die Zu- • Sportanlagen (Sportplatz, Riemannhalle, Sportlerheim), Gildehaus des Schützenvereins gänglichkeit und Erreichbarkeit im Sinne von „Barrieren“ und „Män- • Vereine/ Organisationen (Ratzeburger Sportverein, gel“ dieser Begegnungsräume diskutiert werden. Im Anschluss sollte Fecht-Club, Verein Vorstädter Bürger, Siedlerbund, eine subjektive Charakterisierung des Stadtteils erfolgen, um auch Spielmannzug, THW, Kleingartenverein) soziale Komponenten in den Stadtteilen erfassen und reflektieren zu • AMEOS Seniorenwohnsitz (Park-Café, Medivitale, Vorträge, können. Seniorenangebote der VHS) Dieses Format wurde schließlich für die erste Dialogrunde in allen • Krankenhaus (Kantine, Bücherei) Stadtteilen gleichmäßig festgelegt, auch um stadtteilvergleichende • Arztpraxen Erkenntnisse erhalten zu können. • Supermärkte (Norma, ALDI, Penny, EDEKA-Süllau) • Cafés (Norma, EDEKA), Gaststätten (Phönix, Lookin) Beworben wurden das Dialogprojekt über gezielte Wurfsendungen in • Medizinwald, Hundefreilauffläche (Sedanwiese), Spielplätze, Form eines Flyers, die neben den Projektinformation auch eine the- Löwenbrunnen, Freilichtbühne menspezifische Umfrage enthielt, die bei Bedarf anonym im Rathaus • Straßenflohmärkte, Theaterbus abgegeben werden konnte. Diese Wurfsendungen wurden mit Unter- stützung des Seniorenbeirats der Stadt Ratzeburg in allen Stadtteilen πFAZIT: Aus dieser Visualisierung wurde deutlich, dass es im Stadt verteilt. Als Schirmherr stellte sich Bürgermeister Gunnar Koech auch teil „Vorstadt“ zwei wesentliche Cluster von Begegnungsräumen gibt im Rahmen eines gemeinsamen Pressetermins werbend zur (Raum Mechower Straße/Schweriner Straße sowie der Raum Rie Verfügung. mannstraße) sowie ein Teilcluster (Raum Röpersberg). Darüber hinaus
erwiesen sich große Räume frei von Begegnungsangeboten (Raum • kaum kulturelle Angebote, Ausrichtung auf das Stadtzentrum, Königsberger Straße/ Stettiner Straße oder der Mecklenburger aber mit dem Problem der Erreichbarkeit in der Abendstunden Straße). • naturnah • langweiliger „Schlaf“-Stadtteil vs. „durchaus lebendig und In einem zweiten Schritt wurden jene Begegnungsräume mit und ohne eigenständig“ spezifische Angebote benannt, die ohne Barrieren erreichbar sind (di- πFAZIT: In der Reflexion dieser Charakterisierungen gelangten die rekte räumliche Barrieren, Erreichbarkeit in Zeit und Ort, finanzielle Bürger*innen durchaus zu einer einheitlichen Erzählung über ihren Barrieren, Mitgliedschaftszwang, Institutionszugehörigkeit): Stadtteil „Vorstadt“. Sie beschrieben ihn in seiner Entwicklung mit • Ansverus-Gemeindezentrum (Gottesdienste, Spiele historischer Kenntnis: die Bedeutung des Kasernenstandortes, die nachmittage, Café Kunterbunt, Trauercafé), Friedhof, Aufnahme von Geflüchteten nach 1945 und dem damit entstehenden Freikirche der Baptisten Anwachsen prägnanter Wohnquartiere (Raum Königsberger Straße/ • Jugendzentrum Stettiner Straße oder Raum Jägerstraße/Bismarckstraße), die sukzes • Krankenhaus (Bücherei) sive Entstehung weiterer Wohnquartiere bis hin zum Neubaugebiet • Medizinwald, Hundefreilauffläche (Sedanwiese), Röpersberg, die Entwicklung des Gesundheitsareals mit dem Kran Spielplätze, Löwenbrunnen, Freilichtbühne kenhaus, den Reha-Einrichtungen und Seniorenpflegheimen und dem • Straßenflohmärkte Seniorenwohnsitz (heute: AMEOS). In dieser Beschreibung zeigte sich ein nachvollziehendes Verständnis für die Veränderungen und πFAZIT: In diesem Dialogschritt wurde deutlich, dass es im Stadtteil auch die aktuellen Umbrüche im Stadtteil und dessen Quartieren. „Vorstadt“ nur wenige Begegnungsräume gibt, die als barrierearm Dabei wurde durchaus eine Identifikation mit der „Vorstadt“ als im genannten Sinne beschrieben werden können. Stadtteil deutlich. In einem dritten Schritt wurde von den Bürger*innen zusammenge- 8 tragen, was aus ihrer Sicht fehlen würde: 9 • öffentlicher Begegnungsraum (Beispiel: ehemalige Alten tagesstätte in der Mecklenburger Straße) • Stehkneipe/ Kiosk • Stadttteilfest(e) • öffentliche Begegnungsangebote (Schach, Boccia, Lesekreise, Mediationskreise) • öffentliche Kulturangebote • Übersicht von bestehenden Begegnungsangeboten im Stadtteil Abschließend wurden die Bürger*innen gebeten, ihren Stadtteil zu charakterisieren: • Wohnquartiere im Altersumbruch mit einem Rückgang nach- barschaftlicher Beziehungen und persönlichem Austausch (beispielsweise im Bereich Königsberger Straße, Stettiner Moderator Lars Hartwig Straße, Danziger Straße) (li.) analysiert im Gemein • altersgleiche Wohnquartiere mit funktionierenden nachbar- desaal der Ansveruskirche schaftlichen Beziehungen und persönlichen Austausch (bei- zusammen mit Bürger spielsweise: Neubaugebiet Röpersberg) innen und Bürgern der • vielfältiges Sportangebot Vorstadt den Stadtteil.
4.2 Erste Dialogrunde im Stadtteil „Insel“ In einem zweiten Schritt wurden jene Begegnungsräume mit und ohne spezifische Angebote benannt, die ohne Barrieren erreichbar sind (di- Die erste Dialogrunde auf der Insel wurde am 10. September 2019 rekte räumliche Barrieren, Erreichbarkeit in Zeit und Ort, finanzielle durchgeführt. Als Veranstaltungsort wurde dafür der Ratssaal des Rat- Barrieren, Mitgliedschaftszwang, Institutionszugehörigkeit): hauses aufgrund seiner zentralen Lage und der guten Erreichbarkeit ausgewählt. Rund 10 Bürger*innen folgten der offenen Einladung zum • Verwaltungsräume: Rathaus (Ratssaal, städtische Sitzungen)/ Dialog, wie erwartet überwiegend Multiplikator*innen aus dem Stadt- Kreisverwaltung teil. Allesamt ließen sie sich bereitwillig und engagiert auf das Dialog- • Kirchen (Stadtkirche St. Petri, Dom, katholische Kirche St. format und die vorgegebene Moderation ein. Answer mit Gemeindezentrum) • kulturelle Veranstaltungsräume (Galerie AC Noffke) Im ersten Schritt erfolgte in Kleingruppen eine Sammlung von Begeg- • öffentliche Räume (Marktplatz, Kurpark, Schloßwiese, Unter nungsräumen in der Vorstadt, die anschließend auf einer großforma- den Linden, Paradiesgarten) tigen Stadtteilkarte visualisiert wurden. • Sozialräume (Café Lydia, Jugendcafé, Willkommenscafé, Als Begegnungsräume mit und ohne spezifische Angebote wurden Fahrradwerkstatt) benannt: • Bildungsräume (Stadtbücherei) • Freizeiträume (Bouleplatz, öffentliche Badestellen) • Verwaltungsräume: Rathaus (Ratssaal, städtische • öffentliches WLAN (Marktplatz/ Stadtbücherei) Sitzungen)/ Kreisverwaltung • öffentliche Veranstaltungen (Adventsmarkt, NDR-Landpartie, 9. • Kirchen (Stadtkirche St. Petri, Petri-Forum, Dom, Pastoralkolleg, November) katholische Kirche St. Answer mit Gemeindezentrum) • kulturelle Veranstaltungsräume (Burgtheater, Galerie AC πFAZIT: In diesem Dialogschritt wurde deutlich, dass es auf der „In Noffke, Kellertheater, Museen) sel“ ein gerade im Verhältnis zur dortigen Wohnbevölkerung großes • Sozialräume (Tafel, „Brücke“, AWO Sozialkaufhaus, Café Lydia, Angebot von Begegnungsräumen gibt, die als barrierearm im ge 10 Jugendcafé, Willkommenscafé, Fahrradwerkstatt) nannten Sinne beschrieben werden können. 11 • Bildungsräume (Volkshochschule, Familienbildungsstätte, Musikschule, Stadtbücherei) In einem dritten Schritt wurde von den Bürger*innen zusammenge- • Freizeiträume (Bouleplatz, öffentliche Badestellen, Schwimm- tragen, was aus ihrer Sicht fehlen würde: bad „Aqua Siwa“) • Sportstätten (Ruderakademie , Segelverein, Segelschule) • „selbstkritisch“ wurden festgestellt, dass die ÖPNV-Anbindung • Gastronomie (Cafés, Restaurants, Kneipen) der außen liegenden Stadtteile an die Insel zu klassischen • Einzelhandel (zentrales Angebot) Zeitschienen von Kulturveranstaltungen (Abendstunden, • touristische Räume/ Angebote (Jugendherberge, Schifffahrt) Wochenende) mangelhaft ist. • Wohnprojekt Alte Meierei“, betreutes Wohnprojekt Abschließend wurden die Bürger*innen gebeten, ihren Stadtteil zu Fischerstraße charakterisieren: • öffentliche Räume (Marktplatz, Kurpark, Schloßwiese, Unter den Linden, Paradiesgarten) • klassisches Stadtzentrum mit lebendiger und attraktiver • Vereine/ Organisationen (Bürgerstiftung, DLRG, DRK-Ortsver- Stadtatmosphäre ein, Amateurfunker) • vielfältiges Kultur-, Bildungs- und Freizeitangebot • öffentliches WLAN (Marktplatz/ Stadtbücherei) • (immer noch) attraktive, regionale Einkaufsmöglichkeiten • öffentliche Veranstaltungen (z.B. Adventsmarkt, Eisbahn, • vielfältige Gastronomie NDR-Landpartie, 9. November) • schöne und belebte öffentliche Räume • wichtige Sozialräume πFAZIT: Aus dieser Visualisierung wurde deutlich, dass der Stadtteil „Insel“ ein vielschichtiges Cluster von Begegnungsräumen vorhält.
πFAZIT: In der Reflexion dieser Charakterisierungen gelangten die • Sportstätten (Sporthallen an den Schulen, Sportplatz Teilnehmer*innen zu einer klaren Erzählung über den Stadtteil „Insel“. Heinrich-Hertz-Straße) Sie ist das historisch gewachsenen Stadtzentrum Ratzeburgs, das diese • Gastronomie (Bäckerei-Cafés, Mc Donalds, Farchauer Mühle, Funktion bis heute unbestritten ausfüllt. Sie ist für Einheimische wie Mittagstisch bei EDEKA) Gäste gleichermaßen das attraktive und prägende Gesicht der Stadt. • Supermärkte (2x Netto, EDEKA, ALDI, LIDL) Die abschließende Diskussion war von einer hohen und selbstbewuss • öffentliche Räume (Baumpark, Streuobstwiese, Farchauer ten Identifikation der Teilnehmer*innen mit der Insel geprägt. Liegeweise mit Grillplatz, Begegnungsräume im Neubaugebiet „Anger“, Jugendfreizeitfläche Barkenkamp, Spielplätze, Für die Organisatoren des Dialogprojektes wurde sehr deutlich, dass Wanderwege, Hundefreilauffläche, Bahnhof) die Dichte an Begegnungsräumen enorm hoch ist und damit entspre- • Freizeiträume (Jugendzentrum GLEIS21, Erlebnisbahn) chend der These des Dialogprojektes hervorragend geeignet scheint, • Vereine/Organisationen (Freiwillige Feuerwehr, Ruderclub, Einsamkeitsprozessen aktiv entgegenzuwirken. Aus dieser Erkenntnis Kanuclub, Ratzeburger Sportverein, Kleingartenverein) heraus erklärte sich für die Organisatoren auch die geringe Resonanz • Wohnprojekte (Mietervereinigung Friedrich-Ebert-Straße, von Einwohner*innen der Insel, sich aktiv an diesem Dialog zum Thema Neuvorwerk) „Einsamkeit“ zu beteiligen. „Einsamkeit auf der Insel muss man aktiv • Veranstaltungen (Flohmärkte) suchen“, so die Einschätzung von Moderator Lars Hartwig in einer ers- ten Auswertung. „Vielmehr scheint die Insel angesichts der aufgezähl πFAZIT: Aus dieser Visualisierung wurde deutlich, dass im Stadtteil ten Begegnungsräume ein Schlüssel zur Verhinderung von „St. Georgsberg“ kein wirkliches Cluster von Begegnungsräumen Einsamkeitsprozessen in den beiden angrenzenden Stadtteilen zu sein, ausgemacht werden kann. Die Begegnungsräume sind zusammen wenn die Erreichbarkeit entsprechend ist“, ergänzte Lars Hartwig. hanglos über den Stadtteil verstreut, viele von ihnen wurde von den Teilnehmer*innen erst im zweiten oder dritten Ansatz als Begeg nungsraum benannt. 12 4.3 Erste Dialogrunde im Stadtteil „St. Georgsberg“ In einem zweiten Schritt wurden jene Begegnungsräume mit und ohne 13 Die erste Dialogrunde im Stadtteil St. Georgsberg wurde am 11. Sep- spezifische Angebote benannt, die ohne Barrieren erreichbar sind (di- tember 2019 durchgeführt. Als Veranstaltungsort war dafür die Mensa rekte räumliche Barrieren, Erreichbarkeit in Zeit und Ort, finanzielle der Lauenburgischen Gelehrtenschule aufgrund ihrer zentralen Lage Barrieren, Mitgliedschaftszwang, Institutionszugehörigkeit): und der guten Erreichbarkeit ausgesucht worden. Zudem konnte kein • Kirche St. Georg auf dem Berge und Pastorat (mit Angeboten anderer Ort gefunden werden, der einen Status als bekannter „Bür- wie Konzerten oder Handarbeitskreis), Friedhof gertreffpunkt“ beanspruchen kann. Rund 10 Bürger*innen folgten der • öffentliche Räume (Baumpark, Streuobstwiese, Farchauer offenen Einladung zum Dialog, wie erwartet überwiegend Multiplika- Liegeweise mit Grillplatz, Begegnungsräume im Neubaugebiet tor*innen aus dem Stadtteil. Allesamt ließen sich die Teilnehmer*innen „Anger“, Jugendfreizeitfläche Barkenkamp, Spielplätze, bereitwillig und engagiert auf das Dialogformat und die vorgegebene Wanderwege, Hundefreilauffläche, Bahnhof) Moderation ein. • Freizeiträume (Jugendzentrum GLEIS21) Im ersten Schritt erfolgte in Kleingruppen eine Sammlung von Begeg- πFAZIT: In diesem Dialogschritt wurde deutlich, dass es im Stadtteil nungsräumen in der Vorstadt, die anschließend auf einer großforma- „St. Georgsberg“ nur wenige Begegnungsräume gibt, die als barrie tigen Stadtteilkarte visualisiert wurden. rearm im vorgenannten Sinne beschrieben werden können. Als Begegnungsräume mit und ohne spezifische Angebote wurden benannt: • Kirche St. Georg auf dem Berge und Pastorat (mit Angeboten wie Konzerten oder Handarbeitskreis), Friedhof • Schulen (Grundschule, Gymnasium)
In einem dritten Schritt wurde von den Bürger*innen zusammenge- Einsamkeit vor Ort begünstigen oder lindern könnten, zusammenge- tragen, was aus ihrer Sicht fehlen würde: tragen wurden. Es galt dabei vor allem öffentliche Begegnungs- wie Veranstaltungsräume zu benennen, an denen sich Menschen in den • offene Begegnungsräume für alle Menschen Stadteilen zusammenfinden können, und deren Erreichbarkeit zu be- • nachbarschaftliche Aktionen, Straßenfeste schreiben. Aber auch die nachbarschaftlichen Entwicklungen in den • fehlende ÖPNV-Anbindung zum kulturellen Leben auf der Insel Wohnquartieren wurden hinterfragt, im Sinne von Zusammenhalt oder in den Abendstunden und am Wochenende Anonymität. Auf großen Stadteilkarten entstanden so visualisierte La- • Integrationsprojekte gebeschreibungen, ergänzt durch eine beschreibende Charakterisie- • Abschließend wurden die Bürger*innen gebeten, ihren Stadtteil rung des jeweiligen Stadtteils. Diese zeigte sich für die Vorstadt und zu charakterisieren: den St. Georgsberg sehr unterschiedlich und vielfältig, von „kleinstäd- • naturnaher Naherholungsraum tisch und langweilig“ über „idyllisch, erholsam und naturnah“ bis • unklare Stadtteilentwicklung „schrecklich laut und angenehm ruhig“. Diese Beschreibungen änder- • alter „vergessener“ Dorfkern ten sich durchaus, wenn man einzelne Wohnquartiere in den Blick • unverbundene, sehr unterschiedliche Wohnquartiere (wohl nahm. So gab es einen deutlichen Unterschied in den Beschreibungen situierte Wohnräume in den Neubaugebieten oder in der zwischen „alten Wohnblocks“ und den „Neubaugebieten“, der sich Lübecker Straße, ausgeprägte Räume des sozialen Wohnungs- ebenso in der Zuordnung von „Anonymität“, eher in den älteren Wohn- baus, die teilweise auch stigmatisierend beschrieben wurden) • Wohnort mit guter Versorgungsqualität, aber geringer sozialen quartieren und „Gemeinschaft“, eher in den Neubaugebieten, aus- Köhasion und nur punktuell ausgeprägten nachbarschaftlichen drückte. Als Mangel wurde in beiden Stadtteilen vor allem das geringe Beziehungen Angebot von Gastronomie und Einzelhandel sowie die fehlenden Ver- • Herausforderungen in Fragen von Integration, sozialen anstaltungs- und Begegnungsräume und Veranstaltungsangebote ge- Problemlagen und punktuell prekären Wohnsituationen nannt. Nur wenige Begegnungsinseln konnten jeweils beschrieben werden, an denen Menschen einfach, kostenfrei und ohne Zugehörig- πFAZIT: In der Reflexion dieser Charakterisierungen gelangten die keit in einen Verein oder Organisation zusammenkommen können. 14 15 Teilnehmer*innen zu keiner klaren Erzählung über den Stadtteil „St. Georgsberg“. Er wurde jeweils ganz unterschiedlich beschrieben, Eine ganze andere Beschreibung zeigte sich auf der Insel. Hier wurde mit teilweise gegensätzlichen Attributen und auch mit nur geringer ein lebendiges Stadtzentrum einer Kleinstadt beschrieben, mit einer historischer Kenntnis seiner Entstehung und Entwicklung. Prägnant immer noch funktionierenden Einzelhandelsstruktur sowie vielen gas- war, dass die Beiträge der Teilnehmer*innen nur wenig Bezüge zu tronomischen, kulturellen und freizeitorientierten Angeboten und öf- einander hatten und so zahllose Einzelbilder entstanden, von Armut fentlichen Begegnungsräumen. Im Gegensatz zu den außen liegenden und Wohlstand, von Alteingesessen und Zugezogen, von Fremdheit Stadtteilen zeigten sich diese Angebote in der Bewertung auch deutlich versus Vertrautheit. Lediglich die Beschreibung als „naturnah“ fand barriereärmer, beispielsweise im Sinne von Kostenfreiheit. So wurden eine gemeinsame Resonanz. Eine Identifikation mit dem Stadtteil ließ belebte Räume wie der Kurpark und der Marktplatz oder auch wie- sich so gut wie gar nicht erkennen. derkehrende kostenfreie Ausstellungen, Vorträge, selbst musikalische Darbietungen in dieser Stadtteilbeschreibung benannt. Dies wurde auch in den Dialogrunden in der Vorstadt und dem St. 4.4 Auswertung der ersten Dialogrunde Georgsberg so gesehen, allerdings verbunden mit der deutlichen Kri- Die erste Runde des Ratzeburger Dialogprojektes „warum Allein?“ tik, dass gerade die kulturellen Angebote auf der Insel - oftmals in den konnte, wie von den Organisatoren geplant, Menschen in den ver- Abendstunden gelegen - mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht er- schiedenen Stadtteilen zusammenführen, um über das Thema „Ein- reichbar seien. Man käme noch hin, aber nach 20 Uhr nur selten zu- samkeit“ zu diskutieren. Moderator Lars Hartwig aus Lübeck rück. Aus Sicht des Moderators Lars Hartwig eine überraschende erarbeitete mit den jeweiligen Gruppen in der Ansveruskirche, im Beschreibung: „Es scheint, dass das Stadtzentrum von Ratzeburg sich Rathaus und in der Lauenburgischen Gelehrtenschule an drei Tagen mit seinen zahlreichen Angeboten in den Abendstunden von den an jeweils eine subjektive Stadtteilbeschreibung, in der Faktoren, die deren Stadtteilen gewissermaßen entkoppelt.“
Die gewonnenen Stadtteilbeschreibungen wurden nachfolgend vom a. Organisation von Veranstaltungen (Zielgruppe: Organisationsteam des Dialogprojektes ausgewertet. Auf ihrer Grund- Veranstaltungsorganisationen) lage wurde für den 21. Oktober 2019 in der Ansveruskirche in der • Veranstaltungszeiten an die Zielgruppen anpassen Vorstadt und für den 23.10.2019 in der Grundschule St. Georgsberg • Veranstaltungszeiten flexibel gestalten (z.B. auch mal jeweils von 15 bis 18 Uhr eine zweite Dialogrunde geplant. Eine Fort- nachmittags oder mit Blick auf ÖPNV-Fahrtzeiten insbeson- führung des Dialoges auf der „Insel“ wurde hingegen verworfen, da dere zum Veranstaltungsende) dort die Relevanz des Themas als wenig gravierend wahrgenommen • Veranstaltungsorte variieren (nicht immer die gleichen Orte wurde, sowohl was die Teilnehmerresonanz anbetraf, als auch was die wählen, nicht immer nur auf der Insel) Ergebnisse der Stadtteilbeschreibung zeigten. Im Fokus der zweiten • Veranstaltungsorte nach Erreichbarkeit auswählen Dialogrunde sollte die Diskussion über Lösungsansätze und Ideen ste- (ÖPNV-Anbindung) hen, die geeignet scheinen, um insbesondere alleinstehenden Men- • finanzielle Hemmschwellen möglichst gering halten schen die Teilhabe am stadtgesellschaftlichen Leben zu erleichtern (Sozialtarife) oder zu ermöglichen. Die Teilnehmer*innen der ersten Dialogkonfe- • Veranstaltungskonkurrenzen meiden renzen wurden eingeladen, im Vorfelde dieser zweiten Dialogrunde b. Erreichbarkeit von Veranstaltungen als Multiplikator*innen in ihren Stadtteilen zu wirken und insbeson- • Mitfahrgelegenheiten ermöglichen dere Menschen, die aus ihrer Kenntnis von Einsamkeit betroffen sind, • ehrenamtliche Fahrdienste organisieren über die Arbeit des Dialogprojektes zu informieren und sie gegebe- • Rufbus oder Sammeltaxis für Veranstaltungen nenfalls zur Teilnahme an der zweiten Dialogrunde zu motivieren. • Bürger- oder Kulturbus organisieren (s. Vorbild Berkenthin) Dazu kam das Organisationsteam überein, die begleitende Umfrage- • Konzepte zur Flexibilisierung der Stadtverkehrs entwickeln aktion auf dem Einladungsflyer zum Dialogprojekt öffentlich auszu- c. Information zu Veranstaltungen weiten und bis in den Oktober einen öffentlicher Aktionsbriefkasten • Informationen zu Veranstaltungen besser kommunizieren in der Stadtbücherei bereit zu stellen. Beworben wurde die zweite • öffentliche „Pinnwände“ einrichten 16 Dialogrunde mit einer Infokarte, die als Wurfsendung im gesamten 17 • digitale Plattformen einrichten (z.B. Nachbarschaftsplattform Stadtgebiet verteilt wurde www.nebenan.de) • Auslage der Veranstaltungslisten der Tourist-Information auch im Stadtteil 5. LÖSUNGSANSÄTZE • E-Mail-Veranstaltungsverteiler • Veranstaltungswurfsendungen zur Verteilung über die 5.1 Zweite Dialogrunde im Stadtteil „Vorstadt“ ambulanten Pflegedienste Die zweite Dialogrunde in der Vorstadt wurde am 21. Oktober 2019 In einer zweiten Dialogrunde wurde das Thema „Begegnungsräume“ durchgeführt. Als Veranstaltungsort war dafür erneut der Gemeindes- aufgeworfen und entsprechende Ideen gesammelt für innen- und au- aal der Ansveruskirche aufgrund seiner zentralen Lage und der guten ßenliegende Begegnungsräume: Erreichbarkeit ausgesucht worden. Rund 30 Bürger*innen beteiligten sich dieses Mal am Dialog, wiederum überwiegend Multiplikator*in- a. außenliegende Begegnungsräume nen aus dem Stadtteil und kaum Personen aus der Zielgruppe „Betrof- • Aufwertung des Löwenbrunnens mit Sitzgelegenheiten fene“. Allesamt ließen sich die Teilnehmer*innen erneut auf das • Aufwertung des Platzes am Jägerdenkmal mit vorgeschlagene Dialogformat und die vorgegebene Moderation ein. Sitzgelegenheiten • Entwicklung des Geländes Sedanwiese/ Alte Gärtnerei zu In einer ersten Ideenrunde wurde in Kleingruppen zunächst darüber einer Parkanlage („Sedanpark“) mit Bänken und Brunnen diskutiert, wie die Nutzung bestehender Begegnungsangebote im • Perspektivische Entwicklung der Fläche am Kindergarten Stadtteil verbessert werden könnte. Drei Themenkreise rückten dabei Hasselholt zu einem Verweiltreffpunkt auch für ältere in den Fokus und wurden mit konkreten Vorschlägen unterlegt: Menschen
• mehr Bänke im Stadtteil aufstellen, „Freundschaftsbänke“ 5.2 Zweite Dialogrunde im Stadtteil installieren • freies WLAN an öffentlichen Plätzen auch in den außenlie- „St. Georgsberg“ genden Stadtteilen Die zweite Dialogrunde auf dem St. Georgsberg wurde am 23. Oktober b. innenliegende Begegnungsräume 2019 durchgeführt. Als Veranstaltungsort wurde dafür abweichend zu • Umnutzung des alten Kreissparkassengebäudes als ersten Dialogrunde dieses Mal die Grundschulstandort St. Georgsberg Stadtteilzentrum ausgewählt, die sich durch eine größere räumliche Nähe zu den maß- • Reaktivierung der Altentagesstätte Mecklenburger Straße geblichen Wohngebieten dieses Stadtteils auszeichnet. Rund 15 Bür- • Reaktivierung der Kegelbahn im Sportlerheim Riemannstraße ger*innen beteiligten sich dieses Mal am Dialog, wiederum überwiegend als ehrenamtliches Gemeinschaftsprojekt Multiplikator*innen aus dem Stadtteil und kaum Personen aus der Ziel- • weitere Nutzungen (auch nicht-konfessionell) des Gemein- gruppe „Betroffene“. Allesamt ließen sie sich erneut auf das vorgeschla- deraums in der Ansveruskirche ermöglichen gene Dialogformat und die vorgegebene Moderation ein. In einer abschließenden Dialogrunde wurden Vorschläge gesammelt, In einer ersten Ideenrunde wurde in Kleingruppen zunächst darüber die zu mehr begegnungsfördernden Veranstaltungen oder zu mehr diskutiert, wie die Nutzung bestehender Begegnungsangebote im zwischenmenschlichen Begegnungen insgesamt führen können: Stadtteil verbessert werden könnte. Drei Themenkreise rückten dabei • Ehrenamts- und Tauschbörse einrichten (z.B. in den Fokus und wurden mit konkreten Vorschlägen unterlegt: „Leasing-Oma“) • Lesekreise oder interkulturelle Kochgruppen einrichten a. Organisation von Veranstaltungen (Zielgruppe: • Erzähl-Café nach dem Konzept „Lebens-Café“ einrichten Veranstaltungsorganisationen) • „Offener Adventskalender“ wiederbeleben • Veranstalter für Veranstaltungen auf dem St. Georgsberg • Straßenfeste organisieren und fördern gewinnen (nicht immer nur auf der Insel) • identitätsbildende Stadtteilprojekte initiieren b. Erreichbarkeit von Veranstaltungen 18 • digitale Begegnungsangebote schaffen (www.nebenan.de) 19 • Mitfahrgelegenheiten ermöglichen (Mitnahmebänke oder • ehrenamtliche, generationsübergreifende Unterstützungsan- Mitnahmepunkte an bestehenden Haltestellen installieren, gebote organisieren (Begleit- und Mitnahmeangebote, Whatsapp-Mitfahrergruppe einrichten) „meine Stunde für dich“) • ehrenamtliche Fahrdienste organisieren (z.B. „Jung fährt • hauptamtliche*r Nachbarschaftsmanager*in Alt“ im Zuge der Jugendgruppenleiterausbildung) • Reaktivierung der ehemaligen hauptamtlichen • zusätzliche ÖPNV-Angebote für kulturelle Gemeindeschwester • stadtteilbezogene Seniorenbeauftragte Großveranstaltungen • Rufbus oder Sammeltaxis für Veranstaltungen organisieren • Bürger- oder Kulturbus organisieren (s. Vorbild Berkenthin) Bürgermeister Gunnar Koech (li.) • bessere Beleuchtung, besserer Räumdienst für bessere und Moderator fußläufige Erreichbarkeiten von Veranstaltungen auch in der Lars Hartwig dunklen Jahreszeit sammeln Hinweise c. Information zu Veranstaltungen für eine Stadtteil- beschreibung. • Informationen zu Veranstaltungen besser kommunizieren - auch mit Blick auf die Barrierefreiheit • Veranstaltungszeiten präziser fassen (voraussichtliches Veranstaltungsende benennen) • stadtteilbezogene digitale Veranstaltungsinformationen • Stadtteilzeitung
In einer zweiten Dialogrunde wurde das Thema „Begegnungsräume“ • Straßenfeste, Streetsoccer -Event im Stadtteil organisieren aufgeworfen und entsprechende Ideen gesammelt für innen- und au- und städtischerseits mit Kleinbeiträgen (Straßenfest-Budget/ ßenliegende Begegnungsräume: Straßenfest-Wettbewerb), verwaltungsseitiger Unterstützung oder mit ehrenamtlichen Veranstaltungshelfern proaktiv a. außenliegende Begegnungsräume fördern • Spielplätze in alten Wohnquartieren neubewerten und ggf. • identitätsbildende Stadtteilprojekte initiieren umwidmen zu Begegnungsräumen • digitale Begegnungsangebote schaffen (www.nebenan.de) • öffentliche Parkanlage entwickeln aus ungenutzten • ehrenamtliche, generationsübergreifende Unterstützungsan- Kleingartenparzellen gebote organisieren (Begleit- und Mitnahmeangebote, • Reaktivierung und Aufwertung der Minigolfanlage „meine Stunde für dich“, auch digital: www.einzelhelfer.de) • fußläufige Wegebeziehungen im Stadtteil attraktiver gestal- • hauptamtliche*r Quartiersmanager*in ten (z.B. durch Bänke und kleine Begegnungsräume) • freies WLAN an öffentlichen Plätzen auch in den außenlie- genden Stadtteilen • Gemeinschaftslaube auf dem Kleingartengelände für die 5.3 Auswertung der zweiten Dialogrunde Öffentlichkeit öffnen Die zweite Runde des Ratzeburger Dialogprojektes „warum ALLEIN?“ b. innenliegende Begegnungsräume konnte, wie von den Organisatoren geplant, Menschen in den Stadt- • mobile Räume entwickeln teilen „Vorstadt“ und „St. Georgsberg“ zusammenführen, um lösungs- (Bauwagenkonzept als Spielmobil oder Repair-Café mit orientiert zum Thema „Einsamkeit“ zu diskutieren. Anwesend waren wechselnden Standorten) dabei ganz überwiegend Multiplikator*innen, nur ganz bedingt jedoch • Neubau eines Stadtteil-Treffpunktes Teilnehmer*innen, die sich selbst als von Einsamkeit betroffen be- • mögliche Raumnutzungen für Veranstaltungen: schrieben. Mit ihnen konnten, wie erhofft, jeweils stadtteilbezogen ›› Gemeinderaum des Pastorats St. Georgsberg etliche Ideen gesammelt werden, die geeignet scheinen, Einsamkeits- 20 21 (problematisch im Sinne der Barrierefreiheit) prozesse aufbrechen zu können. Grundsätzlich ließen sich diese Ideen ›› Jugendzentrum in zwei Kategorien fassen: „Mensch zu Mensch“ und „Mensch zu Ort“. ›› Schulen A) „MENSCH ZU MENSCH“ ›› Außenstudio des Offenen Kanals mit digitaler Werkstatt ›› Kanu- und Ruderclub Die grundlegende Frage, die sich in beiden Dialogrunden zunächst ›› Gemeinschaftsräume der Wohnbaugenossenschaft stellte, war, wie man Menschen in den Stadtteilen zusammenbringen (Friedrich-Ebert-Straße) kann. Hier entwickelten die Teilnehmer*innen der Dialogrunden eine ›› Gemeinschaftsraum des Lebenshilfewerkes ganze Reihe von praxisorientierten Ideen. In einer abschließenden Dialogrunde wurden Vorschläge gesammelt, Im Fokus stand dabei einerseits die Stärkung von bestehenden Begeg- die zu mehr begegnungsfördernden Veranstaltungen oder zu mehr nungsangeboten insbesondere durch verbesserte Erreichbarkeit und zwischenmenschlichen Begegnungen insgesamt führen können: Öffentlichkeitsarbeit, andererseits aber auch die Ausweitung von stadt- teilbezogenen Begegnungsangeboten. Insbesondere auch durch Über- • Projekte der Nachbarschaftshilfe initiieren (analog/ digital), legungen, die stark auf die Insel zentrierte Ausrichtung von z.B. ein Reparatur-Café Veranstaltungen vermehrt in die Stadtteile zu dezentralisieren. So • Kochgruppen einrichten umfasste der Ideenpool hier Themen wie „Mobilität“, „Vernetzung“ • Vortragsveranstaltungen, Lesungen, Gesangsprojekte im und „Information“, aber auch „Veranstaltungsmanagement“ und „al- Stadtteil organisieren ternative Veranstaltungslokalitäten“. • Bürgerradio - Studionutzung des „Offenen Kanals“ in der Heinrich-Hertz-Straße bekannter machen Am Rande wurde hier auch über digitale Möglichkeiten reflektiert, die • Volkshochschulkurse im Stadtteil anbieten geeignet scheinen, Menschen in Kontakt zu bringen oder sie gezielt
über Veranstaltungen im Stadtteil oder Mitfahrgelegenheiten auf die Insel zu informieren. Nachbarschaftsplattformen wie www.nebenan. 6. EMPFEHLUNGEN de oder digitale Ehrenamtsbörsen wie www.einzelhelfer.de wurden In einer Nachbesprechung hat die Organisationsgruppe des Dialog dabei vorgestellt. projektes „warum ALLEIN“ über den Verlauf der Dialogrunden ab schließend reflektiert und mögliche Empfehlungen für eine weitere Im Fokus standen aber auch Ideen, wie Menschen, die von Einsamkeit Bearbeitung des Themas in den Stadtteilen zusammengefasst: betroffen sind, aktiv erreicht werden können. Maßgebend war hier in beiden Stadtteilen das ehemalige Konzept der Gemeindeschwester, 1. Maßnahmen zur Bearbeitung und Abbau von Einsamkeits welches heutzutage in die standardisierte Arbeit der verschiedenen prozessen sollten vordringlich in den Stadtteilen Vorstadt und Pflegedienste übergangen ist. Diese beispielsweise bei der Vermittlung St. Georgsberg geplant werden. von Informationen einzubinden, in Form von stadtteilbezogenen Ver- anstaltungsflyern, wurde als gute Möglichkeit diskutiert, eine bestimm- 2. Im Rahmen des städtischen Veranstaltungsmanagements sollte te Gruppe von einsamen Menschen erreichen zu können. Daneben mit Veranstaltern über Fragen wie mobilitätskonforme wurden aber auch Konzepte beraten, wie einsame Menschen aktiv zu Veranstaltungszeiten oder alternative Veranstaltungsorte Begegnungsangeboten bewegt werden können, beispielsweise durch jenseits der Insel gesprochen werden. ehrenamtliche Begleitangebote, die helfen können, Mobilitätsein- 3. Es sollten stadtteilbezogene, identitätsstiftenden Pilotprojekte schränkungen oder auch Motivationslosigkeit zu überwinden. gestartet werden, die soziales, ehrenamtliches Engagement initiieren und fördern und neue Veranstaltungsformate an B) „MENSCH ZU ORT“ neuen dezentralen Veranstaltungsorten entstehen lassen. Im zweiten Schritt der Ideensammlung wurde vor allem über das Thema 4. Es sollten stadtteilbezogene Pilotprojekte gestartet werden, „Begegnungsorte“ in den Stadtteilen gesprochen. Auch wurde eine die zu einer verbesserten Informationslage in den Stadtteilen Fülle praxisorientierter Ideen gesammelt, um innen- wie außenliegende führen. 22 Orte als Begegnungsräume wieder oder neu zu erschließen. Dabei rich- 23 tete sich der Blick der Teilnehmer*innen durchweg auf Bestandsräume 5. Es sollten digitale Pilotprojekte gestartet werden, die Menschen und deren Umwidmung oder Aufwertung. Grundsätzlich wurde dabei in den Stadtteilen zusammenführen können. festgehalten, dass in beiden Stadtteilen dringender Handlungsbedarf 6. Es sollte ein Mobilitätskonzept entwickelt werden, das die besteht, um dort auch solche wohnortnahen Begegnungsräume entste- Erreichbarkeit von Veranstaltungen auf der Insel von beiden hen zu lassen, wie sie es in Fülle auf der Insel gibt. Vorbilder wie im Stadtteilen aus ermöglicht und sicherstellt. Neubaugebiet Barkenkamp auf dem St. Georgsberg mit der Gestaltung des Straßenzuges „Am Anger“ wurden hier als beispielhaft benannt. 7. Die Stadtteile Vorstadt und St. Georgsberg und die verschie denen Wohnquartiere sollten nach Möglichkeit auch städte Grundsätzlich wurde auch in beiden Dialogrunden deutlich, dass sich baulich unter dem Gesichtspunkt einer fortgeführten die Teilnehmer*innen gut vorstellen können, sich in die Entwicklung Stadtentwicklung neu betrachtet werden. neuer Begegnungsräume und Begegnungskonzepte einzubringen. Insbesondere der Seniorenbeirat der Stadt Ratzeburg zeigte sich sehr 8. Es sollten vorhandene innen- und außenliegende Räume interessiert, diese Themen zukünftig stärker zu bewegen und Impuls- als stadtteilbezogene Begegnungsräume neu- und weiter geber zu sein. entwickelt oder auch umgewidmet werden. Anzumerken ist abschließend, dass auch in der zweiten Dialogrunde ein wesentlicher Unterschied zwischen den Stadtteilen „Vorstadt“ und „St. Georgsberg“ deutlich wurde: die sehr unterschiedliche Ausprä- gung von Identifikation mit dem jeweiligen Stadtteil. Die Vorstadt konnte auch aus Sicht des außenstehenden Moderators als deutlich kohärenter wahrgenommen werden als der St. Georgsberg.
Herausgeber: Stadt Ratzeburg Unter den Linden 1 23909 Ratzeburg Text und Bilder © Stadt Ratzeburg
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