Warum Der Kleine und das Biest uns anrührt

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Programmforschung
20                                                                                                             24/2011/1

                                                       Maya Götz

      Warum Der Kleine und das Biest
              uns anrührt
               Ergebnisse einer Suche zwischen Experteninterviews, Medienanalyse und
                                     Humanistischer Psychologie

Der Artikel nähert sich aus der           Überlegungen (vgl. Mikos in dieser       Angerührt-Sein und Weinen Zeichen
Perspektive der Wissenschaft und          Ausgabe) so gut wie keine Arbeiten       eines entscheidenden Moments sein:
Praxis der Frage, was eine Kinder-        vor. Insofern bezogen wir die Unter­     Dem Menschen gelingt es, in Kontakt
und Familiensendung emotional             stützung anderer Wissensgebiete und      mit seinen Gefühlen zu kommen.
anrührend macht.                          Professionen gezielt mit ein, um uns     In seinem Buch »Die Seele berühren«
                                          der Beantwortung der Fragen anzu­        (2007) beschreibt Erhard Doubrawa,

D
                                          nähern.                                  wie er und seine Klienten von einer
          er Duden definiert die Wort­                                             therapeutischen Situation berührt
          bedeutung von »Rührung«                                                  wurden, wie sie sich öffneten und an
                                            Ein hilfreicher theoretischer
          als »weich stimmende in­                                                 dem Gewahr-Werden wuchsen. Ein
                                                   Bezugsrahmen:
nere Bewegtheit«. Kant bezeichnet                                                  wichtiges Moment der Veränderung
                                               die Gestaltpsychologie
sie u. a. als »Empfindung der An­                                                  in Richtung Heilung und Vervollstän­
nehmlichkeit, in der eine augenblick­     Eine Richtung in der Humanistischen      digung sind dabei die sogenannten
liche Hemmung aufgelöst und so ein        Psychologie, die sich mit der Wahr­      »existenziellen Augenblicke«, die
stärkeres Ergießen der Lebenskraft        nehmung von Gefühlen und der Ar­         Momente, in denen Menschen eine
bewirkt wird« (Eisler 2008, S. 61 ff.).   beit mit Menschen beschäftigt, ist die   innere Bewegung zulassen, in de­
Rührung lässt sich als eine Emotion       Gestaltpsychologie. Sie untersucht       nen sich die Starre löst, die sie selbst
bestimmen, bei der etwas »berührt«        die Dynamik des Wahrnehmungsvor­         aus Selbstschutz aufbauen mussten.
wird, in Bewegung gerät und den Men­      gangs. Dieser ist eben nicht etwa pas­   Diese sind oft mit einem Weinen
schen mit einem angenehmen, durch         sives Ziel der »sensorischen Bombar­     der Anrührung verbunden und von
Weichheit geprägten Gefühl entlässt.      dierung« durch die Umwelt, vielmehr      einer stärkeren Reichhaltigkeit der
Starke Anrührung kann mit Tränen          organisiert der Mensch seine Wahr­       Wahrnehmung gefolgt (vgl. Doub­
verbunden sein, und die Erfahrung,        nehmungen (vgl. Blankertz/Doubra­        rawa 2007, S. 23 f.). Die Stärke und
im Kino bei einem bewe­genden Film        wa 2005, S. 109 ff.). Dies heißt auch,   die heilenden Dimensionen, die exis­
zu weinen, ist den meisten Erwach­        dass Gefühle nicht einfach von außen     tenzielle Momente in der Therapie
senen vermutlich bekannt. Es ist eine     steuerbar sind, sondern vom Individu­    ermöglichen, kann – und soll – Fern­
bereichernde Erfahrung, die einige        um organisiert, zugelassen oder auch     sehen nicht leisten. Fernsehen ist kein
Kinder im Interview sogar schon im        abgeblockt werden können.                Therapeut!
Vorschulalter benennen können (vgl.       Die Gestalttherapie befasst sich u. a.   Nichtsdestotrotz gehört es zu den
Götz in dieser Ausgabe). Insofern         damit, Menschen Räume zu eröffnen,       Zielen von Qualitätsmedien, Men­
stellen sich die Fragen: Was macht        in denen sie sich mit ihrer Wirklich­    schen kognitiv und emotional zu
eine Kinder- und Familiensendung          keitskonstruktion auseinandersetzen      bereichern und ihnen für die Ausei­
emotional anrührend? Was sind die         und mit diversen Gefühlen in Kontakt     nandersetzung mit dem Alltag und
spezifischen Momente im Medien­           kommen können. Insofern findet sich      sich selbst symbolisches Material
text, die es braucht, um es Menschen      hier ein geeigneter theoretischer Be­    anzubieten. Insofern lohnt es sich,
zu ermöglichen, (nahezu) zu Tränen        zugsrahmen, um sich der Frage der        hier Parallelen zu ziehen, um Anre­
gerührt zu sein?                          Anrührung, dem Weinen vor dem            gungen für die Produktionsarbeit im
Leider liegen zu diesem Thema ne­         Fernseher zu nähern. In der thera­       Bereich Kinder- und Familienfernse­
ben einigen wenigen Artikeln und          peutischen Praxis kann ein starkes       hen zu bekommen.
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                  24/2011/1                                                                                                21

   Annäherung: ExpertInnen                  Ergebnisse des Forschungs-               Eine erste, spontane Analyse von Bet­
  reflektieren über ihr eigenes              projektes »An-gerührt«                  tina Reitz (Degeto Film GmbH):
  Angerührt-Sein bei Kinder-                                                                                 Ich finde, dass
    und Familiensendungen                 Das anrührende Thema:                                              der Film auf den
                                          Anknüpfen an emotional                                             unterschiedli­
Angerührt-Sein und Weinen vor dem         bedeutsame Erfahrungen,                                            chen Ebenen
Fernseher ist für Kinder relevant, eine   Befürchtungen und Hoffnungen                                       außergewöhn­
Befragung in Bezug auf die gestalte­      Bei anrührenden Filmen wird als                                    lich gut gemacht
rischen Details einer Sendung jedoch      Ganzes oder in Teilen an ein ohnehin                               und überzeu­
nur bedingt zielführend. Deswegen         emotional aufgeladenes Thema ange­                                 gend gebaut ist.
                                                                                                             Der Junge hat
wurden neben Studien mit Kindern          knüpft. Das Thema von Der Kleine
                                                                                                             so eine Größe,
(vgl. Holler in dieser Ausgabe) er­       und das Biest ist die veränderte El­                               weil er so liebe­
wachsene ExpertInnen mit hohem            ternrolle nach einer Scheidung oder        voll seine Situation und die seiner Mut­
(Selbst-)Reflexionsniveau und spe­        Trennung. In Deutschland, wie in           ter beschreibt. Wenn ich die Geschichte
zifischem Hintergrundwissen befragt,      vielen anderen westlichen Industrie­       nur lesen würde, wäre ich berührt, al­
um Bezüge zwischen innerpsychi­           nationen, liegt die Scheidungsrate bei     lein durch den Text des Jungen. Wie er
schen Bewegungen und Medientext           etwa 50 % der geschlossenen Ehen.          über die Eltern und vor allem die Mutter
herzustellen. Zum einen waren die         Eine Gemeinschaft, die eigentlich          spricht, bewegt, weil es von einer ganz
Befragten Menschen, die beruflich         ein Leben lang und »in guten wie in        großen Liebenswürdigkeit und vom Re­
                                                                                     spekt den Figuren gegenüber getragen
mit dem Umgang und der Reflexi­           schlechten Zeiten« halten sollte, wird
                                                                                     wird. Der Film strahlt dabei auch durch
on von Gefühlen beschäftigt sind:         offiziell als gescheitert aufgelöst. Un­   seinen textlichen Aufbau eine Sicherheit
Therapeuten. Zum anderen wurden           bestreitbar geht dies mit gegenseitigen    in dem, was er will, aus, experimentiert
ExpertInnen, die beruflich mit der        psychischen Verletzungen und einer         nicht mit seinen Figuren und lässt da­
Anregung, Organisation und Auswahl        tiefen Enttäuschung von Wünschen           durch keine Unsicherheiten zu.
von Kinder- und Familienformaten          und Hoffnungen einher. Bei rund der
                                                                                     Zum Beispiel die erste Geste, als der Jun­
beschäftigt sind, befragt: leitende       Hälfte der Scheidungen sind minder­
                                                                                     ge das Biest an die Hand nimmt, weil es
RedakteurInnen. Gemeinsam gingen          jährige Kinder betroffen (vgl. Sta­        seine Mutter ist, das ist schon unglaublich
wir auf die Suche, wann und warum         tistisches Bundesamt 12/2009). Für         bewegend. Er kommt nicht raus aus der
sie jeweils ganz konkret durch einen      die betroffenen Familien ist dies eine     natürlichen Bindung zu seiner Mutter,
Medientext angerührt werden. Aus­         ausgesprochen emotionsgeladene und         egal wie sie aussieht, egal was sie macht,
gangsmaterial waren dabei verschie­       schwierige Situation. Trotz der Häu­       egal was sich jetzt im Zuge dieses Films
dene Qualitätssendungen aus dem in­       figkeit, mit der sich Kinder mit dieser    aus diesem Biest noch Schreckliches oder
ternationalen Archiv des PRIX JEU­        Thematik auseinandersetzen müssen,         Unvorhersehbares entwickeln wird.
NESSE INTERNATIONAL, die in               ist es ein medial wenig erzähltes The­     Auf dieser Klaviatur zieht sich der Film
verschiedenen Kontexten bereits als       ma, das potenziell vermieden oder          in dieser sicheren Erzählform einfach
ausgesprochen anrührend beschrieben       verdrängt wird.                            perfekt durch – zwischen Text, Bild und
wurden. Die (Selbst-)Reflexionen der                                                 Musik und auch der Art, wie er gezeichnet
Therapeuten wurden videografisch          Insofern die Arbeitshypothese:             ist, einfach und trotzdem in den Nuan­
aufgezeichnet und in Ausschnitten                                                    cen sehr klar und stimmig –, sodass man
auf einem intensiven Workshop mit         Rührung und emotionale Bewegung            am Ende das Gefühl hat, das ist wirklich
einer kleinen Gruppe ausgewählter         finden vermutlich bevorzugt bei re­        etwas, was man allen Menschen in ei­
                                          levanten Themen statt, die an sich         ner solchen Situation am liebsten sofort
ExpertInnen1 als zusätzliche Perspek­
                                          emotional aufgeladen sind und eher         zusenden möchte, den Kindern wie den
tive mit einbezogen.                                                                 Erwachsenen: »Du bist nicht allein. Und
Der Film, mit dem theoriebildend          verschwiegen oder verdrängt werden.
                                                                                     wenn du es schaffst, dass du diese Ebene
gearbeitet wurde, war Der Kleine                                                     zu deinem Kind (oder zu den Eltern) be­
und das Biest (ZDF) (siehe auch Pro­      Die Erzählhaltung, die Anrührung           hältst, dann bist du auch auf dieser Welt
grammbeschreibung). Vorgestellt wur­      ermöglicht: konsequent und ver-            nicht verloren.«
den die Ergebnisse auf der IZI-Tagung     lässlich wertschätzend gegenüber
                                                                                     Die Liebe, das Gefühl zu seinen Eltern,
2010, wo sie mit der verantwortlichen     dem Thema und den Figuren
                                                                                     wird dabei nicht infrage gestellt oder auch
Redaktion und dem Autor diskutiert        In der Diskussion zur Sendung Der          nur diskutiert. Es gibt im ganzen Film ein­
wurden. Im Folgenden die zentralen        Kleine und das Biest ist es aber nicht     fach keinen Zweifel daran, dass der Junge
Ergebnisse dieses »etwas anderen«         nur das Thema, sondern vor allem die       beide liebt. Es gibt auch nicht die kleins­
Forschungsprojekts anhand der Dis­        Art, wie mit einer sehr problembe­         te Irritation. Und das, finde ich, ist eine
kussionen zu Der Kleine und das Biest.    lasteten Situation umgegangen wird.        ganz, ganz große Qualität dieses Films.
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                                                                    Ganz Ähnliches                           ins Bett kommt, oder die Endszene, in

                                                             Screenshot aus Der Kleine und das Biest © ZDF
                                                                    findet sich auch                         denen er nicht unter voller Kontrolle ist.
                                                                    im therapeuti­                           Ansonsten aber bewahrt er, wie in der
                                                                    schen Prozess.                           Supermarktszene, seine Mutter davor,
                                                                                                             alles umzurennen. Und das finde ich so
                                                                    Wichtigste und
                                                                                                             sympathisch an diesem Film. Meistens,
                                                                    notwendigste Vo­                         wenn wir Filme über Streit zwischen El­
                                                                    raussetzung ist                          tern inszenieren, sind sie es, die im Mit­
                                                                    eine verlässliche                        telpunkt stehen. Es fängt mit einer Streit­
                                                                    Beziehung, die                           szene an, dann erzählen wir den Konflikt
                                                                    durch Wertschät­                         der Eltern und versuchen so, die Kinder
                                                                    zung, Akzeptanz                          langsam in die Situation einzuführen.
Abb. 1: Die Perspektive des kleinen Jungen steht im Mittelpunkt     und Empathie                             Hier ist er in der ersten Szene da und hat
der Geschichte                                                      gekennzeichnet                           alles unter Kontrolle. Und er ist viel cle­
                                                                                                             verer als die Erwachsenen. Das macht
                                                                    ist. Erst durch sie
                                                                                                             ihn zu unserem Helden. Der Junge steht
                                                                    kann eine Bewe­
                                                                                                             im Mittelpunkt und der Film erzählt sei­
Wahrscheinlich braucht es genau die­ gung des Menschen, die immer von                                        ne Geschichte.
se verlässliche, wohlwollende Atmo­ ihm selbst ausgehen muss, ermög­
sphäre, um eine Anrührung überhaupt licht werden (vgl. Hutterer 1998,                                        Dieses Einnehmen der Perspektive von
                                                                                                             Kindern ist meist etwas ganz Starkes.
zulassen zu können. Als subjektiv S. 367 f.).
                                                                                                             Normalerweise blicken die Kamera und
sinnhaft handelnde Menschen schüt­                                                                           die Geschichte aus der traditionellen Er­
zen wir unser Selbst. Um uns emotio­                                                                         wachsenenhöhe auf das Kind herab. Hier
nal berühren zu lassen, müssen wir bei Insofern die Arbeitshypothese:                                        sehen wir unsere Welt plötzlich wieder
den selbst aufgebauten Schutzwällen                                                                          wie ein Kind. Und: Normalerweise fo­
Durchlässigkeit zulassen. Dies tun Rührung und emotionale Bewegung                                           kussieren Programme auf die Probleme.
wir jedoch nur, wenn wir uns sicher werden durch eine wertschätzende                                         Stellt man jedoch die Kraft und die Kom­
und nicht verletzlich fühlen. Fernse­ Haltung des Textes gegenüber den                                       petenzen von Kindern in den Mittelpunkt,
hen bietet hier eine besondere Chance Beteiligten und ihrem Handeln er­                                      erleben Kinder das viel stärker und es
der parasozialen Kommunikations­ möglicht. Nicht Anklage und Angriff,                                        macht es zudem zu einem perfekten Fa­
                                                                                                             milienprogramm. Es gibt uns Eltern, uns
beziehung (vgl. Horton/Wohl 1956). sondern Wohlwollen und Toleranz
                                                                                                             Erwachsenen eine Chance, uns selbst zu
In der geschützten Situation vor dem prägen die verlässliche Erzählhal­                                      sehen und mit einem Lächeln unsere ei­
Fernseher oder im Kinosaal sind wir tung.                                                                    gene Situation zu erkennen. Deswegen
vom direkten Handlungszwang der                                                                              glaube ich, dass es auch so stark für Er­
normalen Kommunikation befreit. Die Erzählperspektive: empathi-                                              wachsene funktioniert.
Der Medientext wiederum stellt eine scher Nachvollzug der Sichtweise
spezifische Rezeptionsposition her, Ein Ausschnitt aus den Argumenten                                        Rührung und Bewegung werden
die eine emotionale Haltung nahe­ von Jan-Willem Bult (KRO, Nieder­                                          durch die konsequente Einnahme der
legt. Bei einem Action- oder Horror­ lande):                                                                 Perspektive des Protagonisten ermög­
film ist dies eine andere als bei einer                                                                      licht. Die Narration und die Gestal­
                                                                         Ganz stark folgt
Kindersendung. Schon nach wenigen                                                                            tung fokussieren auf seine Sichtweise
                                                                         der Film von
Sekunden haben wir Vorannahmen                                                                               der Dinge. Es ist ein Text mit einer
                                                                         Anfang an dem
über das Genre, den weiteren Verlauf                                     Blickpunkt des                      präferierten Anschlussfigur, einer ein­
und die zu erwartende emotionale                                         Jungen und sei­                     deutigen Hauptfigur. Der Medientext
Ansprache. Um uns für eine Anrüh­                                        ner Welt. Die                       ist durch diverse Gestaltungsmittel
rung durch den Medientext überhaupt                                      Kamera ist auf                      so angelegt, dass die Zuschauenden
zu öffnen, bedarf es der Sicherheit,                                     seiner Augen­                       seiner Perspektive empathisch durch
dass es in dieser Beziehung zu keiner                                    höhe, als er un­                    die Geschichte folgen (Abb. 1).
nicht zu bewältigenden Überforde­                                        ter dem Tisch                       In der Humanistischen Psychologie
rung kommt. Die Anmutung, es sei                                         spielt. Wenn wir                    ist Empathie eine der absolut not­
                                                die Mutter sehen, dann ist es von seinem
für Kinder gemacht, lässt uns eine                                                                           wendigen Grundhaltungen eines
                                                Blickpunkt aus. Dabei ist der Junge von
weniger belastende Rezeptionssitu­ Anfang an ganz sicher. Er greift die Hand                                 Therapeuten, wenn eine Erweiterung
ation erwarten, die durch eine naive seiner Mutter und nimmt die Mutter mit.                                 beim Klienten ermöglicht werden
Grundhaltung und Rücksicht auf die Er hat keine Angst und ist total unter                                    soll. Dabei geht es nicht nur um ein
Entwicklung und Empfindsamkeit Kontrolle. Es gibt einige Szenen, z. B.                                       empfindsames, genaues und ein­
von Kindern geprägt ist.                        wenn die Mutter bzw. das Biest zu ihm                        fühlendes Zuhören und Verstehen.
Programmforschung
                  24/2011/1                                                                                            23

Es geht darum, die innere Welt des       Die Erzählrichtung: Würdigung               Würdigung des Vorhandenen. Das
Klienten mit all ihren persönlichen      des Handelns                                Problem, mit dem KlientInnen in die
Bedeutungen zu spüren, als wären         Aus der Analyse von Heike Sistig            Therapie kommen, um es zu lösen,
es die eigenen, und sich voll und        (WDR):                                      wird sozusagen »umgedeutet« und
ganzheitlich dem anderen Menschen                                Was mich hier
                                                                                     als Stärke und Ansatz der Lösung
zuzuwenden.                                                      so anrührt, ist     gewürdigt. Oftmals ermöglicht diese
Carl Rogers, einer der Begründer der                             die Tapferkeit in   Deutungsveränderung es Menschen
Humanistischen Psychologie:                                      der Not. Und        erst, den subjektiven Sinn hinter ih­
»Ich glaube, dass Veränderung mit                                dass der Junge      rem Handeln zu sehen und Emotionen
Wahrscheinlichkeit eintritt, wenn der                            das Beste da­raus   zuzulassen, die bisher geschützt wer­
                                                                 macht, dass er      den mussten (vgl. Doubrawa 2007,
Therapeut das Erleben erfassen kann,
                                                                 so etwas mit ei­    S. 14 ff.).
das in der inneren Welt des Klien­
                                                                 ner solchen         Im Rezeptionsprozess ermöglicht die
ten von Augenblick zu Augenblick                                 Ernsthaftigkeit
abläuft; wenn er es sieht und fühlt                                                  Fokussierung auf die Kompetenz des
                                                                 auf den Schul­
wie der Klient, ohne aber die Eigen­     tern trägt. Diese wahnsinnige Ernsthaf­     Jungen zum einen eine Entlastung der
ständigkeit seiner Identität in diesem   tigkeit, dieser Mut und diese Tapferkeit    ZuschauerInnen, sich als Erwachsene
Prozess des Einfühlens zu verlieren.«    berühren mich. Dazu gehört auch, dass       um dieses Kind kümmern zu müssen.
(Rogers 1962, S.185)                     der Junge überhaupt keine Anstalten         Sie verdeutlicht seine Leistung und
                                         macht zu versöhnen oder zu vermitteln.      rührt Momente der Bewunderung an.
Auf die Produktionspraxis übertra­
                                         Das hätte ich vermutlich getan, aber es     Parallel dazu erkennt sie Momen­
gen bedeutet dies, dass sich – um        wäre falsch gewesen. Er hingegen lässt      te eigener Leistung an. Durch die
eine emotionale Bewegung beim            sozusagen »jedem sein Monstrum« – mit       symbolische Natur, die immer auch
Rezipienten zu ermöglichen – die         Kraft und dem festen Glauben an die Ver­
                                                                                     vieldeutig ist, erfährt der Zuschau­
prägenden Menschen des Films (Au­        wandlung.
                                                                                     ende quasi durch die Tapferkeit des
torIn, RegisseurIn, Redaktion etc.)
                                         Die Figur des Jungen rührt durch sei­       jungen Helden die Anerkennung der
emotional auf ihren Stoff einlassen,
                                         ne Handlungen an. Er nimmt die An­          eigenen Leistung in ähnlichen Si­
das subjektive Erleben erfassen und
                                         forderung, die das Leben an ihn stellt,     tuationen. Diese Anerkennung, die
so umsetzen müssen, dass auch die
                                         als selbstverständlich hin. Er hadert       uns im Normalfall nicht ausreichend
Zuschauenden diesen Moment nach­
                                         nicht mit seinem Schicksal, wie es          zuteil wurde, rührt an. Überwunde­
spüren können. So wie Carl Rogers
                                         sich in vielen Filmen und Sendungen         ne Schmerzen klingen noch einmal
davor warnt, dies als Technik misszu­
                                         zu diesem Thema findet. Der Film            an, aber auch das positive Gefühl
verstehen, die bei der Oberfläche des
                                         erzählt nicht von Leid, Überforde­          der eigenen Stärke, diese Situatio­
hölzernen Pseudoverstehens stehen
                                         rung und Unzulänglichkeiten, was die        nen bewältigt zu haben. Wir kom­
bleibt (vgl. Rogers 1962, S. 185), so
                                         ZuschauerInnen in eine Position der         men mit diversen eigenen, aus dem
gilt es, das in der Produktionspraxis
                                         Konfrontation, des Mitleids oder der        alltäglichen Bewusstsein verdrängten
z. T. übliche Pseudoverstehen der
                                         Anklage geführt hätte. Er verschweigt       Erfahrungen, Wünschen und Idealen
Kinderperspektive zu vermeiden.
                                         die Schwierigkeit der Situation nicht,      oder auch »unvollendeten Handlun­
Emotional berührend wird es nur
                                         fokussiert aber auf die Leistung des        gen« (Polster 2009, S. 42) in Kontakt.
werden, wenn die Produzierenden
                                         Jungen. Symbolisch zugespitzt und           Insofern sind die Tränen der Rührung
bereit sind, sich ganzheitlich einzu­
                                         übersteigert wird verdeutlicht, wie         beim Fernsehen auch die Bestätigung
lassen und emotional nachzuspüren,
                                         furchtlos, zielorientiert und geduldig      unseres Selbst, unserer Leistung oder
was ein Kind in dieser Situation er­
                                         er agiert. Er ist der Held und seine        unserer Ideale. Entsprechend hinter­
lebt. Dies ermöglicht für den Zu­
                                         Handlung symbolisiert Tapferkeit            lässt uns ein anrührender Film mit
schauenden durch den Nachvollzug
                                         und die menschliche Fähigkeit, auch         dem Gefühl der Aufweichung, aber
und das Nachspüren der Perspektive
                                         schwierigsten Situationen willentlich       oft auch der wohligen Bestätigung,
eine andere Sichtweise.
                                         entgegenzutreten, ohne Garantie der         ohne dass wir den Grund hierfür ra­
                                         eigenen Unversehrtheit. Schon seit          tional spontan erklären könnten.
Insofern die Arbeitshypothese:           Platon zählt die Tapferkeit zu den 4
                                         Kardinaltugenden, die wir als zivili­       Insofern die Arbeitshypothese:
Rührung und emotionale Bewegung          sierte Menschen als Ideal anstreben,
werden durch die konsequente Über­       weil sie uns Ziele und Perspektiven         Eine Sendung oder Szene ermöglicht
nahme der subjektiven Sinnperspekti­     eröffnen. Dies wird hier gewürdigt.         dann emotionale Anrührung, wenn sie
ve des Protagonisten/der Protagonis­     Einer der Schlüsselmomente in der           symbolische Stärke, Kompetenz und
tin ermöglicht.                          gestalttherapeutischen Arbeit ist die       Ideale sichtbar macht. Damit findet
Programmforschung
24                                                                                                                 24/2011/1

eine Anerkennung dessen statt, was            ne gesetzt und die Eltern werden als      Grundlage des Menschenbildes der
sonst übersehen und nicht gewürdigt           Biester dargestellt: groß, potenziell     Humanistischen Psychologie ist die
wird.                                         kraftvoll und aggressiv, gleichzeitig     Subjektivität der Wahrnehmung.
                                              aber auch unangemessen laut, kusche­      Dies bedeutet nicht nur, dass jeder
Symbolik des Films: Erfassen und              lig und hilfsbedürftig. Es wird etwas     aus seinem individuellen Blickwinkel
Ausdruck des Wesentlichen                     symbolisiert, das den bekannten und       sieht, sondern dass wir durch unsere
Das Augenscheinlichste bei Der Klei-          unhinterfragten Deutungsmustern wi­       eigene Verfasstheit unterschiedliche
ne und das Biest ist die durch den            derspricht: Die stets sorgende und be­    Dinge wahrnehmen und deuten und
Zeichentrick ermöglichte Symbolik.            hütende Mutter ist ein hilfsbedürftiges   Diverses eben auch nicht wahrneh­
Dem körperlich sehr kleinen Jungen            Biest. Eigentlich wissen wir, dass es     men können. Es gibt »blinde Flecke«
steht ein großes, mächtiges Monster           diese Eindeutigkeit und Idealisierung     oder »Fixierungen«2, die zu einer ein­
gegenüber, das ihm an Körperkraft             der ewig guten Mutter gar nicht aus­      geschränkten Wahrnehmung führen.
und potenzieller Aggressivität bei            schließlich geben kann, insbesondere      Ziel der gestalttherapeutischen und
Weitem überlegen und eigentlich               in bestimmten Lebenssituationen wie       gestaltpädagogischen Arbeit ist es,
nicht von ihm beherrschbar ist. Den­          einer Trennung vom Lebenspartner.         den Wahrnehmungskreis zu erweitern
noch ist dieses Monster hilflos, muss         Als Erwachsene haben wir dies an          und die Verhärtung der Wahrnehmung
geführt und vor Unfällen beschützt            uns selbst in der einen oder anderen      aufzuweichen. Im therapeutischen
werden.                                       Dimension erfahren. Eigentlich wis­       Prozess kommt es dabei zu beson­
Ausschnitt aus der Analyse von Dr.            sen wir auch, dass Mütter/Eltern nicht    ders bedeutsamen Momenten, die oft
Bernhard Gleim (NDR):                         ständig handlungsfähig und in steter      von den Handelnden als Durchbruch
                          Der Film arbei­     Verantwortung für das Kind handeln        wahrgenommen werden. »Mit einem
                          tet mit Gegen­      können. Zur Orientierung unseres          Mal« können sie sich und ihr Han­
                          sätzen, die wir     Selbst halten wir aber an dem Ideal       deln in einem »anderen Licht« sehen,
                          auf einer forma­    fest.                                     nehmen sich »klarer« wahr, erkennen
                          len Ebene be­       Kinder sind im Diskurs, in der Art,       Zusammenhänge usw. Sie sind durch
                          schreiben kön­      wie wir öffentlich über sie sprechen,     ihre eigenen Wahrnehmungsblocka­
                          nen, die aber auf   denken und mit ihnen umgehen, die         den und Mauern hindurchgebrochen
                          einer tiefer lie­   zu Versorgenden, die eher durch un­       und können sich nun anrühren lassen
                          genden Ebene                                                  (Doubrawa 2007).
                                              vollkommenes Handeln und fehlende
                          noch viel mehr
                                              Selbstständigkeit geprägt sind (vgl.      Ein Film wie Der Kleine und das Biest
                          bedeuten. Die
Mutter, die eigentlich doch die immer         Cook 2010). Eigentlich erfahren wir       kann dies in einer abgeschwächten
liebe Mutter sein sollte, ist eine bedroh­    gerade im täglichen Umgang mit            Form anbahnen, weil er symbolisch
liche, gewaltige Mutter, die man schützen     Kindern, dass dies nur bedingt der        verdrängte Erfahrungen jenseits des
muss. Diese Gegensätze werden durch           Fall ist. Dennoch möchten wir diesen      sonst üblichen Diskurses artikuliert.
die Tapferkeit des Jungen ausgeglichen.       Diskurs aus diversen Gründen auf­         Wie geschieht dies im Detail?
Er muss das Gleichgewicht halten, er ist      rechterhalten.                            Ein Symbol ist ein aus Bruchstücken
dazu da, das Biest zu hegen und zu pfle­      Insofern zeigt der Film etwas, das ei­    zusammengefügtes wahrnehmbares
gen, bis sich das Biest am Ende wieder        gentlich viel dichter an der Realität     Zeichen bzw. Sinnbild, das stellver­
in eine schöne Frau verwandeln kann. Er
                                              unserer Gefühle und Erfahrungen ist       tretend für etwas anderes, nicht Wahr­
ist in der Erwachsenenrolle.
                                              und das wir aber aus wohlgemeinten        nehmbares steht (Brockhaus 1989,
Diese Umkehr der Rollen ist aber auch         Selbstschutzmechanismen nur be­           S. 317 ff.). In Der Kleine und das
mit ganz viel Humor verbunden. Zum            grenzt zulassen wollen. Er unterläuft     Biest wird durch die Möglichkeiten
Beispiel in der Szene, in der die Mut­                                                  des Zeichentricks etwas symbolisiert,
                                              also die wohlbehüteten Fehlsetzun­
ter ins Schlafzimmer kommt. Eigentlich
                                              gen des öffentlichen Diskurses. Dies      was sich sonst der Wahrnehmung
ist das umgekehrt und das Kind kommt
»Tapp, Tapp, Tapp« irgendwann um 4            geschieht jedoch nicht angreifend,        entzieht. So werden Sinnbilder er­
Uhr morgens ins elterliche Schlafzimmer.      was eine sich wehrende oder argu­         schaffen, u. a. für die sanfte Kraft
Und das ist, wenn man so will, die rich­      mentative Gegenpositionierung in          und intuitive Zielorientierung, mit der
tige Ordnung. Die Eltern müssen dafür         der Zuschauerhaltung provozieren          Kinder ihren Eltern durch schwere
sorgen, dass die Kinder durchschlafen.        würde, sondern wertschätzend. Das         Zeiten helfen (vgl. Abb. 2). Ebenso
Hier muss der Junge dafür sorgen, dass        ist verblüffend, weil es neu und un­      entstehen Sinnbilder für die Verände­
die Mutter durchschläft.                      erwartet ist. Und es ist genau dadurch    rung des Selbst vom Biest zur Mutter,
                                              berührend, weil es eigene Erfahrun­       die sich durch Krisen und ihre Bewäl­
Das Wortspiel »verbiestert sein« wird         gen »reiner« von unangemessenen           tigung vollziehen, für das Gefühl von
im wahrsten Sinne des Wortes in Sze­          Idealisierungen visualisiert.             Depression (vgl. Abb. 3) oder für Mo­
Programmforschung
                   24/2011/1                                                                                                               25

mente von Aggressivität,                                                                     konsequent durchgehalten.
die anschwillt, sich zum                                                                     Eine Klarheit in Form und
Teil völlig unangemes­                                                                       Gestalt, die sich auf das We­
sen entlädt und dann wie                                                                     sentliche konzentriert, prägt
in einem Nachklappen                                                                         das Werk.
noch regt (vgl. Abb. 4).                                                                     Ein Ausschnitt aus der Ana­
In diesen Szenen gelingt                                                                     lyse von Dr. Bernhard Gleim
es dem Film, etwas Be­                                                                       (NDR):
kanntes, aber selten so                                                                      »Less is more.« In der Limitie­
pointiert Gesehenes visu­                                                                    rung erweist sich die Kreativi­
ell zu formulieren. Phä­                                                                     tät. Es gibt wenige Locations,
nomenologisch (im Sin­ Abb. 2: Die Symbolisierung der sanften Kraft des Kindes               kleine Gesten, ich würde das als
ne Husserls 2005) wird                                                                       stimmige, gelungene Erzählöko­
in diesen Momenten auf                                                                       nomie bezeichnen. Bestimmte
das »Wesen« reduziert,                                                                       Sachen wie z. B. das Fußball­
auf den unverwandelba­                                                                       spiel kommen immer wieder vor,
                                                                                             der Film hat eine geschlossene
ren Kern, der das Wesent­
                                                                                             Ästhetik mit dem Hund, mit der
liche sichtbar macht und                                                                     Supermarktkasse usw. Es gibt
damit Erkenntnis ermög­                                                                      diverse Symmetrien. Hier ist es
licht. Erreicht wird diese                                                                   gelungen, 2 oder 3 Motive zu
Tiefe, dieser dem Phäno­                                                                     wählen und diese in Varianten
men inne ruhende Kern,                                                                       zu bespielen, statt immer neue
durch eine Grundhaltung                                                                      Motive aufzureißen und immer
(die Epoché), die sich Abb. 3: Die Symbolisierung von Depression                             wieder eine neue Welt aufzuma­

                                                                                          Screenshots aus Der Kleine und das Biest © ZDF
zunächst jeden Urteils                                                                       chen, die dann nicht ausreichend
oder speziellen Wissens                                                                      erzählt werden kann. Das zeich­
                                                                                             net ja häufig ein gutes Drehbuch
enthält. Erst durch diese
                                                                                             aus, dass es mit eigentlich ganz
offene, nicht vorgedeute­                                                                    wenigen Motiven ganz viel Viel­
te Perspektive ist es (an­                                                                   falt herstellen kann.
satzweise) möglich, sich
dem Wesen(tlichen) zu                                                                        Der klare, verlässliche Re­
nähern. Was Der Kleine                                                                       zeptionsraum wird dabei
und das Biest in seinen                                                                      entscheidend durch die junge
Symbolen anbietet, ist                                                                       Stimme aus dem Off geprägt.
nicht die allgemein üb­                                                                      Sie ist die einzige Stimme
liche Betrachtungsweise Abb. 4: Die Symbolisierung von typischer Form der Aggression         und Sprache und übernimmt
auf Scheidungskinder                                                                         die Rolle eines auktorialen
und ihre Probleme. Die Sendung Wirklichkeit ästhetisch für den Zu­ Erzählers. Dieser erklärt und deutet
geht also nicht von den eingefahre­ schauenden zugänglich gemacht.                   die Situation des Jungen und wird
nen Denkschemata und Klischees                                                       so nicht nur konkret, sondern auch
aus, sondern erzählt eine Situation Textaufbau und Dramaturgie:                      intellektuell handlungsfähig. Für die
im Detail, mit wenig vorurteilsge­ gezielte sensible Emotionsführung                 Rezeptionshaltung hat dies den Vor­
prägtem Blick und dicht an sensiblen durch fokussierte Rezeptionsräume teil, dass man sich nicht zwischen
Alltagsbeobachtungen.                 Als ein herausragendes Moment in mehreren Perspektiven entscheiden
                                      der Diskussion des Films wird von muss. Durch die eindeutige, aber auch
Insofern die Arbeitshypothese:        Fernsehverantwortlichen weltweit hinreichende Kommentierung wird
                                      immer wieder das handwerklich die Deutung des Sprechers zur lei­
Symbole, die das We­s en(tliche) hohe Niveau auf diversen Ebenen von tenden Interpretation.
treffen und verdeutlichen, berühren Textaufbau und Dramaturgie, bis hin Der Film setzt nur wenig, dann aber
auf einer tiefer liegenden Ebene. zum Einsatz von Sprache und Musik sehr gezielt Musik ein. Sie ist klas­
Es werden eigene Erfahrungen un­ herausgestellt. Das Thema wird schon sisch im Sinne einer Verstärkung der
terhalb des gegenwärtig Bewussten in der Exposition des Films einge­ Grundemotion komponiert. Sie un­
zum Anschwingen gebracht und so führt. Die Klarheit der Erzählstruk­ terstützt die Hauptlesart, eröffnet kei­
andere Per­spektiven und Facetten der tur wird von vorneherein gesetzt und ne neuen Deutungsebenen und ist in
Programmforschung
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keiner Form kontra-faktisch angelegt     führt, stets im Wech­

                                                                                                                       Screenshot aus Der Kleine und das
(vgl. auch Bullerjahn 2010). In ihrem    selspiel zwischen der
gezielt sparsamen Einsatz ist sie da­    Annäherung an schwer
bei im Sinne des Priming eingesetzt      zuzulassende Wahr­
(vgl. Kreutz in dieser Ausgabe). Sie     nehmungen und Emo­
greift im Sinne eines nachträglichen     tionen und humorvol­
Priming die aufgebauten Emotionen,       ler Entlastung.

                                                                                                                       Biest © ZDF
zum Beispiel der ersten Szene, auf       Ziel der therapeuti­
und leitet sie in der nächsten Szene     schen Arbeit ist es,
in positive Emotionen um (vgl. auch      Räume für Menschen Abb. 5: Ein kleines Mädchen mit einem großen Hund war
»Excitation-Transfer-Theory« nach        zu schaffen, in denen Inspiration für Der Kleine und das Biest
Zillmann 1996). Die Musik deutet         sie sich erweitern kön­
Szenen, etwa wenn der Junge von          nen, und bereichert für ihren Alltag       Wie kommt ein solcher Text
den bedrückenden Momenten am             sowie tragfähiger und gestärkter aus                   zustande?
Abend erzählt. Sie lenkt aber auch       dem Prozess herausgehen. Im Mit­
die Gefühle, z. B. in der Anfangs­       telpunkt steht dabei immer und un­ Ein solcher Text entsteht durch Au­
szene. Hier wird durch die Offenheit     eingeschränkt der Klient. Um dies zu torInnen und Teams, die dicht an den
und die an sich bedrohliche Situation    erreichen, braucht es eine fundierte eigenen Erfahrungswelten und auf
emotionale Spannung aufgebaut, die       Ausbildung und stete Fortbildung, höchstem professionellem Niveau das
dann aber durch die fröhliche Musik      denn nur wenn der Therapeut dem Kind wertschätzen und seine Leistung
in eine positive Richtung gelenkt        Klienten »neugierig und staunend« in den Mittelpunkt stellen.
wird.                                    und ohne Arroganz gegenübertritt Der Autor Marcus Sauermann spricht
Der Film wird nicht zuletzt dadurch      und ihm das eigene Erleben anbietet auf der IZI-Tagung 2011 über Der
stark, dass er mit einer emotional       (vgl. Doubrawa 2007, S. 74), kann Kleine und das Biest:
schwierigen Situation positiv umgeht     der Klient berührt werden.                                      Der Anfang war
und diverse komische Momente hat.        Fernsehschaffen ist eine Profession,                            nicht etwa der
Die Grundstimmung des Films ist po­      bei dem diverse Gewerke zusammen­                               Versuch, einen
sitiv. Im Verlauf der Geschichte ist     kommen und das in einzelnen Teilen                              Film zum Thema
Humor nach belastenden (z. B. die        und der Organisation des Zusammen­                              Scheidung zu
Mutter beim Einkaufen) oder emotio­      spiels professionell gelernt und stetig                         machen. Mein
                                                                                                         Anfang war ein
nal traurigen Szenen (z. B. im Wohn­     weiterentwickelt werden muss. Dies
                                                                                                         ganz anderer. Ich
zimmer) gezielt positioniert und ver­    heißt, dass die diversen Gewerke –                              hatte eigentlich
hindert so irritierende Gedanken und     von AutorIn, Musik, Sound Design,                               ein Bild von ei­
Verunsicherung, die zum emotionalen      RegisseurIn, RedakteurIn etc. – auf                             nem kleinen
Ausstieg führen könnten. Die komi­       einer fundierten Ausbildung und ste­ Mädchen und einem großen Hund im
schen Momente sind dabei nicht nur       ten Fortbildung beruhen müssen. Das Kopf, nämlich von meiner Stieftochter und
ausgesprochen geschickt im Film          professionelle Ziel muss dabei sein, unserem großen Hund, den sie manchmal
positioniert, sondern dramaturgisch      für die Zuschauenden einen Raum zu Gassi führt. Und aus diesem Bild wollte
gut ausgespielt und gezielt zur Invol­   erarbeiten, in dem sich diese erleben ich eine Geschichte machen. Scheidung
vierung und Entlastung der Zuschau­      und erweitern können. Im Mittel­ war da noch gar nicht das Thema. Als Au­
                                                                                 tor begann ich dann, das Ganze mit Be­
enden eingesetzt.                        punkt einer professionellen Haltung deutung zu füllen und weitere Bilder hin­
Auf den verschiedensten Ebenen           stehen also nicht etwa die Kreativen, zuzufügen. Und da ich selbst vor langer
nutzt der Film die Möglichkeiten         sondern das Publikum.                   Zeit einmal eine Scheidung und die damit
des Mediums, aus einer eindeuti­                                                   einhergehende »Verbiesterung« erlebt hat­
gen, wertschätzenden Erzählhaltung       Insofern die Arbeitshypothese:            te, kam da wohl etwas zusammen. Und
heraus die Perspektive des Jungen                                                  dann war der Hund auf einmal kein Hund
empathisch nachzuvollziehen. Ent­        Ein Film rührt uns an, wenn ein Re­       mehr, sondern wurde noch viel größer und
sprechend ist nicht er die komische      zeptionsraum angeboten wird, der          das Bild wurde noch viel stärker. Aus dem
Figur (außer beim Lutscher-Kauf),                                                  Mädchen wurde ein kleiner Junge. Ich
                                         die Emotionen der Zuschauenden
                                                                                   weiß nicht warum, wahrscheinlich weil ich
sondern die Mutter, eine alte Dame       sensibel führt. Um dies zu erreichen,
                                                                                   mich besser darin wiederfinden konnte und
oder ein »Ladenhüter«. Mit den           müssen die diversen Gestaltungsmit­       das Biest als Mutter mir noch ungewöhn­
Mitteln der Dramaturgie wird ein         tel des Mediums gegenseitig unter­        licher und stärker vorkam. So kommt das
Rezeptionsraum geschaffen, der die       stützend und auf die Zuschauenden         manchmal zustande: nicht analytisch, son­
Zuschauenden sensibel, aber gezielt      ausgerichtet eingesetzt werden.           dern einfach aus dem Gefühl heraus.
Programmforschung
                     24/2011/1                                                                                              27

Dann entstand alles sehr schnell. Inner­        schreiben. Aus der Tochter wurde ein       tionsgeladenen Thematik zu finden
halb von 3 Tagen war das Drehbuch her­          Junge, aus dem Hund wurden Bies­           und auf den Bildschirm zu bringen. In
untergeschrieben und fertig – fast fertig,      ter, die Erwachsene symbolisieren.         Formulierungen wie »Also bei meiner
denn dann kam Annick Hillger, die ver­                                                     Scheidung war es so …« wird deut­
                                                In professioneller Betreuung wurde
antwortliche Redakteurin beim ZDF, und
                                                die Geschichte weiter fokussiert und       lich, wie sehr hier auf individuelle,
sagte: »Ja wunderbar, aber ich habe noch
ein paar Anmerkungen. Kann man nicht            schließlich in einem Team von enga­        tief liegende Erfahrungen zurückge­
dies noch kürzen? Wäre nicht das noch           gierten Kreativen in Szene gesetzt. In     griffen wurde.
eine bessere Formulierung?«                     der Teamarbeit fügten dabei verschie­
                                                dene Menschen eigene Erfahrungen
Vom Grunde her blieb es so und zusam­                                                                Rückgriff auf
                                                hinzu und durch das herausragend
men mit dem Studio Soi, einem Anima­
                                                kreative Studio (das auch den oscar­
                                                                                                 eigene Erfahrungen
tionsstudio in Ludwigsburg mit 7 Leuten,
die mit mir an der Filmakademie zusam­          nominierten Film The Gruffalo schuf)               einer Scheidung
men studiert haben und auch einen Sinn          und die enge Zusammenarbeit erfuhr
für sperrige Trickfilme haben, wurde es         der Film eine fokussierte und ausge­       Durch den zeitlichen Abstand zu den
umgesetzt.                                      sprochen qualitätsvolle Umsetzung.         biografischen Ereignissen und ver­
Da saßen wir dann zusammen und dann             In der therapeutischen Praxis ist es       mutlich durch die freundschaftliche
fällt erst dem einen etwas ein, dann dem        eine Grundvoraussetzung, dass der          und kreative Atmosphäre im Produk­
anderen: »Kann man nicht …?« Einige             Therapierende selbst kongruent, das        tionsteam wurde dies dann handwerk­
erzählten von der Scheidung ihrer Bekann­       heißt echt und in sich stimmig ist. Auf    lich professionell und vor allem mit
ten, andere waren einmal selbst betroffen:      dieser Basis aufbauend muss er sich        Blick fürs Detail und Sorgfalt um­
»Als meine Eltern sich haben scheiden           ganzheitlich auf den Patienten ein­        gesetzt. Die Zuneigung zur Tochter,
lassen, war es so …« »Ich finde, wir sollten    lassen und bereit sein, sich berühren      zu ehemaligen LebenspartnerInnen
noch dies und das aufgreifen.« Und so
                                                und bewegen zu lassen. Die eigene          und nicht zuletzt die Fähigkeit, im
entstehen nach und nach sehr lebendige
Bilder und Szenen, was vielleicht nicht
                                                emotionale Offenheit ist sozusagen         Nachhinein schmunzelnd auf die
funktionieren würde, wenn man alles mit         professionelle Grundvoraussetzung,         eigenen Verhaltensweisen zurück­
Leuten am Telefon bespräche, die man            die es in der Ausbildung zu erlernen       zublicken, ermöglichten es, aus ei­
nicht kennt. Selbst der Musiker war ein         und immer wieder aufs Neue zu schu­        ner wertschätzenden Erzählhaltung
alter Bekannter von der Filmakademie. (...)     len und zu gewinnen gilt. Gleichzei­       heraus das Kind in den Mittelpunkt
Und als dann zum Schluss der Film fertig        tig gilt es, die eigene Position nicht     zu stellen, seine Leistung herauszu­
war, hat er mich derart gerührt, dass ich zu­   zu verlieren und das Wissen darum,         arbeiten und damit etwas Wesentli­
nächst gar nichts sagen konnte. Da steckt       wie einem Klienten Raum zur Selbst-        ches zu symbolisieren, was unserer
man letztendlich nur immer zum Teil drin        Erweiterung geschaffen werden kann,        Wahrnehmung sonst so nicht zugäng­
und ist überwältigt vom Gesamtergebnis.
                                                kreativ einzusetzen.                       lich ist. Das handwerkliche Können
Der Kleine und das Biest ist das Er­            Fernsehschaffen verlangt von den           der verschiedenen Gewerke und vor
gebnis eines kreativen Prozesses. Der           Kreativen und der Redaktion, dass sie      allem die freundschaftliche, offene
Autor hatte ein Bild vor Augen: sei­            immer wieder bereit sind, sich vom         und engagierte Zusammenarbeit er­
ne Tochter und einen großen Hund.               Thema und ihrem Werk bewegen zu            möglichten einen 7-Minüter, der zu
Vermutlich war es eine reale Bege­              lassen. Vieles in der Arbeit der Kre­      Recht die bisher höchste Bewertung
benheit, die ihn in dem Augenblick              ativen beruht auf dem Rückgriff auf        des weltweit renommiertesten Kin­
besonders bewegte. Was dieses Bild              eigene Empfindungen, Wahrnehmun­           derfernsehwettbewerbs PRIX JEU­
besonders bedeutsam machte, war                 gen und Erfahrungen. Gleichzeitig          NESSE INTERNATIONAL bekam.
ihm zu dem Zeitpunkt vermutlich                 ist es die professionelle Aufgabe, das
nicht bewusst. Doch schon bald im               Thema für andere aufzubereiten und         Insofern die Arbeitshypothese:
Prozess des kreativen, professionel­            Räume für die Zuschauenden zu schaf­
len Schreibens wandelte sich die Ker­           fen, anstatt sich selbst zu therapieren.   Für die Schaffung eines anrührenden
nidee und die eigentliche Gestalt wur­          Gerade im Bereich des Kinder- und          Films oder einer Sendung braucht es
de deutlicher. Analytisch lässt sich im         Familienfernsehens bedarf es hierbei       Menschen, die bereit sind, den Kon­
Nachhinein sagen: Es geht um die                einer deutlichen Distanz zu den eige­      takt mit ihren eigenen Erfahrungen
Kraft und Leistung, die ein Kind in             nen Erlebnissen, um eine zielgruppen­      und Gefühlen zuzulassen und dies
einer Trennungssituation der Eltern             spezifische Aufbereitung zu finden.        für ihre kreative Arbeit nutzbar zu
beweisen kann. Als professioneller              In Der Kleine und das Biest ist es         machen. Es braucht hohes professi­
Autor gelang es ihm zügig, von der              den Kreativen gelungen, aufbauend          onelles Können der verschiedenen
Einzelsituation zu abstrahieren und             auf der eigenen Erfahrung Wesens­          Gewerke, die auf allen Ebenen das
eine überindividuelle Geschichte zu             merkmale einer ausgesprochen emo­          Wesentliche ästhetisch symbolisieren.
Programmforschung
28                                                                                                                                         24/2011/1

Soll dies gelingen, ist eine Atmosphä­     eigene Verhärtungen und Fixierungen                       Bullerjahn, Claudia: Bad der Gefühle und heimli-
                                                                                                     cher Erzähler. In: tv diskurs, 51/2010/1, S. 28-33.
re wohlwollender gegenseitiger Wert­       anzugehen und sich mit Verdrängtem
                                                                                                     Cook, Daniel T.: Commercial enculturation: Mo-
schätzung, Kommunikation und vor           (ästhetisch) auseinanderzusetzen. Es                      ving beyond consumer socialization. In: Bucking-
allem viel Engagement notwendig.           verlangt, sich selbst berühren und be­                    ham, David; Tingstad, Vebjorg (Hrsg.): Childhood
                                                                                                     and consumer culture. Houndmills, Basingstoke,
                                           wegen zu lassen und dann doch von                         Hampshire: Palgrave Macmillan 2010, S. 63-79.
                                           sich zurückzutreten, um professionell
       Zusammenfassung:                                                                              Doubrawa, Erhard: Die Seele berühren: Erzählte
                                           für andere, nämlich für Kinder, die                       Gestalttherapie. Wuppertal: Peter Hammer 2007.
       Was rührt uns an?
                                           Geschichte zu erzählen. Diese zwei­                       Duden. Die deutsche Rechtschreibung: http://www.
                                           fache Bewegung, die eigenen Gefüh­                        duden.de/rechtschreibung/Ruehrung (letzter Zugriff:
Kinder- und Familienprogramme                                                                        28.6.2011)
können für Erwachsene und Kinder           le und Erfahrungen zunächst ehrlich                       Eisler, Rudolf: Kant-Lexikon: Nachschlagewerk zu
eine Chance der emotionalen Anrüh­         zuzulassen und dann im Sinne der                          Kants sämtlichen Schriften, Briefen und handschrift-
rung sein. Notwendige Voraussetzung        Zielgruppe wieder zu abstrahieren,                        lichem Nachlass. Darmstadt: Wissenschaftliche
                                                                                                     Buchgesellschaft 2008.
ist eine verlässliche Erzählhaltung der    ist sicherlich nicht einfach zu voll­
                                                                                                     Götz, Maya (Hrsg.): Mit Pokémon in Harry Potters
positiven Wertschätzung gegenüber          ziehen. Wenn es aber gelingt, kann                        Welt. Medien in den Fantasien von Kindern. Mün-
Figuren, Erlebnissen und Selbst-           es zu einem Ergebnis führen, das                          chen: KoPäd 2006.
Entwicklungen. Benötigt werden             die Aufweichung einer Verhärtung                          Götz, Maya: Die FernsehheldInnen der Mädchen
                                                                                                     und Jungen. 2011 (im Erscheinen).
(vermutlich) starke Anschlussfiguren,      der Wahrnehmung (als leichte Form
                                                                                                     Horton, Donald; Wohl, Richard R.: Mass commu-
die ein empathisches Nachvollziehen        der »Fixierung« oder eines blinden                        nication and para-social interaction: Observations
der Sinnperspektive ermöglichen.           Flecks etc.) beim Zuschauenden er­                        on intimacy at a distance. In: Psychiatry, 19/1956/3,
                                                                                                     S. 215-229.
Ihre Kompetenz und Stärke – gerade         möglicht. Der Fernsehzuschauende
                                                                                                     Hutterer, Robert: Das Paradigma der Humanisti-
in problembeladenen Themenberei­           geht angerührt und bereichert aus                         schen Psychologie: Entwicklung, Ideengeschichte
chen – gilt es herauszuarbeiten und        der Rezeption heraus (vgl. Holler                         und Produktivität. Wien: Springer 1998.
zu würdigen. Der Moment der kon­           in dieser Ausgabe) und ist durch die                      Mikos, Lothar: Film- und Fernsehanalyse. Kons-
                                                                                                     tanz: UVK/UTB 2008.
kreten Anrührung findet vermutlich         Wertschätzung und die Umdeutung
                                                                                                     Polster, Erving; Polster, Miriam: Gestalttherapie:
durch ästhetische Momente statt, die       des Problems »gewachsen«. Dies ist                        Theorie und Praxis der integrativen Gestalttherapie.
in vorbewussten Bereichen liegen           ein intensives Erlebnis, das Qualitäts­                   Wuppertal: Peter Hammer 2009.
und dadurch sozusagen unterhalb            fernsehen ermöglichen sollte.                             Rogers, Carl R.; Rosenberg, Rachel L.: Die Person
                                                                                                     als Mittelpunkt der Wirklichkeit. Stuttgart: Ernst
des kognitiven »Filters« der Diskurse                                                                Klett 1980.
und Deutungsmuster berühren. Dies                       Anmerkungen                                  Rogers, Carl R.: Die zwischenmenschliche Bezie-
gelingt, wenn Sinnbilder gefunden                                                                    hung: Das tragende Element in der Therapie. In:
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                                               Bettina Reitz (ehem. Leiterin Programmbereich         Rogers, Carl R. (Hrsg): Therapeut und Klient. Mün-
werden, die das Wesentliche dessen             Spiel/Film/Serie, BR; jetzt: Geschäftsführerin der    chen: Kindler 1981, S. 180-196.
verdeutlichen, was schon erfahren              Degeto Film GmbH), Dr. Bernhard Gleim (Leiter
                                                                                                     Schuhmann, Elisabeth (Hrsg.): Edmund Husserl.
oder gehofft, aber bisher eher ver­            Redaktion Serien, NDR), Heike Sistig (Stellver-
                                                                                                     Einführung in die Phänomenologie der Erkenntnis.
                                               tretende Leiterin Redaktion Kinder und Familie
drängt oder nicht zugelassen wur­              WDR) und Jan-Willem Bult (Leiter KRO-Youth,
                                                                                                     Vorlesung 1909. Berlin: Springer 2005.

de. Emotionen kommen vermutlich                Niederlande).                                         Statistisches Bundesamt 12/2009: http://www.de-
                                           2
                                               Beschreibt in der Gestalttherapie eine Behinde-       statis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/
besonders gut in Bewegung, wenn                rung des Wahrnehmungsflusses (Figur/Grund/            DE/Content/Publikationen/Querschnittsveroeffent-
diese Symbolisierungen intellektuell           Prozess), z. B. wenn jemand die »Figur« einer         lichungen/WirtschaftStatistik/Bevoelkerung/Ehesc
                                               verflossene Liebe selbst nach gewisser Trauerzeit     heidungen2009__32011,property=file.pdf. (letzter
anregend, z. B. überraschend sind und                                                                Zugriff: 28.6.2011)
                                               nicht in den Hintergrund der Erfahrung gleiten las-
das Wesen(tliche) reduziert, fokus­            sen kann und sich keiner neuen Liebe oder anderen     Stevens, Barry; Rogers Carl. R.: Von Mensch zu
siert und ästhetisch pointiert treffen.        wichtigen Aufgaben im Feld (z. B. Nahrungsauf-        Mensch: Möglichkeiten sich und anderen zu begeg-
                                               nahme) widmen kann (Blankertz/Doubrawa 2005,          nen. Wuppertal: Peter Hammer 2005.
Die so angebahnte emotionale Bewe­             S. 72).                                               Zillmann, Dolf: Sequential dependencies in emo-
gung kann dann durch dramaturgi­                                                                     tional experiences and behaviour. In: Kavanaugh,
sche Mittel geführt, geleitet, verstärkt                                                             Robert D.; Zimmerberg, Betty; Fein, Steven (Hrsg):
und umgewandelt werden.                                       Literatur                              Emotion. Interdiscipliary perspectives. Mahwah, NJ:
                                                                                                     Lawrance Erlbaum 1996, S. 243-272.
Um dies im Kinderfernsehen zu              Bachmair, Ben: Fernsehkultur: Subjektivität in ei-
leisten, bedarf es der entsprechen­        ner Welt bewegter Bilder. Opladen: Westdeutscher
den Rahmenbedingungen und Res­             Verlag 1996.                                                            die Autorin
                                           Blankertz, Stefan; Doubrawa, Erhard: Lexikon der
sourcen. Vor allem aber braucht es         Gestalttherapie. Wuppertal: Peter-Hammer-Verlag
Menschen, die bereit sind, an ihren        2005.                                                         Maya Götz, Dr.
eigenen Erfahrungen und Fantasien          Bühler, Charlotte: Die Rolle der Werte in der Ent-            phil., ist Leiterin
anzusetzen und diese für Kinder –          wicklung der Persönlichkeit und in der Psychothe-             des IZI und des
                                           rapie. Stuttgart: Ernst Klett 1975.                           PRIX JEUNESSE
d. h. aus deren Perspektive und deren      Bühler, Charlotte; Allen, Melanie: Einführung in              INTERNATIO­
Leistung anerkennend – zu erzählen.        die Humanistische Psychologie. Stuttgart: Ernst               NAL, München.
Dies fordert von der Produktionsseite,     Klett 1974.
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