WASCHBÄR-VOR- ORT-BERATUNG BERLIN - ZWISCHENBERICHT ZUM PILOTPROJEKT

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WASCHBÄR-VOR- ORT-BERATUNG BERLIN - ZWISCHENBERICHT ZUM PILOTPROJEKT
WASCHBÄR-VOR-
ORT-BERATUNG
BERLIN
ZWISCHENBERICHT ZUM PILOTPROJEKT
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In diesem Dokument wird stellvertretend für die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, die am 21.12.2021
in Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz umbenannt wurde, die Bezeichnung Senatsum-
weltverwaltung verwendet.
WASCHBÄR-VOR- ORT-BERATUNG BERLIN - ZWISCHENBERICHT ZUM PILOTPROJEKT
WASCHBÄR-VOR-ORT-
BERATUNG BERLIN
ZWISCHENBERICHT ZUM PILOTPROJEKT
Stand: 02/2022

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ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

INHALT
1     HINTERGRUND..................................................................................... 7
1.1   WASCHBÄREN IN DEUTSCHLAND....................................................................................................................................... 8

1.2   PROBLEME MIT WASCHBÄREN IM SIEDLUNGSBEREICH.............................................................................................. 10

1.3   DATEN ZU BERLINER WASCHBÄREN DER LETZTEN JAHRE............................................................................................11

      Wildtiertelefon...........................................................................................................................................................................11

      Landeslabor Berlin-Brandenburg..........................................................................................................................................13

1.4   „UNIONSLISTE“ DER INVASIVEN ARTEN............................................................................................................................15

      Direkte und indirekte anthropogene Förderung...................................................................................................................16

2 WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN......................................17
2.1   ABLAUF VOR-ORT-BERATUNG UND MONITORING.......................................................................................................20

      Kontaktaufnahme....................................................................................................................................................................20

      Erstberatung.............................................................................................................................................................................21

      Nachberatung..........................................................................................................................................................................21

      Monitoring............................................................................................................................................................................... 22

2.2   AUFTRAGSSTATISTIK............................................................................................................................................................ 23

2.3   PROBLEMATIK BEI DER VOR-ORT-BERATUNG................................................................................................................26

2.4   DURCH WASCHBÄREN VERURSACHTE SCHÄDEN UND SPUREN............................................................................... 27

      Schäden am und im Dach..................................................................................................................................................... 27

      Probleme im Garten...............................................................................................................................................................28

      Spuren......................................................................................................................................................................................29

2.5   VON HILFESUCHENDEN UMGESETZTE MAẞNAHMEN..................................................................................................30

      Schlecht umgesetzte und somit wirkungslose Maẞnahmen...............................................................................................30

      Sinnvoll umgesetzte und somit wirksame Maẞnahmen...................................................................................................... 32

      Individuelle Maẞnahmen....................................................................................................................................................... 34

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ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

3 ERGEBNISSE, AUSWERTUNG MONITORINGBLÄTTER.................... 37
3.1      VERTEILUNG DER EINSÄTZE AUF DIE BERLINER ORTSTEILE........................................................................................38

3.2      VORHERRSCHENDE PROBLEMATIK MIT WASCHBÄREN...............................................................................................39

3.3      SELBSTSTÄNDIG DURCHGEFÜHRTE MAẞNAHMEN IM VORFELD DER BERATUNG..................................................41

3.4      EMPFOHLENE MAẞNAHMEN............................................................................................................................................... 43

3.5      UMSETZUNG DER MAẞNAHMEN....................................................................................................................................... 44

3.6      ZUFRIEDENHEIT MIT DEN UMGESETZTEN MAẞNAHMEN.............................................................................................. 47

3.7      VERÄNDERUNGEN IM GRAD DER EMPFUNDENEN BEEINTRÄCHTIGUNGEN...............................................................48

3.8      BELASTUNG DURCH VERHALTENSÄNDERUNG.............................................................................................................. 49

3.9      EINSTELLUNG DER BETROFFENEN ZU WASCHBÄREN..................................................................................................50

4 EMPFEHLUNGEN................................................................................. 51
4.1      WÜNSCHE UND VERBESSERUNGSVORSCHLÄGE DER BETROFFENEN.....................................................................53

4.2      WÜNSCHE VOM WILDTIERTELEFON.................................................................................................................................54

4.3      ALLGEMEINE EMPFEHLUNGEN...........................................................................................................................................55

         Verstärkte Bekanntmachung und Fortführung des Projektes..............................................................................................56

         Ausweitung des Angebots...................................................................................................................................................... 57

         Zusätzliches Anliegen: Regelung zum Umgang mit Waschbären in Berlin......................................................................58

5 ANHANG..............................................................................................59
QUELLEN..........................................................................................................................................................................................60

TABELLE............................................................................................................................................................................................62

PRINTMATERIALIEN DER VOR-ORT-BERATUNG.......................................................................................................................63

                                                                                                                                                                                                  3
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ABBILDUNGEN

ABBILDUNG 1: WASCHBÄR- UND FUCHSSTRECKE, JAGDJAHRE 2005/06 BIS 2019/20............................................................................9
ABBILDUNG 2: ANRUFE WEGEN WASCHBÄREN BEIM NABU-WILDTIERTELEFON 2017–2021.......................................................................11
ABBILDUNG 3: ANRUFE BEIM NABU-WILDTIERTELEFON IM JAHRESVERLAUF............................................................................................. 11
ABBILDUNG 4: DIE AM HÄUFIGSTEN GENANNTEN PROBLEME MIT WASCHBÄREN DER LETZTEN JAHRE........................................... 12
ABBILDUNG 5: WASCHBÄRMELDUNGEN BEIM NABU-WILDTIERTELEFON 2016–2020 ............................................................................ 12
ABBILDUNG 6: SEKTIONEN IM LLBB DER LETZTEN JAHRE.............................................................................................................................. 13
ABBILDUNG 7: TOTFUNDE VON WASCHBÄREN IN BERLIN 2015–2019......................................................................................................... 14
ABBILDUNG 8: TOTFUNDE VON WASCHBÄREN IN BERLIN 2020–2021........................................................................................................ 14
ABBILDUNG 9: WASCHBÄRMELDUNGEN BEIM NABU-WILDTIERTELEFON 2019........................................................................................... 14
ABBILDUNG 10: WASCHBÄRMELDUNGEN BEIM NABU-WILDTIERTELEFON 2020............................................................................................ 14
ABBILDUNG 11: ANZAHL DER EINSÄTZE PRO MONAT......................................................................................................................................24
ABBILDUNG 12: VERRUTSCHTE ZIEGEL...............................................................................................................................................................27
ABBILDUNG 13: SCHADEN AUẞEN AM DACH....................................................................................................................................................27
ABBILDUNG 14: VON WASCHBÄREN VERURSACHTE SCHÄDEN IM DACH..................................................................................................27
ABBILDUNGEN 15 UND 16: WASCHBÄRLATRINEN AUF DEM DACH VON WOHNHÄUSERN..................................................................... 28
ABBILDUNG 17: WASCHBÄRLATRINE IN EINEM DACH.................................................................................................................................... 28
ABBILDUNG 18: WASCHBÄREN AM VOGELFUTTERHAUS............................................................................................................................... 28
ABBILDUNG 19: TYPISCHE GRABSPUR EINES WASCHBÄREN....................................................................................................................... 28
ABBILDUNG 20: WASCHBÄRKRATZSPUREN AM FALLROHR.......................................................................................................................... 29
ABBILDUNG 21: WASCHBÄRKRATZSPUREN AM BAUMSTAMM....................................................................................................................... 29
ABBILDUNG 22: SCHMUTZSPUREN AN DER HAUSWAND NEBEN EINEM FALLROHR............................................................................... 29
ABBILDUNG 23: FUẞABDRUCK EINES WASCHBÄREN AM FALLROHR......................................................................................................... 29
ABBILDUNG 24: UMWICKELTES FALLROHR....................................................................................................................................................... 30
ABBILDUNG 25: NICHT FACHGERECHT ANGEBRACHTER VORGEFERTIGTER FALLROHRSCHUTZ...................................................... 30
ABBILDUNG 26: ZU LOCKER ANGEBRACHTER SELBST GEFERTIGTER FALLROHRSCHUTZ................................................................... 30
ABBILDUNG 27: FALLROHRSCHUTZ MIT ZU GROẞER LÜCKE....................................................................................................................... 31
ABBILDUNG 28: FALLROHRSCHUTZ MIT VERSCHLOSSENER DURCHSTIEGSMÖGLICHKEIT.................................................................. 31
ABBILDUNG 29: GESCHÜTZTER BLITZABLEITER MIT UMSTIEGSMÖGLICHKEIT......................................................................................... 31
ABBILDUNG 30: FALLROHRSCHUTZ MIT UMSTIEGSMÖGLICHKEIT............................................................................................................. 31
ABBILDUNG 31: FALLROHRSCHUTZ MIT UMSTIEGSMÖGLICHKEIT.............................................................................................................. 31
ABBILDUNG 32: SELBST GEBAUTER FALLROHRSCHUTZ AUS WELLPLATTEN............................................................................................. 32
ABBILDUNG 33: SELBST GEBAUTER FALLROHRSCHUTZ AUS PET-FOLIE................................................................................................... 32
ABBILDUNG 34: PATENTIERTER FALLROHRSCHUTZ VOM PROFI................................................................................................................. 32
ABBILDUNGEN 35 UND 36: SELBST GEBAUTER FALLROHRSCHUTZ MIT KUNSTSTOFFTRICHTER........................................................ 32
ABBILDUNG 37: FALLROHRSCHUTZ MIT BLECHTRICHTER, VOM SCHLOSSER UMGESETZT.................................................................. 32
ABBILDUNG 38: HANDELSÜBLICHER STROMZAUN FÜR DIE DACHRINNE................................................................................................ 33
ABBILDUNG 39: STROMZAUN VON HANDWERKSFIRMA................................................................................................................................ 33
ABBILDUNGEN 40 UND 41: STROMZAUN VOM FACHUNTERNEHMEN........................................................................................................ 33
ABBILDUNG 42: ROLLTOR (VORHER)................................................................................................................................................................. 34
ABBILDUNG 43: ROLLTOR (NACHHER).............................................................................................................................................................. 34
ABBILDUNG 44: EINSTIEG INS DACH (VORHER).............................................................................................................................................. 34
ABBILDUNG 45: EINSTIEG INS DACH (NACHHER)........................................................................................................................................... 34
ABBILDUNG 46: LÜFTUNGSSYSTEM (VORHER)................................................................................................................................................ 35
ABBILDUNG 47: LÜFTUNGSSYSTEM (NACHHER).............................................................................................................................................. 35
ABBILDUNG 48: LÜFTUNGSSYSTEM (VORHER)................................................................................................................................................ 35
ABBILDUNG 49: LÜFTUNGSSYSTEM (NACHHER).............................................................................................................................................. 35
ABBILDUNG 50: ANZAHL DER EINSÄTZE PRO STADTTEIL.............................................................................................................................. 38
ABBILDUNG 51: BEEINTRÄCHTIGUNG DURCH WASCHBÄREN..................................................................................................................... 39
ABBILDUNG 52: EMPFUNDENE BEEINTRÄCHTIGUNG DURCH WASCHBÄREN......................................................................................... 40
ABBILDUNG 53: DAUER DER BEEINTRÄCHTIGUNG DURCH WASCHBÄREN............................................................................................. 40
ABBILDUNG 54: BEREITS SELBSTSTÄNDIG DURCHGEFÜHRTE ABWEHRMAẞNAHMEN............................................................................ 41

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ABBILDUNGEN 55 UND 56: MARDERABWEHRGÜRTEL ALS KLETTERHILFE FÜR WASCHBÄREN............................................................. 41
ABBILDUNG 57: GENUTZTE VERGRÄMUNGSMETHODEN..............................................................................................................................42
ABBILDUNG 58: EMPFOHLENE MAẞNAHMEN.................................................................................................................................................. 43
ABBILDUNG 59: GRÜNDE FÜR NICHTUMSETZUNG DER EMPFOHLENEN MAẞNAHMEN, „VORHER“................................................... 44
ABBILDUNG 60: GRÜNDE FÜR NICHTUMSETZUNG, „NACHHER“................................................................................................................ 45
ABBILDUNG 61: UMGESETZTE MAẞNAHMEN.................................................................................................................................................... 46
ABBILDUNG 62: ZUFRIEDENHEIT MIT DEN UMGESETZTEN MAẞNAHMEN..................................................................................................47
ABBILDUNG 63: EMPFUNDENE BEEINTRÄCHTIGUNG DURCH DEN WASCHBÄREN VORHER – NACHHER.......................................... 48
ABBILDUNG 64: BELASTUNG DURCH VERHALTENSANPASSUNG VORHER – NACHHER.......................................................................... 49
ABBILDUNG 65: GENERELLE EINSTELLUNG ZU WASCHBÄREN.................................................................................................................... 50
ABBILDUNG 66: ZUFRIEDENHEIT MIT DEM KOSTENLOSEN ANGEBOT DER SENATSUMWELTVERWALTUNG....................................... 52
ABBILDUNG 67: WÜNSCHE UND VERBESSERUNGSVORSCHLÄGE DER HILFESUCHENDEN................................................................. 53

                                                                                                                                                                                      5
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HINTERGRUND
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1.1
WASCHBÄREN IN DEUTSCHLAND

In den Zwanziger- und Dreißiger-          Die brandenburgisch-mecklenbur-        FISCHER ET AL. (2015) haben
jahren des 20. Jahrhunderts wurden        gische Population, zu der auch die     anhand von genetischen Analysen
Waschbären als wertvolle Pelzliefe-       Berliner Waschbären zählen, geht       der deutschen Waschbären heraus-
ranten bewusst nach Deutschland           auf Tiere aus einer ehemaligen         gefunden, dass es mindestens vier
eingeführt. Auch waren die damali-        Pelzfarm im brandenburgischen          verschiedene genetische Ursprünge
gen Jagdgesellschaften an neuem           Wolfshagen zurück. Es gibt ver-        gab. Außerdem haben sie Hinweise
jagdbarem Wild interessiert. 1934         schiedene Theorien, wie die circa      darauf gefunden, dass noch immer
wurden aus diesem Grund gezielt           25 Tiere freigekommen sein sollen.     neue Tiere auf unterschiedlichen
zwei Pärchen, jeweils mit trächtigen      Ob es eine Fliegerbombe war, die       Wegen zu der Population hinzuge-
Weibchen, in Hessen erfolgreich aus-      die Pelzfarm getroffen hat, oder       kommen sein müssen.
gesetzt. 1956, gute 20 Jahre später,      ob die Tiere aus Kostengründen in
wurde die Waschbärpopulation rund         die Freiheit entlassen wurden, lässt
um den Edersee auf 285 Tiere, 1970        sich vermutlich nicht mehr eindeutig
bereits auf 20.000 bis 28.000 Tiere       rekonstruieren.
geschätzt (KAMPMANN 1972).

                                                                         WASCHBÄRPOPULATION
                                                                           AM EDERSEE, HESSEN

1934:
8
      4 Tiere                             1956: 285 Tiere                             1970: 20.000 bis
                                                                                      28.000 Tiere
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Seit Einbringung der Tiere in Deutschland breiten sie sich                       Es lässt sich vermuten, dass in bereits länger besiedel-
auch über die Landesgrenzen hinaus aus. Doch auch in-                            ten Bereichen die Anzahl der Tiere stabil bleibt. So hielt
nerhalb des Landes gibt es noch Gebiete, die noch nicht                          sich die Zahl der Waschbären im Serrahn (Teilgebiet
komplett von Waschbären besiedelt sind. Die Population                           des Müritz-Nationalparks) über Jahre bei 2,6 adulten
wächst. Es gibt allerdings kein bundesweites Monitoring,                         Tieren pro 100 Hektar (MICHLER 2007, KÖHNEMANN &
das es erlauben würde, diese Entwicklung mit genauen                             MICHLER 2009, MICHLER 2016, MICHLER & MICHLER
Zahlen zu belegen. Die einzigen belegbaren Zahlen, die                           2018). Auch nach starken Populationseinbrüchen durch
man zur Einschätzung der Populationsgröße der Wasch-                             Krankheiten oder Bejagung weisen die Populationen
bären bekommen kann, sind die Jagdstrecken der Tiere                             bereits ein Jahr später wieder die gleiche Dichte auf.
(Abbildung 1). Bei der Interpretation der Daten darf aber                        ROBEL & BARNES (1990) untersuchten den Einfluss einer
nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Daten vor                           regulierenden Jagd auf Waschbären in zwei Gebieten
allem das Bestreben der jagdausübenden Personen zur                              in Kansas (USA). In dem Gebiet A wurde innerhalb eines
Reduzierung einer Art widerspiegeln. Es wäre also nicht                          Jahres die Waschbärpopulation durch Jagd und Verkehr
ratsam, diese Zahlen mit dem Populationswachstum einer                           um 52,5 Prozent reduziert. In dem Vergleichsgebiet B
Art gleichzusetzen. Im Vergleich zeigt die Entwicklung der                       wurde keine Jagd ausgeführt. Im selben Jahr kamen hier
Fuchsstrecke beispielsweise einen negativen Trend. Die                           26,5 Prozent aller Tiere, vor allem durch Verkehr, ums
Fuchspopulation in Deutschland ist in diesem Zeitraum                            Leben. In dieser ungestörten Population B machten die
aber nicht deutlich kleiner geworden, sondern vermutlich                         Jungtiere lediglich 28 Prozent aus. In der gestörten Popu-
auf dem gleichen Niveau geblieben (BELLEBAUM 2003,                               lation A betrug der Anteil der Jungtiere an der Gesamt-
PELLER 2018).                                                                    population hingegen 62 Prozent – und 38 Prozent aller
                                                                                 einjährigen Fähen waren trächtig, während im Gebiet B
                                                                                 keine der Jungfähen trächtig war. Die Population A wies
                                                                                 trotz ausgiebiger Bejagung keine geringe Anzahl auf.
                                                                                 Waschbären gleichen also eine Bestandsdezimierung
                                                                                 mit einer erhöhten Geburtenrate aus. Dieses Phänomen
                                                                                 wird als „kompensatorische Fertilität“ bezeichnet; eine
ABBILDUNG 1:                                                                     Bestandsdezimierung durch Jagd ist demnach nicht
WASCHBÄR- UND FUCHSSTRECKE,                                                      zielführend.
JAGDJAHRE 2005/06 BIS 2019/20
(Datenquelle: Statista)

700.000
                                                                                                                     Füchse

600.000
                                                                                                                     Waschbären

500.000

400.000

300.000

200.000

100.000

       0
              06         07       08         09        10    011         012 /201
                                                                                   3           14        015   016      17         018 /201
                                                                                                                                             9
                                                                                                                                                       02
                                                                                                                                                          0
          /20      6 /20     7/20        /20       9/20 10/2         1/2         2       3/
                                                                                            20
                                                                                                      4/2 015/2 016/
                                                                                                                     20        7/2                 9/2
       05        0          0        0 8
                                               0 0        0      0 1         0 1     0 1          0 1                      0 1         0 1 8
                                                                                                                                               0 1
     20       20         20       20         2          2      2           2       2            2          2     2       2           2       2

                                                                                                                                                              9
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

1.2
PROBLEME MIT WASCHBÄREN
IM SIEDLUNGSBEREICH

Waschbären gehören wie beispielsweise Füchse oder Krähen zu den
sogenannten Kulturfolgern und neigen wie kaum eine andere Tierart
zur Urbanisierung (VOS ET AL. 2012).

Mut, Neugierde und Intelligenz ermöglichen es dem              Circa 70 Prozent aller Tagesschlafplätze der Kasseler
Waschbären, sich schnell und meist erfolgreich neue Ge-        Stadtwaschbären fand MICHLER (2004) in Gebäuden.
biete zu erschließen. Aufgrund ihrer hohen Anpassungs-         Allerdings war nur die Hälfte dieser Gebäude von Men-
fähigkeit, ihrer Kletterkünste und guten Manipulations-        schen bewohnt. In diesen bewohnten Häusern nutzten
fähigkeiten sind sie in der Lage, Nahrungs- und sonstige       die Waschbären vor allem Dachböden (56 Prozent) und
Ressourcen zu nutzen, die anderen landlebenden Tieren          Kaminschächte (43 Prozent) als Schlafplatz. Eine Un-
unzugänglich bleiben (VOS ET AL. 2012). Waschbären             tersuchung zu den Tagesschlafplätzen von 13 mit GPS-
sind zum Beispiel in der Lage, Mülltonnen zu öffnen.           Halsbandsendern ausgestatteten Waschbären in Berlin
                                                               ergab, dass 26,4 Prozent beziehungsweise 9,8 Prozent
Städte stellen für den Waschbären ein Überangebot an           der Schlafplätze in Nutz- oder Wohnhäusern lagen (ZILL-
Nahrungsquellen bereit. Als bedingungslose Oppor-              MANN 2019).
tunisten profitieren sie enorm von dem hochwertigen
Nahrungsangebot, das wir Menschen ihnen schaffen.              In Siedlungsräumen mit einer hohen Populationsdichte
Die Mülleimer an Imbissbuden oder in Parks stellen eine        können die Tiere erhebliche Schäden durch die Nutzung
fast endlose und ganzjährige Nahrungsquelle für viele          von Dachböden und Kaminschächten als Schlaf- und
Tierarten dar; nicht zu vergessen auch vernachlässig-          Wurfplatz anrichten. Sie zerstören Dachisolierungen und
te Kleingärten mit ihren Obstbäumen und das für die            verursachen Schäden durch Kot und Urin. Für Menschen
geliebten Haustiere oder tatsächlich gezielt für Wildtiere     mit Eigenheimen kann dies Kosten von mehreren Tausend
bereitgestellte Futter. Diese hervorragende Versorgung         Euro bedeuten (MICHLER & MICHLER 2012). In Kassel
versetzt urbane Waschbären in die Lage, mit deutlich klei-     sind derartige Probleme bereits durch ein nachhaltiges
neren Streifgebieten als auf dem Land zurechtzukommen          Konfliktmanagement reduziert worden (MICHLER 2004).
(„resource dispersion hypothesis“; MACDONALD 1983).
Das führt dazu, dass die Waschbärdichte in Städten um          Es lässt sich vermuten, dass wir Menschen die urbanen
ein Vielfaches über der im ländlichen Bereich liegen           Waschbären noch intelligenter machen. So zeigten
kann. Während in ländlichen Bereichen weniger als zehn         Verhaltensstudien zu Waschbären aus den USA bei-
Tiere auf einem Quadratkilometer vorkommen, leben              spielsweise, dass städtische Waschbären verschlossene
beispielsweise in Kassel, der deutschen Waschbärmetro-         Mülltonnen öffnen konnten, um an den Inhalt zu kom-
pole, circa 90 Tiere auf der gleichen Fläche (HOHMANN          men, während ihre ländlichen Artgenossen sich deutlich
1998, HOHMANN ET AL. 2001, MICHLER 2004, 2007). Je             zögernder näherten und sehr schnell aufgaben (MAC-
besser ein Habitat bezüglich Nahrung und Unterschlupf-         DONALD 2016). In einer anderen Studie wurde gezeigt,
möglichkeiten ausgestattet ist, desto mehr Waschbären          dass sich Waschbären auch nach drei Jahren noch an
können dort mit- und nebeneinander leben. Mit zuneh-           eine ihnen gestellte Aufgabe erinnern und diese lösen
mender Flächenversiegelung geht auch ein Dichtegra-            konnten. Sie sind somit in ihrer Denk- und Problemlö-
dient der Waschbärenpopulation vom Stadtrand zum               sungsfähigkeit gleichauf mit Rhesusaffen (DAVIS 1907,
Stadtkern einher (MICHLER 2004).                               LÖHMER 1973, 1975).

10
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

1.3
DATEN ZU BERLINER WASCHBÄREN
DER LETZTEN JAHRE

                                                               ABBILDUNG 2:
WILDTIERTELEFON                                                ANRUFE WEGEN WASCHBÄREN BEIM
                                                               NABU-WILDTIERTELEFON 2017–2021
                                                               (Datenquelle: NABU-Wildtiertelefon)
Das Wildtiertelefon des NABU registriert
                                                               700
seit April 2014 im Auftrag der Senatsum-
weltverwaltung adressgenau eingehende
Anrufe wegen verschiedener Waschbär-                           600
problematiken. Anhand dieser Daten lässt
sich ein Anstieg der jährlichen Zahl der
                                                               500
Anrufe verzeichnen (Abbildung 2).

In einigen Monaten häufen sich die An-                         400
rufe. So fällt auf, dass besonders im Juni
die Zahlen der Waschbäranrufe steigen
                                                               300
(Abbildung 3). Der Juni ist die Zeit, in der
die Welpen die ersten Ausflüge gemein-
sam mit ihren Müttern unternehmen. Dies                        200
ist demnach auch die Zeit, in der (ver-
meintlich) verwaiste Welpen beobachtet                          100
oder leider auch häufiger eingesammelt
werden.
                                                                    0
                                                                               2017           2018      2019      2020       2021

160             2017 (347)            2018 (313)

                2019 (454)            2020 (622)                                                                        ABBILDUNG 3:
140
                                                                                                                  ANRUFE BEIM NABU-
120             2021 (673)                                                                                          WILDTIERTELEFON
                                                                                                                   IM JAHRESVERLAUF
100                                                                                                                (Datenquelle: NABU-
                                                                                                                        Wildtiertelefon)
80

60

 40

 20

  0
        Jan.     Feb.        März   April      Mai   Juni    Juli       Aug.          Sept.      Okt.      Nov.      Dez.

                                                                                                                                     11
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

ABBILDUNG 4:                                                                                Abbildung 4 zeigt die Häufigkeiten
DIE AM HÄUFIGSTEN GENANNTEN PROBLEME                                                        der unterschiedlichen Waschbär-
MIT WASCHBÄREN DER LETZTEN JAHRE                                                            problematiken der letzten Jahre. Vor
(Datenquelle: NABU-Wildtiertelefon)                                                         allem die Probleme mit Waschbä-
                                                                                            ren in Dächern von Wohnhäusern
                                                                                            haben in den letzten Jahren stark
                                                                                            zugenommen. Dass 2020 deutlich
                                                                                            mehr Anrufe eingingen, in denen von
                                                                                            zerstörten Rasenflächen berichtet
160                                                                                         wurde, liegt vermutlich am Entwick-
                                                                                            lungszyklus größerer Käferarten, wie
140
                                                                                            Mai- oder Junikäfer. Diese Käferar-
120
                                                                                            ten haben mehrjährige Entwicklungs-
100                                                                                         zyklen, die die Larven vor allem in
80                                                                                          den Sommermonaten näher an der
                                                                                            Erdoberfläche verbringen, um an
60
                                                                                            Wurzeln zu fressen. Waschbären ha-
40                                                                                          ben ein ausgezeichnetes Gehör und
20                                                                                          können die Larven unter der Gras-
 0
                                                                                            narbe hören und gezielt ausgraben.
      2017                2018              2019                    2020          2021      Dies zeigt sich in typischen spitzen
                                                                                            Grablöchern. Kommen in einem Teil
         im Haus                 im Garten, auf Terrasse, auf Gelände      zerstört Rasen   viele Larven vor, kann der Rasen
         im Dach/-boden          in Garage/Schuppen/Scheune                Sonstiges        regelrecht umgedreht werden.

ABBILDUNG 5:
WASCHBÄRMELDUNGEN BEIM NABU-WILDTIERTELEFON 2016–2020
(Quelle: NABU-Wildtiertelefon)                                                              In Abbildung 5 sind die Standorte
                                                                                            zu den eingegangenen Meldungen
                                                                                            nach Jahren dargestellt (2016–2020).
                                                                                            Die Punkte zeigen nicht einzelne Indi-
                                                                                            viduen, sondern einzelne Sichtungen.
                                                                                            Es könnte sich also auch mehrfach
                                                                                            um das gleiche Tier gehandelt ha-
                                                                                            ben. Die meisten Anrufe kommen aus
                                                                                            Spandau, Reinickendorf, Lichtenberg,
                                                                                            Marzahn-Hellersdorf und Treptow-
                                                                                            Köpenick. Da es sich bei den meisten
                                                                                            Berliner Waschbären vermutlich um
                                                                                            Nachkommen ehemaliger Pelzfarm-
                                                                                            tiere aus Wolfshagen (heute Altlands-
                                                                                            berg) nordöstlich von Berlin handelt,
                                                                                            ist es nicht verwunderlich, dass diese
                                                                                            Bezirke als erste erobert wurden. Bei
                                                                                            der Besiedelung von Spandau ist
                                                                                            zu vermuten, dass sich die Tiere aus
                                                                                            nördlicher Richtung über die Havel,
                                                                                            sowie den Tegeler und Spandauer
                                                                                            Forst angenähert haben.

12
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

LANDESLABOR BERLIN-BRANDENBURG

Das Landeslabor Berlin-Brandenburg (LLBB) untersucht           Besonders im Oktober werden viele tote Waschbären im
am Standort Frankfurt (Oder) die Waschbärstrecke Berlins       LLBB eingeliefert. Dies ist die Zeit, in der sich Familien-
auf Erkrankungen. In den letzten sieben Jahren lässt sich      verbände langsam auflösen und gerade die männlichen
auch bei der Anzahl der Waschbär-Totfunde, die im LLBB         Jungtiere anfangen, allein unterwegs zu sein. Zudem ist
untersucht wurden, ein Anstieg erkennen (Abbildung 6; die      dies auch die Zeit, in der die Tiere auf der Suche nach
letzten zwei Jahre sind als Verlaufslinien besonders her-      Nahrung teilweise größere Gebiete belaufen, um sich für
vorgehoben, um die Zunahme der Totfunde in den letzten         den Winter eine Fettschicht anzufressen. Somit ist die Ge-
Jahren zu verdeutlichen).                                      fahr, im Straßenverkehr getötet zu werden, für die Stadt-
                                                               waschbären vermutlich erhöht.

ABBILDUNG 6:
SEKTIONEN IM LLBB DER LETZTEN JAHRE
(Datenquelle: LLBB)

18
               2015          2016           2017        2018            2019                2020               2021

16

14

12

10

8

6

4

 2

0
          ar      ruar        z        il                                      ust         ber       r
                                                                                                 tobe ovemb
                                                                                                           er
                                                                                                                 emb
                                                                                                                    er
     Jan
         u
               Feb        Mär       Apr        Mai     Juni      Juli      Aug        eptem    Ok      N      Dez
                                                                                     S

                                                                                                                        13
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

Die Karten (Abbildungen 7 und 8) zeigen neben der Zunahme der Anzahl der Funde auch eine fortschreitende Aus-
breitung über die Stadt. Während sich die Funde 2015–2019 noch auf die Bereiche Reinickendorf, Hohenschönhausen,
Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf konzentrierten, scheinen sich die beiden Hauptverbreitungen in den zwei darauf-
folgenden Jahren weniger deutlich voneinander abzugrenzen und die Waschbären auch weiter zum Zentrum der Stadt
vorzudringen. Die gleiche Entwicklung lässt sich auch bei den Karten des NABU-Wildtiertelefons von 2019 auf 2020
erkennen (Abbildungen 9 und 10).

ABBILDUNG 7:                                                   ABBILDUNG 8:
TOTFUNDE VON WASCHBÄREN IN BERLIN 2015–2019                    TOTFUNDE VON WASCHBÄREN IN BERLIN 2020–2021
(Datenquelle: LLBB)                                            (Datenquelle: LLBB)

ABBILDUNG 9:                                                   ABBILDUNG 10:
WASCHBÄRMELDUNGEN BEIM NABU-WILDTIERTELEFON 2019               WASCHBÄRMELDUNGEN BEIM NABU-WILDTIERTELEFON 2020
(Quelle: NABU-Wildtiertelefon)                                 (Quelle: NABU-Wildtiertelefon)

14
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

1.4
„UNIONSLISTE“ DER INVASIVEN ARTEN

                          Am 1. Januar 2015 trat die EU-Verordnung
                          1143/2014 über die Prävention und das Ma-
                          nagement der Einbringung und Ausbreitung
                          invasiver und gebietsfremder Arten (VO [EU])
                          in Kraft. Auf Grundlage der in dieser Verord-
                          nung genannten Kriterien (Artikel 4 Absatz 3
                          VO [EU]) wurden Waschbären 2016 als inva-
                          sive gebietsfremde Art von unionsweiter Be-
                          deutung gelistet (DVO [EU]).

„UNIONSLISTE“             Diese Liste („Unionsliste“) ist am
                          3. August 2016 mit insgesamt
                                                                   Das Bundesamt für Naturschutz hat
                                                                   den Waschbären für Deutschland als
                          37 Tier- und Pflanzenarten rechts-       bereits weit verbreitete Art eingestuft.
     03.08.2016           verbindlich geworden. Bisher kamen       Somit ist laut der EU-Verordnung
                          zwei Erweiterungen der Liste hinzu       eine Beseitigung nicht verpflichtend
       37 Arten           (2. August 2017 + 12 Arten; 15. Au-      und Managementmaßnahmen soll-
          +               gust 2019 + 17 Arten). Aktuell sind      ten sich auf eine Kosten-Nutzen-Ana-
                          somit 66 Tier- und Pflanzenarten als     lyse stützen (VO [EU] Art. 13 Abs. 4).
     02.08.2017           invasive gebietsfremde Arten von         Eine nachhaltig bestandsreduzieren-
       12 Arten           unionsweiter Bedeutung gelistet.         de Bejagung ist für den Waschbären
                                                                   in Deutschland nicht praktikabel.
          +                                                        Das Management- und Maßnah-
      15.08.2019                                                   menblatt zu VO (EU) Nr. 1143/2014
                                                                   (MMB) sieht für Waschbären keine
       17 Arten                                                    flächendeckende Bejagung zur
          =                                                        Ausrottung der Tiere in Deutschland
                                                                   vor. Bei den dort aufgeführten Maß-

    66
                                                                   nahmen handelt es sich vielmehr um
                                                                   Schutzmaßnahmen für bedrohte Ar-
                                                                   ten und somit gegebenenfalls lokale
                                                                   Bejagung sowie um Aufklärung zum
invasive gebietsfremde                                             richtigen Umgang mit Waschbären.
Tier- und Pflanzenarten

                                                                                                       15
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

DIREKTE UND INDIREKTE ANTHROPOGENE FÖRDERUNG

Für Berlin und andere urbane Regionen ist vor allem die        Um diese Förderung des Waschbä-
Durchsetzung der Maßnahme M 7 „Öffentlichkeitsarbeit
zur Verminderung der direkten und indirekten anthropo-
                                                               ren zu reduzieren, ist in den meisten
genen Förderung der Art“ von besonders großer Bedeu-           Fällen eine Verhaltensanpassung
tung (MMB).
                                                               durch uns Menschen unabdingbar.

     DIREKTE FÖRDERUNG                       INDIREKTE FÖRDERUNG
     VON WASCHBÄREN                          VON WASCHBÄREN

     Gezieltes Füttern                       Indirektes Füttern durch Herum-       Indirekte Bereitstellung von
                                             liegenlassen von Lebensmitteln        Schlaf- und Wurfplätzen
                                             oder unzureichende Sicherung
                                             von Futterstellen

Eine direkte Förderung stellt zum         Häufiger ist die indirekte Förderung     Mögliche von Menschen geschaffe-
Beispiel das gezielte Füttern von         von Waschbären, die in den meisten       ne Schlafplätze sind: Kellergewölbe,
Waschbären dar.                           Fällen durch eine Unterlassung be-       Abflussrohre, Lüftungsschächte,
                                          stimmter Verhaltensweisen zustande       Kamine, Gartenlauben, Wirtschafts-
                                          kommt. So sollten beispielsweise         gebäude, Dachböden – wobei
                                          Menschen mit Eigenheimen, aber           die beiden letztgenannten Orte
                                          auch Kleingartenvereine und alle         in Großstädten mit überwiegend
                                          Menschen, die eine öffentliche Grün-     mehrstöckiger Bebauung trotz guter
                                          anlage nutzen, darauf achten, dass       Kletterkünste schwer zu erreichen
                                          sie Wildtiere nicht indirekt füttern,    sein dürften. Auch eine indirekte
                                          indem sie Lebensmittelreste offen        Bereitstellung dieser Schlaf- und
                                          liegen lassen. Eine gezielte Fütte-      gegebenenfalls Wurfplätze kann
                                          rung von Wildtieren wird in Berlin nur   als Förderung der Art angesehen
                                          bei Vögeln (außer Entenvögeln) und       werden. Es sollte also angestrebt
                                          Eichhörnchen geduldet. Aber auch         werden, die Zugänge zu solchen
                                          hier sollte darauf geachtet werden,      Strukturen zu versperren.
                                          die Futterstellen unerreichbar für
                                          andere Tiere anzubringen oder aber
                                          das Futter abends einzusammeln.

16
2
WASCHBÄR-VOR-ORT-
BERATUNG BERLIN
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

Die Berliner Senatsumweltver-                                  Hierüber wird den Menschen in Berlin ein kostenloses Be-
                                                               ratungsangebot bei Waschbärproblemen bereitgestellt.
waltung hat zur Erfüllung der                                  Betroffene Personen bekommen die Möglichkeit, sich
Maßnahme M 7 das Pilotprojekt                                  vor Ort über Waschbären aufklären zu lassen, es werden
                                                               die bestehenden Probleme besprochen und geeignete
„Waschbär-Vor-Ort-Beratung“                                    Maßnahmen zur Abhilfe vorgeschlagen. Zudem wird die
ins Leben gerufen.                                             individuelle direkte und indirekte Förderung angespro-
                                                               chen und Tipps zur Verhaltensanpassung gegeben.

                                                               Der Ablauf der Beratung gestaltet sich zusammengefasst
                                                               folgendermaßen:

KONTAKTAUFNAHME                           ERSTBERATUNG                             NACHBERATUNG

          Es gibt Probleme mit                      Vor Ort wird das Wasch-                   Circa vier Monate später
          Waschbären auf einem                      bärproblem besprochen;                    erfolgt zunächst eine tele-
          Grundstück und Hilfe wird                 bereits selbstständig                     fonische Befragung über
          benötigt.                                 durchgeführte Maßnah-                     die Erfolge der umgesetz-
                                                    men werden begutachtet.                   ten Maßnahmen:
          Die Kontaktaufnahme
          erfolgt über das NABU-                    Mithilfe von Bildern und                  •   Wurden Empfehlungen
          Wildtiertelefon und ab                    dem Hinweisblatt werden                       umgesetzt?
          August 2021 auch direkt.                  geeignete und durch-                      •   Waren sie wirksam?
                                                    führbare Maßnahmen                        •   Sind Anpassungen,
          Es wird ein Termin für eine               vorgeschlagen und deren                       Erweiterungen, zu-
          Vor-Ort-Beratung verein-                  Umsetzung erläutert.                          sätzliche Maßnahmen
          bart.                                                                                   notwendig?

                                                    Das Monitoringblatt                       Gegebenenfalls wird ein
                                                    „Vorher“ sowie die Daten-                 weiterer Vor-Ort-Termin
                                                    schutzerklärung werden                    vereinbart.
                                                    gemeinsam ausgefüllt;
                                                    der Projektflyer wird                     Das Monitoringblatt
                                                    verteilt.                                 „Nachher“ wird abge-
                                                                                              fragt.

18
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

Zur Bekanntmachung und Unterstützung des Pilotprojektes
wurden ein Flyer, ein Hinweisblatt „Kletterprofi Waschbär –
was hilft?“, eine familiengerechte Schautafel für den Frei-
zeitpark Marienfelde sowie ein kleiner Videospot über das
Pilotprojekt erstellt (siehe Anhang).

                                                                                 Februar 2021
                                                                In einer online stattfindenden Kick-off-Veranstaltung am
                                                                 11. Februar 2021 mit Mitarbeitenden aus den Bereichen
                                                                Berliner Forsten und Jagdbehörde, Derk Ehlert als Wild-
                                                                tierbeauftragtem der Senatsumweltverwaltung und dem
                                                                       Wildtiertelefon wurde das Projekt vorgestellt.

                                                                                    April 2021
                                                                Der Inhalt des Projektflyers wurde als barrierefreies PDF
                                                                     auf der Website der Senatsumweltverwaltung
                                                                                      veröffentlicht.

                                                                                    Juni 2021
                                                                  Zur weiteren Bekanntmachung wurde das Projekt im
                                                                  Newsletter der Senatsumweltverwaltung aufgeführt.

                                                                Vorstände der verschiedenen Kleingartenverbände, alle
                                                                  Zuständigen der Veterinärämter, Dachdeckerinnung,
                                                                Polizei Berlin, Berliner Feuerwehr, Tierheim Berlin sowie
                                                               die Unteren Naturschutzbehörden wurden per E-Mail über
                                                                                  das Projekt informiert.

                                                                 Die Flyer wurden über die hausinterne Broschürenstelle
                                                                 beworben, versendet und im Dienstgebäude ausgelegt.

                                                                               Dezember 2021
                                                                Der Videoclip „Parkfluencer*innen – Waschechte Neubär-
                                                                  liner“ wird auf der Website von meingruenes.berlin –
                                                                „Zusammen sind wir Park“ – online gestellt sowie auf You-
                                                                        Tube, Instagram und Twitter veröffentlicht.

                                                                                                                       19
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

2.1
ABLAUF VOR-ORT-
BERATUNG UND
MONITORING                                                     KONTAKTAUFNAHME

                                                               Der Kontakt wird den Betroffenen entweder durch das
                                                               NABU-Wildtiertelefon vermittelt oder seit August 2021
                                                               direkt durch die auf der Website der Senatsumweltverwal-
                                                               tung veröffentlichte Telefonnummer und Mailadresse der
                                                               Waschbärexpertin ermöglicht. Häufiger wird telefonisch,
                                                               seltener per E-Mail das Problem im Vorfeld erörtert und in
                                                               den meisten Fällen ein Termin für eine Vor-Ort-Beratung
                                                               abgesprochen.

20
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

ERSTBERATUNG                                                    NACHBERATUNG

•   Bei einer Vor-Ort-Beratung wird zunächst das kom-           Die Nachberatungen finden im Durchschnitt 128 Tage
    plette Gebäude von außen begutachtet. Aufstiegs-            (circa vier Monate) nach der Vor-Ort-Beratung statt. Der
    möglichkeiten werden ausfindig gemacht und genauer          Zeitraum wurde relativ groß gehalten, da einige der
    untersucht, um möglicherweise den Hauptaufstieg             Betroffenen angaben, so viel Zeit für die selbstständige
    detektieren zu können.                                      Umsetzung der Maßnahmen zu benötigen. Auch wurde
                                                                von den Hilfesuchenden des Öfteren befürchtet, dass
•   Sämtliche Aufstiegsmöglichkeiten werden den Betrof-         aufgrund der Pandemie Plexiglas oder Ähnliches schwer
    fenen gezeigt und erläutert.                                zu bekommen sei. Zudem wurde häufiger angemerkt,
                                                                dass es derzeit extrem schwierig sei, geeignete Firmen zu
•   Zudem wird das gesamte Grundstück begutachtet,              beauftragen, da diese völlig ausgelastet seien.
    um eventuelle Nahrungsquellen für die Waschbären
    auszumachen oder andere Probleme zu erkennen.               Die Betroffenen werden telefonisch kontaktiert und nach
                                                                der Umsetzung der Maßnahmen gefragt.
•   Gegebenenfalls werden die Dachböden gemeinsam
    angeschaut, um festzustellen, ob die Waschbären             •   Wurden die Maßnahmen umgesetzt, zeigten aber
    „nur“ im Dach (in der Zwischendecke) oder bereits auf           keine Wirkung, wird ein weiterer Vor-Ort-Termin
    dem Dachboden sind.                                             vereinbart – sofern gewünscht. Vor Ort werden die
                                                                    umgesetzten Maßnahmen begutachtet, die richtige
•   In seltenen Fällen werden auch die Dächer bestiegen             Umsetzung überprüft und Nachbesserungsvorschläge
    und von oben begutachtet, um nach eventuellen Spu-              oder andere Maßnahmen empfohlen.
    ren, verschobenen Ziegeln oder Ähnlichem zu sehen.
                                                                •   Auch bei wirksam umgesetzten Maßnahmen wird in
•   Im Anschluss an die gemeinsame Ortsbegehung gibt                einigen Fällen ein Vor-Ort-Termin ausgemacht, um die
    es ein Gespräch mit den betroffenen Personen. In                Maßnahmen zu begutachten, zu dokumentieren und
    diesem werden geeignete Maßnahmen vorgeschla-                   gegebenenfalls über Nachbesserungsmöglichkeiten
    gen. Zuerst wird mittels Bildern und später im Projekt          zu beraten.
    mithilfe des nachträglich erstellten Hinweisblattes die
    entsprechende Umsetzung genau erläutert.                    •   In vielen Fällen kann die Nachberatung und Befra-
                                                                    gung auch am Telefon durchgeführt werden. Dies ist
•   Mit dem zweiten Teil des „Vorher“-Monitoringblattes             vor allem der Fall, wenn (bisher) noch keine der emp-
    wird über den aktuellen Wissensstand über die Biolo-            fohlenen Maßnahmen umgesetzt wurden. In anderen
    gie und das Verhalten der Waschbären aufgeklärt.                Situationen reicht es aus, per E-Mail erhaltene Fotos
                                                                    der umgesetzten Maßnahmen zu beurteilen.

                                                                                                                        21
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

MONITORING
Für die Dokumentation der Vor-Ort-Einsätze wurden zwei         Die Betroffenen können Wünsche und Verbesserungsvor-
Monitoringblätter erstellt.                                    schläge für das Projekt äußern und werden nach einer
                                                               Gebührenhöhe gefragt, die sie für eine derartige Bera-
Das „Vorher“-Monitoringblatt erfasst auf seiner ersten         tung zu bezahlen bereit wären.
Seite:
                                                               Die persönliche Befragung der Betroffenen aus der
•    die vorherrschenden Probleme                              Erstberatung wird in Teilen bei der Nachbefragung wie-
•    Informationen zu bereits selbstständig durchgeführten     derholt, um einen eventuellen Einfluss der Beratung auf
     Maßnahmen                                                 die Beeinträchtigung durch den Waschbären und auf die
•    Empfehlungen für sinnvolle Maßnahmen                      Einstellungen der Hilfesuchenden zu den Tieren und den
•    Informationen über die Bereitschaft der Hilfesuchen-      Umgang mit ihnen untersuchen zu können.
     den, die vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen

Auf der zweiten Seite des „Vorher“-Monitoringblattes
werden:

•    die persönlichen Einstellungen der Betroffenen
     »» zum Grad der Beeinträchtigung durch den Wasch-
         bären.
     »» zur Belastung durch eigene Verhaltensanpassun-
         gen und
     »» zu Waschbären generell,
•    der Wissenstand über vermeintliche Waschbärproble-
     matiken und
•    die Kenntnisse zum Umgang mit Waschbären erfragt.

Im Zuge der Nachberatung wird ein zweites „Nachher“-
Monitoringblatt mit den Hilfesuchenden ausgefüllt. Es wird
vermerkt:

•    ob die Maßnahmen umgesetzt wurden
•    von wem sie umgesetzt wurden
•    wie gut sie wirken
•    Gründe für eine eventuell Nichtumsetzung
•    ob sich aufgrund der weggefallenen oder reduzierten
     persönlichen Beeinträchtigung auch die Einstellung zu
     den Tieren verändert hat
•    wie zufrieden die Betroffenen mit dem Angebot der
     Senatsumweltverwaltung sind

22
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

2.2
                                                              Anhand der Anzahl der beim Wild-
AUFTRAGSSTATISTIK                                             tiertelefon eingegangenen Anrufe
                                                              wegen Waschbärproblemen der
                                                              letzten Jahre wurde abgeschätzt,
                                                              dass jährlich bis zu 250 Einsätze
                                                              der Vor-Ort-Beratung möglich wä-
                                                              ren. Bis Ende des Jahres wurden
                                                              lediglich 89 Vor-Ort-Beratungen
                                                              durchgeführt.
                                                              Hierbei ist zu berücksichtigen, dass mit den eigentlichen
                                                              Vor-Ort-Beratungen erst im Mai begonnen wurde. Zudem
                                                              hat sich das Wildtiertelefon anfangs zurückgehalten, den
                                                              Kontakt herauszugeben – aufgrund der Befürchtung, die
                                                              Vor-Ort-Beratung zu überlasten.

                  März 2021
Der für Anfang März 2021 geplante Start der Vor-Ort-
 Beratungen wurde verschoben, da der Projektflyer,
der zur Erläuterung des Pilotprojektes vor Ort genutzt
werden sollte, noch nicht in gedruckter Form vorlag.

 Zum 29. März 2021 wurden die ersten besonders
dringenden Fälle, die dem Wildtiertelefon gemeldet
             wurden, angenommen.
                                                                               August 2021
                                                                Am 11. August 2021 wurde die E-Mail-Adresse der
                                                               Vor-Ort-Beratung auf der Website der Senatsumwelt-
                  April 2021                                                verwaltung veröffentlicht.

Ab dem 26. April 2021 lag der Flyer vor und es wurde
  mit dem geplanten Betrieb der Vor-Ort-Beratung
                    begonnen.
                                                                           September 2021
                                                               Am 17. September 2021 wurde zusätzlich die Telefon-
                                                                   nummer der Vor-Ort-Beratung veröffentlicht.
                   Juli 2021
  Anfang Juli 2021 berichtete im Anschluss an die
  Antwort des Senats auf die schriftliche Anfrage
   Nr. 18/27970 die dpa über das Pilotprojekt.                                Oktober 2021
                                                              28. Oktober 2021: Der taz wird ein Interview für einen
                                                               Artikel über Waschbären in Berlin und die Vor-Ort-
                                                                              Beratung gegeben.

                                                                                                                       23
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

Die Zeit zwischen der ersten Kontaktaufnahme durch die         Die gestiegene Anzahl von Beratungsanfragen im Monat
Betroffenenund dem Beratungstermin betrug im Mittel nur        Oktober könnten durch die zusätzliche Veröffentlichung
drei Tage. Fünf Beratungen mit einer „Wartezeit“ von mehr      der Telefonnummer Mitte September zurückzuführen sein.
als zwei Wochen wurden aus der Berechnung ausge-               Da Waschbären im Herbst allerdings auch verstärkt auf
schlossen. Diese größeren Zeiträume bis zur Beratung           Nahrungssuche gehen, um sich auf den Winter vorzube-
kamen durch die eingeschränkten Terminmöglichkeiten            reiten, kann auch die Biologie der Tiere dazu geführt ha-
der Betroffenen zustande.                                      ben, dass sie von den Menschen stärker bemerkt wurden
                                                               (vergleiche Abbildung 6 auf Seite 13). Die im Jahresver-
Um eine bessere Erreichbarkeit der Beratung gewähr-            lauf verhältnismäßig späte Veröffentlichung der Telefon-
leisten zu können, wurde von der Auftraggeberin und der        nummer der Vor-Ort-Beratung auf den Webseiten der
Auftragnehmerin im August gemeinsam entschieden,               Senatsumweltverwaltung erklärt auch, dass die Anzahl
zusätzlich die Mailadresse und – ab Mitte September            der beim Wildtiertelefon eingegangenen Anrufe wegen
– auch die Telefonnummer auf der Website der Senats-           Waschbärproblemen im Jahr 2021 nicht deutlich gesun-
umweltverwaltung zu veröffentlichen. Dies war zunächst         ken ist (Abbildung 2, Seite 11). Vergleicht man die Zahlen
vermieden worden, da befürchtet wurde, dass so zu viele        der Monate September bis Dezember von 2020 und 2021
telefonische Beratungsanfragen gestellt werden könnten.        miteinander, ist ein leichter Rückgang der Anzahl der
Weder die Pressemitteilung noch die Veröffentlichung der       eingegangenen Anrufe zu bemerken.
Mailadresse scheint einen großen Einfluss auf die Anzahl
der Beratungsanfragen gehabt zu haben (Abbildung 11).          Die durchschnittliche Beratungsdauer lag bei der Vor-Ort-
                                                               Beratung bei 77 Minuten, die Fahrtzeit für den Hin- und
                                                               Rückweg bei 82 Minuten, bei den Nachberatungen vor
                                                               Ort bei 56 respektive 78 Minuten.

ABBILDUNG 11:
ANZAHL DER EINSÄTZE PRO MONAT

18

16

14

12

10

8

6

4

 2

0
      Jan.      Feb.      März      April     Mai      Juni      Juli      Aug.     Sept.     Okt.      Nov.      Dez.

24
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

Bisher wurden 65 Nachberatungen durchgeführt. Alle                                     Die Vor-Ort-Beratung
Hilfesuchenden, die vor November ihre Beratung hatten
(74), wurden kontaktiert. In neun Fällen ist trotz wiederhol-
                                                                                          2021 in Zahlen
ter Anrufe und auf der Mailbox hinterlassener Bitten um
Rückrufe bisher kein Kontakt zustande gekommen.
                                                                                              Anzahl Erstberatungen
Lediglich 15 der Nachberatungen fanden vor Ort statt.
                                                                                                 bis Ende 2021
Der häufigste Grund für eine telefonische Nachberatung

                                                                                                  89
lag darin, dass die Betroffenen die empfohlenen Maß-
nahmen nicht oder nur teilweise umgesetzt hatten (29
beziehungsweise 13). Aufgrund der begrenzten Zeit am
Ende des Jahres wurde in einigen Fällen, in denen Maß-
nahmen umgesetzt und von den Betroffenen als wirksam
beurteilt wurden, auf eine Nachberatung vor Ort verzich-                                durchschnittliche Anzahl der Tage
tet, sofern es möglich war, Fotos geschickt zu bekommen,                                 zwischen Kontaktaufnahme und
die Maßnahmen so zu beurteilen und gegebenenfalls                                                   Beratung
nachzuberaten (8).

                                                                                                      3
                                                                                        durchschnittliche Beratungsdauer
                                                                                                    (Minuten)

                                                                                                   77
                                                                                          durchschnittlicher Fahrtzeit zur
                                                                                           Vor-Ort-Beratung (Minuten)

                                                                                                  82
                                                                                           Anzahl der Nachberatungen
                                                                                                  bis Ende 2021

                                                                                                  65
                                                                                           Anzahl der Nachberatungen
                                                                                                     vor Ort

                                                                                                   15
                                                                                                                         25
ZWISCHENBERICHT DES PILOTPROJEKTS „WASCHBÄR-VOR-ORT-BERATUNG BERLIN“

2.3
PROBLEMATIK BEI DER VOR-ORT-BERATUNG

EINE FALSCHE UMSETZUNG ...                SOWIE SCHLECHTE BERATUNG              FÜHRTEN ZUR ERSTELLUNG
                                          DURCH „DRITTE“ ...                    EINES HINWEISBLATTES

Leider wurde bei den Nachbera-            In einem Fall hat ein nachträglich    Aufgrund dieser Erfahrungen wurde
tungen einige Male entdeckt, dass         kontaktiertes Schädlingsbekämp-       Ende 2021/Anfang 2022 innerhalb
empfohlene Maßnahmen falsch               fungsunternehmen offenbar sogar       des Projektes das Hinweisblatt „Klet-
umgesetzt wurden (siehe Kapitel           von den empfohlenen Schutzmaß-        terprofi Waschbär – was hilft?“ er-
2.4: Durch Waschbären verursachte         nahmen abgeraten und ein teu-         stellt (siehe Anhang). Dieses Hinweis-
Schäden und Spuren). Fallrohre wur-       res Pulver verkauft, das nicht den    blatt dient dazu, den Hilfesuchenden
den umwickelt oder es wurde auf die       erhofften Effekt hatte (persönliche   eine eindeutige und leicht verständ-
sogenannten Marderabwehrgürtel            Mitteilung der Betroffenen).          liche Erklärung zu den einzelnen
zurückgegriffen, trotz des Hinweises,                                           Maßnahmen in die Hand zu geben.
dass Letztere Waschbären nicht                                                  Mittels dieses Hinweisblattes können
abhalten können. Zudem kam es                                                   die betroffenen Personen auch
immer wieder (selten bis manchmal)                                              beauftragte Unternehmen besser
vor, dass von Betroffenen im An-                                                über die empfohlenen und vor allem
schluss an die Beratung angefragte                                              sinnvollen Maßnahmen informieren.
oder beauftragte Firmen zu diesen                                               In diesem Hinweisblatt wird auch auf
ungeeigneten Maßnahmen geraten                                                  das Patent Frank Beckers (Kassel;
hatten.                                                                         waschbaerschutz.de, Aktenzeichen
                                                                                10 2010 044 9040) hingewiesen.
                                                                                Dieses Schutzrecht besteht für eine
                                                                                besondere Schutzvorrichtung gegen
                                                                                kletternde Säugetiere. Durch die
                                                                                Erwähnung im Hinweisblatt wird bei
                                                                                den entsprechenden Maßnahmen
                                                                                auf das bestehende Patent hinge-
                                                                                wiesen und somit das Patentrecht
                                                                                nicht verletzt.

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