Ecke - Wedding-Müllerstraße
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ecke nr. 1– märz /april 2020 müllerstraße Zeitung für das »Aktive Zentrum« und Sanierungsgebiet Müllerstraße. Erscheint sechsmal im Jahr kostenlos. Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung Ch. Eckelt 28. märz: Präsentation des Vorentwurfs für den neuen Maxplatz
2 —— E CKE M Ü LLERSTRASSE E CKE MÜLLE R STR A SSE —— 3 A U F S N E U E : W E LC H E E C K E ? Ein Vorentwurf Ch. Eckelt ————— ———————————————————— I N H A LT Seite 3 Vorentwurf Maxplatz; Präsentation am 28. März für den Maxplatz Seite 4 Kitaplätze für den Wedding Öffentliche Präsentation Seite 5 Beuth-Hochschule benennt sich um am 28. März 2020 Seite 6 Kommentar: Bezirkliche Radrouten! Seite 7 Fahrradfeindliche Müllerstraße Noch in diesem Jahr soll die Neugestaltung des Maxplatzes Seite 8 Postkoloniales Erinnern beginnen. Für den hinteren Teil des Leopoldplatzes, also Seite 9 Blockkonzept für die Burgsdorfstraße den Teil zwischen Maxstraße und Neuer Nazarethkriche (manche nennen ihn auch »Nördlicher Leopoldplatz«) ent- Seite 10 Füttern verboten! Ch. Eckelt wickelt das Büro »planung.freiraum« der Landschafts architektin Barbara Willecke die Planung. Ein Vorentwurf Aus dem Bezirk Mitte: soll Ende März der Öffentlichkeit auf dem Maxplatz prä- sentiert und anschließend in der Schiller-Bibliothek ausge- • Seite 11 Bürgerbeteiligung stellt werden. des Bezirks, der Prozesssteuerung des Aktiven Zentrums, Ein Jahr ist es her, dass wir das Bilderrätsel »Welche Ecke?« durch eine neue • Seite 12 100 Jahre Groß-Berlin: der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Rubrik ersetzten, den »Kiezmoment«, bei dem die Fotos unserer Leserschaft Veranstaltungen und Publikationen Zuvor zirkuliert der Entwurf in den Ämtern des Bezirks: sowie des Kinder- und Jugendbüros auf dem Maxplatz prä- gewünscht und gefragt waren. Doch offenbar gibt es nicht mehr allzu viele, die Die müssen prüfen, ob die Vorschläge der Landschaftsar- sent sein – und wahrscheinlich auch wieder zahlreiche • Seite 13 100 Jahre Groß-Berlin: mit dem »Kamera-Blick« durch ihren Kiez gehen … Dafür gab es sehr viele, die chitekten finanzierbar sind, ob sie den geltenden Normen Vertreter der Bezirkspolitik. Denn natürlich erregt das un- Von der Provinz zur Metropole das alte Bilderrätsel vermissten und immer wieder danach fragten. und Richtlinien entsprechen oder mit anderen Projekten gewöhnliche Beteiligungsverfahren auch die Aufmerksam- Deshalb haben wir uns entschlossen, diesen Wunsch zu erfüllen und das Bilder- • Seite 14 100 Jahre Groß-Berlin: des Bezirks in Konflikt geraten könnten. Und bevor der keit in den politischen Parteien, die sich alle eine Stärkung rätsel neu aufzulegen. Also: Wo wurde diese Ecke aufgenommen? Wenn Sie den Die größte Stadt Europas Vorentwurf den interessierten Anwohnerinnen und An- der Bürgerbeteiligung ins Programm geschrieben haben. Ort wissen, schreiben Sie uns die Lösung und vergessen bitte auch nicht Ihre wohnern vorgestellt wird, soll auch noch eine Platzbege- Auf dem Maxplatz können die Anwohnerinnen und An- Post-Adresse! Denn unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir wieder hung mit Kindern und Jugendlichen stattfinden, die sich in wohner aus der Nachbarschaft an diesem Samstag ganz Seite 15 Adressen + Gebietskarte zwei Kinogutscheinr für das Kino Alhambra. den vergangenen Monaten schon intensiv mit dem Max- direkt ihre Anregungen weitergeben und müssen nicht Schicken Sie uns Ihre Antwort per Post an: Ulrike Steglich c/o ecke müllerstraße, Seite 16 Mieterberatung im Bezirk Mitte platz auseinandergesetzt und im Rahmen einer »Kinder- gleich vor einer großen Gruppe das Wort ergreifen. Oft- Elisabethkirchstraße 21, 10115 Berlin oder per Mail an: ecke.mueller@gmx.net und Jugendbeteiligung« des Kinder- und Jugendbüros ihre mals sind solche Anregungen besonders wertvoll, gerade Vorstellungen für die Neugestaltung eingebracht haben – auch wenn sie Details betreffen. ——————————————————— I M P R E S S U M —— auch ganz direkt bei den Mitarbeitern von »planung.frei- So hat sich bei den Befragungen im Vorfeld zum Beispiel raum«. gezeigt, dass insbesondere Frauen aus konservativen musli- Anfang Januar die Ausgabe Nr. 6 /2019 Herausgeber: Bezirksamt Mitte von Berlin, mischen Familien ein großes Interesse an besonderen Be- Liebe Leserinnen und Leser, nicht erhielt, melde sich bitte bei uns, Stadtentwicklungsamt Die haben sich darüber hinaus auch sehr viel Mühe gege- wegungsgeräten haben, die sie auch mit schweren Kleidern hier eine Bitte in eigener Sache: Un- damit wir Ihnen weiter die Ecke-Aus- Redaktion: Christof Schaffelder, ben, die Vorstellungen der Anwohnerinnen und Anwohner gut nutzen können. Ganz ähnliche Wünsche haben auch ser Verteiler, mit dem interessierten gaben auf elektronischem Weg schi Ulrike Steglich zu erforschen: In mehr als hundert ausführlichen Inter- Seniorinnen und Senioren geäußert: Warum sollte man Lesern die »Ecke«-Zeitungen als PDF cken können. Senden Sie uns dafür Redaktionsadresse: »Ecke Müllerstraße«, views haben sie die Nutzerinnen und Nutzer auf dem Platz solche Geräte also nicht auch auf dem Maxplatz aufbauen? zugeschickt werden, wurde durch ein einfach nur eine ganz kurze Mail mit c /o Ulrike Steglich, Elisabethkirchstraße 21, direkt angesprochen und befragt und auf diese Weise auch Serverproblem unrettbar zerstört – dem Stichwort »PDF-Verteiler« an: 10115 Berlin, Tel (030) 283 31 27, herausbekommen, wie sich zum Beispiel Mütter und Väter Im April soll schließlich im Foyer der Schiller-Bibliothek was uns dazu zwang, den Verteiler ecke.koepenicker@gmx.net. eckemueller@gmx.net mit Migrationshintergrund den Maxplatz vorstellen. Das der Vorentwurf öffentlich ausgestellt werden – der genaue wieder ganz neu aufzubauen bzw. so- Unberührt davon bleiben jene Bitten Fotoredaktion: ist ein sehr aufwändiges Vorgehen, erfasst aber die Interes- Termin stand bei Redaktionsschluss leider noch nicht fest. weit möglich zu rekonstruieren. Wir um Aufnahme in den Verteiler, die Christoph Eckelt, eckelt@bildmitte.de senlage in der Nachbarschaft sehr viel präziser als die übli- Auch dort kann man sich dann detailliert informieren. Bes- haben das Anfang Januar nach all un- uns seit November 2019 erreichten. Entwurf und Gestaltung: chen Veranstaltungen der Bürgerbeteiligung, bei denen ser aber kommt man am letzten Märzsamstag mittags di- seren Möglichkeiten getan, dennoch Vielen Dank für Ihre Mühe – und wir capa, Anke Fesel, www.capadesign.de Migranten ansonsten eindeutig unterrepräsentiert sind. rekt zum Maxplatz! cs kann es ein, dass die eine oder andere wünschen allen ein hoffentlich inter- Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, Ein Workshop fand darüber hinaus aber dennoch statt: am Adresse fehlt. Wer also bislang die essantes Jahr 2020! www.berliner-zeitungsdruck.de 26. November im ehemaligen BVV-Saal des Wedding, der Samstag, 28. März, Nördlicher Leopoldplatz, 11 Uhr bis Ecke als PDF per Mail bekam, aber Die Redaktion V.i.S.d.P.: Ulrike Steglich jetzt zum »Jobcenter Leopoldplatz« gehört. Dort reichte 15 Uhr: Platzbegehung und Diskussion des Vorentwurfs Für den Inhalt der Zeitung zeichnet nicht der allerdings die Zeit nicht mehr aus, die an verschiedenen 12 Uhr und 14 Uhr, plattformnachwuchsarchitektenm, Herausgeber, sondern die Redaktion verant- Arbeitstischen entwickelten Ideen öffentlich zusammenzu- Nazarethkirchstraße 39: Präsentation des Vorentwurfs wortlich. tragen und zu bewerten. durch planung.freiraum Die nächste Ausgabe Ecke im Web Am Samstag, dem 28. März soll das nun gleich zweimal der ecke müllerstraße erscheint Ende Sämtliche Ausgaben der »Ecke Müller- stattfinden: Um 12 Uhr und kurz darauf noch einmal um 14 April 2020. straße« sind als PDF archiviert und Elektronischer Versand Uhr werden Barbara Willecke und ihr Team ihren Vorent- abrufbar unter: www.muellerstrasse- Sie möchten auf elektronischem Weg die aktuelle wurf in den Räumen von »plattformnachwuchsarchitek- aktiv.de /oeffentlichkeitsarbeit /zeitung- Zeitung als PDF erhalten? Schreiben Sie uns ten« in der Nazarethkirchstraße 39 (etwa auf Höhe des ecke-muellerstrasse eine kurze E-Mail, und wir nehmen Sie in unseren Bolzplatzes) vorstellen. Zwischen 11 Uhr und 15 Uhr wer- Mail-Verteiler auf: eckemueller@gmx.net den zudem auch die Planungsbeteiligten aus den Ämtern
4 —— EC K E MÜ LLERSTRASSE E CKE MÜLLE R STR A SSE —— 5 Der Erweiterungsbau der Kita Edinburger Straße ist bereits fertig gestellt. Die Arbeiten an den Außenanlagen können Beuth-Hochschule überliefert, die er wohl im Jahr 1811 gehalten hatte, also im Vorfeld des »Preußischen Judenedikts« von 1812, das den jetzt beginnen. Juden für diese Zeit sehr weitreichende Rechte einräumen benennt sich um sollte. Die Rede Beuths ist geprägt von einem rassistischen und hassgetränkten Antisemitismus, der auch vor Vernich- »Vater der Ingenieurwissenschaften« tungsphantasien nicht Halt macht. Nach dem Urteil heuti- war extremer Antisemit ger Historiker war die von ihm vertretende Position auch Die starke Nachfrage nach Kitaplätzen in Mitte stammt je- nach zeitgenössischen Maßstäben extrem. doch auch von Familien, die nicht im Bezirk wohnen, aber In der Hochschule führte die Stellungnahme Bühls zu in- dort arbeiten oder studieren. Deshalb sind Kitaneubauten tensiven Debatten. Im Oktober 2018 gründeten mehrere und -erweiterungen in Mitte weiterhin dringend geboten Die Beuth Hochschule für Technik wird ihren Namen än- Professorinnen und Professoren eine Initiative zur Umben- – selbst wenn künftig noch mehr junge Familien den Be- dern. Das beschloss die Akademische Versammlung der ennung der Hochschule, im Januar 2019 wurde ein Sympo- zirk verlassen sollten, weil sie hier keine angemessene Hochschule am 23. Januar 2020. Damit reagierte sie auf sium zu diesem Thema durchgeführt, auch eine »studenti- Wohnung mehr finden. Über das Aktive Zentrum Müller- einen seit mehr als zwei Jahren andauernden Diskurs über sche Initiative gegen Beuth (AntiBeuth)« bildete sich. Im straße wird zum Beispiel die Erweiterung der Kita Edin- das antisemitische Wirken des Namensgebers. Januar 2020 beschloss die Akademische Versammlung mit Ch. Eckelt burger Straße auf eine Kapazität von 60 Kitaplätzen geför- 30 gegen 14 Stimmen bei einer Enthaltung die Namens dert, die zwar nicht mehr im Gebiet liegt, aber die Famili- Christian Peter Wilhelm Beuth (1781–1853) gilt als »Vater änderung. en im Aktiven Zentrum versorgt. Der Erweiterungsbau ist der Ingenieurwissenschaften«. Im frühen 19. Jahrhundert Noch unklar ist jedoch, welchen Namen die Hochschule inzwischen fertiggestellt, in diesem Jahr sollen auch die leistete er im preußischen Staatsdienst einen wesentlichen künftig führen soll. Dazu soll ein »transparentes Verfahren Außenanlagen neugestaltet werden. Beitrag zur industriellen Entwicklung sowie die Moderni- über die Akademische Versammlung« durchgeführt wer- Mehr Kitaplätze Eine komplett neue Kita mit 120 Plätzen ist darüber hinaus sierung und Professionalisierung der handwerklich-techni- schen Ausbildung. Nach ihm wurde im Jahr 1913 die »Hö- den, heißt es in der entsprechenden Presseerklärung. cs für den Wedding in der Triftstraße 12 geplant. Die sollte nach den ursprüng- here Technische Lehranstalt« am Zeppelinplatz benannt, lichen Plänen zwar eigentlich schon in diesem Jahr in Be- eine direkte Vorgängereinrichtung der jetzigen Hochschu- trieb gehen. In der Praxis haben sich aber Probleme einge- le. Die trägt den Namen Beuths erst seit dem Jahr 2009 – Auch im Aktiven Zentrum sind stellt, die zu Verzögerungen führten: Auf dem Gelände war vorher hieß sie schlicht »Technische Fachhochschule« bis zum Jahr 2017 eine Autowerkstatt untergebracht. Und oder kurz TFH. Neubauten geplant die, aber auch frühere Nutzer des Geländes hinterließ im Boden Altlasten, die zunächst einmal beseitigt werden Damals war allerdings noch nicht allgemein bekannt, dass Beuth Antisemit war. Erst Mitte des Jahres 2017 machte Hochschule für Technik müssen. Ein Gutachten konnte die Erzeuger der Altlasten der Professor für Soziologie Achim Bühl seine Hochschule nicht mehr genau zuordnen, jetzt übernimmt der Bezirk darauf aufmerksam: Peter Beuth war Mitglied der »Deut- »Otto Lilienthal«? Die Anzahl der Kinder im Kita-Alter wächst im Bezirk Mit- die Kosten für die Säuberung des Bodens. Immerhin: Die schen Tischgesellschaft«, ein elitärer Club von Adligen te nicht ganz so schnell, wie in früheren Prognosen vermu- künftige Trägerschaft der Kita wurde bereits ausgeschrie- und Bürgern, der sich für Reformen in Preußen einsetzte, tet worden war. Das geht aus dem »Zweiten Bericht über ben, ein Träger wurde schon ausgewählt. zugleich aber auch für den Ausschluss der Juden – egal ob Nahe liegen würde eine Umbenennung der Beuth-Hoch- die Bedarfsentwicklung und Fachkräfteausstattung in den getauft oder nicht – aus dem gesellschaftlichen Leben ein- schule nach einem anderen weltbekannten Ingenieur aus Kindertagesstätten« hervor, der im vergangenen August Ein weiterer Kitastandort könnte gleich nebenan entste- trat. Dem Tischverein gehörten auch Persönlichkeiten an, Berlin: Nach der Schließung des Flughafens Berlin-Tegel von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hen: Wenn das ehemalige Parkhaus der Beuth-Hochschule die heute noch hoch geehrt sind, etwa der Militärreformer »Otto Lillienthal« wird der Name des Flugpioniers vakant. dem Abgeordnetenhaus vorgelegt wurde. Dennoch sind die abgerissen wird, wäre auf dem Gelände auch Platz für eine Carl von Clausewitz, Gelehrte wie Friedrich Schleierma- Und auf dem Gelände soll ja die Außenstelle der Hoch- Kitas im Bezirk extrem gut ausgelastet, der Bedarf an neu- zusätzliche Kita für die Studierenden der Hochschule. cher oder Johann Gottlieb Fichte, Schriftsteller wie Achim schule für Technik im Zentrum der Urban Tech Republic en Kitas ist weiterhin hoch. Auch das Aktive Zentrum Mül- Bisher gibt es für sie nur die mit 45 Plätzen relativ kleine von Arnim und Clemens Brentano oder Künstler wie Karl- entstehen. Da böte sich die Namernsübernahme geradezu lerstraße trägt dazu bei, diesen Bedarf zu decken. Kita im Studentenwohnheim Triftstraße 67. Allerdings Friedrich Schinkel. Von Peter Beuth ist eine Tischrede an. Nach dem Flugpionier ist in Berlin ansonsten nur noch blockiert die Senatsverwaltung für Wissenschaft und For- ein Gymnasium an seinem ehemaligen Wohnort in Lich- Nach dem Bericht lebten im Bezirk Mitte am Ende des Jah- schung bisher noch die Planungen: Erst wenn zweifelsfrei terfelde benannt. Die Fabrik der Gebrüder Lilienthal stand res 2018 tatsächlich nahezu 600 Kinder im Alter unter sie- feststeht, dass die Beuth-Hochschule auf dem Gelände des in Berlin-Mitte: an der Köpenicker Straße unweit des jetzi- ben Jahren weniger, als noch im Jahr 2015 von der Senats- jetzigen Flughafens Tegel einen zweiten Standort aufbauen gen U-Bahnhofes Heinrich-Heine-Straße. Und auch als Un- verwaltung für Stadtentwicklung für diesen Zeitpunkt kann, wird sie das Areal für eine andere als eine direkte ternehmer war Lilienthal ein Pionier: Im Jahr 1890, als er prognostiziert worden waren. Im gesamten Stadtgebiet gab Hochschulnutzung freigeben. Dazu müsste jedoch zu- seine ersten Flugversuche aufnahm, beteiligte er als einer es dagegen über 4.000 Kleinkinder mehr als vorhergesagt. nächst der neue Flughafen BER in Betrieb gehen: als aktu- der ersten seine Arbeiter am Unternehmensgewinn. Die Offenbar zogen in dem Zeitraum viele Familien aus dem eller Termin gilt derzeit der 31. Oktober 2020. cs Stadt der Start-Ups und Unternehmensgründungen hätte Bezirk Mitte in weiter außen gelegene um, wo sie sich noch also allen Anlass, Otto Lilienthal als Vorbild herauszustel- eher eine familiengerechte Wohnung leisten konnten. Auf len. die Versorgung mit Kitaplätzen wirkte sich das in Mitte Des Antisemitismus ist Lilienthal unverdächtig. In der aber nicht positiv aus: Die Auslastungsquote der vorhan »Encyclopaedia Judaica« wird er sogar als berühmter Jude denen Kitas stieg hier im Jahr 2018 sogar auf 96,2 %. Den aufgeführt, sein jüdisch klingender Name geht aber wohl Kitas stehen also praktisch keine Reserven mehr zur Verfü- auf schwedische Ursprünge zurück. cs gung. Dabei ist die Betreuungsquote vor allem bei den Kin- dern im Alter von unter 3 Jahren unterdurchschnittlich: Ch. Eckelt Nur knapp 60 % von ihnen besuchten im Jahr 2018 in Mit- te eine Kita, in Pankow waren es dagegen fast 80 %.
6 —— E CKE MÜ LLERSTR ASSE E CKE MÜLLE R STR A SSE —— 7 ——————— ———— ———— ———— ———— ——— ——— — —— —— KO M M E N TA R Die Müllerstraße tern (zuzüglich 0,75 Meter für die Sperrfläche), die durch »Leitboys« von der Fahrbahn getrennte Radspur käme auf 2,09 Meter. »In einigen Teilbereichen ist die Errichtung ist fahrradfeindlich einer baulichen Trennung nicht möglich,« heißt es weiter, »da z.B. Liefer- / Ladebereich / Parkstände hinter der Rad- So wird Berlin nicht Stadtteilvertretung fordert verkehrsanlage erreicht werden müssen.« Fahrradstadt! Sofortmaßnahmen Mensch.müller fordert jetzt eine provisorische Sofortmaß- nahme mittels neuer Fahrbahnmarkierungen. Dabei sollen zwei KFZ-Fahrbahnen zu einer neuen überbreiten Fahr- bahn zusammengefasst werden. Der entstehende Platz sol- Fahren geborene Berliner überhaupt Rad? Im Wedding Die Müllerstraße soll einen durchgehenden Radstreifen le ausreichen, um hinter den Parkstreifen, also direkt am wohl eher nicht: Wer sich mal kritisch die Schulhöfe und bekommen, der deutlicher ausfallen soll als in der alten den Bordsteinen Radspuren einzurichten. Teilweise müss die Bürgersteige vor den hiesigen Schulen betrachtet, wird Planung aus dem Jahr 2012 vorgesehen. Allerdings möchte ten dafür Parkplätze entfallen, die vorhandenen Ladezo- dort auch während der Schulzeit kaum angeschlossene Rä- die BVG vorher noch die Tunneldecken der U-Bahn sanieren nen könnten aber sämtlich erhalten bleiben. Der Bezirk Ch. Eckelt der entdecken. Dichter belegt sind die Radbügel der Beuth- – und das kann mehrere Jahre dauern. Die Stadtteilvertre- prüft diesen Vorschlag derzeit: Noch vor der Sommerpause Hochschule, allerdings findet man auch hier immer ein tung mensch.müller fordert Sofortmaßnahmen. soll eine Informationsveranstaltung zum Umbau der Mül- Plätzchen für seinen Drahtesel. Von den 12.500 hier Stu- lerstraße durchgeführt werden, auf der auch über diese dierenden kommt nur ein Bruchteil mit dem Rad. Berlin In ihrem Kernbereich zwischen Fennstraße und Seestraße Varianten diskutiert werden könnte. ist keine Fahrradstadt, der Wedding schon gar nicht. Die ist die Müllerstraße derzeit nur für erfahrene Radfahrer zu Frage ist, ob wir auf dem Weg dorthin sind. Debattiert wird dagegen intensiv. Allerdings hat man den empfehlen. Denn an der vielbefahrenen Hauptverkehrs- Auch aus der Privatwirtschaft ertönt unterdessen der Ruf Eindruck, dass dabei vor allem die Zugezogenen das Wort straße gibt es weder Radweg noch Radstreifen, eine Situa- nach Radverkehrsanlagen im zentralen Bereich der Mül- Gut ausgenutzt sind dagegen die Radwege zwischen Prenz- ergreifen: Es geht meist um Radschnellwege und möglichst tion, die in unserer Stadt immer seltener wird und an die lerstraße. Die Investoren, die derzeit vor allem im Block lauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg und Nord-Neukölln breite und geschützte Radspuren entlang der Hauptstra- sowohl Rad- als auch Autofahrer immer weniger gewöhnt zwischen Lindower, Müller-, Gerichtstraße und Nettel- – dort, wo die Berliner mit Migrationshintergrund aus den ßen, um die Wege also, die Berufstätige auf dem Weg zur sind. Viele Radfahrer empfinden die Müllerstraße als ge- beckplatz große Bürogebäude planen und zum Teil schon alten und neuen Bundesländern besonders zahlreich ver- Arbeit zurücklegen. Solche Radwege brauchen wir, ohne fährlich und meiden sie. Für die Geschäftsstraße ist das errichten, wissen sehr gut, dass künftig wohl ein großer treten sind. Es sind vor allem die jungen, erwachsenen Zu- Frage. Aber sie reichen nicht aus, um Berlin zur Fahrrad- kein guter Zustand. Denn Radfahrer sind die besseren Kun- Teil der dort arbeitenden Mitarbeiter – zusammen wohl wanderer, die auf das Fahrrad als urbanes Fortbewegungs- stadt zu machen. Genauso wichtig sind die bezirklichen den für kleine, inhabergeführte Geschäfte. Wer mit dem mehrere Tausend – mit dem Rad zur Arbeit kommen. Für mittel schwören. Das ist einfach zu erklären: Wer als jun- Radrouten. Für die wäre die Grundfrage: Wie kommen die Auto einkaufen fährt, dem bieten die Shoppingcenter un- die Geschäftsstraße wäre es fatal, wenn dieses Kundenpo- ger Mensch in Berlin ankommt, der muss sich in diesem Kinder sicher mit dem Rad zur Schule, zur Bibliothek, zum schlagbare Bedingungen. Mit dem Rad aber bummelt es tenzial außen vor bleiben müsste. cs Moloch von Stadt ein geografisches Koordinatensystem im Sportverein? Und im Detail stellen sich Fragen wie: Wo sich vortrefflich zum Shoppen durch die Geschäftsstraße Kopf bilden, um allmählich ein Heimatgefühl zu entwi müssen wir Kopfsteinpflaster durch Asphalt ersetzen? Wo – wenn die an das Radwegenetz angeschlossen ist. ckeln. Das geht am besten mit dem Fahrrad: In der U-Bahn könnte man explizite Fahrradstraßen ausweisen? Wie kann Ch. Eckelt kriegt man die Stadt nur punktuell mit, zu Fuß ist die man Radrouten ansonsten markieren, so dass sie als beson- Schon im Jahr 2010 hatten im Aktiven Zentrum Müller- Reichweite zu begrenzt; ein Auto muss man sich leisten derer Verkehrsraum wahrgenommen werden? straße Workshops zum Umbau der Müllerstraße stattge- können und kostet darüber hinaus auch sehr viel Aufwand funden. Unter Beteiligung vieler Anwohner wurde damals und Zeit. Für den Brüsseler Kiez und Teile des Sprengelkiezes haben eine Planung entwickelt, die einen durchgehenden Rad- sich Verkehrsplaner solche Frage schon gestellt und bei der streifen von 1,50 Meter Breite und mit 50 Zentimetern Si- Wer dagegen in Berlin zur Schule geht, hat dieses Orientie- Ausarbeitung des Verkehrskonzepts für den Bereich auch cherheitsabstand zu den parkenden Autos vorsieht. Dabei rungsbedürfnis nicht. Dem oder der wird in jungen Jahren ausgearbeitet. In der Praxis haben sich diese Vorschläge blieben immer mindestens zwei Fahrspuren pro Fahrtrich- das Fahrrad zur alltäglichen Fortbewegung oft gar nicht bislang aber noch nicht ausgewirkt. Dazu sind sie zu klein- tung für die Kraftfahrzeuge erhalten, wofür der Mittelstrei- erst nahegelegt, denn die Wege zur Grundschule oder zum räumlich – was fehlt, ist ein übergreifendes Radverkehrs- fen in einigen Abschnitten verschmälert werden müsste. Sportverein müssten dazu von den Eltern als ausreichend konzept für den Bezirk. Das könnte helfen, die Mittel, die Detaillierte Baupläne sind längst ausgearbeitet, auch die sicher eingestuft werden. Und selbst wenn man seine Kin- für den Straßenraum zur Verfügung stehen, gezielter ein- Mittel für den Straßenumbau stehen schon seit vielen Jah- der zum Radfahren erzogen hat, wird man später oft fest- zusetzen als bisher – und gegebenenfalls auch Mittel aus ren bereit. Sie werden aber Jahr für Jahr wieder umge- stellen müssen, dass sie doch lieber öffentliche Verkehrs- Sonderprogrammen zu nutzen. Erstellt werden müssten schichtet: Zunächst blockierte die Verkehrslenkung Berlin mitteln nutzen, weil man in Bussen und Bahnen nebenbei diese Konzepte auch nicht zwingend von den Mitarbeitern den Baubeginn, weil angeblich der Verkehrsfluss im Um- auch das Smartphone nutzen kann. In Berlin Aufgewach- der bezirklichen Straßen- und Grünflächenamtes: Private feld schon durch Baumaßnahmen in der Heidestraße zu sene neigen also eher zur Radabstinenz, wenngleich es na- Büros sind für kreative Aufgaben wie diese meist besser sehr gestört sei. Dann kam die BVG. Im zurückliegenden türlich auch Ausnahmen gibt. aufgestellt. Die Ausarbeitung solcher Konzepte in den Be- Jahrzehnt haben sich die Anforderungen an die Einrich- In den Niederlanden oder in skandinavischen Ländern ist zirken müsste von der Politik aber auch gewollt sein und tung von Radverkehrsanlagen zudem stark geändert. das oft ganz anders. In Kopenhagen zum Beispiel gibt es vom Senat gefordert und gefördert werden. cs Auf Anregung der Stadtteilvertretung mensch.müller hat mehrere Brücken, auf denen werktags über das ganze Jahr der Abgeordnete Tobias Schulze (Linke) im Dezember eine hinweg mehr als 30.000 Radfahrer gezählt werden. Zum Anfrage an den Senat gerichtet. Aus der Antwort wird jetzt Vergleich: auf der Jannowitzbrücke registrierte die auto- deutlich, wie sich der Bezirk Mitte die künftige Müllerstra- matische Zählstelle im vergangenen Jahr 8.200 Radfahrer ße vorstellt: Größtenteils, so heißt es, soll der Radstreifen am Tag, das ist der Berliner Spitzenwert. Ein gut ausgebau- baulich von der Fahrbahn getrennt werden: an Stellen tes Radwegenetz könnte den gesamten Verkehr in der ohne Parkstreifen durch sogenannte »Leitboys« (rot-weiß Stadt spürbar entlasten. Berlin bräuchte es dringend. gestreifte Barken direkt am Fahrbahnrand) oder durch eine Sperrfläche mit Pollern hinter den parkenden Kraftfahr- zeugen. Diese Version käme auf eine Breite von 2,20 Me-
8 —— E CKE MÜ LLERSTR ASSE E CKE MÜLLE R STR A SSE —— 9 Ein Blockkonzept für Postkoloniales Zwischen 2021 bis 2024 wird sich eine Reihe von Ausstel- lungen mit Berlins Kolonialgeschichte und ihren Nachwir- kungen befassen: Zunächst soll in Kooperation mit dem die Burgsdorfstraße Erinnern Museum Treptow und mit Partnerorganisationen in Nami- bia, Tansania und Kamerun an die »Erste Deutsche Koloni- alausstellung« im Treptower Park erinnern, die sich im Neuer Anlauf im Kampf gegen Leerstand Fünfjähriges Kulturprojekt mit kommenden Jahr zum 125. Mal jährt. Dort wurden u.a. und Verfall »Völkerschauen« durchgeführt, bei denen die »Eingebore- Ausstellung zum Afrikanischen nen« öffentlich zur Schau gestellt wurden. Eines der beiden Problemhäuser im Aktiven Zentrum Mül- Viertel Im Jahr 2022 soll dann im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg lerstraße ist die Burgsdorfstraße 1. Das Gebäude ist seit vie- Museum eine Ausstellung zur Migrationsgeschichte der len Jahren unbewohnt und dazu auch noch einsturzgefähr- Kolonialmetropole Berlin in den Jahren 1884 bis 1918 fol- det. Zwar versucht der Bezirk schon seit vielen Jahren, die In den kommenden fünf Jahren soll ein großes Kulturpro- gen. Im Jahr 2023 zeigt das Museum Charlottenburg-Wil- Eigentümerin zur Sanierung zu bewegen. Juristisch ist das jekt die historische Rolle Berlins als koloniale Metropole mersdorf die Ergebnisse eine Recherche in Berlins kunst aber nicht ganz so einfach, wie sich das viele wünschen. Ch. Eckelt beleuchten und sich mit den problematischen Nachwir- historischen Sammlungsbeständen. Untersucht werden Der Berliner Mieterverein zählte vor zwei Jahren insge- kungen dieser Geschichte auseinandersetzen. Dabei spielt soll, wie Menschen aus Afrika und dem Osmanischen samt 75 solcher »Geisterhäuser« in der Stadt – auch an- das Afrikanische Viertel eine wichtige Rolle: Die letzte von Reich in höfischen Gemälden abgebildet wurden. derswo kämpfen die Bezirke gegen den Verfall und Leer- vier geplanten Ausstellungen soll die urbane Inszenierung Zum Abschluss der Reihe soll im Jahr 2024 schließlich der stand von Mietshäusern. Und oft geht es so wie in der deutscher Kolonialherrschaft in diesem Weddinger Stadt- urbanen Inszenierung deutscher Kolonialherrschaft im Burgsdorfstraße: Nach jahrelangen Prozessen erklärt sich quartier thematisieren. Die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa und die Kulturstiftung des Bundes fördern das Projekt mit dem »Afrikanischen Viertel« nachgegangen werden, die im Kontext der Ersten Deutschen Kolonialausstellung 1896 er- folgte. Zum einen sollen die öffentlichen Erinnerungen an TELUX fast fertig die Eigentümerin bereit, wenigstens die allernötigsten Si- cherungsmaßnahmen durchzuführen. Das Haus verfällt Arbeitstitel »Postkoloniales Erinnern in der Stadt« mit ei- die »Begründer« ehemaliger deutscher Kolonien nachge- Kinderbunter Bauernhof am Start aber weiter. Die Burgsdorfstraße liegt jedoch im Sanierungsgebiet. ner Gesamtsumme von drei Millionen Euro. Bis Ende 2024 zeichnet, zum anderen aber an auch die vielfältigen Wider- Dort haben die Kommunen nach dem Städtebaurecht be- werden Ausstellungen und Veranstaltungen in unter- standsbewegungen der Kolonisierten erinnert werden. Fast fertig gestellt sind, wie unser Foto zeigt, die beiden sondere Möglichkeiten, zugunsten der Allgemeinheit in schiedlichen Stadtbezirken die lokale Kolonialgeschichte »Postkoloniales Erinnern in der Stadt« wird von einem neuen Funktionsgebäude des Abenteuerspielplatzes TE- die Eigentumsfreiheit einzugreifen. Dazu müssen aller- beleuchten und nach aktuellen Bezügen fragen. Jährlich Verbund aus den drei Nichtregierungsorganisationen In- LUX zwischen Tegeler und Luxemburger Straße. Die Holz- dings die öffentlich festgelegten Sanierungsziele präzise wird zudem ein Kulturfestival ausgerichtet. Darüber hin- itiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) e.V., häuser, die vom Berliner Büro »larssonarchitekten« ent- gefasst sein. Dazu kann etwa ein Blockkonzept dienen, wie aus soll eine webbasierte interaktive Weltkarte entwickelt Each One Teach One (EOTO) e.V. und Berlin Postkolonial worfen wurden, ersetzen und erweitern den alten Büro- es in der Müllerstraße schon für den Bereich zwischen werden, die koloniale und postkoloniale Erinnerungsorte e.V. sowie dem Stadtmuseum Berlin getragen und vom Lan- und Sanitärcontainer und das alte und baufällige Sport- und Nettelbeckplatz, Arbeitsamt und U- und S-Bahnhof Wed- in Berlin, in Deutschland und in seinen ehemaligen Kolo- desnetzwerk Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag Mehrzweckgebäude. Die neuen Gebäude wurden aus Mit- ding entwickelt worden ist, wo derzeit die vielen Büros ge- nien dokumentiert. (BER) e.V. unterstützt. cs teln des Förderprogramms Aktive Stadt- und Ortsteilzen- schaffen werden. Dort im Süden des Aktiven Zentrums tren errichtet. An der Planung beteiligt waren auch die herrscht ein großer Investitionsdruck. Deshalb sollen rund Kinder des bezirklichen Jugendprojektes, in der entschei- um den U- und S-Bahnhof Wedding weitere Blockkonzepte denden Jurysitzung sollen sie mit ihren Argumenten sogar ausgearbeitet werden, in denen der Bezirk das allgemeine letztlich den Ausschlag für die Auswahl des Entwurfs von Interesse an der Gebietsentwicklung konkret beschreibt. Kinosaal zum Anmieten larrsonarchitekten gegeben haben. Eine Eröffnungsfeier ist Dass der Bereich zwischen Burgsdorf-, Müller-, Trift- und geplant, der Termin stand aber bei Redaktionsschluss die- Wildenowstraße als nächstes an die Reihe kommt, dürfte Das Kino Alhambra an der Ecke See- und Müller ser Ausgabe noch nicht fest. aber auch mit dem Problemhaus zu tun haben. cs straße hat jetzt einen achten Kinosaal. Das wäre Auch die Gebäude des »Kinderbunten Bauernhofs« direkt normalerweise keine besondere Nachricht, ist nebenan sollen jetzt mit Hilfe von Fördermitteln aus dem aber hier etwas anderes: Denn der neue Saal ist Aktiven Zentrum saniert werden. Hier haben die ersten zwar ziemlich klein und verfügt nur über drei Verfahrensschritte bereits stattgefunden: Das Kinder- und Sitzreihen mit jeweils fünf Plätzen sowie einige Modernstes Herzzentrum Europas Jugendbüro im Jugendamt Mitte hat im Rahmen einer Kin- Sitzsäcke, auf denen man es sich gemütlich ma- der- und Jugendbeteiligung schon in den letzten Herbstfe- Geplant ist es schon seit Jahren – aber jetzt steht auch die chen kann. Dafür hat er aber eine eigene Küche rien die jungen Nutzerinnen und Nutzer nach ihren Wün- Finanzierung: Auf dem Gelände des Virchow-Klinikums – und er kann komplett angemietet werden: für schen und Vorstellungen befragt. Erst danach wurde die wird ab 2021 das modernste Herzzentrum Europas entste- Geburtstagsfeste zum Beispiel, für andere priva- Planung ausgeschrieben: Drei Architektenteams werden hen. In einem zukunftsweisenden Neubau mit 28.000 qm te Vorführungen oder für kleine Betriebsfeiern sich im weiteren Verlauf noch mehrfach vor Ort mit den Nutzfläche werden die herzmedizinischen Kompetenzen Auf der 5,50 mal 2,10 Meter großen Leinwand Kindern auseinandersetzen. cs der Charité und des Deutschen Herzzentrums Berlin zu- kann man sich seinen Wunschfilm anschauen, sammengeführt und modernste OP-Säle, Labore, Eingriffs- den das Kinoteam besorgt. Auch Sportübertra- räume und 380 Betten zur Behandlung von Herz-Kreis- gungen sind möglich. Ch. Eckelt lauferkrankungen entstehen. Dafür wird der derzeitige Hubschrauberlandeplatz in südlichen Bereich des Klini- Kontakt: Kino Alhambra, Telefon 030 -21 49 21 60 kums unweit des Nordufers überbaut: Die Helikopter sol- oder 0173-979 65 12, Hanna.Dobslaw@cineplex.de len künftig auf dem Dach der Herzzentrums landen.
10 —— EC KE M Ü LLERSTR ASSE AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 11 Ein steiniger von 60 Euro damals mit einem Verstoß gegen das Straßen- Ch. Eckelt reinigungsgesetz. Die Richterin sah darin nur eine gering- fügige und kurzfristige Ordnungswidrigkeit, erließ die Strafe und stellte das Verfahren auf Kosten der Landeskas- se ein. Schwierigkeiten kann man jedoch mit seinem Vermieter Weg zur Bürger bekommen, wenn man auf seinem Balkon oder auf dem Hof seines Mietshauses ohne Genehmigung Vogelfutter beteiligung auslegt. Vermieter sehen das meist ungern, weil die Vögel natürlich auch Verschmutzungen hinterlassen und auch Konzept zur Umsetzung der andere, unerwünschte Tiere von dem Futter angezogen Leitlinien evaluiert werden können. Auch der Naturschutzbund NABU rät von Fütterungen ab: Stadtvögel finden in Berlin genug Nah- rung und sind wesentlich weniger gefährdet als beispiels- weise Zugvögel. Und die natürliche Auslese hat auch ihren Ch. Eckelt Sinn: geschwächte Vögel sind auch Nahrung für Beutegrei- Bürgerbeteiligung wird auch im Bezirk Mitte großge- fer und Aasfresser und der Selektionsdruck im Winter sta- schrieben. So hat der Bezirk im August 2017 die zwanzig- bilisiert sogar die Populationen der Stadtvögel. seitigen »Leitlinien zur Bürgerbeteiligung im Bezirk Mitte von Berlin« beschlossen. Noch im selben Jahr wurde das Regelrecht schädlich ist dabei insbesondere das Füttern »Büro für Bürgerbeteiligung« eingerichtet, das bis zum Füttern verboten von Wasservögeln. Denn sie schlucken meist alles, was man ihnen zuwirft, auch wenn sie es eigentlich nicht ver- Juli 2018 ein elfseitiges »Konzept zur Umsetzung der Leit- linien für Bürgerbeteiligung« ausarbeitete. Jetzt wurde es im Evaluierungsbericht. »Für Nutzer*innen, die diesen Hintergrund nicht kennen, birgt die Vorhabenliste die Ge- tragen. Und die Qualität der Gewässer leidet, die sich diese Umsetzung auf 43 Seiten vom »Institut für Stadtfor- fahr der Fehlinterpretation.« Im Volkspark Rehberge und im Park am Plötzensee ist das durch Futterreste mit Nährstoffen anreichern. Zudem füh- schung und Strukturpolitik« umfassend evaluiert. Im Netz steht die Vorhabenliste inzwischen auf der Seite Füttern von Wildtieren künftig grundsätzlich verboten. ren unnatürlich hohe Tierbestände auch zu vermehrtem »mein.berlin.de«. 64 von 89 Eintragungen kommen hier Das beschloss das Bezirksamt Mitte im Januar. Ähnliche Koteintrag. Diese Nährstoffe verursachen Fäulnisprozesse, Der Verwaltung in Berlin wird oft Bürgerferne nachgesagt. aus dem Bezirk Mitte. Allerdings sind auch die höchst Regelungen gelten auch für den Großen Tiergarten sowie verstärkte Schlammanreicherung, Algenwachstum und Sie hat es in der Millionenmetropole allerdings auch lückenhaft: Über heiß debattierte Vorhaben wie die Ein- das Engelbecken und den Luisenstädtischen Kanal. Dort Sauerstoffzehrung. Die Gewässer können »umkippen« und schwerer als in Kleinstädten: Wenn dort beispielsweise der richtung von »protected bikelanes« an Hauptverkehrsstra- werden jetzt entsprechende Hinweisschilder angebracht. die darin lebenden Tieren und Pflanzen absterben. Marktplatz saniert wird oder das Kraut in den Grünanla- ßen oder über geplante Schulerweiterungen erfährt man Durch eine Überpopulation an Wasservögeln werden zu- gen in die Höhe schießt, dann kriegen die Mitarbeiter der hier nichts. Zwar sind sich Natur- und Tierschützer grundsätzlich dar- dem oftmals auch der Uferbewuchs und das Röhricht zer- Rathäuser das im persönlichen Umfeld sofort mit. In Ber- in einig, dass man freilebende Tiere in der Stadt nicht füt- stört. Liegengebliebene Futterreste locken wiederum Mäu- lin dagegen wohnt kaum ein Sachbearbeiter in der Nähe Gar nicht vorangekommen ist das Büro für Bürgerbeteili- tern sollte. Aber verboten ist das in Berlin bislang nicht – se, Ratten und andere Schädlinge an. Aber auch das geziel- der Örtlichkeit, für die er Verwaltungsakte ausführt. In gung bei der Fortbildung der Mitarbeiter der Bezirksver- oder besser gesagt: nicht so richtig eindeutig. Im Januar te Füttern von anderen wildlebenden Tieren wie zum den Amtsstuben mangelt es deshalb fast immer an lokaler waltung, die es nach den Leitlinien organisieren sollte. Auf 2018 zum Beispiel verhandelte das Amtsgericht Mitte ei- Beispiel Krähen oder Tauben, verursacht Verunreinigun- Kompetenz, an Erfahrungswissen also, wie die Maßnah- eine entsprechende Bedarfsabfrage erfolgte nur eine einzi- nen Bußgeldbescheid gegen eine Frau, die vom Ordnungs- gen und hygienische Probleme innerhalb der Grün- und men des Amtes von den konkreten Bürgern im Umfeld auf- ge Rückmeldung, die sich zudem auf gewaltfreie Kommu- amt dabei erwischt wurde, wie sie auf dem Alexanderplatz Erholungsanlagen. cs genommen werden. Dagegen hilft, so die Grundüberle- nikation bezog. »Mehrere Fachämter bestätigen in den In- Tauben fütterte. Begründet wurde das verhängte Bußgeld gung, eine breit angelegte Kultur der Bürgerbeteiligung. terviews, dass es bei ihnen keinen Bedarf für Fortbildun- Dass die sich allerdings nicht so einfach verordnen, lässt, gen gebe, sondern sie bereits über Jahrzehnte der Praxis im wird aus dem »Endbericht« zur Evaluierung deutlich. Bei- Bereich Bürgerbeteiligung verfügten«, heißt es im Evalua- spielhaft seien hier zwei Teilbereiche herausgegriffen: die tionsbericht. Der schlägt jetzt vor, künftig konkreter zu »Vorhabenliste« und die Fortbildung der Mitarbeiter der werden und Weiterbildungen z.B. zu Themen wie Modera- Durstige Grünanlagen ren und häufiger auftretenden Extremwetterereignissen wie Trockenheit, Starkregen oder Sturm. »Die Bewässe- Bezirksverwaltung. tion und Veranstaltungsplanung anzubieten und dabei klar zu stellen, dass dazu auch externe Fachleute beauftragt rung ist wichtig, um Austrocknung von Grünflächen zu Die »Vorhabenliste« soll im Internet über die aktuellen werden können. Berlin liegt im Urstromtal. Anders als in manchen Regio- vermeiden und so ihre kühlende Belüftungsfunktion auf- Vorhaben des Bezirks informieren. Sie ging im August nen Brandenburgs geht uns zwischen Havel und Müggel- rechtzuerhalten«, erklärt Sabine Weißler: »Straßenbäume 2018 mit ca. 50 Einträgen an den Start, die das Büro für Auch zu anderen Bereichen macht der Bericht eine Fülle spree das Wasser auch in Trockenzeiten nicht so schnell sind extremen Umweltbedingungen ausgesetzt und leiden Bürgerbeteiligung zuvor bei den Ämtern des Bezirks abge- von Vorschlägen, viele von ihnen beziehen sich auf die aus. Ansonsten würden unsere Grünflächen noch viel besonders durch den Klimawandel. Städtisches Grün und fragt hatte. Im vierteljährlichen Rhythmus sollte sie an- Strukturen innerhalb der Ämter des Bezirks. Klar wird schlimmer aussehen: Fast eine Million Kubikmeter Wasser grüne Freiflächen können als Teil der Infrastruktur extre- schließend fortlaufend aktualisiert werden. Die Zahl der dem Leser jedenfalls, dass die Aufgabe, eine »Kultur der hat allein der Bezirk Mitte im vergangenen Jahr für die Be- me Wetterereignisse abpuffern. Denn Parks, Stadtwälder, Zugriffe auf die Seite erreichte anfangs Spitzenwerte von Bürgerbeteiligung« in der Verwaltung zu etablieren, wohl wässerung öffentlicher Grün- und Erholungsanlagen ver- Straßen- und Gebäudegrün sind nicht nur Erholungsorte, bis zu 450 Seitenaufrufen im Monat, brach im Verlauf des nicht auf die Schnelle umzusetzen sein wird. Dabei spielen braucht – rund dreimal so viel wie im Jahr 2010. sondern auch für den Erhalt der Biodiversität von hoher Jahres 2019 aber drastisch ein. Das lag unter anderem dar- natürlich auch personelle Engpässe eine große Rolle, die Das teilte die für das Straßen- und Grünflächenamt zustän- Bedeutung. Sie spenden Schatten und tragen zur Kühlung an, dass die Zuarbeit der Ämter sehr unterschiedlich war: sich in naher Zukunft wohl noch verstärken werden, weil dige Bezirksstadträtin Sabine Weißler Anfang Februar in bei. Allerdings benötigen die bezirklichen Grünanlagen Am fleißigsten war die Sozialraumorientierte Planungs- viele Mitarbeiter in Rente oder Pension gehen. Zusätzliche einer Presserklärung mit. Der Klimawandel mache sich da- ausreichend Wasser – und das natürlich vor allem in den koordination, der das Büro für Bürgerbeteiligung zugeord- Aufgaben will in dieser Situation jedenfalls keines der Äm- nach auch bei uns bemerkbar – mit steigenden Temperatu- Hitzeperioden.« net ist, gefolgt von der Jugendhilfeplanung und dem Stadt- ter gerne übernehmen. cs planungsamt. Von den anderen Ämtern gingen allenfalls sporadisch Meldungen ein. »Beispielsweise fehlen Vorha- ben aus dem Bereich Straßen- und Grünflächen, Soziales, Schul- und Sportamt sowie Wirtschaftsförderung«, heißt
12 —— AU S DEM BEZIRK MIT TE AUS DE M BE ZI R K MI T TE —— 13 — —————— ——————————— — ——————— — ————— ——— 10 0 J A H R E G R O S S - B E R L I N — —————— ——————— — 10 0 J A H R E G R O S S - B E R L I N Unvollendete Metropole. 100 Jahre Städtebau für (Groß-)Berlin Veranstaltungs- und Lesetipps Von der Alt-Stadt Die Ausstellung zeigt die historischen architektonischen und städtebaulichen Leistungen Berlins seit 1880 und die aktuellen Potenziale der Metropolenregion Berlin-Bran- zum Jubiläum Natürlich widmen sich in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellun- denburg. Gleichzeitig wagt die Ausstellung einen Blick in die Zukunft, indem sie die Ergebnisse des »Internationalen Städtebaulichen Wettbewerbs Berlin-Brandenburg 2070« zur Metropole gen und Publikationen dem Thema »100 Jahre Groß-Berlin«. Hier nur eine Aus- öffentlich präsentiert. Die Entwicklungen sind mit Blick Bis zur Schaffung Groß-Berlins wahl aus dem breiten Angebot: auf Schlüsselthemen wie Wohnen, Verkehr, Freizeit und Erholung oder die Vielzahl an Zentren innerhalb der Stadt im Jahr 1920 war es ein langer, und im Umland dargestellt. Darüber hinaus wird die Be- holpriger Weg trachtung um eine europäische Perspektive erweitert. An- Ch. Eckelt Ausstellungen hand der Berliner Partnerstädte Moskau, Wien, Paris und 1918, 1919, 1920 – das waren politisch bewegte, turbulente, London wird thematisiert, wie andere Metropolen mit ak- auch chaotische Zeiten. Der Kaiser war abgedankt, die Re- tuellen urbanen Herausforderungen umgehen. publik ausgerufen, zu bewältigen waren die Folgen des ver- Chaos & Aufbruch Ort: Kronprinzenpalais, Unter den Linden 3, 14057 Berlin, heerenden 1. Weltkriegs. Das Märkische Museum im Bezirk Mitte zeigt ab April die 1. Oktober bis 31. Dezember 2020 Wohl nur in solchen Situationen und Zeiten des Umbruchs höriger, aber bislang zersplitterter Wirtschafts- und Ver- Ausstellung »Chaos & Aufbruch – Berlin 1920–2020« und sind auch große politisch-adminstrative Veränderungen kehrsraum, wurde damit nicht gelöst. geht der Frage nach, wie aus einem chaotischen Umbruch Publikationen durchsetzbar. Die Eingemeindung vieler umliegender, bis Die Zeit war aber reif für eine Einheitsgemeinde, weshalb ein konstruktiver Aufbruch gestaltet werden kann: Wie dato administrativ eigenständiger Vorstädte und Ortschaf- der preußische Ministerpräsident und Sozialdemokrat kann Großstadt gelingen? Eine historische und eine aktu- ten in ein neues »Groß-Berlin« wurde damals heftig debat- Paul Hirsch einen entsprechenden Verfassungsentwurf er- elle Zeitebene laden zu einer Entdeckungsreise ein, die »Metropole Berlin – 1920 | 2020« tiert. Da waren die Moabiter und Weddinger schon alte arbeiten ließ. Der sorgte für heftige Kontroversen, fand von den Problemen der Stadt über Lösungsansätze bis hin Das Buch von Andreas Ludwig und Gernot Schaulinski be- Berliner Hasen: deren Eingemeindung war bereits 1861 Fürsprecher wie erbitterte Gegner (letztere vor allem aus zu ihrem Zukunftspotential führt. Dabei geht es um Woh- schreibt das Berlin der 20er Jahre als sozialen Raum und als erfolgt. Dennoch: ohne das »Gesetz über die Bildung der konservativen und wohlhabenderen Kreisen), so dass es nen, Verkehr, Erholung, Verwaltung, um die Anbindung an Handlungsfeld der kommunalen Selbstverwaltung. Welche neuen Stadtgemeinde Berlin (Groß-Berlin-Gesetz)« von auch zu Tumulten und sogar Prügeleien in den unter- das Umland und auch um Identität. Probleme waren zu bewältigen? Welche Lösungsstrategien 1920 hätte es keine Metropole gegeben. Gleichzeitig war es schiedlichen Stadtparlamenten kam. Dies ist auch die zentrale Ausstellung des Kooperations- wurden erprobt? Welche Konflikte waren zu lösen? Und eine folgerichtige Konsequenz aus den Entwicklungen der Dennoch wurde das Gesetz 1920 mehrheitlich beschlossen projekts »Großes B – dreizehnmal Stadt« des Stadtmuse- welche Zukunftsvorstellungen von Berlin wurden damals Jahrzehnte zuvor. – und damit ein gewaltiger Sprung gemacht. Quasi über ums Berlin mit den zwölf Berliner Bezirksmuseen. Beglei- entwickelt? Dabei werden Bereiche wie Bevölkerungs- Denn die massive Industrialisierung in der 2. Hälfte des 19. Nacht vergrößerte sich die Stadtgemeinde Berlin um das tet wird sie vom Online-Portal »1000x.Berlin« mit Foto- struktur, die Wohnungssituation, die Verkehrsinfrastruk- Jahrhunderts hatte Folgen sowohl für das bisherige Alt- 13fache, die Bevölkerungszahl verdoppelte sich: von ca. 1,9 grafien und Biografien aus einhundert Jahren. tur und das Thema Schule eine wichtige Rolle spielen. Ver- Berlin (etwa heutiger Innenstadtring) als auch für das Um- Mio. auf 3,8 Mio., womit Berlin schlagartig zur weltweit Märkisches Museum, Am Köllnischen Park 5, 26. April 2020 gleiche zu heutigen Debatten um Berlin und seine Ent- land gehabt: Weil die Industrie heftig expandierte, die Be- drittgrößten Stadt wurde, nur London und New York hat- bis 10. Januar 2021 wicklung werden offensichtlich. völkerungszahlen und Bodenpreise immens stiegen (und ten mehr Einwohner. Für Berlin entspannte sich damit Erscheinungsdatum: Ende April 2020, kostenlos auch die Bodenpreise) und immer weniger Platz in der auch die baulich-räumliche Beengtheit, die Bevölkerungs- Berliner Landeszentrale für politische Bildung, Kernstadt war, wich sie zunehmend auf die umliegenden dichte reduzierte sich von 285 Einwohnern / ha vor 1920 »Berlin Sinfonien« Telefon (030) 902 27 49 66 Gemeinden aus – und die Arbeitskräfte zogen hinterher, in auf 44 Einwohner / ha. Die Deutsche Kinemathek hat in Kooperation mit dem die neuen Mietskasernen im Norden und Osten. Nun waren eine koordinierte Stadtplanung und Woh- Land Berlin die Medieninstallation »Berlin Sinfonien« Mit der Industrialisierung verbunden waren auch die steti- nungsbau in Größenordnungen möglich, das in bemer- konzipiert. Am Beispiel der drei Dokumentarfilme »Berlin. Publikationen der Hermann-Henselmann-Stiftung ge Ausweitung der Verkehrsverbindungen sowie der mo- kenswert kurzer Zeit entstandene Verkehrsnetz mit all den Die Sinfonie der Großstadt« (Walther Ruttmann, 1927), Die Stiftung veranstaltet seit 2016 jährlich Kolloquien zum dernen Kanalisation. Beides verknüpfte die Kernstadt mit U-, S-, Straßenbahn- und Buslinien und Fernbahnverbin- »Berlin: Sinfonie einer Großstadt« (Thomas Schadt, 2002) Thema »100 Jahre Groß-Berlin« und greift die Schlüssel den Vororten zu einem funktionalen Organismus, der be- dungen konnte ausgebaut und verdichtet und neue, effizi- und »Symphony of Now« (Johannes Schaaf, 2018) lassen aufgaben wie die Wohnungs-, Verkehrs- und Grünfrage so- reits um 1910 die Züge einer Stadtregion trug – jedoch entere Verwaltungsstrukturen für die Gesamtstadt aufge- die Filmbilder einen Tag in Berlin in den 1920er Jahren, wie die Planungskultur heraus. Darüber hinaus veröffent- noch nicht politisch-administrativ, was ein entsprechendes baut werden. zur Jahrtausendwende und in der Gegenwart Revue passie- licht sie eine fünfteilige Publikationsreihe zum Thema: Verwaltungschaos zur Folge hatte. So gab es um 1900 bei Und was fing jetzt der »gemeine Berliner« damit an? Ein ren. – Juni 2017: »100 Jahre Groß-Berlin – Wohnungsfrage und den 151 Gemeinden im Berliner Raum 43 Gaswerke, 17 neues Gesamtberliner Identitätsgefühl wurde ja nicht auto Rotes Rathaus, 6. März bis 7. Mai 2020, Eintritt frei Stadtentwicklung (1)«, Harald Bodenschatz und Cordelia Wasser- und 15 Elektrizitätswerke, und während Berlin den matisch mitgeliefert. Die Berliner trugen es mit jener Ge- Polinna (Hg.) Tegeler See als Trinkwasserreservoir nutzte, leiteten lassenheit, die noch heute das Funktionieren der Stadt erst – November 2018: »100 Jahre Groß-Berlin – Verkehrsfrage gleichzeitig Reinickendorf und Tegel ihre Abwässer in den möglich macht. Man blieb einfach weiter Weddinger, Moa- »Gezeichnete Stadt – Arbeiten auf Papier von 1945 und Stadtentwicklung (2)«, Harald Bodenschatz und See. biter, Köpenicker oder Spandauer. Ohnehin musste die bis heute« Cordelia Polinna (Hg.) Auf Dauer waren solche chaotischen Verhältnisse untrag- Stadt angesichts ihrer schieren Größe in einzelne kleinere Die Faszination von KünstlerInnen für die Großstadt ist in – Juni 2019: »100 Jahre Groß-Berlin – Grünfrage und Stadt bar, und so wurde 1906 ein Wettbewerb »Groß-Berlin« Verwaltungseinheiten, die Bezirke nämlich, strukturiert der Berliner Kunst seit 1945 stets gegenwärtig. Die Ausstel- entwicklung (3)«, Harald Bodenschatz, Dorothee Brantz ausgeschrieben, um die bauliche Entwicklung zu beför- werden. Bis heute ist Berlin kein zentralistisches Gebilde, lung zeigt Arbeiten der im doppelten Sinne gezeichneten (Hg.) dern und das Wachstum auf eine 10-Millionen(!)-Stadt zu sondern ein polyzentrales: Berlin ist die Summe seiner Stadt Berlin: die Trümmer des Krieges wie auch urbane – April 2020 geplant: »100 Jahre Groß-Berlin – Planungs- ermöglichen. Doch zunächst mussten viele widerstrebende Kieze, mit jeweils eigenen Gebietszentren. Biotope der 1970er bis 1990er Jahre diesseits und jenseits kultur und Stadtentwicklung (4)« Interessen, die Diversität Berliner Realitäten und Mentali- Bis heute ist es so, dass gerade die Diversität ihrer Bewoh- der Mauer. – 2021 geplant: »100 Jahre Groß-Berlin – Perspektiven für täten berücksichtigt werden. So gab es als Minimalvariante ner und ihrer Kieze den Reiz der »Metropole« ausmacht. Berlinische Galerie, Bezirk Mitte, Alte Jakobstraße 124–128, die Hauptstadtregion (5)« zunächst ab 1912 einen losen »Zweckverband Groß-Ber- In Spandau ist das Tempo, die Gangart, anders als in Fried- 19. Juni bis 5. Oktober 2020 Weitere Information erhalten Sie bei: Hermann-Henselmann- lin«, der sich jedoch auf Städte- und Verkehrsplanungsauf- richshain, und in Hellersdorf ticken die Uhren etwas an- Stiftung, Beatrice-Zweig-Straße 2, 13156 Berlin gaben beschränkte. Das Grundproblem, ein zusammenge- ders als in Zehlendorf. Und warum auch nicht? us
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