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Bärenspur 1. Ausgabe 2020 Europa, deine Wildtiere Braunbär aus mittelalter lichem Kerker befreit Das Wandern ist des Bären Lust? Zum Foto: Hofmann Mitnehmen und Weitergeben
Inhalt Foto: S. Birner AGONIS Inhalt Projekt WORBIS Neuigkeiten 18 Freuen Sie sich auf diese Themen: Projekt Schwarzwald Neuigkeiten 20 Laura bärsönlich Für ein Miteinander voneinander lernen 3 Projekt WORBIS Patenreport 22 Hauptartikel Europa, deine Wildtiere 4 Projekt Schwarzwald Patenreport 24 Rettungsaktion FRANCA: Braunbär aus mittelalterlichem Kerker befreit 10 Gastbeitrag DAS WANDERN IST DES BÄREN LUST? STIFTUNG für BÄREN Bedrohte Wildwanderwege in der Slowakei 26 Generationswechsel Hand in Hand 14 Fleißige Helfer STIFTUNG für BÄREN Ehrenamt 30 Neuigkeiten 15 Ein Geschenk an die Nachwelt Poster 16 Wenn der letzte Wille Leben ermöglicht 31 Impressum Projekte der STIFTUNG für BÄREN Herausgeber: STIFTUNG für BÄREN, Duderstädter Allee 49, ALTERNATIVER BÄRENPARK Worbis 37339 Leinefelde-Worbis, Duderstädter Allee 49, 37339 Leinefelde-Worbis Telefon: 0 36 074 - 20 09-0 Telefon: 036074-2009-0 www.baer.de, stiftung@baer.de www.baer.de, E-Mail: worbis@baer.de Erscheinung: halbjährlich, kostenlos Auflage: 10.000 Exemplare ALTERNATIVER WOLF- und BÄRENPARK Schwarzwald Redaktion: STIFTUNG für BÄREN Rippoldsauer Straße 36/1, 77776 Bad Rippoldsau-Schapbach Gestaltung und Druck: Wolber Kommunikation, www.wolber.eu Telefon: 07839-910380, www.baer.de, E-Mail: schwarzwald@baer.de Karikatur: Ralf Böhme, www.ralfboehme.de Konto STIFTUNG für BÄREN: VR-Bank Mitte e.G., Abbildungen: Für alle Fotos ohne Nachweis liegen die IBAN DE64 5226 0385 0003 0793 50, BIC GENODEF1ESW Bildrechte bei der STIFTUNG für BÄREN Konto Schweiz: PostFinance IBAN CH48 0900 0000 6194 6689 0, BIC POFICHBEXXX 2
Laura bärsönlich Laura bärsönlich Für ein Miteinander voneinander lernen Da erwacht man als Bär aus diesem recht mil- und sind sehr gerne gewillt, dies an ihre Artge- den Winter und ist erstaunt darüber, in welchem nossen weiterzugeben. Denn so, wie ein Bär von seltsamen Ausnahmezustand sich die Welt einem anderen das Klettern lernen kann, kön- befindet. Allen voran bin ich aber sehr eupho- nen auch Zweibeiner vom gemeinsamen Wissen risch bei dem Gedanken daran, dass einer mei- profitieren. ner Artgenossen frei in den bayrischen Wäldern umherzieht. Wow, was für eine bärenstarke Denn, es muss einiges geschehen in der Meldung! Klar, der erste Gedanke für viele wird Mensch-Wildtier-Beziehung. Aber keine Panik, sicherlich Richtung BRUNO gehen, JURKAs die Grünkutten haben schon einen Plan. Sohn. Aber ich bin mir sehr sicher, dass der Mensch aus der Misere 2006 gelernt hat. In diesem Sinne begrüße ich Sie ganz herzlich Das Wichtigste dabei ist wohl, dass Mensch und zur ersten Ausgabe im neuen Jahrzehnt. Tier gemeinsam leben und voneinander lernen. Von uns Bären kann man z.B. jede Menge in Viel Spaß beim Lesen! puncto Kräuterheilkunde und Ernährung erfah- ren. Meine Freunde, die Grünkutten der STIF- LAURA TUNG für BÄREN, haben dies ganz gut begriffen Foto: SfB LAURA 3
Hauptartikel Europa, deine Wildtiere Freitag, 15. Juli 2005: im Zoo Neumünster gibt In freier Wildbahn sieht man Luchse eher sel- es Nachwuchs. Luchswelpe ELA [Name von uns ten, denn sie sind leise, perfekt an die Natur gewählt] kommt auf die Welt. Auswilderung? angepasst, Einzelgänger mit Revieren von meh- Nein, wie die meisten ihrer Artgenossen aus reren Quadratkilometern und meiden grund- Zoos ist ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit legend den Kontakt zu Menschen. Es ist daher für sie nicht vorgesehen. Menschen behandeln relativ schwierig, an einem Sonntagnachmittag sie wie ihr Eigentum, als Sache und als solches mal eben schnell einen Luchs beim Spaziergang hat sie nur einen einzigen Zweck zu erfüllen: im Wald zu sehen. Katzenüblich sind es sehr Sie soll Geld einbringen. schöne Tiere, elegant und faszinierend, daher ist die Nachfrage von Menschen die Geld dafür bezahlen, einen Luchs zu sehen, groß. Gründe für die Ablehnung von Tieren Quelle: White Paper EARS Solving the European Wildlife Rescue Crisis Foto: Hofmann 4
Hauptartikel Anzahl der Anfragen zur Unterbringung im Vergleich zu den erfolgten Unterbringungen am Beispiel der Stiftung Animal Advocacy and Protection [AAP, Mitglied von EARS und Kooperationspartner der STIFTUNG für BÄREN – gemeinsam retteten wir Luchsdame ELA] 2017 und 2018 ging die Zahl der geretteten Tiere zurück. Grund dafür sind die Probleme, die in diesem Beitrag zusammengeführt werden. Die Produktion und der Vertrieb der „Ware Wild- Nur wenige Monate später finden zwei Zoobä- tier“ ist leider ein lukratives Geschäft. Besonders ren aus Spanien ein neues Zuhause in unseren Jungtiere, idealerweise im Babyalter, stehen Einrichtungen, ebenso wie eine misshandelte hoch im Kurs. ELA, der Luchswelpe, ist da keine Schaustellerbärin aus Frankreich. Ausnahme. Sie wird nach Spanien verkauft, an einen Zoo auf einer beliebten Ferieninsel. Keine Warum diese internationale Vielfalt in große Sache, business as usual, wie es jeden Tag unseren Projekten? Haben wir so viel geschieht. Internationaler Tierhandel ist immer Platz der gefüllt werden muss? noch ein gängiges Geschäftsmodel. Die Zustände unzähliger Wildtiere in deutscher Und deutsche Zoos und Tierparks sind Gefangenschaft sind katastrophal, wie eigentlich ganz vorne mit dabei. in der ganzen EU. Die Wartelisten sind lang, die viel zu wenigen Einrichtungen platzen aus allen Doch was wird aus der „Ware“? Sie wird weiter- Nähten. Aber der Nachwuchs an Luchsen, Bären, gereicht und kann diesem lebensverachtenden Tigern, Elefanten, Affen und anderen Wildtieren Teufelskreis nicht entfliehen. wird massenhaft weiter produziert und gehan- delt. Doch nicht nur Jungtiere werden in großem Aber Tiere sind keine Ware und ELA ist ein Indi- Stil auf den Markt gebracht. Auch adulte Exemp- viduum, wie jeder einzelne Mensch auch. Sie lebt lare werden zu Hauf verschachert und auf Euro- und sie leidet. Nachdem man sie über 10 Jahre pas Straßen transportiert. Staatliche Einrichtun- in einem kleinen Verschlag ausstellte, fernab von gen, private Halter, legal, illegal, die Situation in natürlichem Lebensraum und Verhalten, wurde der Europäischen Union ist völlig unüberschau- ELA zu einem schwerkranken Vierbeiner, der bar. Vor einigen Wochen wurde beispielsweise Medikamente und Betreuung braucht. eine LKW Ladung mit Tigern in Polen aufgedeckt. Die meisten Transaktionen bleiben allerdings im Doch die alte Luchsdame hat Glück. Sie wird Verborgenen, geschehen augenblicklich, gerade in Zusammenarbeit mit dem internationalen jetzt, während Sie, liebe Leserinnen und Leser, Netzwerk European Alliance of Rescue Centres diesen Bericht vor sich liegen haben. and Sanctuaries [EARS] gerettet, bekommt einen Platz in unserem Tierschutzprojekt im Schwarz- Eine Situation, die so nicht bleiben kann, die wald, wo naturnahe Freianlagen mit Waldboden akutes Handeln bedarf und dies nicht nur in und Rückzugsmöglichkeiten auf sie warten. den einzelnen Ländern oder von einzelnen 5
Hauptartikel Foto: SfB Die Forderung der Wildtiere wird dem EU Rat vorgelegt. Organisationen, sondern gemeinsam, Hand ein positiver Trend, dass zunehmend Tiere aus in Hand. So kam es im Herbst 2019 zu einem schlechter Haltung beschlagnahmt werden. Nur geschichtsträchtigen Augenblick. wohin mit den ganzen Fällen? Und wenn einer der seltenen, freien Plätze gefunden wurde, wie 13. November 2019 – ein historischer kommen die Tiere dorthin? Der Transport der Tag für den europäischen Tierschutz geretteten Tiere stellt eine nicht zu verachtende Herausforderung dar. Und nicht selten fällt eine Eine Delegation von EARS, darunter auch Bernd lange Wegstrecke an. Denn obwohl in jedem EU Nonnenmacher und Sabrina Schröder als Ver- Staat Wildtiere gezüchtet werden, gibt es bei treter der STIFTUNG für BÄREN, trägt dem weitem nicht in jedem Land eine Unterbringung. Europarat in Brüssel die Problematik vor. Zum Wie die bereits genannten Beispiele aus Spa- ersten Mal in der Geschichte der EU wird dies nien zeigen: PARDO, DARIA und DORO wurden zum Thema gemacht. Bis zu diesem Zeitpunkt von den spanischen Behörden beschlagnahmt. war der Legislative die schreckliche Situation Einrichtungen wie unsere Alternativen Bären- gar nicht bewusst. Doch die Daten, die von EARS parks gibt es dort selten. Ergo – die Tiere wer- gesammelt wurden und nun vorliegen, sprechen den innerhalb der EU transportiert, was stets eine deutliche Sprache: mit Risiken, Aufwand und hohen Kosten verbun- den ist. Allein im Jahr 2017 gab es weit über 20.000 Anfragen für die Unterbringung von Tieren! Es besteht dringender Handlungsbedarf! Das entspricht bei den involvierten 112 Einrich- tungen im Schnitt mehr als 150 Anfragen. Pro Dem EU Rat wurde ein „White Paper“ vorge- Jahr! Zum Verständnis: unsere Freianlagen legt, wie die nichtstaatlichen Tierschutzorgani im Schwarzwald und in Thüringen beherber- sationen bei der Problematik helfen können. gen derzeit insgesamt 18 Bären, 8 Wölfe sowie Zwar müssen die einzelnen Länder vor Ort 2 Luchse – und damit kommen wir an unsere entsprechende Maßnahmen in die Wege leiten, Grenzen. Doch die Anfragen werden nicht weni- doch ein einheitlicher, länderübergreifender ger, im Gegenteil. Natürlich ist es grundlegend Fahrplan für die EU ist und bleibt als ein erster Schritt unabdingbar. 6
Hauptartikel Was muss geschehen? 1 ein länderübergreifender Leitfaden und Standarts zur Unterscheidung zwischen Foto: SfB Zoo/Tierparks und Tierschutzzentren wie Vermittlungs- und Auffangstationen 2 Verbot der Zucht von Wildtieren, die nicht Viele Wildtiere leiden unter schrecklichen Bedingungen arterhaltenden Maßnahmen dienen 3 gesetzliche Unterstützung zur Schaffung von geeigneten Plätzen für Tierschutzfälle - engmaschige Kontrollen und Genehmigungen, sowohl von Privatpersonen als auch von Ein- richtungen in Kooperation mit zertifizierten Tierschutzeinrichtungen, einschließlich dem Diese Ziele erreichen wir NGOs aber nicht Transport der Tiere alleine. Zu den wichtigsten Dingen, welche die EU tun kann, gehören: - EU Förderungen und Erhalt sowie der Bau von solchen Einrichtungen, die ein verhaltens - ein konsequenteres Entgegenwirken illegaler gerechtes Leben beschlagnahmter Individuen Tierhaltung, Zucht und Handel von Tierarten ermöglichen und unter behördlicher Kontrolle stehen internationale Tierschützer vereint: Vertreter von NGOs aus ganz Europa Foto: V. Faupel 7
Hauptartikel Foto: SfB Braunbär PARDO konnten wir retten, unzählige Wildtiere warten noch Rechtlich gesehen sind Wildparks, Zoos, Film- Ein erster historisch wichtiger Schritt ist getan, schulen und ähnliche Einrichtungen wie Ver- dem EU Rat wurden sowohl die Situation als auch mittlungs- und Auffangstationen, nach den bis- Lösungsansätze vorgelegt. Die Mühlen der Legis- herigen Gesetzen und Vorschriften gleich. Hier lative sind endlich in Gang gebracht, doch sie sind ist eine dringende Novellierung notwendig. nicht für ihre Geschwindigkeit bekannt. Und bis es Entscheidungen über Gesetze und Förderungen So sind zum Beispiel unsere Ansprüche an die gibt, leiden Tiere Tag für Tag weiter. Tierhaltung viel höher als in den üblichen län- derspezifischen Haltungsrichtlinen für Tiere. Wir sind daher schon seit längerem daran, die Auch die Ausbildung in unseren Projekten ist Situation zu verbessern. Unsere Vorhaben konkre- nicht mit einem Zoo- oder Versuchstierpfleger tisieren sich durch die Zusammenarbeit mit EARS. zu vergleichen. Diese Unterschiede müssen endlich klar definiert werden. Wir setzen uns aktiv gegen eine Zucht von Bären, Wölfen und Luchsen in Gefangenschaft ein. Foto: Hofmann Der Waldgeist gehört in den Wald - nirgendwo anders 8
Hauptartikel Darüber klären wir nicht nur medial und direkt nicht länderspezifisch sondern müssen europä- in unseren Projekten auf, sondern jede Einrich- isch denken. Dazu gehört erstens eine Erneue- tung, die ein Tier an uns abgibt, muss auch ver- rung der Gesetze und Richtlinien, die umsetzbar sichern, dass sie die Haltung der jeweiligen Art ist und zweitens eine ganz klare Linie zwischen einstellt. Einrichtungen ziehen. Es muss endlich eine Grenze geben zwischen denjenigen, die nur an In beiden Einrichtungen der STIFTUNG für die Vermarktung der Tiere denken und denen, BÄREN stehen für das Jahr 2020 Erweiterun- die sich für Artenschutz engagieren. gen an. Doch auch vor Ort in den Ländern, wo es keine Stationen für Bären gibt, sind wir in bera- Und welche Rolle spielen Sie dabei? Eine sehr tender Funktion tätig. Im Jahr 2018 unternah- wichtige: men wir sogar eine Beratungstour durch den Balkan. Prägen Sie das Image eines Wolfs mit, der kein Kuscheltier ist, der nicht in Gefangenschaft Unsere beiden Projekte in Worbis und im gehört, sondern in die Natur. Erfreuen Sie sich Schwarzwald sind gerade im Begriff, sich zu an einem Bären, der frei durch die Alpen wan- Kompetenzzentren zu entwickeln. Erste Veran- dert und nicht an einer Scheibe gegen ihre Hand staltungen dahingehend sind sowohl geplant klopft. Und lassen Sie einen Luchs wie ELA sein, und finden bereits statt. Wenn auch verwal- wofür er von Natur aus gemacht ist: ein faszi- tungsrechtlich gesehen noch kein Unterschied nierendes Wildtier. zwischen uns und einem Zoo existiert, arbeiten wir intensiv daran, den Status grundlegend zu Helfen Sie mit, die Fehler Ihrer Mitmenschen ändern. Um effektive und nachhaltige Verände- wieder gut zu machen und kreieren Sie mit uns rungen an der Situation der unschuldigen Wild- eine Zukunft, in der Wildtiere endlich wieder das tiere unseres Kontinents zu schaffen, dürfen wir sind, wofür sie geboren werden: wild. Foto: Hofmann 9
Rettungsaktion Rettungsaktion FRANCA: Braunbär aus mittelalterlichem Kerker befreit Die traurige Geschichte von FRANCA gleicht ten – denn wir, die STIFTUNG für BÄREN, haben einem Schauermärchen. Mehr als 15 Jahre uns bereits vor fast fünf Jahren diesbezüglich an wurde die Braunbärin mit 2 Artgenossen die verantwortlichen Behörden gewandt. in einem Verlies eingesperrt. Französische Schausteller hielten sie unter lebensverach Frankreich 2015: wir erhalten schockierendes tenden Bedingungen: fauliges Essen, schimm Filmmaterial. Darauf ist ein männlicher Bär liges Stroh und ein trister Alltag in einem Ker zu sehen, der mit Maulkorb, Longe und Ket- ker, wo es vor Ratten wimmelte. Da das arme tenhalsband drangsaliert wird um Kunststücke Tier als aggressiv und gefährlich galt, wurde aufzuführen. Schnell die unschuldige FRANCA in einem Verschlag wird klar, dass seine weggesperrt, während die anderen Bären auf Hinterhand versteift ist. Mittelaltermärkten, in Sportclubs und Disko Ein typisches Anzeichen theken zur Belustigung der Leute lebensver von Arthrose, eine Folge achtende Kunststücke aufführen mussten. von jahrelanger schlech- ter Haltung. Das Tier wirkt unterwürfig, ver- Am Vormittag des 29. Novembers 2019 kann ängstigt. Dies erreicht sie durch eine geheime Beschlagnahmung aus man bei einem Bären nur diesem Martyrium befreit werden. Noch am sel- dadurch, indem man ihn ben Tag gegen 23 Uhr, erreichten FRANCA und bereits im Welpenalter Die Videos der Auftritte unsere Kooperationspartner des Tierschutzver- bricht und ihm vom Men- schockierten uns eins 30 Millions d´Amis unser Projekt SCHWARZ- schen abhängig macht. WALD. Beim Springen von einem Podium zum nächsten zeigt der Vierbeiner deutlich, dass er Schmer- zen hat, vermutlich aufgrund der viel zu lan- Nachdem die Bärendame verständlicherweise gen Krallen. Alles in allem ist der Bär in einer erschöpft in die Quarantänebox tapste, freute furchtbaren Verfassung und leidet offensichtlich sie sich sichtlich über frisches Stroh und gesun- vor den Augen der Zuschauer. des Futter – ganz für sich allein. In den nächsten Tagen baute sie sich ein bequemes Nest in der In einem Schreiben an die französischen Behör- Station und ging auch direkt in die Winterruhe - den schildern wir dies eindringlich, erörtern das zum wahrscheinlich ersten Mal in ihrem Leben. natürliche Verhalten eines Bären und welches Der tragische Fall von FRANCA ist nicht nur ein Ausmaß die offensichtliche Quälerei für das Tier schreckliches Beispiel für die Grausamkeiten, hat. Zudem bieten wir uns nicht nur in beraten- die Wildtiere für die Belustigung von Menschen der Funktion an, sondern unterbreiten auch das ertragen müssen, sondern auch dafür, wie Angebot, das misshandelte Tier in unseren Frei- lange die Mühlen der Bürokratie wirklich arbei- anlagen verhaltensgerecht unterzubringen. Foto: SfB Foto: SfB Foto: SfB Mittelalter im 21. Jahrhundert 10
Rettungsaktion Foto: SfB Es vergehen Jahre in denen nichts geschieht, dafür kursieren aber immer wieder Horror- videos von dem Schaustellerpaar und ihren FRANCA genießt das frische Stroh sichtlich Bären. Und es wird noch schlimmer: es handelt sich nicht nur um einen, sondern um insgesamt das neue Areal erkundete, ereignete sich eine drei Bären! Szene, die uns zu Tränen rührte: FRANCA sitzt da und spielt mit einem Stock, unbeschwert wie Als 2019 schließlich [dank ein Welpe. Nach all den Jahren, all der Finster- der französischen Tier- nis und dem ganzen Leid, darf sie nun endlich schützer] Aufnahmen von einfach Bär sein. den Auftritten in der Öffent- lichkeit und von der Hal- Foto: SfB tung hinter den Kulissen gemacht werden können, Lebensverachtende spitzt sich die Situation Praktiken der zu. Es kommt zum tragi- Tiershows schen Tod des Braunbären MICHA, dessen Schicksal uns 2015 auf den Fall aufmerksam machte. Schließlich wird durch die Foto: SfB Behörden eine Beschlagnahmung der restli- chen Vierbeiner veranlasst. Fazit: ein gesellschaftlicher Wandel scheint Endlich ein neues Leben: FRANCA unternimmt ihre ersten vage im Anflug. Die Misshandlung von Wildtie- Schritte in unseren Freianlagen ren für Unterhaltungszwecke stößt zunehmend auf Protest, dem sich die Behörden nicht mehr Sabrina Reimann, länger entziehen können. Beschlagnahmungen Leitung im Projekt SCHWARZWALD: nehmen glücklicherweise zu, doch eines der größten Probleme klafft nach wie vor ohne „FRANCA jetzt so zu sehen, macht uns überglück- zufriedenstellende Perspektive: Wohin mit den lich. Nachdem sie jahrelang wie Eigentum behan- Tieren? FRANCAs Leidens- und Artgenosse delt wurde, darf Sie nun endlich Bär sein. Wir fand eine Unterbringung bei einer französischen bedanken uns daher für die internationale Zusam- Einrichtung [ebenfalls ein Mitglied von EARS], menarbeit mit den Tierschützern aus Frankreich FRANCA selbst hat bei uns einen Platz gefun- und bei sämtlichen Unterstützern, die FRANCA den. Zahlreiche andere Tiere haben weniger durch ihre großzügigen Spenden ein neues Leben Glück. Sie können aufgrund mangelnder Optio- ermöglichen.“ nen nicht beschlagnahmt werden. FRANCAs Schicksal hat uns gezeigt, wie effek- Apropos FRANCA, wie geht es ihr mittlerweile? tiv die internationale Zusammenarbeit zwischen Gut vier Monate nach der Beschlagnahmung, nichtstaatlichen Organisationen sein kann. Doch Anfang März 2020, zeigte sie sich wieder akti- eine Kollaboration mit den Behörden ist dabei ver und so entschlossen sich Sabrina Reimann unabdingbar. Wir hoffen, in weiteren gemein- und ihr Team, FRANCA in die Freianlage zu las- samen Aktionen der NGOs und Ihrer Unterstüt- sen. Nachdem sie anfänglich sehr interessiert zung, nachhaltig gegen Tierquälerei vorgehen zu können. 11
STIFTUNG für BÄREN Generationswechsel Hand in Hand SfB und die Verantwortung in die Hände der jünge- ren Generation übergibt, steht den beiden die größte und spektakulärste Tour bevor: die Ret- tung der zwei Bärendamen DARIA und DORO aus einem maroden Kleinzoo in Südspanien. Auch hier steht das Team geschlossen hinter ihnen. Foto: SfB Der Wechsel erfolgt. Bernd Nonnenmacher wird vom Vorstand der STIFTUNG berufen. Er hat in der Zeit als Leiter des Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald nicht nur ausreichend Erfahrung in der Tierschutzarbeit gesammelt, Bärenrettung in Albanien sie ein stückweit mitgeprägt, sondern er genießt auch den Rückhalt des Teams. Es ist Sommer 2016, kurz vor Feierabend für das Team im Projekt SCHWARZWALD. Rüdiger Weil er unschätzbar viel von seinem Vorgän- Schmiedel, Geschäftsführer der gGmbH [info ger lernen konnte, ist Nonnenmacher die ide- box ] und der STIFTUNG für BÄREN [infobox], ale Besetzung als Geschäftsführer der gGmbH. ruft die anwesenden Kollegen zusammen. Doch auch gerade daher weiß er, dass dies keine einfache Aufgabe ist und was alles auf ihn Leitung, Tierpfleger, Imbiss- und Kassenmitar- zukommen wird. Aber Schmiedel wird ihm dabei beiter. In ebenso emotionalen wie klaren Worten weiterhin zur Seite stehen, zum einen in der teilt er mit, dass Ende des Jahres zwei verwaiste Funktion als Berater, zum anderen als ehren- Bärenwelpen aus Albanien gerettet werden amtlicher Geschäftsführer der STIFTUNG für müssen, dass es keine vergleichbaren Aktio- BÄREN. nen in Europa gibt und – dass jede Menge harte Arbeit auf alle zukommen wird. Doch es ist ein notwendiger Schritt, um den beiden unschuldi- gen, misshandelten Bärenkindern eine Zukunft zu geben. Teamarbeit ist angesagt! Bernd Non- nenmacher ist zu diesem Zeitpunkt seit einem Jahr Leiter im Schwarzwälder Projekt und wird diese einzigartige Luftrettungsaktion mit Rüdi- ger Schmiedel in die Tat umsetzen. In den darauffolgenden Jahren werden die Bei- den aufopferungsvoll und ohne Medienrummel in zahlreichen Aktionen gemeinsam weitere Bären, Wölfe und Luchse retten. Keiner der Einsätze ist einfach. 2019, in dem Jahr, in dem Rüdiger Schmiedel sein Pensionsalter erreicht Foto: SfB Anpacken! 12
SfB i gGmbH Alternativer Bärenpark Worbis Um die Arbeit der STIFTUNG für BÄREN wirtschaftlich zu führen, wurde die gGmbH gegründet. Ihr hauptberuflicher Geschäftsführer war von Beginn an Rüdi- ger Schmiedel, seit dem 01.12.2019 über- nimmt Bernd Nonnenmacher diesen ver- Foto: SfB antwortungsvollen Posten. Europaweit im Einsatz für die Wildtiere i Bernd Nonnenmacher, Geschäftsführer STIFTUNG für BÄREN ALTERNATIVE BÄRENPARK WORBIS gGmbH 1996 wurde der erste Alternative Bären- seit 01.12.2019: park Deutschlands im thüringischen Worbis gegründet. Es war das erste „Tierleid ist eine länderübergreifende Problematik, Tierschutzprojekt seiner Art, wo miss- der wir nur durch gegenseitigen Rückhalt und enge handelte Bären, Wölfe und Luchse in Zusammenarbeit optimal entgegenwirken können. Gemeinschaftshaltung resozialisiert und Im Alleingang kann man im nachhaltigen Tierschutz verhaltensgerecht untergebracht werden. nicht viel bewirken, nur wenn mehrere Organisatio- Träger der Einrichtung war die Aktion nen Hand in Hand agieren, kann etwas bewegt wer- Bärenhilfswerk e.V., die heute noch als den. Es gilt daher nicht deutsch, französisch oder Förderverein der STIFTUNG für das Pro- albanisch zu denken, sondern europäisch.“ jekt Worbis fungiert. Um sich ausschließ- lich dem nachhaltigen Tierschutz zu wid- men, gründete der Verein 2004 die STIF- Bernd Nonnenmacher pflegt stets zu sagen, TUNG für BÄREN, die seit dem Träger des dass nur der Wandel beständig ist. In diesem Projekts ist und 2010 das Schwarzwälder Sinne wächst nun auch eine neue Generation an Projekt eröffnete. Tierschützern heran, denn auch die Arbeit für die Tiere ändert sich. Wir haben das Glück, dass Bilanz bis dato [Stand 20.02.2020]: der Wandel, der Generationswechsel, Hand in 33 Bären, 36 Wölfe und 3 Luchse wurden Hand geschieht. gerettet und in ihren naturnahen Freianla- gen untergebracht. Weitere Tiere konnten Mit diesem Fazit kann Rüdiger Schmiedel sehr in Kooperation mit anderen Einrichtungen gut leben. Der Initiator der Projekte (und auch untergebracht werden. der Stiftung) konnte in den vielen Jahren auf sehr gute Partner und hervorragende Kolle- gen zugreifen. Wir erinnern uns beispielsweise an den Start mit Uwe und Martina Lagemann, Martin und Suzanne van Hees, aber auch an den damaligen Bürgermeister von Worbis, Eckart Lintzel. Mit dieser Erfahrung im Gepäck war es Foto: SfB daher folgerichtig, dass mit neuer T echnologie Gemeinsam mit hundkatzemaus konnte ein ganzes Wolfsrudel gerettet werden 13
SfB sowie verbessertem Management auch das Rüdiger Schmiedel zweite Projekt im Schwarzwald so erfolgreich wurde. Und eines ist klar: einfach war es nicht. Seine hauptamtliche Aber Aufgeben? Nein, das war nie eine Option. Arbeit im Tierschutz Heute sind all diese Hürden überwunden und fing für den gelern- beide Projekte sowie die STIFTUNG sind gut ten Zootechniker am aufgestellt. Einer nationalen und internationa- 01.09.1990 an, damals len neuen Ära steht also nichts mehr im Wege. mit der Rettung von Tanzbären in der Türkei. Rüdiger Schmiedel, Geschäftsführer Europaweit konnte er im Kampf gegen STIFTUNG für BÄREN: die Ausbeutung und den Missbrauch von Tieren zahlreiche Tierleben aus ganz „Einfallsreichtum und die Courage, Ideen auch Europa retten: 162 Bären, 18 Wölfe, 28 umzusetzen, waren stets Markenzeichen der Raubkatzen, 39 Primaten, 88 Seehunde, STIFTUNG für BÄREN. Wichtig dabei ist eine effek- 994 Hunde sowie unzählige Hauskatzen tive und praktikable Arbeit. Denn Tierschutz funk- gehen auf sein Rettungskonto. tioniert nicht dadurch, die Welt neu zu erfinden, sondern sie nachhaltig positiv mitzugestalten. Da Tierschutz kein Beruf, sondern Beru- Zukünftig werden sich die Projekte in Thüringen fung ist, bleibt er auch in seinem offiziel- und in Baden-Württemberg zu Kompetenzzentren len Ruhestand dem Tier-, Umwelt- und fortentwickeln.“ Artenschutz erhalten. Bernd Nonnenmacher Nach dem Jura Stu- dium in Tübingen, USA und Göttingen war der naturverbun- dene Schwabe inter- national als Unter- nehmensberater tätig. Durch diese Erfahrung konnte er als Leiter vom Pro- Foto: SfB jekt SCHWARZWALD dessen Effizienz optimieren und somit weiter voranbrin- gen. Seit Ende 2019 ist er Geschäftsfüh- rer der gGmbH. Generationswechsel Hand in Hand 14
SfB Foto: SfB STIFTUNG für BÄREN Neuigkeiten Nancy Gothe Ausbau der Kompetenzzentren für Wildtiere: Nancy Gothe, Kompetenzmanagerin der STIFTUNG für BÄREN: Nancy Gothe geht in großen Schritten voran! Vielen langjährigen Tierfreundinnen und Tier- „Ich freue mich enorm, mit meiner neuen Stelle freunden wird Nancy keine Unbekannte sein, meine Berufung gefunden zu haben und zugleich denn seit gut zehn Jahren ist sie bereits in unse- eine wichtige Sache unterstützen und voranbrin- rem Team. Die studierte Försterin kennt nach gen zu können. Die Standorte im Schwarzwald unzähligen Führungen und zahlreichen weite- und im Eichsfeld sind einzigartige und bedeutende ren pädagogischen Veranstaltungen [sowohl im Einrichtungen, deren Weiterentwicklung ich mich Jugendbereich als auch in der Erwachsenenbil- mit vollstem Elan widmen werde. Dabei ist mir die dung] das Gelände bestens. Arbeit mit den Menschen, sie für etwas zu begeis- Und allen voran kennt sie unsere Tiere, ihre tern, sie zusammen zu bringen, eine Herzensan- Geschichten und engagiert sich leidenschaftlich gelegenheit um somit die Stiftungsarbeit weiter dafür, zukünftigen Generationen von Wildtieren auszubauen.“ solch ein Leid zu ersparen. Foto: V. Faupel 15
Foto: V. Faupel
Neuigkeiten Worbis Projekt Worbis Neuigkeiten „Panta Rhei“ (alles fließt) - Einladung zum Tierschutzfest und es bewegt sich auch im Projekt WORBIS. WIR.SIND.TIER am 05.09.2020 und 06.09.2020 Im Frühling werden nicht nur unsere Bären wie- Wir laden alle Tierfreunde herzlich zu unserem der aktiv, auch im restlichen Park ist ein reges Tierschutzfest WIR.SIND.TIER am 05.09.2020 und Treiben zu beobachten: ein neues Dreierge- 06.09.2020 ein! Wir als Alternativer Bärenpark spann in der Pädagogik blickt gut gelaunt und errichten in Zusammenarbeit mit vielen anderen motiviert in Richtung Sommersaison. Sie nen- Tierschutzvereinen und Organisationen ein gro- nen sich liebevoll die BÄRdagogen. Mit einem ßes Fest, um mit Klein und Groß einen tollen Tag neuen Schulprogramm (bestehend aus 6 ver- für und mit unseren Tieren zu erleben. schiedenen umweltpädagogisch aufbereiteten Themen rund um Tier- und Naturschutz) wollen Neben diversen Programmpunkten wie einem sie schon bei der jüngsten Generation die Wert- Minimarathon als Benefizlauf, Führungen und schätzung aller Lebewesen und den Schutzge- verschiedene Bastelecken, ist der Name unse- danken für unsere Natur fördern. rer Veranstaltung Programm und zeigt auf, wel- che Gemeinsamkeiten es zwischen Mensch und Dabei erfahren die Kinder und Jugendlichen Tier gibt – denn wir sind uns ähnlicher als man- nicht nur spannende Informationen über Bär, che denken. Luchs und Wolf, sondern auch über Nutztiere, das Ökosystem Wald oder die Welt der Insekten. Zeitgleich klären wir auf, was Tiere für ein Spielerisch und abwechslungsreich wird bei- glückliches Leben brauchen und wie wir ihnen spielsweise erforscht, wieso für Hunde Körper- auf Augenhöhe begegnen sollten. All dies und sprache viel wichtiger ist als Worte oder warum vieles mehr erwartet Sie und Euch an den zwei Nutztiere ein wertvolles Sicherheitskommando Septembertagen an denen selbstverständlich für uns darstellen. Außerdem sind zahlreiche auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt ist. weitere Neuerungen geplant, die mit Hilfe des gesamten Teams umgesetzt werden sollen. Ihr Verein ist noch nicht mit dabei? Dazu gehört beispielsweise die Aufbereitung Kein Problem! Schreiben Sie uns einfach der Beschilderung, pädagogischer Elemente an worbis@baer.de oder rufen und die Planung spannender Workshops und Sie direkt durch: 03607 20090 Events. Foto: SfB Foto: SfB Möge die Macht der Bären mit uns sein Thüringens Tierschützer vereint euch! 18
Neuigkeiten Worbis Die Zukunft beginnt jetzt Nachdem unser renoviertes Service- und Infor- mationszentrum zum Patentag 2019 seine Feu- ertaufe im familiären Rahmen mit über 300 Tier- freundinnen und Tierfreunden meisterte, luden wir letzten November zum Tierschutzbrunch ein. Die Idee dahinter war, sämtliche Tierschüt- zer im Umkreis an einen Tisch zu bekommen Foto: SfB und ein Netzwerk ins Leben zu rufen. Viele Ver- eine, Ehrenamtliche und auch private Tierschüt- zer kamen zusammen, um sich gegenseitig kennenzulernen. Besonders erfreut waren wir, Einsatz in den Anlagen dass auch ein Vertreter vom Veterinäramt unse- rer Einladung folgte. Denn nachhaltiger Tier- schutz kann nur gemeinsam mit den Behörden funktionieren. Wer Interesse hat, sich mit in das gerade entstehende Netzwerk einzuklinken, kann gerne an worbis@baer.de schreiben Foto: SfB Veranstaltung mit Panoramablick auf den Bärenwald SEPA-Lastschriftmandat Vor- und Nachname Ich ermächtige die STIFTUNG für BÄREN Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die für den Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald auf mein Konto gezogene Lastschriften einzulösen. E-Mail Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrags verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Tel. Ich möchte Pate sein für Vor- und Nachname (Kontoinhaber) Ich zahle regelmäßig E Straße und Hausnummer □ folgt per Überweisung auf das Konto der PLZ Ort STIFTUNG für BÄREN, VR-Bank Mitte e.G., IBAN DE64 5226 0385 0003 0793 50, BIC GENODEF1ESW Name des Kreditinstituts □ darf von meinem Konto abgebucht werden - □ monatlich* □ vierteljährlich □ halbjährlich □ jährlich BIC IBAN □ ich möchte gerne den Newsletter bekommen Datum, Ort und Unterschrift Wir bärdanken uns herzlich! BS 20 □ Spendenbescheinigung erwünscht Bitte ausfüllen, ausschneiden und „ab die Post!“ — in einem ausreichend frankierten Kuvert. *Mindestsumme für die monatliche Patenschaft: 5 Euro Wir garantieren: Das Geld Ihrer Patenschaft kommt in den ALTERNATIVEN BÄRENPARKs an!
Neuigkeiten Schwarzwald Projekt Schwarzwald Neuigkeiten Sabrina Reimann, Wir dürfen vorstellen: Das neue Führungsduo Leitung Projekt SCHWARZWALD: wim Projekt SCHWARZWALD! „Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe als Leiterin dieses einzigartigen Tierschutzprojekts. Durch meine Arbeit hoffe ich, noch mehr Men- schen für den Tier- und Artenschutz begeistern zu können und die Lebensbedingungen der Wildtiere in Gefangenschaft zu verbessern. Die Heraus- Foto: SfB forderung für uns als Gesellschaft, die Tierarten Wolf, Luchs und Bär als festen Bestandteil unse- rer belebten Umwelt zu akzeptieren, ist sehr groß. Teresa Carl und Sabrina Reimann . Aber auch hier will ich dazu beitragen, dass dieses Zusammenleben weitgehend konfliktarm möglich wird. Ich habe das Glück im Schwarzwald ein wirk- Auch im Projekt SCHWARZWALD haben wir lich tolles Team an meiner Seite zu haben, mit dem das Glück, in der Führungsspitze ein neues ich diese Ziele gemeinsam verwirklichen möchte.“ Team begrüßen zu dürfen, dass sich seit Jah- ren mit leidenschaftlichem Einsatz für die Tiere bewährt hat: Sabrina Reimann und Teresa Carl! Das war die Bärenweihnacht 2019 Bereits seit 2018 bilden die beiden Biologinnen das dynamische Duo der Pädagogik in unserem Auch 2019 gab es wieder unsere traditionelle Schwarzwälder Tierschutzprojekt. Bärenweihnacht mit lokalem Kunsthandwerk, Leckereien, Weihnachtsbasteln und Bärenpark- Vor ihrer Arbeit für die STIFTUNG für BÄREN fabel. Der Erlös der Tombola ging dieses Mal widmete sich Sabrina Reimann [Master in Wild- an das nepalesische Projekt „Stand Up 4 Ele- tierökologie und Wildtiermanagement] bereits phants“, welches Elefanten aus der Tourismu- dem Natur- und Artenschutz am Bayerischen sindustrie rettet. Highlights waren die Fackel- Landesamt für Umwelt. Teresa Carl sammelte wanderung mit kleinem Theaterstück und die die ersten Erfahrungen nach ihrem Master in wunderschöne Beleuchtung des Parks. Evolution und Ökologie beim Landesnatur- schutzverband Baden-Württemberg. Wir bedanken uns bei allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die mit Ihrem Einsatz Beide haben bereits einige Rettungsaktionen dazu beigetragen haben, dass dieses Wochen- begleitet. Mit dieser Erfahrung im Gepäck und ende am dritten Advent ganz besonders BÄR- mutigen Visionen wollen sie das Projekt kompe- sinnlich war! tent weiterentwickeln. Foto: SfB Mehr als ein Weihnachtsmarkt: die Bärenweihnacht 20
Neuigkeiten Schwarzwald Foto: SfB Foto: SfB Zehn Jahre im Zeichen von Wolf, Luchs und Bär D-19 Am 13.9. findet auch gleichzeitig der Patentag fgrund von COVI Änderungen au s au f baer.de statt, bei dem wir mit Führungen und span- rb eh al te n - ak tuelle Info vo nenden Berichten den langjährigen Paten und Spendern tiefe Einblicke hinter die Kulissen geben wollen. Denn ohne unsere Paten wären 10 Jahre Bärenpark undenkbar gewesen! Also haltet Euch das Wochenende frei und feiert mit uns im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald! Liebe Tierpatinnen und Tierpaten, die Einladun- gen für den 13.9.2020 werden natürlich auch direkt an Euch versandt. Ferienprogramm 2020 Unter dem Motto „Weil schlau sein cool ist“ wurde unser neues Pädagogik-Team kreativ und hat sich tolle Aktionstage für die Ferien ausge- dacht. Also keine Zeit vertrödeln und schnell einen der begehrten Plätze sichern! Anmeldung unter schwarzwald@baer.de oder telefonisch unter 07839 910380 Foto: SfB Sprachkurs der anderen Art Wölfisch für Anfänger 2020 Foto: SfB Neun junge Nachwuchsforscher im Alter zwi- schen 10 und 14 Jahren konnten im Februar Ferien im Freien unsere Graupelze und ihre geheime Sprache kennenlernen. Wir waren begeistert vom Wis- Großes Jubiläum: 10 Jahre Alternativer sensdurst und den tollen Ideen der Teilnehmer, Wolf- und Bärenpark Schwarzwald! wie Menschen und Wölfe künftig besser mitein- ander leben können. Ein ganzes Jahrzehnt Tierschutz im Schwarz- wald - wir sagen Danke! Am 12.9. laden wir Groß Wer auch Lust hat „Wölfisch“ zu lernen: und Klein ganz herzlich zu uns ins Schwarzwäl- Die Veranstaltung findet wieder am 01.11.2020 der Projekt ein, um gemeinsam 10 Jahre Tier- statt. Anmeldung unter schwarzwald@baer.de schutz zu feiern. 21
Patenreport Worbis Projekt Worbis Patenreport JAs Open Air Bett gewöhnt haben, entschied sie sich allerdings doch noch für das unterirdische Nachtlager. Prompt verschwand sie aus den Blicken der Zweibeiner hinein in eine Höhle um dort weiterzuschlafen. CONNY - unser kleiner Eisbär Foto: SfB CONNY genoss den Winter in vollen Zügen. PEDRO UND DORO Getreu dem Motto „Schlafen kann ich noch, wenn ich tot bin“ trotzte sie den Temperaturen und war außerordentlich mutig bei ihren ersten PEDRO - aufs Dach gestiegen Anbadeversuchen unter eisigen Temperaturen. Schaut man sich PEDROs diesjährige Winter- Später ließ sie sich einschneien und entzückte höhle an, wurde ihm sprichwörtlich aufs Dach uns alle mit ihrem süßen Eisbärenlook. gestiegen. PEDRO entschied sich dazu eine Höhle an bzw. unter dem Besucherweg zu bezie- hen. Kein Wunder, dass er während der Winter- ruhe verhältnismäßig aktiv war und doch nicht Foto: SfB so ganz zur Ruhe kam. Oft sah man ihn - alle Viere von sich gestreckt – in der winterlichen Sonne vor der Höhle am Baum liegen. Foto: V. Faupel DAGGI DORO und DAGGI - (einseitige) Annäherungsversuche Es hat uns sehr gefreut, dass unser Neuzu- gang DORO sich zum Schlafen in eine unserer künstlichen Höhlen zurückgezogen hat. Durch KATJA den Schieber hin zu der benachbarten Anlage hat sie sich in ihren aktiven Phasen allerdings noch nicht vorgewagt. Noch sichtlich vorsichtig KATJA - unter den Sternen bewegt sie sich in dem ihr bekannten Radius Unsere KATJA entschied sich dazu die Hälfte der in der Nähe der Eingewöhnungsstation. DAGGI diesjährigen Winterruhe unter freiem Himmel hingegen scheint nach ihrem Erwachen etwas zu verbringen. Ob sie nachts die Sterne sehen neugieriger zu sein und nähert sich mit dem wollte oder es ihr in der Höhle einfach zu warm nötigen Tatzenspitzengefühl an DORO an. Wir war? - Das wissen wir nicht. Ihr Biwak aus Laub glauben, dass die beiden hellen Köpfe mit dem sah zumindest sehr gemütlich und einladend D als Anfangsbuchstaben ein gutes Mädels- aus. Nachdem wir uns gerade schon an KAT- Team abgeben würden. 22
Patenreport Worbis AYLA ADENA und AYLA - man wird nicht jünger Wie bei uns Menschen, nehmen auch bei den Wölfen die körperlichen Gebrechen mit dem Alter zu. Wer es selbst schon erlebt hat, weiß, dass Arthrose besonders bei nasskaltem Wet- Foto: V. Faupel ter Probleme machen kann. Daher blicken auch ADENA und AYLA freudig in Richtung Früh- ling. Nach dem traurigen Ableben ihres letz- JIMMY ten Bruders AKELA, der friedlich im Lauf der Natur seine Augen schloss, genießen die beiden betagten Vierbeiner jeden Tag in vollen Zügen. JIMMY - die Schlafmütze Eines Nachmittags tauchte JIMMY sichtlich ver- MILAN - der Heiler schlafen aus seiner Höhle hervor. Während die MILAN genoss die Ruhe des Winters. Fast medi- Zugvögel heimwärts über ihn hinwegflogen, tativ ist es, wenn man den zurückgezogenen zeigte er sich noch deutlich dösig und etwas Wolf unter leichtem Schneeflockenfall beob- verdutzt über die wechselnden Temperaturen. achten kann. Wenn er einem dabei noch in die So drückte er den Frühlingswecker auf Schlum- Augen schaut, hat das etwas sehr Heilendes für mern und zog den Rückzug in die Höhle an. die Seele in einer viel zu schnelllebigen Welt. Damit macht er seinem Namen als „Friedens- bringer“ alle Ehre. Man muss nicht immer laut sein, um stark sein zu können. MAX Foto: V. Faupel MAX - der Nussknacker PARDO „Wenn die anderen schlafen, bleibt mehr Futter für mich“. Fröhlich durchlebte MAX auch diesen Winter ohne lang zu schlafen. Gelangweilt hat er PARDO – immer der Nase nach sich dabei nicht. Winterzeit ist Nusszeit - und die Sichtlich genoss PARDO den ersten Frühlings- genoss er in vollen Zügen. So sah man ihn des duft in vollen Zügen. Ausgiebig erschnüffelte Öfteren beim Nüsse knacken. Na wenn das wohl er seine Umgebung und war auf der Suche mal kein Festmahl war! nach seiner Gefährtin DAGGI, um bald wieder gemeinsam mit ihr in der Frühlingssonne baden und spielen zu können. 23
Patenreport Schwarzwald Projekt Schwarzwald Patenreport eifers, verhielten sich ARIAN und AGONIS die- sen Winter im Vergleich sehr ruhig und träge. An vielen Tagen kamen die beiden kaum aus der Steinhöhle raus oder dösten bei schönem Wet- ter im Birkenwäldchen vor sich hin. Wer weiß, vielleicht klappt es ja nächsten Winter Foto: S. Birner so richtig mit der Winterruhe. ELA ELA und CATRINA Mit großem Interesse beobachtet CATRINA, wie sich ihre Nachbarin, die betagte Luchsdame Foto: SfB ELA, in der großen Freianlage einlebt. ELA genießt das Gras unter ihren Pfoten und allem AGONIS voran das Klettern auf den Baumstämmen, die kreuz und quer in der Anlage liegen. Nicht sel- ten kommt es vor, dass man die Anlage nach ihr absucht, sie nicht erblickt und plötzlich steht sie direkt vor einem und schaut aus dem Gebüsch mit ihren ausdrucksstarken Augen hervor - wie ein richtiger Waldgeist eben. So ähnlich ging es wohl auch dem Eichhörn- chen, das eines Tages ELA einen Besuch abstat- ten wollte. ELA hatte es sofort im Blick, begab sich auf die Lauer und schlich sich leise an. Das Eichhörnchen hüpfte von einer Stelle zur nächs- ten und auf das Holzgerüst der Krankenstation. ELA machte einen Satz… doch das Eichhörnchen war schneller, floh durch den Zaun hinweg. Von wegen betagt, ELA hat uns mal wieder gezeigt, Foto: Hofmann was für ein flinkes Wildtier in ihr steckt! AGONIS und ARIAN- Zwei Tiefbaumeister JURKA Buddeln, buddeln, buddeln stand bei den bei- den Jungbären aus Albanien auf dem Tagespro- gramm. Nachdem ihr Artgenosse ARTHOS einst ARTHOS, JURKA und die Wölfe begann, leidenschaftlich zu baggern, ließen sich Unser Jungspund ARTHOS wird wohl so lang- AGONIS und ARIAN von dieser Leidenschaft sam erwachsen. 2019 endete bei ihm mit dem anstecken und gruben fortan von Sonnenauf- Erwachen von Frühlingsgefühlen für JURKA. Ja- bis untergang. Trotz ihres anfänglichen Buddel- richtig gehört. Er hat sie regelrecht umgarnt, 24
Patenreport Schwarzwald WÖLFE war stets in ihrer Nähe und suchte Kontakt zu ihr. Doch JURKA wollte einfach nichts von ihm wissen. Sie war voll und ganz damit beschäftigt, sich ein Eigenheim für den Winter zu graben. Foto: Hofmann Vielleicht mit gebrochenem Herzen, gab er es irgendwann auf und suchte sich Trost bei seinen POLDI neuen Kumpeln, den Graupelzen BRIX, BRAX, BERIX, BASCO und BRANCO. Die fünf Wölfe lie- ßen ihn gewähren, nahmen ihn in ihrem Lieb- lingsplätzchen, dem Birkenwäldchen, auf und POLDI, SCHAPI und DARIA leisteten ihm Gesellschaft. Denn an richtige Unsere Dauerruher. Alle drei Bären haben die Winterruhe, war auch bei ARTHOS nicht zu den- Ruhe weg. POLDI, unsere Spürnase, kommt ken. Er hing lieber mit den Wölfen ab und döste lediglich für einen kleinen, oder auch mal grö- mit ihnen vor sich hin. Und abends lauschte er ßeren, fleischlichen Zwischensnack aus seinem dem Gesang des wölfischen Quintetts, deren Schlafgemach. Denn wenn er den Wölfen etwas markante Stimmen andächtig den Schwarzwald stibitzen kann, macht er das nur zu gerne! beschallten. Genauso sein ehemaliger Leidensgenosse SCHAPI. Von wegen blind und deswegen beein- trächtigt. Ein gutes Stück Fleisch lässt er sich von keinem Graupelz streitig machen! Unsere spanisch-portugiesische Bärendame dagegen, denkt gar nicht daran, bei diesen winterlichen Temperaturen auch nur eine Tatze aus ihrer Winterhöhle zu strecken. Seit Oktober hat sie es sich in ihrem Strohbett bequem gemacht. Und das sei ihr gegönnt! Nach 28 langen Jahren (wahrscheinlich) ohne je Winterruhe gehalten Foto: R. Knappe zu haben, kostet sie nun die Gelegenheit in vol- len Zügen aus. KAJA KAJA …scheint das Alter nichts anhaben zu können. Mit ihren 36 Jahren ist sie immer noch fitter, als manch anderer unserer Bären. Und das trotz ihrer fast 30-jährigen Leidenszeit in einem deutschen Zirkus. Heute genießt sie die Senio- renresidenz in vollen Zügen und stellt sich nur noch auf zwei Beine auf, um sich an ihrem Lieb- lingskratzbaum, den Rückenpelz mal ordentlich zu kratzen. DARIA 25
Info-Beitrag Foto: S. Findo Das ist Pinocchio, ein ca. 3,5 Jahre altes, besendertes Männchen bei einer „wichtigen Beschäftigung“ - der Fortbewegung. Bis zu einem Alter von 4-5 Jahren gelten Bären noch als „sub-adulte“ Tiere, während man bei einem Alter von 4-5 Jahren von einem erwachsenen Bären spricht. Somit sind es gerade diese Youngsters, die sich neue Streifgebiete erschließen und abwandern. Allerdings bedeuten Straßen für sie riskante Barrieren, die es zu überwinden gilt, was viele Tiere leider mit dem Leben bezahlen müssen Bedrohte Wildwanderwege in der Slowakei Das Wandern ist des Bären Lust? Ein Gastbeitrag von Dr. Michaela Skuban Bären sind faszinierende Tiere mit einem die Bärenbiologie und die Wichtigkeit der Wan- unglaublich großen Platzbedarf. Für viele derungen für die Tiere erklären sowie das lau- Menschen ist ein Wald nur dann „in Ordnung“, fende Projekt Bär und Straßen in der Slowakei wenn auch Meister Petz darin zu Hause ist. vorstellen, das von der Dr. Joachim und Hanna Somit denken viele Bärenschützer, dass der Stiftung für Umwelt und Verkehr“ finanziert Schutz des einzelnen Bärenindividuums aus wird. reicht, um eine Bärenpopulation erhalten bzw. ausweiten zu können. Ziel dieses Projektes: Mein Kollege Slavomir Findo und ich arbeiten Leider vergessen wir oft, dass neben dem Schutz schon sehr lange mit Bären und haben momen- der Tiere selbst, es unabdingbar ist, auch ihren tan eine Datenbasis von mehr als 40 besender- Lebensraum zu schützen und vor allen Dingen ten Bären. Des weiteren beschäftigen wir uns die einzelnen „Bärenaufenthaltsorte“ perme- seit mehr als 12 Jahren mit Wanderbewegungen abel zu halten oder wieder zu vernetzen. Was großer Säugetiere, um an geplanten Abschnit- sich so kompliziert in der Fachsprache anhört, ten von neuen Autobahnen oder zweispurigen ist eigentlich ganz einfach zu verstehen und die- Schnellstraßen Plätze für Querungshilfen vor- ser Artikel hier soll Ihnen einen Überblick über schlagen zu können. Im Rahmen dieses Bären- 26
Info-Beitrag Foto: SOP Slovensko ein trauriges Schicksal, das leider keine Seltenheit ist projektes wollten wir Gründe für die Mortalität Westen bzw. umgekehrt möglich zu machen. auf Straßen und Schienen ermitteln, die Que- Somit haben wir Verkehrsaufkommen von mehr rungsrouten unserer besenderten Tiere, und als 20.000 – 40.000 Vehikeln /24 Stunden auf das Verhalten unserer Bären in der Nähe der Landstraßen, was Überquerungen für Tiere zu Straßen analysieren. einem russischen Roulette machen. In einem Artikel konnten wir zeigen, dass bereits ein Ver- Die folgende Tabelle verdeutlicht, wie viele Bären kehrsaufkommen von mehr als 6.000 Vehikeln in den letzten drei Jahren bei Kollisionen auf ausreicht, damit Bären sich kaum mehr trauen, Straßen und Schienen umgekommen sind, wobei auf die andere Seite zu gelangen oder diese wir leider davon ausgehen müssen, dass es eine Versuche fast immer mit dem Leben bezahlen viel höhere Dunkelziffer gibt. Manchmal wer- (Skuban et al. 2016). den Tiere nur angefahren und sterben dann erst kurze Zeit später oder Schaffner bemerken zwar, Wir können auch sehen, dass oft Männchen dass sie ein Tier überfahren haben, aber sind Opfer von Verkehrsunfällen werden. Gerade sich nicht bewusst, dass es ein kleiner Bär war. Jungbären, wie eben Pinocchio, versuchen sich bis zu einem Alter von 4-5 Jahren ein neues Von den insgesamt 49 getöteten Tieren sind 69% Streifgebiet zu suchen, wobei Männchen auch auf den Straßen getötet worden. Unser eige- gerne mal abwandern. Das ist sehr wichtig, ner Platzbedarf steigt, wir vergrößern unsere damit sich eine Population nicht nur ausbrei- Städte und Freizeitmöglichkeiten, reisen oder ten sondern auch immer wieder genetisch auf- importieren Güter aus anderen Ländern. Somit frischen kann. Somit gefährden wir Menschen vernichten wir nicht nur wertvolles Habitat, son- durch unseren Ausbau von Infrastruktur nicht dern zerschneiden es noch zusätzlich mit Inf- nur das Leben von einzelnen Tieren, sondern rastruktur. Durch die Slowakei fahren tägliche auch das gesunde Fortbestehen der ganzen Art. unzählige Autos und vor allen Dingen Lastwa- Schienen haben ihre eigene Tücke, da viele Wild- gen, um den Handel von den Oststaaten in den tiere die Gefahren durch Züge unterschätzen. 27
biet zu verschiedenen Zeiten aufsuchen. Wäh- rend eines Jahres gibt es außerdem zwei sehr wichtige Saisonen, in denen sich Bären ganz spezifisch verhalten: 1. Die Frühlingsgefühle der Bären: Bären haben eine spezielle Paarungszeit, die ca. von April – Juni/Juli dauern kann. Zu diesem Zeitpunkt versuchen also die solitär lebenden Männchen und Weibchen sich endlich zu treffen. Weibchen mit diesjährigen Jungen hingegen entziehen sich dem Ganzen aber, um dem Infan- tizid zu entgehen. Infantizid wird oft von frem- den Männchen begangen, welche die Jungtiere eines ihnen nicht bekannten Weibchens töten, damit sie sich mit der Mutter dann verpaa- Foto: S. Findo ren können. Weibchen haben jedoch eine recht erfolgreiche Gegenstrategie und verpaaren sich mit mehreren Männchen, um die Vaterschaft „zu verschleiern“, da all diese Bärenmännchen Schädling im Baum? im nächsten Jahr dieses Muttertier wiederer- kennen und die Kleinen als den eigenen Nach- Gerade Strecken, die nur sehr wenig befahren wuchs beurteilen. In den Monaten April/Mai/ sind, schätzen Bären oft nicht als Gefahr ein. Juni kommt es zu einer erhöhten Unfallrate Kommt dann irgendwann ein Zug, sind die Tiere gerade an erwachsenen Tieren bei der Suche verwirrt, frieren ein und bis sie verstehen, was nach Paarungspartnern. da auf sie zurollt, ist es zu spät. Zudem beob- achten wir, dass einige Bären die Zugschienen 2. Vorbereitung für den Winterschlaf: Wie regelrecht nach etwas Essbarem, absuchen und beeinflusst die menschliche Kulturlandschaft dabei vom Zug erfasst werden. Dieses kleine die Bären? Weibchen hat an einem überfahrenen Reh Traditionell müssen Bären in der zweiten Jahres- gefressen und konnte dem Zug nicht mehr ent- hälfte zunehmen, um sich für den Winterschlaf kommen. zu wappnen. Somit können sie fast non-stop essen und versuchen besonders kalorienreiche Warum sind Wanderungen eine Frage Nahrung zu finden. Die Natur deckt dem Bären der Jahreszeit? mit fetthaltigen Bucheckern und Eicheln den Tisch. Manche Bären gehen auch aktiv jagen. Bärenbiologie ist relativ kompliziert, da die Tiere Die menschliche Kulturlandschaft jedoch hält sich je nach Jahreszeit anders ernähren und für den Bären noch weitere Köstlichkeiten bereit, verhalten und somit ihr persönliches Streifge- ohne dass der Mensch diese aktiv für den Bären 28
auslegt und die Tendenz steigt. Der kleine Bär ESSENTIELL WICHTIG: Analyse der Todes im Bild ist als „Schädling in einem Obstbaum“ plätze und der erfolgreichen Querungsrouten: fotografiert worden (S. Findo), jedoch sehen wir vor allen Dingen einen Trend, dass viele Bären Unsere Tiere haben uns gezeigt, dass sie an ganz verstärkt auf die Maisfelder gehen, da sie unterschiedlichen Stellen entweder erfolgreich dort nicht nur genügend Futter, sondern auch oder „nicht erfolgreich“ eine Straße überqueren Deckung haben. Viele Maisfelder sind an stark können. Deshalb brauchen wir also Daten von befahrenen Straßen angelegt, womit sie nicht beiden Routen, den Querungen und den Unfall- nur für Bären, sondern auch viele andere Wild- orten von Verkehrsunfällen mit Wildtieren, um tiere zur tödlichen Gefahr werden. Ein solches Habitate erfolgreich miteinander zu vernetzen. Habitat nennt sich „attraktives-sink-Habitat“ da Wenn wir dann versuchen, diese Positionen in es Tiere anlockt, jedoch die Gefahr dort getötet die Planungsprozesse von neuer Infrastruktur zu werden so hoch ist, dass die entsprechenden, zu bekommen um dort Querungshilfen einzu- tierischen Maisbesucher keinen Profit davon bauen, haben wir eine gute Chance, Habitate haben. Die meisten Tiere kommen in der zwei- für Wildwanderungen permeabel zu halten. ten Jahreshälfte um, was diese Theorie bestätigt. Bären sind Indikatortiere, wo sie wandern kön- Maisfelder überfluten die Slowakei, was massiv nen, gelingt es auch vielen anderen Tierarten von der EU gefördert wird, um nicht nur Futter, die Straße zu überqueren, auch wenn sie (Gott sondern vor allen Dingen Treibstoff für Biogas- sei Dank) nicht immer gefährdet sind (siehe anlagen (?) zu produzieren. Die Mehrzahl der das Fuchsbild von Vladimir Vician). Des weite- überfahrenen Bären hatte Mais in ihren Mägen, ren kann eigentlich jeder von uns seinen Beitrag dicht gefolgt von Pflaumen, Äpfeln und Birnen. leisten, indem wir wirklich schauen, eher regio- Die zuckerhaltigen Früchte sind bei Bären zur nalen Produkten mit kaum Anfahrtsweg sozusa- Kalorienaufnahme ebenfalls sehr beliebt, wes- gen Vorfahrt zu geben, und Produkte mit langer halb man immer wieder auch Bären in Weinstö- Anfahrtszeit zu vermeiden. Das ist oft am nach- cken sieht. Interessanterweise sind über 70?% haltigsten. Interessanterweise wurden bereits aller überfahrenen Bären jünger als 2 Jahre, dieses Jahr schon zwei Tiere überfahren, da der bzw. ist die Hälfte aller überfahrenen Bären jün- Winter außerordentlich mild war. Der Klima- ger als ein Jahr, also immer noch mit der Bären- wandel hat also weitreichendere Folgen, als oft mutter zusammen. Wenn Bärenmütter ihren auf den ersten Blick erwartet. Nachwuchs auf die Maisfelder mitnehmen, sind die Kleinen mit dem Verkehr noch so unerfah- ren, dass sie oft Opfer von Unfällen werden. Die Bärenfamilie spaltet sich fast immer im zweiten Lebensjahr, wobei die Geschwister noch zusam- men bleiben. Diese Jungbären fürchten darüber hinaus erwachsene Männchen, welche oft nur in Foto: Vladimir Vician der Nähe eines schützenden Waldes die Mais- felder betreten. Somit bleibt den Jungtieren oft nichts anderes übrig, als gerade in Straßennähe zu fressen, was sehr gefährlich ist. 29
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