Wayne Marshall Mittwoch 29. Januar 2020 20:00 - Orgel Plus 3 - Kölner Philharmonie
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Orgel Plus 3 Wayne Marshall Mittwoch 29. Januar 2020 20:00
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Orgel Plus 3 Wayne Marshall Orgel Mittwoch 29. Januar 2020 20:00 Pause gegen 20:50 Ende gegen 22:00
PROGRAMM Intrada Improvisée: »Hommage a Lenny« Marcel Dupré 1886 – 1971 Symphonie-Passion op. 23 (1924) 1. Orgelsinfonie Le monde dans l‹attente du Sauveur La nativité La crucifixion La résurrection George C. Baker * 1951 Deux Evocations (2017) für Orgel Ad Memoriam Louis Vierne Ad Memoriam Pierre Cochereau Pause Andrew Ager * 1962 Toccata und Fuge op. 30,1 (2009) für Orgel Olivier Messiaen 1908 – 1992 VIII Les mages IX Dieu parmi nous aus: La Nativité du Seigneur. Neuf méditations (1935) für Orgel Improvisation über Themen von Ludwig van Beethoven 2
ZUM HEUTIGEN KONZERT …die Phantasie musikalisch spazieren führen! Das improvisatorische Geschick, die hohe Kunst des Stegreif- Spiels gehört quasi von jeher zur DNA großer Musiker. Doch zwei Gruppen haben sich darin besonders hervorgetan. Es sind die Jazzer und die Organisten. Wobei letztere natürlich auf eine wesentliche längere Geschichte und Tradition blicken können. Schließlich deutet vieles darauf hin, dass bis ins 14. Jahrhundert hinein auf den damaligen Prototypen der Orgel ausschließlich improvisiert wurde. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte sollten es dann Heerscharen von Kirchenmusikern sein, die mit ihrem freien Spiel das liturgische Korsett auflockerten und bisweilen sprengten. Berühmt ist die Anekdote vom 18-jährigen Bach, der bei seiner allerersten Organistenstelle im thüringischen Arnstadt bei den Chorälen derart drauflos improvisierte, dass sich die Gemeinde darüber bald empörte. Bis heute gehört die Improvisation für jeden Organisten zum festen Rüstzeug – ob nun an der Kirchen- oder an der Konzert- orgel. Und für Wayne Marshall wäre überhaupt jedes Orgelkon- zert ohne das Phantasieren etwa über bekannte Themen absolut undenkbar. »Die Improvisation ist für mich die eigentliche musi- kalische Leidenschaft«, so der Engländer und Chefdirigent des WDR Funkhausorchesters. »Denn bei diesem spontanen Musizie- ren kann man unendlich kreativ sein.« Und da Marshall ein Musi- ker so ganz ohne stilistische Scheuklappen ist, bewegt er sich bei seinen Improvisationen eben nicht exklusiv im klassischen Segment, sondern lässt dabei seine Hände und Füße genauso virtuos und geistvoll ins Jazz-Idiom ausschwärmen. Dass es dabei schon mal zu überraschenden und erstaunlich gut funk- tionierenden Dialogen zwischen Klassik und Jazz kommt, davon kann man sich spätestens bei der finalen Improvisation des heu- tigen Programms überzeugen. Marshall wird sich da Themen von Ludwig van Beethoven widmen – wobei es dann durchaus passieren kann, dass sich plötzlich Beethovens Ohrwurm »Ode an die Freude« und Billy Strayhorns Jazz-Klassiker »Take the ’A’ Train« kreuzen! 3
Vor dem diesjährigen Jubilar Beethoven (250. Geburtstag) sind es aber zuallererst Themen von Leonard Bernstein, die Marshall mit seiner Phantasie musikalisch »spazieren führt« (so poetisch hat Mozart einmal das Improvisieren umschrieben). Der musika- lische Allrounder und Lebemann Bernstein zählt zu den absolu- ten Idolen von Marshall. Kaum verwunderlich ist es daher, dass er ihm immer wieder mit den unterschiedlichsten Projekten gehuldigt hat. So feierte Marshall etwa 2018 den 100. Geburts- tag Bernsteins mit der Show »Happy Birthday, Lenny!«, bei der er neben den Alltime-Hits aus »West Side Story« und »Wonder- ful Town« auch Ausschnitte aus dem erst kürzlich wiederent- deckten Musical »Peter Pan« dirigierte. »Bernsteins Energie, sein Charisma waren einzigartig«, gerät Marshall ins Schwärmen. »Er konnte einfach alles.« Und dazu zählte eben unbedingt der Jazz, wie Marshall im Interview mit der Münchner »Abendzei- tung« noch einmal betont hat: »Die »West Side Story« oder »Can- dide« sind voll von Jazz. Er liebte diese Kultur, kannte sie genau und machte sie zu einem Teil seines Repertoires genauso wie zu einem Teil seiner eigenen Musiksprache. Weil er aber diesen klassischen Hintergrund hatte, war er wahrscheinlich der ein- zige Komponist, der Jazz-Elemente so sinnvoll notieren konnte, dass sie im Orchester wirklich funktionieren.« Doch selbst auf der Orgel funktioniert und funkt Bernstein – wie Marshall in seiner »Hommage à Lenny« zeigen wird. Ein Franzose in Philadelphia Unter den vielen französischen Maîtres der Improvisationskunst zählte Marcel Dupré zu den absolut besten. Am 3. Mai 1886 in Rouen geboren, stammte Marcel Jean Jules Dupré aus einer angesehenen Musikerfamilie. Bereits als Zwölfjähriger wurde der junge Dupré zum Titular-Organisten an der Kirche Saint-Vivien in Paris ernannt. Und nach seiner Ausbildung am Pariser Kon- servatorium bei u. a. Felix Alexandre Guilmant und Charles-Marie Widor startete er nach dem 1. Weltkrieg seine internationale Kar- riere als Orgelvirtuose. Nach eigener Zählung soll diese 1971 im Alter von 85 Jahren verstorbene Orgel-Instanz sage und schreibe 2178 Konzerte gegeben haben. Und speziell mit einem Konzert, 4
das ihn 1921 nach Philadelphia führte, sollte er den Grundstein für seine heute zu hörende »Symphonie-Passion« op. 23 legen. Wie Dupré in die USA kam, ist in seinen Erinnerungen nach- zulesen: »Kurze Zeit nach meinem ersten Konzert in London erhielt ich den Besuch eines Amerikaners: Dr. Alexander Russel, Musikdirektor in den großen Wanamaker-Kaufhäusern in New York und Philadelphia, ein ehemaliger Schüler von Widor. [Rus- sel erzählte]: ›Mein Chef, Mr. Rodman Wanamaker, ein großer Musikfreund, hat vor einigen Jahren eine Orgel mit 145 Registern angekauft, die für die Weltausstellung von Saint-Louis gebaut wurde. Mit dieser Orgel und der Belegschaft war er nach Phil- adelphia umgezogen, wo eine ganze Etage des Kaufhauses als Orgelbauwerkstatt eingerichtet wurde.‹« Im Auftrag seines Chefs überbrachte Russel nun Dupré die Einladung, doch nach Phila- delphia zu kommen und in Wanamakers Kaufhaus-Kathedrale auf der bis heute weltweit größten Orgel zu spielen. Immerhin verfügt das gute Stück über 400 Register (zum Vergleich: die bei- den Orgeln des Kölner Domes kommen zusammen auf gerade einmal rund 120 Register). Und das Gesamtgewicht von etwa 287 Tonnen verdankt sich auch einer imposanten Batterie an über 28.000 Pfeifen, die sich über fünf Stockwerke erstrecken. Zwar wurde diese XXL-Orgel immer wieder umgebaut und ver- ändert. Aber bereits an jenem Dezember-Tag im Jahr 1921, an dem der von seinem Schüler Olivier Messiaen als »Liszt der Orgel« bezeichnete Dupré am sechsmanualigen Instrument Platz nahm, muss alles gestimmt haben. Allein mehrere tausend Zuhörer, darunter die besten Organisten der Stadt, waren in den Konsumtempel gepilgert. »Ich werde niemals den Abend des 8. Dezember 1921 vergessen, als ich in der Menge der gegebenen Themen zur Improvisation einige gregorianische Gesänge fand«, so Dupré in seinen »Erinnerungen.« »Blitzartig sah ich vor mir in Gedanken eine Symphonie in vier Sätzen, die später nach meiner Rückkehr nach Frankreich meine Symphonie-Passion werden sollte. Dr. Russel kündigte mein Vorhaben an, alle im Saal erho- ben sich, und ich spielte in einem Zustand der Begeisterung, wie ich ihn selten kannte.” 5
Für die endgültige Fassung, die 1924 zur Einweihung der Orgel von Westminster in London entstand, bot Dupré schließlich von einer riesigen koloristischen Palette bis zur überschwänglichen Energie im Ausdruck alles auf, um mit seiner »Symphonie-Pas- sion« das Leben Jesu musikalisch »nachzuzeichnen«. Im ersten Satz »Le Monde dans l’attente du Sauveur« (»Die Welt in Erwar- tung des Erlösers«) herrschen zunächst Wildheit, Unordnung und Chaos in der Welt. Mit dem Erklingen des eingearbeiteten Cho- rals »Iesu redemptor omnium« kehren sodann Ruhe und Ord- nung ein. Der nachfolgende Satz »La nativité« (»Christi Geburt«) ist der Weihnachtsnacht gewidmet, in der u. a. ein Marsch die Ankunft auch der Drei Könige aus dem Morgenland andeutet. Im »Crucifixion« steht ein stolpernder Rhythmus für das Schleppen des Kreuzes und ein Crescendo für die Kreuzigung – bis der Satz leise und verzagt ausklingt. Und der 4. Satz »La résurrection« symbolisiert in Form einer rauschhaften Toccata die Freude über den auferstandenen Heiland. Aus der Neuen Welt Wie sein Lehrer Charles-Marie Widor war auch Marcel Dupré ein Bachianer vor dem Herrn. Und 1920 war er es, der in Frankreich live als erster Organist das gesamte Orgelwerk Bachs auswen- dig spielte. Mit dem kompletten Orgelschaffen von Bach kennt sich natürlich auch George Baker bestens aus. So hat er in den 1970er Jahren als erster amerikanischer Organist den kompletten Bach aufgenommen. Überhaupt war der aus Dallas / Texas stam- mende Baker schon immer sehr fleißig und vielseitig begabt. Sein Orgelspiel hat er vor allem in Frankreich perfektioniert, bei solchen Granden wie Marie-Claire Alain, Jean Langlais sowie Pierre Cochereau (mit ihm spielte Baker übrigens auch das kom- plette Orgelwerk von Louis Vierne ein). Und nebenbei startete der Doktor der Musik und Professor für Orgelspiel als Dermatologe eine medizinische Zweitkarriere. Wie eng sich Baker aber weiterhin der französischen Orgelschule verbunden fühlt, spiegelt sich in den 2017 komponierten »Deux Evocations« wider. Mit dieser Form musikalischer Ehrerbietung 6
hatte bereits Marcel Dupré an seinen verstorbenen Vater erin- nert. Nun schrieb Baker sein 1. Evocation »Ad Memoriam Louis Vierne« und die 2. Evocation »Ad Memoriam Pierre Cochereau«. Mit ihren sanften und schwebenden Pastelltönen kommt die 1. Evocation einer nostalgischen Zeitreise gleich, die einen zurück in jene goldene Ära führt, in der Vierne die Orgel-Geschi- cke der Pariser Kathedrale Notre-Dame prägte. Auch der Wid- mungsträger der 2. Evocation, Pierre Cochereau, sollte sich ab 1955 in die glorreiche Ahnengalerie der in Notre-Dame tätigen Titularorganisten einreihen. Zudem war es Cochereau, der 1956 nicht nur zu seiner ersten von insgesamt 25 US-Tourneen auf- brach, sondern in jenem Jahr mit einem »Grand Prix du Disque« für seine Einspielung von Duprés »Symphonie-Passion« ausge- zeichnet wurde. Ähnlich wie diese gipfelt nun ebenfalls Bakers Cochereau-»Evocation« in einer fulminanten Toccata. Mit einer nicht minder bewegungsfreudigen Toccata, die mit ihren treibenden Pulsen und schillernden Harmonien durch- aus die Musik Olivier Messiaen erahnen lässt, beginnt auch der zweite Programmteil. Und wenn darauf eine Fuge folgt, die den Weg vom lyrisch Intimen ins strahlende Helle geht, muss man reflexartig an die berühmten Bachschen »Toccata & Fuge«-Paare denken. 2010 hatte der kanadische Komponist Andrew Ager sein ein Jahr zuvor komponiertes Stück »Toccata und Fuge« op. 30,1 in Toronto aus der Taufe gehoben. Womit der komponierende Autodidakt Ager beweisen sollte, dass er nicht nur effektvoll für das Musiktheater schreiben kann (zu seinen Erfolgsstücken gehören etwa die Opern über »Frankenstein« und »Casanova«), sondern eben auch für die Orgel. Bienvenue à Paris Die Schaltstellen der Pariser Orgellandschaft ausschließlich mit der Crème de la Crème zu besetzen, hat von jeher Tradition. Immerhin waren es im 19. Jahrhundert schon César Franck und Camille Saint-Saëns, die mit ihren katzenhaften Händen und Füssen den Orgel-Dienst verrichteten. Als Olivier Messiaen 1919 mit elf Jahren nach Paris kam, um am dortigen Konservatorium 7
zu studieren, gehörten für ihn daher bald auch die Konzerte all der Orgel-Granden zum Pflichttermin. Zwei Organisten sollten jedoch den künstlerischen Weg des aus Avignon stammenden Musikers besonders ebnen. Zum einen war es Marcel Dupré, der ihn in den Fächern »Orgel« und »Impro- visation« unterrichtet hatte. Der andere war Charles Tournemire. Dessen Umgang mit ungewöhnlichen Klangfarben, Dissonan- zen sowie Rückbezügen auf die Gregorianik wurden für Mes- siaen richtungsweisend – wie auch Tournemires apodiktisches Bekenntnis, dass alle Musik, die nicht der Verherrlichung Gottes dient, einfach nutzlos sei. Wie schnell die beiden Musiker zu Brü- dern im Geiste wurden, zeigt sich allein schon in Tournemires Schreiben, mit dem er 1931 Messiaen für den vakanten Posten des Gemeindeorganisten an der Pariser Eglise de la Trinité emp- fahl: »Die musikalische Qualität und die Zukunft dieses christli- chen Organisten verdienen die höchsten Auszeichnungen: ein überragender Improvisator, ein erstaunlicher Interpret und ein biblischer Komponist. […] Bei Messiaen ist alles wie ein Gebet.« Über sechzig Jahre blieb Messiaen der Eglise de la Trinité ver- bunden. Und an der Cavaillé-Coll-Orgel bildete er kontinuierlich seine musikalische Sprache aus – von schlichten tonal-modalen Klängen über indische Rhythmen bis hin zu farbintensiven »Kir- chenfenstereffekten« (Messiaen). In diesem Zeitraum schrieb er von »Le banquet céleste« (Das himmlische Gastmahl) von 1928 über den ersten großen Orgelzyklus »La Nativité du Seigneur« (Die Geburt des Herrn) bis zum letzten epochalen Wurf »Livre du Saint Sacrement« von 1984 stets Musik, mit der er seinem tiefen Glauben Ausdruck verlieh. Wie jedoch auch sein einstiger Kom- positionsschüler Pierre Boulez später einmal anmerkte, hat Mes- siaen seine Orgelmusik nicht für den Gottesdienst geschrieben: »Es gibt in seinem Schaffen keine funktionell religiöse Musik, sondern eine Musik aus religiösem Geist, die sich jeder Feier, jeder bestimmten Zeremonie entzieht.« Tatsächlich machte Mes- siaen stets einen Unterschied zwischen der liturgischen Musik, die einem bestimmten Kultus folgt, und einer geistlichen Musik, die »an alle Zeiten und alle Orte reicht, an das Materielle ebenso wie an das Spirituelle rührt und schließlich Gott überall findet.« 8
Die Uraufführung von Olivier Messiaens Orgelwerk »La Nativité du Seigneur« am 27. Februar 1936 in der Pariser Eglise de la Tri- nité stemmte nicht etwa der Komponist. Vielmehr übernahmen die drei befreundeten Organisten Daniel-Lesur, Jean Langlais und Jean-Jacques Grunenwald jeweils drei der insgesamt neun Sätze, mit denen Messiaen »die Mutterschaft der heiligen Jung- frau verherrlichen« wollte. Für diesen Weihnachtszyklus, den Messiaen damals als sein »bedeutendstes Werk« pries, hatte er auf griechische und indische Rhythmen zurückgegriffen. Zudem stellte er jedem Satz und damit auch den beiden heute zu hören- den Finalsätzen von »La Nativité du Seigneur« ein Zitat aus der Heiligen Schrift voran, der das assoziative Hören bzw. Verständ- nis seiner oftmals tonsymbolischen Sprache verstärken sollte: VIII. Les Mages – Die Weisen »Die Weisen machten sich wieder auf den Weg, und der Stern leuchtete vor ihnen.« Die vom Pedal vorgetragene Melodie, die Staccato-Akkorde im Manual und nicht zuletzt die zarten Registrierungen stehen für die Karawane der Weisen, die bekanntlich vor dem Kind niederknien. IX. Dieu parmi nous – Gott unter uns »Mein Schöpfer hat sein Zelt bei mir aufgeschlagen, das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes.« Es ist eine brillante Toccata aus gleich drei Themen. Das erste Thema steht für die Menschwerdung. Das zweite spiegelt die Liebe zu Christus wider. Und das dritte ist ein Freudenthema, in dem Messiaen auf seine berühmten Vogelgesänge zurückgreift. Guido Fischer 9
BIOGRAPHIE Wayne Marshall Der britische Dirigent, Organist und Pia- nist Wayne Marshall geboren 1961 in Oldham studierte in London und Wien. Seit 1996 ist Wayne Marshall Organist in Residence an der Bridgewater Hall in Manchester. Als Organist und Pianist liegt ihm besonders die Musik ameri- kanischer Komponisten des 20. Jahr- hunderts wie Gershwin und Bernstein am Herzen, seine Interpretationen der Werke dieser Komponisten werden gefeiert. Ein weiterer Schwerpunkt als Organist sind die Werke von Olivier Messiaen und Franz Schmidt. Er wurde eingeladen die Konzerte zur Einweihung der Orgeln sowohl in der Walt Disney Hall in Los Angeles (2004) als auch in der Philharmonie de Paris (2014) zu gestalten. Wayne Mar- shall konzertierte unter der Leitung von Dirigenten wie Sir Simon Rattle oder Claudio Abbado unter anderem mit den Berliner Phil- harmonikern, dem London Symphony Orchestra und dem Los Angeles Philharmonic und gab Konzerte unter anderem im Wie- ner Konzerthaus, im Konzerthaus Dortmund, in der Walt Disney Concert Hall, in der Royal Albert Hall, im National Grand Theatre in Beijing und in den Kathedralen von Florenz und Paris (Notre- Dame). In der laufenden Saison konzertiert er unter anderem in der Symphony Hall in Birmingham, im Brucknerhaus in Linz oder in der Philadelphia Symphony Hall. 2007 wurde er Erster Gastdirigent des Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi. Bei seinen Gastdirigaten leitet er Spit- zenorchestern in aller Welt, wie das Royal Stockholm Philharmo- nic Orchestra, das Gewandhausorchester Leipzig, das St. Louis Symphony Orchestra, die Wiener Symphoniker oder das Rotter- dams Philharmonisch Orkest. Einladungen führten ihn mehrfach zu den BBC Proms und an die Opernhäuser von Washington, Dallas, Montreal, Paris und Berlin. Wayne Marshallist ist seit der Saison 2014/2015 Chefdirigent des WDR Funkhausorchesters. In 10
dieser Saison wird er zum ersten Mal das Chicago Symphony Orchestra dirigieren sein Debüt beim Ravinia Festival geben und das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich im Wiener Musik- verein leiten. Er arbeitet auch mit jungen Musikerinnen und Musikern und einer Reihe von Jugend- und Hochschulorchestern zusammen. 2016 leitete Marshall zum ersten Mal das »Chineke Orchestra«, das erste professionelle Orchester in Großbritannien dessen Mitglie- der mehrheitlich aus schwarzen besteht. Das Ziel der Gründerin Chi-Chi Nwanoku ist es, zu erreichen, dass farbige Musikerinnen und Musiker auf die Bühne gehen und dass dies selbstverständ- lich ist, dass sie dorthin gehören und den klassischen Konzertbe- trieb mit ihrer kreativen Energie bereichern. Wayne Marshall spielte Aufnahmen für zahlreiche Labels ein, seine CD »Gershwin Songbook« wurde mit einem ECHO-Klas- sik ausgezeichnet. 2004 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Bournemouth University. 2010 wurde er »Fellow of the Royal Col- lege of Music«. Als Organist war Wayne Marshall bei uns zuletzt 2004 zu hören, als Dirigent des WDR Funkhausorchesters war er erst vor kur- zem, am 24. Januar, auf dem Podium der Kölner Philharmonie zu erleben. 11
DIE DISPOSITION DER KLAIS-ORGEL IN DER KÖLNER PHILHARMONIE I. Hauptwerk C – c4 Pedal C – g1 Praestant 16’ Untersatz 32’ Bourdon (2009) 16’ Principal 16’ Principal 8’ Flötbass 16’ Bourdon 8’ Subbass 16’ Flûte harmonique (2009) 8’ Violon 16’ Gambe (2009) 8’ Octave 8’ Octave 4’ Gedackt 8’ Flöte (2009) 4’ Cello 8’ Quinte 2 ²/₃’ Octave 4’ Superoctave (2009) 2’ Flöte 4’ Cornett V 8’ Flöte 2’ Mixtur V 2’ Gross Cornett III (2009) 10 ²/₃’ Trompete (2009) 16’ Basson (2009) 32’ Trompete (2009) 8’ Posaune (2009) 16’ Trompete (2009) 4’ Fagott 16’ Tremulant Trompete (2009) 8’ Clairon (2009) 4’ II. Unterwerk C – c4 (im Schweller/enclosed) Hochdruck (2010) C – c4 Gambe (2009) 16’ Tuba 8’ Praestant 8’ Rohrflöte 8’ Koppeln/Couplers Bourdon (2009) 8’ II ― I Principal 4’ III ― I Traversflöte 4’ III ― II Nasard (2009) 2 ²/₃’ I―P Doublette (2009) 2’ II ― P Terz (2009) 1 ³/₅’ III ― P Larigot 1 ¹/₃’ Super III ― P Mixtur IV (2009) 1 ¹/₃’ HD ― I Holzdulcian 16’ HD ― II Clarinette (2009) 8’ HD ― III Trompete (2009) 8’ HD ― P Tremulant Setzer (1999) III. Schwellwerk C – c4 1024 Kombinationen Bourdon 16’ (8 Kombinationen auf 128 Ebenen) Holzprincipal 8’ Harmonieflöte (2009) 8’ Gedackt (2009) 8’ Gamba 8’ Vox coelestis 8’ Octave 4’ Rohrflöte 4’ Viola 4’ Nasard 2 ²/₃’ Octavin (2009) 2’ Terz 1 ³/₅’ Septime (2009) 1 ¹/₇’ Sifflet 1’ Progressio harmonique III – V (2009) 2 ²/₃’ Basson 16’ Trompette harmonique 8’ Hautbois 8’ Vox humana (2009) 8’ Clairon 4’ Tremulant 12 15
KÖLNMUSIK-VORSCHAU Januar SO 02 20:00 DO 30 20:00 Daishin Kashimoto Violine Amihai Grosz Viola Claudio Bohórquez Violoncello Eric Le Sage Klavier Philippe Jaroussky Countertenor Jérôme Ducros Klavier Wolfgang Amadeus Mozart Quartett für Klavier, Violine, Viola und Lieder von Franz Schubert Violoncello Es-Dur KV 493 Liederabende 4 Richard Strauss Klavierquartett c-Moll op. 13 TrV 137 Antonín Dvořák Februar Klavierquartett Es-Dur op. 87 B 162 19:00 Einführung in das Konzert durch Bjørn Woll SO Kammermusik 4 02 16:00 LANXESS Studenten-Abo Noa Wildschut Violine DI Elisabeth Brauß Klavier Franz Schubert 04 20:00 Fantasie C-Dur op. 159 D 934 Anja Harteros Sopran für Violine und Klavier Münchner Philharmoniker Joey Roukens Valery Gergiev Dirigent Sarasvati Alban Berg für Violine und Klavier Sieben frühe Lieder für eine Singstimme Peter Iljitsch Tschaikowsky und Klavier Souvenir d’un lieu cher op. 42 Fassung für Orchester ČS 205 – 207 Gustav Mahler Drei Stücke für Violine und Klavier Sinfonie Nr. 5 cis-Moll Sergej Prokofjew Internationale Orchester 4 Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 LANXESS Studenten-Abo D-Dur op. 94a 15:00 Einführung in das Konzert 15:45 Familiensache Rising Stars – die Stars von morgen 4
IHR NÄCHSTES ABONNEMENT-KONZERT SA MO 08 20:00 08 Juni 20:00 Rymden Bugge Wesseltoft p, keyb Arvid Gast Orgel Dan Berglund b Blechbläserensemble der Berliner Magnus Öström dr, perc Philharmoniker Mit Fug und Recht darf man die neue Charles-Marie Widor skandinavische Jazz-Formation Allegro »Rymden« als Allstar-Trio bezeich- aus: Sinfonie für Orgel Nr. 6 g-Moll nen: Öström und Berglund setzten op. 42,2 (1878) im legendären Esbjörn Svensson Trio ebenso neue Maßstäbe im europäi- Johann Sebastian Bach/E. Crespo schen Jazz wie Bugge Wesseltoft mit Drei Choralvorspiele seinem Bandprojekt »New Concep- Bearbeitung für Blechbläser tion of Jazz«. Rymden heißt übersetzt Jesus bleibt meine Freude übrigens »Raum«. Den gibt dieses Trio Wachet auf, ruft uns die Stimme seiner Musik mit treibenden Sounds Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ und Rhythmen der Club- und Pop- Johann Sebastian Bach Kultur. So fließen in den Klang dieses Präludium und Fuge G-Dur BWV 541 zumeist akustischen Trios schwere für Orgel Rock-Grooves, Fusion-Einflüsse und melancholisch-atmosphärisches Felix Mendelssohn Bartholdy Songwriting ein. Dann wieder schlägt Sinfonie d-Moll op. 107 (1829 – 32) es den Bogen sogar von Bach bis zur »Reformations-Sinfonie« Alternative-Rock-Band Radiohead. Giacomo Puccini Jazz-Abo Soli & Big Bands 4 Preludio sinfonico SC 32 (1882) für Orchester Dmitrij Schostakowitsch / Mogens Andresen / Daniel Drage Suite für Jazz-Orchester Nr. 2 op. 50a (1938) in einer Bearbeitung für Blechbläser March Walz n° 2 Little Polka Dance Franz Liszt Präludium und Fuge über den Namen B-A-C-H, S 260/2 (1869/70) 2. Fassung für Orgel Eugène Gigout Grand chœur dialogué aus: Six Pièces (1881) für Orgel Orgel Plus 4 14
Foto: Simon Fowler Philippe Jaroussky singt Schubert Jérôme Ducros Klavier Donnerstag koelner-philharmonie.de 0221 280 280 30.01.2020 20:00
Philharmonie-Hotline 0221 280 280 koelner-philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Herausgeber: KölnMusik GmbH Textnachweis: Der Text von Guido Fischer Louwrens Langevoort ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Intendant der Kölner Philharmonie Fotonachweis: Wayne Marshall und Geschäftsführer der © Charles Best KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln Gesamtherstellung: koelner-philharmonie.de adHOC Printproduktion GmbH
Foto: Gina Gorny I Felix Rettber I Daisuke Akita I Jean Baptiste Millot Claudio Bohórquez Violoncello Daishin Kashimoto Violine Amihai Grosz Viola Eric Le Sage Klavier Wolfgang Amadeus Mozart Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello Es-Dur KV 493 Richard Strauss Klavierquartett c-Moll op. 13 TrV 137 Antonín Dvořák Klavierquartett Es-Dur op. 87 B 162 Sonntag koelner-philharmonie.de 0221 280 280 02.02.2020 20:00
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