Jüngster Chefdirigent - Lahav Shani debütiert mit Rotterdams Philharmonikern Wagner Lesarten

 
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Jüngster Chefdirigent - Lahav Shani debütiert mit Rotterdams Philharmonikern Wagner Lesarten
Jüngster Chefdirigent              Wagner Lesarten                Erfrischend-komisch
 Lahav Shani debütiert mit    Kent Nagano und Concerto Köln     Mit »Fantasio« wird Offenbachs
Rotterdams Philharmonikern   stellen Hörgewohnheiten in Frage       200. gebührend gefeiert

                                                                                         NR. 2
                                                                                MAI / JUN 2019
Jüngster Chefdirigent - Lahav Shani debütiert mit Rotterdams Philharmonikern Wagner Lesarten
Editorial

                                                                                                  Liebe Besucherinnen und Besucher,
                                                                                                  liebe Freundinnen und Freunde der
                                                                                                  Kölner Philharmonie,

                                                                                                 der sichtbar anbrechende Frühling ist
                                                                                                 Balsam für die Seele. Lange herbeigesehnt

  THE
                                                   werden die kommenden Monate, die hinsichtlich dessen, was sich nach Kälte und Frost an
                                                   Wunderbarem in der Natur vollzieht, ein Premium-Prädikat verdienen.

                                                   Auch im Programm der Kölner Philharmonie gibt es im Mai und im Juni wieder Konzerte
                                                   von überragender Qualität. Mit dem Rotterdams Philharmonisch Orkest präsentiert sich ein
                                                   niederländisches Orchester, das ganz und gar nicht im Schatten der Kollegen des ruhm-
                                                   reichen Königlichen Concertgebouworchesters Amsterdam steht, das im Mai mit dem

JOY OF
                                                   Dirigenten und Komponisten Peter Eötvös ein Gastspiel gibt. Die Rotterdamer stellen sich
                                                   mit ihrem neuen Chefdirigenten Lahav Shani vor, dem bis dato jüngsten Chefdirigenten,
                                                   an den hohe Erwartungen gestellt werden. Die Wiener Philharmoniker sind mit Tugan
                                                   Sokhiev am Pult zu Gast, der zurzeit Musikdirektor des Bolschoi-Theaters ist. Mit seinem
                                                   russischen Programm verspricht es ein Abend großer Klangfülle zu werden. Seinen An-
                                                   trittsbesuch mit dem SWR Symphonieorchester macht Teodor Currentzis u. a. mit Dmitri
                                                   Kourliandskis »Riot of Spring«, einem zwölfminütigen Super-Crescendo für elektronische

PLAYING
                                                   Klänge, Orchester und mitmachbereites Publikum, das der Komponist selbst als Techno-
                                                   Ballett bezeichnet. In einem weiteren Konzert mit „seinem“ Orchester nimmt Currentzis
                                                   sich mit Schostakowitschs „Leningrader“ ein Schwergewicht vor. Den Reigen der Orches-
                                                   ter, die ein Premium-Prädikat verdienen würden, kann ohne weiteres das Staatsorches-
                                                   ter Stuttgart beschließen, das sich durch exzellente Opernaufführungen einen Namen
                                                   gemacht hat. Unter der Leitung von Cornelius Meister führt es in der Kölner Philharmonie

 MUSIC
                                                   konzertant »Ariadne auf Naxos« auf, mit Harald Schmidt in der Rolle des Haushofmeisters.

                                                   Im Wonnemonat bietet sich auch die Gelegenheit, an vielen Orten Kölns das Festival
                                                   ACHT BRÜCKEN bis zum 11. Mai zu genießen, das sich schon längst zu einem überregio-
                                                   nal beachteten Festival entwickelt hat. In diesem Jahr steht es unter dem Motto Großstadt-
                                                   Polyphonie und nimmt den Komponisten Georges Aperghis in den Fokus.

                                                   Nicht zuletzt informieren wir Sie Mitte Mai über das neue Spielzeit-Programm, das auch
                                                   2019/2020 viele außergewöhnliche Konzert-Highlights verheißt. Einige besonders begehr-
                                                   te Abonnement-Reihen haben wir vorab für Sie zusammengestellt. Buchen Sie jetzt Kölner
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       JEE-HYE BAE
      VIOLONCELLO                                  Freuen Sie sich also auf neue Konzerterfahrungen in Premium-Qualität!

       SAISON 19/20                                Ihr
 GUERZENICH-ORCHESTER.DE
                           FOTO © JULIA SELLMANN

                                                   Louwrens Langevoort
                                                   Intendant

                                                                                                                                                      Das Magazin   3
Jüngster Chefdirigent - Lahav Shani debütiert mit Rotterdams Philharmonikern Wagner Lesarten
MAI / JUNI 2019
                   Überblick

                        6 TITELTHEMA                                                            06	Hohe Überzeugungskraft                                   40	Glückliche Paarung
                                                                                                    Lahav Shani mit dem Rotterdams Philharmonisch Orkest         Georges Aperghis fängt den Geist Heiner Müllers kongenial ein

                        Hohe
                                                                                                10	Alle Süße meines Lebens
                                                                                                    »Wagner Lesarten« mit Concerto Köln und Kent Nagano

                        Überzeugungskraft
                                                                                                12	Streichquartett als Schule des Lebens
                                                                                                    Takács Quartet und Marc-André Hamelin
                                                                                                14	Zunehmend verfeinert
                                                                                                    Die Pianistin Hélène Grimaud
                        Ob als Kammermusiker, als Pianist oder als Dirigent – in allen
                                                                                                15	Jugend musiziert
                        Rollen hat Lahav Shani bereits ein exquisites Bild in der Kölner
                                                                                                    Konzert der Bundespreisträger aus NRW
                        Philharmonie abgegeben und Publikum wie Kritik begeistert. Nun
                                                                                                16	Verwandlungen
                        kommt das junge Ausnahmetalent in der Nachfolge von Yannick
                                                                                                    Cornelius Meister dirigiert Strauss’ »Ariadne auf Naxos«
                        Nézet-Séguin als Chef des Rotterdams Philharmonisch Orkest
Lahav Shani                                                                                     18	Wie keine andere: Iveta Apkalna
                        zurück.
                                                                                                    Die Organistin wagt mit Thomas E. Bauer Grenzgänge
                                                                                                20	Dem Publikum Neues bieten
                                                                                                    Peter Moore und James Baillieu: poetische Moderne
                        18 PORTRÄT                                                                                                                                   Klangforum Wien

                        Wie keine andere:                                                                                                                    42   CHT BRÜCKEN Freihafen: In der Stadt, durch die Stadt
                                                                                                                                                                 A

                        Iveta Apkalna
                                                                                                                                                                 Ein ganzer Tag Musik bei freiem Eintritt
                                                                                                                                                             43	Das Festival im Radio
                                                                                                                                                                 Zwölf Radioabende widmet WDR 3 ACHT BRÜCKEN
                                                                                                                                                             44	Suggestiv
                        Organa werden die ersten Sammlungen vokaler Mehrstimmigkeit
                                                                                                                                                                 Teodor Currentzis: russische Gegenwart und Vergangenheit
                        wie jene des mittelalterlichen Meisters Perotin genannt. Dessen
                                                                                                                                                             46	Legenden im Hier und Jetzt
                        Werk bildet den Ausgangspunkt für eine vielstimmige Reise der
                                                                                                                                                                 Schlagzeuger Tony Allen und der Techno-Produzent Jeff Mills
                        Organistin Iveta Apkalna und des Baritons Thomas E. Bauer durch                 Cuarteto Casals
                                                                                                                                                             48	Exklusiv: Vorteile für Abonnenten
Iveta Apkalna           die Musikgeschichte, die in die barocke Welt Bachs ebenso wie in
                                                                                                                                                                 Mit Bestellcoupon
                        den originellen Kosmos von Arvo Pärt führt.
                                                                                                22	Musik ist nicht spezifisch katalanisch                   50	Die Welt ist veränderbar
                                                                                                    Das Cuarteto Casals aus Spanien spielt Beethoven             Peter Eötvös und Sol Gabetta mit »Alle vittime senza nome«
                                                                                                24	Das Tor zur Moderne                                      52	Auf zu neuen Ufern
                                                                                                    Die Wiener Philharmoniker mit Yefim Bronfman                 Stefan Gottfried und Concentus Musicus Wien
                        40 IM FOKUS
                                                                                                                                                             54	Singen mit Klasse!

                        GroßstadtPolyphonie
                                                                                                                                                                 300 Zweitklässler führen »Nils Holgerssons wunderbare Reise« auf
                                                                                                                                                             55	Senkrechtstarter
                                                                                                                                                                 Das Amatis Trio gibt sein Philharmonie-Debüt

                        Zum neunten Mal nimmt ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln die Mu-
                        sik von heute in den Fokus. Das diesjährige Festival stellt unter dem
                        Titel »GroßstadtPolyphonie« vom 30. April bis 11. Mai 2019 explizit
                        die Musik in den städtischen Raum. Neben zahlreichen Urauffüh-
                        rungen wird auch eine Vielzahl von Werken des griechisch-franzö-
Georges Aperghis        sischen Komponisten Georges Aperghis aufgeführt.

                        58 IM GESPRÄCH                                                                  Bukahara

                        Die Bühne ist Brenn-
                                                                                                                                                                     Teodor Currentzis
                                                                                                26	Jetztzeit-Hippies?
                                                                                                     Bei der Band Bukahara ist nichts unmöglich

                        punkt des Konzerts                                                      28	Rätsel
                                                                                                     Tanz auf dem Vulkan – Poetischer Pazifist gesucht
                                                                                                37	CD-Tipps
                                                                                                                                                             56	Kämpfen an der Kunstfront
                                                                                                                                                                 Teodor Currentzis mit Schostakowitschs »Leningrader Sinfonie«
                                                                                                                                                             58	»Die Bühne ist der Brennpunkt des Konzerts«
                        Verglichen mit Streichquartetten sind Klavierquartette in einer              Memory – Transparenz                                        Konstantin Heidrich, Cellist des Fauré Quartetts, im Gespräch
                        festen Formation eher selten. Eines ist das Fauré Quartett, das schon   38 Traumverloren und hellwach: die Goldenen Zwanziger       60	Fantasio
                        seit 25 Jahren besteht. Über das Erfolgsrezept, sich auf hohem               Angela Denoke fängt das Schillern einer Epoche ein          Jacques Offenbachs erfrischend komische Oper
Fauré Quartett          Niveau in der Kammermusikwelt zu bewähren, sprach das Maga-             39	Unbekümmertheit und Können                               62	Infos zum Kartenkauf – Impressum – Bildnachweis
                        zin mit dem Cellisten des Fauré Quartetts, Konstantin Heidrich.              Das vision string quartet gibt sein Debüt                   Kontaktdaten und Sitzplan
Jüngster Chefdirigent - Lahav Shani debütiert mit Rotterdams Philharmonikern Wagner Lesarten
Titel

              Hohe
              Überzeugungskraft
              Der Dirigent Lahav Shani stellt sich als neuer Chef des
              Rotterdams Philharmonisch Orkest vor

              Die 3. Sinfonie von Gustav Mahler zählt zu den monumentalsten der
              Musikgeschichte. Eine Aufführungsdauer von gut anderthalb Stun-
              den, verteilt auf sechs Sätze, das dürfte kaum übertroffen worden
              sein und bedeutet selbst für Mahler’sche Verhältnisse ein Superla-
              tiv. Dazu kommt eine Besetzung, die neben einem großen Orches-
              ter nach zwei Chören und einer Gesangssolistin verlangt. Ein großer
              Aufmarsch. Aber nicht nur das Programm setzt Best- und Höchst-
              marken an diesem ersten Juniwochenende, auch die Ausführenden
              rangieren durchweg in der höchsten Leistungsklasse.
              Das Rotterdams Philharmonisch Orkest steht in der öffentlichen
              Wahrnehmung etwas im Schatten der Kollegen vom ruhmreichen
              Königlichen Concertgebouworchester Amsterdam. Das mag zum ei-
              nen am Namenszusatz liegen, zum anderen am mondäneren Flair
              der Hauptstadt gegenüber der Industrie- und Handelsmetropole.
              Aber unter rein künstlerischem Aspekt ist eine wertende Differenzie-
              rung kaum angezeigt. Beide Klangkörper zählen zum Besten, was in
              der sinfonischen Welt zu finden ist.
              Die Rotterdamer residieren im »Doelen«, dem erst 1966 anstelle des
              gleichnamigen kriegszerstörten Vorgängerbaus errichteten Kon-
              zertgebäude. Es beherbergt den größten Konzertsaal der Nieder-
              lande. Aber wichtiger als das Fassungsvermögen ist die vorzügliche
              Akustik, eine Grundvoraussetzung für die dauerhafte Arbeit eines
              Spitzenorchesters. Nur unter optimalen Proben- und Aufführungs-
              bedingungen lassen sich hochrangige Künstler an ein Haus binden,
              und hierin hat das »neue Doelen« seine Anziehungskraft nachhaltig
              unter Beweis gestellt. Mit Namen wie Edo de Waard, David Zinman,
              James Conlon oder Valery Gergiev ist die Liste der Chefdirigenten
Lahav Shani   seit den 1970er Jahren durchgehend prominent besetzt. 2008 war es

                                                                                     Das Magazin   7
Jüngster Chefdirigent - Lahav Shani debütiert mit Rotterdams Philharmonikern Wagner Lesarten
Eine verschwenderische Fülle
                                                                                               an Themen von vielfach divergierendem
                                                                                               Charakter verlangt nach klarer
                                                                                               Artikulation und der nötigen
                                                                                               Kontrastierung.

                                                                                               Zubin Mehta. In jeweils nur wenigen gemeinsamen Auftritten gelang
                                                                                               es Shani, Anerkennung und Wertschätzung der Orchester zu gewin-
                                                                                               nen. Den Rotterdamern reichte gar nur eine einzige Vorstellung für
                                                                                               eine Entscheidung von derart gravierender Tragweite. Das Vertrauen
                                                                                               in den jungen Mann scheint grenzenlos, was neben seiner fachlichen
                                                                                               Qualifikation für herausragende menschliche Qualitäten spricht.

                                                                                               Für den Auftritt in Köln bietet Mahlers Sinfonie Nr. 3 dem Dirigen-
                                                                                               ten beste Möglichkeiten, Führungsqualitäten, musikalischen Intel-
                                                                                               lekt und Einfühlungsvermögen unter Beweis zu stellen. Allein die
                                                                                               schiere Menge an Interpreten stellt besondere Anforderungen an die
                                                                                               Aufmerksamkeit, die Präzision und nicht zuletzt die Inspiration der
                                                                                               musikalischen Leitung. Das Stimmungsspektrum reicht von Tragik
                   Konzerttermin                                                               und dunkel getönter Jenseitserfahrung über musikantische Unbe-
                   Sonntag 02.06.2019 20:00                                                    schwertheit bis zu offener Ironie. Ein sensibles Geflecht an Klangfar-
                   Fokus Niederlande                                                           ben und feinste dynamische Nuancen sind herauszuarbeiten. Eine
                   Violeta Urmana Alt                                                          verschwenderische Fülle an Themen von vielfach divergierendem
                   Knabenchor der Chorakademie Dortmund
                   Rotterdam Symphony Chorus                                                   Charakter verlangt nach klarer Artikulation und der nötigen Kontras-
                   Rotterdams Philharmonisch Orkest                                            tierung. Nicht zuletzt muss über alle Sorgfalt fürs Detail während der
                   Lahav Shani Dirigent                                                        ganzen ausgedehnten Spielzeit der große innere Zusammenhang
Lahav Shani        Gustav Mahler Sinfonie Nr. 3 d-Moll                                         gewahrt bleiben.

                                                                                               Gerade darin sieht Shani im Selbstverständnis sein besonderes An-
                                                                                               liegen und seine besondere Stärke, trifft hier jedoch auch auf eine
                   gelungen, mit dem Kanadier Yannick Nézet-Séguin einen der be-               besondere Problematik der Komposition. Mahler selbst gestand ei-
                   deutendsten Dirigenten der jungen Generation zu verpflichten. Die           ner Freundin angesichts der fertigen Partitur, dass ihm die Dimensi-
                   Nachfolge des bis dato jüngsten Chefdirigenten in der Geschichte            on des Ganzen wohl aus dem Ruder gelaufen sei. »Aus den großen
                   des Orchesters hat in dieser Spielzeit nun ein noch deutlich Jüngerer       Zusammenhängen zwischen den einzelnen Sätzen, von denen mir
                   übernommen, Lahav Shani. Und er tritt das Amt mit nicht weniger             anfangs träumte, ist nichts geworden; jeder steht als ein abgeschlos-
                   hohen Erwartungen und Vorschusslorbeeren an als seinerzeit sein             senes und eigentümliches Ganzes für sich da: keine Wiederholungen
                   mittlerweile weltberühmter Vorgänger.                                       und Reminiszenzen.«

                   Der gebürtige Israeli gilt als Jahrhunderttalent. Er hat in Berlin an der   Schon 1902 bei der Uraufführung des Werks unter Mahlers eigenem
                   Hochschule für Musik »Hanns Eisler« studiert, Klavier und Dirigat, und      Dirigat hat ein begeistertes Publikum die Bedenken weggewischt.
                   es in beiden Fächern zu früher Meisterschaft gebracht. 2013 gewann          Doch im Spiel eine durchgängige Balance zu halten bleibt bis heute
                   er erst 24-jährig den Ersten Preis beim Internationalen Gustav Mahler       eine gewaltige Herausforderung. Seine Sinfonie solle man sich den-
                   Wettbewerb. In der Folge vertrauten Premiumorchester wie das Los            ken als »ein so großes Werk, in welchem sich in der Tat die ganze
                   Angeles Philharmonic, die Staatskapelle Berlin oder die Wiener Phil-        Welt spiegelt«, schrieb Mahler noch während der Arbeit an dem um-
                   harmoniker der Leitung des Nachwuchskünstlers. In Tel Aviv, beim            fangreichen Notensatz. Die ganze Welt, das ist doch mal ein wirklich
                   Israel Philharmonic Orchestra, ist er bereits designiert für die Nach-      alles umfassender Superlativ.
                   folge des 2020 aus seiner Funktion als Musikdirektor scheidenden            Manfred Müller

8    Das Magazin                                                                                                                                                        Das Magazin   9
Jüngster Chefdirigent - Lahav Shani debütiert mit Rotterdams Philharmonikern Wagner Lesarten
Alle Süße
                                                                              meines Lebens
                                                                                    Zweite Etappe der »Wagner Lesarten« mit Concerto Köln und Kent Nagano

                                                               Die Tour de France endet mit der Einfahrt der Radrennfahrer auf der          Dorthin fuhr im Jahr 1873 auch dessen Lehrer Anton Bruckner, um Wag-
                                                               Avenue des Champs-Élysées in Paris, den Triumphbogen fest im Blick –         ner seine zweite und dritte Sinfonie vorzulegen, damit er eine auswähle,
                                                               krönender Abschluss eines Großereignisses voll spannender Etappen-           die seinen Namen als Widmungsträger erhalten sollte. Endlich Erfolg
                                                               ziele. Wenig anders verhält es sich mit den »Wagner Lesarten«, dem           haben war der Wunsch Bruckners. Dazu hatte er in die dritte Sinfonie
                                                               2017 begonnenen, viel beachteten Projekt von Concerto Köln und Kent          sogar einige vage Wagner-Zitate eingeflochten, die er in späteren Fas-
                                                               Nagano, an dessen Ende 2021 die konzertante Aufführung von Richard           sungen allerdings wieder kassierte. An einem bierseligen Abend ent-
                                                               Wagners vierteiligem »Ring des Nibelungen« stehen wird und dies in           scheid sich Wagner dann auch für die dritte Sinfonie, was Bruckner zu
                                                               historisch informierter Aufführungspraxis. Diesem triumphalen Finale         Kniefällen, Handküssen und Freudentränen veranlasst haben soll. »Sr.
                                                               voran gehen – neben einer umfangreichen wissenschaftlichen Ausei-            Hochwohlgeboren Herrn Richard Wagner, dem unerreichten weltbe-
                                                               nandersetzung – etliche Konzerte mit der Musik Wagners und seiner            rühmten und erhabenen Meister der Dicht- und Tonkunst, in tiefster
                                                               Zeitgenossen. Sie führen auf das Ziel hin, aber entfalten natürlich ihre     Ehrfurcht« stand schließlich auf dem Titelblatt. Auf den großen Durch-
                                                               je eigene Spannung. Stets geht es dabei um historische Instrumente           bruch musste Bruckner trotzdem weiter warten: Als sein monumenta-
                                                               und klangliche Vorlieben, um bestimmte Spielweisen und Stimmun-              les Werk 1877 in Wien uraufgeführt wurde, schrieb der Wagner-Feind
                                                               gen, um Artikulation und Aussprache, um Dirigierweisen und um die            Hanslick, die Sinfonie sei »vielleicht eine Vision, wie Beethovens Neunte
                                                               Rekonstruktion der aufführungspraktischen Ideale Wagners und seiner          mit Wagners ‚Walküre‘ Freundschaft schließt und endlich unter die Hufe
                                                               Kollegen. »Nicht: Was haben sie gehört?«, sei die leitende Frage, so Kent    ihrer Pferde gerät«. Tilman Fischer
                                                               Nagano. »Sondern: Was erträumten sie sich zu hören?« Und wie immer
                                                               geht es bei Concerto Köln natürlich darum, Hörgewohnheiten in Frage
Konzerttermin                                                  zu stellen, Bekanntes in neuem, meist durchsichtigerem Klanggewand
Donnerstag 16.05.2019 20:00
                                                               zu präsentieren.
Sophie Harmsen Mezzosopran
Concerto Köln                                                  2019 werden drei Etappen auf diesem Weg absolviert. Nach dem Kon-
Kent Nagano Dirigent
                                                               zert im Januar mit Werken von Wagner, Paganini und Berlioz widmet
Werke von Richard Wagner und Anton Bruckner
                                                               sich die zweite Etappe im Mai nun der Konfrontation Wagners mit sei-
                                                               nem großen Verehrer Anton Bruckner. Die Mezzosopranistin Sophie
                                                               Harmsen singt Wagners »Wesendonck-Lieder«, die sicher zu seinen in-
                                                               timsten Kompositionen zählen. »Besseres als diese Lieder habe ich nie
                                                               gemacht, und nur sehr weniges von meinen Werken wird ihnen zur Sei-
                                                               te gestellt werden können«, schrieb Wagner an Mathilde Wesendonck,
                                                               von der die Textvorlagen stammten. Die Dichterin war die Gattin seines
                                                               Gönners Otto Wesendonck, der dem politischen Flüchtling und dessen
                                                               Frau Wohnrecht in einem kleinen Haus neben seiner imposanten Villa
                                                               auf einem Hügel bei Zürich gewährte. Mathilde wurde bald Wagners
                                                               Diskussionspartnerin, Muse, und Angehimmelte – bis zu einem Eifer-
                                                               suchtseklat aufgrund inniger Briefe. Wagner reiste ab. »Sie ist und bleibt
                                                               meine erste und einzige Liebe!« bemerkte er noch Jahre später. »Es
                                                               war der Höhepunkt meines Lebens: die bangen, schön beklommenen
                                                               Jahre, die ich in dem wachsenden Zauber ihrer Nähe, ihrer Neigung
                                                               verlebte, enthalten alle Süße meines Lebens.« Orchestriert wurden die
                                                               Lieder später von dem glühenden Wagner-Verehrer Felix Josef Mottl,                                                                       Kent Nagano
                                                               der als 20-Jähriger die Einstudierung der Uraufführung des »Rings« in
                                              Sophie Harmsen   Bayreuth begleitete.

                                                                                                                                                                                                 Das Magazin       11
Jüngster Chefdirigent - Lahav Shani debütiert mit Rotterdams Philharmonikern Wagner Lesarten
Streichquartett
als Schule des Lebens
Kammermusikalische Sternstunde mit dem Takács Quartet und Marc-André Hamelin

Das Takács Quartet blickt auf eine lange         schwere Entscheidung, die Heimat Ungarn          akademie, wo einst Ernst von Dohnányi Di-
Geschichte zurück. Von Anfang an mischte         zu verlassen und in die USA zu emigrieren.       rektor war. Dessen Opus 1, das Klavierquin-
es unter den Spitzenquartetten im Kosmos         An der University of Colorado in Boulder am      tett in c-Moll, ist ein Werk von jugendlicher
der Kammermusik mit. Von Anfang an er-           Fuße der Rocky Mountains hat das Takács          Kühnheit, ungarischem Temperament und
wies es sich als wandlungsfähig – musste         Quartet seither einen Lehrauftrag und ein        berauschender spätromantischer Schön-
es sein in einer sich verändernden Welt.         musikalisches Zuhause.                           heit in der Tradition von Schumann und
Nach langer Zeit kommt es endlich wieder                                                          Brahms. Es braucht einen Tausendsas-
in die Kölner Philharmonie mit einer Neu-        Aus der ursprünglichen Budapester »Ki-           sa für den Klavierpart, technisch über alle
besetzung und mit dem Pianisten Marc-            ckerrunde« ist nur noch Cellist András Fejér     Schwierigkeiten erhaben, dabei hochsen-
André Hamelin als Musizierpartner.               dabei und bringt seine Erfahrung und mu-         sibel. Der frankokanadische Pianist Marc-
                                                 sikalische Leidenschaft ein. Seit 1993 wirkt     André Hamelin, seit Langem ein Freund
                                                 der Brite Edward Dusinberre als Primarius,       und Musizierpartner des Takács Quartets,
                                                 2005 kam Bratscherin Geraldine Walther           ist dafür genau der richtige Mann. Sei-
                                                 an Bord, die zuvor Solobratscherin beim          ne technischen Fertigkeiten sind berühmt,
                                                 San Francisco Symphony Orchestra war,            doch Hamelin betont: »Der einzige Grund
                                                 und seit April 2018 spielt die hervorragen-      für mich, auf die Bühne zu gehen, ist, das
                                                 de Violinistin Harumi Rhodes die zweite          Wunder menschlicher Kreativität mit ande-
                                                 Geige: vier ausgeprägte Persönlichkeiten,        ren zu teilen. Ich möchte diesem unglaub-
                                                 die einerseits die Tradition wahren und          lich wundervollen Geschenk, das uns die
                                                 andererseits immer wieder gemeinsam              Komponisten der Vergangenheit gegeben
Marc-André Hamelin                               Neues wagen. »Ich glaube, von einem              haben, alle Ehre erweisen. Ich könnte ohne
                                                 Streichquartett kann man viel lernen«, sagt      Musik nicht leben – und ich möchte sie mit
                                                 Edward Dusinberre. »Wie wichtig Situatio-        anderen teilen.« Dorle Ellmers
Alles nahm seinen Anfang an der berühm-          nen sind, in denen man unterschiedlicher
ten Franz-Liszt-Musikakademie in Buda-           Meinung ist, aber respektvoll miteinander
pest. Dort lernten sich in den 1970er Jahren     umgeht, um zusammenarbeiten zu können.
drei begabte junge Streicher kennen und          Jemanden kritisieren zu können und Kri-
spielten Trio. Zum Quartett wurden sie,          tik anzunehmen, um als gemeinsames Ziel
wenn man es genau nimmt, durch den               eine Art Einheit zu erreichen. Politiker soll-   Konzerttermin
Fußball. Nach dem Unterricht an der Aka-         ten Streichquartett spielen, denn es fördert     Montag 13.05.2019 20:00
demie traf man sich zum Kicken und stieß         diese Art von persönlicher Disziplin.«
                                                                                                  Marc-André Hamelin Klavier
dabei, wie es der Zufall wollte, auf den vier-
                                                                                                  Takács Quartet
ten Mann: Das Takács Quartet war geboren.        Mit einem Kleinod der Spätromantik, Anton        Edward Dusinberre Violine
Schnell erwarb das Ensemble Weltruhm             Weberns Langsamem Satz für Streichquar-          Harumi Rhodes Violine
                                                                                                  Geraldine Walther Viola
und gewann zahlreiche erste Preise bei           tett, beginnt das Konzert und nach Beetho-       András Fejér Violoncello
großen Wettbewerben – für Fußball blieb          vens letztem Streichquartett schlagen die        Werke von Anton Webern, Ludwig van Beethoven
keine Zeit mehr. Es folgte die erste Nord-       Vier einen Bogen zurück zu ihren Anfän-          und Ernst von Dohnányi
amerika-Konzertreise im Jahr 1982 und die        gen an der Budapester Franz-Liszt-Musik-         19:00 Einführung in das Konzert durch Bjørn Woll   Takács Quartet

12   Das Magazin                                                                                                                                                      Das Magazin   13
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Zunehmend
                                                                                                                                                    Daher spielt sie Reihen von kleineren Einzelwerken auch stets en
                                                                                                                                                    bloc. Sie besitzt eine Vorliebe für diese Charakterstückchen, etwa
                                                                                                                                                    wenn sie 13 Kleinodien von vier Komponisten so gruppiert, dass

                                                                                                                                                                                                                            Jugend
       verfeinert
                                                                                                                                                    sie nicht in Blöcken abgehandelt werden. Claude Debussy und Erik
                                                                                                                                                    Satie treten beispielsweise an jeweils drei verschiedenen Stellen
                                                                                                                                                    auf: »Ich finde, diese kurzen Stücke sind für Interpret und Zuhö-

                                                                                                                                                                                                                            musiziert
                                                                                                                                                    rer letztlich eine viel größere Herausforderung.« Auf diese Weise
                                                                                                                                                    lässt die Wahl-Amerikanerin ein großes Werk entstehen, wenn sie
                                                                                                                                                    mit Musik von Valentin Silvestrov beginnt, meditativ und verträumt,
                           Die Pianistin Hélène Grimaud                                                                                             wie eine Reminiszenz an etwas Vergangenes, das in der Erinne-
                                                                                                                                                    rung nochmals Kontur annimmt. »Ich liebe diese Zwischenzustän-          Das Konzert der Bundespreisträger aus NRW
                                                                                                                                                    de, wenn sich aus der nostalgisch-melancholischen Stimmung              findet im Juni statt
                                                                                                                                                    etwas Neues entwickelt.« Und dann gesteht die in Aix geborene,
                                                                                                                                                    sonnenverwöhnte Provençalin: »Ich habe auch immer den Regen,
                                                                                                                                                                                                                            »Jugend musiziert« ist der Wettbewerb für das instrumen-
                                                                                                                                                    den Nebel, das graue Wetter gemocht.«
                                                                                                                                                                                                                            tale und vokale Musizieren von Kindern und Jugendlichen in
                                                                                                                                                                                                                            Deutschland. Im März qualifizierten sich allein aus Nordrhein-
                                                                                                                                                    Hélène Grimaud ist keine von Freundin von Schnellschüssen, we-
                                                                                                                                                                                                                            Westfalen über 300 der besten jungen Musikerinnen und Mu-
                                                                                                                                                    der an den Tasten noch im Gespräch. Zwar kann sie schnell los-
                                                                                                                                                                                                                            siker aus den vorangegangenen Regionalwettbewerben. Die
                                                                                                                                                    plaudern, ihre Gedanken breiten sich druckreif mit großem Tempo
                                                                                                                                                                                                                            Talente im Schüleralter reisten nicht nur mit dem Ziel an, sich zu
                                                                                                                                                    aus, doch alles wirkt bereits durchdacht und genau erwogen.
                                                                                                                                                                                                                            messen, sondern auch um den eigenen musikalischen Stand-
                                                                                                                                                    Nichts wirkt wirklich dem Zufall übereignet. »Kunst ist nicht span-
                                                                                                                                                                                                                            ort zu bestimmen, andere junge Musiker zu treffen und Erfah-
                                                                                                                                                    nend, wenn alles erlaubt ist. Kunst ist am interessantesten, wenn
                                                                                                                                                                                                                            rungen auszutauschen. In diesem Jahr sind die Solokategorien
                                                                                                                                                    sie Grenzen verhandelt, weitet, sprengt.« Grimaud wirkt nie verle-
                                                                                                                                                                                                                            Streichinstrumente, Akkordeon, Percussion, Mallets (Marim-
                                                                                                                                                    gen, Klarheit ist ihr ein zentrales Anliegen, auch in der Musik: kein
                                             Konzerttermin                  Sie wagt Neues, kehrt aber auch gern zu ihren Anfängen zurück.          Verwässern, keine blinde Vertrautheit mit dem Pedal. Ihr Spiel ist
                                                                                                                                                                                                                            ba- und Vibraphon etc.) und Pop-Gesang dran. Als Kategorien
                                                                                                                                                                                                                            für Ensemble stehen Klavier und ein Blasinstrument, Klavier-
                                                 Freitag 31.05.2019 20:00   Hélène Grimaud, die französische Pianistin, hat als 18-Jährige Ro-      bei aller Spontaneität immer plastisch, immer auf erkennbare For-
                                                                                                                                                                                                                            Kammermusik, Vokal-, Zupf- und Harfen-Ensemble und Alte
                                                Hélène Grimaud Klavier      bert Schumanns »Kreisleriana« auf CD vorgelegt. Da war sie zehn         men und Linien bedacht, auch wenn sie es romantischem Reper-
                                                                                                                                                                                                                            Musik- und »Besondere Instrumente«. Anfang Juni sind die 1.
              Werke von Valentin Silvestrov, Claude Debussy, Erik Satie,    Jahre jünger als der Komponist, als dieser sein Werk innerhalb von      toire widmet.
                                                                                                                                                                                                                            Preisträger aller Bundesländer zum Bundeswettbewerb nach
                                Frédéric Chopin und Robert Schumann         nur vier Tagen aufs Papier brachte. Damals schon hatte Grimaud
                                                                                                                                                                                                                            Halle eingeladen. Das Abschlusskonzert in der Kölner Philhar-
                   19:00 Einführung in das Konzert durch Christoph Vratz    diesem Zyklus rund um den fiktiven Kapellmeister Kreisler von           Grimaud hat besondere Herausforderungen immer angenommen,
                                                                                                                                                                                                                            monie findet mit den Bundespreisträgern aus Nordrhein-West-
                                                                            E.T.A. Hoffmann die entsprechende Jugendfrische angedeihen              sie nie gescheut: ihre lange Zeit erfolgreich vermarktete Liebe zu
                                                                                                                                                                                                                            falen statt.
                                                                            lassen. Doch wie so oft verfeinert sich mit den Jahren der Blick,       Wölfen, ihre unfreiwilligen, gesundheitlich bedingten Auszeiten,
                                                                                                                                                                                                                            Seit dem ersten Wettbewerb »Jugend musiziert« im Jahr 1964
                                                                            geraten andere Details in den Fokus. Insofern ist es spannend           aber auch ihre besondere Fähigkeit, Farben und Töne unmittelbar
                                                                                                                                                                                                                            haben beinahe eine Million Kinder und Jugendliche teilgenom-
                                                                            zu erleben, wie Grimaud heute, über drei Jahrzehnte später, mit         in Einklang zu bringen. »Es ist strikt an Tonarten gebunden, c-Moll
                                                                                                                                                                                                                            men. Zahlreiche, heute international renommierte Musikerinnen
                                                                            Schumanns Schlüsselwerk umgeht.                                         ist immer schwarz, d-Moll blau, G-Dur grün und F-Dur immer rot.«
                                                                                                                                                                                                                            und Musiker haben bei »Jugend musiziert« ihre erste Bühnen-
                                                                                                                                                    Als sie diese Erfahrungen schon in frühen Jahren machte, wur-
                                                                                                                                                                                                                            erfahrung gesammelt. km
                                                                            Grimaud ist sich in gewisser Weise treu geblieben. Sie liebt nach       de ihr klar, wie grundlegend Musik wirken kann. »Alle Sinne sind
                                                                            wie vor die großen Werke, Stücke wie die »Kreisleriana« oder            stimuliert. Es ist dann wie eine Reise an einen Ort, an dem alles
                                                                            Rachmaninows zweite Sonate. »Der lange Atem ist mein ureigenes          intensiver ist.« Das gilt auch, wenn sie wieder zu Werken zurück-       Konzerttermin
                                                                            Territorium«, hat sie kürzlich erklärt. Dennoch ist sie stets hungrig   kehrt, mit denen sie schon als junge Erwachsene das Publikum im         Sonntag 23.06.2019 11:00
                                                                            geblieben, um Neues auszuprobieren, oft auch einen Schritt weiter       Sturmflug für sich gewinnen konnte. Jetzt hat sich vieles sublimiert    Jugend musiziert
                                                                            zu gehen als es der herkömmliche Konzertalltag mit sich bringt.         und intensiviert.                                                       Konzert der Bundespreisträger aus Nordrhein-Westfalen
                                                                            Wichtig ist ihr die Architektur, eine kontinuierliche Entwicklung.      Christoph Vratz                                                         KölnMusik gemeinsam mit dem Landesmusikrat NRW

14   Das Magazin                                                                                                                                                                                                                                                                Das Magazin   15
Jüngster Chefdirigent - Lahav Shani debütiert mit Rotterdams Philharmonikern Wagner Lesarten
Verwandlungen
Cornelius Meister dirigiert
Richard Strauss’ Glanzstück »Ariadne auf Naxos«

                                                                                                                                                                                                                                 Hélène Grimaud, Tony
                                                                                                                                                                                                                                 Allen, Charlie Chaplin,
                                                                                                                                                                                                                                 Springmaus, Friedrich
                                                                                                                                                                                                                                 Schiller, Ferdinand von
                                                                                                                                                                                                                                 Schirach, Ute Lemper,
                                                                                                                                                                                                                                 Moritz Netenjakob, Lizz
                                                                                                                                                                                                                                 Wright, Tizian, Jacques
                                                                                                                                                                                                                                 Offenbach …
Cornelius Meister

Tiefsinnig und humorvoll: Mit »Ariadne auf Naxos« schenkten Richard       dichter und der Poet um gegenseitiges Verständnis ringen. Schließlich      Kölner Opernpublikum bereits als Florestan in »Fidelio« und als Tann-
Strauss und sein Dichter Hugo von Hofmannsthal dem Opernpublikum          war Strauss bereit, die »Ariadne« als abschließendes Divertissement für    häuser kennenlernen durfte. Mit der Sopranistin Beate Ritter in der Rolle
ein musikalisch-literarisches Juwel. Sie erzählten die Geschichte der     das französische Schauspiel zu komponieren. In dieser Fassung wur-         der Zerbinetta betritt ein wahres Koloraturwunder aus Wien das Podi-
kretischen Königstochter, die von ihrem heldischen Liebhaber The-         de sie 1912 am Stuttgarter Hoftheater uraufgeführt. Max Reinhardt, der     um. Und die auch musikalisch so anrührende Figur des idealistischen
seus auf der Insel Naxos einsam zurückgelassen wurde, als Theater auf
dem Theater: Der »reichste Mann in Wien« hat eine Oper über Ariadnes
                                                                          kurz zuvor den ersten »Rosenkavalier« inszeniert hatte, setzte das Stück
                                                                          in Szene. Strauss komponierte dem Anlass entsprechend für eine aus-
                                                                                                                                                     und schließlich von seinen Gefühlen überwältigen Komponisten ver-
                                                                                                                                                     körpert die 2013 von der Zeitschrift Opernwelt zur »Nachwuchssängerin       alles aus einer
Schicksal in Auftrag gegeben und will diese zum Abschluss eines Fes-      gesprochen kleine und dadurch herrlich transparente Orchesterbeset-        des Jahres« gekürte Mezzosopranistin Diana Haller. Ein Sänger- und
tes aufführen lassen. Der junge Komponist des Werks ist fassungslos
darüber, dass danach eine italienische Commedia-Truppe rund um die
                                                                          zung. Erst danach entstand die Idee, Molières Farce durch ein eigenes
                                                                          »Vorspiel« zu ersetzen. Hofmannsthal schrieb dafür eine einleitende
                                                                                                                                                     Sängerinnenfest! Oliver Binder                                              Hand und im Abo
                                                                                                                                                     Konzerttermin
lebens- und liebeslustige Zerbinetta ihre Späße machen soll. Und noch
mehr entsetzt ihn die Anweisung des Mäzens, Tragödie wie Komödie
                                                                          Backstage-Geschichte. Diese zeigt nicht nur das darstellende Personal
                                                                          der Oper, sondern auch das Produktionsteam und vor allem den Kom-          Mittwoch 05.06.2019 20:00                                                   einfach günstiger !
                                                                                                                                                     Simone Schneider Sopran (Ariadne)
zu kürzen und aus Zeitgründen gleichzeitig aufzuführen. Als sich der      ponisten voller Zweifel, Skrupel und Hoffnungen bei der Vorbereitung.
                                                                                                                                                     David Pomeroy Tenor (Bacchus)
Vorhang endlich hebt, verflechten sich antiker Mythos und italienische    Diese zweite Fassung von »Ariadne auf Naxos« – mit ausführlichem           Beate Ritter Sopran (Zerbinetta)
Commedia. Die Spaßmacher versuchen, Ariadne aufzuheitern. Diese           »Vorspiel« und anschließender »Oper« – wurde 1916 an der Wiener            Paweł Konik Bariton (Harlekin)
                                                                                                                                                     Heinz Göhrig Tenor (Scaramuccio)
trauert ihrer Liebe zu Theseus nach und sehnt sich danach, zu sterben.    Hofoper uraufgeführt. Als Gastspiel der Stuttgarter Staatsoper wird        David Steffens Bass (Truffaldin)
Der Todesbote, den sie freudig zu erblicken glaubt, ist jedoch der jun-   sie nun konzertant in der Kölner Philharmonie präsentiert. Die musi-       Mingjie Lei Tenor (Brighella)
ge Gott Bacchus, der Ariadne zurück ins Leben und einer neuen Liebe       kalische Leitung liegt in den Händen des Stuttgarter Generalmusikdi-       Josefin Feiler Sopran (Najade)
                                                                                                                                                     Ida Ränzlöv Mezzosopran (Dryade)
                                                                                                                                                                                                                                 Freie Volksbühne Köln e.V.
entgegen führt.                                                           rektors Cornelius Meister (der eben erst sein Debüt an der New Yorker      Harald Schmidt Sprecher (Der Haushofmeister)
                                                                                                                                                                                                                                 Ihr Abo-Service für die besten

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Hugo von Hofmannsthal hatte zunächst ein Gesamtkunstwerk aus              MET mit Mozarts »Don Giovanni« gab). Den Haushofmeister gibt Harald        Diana Haller Mezzosopran (Der Komponist)
Schauspiel, Ballett und Oper konzipiert. Die »Ariadne«-Geschichte war     Schmidt. Als Ariadne ist Simone Schneider zu erleben, die in den ju-
                                                                                                                                                     u.a.
                                                                                                                                                     Staatsorchester Stuttgart
                                                                                                                                                                                                                                 Kulturveranstaltungen in Köln
dabei als neues Finale für eine Aufführung von Molières »Der Bürger als   gendlich-dramatischen Strauss- und Wagner-Partien an der Sempero-          Cornelius Meister Dirigent
Edelmann« gedacht. Richard Strauss war von diesem »bizarren Gan-          per in Dresden, der Oper Leipzig und der Berliner Lindenoper reüssiert.    Richard Strauss Ariadne auf Naxos op. 60 (II) TrV 228a
zen« nur schwer zu überzeugen. Mit größter Intensität mussten der Ton-    Als Bacchus steht ihr der Heldentenor David Pomeroy zur Seite, den das     konzertante Aufführung
                                                                                                                                                                                                                                 www.volksbuehne.de
16   Das Magazin
Jüngster Chefdirigent - Lahav Shani debütiert mit Rotterdams Philharmonikern Wagner Lesarten
Konzerttermin
                                                                                                                                                                                                Mittwoch 12.06.2019 20:00
                                                                                                                                                                                                Thomas E. Bauer Bariton
                                                                                                                                                                                                Iveta Apkalna Orgel
                                                                                                                                                                                                Organa

                                                                                             Wenn Iveta Apkalna über die klanglichen          Hindemith oder Glass sehr gut, oder eben
                                                                                             Möglichkeiten der Orgel spricht, sprudelt        auch Bach, wo man ebenfalls eine große
                                                                                             sie vor Begeisterung über. Dass sie kein         Klarheit braucht. Es ist überhaupt ein Wun-
                                                                                             Programm eins zu eins wiederholt und je-         der: Bach kannst du auf jeder beliebigen
                                                                                             der Konzertabend zu einer einzigartigen          Orgel sehr gut spielen. Klein, groß, dick,
                                                                                             Momentaufnahme wird, ist für die lettische       dünn – große Akustik, kleine Akustik, viel
                                                                                             Organistin künstlerische Ehrensache. Das         Publikum, wenig Publikum. Egal. Bach geht
                                                                                             Repertoire ist zu weit, um sich bewusst ein-     immer. Und nicht nur, weil die Leute ihn
                                                                                             zuschränken, findet sie und ihre natürliche      mögen.« Die Organistin schmunzelt. »Bach
                                                                                             Experimentierfreude kennt keine Grenzen.         ist groovy, er ist einfach genial. Punkt.«

            Wie keine andere:
                                                                                             Einst war Iveta Apkalna die erste Studentin
                                                                                             für Orgel an der Musikschule in ihrer letti-     Mit fünf Jahren spielte Iveta Apkalna be-
                                                                                             schen Heimat. Mittlerweile ist sie offizielle    reits Bach auf dem Klavier. Die Orgel hat sie
                                                                                             Kulturbotschafterin des Landes. Im März          zum ersten Mal bewusst in einem Konzert

               Iveta Apkalna
                                                                                             2018 erhielt die Organistin mit dem »Latvi-      im Dom in Riga wahrgenommen, da war sie
                                                                                             an Grand Music Award« in den Kategorien          bereits 15 Jahre alt. Als sie schließlich ihrem
                                                                                             »Musikerin des Jahres« sowie »Konzert des        Professor an der Rigaer Musikakademie
                                                                                             Jahres« die höchste Auszeichnung Lett-           begegnete, war die Sache klar. Er glaubte             Thomas E. Bauer

                                                                                             lands im Bereich Musik.                          an sie und an ihr Talent und motivierte sie
                                                                                                                                              dazu, neben dem Klavier auch bei der Orgel
                                                                                             Jetzt kehrt sie für einen gemeinsamen            zu bleiben. Mit Erfolg. Heute ist Iveta Ap-       in meiner Heimat haben. Sie bringen noch
                   Die Organistin wagt mit Thomas E. Bauer Grenzgänge für Orgel und Stimme   Konzertabend mit dem Bariton Thomas E.           kalna die bekannteste Organistin der Mu-          ein weiteres Kolorit ins Spiel und sind die
                                                                                             Bauer nach Köln zurück. Das Programm hat         sikwelt, die als erste Organistin überhaupt       einzigen romantischen Inseln in unserem
                                                                                             Iveta Apkalna perfekt auf die Kölner Orgel       mit dem Echo Klassik in der Kategorie »In-        Programm quer durch die Epochen. Aber
                                                                                             abgestimmt und gemeinsam mit dem Sän-            strumentalistin des Jahres« ausgezeichnet         ganz ohne Romantik wäre auch irgendwie
                                                                                             ger inhaltlich maßgeschneidert. Auf dem          wurde und seit 2017 Titularorganistin der         unromantisch, oder?« Sie lacht. »Wenn Ro-
                                                                                             klanglichen Streifzug vom Mittelalter bis        Klais-Orgel in der Elbphilharmonie ist. Doch      mantik, dann aber lettische Romantik, bit-
                                                                                             ins Hier und Jetzt werden alle Vorzüge von       sie spricht viel lieber über die Musik selbst –   teschön! Außerdem wird Thomas Bauer auf
                                                                                             menschlicher Stimme und Orgel zur Schau          voller Begeisterung und ohne Umschweife           Lettisch singen und ich freue mich total da-
                                                                                             gestellt, immer unter Berücksichtigung, was      und mit einem großen Faible für zeitgenös-        rüber, dass er keine Angst hat, sich dabei
                                                                                             in dem Saal am besten klingt. »Die Kölner        sische Werke. »Im Widmann kann ich mit            die Zunge zu brechen. Das wird eine span-
                                                                                             Klais-Orgel ist zwar relativ groß, aber platz-   allen Farben der Orgelpalette malen und           nende Weltpremiere!«
                                                                                             mäßig etwas eingequetscht und das bringt         große Bögen erschaffen«, schwärmt sie. Im         Katherina Knees
                                                                                             auch technische Herausforderungen mit            Spannungsfeld von Perotinus, Gubaidulina
                                                                                             sich«, verrät die Organistin. »Ihr Klang ist     und Pärt kommen in dem Programm mit
                                                                                             ziemlich komprimiert, dabei sehr klar und        Thomas E. Bauer darüber hinaus tausend
                                                                                             präsent. Darum stehen der Orgel Werke von        verschiedene klangliche Eindrücke ans
                                                                                                                                              Licht. »Manchmal werden Sie sich fragen,
                                                                                                                                              ob ich überhaupt noch spiele, so leise kann
                                                                                                                                              die Orgel sein. Und dann wieder brauchen
                                                                                                                                              Sie vermutlich Ohropax.« Iveta Apkalna hält
                                                                                                                                              kurz inne. »Und die lettischen Lieder, die
                                                                                                                                              ich ausgewählt habe, wurden von den drei
                                                                                                                                              größten Komponisten geschrieben, die wir

18   Das Magazin                                                                                                                                                                                                            Das Magazin   19
BUNDESKUNSTHALLE

Dem Publikum Neues bieten
Peter Moore und James Baillieu zeigen, wie poetisch die Moderne sein kann

Sieben Tage lang Posaune spielen – dann stürzen die stärksten          versuche ich dem Publikum zu zeigen, wie das Instrument klingen
Mauern ein. So steht es geschrieben im Buch Joshua, Kapitel 6.         kann, zu zeigen, was es überhaupt kann.« Seinen musikalischen
Doch sie kann auch singen: Vor allem dann, wenn ein besonderer         Präferenzen kommt die Posaune entgegen. »Ich liebe Romanti-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 zeitgleich:

                                                                                                                                                   Abb.: David LaChapelle, An illuminating Path (Ausschnitt), 1988, mit freundlicher Genehmigung des Künstlers © David LaChapelle
Meister die sanfte Seite ihres großen Schalltrichters zum Klingen      sche Musik. Darum bin ich glücklich mit der Posaune. Sie ist ein
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            GOETHES GÄRTEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Goethe, Layout Maria Gottweis nach dem Gemälde von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Goethe in der römischen Campagna, 1787
bringt und sie zum nuancierten Zwiegespräch einlädt. Peter Moore       singendes Instrument, klingt sehr gut in diesem Stil.« Aber Peter
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Grüne Welten
heißt der junge Poet, der mit seinem Instrument die Konzertwelt        Moore geht nicht nur als Solist auf, sondern sucht auch den Dia-                                                                                                                                                                                                                                                                         auf dem Dach
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  der Bundeskunsthalle
aufhorchen lässt und nun mit 23 Jahren, als einer der sechs Nach-      log in der Kammermusik. Ein Grund, warum ihn mit dem Pianisten
wuchskünstler des ECHO-Rising Stars-Programms, die Konzert-            James Baillieu eine enge künstlerische Freundschaft verbindet.
podien Europas im Sturm erobert. Dass aus ihm ein begnadeter           »Es ist großartig, mit ihm zu arbeiten«, befindet er. »Seine künst-
Musiker werden musste, war nach Lage der Dinge unvermeidlich.          lerisch-musikalische Intuition ist Weltklasse. Er weiß genau, wann

1996 erblickt er in im nordirischen Belfast das Licht der Welt in
                                                                       ich beginne zu spielen und wann die Note erklingt – dabei ist das
                                                                       keineswegs einfach bei uns Bläsern.« Beethovens Hornsonate op.
                                                                                                                                                                                                                                                                                       MICHAEL
einem Elternhaus, in dem Musik seit jeher die erste Geige spielt.
Jane und Grenville Moore blasen die Hörner im Ulster Orchest-
                                                                       17 wird für beide beim Konzert am 2. Juni der Auftakt sein zu einer
                                                                       spannenden Reise durch die Welt des 20. und 21. Jahrhunderts –
                                                                                                                                                                                                                                                                                      JACKSON:                                                                         GOETHE
ra – und geben ihre Leidenschaft an drei Kinder weiter, die sich
ebenfalls den Blechbläsern verschreiben. So auch Peter. Begeistert
                                                                       angefangen von Hindemiths Posaunensonate über Roxana
                                                                       Panufniks »When you appear« bis hin zu Bearbeitungen legendär-
                                                                                                                                                                                                                                                                                      ON THE WALL                                                                      Verwandlung der Welt
vom Spiel der Eltern und des sechs Jahre älteren Bruders David,        er Gershwin-Klassiker. Cyrill Stoletzky                                                                                                                                                                         22. März – 14. Juli 2019 in Bonn                                                17. Mai – 15. September 2019 in Bonn
aber auch fasziniert von den im Ulsterpark spielenden Blaskapel-
len greift er früh zur Posaune. Er lernt rasend schnell, studiert an
                                                                       Konzerttermin
der Chetham’s School of Music in Manchester, und mit 12 räumt er                                                                                                                                                                                                                    Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland                  Jetzt Tickets sichern!
                                                                       Sonntag 02.06.2019 16:00
als erster Preisträger beim BBC Young Musician Nachwuchswett-                                                                                                                                                                                                                       www.bundeskunsthalle.de                                                      Tickethotline 0228 502010, www.bonnticket.de
                                                                       Peter Moore Posaune
bewerb mächtig ab. Ein normaler Junge bleibt er dennoch. Treibt
                                                                       James Baillieu Klavier
Sport, spielt Football und Tennis, hat Freunde. Kaum 18 ist er Solo-
                                                                       Werke von Ludwig van Beethoven, Jacques Castérède, Roxanna Panufnik,
posaunist des London Symphony Orchestra. Konzertiert in den USA        Stjepan Šulek, Vincent Persichetti, Paul Hindemith, Reynaldo Hahn und
und in Südamerika, in China und den großen Metropolen Europas.         George Gershwin
Legt seine erste Solo-CD, Life Force, vor. »Was mich dazu bewegt«,     Nominiert vom Barbican Centre London
sagt David, »Solo-Posaunist zu sein, ist es, dem Publikum Neues zu     15:00 Einführung in das Konzert
bieten, etwas, das sie vorher nie gehört haben. Mit meiner Musik       Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Raderberg                               1. Konzert
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Di., 8. 10. 2019, 20.00 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  4. Konzert
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Di., 14. 1. 2020, 20.00 Uhr

                                                                                                                                                                                                                                                                                          Konzerte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Matvey Demin, Flöte                             Schaghajegh Nosrati, Klavier
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Raúl da Costa, Klavier                          Johann Sebastian Bach
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Francis Poulenc | Heinz Holliger                Charles-Valentin Alkan
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Franz Schubert | César Franck u.a.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  5. Konzert
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  2. Konzert                                      Di., 4. 2. 2020, 20.00 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Di., 12. 11. 2019, 20.00 Uhr                    Elsa Dreisig, Sopran
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ensemble „4 Times Baroque“:                     Jonathan Ware, Klavier
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Jan Nigges, Blockflöte                          Richard Strauss
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Jonas Zschenderlein, Violine                    Sergej Rachmaninow
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Henri Duparc
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Karl Simko, Violoncello
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Alexander von Heißen, Cembalo
                                                                                                                                                                                                                                                                                          6 Kammermusikabende im                  Georg Friedrich Händel | Arcangelo Corelli
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  6. Konzert
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Deutschlandfunk Kammermusiksaal         Georg Philipp Telemann | Pierre Prowo           Di., 17. 3. 2020, 20.00 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Raderberggürtel 40                      Giuseppe Sammartini | Antonio Vivaldi           Sarah Willis, Horn
                                                                                                                                                                                                                                                                                          50968 Köln                                                                              Felix Klieser, Horn
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  3. Konzert

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Änderungen vorbehalten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Amaryllis Quartett
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Di., 10. 12. 2019, 20.00 Uhr                    Ludwig van Beethoven
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Aoi Trio                                        David Philip Hefti
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Wolfgang Amadeus Mozart
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ludwig van Beethoven | Maurice Ravel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Hans Werner Henze | Toshio Hosokawa
                                                                                                                                                                                                                                                                                          Abonnements und Eintrittskarten beiei
                                                                                                                                                                                                                                                                                          sowie den üblichen Vorverkaufsstellen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              n
                                                                                                                                                                                                                                                                                          und an der Abendkasse.                                                                  deutschlandfunk.de/raderbergkonzerte

20   Das Magazin                                                                                                                     Peter Moore
NEU!
                                                                                                                                                                                                                          Das Piano-Center jetzt im
                                                                                                                                                                                                                          MUSIC STORE in Köln-Kalk!

                                                                                                                                                                                                                           Ab sofort finden Sie unsere riesige Auswahl an Flügeln und
                                                                                                                                                                                                                           Klavieren im MUSIC STORE Hauptgeschäft in Köln-Kalk!
                                                                                                                                                                                                                                                                   YAMAHA B1E PE

Musik
                                                                                                                                                                                                                                                                   Piano mit hervorragender Yamaha Qua-
                                                                                                                                                                                                                                                                   lität und einer ausgezeichneten Perfor-

                                                                                                                                                                                                                                                                   3.190,-
                                                                                                                                                                                                                                                                   mance. 109 cm, schwarz poliert.
                                                                                                                                                                                                                                                                   PIA0000776-000

                                                                                                                                                                                                                                                                   Günstig ab 61,29 € mtl. finanzieren!
                                                                                                                                                                                                                                                                   Sprechen Sie uns an!
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                                                                                                                                                                                                                                                                   5.190,-

ist nicht
                                                                                                                                                                                                                                                                   PIA0002325-000

                                                                                                                                                                                                                                                               YAMAHA GB 1 K
                                                                                                                                                                                                                           Der schöne GB1 mit dem außergewöhnlichen Design-Konzept
                                                                                                                                                                                                                            der begehrten Yamaha C-Serie erzeugt einen super Klang
                                                                                                                                                                                                                                           über den gesamten Dynamikbereich.

                                                                                                                                                                                                                                     9.490,-
                                                                                                                                                                                                                                             Schwarz poliert, 151cm, 3 Pedale.

spezifisch
                                                                                                                                                                                                                                                     PIA0002124-000

                                                                                                                                                                                                                          YAMAHA GB1K SC2 PE SILENT-SYSTEM
                                                                                                                                                                                                                                                 Schwarz poliert, 151cm.

                                                                                                                                                                                                                                               13.690,-
                                                                                                                                                                                                                                                      PIA0002325-000

katalanisch«
                                                                                                                                                 Konzerttermin
                                                                                                                                                 Dienstag 04.06.2019 20:00
                                                                                                                                                 Cuarteto Casals                                                                                                   BÖSENDORFER PIANINO 130
                                                                                                                                                                                                                                                                   Viele sagen ihm den Klang eines Flügels
                                                                                                                                                 Vera Martínez Mehner Violine                                                                                      nach, manche sehen in ihm das beste Piano
                                                                                                                                                 Abel Tomàs Realp Violine

                                                                                                                                                                                                                                                                   41.050,-
                                                                                                                                                                                                                                                                   der Welt: das Bösendorfer Modell 130 CL.
                                                                                                                                                 Jonathan Brown Viola                                                                                              PIA0000030-000
                                                                                                                                                 Arnau Tomàs Realp Violoncello
Das Cuarteto Casals aus Spanien setzt seinen Schwerpunkt auf Beethoven                                                                           Werke von Ludwig van Beethoven, Béla Bartók und Mauricio Sotelo

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es keine Violoncello-Solis-        Nun kommt das Cuarteto Casals einmal wieder in die Kölner Philhar-      Expressionismus. Auch ein zeitgenössisches spanisches Werk findet                      SCHIMMEL
ten, die als Virtuosen die Welt bereist hätten. Wann immer die Urauf-    monie. Eingerahmt wird das Konzert von frühem und spätem Beet-          sich im Programm: Mauricio Sotelos Quartett Nr. 4 von 2017, es trägt                    C 120 EM
führung eines der – wenigen – Cellokonzerte anstand, erledigte das       hoven: Das Streichquartett Nr. 5 A-Dur aus Opus 18 ist noch ganz        den seltsamen Titel »Quasals«. Damit wird auf die Widmungsträger           „Elegance Manhattan“120cm,

                                                                                                                                                                                                                          12.690,-
                                                                                                                                                                                                                                         schwarz poliert.
ein wackerer Orchestermusiker. Erst der Katalane Pablo (Pau) Casals      beseelt vom Haydn'schen Diskurs wie von Mozarts Klangfrische, aber      hingewiesen, »quasi una Casals«: Vera Martínez Mehner (Violine), die                  PIA0002241-000

erweckte die Kniegeige zum Solo-Konzertierer. Zugleich war er ein        bereits von einer Tiefe der Auseinandersetzung, wie sie ganz und gar    Brüder Abel und Arnau Tomàs Realp (Violine bzw. Cello) und Jona-
emsiger Kammermusiker, in seinen Festivals (Prades, Puerto Rico)         Beethoven angehört. Erst nach Beethovens Tod erschien das cis-          than Brown (Bratsche).
schloss er sich regelmäßig den Größten an. Diese Liebe zur Kammer-       Moll-Quartett op. 131 im Druck, ein hochkomplexes Stück, das aus
musik und seine Herkunft machten ihn zum idealen Namenspatron            fünf längeren und zwei kürzeren Sätzen besteht, insgesamt also sie-     Noch einmal kommt die Rede auf die katalanischen Separations-
eines Quartetts dreier Katalanen und eines Amerikaners: des Cuarteto     ben (!), ineinander übergehend. Wieder beginnt es, nach der Großen      bestrebungen, die zu Massenaufläufen pro und contra in Barcelona
Casals. 1997, damals Musikstudenten in Madrid, gründeten die Vier ihr    Fuge, streng kontrapunktisch, des tauben Meisters Dialog mit der Mu-    führten. Zitat eines Mitglieds des Quartetts, die allesamt Lehraufträ-
Ensemble, das bald nobelste Preise gewann und heute, gut 20 Jahre        sikgeschichte setzt sich fort – und zwar so, dass niemand mehr an       ge an der dortigen Escola Superior de Música Catalunya innehaben:
später, zu den »Big Five« der Streichquartette weltweit zählt und auch   Haydn und Mozart denkt. Die Verwendung von »Keimzellen«, aus de-        »Katalonien ist eine der reichsten Provinzen Spaniens, und man will
als »Offizieller Kulturbotschafter Kataloniens« reist. Wer jetzt denkt   nen das Material entwickelt wird, weist bereits voraus bis auf Johan-   den Reichtum hier für sich behalten. Das klappt so aber auch nicht,
»Aha! Die Unabhängigkeit!«, um die letztes Jahr so gestritten wurde,     nes Brahms. Auch Béla Bartóks 3. Streichquartett cis-Moll von 1927      weil kurz nach Bekanntgabe der Unabhängigkeitswünsche die größ-
dem sei gesagt: Der Titel wurde von der Zentralregierung in Madrid       scheint aus einem großen Satz zu bestehen, gegliedert in zwei Teile     ten Firmen ihre Zelte abbrachen und anderswohin gingen, hier also
verliehen. Und fragt man nach, wo sich die Vier verorten (die übrigens   und eine »Ricapitulazione della prima parte«, auch hier hochkomple-     keine Steuern mehr bezahlten. In der Musik mag es ja gerechtfertigt
als Champions neuer spanischer Musik gelten), erhält man zur Ant-        xe Musik aus der »wildesten« Zeit des Komponisten: genährt von Bar-     sein, auch Nischen auszuleuchten. Aber ihre Sprache ist international:
                                                                                                                                                                                                                          Wir bieten Ihnen die Möglichkeit des Mietkaufs und einer
wort: »Wir sind Katalanen und Spanier.«                                  tóks Faible für die Volksmusik, geformt aber von der Chromatik des      mehr Europa als Katalonien!« Thomas Rübenacker                           individuellen Finanzierung. Wir würden uns freuen, Sie in
                                                                                                                                                                                                                          unserem Hause begrüßen zu dürfen. Ihr Pianoteam im MUSIC STORE.
22   Das Magazin                                                                                                                                                                                                          MUSIC STORE professional GmbH · Istanbulstr. 22-26 · 51103 Köln
                                                                                                                                                                                                                          Tel: 0221 8884 3380 · www.musicstore.de · piano@musicstore.de · info@musicstore.de
Das Tor
zur Moderne
Mit den Wiener Philharmonikern spielt Yefim Bronfman Prokofjew

»Auf dem Podium erschien ein Jüngling, der     sich Bronfman eher als schüchtern. »I don’t     unter anderem mit Rudolf Serkin und Leon
wie ein Gymnasiast aussah«, heißt es in der    want to show me«, sagt er. Wer ihn einmal       Fleisher arbeitete – als Student an der re-
»Peterburgskaja Gazeta« vor über hundert       erlebte hat, glaubt es ihm gern. Yefim Bronf-   nommierten Juilliard School. Mit diesem
Jahren. »Er setzte sich ans Klavier. Es war,   man ist kein Mann der Show, kein Mann der       Rüstzeug begann Bronfman eine Weltkar-
als ob er die Tasten abstaubte und man-        Pose. Seine Affinität zur Musik von Prokof-     riere, die ihn immer wieder zu seiner Liebe
che dabei, je nach Zufall, hart und trocken    jew ist schon seit vielen Jahren öffentlich,    Prokofjew zurückführt. Dessen Bedeutung
niederdrückte. Das Publikum wusste nicht,      spätestens nachdem ihn sein damaliges           haben übrigens einige Künstler und Kriti-
was es davon halten sollte. Man hörte un-      Plattenlabel Anfang der 1980er Jahre zu ei-     ker rechtzeitig erkannt, allen Buhrufen zum
williges Gemurmel. Ein Paar stand auf und      ner Gesamtaufnahme aller Sonaten ermu-          Trotz: Karatygin, ein prominenter Sprecher
eilte zum Ausgang: ‚Eine solche Musik kann     tigte. »Ich wollte eigentlich gar nicht. Doch   der Avantgardisten, schrieb in mehreren
einen wahnsinnig machen!‘ Der Raum wur-        damals waren die Firmen so stark, dass sie      Zeitungen: »In ungefähr zehn Jahren wird
de immer leerer. Der junge Künstler schloss    über Nacht einen Spezialisten für bestimm-      dieselbe Zuhörerschaft dafür mit einmü-
sein Konzert mit einem erbarmungslos dis-      te Musik aus einem machen konnten. Auf          tigem Applaus dem berühmten Kompo-
sonanten Akkord der Blechbläser. Die Hö-       der anderen Seite lernte ich unglaublich        nisten bezahlen, der dann in ganz Europa
rer waren entsetzt.«                           viel Repertoire, weil ich es für die Aufnah-    anerkannt sein wird.« So ist es gekommen,
                                               men brauchte«.                                  Prokofjews zweites Konzert ist längst ein
In jungen Jahren festigt Sergej Prokofjew                                                      Klassiker der frühen Moderne.
seinen Ruf als »Enfant terrible«. Im Septem-   Wenn man Bronfman fragt, ob er gern             Christoph Vratz
ber 1913 bringt er in Pawlowsk sein zweites    einmal mit Prokofjew persönlich zusam-
Klavierkonzert zur Uraufführung. Ein Skan-     mengearbeitet hätte, schmunzelt er, fast
dal im noblen Sommerkurort. So viel Tu-        verlegen. Dann verweist er auf ein Youtube-     Konzerttermin
                                                                                               Freitag 24.05.2019 20:00
mult kann Prokofjew nur Recht sein, denn       Video, wo man Prokofjew erleben kann,
                                                                                               Yefim Bronfman Klavier
dieser Auftritt bringt ihn seinem eigent-      sprechend und Klavier spielend. »Er war
lichen Ziel, Anerkennung in Kreisen der        so intelligent und keineswegs nur ernst«,       Wiener Philharmoniker
                                                                                               Tugan Sokhiev Dirigent
russischen Modernisten zu gewinnen, ein        erklärt Bronfman. »Seine elegante Erschei-
                                                                                               Werke von Sergej Prokofjew und
deutliches Stück näher. Schon seit einigen     nung hat mich überrascht, sie passt so gar      Peter Iljitsch Tschaikowsky
Jahren gilt Petersburg als Schmelztiegel für   nicht zu einigen harten Klängen, die er vom
kunstrevolutionäres Gedankengut, einge-        Klavier verlangt.« Diese auf Bildern erkenn-
sponnen in ein intellektuelles Netz, das bis   bare, fast aristokratische Haltung möchte
nach Paris reicht: 1909 hatte Marinetti dort   Bronfman auch, sofern angemessen, in sei-
ein Gründungsmanifest des Futurismus ab-       nem Prokofjew-Spiel zum Ausdruck brin-
drucken lassen, Diaghilew hatte seine erste    gen.
Saison der Ballets russes begonnen, Kan-
dinsky den Übergang zur abstrakten Male-       In der amerikanischen Presse hat man
rei vollzogen.                                 Bronfman Spitznamen wie »Brontosaur«
                                               und »Mr. Fortissimo« verliehen, weil sein
Der Pianist Yefim Bronfman gilt heute als      Spiel voluminös, archaisch und sehr laut
einer der führenden Prokofjew-Interpreten,     sein kann. Das aber geht nur, wenn man
obwohl sein Repertoire auffallend weit ge-     eine perfekte Technik besitzt. Geboren im
spannt ist. Anders als Prokofjew bezeichnet    heutigen Usbekistan als Sohn einer Pianis-
                                               tin und eines Geigers, ausgebildet in Israel,
                                               kam Bronfman schließlich in die USA, wo er

24   Das Magazin                                                                                                                             Yefim Bronfman   Das Magazin   25
Jetztzeit-Hippies?
Bei der Band Bukahara ist nichts unmöglich

Ansteckende Offenheit, genossene Lockerheit, beherztes Engagement         Es wäre ein Einfaches, sich ein paar bunte Klamotten an-, die Schu-        Speziell für das Heimspiel in der Kölner Philharmonie, die »Philharmo-     Konzerttermin
und zelebriertes Musikerdasein, das sind die zentralen Elemente der       he auszuziehen und auf Völkerverständigung zu machen. Aber das ist         nic Bukahara Experience«, haben sich die vier Besonderes ausgedacht        Donnerstag 30.05.2019 20:00 Christi Himmelfahrt
Kölner/Berliner Multikultigruppe Bukahara. Dabei verbinden die vier       nicht das Ansinnen des Quartetts. Vielmehr geht es ihm darum, neugie-      und bringen Gäste mit: Pauline Moser (Bratsche), Ella Rohwer (Cello),      The Philharmonic Bukahara Experience
leidenschaftlichen Musiker nicht nur die akustisch reizvolle Beset-       rig, aufrichtig, engagiert und damit im reflektiertesten Sinne offen dem   Christian Altehülshorst (Trompete), Till Künkler und Til Schneider (bei-   Soufian Zoghlami voc, g, perc
                                                                                                                                                                                                                                Daniel Avi Schneider vln, voc, mand
zung von Sousafon, Posaune, Standbass, Violine, Mandoline, Gitarre,       Leben wie dem jeweiligen Konzertgeschehen entgegenzugehen – und            de Posaune) und Max Klaas (Percussion). Nicht nur deswegen sollte          Max von Einem trb, voc, sousaphone, snare
Gesang und jeder Menge Schlagwerk zu einer brodelnden Mischung,           dabei eine mitreißende, musikalisch und inhaltlich anspruchsvolle          klar sein, dass an diesem Abend kein Bein ruhig über das andere ge-        Ahmed Eid db, voc, darbouka, g, tp
sondern auch ihre persönlichen Biografien. Immerhin bringen sie un-       Show mit jeder Menge Bewegung vor und auf der Bühne auf die Beine          schlagen gehört. Geht auch gar nicht. Wetten? Ingo Baron                   & special guests
terschiedliche Herkunftsländer und deren spürbare Einflüsse auf die       zu stellen. Genau das tut Bukahara auf eine derart sympathische Art
Bühne, und auch die musikalischen Hintergründe der einzelnen Mu-          und Weise, dass man sich ihr gar nicht entziehen kann (und möchte).
siker sind durchaus unterschiedlich. Kennengelernt haben sich die         Die Mischung zündet immer und überall, ob mit oder ohne Verstärker:
vier zum größten Teil an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz.        Man feiert allenthalben eine krachende, aber eben nie oberflächliche
Spielerfahrung, beispielsweise als Straßenmusiker, bringen sie eben-      Bukahara-Party. Weltverbesserer? Vielleicht – aber keinesfalls von der
falls mit. Da weiß man, was es braucht, um ein Publikum zu fesseln,       anstrengenden Sorte. Wenn die ganze positive Energie allerdings ir-
und zum anderen, wie es funktioniert. Vor gut zehn Jahren traten sie      gendwie Einzug in den Alltag findet, kann’s ganz sicher nicht schaden.
zum ersten Mal gemeinsam auf; im Frühjahr soll das erste Livealbum
erscheinen.                                                               Bei den Arrangements der Songs und deren Umsetzung zeigt sich die
                                                                                                                                                          GEORG SPRENG
                                                                          andere Seite der, wenn man denn unbedingt so will, Neo-Folktrup-                Schmuckträume
Prägend für den aufgeladenen Sound des Quartetts ist neben der            pe, denn hier bricht sich reichlich Handwerkskunst bahn: Die Bläser-
quietschbunten Instrumentierung und der stilistischen Vielfalt zwi-       stimme kommt auf den Punkt, während die Rhythmussection ebenso
schen Folk, Reggae, Balkan-Beat, arabischen Einflüssen und dem            präzise wie unaufhaltsam voranmarschiert – unter wessen Führung
einfach schönen, vornehmlich englischsprachigen Song die leicht hei-      auch immer. Die Streichinstrumente umrahmen an anderer Stelle die
ser-kratzige Lead-Stimme von Soufian Zoghlami. Gerne nimmt er mit         gezupfte Gitarre harmonisch ausgefeilt, während der Song mit dem
seiner Gitarre auch mal hinter der Bassdrum Platz – aber die Instrumen-   gerne mehrstimmigen Gesang allein vordergründig vor sich hin plät-
tenverteilung beziehungsweise deren Funktionen innerhalb der Band         schert. Es passiert immer unheimlich viel bei Bukahara, das man auf
werden ohnehin gern flexibel gehandhabt. Umrahmt wird Zoghlami            den ersten Blick gar nicht so sehr mitbekommt.                                                                     ®

daher absolut auf Augenhöhe von Daniel Avi Schneider, Max von Ei-
nem und Ahmed Eid – Bukahara, das ist eine eingeschworene Einheit.
                                                                                                                                                                                                 Di - Fr   10.00 - 19.00 Uhr
26   Das Magazin                                                                                                                                                                                 Sa        10.00 - 16.00 Uhr
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