OrgelMatinee um Zwölf 2019 - VOM 22. APRIL BIS 29. SEPTEMBER 2019 JEDEN SONNTAG - Stadt Ingolstadt
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OrgelMatinee um Zwölf 2019 Asamkirche Maria de Victoria VOM 22. APRIL BIS 29. SEPTEMBER 2019 JEDEN SONNTAG UM ZWÖLF www.orgelmatinee.de Veranstalter Gefördert durch
Sonntag, 29. August 2004, 12.00 Uhr Liebe Musikfreunde, in diesem Jahr feiern wir das dreißigjährige Jubiläum der Orgel- matinee. Seit 1990 widmen wir diese sommerliche Konzertreihe der Königin der Instrumente. Aus bescheidenen Anfängen hat der Konzertzyklus von Jahr zu Jahr einen stetig wachsenden Publikumszuspruch gefunden – er entwickelte sich zu einem gerne besuchten Treffpunkt für Musikliebhaber aus Nah und Fern, ganz im Sinne des mittlerweile verstorbenen Kulturreferenten Siegfried Hofmann, der 1991 schrieb: „Diese Matineen werden zu einem den ganzen Sommer durchziehenden Fest zu Ehren Gottes und zur Freu- de für Musiker und Zuhörer. Ein Gesamtkunstwerk des Barocks von höchstem Rang wird wieder wie vor mehr als 200 Jahren zum Klingen kommen.“ Als Ergänzung und Bereicherung dieser kulturellen Erfolgs- geschichte dürfen Sie sich in diesem Jahr wieder auf Matineen an ausgewählten Feiertagen freuen, die künstlerisch besonders auf- wendig gestaltet sind, mit authentischen Instrumenten musiziert werden und etwa eine Stunde dauern. Präsentiert werden sie vom neugegründeten Verein Musikalische Akademie e.V. Der Simon-Mayr-Chor & Ensemble e.V. ist ebenfalls mit von der Partie: Im Rahmen eines Simon Mayr gewidmeten Festi- vals werden wir die deutsche Uraufführung einer Missa di gloria erleben, die der Meister aus Mendorf 1833 für seine Wahlheimat Bergamo geschaffen hat und die nun nach fast zwei Jahrhunderten wiedererklingt. Weitere Spielorte liegen in Eichstätt, Bettbrunn und Neuburg. Vergegenwärtigen wir uns die geschichtliche Situation: Um 1800 war Mayr der bekannteste Opernkomponist in Italien. Ganz herzlich danke ich Ihnen für den regen Besuch und für Ihre Spendenbereitschaft. Immerhin konnten in den zurücklie- genden Jahren mit Ihrer Unterstützung einige wertvolle Instru- mente erworben werden. Ich danke dem Bezirk Oberbayern, der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt und dem Istituto Italiano di Cultu- ra, die unsere Reihe fördernd begleiten. Ihnen, liebe Besucher, wünsche ich im Jubiläumsjahr und in Zukunft viel Freude beim Erleben eines Gesamtkunstwerkes. Gabriel Engert Kulturreferent 3
Sonntag, 29. August 2004, 12.00 Uhr Papst Benedikt XVI. über Kirchenmusik „Obwohl ich damals noch ein ziemlich einfältiger Bub war, habe ich begriffen, dass wir mehr als ein Konzert erlebt hatten, dass es gebetete Musik, dass es Gottesdienst war.“ Papst Benedikt XVI. am 15. Januar 2009 über ein Konzert, das er zusammen mit seinem Bruder Georg während der Salzburger Festspiele 1941 in der dortigen Stiftskirche besuchte. Auf dem Programm stand die unvollendete Missa c-Moll KV 427 von Wolfgang Amadeus Mozart. Das große Halleluja Halleluja! Lobt Gott in seinem Heiligtum, lobt ihn in seiner mächtigen Feste! / Lobt ihn wegen seiner machtvollen Taten, lobt ihn nach der Fülle seiner Größe! / Lobt ihn mit dem Schall des Widderhorns, lobt ihn mit Harfe und Leier! / Lobt ihn mit Trommel und Reigentanz, lobt ihn mit Saiten und Flöte! / Lobt ihn mit tönenden Zimbeln, lobt ihn mit schal- lenden Zimbeln! / Alles, was atmet, lobe den HERRN. Halleluja! Der Psalmist ermuntert in Psalm 150 zum Gotteslob mit Gesang und Instrumenten. Dabei kommt der Orgel eine besondere Bedeutung zu: Sie wird seit alters und zurecht die Königin der Instrumente genannt. Durch die Vielfalt ihrer Klangfarben kann sie allen menschlichen Empfindungen Ausdruck verleihen und in dieser Fülle auf das Göttliche verweisen. Mögen alle Besucher der diesjährigen Orgelmatinee über das Erlebnis von Raum und Musik eine Ahnung himmlischer Herrlichkeit erfahren. Bernhard Oswald Münsterpfarrer, Kirchenrektor von Maria de Victoria 4
Sonntag, 29. August 2004, 12.00 Uhr Cari amici della musica, wir sind stolz darauf, dass die jahrhundertealte Tradition der italienischen Orgelmusik auch heuer wieder als Protagonistin der Orgelmatinee in Ingolstadt gefeiert wird. Italien und Deutschland haben sich gegenseitig stets beeinflusst und zusammen haben sie im Laufe der Geschichte das Orgel- musikrepertoire verfeinert und bereichert, das heute noch aktuell und aufregend ist. Durch die Aufführungen der Werke der bedeutendsten italieni- schen Orgelkomponisten, wie Tomaso Albinoni, Girolamo Fres- cobaldi, Benedetto Marcello, Claudio Merulo, Pietro und Gio- vanni Morandi, Alessandro Scarlatti, Antonio Vivaldi und viele andere, entdecken wir erneut die Schönheit und die Feinheit die- ser zeitlosen Kompositionen. Das Istituto Italiano di Cultura gratuliert der Orgelmatinee für die wunderbare Initiative und die Auswahl der Kompositionen, welche die italienische Tradition der Orgelmusik lebendig halten. Cordiali saluti Francesco Ziosi Direttore dell’Istituto Italiano di Cultura München 5
Ostermontag, 22. April 2019, 12 Uhr Johann Sebastian Bach 1685–1750 Praeludium D-Dur BWV 532 Concerto D-Dur für Cembalo, Streicher und Basso continuo BWV 1054 (1738) (ohne Bezeichnung) Adagio e piano sempre Allegro Concerto d-Moll für Blockflöte, Streicher und Basso continuo BWV 1059R Allegro Adagio Presto Sophia Schambeck, Blockflöte Georg Staudacher, Orgel und Cembalo Maximiliane Norwood, Barockvioline Julia Unterhofer, Barockvioline Barbara Dahler, Barockviola Felix Stross, Barockvioloncello Mariona Mateu Carles, Violone 6
BWV 532, wohl um 1710 in Weimar entstanden, zählt zu denje- nigen Werken Johann Sebastian Bachs, mit denen der junge Virtuose sein organistisches Können, besonders sein glänzendes Pedalspiel, ins helle Licht rücken wollte. Das Praeludium ist mehrteilig gebaut: Tonleitern und Akkordfanfaren am Anfang sowie der dissonanzreiche, rezitativartige Schluss rahmen einen streng vierstimmigen Alla-Breve-Mittelteil, der auf eine der D-Dur-Tonart eigene, strahlende Festlichkeit gestimmt ist. Die Cembalokonzerte entstanden in Leipzig etwa zwischen 1729 und 1740, als Bach das von Telemann gegründete Collegium Musicum leitete und Konzerte im Zimmermannischen Caffee- Hauß veranstaltete. Nach einem ersten Experiment 1720/21 im fünften Brandenburgischen Konzert setzte Bach hier erstmals in größerem Umfang das Cembalo als Soloinstrument ein. Von BWV 1059 sind neun Takte erhalten. Fest steht derzeit nur, dass einige Teile der Kantate Geist und Seele wird verwirret BWV 35 für Orchester und Organo obligato mit dem Bruchstück in Verbindung stehen. Besetzt sind im Torso Cembalo solo, eine Oboe und Streicher. Es gibt mittlerweile mehrere Rekonstruk- tionsversuche, beispielsweise als Violinkonzert, als Oboenkonzert und auch als Konzert für die Flöte. Bei letzterem werden Sätze aus den Kantaten BWV 35 und BWV 156 bzw. aus dem Cembalo- konzert BWV 1056 kombiniert. 7
Sonntag, 28. April 2019, 12 Uhr Diese festliche Matinee zum Jubiläum dauert etwa 50‘ 30 JAHRE ORGELMATINEE Johann Sebastian Bach 1685–1750 Concerto D-Dur für Oboe d’amore, Orgel, Streicher und Basso continuo nach BWV 169 und 1053 (Allegro) – Siciliano – Allegro Concerto F-Dur für Orgel, Streicher und Basso continuo nach BWV 971 Ohne Tempobezeichnung – Andante – Presto Concerto D-Dur für Orgel, zwei Oboen, drei Trompeten, Pauken und Basso continuo nach BWV 1045, 564/2 und 29 Ohne Tempobezeichnung – Adagio – Presto Saskia Fikentscher, Barockoboe Franz Hauk, Orgel Martin Sokoll, Cembalo CONCERTO DE BASSUS Theona Gubba-Chkheidze, Barockvioline Dmitry Lepekhov, Barockvioline Christina Sontheim, Barockviola Felix Stross, Barockvioloncello Michael Schönfelder, Violone Stela Trambeva, Barockoboe Christine Allanic, Barockoboe Sanne Vos, Barockfagott Paata Beridze, Barocktrompete Sergio Arrue, Barocktrompete Manuel Jose Gonzalez Lopez, Barocktrompete NN, Pauken 8
Wie seine Kollegen hat Johann Sebastian Bach immer wieder eigene Kompositionen für neue Aufführungsmöglichkeiten adap- tiert und für eine wechselnde Besetzung eingerichtet. Weltliche Auftragskompositionen wurden bisweilen zu geistlichen Kantaten umgeformt, Konzertsätze für alternative Instrumente instrumen- tiert. In dieser Tradition stehen auch Übertragungen Bachscher Werke, die Bearbeiter im 19. und 20. Jahrhundert vorgenommen haben, Arrangements des berühmten Air oder des Kantaten- satzes Jesu bleibet meine Freude sind besonders prominente Beispiele. Martin Sokoll hat nun den anspruchsvollen Versuch gewagt, sechs Konzerte für Orgel und Orchester aus dem Bachschen Oeuvre und im Geiste Bachs zu gewinnen, darunter auch die Bearbeitung des berühmten Italienischen Konzerts für Orgel und Orchester. Die Bearbeitungen erscheinen demnächst im Verlag Butz (Bonn), eine Einspielung aller sechs Konzerte, soeben für CD aufgenommen in der Asamkirche Maria de Victoria, beim internationalen Label Naxos. 9
1685–1750 Mittwoch, 01. Mai 2019, 12 Uhr Liebfrauenmünster, Chorraum BEST OF HÄNDEL, BACH & PACHELBEL Virtuoser Trompeter, charmanter Conférencier: Hans Jürgen Huber. Hans Jürgen Huber, Trompete Franz Hauk, Orgel 10
1685–1759 Dem hoffentlich holden ersten Maitag angemessen präsentieren der Trompetenvirtuose Hans Jürgen Huber und Münsterorganist Franz Hauk an der großartigen Bach-Orgel von Kristian Weg- scheider im Liebfrauenmünster einen bunten Strauß von „Classic- Hits“, angefangen von der berühmten d-Moll-Toccata Bachs über den unsterblichen Canon von Pachelbel bis zur virtuosen Passa- caglia von Händel. Dazu kommen weitere Kostbarkeiten und einige eher selten zu erlebende Werke von Johann Ludwig Krebs, dem Lieblingsschüler von Bach. Wie zu Bachs Zeiten wird dabei der Trompetensolist ins Innere des Orgelwerks platziert. Ab 15. April 2019 Eintrittskarten mit Platzreservierung zu 15,-/13,- Euro Tageskasse ab 11:00 Uhr geöffnet Vorverkaufsstellen (Eintrittspreise zuzügl. Vorverkaufsgebühren): • Tickets erhalten Sie im Online-Ticketshop über die website www.orgelmusik-ingolstadt.de • Geschäftsstellen des Donaukuriers (u.a. Mauthstr. 9, Ingolstadt) • Tourist Information am Hauptbahnhof, Elisabethstr. 3, Ingolstadt • Ticket-Service im Westpark, Am Westpark 6, Ingolstadt Eine Veranstaltung des Vereins Freunde der Musik am Münster e.V. Infos unter www.orgelmusik-ingolstadt.de 11
Sonntag, 05. Mai 2019, 12.30 Uhr Bitte beachten Sie die geänderte Anfangszeit. Johann Sebastian Bach 1685–1750 Praeludium und Fuga f-Moll BWV 534 Johann Ludwig Krebs 1713–1780 Fantasia f-Moll für Oboe und Orgel Giovanni Benedetto Platti 1697–1763 Ricercare III e-Moll für Violine und Violoncello Allegro Siciliana Allegro Georg Philipp Telemann 1681–1767 Triosonate 48 B-Dur TWV 42:B1 für Oboe, Violine und Basso continuo Vivace Siciliano Allegro Ia Davitashvili, Violine George Kobulashvili, Oboe Anna Khubashvili, Violoncello Evi Weichenrieder, Orgel und Cembalo 12
Im Tonartbewusstsein des 18. Jahrhunderts war f-Moll die Tonart, welche „Angst und Verzweiflung“ ausdrückte, so Johann Mattheson 1713: »scheinet eine gelinde und gelassene / wiewohl dabey tieffe und schwere / mit etwas Verzweiflung vergesell- schaffte / toedliche HertzensAngst vorzustellen / und ist ueber die massen beweglich. Er druecket eine schwartze / huelflose Melancholie schon aus / und will dem Zuhoerer bisweilen ein Grauen oder einen Schauder verursachen.« Im Juli 1726 wurde Johann Ludwig Schüler an der Thomasschu- le in Leipzig, wo er neun Jahre lang Privatschüler und Noten- kopist von Johann Sebastian Bach, dem damaligen Kantor, war: „Er war nicht nur ein sehr guter Orgelspieler, sondern auch ein fruchtbarer Componist für Orgel, Clavier und Kirchenmusik. […] Zur Bezeichnung seiner Vortrefflichkeit sagten zu seiner Zeit die witzigen Kunstliebhaber: es sey in einem Bach nur ein Krebs gefangen worden.“ (Johann Nikolaus Forkel, Bachbiograph, 1802) 1722 wurde Platti als Oboenvirtuose nach Würzburg in den Dienst der Fürstbischöfe von Bamberg und Würzburg geholt. Bis zu seinem Tod blieb Platti am Würzburger Hof tätig, ab 1729 auch als Sänger, Gesangslehrer und Violinist. Mit über 3600 verzeichneten Werken ist Telemann einer der produktivsten Komponisten der Musikgeschichte. Friedrich Wilhelm Marpurg berichtete, zu seiner Zeit als Kapellmeister am Eisenacher Hofe seien Telemann wegen der bevorstehenden Ankunft eines hohen Besuchs nur drei Stunden Zeit gegeben worden, eine Kantate anzufertigen. Der Hofpoet verfasste den Text, und dazu schrieb Telemann gleichzeitig die Partitur, wobei er meist noch vor dem Dichter mit der Zeile fertig war. Nach etwas über einer Stunde war das Stück fertiggestellt. 13
Sonntag, 12. Mai 2019, 12 Uhr Johann Sebastian Bach 1685–1750 Non sa che sia dolore BWV 209 (1729?): Sinfonia Ich hatte viel Bekümmernis Kantate BWV 21 (1714): Aria: Bäche von gesalznen Zähren Ich steh mit einem Fuß im Grabe Kantate BWV 156 (1729): Sinfonia Laßt und sorgen, laßt und wachen Kantate BWV 213 (1733): Aria: Schlafe, mein Liebster Matthäus-Passion BWV 244 (1727): Aria: Ich will dir mein Herze schenken Ava Malekesmaeili, Sopran Cvetomir Velkov, Oboe Andrea Riemer, Violoncello Christian Ledl, Orgel 14
Sonntag, 29. August 2004, 12.00 Uhr Neben den großen Passionen, Oratorien und der h-Moll-Messe zählen die Kantaten zu Johann Sebastian Bachs bedeutendsten geistlichen Werken. Von den rund 300 Kantaten, die Bach ins- gesamt komponiert haben soll, sind etwa 200 erhalten. Wie bei allen barocken Kantaten handelt es sich um mehrsätzige musi- kalische Werke für (in der Regel) Chor, Orchester und Vokal- solisten, die für die Aufführung im Gottesdienst oder bei einem festlichen gesellschaftlichen Anlass bestimmt waren. 15
Sonntag, 19. Mai 2019,12 Uhr Johann Sebastian Bach 1685–1750 Fuga sopra il Magnificat pro Organo Pleno con Pedale BWV 733 Heinrich Schütz 1585–1672 Singet dem Herrn Psalm 98 für zwei vierstimmige Chöre SWV 35 Hans Leo Haßler 1564–1612 Missa „Ecce, quam bonum“ für fünfstimmigen Chor: Kyrie Agnus Dei Johann Sebastian Bach Choralvorspiel: BWV 667 Komm, Gott Schöpfer, heiliger Geist Knut Nystedt *1978 Peace, I leave with you für vierstimmigen Chor a cappella Johannes Brahms 1833–1897 Gegrüßet, Maria für vierstimmigen Chor a cappella Stefan Trenner *1967 Cantate Domino für vierstimmigen Chor a cappella Georg Staudacher, Orgel Kirchenchor St. Christoph, Ingolstadt Christoph Hämmerl, Leitung 16
In seiner Magnificat-Fuge greift Bach auf den gregorianischen Cantus zurück. Erst gegen Ende tritt auch das Orgelpedal macht- voll hinzu. Schütz wie Haßler erhielten Anregungen durch den um 1600 aufkommenden konzertanten Stil, der beispielsweise von Giovanni Gabrieli in Venedig gepflegt wurde. Auch Johannes Brahms wusste sich in seinem Kompositionsstil dem Erbe des 16. und 17. Jahrhunderts verpflichtet. Nystedt lehrte Chorleitung an der Universität in Oslo von 1946 bis 1982. Beeinflusst von Aaron Copland wurde er besonders mit seinen Chorwerken einem breiten Publikum bekannt. Stefan Trenner: „Mein Anliegen ist es, Musik für Amateurchöre und Laiensänger zu schaffen, die von ihnen gut und sicher be- wältigt werden können. Das heißt, keinen übergroßen Stimm- umfang, keine zu komplizierten Rhythmen, wenig Chromati- sches. Die Melodien und Phrasen müssen eingängig sein, so dass auch Sänger ohne Notenkenntnisse sich die Musik auswendig merken können …“ 17
Sonntag, 26. Mai 2019, 12 Uhr Georg Friedrich Händel 1685–1759 Concerto B-Dur für Orgel und Orchester op. 4/6 HWV 294 (1736) Andante allegro Larghetto Allegro moderato Antonio Vivaldi 1678–1741 Concerto g-Moll für Streicher und Basso continuo RV 152 Allegro molto Andante molto Allegro molto Giuseppe Torelli 1658–1709 Concerto grosso a-Moll für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo op. 8/2 Allegro Largo Allegro Roberto Bonetto, Orgel und Cembalo Victor Konjaev, Violine AsamCollegium Alexander Konjaev, Violine und Leitung 18
Händels Orgelkonzerte gehören zu seinen berühmtesten Werken und erlangten innerhalb weniger Jahrzehnte einen Bekannt- heitsgrad, den später nur Ludwig van Beethovens Klaviersonaten erreichten. Die Orgelkonzerte waren als Zwischenaktmusiken bei den Aufführungen seiner Oratorien in London bestimmt und rechtfertigten die von Händel vorgenommenen Erhöhungen der Eintrittspreise. Vivaldi betreute das Orchester des Ospedale della Pietà, eines der vier Waisenhäuser in Venedig. Den Posten als Instrumentalleh- rer hielt er mit Unterbrechung bis ins Jahr 1716 dann wurde er zum musikalischen Leiter berufen (maestro de’concerti). Das Orchester erlangte bald einen für die damalige Zeit legendären Ruf und lockte zahlreiche Italienreisende an. Für das Ospedale entstand der größte Teil seiner zahlreichen Violinkonzerte und So- naten. Sie wurden in den Gottesdiensten musiziert. Torelli entstammt einer angesehenen Künstlerfamilie. Er erhielt seine Ausbildung wahrscheinlich im Umfeld des Kathedralor- chesters von San Petronio in Bologna. Seit 1686 war er Bratschist im Orchester von Bologna. 1698 wurde er Kapellmeister der Hof- kapelle des Markgrafen von Ansbach. 1699 und 1700 war er in Wien tätig und von 1701 an bis zu seinem Lebensende wieder in Bologna. Er führte die dreisätzige Form des Concerto grosso (schnell, langsam, schnell) ein, die später allgemein übernom- men wurde. 19
Donnerstag, 30. Mai 2019, 12 Uhr CHRISTI HIMMELFAHRT Wolfgang Amadeus Mozart Vesperae solennes de Confessore KV 339 Dixit Dominus – Confitebor tibi Domine Beatus vir – Laudate pueri Dominum Laudate Dominum – Magnificat anima mea Ave verum corpus für Chor und Streicher KV 618 Missa C-Dur für Soli, Chor und Orchester KV 317 (Krönungsmesse) Kyrie – Gloria – Credo – Sanctus Benedictus – Agnus Dei Preisträger beim renommierten Wettbewerb Podium-Junger- Gesangs-Solisten in Magdeburg 2017: Niklas Mallmann. Vocalsolisten Chor der Musikalischen Akademie CONCERTO DE BASSUS Franz Hauk, Leitung 20
In seinem Dankbrief an Mozart schreibt der evangelische Theologe Karl Barth 1955: „Wie es mit der Musik dort steht, wo Sie sich jetzt befinden, ahne ich nur in Umrissen. Ich habe die Vermutung, die ich in dieser Hinsicht hege, einmal auf die Formel gebracht: ich sei nicht schlechthin sicher, ob die Engel, wenn sie im Lobe Gottes begriffen sind, gerade Bach spielen – ich sei aber sicher, daß sie, wenn sie unter sich sind, Mozart spielen und daß ihnen dann doch auch der liebe Gott besonders gerne zuhört.“ Ab 6. Mai 2019 Eintrittskarten mit Platzreservierung zu 25,-/22,-/20,-/18,-/15,- Euro Tageskasse ab 11:00 Uhr geöffnet Vorverkaufsstellen (Eintrittspreise zuzügl. Vorverkaufsgebühren): • Tickets erhalten Sie im Online-Ticketshop über die website www.konzert-ingolstadt.de • Geschäftsstellen des Donaukuriers (u.a. Mauthstr. 9, Ingolstadt) • Ticket-Service im Westpark, Am Westpark 6, Ingolstadt Eine Veranstaltung des Vereins Musikalische Akademie Ingolstadt e.V. Infos unter www.konzert-ingolstadt.de 21
Sonntag, 02. Juni 2019, 12 Uhr Georg Friedrich Händel 1685–1759 Concerto F-Dur für Orgel und Orchester HWV 295 (1739) Allegro Largo e staccato Adagio (Organo solo) Larghetto Allegro Antonio Vivaldi 1678–1741 Concerto D-Dur für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo RV 513 Allegro molto Andante Allegro Roman Hauser, Orgel und Cembalo Raluca-Diana Badescu, Violine AsamCollegium Samson Gonashvili, Violine und Leitung 22
Händels Orgelkonzerte gehören zu seinen berühmtesten Werken und erlangten innerhalb weniger Jahrzehnte einen Bekanntheits- grad, welchen später nur Ludwig van Beethovens Klaviersonaten erreichten. Sie waren als Zwischenaktmusiken bei den Auffüh- rungen seiner Oratorien in London bestimmt und rechtfertigten die von Händel vorgenommenen Erhöhungen der Eintrittspreise. Für den zweiten Satz von HWV 295 griff Händel unter anderem auf das Capriccio Cucù von Johann Kaspar Kerll zurück. Daher rührt der Beiname des Konzertes Kuckuck und Nachtigall. Mit 25 Jahren empfing Vivaldi die Priesterweihe – nur ein Jahr spä- ter als nach kanonischem Recht frühestens möglich. Anschließend wurde er Kaplan an der Kirche Santa Maria della Pietà und auf Antrag von Francesco Gasparini Violinlehrer am Ospedale della Pietà, einem dieser Kirche angegliederten Waisenhaus für Mäd- chen. Eineinhalb Jahre lang las er dort Messen. Dann gab er die Ausübung des Priesteramtes für immer auf, was er in einem we- sentlich späteren Brief mit gesundheitlichen Problemen begründe- te; er schreibt von strettezza di petto, also Enge der Brust. 23
Pfingstsonntag, 09. Juni 2019, 12 Uhr Johann Sebastian Bach / Antonio Vivaldi 1685–1750 / 1675–1741 Concerto a-Moll BWV 593 nach dem Concerto für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo op. 3/8 RV 522 von Antonio Vivaldi Allegro Adagio Allegro Miecyslaw Surzyński 1866–1924 Elegia Johann Christian Heinrich Rinck 1770–1846 Variationen über Heil dir im Siegerkranz op. 55/117 (um 1820) ´ Orgel Andrzej Chorosinski, 24
Fast zwei Dutzend Concerti vorwiegend italienischer Komponis- ten übertrug Johann Sebastian Bach für ein Tasteninstrument, wohl um den damals modernen Ritornell-Stil zu studieren, viel- leicht auch, um einige wirkungsvolle Kompositionen für diverse Gelegenheiten zur Hand zu haben. Surzyński entstammte einer Musikerfamilie, sein Vater war eben- so wie drei seiner Brüder Organist. Er studierte von 1885 bis 1887 am Berliner Konservatorium, Orgel bei Otto Dienel und Kom- position bei Ludwig Bussler und Robert Radecke. Er setzte seine Ausbildung in Leipzig bei Paul Homeyer und Salomon Jadassohn fort und studierte schließlich in Regensburg Kirchenmusik. Nach ¯ (Lettland), Sankt Petersburg und Kiew Stationen in Posen Liepaja zog er 1904 nach Warschau. Dort wirkte er als Chordirigent der Warschauer Philharmonie und als Professor für Orgel und Kontrapunkt. Außerdem war er ab 1909 Organist an der Johan- neskathedrale. Johann Christian Heinrich Rinck stammte aus einer thüringi- schen Lehrerfamilie. 1805 wurde er Kantor und Organist der Stadtkirche in Darmstadt, später Hoforganist und Kammermusi- ker von Großherzog Ludwig I. Zudem war Rinck Musiklehrer am Paedagogium, dem späteren Ludwig-Georgs-Gymnasium. Als Zeitgenosse von Mozart, Beethoven und Schubert vereinte Rinck Elemente der barocken Polyphonie, der Klassik und der Früh- romantik in seinem Personalstil. Unter seinen 129 mit Opus- zahlen versehenen Werken überwiegen die Orgelwerke. Rinck war bis weit über seinen Tod hinaus weltberühmt. 25
Pfingstmontag, 10. Juni 2019, 12 Uhr Johann Sebastian Bach Zweites Brandenburgisches Konzert F-Dur für Blockflöte, Oboe, Violine, Trompete, Streicher und Basso continuo BWV 1047 Georg Friedrich Händel Suite I F-Dur für zwei Oboen, Fagott, zwei Hörner, Streicher und Basso continuo HWV 348 (Wassermusik) Johann Sebastian Bach O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe Kantate BWV 34 (1727) Christoph Well, musikalisches Multitalent, stetig auf Bühnen und Emporen, in Studios und am Set unterwegs zwischen Ingolstadt und München, Moskau und Kapstadt. Vocalsolisten Justus Willberg, Blockflöte Theona Gubba-Chkheidze, Barockvioline Christine Allanic, Barockoboe Christoph Well, Trompete und Moderation Chor der Musikalischen Akademie CONCERTO DE BASSUS Franz Hauk, Cembalo und Leitung 26
„Wer Bach sagt, meint Brandenburg“ formuliert es ein wenig vor- dergründig- hintergründig Christoph Well, der als Solist durchs Programm führen wird. Tatsächlich: Musik und Raum werden eins, wenn im barocken Festsaal von Maria de Victoria Bachs berühmte Brandenburgi- schen Konzerte erklingen. Die waren Auftragswerke für den Marktgrafen Christian Ludwig von Brandenburg, der im März 1721 die autographe Widmungspartitur erhielt. Und auch hier galt für Bach, wie für alle Komponisten seiner Zeit „Soli Deo Gloria“. Maria de Victoria wurde 15 Jahre später, 1736, fertiggestellt und geweiht. Der kostbare Bau gilt als Hauptwerk der von italienischer Kunst und Architektur inspirierten Brüder Quirin und Egid Asam, konzipiert war er zunächst als Kongregationssaal der Mariani- schen Studentenkongregation. Dass bei den geistlichen Ver- sammlungen wohl und hoffentlich auch ausgiebig musiziert wurde, künden die Instrumentendarstellungen an der rückwärti- gen Empore. Heute gehört Händels Wassermusik neben der Feuerwerks- musik mit zu den bekanntesten Werken Händels. Georg I. zeig- te sich von der Musik so angetan, dass er das Werk und einzelne Stücke daraus mehrfach wiederholen ließ. Ab 6. Mai 2019 Eintrittskarten mit Platzresevierung zu 25,-/22,-/20,-/18,-/15,- Euro Tageskasse ab 11:00 Uhr geöffnet Vorverkaufsstellen (Eintrittspreise zuzügl. Vorverkaufsgebühren): • Tickets erhalten Sie im Online-Ticketshop über die website www.konzert-ingolstadt.de • Geschäftsstellen des Donaukuriers (u.a. Mauthstr. 9, Ingolstadt) • Ticket-Service im Westpark, Am Westpark 6, Ingolstadt Eine Veranstaltung des Vereins Musikalische Akademie Ingolstadt e.V. Infos unter www.konzert-ingolstadt.de 27
Sonntag, 16. Juni 2019, 12 Uhr Johann Sebastian Bach 1685–1750 Praeludium und Fuga a-Moll BWV 543 Georg Friedrich Händel 1685–1759 Sonate g-Moll für Violine und Basso continuo op. 1/10 HWV 368 (ca. 1730) Andante Allegro Adagio Gigue Georg Friedrich Händel Sonate F-Dur für Violine und Basso continuo op. 1/12 HWV 370 (ca. 1730) Adagio Allegro Largo Allegro Nicole Ostmann, Violine Giulio Mercati, Orgel und Cembalo 28
BWV 543 zählt zu den reifen Orgelwerken Bachs. Beide Teile wer- den aus einem gemeinsamen Grundgedanken heraus entwickelt, wobei das Präludium mehr die melodische, die Fuge mehr die rhythmische Seite betont. Selten hat Bach soviel Spannung und Ausdruck in den Beginn eines Werkes gelegt wie hier in die ersten 23 Takte des Präludiums – und dies mit einer einstimmigen Linie. Das Fugenthema lässt kaum einen Seitengedanken aufkommen, es steuert auf ein Pedalsolo und sich daran anschließende schnelle Läufe im Manual zu. Mit drei Schluss-Schlägen endet das Werk ab- rupt und überraschend. Wie problematisch die stilistische Analyse von musikalischen Werken sein kann, zeigt Händels op. 1, das zwölf Violinsonaten um- fasst. Da für die Sonaten Nr. 10 und 12 der Drucke im Gegensatz zu sämtlichen anderen Sonaten des sogenannten Opus 1 keine handschriftlichen Quellen erhalten sind, wird die Echtheit dieser Werke heute bestritten. Bereits die Zeitgenossen hegten Zweifel, wie Notizen auf dem überlieferten Notenmaterial dokumentieren. 29
Sonntag, 23. Juni 2019, 12 Uhr Giovanni Simone Mayr 1763–1845 Messa di Gloria e-Moll für Soli, Chor und Orchester (1834) Kyrie I – Christe – Kyrie II Gloria in excelsis – Gratias agimus – Domine Deus Qui tollis – Qui sedes – Cum Sancto Spiritu Foto: Świeczkowska Junge Stimme, bereits erfolgreich: Dorota Szczepánska singt Händels Semele unter Howard Arman, Moderne mit dem London Symphony Orchestra und gastiert an der Nationaloper Warschau. Dorota Szczepánska, Sopran Freya Apffelstaedt, Alt Markus Schäfer, Tenor Thomas Stimmel, Bass Simon-Mayr-Chor CONCERTO DE BASSUS Theona-Gubba-Chkheidze, Konzertmeisterin Franz Hauk, Leitung 30
Als sich 1802 die Amministrazione della Misericordia Mag- giore in Bergamo anschickte, Johann Simon Mayr zum neuen Kapellmeister an der Basilika Maria Maggiore zu wählen, wussten die Verantwortlichen, dass sie damit einen „überaus berühmten, an den wichtigsten Theatern in Italien aber auch in Europa höchst anerkannten Maestro“ gewinnen würden. Freilich dürfen die Erfolge des gefeierten Opernkomponisten das gewaltige kirchenmusikalische Werk nicht verdecken, das Mayr während seiner über vierzigjährigen Tätigkeit in und für Bergamo geschaffen hat. Die Produktion von Opern schloss Mayr um 1824 ab, die Komposition von geistlichen Werken reicht bis kurz vor sei- nen Tod. Mayr folgt bei seinen symphonischen Messvertonungen meist der Form einer mehrteiligen Missa concertata, rahmende Chor- partien wechseln mit virtuosen Arien. Den Vokalsolisten wird dabei häufig ein dialogisierendes Instrument beigesellt. Girolamo Calvi, Zeitgenosse und erster Biograph Mayrs, datiert die Messe e-Moll in das Jahr 1834, er charakterisiert das Werk „assai bello, religioso ed espressivo“. Mayr war stets bemüht, die besten Sänger Italiens für die Auf- führung seiner Werke zu gewinnen – eine Verpflichtung und ein Ansporn auch für unsere Zeit. Ab 6. Mai 2019 Eintrittskarten mit Platzreservierung zu 25,-/22,-/20,-/18,-/15,- Euro Tageskasse ab 11:00 Uhr geöffnet Vorverkaufsstellen (Eintrittspreise zuzügl. Vorverkaufsgebühren): • Tickets erhalten Sie im Online-Ticketshop über die website www.konzert-ingolstadt.de • Geschäftsstellen des Donaukuriers (u.a. Mauthstr. 9, Ingolstadt) • Ticket-Service im Westpark, Am Westpark 6, Ingolstadt Präsentieret vom Simon-Mayr-Chor & Ensemble e.V. Infos unter www.simon-mayr-chor.de 31
Sonntag, 30. Juni 2019, 12 Uhr Heinrich Scheidemann 1595–1663 Choralbearbeitung: Komm Heiliger Geist, Herre Gott Jan Nieland 1903–1963 Toccata René Louis Becker 1882–1956 Cantilena op. 42 (1912) Toccata in D op. 32 (1910) Jan Zwart 1877–1937 Fantasie over het Lutherlied Een Vaste Burg is onze God (1917) Giulia Biagetti, Orgel 32
Zusammen mit den anderen Sweelinck-Schülern Jacob Praetorius, Samuel Scheidt und Melchior Schildt gehört Scheidemann zu den bedeutendsten norddeutschen Orgelkomponisten seiner Generation. Sein überliefertes Werk umfasst hauptsächlich Praeambula, Magnificat- und Choralbearbeitungen, Motetten- kolorierungen und Tanzsätze. Jan Nieland studierte am Konservatorium in Amsterdam Orgel, Klavier und Komposition, 1924 erhielt er den Prix d’Excellence im Fach Orgel. Im gleichen Jahr wurde er Organist an der St. Wil- lebrorduskerk, 1931 am Concertgebouw, beide in Amsterdam. Beckers Vater war Organist an den Kathedralen Chartres und Straßburg. René Louis ging von 1896 bis 1904 an das Straßbur- ger Konservatorium. Seine Lehrer waren der Organist Ernst Münch, der Liszt-Schüler Fritz Blumer, der Komponist Carl Theo- dor Somborn und der Schweizer Organist Adolf Gessner. Becker wanderte 1904 aus dem Elsaß aus und ging nach St. Louis in die USA. Der im 20. Jahrhundert in Europa weitgehend vergessene Komponist wurde erst ab 2011 wiederentdeckt, nachdem Damin Spritzer Werke von ihm auf CD aufgenommen und sich in ihrer Doktorarbeit mit Beckers Leben und Werk beschäftigt hatte. Mit achtzehn Jahren erhielt Zwart Unterricht von Hendrik de Vries, dem Organisten der Laurenskerk in Rotterdam. Ab 1898 wirkte er als Organist für die evangelisch-lutherische Kirche in Amsterdam, ab 1907 auch als Kantor. Hier begann er im Sommer 1914 wöchentlich Orgelkonzerte zu geben, die er bis zu seinem Tod fortsetzte. Jan Zwart war auch der erste niederländische Organist, der Einspielungen für das Radio machte. Durch seine ab 1925 bis 1932 regelmäßigen produzierten Radiosendungen weckte er das Interesse eines größeren Publikums für die Kir- chenorgel. 33
Sonntag, 07. Juli 2019, 12 Uhr Georg Friedrich Händel 1685–1759 Concerto g-Moll für Orgel und Orchester op. 4/1 HWV 289 (1736) Larghetto e staccato Allegro Adagio Andante Antonio Vivaldi 1678–1741 Concerto g-Moll für Viola, Streicher und Basso continuo RV 417 Allegro Andante (Allegro) Sergei Kurashwili, Viola AsamCollegium Levente Kuzma, Orgel, Cembalo und Leitung 34
1734 war es der Londoner Opern-Konkurrenz gelungen, Händel viele Gesangsstars wie Farinelli abzuwerben. Händel verlegte sich daraufhin nicht nur aufs englischsprachige Oratorium, er suchte mit seinen in Theatern dargebotenen Orgelkonzerten einen virtuosen instrumentalen Kontrapunkt zu setzen, was ihm über- wältigend gelang. Bei ihrer Popularität verwundert es nicht, dass die Konzerte auch für Orgel allein bearbeitet wurden. Vivaldi machte das Solokonzert zu einer Hauptform des Hoch- barock, er verhalf den dreisätzigen Werken zum Durchbruch. In den schnellen Ecksätzen setzte er systematisch die Ritornell-Form ein, in der das Orchester eine musikalische Passage wiederholt und sich abwechselt mit solistischen Abschnitten, die einen freie- ren, mehr episodischen Charakter haben und modulierende Pas- sagen enthalten. Seine langsamen Mittelsätze sind gekennzeich- net durch Kantilenen des Soloinstruments, die vom Interpreten improvisatorisch auszuschmücken sind. 35
Sonntag, 14. Juli 2019, 12.00 Uhr Georg Friedrich Händel 1685–1759 Concerto B-Dur für Orgel und Orchester op. 4/2 HWV 290 (1735) A tempo ordinario, e staccato Allegro Adagio e staccato Allegro ma non presto Antonio Vivaldi 1678–1741 Concerto a-Moll für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo RV 522 Allegro Larghetto e spiritoso Allegro Antonio Vivaldi Concerto e-Moll für Violoncello, Fagott, Streicher und Basso continuo RV 409 Adagio – Allegro molto Allegro – Adagio – Allegro Allegro Esther Agusti Matabosch, Violine Levan Kurashvili, Violine Nikoloz Shamugia, Violoncello Teimuraz Bukhnikashvili, Fagott AsamCollegium Enrico Zavanello, Orgel, Cembalo und Leitung 36
Am 27. März 1735 kündigte The London Daily Post an, „that to perfect the Performance, Mr. Handel designs to introduce, to-morrow Night [28. März] (...) a large new Organ, which is remarkable for its Variety of curious Stops; beeing a new Inven- tion…”. Händels Konzerte wurden als Einlagen während der Aufführung seiner Oratorien gegeben – im Theater, das etwa 1300 Besucher fasste. Um den Raum klanglich zu füllen und dem großbesetzten Orchester Paroli zu bieten, ließ Händel eigens ein Instrument mit etwa sechs Registern anfertigen. Von den fast 500 Konzerten Vivaldis sind 241 für Violine als Soloinstrument erhalten. An zweiter Stelle folgen 39 Fagottkon- zerte. Die anderen Concerti sind für verschiedene Holzblas- instrumente, wenige für Violoncello, aber auch für ausgefallene- re Instrumente wie Viola d’amore oder Mandoline. Von den Vio- linkonzerten sind 30 Konzerte für die Geigerin Anna Maria ge- schrieben, seine Schülerin und spätere Kollegin. 37
Sonntag, 21. Juli 2019, 12 Uhr Antonio Vivaldi 1678–1741 Concerto B-Dur für Violine, Violoncello, Streicher und Basso continuo RV 547 Allegro Andante Allegro molto Laudate pueri G-Dur für Sopran, Flöte, Streicher und Basso continuo RV 601 I. Laudate pueri (Allegro non molto) II. Sit nomen Domini (Allegro) III. A solis ortu (Andante) IV. Excelsus super omnes (Larghetto) V. Suscitans a terra (Allegro molto) VI. Ut collecet eum (Allegro) VII. Gloria Patri e Filio (Largo) VIII. Sicut erat in principio (Allegro non molto) Dmitry Lepekhov, Barockvioline Felix Stross, Barockvioloncello Beate Hariades, Sopran Kozue Sato, Flauto Traverso Ensemble BAROCKIN’ Marina Momeny, Barockvioline Veronika Stross, Barockviola Günter Holzhausen, Violone Tomomi Arakawa, Cembalo 38
Vivaldis Vater erhielt 1685 eine Anstellung als Violinist am Mar- kusdom; er genoss einen guten Ruf als Musiker, hatte als Mitglied des Cäcilienvereins vielfältige Beziehungen innerhalb des vene- zianischen Musiklebens und wurde in einem Reiseführer als hö- renswerter Violinvirtuose erwähnt. Antonio wurde der einzige pro- fessionelle Musiker unter seinen Geschwistern. Er zeigte früh seine Musikbegabung an der Violine und soll schon in seiner Jugend den Vater im Orchester vertreten haben. Musiktheoretischen Unterricht könnte er bei Giovanni Legrenzi erhalten haben, der aber schon 1690 starb, als Antonio Vivaldi erst zwölf Jahre alt war. Erst in den letzten Jahren findet auch Vivaldis umfangreiches geist- liches Werk wieder eine gesteigerte Beachtung. Entstanden ist es für die zahlreichen liturgischen Feiern am Ospedale della Pietà in Venedig. In der Regel findet sich hier der gleiche schwungvolle, vir- tuose Stil und eine ähnliche Experimentierfreudigkeit wie in seinen Solokonzerten. 39
Sonntag, 28. Juli 2019, 12 Uhr Johann Sebastian Bach / Antonio Vivaldi 1685–1750 / 1675–1741 Concerto a-Moll BWV 593 nach dem Concerto für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo op. 3/8 RV 522 von Antonio Vivaldi Allegro Adagio Allegro Choralvorspiel BWV 721: Erbarme Dich mein, o Herre Gott Praeludium e-Moll BWV 548/1 Choralvorspiel BWV 646: Wo soll ich fliehen hin Fuga e-Moll BWV 548/2 Jean-Christophe Geiser, Orgel 40
Die damals neuartige italienische Ritornellform studierte Bach ein- gehend, indem er zahlreiche Concerti meist italienischer Kom- ponisten für ein Tasteninstrument übertrug und den Werken dabei mitunter seinen eigenen Stil aufprägte. Antonio Vivaldis Kompositionen zählten dabei zu Bachs Favoriten. In seinen spä- ten Orgelwerken wie dem monumentalen BWV 548 verbindet Bach das Concerto-Prinzip und eine kunstvolle Polyphonie mit virtuosen Toccatenelementen. 41
Sonntag, 04. August 2019, 12 Uhr Antonio Vivaldi / Anonimo 1678–1741 / 18. Jahrhundert Concerto G-Dur nach dem Concerto A-Dur für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo op. 3/5 RV 519 von Antonio Vivaldi Allegro Largo Allegro Felix Mendelssohn Bartholdy 1809–1847 Orgelsonate A-Dur op. 65/3 (1844/45) Con moto maestoso Andante tranquillo Johann Sebastian Bach / Johann Ernst von Sachsen Weimar 1685–1750 / 1696–1715 Concerto G-Dur BWV 592 nach dem Concerto für Violine, Streicher und Basso continuo von Johann Ernst von Sachsen Weimar (Allegro) Grave (Presto) Pietro Morandi 1745–1815 Concerto ottavo con il piano e il forte Daniele Ferretti, Orgel 42
Beethoven 32 Klaviersonaten galten im 19. Jahrhundert als Kosmos dieser Gattung. In jungen Jahren wollte sich auch Men- delssohn an diesem kaum zu übertreffenden Vorbild messen. Möglicherweise versuchte der Romantiker, mit den sechs Orgel- sonaten ebenfalls eine Gattung neu zu definieren, jede Sonate hat einen originellen und individuellen Aufbau. Von den Instrumentalkompositionen des jung verstorbenen Weimarer Prinzen Johann Ernst hat Bach während seines zwei- ten Weimarer Aufenthaltes vier für Orgel und Cembalo übertra- gen. Prinz Johann Ernst, dessen Musik Telemann und Mattheson schätzten, war seit Sommer 1713 Kompositionsschüler des Bachvetters Johann Gottfried Walther (1684–1748), der ab 1707 in Weimar als Stadtorganist ansässig war. Morandi war ein Student von Padre Martini in Bologna. 1764 wurde er Mitglied der Accademia Filarmonica. 1775 wurde er in Pergola bei Pesaro zum Maestro di cappella ernannt. 1778 wand- te er sich nach Senigallia. Er komponierte mehrere Opern, haupt- sächlich für kleinere italienische Städte, und eine Reihe von kirchenmusikalischen Werken. 43
Sonntag, 11. August 2019, 12 Uhr Johann Sebastian Bach / Antonio Vivaldi 1685–1750 / 1675–1741 Concerto D-Dur BWV 972 nach dem Concerto D-Dur für Violine, Streicher und Basso continuo op. 3/9 RV 230 von Antonio Vivaldi Allegro assai – Largo – Allegro Tomaso Albinoni 1671–1751 Sonata a-Moll für Flauto traverso und Basso continuo op. 6/6 (Ohne Tempobezeichnung) – Allegro – Adagio – Allegro Giovanni Benedetto Platti 1697–1763 Sonata G-Dur für Flauto traverso und Basso continuo op. 3/6 Siciliana (Adagio) – Allegro Non tanto Adagio ma cantabile Arietta con variazioni non tanto allegro Benedetto Marcello 1686–1737 Sonata D-Dur für Flauto traverso und Basso continuo op. 2/7 Adagio – Minuetto (allegro) – Gavotta (Allegro) Ciaccona (Allegro) Fabio Ceccarelli, Flauto traverso Fabio Ciofini, Orgel und Cembalo 44
Das Programm basiert auf der sogenannten Venezianischen Schu- le, die auch Bach sorgfältig studierte. Wohl auch zu Studienzwecken übertrug er zahlreiche Konzerte im damals neuen Ritornell-Stil für ein Tasteninstrument. Tomaso Albinoni ließ sich zunächst im väterlichen Unternehmen zum Spielkartenhersteller ausbilden und nahm daneben Violin-, Ge- sangs- und Kompositionsunterricht. Seine Lehrer sind unbekannt. 1694 trat er erstmals als Komponist an die Öffentlichkeit, mit ei- ner Oper und mit einer Sammlung von Instrumentalwerken. Platti erhielt seine musikalische Ausbildung in Italien. Noch in die- sen frühen italienischen Jahren seines Wirkens (bis 1722) lernte er in Siena das von Bartolomeo Cristofori ab 1711 entwickelte For- tepiano (Hammerklavier) kennen und komponierte speziell dafür Sonaten. Benedetto Marcello entstammte einer venezianischen Advokaten- familie, und so lag es nahe, dass auch er Jura studierte. 1711 wur- de er in den Rat der Vierzig gewählt; dieses Amt bekleidete er 14 Jahre lang. Bereits als junger Mann hatte er Lieder und Sonaten ver- öffentlicht. Weil das Komponieren jedoch stets nur neben seiner öf- fentlichen Laufbahn möglich war, bezeichnete er sich selbst immer als nobile Veneto dilettante di contrappunto. 45
Sonntag, 18. August 2019, 12 Uhr Robert Schumann 1810–1856 Sechs Fugen über den Namen BACH op. 60 (1845) Fuge Nr. 1 B-Dur Fuge Nr. 2 B-Dur Fuge Nr. 3 g-Moll Fuge Nr. 4 B-Dur Fuge Nr. 5 F-Dur Fuge Nr. 6 B-Dur Giampaolo Di Rosa, Orgel 46
Zu Beginn des Jahres 1845 nahm Robert Schumann zusammen mit Clara in Dresden intensive kontrapunktische Studien auf. Die voll- kommene Beherrschung der polyphonen Schreibweise war für ihn von jeher ein Ziel, das er unablässig verfolgte. Sein Anspruch, höchste künstlerische Maßstäbe in der Gestaltung der kontra- punktischen Formen anzulegen, erwuchs aus einer lebenslangen tie- fen Verehrung für Johann Sebastian Bach. Clara indes sah diese Studien, in die auch der mit dem Ehepaar befreundete Geiger Jo- seph Joachim eingebunden war, als Versuch, Roberts zunehmende Depressionen zu kurieren. Auch ein Pedalklavier wurde beschafft, um sich im Orgelspiel zu üben. Die sechs Fugen über B-A-C-H Opus 60 entstanden zwischen dem 12.3. („Abends Bach-Fugen-Gedanken“) und dem 22. 11. 1845 („Beendigung m. 6. Fuge“). Schumann selbst schätzte seine B-A-C-H-Fugen außerordentlich. An seinen Verleger schrieb er: „Es ist dies eine Arbeit, an der ich das ganze vorige Jahr gear- beitet, um es in etwas des hohen Namens, den es (sie) trägt, wür- dig zu machen, eine Arbeit, von der ich glaube, daß sie meine anderen vielleicht am längsten überleben wird.“ Musikge- schichtlich sind die sechs Schumann-Fugen die ersten bedeutsamen Orgelkompositionen über das B-A-C-H-Thema vor den großen gleichthematischen Werken von Franz Liszt und Max Reger. 47
Sonntag, 25. August 2019, 12 Uhr Johann Sebastian Bach 1685–1750 Praeludium und Fuga G-Dur BWV 541 Choralvorspiel BWV 662: Allein Gott in der Höh’ sei Ehr Canzona d-Moll BWV 588 Praeludium und Fuga D-Dur BWV 532 Hans Ole Thers, Orgel 48
Bach schuf weit über 200 Orgelkompositionen – ein Fünftel sei- nes Gesamtwerks. Dazu kommen noch seine zahlreichen Werke für Tasteninstrumente, die teilweise auch auf dem Pfeifeninstru- ment interpretiert werden können. Instrumentale Choralbear- beitungen, Partiten, Fantasien, Präludien, Fugen bildeten von frü- her Jugend an bis ins hohe Alter die Grundelemente seiner Kompositionen. Die norddeutsche Orgelschule um Dietrich Bux- tehude prägte Bach in den frühen Jahren. Später flossen auch die neuen Ritornellformen des italienischen Concerto und die Tanz- und Verzierungstradition der Franzosen in Bachs Schaffen ein. Schließlich bewunderten schon die Zeitgenossen die spielerische Virtuosität des Organisten und Cembalisten Bach. 49
Sonntag, 01. September 2019, 12 Uhr Georg Böhm 1661–1733 Praeludium d-Moll William Byrd 1543–1623 The Carman’s Whistle Charles Avison 1709–1770 Concerto II g-Moll Largo Allegro Largo Aria & Variation William Walond 1725–1770 Voluntary G-Dur Johann Ludwig Krebs 1713–1780 Choralvorspiel: Herzlich lieb hab ich dich o Herr Johann Sebastian Bach 1685–1750 Praeludium C-Dur BWV 531 Michael Harris, Orgel 50
Georg Böhm erhielt von seinem Vater, einem Lehrer und Orga- nisten, die erste musikalische Ausbildung. Nach dem Tode des Va- ters im Jahre 1675 besuchte er die Lateinschule in Goldbach und danach das Gymnasium in Gotha, auf dem er im Jahre 1684 sei- nen Abschluss machte. Nach dem Studium in Jena hielt er sich zu- nächst einige Jahre in Hamburg auf und war danach als Organist an der Kirche St. Johannis in Lüneburg tätig. In dieser Zeit war Johann Sebastian Bach in Lüneburg Freischüler des Michaelis- Klosters und sang als Diskantist im Mettenchor. The Carman’s Whistle – das Pfeifen des Fuhrmanns – war zu Zeiten von William Bird ein Gassenhauer, der sich nicht nur auf die Zähmung der Pferde bezog, sondern auch auf die liebende Magd. Avison wurde nach Unterricht in London bei Francesco Gemi- niani 1735 Organist in seiner Vaterstadt Newcastle; diesen Pos- ten verließ er trotz guter Angebote nicht. Neben seiner Haupttä- tigkeit gab er Unterricht im Spiel von Cembalo, Violine und Flöte. Walond war der letzte Organist an Chichester Cathedral, bevor der Posten 1801 vereinigt wurde mit dem Master of the Cho- risters. Die charakteristischen Quartsprung-Thematik des langen Pedal- Solos, mit dem BWV 531 beginnt, hat dem virtuosen Stück den Beinamen „Feuerwehr-Praeludium“ verliehen. Die Musizierlaune des möglicherweise schon in Lüneburg entstandenen Stücks hat ein Pedant in einem Praeludium gleicher Tonart von Georg Böhm, dem Bach hier Reverenz erweist. 51
Sonntag, 08. September 2019, 12 Uhr Moritz Brosig 1815–1887 Praeludium und Fuge Es-Dur op. 60/1 Samuel Scheidt 1587–1654 Alamanda – Variationen über Bruyns Medelin Peter Reulein *1966 Stille lass mich finden Bob Chilcott *1955 Irish Blessing Just as I am Joseph Callaerts 1830–1901 1. Orgelsonate c-Moll (1908): Finale. Allegro VOICES Manfred Hößl, Orgel 52
Brosig gilt als prominenter Vertreter der sogenannten Breslauer Orgelschule. Seit 1853 wirkte er als Domkapellmeister, einige Jah- re später auch als Professor am Institut für Kirchenmusik der Universität Breslau. Im Gegensatz zum sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelnden Cäcilianismus Regensburger Prägung mit dem weitgehenden Ausschluss orchesterbegleiteter Kir- chenmusik und der Hinwendung zum vermeintlichen Palestrina- Ideal blieb Brosig traditionsgebunden und dem allgemeinen Zeitstil aufgeschlossen. Joseph Callaerts, in Antwerpen geboren, blieb seiner Heimatstadt zeitlebens verbunden. Er studierte in Brüssel bei Nicolas Lem- mens. 1855 wurde er Organist an der Kathedrale in Antwerpen, ab 1867 unterrichtete er am örtlichen königlichen Conservatoire. Scheidt, ein Schüler des berühmten Sweelinck, ist heute bekannt durch die 1624 verfasste Tabulatura nova. Diese Sammlung von Werken für Clavierinstrumente stellt den ersten Tastenmusik- Druck in Deutschland dar, bei dem die Partiturnotation Anwen- dung fand. Chilcott empfing seine musikalische Anregungen als Chorist in eng- lischen Knabenchören. Zwölf Jahre lang war er Mitglied der berühmten King’s Singers. Seit 1997 widmet er sich ausschließlich und mit beträchtlichem Erfolg der Komposition. 53
Sonntag, 15. September 2019, 12 Uhr Johann Sebastian Bach 1685–1750 Praeludium und Fuga C-Dur BWV 545 Girolamo Frescobaldi 1583–1643 Il secondo libro di toccate, canzone, versi d’hinni, Magnificat, gagliarde, correnti et altre partite d’intavolatura di cembalo et organo (1627): Toccata sesta per l'organo sopra li pedali e senza Anonymous 17. Jahrhundert Obra de falsas cromáticas de 1° tono Guy Bovet *1942 Tangos eccleciasticos (1999): Tango de setimo tono a modo de Habanera, con aparición milagrosa del celebre J.-S. Bach Tango de undecimo tono, a modo de bossanova Johann Sebastian Bach Praeludium und Fuga C-Dur BWV 547 Jürgen Sonnentheil, Orgel 54
BWV 545 beeindruckt durch seine prägnante Kürze, das ideale und beliebte Werk für liturgische Funktionen. BWV 547 ist wohl ein Spätwerk des Thomaskantors, überwältigend die formale Konzeption und, in der Fuga, die thematische Durchdringung: Das Thema erscheint mehrere Dutzend Mal, auch in der Vergrößerung und Umkehrung. Bach schrieb die Fiori musicali, eine Sammlung von drei Or- gelmessen, eigenhändig ab und studierte Frescobaldis kontra- punktischen Stil. Vielleicht war das Werk auch eine Anregung zur vierteiligen Clavierübung, die Bach in seinen späten Jahren zusammenstellte. Der stilistische Einfluss des Italieners reichte weit, nicht zuletzt zu Georg Muffat und Dietrich Buxtehude. Das Ziel dieses seltsamen Werkes bestand darin, einen Tango für Orgel in jeder Kirchentonart zu komponieren. Bovet wollte so Konzertmusik schaffen, die man auch auf historischen Instru- menten und allen anderen Orgeln, ob groß oder klein, spielen kann. Alle Tangos beziehen sich entweder auf ein kirchenmusi- kalisches Repertoire oder auf Anekdoten mit kirchlichen Perso- nen. Die Kombination des kirchlichen Stils und des Tangos ist subtil, und der Kontrast zwischen den beiden Extremen Tanz- und Kirchenmusik erweckt die Neugierde. Diese Zweideutigkeit hat immer existiert, sowohl im Chor- als auch im Orgelrepertoire. Somit hat Bovet in diesem Spannungsfeld eine äußerst bizarre, aber sehr unterhaltsame Orgelmusik geschrieben. (J.S.) 55
Sonntag, 22. September 2019, 12 Uhr Claudio Merulo 1533–1604 Toccata I Undecimo Tono detto Quinto Ascanio Majone um 1570–1627 Toccata IV per il Cimbalo Chromaticho Girolamo Frescobaldi 1583–1643 Il secondo libro di toccate, canzone, versi d’hinni, Magnificat, gagliarde, correnti et altre partite d’intavolatura di cembalo et organo (1627): Toccata V sopra li Pedali dell'organo e senza Domenico Scarlatti 1685–1757 Sonata D-Dur K.288 Sonata G-Dur K.328 per Organo à dua Tastatura Domenico Puccini 1772–1815 Sonata 15 con tuono di Rossignol Anonimo Pistoiese 18. Jahrhundert Toccata per l’Offertorio Letizia Romiti, Orgel 56
Das heutige Programm gleicht einer Blütenlese italienischer Or- gelmusik vom 16. bis ins 18. Jahrhundert. Merulo, Organist in Brescia, später am Markusdom in Venedig, wurde von seinen Zeit- genossen wie Zarlino oder Diruta als bester Organist in Italien hochgeschätzt. Seine Toccaten gelten als musikgeschichtlich wie künstlerisch herausragende Werke. Ascanio Mayone wirkte als Organist und Kapellmeister an ver- schiedenen Kirchen seiner Heimatstadt Neapel. Wie andere Zeitgenossen im Süden Italiens – damals im Königreich Sizilien – experimentierte Mayone mit chromatischen Wendungen und phantastisch anmutenden Figurationen. Frescobaldi gilt zusammen mit Sweelinck als der einflussreichste Komponist für Tasteninstrumente der ersten Hälfte des 17. Jahr- hunderts. Er wirkte schließlich als Organist an der Capella Giu- lia am Petersdom in Rom. Seine Werke, die stilistisch auf Meru- lo und Maione basieren, beeinflussten andere Komponisten in ganz Europa, darunter auch Johann Sebastian Bach. Domenico Scarlatti schuf 555 Sonaten für Tasteninstrumente, er beeindruckte durch seine Virtuosität das Publikum. Dazu der englische Komponist Thomas Roseingrave: „Ihm sei gewesen, als ob zehn Mal Hundert Teufel gesessen wären, nie zuvor hatte er ein derart hinreißendes Spiel gehört.“ Domenico Puccini entstammte einer Musikerfamilie aus der Toskana, die Musiker aus mindestens fünf Generationen um- fasst. Sein Großvater Giacomo Puccini der Ältere war bereits ein Komponist und Organist an der Kathedrale von Lucca gewesen, ebenso wie sein Vater. Auch sein Sohn Michele komponierte, und sein Enkel war der berühmte Opern-Komponist Giacomo Pucci- ni. Domenico Puccini studierte bei Padre Stanislao Mattei in Bologna und später in Neapel mit Giovanni Paisiello. Nach seiner Rückkehr nach Lucca wurde er wie sein Vater und Großvater Organist an der Kathedrale San Martino. 57
Sonntag, 29. September 2019, 12 Uhr Jacques-Nicolas Lemmens 1823–1881 École d’orgue (1862): Fanfare Josef Gabriel Rheinberger 1839–1901 Marianische Hymnen: Salve Regina für dreistimmigen Frauenchor und Orgel op. 171/3 (1889) Gabriel Fauré 1845–1924 Deux Offertories: Tantum ergo für dreistimmigen Frauenchor und Orgel op. 65/2 (1894) Johann Michael Haydn 1737–1806 Missa sub titulo Sancti Leopoldi für dreistimmigen Frauenchor, Streicher und Orgel MH 837 (1805) Kyrie – Gloria – Credo – Sanctus Benedictus – Agnus Dei Stefania Mettadelli, Orgel Felicitas Gaßner, Violine Johanna Koch, Violine Florian Schwarzbeck, Violoncello CANTO BRIOSO Sopran 1: Stephanie Meier, Birgit Rein, Maya Wegmann Sopran 2: Margit Kellner, Anja Lindner, Monika Spies Alt: Monika Hesselt, Johanna Pangratz, Gisela Schwarzbeck Gabriele Schmid, Leitung 58
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