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Das Gesundheitsmagazin des Evangelischen Krankenhauses Göttingen-Weende Weender Sommer 2020 CORONA- SPEZIAL Visite Diagnostik Hygienekonzept Krisenstab im EKW Rasche CT-Befunde bei Alle EKW-Patienten werden Klinik ist für den Verdacht auf Covid-19 auf Covid-19 getestet Ernstfall gewappnet
VO RWO RT U N D I N H A LT Liebe Leserin, lieber Leser, Inhalt es sind außergewöhnliche Zeiten, und wir hoffen, dass Sie diese bisher gut überstanden 3 Kurz notiert haben. Die Corona-Krise stellt eine enorme Herausfor- Meldungen aus dem derung für uns alle dar. Binnen kürzester Zeit hat das Virus Weender Krankenhaus das Leben auf den Kopf gestellt – auch im Weender Krankenhaus. Wie sah unsere Arbeit in der Hochphase der Corona-Krise aus? Von Anbeginn befanden wir uns in ständigem Austausch mit verschiede- 4 Zusammenarbeit bei nen Institutionen. Wir konnten uns dadurch gut darauf vorbereiten, der Covid-19-Diagnostik Covid-19-Patienten zu behandeln. Unter anderem hatten wir eigens Radiologie und Pneumologie für sie eine Station hergerichtet. Die Intensivstation wurde massiv stellen rasch die Befunde mit Intensivbetten und Beatmungsplätzen aufgestockt. Ausreichend Schutzmaterialien vorzuhalten wurde plötzlich zu einer ungeahnten 6 Hoher Aufwand für Herausforderung. Jeden unserer Prozesse haben wir unter die „hygie- nische Lupe“ genommen. Trotz aller Widrigkeiten haben wir die Krise mehr Sicherheit gut gemeistert. Ich möchte sogar behaupten, wir sind gestärkt aus Besonderes Verfahren in der ihr hervorgegangen. So hat es mich außerordentlich beeindruckt, wie Zentralen Notaufnahme stark der Zusammenhalt unserer Mitarbeiter in dieser Zeit war. Nie- mand hat sich der Herausforderung entzogen. Niemand hat sich vor 7 Wie sehen Vorkehrungen Aufgaben gedrückt. Davor ziehe ich meinen Hut! für den Ernstfall aus? Wir waren zunächst gezwungen, nicht dringliche medizinische Bisher ist das EKW gut durch Eingriffe auszusetzen. Inzwischen fahren wir den Betrieb wieder die Corona-Krise gekommen hoch. Die aktuelle Gefahr ist aber nicht gebannt, wie die kürzlichen Ausbruchsituationen in Göttingen untermauert haben. Zurzeit steigen daher unsere Covid-Patienten-Zahlen wieder an. Wir wurden auch 8 Hygienekonzept seitens des Gesetzgebers dazu angehalten, weiterhin freie Kapazitäten gegen Corona für Covid-19-Patienten vorzuhalten. Das ist zwar eine große logisti- Im EKW greift ein ganzes sche Herausforderung, aber bei uns jederzeit gewährleistet. Aufgrund Bündel an Maßnahmen unserer hohen Sicherheitsstandards bin ich zuversichtlich, dass wir auch eine mögliche zweite Welle gut managen würden. 9 Herausforderung Sie sehen – wir sind auf das Schlimmste vorbereitet. Zum Glück ist es bisher nicht eingetreten. Aber die Gefahr ist noch lange nicht für die Pflegenden gebannt. Es ist noch kein Impfstoff zugelassen. Deswegen haben wir Arbeit auf der Isolierstation eine besondere Verantwortung unseren Patienten gegenüber. Diese bereichert das Berufsleben wollen wir gerne weiterhin wahrnehmen. Fühlen Sie sich gut bei uns aufgehoben und vor allem: Bleiben Sie achtsam! 10 Die Aufgaben des Krisenstabs Ihr Kommunikation und Teamwork sind das A und O Prof. Dr. Michael Karaus Medizinischer Geschäftsführer/Chefarzt Allgemeine Innere Medizin Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende (EKW) 2 Weender Visite
K U RZ N OT I E RT Hüfte und Knie: Endoprothetikzentrum Neu-Mariahilf jetzt Maximalversorger Obwohl die Patienten in der kritischsten Phase der Corona-Krise den Wermutstropfen schlucken mussten, dass nicht dringliche medizinische Eingriffe verschoben werden mussten, können sich diejenigen, die sich auf eine Hüft- oder Knie-OP an unserem Standort Neu-Mariahilf vorbe- reiten, nun darüber freuen, zukünftig in einem Endoprothetikzentrum (EPZ) der Maximalversorgung operiert zu werden. Eine unabhängige Prüfkommission hat unserem EPZ aufgrund seiner großen Erfahrung und der hervorragenden interdisziplinären Struktur jetzt den Titel des noch höher einzustufenden EPZ der Maximalversorgung (EPZ max) verliehen. In Neu-Mariahilf lassen sich jährlich mehr als 1000 Patienten von einem der neun Operateure endoprothetisch behan- deln. Tendenz steigend. Alle OP-Säle verfügen über modernste Medizintechnik. Für die physiotherapeutische Nach behandlung steht ein fünfköpfiges Therapeuten-Team zur Verfügung. BESUCHE SIND IN UNSEREN HÄUSERN WIEDER ERLAUBT Bereits seit Ende Mai sind an allen drei EKW-Standorten, Weende, Neu-Mariahilf und Lenglern, wieder Patientenbesuche zugelassen. Patienten und Besucher müssen dafür bestimmte Regeln wie Hygienevorschriften und Vorgaben bei den Besuchszeiten berücksichtigen. Prof. Dr. Michael Karaus, Medizinischer Ge- schäftsführer des EKW, begrüßt die Lockerung, denn der Kontakt zu Angehörigen ist immens wichtig für eine schnel- le Genesung. Die Besucher müssen sich jedoch, anders als üblich, registrieren lassen und sich bei Eintreten ins Kran- kenhaus einem Gesundheitscheck sowie einer kurzen Selbstauskunft unterziehen. Jeder Patient kann täglich, auch an Wochenenden und Feiertagen, zwischen 14 und 18 Uhr je einen Besucher für maximal eine Stunde empfangen. Die Besucheranmeldung kann bereits bequem zu Hause ausgefüllt werden. Das Formular findet sich zusammen mit Fotos: EKW (1), Theodor da Silva, Mirko Plha; Grafik: iStockphoto.com/eichinger julien den wichtigsten Regeln abrufbar auf der Website des EKW. www.ekweende.de Dank an alle Unterstützer Die aufmunternde Unterstützung, die das EKW in der Hochphase der Corona-Krise von außen bekommen hat, war beeindruckend und so vielfältig, dass hier gar nicht alle benannt werden können: So haben verschiedene Firmen unseren Mitarbeitenden zu Ostern eine Freude mit süßen Osterüberraschungen gemacht, Catering- firmen schickten kostenfreie Pizza, Musiker, darunter auch die „Swinging Amatörs“ um EKW-Chefarzt Prof. Dr. Roland Nau, haben „Fensterkonzerte“ vor den Patienten- und Stationszimmern gegeben, Firmen spendeten Masken und, und, und … Wir möchten allen auf diesem Wege Danke sagen! Corona-Spezial 3
CO RO N A - D I AG N O S T I K Schnelle Behandlung dank rascher Befunde Bei der Diagnostik von Covid-19-Infektionen arbeiten Radiologie und Pneumologie des EKW eng zusammen. Mit der Kombination aus Corona-Test und Computertomografie sind bei Patienten mit ausgeprägter Atemnot schnelle Ergebnisse und die Beurteilung des Schweregrads der Erkrankung möglich. B ei einigen Patienten klärt einem Rachenabstrich – dieser eindeutig und macht daher den das Weender Krankenhaus wird bei allen Patienten vorgenom- PCR-Test nicht überflüssig. Es ist den Verdacht auf eine men – liegt das Ergebnis in der aber schnell und liefert darüber Covid-19-Infektion sofort mittels Regel erst nach 2 4 Stunden vor. hinaus wertvolle Hinweise für einer Computertomografie (CT) der „Unser Team braucht für die eine Ersteinschätzung. Lunge ab. „So können wir bei einer Untersuchung, die wir in der Zen- Lungenentzündung die Kranken tralen Notaufnahme ohne Kon Virus wandert durch den Körper gleich gezielt behandeln“, erläu- trastmittel durchführen, fünf bis „Mit einem CT lassen sich näm- tern die beiden Chefärzte Prof. Dr. zehn Minuten“, berichtet Engelke. lich zum Teil Infektionen nach- Christoph Engelke, Radiologie, und Ist die Lungenentzündung durch weisen, die der PCR-Test zunächst Dr. Wolfgang Körber, Lungenheil- das Corona-Virus verursacht, gibt nicht erkennt“, führt der Radiologe kunde. Bei den PCR-Tests (Polyme- es eine charakteristische Kombi- aus. Das Virus wandert zu Beginn rase-Kettenreaktion; eine moleku- nation von verschiedenen Fakto- einer Ansteckung von der Nase larbiologische Labortechnik) nach ren. Das CT ist nicht in jedem Fall in den Rachen und dann weiter in die oberen und von dort in die unteren Atemwege. So kann es passieren, dass der PCR-Test keine Viren im Rachen nachweist, Für die Notfall weil sie noch in der Nase oder diagnostik von Covid-19- Verdachtsfällen hat es bereits in den Atemwegen sind. sich bewährt, dass Prof. „Unser Krankenhaus ist in der Dr. Christoph Engelke und komfortablen Situation, dass wir sein Team auf das CT in der Notaufnahme zurück- über zwei Computertomografen greifen können. So kann verfügen“, sagt Engelke. Eines dieses in der Corona- der Geräte steht direkt in der Krise ausschließlich den betroffenen Patienten Zentralen Notaufnahme und wird vorbehalten bleiben. während der Corona-Pandemie 4 Weender Visite
Prof. Dr. Christoph Engelke, Chefarzt für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, wertet die CT-Aufnahme eines Covid-19-Patienten aus. Sie zeigt zuverlässig Veränderungen des Lungengewebes. ausschließlich bei den dortigen Blutgefäßen führen. Das ist in nach diesen Symptomen gefragt Patienten eingesetzt – etwa den vergangenen Wochen immer werden. 40-mal pro Woche. Der ande- deutlicher geworden. Es besteht „Ob das Virus die Lunge re Computertomograf dient für dann die Gefahr, dass sich Blutge- nachhaltig schädigt, lässt sich alle sonstigen Untersuchungen. rinnsel bilden. Sie führen eventu- derzeit noch nicht abschließend So werden die Diagnoseabläufe ell zu lebensgefährlichen Verstop- sagen“, resümiert Lungenfacharzt in der Klinik nicht gestört. Das fungen der Venen (Thrombose) Dr. Wolfgang Körber. Nach dem Gerät müsste nach dem Einsatz oder der Blutgefäße in der Lunge Abklingen der Infektion können bei einem Corona-Verdachtsfall (Lungenembolie). Vernarbungen des Lungenge- aufwendig desinfiziert werden Deshalb erhalten alle Covid-19- webes zurückbleiben, was die und könnte eine Stunde lang nicht Patienten im Weender Kranken- Atmung erschwert. Derzeit laufen genutzt werden. „Bei den meisten haus den Blutverdünner Heparin Studien genau zu solchen Lang- Covid-19-Infektionen kommt es zu vorbeugend in einer halbthera- zeitfolgen. einer Lungenentzündung“, berich- peutischen Dosis. „Es handelt sich tet Dr. Wolfgang Körber, Chefarzt um eine Vorsichtsmaßnahme, der Pneumologie am Standort deren Notwendigkeit aufgrund Lenglern. Bei den Patienten der fehlenden Erfahrung mit dem werden daher bestimmte Lungen- Virus noch nicht abklärend unter- werte überwacht, etwa die Sau- sucht ist“, erklärt Körber. erstoffsättigung des Blutes. Die Das Virus kann schließlich neu- Patienten werden überwacht, um rologische Schäden verursachen. rechtzeitig klinische Verschlechte- Es kommt dann etwa zu Geruchs- Fotos (3): Theodor da Silva rungen zu erkennen. oder Geschmacksstörungen. Sie sind so auffällig, dass alle Patien- Gefahren durch Blutgerinnsel ten bei der Aufnahme sowie alle Beschäftigt sich mit möglichen Langzeitfolgen Das neuartige Virus kann aber Besucher beim Gesundheitscheck von Covid-19: Dr. Wolfgang Körber, Chefarzt auch zu Veränderungen in den an der Kliniktür standardmäßig der Pneumologie am EKW-Standort Lenglern. Corona-Spezial 5
PAT I E N T E N A U F N A H M E Hoher Aufwand für mehr Sicherheit hat sich gelohnt Mit einem besonderen Aufnahmeverfahren hat das EKW erreicht, dass sich bisher kein einziger Patient oder Mitarbeitender in der Klinik mit Covid-19 infiziert hat. B ereits positiv getestete Covid-19- Patienten, aber auch Verdachtsfälle werden im Weender Krankenhaus bei der oder einem weniger hohen Risiko an- gesteckt hatten“, sagt Wieckenberg. Für die beiden Gruppen wurde jeweils eine Aufnahme sofort isoliert. „Während der eigene Vor-Isolierstation geschaffen, die Hochphase der Corona-Pandemie haben bis heute weiterbesteht. Dort kommen die wir ein Aufnahmeverfahren entwickelt, das Verdachtsfälle unter, bis das Ergebnis ihres seit Ende des Lockdowns in der gesamten Corona-Tests vorliegt. Das dauert bis zu Klinik gilt“, berichtet Dr. Marc Wieckenberg, 24 Stunden. „Patienten ohne erkennbares Leitender Arzt der Zentralen Notaufnahme Risiko für Covid-19 werden zunächst auf (ZNA) am EKW. Das Krankenhaus schätzt einer Aufnahmestation behandelt“, erläu- bei jedem Patienten das Infektionsrisiko tert der Arzt. Dort müssen sie sich bis zum ab. Eindeutige Covid-19-Fälle kommen Eintreffen des Testergebnisses im Zimmer direkt auf die Isolierstation. aufhalten. Sicherheit hat Vorrang. Daher „Alle verbleibenden Patienten werden müssen auch alle Patienten einen Mund- einem Gesundheitscheck unterzogen“, Nasen-Schutz tragen. Bei den Mitarbeitern berichtet der Arzt. Mitarbeitende erkun- kommen je nach Risikoklasse ihrer Patien- digen sich nach Symptomen, die für eine ten gegebenenfalls noch spezielle Masken Covid-19-Erkrankung typisch sind. Das und Visiere, Handschuhe und Kittel hinzu. Personal misst Fieber und fragt nach „Dieser hohe Aufwand verursacht be- Kontakten zu infizierten Personen in den trächtliche Kosten“, betont Wieckenberg. vergangenen 14 Tagen. Das Weender Krankenhaus konnte aber „Während des Lockdowns vom 26. März so sicherstellen, dass seit Einführung der bis 26. April identifizierten wir so 273 Schutzmaßnahmen keine Übertragung des Verdachtsfälle, die sich mit einem hohen Virus stattgefunden hat. 6 Weender Visite
I N T E N S I V S TAT I O N Die Krise gut gemeistert Wie ist das Weender Krankenhaus für den Ernstfall gerüstet? Reichen die Kapazitäten bei Intensivbetten, Beatmungsplätzen und Personal, wenn eine Pandemie wie beim Corona-Virus um sich greift? E ins müsse man vorwegneh- men“, so Dr. Thomas Wigger, stellvertretender Chefarzt der men zu können, wurden jüngst zusätzlich 15 hochmoderne Beatmungsgeräte angeschafft. auch den Nicht-Covid-19-Patien- ten gerecht werden kann. Sehr wichtig bei solch einer Abteilung für Klinische Anästhe- Zusätzlich sind auch die Kapa- Viruserkrankung, für die noch kein siologie und Operative Intensiv- zitäten zur Behandlung weiterer Impfstoff gefunden ist, sind stim- medizin im EKW, „längst nicht alle Organfunktionsstörungen, z. B. bei mige Hygienekonzepte. Sie tragen Patienten müssen im Verlauf einer der Dialyse, ausgebaut worden. dazu bei, dass die Ansteckungs- Covid-19-Erkrankung künstlich Damit ein solches Szenario wie gefahr für die Patienten so gering beatmet werden. Auch mich als in Italien nicht auch im EKW pas- wie möglich gehalten werden Intensivmediziner haben die Bil- siert, befindet sich Prof. Dr. Peter kann. Aus diesem Grund waren der aus Italien schockiert.“ Doch Neumann, Chefarzt der Abteilung, auch die IS-Mitarbeiter streng in vor Entscheidungen wie dort sei neben dem EKW-Krisenstab auch Covid-19- und Nicht-Covid-19- das Team am EKW zum Glück im intensiven Dialog mit Fachkol- Teams eingeteilt. nicht gestellt worden. legen anderer Kliniken. Zusammenfassend lässt sich Für den Notfall ist die Klinik Zusätzlich wurde die Intensiv- sagen, dass die Klinik für eine aber gerüstet. Um eine möglichst station (IS) so umstrukturiert, dass zweite Welle gut gerüstet wäre. große Anzahl an Patienten beat- in den verschiedenen Eskalati- Das Haus ist auf deutlich größere Fotos (3): Theodoro da Silva onsstufen der Pandemie (Stufe 1 Belegungen durch Covid-19-Pati- bis 4; derzeit Stufe 1) infektiöse enten vorbereitet, als dies bisher Patienten isoliert von den nicht eingetreten ist. Trotz der kürzlich infektiösen behandelt wer- in Göttingen aufgetretenen Hot den können. „Dadurch“, so spots gab es bisher weniger Fälle Wigger, „sind wir in der als erwartet. Sehr gute Erfahrun- Lage, die Kapazitäten gen hat das EKW damit gemacht, der Behandlungs- die Verdachtsfälle vorsorglich bis plätze fast zu ver- zum Testergebnis zu isolieren. doppeln.“ Oberstes Dazu hat auch beigetragen, dass Gebot sei dabei stets, die Abläufe aufgrund der Krise dass die IS sowohl räumlich wie organisatorisch opti- den Covid-19- als miert wurden. Die Intensivmediziner und das spezialisierte Pflegepersonal am EKW (siehe auch Bild oben) sind auf eine zweite Infektionswelle gut vobereitet. 7
H YG I E N E Krankenhaushygieniker Dr. Volker Meier, dem drei Hygienefachkräfte sowie etliche Hygiene- beauftragte zur Seite stehen, bei einer Fallbe- sprechung mit Dr. Marc Wieckenberg, Leiter der Zentralen Notaufnahme am EKW. Gut gerüstet gegen Corona Das Hygienekonzept des EKW sieht Tests aller Patienten vor. U nter Auflagen hat das Evan- gelische Krankenhaus Göttin- gen-Weende nach dem Lockdown fragen nach Erkältungserschei- nungen sowie nach möglichen Kontakten zu auf Covid-19 positiv nal einmal auf Corona getestet“, berichtet der Krankenhaushygie- niker. Alle Mitarbeiter, die mit In- seine Türen wieder für Besucher getesteten Patienten in den ver- fizierten oder mit Risikopatienten geöffnet. „Die Corona-Pandemie gangenen 14 Tagen. Alle Patien- Kontakt haben, werden sogar im macht Regeln nötig, um Patienten, ten, die stationär aufgenommenen Zwei-Wochen-Rhythmus unter- Personal und Gäste zu schützen“, sowie die ambulant behandelten, sucht. Getestet werden zudem betont Dr. Volker Meier (50), der werden auf eine Infektion mit alle erkälteten Mitarbeiter außer- beim Evangelischen Krankenhaus dem Coronavirus getestet. halb der Klinik. Bis zum Ergebnis Göttingen-Weende als Kranken- „Positiv getestete Patienten, werden sie freigestellt. haushygieniker tätig ist. So gilt seit Beginn der Pandemie etwa „Bei der Bewältigung der He- bereits seit Anfang März, als sich 30 Personen, kommen sofort auf rausforderungen, vor die uns die die Klinik – noch vor dem entspre- eine eigene Station“, führt Mei- Corona-Pandemie stellt, helfen die chenden Regierungsbeschluss – er aus. Wer dort arbeitet, wird kurzen Entscheidungswege un- zu einem vorübergehenden Be- in keinem anderen Bereich der seres Krankenhauses“, sagt Meier. sucherstopp entschloss, eine Klinik eingesetzt. Für Patienten Das EKW profitiert zudem von Maskenpflicht für alle, Mindest- mit hohem oder nicht ganz so ho- baulichen Veränderungen, die abstände sind einzuhalten, die hem Infektionsrisiko gibt es zwei bereits 2014 getroffen wurden. Hände zu desinfizieren. weitere voneinander getrennte Die Zentrale Notaufnahme (ZNA), Die Eingänge für das Personal Stationen, auf denen sie bis zum dort kommen alle liegend ein- sowie die Patienten und ihre Be- Eingang der Testergebnisse iso- gelieferten Patienten an, erhielt sucher wurden getrennt. Bei Auf- liert werden. Dort wurden im Lau- damals ein Rolltor sowie ein nahmen erfolgt eine Risikoein- fe der vergangenen Monate etwa eigenes Schleusenzimmer. Risi- schätzung für jeden Patienten. Es 1000 Patienten untergebracht. kobereiche lassen sich seither wird Fieber gemessen. Mitarbeiter „Wir haben das gesamte Perso- abtrennen. 8 Weender Visite
PFLEGE „Eine Bereicherung fürs Berufsleben“ Die reine Covid-19-Isolierstation für schwere, nicht intensivpflichtige Fälle im EKW konnte ihren Betrieb nach der Hochphase herunterfahren. Für die Pflegenden war es eine besondere Erfahrung. D ie reine Covid-19-Isolierstation bestand zur Hochphase im März aus 16 Mitarbeitenden des EKW. Mittlerweile Stationsleitung auf der ursprünglichen Co- vid-19-Isolierstation, Juliane Eckhardt. Sie ist sonst Stationsleitung in der Urologie. hat sich die Lage etwas entspannt und Die Mitarbeiter sind sich einig: Die letz- die Versorgungsstrukturen wurden ange- ten zwei Monate haben das Berufsleben passt. Bislang wurden im ganzen Haus sehr bereichert. „Man denkt noch einmal „Man denkt 35 Corona-Patienten mit unterschiedli- ganz anders über seinen Beruf nach“, noch einmal chem Schweregrad behandelt. Ob dieser berichtet Schwester Bianca. „Wir können Zustand so bleibt oder die Covid-19-Iso- aus der Krise etwas Positives mitnehmen, ganz anders lierstation wieder „hochgefahren“ werden unter anderem die vielen motivierten Mit- über seinen muss, ist jedoch ungewiss – gerade wegen arbeiter. Und man lernt etwas Neues dazu. der kürzlichen Ausbruchsgeschehen in Ich würde mich immer wieder für diese Beruf nach.“ Göttingen. Aufgabe entscheiden.“ Bianca Hogreve, eine von zwei Stationsleitungen Eine erfahrungsreiche Zeit Keine Angst vor Ansteckung der Covid-19-Isolierstation Eine der beiden Stationsleitungen auf Auch die Patienten, die auf der Isolier- der ursprünglichen Covid-19-Isolierstati- station behandelt wurden, konnten nach on war Schwester Bianca Hogreve, sonst Angaben der beiden Pflegekräfte gut mit Stationsleitung in der Allgemeinchirurgie dieser Herausforderung umgehen. Das und der Onkologie. Sie beschreibt die ver- Krankenhaus ermöglichte ihnen, Kontakt gangenen Wochen als „aufregende und er- nach außen zu halten – über Telefon oder Bianca Hogreve (links) und Juliane fahrungsreiche Zeit“. „Diejenigen, die sich Internet-Telefonie mit Laptop oder Tablet. Eckhardt haben als Stationslei- um die Patienten kümmern, haben sich in Angst vor einer Ansteckung habe dank tungen der im März eingerich- teten Covid-19-Isolierstation einem bunten Team aus unterschiedlichen umfassender Schutzmaßnahmen keiner die herausfordernde Arbeit als Fachabteilungen zusammengefunden. der Mitarbeitenden. „Wir fühlen uns hier Bereicherung ihres Berufsalltags Alle hatten sich schnell bereit erklärt, die sicherer als beim Einkaufen“, sagen sie. erlebt. Herausforderung anzunehmen und für die Covid-19-Patienten da zu sein.“ Zügig habe man sich abgestimmt und eine sehr gut funktionierende Arbeitsstruktur aufgebaut. Alle Mitarbeitenden, egal ob Gesundheits- und Krankenpfleger oder Arzt, arbeiten auf Augenhöhe. „Das macht die Atmosphäre trotz der Ungewissheit, wohin die Reise geht, so wahnsinnig toll“, sagt die zweite Corona-Spezial
K R I S E N S TA B Sicher dank umfangreicher Vorsorgemaßnahmen Kommunikation ist gerade in Krisenzeiten das A und O. Insbesondere bei einem Thema wie Corona und vor allem für ein Krankenhaus mit 1500 Mitarbeitern. Wir wollten von Dr. Matthias Müller, Medizinischer Direktor des EKW, wissen, wie das Haus sich dieser Herausforderung gestellt hat. Im Krisenstab treffen sich die Wie haben Sie sich im EKW gewappnet, um oder Kontakte zu Infizierten an den Kran- Experten des die Krise gut überstehen zu können? kenhauseingängen oder die konsequente EKW nach wie vor Unsere Abteilung Krankenhaushygiene hat Testung haben wir eingeführt, bevor diese regelmäßig, um die aktuelle Lage zu frühzeitig nach den ersten Krisenberichten gesetzlich angeordnet worden sind. bewerten und die aus China damit begonnen, Hygieneplä- Maßnahmen im ne auszuarbeiten und zu aktualisieren. Wie hat man sich als Außenstehender die Krankenhaus daran anzupassen. Auch Kommunikation und Schulung der Arbeit eines Krisenstabs vorzustellen? Mitarbeiter waren wichtig. Mit Anstieg Der Krisenstab wird geleitet von unserem der Fallzahlen in Deutschland hat die Medizinischen Geschäftsführer, Prof. Dr. Geschäftsführung einen Krisenstab im Michael Karaus. Der Krisenstab tagt seit Haus etabliert. Er kann schnell wichtige Mitte März, zunächst täglich, auch an Entscheidungen treffen. Viele Vorsichts- Wochenenden und Feiertagen, mittlerwei- maßnahmen wie die Verpflichtung zum le in größeren Abständen. Experten aus Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, die verschiedenen Bereichen unseres Hauses Befragung von Personen auf Symptome sind vertreten, zum Beispiel Notaufnahme, 10 Weender Visite
Intensivstation, Pflege, Hygiene, Einkauf. atmungsgeräten eingewiesen werden, um So können auf Basis der aktuellen Fak- so für eine große Zahl schwer erkrankter tenlage Maßnahmen ideal bewertet und Patienten präpariert zu sein. Diese Strate- beschlossen werden. gie brauchte glücklicherweise nicht in die Tat umgesetzt zu werden. Sind Sie in dieser Zeit mit anderen Akteuren in Stadt und Landkreis vernetzt? Wie geht es bei Ihnen weiter, wo sich Ja, das ist sehr wichtig. Das EKW hält fast schon eine neue Routine mit dieser intensiven Kontakt zur Stadt und zur Pandemie eingestellt hat? Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Am Die Mitarbeitenden haben alle Neuerun- Krisenstab der Stadt nehme ich als Vertre- gen gut verinnerlicht. Für Covid-19-Pa- ter des EKW teil und stelle so den notwen- tienten – auch für Verdachtsfälle – sind digen Informationsfluss sicher. Prof. Karaus Bereiche ausgewiesen, in denen die und weitere Chefärzte tauschen sich Mitarbeiter Schutzkleidung tragen müs- zudem regelmäßig in einer Telefonkonfe- sen. Es gibt Reservebereiche, die innerhalb renz mit Vertretern anderer Krankenhäuser von 72 Stunden verfügbar sind. In fast der Region aus. jeder Abteilung werden die Patienten wieder weitgehend im Normalbetrieb Wie gelingt es Ihnen, die 1500 EKW- behandelt. So konnten mittlerweile auch Mitarbeitenden auf dem aktuellen Stand zu viele der anfangs „aufgeschobenen“ Pa- halten? tienten versorgt werden. Völlige Routine Mit unserer Presseabteilung erarbeiten wird sich aber auch auf Monate hinaus wir mehrmals in der Woche einen Bericht nicht einstellen – nicht zuletzt wegen des mit den Neuigkeiten aus dem Krisenstab. Mund-Nasen-Schutzes, den alle Patienten, Dieses Update senden wir über das Besucher und Mitarbeiter am EKW zum Firmen-Intranet an alle Mitarbeiter. Die gegenseitigen Schutz bis auf Weiteres Einführung einer schon länger geplanten tragen müssen. modernen und sehr nützlichen Mitarbei- ter-App haben wir vorgezogen und parallel Wagen Sie eine Prognose, wie es insgesamt ZUR PERSON auf den Weg gebracht. So kann seit Ende mit der Krise weitergeht? Dr. Matthias Müller ist April jeder Mitarbeitende, der das möchte, Als verantwortungsvolle Institution im seit 2016 Medizinischer die Corona-Updates und weitere interne Gesundheitswesen müssen wir natürlich Direktor am EKW. Er ist Meldungen ortsungebunden auch auf jederzeit auf eine Verschärfung der Situa- in dieser Funktion als einem seiner mobilen Endgeräte abrufen. tion vorbereitet sein. Wenn Sie mich nach Arzt für krankenhaus meiner persönlichen Meinung fragen, bin organisatorische Auf- Wie hat sich die Arbeit im EKW verändert? ich sehr zuversichtlich, dass das EKW und gaben rund um die Die Anfangsphase der Krise war geprägt unser Gesundheitssystem eine zweite Themen Patienten von schnell wechselnden Vorgaben und Krankheitswelle gut bewältigen würden. sicherheit und Klini- Verordnungen mit zum Teil wenig Pla- sches Risikomanage- nungsvorlauf. Es war rasches Handeln Was raten Sie Patienten, die sich eigentlich ment zuständig. Dazu gefragt. Natürlich erfordern die aufwen- einer notwendigen Behandlung unterziehen gehören insbesondere digen Hygienemaßnahmen und neuen müssten? auch die Bereiche Sicherheitsregeln viel Disziplin und auch Hier kann man inzwischen klar sagen, Qualitätssicherung, zusätzliche Schulungen. Anfangs mussten dass es keinen Grund gibt, notwendige Hygienemanagement Strukturen und Abläufe umorganisiert Behandlungen weiter aufzuschieben. Das und Arzneimittel werden. Personal musste neuen Bereichen EKW ist auch dank seiner umfangreichen therapiesicherheit. zugeordnet und zum Beispiel an den Be- Vorsorgemaßnahmen sicher. Corona-Spezial 11
Evangelisches Krankenhaus Zahlen zu Göttingen-Weende Corona im EKW Standort Weende Spezielle Schmerztherapie An der Lutter 24 | 37075 Göttingen Chefärztin: Dr. Kristin Kotzerke Tel. 0551 5034-1477 Zentrale Weende Telefon: 0551 5034-0 Unfallchirurgie/Orthopädie Chefarzt: Dr. Ralf Müller-Issberner Zentrale Notaufnahme (ZNA) Tel. 0551 5034-1251 Tel. 0551 5034-1255 Weit mehr als 100 externe Urologie und Kinderurologie Abteilungen: Chefarzt: Prof. Dr. Hans-W. Gottfried Freiwillige haben dem EKW in Allgemeine Innere Medizin Tel. 0551 5034-1364 dieser Zeit ihre Hilfe angeboten. Chefarzt: Prof. Dr. Michael Karaus Tel. 0551 5034-1244 Standort Neu-Mariahilf Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Waldweg 9 | 37073 Göttingen Minimalinvasive Chirurgie Chefarzt: Prof. Dr. Claus Langer Zentrale Neu-Mariahilf Tel. 0551 5034-1101 Telefon: 0551 5034-3000 Diagnostische und Interventionelle Abteilungen: Radiologie Angiologie Chefarzt: Prof. Dr. Chr. Engelke Chefarzt: Dr. Bernd Schindler Tel. 0551 5034-1273 Tel. 0551 5034-3498 Der Preis für den Mund-Nasen- Geriatrisches Zentrum Geburtshilfe und Gynäkologie Chefarzt: Prof. Dr. Roland Nau Chefarzt: Dr. Georg Fleckenstein Schutz hat sich verdreißigfacht (von Tel. 0551 5034-1560 Tel. 0551 5034-3234 0,04 auf bis zu 1,31 Euro brutto) Kardiologie und Internistische Orthopädie/Endoprothetikzentrum Intensivmedizin Göttingen/Neu-Mariahilf Chefarzt: Dr. S. Schmidt-Schweda Chefärzte: Dr. Georg Manthey/ Tel. 0551 5034-1402 Dr. Michael Trautmann Tel. 0551 5034-3000 Klinische Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin Chefarzt: Prof. Dr. Peter Neumann Standort Bovenden-Lenglern Tel. 0551 5034-1261 Pappelweg 5 | 37120 Bovenden Plastische, Ästhetische und Abteilung: Rekonstruktive Chirurgie Pneumologie, Beatmungsmedizin/ Der Verbrauch von Schutzkitteln Chefärztin: Dr. Claudia Schlaflabor Choi-Jacobshagen hat sich im März fast verdoppelt – Chefarzt: Dr. Wolfgang Körber Tel. 0551 5034-1302 Tel. 0551 5034-2451 von 8.100 auf 15.500 Stück. Tel. 0551 5034-0 | kontakt@ekweende.de | www.ekweende.de Impressum: Herausgeber: Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende gGmbH | An der Lutter 24 | 37075 Göttingen | Telefon: 0551 5034-0 | kontakt@ekweende.de | www.ekweende.de | Geschäftsführung: Frank Czeczelski | Prof. Dr. Michael Karaus | Konzeption & Realisation: Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG | August- Madsack-Straße 1 | 30559 Hannover | Telefon: 0511 518-3001 | www.madsack-agentur.de | Redaktion: Andrea Issendorf (EKW) | Ann-Katrin Paske | Bianca Schmitz (MADSACK Medienagentur) | Schlussredaktion: Ann-Katrin Paske | Bianca Schmitz | Art Direktion: Nadine Blasche | Layout, Satz und Lithografie: Nadine Blasche | Maryna Bobryk | Siegfried Borgaes | A utoren: Michael Caspar | Andrea Issendorf | Druck: BONIFATIUS GmbH Druck – Buch –Verlag | Karl-Schurz-Straße 26 | 33100 Paderborn | Telefon: 05251 153-0 | Die Aufstockung von Masken hat www.bonifatius.de | Auflage: 46.600 | Redaktionsschluss: 22. Juni 2020 /ekweende.de | ekweende zu Mehrkosten von etwa Hinweise: In diesem Heft wird für Personen zumeist die männliche Form verwendet. Dies dient allein der text- 1,3 Mio. Euro brutto geführt. lichen Vereinfachung und der besseren Lesbarkeit. Weibliche Personen und anderweitige Geschlechteriden- titäten sind gleichermaßen angesprochen. Fotos, auf denen die Personen keinen Mund-Nasen-Schutz tragen, sind vor Corona oder im Freien aufgenommen. Wir bitten um Verständnis, dass die Texte nur den aktuellen Stand bis zum Redaktionsschluss wiedergeben können.
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