Whales in Hot Water? Hintergrundinformation - WWF Deutschland

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Hintergrundinformation                                                                                          Mai 2007

Whales in Hot Water?
    Die Auswirkungen des Klimawandels auf Wale, Delfine und Tümmler
          Auszüge aus der Studie von WWF und WDCS, Mai 2007

Mittlerweile herrscht unter allen namhaften Wis-               ger direkt mit Veränderungen in ihrem Verbrei-
senschaftern Einstimmigkeit – der Klimawandel                  tungsgebiet. Einige Arten verlassen ihr ursprüngli-
findet statt und menschliche Aktivitäten sind eine             ches Verbreitungsgebiet und weichen in andere
Ursache dafür!                                                 Gebiete aus. Aber nicht alle Walarten können sich
Als Folge steigen bereits die Temperaturen,                    so den veränderten Bedingungen in ihrem Lebens-
schmelzen Gletscher, steigen Meeresspiegel und                 raum entziehen. So ist zum Beispiel der nördliche
das Auftreten und die Intensität von Sturmereig-               Indische Ozean durch Landmassen begrenzt, was
nissen und Dürren hat zugenommen. Die Auswir-                  das Ausweichen der Arten in nördliche, kühlere
kungen des Klimawandels auf die Meere sind                     Regionen verhindert. Auch die in ihrem Lebens-
nicht genau vorhersagbar, aber es wird zu Verän-               raum beschränkten Flussdelfine z.B. der Ganges-
derungen der Wassertemperatur, des Meeresspie-                 delfin (Platanista gangetica) und der Amazonas-
gels, der Meereisbedeckung, des Salz- und Säure-               delfin (Inia geoffrensis) sind durch den Klima-
gehaltes des Meerwassers, der Niederschlagsver-                wandel bedroht. Bei einigen Walarten vergrößert
teilung, der Windgeschwindigkeiten und des Wel-                sich das Verbreitungsgebiet, wie dem vor der Küs-
lengangs kommen. Die exakten Auswirkungen                      te Schottlands heimischen       Gemeinen Delfin
dieser Veränderungen auf das Leben der Wale                    (Delphinus delphis), eine Warmwasserart. Wäh-
sind nur schwer vorauszusagen, handelt es sich                 rend die Verbreitung des Weißschnauzendelfins
doch um Arten, über deren Status und Lebenswei-                (Lagenorhynchus albirostris), einer Kaltwasserart
se noch sehr wenig bekannt ist. Heute sind 67                  im Nordwesten Europas, immer mehr abnimmt
Walarten auf der „Roten Liste“ der Weltnatur-                  und in letzter Zeit immer weniger Sichtungen von
schutzunion IUCN als gefährdete Tierarten ge-                  der Art gemeldet werden.
listet, 60% von diesen gefährdeten Walarten sind
                                                               Der Klimawandel wird aber auch indirekte Aus-
als „data deficient“ (ungenügende Datenlage)
                                                               wirkungen auf die Wale haben; wie eine verstärkte
ausgewiesen.
                                                               Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Umwelt-
„Seit 1961 zeigen Beobachtungen, dass sich die                 verschmutzungen. Auch Veränderungen in der
Durchschnittstemperatur der Weltmeere bis in                   Häufigkeit und Verteilung der Nahrungsressour-
eine Tiefe von 3.000 Metern erhöht hat und die                 cen, werden vor allem Walarten beeinträchtigen,
Ozeane mehr als 80% der unserem Klimasystem                    die auf bestimmte Nahrung spezialisiert sind.
zusätzlich hinzugefügten Wärme aufnehmen.“                     Durch die veränderten Umweltbedingungen än-
IPCC                                                           dern auch die Beutetiere (Fischschwärme, Krill,
                                                               Tintenfische) der Wale ihr Verhalten. Das Überle-
Auf einige Klimaveränderungen, wie zum Beispiel
                                                               ben der oft hoch spezialisierten Walarten hängt
den Temperaturanstieg reagieren die Meeressäu-
Der WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).
TRAFFIC ist das gemeinsame Programm von WWF und IUCN zur Kontrolle des Handels mit wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.
Hintergrundinformation
                                                      Mai 2007 · Whales in Hot Water?

davon ab, ob sie in der Lage sind, sich an die neue   „Die Polarregionen zählen zu den Regionen
zeitliche und räumliche Verteilung ihrer Nahrung      weltweit, in denen die schnellsten und heftigsten
anzupassen und diese aufzuspüren.                     Auswirkungen des Klimawandels mit gravieren-
                                                      den physikalischen, ökologischen, sozialen und
Wale sind jetzt schon zahlreichen Bedrohungen
                                                      ökonomischen Folgen, besonders in der Arktis,
neben dem Klimawandel ausgesetzt, durch die
                                                      Antarktis und in den Ozeanen der Südhalbkugel zu
Verschmutzung der Meere, chemische Abfälle und
                                                      erwarten sind.“ IPCC
Lärm, industrielle Fischerei, Zusammenstöße mit
Schiffen, militärische Aktivitäten, Veränderungen
ihrer Nahrungssituation durch die Einführung                       Die arktische Umwelt
fremder Arten und durch die Netze der Fischerei-
flotten in denen sie oft ungewollt als Beifang ver-   In den letzten 100 Jahren ist die Durchschnitts-
enden. Man schätzt, dass jährlich allein der Bei-     temperatur in der Arktis doppelt so schnell ange-
fang der industriellen Fischerei für den Tod von      stiegen wie im weltweiten Durchschnitt. Als Folge
etwa 300.000 Walen, Delfinen und Tümmlern             hat die Meereisbedeckung in der Arktis seit den
verantwortlich ist – das sind fast 1.000 tote Wale    1970ern bereits um 14 Prozent abgenommen. Im
jeden Tag.                                            März 2006 wurde die geringste, jemals gemessene
                                                      Meereisbedeckung festgestellt. Sie war etwa um
Die vom Klimawandel hervorgerufenen Verände-          300.000 Quadratkilometer.(eine Fläche so groß
rungen verstärken und verschlimmern diese Ge-         wie Italien) kleiner als im Jahr zuvor. Simulatio-
fahren noch, da sie die Widerstandsfähigkeit und      nen zeigen, dass sich der Rückgang des Meereises
Anpassungsmöglichkeiten der Walarten herabset-        derartig beschleunigen könnte, dass das arktische
zen. Es wird unmöglich sein, alle negativen Aus-      Becken im Sommer 2040 bereits weitgehend eis-
wirkungen des Klimawandels abzufedern, deshalb        frei sein wird.
müssen verstärkte Anstrengungen unternommen
werden, um alle anderen vom Menschen verur-           Was bedeutet das für die Wale, die auf die arkti-
sachten Bedrohungen zu reduzieren.                    sche Umwelt angewiesen sind?

                                                      Verlust des Eises – Verlust des Lebensraumes
  Die Pole – hier wirkt sich der Kli-
    mawandel als erstes und am
                                                      Aufgrund der durch die Klimaerwärmung steigen-
           stärksten aus!
                                                      den Temperaturen könnten die nördlichen Meere
                                                      produktiver werden, was reichere Nahrungsgründe
An den Polen der Erde nehmen die Auswirkungen
                                                      und einen Vorteil für einige Walarten zur Folge
des Klimawandels schon heute teilweise dramati-
                                                      hätte. Andere Walarten, die das ganze Jahr in der
sche Ausmaße an. Mit steigenden Temperaturen
                                                      Arktis leben, wie zum Beispiel Belugawale
gehen spezialisierte „Polararten“ verloren und
                                                      (Delphinapterus leucas), sind bei der Nahrungssu-
immer mehr wärmeliebende Arten zieht es, auf der
                                                      che hingegen von der unterschiedlichen Ausdeh-
Suche nach ihrem bevorzugten Temperaturbereich
                                                      nung der produktiven Meer–Eis–Grenze abhängig,
oder auf Grund der veränderten Verbreitung ihrer
                                                      an deren Kante sich viele Kleinstlebewesen entwi-
Nahrung, in die Lebensräume rund um die Pole.
                                                      ckeln. Einige Walarten, wie die Narwale (Mono-
Für die Kältespezialisten wird es immer schwieri-
                                                      don monoceros) benötigen die Eisdecke eventuell
ger geeignete Lebensräume zu finden, da ihre
                                                      auch zum Schutz vor ihren Feinden, den Orcas
Ausbreitung in kühlere Gebiete durch die Polkap-
                                                      (Orcinus orca).
pen begrenzt ist.

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Auch Grönlandwale (Balaena mysticetus) sind gut       Trend nicht überall einheitlich. In einigen Fällen
an eisige Lebensräume angepasst, leben aber           ändern sich die Anzahl, das zeitliche Auftreten
hauptsächlich dort, wo die Eisbedeckung nur ge-       und die örtliche Verteilung der Polynyas mit teils
ring ist. Ein Rückgang in der Eisbedeckung durch      verheerenden Auswirkungen auf die von ihnen
den Klimawandel könnte die Nahrungsgebiete der        abhängigen Meeressäuger.
Grönlandwale vergrößern, aber sie für Belugas
                                                      In der Baffin Bucht, einem nördlichen Randmeer
verkleinern. Trotzdem ist es unsicher, ob der
                                                      des Atlantischen Ozeans zwischen Kanada und
Grönlandwal im Stande sein wird, sich an eisfreie
                                                      Grönland, in das viele Narwale jedes Jahr zur
Gewässer anzupassen und ob er sich an höhere
                                                      Überwinterung zurückkehren, hat sich die Meer-
Wassertemperaturen anpassen kann.
                                                      eisfläche von 1950 bis 2000 sogar vergrößert, was
Die Erwärmung der Arktis mit weniger Eis und          zu einer Abnahme der freien Wasserflächen ge-
mehr offenen Wasserflächen ermöglicht es auch         führt hat. Die geringere Anzahl solcher Atemlö-
Arten aus wärmeren Gewässern ihr Verbreitungs-        cher führt zu dramatischen Situationen, wenn
gebiet Richtung Norden in die Polregion auszu-        mehrere hundert Wale zum Luftholen nur ein
weiten. Die Folgen sind veränderte Nahrungsge-        kleines Loch im Eis zur Verfügung haben. Die
füge und neue Konkurrenzbeziehungen zwischen          Tiere sind in der sogenannten „Eisfalle“ gefangen,
Arten in der Arktis. Aber nicht immer werden die      was den sicheren Tod für viele von ihnen bedeu-
Walarten, die aufgrund veränderter Umweltbedin-       tet. In entlegenen Hochseegbieten werden solche
gungen ihren ursprünglichen Lebensraum verlas-        „Eisfallen“ und ihre unzähligen Opfer oft gar nicht
sen bei ihrer nordwärts Wanderung geeignete Le-       bemerkt und es wird oft unterschätzt wie viele
bensräume und Nahrungsressourcen finden.              Wale auf diese Art jedes Jahr verenden.
                                                      In den letzten Jahren hat sich der Trend in der
Narwale – gefangen unter dem Eis?
                                                      Baffin Bucht jedoch umgedreht und die Ausdeh-
                                                      nung der Eisbedeckung wurde kontinuierlich klei-
Obwohl der Klimawandel primär einen Trend zur
                                                      ner. Diese sich immer schneller wechselnden Be-
globalen Erwärmung zeigt, verläuft diese nicht
                                                      dingungen stellen noch härtere, unberechenbarere
weltweit gleichförmig. Es gibt auch Veränderun-
                                                      Anforderungen an die Bewohner einer von vorn-
gen, die uns Menschen eventuell unlogisch er-
                                                      herein rauen arktischen Umwelt.
scheinen. Ein Beispiel betrifft die Polynyas –
dauerhaft eisfreie Gebiete in der ansonsten ge-
                                                      Weniger Eis – mehr Störung
schlossenen Eisfläche. Sie werden verursacht
durch gleichmäßige physikalische Bedingungen,
                                                      Durch den Rückgang des Eises, ergeben sich für
wie aufsteigende Meeresströmungen und andau-
                                                      den Menschen neue Möglichkeiten zur Nutzung
ernde Winde. Polynyas sind von außerordentlicher
                                                      bisher unzugänglicher Regionen.
Bedeutung für viele arktische Arten einschließlich
einiger Wale wie den Belugawalen, Narwalen und        Die Nordwestpassage verbindet den Atlantik mit
Grönlandwalen. In den Polynyas können die Mee-        dem Pazifik über Kanadas Nordpolarmeer. Die
ressäuger an die Oberfläche kommen, um zu at-         Lancaster Sound Region im östlichen Teil der
men und oft finden sie dort auch ein reichhaltiges    Passage ist ein wichtiger Sommerlebensraum und
Nahrungsangebot. Auch wenn durch die globale          ein Wanderkorridor für Belugas und Narwale.
Erwärmung die Eisbedeckung der arktischen Ge-         Diese Region und ein Teil der nördlichen Baffin
wässer bereits merklich geschrumpft ist, ist dieser   Bucht zählen zu den Regionen mit der größten

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Vielfalt an Meeressäugern und -vögeln in der ka-       Region haben, besonders wenn man die Wechsel-
nadischen Arktis.                                      wirkungen zwischen diesen menschlichen Aktivi-
Eine geringere Eisbedeckung macht die Nor-             täten und den durch den Klimawandel bedingten
westpassage leichter und länger befahrbar, beson-      Veränderungen im Ökosystem berücksichtigt.
ders im Sommerhalbjahr führt das zu einem stär-
keren und länger andauernden Schiffsverkehr.           Indigene Völker im Polargebiet
Verstärkte chemische und akustische Verschmut-
zung sind zu befürchten und auch das Risiko von         „Als ich jünger war, war es monatelang kälter als
Zusammenstößen zwischen Walen und Schiffen             heute. Das heutige Wetter ist völlig unberechen-
steigt. Eine Untersuchung von 292 Kollisionen          bar; Es kommt und geht wann es will. Sogar das
zwischen Großwalen und Schiffen weltweit ergab,        Auslegen von Fallen ist heute unvorhersagbar.“
dass 68 Prozent für die Wale tödlich ausgingen         Hudson Sam, Dorfältester, Huslia, Alaska
und in 16 Prozent der Fälle die Wale Verletzungen
erlitten. In den meisten Fällen ist über das weitere   Der Fortbestand traditioneller Lebensweisen vieler
Schicksal der verletzten Verkehrsopfer nichts          arktischer Stämme ist untrennbar verbunden mit
bekannt.                                               den arktischen Wildtieren, deren Verbreitung und
                                                       Häufigkeit ebenso untrennbar mit dem arktischen
Kommerzielle Fischfangflotten werden den nord-         Klima verbunden ist. Es wird beispielsweise ver-
wärts wandernden Fischbeständen ebenfalls nach         mutet, dass der Untergang der Thule-Kultur vor
Norden folgen. Die größeren eisfreien Flächen          500 Jahren mit dem klimatisch bedingten Ausblei-
erlauben zudem die Ausbeutung bisher ungenutz-         ben der Grönlandwale am Rande des Kanadischen
ter Öl-, und Gasressourcen in bislang unberührten      Beckens zusammenhing.
Gebieten. All diese industriellen Aktivitäten wer-
den zu einer steigenden Lärmbelastung durch             „…du weißt das passiert alles wegen uns Men-
Schiffsverkehr, Bohrungen und seismischen Er-          schen, darum müssen wir der ganzen Welt erzäh-
kundungen sowie zu einem höheren Risiko für            len was hier passiert!“ George Attla Jr., Huslia,
Ölkatastrophen.                                        Alska
Nähert sich ein Eisbrecher auf 35 bis 50 Kilometer
flüchten Belugawale. Narwale reagieren nicht           Auch die Menschen in der Arktis sind von den
ganz so stark auf den Lärm eines Eisbrechers,          wachsenden und gravierenden Auswirkungen des
doch auch sie beenden, bei sich nähernden Schif-       Klimawandels auf ihre Umwelt betroffen. Eine
fen ihre Kommunikation. Grönlandwale sind ver-         besonders beunruhigende Studie, basierend auf
mutlich die sensibelsten unter den großen Walar-       traditionellem Wissen und Erfahrungen von 78
ten mit Fluchtdistanzen von über 30 Kilometern         Inuit- und Cree-Jägern und Ältesten von 28 ver-
gegenüber seismischem und Schiffslärm. Sie             schiedenen Stämmen, hat bedeutende Verände-
könnten durch den zunehmenden Lärm aus ihren           rungen des Wetters, der Atmosphäre und der
Nahrungsgründen vertrieben werden. Grönland-           Meereisbedeckung sowie auch der Verteilung,
wale und auch ihre Verwandten, die Atlantischen        Häufigkeit und körperlichen Verfassung von
Nordkaper (Eubalaena glacialis) werden daher           Wildtieren wie Eisbären, Fischen, Walrössern,
angesichts steigender Fischereiaktivitäten beson-      Elchen und Karibus identifiziert. Die Jäger und
ders negativ beeinflusst                               Ältesten haben eine dramatische Abnahme der
                                                       Belugawale festgestellt, auch wenn der Klima-
Die Öffnung der Nord-West-Passage wird starke
                                                       wandel dafür nicht die einzige Ursache sein muss.
negative Auswirkungen auf alle Walarten in dieser

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Hintergrundinformation
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Außerdem berichten sie über bedeutende Verände-            Schlussfolgerungen und Empfeh-
rungen in Verteilung, Größe und Dauer von Poly-                        lungen
nyas in der Hudson Bay. Wie bereits erwähnt,
spielen diese Gebiete eine wichtige Rolle für das       Der Klimawandel hat weitreichende Auswirkun-
Überleben verschiedener Walarten in arktischen          gen auf Wale, das gesamte Meeresökosystem und
Regionen.                                               die Menschen, die davon abhängig sind. Generell
                                                        gibt es zwei Herangehensweisen um die Bedro-
    Weitere Auswirkungen des Klima-                     hungen der Wale durch den Klimawandel zu be-
            wandels auf Wale                            kämpfen:
                                                        1) Reduktion der Emissionen
•    Klimaveränderungen scheinen Auswirkungen           2) Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Arten
     auf den Reproduktionserfolg von Walen zu               und Ökosystemen.
     haben. Bei weiblichen Pottwalen (Physeter          Oberste Priorität muss auch in Zukunft die Reduk-
     macrocephalus) konnte man nach Perioden            tion des Ausstoßes von Treibhausgasen haben, um
     mit ungewöhnlich warmer Wasseroberflächen-         sicher zu stellen, dass die globale Durchschnitts-
     temperatur einen Rückgang des Reprodukti-          temperatur nicht mehr als zwei Grad über vorin-
     onserfolges feststellen.                           dustrielle Werte ansteigt. Sollten die Emissionen
•    Die Reproduktion vieler Arten steht in zeitli-     nicht rasch und effektiv reduziert werden, ist auch
     chem Zusammenhang mit der größten Nah-             der Erfolg aller anderen Maßnahmen äußerst be-
     rungsdichte. Arten, die lange Wanderungen          grenzt.
     zwischen Nahrungs- und Reproduktionsgrün-          Trotz allem ist der Klimawandel bereits im Gange
     den zurücklegen, wie das Wale tun, sind des-       und er wird auch unter Annahme der optimis-
     halb besonders anfällig gegenüber Verände-         tischsten Emissionsreduktion weitergehen. Des-
     rungen der Umweltbedingungen, die die zeitli-      halb ist es von besonderer Wichtigkeit, dass Über-
     che und mengenmäßige Verteilung ihrer Nah-         legungen zum Klimawandel bei allen Schutzbe-
     rung beeinflussen.                                 mühungen für Wale berücksichtigt werden und die
•    Begünstigt durch den Klimawandel beschleu-         Widerstandsfähigkeit von Arten und Ökosystemen
     nigt sich die Entwicklung und Übertragung          erhöht wird. Die drei wichtigsten Wege dies zu
     von Krankheitserregern. Ungewohnt höhere           erreichen sind:
     Temperaturen, stressen den Organismus und          1) Schutz geeigneter und ausreichend großer
     erhöhen dessen Anfälligkeit für Krankheiten.           Gebiete: Dies sollte vor allem der Schutz von
     Außerdem wird vermutet, dass eine höhere               Wallebensräumen umfassen, die für die Auf-
     Wassertemperatur die Verbreitung von Krank-            zucht von Jungen oder die Nahrungsaufnahme
     heitserregern und toxischen Algenblüten för-           bedeutend sind. Auch Gebiete, die weniger an-
     dert.                                                  fällig gegenüber klimatischen Veränderungen
•    Wenn Wale auf den Klimawandel mit einer                sind, müssen als Rückzugsgebiete geschützt
     Verschiebung ihres Verbreitungsgebiets rea-            werden. Bei der Konzeption von Schutzgebie-
     gieren, verlassen sie damit auch die für sie an-       ten, Zonierungen und anderen Schutzbemü-
     gelegten Schutzgebiete. Dies betrifft beson-           hungen muss eine vorwärtsgerichtete Planung
     ders kleinere Schutzgebiete, die beispielsweise        erfolgen, da die Auswirkungen des Klima-
     speziell zur Jungenaufzucht eingerichtet wur-          wandels auf die Gebiete berücksichtigt werden
     den.                                                   müssen.

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2) Begrenzung aller nicht vom Klimawandel                   des Klimawandels auf Wale und deren Öko-
   ausgehenden Bedrohungen: Das marine Öko-                 systeme zu überwachen,
   system und insbesondere Wale sind einer Viel-
   zahl von Bedrohungen ausgesetzt, die vom            Am wichtigsten ist, dass alle Regierungen der
   Klimawandel noch verstärkt werden. Da diese         Welt jetzt handeln, um das Ausmaß des Kli-
   klimaunabhängigen Bedrohungsfaktoren meist          mawandels in Grenzen zu halten.
   lokal und leichter zu kontrollieren sind, als der
   weltweite Klimawandel, muss ihre Reduzie-                    Alle Regierungen müssen:
   rung verstärkt angegangen werden.
3) Angepasstes Management: Die exakten Aus-            •    die Notwendigkeit anerkennen den Anstieg der
   wirkungen des Klimawandels auf Wale sind                 globalen Durchschnittstemperatur deutlich un-
   zwar nicht zu leugnen, aber im Detail schwer             ter zwei Grad im Vergleich zu vorindustriellen
   vorhersagbar. Daher ist ein flexibles Schutz-            Werten zu begrenzen.
   Management in Kombination mit intensiver            •    gemeinsam daran arbeiten den Ausstoß von
   Überwachung unabdingbar.                                 Treibhausgasen bis 2050 um mindestens 50%
                                                            zu senken.
    Forderungen an die Internationale                  •    dieses Jahr in Bali formal die Verhandlungen
      Walfang Kommission (IWC):                             über ein Nachfolge-Abkommen zum Kyoto-
                                                            Protokoll für die Zeit nach 2009 aufnehmen.
•    Der Wissenschaftsausschuss der IWC soll           •    sich dringend einigen, stärkere Emissionsre-
     einen Workshop über die Auswirkungen des               duktionen in den Industrienationen vorzuneh-
     Klimawandels auf Wale durchführen, um wei-             men. Die EU setzte bereits den ersten Schritt
     tere Untersuchungen zum Thema zu fördern.              und verpflichtete sich, ihre Kohlendioxidemis-
     Die Resultate sollen in die Erstellung von             sionen bis 2020 um 30% gegenüber den Emis-
     Schutz-, und Managementplänen, sowie in ein            sionen von 1990 zu senken
     ausreichendes Monitoringsystem einfließen
•    Die IWC muss ihre Anstrengungen verstärken,       Weitere Informationen
     klimaunabhängige Bedrohungen auf Wale wie
                                                       •    Elliot W., Simmonds M. (2007): “Whales in Hot Water?
     Beifang, Verschmutzung der Meere, Ausbeu-              The Impact of a Changing Climate on Whales, Dolphins
     tung von Rohstofflagerstätten, Überfischung            and Porpoises: A Call for Action, WWF-International,
     und Störungen durch Schiffsverkehr zu redu-            Gland Switzerland / WDCS, Cippenham, UK =>
                                                            Download unter: www.panda.org/species           und
     zieren.                                                www.wdcs.org.

    Forderungen an die Mitgliedsstaa-                  WWF Fachbereich Biodiversität, Artenschutz und
             ten der IWC:                              TRAFFIC; Tel: 069 79144 -180, -183, -212 Fax:
                                                       069 617221

•    Die IWC-Mitgliedsstaaten müssen die IWC           www.wwf.de oder www.traffic.org
     ausreichend unterstützen damit der Wissen-        Über eine Spende würden wir uns freuen!
     schafts- und der Walschutzausschuss die oben      Frankfurter Sparkasse
     genannten Aufgaben erfüllen können.               Konto: 222 000
•    Die Mitgliedsstaaten sollen nationale For-        BLZ: 500 502 01
     schungsgelder erhöhen, um die Auswirkungen        Stichwort: ARTENSCHUTZ

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