Whales in Hot Water? Hintergrundinformation - WWF Deutschland
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WWF Deutschland Tel.: 0 69/7 91 44-0 Rebstöcker Straße 55 Durchwahl -180, -183 60326 Frankfurt a. M. -212 Fax: 069/617221 Info@wwf.de www.wwf.de www.traffic.org Hintergrundinformation Mai 2007 Whales in Hot Water? Die Auswirkungen des Klimawandels auf Wale, Delfine und Tümmler Auszüge aus der Studie von WWF und WDCS, Mai 2007 Mittlerweile herrscht unter allen namhaften Wis- ger direkt mit Veränderungen in ihrem Verbrei- senschaftern Einstimmigkeit – der Klimawandel tungsgebiet. Einige Arten verlassen ihr ursprüngli- findet statt und menschliche Aktivitäten sind eine ches Verbreitungsgebiet und weichen in andere Ursache dafür! Gebiete aus. Aber nicht alle Walarten können sich Als Folge steigen bereits die Temperaturen, so den veränderten Bedingungen in ihrem Lebens- schmelzen Gletscher, steigen Meeresspiegel und raum entziehen. So ist zum Beispiel der nördliche das Auftreten und die Intensität von Sturmereig- Indische Ozean durch Landmassen begrenzt, was nissen und Dürren hat zugenommen. Die Auswir- das Ausweichen der Arten in nördliche, kühlere kungen des Klimawandels auf die Meere sind Regionen verhindert. Auch die in ihrem Lebens- nicht genau vorhersagbar, aber es wird zu Verän- raum beschränkten Flussdelfine z.B. der Ganges- derungen der Wassertemperatur, des Meeresspie- delfin (Platanista gangetica) und der Amazonas- gels, der Meereisbedeckung, des Salz- und Säure- delfin (Inia geoffrensis) sind durch den Klima- gehaltes des Meerwassers, der Niederschlagsver- wandel bedroht. Bei einigen Walarten vergrößert teilung, der Windgeschwindigkeiten und des Wel- sich das Verbreitungsgebiet, wie dem vor der Küs- lengangs kommen. Die exakten Auswirkungen te Schottlands heimischen Gemeinen Delfin dieser Veränderungen auf das Leben der Wale (Delphinus delphis), eine Warmwasserart. Wäh- sind nur schwer vorauszusagen, handelt es sich rend die Verbreitung des Weißschnauzendelfins doch um Arten, über deren Status und Lebenswei- (Lagenorhynchus albirostris), einer Kaltwasserart se noch sehr wenig bekannt ist. Heute sind 67 im Nordwesten Europas, immer mehr abnimmt Walarten auf der „Roten Liste“ der Weltnatur- und in letzter Zeit immer weniger Sichtungen von schutzunion IUCN als gefährdete Tierarten ge- der Art gemeldet werden. listet, 60% von diesen gefährdeten Walarten sind Der Klimawandel wird aber auch indirekte Aus- als „data deficient“ (ungenügende Datenlage) wirkungen auf die Wale haben; wie eine verstärkte ausgewiesen. Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Umwelt- „Seit 1961 zeigen Beobachtungen, dass sich die verschmutzungen. Auch Veränderungen in der Durchschnittstemperatur der Weltmeere bis in Häufigkeit und Verteilung der Nahrungsressour- eine Tiefe von 3.000 Metern erhöht hat und die cen, werden vor allem Walarten beeinträchtigen, Ozeane mehr als 80% der unserem Klimasystem die auf bestimmte Nahrung spezialisiert sind. zusätzlich hinzugefügten Wärme aufnehmen.“ Durch die veränderten Umweltbedingungen än- IPCC dern auch die Beutetiere (Fischschwärme, Krill, Tintenfische) der Wale ihr Verhalten. Das Überle- Auf einige Klimaveränderungen, wie zum Beispiel ben der oft hoch spezialisierten Walarten hängt den Temperaturanstieg reagieren die Meeressäu- Der WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz). TRAFFIC ist das gemeinsame Programm von WWF und IUCN zur Kontrolle des Handels mit wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.
Hintergrundinformation Mai 2007 · Whales in Hot Water? davon ab, ob sie in der Lage sind, sich an die neue „Die Polarregionen zählen zu den Regionen zeitliche und räumliche Verteilung ihrer Nahrung weltweit, in denen die schnellsten und heftigsten anzupassen und diese aufzuspüren. Auswirkungen des Klimawandels mit gravieren- den physikalischen, ökologischen, sozialen und Wale sind jetzt schon zahlreichen Bedrohungen ökonomischen Folgen, besonders in der Arktis, neben dem Klimawandel ausgesetzt, durch die Antarktis und in den Ozeanen der Südhalbkugel zu Verschmutzung der Meere, chemische Abfälle und erwarten sind.“ IPCC Lärm, industrielle Fischerei, Zusammenstöße mit Schiffen, militärische Aktivitäten, Veränderungen ihrer Nahrungssituation durch die Einführung Die arktische Umwelt fremder Arten und durch die Netze der Fischerei- flotten in denen sie oft ungewollt als Beifang ver- In den letzten 100 Jahren ist die Durchschnitts- enden. Man schätzt, dass jährlich allein der Bei- temperatur in der Arktis doppelt so schnell ange- fang der industriellen Fischerei für den Tod von stiegen wie im weltweiten Durchschnitt. Als Folge etwa 300.000 Walen, Delfinen und Tümmlern hat die Meereisbedeckung in der Arktis seit den verantwortlich ist – das sind fast 1.000 tote Wale 1970ern bereits um 14 Prozent abgenommen. Im jeden Tag. März 2006 wurde die geringste, jemals gemessene Meereisbedeckung festgestellt. Sie war etwa um Die vom Klimawandel hervorgerufenen Verände- 300.000 Quadratkilometer.(eine Fläche so groß rungen verstärken und verschlimmern diese Ge- wie Italien) kleiner als im Jahr zuvor. Simulatio- fahren noch, da sie die Widerstandsfähigkeit und nen zeigen, dass sich der Rückgang des Meereises Anpassungsmöglichkeiten der Walarten herabset- derartig beschleunigen könnte, dass das arktische zen. Es wird unmöglich sein, alle negativen Aus- Becken im Sommer 2040 bereits weitgehend eis- wirkungen des Klimawandels abzufedern, deshalb frei sein wird. müssen verstärkte Anstrengungen unternommen werden, um alle anderen vom Menschen verur- Was bedeutet das für die Wale, die auf die arkti- sachten Bedrohungen zu reduzieren. sche Umwelt angewiesen sind? Verlust des Eises – Verlust des Lebensraumes Die Pole – hier wirkt sich der Kli- mawandel als erstes und am Aufgrund der durch die Klimaerwärmung steigen- stärksten aus! den Temperaturen könnten die nördlichen Meere produktiver werden, was reichere Nahrungsgründe An den Polen der Erde nehmen die Auswirkungen und einen Vorteil für einige Walarten zur Folge des Klimawandels schon heute teilweise dramati- hätte. Andere Walarten, die das ganze Jahr in der sche Ausmaße an. Mit steigenden Temperaturen Arktis leben, wie zum Beispiel Belugawale gehen spezialisierte „Polararten“ verloren und (Delphinapterus leucas), sind bei der Nahrungssu- immer mehr wärmeliebende Arten zieht es, auf der che hingegen von der unterschiedlichen Ausdeh- Suche nach ihrem bevorzugten Temperaturbereich nung der produktiven Meer–Eis–Grenze abhängig, oder auf Grund der veränderten Verbreitung ihrer an deren Kante sich viele Kleinstlebewesen entwi- Nahrung, in die Lebensräume rund um die Pole. ckeln. Einige Walarten, wie die Narwale (Mono- Für die Kältespezialisten wird es immer schwieri- don monoceros) benötigen die Eisdecke eventuell ger geeignete Lebensräume zu finden, da ihre auch zum Schutz vor ihren Feinden, den Orcas Ausbreitung in kühlere Gebiete durch die Polkap- (Orcinus orca). pen begrenzt ist. 2
Hintergrundinformation Mai 2007 · Whales in Hot Water? Auch Grönlandwale (Balaena mysticetus) sind gut Trend nicht überall einheitlich. In einigen Fällen an eisige Lebensräume angepasst, leben aber ändern sich die Anzahl, das zeitliche Auftreten hauptsächlich dort, wo die Eisbedeckung nur ge- und die örtliche Verteilung der Polynyas mit teils ring ist. Ein Rückgang in der Eisbedeckung durch verheerenden Auswirkungen auf die von ihnen den Klimawandel könnte die Nahrungsgebiete der abhängigen Meeressäuger. Grönlandwale vergrößern, aber sie für Belugas In der Baffin Bucht, einem nördlichen Randmeer verkleinern. Trotzdem ist es unsicher, ob der des Atlantischen Ozeans zwischen Kanada und Grönlandwal im Stande sein wird, sich an eisfreie Grönland, in das viele Narwale jedes Jahr zur Gewässer anzupassen und ob er sich an höhere Überwinterung zurückkehren, hat sich die Meer- Wassertemperaturen anpassen kann. eisfläche von 1950 bis 2000 sogar vergrößert, was Die Erwärmung der Arktis mit weniger Eis und zu einer Abnahme der freien Wasserflächen ge- mehr offenen Wasserflächen ermöglicht es auch führt hat. Die geringere Anzahl solcher Atemlö- Arten aus wärmeren Gewässern ihr Verbreitungs- cher führt zu dramatischen Situationen, wenn gebiet Richtung Norden in die Polregion auszu- mehrere hundert Wale zum Luftholen nur ein weiten. Die Folgen sind veränderte Nahrungsge- kleines Loch im Eis zur Verfügung haben. Die füge und neue Konkurrenzbeziehungen zwischen Tiere sind in der sogenannten „Eisfalle“ gefangen, Arten in der Arktis. Aber nicht immer werden die was den sicheren Tod für viele von ihnen bedeu- Walarten, die aufgrund veränderter Umweltbedin- tet. In entlegenen Hochseegbieten werden solche gungen ihren ursprünglichen Lebensraum verlas- „Eisfallen“ und ihre unzähligen Opfer oft gar nicht sen bei ihrer nordwärts Wanderung geeignete Le- bemerkt und es wird oft unterschätzt wie viele bensräume und Nahrungsressourcen finden. Wale auf diese Art jedes Jahr verenden. In den letzten Jahren hat sich der Trend in der Narwale – gefangen unter dem Eis? Baffin Bucht jedoch umgedreht und die Ausdeh- nung der Eisbedeckung wurde kontinuierlich klei- Obwohl der Klimawandel primär einen Trend zur ner. Diese sich immer schneller wechselnden Be- globalen Erwärmung zeigt, verläuft diese nicht dingungen stellen noch härtere, unberechenbarere weltweit gleichförmig. Es gibt auch Veränderun- Anforderungen an die Bewohner einer von vorn- gen, die uns Menschen eventuell unlogisch er- herein rauen arktischen Umwelt. scheinen. Ein Beispiel betrifft die Polynyas – dauerhaft eisfreie Gebiete in der ansonsten ge- Weniger Eis – mehr Störung schlossenen Eisfläche. Sie werden verursacht durch gleichmäßige physikalische Bedingungen, Durch den Rückgang des Eises, ergeben sich für wie aufsteigende Meeresströmungen und andau- den Menschen neue Möglichkeiten zur Nutzung ernde Winde. Polynyas sind von außerordentlicher bisher unzugänglicher Regionen. Bedeutung für viele arktische Arten einschließlich einiger Wale wie den Belugawalen, Narwalen und Die Nordwestpassage verbindet den Atlantik mit Grönlandwalen. In den Polynyas können die Mee- dem Pazifik über Kanadas Nordpolarmeer. Die ressäuger an die Oberfläche kommen, um zu at- Lancaster Sound Region im östlichen Teil der men und oft finden sie dort auch ein reichhaltiges Passage ist ein wichtiger Sommerlebensraum und Nahrungsangebot. Auch wenn durch die globale ein Wanderkorridor für Belugas und Narwale. Erwärmung die Eisbedeckung der arktischen Ge- Diese Region und ein Teil der nördlichen Baffin wässer bereits merklich geschrumpft ist, ist dieser Bucht zählen zu den Regionen mit der größten 3
Hintergrundinformation Mai 2007 · Whales in Hot Water? Vielfalt an Meeressäugern und -vögeln in der ka- Region haben, besonders wenn man die Wechsel- nadischen Arktis. wirkungen zwischen diesen menschlichen Aktivi- Eine geringere Eisbedeckung macht die Nor- täten und den durch den Klimawandel bedingten westpassage leichter und länger befahrbar, beson- Veränderungen im Ökosystem berücksichtigt. ders im Sommerhalbjahr führt das zu einem stär- keren und länger andauernden Schiffsverkehr. Indigene Völker im Polargebiet Verstärkte chemische und akustische Verschmut- zung sind zu befürchten und auch das Risiko von „Als ich jünger war, war es monatelang kälter als Zusammenstößen zwischen Walen und Schiffen heute. Das heutige Wetter ist völlig unberechen- steigt. Eine Untersuchung von 292 Kollisionen bar; Es kommt und geht wann es will. Sogar das zwischen Großwalen und Schiffen weltweit ergab, Auslegen von Fallen ist heute unvorhersagbar.“ dass 68 Prozent für die Wale tödlich ausgingen Hudson Sam, Dorfältester, Huslia, Alaska und in 16 Prozent der Fälle die Wale Verletzungen erlitten. In den meisten Fällen ist über das weitere Der Fortbestand traditioneller Lebensweisen vieler Schicksal der verletzten Verkehrsopfer nichts arktischer Stämme ist untrennbar verbunden mit bekannt. den arktischen Wildtieren, deren Verbreitung und Häufigkeit ebenso untrennbar mit dem arktischen Kommerzielle Fischfangflotten werden den nord- Klima verbunden ist. Es wird beispielsweise ver- wärts wandernden Fischbeständen ebenfalls nach mutet, dass der Untergang der Thule-Kultur vor Norden folgen. Die größeren eisfreien Flächen 500 Jahren mit dem klimatisch bedingten Ausblei- erlauben zudem die Ausbeutung bisher ungenutz- ben der Grönlandwale am Rande des Kanadischen ter Öl-, und Gasressourcen in bislang unberührten Beckens zusammenhing. Gebieten. All diese industriellen Aktivitäten wer- den zu einer steigenden Lärmbelastung durch „…du weißt das passiert alles wegen uns Men- Schiffsverkehr, Bohrungen und seismischen Er- schen, darum müssen wir der ganzen Welt erzäh- kundungen sowie zu einem höheren Risiko für len was hier passiert!“ George Attla Jr., Huslia, Ölkatastrophen. Alska Nähert sich ein Eisbrecher auf 35 bis 50 Kilometer flüchten Belugawale. Narwale reagieren nicht Auch die Menschen in der Arktis sind von den ganz so stark auf den Lärm eines Eisbrechers, wachsenden und gravierenden Auswirkungen des doch auch sie beenden, bei sich nähernden Schif- Klimawandels auf ihre Umwelt betroffen. Eine fen ihre Kommunikation. Grönlandwale sind ver- besonders beunruhigende Studie, basierend auf mutlich die sensibelsten unter den großen Walar- traditionellem Wissen und Erfahrungen von 78 ten mit Fluchtdistanzen von über 30 Kilometern Inuit- und Cree-Jägern und Ältesten von 28 ver- gegenüber seismischem und Schiffslärm. Sie schiedenen Stämmen, hat bedeutende Verände- könnten durch den zunehmenden Lärm aus ihren rungen des Wetters, der Atmosphäre und der Nahrungsgründen vertrieben werden. Grönland- Meereisbedeckung sowie auch der Verteilung, wale und auch ihre Verwandten, die Atlantischen Häufigkeit und körperlichen Verfassung von Nordkaper (Eubalaena glacialis) werden daher Wildtieren wie Eisbären, Fischen, Walrössern, angesichts steigender Fischereiaktivitäten beson- Elchen und Karibus identifiziert. Die Jäger und ders negativ beeinflusst Ältesten haben eine dramatische Abnahme der Belugawale festgestellt, auch wenn der Klima- Die Öffnung der Nord-West-Passage wird starke wandel dafür nicht die einzige Ursache sein muss. negative Auswirkungen auf alle Walarten in dieser 4
Hintergrundinformation Mai 2007 · Whales in Hot Water? Außerdem berichten sie über bedeutende Verände- Schlussfolgerungen und Empfeh- rungen in Verteilung, Größe und Dauer von Poly- lungen nyas in der Hudson Bay. Wie bereits erwähnt, spielen diese Gebiete eine wichtige Rolle für das Der Klimawandel hat weitreichende Auswirkun- Überleben verschiedener Walarten in arktischen gen auf Wale, das gesamte Meeresökosystem und Regionen. die Menschen, die davon abhängig sind. Generell gibt es zwei Herangehensweisen um die Bedro- Weitere Auswirkungen des Klima- hungen der Wale durch den Klimawandel zu be- wandels auf Wale kämpfen: 1) Reduktion der Emissionen • Klimaveränderungen scheinen Auswirkungen 2) Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Arten auf den Reproduktionserfolg von Walen zu und Ökosystemen. haben. Bei weiblichen Pottwalen (Physeter Oberste Priorität muss auch in Zukunft die Reduk- macrocephalus) konnte man nach Perioden tion des Ausstoßes von Treibhausgasen haben, um mit ungewöhnlich warmer Wasseroberflächen- sicher zu stellen, dass die globale Durchschnitts- temperatur einen Rückgang des Reprodukti- temperatur nicht mehr als zwei Grad über vorin- onserfolges feststellen. dustrielle Werte ansteigt. Sollten die Emissionen • Die Reproduktion vieler Arten steht in zeitli- nicht rasch und effektiv reduziert werden, ist auch chem Zusammenhang mit der größten Nah- der Erfolg aller anderen Maßnahmen äußerst be- rungsdichte. Arten, die lange Wanderungen grenzt. zwischen Nahrungs- und Reproduktionsgrün- Trotz allem ist der Klimawandel bereits im Gange den zurücklegen, wie das Wale tun, sind des- und er wird auch unter Annahme der optimis- halb besonders anfällig gegenüber Verände- tischsten Emissionsreduktion weitergehen. Des- rungen der Umweltbedingungen, die die zeitli- halb ist es von besonderer Wichtigkeit, dass Über- che und mengenmäßige Verteilung ihrer Nah- legungen zum Klimawandel bei allen Schutzbe- rung beeinflussen. mühungen für Wale berücksichtigt werden und die • Begünstigt durch den Klimawandel beschleu- Widerstandsfähigkeit von Arten und Ökosystemen nigt sich die Entwicklung und Übertragung erhöht wird. Die drei wichtigsten Wege dies zu von Krankheitserregern. Ungewohnt höhere erreichen sind: Temperaturen, stressen den Organismus und 1) Schutz geeigneter und ausreichend großer erhöhen dessen Anfälligkeit für Krankheiten. Gebiete: Dies sollte vor allem der Schutz von Außerdem wird vermutet, dass eine höhere Wallebensräumen umfassen, die für die Auf- Wassertemperatur die Verbreitung von Krank- zucht von Jungen oder die Nahrungsaufnahme heitserregern und toxischen Algenblüten för- bedeutend sind. Auch Gebiete, die weniger an- dert. fällig gegenüber klimatischen Veränderungen • Wenn Wale auf den Klimawandel mit einer sind, müssen als Rückzugsgebiete geschützt Verschiebung ihres Verbreitungsgebiets rea- werden. Bei der Konzeption von Schutzgebie- gieren, verlassen sie damit auch die für sie an- ten, Zonierungen und anderen Schutzbemü- gelegten Schutzgebiete. Dies betrifft beson- hungen muss eine vorwärtsgerichtete Planung ders kleinere Schutzgebiete, die beispielsweise erfolgen, da die Auswirkungen des Klima- speziell zur Jungenaufzucht eingerichtet wur- wandels auf die Gebiete berücksichtigt werden den. müssen. 5
Hintergrundinformation Mai 2007 · Whales in Hot Water? 2) Begrenzung aller nicht vom Klimawandel des Klimawandels auf Wale und deren Öko- ausgehenden Bedrohungen: Das marine Öko- systeme zu überwachen, system und insbesondere Wale sind einer Viel- zahl von Bedrohungen ausgesetzt, die vom Am wichtigsten ist, dass alle Regierungen der Klimawandel noch verstärkt werden. Da diese Welt jetzt handeln, um das Ausmaß des Kli- klimaunabhängigen Bedrohungsfaktoren meist mawandels in Grenzen zu halten. lokal und leichter zu kontrollieren sind, als der weltweite Klimawandel, muss ihre Reduzie- Alle Regierungen müssen: rung verstärkt angegangen werden. 3) Angepasstes Management: Die exakten Aus- • die Notwendigkeit anerkennen den Anstieg der wirkungen des Klimawandels auf Wale sind globalen Durchschnittstemperatur deutlich un- zwar nicht zu leugnen, aber im Detail schwer ter zwei Grad im Vergleich zu vorindustriellen vorhersagbar. Daher ist ein flexibles Schutz- Werten zu begrenzen. Management in Kombination mit intensiver • gemeinsam daran arbeiten den Ausstoß von Überwachung unabdingbar. Treibhausgasen bis 2050 um mindestens 50% zu senken. Forderungen an die Internationale • dieses Jahr in Bali formal die Verhandlungen Walfang Kommission (IWC): über ein Nachfolge-Abkommen zum Kyoto- Protokoll für die Zeit nach 2009 aufnehmen. • Der Wissenschaftsausschuss der IWC soll • sich dringend einigen, stärkere Emissionsre- einen Workshop über die Auswirkungen des duktionen in den Industrienationen vorzuneh- Klimawandels auf Wale durchführen, um wei- men. Die EU setzte bereits den ersten Schritt tere Untersuchungen zum Thema zu fördern. und verpflichtete sich, ihre Kohlendioxidemis- Die Resultate sollen in die Erstellung von sionen bis 2020 um 30% gegenüber den Emis- Schutz-, und Managementplänen, sowie in ein sionen von 1990 zu senken ausreichendes Monitoringsystem einfließen • Die IWC muss ihre Anstrengungen verstärken, Weitere Informationen klimaunabhängige Bedrohungen auf Wale wie • Elliot W., Simmonds M. (2007): “Whales in Hot Water? Beifang, Verschmutzung der Meere, Ausbeu- The Impact of a Changing Climate on Whales, Dolphins tung von Rohstofflagerstätten, Überfischung and Porpoises: A Call for Action, WWF-International, und Störungen durch Schiffsverkehr zu redu- Gland Switzerland / WDCS, Cippenham, UK => Download unter: www.panda.org/species und zieren. www.wdcs.org. Forderungen an die Mitgliedsstaa- WWF Fachbereich Biodiversität, Artenschutz und ten der IWC: TRAFFIC; Tel: 069 79144 -180, -183, -212 Fax: 069 617221 • Die IWC-Mitgliedsstaaten müssen die IWC www.wwf.de oder www.traffic.org ausreichend unterstützen damit der Wissen- Über eine Spende würden wir uns freuen! schafts- und der Walschutzausschuss die oben Frankfurter Sparkasse genannten Aufgaben erfüllen können. Konto: 222 000 • Die Mitgliedsstaaten sollen nationale For- BLZ: 500 502 01 schungsgelder erhöhen, um die Auswirkungen Stichwort: ARTENSCHUTZ 6
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