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WIE INFORMIERT SICH DIE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND RUND UM DAS CORONAVIRUS? Umfrage zu vorherrschenden Themen und Gründen, dem Umgang mit Fehlinformationen sowie der Risikowahrnehmung und dem Wissen der Bevölkerung rund um das Coronavirus. Christina Leuker, Ralph Hertwig, Ksenija Gumenik, Lukas Maximilian Eggeling, Shahar Hechtlinger, Anastasia Kozyreva, Larissa Samaan & Nadine Fleischhut ?!
Informationen zur Studie Autor*inneninformationen Christina Leuker1,2, Ralph Hertwig1, Ksenija Gumenik1, Lukas Maximilian Eggeling1, Shahar Hechtlinger1, Anastasia Kozyreva1, Larissa Samaan1,3 & Nadine Fleischhut1 1 Max-Planck-Institut für Bildungsforschung | Lentzeallee 94 | 14195 Berlin 2 Robert Koch-Institut | Nordufer 20 | 13353 Berlin 3 Berlin School of Mind and Brain, Humboldt-Universität zu Berlin | Unter den Linden 6 | 10099 Berlin Kontakt leuker@mpib-berlin.mpg.de leukerc@rki.de Beiträge der Autor*innen Idee: CL, RH; Konzeptualisierung: CL, RH, KG, SH, AK, NF; Methodik und Implementierung: CL, KG, LME, LS, NF, Respondi; Datenerhebung: Respondi; Datenanalyse und Visualisierung: CL; Text: CL, RH, KG, NF; Projekt- leitung: CL; Grafische Gestaltung: AK, DTP des MPI für Bildungsforschung. Danksagung Die Autor*innen danken Respondi für die Durchführung der Studie, den Mitgliedern des Centers for Adaptive Rationality für hilfreiche Kommentare in der Konzeptualisierung sowie Jürgen Rossbach und Sarah Otterstetter vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (DTP) für die Visualisierung. © Die Autor*innen, August 2020 Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Max Planck Institute for Human Development Lentzeallee 94, 14195 Berlin https://www.mpib-berlin.mpg.de Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Diese Publikation ist unter Attribution-ShareAlike 4.0 International License. https://dx.doi.org/10.17617/2.3247925 erhältlich. Siehe http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/ Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 2
Inhalt Informationen zur Studie................................................................................................................................... 2 Zusammenfassung........................................................................................................................................... 4 Hauptpunkte.................................................................................................................................................... 7 Methodik.......................................................................................................................................................... 8 Stichprobe........................................................................................................................................................ 9 Ergebnisse......................................................................................................................................................11 Teil 1: Wie informiert sich die Bevölkerung rund um das Coronavirus? Teil 2: Worüber, warum und wo informiert sich die Bevölkerung? Teil 3: Wie geht die Bevölkerung mit Fehlinformationen um? Teil 4: Wie nimmt die Bevölkerung Risiken wahr und wie gut ist sie informiert? Literatur.......................................................................................................................................................... 24 Fragebogen.................................................................................................................................................... 25 Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 3
Zusammenfassung Am 27. Januar 2020 wird der erste Fall einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus in Deutschland offiziell bestätigt. Kurz darauf richtet die Regierung einen Krisenstab ein, der Kreis Heinsberg meldet eine steigende An- zahl an Infektionen. Anfang März wird klar, dass das Coronavirus sich auch in Deutschland verbreitet. Es folgen weitreichende Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens: Großveranstaltungen werden abgesagt, Schulschließungen angekündigt, soziale Kontaktbeschränkungen treten in Kraft. Die Bedrohung ist Anfang März neu, global und schwer abschätzbar. Das Coronavirus dominiert die Medien ge- nauso wie private Gespräche in Deutschland. Die Bevölkerung ist einer beispiellosen Informationsflut, einschließ- lich Fehlinformationen und Unsicherheiten, ausgesetzt: von täglichen Statistiken zu Infektionen, über Symptome, Risiken und Verhaltensempfehlungen, bis hin zu persönlichen Berichten, globalen Vergleichen und Maßnahmen, die das Virus stoppen oder dessen Verbreitung verlangsamen sollen. Dabei ist unklar, wie die Bevölkerung mit dieser Informationsflut umgegangen ist und wie sich das Informations- verhalten mit dem Rückgang der Infektionszahlen und den Lockerungen der Maßnahmen Anfang Juni verän- derte. So musste die Bevölkerung Anfang Juni damit rechnen, dass Risiken sich regional unterscheiden und Maßnahmen an das aktuelle Infektionsgeschehen angepasst werden. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Einschränkungen durch die Pandemie zu bewältigen. Wir konzentrieren uns im folgenden Bericht auf vier zentrale Fragen: (1) Wie informiert sich die Bevölkerung nach eigenen Angaben zu Beginn der Lockerungsphase Anfang Juni rund um das Coronavirus und wie hat sich das Verhalten im Vergleich zu Anfang März verändert? (2) Über welche Themen, aus welchen Gründen und über welche Quellen informiert sich die Bevölkerung? (3) Wie geht die Bevölkerung mit Fehlinformationen um? (4) Wie nimmt die Bevölkerung Risiken rund um das Coronavirus wahr und wie gut ist sie informiert? Auch wenn einige Bevölkerungsgruppen durch eine Infektion stärker gefährdet sind (z.B. Ältere oder Personen mit Vorerkrankun- gen), ist es wichtig, dass sich alle Bürger*innen ausreichend über Risiken und Maßnahmen informieren, um die Ausbreitung des Coronavirus zu kontrollieren und Risikogruppen zu schützen. Um diese Fragen zu beantworten, führte Respondi im Auftrag des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zwischen dem 03. und 06. Juni 2020 eine repräsentative Onlineumfrage mit N = 1107 durch. Die aktuelle Bevöl- kerungsverteilung wurde hinsichtlich Alter (18–69 Jahre), Geschlecht und Bundesland durch Quotenstichproben berücksichtigt. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 4
Die wichtigsten Ergebnisse Die Bevölkerung informiert sich auch in der Lockerungsphase – das Interesse sinkt bei Jüngeren stärker als bei Älteren. Der Anteil der Befragten, die angeben, sich rund um das Coronavirus zu informieren, ist insgesamt hoch. Auch in der Lockerungsphase Anfang Juni ist der Anteil mit 78% nur etwas geringer als mit 86% Anfang März. Dabei gibt es allerdings deutliche Altersunterschiede: Von den 18 bis 29-Jährigen geben 32% an, sich eher nicht oder überhaupt nicht rund um das Coronavirus zu informieren, aber nur 10% der 60 bis 69-Jährigen. Informationen zur allgemeinen Lage lösen Informationen zur Senkung des persönlichen Risikos ab. Anfang Juni informieren sich die Befragten vornehmlich über die allgemeine Entwicklung der Lage, wie z.B. zu Änderungen öffentlich geltender Regeln (87%) oder zu Fortschritten medizinischer Behandlungs- und Testme- thoden (78%). Informationen zur persönlichen Risikoeinschätzung und zum Umgang mit dem Virus sind da- gegen von geringerem Interesse als zu Beginn der Pandemie. Dazu gehören z.B. Symptome einer Infektion mit dem Virus (57% vs. 89% Anfang März), Verhaltensratschläge (65% vs. 82% Anfang März) oder die Sicherung der Grundversorgung (47% vs. 72% Anfang März). Widersprüchliche und unsichere Informationen als Grund sich zu informieren. Während sich das The- meninteresse verschiebt, bleiben die Gründe sich zu informieren vor und nach dem Lockdown konstant: Die meisten Befragten informieren sich Anfang Juni wie Anfang März, um über Veränderungen der aktuellen Situ- ation auf dem Laufenden zu bleiben (89% vs. 91% Anfang März) und um von neuen Anordnungen zu erfahren (83% vs. 85% Anfang März). Für eine Mehrheit ist allerdings auch die Qualität der Informationen ausschlagge- bend: 61% (vs. 66% Anfang März) der Befragten informieren sich, weil Informationen sich je nach Quelle unter- scheiden, 56% (vs. 64% Anfang März), weil sie unsicher sind, ob Informationen zuverlässig sind, und 56 % (vs. 59% Anfang März), weil sie den Quellen nicht vertrauen. Fehlinformation werden als weit verbreitet wahrgenommen – besonders in den sozialen Medien. 59% der Befragten geben an, zum Erhebungszeitpunkt Anfang Juni mehrmals pro Woche bis mehrmals am Tag auf Fehlinformationen zu stoßen. Als Quelle der Fehlinformationen werden am häufigsten die sozialen Medien ausgemacht (73%). Das ist möglicherweise problematisch, da 53% der Befragten angeben, soziale Medien zu nutzen, um sich rund um das Coronavirus zu informieren. Aber auch das direkte persönliche Umfeld, wie Familie und Freund*innen (33%), Nachbar*innen (29%), Arbeitgeber*innen und Kolleg*innen (20%), wird als Quelle von Fehlinformationen wahrgenommen. Von 46% der Befragten werden auch große Nachrichten- und Presseagen- turen (z.B. Reuters) genannt. Erkennen von falschen und irreführenden Informationen. Der Großteil der Befragten (86%) ist zuversicht- lich, falsche und irreführende Informationen erkennen zu können. Diese Selbsteinschätzung unterscheidet sich kaum zwischen den Altersgruppen (84% bis 89%). Allerdings sind diese Angaben möglicherweise zu optimis- tisch, da nicht geprüft wurde, wie zuverlässig die Befragten tatsächlich Fehlinformationen erkennen oder Infor- mationen als unsicher einstufen können. Um unsichere Informationen zu überprüfen, greifen 49% der Befragten auf Suchmaschinen oder entsprechende Webseiten zurück. Dagegen fragen nur 23% jemand aus ihrem Haushalt. 43% geben an, unsichere Informatio- nen einfach zu ignorieren. Kaum jemand gibt an, unsichere Informationen wissentlich zu teilen. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 5
Zustimmung zur Kennzeichnung und Richtigstellung falscher Informationen. 75% der Befragten befür- worten, falsche und irreführende Informationen zu kennzeichnen und auf eine Richtigstellung hinzuweisen. Gut ein Drittel (31%) würden sich für eine Information sogar mehr interessieren, wenn sie als falsch gekennzeichnet ist. Die Gründe hierfür sind aus den Daten nicht ersichtlich. Positiv anzumerken ist dabei, dass 73% über alle Altersgruppen hinweg sich eine Richtigstellung ansehen würden. Eine Kennzeichnung von Fehlinformationen verhindert somit möglicherweise nicht, dass diese gelesen werden, aber eröffnet die Möglichkeit, die Aufmerk- samkeit auf korrekte Informationen zu lenken. Gesundheitliche und wirtschaftliche Risiken werden je nach Altersgruppe unterschiedlich bewertet. Nur 13% der 60 bis 69-Jährigen halten es für wahrscheinlich, in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Da sich über die Hälfte dieser Befragten (63%) bereits in Rente befindet, müssen diese Befragten keine Einkommens- einbußen durch Jobverlust erwarten. In den anderen Altersgruppen halten etwa doppelt so viele Befragte es für wahrscheinlich, in finanzielle Schwierigkeiten (23%–30%) zu geraten. Unter den Befragten zwischen 60 und 69 Jahren dagegen sorgt sich ein größerer Anteil um schwere gesundheitliche Folgen im Falle einer Infektion (61%) als unter den Befragten zwischen 18 und 29 (24%). Auffällig ist, dass ein höherer Anteil dieser Befragten eine Infektion bei einer Person ihres Alters und Geschlechts für unwahrscheinlich hält (54%) als unter den 60 bis 69-Jährigen (13%). Wird die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren unterschätzt, können auch Jüngere zur An- steckungsgefahr für andere werden. Die Bevölkerung ist gut informiert – es gibt aber systematische Wissenslücken. Alle Altersgruppen verfügen über einen soliden Wissensstand zu den Themen “geltende Anordnungen”, “Infektion & Behand- lung”, “Kontrolle der Epidemie”, “Risikogruppen” und “Übertragung” (71% bis 85% richtige Antworten je nach Themengebiet). Systematische Wissenslücken bestanden allerdings bei zentralen Sachverhalten: 62% w issen nicht, dass stark übergewichtige Personen zur Risikogruppe zählen, und 48% wissen nicht, dass Symptome im Durchschnitt erst 5–6 Tage nach der Infektion auftreten. Hier besteht weiterer Kommunikationsbedarf, um verständlich zu machen, wie sich das Risiko für das eigene Umfeld und für bestimmte Risikogruppen reduzieren lässt. Die deutsche Bevölkerung informiert sich je nach Alter verschieden. Insbesondere Anfang Juni stimmt ein kleinerer Anteil der jüngeren Befragten – im Vergleich zu den anderen Altersgruppen – zu, sich rund um das Coronavirus zu informieren. Das muss nicht zwangsläufig problematisch sein, da die meisten Befragten über aktuelle Maßnahmen und Anordnungen gut informiert zu sein scheinen. Allerdings muss weiter beobachtet werden, ob und wie alle Bürger*innen gleichmäßig erreicht werden können, wenn neue Erkenntnisse oder Maßnahmen kommuniziert werden müssen, z.B. sobald eine Impfung zur Verfügung steht. Die Befunde, dass (a) der Großteil der Befragten angibt, sich auch in der Lockerungsphase weiter- hin informiert zu haben und dass (b) die zentralen Themen und Gründe sich zu informieren die Beobach- tung der Lage betreffen, stimmen positiv. Allerdings sollten sowohl für Personen, die sich weniger oder gar nicht informieren, als auch für diejenigen, die sich (noch) informieren, passende Kommunikationsstra- tegien entwickelt werden, um einer möglichen Informationsermüdung (z.B., Lübberding, 2020) in Zeiten eines globalen Risikos entgegenzuwirken. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 6
Hauptpunkte Coronavirus Informationssuche in Deutschland der Befragten geben Anfang Juni an, sich weiterhin rund 78% um das Coronavirus zu informieren. INFORMATIONSVERHALTEN der 18 bis 29-Jährigen geben an, sich eher nicht oder Die Bevölkerung informiert sich auch in überhaupt nicht rund um das Coronavirus zu informieren, aber 32% der Lockerungsphase – mit nur 10% der 60 bis 69-Jährigen. systematischen Altersunterschieden. der Befragten geben an, das öffentlich-rechtliche Fernsehen als 81% Informationsquelle zu nutzen, 69% informieren sich auch in ihrem sozialen Umfeld. interessieren sich für Änderungen öffentlich geltender Regeln, 87% ähnlich wie zu Beginn der Pandemie. THEMEN Informationen zur allgemeinen Lage interessieren sich weiterhin für medizinische Fortschritte. 78% bleiben weiterhin relevant, während das Interesse am Ursprung der Pandemie sinkt. der Befragten interessieren sich noch für den Ursprung der 48% Pandemie. Dieses Interesse war zu Beginn der Pandemie deutlich höher (80%). der Befragten geben an, mehrmals pro Woche bis mehrmals am 59% Tag auf Fehlinformationen zu stoßen. Als Quelle werden überwiegend die sozialen Medien genannt. FEHLINFORMATIONEN Fehlinformation werden als weit der Befragten sind zuversichtlich, falsche und irreführende verbreitet wahrgenommen und deren 85% Informationen erkennen zu können. Kennzeichnung wird mehrheitlich befürwortet. der Befragten befürworten es, falsche und irreführende 75% Informationen zu kennzeichnen und auf eine Richtigstellung hinzuweisen. aller Aussagen rund um das Coronavirus wurden korrekt 80% als “richtig” oder “falsch” eingeordnet. WISSEN Die Bevölkerung ist gut informiert – der Befragten ist nicht bekannt, dass stark übergewichtige es gibt jedoch systematische 62% Personen als Risikogruppe gelten. Wissenslücken. der Befragten wissen nicht, dass Symptome im Durchschnitt 48% erst 5-6 Tage nach der Infektion auftreten. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 7
Methodik Respondi führte die Umfrage im Auftrag des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zwischen dem 03. und 06. Juni 2020 durch. Es wurde eine Stichprobe von N = 1107 Befragten in Deutschland gezogen. Die aktuelle Bevölkerungsverteilung wurde hinsichtlich Alter (18–69 Jahre), Geschlecht und Bundesland durch Quotenstich- proben berücksichtigt. Die Umfrage wurde online in deutscher Sprache durchgeführt. Als Erstes machten die Befragten Angaben dazu, ob sie sich im Allgemeinen rund um das Coronavirus informie- ren oder Informationen meiden. Je nach Antwortverhalten wurden die Folgefragen angepasst. Nur die Befrag- ten, die angaben, sich zu informieren, erhielten weitere Fragen zu Themen und zu den Gründen, aus denen sie sich informieren. Und nur die Befragten die angaben, Informationen zu meiden, erhielten weitere Fragen zu ge- miedenen Themen und Gründen. Zusammengefasst beantwortete jede*r Befragte zwischen 15 und 23 Fragen zum Informationsverhalten. Nach diesem Fragenblock folgten 8 Fragen zur Risikowahrnehmung, 4 Fragen zum subjektiven Wohlbefinden, 5 Fragen zum aktuellen Wissensstand rund um das Coronavirus sowie 17 Fragen zum demografischen und individuellen Hintergrund, der möglicherweise beim Informationsverhalten eine Rolle spielt (z.B. ob der oder die Befragte selbst mit dem Coronavirus infiziert ist oder war). Die folgende Zusammen- fassung konzentriert sich darauf, wie sich Personen informieren (nicht auf das Meiden von Informationen). Der vollständige Fragebogen befindet sich im Appendix. Die durchschnittliche Befragungsdauer betrug 25,3 Minuten (Median: 19,7). Die Ethikkommission des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung hat die Umfrage genehmigt. Die Umfrage befasste sich mit vier zentralen Fragestellungen: (1) Wie informiert sich die Bevölkerung zu Beginn der Lockerungsphase Anfang Juni rund um das Coronavirus und wie hat sich das Verhalten im Vergleich zu Anfang März verändert? (2) Über welche Themen, aus welchen Gründen und in welchen Quellen informiert sich die Bevölkerung? (3) Wie geht die Bevölkerung mit Fehlinformationen um? (4) Wie nimmt die Bevölkerung Risiken rund um das Coronavirus wahr und wie gut ist sie informiert? Beispielfrage aus der Umfrage Wenn wir Sie nach Informationen rund um das neuartige Coronavirus fragen, ist es nicht wichtig, wie Sie die Informationen erhalten haben (z.B. über Zeitungen, Podcasts, Internetseiten, WhatsApp, Freund*innen oder Familienmitglieder), ob Sie die Informationen mündlich oder schriftlich erhalten haben oder ob Sie die Informatio- nen online oder offline erhalten haben. Informieren Sie sich derzeit über Themen rund um das Coronavirus? Dies kann entweder nur bestimmte Themen betreffen, die für Sie von besondererm Interesse sind, oder Informationen zum Coronavirus im Allgemeinen oder beides. trifft gar nicht zu trifft eher nicht zu trifft eher zu trifft voll und ganz zu Auf die Eingangsfrage folgten zwei Fragen zu den Themen, über die sich die Befragten informieren und zu den Gründen, aus denen sie sich informieren. Falls die Befragten “trifft gar nicht zu” angaben, wurden die Fragen zu Themen und Gründen übersprungen. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 8
Stichprobe Die aktuelle Bevölkerungsverteilung wurde hinsichtlich Alter (18–69 Jahre), Geschlecht und Bundesland durch Quotenstichproben berücksichtigt (obere drei Panels). Die Ergebnisse wurden nicht gewichtet, sondern be- schreiben die gezogene Stichprobe—die in sehr hohem Maße der Verteilung der Merkmale Alter, Geschlecht und Bundesland in der Grundgesamtheit entspricht. Demographische Informationen (N = 1107) Alter Geschlecht Bundesland 300 600 Nordrhein-Westfalen Bayern Baden-Württemberg Niedersachsen Hessen 200 400 Sachsen N der Befragten N der Befragten Rheinland-Pfalz Berlin Thüringen Schleswig-Holstein 100 200 Sachsen-Anhalt Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Hamburg Saarland Bremen 0 0 18–29 30–39 40–49 50–59 60–69 männlich weiblich 0 100 200 300 Jahre N der Befragten 7 Höchster Bildungsabschluss Aktueller Berufsstand Promotion Zurzeit arbeitslos Hochschulabschluss Rentner*in Lehre/Berufsausbildung im dualen System Fachhochschul- Selbstständige*r oder Hochschulreife Realschulabschluss oder vergleichbar Angestellte*r/ Arbeiter*in Hauptschulabschluss oder vergleichbar Schüler*In/ Auszubildende*r/ ohne Schulabschluss Student*In 0 100 200 300 0 100 200 300 400 500 600 700 N der Befragten N der Befragten Haushaltsnettoeinkommen/Monat Migrationshintergrund keine Antwort kein Migrations- 6.000 € – 6.999 € hintergrund 5.000 € – 5.999 € 4.000 € – 4.999 € Eltern im Ausland 3.000 € – 3.999 € geboren 2.000 € – 2.999 € Selbst 1.000 € – 1.999 € im Ausland unter 1.000 € geboren 0 100 200 300 Coronavirus 0 Informationsverhalten 250 500 in Deutschland 750 | 9 1000 N der Befragten N der Befragten
Hauptschulabschluss oder vergleichbar Schüler*In/ Auszubildende*r/ ohne Schulabschluss Student*In 0 100 200 300 0 100 200 300 400 500 600 700 N der Befragten N der Befragten Haushaltsnettoeinkommen/Monat Migrationshintergrund keine Antwort kein Migrations- 6.000 € – 6.999 € hintergrund 5.000 € – 5.999 € 4.000 € – 4.999 € Eltern im Ausland 3.000 € – 3.999 € geboren 2.000 € – 2.999 € Selbst 1.000 € – 1.999 € im Ausland unter 1.000 € geboren 0 100 200 300 0 250 500 750 1000 N der Befragten N der Befragten Risikogruppen und Infektionsstatus unter den Befragten Kennen Sie persönlich Gehören Sie zu einer jemanden, der zu einer Risikogruppe für eine Risikogruppe für eine Haben Sie sich mit dem Infektion mit dem Infektion mit dem neuartigen Coronavirus Coronavirus? Coronavirus gehört? infiziert? Weiß nicht Ja Ja Nein, bestätigt Nein, glaube nicht Ja, aber bereits überstanden Nein Nein Ja, aber (noch) nicht bestätigt Ja, bestätigt 0 350 700 0 300 600 900 0 300 600 900 N der Befragten N der Befragten N der Befragten Zustimmung zu den bisherigen Corona-Maßnahmen Die Mehrheit der Befragten beurteilt die offiziellen Maßnahmen zum Zeitpunkt der Befragung als eher ange- messen oder voll und ganz angemessen (80% über alle Altersklassen hinweg). Dabei ist die Akzeptanz bei den älteren Befragten zwischen 60 und 69 Jahren etwas höher (88%) als bei den jüngeren Befragten zwischen 18 7 und 29 Jahren (77%). Wie beurteilen Sie die bisherigen offiziellen Verordnungen und ergriffenen Maßnahmen, die dazu dienen, die Ausbreitung und Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus zu verhindern? Die Maßnahmen sind … 18 bis 29 Jahre 7 16 46 31 30 bis 39 Jahre 7 15 48 30 40 bis 49 Jahre 11 13 43 33 50 bis 59 Jahre 9 10 40 41 60 bis 69 Jahre 5 7 37 51 0 25 50 75 100 % der Befragten Voll uns ganz unangemessen Eher unangemessen Eher angemessen Voll uns ganz angemessen Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 10
Ergebnisse Teil 1: Wie sehr informiert sich die Öffentlichkeit rund um das Coronavirus? Ein Großteil der Befragten gibt an, sich Anfang Juni über Themen rund um das Coronavirus zu informieren (78% vs. 86% Anfang März). Die Befragten informieren sich Anfang Juni auch weniger stark: Während 54% voll und ganz zustimmen, sich im März informiert zu haben, sind es im Juni nur noch 34%. Informieren Sie sich über Themen rund um das Coronavirus? Beginn (Anfang März) 3 11 32 54 Derzeit (Anfang Juni) 5 17 44 34 0 25 50 75 100 % der Befragten Trifft gar nicht zu Trifft eher nicht zu Trifft eher zu Trifft voll und ganz zu Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Wie unterscheiden sich verschiedene Altersklassen im Informationsverhalten Anfang Juni und Anfang März? Für Anfang März gibt ein ähnlicher Anteil der Befragten aller Altersklassen an, sich eher oder voll und ganz zu informieren (84% bis 92%). Anfang Juni informieren sich jüngere Befragte deutlich weniger als ältere Befragte: Im Vergleich zu 55% der 60 bis 69-Jährigen stimmen nur 14% der 18 bis 29-Jährigen voll und ganz zu, dass sie sich informieren. Der Unterschied zwischen den Altersgruppen ist damit deutlich größer als Anfang März. Informieren Sie sich über Themen rund um das Coronavirus? Beginn (Anfang März) Derzeit (Anfang Juni) 18 bis 29 Jahre 4 12 38 46 5 27 54 14 30 bis 39 Jahre 5 11 36 48 12 15 45 28 40 bis 49 Jahre 2 11 33 54 5 19 44 32 50 bis 59 Jahre 3 12 29 56 3 11 47 39 60 bis 69 Jahre 1 7 24 68 3 7 35 55 0 25 50 75 100 0 25 50 75 100 % der Befragten % der Befragten Trifft gar nicht zu Trifft eher nicht zu Trifft eher zu Trifft voll und ganz zu Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Teil 2: Worüber, warum und wo informiert sich die Öffentlichkeit? Worüber informiert sich die Bevölkerung? Anfang Juni interessieren sich die Befragten vornehmlich für Themen, die die allgemeine Entwicklung der Lage widerspiegeln. Die wichtigsten Themen sind die öffentlich geltenden Regeln (87%), Fortschritte medizinischer Behandlungs- und Testmethoden (78%), neue wissenschaftliche Erkenntnisse (77%) sowie Statistiken, z.B. zur Anzahl der Infizierten (75%). Auch mögliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt (65%) und das Gesund- heits- (56%) oder Bildungssystem (59%) sind für eine Mehrheit von Interesse, finanzielle Auskünfte (33%) sowie Rechtsauskünfte hingegen weniger (36%). Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 11
Für Anfang März werden dagegen Themen der persönlichen Risikoabschätzung und -bewältigung häufiger ge- nannt als für Anfang Juni. Dazu zählen die Symptome einer Infektion mit dem Virus (89% vs. 57% Anfang Juni), die gesundheitlichen Folgen einer Infektion (82% vs. 63% Anfang Juni), Verhaltensratschläge, z.B. zur Vermei- dung einer Infektion (82% vs. 65%), und die Sicherung der Grundversorgung (72% vs. 47% Anfang Juni), aber auch wieso und wie die Pandemie aufgetreten ist (80% vs. 48% Anfang Juni). Infomieren Sie sich zu den folgenden Themen rund um das Coronavirus? Änderungen öffentlich geltender 86 Regeln aufgrund des Coronavirus 87 Fortschritt medizinischer 72 Behandlungs-und Testmethoden 78 Neue wissenschaftliche Erkenntnisse 80 rund um das Coronavirus 77 Statistiken (z.B. Anzahl der 81 infizierten Fälle) 75 Mögliche Auswirkungen auf Arbeitsplätze, 70 die Wirtschaft, die Börse 65 Verhaltensratschläge (z.B. wie 82 man eine Infektion vermeidet) 65 Gesundheitliche Folgen einer 82 Infektion mit dem Coronavirus 63 Mögliche Auswirkungen auf 62 das Bildungssystem 59 Symptome einer Infektion mit dem 89 Coronavirus 57 Mögliche Auswirkungen auf 72 das Gesundheitssystem 56 Mögliche Auswirkungen auf 52 das Klima/die Umwelt 51 Tipps zur Erhaltung psychischer 59 und körperlicher Gesundheit 50 Mögliche Auswirkungen auf 57 das psychische Wohlbefinden 48 Wieso und wie die Pandemie 80 aufgetreten ist 48 Sicherheit der Grundversorgung 72 (z.B. Lebensmittel, Medikamente) 47 Individuelle Geschichten Betroffener 53 (z.B. Ärzt*innen, Erkrankte) 43 Fehlinformationen (z.B. Fake news, 44 Verschwörungstheorien) 41 Vorräte, die man auf Lager haben 53 sollte (z.B. Medikamente) 38 Rechtsauskunft (z.B. Rechte bezüglich 41 abgesagter Veranstaltungen) 36 Finanzielle Auskünfte (z.B. 36 Beantragung von Staatshilfe) 33 0 25 50 75 100 % der Befragten Beginn (Anfang März) (Mehrfachnennungen möglich) Derzeit (Anfang Juni) Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 12
Warum informiert sich die Bevölkerung? Die Gründe, aus denen sich die Befragten Anfang Juni informieren, unterscheiden sich kaum von den Gründen, die für Anfang März angegeben werden. Wie bei den Themen stehen aktuelle Entwicklungen der Lage im Vor- dergrund: Die meisten Befragten informieren sich Anfang Juni, um über Veränderungen der aktuellen Situation auf dem Laufenden zu bleiben (89% vs. 91% Anfang März) und um von neuen Anordnungen zu erfahren (83% vs. 85% Anfang März). Aber auch die Qualität der verfügbaren Informationen ist für die Mehrheit ausschlaggebend, um sich zu informie- ren. 61% (vs. 66% Anfang März) der Befragten informieren sich, weil Informationen sich je nach Quelle unter- scheiden, 56% der Befragten, weil sie unsicher sind, ob die Informationen zuverlässig sind (vs. 64% Anfang März), und 56% (vs. 59% Anfang März), weil sie den Quellen nicht vertrauen. Auch psychologische Strategien, um die Situation zu bewältigen, werden häufig als Gründe genannt: Viele Befragte gaben an sich zu informieren, um gute Neuigkeiten (73% vs. 68% Anfang März) oder ein Gefühl der Kontrolle über die Situation zu erhalten (62% vs. 69% Anfang März) oder um sich zu beruhigen (43% vs. 48% Anfang März). Warum informieren Sie sich rund um das Coronavirus? Um über Veränderungen der aktuellen 91 Situation auf dem Laufenden zu bleiben. 89 Um von weiteren Anordnungen 85 zum Alltagsleben zu erfahren. 83 Um mir ein möglichst vollständiges 87 Bild über die Situation zu machen. 81 Weil ich wissen will, wie man sich vor 83 Ansteckung schützen kann. 76 Um zu erfahren, wie ich 84 mich verhalten soll. 74 Um eventuell gute 68 Neuigkeiten zu erhalten. 73 Weil ich die politischen 73 Maßnahmen nachvollziehen will. 68 Um ein Gefühl der Kontrolle 69 über die Situation zu erhalten. 62 Weil die Informationen sich 66 je nach Quelle unterscheiden. 61 Weil die Informationen wichtig für mich sind 63 (z.B. weil ich in einer Risikogruppe bin). 59 Weil ich unsicher bin, ob einige Informationen 64 zuverlässig sind und sie überprüfen will. 56 Weil ich einigen Quellen nicht vertraue und 59 sie überprüfen will. 56 Weil ich wissen will, ob ich 49 mich unangebracht verhalte. 49 Um mich zu beruhigen, 48 wenn ich besorgt bin. 43 Weil ich einige Informationen 37 schwer verständlich finde. 34 Um etwas zu tun zu haben, 21 wenn ich gelangweilt bin. 20 0 25 50 75 100 % der Befragten Beginn (Anfang März) (Mehrfachnennungen möglich) Derzeit (Anfang Juni) Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 13
Alle folgenden Ergebnisse beziehen sich auf Einschätzungen zum Zeitpunkt der Befragung Anfang Juni. Wo informiert sich die Bevölkerung rund um Themen zum Coronavirus? Zum Zeitpunkt der Befragung ist das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit 80% der Befragten die mit Abstand am häufigsten genannte Informationsquelle, gefolgt von Freund*innen und Familienangehörigen (69%). Häufig ge- nutzt werden neben dem Privatfernsehen (61%) auch Radiosender (60%) und lokale Nachrichtenportale (57%). Auch offizielle Kommunikationsquellen spielen eine wichtige Rolle: Die Mehrheit informiert sich auch bei wis- senschaftlichen Instituten (61%) oder Quellen der Bundesregierung (55%). Globale Gesundheitsorganisationen (45%) und Gesundheitsämter (40%) werden etwas weniger genutzt. Knapp mehr als die Hälfte der Befragten (53%) berichtet, auch die sozialen Medien zur Information rund um das Coronavirus zu nutzen (siehe auch Kleis Nielsen et. al., 2020 für ähnliche Tendenzen im Vereinigten Königreich). Insgesamt ist festzuhalten, dass sich die Nutzung der meisten Quellen für einen Großteil der Nutzer*innen auf bis zu 30 Minuten pro Tag beschränkt. Wie lange haben Sie pro Tag in der letzten Woche die folgenden Quellen herangezogen, um Informationen rund um das Coronavirus zu beziehen? Öffentlich-rechtliches Fernsehen 20 21 32 14 8 5 (z.B. ARD/ZDF/WDR/NDR) Freund*innen und Familie 31 32 22 8 5 2 (auch über Telefonanrufe, Whatsapp o.Ä.) Privatfernsehen 39 20 21 9 6 5 (z.B. RTL, Pro7, SAT1) Wissenschaftliche Institute 39 31 19 6 3 2 (z.B. das Robert-Koch-Institut) Radiosender (z.B. WDR4, 40 19 19 10 7 5 Antenne Bayern, NRJ) Lokalnachrichten/lokale Nachrichtenportale 43 26 20 6 3 2 (z.B. die Website des Wohnortes) Quellen der Bundes- und Landesregierung 45 28 18 5 3 1 (z.B. Webseite der Bundesregierung) Soziale Medien (z.B. Facebook, 47 17 15 10 6 5 Instagram oder News Feeds) Regionale Zeitungen 51 18 18 8 4 1 (z.B. Darmstädter Echo, Berliner Zeitung) Nachbar*innen 53 26 11 5 3 2 (auch über Telefonanrufe, Whatsapp o.Ä.) Globale Gesundheitsorganisationen 55 22 14 5 3 1 (z.B. die Weltgesundheitsorganisation) Nationale Gesundheitsbehörden 60 21 11 4 3 1 (z.B. Gesundheitsämter) Überregionale Zeitungen 67 13 11 6 21 (z.B. TAZ, Süddeutsche, DIE ZEIT) Boulevard Zeitungen 76 11 7 3 21 (z.B. BILD, BZ, Berliner Kurier) Podcasts 78 8 6 4 2 2 0 25 50 75 100 % der Befragten (Mehrfachnennungen möglich) Gar nicht 31−60 Minuten pro Tag Weniger als 10 Minuten pro Tag 1−2 Stunden pro Tag 10−30 Minuten pro Tag Mehr als 2 Stunden pro Tag Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 14
Teil 3: Wie geht die Bevölkerung mit Fehlinformationen um? Wie häufig stößt die Bevölkerung auf Fehlinformation? Mehr als die Hälfte der Befragten (59%) gibt zum Zeitpunkt der Befragung an, mehrmals pro Woche bis mehr- mals am Tag auf Fehlinformationen zu stoßen. Die Altersgruppe der 18 bis 29-Jährigen sieht sich dabei am häufigsten Fehlinformationen ausgesetzt. Inhaltlich geht es laut den Befragten bei diesen Fehlinformationen hauptsächlich um Statistiken und den Ursprung der Pandemie. Wie häufig stoßen Sie auf Fehlinformationen oder Falschdarstellungen der aktuellen Situation? 18 bis 29 Jahre 3 23 7 9 31 19 8 30 bis 39 Jahre 12 24 4 11 25 12 12 40 bis 49 Jahre 6 30 8 8 21 16 11 50 bis 59 Jahre 10 27 4 7 21 18 13 60 bis 69 Jahre 9 31 4 11 24 17 4 0 25 50 75 100 % der Befragten Bei den Zahlen in den Balken handelt Nie Selten Mehrmals im Monat Einmal pro Woche es sich um gerundete Werte. Mehrmals pro Woche Jeden oder fast jeden Tag Mehrmals am Tag Welche Quellen und Themen werden im Zuge von Fehlinformationen genannt? Als Quelle von Fehlinformationen werden am häufigsten die sozialen Medien ausgemacht (73%). Das ist mög- licherweise problematisch, da 53% der Befragten angeben, die sozialen Medien als Informationsquelle zu nutzen. Aber auch große Nachrichten- und Presseagenturen (46%), sowie ihr direktes persönliches Umfeld, wie Familie und Freund*innen (33%), Nachbarn*innen (29%), Arbeitgeber*innnen und Kolleg*innnen (20%), nennen die Befragten als Quellen, in denen Fehlinformationen im Umlauf sind. Lokale Nachrichten (10%) werden neben wissenschaftlichen Instituten, wie dem Robert Koch-Institut (10%) oder nationalen Gesundheitsbehörden (7%), am seltensten genannt. Welche der folgenden Institutionen und Individuen verbreiten falsche und irreführende Informationen? Soziale Medien 73 (z.B. Facebook, Instagram oder News Feeds) Große Nachrichten- und Presseagenturen (z.B. Reuters) 46 Freund*innen und Familie 33 (auch über Telefonanrufe, Whatsapp o.Ä.) Nachbar*innen (auch über Telefonanrufe, Whatsapp o.Ä.) 29 Arbeitgeber*innen und Kolleg*innen 20 (auch über Telefonanrufe, Whatsapp o.Ä.) Globale Gesundheitsorganisationen 11 (z.B. die Weltgesundheitsorganisation) Quellen der Bundes- und Landesregierung 11 (z.B. Webseite der Bundesregierung) Lokalnachrichten/lokale Nachrichtenportale 10 (z.B. die Website des Wohnortes) Wissenschaftliche Institute 10 (z.B. das Robert-Koch-Institut) Nationale Gesundheitsbehörden (z.B. Gesundheitsämter) 7 0 25 50 75 100 Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. % der Befragten (Mehrfachnennungen möglich) Von den Befragten, die angeben, auf Fehlinformationen gestoßen zu sein, werden mit Abstand am häufigsten Statistiken (70%) und Erklärungen für das Auftreten der Pandemie (61%) als Themen der Fehlinformationen ge- nannt. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 15
Worum geht es bei falschen oder irreführenden Informationen rund um das Coronavirus normalerweise? Statistiken 70 (z.B. Anzahl der infizierten Fälle) Wieso und wie die Pandemie 61 aufgetreten ist Fortschritt medizinischer Behandlungs- 38 und Testmethoden Symptome einer Infektion 31 mit dem Coronavirus Gesundheitliche Folgen einer Infektion 28 mit dem Coronavirus Neue wissenschaftliche Erkenntnisse 27 rund um das Coronavirus Tipps zur Erhaltung psychischer und 22 körperlicher Gesundheit Änderungen öffentlich geltender 18 Regeln aufgrund des Coronavirus Mögliche Auswirkungen 17 auf das Klima/die Umwelt Individuelle Geschichten Betroffener 16 (z.B. Ärzt*innen, Erkrankte) Mögliche Auswirkungen auf 15 das psychische Wohlbefinden Vorräte, die man auf Lager haben sollte 14 (z.B. Medikamente) Mögliche Auswirkungen auf 10 das Gesundheitssystem Mögliche Auswirkungen 10 auf das Bildungssystem Mögliche Auswirkungen auf 9 Arbeitsplätze, die Wirtschaft, die Börse Rechtsauskunft (z.B. Rechte bezüglich 8 abgesagter Veranstaltungen) Verhaltensratschläge 7 (z.B. wie man eine Infektion vermeidet) Sicherheit der Grundversorgung 6 (z.B. Lebensmittel, Medikamente) Finanzielle Auskünfte 4 (z.B. Beantragung von Staatshilfe) 0 25 50 75 100 Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. % der Befragten (Mehrfachnennungen möglich) Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 16
Wie steht es um das Erkennen und Überprüfen falscher und irreführender Informationen? Die meisten Befragten (86%) sind einigermaßen oder sehr zuversichtlich, falsche und irreführende Informationen erkennen zu können, unabhängig vom Alter. Allerdings können keine Schlussfolgerungen zur Zuverlässigkeit dieser Selbsteinschätzung gezogen werden, da unklar ist, wie gut die Befragten tatsächlich Fehlinformationen erkennen oder Informationen als unsicher einstufen können. Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie falsche und irreführende Informationen rund um das Coronavirus erkennen können? 18 bis 29 Jahre 1 10 63 26 30 bis 39 Jahre 4 15 54 27 40 bis 49 Jahre 2 11 57 30 50 bis 59 Jahre 3 13 59 25 60 bis 69 Jahre 2 14 58 26 0 25 50 75 100 % der Befragten Überhaupt nicht zuversichtlich Nicht sehr zuversichtlich Einigermaßen zuversichtlich Sehr zuversichtlich Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Sind Befragte unsicher, ob eine Information richtig oder falsch ist, greifen 49% nach eigenen Angaben auf Such- maschinen oder entsprechende Webseiten zurück, um diese zu überprüfen. Nur 23% der Befragten fragen je- manden aus ihrem Haushalt. Während 43% angeben, unsichere Informationen zu ignorieren, gibt kaum jemand an, wissentlich unsichere Informationen zu teilen (6%). Was tun Sie, wenn Sie sich unsicher sind, ob Nachrichten oder Informationen rund um das Coronavirus wahr oder falsch sind? Ich überprüfe die Behauptungen in 49 Suchmaschinen oder auf dafür ausgelegten Webseiten. Ich ignoriere 43 die Informationen. Ich überprüfe die Quelle/Autor*innen in 35 Suchmaschinen oder auf dafür ausgelegten Webseiten. Ich frage Personen 23 aus meinem sozialen Umfeld. Ich teile oder nutze die Informationen, 6 wenn sie nützlich sein könnten. Ich teile oder nutze die Informationen, 4 wenn es positive Nachrichten sind. Andere 3 0 25 50 75 100 Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. % der Befragten (Mehrfachnennungen möglich) Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 17
Wie steht die Bevölkerung zur Kennzeichnung und Richtigstellung falscher Informationen? Die Mehrheit der Befragten (75%) hält eine Kennzeichnung und Richtigstellung falscher und irreführender Infor- mationen für angebracht. Die Zustimmung ist relativ ähnlich in allen Altersgruppen (69 bis 78%). Dabei gibt rund ein Drittel der Befragten an, eine als falsch gekennzeichnete Information würde sie weniger interessieren (37%), wodurch sie weniger Fehlinformationen ausgesetzt wären. Gleichzeitig gibt auch ein Drittel der Befragten an (31%), sich für als falsch gekennzeichnete Informationen sogar mehr zu interessieren. Die Gründe hierfür sind aus den Daten der aktuellen Befragung nicht ersichtlich. Positiv ist, dass ein Großteil der Befragten über alle Al- tersgruppen hinweg (73%) sich eine Richtigstellung ansehen würde. Eine Kennzeichnung von Fehlinformationen verhindert somit möglicherweise nicht, dass diese gelesen werden, aber eröffnet die Möglichkeit, die Aufmerk- samkeit auf korrekte Informationen zu lenken. Es gibt die Möglichkeit, falsche und irreführende Informationen, die aktuell rund um das Coronavirus verbreitet werden, als falsch oder irreführend zu kennzeichnen und auf eine Richtigstellung hinzuweisen. Finden Sie diese Maßnahme angebracht? 18 bis 29 Jahre 13 9 78 30 bis 39 Jahre 11 14 75 40 bis 49 Jahre 9 22 69 50 bis 59 Jahre 4 23 73 60 bis 69 Jahre 4 18 78 0 25 50 75 100 % der Befragten Nein Weiß nicht Ja Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Wie sehr würde Sie eine Information interessieren, die als falsch oder irreführend gekennzeichnet ist? 18 bis 29 Jahre 46 21 33 30 bis 39 Jahre 41 27 32 40 bis 49 Jahre 32 36 32 50 bis 59 Jahre 35 35 30 60 bis 69 Jahre 4 18 35 36 78 29 0 25 50 75 100 % der Befragten Weniger Genauso Mehr Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Würden Sie sich die Richtigstellung ansehen? 18 bis 29 Jahre 15 13 72 30 bis 39 Jahre 16 15 69 40 bis 49 Jahre 11 18 71 50 bis 59 Jahre 6 2321 73 60 bis 69 Jahre 6 14 80 0 25 50 75 100 % der Befragten Nein Weiß nicht Ja Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 18
Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass … Teil 4: Wie nimmt die Be- völkerung Risiken wahr und … Deutschland im Jahr 2020 eine wirtschaftliche Rezession erleben wird? wie gut ist sie informiert? 18 bis 29 Jahre 30 bis 39 Jahre 3 3 6 7 7 13 13 25 37 26 23 23 13 40 bis 49 Jahre 3 7 15 23 24 26 Wie nimmt die Bevölkerung Risiken 50 bis 59 Jahre 3 9 24 31 31 rund um das Coronavirus wahr? 60 bis 69 Jahre 11 29 31 27 Die Befragten bewerteten acht unter- … die Gesellschaft egoistischer wird? schiedliche Risiken. In der Abbildung sind 18 bis 29 Jahre 3 16 27 27 16 10 diese Risiken entsprechend der Einschät- 30 bis 39 Jahre 4 4 8 26 19 20 19 zung der Befragten geordnet. Die Risiken 40 bis 49 Jahre 8 33 27 12 16 50 bis 59 Jahre 10 24 28 23 13 in den oberen Panels werden für insge- 60 bis 69 Jahre 13 26 29 20 9 samt wahrscheinlicher gehalten als die … das Gesundheitssystem in der Zukunft überlastet wird? Risiken in den unteren Panels. 18 bis 29 Jahre 5 9 24 26 25 8 3 30 bis 39 Jahre 7 6 26 27 17 10 7 So wird von den genannten Risiken über 40 bis 49 Jahre 5 8 20 26 22 9 10 alle Altersgruppen hinweg eine wirtschaft- 50 bis 59 Jahre 3 6 18 28 23 16 6 liche Rezession in Deutschland im Jahr 60 bis 69 Jahre 4 26 30 27 11 2020 für eher, sehr oder extrem wahr- … Sie bei einer Infektion gefährliche gesundheitliche Folgen erleben? scheinlich gehalten (oberstes P anel). 18 bis 29 Jahre 7 16 31 22 19 3 Gleichzeitig werden der Verlust des eige- 30 bis 39 Jahre 9 7 21 32 23 6 40 bis 49 Jahre 3 7 17 30 27 10 6 nen Arbeitsplatzes oder die Möglichkeit, 50 bis 59 Jahre 3 5 13 31 32 12 4 durch Einkommenseinbußen in finanzielle 60 bis 69 Jahre 10 25 41 15 5 Schwierigkeiten zu geraten, von den meis- … sich eine andere Person Ihres Alters und Geschlechts infiziert? ten Befragten für eher, sehr oder extrem 18 bis 29 Jahre 4 12 24 31 16 11 unwahrscheinlich gehalten (untere Panels). 30 bis 39 Jahre 6 9 13 45 17 7 3 40 bis 49 Jahre 3 4 18 51 17 4 3 Gesundheitliche und wirtschaftliche Risiken 50 bis 59 Jahre 3 5 12 58 15 5 werden von Älteren und Jüngeren deutlich 60 bis 69 Jahre 3 9 58 23 5 verschieden wahrgenommen. Nur 13% der … Sie sich selbst mit dem neuartigen Coronavirus infizieren? 60 bis 69-Jährigen halten es für eher, sehr 18 bis 29 Jahre 6 16 23 34 14 5 oder extrem wahrscheinlich, in finanzielle 30 bis 39 Jahre 7 11 23 40 14 3 40 bis 49 Jahre 4 11 23 43 13 4 Schwierigkeiten zu geraten. Da sich über 50 bis 59 Jahre 6 8 21 49 11 4 die Hälfte dieser Befragten (63%) bereits 60 bis 69 Jahre 3 7 30 47 9 in Rente befindet, müssen diese Befragten … Sie durch Einkommenseinbußen in finanzielle Schwierigkeiten geraten? keine Einkommenseinbußen durch Jobver- 18 bis 29 Jahre 25 17 14 14 19 5 6 Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. lust erwarten. In den anderen Altersgrup- 30 bis 39 Jahre 26 14 14 20 7 9 10 pen halten etwa doppelt so viele Befragte 40 bis 49 Jahre 23 13 16 21 14 7 6 es für eher, sehr oder extrem wahrschein- 50 bis 59 Jahre 30 15 16 16 11 4 8 60 bis 69 Jahre 52 14 8 13 8 3 lich, in finanzielle Schwierigkeiten (23%– 30%) zu geraten. … Sie ihren Arbeitsplatz verlieren? 18 bis 29 Jahre 40 19 15 10 9 4 3 Im Gegensatz dazu bewerten jüngere Be- 30 bis 39 Jahre 35 17 13 19 7 5 4 40 bis 49 Jahre 31 17 18 22 9 fragte gefährliche gesundheitliche Folgen 50 bis 59 Jahre 41 19 15 17 4 bei einer Infektion richtigerweise als un- 60 bis 69 Jahre 68 8 5 14 wahrscheinlicher: Beispielsweise glauben 0 25 50 75 100 54% der 18 bis 29-Jährigen, dass schwer- % der Befragten wiegende Folgen eher, sehr oder extrem Extrem unwahrscheinlich Eher wahrscheinlich unwahrscheinlich für sie sind, verglichen Sehr unwahrscheinlich Sehr wahrscheinlich mit 13% der 60 bis 69-Jährigen. Eher unwahrscheinlich Extrem wahrscheinlich Genauso wahrscheinlich wie unwahrscheinlich Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 19
Auffällig ist, dass jüngere Befragte auch eine Infektion bei jemandem ihres Alters und Geschlechts für unwahr- scheinlicher halten als Ältere. Beispielsweise halten 39% der 18 bis 29-Jährigen es für eher, sehr oder extrem unwahrscheinlich, dass sich jemand ihres Alters und Geschlechts infiziert, verglichen mit nur 13% der 60 bis 69-Jährigen. Das tatsächliche Infektionsrisiko hängt von der Verbreitung des Virus und vom Verhalten der Be- völkerung ab. Es ist daher unklar, ob sich bestimmte Altersgruppen tatsächlich leichter infizieren als andere (z.B. Kinder, Ältere) oder ob dies lediglich auf unterschiedliche Lebensumstände (z.B. der Besuch von Kitas, Schulen; oder das Leben in Altersheimen) und Verhaltensunterschiede zurückzuführen ist. Wird die Wahrscheinlichkeit sich zu infizieren allerdings unterschätzt, können auch Jüngere zur Ansteckungsgefahr für andere werden. Wie gut fühlt sich die Bevölkerung informiert – und wie gut ist sie informiert? Während 42% der Befragten glauben, viel bis sehr viel rund um das Coronavirus zu wissen, schätzen etwa die Hälfte der Befragten das eigene Wissen als moderat (mittelviel) ein. Hierbei findet sich in allen Altersgruppen eine ähnliche Einschätzung (49% bis 56%). Dieses Ergebnis stimmt mit Resultaten vorheriger repräsentativer Umfra- gen überein (vgl. COSMO Studie; Betsch et al., 2020). Wie schätzen Sie ihren Wissensstand rund um das Coronavirus ein? 18 bis 29 Jahre 8 54 35 3 30 bis 39 Jahre 1 6 49 35 9 40 bis 49 Jahre 5 49 39 7 50 bis 59 Jahre 1 4 56 33 6 60 bis 69 Jahre 2 56 38 4 0 25 50 75 100 % der Befragten Gar kein Wissen Kaum Wissen Mittelviel Wissen Viel Wissen Sehr viel Wissen Bei den Zahlen in den Balken handelt es sich um gerundete Werte. Um das tatsächliche Wissen der Befragten zu bewerten, beantworteten die Befragten fünf Fragen zu den The- mengebieten “Geltende Anordnungen”, “Infektion & Behandlung”, “Kontrolle der Epidemie”, “Risikogruppen” und “Übertragung”. Pro Themengebiet wählten die Befragten aus, welche von 6 Aussagen richtig sind. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bevölkerung gut informiert ist. Insgesamt wurden durchschnittlich 80% aller Aussagen richtig eingeordnet. Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen den Altersgruppen (78% bis 83%) oder den Themengebieten (79% bis 83%). Wissenslücken zeigen sich allerdings bei einzelnen Fragestellungen. So ist beispielsweise 34% der Befragten nicht bekannt, dass Anfang Juni keine allgemeingültige 14-tägige Quarantänepflicht für alle Reiserückkehrer*in- nen mehr besteht (Aufhebung bzw. für EU- und Schengen-assoziierte Staaten). 48% wissen nicht, dass Sym- ptome im Durchschnitt erst 5–6 Tage nach der Infektion auftreten, und 29% sind sich nicht darüber im Klaren, dass die Reproduktionszahl nicht über 1 liegen sollte, um die Pandemie in Deutschland zu kontrollieren. Des Weiteren ist 62% der Befragten nicht bekannt, dass stark übergewichtige Personen als Risikogruppe gelten. In Bezug auf Übertragungswege wussten 39% nicht, dass sich das Virus über verunreinigte Oberflächen übertra- gen kann (alle Themengebiete siehe Abbildung). Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 20
Welche der folgenden Anordnungen gelten derzeit in ganz Deutschland? Ein Mindestabstand von 1,50 Metern Beim Einkaufen und im Nahverkehr Bewohner*innen in Pflegeheimen im öffentlichen Raum muss nur ohne muss ein Mund-Nasen-Schutz dürfen überall wieder besucht Mund-Nasen-Schutz eingehalten getragen werden. (Richtige Aussage) werden. (Falsche Aussage) werden. (Falsche Aussage) 18 bis 29 Jahre 86 82 76 30 bis 39 Jahre 87 75 71 40 bis 49 Jahre 89 76 69 50 bis 59 Jahre 96 67 66 60 bis 69 Jahre 99 65 60 Für alle Reiserückkehrer*innen nach Deutschland besteht eine Geschäfte dürfen unabhängig von ihrer Treffen von Angehörigen zweier 14-tägige Quarantänepflicht. Verkaufsflächewieder öffnen. Haushalte sind erlaubt. (Falsche Aussage) (Richtige Aussage) (Richtige Aussage) 18 bis 29 Jahre 52 61 82 30 bis 39 Jahre 67 64 74 40 bis 49 Jahre 71 66 82 50 bis 59 Jahre 68 80 91 60 bis 69 Jahre 72 80 94 0 25 50 75 100 0 25 50 75 100 0 25 50 75 100 Richtige Antworten (in %) Richtige Antworten (in %) Richtige Antworten (in %) Was ist über Infektionen und mögliche Behandlungen bekannt (nach aktuellem Wissenstand)? Die ersten Symptome treten im Ein großflächiger Einsatz eines ersten Antibiotika wirken gegen das Durchschnitt 5−6 Tage nach einer Impfstoffs gegen das Coronavirus wird Coronavirus. (Falsche Aussage) Infektion auf. (Richtige Aussage) diesen Herbst erwartet. (Falsche Aussage) 18 bis 29 Jahre 96 44 76 30 bis 39 Jahre 96 48 76 40 bis 49 Jahre 97 47 73 50 bis 59 Jahre 99 58 77 60 bis 69 Jahre 99 62 80 Eine Infektion kann sich durch Es ist wahrscheinlich, dass Symptome wie Geruchs-/ das Coronavirus nun jedes Jahr Pneumokokken-Impfungen können Geschmacksstörungen, Fieber wiederkehrt, wie das Grippevirus. Infektionen mit dem Coronavirus und Husten äußern. (Richtige Aussage) (Nicht gewertet*) verhindern. (Falsche Aussage) 18 bis 29 Jahre 82 38 94 30 bis 39 Jahre 79 38 92 40 bis 49 Jahre 76 42 92 50 bis 59 Jahre 93 45 94 60 bis 69 Jahre 89 42 94 0 25 50 75 100 0 25 50 75 100 0 25 50 75 100 Richtige Antworten (in %) Richtige Antworten (in %) Richtige Antworten (in %) *Hinweis: Die Aussage “Es ist wahrscheinlich, dass das Coronavirus nun jedes Jahr wiederkehrt, wie das Grippevirus.” wurde von uns nicht in den % richtigen Antworten gewertet (NG) und weiter interpretiert, weil die Aussage nicht eindeutig ist. Die Abbildung zeigt die Anzahl der Befragten, die die Aussage als richtig eingestuft haben. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 21
Welche Strategien werden verfolgt, um die Epidemie in Deutschland zu kontrollieren? Eine infizierte Person sollte nicht mehr Es dürfen nicht mehr als Die Infektionsketten sollten vollständig als eine weitere Person infizieren 1000 Infizierte gleichzeitig auf eine nachvollzogen werden. (Reproduktionszahl R darf 1 nicht intensivmedizinische Versorgung (Richtige Aussage) überschreiten). (Richtige Aussage) angewiesen sein. (Falsche Aussage) 18 bis 29 Jahre 71 64 88 30 bis 39 Jahre 72 67 91 40 bis 49 Jahre 72 64 90 50 bis 59 Jahre 85 81 90 60 bis 69 Jahre 90 81 89 Täglich dürfen nicht mehr als Um alle Erkrankten versorgen zu 50 Neuinfektionen pro 100.000 können, muss die Verlaufskurve der Um eine Herdenimmunität zu erreichen, Einwohner*innen auftreten. Neuinfektionen fortdauernd flach müssen 30% der Bevölkerung immun (Falsche Aussage) gehalten werden. (Richtige Aussage) oder geimpft sein. (Falsche Aussage) 18 bis 29 Jahre 53 71 87 30 bis 39 Jahre 49 65 84 40 bis 49 Jahre 51 65 89 50 bis 59 Jahre 32 71 85 60 bis 69 Jahre 33 75 84 0 25 50 75 100 0 25 50 75 100 0 25 50 75 100 Richtige Antworten (in %) Richtige Antworten (in %) Richtige Antworten (in %) Welche Personengruppen haben ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, wenn sie sich mit dem Coronavirus infizieren (nach aktuellem Wissensstand)? Personen mit chronischen Kinder unter 16 Jahren Atemwegserkrankungen Ältere Personen (Richtige Aussage) (Falsche Aussage) (Richtige Aussage) 18 bis 29 Jahre 89 94 88 30 bis 39 Jahre 88 94 84 40 bis 49 Jahre 88 94 91 50 bis 59 Jahre 95 97 94 60 bis 69 Jahre 99 100 97 Personen mit geschwächtem Immunsystem Stark übergewichtige (Richtige Aussage) Schwangere (Falsche Aussage) Personen (Richtige Aussage) 18 bis 29 Jahre 87 77 38 30 bis 39 Jahre 87 76 35 40 bis 49 Jahre 89 85 37 50 bis 59 Jahre 95 80 42 60 bis 69 Jahre 97 78 37 0 25 50 75 100 0 25 50 75 100 0 25 50 75 100 Richtige Antworten (in %) Richtige Antworten (in %) Richtige Antworten (in %) Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 22
Wie kann das Coronavirus übertragen werden (nach aktuellem Wissensstand)? Das Coronavirus kann über den Das Coronavirus ist über Tröpfchen Kontakt mit vom Virus verunreingten Das Coronavirus kann von infizierten durch Husten, Niesen oder engen Oberflächen übertragen werden. Personen übertragen werden, die keine Kontakt übertragbar. (Richtige Aussage) (Richtige Aussage) Symptome zeigen. (Richtige Aussage) 18 bis 29 Jahre 88 62 84 30 bis 39 Jahre 85 63 82 40 bis 49 Jahre 90 65 81 50 bis 59 Jahre 95 57 90 60 bis 69 Jahre 98 64 91 Derzeit steckt eine infizierte Eine Übertragung von einer infizierten Nachdem man einmal mit dem Person durchschnittlich zwei Mutter auf ihr ungeborenes Kind ist Coronavirus infiziert war, ist man weitere Personen an. (Falsche Aussage) ausgeschlossen. (Falsche Aussage) lebenslang immun. (Falsche Aussage) 18 bis 29 Jahre 81 90 88 30 bis 39 Jahre 81 90 89 40 bis 49 Jahre 84 92 85 50 bis 59 Jahre 83 89 89 60 bis 69 Jahre 86 85 86 0 25 50 75 100 0 25 50 75 100 0 25 50 75 100 Richtige Antworten (in %) Richtige Antworten (in %) Richtige Antworten (in %) Auch wenn Teile der Bevölkerung sich weniger oder kaum informieren, muss das nicht zwangsläufig mit Wis- senslücken einhergehen, insbesondere wenn sich die Anordnungen und Empfehlungen über einen längeren Zeitraum nicht ändern. Eine Studie in Großbritannien zeigt außerdem, dass ein Großteil der sich weniger infor- mierenden Bevölkerung trotzdem Maßnahmen und Empfehlungen zur Eindämmung des Virus folgen würde (Kalogeropoulos et al., 2020), wenn auch in geringerem Maße als die sich stärker informierende Bevölkerung. Bei bestimmten Themen besteht jedoch weiterer Kommunikationsbedarf, um verständlich zu machen, wie sich die Ausbreitung des Coronavirus unter Kontrolle halten lässt und wie sich eigene Risiken minimieren lassen. Coronavirus Informationsverhalten in Deutschland | 23
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