Wie man Christ wird und bleibt: (Teil 5: Ein weiches Herz)
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Wie man Christ wird und bleibt: (Teil 5: Ein weiches Herz) Lesung: „Deshalb, wie der Heilige Geist spricht: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht (…) Seht zu, Geschwister, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei, im Abfall vom lebendigen Gott, sondern ermuntert einander jeden Tag, solange es "heute" heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch Betrug der Sünde!“ (Hebräer 3,7-8a und 12-13) „Und ich werde euch ein neues Herz geben und euch einen neuen Geist schenken. Ich werde das Herz aus Stein aus eurem Körper nehmen und euch ein Herz aus Fleisch geben.“ (Hesekiel 36,26) Gebet „Das ist die Natur des Menschen: er ist sehr inaktiv, wenn er nicht durch irgendeine Gefühlsregung beeinflusst wird – sei es Liebe oder Hass, Verlangen, Hoffnung, Angst, oder etwas anderes. Diese Regungen sind die Triebfeder, die den Menschen in allen Lebensbereichen, in allem Streben antreiben. (…) Nimm alle Liebe und Hass, alle Hoffnung und Angst, alle Wut, allen Eifer und alle Zuneigung weg, und die Welt wäre im großen Maße bewegungslos und tot. Die Menschheit wäre komplett inaktiv, es bliebe überhaupt kein ernsthaftes Streben mehr übrig. (…) nimm alle Gefühlsregungen (affections) weg, und jeder Bewegung wäre die Antriebsfeder genommen, der Stillstand wäre vorprogrammiert.“ ...schrieb der Puritaner Jonathan Edwards in seinem Buch „Religious Affections“. Er sah in der menschlichen Seele zwei Fähigkeiten: durch den Verstand kann sie verstehen. „Durch die andere Fähigkeit nimmt die Seele nicht nur Dinge wahr, sieht sie nicht einfach nur, sondern ist (…) den wahrgenommenen Dingen entweder zugeneigt oder abgeneigt. Diese Fähigkeit lässt die Seele nicht als außenstehenden, unberührten Zuschauer Dinge beobachten, sondern lässt ihn diese Dinge entweder mögen oder nicht mögen, gefallen oder mißfallen, annehmen oder ablehnen. Diese Fähigkeit trägt unterschiedliche Namen. (…) Oft nennt man sie das „Herz“.“ In seiner Argumentation macht er klar, dass zwar nicht jedes religiöse Gefühl oder jede spirituelle Erfahrung einen zu einem anderen Menschen macht, aber dass trotzdem echtes Christentum eine Herzensreligion ist: „Die Religion, die Gott erwartet und annehmen wird, besteht nicht in schwachen, trägen, leblosen Wünschen, die uns gerade so über den Zustand der Gleichgültigkeit heben.“ Wir würden vielleicht sagen: zum Christ sein gehört es, dass dein Herz für Gott schlägt. Dass du etwas für Gott empfindest. Der Glaube ist keine reine Kopf- sondern vor Allem eine Herzenssache. Der Apostel Paulus drückte es so aus: „Wenn du also mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden. Denn man wird für gerecht erklärt, wenn man mit dem Herzen glaubt; man wird gerettet, wenn man ´den Glauben` mit dem Mund bekennt. (Römer 10,9-10)
Das richtige Bekenntnis lernt man mit dem Kopf. Aber glauben tut man mit dem Herzen. Denn, wie Jesus es gesagt hat: aus dem vollen Herzen redet der Mund. Es sind nicht Worte, die retten, sondern der Glaube, der das Herz erfüllt. Es gibt verschiedene Ansätze und Erklärungsversuche, um den Menschen zu beschreiben. Aus welchen Teilen er besteht – Gehirn und Geist, Körper, Seele und Geist, oder wie auch immer, wie diese Teile zusammen funktionieren.. Wichtig ist aber aus biblischer/christlicher Sicht am Ende folgendes: Das Herz ist das Zentrum deiner Persönlichkeit. Den Kern, der vielleicht nicht unveränderlich (statisch) ist, aber der doch existiert. Es ist also offensichtlich, dass das Herz im christlichen Glauben eine ganz entscheidende Rolle spielt. Der Zustand unseres Herzens ist wichtig. Im dritten Teil haben ich darüber gesprochen, dass es möglich ist, sich der rettenden Gnade Gottes verschließen. Letztendlich ist das, worüber wir heute reden werden, eine ergänzende Erklärung. Es geht um unsere Offenheit Gott gegenüber – ein weiches Herz. Ein weiches Herz ist ein Herz, dass Empfindungen hat, das berührt, bewegt werden kann. Ein weiches Herz ist ein offenes Herz. Ein weiches Herz vor Gott wird in der Bibel auch als Zerbrochenheit bezeichnet. Wenn man vor Gott aufgibt, und sich vertrauensvoll ihm überlässt. Das weiche Herz für Menschen heißt Barmherzigkeit. Das schöne alte Wort bedeutet nichts anderes als Weichherzigkeit. Barmherzig ist jemand, der sich für das Leid anderer Menschen interessiert, und zulässt, dass er davon bewegt (oder auch zerbrochen) wird. Natürlich hängen die beiden zusammen. Wer sich für Menschen öffnet, öffnet sich damit auch für Gott (auch wenn er es nicht realisiert). Und wenn ich ein weiches Herz vor Gott habe, wird er mich auch für meine Mitmenschen weich machen. Er wünscht sich nicht nur, dass ich ihn mit ganzem Herzen liebe, sondern auch meinen Nächsten wie mich selbst. 1. Christ zu werden heißt, ein weiches Herz zuzulassen. Wenn in der Bibel von 'Sünde' die Rede ist, geht es um einen Herzenszustand. Es geht um meine Ausrichtung, meine Einstellung, meine Motivationen und Absichten. Wir können Gott nicht von Geburt an kennen, wir müssen erst von ihm hören, ihn erfahren. Unsere Wünsche, Neigungen, Ziele sind nicht 'von Natur aus' auf Gott ausgerichtet. Unser Hauptantrieb ist nicht dankbare Liebe für Gott. Ob wir mit einem Herzen aus Stein geboren werden, oder ob das Herz erst später versteinert – darüber streiten sich die Theologen. Tatsache ist: sich selbst überlassen, bewegt sich der Mensch immer weiter von Gott weg. Wenn Gott uns nicht nachgeht, sind wir verloren. Diese Verlorenheit oder Gottesferne muss nicht unbedingt darin bestehen, dass man 'schlimme Sachen' tut. Oft sind Menschen, die offensichtlich Böses getan haben noch eher bereit, das anzuerkennen, und Reue zu zeigen. Schlimmer steht es um denjenigen, der vergisst, wie verloren er ohne Gottes Hilfe ist. Der meint, wegen seines guten, anständigen Lebens und seiner Frömmigkeit Gottes Annahme, Nähe, Gunst und Bestätigung verdient zu haben. Die frommen, religiösen Herzen sind eigentlich die härtesten. Das zeigen die Evangelien (bzw. große Teile des NT), und die Erfahrung.
Wenn jemand Christ wird, öffnet er sein Herz für Gott, lässt ein weiches Herz zu, gibt seinen Widerstand auf. Gott macht aus Feinden Freunde. Er reagiert auf unsere Hilflosigkeit, bevor wir diese überhaupt zugeben wollen. Er stirbt für uns, obwohl wir unwürdige, ungerechte, Sünder sind. Mit dieser Handlung macht der die Liebe für uns sichtbar, greifbar, erfahrbar – um auf diesem Weg die Versteinerung zu lösen. Das ist eine wichtige Perspektive auf das Kreuz: Am Kreuz sehen wir das weiche, verwundete Herz Gottes für die Menschen! Seine Zerbrochenheit, seine Demut, sein Mitleid. Wer liebt, macht sich verletzlich. Wie sehr Gott liebt, zeigt sich daran, wie verletzlich er sich gemacht hat. Und das sehen wir am Kreuz. Ein Christ ist ein Mensch, der von dieser Liebe hört, von ihr getroffen und durch sie verändert wird. Er ist weich, sensibel und empfänglich für Gott. Offen und ehrlich. Demütig und dankbar. 2. Christ zu bleiben heißt, das weiche Herz zu bewahren. Wenn wir Jesus nachfolgen, müssen wir ständig auf unser Herz aufpassen. Der Hebräerbrief, aus dem ich eingangs gelesen habe, macht das deutlich. In ihm werden Christen davor gewarnt, sich wieder von Gottes Gnade in Jesus abzuwenden. Diese Warnungen wären nur ein perverses Spielchen, wenn es nicht um eine echte Gefahr ginge. Auch die Kirchenväter glaubten, dass es möglich war, die Errettung in Jesus zu verlassen. Im Barnabasbrief (4,12-14) heißt es: „Der Herr wird die Welt richten ohne Ansehen der Person. Ein jeder wird empfangen nach seinen Werken. Wenn er gut ist, wird seine Gerechtigkeit ihm vorangehen; wenn er böse ist, wird der Lohn seiner Schlechtigkeit vor ihm her sein. (Hüten wir uns), daß wir nicht ausruhend wie Berufene einschlafen über unseren Sünden und der böse Fürst Gewalt über uns bekomme und uns hinausstoße aus dem Reiche des Herrn.“ Christentum ist ein Weg, den wir gehen. Auf diesem Weg werden wir verändert, und damit vorbereitet. Je besser du auf eine bestimmte Erfahrung vorbereitet bist, desto mehr wirst du in der Lage sein, alles in dich aufzunehmen, Teil von der Erfahrung zu werden, wenn sie kommt. Wenn wir Jesus nachfolgen, arbeitet Gott an unseren Herzen darauf hin, dass wir für seine neue Welt vorbereitet sind. Nicht, was du schon alles von Gott gehört oder mit ihm erlebt hast, zählt, sondern ob du in all dem ein weiches Herz bewahrst. Du darfst dich nicht auf dem ausruhen, was war. Heute, wenn du seine Stimme hörst, verhärte dein Herz nicht! 3. Was ist ein hartes Herz und wodurch wird es hart? Ein hartes Herz verschließt sich für Gott, vertraut ihm nicht, liebt ihn nicht, will nichts von ihm hören und ihn nicht spüren. Gott redet – wie reagieren wir? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Verhärtung oder Umkehr. Gott spricht ständig zu allen Menschen. „Deshalb achtet auf das, was ihr hört. Dem Menschen, der für meine Worte offen ist, wird eine noch tiefere Einsicht geschenkt werden. Doch dem, der nicht zuhört, wird auch das genommen werden, was er zu haben glaubt “ (Lukas 8,18; NL) Was verhärtet das Herz? Meistens sind es gar nicht schlechte Handlungen, sondern schlechte Einstellungen.
Geduldete Sünde. Sünde macht das Herz hart. Viel zu sündigen, ohne wirklich umzukehren, macht das Herz sehr hart. Bis zu einem Punkt, an dem jemand mit Gott gar nichts mehr zu tun haben will. Deswegen ist Sünde so gefährlich. Unglaube. Unglaube ist nicht, wenn es einem schwer fällt, auf Gott zu vertrauen. Unglaube ist, wenn jemand Gott nicht glauben will. Wenn er sich dagegen entscheidet. Wenn er bewusst anderen Stimmen mehr Glauben schenkt als den Gott. Störrischkeit. Manche Menschen sind einfach nur total bockig. Auch das ist in gewissem Maße in jedem Menschen vorhanden. Bei manchen ist es aber ein sehr großes Problem. Im AT wirft Gott dem Volk Israel vor, es hätte eine Stirn aus Eisen und einen verhärteten Nacken. Sie waren stur, unnachgiebig, störrisch. Sie weigerten sich konsequent, umzukehren und zu Gott zurück zu kommen. Der 'verhärtete Nacken' ist nur ein Bild für das verhärtete Herz. Auch wenn diese Bockigkeit oft nicht das Gefährlichste ist, weil es eher mit Unreife zu tun hat, kann es doch dahin führen, dass sich jemand Gott überhaupt nicht unterordnen kann. Ihr Christsein ist ein „selbstgewählter Gottesdienst“ (Kolosser 2,23). Religiösität. Hier haben wir eine sehr gefährliche Form des verhärteten Herzens. Aus der Gesetzlichkeit (wenn man meint, bei Gott Punkte sammeln zu können) entspringen Sachen wie Überheblichkeit, Arroganz, Wut, Bitterkeit, Niedergeschlagenheit und emotionale Kälte. Ein Beispiel dafür, wie Religiösität das Herz verhärtet sehen wir im Gleichnis vom barm(= weich)herzigen Samariter. Da sind es der Priester und der Levit, die Berufs- und Namenschristen, die an dem verletzten Opfer des Raubüberfalls vorbeigehen. Das Kranke: sie denken, sie würden vor Gott das Richtige tun. Sie wollen ihre Hände nicht schmutzig machen, damit sie mit reinen Händen Gottesdienst feiern können. Angst. Manchmal haben wir Angst davor, uns Gott zu öffnen. Diese Angst kann daher kommen, dass wir noch nicht völlig von Gottes Liebe überzeugt sind. Oft ist Angst aber auch total irrational, und wir verstehen mit unserem Kopf selber nicht, warum wir uns jetzt fürchten. Manche haben Angst davor, verletzt oder benutzt zu werden. Selbstschutz kann auch ein Grund sein, warum sich jemand für das Elend seiner Mitmenschen nicht mehr öffnen kann. Er verhärtet sein Herz, weil er eine Schutzmauer braucht. Diese Person würde ich ermutigen, sich Gottes Liebe nochmal vor Augen zu führen. Gott will dich heilen und dir helfen. Öffne dich für ihn, dann wirst du dich irgendwann auch für andere öffnen können. Gott macht keinen Druck, er lässt dir Zeit. Öffne dich für ihn. 4. Wie wird/bleibt das Herz weich? Jetzt haben wir darüber gesprochen, was ein Herz hart macht – aber wie wird ein hartes Herz weich? Ganz wichtig: Gott allein kann Herzen weich machen. Es ist Gottes Werk. Er kann es völlig alleine tun, bittet uns aber darum, zu kooperieren, indem wir sein Wirken zulassen und unsere Herzen nicht verhärten. Je nachdem wie hart ein Herz ist, gebraucht Gott dabei unterschiedliche Mittel. Er weiß genau, wo er sanft, und wo er kraftvoll wirken muss.
Sanfte Mittel: Zu den sanften Mitteln gehört vor Allem das leise, sanfte Wirken des Heiligen Geistes direkt in unseren Herzen. In diesem Moment macht uns der Heilige Geist manchmal traurig, dass wir Reue spüren, oder glücklich, dass wir neu dankbar sind. Manchmal sind wir einfach nachdenklich oder tief bewegt. Das kann während einer Gebets- oder Anbetungszeit passieren, während einer Predigt, wo Gott uns sanft aber deutlich anspricht, oder in einem Gespräch. Manchmal gebraucht Gott auch Filme, Kunst oder Musik, oder er berührt uns, indem er uns die Augen für die Schönheit seiner Segnungen öffnet: Genuss, freundschaftliche oder romantische Liebe. Du siehst die Schönheit von Gottes Gaben und öffnest dich dankbar neu für ihn. Starke Mittel: Die starken Mittel sind nicht sehr schön oder angenehm. Während man die sanften Mittel eher mit pflanzlicher Medizin vergleichen kann, sind die starken Mittel eher wie starke Medizin, oder ein operativer Eingriff. Zu diesen starken Mitteln gehören Tragödien, Verlust, persönliches Scheitern oder Konfrontation mit Elend. Manchmal trifft uns Gottes Wort auch hart: „Ist mein Wort nicht brennend wie Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?“ (Jeremia 23,29) Ein weiches Herz ist oft auch ein verwundetes Herz. Der zerbrochene Mensch ist manchmal am Offensten. Sowohl die schönen, sanften, angenehmen Dinge im Leben als auch die Erfahrungen, die uns erschüttern, schockieren und zerbrechen sind Gottes Werkzeuge, mit denen er dir und mir ein weiches Herz geben will. C. S. Lewis schreibt: „Gott flüstert durch unsere Freude. Er redet durch unser Gewissen. Aber er schreit durch unserem Schmerz. Schmerz ist Gottes Megafon, um eine taube Welt aufzuwecken.“ Genau genommen ist Gottes lautester Schrei nicht mein Schmerz, sondern sein Schmerz – als er am Kreuz schrie: „Mein Gott, mein Gott – warum hast du mich verlassen?“ Die anderen (schwachen und starken) Mittel kommen danach. Um Christ zu werden, musst du zulassen, dass Gott dein Herz weich macht. Und um Christ zu bleiben, musst du dich immer wieder darauf einlassen – auch wenn es nicht immer leicht fällt. Jeder Tag, jedes Erlebnis ist ein Test. Gott verspricht: „Ich nehme das Herz aus Stein aus ihrem Körper und gebe ihnen stattdessen ein Herz aus Fleisch, damit sie sich an mein Gesetz halten und meine Gebote beachten und befolgen.“ (Hesekiel 11,19b-20a; NL)
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