Drogen und Drogennachweisverfahren in der forensischen Toxikologie
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Drogen und Drogennachweisverfahren in der forensischen Toxikologie Diplom-Chemikerin Ricarda Kegler Leiterin Arbeitsbereich Forensische Toxikologie / Blutalkoholuntersuchungsstelle Institut für Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Rostock Rostock, 23.01.2015 Schematische Darstellungen u.a. mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers Mahsan Diagnostika Vertriebsgesellschaft mbH
Agenda 2 Einführung Rechtliche Grundlage Drogenmarkt Drogen Differentialdiagnostik Nachweismöglichkeiten Fallbeispiele Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Einführung 3 Institut für Rechtsmedizin: q Gerichtsärztlicher Dienst q Forensische Genetik q Forensische Toxikologie q Blutalkoholuntersuchungsstelle q … Forensische Toxikologie: q Untersuchungen von Blut-, Urin- und Haarproben hinsichtlich einer möglichen Aufnahme von Alkohol, BtM, Medikamenten und Giften im Rahmen von polizeilichen Kontrollen q Untersuchungen von humanem Sektionsmaterial hinsichtlich der Klärung von Todesursachen (Leichentoxikologie) q Untersuchung von Stoffproben zur Identifizierung von anhaftenden Substanzen Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Rechtliche Grundlage 4 Gesellschaftlicher Auftrag der Forensischen Toxikologie ergibt sich aus: q §§315c, 316 StGB (Rauschmittel im Straßenverkehr) q §24a StVG (Drogenverbot im Straßenverkehr) q §46 in Verbindung mit §14 FeV (Klärung von Eignungszweifeln bei BtM- Konsum; Fahrerlaubnisverordnung) q Rechtsvorschriften zur Geschäftsfähigkeit und Verhandlungsfähigkeit vor Gericht und zur Schuldfähigkeit (§§20, 21 StGB), insofern sie in Zusammenhang mit Wirkstoffeinflüssen stehen (§330a StGB) q § 91 Strafprozessordnung (Leichentoxikologie bei Vergiftungsverdacht) q Straftatbestand Vergiftung (lebende Personen, versuchter/vollendeter Mord, Suizid) q Betäubungsmittelgesetz (BtMG) q Abstinenznachweis für Alkohol, Drogen, Medikamente (z.B. Führungsaufsicht, BWH, Sorgerechtsstreitereien) Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Legaler und illegaler Drogenmarkt 5 S C Betäubende Cannabis Halluzinogene Aufputschmittel H Stoffe W A R DESIGNER Amphetamin Z Marihuana Psilocin LSD Atropin Opiate Ketamin DROGEN Methamphetamin M Opioide A (Methadon) Haschisch Heroin R K Cathinone MDMA Crack T Morphin W synthetische MDEA Cocain E Alkohol Cannabinoide I S Tabak S E Purin- Beruhigungs- R Hypnotika Aufputschmittel Schmerzmittel Schnüffel- Drogen mittel M (Schlafmittel) (Psychotonika) (Analgetika) stoffe (Coffein) (Sedativa) A R K Genuss- Lösungs- Arzneimittel T mittel mittel Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Der Drogenkreis 6 Psychostimulantien / Entaktogene Amphetamin Methamphetamin Cocain Ecstasy Euphorika Methadon Cathinone LSD Halluzinogene Analgetika Morphin synth. Mescalin Narkotika Heroin Cannabinoide Psilocin GHB Alkohol Cannabis Tranquilizer Benzodiazepine u.a. Rostock, 23.01.2015 Sedativa / Hypnotika Universitätsmedizin Rostock
Cannabis 7 Herkunft Cannabis sativa (indischer Hanf) Marihuana (Blätter, Blüten, Stengel) "Gras" Haschisch (Harz der Laubblätter) "Hasch" Wirkstoffe 80 psychoaktive Substanzen (Cannabinoide) Hautwirkstoff: D9-Tetrahydrocannabinol (THC) Anwendung rauchen (kiffen), Joints kauen bzw. schnupfen Gefahren / Risiken psychische Abhängigkeit verzögerte Rauschzustände amotivationales Syndrom Rostock, 23.01.2015 Cannabis - Psychosen Universitätsmedizin Rostock
Cannabis 8 C H3 C H 2 OH C OOH OH OH OH O O O THC THCOH THCCOOH Hauptwirkstoff aktiver Metabolit inaktiver Metabolit des Cannabis akkumuliert im Blut THC ist ein Marker für den aktuellen wegen sehr langer Konsum! Halbwertszeit THCCOOH im Blut ist ein Marker für massiven und chronischen Konsum! Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Cannabis 9 CTHC Plasma [ng/mL] 160 140 120 100 80 60 40 20 0 0 20 40 60 80 „High“- Gefühl [%] Ø keine lineare Konzentrations-Wirkungsbeziehung Ø Cannabiswirkung kann noch vorliegen, auch wenn nur noch wenig THC im Blut vorhanden ist Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Amphetamin (Speed) 10 NH2 Wirkung entaktogen (Herabsetzung von Hemmschwellen) CH3 aufputschend stimulierend Anwendung „Linie ziehen“ à weißes Pulver als Tabletten (Methamphetamin, Gefahren / Risiken Ecstasy) Unerwünschte Emotionen (Aggressivität) Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit Leistungs- und Antriebsminderung Depressionen Temperaturerhöhungen Erschöpfung bis Kollaps und Tod Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Methamphetamine 11 CH 3 NH Wirkung Methamphetamin: CH 3 entaktogen (Herabsetzung von Hemmschwellen) halluzinogen CH3 euphorisierend NH O MDMA: geringe aufputschende Wirkung CH 3 O Gefahren / Risiken NH C H3 O Unerwünschte Emotionen (Aggressivität) MDEA: C H3 Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit O Leistungs- und Antriebsminderung NH 2 O Depressionen, Verwirrtheit MDA: C H3 Muskelzittern, Brechreiz O Erschöpfung bis Kollaps und Tod Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Cocain 12 O Herkunft H3C N OCH3 Blätter des Kokastrauches O O Wirkstoffe Cocain HCl („Koks, Schnee“) Anwendung Cocain + Natriumbicarbonat „Linie ziehen“ (koksen) ("Crack, Free Base“) rauchen (Crack) selten spritzen Gefahren / Risiken selten trinken (in Alkohol gelöst) Angstzustände, Suizidgefahr Überempfindlichkeit (Cocainschock) akute Cocainvergiftung (Krampfanfälle, Tod) Cocainismus (körperlicher Verfall, Rostock, 23.01.2015 Psychosen) Universitätsmedizin Rostock
Cocain 13 O H3 C N OH Hauptmetabolismus von Cocain: O O O H3C N OCH3 O O Benzoylecgonin O H3C N OCH3 Cocain OH Ecgoninmethylester Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Opiate 14 Herkunft Schlafmohn (Papaver somniferum) Milchsaft der angeritzten Kapseln (Opium) Mohnkapseln, Mohnsamen Wirkstoffe Anwendung Morphin, Codein, Papaverin, spritzen Heroin rauchen (Rauchopium) Gefahren / Risiken inhalieren (erhitzen) psychische/physische Abhängigkeit Wirkung ausgeprägtes Entzugssyndrom glückhafte mystische Versenkung allgemeine Abwehrschwäche gegen Euphorie Infektionen schmerzlindernd, sedierend Fixer-Risiken (AIDS, Hepatitis) Rostock, 23.01.2015 tödliche Überdosierung Universitätsmedizin Rostock
Opiate 15 H 3 CO Hauptmetabolismus von Heroin: O N Ac O Codein Ac O Ac O HO O O O N N N Ac O HO HO Heroin 6-MAM Morphin Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Lysergsäurediethylamin (LSD) 16 Herkunft Mutterkornpilz Anwendung essen in Lösung trinken Wirkung starke Halluzination Gefahren / Risiken verändertes Ich-Erleben drogeninduzierte Psychosen sprunghaftes Umschalten von Panik, Todesangst (horror trip, bad trips) Empfindungen Handlungen bei völligem Kontroll- verlust Flashbacks Suizidtendenzen Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
mexikanische Rauschpilze (Psilocybearten) 17 Herkunft Mittel- und Nordamerika Anwendung Südeuropa Genuss der rohen Pilze Wirkstoffe Psilocybin, Psilocin (stark schwankende Gehalte!) Wirkung LSD-ähnlich (200 fach schwächer) Verzerrung von Raum und Zeit Halluzinationen gute Resorption Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Stechapfel, Engelstrompete, Tollkirsche 18 Herkunft bestimmte Nachtschatten- Anwendung gewächse rauchen Atropin, Scopolamin als heißer Aufguss Wirkstoffe Wirkung ausgeprägte erregende und Gefahren / Risiken hemmende Wirkung Induktion schizophrenieähnlicher Halluzinationen Episoden Verwirrtheitszustände Beeinträchtigung wichtiger Körper- (bis zu einigen Tagen) funktionen (Herztätigkeit) Überdosierung: Tod durch Atemlähmung Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
„K.O.-Mittel“ 19 Gruppe Substanzen Antihistaminika Diphenhydramin Benzodiazepine Diazepam, Nordazepam, Flunitrazepam Neuroleptika Haloperidol Clozapin Narcotika Ketamin g-Hydroxybuttersäure a-Rezeptorenblocker Clonidin Barbiturate Phenobarbital, Hexobarbital + Alkohol !!! Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
GHB 20 Herkunft im Körper entsteht es aus Anwendung GBL (Prodrug) oder im Rahmen Partydroge des ketotischen Stoffwechsel- „Liquid Ecstasy“ à „K.O.-Tropfen“ kreislaufes Wirkung Gefahren / Risiken anregend, entaktogen Verlust des Erinnerungsvermögens sedierend Verlust der Kontrolle über den eigenen Körper narkotisierend Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Cathinone („Bath Salts“), synth. Cannabinoide (Spice) 21 Herkunft Methylon: synthetische Verbindungen häufig aus „Kellerlaboren“ Asien, China, Amerika Anwendung Wirkung Ausprobieren neuer Drogen nicht vorhersagbar aufgrund meist teilweise Partydrogen unbekannter Wirkstoffe und (Ersatzdrogen: Methylon für Nebenprodukte Ecstasy) bei deutlich geringeren Mengen/ Konzentrationen meist deutlich Gefahren / Risiken verstärkte Wirkungen zu nicht vorhersagbar aufgrund von „klassischen“ Drogen unbekannten Zusätzen (Pestizide etc.) Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Chronischer Drogenkonsum 22 Umfang des Konsums Dauer der Abhängigkeitsentwicklung Grad der Abhängigkeit 1.Stadium: Drogenmotivation Ø wechselnde Drogen Ø keine festen Konsumgewohnheiten 2. Stadium: Drogenerfahrung Ø Erlernung der psychotropen Effekte ist abgeschlossen Ø Erweiterung des „Erfahrungshorizontes“ Ø (ritualisierter) Gruppenkonsum Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Chronischer Drogenkonsum 23 Umfang des Konsums Dauer der Abhängigkeitsentwicklung Grad der Abhängigkeit 3.Stadium: Drogenbindung Ø psychische Abhängigkeit Ø Konsum zur Entspannung bzw. Konfliktlösung 4. Stadium: Drogenkonditionierung Ø physische und psychische Abhängigkeit mit vegetativen Symptomen Ø Konsum zur Vermeidung von Entzugssymptomen Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Chronischer Drogenkonsum 24 organische Folgeschäden: Ø Einstichstellen Ø Schleimhautatophien Ø Hautkratzer und Narben Ø Leberschäden Ø Ernährungs- und Pflegezustand psychopathologischer Status: Ø nachlassende Aktivität und Spontaneität Ø Motivationsverlust Ø „Sich-selbst-aufgeben“ Ø drogenbedingte Persönlichkeitsveränderungen Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Chronischer Drogenkonsum - Drogentod 25 Definition Drogentod (laut BKA): ... alle Todesfälle, die in einem kausalen Zusammenhang mit dem missbräuchlichen Konsum von Betäubungsmitteln oder als Ausweichmittel verwendeter Ersatzstoffe stehen... Ø Überdosierung (beabsichtigt, unbeabsichtigt) Ø Todesfälle infolge langzeitigen Missbrauches: Hepatitis, AIDS, Leberzirrhose Ø Suizide unter Drogeneinfluss Ø tödliche (Verkehrs)Unfälle Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Differentialdiagnostik bei Vergiftungen 26 Symptomatik Differentialdiagnostik Differentialdiagnostik Vergiftung Krankheit Kopfschmerz CO, CO2, hang over Migräne, Depression, Hypertonie, Hirntumor Erbrechen, Durchfall Schwermetallsalze, Gastritis, Appendizitis Ätzgifte "Lebensmittelvergiftung" Bewußtseinsstörung, Alkohol, Hypnotika, Kreislaufdepression, Koma Sedativa, Kälte, CO metabol. Koma Pupillen-Verengung Opioide, Erkrankungen des ZNS, Organophosphate Urämie Pupillen-Erweiterung Belladonna-Gruppe, Schock, Koma Alkohol, best. Drogen Delirium Alkohol, Drogen Psychotische Zustände, Hyperthermie Krämpfe Zyanide, Strychnin, Tetanie, Hyperkapnie Ammoniumsalze Zyanose Methämoglobinbildner Ventilationsstörungen, (Nitrite, Paraquat) kardiale Dekompensation Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Vergiftungsverdacht 27 Definition Gift: Jeder chemische Stoff, der durch seine toxische Wirkung vorübergehende oder bleibende Gesundheitsschäden bis hin zum Tode verursachen kann. (Beachte: Paracelsus) Konstellationen aus kriminalistischer Sicht: Ø absichtliche Fremdbeibringung (Giftmord) Ø absichtliche Selbstvergiftung (Suizid, Missbrauch, Selbst- schädigung) Ø unbeabsichtigte Vergiftung: Ø Privatbereich (z.B. neugierige Kinder, Haushalt) Ø gewerblich (Meldepflicht) Ø Vergiftung durch Arzneimittel (z.B. falsche Verschreibung oder Dosierung) Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Vergiftungsverdacht 28 Grundprinzipien Asservierung: Ø Probenasservierung unverzüglich mit Therapiebeginn Ø so viel wie möglich Ø alle Verteilungsebenen (Aufnahme, Wirksphäre, Elimination) Ø alle Spuren und Spurenträger Ø neben Blut, Urin, Haare auch Mageninhalt (Erbrochenes) Ø Tablettenblister, Spritzen, Getränkebehälter ggf. Rücksprache mit klinischen oder forensischen Toxikologen halten!!! Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Probenmaterial 29 Ø Asservierung von mengenmäßig ausreichend, gut beschrifteten Probenmaterial: Ø fluoridiertes Blut (1 Blutröhrchen) Ø nicht-fluoridiertes Blut (1-2 Blutröhrchen) Ø Urin (mind. 15 mL) Ø ggf. Haare (Langzeitkonsum) Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Proben“history“ in der forensischen Toxikologie 30 1. Eingangsdokumentation (zwei Personen) P r o z 2. Adaptierter instrumenteller Immunoassay (EMIT, MAHSAN-MTP) e s s d 3. Bestätigungsanalytik: o Festphasenextraxtion bzw. Flüssig-Flüssig-Extraktion k Derivatisierung (GC/MS) u m Messung mit GC/MS-SIM oder HPLC-DAD; ggf. FLD e n t 4. Befundberichterstellung mit gutachterlichem Charakter a t i o n 5. Plausibilitätsprüfung Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Nachweismöglichkeiten 31 Immunchemische Vortestverfahren: Ø Vorbereitung bzw. Aufarbeitung der Proben im Labor Ø Messen der Proben entsprechend dem Auftrag Ø Eintragen der Messergebnisse in entsprechende Protokolle Siemens Viva E Drug Testing System 96 Well-Plate für Tecan Spectra System Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Nachweismöglichkeiten 32 Immunchemische Vortestverfahren: Ø „Antigen-Antikörper-Reaktion“ als allgemeines Funktionsprinzip Ø Antigen = Stoff, der im Körper eine Immunreaktion hervorruft Ø Antikörper = körpereigene Stoffe (Proteine), die Antigene binden und inaktivieren binden spezifisch an Drogenmoleküle z.B. Drogen Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Nachweismöglichkeiten 33 Mahsan-Test: Ø Blut/Serumprobe + Drogen-Antikörper + Drogen-Enzymkonjugate (Meerettichperoxidase) Ø Inkubation der Proben Ø wenn Droge vorhanden ist, bindet diese als Antigen an die Antikörper, schwache/ keine Färbung Ø wenn keine Droge in der Probe vorhanden ist, bindet Enzymkonjugat an die Antikörper, es entsteht eine stark gefärbte Lösung Ø photometrische Messung, wobei die Intensität der Färbung umgekehrt proportional zur Drogen-Konzentration ist Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Nachweismöglichkeiten 34 Immunchemische Vortestverfahren: Vorteile: Ø schnell und kostengünstig ein Ergebnis Ø sehr gut handhabbar Ø z. T. auf Substanzgruppen ausgerichtet (Amphetamine, Benzodiazepine) Ø relativ selten falsch positiv Nachteile: Ø kreuzreagierende Substanzen können falsch positive Resultate induzieren Ø relativ häufig falsch negativ Ø empfindlich gegen Urinmanipulationen Ø keine beweissicheren Ergebnisse Opiat-Test reagiert neben Morphin auch auf andere Opiate wie z.B. Codein und Dihydro- codein positiv. Ein Rückschluss auf einen Heroinkonsum ist anhand eines positiven Opiat- Testes nicht möglich. Reagiert nicht auf Opioide (synthetische Opiat-Verbindungen). Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Nachweismöglichkeiten 35 Bestätigungsanalytik: Ø quantitative, beweissichere Ergebnisse für forensisch-toxikologische Befund- berichte erforderlich Ø Extraktion der Substanzen aus der Probenmatrix: flüssig-flüssig-Extraktion, Festphasenextraktion Ø Detektion mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie und/oder hochauflösende Flüssigchromatographie mit unterschiedlichen Detektoren Ø Quantifizierung über einen (deuterierten) internen Standard bzw. Kalibrierfunktionen GC/MS HPLC Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Nachweismöglichkeiten 36 GC/MS: Substanzidentifizierung und –quantifizierung über einen deuterierten internen Standard im Selected Ion Monitoring (SIM) Interner Standard (50 µL THCCOOH/mL Serum entspricht 20 ng/mL) Drogenanalyt THCCOOH in der Probe, ca. 30 ng/mL) Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 1 37 Polytoxikomanin: Ø junge Frau (1980), 178 cm, 65 kg Ø Verkehrskontrolle (abends): Urintest positiv auf Cannabinoide, Amphetamin, Ø Methamphetamin und Cocain Ø „geständig“, nachmittags Cannabis, Amphetamin, Cocain konsumiert zu haben Ø uneingeschränkter Untersuchungsauftrag Ø Immunchemie: Substanz/-klasse Messwert Cut off Cannabinoide >100 13 Cocain (M) 61 35 Opiate 0 50 Benzodiazepine >300 18 LSD 0,1 0,7 Amphetamine 401 25 Methamphetamine 16 23 Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 1 38 GC/MS (SIM): q THC + Metabolite q Amphetamin q Cocain-Metabolite Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 1 39 HPLC: Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 1 40 Substanz Konzentration THC 1,5 ng/mL THCOH 1,3 ng/mL THCCOOH 44,6 ng/mL Benzoylecgonin 70,9 ng/mL Ecgoninmethylester 23,5 ng/mL Amphetamin 1213 ng/mL Lamotrigin 15 ng/mL Phenacetin 22 ng/mL Diazepam 110 ng/mL Nordazepam 464 ng/mL Temazepam 12 ng/mL Oxazepam 28 ng/mL à Fahrtauglichkeit kann nicht mehr gegeben sein à Verstoß gegen §315,316 StGB und §24 StVG Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 2 41 GHB-Fall: Ø 40 jähriger Mann (Busfahrer) Ø gibt an seit 3 Jahren regelmäßig abends ca. 4 mL Gammabutyrolacton eingenommen zu haben (teilweise sogar alle vier Stunden) Ø hat sich freiwillig zum Entzug in die Psychiatrie begeben Ø Blut- und Urin-GHB-Konzentrationen nur schwach über den Grenzwert Ø 17 cm langes Haar, das segmentiell (2 cm Abschnitte) analysiert wurde Ø Haarlänge entspricht einer Wachstumsphase von 14 Monaten Ø Nachweis von sehr hohen Konzentrationen an Gammahydroxybutyrat (GHB, „Liquid Ecstacy“, K.O.-Mittel) Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 2 42 20 schwarze Haarfarbe, ca. 17 cm, 17,89 18 ca. 14 Monate Wachstumsphase 16 14,00 14 ng/mg Haar 12,83 12 10,90 10,98 10 9,06 9,38 7,54 8 6 4 2 0 1 2 3 4 5 6 7 8 proximal Segment distal je 2 cm Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 3 43 Fluni-Fall: Ø junge Frau (1980), 166 cm, 66 kg Ø 1. Vorfall: Ø Vorfallszeit: 20:35 Uhr Ø Entnahmezeit: 23:24 Uhr Ø auffällige Fahrweise Ø 7. Woche schwanger Ø Einnahme von Flupirtin (Schmerz- mittel), Ibuprofen, Melperon (Neuro- leptikum) und Flunitrazepam (Benzo- diazepin, Schlafmittel) Ø Arzt: enge Pupillen, unsicheres Auftreten, gleichgültige Stimmung, eingeschränkt fahrtauglich Ø Auftrag BtM + Medikamente Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 3 44 Immunchemische Vortests: GC/MS (SIM): Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 3 45 HPLC: 7-Aminoflunitrazepam Flunitrazepam (27 ng/mL) (36 ng/mL) Norflunitrazepam (25 ng/mL) Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 3 46 Interpretation Ø 1. Vorfall: Ø Flunitrazepam-Konzentration deutlich übertherapeutisch Ø Metabolitenkonstellation spricht für regelmäßige Einnahme Ø aktuelle, missbräuchliche Einnahme von Flunitrazepam Ø aktuelle Heroinaufnahme (3 Stunden zwischen Vorfall und Blutentnahme Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 3 47 14 Tage später: Ø 2. Vorfall: Ø Vorfallszeit: 09:08 Uhr Ø Entnahmezeit: 11:45 Uhr Ø auffällige Fahrweise Ø 9. Woche schwanger 1. Vorfall 2. Vorfall Flunitrazepam 36 ng/mL 73 ng/mL toxisch! Norflunitrazepam 25 ng/mL 69 ng/mL 7-Aminoflunitrazepam 27 ng/mL 80 ng/mL Morphin 5,0 ng/mL ca. 1,2 ng/mL Codein ca. 1,1 ng/mL - Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 4 48 Benzodiazepin-Fall: Ø junger Mann, geb. 1985 Ø zufällige Kontrolle (telefonieren, leichte Schlangenlinie) Ø in den letzten 24 Stunden keine Einnahme BtM/Medikamente Ø letztmalige Einnahme ca. 48 h vor Vorfallszeit: Nitrazepam Ø sonst ab und zu Diazepam zur Beruhigung Ø Vorfallszeit: 16:50 Uhr Ø Entnahmezeit: 17:35 Uhr Diazepam 486 ng/mL missbräuchliche Einnahme Nordazepam 504 ng/mL Temazepam 21 ng/mL Oxazepam 25 ng/mL Amphetamin 433 ng/mL Rostock, 23.01.2014 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 5 49 Todesfall: Ø 21jähriger Mann, tot aufgefunden, starker Verwesungszustand 3,5 3,0 2,5 Herzblut µg/ml (µg/g) 2,0 Leber Gehirn 1,5 1,0 0,549 0,5 0,332 0,17 0 Morphin Codein 6-MAM Rostock, 23.01.2014 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 5 50 8 7 6 µg/ml (µg/g) 5 Herzblut Leber 4 Gehirn 3 2,76 2,45 2,19 2 1 0 Cocain Ecgoninmethylester Benzoylecgonin Fazit: Ø verstarb an einer Mischintoxikation von Methadon-Heroin-Cocain in Kombination mit etwas Alkohol Rostock, 23.01.2014 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 6 51 Todesfall: Ø 22jähriger Mann, tot in Wohnung aufgefunden Ø bekannt: gelegentlicher Heroin- und Canabiskonsum Ø Dreadlock: 88 cm lang (3 verknotete Stränge) Ø Heroin-Alkohol-Intoxikation Rostock, 23.01.2014 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 6 52 Rostock, 23.01.2014 Universitätsmedizin Rostock
Fallbeispiel 6 53 gute Korrelation von Heroin- und Metabolitenkonzentrationen in den 12 kopfnahesten Segmenten Rostock, 23.01.2014 Universitätsmedizin Rostock
54 Danke für die Aufmerksamkeit ! Rostock, 23.01.2015 Universitätsmedizin Rostock
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