Astrid Lindgren: Winter in Lönneberga oder Wie Michel eine Heldentat vollbrachte

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Astrid Lindgren: Winter in Lönneberga oder Wie Michel eine Heldentat vollbrachte
"Man wird stark, wenn man muss!"

Astrid Lindgren: Winter in Lönneberga oder
Wie Michel eine Heldentat vollbrachte
Für die Bühne bearbeitet von Tristan Berger
4 D - 3 H (auch mit 6 Darstellern spielbar); ab 5 Jahren;
UA: Theater auf Tour, 2011
Am Sonntag, den 18. Dezember vollbrachte Michel eine „Heldentat, dass ganz Lönneberga jubelte
und alle seine Streiche vergeben und vergessen wurden“. Denn Michel hatte Alfred das Leben
gerettet! Ganz allein hat er mitten in der Nacht sein Pferd Lukas angespannt und den kranken
Knecht durch einen eisigen Schneesturm nach Mariannelund zum Doktor gebracht. Dagegen ist es
doch wirklich nur eine Kleinigkeit, dass er zuvor seinen Vater mit einem Schneeball mundtot
gemacht hat und die alte Maduskan in einer Wolfsgrube gefangen hatte. Denn eigentlich wollte
Michel sowieso immer nur das Richtige tun. Und dabei darf man, bekanntlich, nicht „knausern“.
Deshalb küsst Michel die Pastorsfrau auch gleich mehrfach und davon ist selbst sein Vater Anton
ausnahmsweise gerührt.
Astrid Lindgren wurde 1907 auf Näs nahe Vimmerby geboren. Für ihre mehr als siebzig Bilder-,
Kinder- und Jugendbüchern wurde sie mit den bedeutendsten Preisen ausgezeichnet. Astrid
Lindgrens literarische Heldinnen und Helden sind selbstbewusst und mutig, einfallsreich,
mitfühlend und sozial, eigensinnig, rechthaberisch und fabelhaft stark. Und während sie
vordergründig oftmals nur erheitern sollen, geht es in den Geschichten von Astrid Lindgren doch
immer um die ‚großen Themen‘: um Leben und Tod, richtige und falsche Entscheidungen und
immer darum, „ein Mensch zu sein“. Und es vor allen Dingen zu bleiben:
„Wenn ich mit der Figur der Pippi überhaupt eine andere Absicht hatte, als meine jungen Leser zu
amüsieren, so war es das – ihnen zu zeigen, dass man Macht haben kann, ohne sie zu
missbrauchen, denn von allen Kunststücken im Leben ist dies deutlich das Allerschwerste.“ Astrid
Lindgren starb im Jahr 2002.
 Stefan Schroeder, 1977 in Hagen geboren, studierte Theaterwissenschaft, Anglistik und
Germanistik in Bochum. Während des Studiums war er an verschiedenen Theatern der freien Szene
als Autor, Regisseur und Darsteller aktiv. Er führte Regie am Wuppertaler Kinder- und
Jugendtheater und war von 2001 bis 2010 Dramaturg am Schauspiel Dortmund. Seit 2006 lehrt er
zudem an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Dortmund. Nach der Zeit am
Dortmunder Theater widmet sich Stefan Schroeder nun ganz dem Schreiben.
Tristan Berger (geb. 1959) war von 1993-1997 Intendant des Theaters Halle, danach u.a. leitender
Dramaturg der SchlossFestSpiele Ettlingen. Als freiberuflicher Autor, Regisseur und Dramaturg
arbeitet Tristan Berger für zahlreiche Theater, Hörspielverlage und Hochschulen. Er schreibt für
Theater der Zeit und war bereits in zahlreichen Jurys tätig, zuletzt als Kurator der Augenblick Mal
2011.

Alle Rechte beim
Verlag für Kindertheater Weitendorf GmbH, Max-Brauer-Allee 34, 22765 Hamburg,
www.kindertheater.de, Tel: 0049 (0)40 607909-916 / E-Mail: kindertheater@vgo-
kindertheater.de
I/1
LINA           (fegt Schnee von der Vortreppe, singt) Eine rote Rose blühte / Auf Janangas kleinem
               Grab. / Sie hat ihr Wort gehalten, das sie dem Seemann gab.
Michel fetzt über die Bühne.
ANTON          (aus dem Off) MIIICHELLL!!! (stolpert auf die Bühne) Bleib steh’n, du Lausejunge!
               Michel! Michel!!! O du verflixter Bengel, jetzt kannst du aber was erleben! Dir werd
               ich’s geben! Warte! Warte, Bürschchen, wenn ich dich erwische! (verliert seinen
               Schuh)
ALMA           (hinterher) Beruhige dich, Anton, so beruhige dich doch!
ANTON          Ach was, ich will mich nicht beruhigen! „Beruhige dich, Anton, beruhige dich,
               Anton!“ Wo ist mein Schuh?
ALMA           Woher soll ich das wissen?
ANTON          Hilf mir suchen, ich kann nicht den ganzen Tag so rumlaufen!
ALMA           Ich weiß nicht, wo du ihn hingeworfen hast! – Hier! Da ist er ja!
ANTON          Michel! Michel! (ab, Alma hinterher)
LINA           Plagen gibt’s hier allemal genug. Aber die schlimmste von allen ist Michel. Der
               treibt seinen Unfug im Sommer wie im Winter. (singt) Sie schlich ums Haus des
               Nachts um zehne, / Weil Alfred sagte, dass er sich sehne. / Doch als sie kam in den
               tiefen Tann, / Fand sie den Liebsten dort gar nicht an.
ALFRED         (kommt) Das sind ja scheußliche Schmachtfetzen, die du da singst.
LINA           Dass du mir die Schuhe sorgfältig vom Schnee abtrittst, Alfred! Ich hab die
               Vortreppe heute besonders gründlich gefegt, damit unsere Gäste keinen Schnee in
               ihre Schuhe bekommen! (singt, flirtet mit Alfred) Sie hört den Schuss und ist so
               betroffen, / als wär ihr Herz von dem Schuss getroffen. / Sie läuft bergauf noch mit
               letztem Mut, / Und findet Alfred in seinem Blut.
ALFRED         Hat viel geschneit heut Nacht. Den ganzen Vormittag bin ich mit dem Schneepflug
               gefahren.
LINA           Unsere Bäuerin ist berühmt für ihr gutes Essen. Da kommt ganz Lönneberga gerne,
               wenn sie ein Fest auf dem Katthult-Hof geben! Selbst der Herr Pastor und seine
               Frau lassen sich nicht lumpen!
ALFRED         Für einen Festschmaus ist der Herr Pastor immer zu haben!
Alma und Anton treten vor die Tür.
LINA           Es wird hoffentlich ein lustiger Nachmittag!
ANTON          Das wollen wir hoffen. So teuer, wie so ’n Festschmaus immer ist!
ALMA           Teuer? So ist das nun mal. Wir sind überall eingeladen gewesen, nun sind wir an
               der Reihe. Das wird bestimmt eine hübsche gemütliche Feier heute.
LINA           Wär’s nicht besser, Michel vorsichtshalber im Schuppen einzusperren?
                                                                                                      2
ALMA           Unser Michel ist ein lieber kleiner Junge. Der stellt nichts an, wenn wir ein Fest
               haben.
LINA           Ich sage immer: abwarten. Wir werden schon sehen, ob’s gut geht oder nicht. So, die
               Treppe ist blitzeblank, die Gäste können kommen.
Michel trampelt mit Schneeschuhen über die gefegte Treppe, verschwindet.
               Du verflixter Bengel, kannst du nicht aufpassen!? Ich scheuere mir die Finger wund,
               und du trampelst mit deinen Schneestiefeln über meine schön gefegte Treppe. Jetzt
               reicht’s mir aber endgültig mit dir. Hast du denn keine Augen im Kopf?
ALFRED         Nicht doch. Immer ruhig Blut, Lina!
LINA           Ja, ja, du stehst immer auf seiner Seite, ganz gleich, was er macht. (ab)

I/2

Fröhliche Kaffeerunde.
LEHRERIN       So ein Fest ist mal etwas anderes, als einen ganzen langen verschneiten
               Wintersonntag allein im Schulhaus zu sitzen! (blickt in die Runde) Ist das nicht ein
               bisschen sehr langweilig, nur da zu sitzen und aufs Essen zu warten? – Ich finde, es
               ist besser, wir gehen alle raus und machen eine kleine Schneeballschlacht.
PASTOR         Hat man so was schon mal gehört auf einem Fest in Lönneberga?
KRÄHWINKEL               Was ist das für eine Tollheit?!
MICHEL         Hurra! Alles mir nach! (ab)
LINA           Jetzt wird’s lustig!
ANTON          Schneeballschlacht! Was sollen denn solche Possen?
LEHRERIN       Will von den Eltern denn niemand mitmachen? (ab)
ANTON          Wir sind doch nicht verrückt!
LINA           (kichernd) Ich schon! (stürzt vor Lachen kreischend nach draußen)
ALMA           Und das gerade jetzt, wo ich sie in der Küche am dringendsten brauche! Anton, hol
               mir auf der Stelle Lina rein! Sie soll Brot schneiden und nicht mit Schneebällen
               werfen!
ANTON          (zieht Stiefel an) So was passiert ausgerechnet dann, wenn Anton Svensson,
               Kirchenältester von Lönneberga, ein Festessen gibt!

I/3

Die Schneeballschlacht tobt. Juchzen, Lachen, Schreien. Im Vordergrund schmettert
Michel Schneebälle hierhin und dorthin. Ganz ausgelassen: Lina und die Lehrerin.
                                                                                                      3
Anton kommt. Michel wirft einen Schneeball ins Off. Es klirrt.
MICHEL         Attacke!
ANTON          MICHEL!!! MIIICHEEELLL!!!
Ein Schneeball Michels landet in Antons aufgerissenem Mund. Er taumelt, gibt
unverständliche Laute von sich, dreht sich verschämt weg, als die Lehrerin
vorbeiläuft.
LEHRERIN       Nein, wie nett, dass Bauer Anton bei unserer Schneeballschlacht auch mitmachen
               will! (steckt ihm einen Schneeball zu, läuft weiter)
Anton würgt an seinem Schneeball, versucht ihn aus dem Mund herauszukratzen,
hüpft dabei einen seltsamen Tanz, stößt die eigenartigsten Geräusche aus. Seine
Worte sind im Folgenden aufgrund des Schneeballs im Mund bestenfalls zu
erahnen.
ANTON          (hilflos, ermattet) Nun steh ich da wie ein dummer August und muss warten, bis er
               schmilzt ...
MICHEL         (kommt) Aber, Papa, was machst du denn hier?
ANTON          (keuchend) Äh-äh-äh! (deutet auf seinen Mund)
MICHEL         Was ist los mit dir? Bist du krank?
ANTON          (packt Michel) In den Tischlerschuppen!

I/4

Anton schleicht in die Küche.
ALMA           (ohne sich umzudrehen) Also wirklich, Lina! So hat sich auf einem Fest in
               Lönneberga noch nie eine Magd benommen! (hört Antons Gegurgel, dreht sich um,
               lässt die Schüssel fallen, schreit) Ein Gespenst! Zu Hilfe, ein Gespenst!
Anton gurgelt immer lauter, tanzt immer verrückter mit hervorquellenden Augen
hin und her, deutet verzweifelt auf den Schneeball.
               Anton! Du bist das. Was führst du denn für einen komischen Tanz auf? Wo ist
               Lina? Warum bist du nicht bei unseren Gästen? (gewahrt den Schneeball, prustet los
               vor Lachen) Ein gestandenes Mannsbild wie du und macht bei einer
               Schneeballschlacht mit wie ein dummer Junge! Hast du deinen Verstand nicht
               beisammen?
Anton „brüllt“ mit hochrotem Kopf. Alma gießt ihm heißes Wasser in den Schlund.
ANTON          (spuckt die Schneeballreste aus) Immer dieser Michel! Im Tischlerschuppen kannst du
               über deine Dummheiten nachdenken. Dann wirst du vielleicht eines Tages damit

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aufhör’n. Das ist ganz gesund für dich. Eine Weile nachdenken. Nachdenken hat
              noch keinem geschadet. Und Holzmännchenschnitzen auch nicht.

I/5

MICHEL        (will ein Holzmännchen schnitzen) Zu dunkel. (legt das Messer beiseite) Dann mach
              ich’s eben morgen. (schaut sich um) Ich verkaufe keines. Nicht an den Pastor und
              nicht an die reiche Frau aus Vimmerby. Ich behalt sie, bis ich groß bin, und dann
              zeige ich sie meinen Kindern. Wenn ich welche kriege. Bestimmt kriege ich welche.
              (nimmt einen Tischlerbleistift, schreibt damit auf ein Brett) Meinen lieben Kindern.
              Diese Männchen kriegt ihr zur Erinnerung von eurem Vater Michael Svensson,
              Katthult, Lönneberga.
KLEIN-IDA     (kommt) Komm, Michel. Papa hat sich wieder beruhigt.
MICHEL        Kommt jetzt das Essen?
KLEIN-IDA     So viel, dass man sich proppenvoll essen kann!
MICHEL        Zuerst die Vorgerichte mit den vielen Sorten an eingelegtem Hering, mit Wurst,
              Sülze und Omeletts, dann der Braten ...
KLEIN-IDA     Mmh!
MICHEL        ... mit Kartoffeln und Rahmsoße und zum Schluss ...
KLEIN-IDA     ... Quarkauflauf mit Kirschkompott und Schlagsahne!
MICHEL        Alle essen und essen, bis sie so knüppeldicke satt sind, dass sie noch nicht mal mehr
              piep sagen können.
KLEIN-IDA     Wie langweilig!

I/6

Alle tanzen um den Weihnachtsbaum. Sie singen.
              Wenn lütt Katrin nicht tanzen will, / Dann weiß ich, was ich tu, / Dann steck ich sie
              in’ Hafersack / Und bind ihn oben zu!
ANTON         (knurrend zu Alma) Bin ich froh, dass ich diesen verflixten Schneeball losgeworden
              bin. (betont fröhlich zur Lehrerin) Wie schön, dass unsere Gäste alle so vergnügt und
              munter sind!

                                                                                                      5
LEHRERIN   Ich schlage vor, wir spielen ein Spiel. – Aber keiner darf sich drücken! Es ist eine
           gute Sache, wenn Eltern mit ihren Kindern spielen. Es ist, rundheraus gesagt, sogar
           dringend notwendig!
KRÄHWINKEL         Was ist das wieder für eine seltsame Idee?
LEHRERIN   Dabei kann man sich ein wenig von dem vielen Tanzen ausruhen. Es ist ein sehr
           lustiges Spiel. Es heißt: „Ich fuhr in die Stadt und holte mir ’nen Bräutigam“, und es
           geht so: Komm, Lina, setz dich da hin.
LINA       Ich soll mich da hinsetzen? (kichert) Na gut.
LEHRERIN   Und jetzt sagst du: „Ich fuhr in die Stadt und holte mir ’nen Bräutigam!“
ANTON      (lachend) Alfred hat sich wohl in den Stall verdrückt...?
LEHRERIN   (stülpt Lina eine Mütze über die Augen) Du warst also in der Stadt und hast dir ’nen
           Bräutigam geholt (zeigt auf den Pastor) Ist es der?
ANTON      (halblaut) Ist das nicht ein wenig gewagt?
LINA       (kichernd) Weiß ich nicht.
LEHRERIN   Du musst mit „ja“ oder mit „nein“ antworten. Ich zeige der Reihe nach auf alle
           Herren und bei einem musst du „ja“ sagen. (zeigt auf den Krähwinkel-Bauern) Ist es
           der?
LINA       (kichernd) Ja, der ist es!
LEHRERIN   (nimmt ihr die Mütze ab) Dann kriegt der Krähwinkel-Bauer jetzt einen Kuss von dir.
LINA       Nie im Leben!
LEHRERIN   Wenn du das nicht willst, dann musst du zehn Öre Pfand bezahlen. So geht dieses
           Spiel nämlich.
ANTON      Hat man denn je so was gehört? Treibt ihr in der Schule etwa auch solche Possen!?
LEHRERIN   Hast du keine zehn Öre, musst du den Krähwinkel-Bauern küssen!
LINA       Igittigitt! (küsst den Bauern flüchtig und mit spitzem Mund) Das ist kein Bräutigam für
           mich! Der alte Knacker ist ja schon fünfzig Jahre alt, und ich bin erst 25. Glaubt ihr,
           ich will einen Mann haben, der doppelt so alt ist wie ich?
MICHEL     Ach, das macht nichts. Der kann trotzdem furchtbar nett sein.
LINA       Na, hör mal, jetzt macht das noch nichts aus. Wenn ich aber fünfzig bin, dann ist der
           Mann doch hundert! Bewahr mich, welche Arbeit ich dann mit dem hab.
ANTON      Rechnen kannst du, wenn du dazu auch noch denken könntest.
LEHRERIN   Und jetzt Sie, Herr Pastor.
ANTON      Geht das nicht ein bisschen zu weit?
PASTOR     (setzt sich, bekommt die Mütze übergestülpt) Ist schon gut, Anton.
           Also: Ich fuhr in die Stadt und holte mir eine Braut!
LEHRERIN   Ist es die da?

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PASTOR        Nein!
LEHRERIN      Ist es die da?
PASTOR        Nein, die ist es auch nicht.
LEHRERIN      Ist es etwa die da? (deutet auf Alma)
PASTOR        Ja, die ist es! (zieht sich die Mütze vom Kopf, geht zu Alma, ergreift ihre Hand, gibt ihr
              einen formvollendeten Handkuss)
LEHRERIN      Bei diesem Spiel müssen alle mitmachen, jeder kommt dran! Als nächsten bitte ich
              den Krähwinkel-Bauern auf den Stuhl!
KRÄHWINKEL              (brummt, erwartungsfroh) Muss das wirklich sein?
LEHRERIN       (sehr freundlich, bestimmt) Es muss. (stülpt ihm die Mütze über)
KRÄHWINKEL              Ich fuhr in die Stadt und holte mir ’ne Braut!
LEHRERIN      Ist es die da?
KRÄHWINKEL              (ungeduldig) Die isses! (nimmt die Mütze ab) Die Frau des Pastors? Nä, da
              bezahl ich lieber wer weiß was, um drum herum zu kommen.
LEHRERIN      Das ist aber nicht nett von dir, Krähwinkel-Bauer, so spricht man nicht mit Damen!
              Aber wahrscheinlich denkt unser lieber Krähwinkel an die Alten im Armenhaus,
              damit wir ihnen von dem Pfand, das er zahlen muss, Kaffee und Kautabak kaufen
              können!
MICHEL        Ich bin dran! (stülpt sich die Mütze über) Ich fuhr in die Stadt und holte mir eine
              Braut!
LEHRERIN      Dann sag mir, lieber Michel, ist es die?
MICHEL        Nein!
LEHRERIN      Und was ist mit der, Michel, ist es die?
MICHEL        Die ist es auch nicht.
LEHRERIN      Und die? Wie wär’s mit der? (deutet auf die Pastorsfrau)
MICHEL        Ich glaub, das ist die richtige, die nehm ich!
Alle lachen. Michel nimmt die Mütze ab.
              So ist das also. (geht ernst und langsam auf die Pastorsfrau zu)
Zunehmende Heiterkeit bei den Umstehenden.
PASTORFRAU              Armer Michel, hast du denn keine zehn Öre, damit du dich von mir
              freikaufen kannst?
MICHEL        Hier wird nicht freigekauft! (klettert der Pastorsfrau auf den Schoß)
ANTON         Was fällt dem Jungen ein?
MICHEL        (küsst die Pastorsfrau mehrere Male) Nur nicht knausern! Hab ich ’ne Braut, dann hab
              ich eine.
Donnerndes Gelächter.
KRÄHWINKEL              Dieser Michel! Treibt sogar mit der Pastorsfrau seine Späße!
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LINA            Davon werden sie noch in ein paar Jahren sprechen! Von der „großen Küsserei auf
                Katthult.“
ANTON           So kann man sich auf meinem Fest doch nicht benehmen! (laut) Ruhe jetzt! Hier
                gibt’s nichts zu lachen! (legt seine Hand auf Michels Kopf) Von dir, Michel, war das ...
                ja, ich möchte sagen ..., liebevoll getan! Du bist ein guter Junge. Ab und zu mal.
PASTORFRAU              Und ob er das ist! Der beste in ganz Lönneberga.
PASTOR          Es ist spät geworden und Zeit, heimzufahren. Wir haben genug gespielt und wollen
                noch ein Lied singen, ehe wir aufbrechen. (singt)
                Und wieder ist ein Tag vorbei / Und kehrt nie mehr zurück. / Mit Frieden kommt
                die Nacht herbei, / Wir ruh’n im Herrn voll Glück, im Herrn voll Glück. /
                Vertrauen seinem Rat, / Denn Tag und Nächte für und für / Er uns bestimmen
                mag.

Alle gehen bis auf Michel. Einige rufen: „Nur nicht knausern, sagte Michel!“ Stille.

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