Wie wir zukünftig bauen - Thomas Speeth und Matthias Saß stellen sich der Herausforderung - Schiffszimmerer-Genossenschaft

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Wie wir zukünftig bauen - Thomas Speeth und Matthias Saß stellen sich der Herausforderung - Schiffszimmerer-Genossenschaft
FRÜHLING 2022

                Wie wir zukünftig bauen            Einfach nachhaltig             Grüne Dächer
                Thomas Speeth und Matthias Saß       So unkompliziert ist   Ideen für mehr Lebensqualität
                stellen sich der Herausforderung    Klimaschutz im Alltag    und Artenvielfalt gibt es viele
Wie wir zukünftig bauen - Thomas Speeth und Matthias Saß stellen sich der Herausforderung - Schiffszimmerer-Genossenschaft
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                                                              I N H A LT

                                                              3     Die gute Fee vom Carpserweg
    Liebe Mitglieder,                                               Interview zu nachbarschaftlichem
                                                                    Engagement in Ohlsdorf

                                                                    Aktuelles
    wie wollen wir in Zukunft leben? Grüner,                  4
                                                                    Ein Pakt für Biodiversität;
    gemeinschaftlicher, nachhaltiger, mobiler. In                   Zukunftstag für junge Menschen;
                                                                    steigende Nebenkosten
    den Hamburger Genossenschaften wird dieser
                                                                    Auf den Dächern ist was los
    gesellschaftliche Wandel längst aktiv verwirklicht.       6
                                                                    Solarpaneele, Begrünungspläne
    Auch beim Thema Pflege denken wir mit.                          und EU-Gebäuderichtlinie

    Barrierefreie Neubauten, niedrigschwellige                7     Das zahlt sich aus
                                                                    Mitglieder wohnen günstiger
    Hilfsangebote für Demenzkranke und körperlich
                                                              8     Wie wir zukünftig bauen
    Beeinträchtigte: Wer genossenschaftlich wohnt,                  Matthias Saß und Thomas Speeth
    muss sich nicht alleingelassen fühlen mit den                   stellen sich der Herausforderung
                                                                    von Neubauprojekten und Klima-
    Herausforderungen neuer Lebensabschnitte.                       wandel
    Mehr zu diesen Themen finden Sie in der                   10    Aus unserer Genossenschaft
                                                                    Zwei neue Prokuristen
    aktuellen Ausgabe der bei uns.
                                                              11    Maßnahmenkatalog
    Mit dem Frühling kommt die Stimmung für                         Geplante Instandhaltungen
    Neuanfänge und kreatives Ausprobieren – ob                12    Quartiere im Wandel
                                                                    Das Flair vom Moorkamp
    in der Küche, im Garten oder einfach im Kopf.
                                                                    Serie Einsamkeit: Teil 2
    Die beste Zeit also, um ein neues Projekt zu              14
                                                                    Fühlen Sie sich einsam?
    beginnen! Vielleicht gemeinsam mit Ihren
                                                              16    Wie wollen wir leben?
    Nachbarn? Denn ob alt oder jung, die Zukunft                    Einige Zukunftsvisionen sind
                                                                    bei den Genossenschaften
    zufriedenen Lebens liegt im Gemeinschaftlichen.                 schon Realität
    Daran glauben wir fest. Machen Sie mit!                   22    Klimaschutz im Alltag
    Einen lebhaften Frühling wünscht Ihnen                          Was jeder von uns tun kann

    Ihre Genossenschaft                                       24    Lesevergnügen
                                                                    Eine Vorlesegeschichte
                                                                    von Irene Margil

                                                              25    Rätsel, Impressum
                                                                    Luxuriöse Kaffeemaschine
                                                                    von ZWILLING zu gewinnen

                                                              26    Ordnung im Chaos
                                                                    Hilfe für desorganisiert lebende
                                                                                                       Titelfoto & Foto: Robert Schlossnickel

                                                                    Menschen

                                                              27    Das frische Frühlingsrezept
                                                                    Tagliatelle mit Gemüse-Bolognese
                            Charlotte Knipping & Julia Eble
                               Redaktionsteam „bei uns“
                             redaktion@schiffszimmerer.de

    AUSGABE FRÜHLING 2022
Wie wir zukünftig bauen - Thomas Speeth und Matthias Saß stellen sich der Herausforderung - Schiffszimmerer-Genossenschaft
SCHIFFSZIMMERER           3

                                                                                N AC H B A R S C H A F T L I C H E S E N G AG E M E N T

                                                        Die gute Fee vom Carpserweg

                                                                                                                                                 Annelie Peters in ihrem
                                                                                                                                                 blitzblanken Waschraum am
                                                                                                                                                 Carpserweg 22a freut sich
                                                                                                                                                 über den Strauß Blumen

                                          D
                                                       er Frühling naht, die Natur                                                  Hand zu nehmen. Frau Peters fegt und
                                                       erwacht wieder zum Leben
                                                       und unsere Energie kehrt zu-
                                                                                            Wir finden:                             wischt die Böden beider Räume und des
                                                                                                                                    Korridors, leert Mülleimer, reinigt Fenster-
                                                       rück! Haben Sie Ihre Jahres-
                                                       vorsätze schon in die Tat um-
                                                                                            Das ist ein                             bretter und desinfiziert die Waschmaschi-
                                                                                                                                    nen.
                                          gesetzt oder suchen Sie noch Inspiration?
                                          Dann haben wir hier etwas für Sie:
                                                                                           großartiger                              Für die Pensionärin ist es selbstverständ-
                                                                                                                                    lich, ihren Teil zu einer sauberen Waschan-
                                          In unserer Waschküche am Carpserweg
                                          22a könnten Sie vom Boden essen. Die
                                                                                          Einsatz für die                           lage beizutragen. „Ich will es einfach sau-
                                                                                                                                    ber haben“ lautet ihre Devise. Solange es
                                          Böden: wie geleckt. Die Mülleimer: immer        Nachbarschaft!                            eben geht. Annelie Peters macht dies von
                                          leer. Die Waschmaschinen: wie neu.                                                        Herzen gerne und sieht ihren Putzvormit-
                                          Der Grund ist die 75-jährige Annelie              Herzlichen                              tag auch als ihr fünfzigminütiges Sport-
                                          Peters. Seitdem ihre eigene Waschmaschi-                                                  programm: „Das ersetzt meine tägliche
                                          ne ausfiel, nutzt sie einmal wöchentlich          Dank, Frau                              Laufrunde, und mein Buch von Nietzsche
Foto: Schiffszimmerer-Genossenschaft eG

                                          unsere Mitglieder-Waschküche. Und ent-                                                    lese ich dann doch lieber zu Hause!“ Alle
                                          schloss sich kurzerhand, für die Dauer des          Peters!                               Mitglieder haben etwas davon: einen sau-
                                          Waschgangs Putzlappen und Besen in die                                                    beren Ort zum Waschen.

                                          Haben Sie in letzter Zeit Nachbarschaftshilfe erlebt? Möchten Sie von Ihrem Schiffszimmerer des Monats berichten?
                                          Schreiben Sie uns eine E-Mail an redaktion@schiffszimmerer.de. Wir freuen uns auf Ihre Nachrichten!

                                                                                                                                                                AUSGABE FRÜHLING 2022
Wie wir zukünftig bauen - Thomas Speeth und Matthias Saß stellen sich der Herausforderung - Schiffszimmerer-Genossenschaft
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       U N T E R N E H M E N S N AT U R                                                   A K T I O N STAG

                                           Mehr Natur wagen
                                          Der Verband norddeutscher Wohnungs­
                                            unternehmen hat sich dem Bündnis
                                          UnternehmensNatur angeschlossen und
                                                fördert so die Biodiversität.                Keine Frage des
                                                                                              Geschlechts
                                                                                           Am 28. April 2022 können
                                                                                            Mädchen und Jungen
                                                                                             Berufe klischeefrei
                                                                                               kennenlernen.
                                                                                          Feuerwehrfrauen, Chemikantinnen
                                                                                          oder Glasapparatebauerinnen begeg-
                                                                                          net man in der Berufswelt eher selten.
                                                                                          Ähnlich ist es mit Erziehern, Floristen
                                                                                          oder Friseuren. Denn junge Menschen
                                                                                          orientieren sich häufig an sogenannten
                                                                                          „Frauen-“ beziehungsweise „Männerbe-
                                                                                          rufen“. Obwohl viele Mädchen technisch
                                                                                          begabt sind, streben sie kaum einen ent-
                                                                                          sprechenden Beruf an. Und junge Männer
          Lebensqualität zu schaffen ist ein zentrales Anliegen der Wohnungsbauge-        nutzen ihre kreative oder soziale Kompe-
          nossenschaften. Als soziale Vermieter wollen sie nicht nur für bezahlbaren      tenz leider selten in den Bereichen Pflege,
          Wohnraum sorgen und in die soziale Entwicklung ihrer Quartiere investieren.     Erziehung oder Gestaltung.
          Auch der Erhalt einer lebenswerten Umwelt und der Artenvielfalt steht auf           Genau deswegen gibt es den bun-
          der Agenda der Genossenschaften.                                                desweiten Girls’ Day und den entspre-
              Daher hat sich der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW)          chenden Boys’ Day – ein Aktionstag, der
          im November 2021 dem Projekt UnternehmensNatur angeschlossen. Die Initi-        dem Nachwuchs eine klischeefreie Be-
          ative von Handelskammer, Umweltbehörde und NABU hat sich zum Ziel ge-           rufsorientierung geben soll, indem die
          setzt, Firmen für eine naturnahe Gestaltung ihres Betriebsgeländes zu begeis­   Kinder und Jugendlichen vorurteilsfrei in
          tern, um so ökologisch wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu          die unterschiedlichsten Berufe rein-
          schaffen. Gerade in Großstädten mit ihrer zunehmenden Flächenversiegelung       schnuppern dürfen – ob direkt in den
          fehlen diese Räume.                                                             teilnehmenden Betrieben und Einrich-
              Seit Beginn des Projekts im Jahr 2014 haben bereits 80 Hamburger Unter-     tungen oder durch digitale Angebote.
          nehmen teilgenommen und sich bei der naturnahen Umgestaltung ihrer Fir-
          mengelände fachkundig beraten lassen. Mit dem neuen Kooperationspartner         Aktuelle Informationen zu den Ham-
          VNW sind nun auch die Freiflächen von Wohnungsgesellschaften und Woh-           burger Zukunftstagen gibt es unter
          nungsgenossenschaften in den Blick gerückt, deren Naturwert durch gezielte      www.girls-day.de und unter www.
          Maßnahmen deutlich gesteigert werden kann. Ob Nisthilfen für Vögel, Insek-      boys-day.de. Teilnehmen können alle
          ten oder Fledermäuse, ob Dach- oder Fassadenbegrünung, Hochbeete, Klein-        Schülerinnen und Schüler ab der 5.
          gewässer oder Wildsträucher: Die Förderung der Stadtnatur kommt auch den        Klasse.
          Bewohnern zugute. Denn ist der Anblick einer bunten Wildblumenwiese nicht
                                                                                                                                        Foto: Gabriele Rohde – stock.adobe.com

          viel schöner als der einer eintönigen Rasenfläche?

          Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in
          Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt
          400 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von
          ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen.
          Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

    AUSGABE FRÜHLING 2022
Wie wir zukünftig bauen - Thomas Speeth und Matthias Saß stellen sich der Herausforderung - Schiffszimmerer-Genossenschaft
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                                                                              KO ST E N ST E I G E R U N G E N

                                              Womit müssen wir rechnen?
                                     Corona hat unser (Arbeits-)Leben auf den Kopf gestellt. Diejenigen, die seit
                                    2020 im Homeoffice arbeiten, dürften schon jetzt die erhöhten Betriebs- und
                                     Heizkosten spüren. Aber auch alle anderen werden die Preiserhöhungen im
                                   Energiebereich und die Auswirkung manch einer Gesetzesänderung bemerken.

                                                                                                                     und Kunden weitergeben. Seit Oktober
                                                                                                                     2020 hat sich beispielsweise der Groß-
                                                                                                                     handelspreis für Erdgas verfünffacht,
                                                                                                                     beim Strom hat sich der Einkaufspreis
                                                                                                                     binnen Jahresfrist verdreifacht. Exper-
                                                                                                                     ten zufolge sind die europäischen Gas-
                                                                                                                     speicher aktuell leerer als zu Beginn der
                                                                                                                     Heizsaison üblich. Erdgas spielt auch
                                                                                                                     eine wichtige Rolle bei der Stromerzeu-
                                                                                                                     gung, außerdem ist die Windstromaus-
                                                                                                                     beute in Europa gegenüber dem Vor-
                                                                                                                     jahr um ein Viertel gesunken.

                                                                                                                     Novelle des Telekommunika-
                                                                                                                     tionsgesetzes (TKG)
                                                                                                                     Das sogenannte Telekommunikations-
                                                                                                                     modernisierungsgesetz ist am 1. Dezem-
                                                                                                                     ber 2021 in Kraft getreten. Es besagt
                                                                                                                     unter anderem, dass die derzeitige Um-
                                                                                                                     lageregelung von Kabelanschlüssen im
                                                                                                                     Rahmen der Betriebskostenabrechnung
                              Verändertes                                auch die Preise von Erdgas, Heizöl, Ben-    zum 30. Juni 2024 auslaufen wird. Das
                              Verbrauchs­verhalten                       zin oder Diesel beeinflusst, sollen für     heißt, dass Vermietende keine diesbe-
                                                                         den Ausbau von erneuerbaren Energien        züglichen Kosten mehr umlegen dürfen.
                              Mit der dauerhaften Anwesenheit in         eingesetzt werden – auch um unabhän-        Stattdessen ist – ähnlich wie beim Strom
                              den Wohnräumen während Lockdown            giger von Gas und Öl zu werden. War         – vorgesehen, dass sich Nutzerinnen und
                              und Homeoffice hat sich das Konsum-        der CO2-Preis 2021 noch auf 25 Euro pro     Nutzer selbst einen TV-Versorger suchen
                              verhalten verändert. Nicht nur die ar-     Tonne festgelegt, sind es 2022 schon        und einen Vertrag abschließen. Kosten-
                              beitsbedingten Stromkosten wurden in       30 Euro, und er wird weiterhin steigen,     günstige Sammelverträge über die Ge-
                              die Höhe getrieben, auch Haushalts-        bis es 2025 schließlich 55 Euro sind. Bei   nossenschaft darf es dann nicht mehr
                              und Unterhaltungselektronik sind ver-      Wohnanlagen, die mit Erdgas oder            geben.
                              mehrt zum Einsatz gekommen. Gleich-        Heizöl beheizt werden, wird sich der
                              zeitig sind der private Wasserbedarf       CO2-Preis zu einem spürbaren Anteil         Es gibt aber auch eine gute Nachricht:
                              sowie die Abwasserkosten gestiegen.        der Heizkosten entwickeln.                  Seit Januar 2021 entlastet die Bundesre-
                                                                                                                     gierung zahlreiche Haushalte. Zeitgleich
                              CO2-Bepreisung                             Preisentwicklungen bei                      mit der Einführung der CO2-Bepreisung
                                                                         Strom und Gas                               hat sie das Wohngeld um rund zehn
Foto: sorbetto – iStock.com

                              Dem Klimaschutz wird zum Glück                                                         Prozent erhöht, um soziale Härten zu
                              ­immer mehr Beachtung geschenkt.           Viele Energielieferanten klagen über ei-    vermeiden. Im Durchschnitt betrug das
                               Deutschland soll bis zum Jahr 2045 kli-   ne eskalierende Entwicklung der Groß-       zusätzliche Wohngeld 2021 rund 15 Euro
                               maneutral sein. Einnahmen durch eine      handelspreise, weswegen sie diese ge-       monatlich. Für jedes weitere Haushalts-
                               CO2-Bepreisung, die unter anderem         steigerten Kosten an ihre Kundinnen         mitglied kamen bis zu 3,60 Euro hinzu.

                                                                                                                                              AUSGABE FRÜHLING 2022
Wie wir zukünftig bauen - Thomas Speeth und Matthias Saß stellen sich der Herausforderung - Schiffszimmerer-Genossenschaft
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            KLIMASCHUTZ

                 Wo Häuser das Klima schützen
                        EU-Gebäuderichtlinie, Gründach- und Solardachpflicht:
              Die Herausforderungen für mehr Klimaschutz sind immens – die Kosten auch.

                                                                                                              Es gibt viele
                                                                                                              Möglichkeiten für
                                                                                                              Klimaschutz. Nur
                                                                                                              müssen sie auch
                                                                                                              von jemandem
                                                                                                              bezahlt werden.

      H
                       amburgs Wohnungsgenossenschaften steht in        glieder über höhere Nutzungsgebühren tragen müssen. Viele
                       den kommenden Jahren eine Gratwanderung          Wohngebäude in Hamburg stammen aus den 50er- und 60er-
                       bevor. Zum einen müssen sie staatliche Vorga-    Jahren. Diese Gebäude klimaneutral zu machen ist kaum be-
                       ben für mehr Klimaschutz umsetzen. Zum ande-     zahlbar. Schätzungen gehen von bis zu zehn Milliarden Euro
                       ren gilt es, auf die Bezahlbarkeit ihrer Woh-    aus, die allein Hamburgs Wohnungsgenossenschaften in den
        nungen zu achten. Die Herausforderung, dieses Ziel in diesem    kommenden neun Jahren aufbringen müssten. Zum Vergleich:
        Jahrzehnt zu erreichen, ist immens. Hamburgs Wohnungsge-        Zwischen 2012 und 2020 investierten die Genossenschaften
        nossenschaften haben dabei drei politische Großprojekte im      rund drei Milliarden Euro in die energetische Modernisierung
        Blick zu behalten.                                              ihres Wohnungsbestandes.
            Erstens: In Brüssel wurde Mitte Dezember 2021 der Ent-          Zweitens: Hamburg hat eine Gründachstrategie entwi-
        wurf einer EU-Gebäuderichtlinie vorgestellt. Auch wenn noch     ckelt und will Gebäudeeigentümer zur Umsetzung verpflich-
        Änderungen zu erwarten sind: Im Kern geht es darum, dass        ten. Ziel ist es, mindestens 70 Prozent der Neubauten und
        bis zum Jahr 2030 Wohngebäude, die besonders viel Energie       geeignete zu sanierende Dächer zu begrünen. Zwar stellt die
        verbrauchen, klimaneutral sein müssen. Die EU-Kommission        Umweltbehörde bis 2024 rund 3,5 Millionen Euro an Förder-
        schlägt daher eine Sanierungspflicht für diese Gebäude vor.     mitteln bereit. Die Kosten dürften aber deutlich höher liegen.
        In Hamburg betrifft das, so erste Berechnungen, fast 40.000         Drittens: Hinzu kommt, dass der Hamburger Senat eine
        Bauten. Von 2030 an müssen zudem alle Neubauten klima-          Solardachpflicht beschlossen hat. Diese sieht vor, dass vom
        neutral sein. Sie dürfen keine Treibhausgase mehr ausstoßen.    kommenden Jahr an auf Dächern von Neubauten Photovol-
        Experten fürchten, dass Zeit, Fachkräfte, Material und Bau­     taikanlagen installiert werden müssen. Für bestehende Ge-
        kapazitäten fehlen, diese Ziele zu erreichen. Sie kritisieren   bäude, bei denen das Dach erneuert wird, gilt die Pflicht von
                                                                                                                                           Foto: René Notenbomer – stock.adobe.com

        zudem, dass Erfahrungen von Genossenschaften zu wenig           2025 an. Inwieweit die Kombination mit einer Dachbegrünung
        berücksichtigt wurden. Konkret geht es darum, bei der Redu-     funktioniert, muss am konkreten Objekt herausgefunden wer-
        zierung des Ausstoßes von Treibhausgasen nicht allein das       den. Aber auch hier ist eines bereits klar: Es wird teuer.
        Gebäude, sondern das Quartier zu betrachten. Wenn Wärme             Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher
        und Energie klimaneutral erzeugt werden, spielt der energe-     Wohnungsunternehmen, fordert, dass sich die Politik „ehrlich“
        tische Zustand eines Wohngebäudes eine untergeordnete           macht: „Das heißt, zu wissen, dass jedes Mehr an Klimaschutz
        Rolle. Das ist wichtig, weil umfangreiche Sanierungen enorme    viel Geld kostet. Wer mehr Klimaschutz will, muss den Men-
        Kosten verursachen, die am Ende die Genossenschaftsmit-         schen sagen, dass sie ihn über die Miete (mit-)bezahlen müssen.“

    AUSGABE FRÜHLING 2022
Wie wir zukünftig bauen - Thomas Speeth und Matthias Saß stellen sich der Herausforderung - Schiffszimmerer-Genossenschaft
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                             MIETENSPIEGEL                                                    energetisch sanierte 60er-Jahre-Wohnung wird teurer wieder-
                                                                                              vermietet werden müssen.“
                                                                                                  Breitner fürchtet, dass die Mieten wegen hoher Baukos­
                                                                                              ten und des Mangels an Baugrundstücken auch künftig stei-
                                                                                              gen werden. „Die Umsetzung des Baulandmobilisierungsge-
                                                                                              setzes wird dringlicher. Nur wenn ausreichend öffentliche
                                                                                              Grundstücke zur Verfügung gestellt werden, ist es möglich,
                                                                                              einen weiteren Anstieg der Baulandkosten abzumildern.“
                                                                                                  Nach den Worten von Stadtentwicklungssenatorin Doro-

                             Mitglieder                                                       thee Stapelfeldt (SPD) liegt der Mietenanstieg in der weiter-
                                                                                              hin hohen Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt begründet.
                                                                                              Zudem seien aufgrund der regen Bautätigkeit in den ver-

                             wohnen                                                           gangenen sechs Jahren überdurchschnittlich viele Neuver-
                                                                                              tragsmieten bei der Berechnung des Mietenspiegels berück-

                             günstiger                                                                                                   Die Mieten steigen
                                                                                                                                         zwar weiter an.
                                                                                                                                         Aber in Hamburg
                             Wer in einer Genossenschaftswohnung                                                                         wohnt man immer
                             lebt, zahlt im Durchschnitt mehr als                                                                        noch günstiger als
                                                                                                                                         in München oder
                             einen Euro weniger pro Quadratmeter.                                                                        Stuttgart.
                             Das ergibt sich aus dem jüngst veröffent­
                             lichten Hamburger Mietenspiegel.

                             T
                                           rotz des Baus Tausender neuer Wohnungen sind
                                           die Mieten in Hamburg in den vergangenen bei-
                                           den Jahren deutlich gestiegen. Dem Mietenspie-
                                           gel 2021 der Hansestadt zufolge hat sich die
                                           durchschnittliche Netto-Kaltmiete pro Quadrat-
                             meter seit 2019 um 63 Cent auf nunmehr 9,29 Euro erhöht.
                             Das entspricht einem Anstieg von 7,3 Prozent.
                                 Für die Nutzerinnen und Nutzer von Genossenschafts-
                             wohnungen stellt sich die Lage allerdings deutlich besser dar.
                             Dort müssen derzeit bei Neuvermietungen im Durchschnitt
                             8,18 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Der Vorteil wird
                             noch deutlicher, wenn man alle Wohnungen – also auch die
                             mit laufenden Mietverträgen – berücksichtigt. Betrachtet
                             man die 133.000 von Hamburger Genossenschaften angebo-           sichtigt worden. Ferner müssten derzeit deutlich mehr
                             tenen Wohnungen, liegt die durchschnittliche Netto-Nut-          Wohngebäude modernisiert werden als in den Jahren zuvor.
                             zungsgebühr pro Monat bei 7,03 Euro pro Quadratmeter.            Sowohl bei neuen Mietverträgen als auch nach Modernisie-
                                 „Eine Genossenschaft setzt auf die Prinzipien der Selbst-    rungen liegen die Mieten meist höher als zuvor.
                             hilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung“, sagt Ale-           Der Hamburger Mietenspiegel wird seit 1976 alle zwei Jah-
                             xandra Chrobok, Vorsitzende des Vereins Hamburger Woh-           re erhoben. Er bildet jedoch nur Wohnungen ab, deren Mie-
                             nungsbaugenossenschaften und Vorstand des Eisenbahnbau-          te sich in den vergangenen sechs Jahren verändert hat. Nicht
                             vereins Harburg. „Statt Umsatz und Gewinn bilden Solidarität,    enthalten sind Sozialwohnungen und bestehende Verträge
                             gesellschaftliche Verantwortung und demokratische Entschei-      ohne Mietänderung.
                             dungsfindungen die Säulen der Unternehmensethik. Eine                 Senatorin Dorothee Stapelfeldt und Verbandsdirektor
                             Wohnungsbaugenossenschaft ist nicht nur Wirtschaftsunter-        Andreas Breitner verteidigen den Wohnungsneubau. Seit 2011
                             nehmen, sondern auch Sozialgemeinschaft.“                        seien in Hamburg fast 114.000 Wohnungen errichtet worden.
Foto: Eliza – photocase.de

                                 Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher        Ohne dieses Engagement befände sich die Stadt in einer an-
                             Wohnungsunternehmen, mahnt die Stadt, bei Anforderungen          deren Situation. Eines wird durch den aktuellen Mietenspiegel
                             an den Klimaschutz umsichtig vorzugehen, um die Bezahlbar-       nämlich auch deutlich: In Hamburg wohnt es sich günstiger
                             keit von Wohnraum nicht zu gefährden. „Jede umfangreich          als in München, Stuttgart oder Frankfurt/Main.

                                                                                                                                            AUSGABE FRÜHLING 2022
Wie wir zukünftig bauen - Thomas Speeth und Matthias Saß stellen sich der Herausforderung - Schiffszimmerer-Genossenschaft
8   SCHIFFSZIMMERER

                                      I
       Vertieft in die Baupläne für
        die neue Geschäftsstelle         m neuen Jahr steht die digitale Weiter-
                                         entwicklung unserer Genossenschaft
                                         sowie die Reduzierung des CO2-Aus-
                                         stoßes unserer Wohnanlagen weiter
                                         im Fokus.

                                      Herr Saß, die Pandemie bleibt uns auch
                                      im neuen Jahr erhalten. Für uns alle per-
                                      sönlich sowie für Teile der Wirtschaft
                                      sind die Auswirkungen enorm. Wie war
                                      das vergangene Jahr für unsere Genos-
                                      senschaft?
                                      Matthias Saß: Ich persönlich wünsche mir
                                      für das Jahr 2022, dass wir endlich zur Nor-
                                      malität zurückkehren. Während einige
                                      Wirtschaftszweige stark gelitten haben,
                                      können wir trotz aller Umstände mit dem
                                      vergangenen Geschäftsjahr sehr zufrieden
                                      sein. Wir haben durch unsere Neubautä-
                                      tigkeit ein gesundes Wachstum verzeich-
                                      net, und die Genossenschaft steht wirt-
                                      schaftlich auf einem soliden Fundament.
                                      Unsere Bilanzsumme liegt jetzt bei 468
                                      Millionen Euro. Leerstände gibt es nur,
                                      wenn wir Wohnungen bei Mieterwechsel
                                      modernisieren oder zum Abbruch vorse-
                                      hen. Zudem konnten wir die anhaltend
                                      hohe Nachfrage nach unseren Woh-
                                      nungen mit weiteren 113 Neubauwoh-
                                      nungen bedienen.

                                      Planen Sie im kommenden Jahr weitere
                                      Neubauprojekte?
                                      Thomas Speeth: Ja. Unser aktuell größtes
                                      Projekt ist unser Haus der Genossenschaft
                                      am Rübenkamp, das voraussichtlich im
                                      Sommer 2023 fertiggestellt wird. Darüber
                                      hinaus bebauen wir den Südteil unseres
                                      Grundstücks am Petunienweg in Sasel.
                                      Dort entsteht eine Wohnanlage mit 38
                                      frei finanzierten Zwei- bis Vierzimmer-
                                      wohnungen und zwei Tiefgaragen. Den
                                      Nordteil des Grundstücks haben wir be-
                                      reits bebaut und vor mehr als einem Jahr
                                      47 Neubauwohnungen an unsere Mit-
                                      glieder übergeben.

                                      Neubauprojekte unterstützt auch die
                                      neue Bundesregierung unter Olaf
                                      Scholz. Bundesweit sollen jährlich
                                      400.000 neue Wohnungen entstehen.
                                                                                     Fotos: Robert Schlossnickel

                                      Ein Plan, der aber auch den Klimazielen
                                      schadet: Denn jeder Neubau geht mit
                                      enormem Material-, Energie- und Flä-
                                      chenverbrauch einher. Wie begegnen Sie
                                      diesem Dilemma?

    AUSGABE FRÜHLING 2022
Wie wir zukünftig bauen - Thomas Speeth und Matthias Saß stellen sich der Herausforderung - Schiffszimmerer-Genossenschaft
SCHIFFSZIMMERER           9
                                 I N T E RV I E W M I T D E M V O R STA N D Z U M J A H R E S A U F TA K T

                    Wieder auf vielen
                   Baustellen unterwegs
   Vertreterversammlung im Livestream, runde Geburtstage zweier Wohn­
    anlagen und die Fertigstellung des sechsten Bauabschnitts in Ohlsdorf:
         Das Jahr 2021 hat uns zahlreiche positive Momente beschert.

Matthias Saß: Jetzt Neubauprojekte ein-                                                          es Möglichkeiten zur Fassadenbegrünung.
zustellen würde für Hamburg und unsere                                                           In diesem Jahr beschäftigen wir uns einge-
Mitglieder bedeuten, weniger bezahlbaren                                                         hender mit dem Thema. Da sie CO2 bin-
Wohnraum zu schaffen. Die Nachfrage ist                                                          den, sorgen Grünfassaden für eine spürbar
jedoch ungebrochen, und somit setzen                                                             bessere Luftqualität. Aktuell prüfen wir
wir uns mit voller Überzeugung für die im                                                        außerdem den Ausbau von Elektromobi-
Bündnis für das Wohnen getroffenen Ver-                                                          lität. Zur Bedarfsermittlung haben wir eine
einbarungen ein. Hinzu kommen die ge-                                                            Umfrage unter eintausend unserer Stell-
meinsamen Klimaziele. Wir sehen uns in                                                           platznutzerinnen und -nutzer durchge-
der Verantwortung, den Bau neuer Woh-                                                            führt. Daraus können wir schließen, dass
nungen in einem möglichst klimafreund-                                                           wir in den nächsten fünf Jahren 15 Prozent
lichen Rahmen zu planen, zum Beispiel                                                            unserer Stellplätze für Elektromobilität
indem wir umweltschonendes Baumateri-                                                            vorrüsten müssen. Gemeinsam mit einem
al verwenden und technische Vorausset-                                                           Ingenieurbüro erarbeiten wir nun ein Kon-
zungen für Elektromobilität schaffen. Und                                                        zept zur Elektroladeinfrastruktur für un-
darüber hinaus bei unseren bestehenden            Thomas Speeth und Matthias Saß                 seren gesamten Wohnungsbestand. Es
Wohnanlagen den CO2-Ausstoß zu redu-              begrüßen das neue Jahr auf unserer             sollen Ladestationen mit einheitlichen
zieren.                                               Baustelle am Rübenkamp                     Standards für unsere Mitglieder entste-
                                                                                                 hen.
Was bedeutet das konkret?                     beit an Lösungen und Finanzierungsstrate-
Matthias Saß: Eine unserer umfangreichs-      gien zur Erreichung der Klimaziele.                Da bleiben größere Investitionen ver-
ten Maßnahmen ist und bleibt die ener-                                                           mutlich nicht aus.
getische Modernisierung. Im vergangenen       Der grüne Verkehrssenator Hamburgs                 Thomas Speeth: Richtig. Allein die Instal-
Jahr investierten wir dafür 4,3 Millionen     pocht vor allem auf autofreie Innen-               lation eines neuen Hausanschlusses kostet
Euro. Wir dämmen die Fassaden, tauschen       städte, den Ausbau des öffentlichen                uns mehrere Zehntausend Euro pro Tief-
Fenster aus, gestalten Balkone und            Nahverkehrs und Radnetzes. Wie stehen              garage. Die Umsetzung klimafreundlicher
Hauseingänge neu und nehmen einen hy-         Sie dazu?                                          Projekte bedeutet auch immer einen
draulischen Abgleich des Heizungssystems      Thomas Speeth: Wir wollen den Umstieg              enor­men Kostenaufwand.
vor. Sofern die Möglichkeiten vorhanden       auf das Fahrrad unterstützen. Ein erstes
sind, stellen wir zudem Schritt für Schritt   Testmodell mit Elektrofahrrädern starten           Hat das auch Auswirkungen auf unsere
bei der Energiegewinnung auf Fernwärme        wir in unserer Wohnanlage am Rüben-                Genossenschaft? Auf dem freien Woh-
um und ermöglichen unseren Mitgliedern        kamp. In Kooperation mit dem Lastenrad-            nungsmarkt kennen die Mietpreise seit
dadurch eine starke Energie- und CO2-Re-      Anbieter sigo stellen wir unseren Mitglie-         Jahren nur eine Richtung. Der aktuelle
duzierung. Um Synergien in der Zusam-         dern zwei Lastenräder mit Elektroantrieb           Mietenspiegel liegt bei einer durch-
menarbeit mit weiteren Wohnungsunter-         zur Verfügung. Wenn unsere Idee ange-              schnittlichen Kaltmiete von 9,29 Euro
nehmen zu schaffen, sind wir vor Kurzem       nommen wird, setzen wir sie in weiteren            pro Quadratmeter. 2019 waren es noch
zudem der Initiative Wohnen.2050 e.V.         Wohnanlagen um.                                    8,66 Euro …
beigetreten. Ein Zusammenschluss enga-                                                           Matthias Saß: Das liegt an den hohen
gierter Wohnungsbauunternehmen für            Planen Sie weitere Projekte zur Errei-             Kos­ten für Neubau und energetische Mo-
den Wissensaustausch, die gegenseitige        chung der Klimaziele?                              dernisierungen. Die Bau- und Instandhal-
Unterstützung und die gemeinsame Ar-          Thomas Speeth: In der inneren Stadt gibt           tungskosten sind in den vergangenen drei

                                                                                                                        AUSGABE FRÜHLING 2022
Wie wir zukünftig bauen - Thomas Speeth und Matthias Saß stellen sich der Herausforderung - Schiffszimmerer-Genossenschaft
10   SCHIFFSZIMMERER

     Jahren um 14,5 Prozent angestiegen. Mit      leider immer noch schwer. Wie funktio-            Matthias Saß: 2022 möchten wir wieder
     unserer durchschnittlichen Grundnut-         nierte dies im letzten Jahr?                      das erleben, was unsere Genossenschaft
     zungsgebühr von 7,40 Euro pro Quadrat-       Thomas Speeth: Immerhin konnten wir un-           auszeichnet: das nachbarschaftliche Mit-
     meter für unsere frei finanzierten Woh-      sere neu gewählten Vertreterinnen und Ver-        einander! Daher ermöglichen wir mit un-
     nungen liegen wir weiterhin deutlich unter   treter im vergangenen Herbst endlich per-         seren Engagierten in unseren Gemein-
     dem Mietenspiegel. Aber natürlich wirken     sönlich kennenlernen. Unter Berücksichti-         schaftsräumen und Quartierstreffs wieder
     sich die hohen Kosten auch auf die Be-       gung der Hygienemaßnahmen haben wir               Angebote. Wir entwickeln derzeit ein
     wirtschaftung und Erhaltung unseres          uns mit 100 von ihnen persönlich treffen          Schutz- und Maßnahmenkonzept, das in
     Wohnungsbestandes aus. Auch wir wer-         können, weitere waren über einen Live­            diesem Jahr hoffentlich in Kraft treten
     den unsere Wohnwertmiete deshalb wei-        stream wenigstens virtuell dabei. Wir hoffen,     kann. Dann können sich unter 2G-Plus-Be-
     terhin anpassen.                             dass persönliche Treffen in den kommenden         dingungen wieder Menschen in unseren
                                                  Monaten wieder normal für uns alle werden.        Quartieren zum Kaffeetrinken und zum
     Lassen Sie uns noch einen Blick auf un-                                                        Klönschnack treffen.
     sere Engagierten werfen: Die Pandemie        Worauf können wir uns im kommenden                Darauf freuen wir uns schon jetzt –
     macht den persönlichen Austausch ja          Jahr freuen?                                      vielen Dank für das Interview!

                                                  AUS UNSERER GENOSSENSCHAF T

                             Ergänzung der Geschäftsleitung
             Unsere Genossenschaft steht vor        schiedeten wir unseren langjäh-               senschaft Prokura erteilt. Als
             einer Vielzahl an Aufgaben, die        rigen Prokuristen Holger Müller in            Prokuristen übernehmen beide
             unser Vorstand künftig in einem        den Ruhestand. Im November haben              zusätzlich zu ihren Aufgaben in
             größeren Team bearbeiten möchte.       Vorstand und Aufsichtsrat zwei                ihren jeweiligen Fachbereichen
             Im vergangenen Frühjahr verab-         Führungskräften unserer Genos-                weitere übergeordnete Tätigkeiten.

            Norman Motl, Leiter unserer Abteilung                               Julia Eble, Leiterin unseres Stabsbereichs
               Vermietung, erhält mit Wirkung                                   Kommunikation und Personal, erhält mit
                 zum 1. Januar 2022 Prokura.                                       Wirkung zum 1. April 2022 Prokura.

            Norman Motl ist ein erfahrener und langjähriger                        Julia Eble kam vor fünf Jahren als Kommunikations-
            Mitarbeiter, der seit Beginn seiner Ausbildung zum                     referentin in unsere Genossenschaft. Sie absolvierte
            Immobilienkaufmann (IHK) im Jahr 2006 in unserer                       ein Hochschulstudium der Sprach-, Literatur- und
            Genossenschaft tätig ist. Er hat zudem einen Bache-                    Medienwissenschaften an der Universität Trier und
            lorabschluss im Bereich Wirtschaft und Management                      arbeitete 15 Jahre in der Unternehmenskommunika-
                                                                                                                                               Foto: Robert Schlossnickel

            erworben und erfolgreich eine Weiterbildung zum                        tion verschiedener Hamburger Unternehmen. Seit
            Immobilienökonom absolviert. Seit Anfang letzten                       August 2019 leitet Julia Eble unseren Stabsbereich
            Jahres ist Norman Motl Abteilungsleiter unserer Ver-                   Kommunikation und Personal.
            mietung.

     AUSGABE FRÜHLING 2022
SCHIFFSZIMMERER            11
M A S S N A H M E N K ATA LO G

    Unsere fleißige Handwerksarbeit für Sie!
        Im vergangenen Jahr haben wir rund 23 Millionen Euro für die Pflege unserer
           Wohnanlagen ausgegeben. Auch in diesem Jahr planen wir wieder eine
         Vielzahl an Modernisierungs- und Instandhaltungsarbeiten. Unsere größten
        geplanten Instandhaltungsmaßnahmen zeigen wir Ihnen in dieser Übersicht.
          Darüber hinaus finden täglich weitere kleinere Arbeiten statt, die wir hier
             nicht alle auflisten. Über Sie persönlich betreffende Baumaßnahmen
                   informieren wir Sie rechtzeitig in unseren Rundschreiben.

                                 Geplante Instandhaltungen im Jahr 2022
     Ammersbek                   Langenkoppel, Georg-Sasse-Straße: Überarbeitung der Warmwasserbereitung

     Barmbek-Süd                 Bachstraße: Balkoninstandsetzungsarbeiten
                                 Dehnhaide: Anstrich der Treppenhäuser und Instandhaltungsarbeiten an der Fassade
                                 Elsässer Straße und Memeler Straße: Waschküche und Kellersanierung,
     Dulsberg                    Erneuerung der Schmutzwasser-Sielleitung
     Eilbek                      Eilbeker Weg: Balkoninstandsetzung und Schallschutzverglasung erneuern
                                 Auenstraße: Balkonkonstruktion überarbeiten

     Mümmelmannsberg             Heideblöck: Erneuerung eines Aufzugs

     Neustadt                    Breiter Gang: Anstrich der Treppenhäuser und Erneuerung des Bodenbelages

     Ohlsdorf                    Wolkausweg: Hauseingangstüren inklusive Briefkastenanlage erneuern

                                 Buekweg: Erneuerung eines Kinderspielgerätes
                                 Rübenkamp Zweiter Bauabschnitt: Außenanlagen überarbeiten

     Poppenbüttel                Windröschenweg: Terrassen instand setzen
                                 Heublink, Strengesweg und Windröschenweg: Erneuerung der Schmutzwasser-Sielleitung

     Rahlstedt                   Nydamer Weg: Mauerwerk-Giebelwände instand setzen

     Sasel                       Saselbergring: Fassadenreinigungsarbeiten

     Schnelsen                   Riekbornweg 17a-b und 19a-b: Instandhaltungsarbeiten Fassade
                                 Von-Herslo-Weg: Dacherneuerungsarbeiten
                                 Schiffszimmererweg: Überarbeitung der Heizungsanlagen

     Stellingen                  Spannskamp: Eingangsportale überarbeiten (Barrierefreiheit)

     St. Georg                   Koppel: Balkoninstandsetzung
                                 Lange Reihe: Denkmalgeschützte Fassade instand setzen, Holzfenster erneuern, Dacharbeiten, Dämmung
                                 der Giebelwand
                                 Kirchenweg: Erneuerung eines Aufzugs

     St. Pauli                   Clemens-Schultz-Straße: Anstrich des Treppenhauses
                                 Wohlwillstraße: Anstrich der Treppenhäuser, Erneuerung des Bodenbelages und Elektroarbeiten

     Winterhude                  Hanssenweg 28 und Stammannstraße 23: Instandsetzung der Fassade, Mauer- und Fugensanierung

                                                                                                                         AUSGABE FRÜHLING 2022
12   SCHIFFSZIMMERER

                                   U N S E R E Q U A RT I E R E I M WA N D E L : M O O R K A M P

                                       Das Flair
                                    vom Moorkamp
                                  Die Wege der Hamburger Hochbahnlinie U3 führen
                                durch die sehenswertesten Gegenden unserer grünen
                               Stadt und bringen Touristen sowie Einheimische an die
                                 schönsten Orte: So auch in eine der ältesten Wohn-
                                 anlagen unserer Genossenschaft – den Moorkamp.
                                Bekannt für ihren markanten Halbrundbau aus Back­
                                 stein bietet unsere denkmalgeschützte Wohnanlage
                               rund 115 Wohnungen im beliebten Stadtteil Eimsbüttel.

                               Unsere Wohnanlage                                 Unsere Wohnanlage heute mit dem
                                  im Jahr 1925                                        markanten Halbrundbau
                                                                                                                                          Fotos: Schiffszimmerer-Genossenschaft eG, Markus Tollhopf

     D
                  ie Planungen des Gebäude-       tenden Mitglieder einen neuen Wohn-        Wiederaufbau nach dem Krieg: 60.000
                  komplexes begannen kurz         block ganz in ihrer Arbeitsnähe zu         neue Dachpfannen und Regenrinnen
                  nach dem Ersten Weltkrieg:      errichten. Aufgrund neuer Pläne der
                  Ursprünglich erwarb unsere      Stadt Hamburg mussten die Schiffszim-      Der Einzug für die wartenden 300 Genos-
                  Genossenschaft im Jahr 1919     merer jedoch auf den Bauplatz verzich-     senschaftsmitglieder war allerdings nicht
     eine Fläche im Stubbenhuk in unmittel-       ten. Als Gegenleistung erhielten wir ne-   sofort möglich: Aufgrund der Hyperinflati-
     barer Nähe zu den Hamburger Landungs-        ben einer finanziellen Entschädigung       on im Jahr 1923 und Verzögerungen der
     brücken. Ziel war es, für die damals größ-   schließlich die Ausgleichsfläche am        staatlichen Beihilfen wurde unsere Wohn-
     tenteils im Hafen und auf Werften arbei-     Moorkamp.                                  anlage am Moorkamp erst im Jahr 1925

     AUSGABE FRÜHLING 2022
SCHIFFSZIMMERER           13

      Der Blick von oben
      auf den Moorkamp

fertiggestellt. Der von den beiden Archi-                                               Als eine der ersten unserer Genossenschaft
tekten Ernst Vicenz und George Grimm                                                    erhielten unsere Mieterinnen und Mieter
entworfene Wohnblock zählte schon bald                                                  am Moorkamp im Jahr 1989 die ersten
zu den begehrtesten Wohnanlagen un-                                                     Mülltrennungsbehälter für Glas und Papier.
serer Genossenschaft. Auch der damals                                                   Diese Form der Mülltrennung als Ergänzung
neu in den Vorstand gewählte Matthias                                                   zu den öffentlichen Sammelstellen war in
Strenge zog mit seiner Familie in den                                                   den 1980er-Jahren längst nicht selbstver-
Moor­kamp 10.                                                                           ständlich. Wir schufen allerdings lediglich
                                                                                        die Rahmenbedingungen. Die erfolgreiche
Während des Zweiten Weltkrieges wurde                    Bekannt für ihre               Umsetzung haben wir unseren Bewohne-
unsere Wohnanlage stark beschädigt.                      Backsteinfassade               rinnen und Bewohnern zu verdanken.
Luftangriffe in den Jahren 1943 und 1944
trafen insbesondere die Häuser mit den        1960–1990: die ersten Modernisierungen    Mittlerweile steht die Wohnanlage Moor-
Nummern 24 und 28 schwer. Wohnungen           und Mülltrennungsbehälter                 kamp unter Denkmalschutz, was auch Ein-
brannten aus, und es gab viele Tote und                                                 schränkungen mit sich bringt: Die Grund-
Verletzte. Die übrigen acht Häuser erlitten   1962 folgten weitere Großreparaturen im   risse der Wohnungen und die Anordnung
vor allem Dachschäden.                        Dach- und Sanitärbereich. Zum Ende des    der Räume dürfen nicht einfach verändert
                                              Jahrzehnts modernisierte unsere Genos-    werden. Da die meisten der insgesamt 115
Der Wiederaufbau dauerte bis zum Jahr         senschaft mithilfe von Zuschüssen des     Wohnungen Zweizimmerwohnungen sind,
1953. Die am schwersten getroffenen Häu-      Bunds mehrere ältere Wohnanlagen. Die     sind die Räumlichkeiten für größere Fami-
ser wurden zuerst wieder aufgebaut, da        Häuser am Moorkamp erhielten eine         lien oder Wohngemeinschaften nicht ge-
akute Gefahr drohte: Vom Kellerfunda-         Zentralheizung, Bäder und Waschanlage.    eignet. Der Austausch der Holzfenster barg
ment bis zum zweiten Geschoss fehlten im      Was nicht unmittelbar zur Freude aller    in den vergangenen Jahren zusätzliche He-
linken Flügel von Hausnummer 28 sämt-         führte: Denn die umfangreichen Bauar-     rausforderungen. Aber es hat sich gelohnt:
liche Zwischenwände. Nach und nach wur-       beiten wurden in den bewohnten Woh-       Zwischen 2014 und 2016 erhielt unsere
den auch die übrigen Gebäude repariert.       nungen umgesetzt. Daraus haben wir        Wohnanlage eine neue denkmalgerechte
Etwa 60.000 neue Dachpfannen, Regen-          gelernt: Große Umbaumaßnahmen füh-        Fensteroptik und damit ihr annähernd his­
rinnen und -rohre sowie Gesimsabde-           ren wir nur noch in unbewohnten Woh-      to­risches Gesicht zurück. Das nächste
ckungen wurden benötigt.                      nungen durch.                             große Jubiläum kann kommen.

                                                                                                               AUSGABE FRÜHLING 2022
14   SCHIFFSZIMMERER
                                                                    SERIE EINSAMKEIT: TEIL 2

   Serie
Einsamkeit
   Teil 2
                             Gemeinsam gegen einsam
                                                                                                                                  NEIN
                                          FÜHLEN SIE SICH EINSAM?

                                                                                 JA

                                                                      Das tut uns sehr leid. Ein kleiner Trost:
                        JA                                                 Einsamkeit betrifft uns alle!
                                              Es ist ein Gefühl. Wir möchten Sie unterstützen, das Gefühl ins Positive umzuwandeln!

        Sind Sie gerne                                                 Wünschen Sie sich eine Veränderung?
         im Kontakt
         mit anderen
          Menschen?                           NEIN

                JA

         Welche Veränderung wünschen Sie sich?                                                   Mögen Sie Tiere?

                                                                                          Wir haben ein offenes Ohr:
        Ich möchte               Ich möchte mit               Ich wünsche mir                   Telefonseelsorge:
        mehr unter-                 jemandem                 eine Beratung von                    0800/111 0 222,
          nehmen               persönlich sprechen                zu Hause
                                                                                         Zuhörtelefon der Johanniter:
                                                                                                 0800/0 300 700,
                                                                                          für Kinder und Jugendliche:
      Besuchen Sie Veranstaltungen                                                          Nummer gegen Kummer             JA
      z. B. in Freizeittreffs, Kirchen etc.             Kommen Sie zum                                 116 111,
          – Tipps finden Sie in Ihrem               Zuhörkiosk U-Bahnhof                         Müttertelefon:
                  Wochenblatt!                    Emilienstraße oder in unsere                    0800/333 2 111,
                                                        Sozialberatungen!                           Senioren:
                                                                                                    Silbernetz
       Schauen Sie auf das Schwarze                                                              0800/470 80 90,
        Brett in Ihrem Hauseingang!                                                      Wege aus der Einsamkeit e.V.
                                                     Rufen Sie uns direkt an!
                                                                                               040/42 236 223 200,
                                                                                             Projekt Silber & Smart
                                                                                         der Bücherhalle Hamburg hilft
          Engagieren Sie sich: Ihre                                                                ins Internet:
        Freiwilligenagentur berät Sie.                                                            040/43 26 37 83

       Werden Sie gemeinsam aktiv!                                         Frau Viola L’Hommedieu: Schnittstelle zu Engagierten
         Nutzen Sie die Facebook-                                             und unseren Quartiersentwicklern 040/63 800 167
      Gruppe „Neu in Hamburg“ oder
         andere Stadtportale wie                 Ich finde           Frau Marion Rinck vom Klön-Telefon der Diakonie: 040/306 204 11
                                                  keinen
      nebenan.de oder socialmatch.de.            Kontakt.              Herr David Rogalla: Soziale Anliegen & Themen 040/63 800 222

     AUSGABE FRÜHLING 2022
SCHIFFSZIMMERER                   15

             Unser Flussdiagramm zeigt Ihnen viele Wege aus der Einsamkeit –
                   egal, ob Sie davon betroffen sind oder helfen wollen!
                                                                                                      Ein Konzept von Sabrina Gerkens

                                                                                               Das freut uns!
       VIELLEICHT                                                                            Sie wollen helfen?
                                                                                         In der nächsten „bei uns“
                                                                                        und schon jetzt auf unserer
                                                                                           Webseite erfahren Sie,
                                                                                          wie Sie sich engagieren
                                                                                          können. Helfen Sie mit!
                      Einsamkeit ist eine gesunde Reaktion und zeigt,
                    dass Sie sich mehr Nähe wünschen. Es ist ein Gefühl,
  JA                 das nicht von der Anzahl unserer sozialen Kontakte
                     abhängt. Es zählt, ob wir uns verbunden fühlen und
                          unserem Leben Sinnhaftigkeit zusprechen.
                           Kennen Sie das Gefühl der Einsamkeit?
                                                                                    VIELLEICHT
                                                                                                                Wollen
                                                                                                                  Sie
                                                NEIN                                   NEIN                      mehr
                                                                                                               erfahren?

NEIN          Kein Problem. Melden Sie sich, wenn Sie später Fragen haben!

                                                                                                                         JA

             VIELLEICHT                          Wünschen Sie sich zunächst eine
                                                     individuelle Beratung?
                NEIN                                                                       NEIN

                  Werden Sie Hunde-
                   oder Katzensitter!
              dogsharing.de/catinaflat.com
                                                                    JA               Hier finden Sie weitere
            Engagieren Sie sich ehrenamtlich.                                      Informationen zum Thema
            Informationen finden Sie bei der                                               Einsamkeit:
            Zeitspenderagentur in Eimsbüttel!
                     040/25 33 05 04                                               • Youtube: „Einsamkeit“ von
                                                                                     „Dinge Erklärt – Kurzgesagt“
          Werden Sie Tierpate oder Tierpatin!                                      • ZDF Terra X Doku: Was macht
        Das Tierheim in der Süderstraße berät Sie.                                   Einsamkeit so gefährlich?
                      040/211 106 19                                               • Mitgliedermagazin „bei uns“
                                                                                     04/2021: Interview mit Marion
                                                 Rufen Sie uns direkt an!            Rinck von der Diakonie Hamburg

                                                                                                         AUSGABE FRÜHLING 2022
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                             W O H N - R E P O RT

                     Wie wollen wir
                   in Zukunft leben?

                                                                            1
                                                      Gemeinschaft stärken
                                                    „Mit der Frage, wie unser Leben als Familie einmal
                                                    aussehen soll, haben mein Mann und ich uns ganz
                                                    bewusst beschäftigt“, erzählt Anne Albers-Dahnke.
                                                    Seit 2015 lebt sie mit ihm und inzwischen zwei Kin-
                                                    dern als Genossenschaftsmitglied der HANSA eG
                                                    in einem verkehrsberuhigten, grünen Quartier mit-
                                                    ten im innenstadtnahen Hohenfelde. Zentraler
                                                    geht’s nicht, und trotzdem erscheint ihr das Leben
                                                    hier im besten Sinne dörflich. „Wir haben uns
                                                           ­damals entschieden, mit Freunden ein Wohn-
                                                           projekt zu gründen. Verschiedene Genera­
                                                            tionen sollten in einem Haus wohnen, für­
                                                            einander da sein und auch die Umgebung
                                                           bereichern.“ Ob als gemeinsames Eigentum
                                                           oder zur Miete, das war den Gründungsmit-
                                                           gliedern des Mehrwerk Hohenfelde e. V.
                                                            ­weniger wichtig als die Erkenntnis: Zuhause,
                                                    das soll keine Kernfamilien-Trutzburg sein. „Wir
                                                    wollten im Alltag mit anderen Menschen interagie-
                                                    ren, einander helfen und zusammen Nachbarschaft
                                                    gestalten.“
                                                        Das Paar stieg ins Thema ein, ließ sich von einer
                                                    Stiftung beraten: „Als dann das Bauprojekt an der
                                                    Hohenfelder Terrasse ausgeschrieben wurde, waren
                                                    wir begeistert und bewarben uns mit einem Kon-
                                                    zept.“ Innerhalb des üblichen Drittelmix-Plans aus
                                                    Eigentum, sozial gefördertem und genossenschaft-
                                                    lichem Wohnbau erhielt zum Schluss die HANSA
                                                    eG den Zuschlag – unter der Prämisse, auch ein
                                                    Wohnprojekt wie das vom Mehrwerk Hohenfelde
                                                    e. V. geplante mit ins Boot zu holen. „Die verant-

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                                    Von Ressourcenknappheit bis Alterseinsamkeit, von fairer Infrastruktur
                                          bis zur Inklusion Pflegebedürftiger: Die Aufgaben moderner
                                      Quartiers­planung sind vielfältig. Aber es gibt bereits tolle Konzepte.
                                    In den Wohnungsbaugenossenschaften wird oft schon umgesetzt, was
                                       anderswo noch nach Utopie klingt. Ein Blick auf neue Prioritäten.

                               wortliche Behörde empfahl der HANSA dann ex-
                               plizit uns, weil die Chemie während des Auswahl-
                               prozesses einfach gestimmt hatte“, erinnert sich
                               Anne Albers-Dahnke.

                               Gemeinsinn wird großgeschrieben
                               Inzwischen blüht in dem noch jungen Quartier das
                               Leben. Sowohl in der Acht-Wohnungen-Gemein-
                               schaft des Mehrgenerationen-Projekts als auch in
                               den übrigen Wohnungen tauscht man sich in
                               Whatsapp-Gruppen aus, teilt Nützliches und
                               schiebt gemeinsame Projekte an. „Gemeinsinn wird
                               hier wirklich großgeschrieben.“ Ein Nachbarschafts-
                               fonds stellt die Mittel für Ideen wie Hochbeete
                               oder Schaukeln im Garten. „Wenn wir ein Nachbar-
                               schaftsfest veranstalten, bringt uns die HANSA
                               auch ganz unbürokratisch Zelte, Bierbänke oder
                               Glühweintopf vorbei“, freut sich Anne Albers-Dahn-
                               ke. In der Tagesdemenzpflege im Nachbarhaus
                               bekommen die Bewohnenden manchmal Besuch
                               von „Mehrwerkern“, und die Stiftung, die als HAN-
                               SA-Mieterin die Tagespflege betreibt, stellt an man-
                               chen Wochenenden ihre Gemeinschaftsräume für
                               Feste und Nachbarschaftsprojekte zur Verfügung.
                               Hier wird unkompliziert in Vielfalt gelebt, und die
                               Menschen partizipieren mit Begeisterung.
                                   Eine der größten Chancen unserer Gesellschaft
                               gegen Einsamkeit, Versorgungslücken und Zukunfts-
Illustration: Arne Bellstorf

                               angst: Raum für Solidarität schaffen. Die urbanen
                               Quartiere von morgen gehören uns
                               allen – das Beispiel von Hohenfelde
                               zeigt, wie es gelingen kann.

                                                                                                    AUSGABE FRÜHLING 2022
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                                                WIE WOLLEN WIR LEBEN?

                                                   2
                               Ressourcen schonen                                    eG: „Für mich ist der gemeinschaftliche, perfekt
                                                                                     durchlüftete Wäschetrockenraum ein großer Kom-
                             Woraus sind eigentlich die Häuser gebaut, in denen      fort. Den nutzen bei uns im Haus noch gar nicht so
                             wir wohnen? Wie mit umweltschädigenden Bau-             viele, was mich wundert. Außerdem gehe ich oft
                             oder teuren Rohstoffen verfahren wird, können           für meine Schwiegereltern aus dem Nebenhaus mit
                             Mietende oft nicht mehr nachvollziehen. Umso            einkaufen; gerade während der Corona-Lockdowns
                             wichtiger ist es, sich auf den Gemeinsinn und die       war das eine große Erleichterung für alle. Zum Glück
                             Gewissenhaftigkeit eines Bauträgers verlassen zu        sind die beiden noch vor der Pandemie aus ihrem
                             können. Da beim genossenschaftlichen Planen und         ländlich gelegenen Haus in unsere Nähe gezogen, in
                             Bauen Lebensqualität, Wohlergehen und Wert­             eine wunderschöne Genossenschaftswohnung mit
                             erhalt für alle Mitglieder im Vordergrund stehen, ist   Garten.“ Das Naturschutzgebiet liegt in Rahlstedt
                             der Vertrauensvorschuss hier zu Recht enorm. Da-        um die Ecke, und doch muss Frau Dannebohm bis
                             rüber hinaus können wir alle das ressourcenscho-        zum nächsten Supermarkt, zur Bäckerei oder zur
                             nende Wohnen jeden Tag aufs Neue optimieren,            Arztpraxis nur etwa 200 Meter zurücklegen.
                             zum Beispiel, indem wir Platz und Wege sparen,
                             unseren Konsum überprüfen und Synergien in der          Quartiere als ausgeklügelte Systeme
                             Nachbarschaft vorantreiben. So wie Stefanie
                             ­Dannebohm, Mitglied der Gartenstadt Wandsbek           Die grüne, emissions-, smog- und geräuscharme
                                                                                     „15-Minuten-Stadt“, in der alle Wege des täglichen
                                                                                     Bedarfs kurz sind und jedes Quartier als System
                                                                                     funktioniert, gehört zu den wichtigsten Szenarien
                                                                                     heutiger Stadtplanung. Dazu kommt eine ressour-
                                                                                     censchonende Mitgliederbetreuung und eine sinn-
                                                                                     volle Bedarfsplanung: Die Handwerksflotte der al-
                                                                                     toba eG nutzt zunehmend Elektrofahrzeuge, Ein-
                                                                                     sätze werden morgens per App an die Kollegen im
                                                                                     Außendienst durchgegeben, Wege nach Kilo­metern
                                                                                     optimiert. Die Gartenstadt Wandsbek eG setzt für
                                                                                     tägliche Berufswege bereits seit knapp fünf Jahren
                                                                                     Hybridfahrzeuge ein. „Unser Benzinverbrauch hat
                                                                                     sich deutlich reduziert, und natürlich nutzen wir
                                                                                     grünen Strom – außerdem planen wir den Bau einer
                                                                                     eigenen Photovoltaikanlage, die auch unsere
                                                                                     Dienstfahrzeuge speisen soll“, verrät Prokurist
                                                                                     Matthias Demuth.
                                                                                         Eine weitere Selbstverständlichkeit in vielen
                                                                                     Genossenschaften, und zwar schon seit Jahr-
                                                                                     zehnten: Gemeinschaftsräume, die man für Fami­
                                                                                     lienfeiern oder Workshops mieten kann, sowie
                                                                                     Gästewohnen als preiswerter und perfekt ge­
                                                                                     legener Hotel-Ersatz. „So sorgen wir dafür, dass
                                                                                     sich auch Mitglieder mit weniger Wohnraum nicht
                                                                                     in der Gestaltung ihres Soziallebens einschränken
                                                                                     müssen“, sagt Matthias Demuth. Ein Modell, das
                                                                                     bald in vielen urbanen Neubauten zum Tragen
                                                                                     kommen könnte. Denn schließlich ist Platz in den
                                                                                     meisten heutigen Städten eine der kostbarsten
                                                                                     Ressourcen.

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                                                     3
                                                                                       reguläre Genossenschaftswohnungen befinden, ist
                                                                                       ganz im Sinne einer zukunftsgewandten Inklusion
                                                                                       pflegebedürftiger Menschen in den Alltag moder-
                                                                                       ner Quartiere. „Da das Objekt ein Neubau war, zo-
                                                                                       gen alle, auch die WG, fast zeitgleich ein. Ein Le-
                                                                                       bensmittelpunkt für verschiedene Menschen
                                     Pflege einbinden                                  wächst hier organisch weiter, selbstverständliches
                                                                                       Miteinander entsteht ganz von allein.“
                               „Die Idee entstand im Geschäftsjahr 2014/15“, erin-         Neben einer Demenz-WG befindet sich in der
                               nert sich Thomas Speeth aus dem Vorstand der            Schiffszimmerer-Wohnanlage am Spannskamp eine
                               Allgemeinen Deutschen Schiffszimmerer-Genos-            Kurzzeitpflege und eine WG für Menschen mit kör-
                               senschaft eG. „In allen Genossenschaften trifft sich    perlichen Einschränkungen. In anderen Genossen-
                               ja regelmäßig der Aufsichtsrat mit dem Vorstand,        schaften, zum Beispiel bei der Hamburger Wohnen
                               man bespricht die wichtigsten Belange und Interes-      eG, sind Wohngemeinschaften aus gesunden äl-
                               sen der Mitglieder. Damals kristallisierte sich deut-   teren Mitgliedern entstanden. Das sogenannte
                               lich heraus, dass wir für unsere älteren und pflege-    „Co-Living“, also eine Wohngemeinschaft, liegt
                               bedürftigen Mitglieder mehr tun wollen.“                weltweit im Trend und hat gerade im Alter viele
                                   Im Dschungel der Pflegedienste mangelt es vie-      Vorteile. „Man kann und sollte aber niemanden da-
                               len an Vertrauen, immer wieder werden schwarze          zu drängen, seine Wohnsituation zu verändern“,
                               Schafe entlarvt. Gerade demente und körperlich          betont Speeth. „Das Alleinstellungsmerkmal von
                               beeinträchtigte Menschen können sich nicht selbst       Genossenschaften ist vielmehr, dass der jeweilige
                               vor Willkür schützen; Verwandte müssen sich da-         Mitglieder-Service als beratender Ansprechpartner
                               rauf verlassen können, dass das System funktio-         für Sorgen, Wünsche und sich verändernde Bedürf-
                               niert. „Als Genossenschaften kamen wir zu dem           nisse fungiert.“ Ob Wohnungstausch, Pflegestelle
                               Schluss: Wir sind gut in der Stadt vernetzt und dem     oder der Umzug in einen Neubau – vielleicht mit
                               Wohl unserer Mitglieder verpflichtet. Wir genießen      weniger Fläche, dafür barrierefrei samt Aufzug und
                               das Vertrauen unserer Mitglieder. Warum sollten         bodentiefer Dusche. „Wir wollen am Puls der Zeit
                               wir also nicht selbst etwas tun, um dieser gesell-      bleiben, vor- und mitdenken“, sagt Speeth, „damit
                               schaftlichen Aufgabe zu begegnen?“ Man entschied        wir weiter Ideen realisieren können, die das Wohl
                               sich bei den Schiffszimmerern, aber beispielsweise      unserer Mitglieder fördern.“
                               auch bei der altoba eG und der Eisenbahnbauver-
                               ein Harburg eG, für den Weg der Kooperation mit
                               versierten Pflegeeinrichtungen. „In unserem Fall ist
                               dieser Kooperationspartner die diakonische
                               Martha-Stiftung“, erzählt Thomas Speeth. „Wir ha-
                               ben Räume gebaut, die Stiftung organisiert den
                               Alltag.“ Der Clou: Durch solche Mietverhältnisse
                               stärken die Genossenschaften das Pflegeangebot
                               für ihre Mitglieder. „Wir können bevorzugt auf frei
                               werdende Plätze zugreifen, wenn jemand erkrankt
                               und in die entsprechende Pflegestufe fällt.“

                               Pflege-WG mit Privatsphäre
                               Auf 400 barrierefreien Quadratmetern wohnen am
                               Rübenkamp nun neun demenzkranke Menschen in
                               jeweils einem Privatzimmer mit eigenem Bad. Ab-
                               gerundet wird das Wohnkonzept von einer großen
                               Küche und einem gemeinschaftlichen Aufenthalts-
                               raum. Die Bewohner und Bewohnerinnen werden
Illustration: Arne Bellstorf

                               rund um die Uhr professionell betreut, Verwandte
                               und Bekannte helfen tatkräftig mit und fühlen sich
                               in den Gemeinschaftsräumen wohl.
                               Dass sich im Wohnobjekt über der Pflege-WG

                                                                                                                                             AUSGABE FRÜHLING 2022
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                                                 WIE WOLLEN WIR LEBEN?

                                                   4
                                                                                      Sinne verschiebt sich der stadtplanerische Fokus
                                                                                      hin zur menschen- statt autogerechten Stadt. Dazu
                                                                                      gehören zeitgemäße Verkehrs- und Parklösungen
                                                                                      – in gut angebundenen Stadtteilen legen die Men-
                                                                                      schen verstärkt Wert auf Grün- und Gemeinschafts-
                                                                                      flächen statt Blech und Beton – und das Aufzeigen
                              Nachhaltig mobil sein                                   smarter Alternativen zum eigenen Wagen.

                             Wie sieht der Stadtverkehr unserer Zukunft aus?          Die Stunde der Sharing-Konzepte
                             Seit einigen Jahren setzt die Autoindustrie auf die
                             Mobilitätswende hin zum E-Fahrzeug. Jedoch: Als          Im öffentlichen Raum, aber auch auf dem Grund
                             Basis hierfür eine verlässliche und sinnvolle Lade­      und Boden vieler Genossenschaften entstehen seit
                             infrastruktur zu schaffen – daran bricht sich bisher     Jahren kleine und größere Carsharing-Stationen –
                             die Welle des Enthusiasmus. Städte, Bund und Eu-         so zum Beispiel in und an Objekten der Schiffszim-
                             ropa verabschieden unterschiedlich strenge Vorga-        merer Genossenschaft eG, der Eisenbahnbauverein
                             ben, die Umsetzung läuft nicht flächendeckend            Harburg eG, der altoba eG oder der Hamburger
                             erfolgreich, gerade in weniger zentralen Stadtteilen     Wohnen eG. Genossenschaften tragen überall in
                             und Regionen.                                            Hamburg aktiv zur zügigen Realisierung der „Shared
                                 Auch die Hamburger Wohnungsbaugenossen-              Mobility“-Vision bei – immer mit Blick auf das Wohl
                             schaften sehen sich bei diesem Thema in der Ver-         ihrer Mitglieder. Ein Beispiel: Die Mobilitäts-Aus-
                             antwortung: Modellversuche, Verhandlungen mit            schreibung der Stadt für das prestigeträchtige, au-
                             Betreibern und Berechnungen über ein faires Um-          toarme Baakenhafen-Quartier zog sich um einiges
                             legen der Gestaltungskosten laufen bei vielen auf        länger hin als geplant und wurde erst vor Kurzem
                             Hochtouren. „Das Aufrüsten von Stellplätzen mit          entschieden, doch durch unbürokratisches Net-
                             Ladestationen ist allerdings kein Klacks“, berichtet     working konnten am Projekt beteiligte Genossen-
                             Schiffszimmerer-Vorstand Thomas Speeth. „In re-          schaftler bereits pünktlich zum Bezug im Jahr 2020
                             gulären Tiefgaragen gibt es meist nur Stromzulei-        den Anbieter Cambio für die Zwischennutzung
                             tungen für Deckenlicht und Garagentor – das war’s.       einiger Stellplätze begeistern.
                             Doch wir haben errechnet, dass der Anteil an                  Derweil nahm der Bauverein der Elbgemeinden
                             E-Fahrzeugen in den kommenden drei bis fünf Jah-         eG im Herbst 2021 einen ersten umfänglichen „Mo-
                             ren um ca. 15 Prozent steigen wird. Deshalb müssen       bilitäts-Hub“ in Betrieb – der neue Quartierskno-
                             wir jetzt für zufriedenstellende Lösungen sorgen.“       tenpunkt nahe der S-Bahn-Station Iserbrook um-
                                 Die Verkehrswende kann allerdings nicht aus-         fasst einen bunten Mobilitäts-Mix: zwei elektrische
                             schließlich darin bestehen, Verbrenner durch E-Au-       Carsharing-Fahrzeuge von Cambio, eine Ladesäule
                             tos zu ersetzen: Mit durchschnittlich nur 1,5 Insas-     für E-Autos, zwei E-Lastenräder samt Ladepunkten,
                             sen sind Privatfahrzeuge ineffiziente Platz-, Energie-   eine StadtRAD-Station mit 20 Fahrrädern, Fahrrad-
                             und Kostenfresser für Stadt und Bürger. In diesem        häuser und -ständer sowie eine Reparaturstation.

     AUSGABE FRÜHLING 2022
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                               Vorstand Michael Wulf erläutert: „Bei uns hört               S E RV I C E
                               Wohnen nicht an der Haustür auf. Mit dem Ange-
                               bot verbessern wir die Anbindung des Quartiers
                               und schaffen weitere Anreize zum gemeinschaft-
                                                                                            Mobilitätsangebote
                               lichen Teilen. Damit trägt das Projekt dazu bei, die         in Hamburg –
                               Gemeinschaft im Quartier zu stärken und die
                               Standortattraktivität weiter zu erhöhen.“ Zwei wei-          eine Auswahl
                               tere Hubs des BVE befinden sich in Planung, ande-
                               re Genossenschaften prüfen ähnliche Modelle.                 E-LASTENRAD-SHARING MIT SIGO
                                                                                            Per App und Barcode ganz einfach an der
                               Mit dem E-Bike zum Einkaufen                                 nächstgelegenen Station entleihen, 1,50 Euro
                                                                                            Grundgebühr und 1,00 Euro pro halber
                               Matthias Demuth verantwortet als Abteilungsleiter            ­Stunde bezahlen und mit E-Unterstützung
                               den Mieterservice der Genossenschaft Gartenstadt              losradeln. Super für größere (Schönwetter-)
                               Wandsbek eG. Auch er ist sich sicher: „Mit unserem            Einkäufe ohne Parkplatzstress – oder Pick-
                               neuen E-Lastenrad-Angebot tun wir nicht nur etwas             nickausflüge ins Grüne! Die App ist für Apple
                               für die Mobilität unserer Mitglieder, sondern tragen          und Android unter „Sigo Sharing“ erhältlich,
                               auch zu mehr Kommunikation und Miteinander bei.“              mehr Infos unter sigo.green.
                               Genau wie die Baugenossenschaft dhu eG und der
                               BVE eG sowie künftig die altoba eG kooperiert die            AUTOS FÜR ALLE FÄLLE MIT CAMBIO
                               Schiffszimerer-Genossenschaft eG mit dem Start-up            Ob mehrtägige Reise oder Stippvisite: Mit
                               Sigo, das sich aufs E-Bike-Sharing spezialisiert hat. Eine   Cambio kann man flexibel lang- oder kurz­
                               Standortanalyse ergab zwei optimale Pilot-Standorte          fristig Fahrzeuge buchen und an einer der
                               (in Eilbek und Wandsbek), an denen ab dem Frühjahr/          vielen Stationen abholen (vielleicht sogar in
                               Sommer jeweils zwei Lastenräder zur Verfügung ste-           der eigenen Genossenschaftstiefgarage?),
                               hen. „Eine Alternative zum Auto anzubieten ist ja            sodass man das eigene Auto kaum vermisst.
                               nicht nur schön grün, sondern erhöht auch den All-           Die günstigste Fahrzeugklasse einen ganzen
                               tagskomfort“, präzisiert Matthias Demuth. „Wer ist           Tag zu mieten kostet 30 Euro, die Tankfül-
                               schon gerne nach jedem kurzen Einkauf auf Park-              lung ist inklusive, hinzu kommt ein Kilome-
                               platzsuche?“ Außerdem würden so, so hofft er, nach-          terpreis von 20 bis 32 Cent, je nach Tarifpa-
                               barschaftliche Barrieren abgebaut. „Ist man direkt am        ket. Anmeldung unter cambio-carsharing.de
                               Gehweg im Begriff, aufs Fahrrad zu steigen, nimmt            oder per Cambio-App.
                               man sicher eher einen im Vorbeigehen geäußerten
                               Mitbring-Wunsch der betagten Nachbarin zur Kennt-            SAMMELTAXI DER ZUKUNFT: MOIA
                               nis oder bleibt noch für einen kurzen Plausch stehen,        Der Elektro-Kleinbus mit sechs Sitzen und
                               als wenn man im eigenen Pkw hinter Blech ver-                Platz für Gepäck holt Kunden an einer virtu-
                               schwindet.“ Gut möglich, dass er die Zahl der                ellen Haltestelle ab, die je nach Route be-
                               E-Bike-Stationen schon bald aufstocken muss …                rechnet wird und nie weiter als 200 Meter
                                                                                            vom Start entfernt ist. Während des Weges
                                                                                            nimmt der Fahrer weitere Haltewünsche an,
                                                                                            die auf oder nahe der Route liegen. So teilen
                                                                                            sich mehrere Gäste Kosten und Emissionen
                                                                                            einer Shuttle-Fahrt. Da sich Zwischenstopps
                                                                                            spontan ergeben, sollte es nicht auf die Mi-
                                                                                            nute ankommen. Die Kosten schwanken, lie-
                                                                                            gen aber immer unter dem Taxi-Preis für die
                                                                                            gleiche Strecke. Kinder bis 13 Jahre fahren in
                                                                                            Begleitung kostenfrei. Mehr Infos unter
                                                                                            moia.io oder per MOIA-App.
Illustration: Arne Bellstorf

                                                                                                                       AUSGABE FRÜHLING 2022
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