Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen - Handbuch - BUND Sachsen

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Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen - Handbuch - BUND Sachsen
Handbuch
Wiedervernetzung
der Wälder in
Nordwestsachsen
Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen - Handbuch - BUND Sachsen
Vorwort
Liebe Leserinnen, liebe Leser,                                             gemütlich einzurichten. D. h.
                                                                           für viele Wildtiere so attraktiv
wenn ICH an einen Korri-                                                   zu machen, dass sie bereit-
dor denke, dann ist das ein                                                willig durchwandert werden.
Verbindungsraum        zwischen
mehreren anderen Zimmern. In                                             In Nordsachsen haben wir für die
diesen Zimmern habe ich es mir                                         Ausgestaltung solcher Korridore
schön gemacht. Das sind vielleicht                                   im Projekt „Rettungsnetz Wildkat-
mein Wohnzimmer, das Schlafzimmer                                ze – die Wiedervernetzung der Wälder
oder eine gemütliche Küche. Den Korridor nut-               in Nordwestsachsen“ zwischen verschiedenen
ze ich nur, um vom einen in den anderen Raum zu        Waldgebieten wie der Dübener Heide Vorschläge
kommen. Hier fehlt eine vernünftige Beleuchtung,       und Realisierungskonzepte erarbeitet, die wir im
meist ist er nur nachlässig eingerichtet und an-       vorliegenden Handbuch vorstellen. Denn für den
dauernd stehen Schuhe im Weg, über die ich im          Erhalt unserer Artenvielfalt ist es notwendig, dass
Dunklen stolpere. Aber wenn ich dann endlich mal       wir den „Korridoren“ mehr Aufmerksamkeit schen-
Zeit habe, richte ich auch den Korridor richtig ein.   ken, um die „Wohnzimmer“ oder die, die es wieder
                                                       werden könnten, attraktiv aneinander anzubinden.
Bei Wildkatzen und vielen anderen Arten ist das
nicht anders: Sie „sitzen“ in einem Wohnzimmer –       Werfen Sie also einen Blick in unser Handbuch und
einem ausgedehnten Mischwald, mit viel Totholz         werden Sie gleich aktiv für unsere Artenvielfalt –
und wenig menschlicher Störung. Gern hätten sie        egal, ob Sie kommunale*r Entscheidungsträger*in,
auch noch ein Schlafzimmer oder lugen nach einer       Landwirt*in oder einfach „nur“ engagierte*r Natur-
Küche – einem Territorium mit besonders gutem          schützer*in sind. Mit diesem Handbuch „auf dem
Nahrungsangebot – aus. Da geht es aber nicht hin,      Tisch“ können wir gemeinsam wieder ein engma-
denn der Korridor, der diese „Zimmer“ verbinden        schigen Biotopverbund schaffen – oder, wie wir im
könnte, existiert schlichtweg nicht (mehr). „Mehr“     BUND sagen: ein Wildkatzenwegenetz knüpfen.
deshalb, weil er vielfach in der Vergangenheit vor-
handen war und durch menschliche Aktivitäten wie       Viel Spaß beim Lesen!
Straßen- oder Siedlungsbau oder intensive Land-
wirtschaft zerstört wurde.                             Dr. David Greve
                                                       Landesgeschäftsführer
Das Wildkatzenprojekt des BUND hat nun genau           BUND Sachsen
das Ziel, solche Korridore wiederherzustellen UND

                                                                                                              3
Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen - Handbuch - BUND Sachsen
Inhaltsverzeichnis
Vorwort                                                                           3

Warum Verbindungen schaffen? Die Wildkatze als Leitart für den Biotopverbund      6

Der Biotopverbund                                                                 10

Datengrundlage schaffen                                                           14

Zusammenführung der Datengrundlage                                                18

Auswahl von Suchräumen für eine flächenspezifische Umsetzung von Waldkorridoren   20

Runder Tisch: Workshop                                                            22

Prüfung der Suchräume: Machbarkeitsanalyse                                        24

Dialog mit Akteur*innen vor Ort – nur gemeinsam kann die Umsetzung gelingen       28

Umsetzung von Wildkatzenkorridoren                                                32

Tipps: Was führt zum Erfolg?                                                      36

Regionalkonferenz                                                                 40

Ausblick                                                                          42

Quellenangabe                                                                     44

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Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen - Handbuch - BUND Sachsen
Einst fast flächendeckend in Europa verbrei-
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    Warum Verbindungen                                                          silvestris Schreber, 1777) in den vergange-
    schaffen?                                                                   nen Jahrhunderten intensiv bejagt und galt
                                                                                ab Mitte des 19. Jahrhunderts in vielen Tei-
                                                                                len Deutschlands als ausgestorben, auch in
    Die Wildkatze                                                              Sachsen. Heutzutage ist sie streng geschützt,
                                                                               kehrt jedoch trotzdem nur langsam in den
    als Leitart für                                                           Freistaat zurück, denn es gibt eine neue Ge-
                                                                             fahr für die Wildkatze: Die fortschreitende

    den Biotop-                                                             Zerschneidung und Fragmentierung der Lebens-
                                                                           räume sowie den hohen Flächenverbrauch durch
                                                                           ausgeräumte Agrarlandschaften, ein dichtes Stra-
    verbund                                                                ßennetz und ständig wachsende Siedlungs- und
                                                                           Gewerberäume.

                         Daher unterliegt diese kleine Raubkatze heutzu-
                         tage auf internationaler und europäischer sowie
                         auf Bundes- und Länderebene unterschiedlichen
                         Schutzkategorien. Die Wildkatze ist nach der
                         FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat-Richtli-
                         nie 92/43/EWG) im Anhang IV geführt und
                         ist als „Art nationaler Verantwortlichkeit
                         Deutschlands“ eingestuft. Im Bundesna-
                         turschutzgesetz (BNatSchG) ist die Wild-
                         katze unter den besonders geschützten
                         bzw. streng geschützten Arten geführt
                         (vgl. § 7 BNatSchG (2) 14. b und § 44
                         BNatSchG). In der „Roten Liste“ ist die
                         Europäische Wildkatze vom Bundes-
                         amt für Naturschutz (BfN) bundesweit
                         als „gefährdet“ eingestuft, im Freistaat
                         Sachsen als „(akut) vom Aussterben be-
                         droht“.

6                                                                                                                              7
Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen - Handbuch - BUND Sachsen
Die Wildkatze ist eine Charakterart naturnaher,
    großräumiger und störungsarmer Waldgebiete.
    Sie reagiert sensibel auf die Fragmentierung von
    Waldlebensräumen sowie auf Verkehrsstraßen
    und dient so als Indikator für den Grad der Ver-
    netzung und die Naturnähe der Waldlebensräume.
    Damit repräsentiert die streng geschützte Art die
    Ansprüche vieler weiterer Arten und Lebensge-
    meinschaften, die an große und zusammenhän-
    gende Waldgebiete gebunden sind, wie beispiels-
    weise Schwarzstorch, Baummarder, Luchs oder
    Rothirsch. Das Landesamt für Umwelt, Landwirt-
    schaft und Geologie (LfULG) hat daher die Euro-
    päische Wildkatze in die „Liste der Zielarten des
    landesweiten Biotopverbunds in Sachsen“ aufge-
    nommen. Das Projekt Rettungsnetz Wildkatze ist
    daher ein Projekt der Biologischen Vielfalt.

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Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen - Handbuch - BUND Sachsen
Gemäß §21 BNatschG soll der Biotopverbund aus Kernflächen, Verbindungsflächen und Verbindungselemente
                     bestehen. Die Funktion von Verbindungselementen erfüllen Korridore, die Funktion von Verbindungselementen
                     die Trittsteine (vgl. Abb. 1). Dabei haben die einzelnen Bestandteile des Biotopverbundes, je nach räumlicher
                     Ebene, unterschiedliche Dimensionen. Eine Kernfläche auf lokaler Ebene kann wesentlich kleiner sein als eine
                     auf der überregionalen Ebene.

                     Definitionen
                     (nach Burkhardt et al. 2004):

                     Kernflächen sind Flächen, die durch ihre Aus-
                     stattung mit belebten und unbelebten Elementen
                     qualitativ und quantitativ geeignet sind, Siche-
                     rung von Populationen standorttypischer Arten
                     und Lebensräume sowie der Lebensgemeinschaf-
                     ten für einen gewissen Zeitraum zu gewährleisten.

                     Verbindungsflächen dienen vornehmlich den na-
                     türlichen Wechselwirkungen zwischen verschie-
                     denen Populationen von Tier- und Pflanzenarten,
                     deren Ausbreitung gemäß ihren artspezifischen
                     Bedürfnissen und dem genetischen Austausch
                                                                                 Funktion      überregional   regional   lokal     BNatSchG
                     zwischen Populationen oder Wiederbesiedlung-
                     und Wanderungsprozessen.                                    Kernfläche                                        Kernfläche

                                                                                 Korridore                                         Verbindungs-
                     Verbindungselemente bestehen aus in Bezug
                                                                                                                                   flächen und

     Der             zum Betrachtungsmaßstab kleinflächigen, diskret
                     in der Landschaft verteilten Elementen, die der
                                                                                 Trittsteine                                       -elemente

                                                                                                                         regionale Kernfläche

     Biotopverbund
                     Funktion des Biotopverbundes dienen und nicht
                                                                                                                         und gleichzeitig über-
                     Kern- oder Verbindungsflächen sind. Es handelt                                                      regionaler Trittstein
                     sich häufig um Biotope oder Biotopkomplexe auf
                     Sonderstandorten.
                                                                                 Abb. 1: Komplementäre Biotopverbundsysteme auf verschie-
                                                                                 denen räumlichen Ebenen (Burkhardt et al. 2004).

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Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen - Handbuch - BUND Sachsen
Aufgrund der unterschiedlichen Dimension
                                                                          eines Biotopverbunds auf nationaler Ebene
                                                                         und innerhalb eines Projektgebiets werden
                                                                        diese Begrifflichkeiten z. T. abgewandelt. So
                                                                       befinden sich keine definitionsgemäßen Kern-
                                                                     flächen für eine Wildkatzenpopulation in Nord-
                                                                    westsachsen. Die vorhandenen Waldflächen sind
                                                                  zu klein für eine Kernpopulation von Wildkatzen,
                                                                 da diese einen Raumanspruch von ca. 2.000 km² hat.

     Definition und Bewertungskriterien
     Quellgebiete sind Regionen mit autochthonen und überlebensfähigen Wildkatzenpopulationen, aus denen Tiere
     abwandern können.

     Ziellebensräume bieten einer kleineren Population von Wildkatzen einen dauerhaften Lebensraum. Kriterien sind:
       Flächengröße: hervorragend >100 km², gut 30-100 km², schlecht 100 km², gut 70-100 km², mäßig 40-70 km², schlecht 5.000 ha, gut >1.000 ha, mäßig >100 ha (nach Burkhardt et al. 2004)
       in der Nähe von definierten Quellgebieten und Ziellebensräumen
       Naturraumausstattung: Schutzgebietsanteil und Berücksichtigung der Streifgebietsberechnung des Sächsi-
       schen Wildkatzenwegeplans (Kunze et al. 2015)
       Experteneinschätzungen

12                                                                                                                      13
Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen - Handbuch - BUND Sachsen
Die Umsetzung des Biotopverbunds ist ein
                              umfangreiches und langwieriges Unter-
                              fangen, das einer umfassenden Planung
                               bedarf. Daher sollte als erster Schritt
                               eine umfangreiche Daten- und Literatur-

     Datengrundlage
                                                                                                                       Hamburg
                               recherche durchgeführt werden.
                                                                                                   Bremen

                             Bundesweite und grenzübergreifende
     schaffen                Biotopverbundkonzepte                                                               Hannover

                                                                                                                                  Magdeburg
                                                                                                                                                      Berlin

                             Auf Bundesebene gibt es verschiedene Kon-
                            zepte und Empfehlungen zur Umsetzung des                Dortmund

                           Biotopverbunds. Diesen liegen jedoch einheit-                                                                    Leipzig

                         liche und fachliche Auswahlkriterien zu Grun-
                        de, die von einem Arbeitskreis der Länderfach-     Aachen

                      behörden und dem BfN erarbeitet wurden. Dazu
                      zählen: die räumliche Lage, Größe, Repräsentati-                         Frankfurt
                      vität und Biotopausstattung der Gebiete, der ak-
                      tuelle Zustand, das Entwicklungspotential sowie                                                  Nürnberg

                      ihre ökologische Funktion (LfULG a).
                                                                                                           Stuttgart

                                                                                                                                  München

                      Literaturempfehlungen
                       Reck et al. (2005): Lebensraumkorridore für
                       Mensch und Natur
                       Assmann et al. (2017), BfN: Halboffene Verbund-
                       korridore: Ökologische Funktion, Leitbilder und                 Wildkatzennachweise des BUND 2008–2016*
                       Praxis-Leitfaden
                                                                                       Wildkatzennachweise des FFH Berichts
                       Grabski-Kieron et al. (2016): Grenzüberschreiten-               2013 (BfN, 1997–2012)
                       der Biotopverbund – Handlungsansätze und He-
                       rausforderungen für Planung und Naturschutz-                    Geeigneter Lebensraum der Wildkatze
                       praxis                                                          Verbindungsachsen des Wildkatzenwegeplans
                       Vogel et al. (2009): Der Wildkatzenwegeplan -
                       ein strategisches Instrument des Naturschutz                    * ergänzt durch LWF BY, NLP BW, BR Rhön

14                                                                                                                                                             15
Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen - Handbuch - BUND Sachsen
Landesweite und regionale Biotopverbundkonzepte

     Innerhalb einzelner Bundesländer gibt es zusätz-
     lich landesweite und regionale Fachplanungen
     zum Biotopverbund. Für den Freistaat Sachsen
     wurden diverse fachliche Grundlagen für einen
     Biotopverbund erarbeitet, Kernflächen ermittelt
     und Pilotprojekte zur Umsetzung durchgeführt.

                              Bad Düben

                    Leipzig
                                          Riesa                    Wildkatzennachweise des BUND 2008–2017*

                                                  Dresden          Wildkatzennachweise des FFH-Berichts 2013

                                                                   Geeigneter Lebensraum der Wildkatze

                                                                   Verbindungsachsen des Wildkatzenwegeplans
                 Zwickau

                                                                   * in Kooperation mit LfULG

           Plauen

                                                            Literaturempfehlungen
     Barrieren
                                                             BMU (2012): Bundesprogramm Wiedervernetzung
                                                             – Grundlagen – Aktionsfelder – Zusammenarbeit
     Barrieren nehmen großen Einfluss auf das Aus-
     breitungspotential verschiedener Tier- und Pflan-       LfULG (2007): Fachliche Arbeitsgrundlagen für
     zenarten und führen häufig zu einem Flickentep-         einen landesweiten Biotopverbund
     pich aus Habitat-Inseln, die voneinander isoliert       SMI (2013): Landesentwicklungsplan Sachsen 2013
     sind. Der Straßentod ist die häufigste Todesursa-       Pilotprojekte Biotopverbund Sachsen
     che von Wildkatzen, aber auch vielen anderen Ar-
                                                                 Pilotprojekt Biotopverbund Moritzburg
     ten. Daher ist es wichtig, Konfliktpunkte mit den
     Verkehrsachsen zu ermitteln. Das Unfallrisiko mit           Pilotprojekt Biotopverbund Mittlere Mulde
     Wildtieren an Barrieren wie Straßen und Schienen            Pilotprojekt Biotopverbund Zschopautal
     kann häufig durch geeignete Unter- oder Über-           Froelich & Sporbeck (2019): Wildnisstudie
     führungen minimiert werden.                             Freistaat Sachsen

16                                                                                                             17
Wiedervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen - Handbuch - BUND Sachsen
Skalen der räumlichen Ebe-
                                                                              nen von Korridoren
                                                                              (nach Burkhardt et al. 2004)

     Zusammenführung
                                                                                nationale/länderübergreifende Ebene: Daten-
                                                                                grundlage der bundesweiten und länderüber-
                                                                                greifenden Biotopverbund-Konzepte, Ausge-
     der Datengrundlage                                                         staltung der Korridore Einzelfallentscheidungen,
                                                                                400-4.000 m Breite (nach Reck et al. 2005)
                                                                                landesweite oder überregionale Ebene: Maß-
                                                                                stab 1:100.000 bis 1:500.000 (landesweite
                                                                                Raumordnungspläne oder Teilregionen wie Re-
                                                                                gionalplanung)
                                                                                regionale Ebene: Maßstab 1:50.000 bis
                                                                                1:100.000 (Regionale Raumordnungspläne),
                                                                                Korridore ca. 50 m Breite, zentraler Bereich 20-
                                                                                30 m Streifen aus autochthonen und standort-
                                                                                gerechten Bäumen mit vielen Strukturen, beid-
                                                                                seitig 5-10 m breiter Mantel aus heimischen
                                            Neben der Auswahl geeigneter
                                                                                Sträuchern und beidseitig 5-10 m Kraut- und
                                          Quellgebiete, Ziellebensräume
                                                                                Blühstreifen (nach Mölich & Vogel 2018, vgl.
                                       und Habitatflächen, sollen im nächs-
                                                                                Abb. 2)
                                  ten Schritt die Fachplanungen zusam-
                              mengeführt und eine Korridorplanung für das       lokale Ebene: Maßstab 1:5.000 bis 1:50.000
                          Projektgebiet ermittelt werden. Die ausgewählten      (Flächennutzungspläne und Bebauungspläne),
                          Korridore werden anschließend in die Skalen der       schmalere Korridore oder Hecken mit einer
                          räumlichen Ebenen von Korridoren unterteilt.          Breite von 10-30 m über kurze Distanzen bis zu
                                                                                15 m möglich (relevant bei der Detailplanung)

                                                                                Abb. 2: Querschnitt eines idealtypischen Wildkorridors auf
                                                                                  regionaler Ebene (schematische Darstellung). K = Kraut-
                                                                                          und Blühstreifen, M = Mantel (Strauchstreifen),
                                                                                             ZB = zentraler Bereich (Mölich & Vogel 2018).

                             K        M                            ZB                   M            K
18                                                                                                                                           19
Suchräume sind Gebietskulissen in einem
                                  Projektgebiet, in denen Waldverbin-
                                  dungen nachhaltig umgesetzt werden
                                   sollen. Sie werden Wildkatzenkorridore
                                    genannt. Diese werden flächenspezi-
                                    fisch ermittelt und gemeinsam mit den
                                    Akteur*innen Lösungen erarbeitet, da-
                                    mit vor Ort Pflanzungen von „grünen
                                    Korridoren“ aus Bäumen und Büschen
                                   realisiert werden können.

                                   Bei der Festlegung der Suchräume für ein
                                  Projektgebiet sollten die Datengrundlage,
                                 die Quellgebiete, Ziellebensräume und Ha-
                                bitatflächen sowie die aktuelle Nachweis-
                              lage der Europäischen Wildkatze in Sachsen
                             berücksichtigt werden.

                            Kriterien zur Auswahl von
                            Suchräumen
                             Verbindung der sehr gut und gut bewerteten
                             Ziellebensräume oder Habitatflächen
     Auswahl von             möglichst eine Verbindung mit einem Quellgebiet
                             Berücksichtigung der Datengrundlage, insbe-
     Suchräumen für eine     sondere länderübergreifenden und national be-
                             deutsamen Korridorplanungen im Projektgebiet

     flächenspezifische      Berücksichtigung der Korridorplanung im Pro-
                             jektgebiet

     Umsetzung von           Experteneinschätzungen

     Wildkatzenkorridoren
20                                                                             21
Nachdem Suchräume für potentielle Bio-
                                                                 topverbindungen ermittelt wurden, ist es
                                                                  empfehlenswert, die lokalen Akteur*innen
                                                                  frühzeitig einzubinden. Durch einen aktiven
                                                                  Dialog mit allen Betroffenen können nach-
                                                                  haltige und konsensfähige Lösungen gefun-
                                                                 den und Kooperationen für die Umsetzung
                                                                 von „grünen Korridoren“ aus Bäumen und Bü-
                                                                schen geschlossen werden.

     Runder Tisch
     Workshop

                    Als mögliches Format um lokale Akteur*in-
                    nen frühzeitig einzubinden, hat sich der
                    „Runde Tisch“ bewährt. Dabei werden in
                    einzelnen Gruppen, zusammen mit Ex-
                    pert*innen mögliche Probleme, aber auch
                    Lösungen diskutiert.

                    Umsetzungen können nur gelingen,
                    wenn alle zusammen daran arbeiten,
                    Ziele, Konflikte und Lösungen zu erör-
                    tern und eine gemeinsame Grundlage für
                    einen lokalen Biotopverbund zu finden.

22                                                                                                              23
Für die ausgewählten
                     Suchräume wird nun
                     eine Machbarkeitsanaly-
                     se durchgeführt. Dafür ist
                     eine umfangreiche Recher-
                     chearbeit notwendig.

                     Recherchearbeit
                       Abstimmung mit anderen Projekten
                       Luftbildanalyse
                       Landnutzung
                       Flurstücke und Eigentumsverteilung
                       Biotopkartierungen im Offenland
                       Zielartenkonflikte
                       Lärmanalyse
     Prüfung der       Geländebegehung
                                                                         Nach Abschluss der Recherchearbeit werden alle
                                                                         Faktoren zusammengeführt, die in der Machbar-
     Suchräume         Landesentwicklungsplan und Regionalplanungen      keitsanalyse geprüft wurden. Außerdem werden
                                                                         verschiedene Lösungswege analysiert und mög-
                       Flurbereinigungsverfahren

     Machbarkeits-
                                                                         liche Risiken identifiziert. Ziel ist es festzustel-
                       mögliche Barrieren und Bauvorhaben                len, ob die Umsetzung eines Wildkatzenkorridors
                       Synergien mit linearen Strukturen und Gewässern   unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen
     analyse           betroffene Akteur*innen
                       Stimmung vor Ort
                                                                         realisiert werden kann. Zudem wird der optimale
                                                                         Korridorverlauf sowie mögliche Alternativrouten
                                                                         dargestellt.

24                                                                                                                              25
Abgleich mit anderen Projekten − Synergien nutzen
                                                           Wildkatze und                                           Geländebegehung

     Die Vernetzung mit anderen Projekten ist sehr         Gewässerrenaturierung                                   Bei der Machbarkeitsanalyse ist vor allem die Ge-                          potentiellen Korridor eingebracht werden können.
     wichtig und es können oftmals Synergien mit an-                                                               ländebegehung wichtig. Der potentielle Korridor-                           Außerdem können so auch Barrieren entdeckt
     deren Partner*innen genutzt werden. Daher sollte      Es ist sinnvoll, Wildkatzenkorridore möglichst          verlauf sollte sich vor Ort angeschaut werden, da                          werden, die auf Luftbildern nicht ersichtlich sind.
     mit anderen Verbänden und Organisationen Kon-         entlang von linearen Strukturen in der Landschaft       Luftbilder nicht immer auf dem aktuellsten Stand                           Wichtig ist auch, sich mit der Landschaft vertraut
     takt aufgenommen und geprüft werden, ob aktu-         wie beispielsweise Feldwegen und Gewässern zu           sind. So können kleinere Leitstrukturen im Such-                           zu machen, um bei den späteren Gesprächen mit
     ell laufende Projekte das eigene Projekt tangieren.   planen, da dadurch Feldblöcke und Bewirtschaf-          raum ausfindig gemacht werden, die in einen                                Akteur*innen alle Fragen beantworten zu können.
     In dem Projekt Rettungsnetz Wildkatze „Wie-           tungseinheiten nicht zerschnitten werden müs-
     dervernetzung der Wälder in Nordwestsachsen“          sen. Von Vorteil ist dabei außerdem, dass Planun-
     gab es eine sehr enge Zusammenarbeit mit den          gen entlang bereits vorhandener Strukturen meist
     jeweiligen Unteren Wasserbehörden, da versucht        auf größere Akzeptanz bei den Akteur*innen sto-
     wurde, vorhandene Strukturen zu nutzen und die        ßen. Wildkatzen zeigen bei ihren Wanderungen
     Umsetzung von Wildkatzenkorridoren sowie Ge-          eine Habitatpräferenz entlang von linearen Ge-
     wässerrenaturierungen zu kombinieren.                 wässerläufen und sind keineswegs wasserscheu.
                                                           Daher bietet es sich an, Wildkatzenkorridore mit
                                                           Gewässerrenaturierungen zu kombinieren.

                                                                                                               a                                      b                                                   c                                                   d

                                                                                                                   Aufnahmen der Geländebegehungen aus den Suchräumen des Projektgebietes Nordwestsachsens des Rettungsnetz Wildkatze: a) Hoch-
                                                                                                                   wasserdeich (keine Bepflanzung möglich); b) Gehölzstrukturen entlang eines Grabens; c) Unterführungen an Straßen, die ggf. als Querungs-
                                                                                                                   möglichkeiten genommen werden können d) Ackerfläche ohne jegliche Deckungsstruktur.

26                                                                                                                                                                                                                                                                27
Erste Kontakte − Stimmung vor Ort prüfen                               schnell erfasst werden können. Der Rückhalt der
                                                                                                              Gemeinde ist unerlässlich und die Zusammenarbeit
                                       Als Erstes sollten die örtlichen Behörden wie bei-                     daher besonders wichtig.
                                       spielsweise die Untere Naturschutzbehörde oder
                                       Untere Wasserbehörde eingebunden werden, um
                                       die Planungen fachlich abzustimmen. Der enge
                                       Austausch mit Behörden ist sehr wichtig – diese ge-                    Flurstücksverteilung
                                       nehmigen später schließlich auch die Maßnahmen.
                                                                                                              Entlang des geplanten Korridorverlaufs wird sich
                                       Danach sollte immer die Gemeinde kontaktiert wer-                      nun die Flurstücksverteilung angeschaut (vgl. Abb.
                                       den, damit beispielsweise aktuelle Bauvorhaben,                        3). Flurstücks- und Gemarkungsgrenzen können
                                       andere Projekte oder sogar Probleme in der Region                      für Sachsen kostenlos heruntergeladen werden:
                                                                                                              https://geoportal.sachsen.de/.

     Dialog mit Akteur*innen vor Ort
     Nur gemeinsam kann
     die Umsetzung gelingen

                                                              Abb. 3: Flurstücksverteilung entlang eines potentiellen Wildkatzenkorridors.

28                                                                                                                                                                 29
Flächeneigentümer*innen
                                                          Eigentümerdaten
     Nachdem die Behörden und Gemeinden kontak-
     tiert, Synergien mit anderen Projekten abgegli-      Aufgrund der Datenschutzbestimmungen ist die
     chen und zur Einbindung aller Akteur*innen ein       Abfrage der Flächeneigentümer*innen ein schwie-
     „Runder Tisch“ durchgeführt wurde, sollten die       riges Unterfangen. Doch handelt es sich bei der
     Flächeneigentümer*innen individuell kontaktiert      Umsetzung eines Biotopverbundes um ein berech-
     werden. Dabei sollte auf einen persönlichen Kon-     tigtes öffentliches Interesse, sodass die Herausga-
     takt gesetzt werden. Bei Flächeneigentümer*in-       be der Eigentümer*innen-Daten dadurch möglich
     nen in kirchlicher oder öffentlicher Hand sowie      sein sollte. Man kann die Eigentümer*innen-Daten
     örtlichen Agrarbetrieben kann man die Telefon-       über die Gemeinden oder beispielsweise über den
     nummern im Internet recherchieren. Ein Telefon-      Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermes-
     gespräch sollte immer zuerst erfolgen.               sung Sachsen (GeoSN) anfragen.

     Bei privaten Eigentümer*innen liegen nur die Post-
     adressen vor, sodass die Eigentümer*innen ange-
     schrieben und ein persönliches Gespräch angeboten
     werden sollte. Der Rücklauf ist aber meist enttäu-
     schend gering. Da heißt es dann: dran bleiben!

     Fingerspitzengefühl

     Bei den persönlichen und individuellen Gesprä-
     chen müssen die Sorgen und Forderungen der
     Flächeneigentümer*innen ausgelotet werden. Die
     meisten Leute finden die Umsetzung eines Bio-
     topverbunds begrüßenswert, haben aber viele
     Bedenken, ihre eigene Fläche zur Verfügung zu
     stellen. Es bedarf viele Gespräche und Angebote,
     um die Eigentümer*innen von einer Maßnahme zu
     überzeugen.

30                                                                                                              31
Flächensicherung
                                                                               Fördermöglichkeiten
                     Es gibt viele Wege, um Flächen für die Umsetzung          in Sachsen
                     von Biotopverbindungen zu sichern. Mit den Flä-
                     cheneigentümer*innen sollten die verschiedenen             Richtlinie Natürliches Erbe - RL NE/2014
                     Varianten durchgesprochen werden. Ein wichtiges
                     Instrument ist der Flächenkauf, wobei aufgrund des         Förderrichtlinie Gewässer/Hochwasserschutz
                     sehr hohen Drucks auf landwirtschaftliche Flächen,         Sächs. Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU)
                     kaum Flurstücke zum Verkauf stehen. Weitere Mög-
                     lichkeiten sind die Erbpacht oder die dingliche Si-
                     cherung im Grundbuch. Hier müssen die finanziellen
                     Entschädigungen individuell ausgehandelt werden.

                     Weitere Möglichkeiten sind der Freiwillige Land-
                     tausch (Flächentausch) oder ein Tausch im Rah-
                     men eines Flurbereinigungsverfahrens. Für letzteres
                     müssen geeignete Tauschflächen in der Region zur
                     Verfügung stehen.

                     Planung und Genehmigungen der Umsetzung

                     Sind die Flächen erst einmal gesichert, erfolgt die de-
                     taillierte Planung und der Antrag auf Genehmigung
                     der Maßnahme. Bei der Kombination einer Gewäs-
                     serrenaturierung und Umsetzung von Wildkatzen-
                     korridoren sind viele weitere Genehmigungsschritte,
                      wie z. B. eine Umweltverträglichkeits(UVP)-Vor-
                         prüfung notwendig. Die Umsetzung selber kann
                           durch einen Auftrag an ein Unternehmen er-
                             folgen oder durch Eigenleistung beispielswei-
                              se in Form von Pflanzfesten mit den lokalen
     Umsetzung von             Akteur*innen und Freiwilligen.

     Wildkatzen-               Die Finanzierung der Umsetzung der
                               Maßnahmen ist ein komplexes Thema.

     korridoren
                                Hierfür gibt es viele unterschiedliche
                                Förderprogramme.

32                                                                                                                              33
Umsetzungsinitiativen                                                                                         Lossa bei Heyda: Suchraum 3,
                                                                                                                   Abschnitt 3 (Landkreis Leipzig)
     im Projekt „Rettungsnetz
                                                                                                                   Im Suchraum 3 sollen langfristig
     Wildkatze“                                                                                                    die Dahlener Heide und der Werms-
                                                                                                                   dorfer Forst miteinander verbunden
                                                                                                                   werden. Bei Heyda muss eine Distanz
                                                                                                                   von ca. 770 m überwunden werden.
                                                                                                                   Auch hier ist das Ziel, einen Wildkat-
                                                                                                                   zenkorridor aus Bäumen und Büschen
                                                                                                                   entlang der Lossa in Kombination mit einer
                                                                                                                   Gewässerrenaturierung umzusetzen. In die-
                                                                                                                   sem Suchraum hat der BUND Sachsen von An-
     Bruchgraben bei Beckwitz: Suchraum 2,                                                                         fang an die Unterstützung der Gemeinde Lossatal
     Abschnitt 3 (Landkreis Nordsachsen)                                                                           erhalten. Zusammen wurde im Februar 2020 ein
                                                                                                                   „Runder Tisch“ durchgeführt, wo die Probleme,
     Um langfristig die Dübener und Dahlener Heide                                                                 aber auch mögliche Lösungen mit lokalen Ak-
     miteinander zu verbinden, muss im Landkreis Nord-                                                             teur*innen diskutiert wurden.
     sachsen bei Beckwitz eine Ackerfläche von ca. 300
     m Länge überwunden werden. In diesem Abschnitt
     verläuft unterirdisch der verrohrte Bruchgraben.                                                                                                                Auf dieser Grundlage wurden Gespräche mit den
     Ziel ist es einen Wildkatzenkorridor aus Bäumen                                                                                                                 Flächeneigentümer*innen durchgeführt. Der Agrar-
     und Büschen auf der Ackerfläche in Kombination                                                                                                                  betrieb Carlowitz KG stand dem Rettungsnetz Wild-
     mit einer Gewässeröffnung und -renaturierung                                                                                                                    katze sehr positiv gegenüber und hat sich bereit er-
     umzusetzen.                                                                                                                                                     klärt, die Maßnahme an der Lossa zu unterstützen.

     Innerhalb des Projektes konnte der BUND Sachsen                                                                                                                 Mit allen weiteren Flächeneigentümer*innen konn-
     nach längeren Verhandlungen eine Ackerfläche                                                                                                                    ten konstruktive Lösungen in Form von Flächen-
     am Bruchgraben durch Unterstützung der LaNU                                                                                                                     tausch und Erbpacht gefunden werden, sodass alle
     erwerben. Einen Teil des Ackers soll mit einer ört-                                                                                                             Flurstücke für die Maßnahme gesichert werden
     lichen Agrargesellschaft getauscht werden, die        Abb. 4: Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen für den                                                     konnten. Die hohe Gesprächsbereitschaft in der Re-
                                                           Bruchgraben.
     der Umsetzung seit Anfang an sehr positiv und                                                                                                                   gion hat zu diesem Erfolg geführt.
     aufgeschlossen gegenübersteht. Die Stadt Torgau,
     Eigentümerin des Gewässerverlaufes, stimmte der       lage und Umsetzung ist durch die Kombination mit                                                          Die Umsetzung der Maßnahme erfolgt über die
     Maßnahme nach mehreren Beratungen ebenfalls           einer Gewässeröffnung und -renaturierung sehr                                                             Richtlinie Natürliches Erbe - RL NE/2014 Hand in
     zu und unterstützt den BUND Sachsen. Es konn-         umfangreich. Wichtige Stütze war hier von Beginn                                                          Hand mit dem Agrarbetrieb Carlowitz KG und der
     ten daher in dem gesamten Abschnitt die Flächen       an die Untere Wasserbehörde aus dem Landkreis                                                             Gemeinde Lossatal. Zusätzlich soll das Projekt öf-
     erfolgreich gesichert werden. Die Genehmigungs-       Nordsachsen.                                                                                              fentlichkeitswirksam begleitet werden.
                                                                                                                   Abb. 5: Renaturierungsbereich an der Lossa.

34                                                                                                                                                                                                                          35
Das Projekt braucht ein Gesicht

     Tipps              Der wohl wichtigste Schlüsselfaktor
                        für den Erfolg sind Regionalkoordi-

     Was führt
                        nator*innen, durch die das Projekt
                        ein Gesicht bekommt. Der persönliche
                        Kontakt mit den Behörden, Gemein-
     zum Erfolg?       den, Flächeneigentümer*innen und Ak-
                      teur*innen vor Ort ist unerlässlich. Es ist
                     wichtig, dass die Regionalkoordinator*in-
                    nen fachlich sehr gut eingearbeitet sind und
                   gleichzeitig in der Region durch Veranstaltun-
                   gen, wie beispielsweise dem „Runden Tisch“, aber
                   auch beim Dialog mit den Flächeneigentümer*in-
                   nen in der Region präsent sind. Denn nur gemein-
                   sam können konsensfähige und nachhaltige Lö-
                                          sungen gefunden werden.

                                                                      Öffentlichkeitsarbeit

                                                                      Eine projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit
                                                                       führt dazu, dass das Projekt bei der lokalen Be-
                                                                         völkerung wahrgenommen wird. Dies kann
                                                                          durch öffentlichkeitswirksame Veranstaltun-
                                                                           gen wie beispielsweise dem „Runden Tisch“,
                                                                            Exkursionen, Vorträge und Pressearbeit er-
                                                                             folgen. Ist die Umsetzung erfolgreich, bie-
                                                                              tet sich auch ein gemeinsames Pflanzfest
                                                                              an, zu dem alle Bewohner*innen eingela-
                                                                               den werden. In ländlichen Regionen sollte
                                                                               eher auf persönliche und lokale Öffent-
                                                                               lichkeits- und Pressearbeit, z. B. im Amts-
                                                                               blatt, gesetzt werden.

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Das Rettungsnetz Wildkatze                         Netzwerk
     Verbindet nicht nur Wälder, sondern auch Menschen!   Die Umsetzung von Biotopverbindungen ist eine          stellen. Der Druck auf landwirtschaftliche Flächen
                                                          Mammutaufgabe und alleine kaum bestreitbar.            ist in den letzten Jahren nochmals enorm gestie-
                                                          Daher ist ein Netzwerk sehr hilfreich, um bei Pro-     gen. Tauschflächen sind daher ein sinnvolles Inst-
                                                          blemen schnell Lösungen zu finden. Gemeinsam           rument zur Sicherung von Biotopverbindungen, da
                                                          schafft man schließlich mehr. Die Unterstützung        die Eigentümer*innen ihre Flächen nicht verlieren,
                                                          der Behörden und Gemeinden, aber auch vor Ort,         sondern diese nur eintauschen. Daher ist ein ge-
                                                          wie von Landwirt*innen, Jäger*innen oder anderen       wisser Pool an möglichen Tauschflächen wichtig.
                                                          Projektpartner*innen, ist daher unerlässlich. Das      Hier sollten neben eigenen Projektflächen auch
                                                          Projekt Rettungsnetz Wildkatze wird außerdem           beispielsweise öffentliche Flächen von Gemeinden
                                                          von vielen Freiwilligen und geschulten Wildkatzen-     oder landeseigene Flächen zur Verfügung gestellt
                                                          Botschafter*innen bei der Öffentlichkeitsarbeit, bei   werden. Schließlich ist die Umsetzung eines Bio-
                                                          Pflegeeinsätzen und beim Monitoring unterstützt.       topverbunds von öffentlichem Interesse.

                                                          Tauschflächen

                                                          Bei konkreten Umsetzungsmaßnahmen geht es
                                                          schnell im Gespräch um das Eigentum. Viele
                                                          Eigentümer*innen finden die Umsetzung
                                                          eines Biotopverbundes sinnvoll. Es ist je-
                                                          doch ein großer Schritt seine eigenen
                                                          Flächen dafür zur Verfügung zu

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Am 8. Oktober 2020 hat der BUND
                                                     Sachsen zur Regionalkonferenz
                                                     „Wildkatze und Waldverbund“ in
                                                     das malerische Schloss Wurzen
                                                     eingeladen. Zusammen wurden die
                                                     Chancen und Herausforderungen
                                                     der Waldvernetzung diskutiert. Ge-
                                                    meinsam konnten Wege zu einer
                                                    erfolgreichen Umsetzung in Sachsen
                                                   gefunden werden.

     Regional-
     konferenz

                 Bei der Regionalkonferenz wurde
                 auch eine Kooperationsverein-
                 barung zwischen dem BUND
                 Sachsen und dem Staats-
                 betrieb Sachsenforst, Forst-
                 bezirk Leipzig geschlossen.
                 Dieser enthält einen umfang-
                 reichen Maßnahmenkatalog,
                 um gemeinsam den Schutz
                 der Europäischen Wildkatze
                 voranzutreiben.

40                                                                                        41
Die Umsetzung von Biotopverbindungen ist ein         nicht nur Projekte fördern würde, sondern auch
                schwieriges Unterfangen – doch die zeitintensive     gezielt geeignete Tauschflächen zur Verfügung
                Arbeit lohnt sich. Wildkatzenkorridore leisten als   stellen würde. Dies würde zu einer ungemeinen
                Waldverbindungen einen entscheidenden Beitrag        Akzeptanz aufgrund einer Vorbildfunktion vor Ort
                zum Verbund des Lebensraums Wald und zum             sorgen.
                Schutz der biologischen Vielfalt.
                                                                     Der Biotopverbund ist eine Mehrgenerationen-
                Lokale Projekte mit Regionalkoordinator*innen        Aufgabe und diese kann nur mit Kraft und Geduld
                können zum Erfolg führen. Jedoch sind die meis-      gelingen, wenn alle gemeinsam
                ten Projekte zeitlich nur auf wenige Jahre ange-     Hand in Hand zusammen-
                legt und es dauert eine Weile, bis Netzwerke, Ver-   arbeiten!
                trauen und Transparenz aufgebaut wurden. Es ist
                fatal, wenn solche mühsam erarbeiteten Netzwer-
                ke durch ein Projektende ins Leere laufen. Daher
                sind feste und dauerhafte Ansprechpartner*innen
                über Jahre hinweg unerlässlich, um wirklich Erfol-
                ge verzeichnen zu können.

                Der Biotopverbund ist gesetzlich verankert und es
                gibt viele Planungen. Jedoch scheitert es meist an
                der Umsetzung auf der Fläche. Die Bereitschaft
                zur Umsetzung vor Ort ist bei geeigneten Tausch-
                   flächen meist vorhanden. Die Umsetzung ei-
                      nes Biotopverbundes ist eine Aufgabe im
                         öffentlichen Interesse. Es hätte eine
                            große Leuchtturmwirkung, wenn z.
                              B. der Freistaat Sachsen selbst

     Ausblick

42                                                                                                                      43
Quellenangabe                                                                                                                                  KLAR, N. (2010): Lebensraumzerschneidung und Wiedervernetzung – Ein Schutzkonzept für die Wildkatze in Deutsch-
                                                                                                                                                    land. Dissertation. Berlin
                                                                                                                                                    Klar, N., Fernández, N., Kramer-Schadt, S., Herrmann, M., Trinzen, M., Büttner, I., Niemitz, C. (2008): Habitat selection models for
     Assmann, T., Boutaud, E., Finck, P., Härdtle, W., Matthies, D., Nolte, D., von Oheimb, G., Riecken, U., Travers, E., Ullrich, K. (2017):
                                                                                                                                                    European wildcat conservation, in: Biological Conservation (2008), Ausgabe 141, Heft 1, S. 308-319
     Halboffene Verbundkorridore: Ökologische Funktion, Leitbilder und Praxis-Leitfaden. Bonn-Bad Godesberg
                                                                                                                                                    Kunze, C., Gaisbauer, A., Scholz, F., Mölich, T. (2015): Projekt Wildkatzensprung - Der Wildkatzenwegeplan in Sachsen: Me-
     BfN = Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Bund-Länder-Arbeitskreis (BLAK) FFH-Monitoring und Berichtspflicht
                                                                                                                                                    thodische Grundlagen, Ergebnisse und Handlungsempfehlungen. Chemnitz
     (Hrsg.) (2017): Bewertungsschemata für die Bewertung des Erhaltungsgrades von Arten und Lebensraumtypen als Grund-
     lage für einen bundesweites FFH-Monitoring. Teil I: Arten nach Anhang II und IV der FFH-Richtlinie (mit Ausnahmen der                          LANGE = Ing.- und Planungsbüro LANGE GbR (2011): Pilotprojekt Biotopverbund Zschopautal – Biotopverbund im Wald.
     marinen Säugetiere). Bonn, 375 S.                                                                                                              URL: www.natur.sachsen.de/pilotprojekt-biotopverbund-zschopautal-biotopverbund-im-wald-7809.html [28.05.2021]
     BMU – Bundesministerium für Umwelt, Baturschutz und Reaktorsicherheit (2012): Bundesprogramm Wiedervernetzung                                  LfULG = Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (a): Bundesweite Grundlagen. URL: www.natur.
     – Grundlagen – Aktionsfelder – Zusammenarbeit. Publikation des BMU, Berlin. 30 S.                                                              sachsen.de/bundesweite-grundlagen-7836.html [28.05.2021]
     BNatSchG (2009): Bundesnaturschutzgesetz vom 29. Juli 2009 (BGBI. I S. 2542), das zuletzt durch Artikel 290 der Ver-                           LfULG = Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (2012): Liste der Zielarten des landesweiten
     ordnung vom 19. Juni 2020 (BGBI. I S. 1328) geändert worden ist.                                                                               Biotopverbundes in Sachsen – Stand Dezember 2012. URL: www.natur.sachsen.de/download/Zielartenliste_BV_mit_Ver-
                                                                                                                                                    linkung.pdf [28.05.2021]
     Burkhardt, R., Baier, H., Bendzko, U., Bierhals, E., Finck, P., Liegl, A., Mast, R., Mirbach, E., Nagler, A., Pardey, A., Riecken, U., Sach-
     teleben, J., Schneider, A., Szekely, S., Ullrich, K., van Hengel, U., Zeltner, U., Zimmermann, F. (2004): Empfehlungen zur Umsetzung           LfULG = Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (2007): Fachliche Artbeitsgrundlage für einen
     des § 3 BNatSchG „Biotopverbund“. Bonn-Bad Godesberg                                                                                           landesweiten Biotopverbund im Freistaat Sachsen – Pilotphase. URL: www.natur.sachsen.de/fachliche-arbeitsgrundlagen-
                                                                                                                                                    suchraume-7779.html [28.05.2021]
     FFH-Richtlinie (1992): Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume
     sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen.                                                                                                     Meinig, H.; Boye, P.; Dähne, M.; Hutterer, R. & Lang, J. (2020): Rote Liste und Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia)
                                                                                                                                                    Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (2): 73 S.
     Förderrichtlinie Gewässer/Hochwasserschutz vom 18. Juni 2018 (SächsABl. S. 832), die zuletzt durch die Richtlinie vom
     17. Dezember 2019 (Sächs.ABl. SDr. 2020 S. S 75) geändert worden ist, enthalten in der Verwaltungsvorschrift vom 9.                            Mölich, T. & Vogel, B. (2018): Die Wildkatze als Zielart für den Waldbiotopverbund am Beispiel des Langzeitprojekts „Ret-
     Dezember 2019 (SächsABl. SDr. S. S 414). URL: www.revosax.sachsen.de/vorschrift/17743-Foerderrichtlinie-Gewaesser-                             tungsnetz Wildkatze“. Natur und Landschaft, 93(4), S. 170-175.
     Hochwasserschutz-#vwv5 [28.05.2021]
                                                                                                                                                    PAN = PAN Planungsbüro für angewandten Naturschutz GmbH und AG Naturschutzinstitut (2011): Pilotprojekt Biotop-
     Förderrichtlinie Natürliches Erbe vom 15. Dezember 2014 (SächsABl. SDr. 2015 S. S 28), die zuletzt durch die Richt-                            verbund Moritzburg – Biotopverbund in der Agrarlandschaft. URL: www.natur.sachsen.de/pilotprojekt-biotopverbund-
     linie vom 18. März 2020 (SächsABl. S. 369) geändert worden ist, zuletzt enthalten in der Verwaltungsvorschrift vom 9.                          moritzburg-biotopverbund-in-der-agrarlandschaft-7802.html [28.05.2021]
     Dezember 2019 (SächsABl. SDr. S. S414). URL: www.revosax.sachsen.de/vorschrift/14198-Foerderrichtlinie-Natuerliches-
     Erbe [28.05.2021]                                                                                                                              Reck, H., Hänel, K., Böttcher, M., Winter, A. (Bearb.) (2005): Lebensraumkorridore für Mensch und Natur. Bonn-Bad Godes-
                                                                                                                                                    berg
     Förderrichtlinie Sächsischer Naturschutzfonds der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt vom 4. Dezember 2001.
                                                                                                                                                    RPV = Regionaler Planungsverband Westsachsen (2008): Regionalplan Westsachsen 2008. Leipzig
     URL: www.lanu.de/de/Foerdern/Richtlinien.html [28.05.2021]
                                                                                                                                                    SMI = Sächsisches Staatsministerium des Inneren (2013): Landesentwicklungsplan 2013. URL: www.landesentwicklung.
     Froelich & Sporbeck (2019): Wildnisstudie Freistaat Sachsen. Plauen. URL:
                                                                                                                                                    sachsen.de/landesentwicklungsplan-2013-4794.html [28.05.2021]
     www.bund-sachsen.de/fileadmin/sachsen/PDFs/Publikationen/190807_Wildnisstudie_Sachsen_final.pdf [28.05.2021]
     Grabski-Kieron, U., Buttschardt, T.K., Foerster, J., Böhmichen, J., Lehmann, J.R.K. (2016): Grenzüberschreitender Biotopverbund -              Vogel, B.; Mölich, T. & Klar, N. (2009): Der Wildkatzenwegeplan - Ein strategisches Instrument des Naturschutz. Natur-
     Handlungsansätze und Herausforderungen für Planung und Naturschutzpraxis. Bonn-Bad Godesberg                                                   schutz und Landschaftsplanung, 41(11), S. 333-340

     IVL Sachsen = Institut für Vegetationskunde und Landschaftsökologie Sachsen (2011): Pilotprojekt Biotopverbund Mitt-
     lere Mulde – Biotopverbund in einer Flussaue. URL: www.natur.sachsen.de/pilotprojekt-biotopverbund-mittlere-mulde-
     biotopverbund-in-einer-flussaue-7795.html [28.05.2021]

44                                                                                                                                                                                                                                                                                         45
Kontakt
     BUND Landesverband Sachsen e.V.
     Projekt Rettungsnetz Wildkatze
     Bernhard-Göring-Str. 152
     D – 04277 Leipzig
     Tel.: +49 (0) 341/8626 7873
     Mobil: +49 (0) 157/5795 3882
     wildkatzenbuero@bund-sachsen.de
     www.bund-sachsen.de/wildkatze

46                                     47
Impressum: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
                                                                            (BUND) Landesverband Sachsen e.V., Straße der Nationen
                                                                            122, 09111 Chemnitz Text: Marlen Schmid & Almut Gaisbauer
                                                                            Fotos: Thomas Stephan (1, 2, 4, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 16, 17,
                                                                            18, 21, 25, 28, 31, 32, 33, 39, 42, 47, 48), Theresa Warnk (20,
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des      24, 27, 35, 36), blende auf (3), BUND Sachsen (23, 27, 34, 37,
von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.     40, 41, 43), Christiane Bohn (26), Volker Friedrich (37), Carola
Die Förderung erfolgt durch das Sächsische Staatsministerium für Energie,   Kunze (22) Druck: Printzipia Gestaltung: Martin Langenberg
Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft.                                     Auflage: 1.000 V.i.S.d.P.: Dr. David Greve
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