Wir beißen uns durch Wissenschaft - awb-werbung
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Wissenschaft Wir beißen uns durch CMD-Behandlung - Ein multimodaler regulationsmedizinischer Ansatz mit Hilfe der Neuraltherapie Katja Schwenzer-Zimmerer, Stephan Zimmerer Epidemiologie 61,3% der Befragten in den letzten zwölf Monaten von Rücken- schmerzen berichten. Des Weiteren geben 45,7% an, dass sie im vergangenen Jahr Nackenschmerzen hatten. Frauen sind von Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist die häufigste allen Schmerzarten häufiger betroffen als Männer. Unter ganz- dysfunktionale Störung im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich. Sie heitlichen Gesichtspunkten und aufgrund eigener Erfahrungen hat ein inhomogenes Erscheinungsbild und tritt mit Leitsym- ist zu vermuten, dass ein großer Teil der Patientinnen und Pati- ptomen wie Schmerzen an Zähnen, Kiefer, Kopf, Gesicht, Na- enten mit Rückenschmerzen auch unter einer craniomandibu- cken und Rücken, Kiefergelenksbeschwerden oder -geräuschen, lären Dysfunktion leidet. Ähnliches trifft für Patienten und Pa- Tinnitus etc. in unterschiedlichen Ausprägungen mit mehr oder tientinnen mit Tinnitus oder „atypischem“ Gesichtsschmerz zu. weniger subjektivem Krankheitscharakter in unserem Kultur- Grundsätzlich erfordert die gründliche Abklärung einer CMD kreis laut LeResche (1) mit einer Prävalenz von 10% und einer auch die Untersuchung des Halteapparates und eigentlich wäre Inzidenz von 3% der Bevölkerung auf. 80 % der Patienten sind auch umgekehrt bei Beschwerden am Halteapprat eine Orofazi- Frauen, wobei es eine hohe Dunkelziffer an Menschen gibt, die ale Untersuchung angezeigt. klinisch - morphologisch alle Anzeichen einer dentalen oder temporomandibulären Fehlfunktion haben, allerdings (noch) nicht unter Krankheitsanzeichen leiden bzw. die Anzeichen Paradigmenwandel nicht mit dem Kiefer-Gesichtsbereich in Zusammenhang brin- gen. Nach einer Umfrage des Robert Koch Institutes (RKI) be- Die ganzheitliche Diagnostik und erfolgreiche und nachhaltige züglich Rückenschmerzen in Deutschland (2) zeigt sich, dass Therapie der Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) gehört Zusammenfassung Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist die häufigs- Neuraltherapie nach Huneke multimodal mit Schienenthe- te dysfunktionale Störung im MKG-Bereich. Das Erschei- rapie, Physiotherapie, Selbstbeobachtung, Verhaltensthera- nungsbild ist inhomogenem mit Prävalenz 10%, Inzidenz 3% pie zur Stressverarbeitung erfolgreich einsetzbar ist. Durch der Bevölkerung LeResche (1). 80 % der Patienten sind Frau- die Neuraltherapie können somatische – muskulofasziale en. Nach Untersuchungen des Robert Koch Institutes (RKI) und arthrogene Strukturen an Kopf und Körper, neuronalen (2) geben 61,3% der Befragten Rückenschmerzen, 45,7% Na- Strukturen direkt und übergeordnet sowie die Hormonach- ckenschmerzen/12 Monate an. CMD korreliert hier häufig, sen mit einer Methode nebenwirkungsarm und effektiv be- ebenso Tinnitus, atypischer Gesichtsschmerz u.a.. Grund- handelt werden. sätzlich sollte bei CMD der Halteapparat untersucht werden Schlüsselwörter: CMD, Gesichtsschmerz, Kiefergelenk, Neur- und umgekehrt (hohe Dunkelziffer). Die CMD-Behandlung altherapie nach Huneke, Störfeld, Herd/Fokus, Regulations- erfolgt interdisziplinär, wobei regulationsmedizinisch die medizin, ganzheitliche Behandlung 6 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 SOM-02_2022.indb 6 29.06.22 14:43
Wissenschaft schon immer zu den großen Herausforderungen in der Zahn- Stress auf dem Boden unterschiedlicher Einflussfaktoren. Aus medizin und Medizin. Schwer betroffene Patientinnen und Pati- regulationsmedizinsicher Sicht können es auch unbedeutende enten, die meist auch unter anderen funktionellen Beschwerden Anlässe, wie eine Impfung oder ein Infekt sein und eine gering- wie beispielsweise Rückenschmerzen, Organ-Erkrankungen, fügige Erhöhung des psychosozialen Stresses, die im geeigneten vegetativen Fehlregulationen, diversen Kopfschmerzen oder Gesamtkontext zur Dekompensation führen. Fibromyalgiesyndrom leiden, haben oft eine lange Krankenge- schichte hinter sich und werden von unterschiedlichen Fach- Der wesentliche Vorteil der Neuraltherapie im Rahmen der disziplinen zumeist nur isoliert in Segmenten ihrer Krankheit CMD-Behandlung liegt darin begründet, dass hiermit sowohl die behandelt. Häufig kommen psychosomatische oder psychische somatischen – muskulofaszialen und arthrogenen Strukturen am Probleme (Depressionen, Schlafstörungen, Aggression, Bur- Kopf und übrigen Körper, als auch die neuronalen Strukturen di- nout) hinzu. Den Zusammenhang zwischen den zum Teil sehr rekt und übergeordnet sowie die Hormonachsen mit einer Metho- unterschiedlichen Beschwerden stellen nur Fachkolleginnen de nebenwirkungsarm und effektiv behandelt werden können. und -kollegen fest, die sich darauf spezialisiert haben und auch bei umfassender Diagnostik und Herstellung der Beziehungen Bemerkung: Unter dem Eindruck der Covid Epidemie fällt sub- zwischen den unterschiedlichen Symptomen ist nicht gesagt, jektiv eine höhere Inzidenz der CMD auf. Dies mag an psycho- dass letztlich eine Salutogenese (3) erfolgen kann. In der Ver- sozialen Faktoren durch ungewollte Abgrenzungen, frei flottie- gangenheit wurde die Behandlung der CMD aus zahnärztlicher renden Ängsten und Fremdbestimmung im Zusammenhang Sicht eher mechanistisch und auf die Okklusion oder Störkon- mit einer ungünstigeren Arbeitsergonomie z.B. im Homeoffice, takt bezogen gesehen. Inzwischen geht man jedoch von einer weniger Ausgleichssport und ökonomischen und existenziellen eher über psychosoziale Faktoren getriggerte Entstehung bei Sorgen liegen. Auch das Tragen der Schutzmasken (besonders der Analyse des biopsychosozialen Modells der CMD aus. Hier FFP2) trägt nicht zu einer Besserung bei. hat in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel hin zu einem personalisierten Ansatz stattgefunden (4). Spezielle Pathogenese Optimalerweise erfolgt die Behandlung einer symptomatischen CMD interdisziplinär. Hierbei kann regulationsmedizinisch Grundsätzlich ist die CMD in der Regel durch einen erhöhten bei entsprechendem Leidensdruck die Neuraltherapie nach Tonus in der Kau- und Nacken-Muskulatur gekennzeichnet. Huneke neben und in Kombination mit etablierten Therapi- Als Kardinalsymptome der Craniomandibulären Dysfunktion en wie Schienentherapie, Physiotherapie, Selbstbeobachtung, gelten Schmerzen im Kiefer-Gesichtsbereich, Kiefergelenksge- Verhaltenstherapie und Coping Strategien und Ähnlichem zur räusche, Funktionseinschränkungen (5). Das Stressmodell nach besseren Stressverarbeitung eine herausragende Rolle spielen. Selye (6) und die Untersuchungen von Cannon (7) beschreiben Die schwere symptomatische CMD betrifft alle Ebenen des bereits Mitte des letzten Jahrhunderts eindrücklich die Folgen Menschen – Soma, Psyche und Geist. Sie ist immer multifak- von Stress bei Mensch und Tier einerseits auf den Hormon- toriell und hat häufig Teil-Ursachen in länger zurückliegenden haushalt und andererseits auf Verhalten, Muskulatur und Or- Traumen oder Zusammenhängen und ist in der Regel Folge ei- gane und sind inzwischen Lehrbuchwissen bei Schülern und ner psychischen und physischen Dekompensation infolge von Studenten. Summary Craniomandibular dysfunction (CMD) is the most common Huneke can be successfully used multimodally with splint dysfunctional disorder in the maxillofacial area. The appea- therapy, physiotherapy, self-observation, behavioral therapy rance is inhomogeneous with a prevalence of 10% and an in- for stress management. Neural therapy can be used to treat cidence of 3% in the LeResche population (1). 80% of the pa- somatic, musculo-fascial and arthrogenic structures on the tients are women. According to studies by the Robert Koch head and body, neuronal structures directly and superordi- Institute (RKI) (2), 61.3% of those surveyed report back pain nately, and the hormone axes with one method with few side and 45.7% neck pain/12 months. CMD often correlates here, effects and effectively. as does tinnitus, atypical facial pain, etc. In principle, the Key words: CMD, facial pain, temporomandibular joint TMJ, holding apparatus should be examined in CMD and vice ver- neural therapy according to Huneke, interference field, fo- sa (high number of unreported cases). The CMD treatment cus, regulatory medicine, holistic treatment is interdisciplinary, whereby the neural therapy according to Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 7 SOM-02_2022.indb 7 29.06.22 14:43
Wissenschaft Er prägte den Begriff Fight-or-flight-Respon- se, der die Reaktion von Tieren auf Bedrohung beschreibt, und veröffentlichte zu dem Thema (1915) Bodily Changes in Pain, Hunger, Fear and Rage (7). Zu funktionellen Erkrankungen und deren or- ganischen Folgen infolge von Stress existiert eine S3 Leitlinie unter Mitarbeit von über 30 Fachge- sellschaften. Die Folgen von chronischem Stress betreffen sowohl die Organe (Herz, Schilddrüse, Magen, Darm etc. ) als auch die Psyche, Schlaf- störungen, Depressionen, Panikattacken etc. Die spezifische physische Reaktionsform des Abb. 1: Stress Modell nach Selye Menschen auf Stress im Zusammenhang mit der Das „General Adaptation Syndrome“ (Selye 1946: 123) CMD wird bedingt durch die reflektorische Ver- kürzung der Kau- und Nackenmuskulatur und das Anheben der Schultern mit Vorschub des Unterkiefers ausgelöst s. Abb. 3 modifiziert nach Ettin et al. Dies geschieht unbewusst reflektorisch infolge von akutem und chronischem Stress. Bei chronischen Belastungen wird häufig in der Nacht gepresst oder geknirscht mit nach- folgend Kopfschmerzen und Verspannung am Morgen. Bei intensiver PC -Arbeit, schlechter Arbeitsergonomie – z.B. zu hoher Position der Tastatur oder entsprechend belastenden Situationen am Tag können auch tagsüber er- hebliche Parafunktionen auftreten. Hier sollte eine Selbstbeobachtung der Patientin oder des Patienten nach entsprechender Anleitung mit Schmerztagebuch erfolgen, um festzustellen, wann hier Belastungen auftreten. Die reflek- torische Verkürzung der Muskulatur setzt sich oft im Bereich der autochthonen Rückenmus- kulatur fort. Bei vielen Patientinnen und Pati- enten fällt zudem in der Anamnese ein Unfall mit Schleudertrauma auf. (In diesem Zusammenhang ist die nicht all- gemein als Krankheitsbild anerkannte Kryp- topyrolurie (KPU) zu nennen, die in 10% der Bevölkerung oft im Zusammenhang mit einem HWS-Trauma auftritt und durch ver- mehrte Ausscheidung von Zink, Vitaminen und Spurenelementen zu einem relativen Mangel mit entsprechenden Erscheinungen führen kann. Diese sollten beim Nachweis einer KPU durch entsprechende Nahrungs- ergänzungsmittel ausgeglichen werden.) Ebenso kann eine kieferorthopädische Regu- Abb. 2: Fight or Flight-Reaktion lation mit Einbringen erheblicher Kräfte in 8 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 SOM-02_2022.indb 8 29.06.22 14:43
Wissenschaft die Kiefer besonders im wachsenden Organismus zu einer Salutogenesemodell nach Antonovsky (3). In Abhängigkeit reflektorischen Steilstellung der Wirbelsäule aufgrund der von der individuellen Resilienz können die gleichen Faktoren reaktiven Anspannung der autochthonen Rückenmuskultur bei verschiedenen Patientinnen und Patienten unterschiedli- führen. Derartige Verspannungen können in manchen Fäl- che Folgen zeigen. Da man davon ausgeht, dass es vollständig len nachhaltig, auch nach Beendigung der kieferorthopädi- gesund beziehungsweise vollständig krank (außer tot) nicht schen Behandlung, eine Rolle spielen. Letztlich kommen bis gibt, gibt es auf dem Kontinuum zwischen Gesundheit und zum Auftreten des Krankheitsgefühls bei der Craniomandi- Krankheit jeweils eine Tendenz eher zur subjektiven Gesund- bulären Dysfunktion in der Regel mehrere Faktoren zusam- heit oder eher zur Krankheit hin. Dies hängt auch maßgeblich men. Je nach Beruf kann auch eine chronische Fehlbelastung von Umgebungsfaktoren sowie psychischen, psychosozialen aufgrund der Arbeitshaltung eine Rolle spielen ( s. Abb. 4 und individuellen persönlichen Faktoren ab. Das Salutogene- bei Berufsgruppen Friseur*innen, Zahnärzt*innen, Bauar- semodell eignet sich nach meiner Auffassung am besten, um beiter*innen, Büro etc. oder habitueller Fehlhaltung). Nicht die individuelle Krankheitsentstehung der CMD zu beschrei- zuletzt weisen Patientinnen und Patienten mit florider CMD ben. Allein die Erklärung der Pathogenese und der Tatsache, Abb. 4: Zusammenhang Haltung, Nacken und Kaumuskulatur bei Fehlhaltung HWS Wirbelsäule und Fortleitung in den Muskelketten Abb. 5: Salutogenese - Fassmodell aus Wein- schenk S Handbuch der Neuraltherapie oft Zahn- oder Kieferfehlstellungen – Kreuzbisse, Traumen dass Gesundheit ein Kontinuum darstellt, das man selbst regu- in der Anamnese oder Asymmetrien auf, die bei der Aus- lieren kann, hilft vielen Patientinen und Patienten bereits un- prägung des Krankheitsbildes eine Rolle spielen können. Es ter Anleitung und Unterstützung durch die Schmerzbehand- gilt jedoch die Regel, dass eine Patientin oder ein Patient mit lung sich auf ein entsprechendes regulationsmedizinisches vollständig eugnathem Gebiss bei Auftreten von erheblichen Konzept einzulassen. anderen Triggern (Stress, Trauma, stattgehabte KFO, Stör- felder) ebenso in einer CMD münden kann, wie ein Patient Die Möglichkeiten der Genese auf der Basis einer gewissen Ei- mit dysgnathem Gebiss und offensichtlichen dentalen oder genverantwortung anzuleiten im Sinne der Regulationsmedizin maxillären Fehlstellungen, während eine tiefenentspannte / Neuraltherapie auch die psychische Autoregulation kombi- Patientin oder eine Patient mit erheblicher Dysgnathie völlig niert mit Selbstbeobachtung, Coaching und Hypnotherapie zu beschwerdefrei sein kann. fördern hat sich jedenfalls bewährt. Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 9 SOM-02_2022.indb 9 29.06.22 14:43
Wissenschaft Tabelle 1: Wichtige Faktoren bei der körperlichen Untersuchung aus regulationsmedizinische Sicht Bereich Faktoren Trigger Kopf Narben Störfelder Zähne Fehlstellungen/Verluste/Herde Vorkontakte, Schmerzen Zunge/Wangen Pressen Schleimhautirritation Kiefer Fehlstellungen, irreguläre Knochenstruktur NICO, Störfelder, Fremdkörper, Narben Nasennebenhöhlen Verschattungen Störfelder, Entzündungen Kau-Muskulatur Verspannungen, Myogelosen Schmerzpunkte Fehlfunktion, Kompression, Entzündungsmediatoren, Arthrose, Kiefergelenke Knacken, Reiben, Limitation, Subluxation Kontusion Ohren Tinnitus, Druck Kiefergelenkskompression Kehlkopf/Zungenbein Hochstand, Kranialverlagerung Schmerzpunkte HWS Blockaden, Verspannungen Schmerzpunkte Schulter Blockaden, Arthrose, Kalkschulter Schmerzpunkte Arm Fehlbelastung Schmerzpunkte BWS Blockaden, Verspannungen Schmerzpunkte LWS Blockaden, Verspannungen Schmerzpunkte ISG Blockaden, Arthrose Schmerzpunkte Becken Schiefstand Fehlbelastung/Skoliose Beinachsen Abweichungen Fehlbelastung Knie Beinlängen Differenz Fehlbelastung Hüfte, ISG Füße Fehlstellung, Instabilität Fehlbelastung Knie, Hüfte ISG Tabelle 2: Wichtige anamnestische Faktoren bei der Evaluierung von Stressoren/Einflussfaktoren Bereiche Stressoren Familie Tod, Erbschaft, Streit, Mutter, Missbrauch, Krankheiten Partnerschaft Scheidung, Tod, Betrug, Krankheiten Beruf/Schule Mobbing, Überlastung, Leistungsdruck, Arbeitslosigkeit, Rente Soziales Umfeld Mobbing Arbeitsplatz – Körperhaltung - Belastung Ungünstige Haltung wie Friseur, Zahnarzt, Büro etc. Arbeitszeiten Schichtdienst Schlaf Schlafstörungen, Baby, Elektrosmog Wohnung Elektrosmog, bauliche Belastungen/Gifte Medien PC-Sucht, Smartphone, TV Sorgen Schulden, Krankheit, Ängste Stattgehabte Unfälle und Narben nach Verletzungen oder Operati- nischen Gesichtspunkten wegen ihrer Rolle als mögliches Trauma onen sowie Bagatellverletzungen müssen unter regulationsmedizi- oder Störfeld immer erfragt und sorgfältig notiert werden. 10 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 SOM-02_2022.indb 10 29.06.22 14:43
Wissenschaft Multimodale Therapie Abb. 6: Multimodale Therapie: Säulen der CMD-Behandlung mit verschiedenen Modalitäte Tabelle 3: Therapiekonzept unter Einbeziehung der Neuralthe- 7. Physiotherapie/Craniosakraltherapie – Osteopathie rapie bei 1. -6. orofazial und Halteapparat – Rücken 1. A Ausschalten dentaler Trigger – Entlastung der Kieferge- je nach Befund, Übungen und Selbstbehandlung lenke – hart weiche Schiene im Unterkiefer mit adjustierter 8. Je nach Ausmaß der psychischen Befunde: Selbstbeobach- Oberfläche ev. auch 2 mit unterschiedlicher Bisserhöhung tung, Psychosomatische Begleitbehandlung- Coaching, 2. B Abklären, Entfernen oder Behandeln von Foci und Stör- Hypnotherapie ggf. medikamentöse Einstellung – Stressver- feldern – NICOS, beherdeten Zähnen, NNH-Befunden, arbeitungsstrategien – ggf. Arbeitsplatzwechsel oder Um- Mandeln schulung 3. C Mittelfristig falls notwendig – schrittweise angepasste 9. Ausschalten von Stressoren – ggf. längerfristige Krank- dentale Rehabilitation schreibung – „Burnout“ 4. Ggf. Mitbehandlung - Abklärung durch HNO 10. Ernährungsumstellung, Nahrungsergänzungsmittel nach 5. Abklärung und ggf. Behandlung Rücken- Halteapparat – Bedarf Orthopäde/Neurochirurg 11. Physikalische Maßnahmen – z-B. Wärme, Rotlicht, TENS, 6. Ggf. systemische Schmerzbehandlung – ggf. Diazepam, Bemer-Therapie – (Magnetfeldtherpie zur Verbesserung Amitriptilin oder CBD der Mikrozirkulation) Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 11 SOM-02_2022.indb 11 29.06.22 14:43
Wissenschaft Neuraltherapie nach Huneke Abb. 7: Ursprungsgebiete und Organversorgung von Sympathikus (rot) und Parasympathikus (blau) Die Neuraltherapie ist ein regulationsmedizinisches Verfahren, das mittels Injektion eines kurzwirksamen Lokalanästhetikums (meist Procain) diagnostische und therapeutisch sowohl bei chronischen als auch akuten Erkrankungen eingesetzt wird (8). Die Neuraltherapie wirkt durch die gezielte Beeinflussung von örtlich begrenzten Störungen (z.B. lokale Schmerzen, Narben, Kiefergelenksbeschwerden) oder auch Allgemeinstörungen des Organismus (z.B. Migräne, Schlafstörungen, Angst…) unter Zuhilfenahme des vegetativen Nervensystems. Dabei werden periphere und/oder zentrale Strukturen des Vegetativums durch gezielte Behandlung (Injektionen) mit Lokalanästhetika vorü- bergehend blockiert. Die Neurophysiologischen Zusammenhänge auf der Basis des vegetativen Nervensystems insgesamt und in Bezug auf die In- nervation im Kiefer-Gesichtsbereich sind die Grundlage der Neuraltherapie und müssen für das Verständnis der Wirkwei- se und Therapieansätze unbedingt beachtet werden vgl Abb. 7 Abb. 8: Schema zur neuromuskulären Steuerung des Kaumechanismus aus und Abb. 8 Weinschenk S: Handbuch der Neuraltherapie basierend auf Schuhmacher GH. Anatomie für Zahnmediziner Heidelberg, Hüthig 1997 Quelle: Schünke M et al: Prometeus LernAtlas der Anatomie, Kopf-Hals- und Neuroanatomie. Diese reversible kurzzeitige Impulsunterbrechung erfolgt mit dem Ziel einer Normalisierung der vegetativen Membranfunk- tionen im Injektionsgebiet und nachfolgender Re-Harmonisie- rung der von hier aus gestörten Regelkreisen. – „Regulations- Illustrationen von M. Voll und K. Wesker. 4. Aufl. Stuttgart, Thieme; 2015 medizin“. Die neuraltherapeutisch vorgenommene Injektion ist durch den Reiz mittels Nadelstich und die Reizausschaltung durch das Lokalanästhetikum bestimmt (9). Pharmakologische Besonderheiten von Procain Im Gegensatz zu manch anderslautenden Informationen tritt eine Allergie auf Procain selten auf (10). Im Vergleich zu bei- spielsweise Ultracain 4% ist es wenig toxisch. Die Halbwerts- zeit ist sehr kurz: Procain zerfällt im Gewebe unmittelbar durch die ubiquitär im Gewebe vorkommende Pseudocholinesterase in Paraaminobenzoesäure, die die Kapillar-Membranen ab- dichtet und Diäthylaminoethanol, welches lokal die Gefäße erweitert und somit die Durchblutung erhöht. Procain diffun- diert schlecht im Gewebe, sodass die Injektionen gut platziert werden müssen – gleichzeitig führt dies dazu, dass man sehr 12 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 SOM-02_2022.indb 12 29.06.22 14:43
Wissenschaft spezifisch arbeiten kann und die nicht myelinisierten C-Fa- Besserung nach Erstverschlimmerung: sern des autonomen Nervensystems, die ja das Zielorgan für hierbei tritt nach einer anfänglichen Verschlechterung über die Autoregulation darstellen, bevorzugt werden. Diese Effekte Stunden bis wenige Tage ebenfalls eine Besserung der Be- erklären die entzündungshemmende Wirkung und die positive schwerdesymptomatik ein (9,10,11) Wirkung auf Nervensystem und Hormonhaushalt. Reaktionsphänomen: Wie alle Lokalanästhetica ist Procain sympathikolytisch. Eine Hier tritt eine anfängliche Verschlechterung der Urspungssym- Beimengung von Adrenalin ist kontraindiziert, da dies die Wir- ptomatik über 1-3 Tage mit Rückkehr zum Ausgangsniveau der kung negativ beeinflussen würde. Daher ist Procain außer bei Beschwerden auf. Dies ist ein klarer Hinweis auf ein Störfeld einer nachweislichen Allergie das Medikament der Wahl für die (11) Neuraltherapie. Retrogrades Phänomen: Nach Segmenttherapie neu auftretende Beschwerden, unter Konzept/Systematik der Neuraltherapie Umständen an fern abgelegenen Stellen sind ein deutlicher Hinweis auf ein Störfeldgeschehen (11). 1. Therapie über den Locus dolendi –„da wo es weh tut“ 2. Therapie über das Segment – segmentale Nervenareale 3. Therapie über zentrale Strukturen des vegetativen Nerven- Intravasale Neuraltherapie systems (erweitertes Segment/Ganglien) 4. Neuraltherapie als Infusion als Reset Mit unverdünntem Procain als Endoanästhesie nach Zipf oder 5. Störfeldtherapie – z.B. Narben, Tonsillen, Weisheitszahnregi- als Infusion mit Procain in NaCl: Hierdurch erreicht man the- onen rapeutisch wirksam Strukturen wie Gefäß-, Herz und Schleim- hautrezeptoren und das die positive Einflussnahme auf die Nach dieser Einteilung kann man der Topographie des vegeta- Psyche erklärende limbische System (11, 12) tiven Nervensystems und den Verbindungen zum somatischen Nervensystem, den Hirnnerven und dem zentralen Nervensys- tem Rechnung tragen (9). Störfeldtherapie 1. / 2. Entspricht der Segmenttheapie: Die lokal-segmentale Therapie an Bereichen, die über die Seg- Begriffsdefinitionen Herd – Störfeld: mentreflektorik verschaltet sind, nutzt vegetative, somatische Herdgeschehen sind der Zahnmedizinerin und dem Zahnme- Afferenzen und Efferenzen(9, 10). Dies trifft für die Injektion diziner sehr vertraut und es ist tägliches Brot der Zahnärztin an Muskeltriggerpunkte (15) , Quaddeln und Infiltrationen an und des Zahnarztes Herde zu sanieren. Niemand bezweifelt Gelenke zu. die Tatsache, dass ein beherdeter Zahn durch das Abgeben von 3. Die Therapie über zentrale Strukturen nutzt vertikale Ver- Bakterien in die Blutbahn eine Fernwirkung - zum Beispiele an schaltungen über Körperganglien mit dem Ziel eine Durchblu- Herzklappen oder Endoprothesen - im Sinne einer bakteriellen tungsverbesserung, Reset von Nerven, Löschen des Schmerz- Besiedlung hervorrufen kann. Der Begriff Herd und Störfeld gedächtnisses (13) (früher: erweiterten Segmenttherapie). Sie wir manchmal vermischt oder gleichgesetzt. Fakt ist, dass ein stellt technisch höhere Anforderungen an den Behandler (z.B. Herd ein Störfeld im neuraltherapeutischen Sinne sein kann, Gl pterygopalatinum). aber nicht muss. Umgekehrt kann ein Störfeld morphologisch Im Rahmen dieser Behandlung treten folgende Phänomene auf zum Beispiel im Sinne eines Herdes oder einer Narbe sichtbar (s. Abb. 9). sein – es muss aber nicht makroskopisch sichtbar sein. Segmentphänomen: Ein Störfeld (neuromodulatorischer Trigger) ist ein chronischer hier kommt es nach jeder Behandlung kontinuierlich zu einer oligo – oder asymptomatischer Gewebeabschnitt an einer be- Besserung der Beschwerdesymptomatik bis zu völligen Be- liebigen Stelle des Körpers (10) dessen afferenter Schenkel sich schwerdefreiheit (11). durch neuroplastische Modulation im Reizzustand befindet. Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 13 SOM-02_2022.indb 13 29.06.22 14:43
Wissenschaft Die Hypothese der Fernwirkung liegt in der Verknüpfung des Migräne, Tinnitus, Trigeminusneuralgie bzw. atypischer Ge- gesamten Körpergewebes über das autonome Nervensystem sichtsschmerz, chronische Nebenhöhlenaffektionen, chronische (12), und die dem Vegetativum zugeordneten C-Fasern. Augenentzündungen Bronchialasthma, Allergien, Hyper- und Hypothyreose/Hashimoto Thyreoiditis, Herzrhythmusstörungen, Ein Herd ist dadurch gekennzeichnet, dass er morphologisch chronische Prostatitis, Reizblase, Zyklusstörungen, chronische nachweisbar ist. Sehr häufige Störfelder, die nicht makroskopisch Darmentzündungen., orthopädisch-rheumatische Erkrankun- sichtbar sind, sind die Regiones der Weisheitszähne nach Entfer- gen, Durchblutungsstörungen, vegetative Regulationsstörungen nung. Manchmal sind im Kieferbereich an der Position einer sol- chen „Knochennarbe“ nach z.B. Weisheitszahnentfernung aber auch fettige Knochennekrosen im Bereich des nicht vollständig Phänomene im Zusammenhang ausgeheilten Knochendefektes nach Weisheitszahnentfernung nachweisbar „Neuralgia Inducing Cavitational Osteonecrosis“ mit Störfeldbehandlung NICOS im Sinne eines makroskopisch sichtbaren Herdes, die oft über das Triggern der C-Fasern wie der Name schon sagt, Sekundenphänomen: auch als Störfeldes wirken. Ob ein Störfeld im Bereich einer Sofortiges reproduzierbares Verschwinden nach Infiltration des Narbe oder Extraktionswunde vorliegt, lässt sich nur durch die vermuteten Störfeldes. Vgl oben Plischko 2007 (19) neuraltherapeutische – diagnostische Infiltration mit Procain herausfinden. Wenn die Symptome nach Infiltration an einen Nachbarschaftphänomen: verdächtigen Bereich für 20 h bzw. bei einer Testinfiltration im eine nur für ein paar Stunden anhaltende Symptomlinderung Zahnbereich für 8 h verschwinden, liegt ein Störfeld vor (9). bei Vorliegen eines Störfelds in direkter Nachbarschaft des ge- testeten Bereiches. Therapeutisch ist der Unterschied zwischen Störfeld und Herd der, dass der Herd auch chirurgisch saniert werden Die Punkte 1-6 aus Tabelle 3 können unmittelbar durch Neur- muss, während man das Störfeld durch die stabilisierende altherapie mitbehandelt werden. Durch den regulationsmedi- Behandlung im Sinne aufgrund der Neuroplastizität mit zinischen Ansatz fällt der Behandlungsbedarf mit Operationen Procain behandeln kann. Erfahrene Chirurgen, die eine oder invasiven Behandlungen sowie medikamentösen Einstel- neuraltherapeutische Ausbildung haben, infiltrieren jede lungen oft unmittelbar bis mittelfristig weg. 80% aller Störfelder Wunde/Narbe prophylaktisch mit Procain, um die Entste- liegen nach Hans Barop (12 Taschenatlas Neuraltherapie nach hung eine Störfelds zu vermeiden. Huneke, S. 22 Haug Verlag 2017) im MKG und Tonsillenbereich. Im Weiteren müssen alle Narben und zum Beispiel der Bauchna- Grundlagen der Störfeldphysiologie: bel sowie der gynäkologische Bereich – beim Mann der Plexus Das ursprünglich von den Gebrüdern Huneke zufällig entdeck- vesicourethralis als Störfeld ausgeschlossen werden. te Störfeldphänomen wurde von Ricker (16) tierexperiementell belegt (9,10,11). Er konnte die Engrammierbarkeit des vege- tativen Nervensystems als Grundlage der Störfelderkrankung zeigen. Von Pischinger und Heine (14) wurde das Modell einer segmentübergreifenden Verschaltung über eine ubiquitäre Syn- apse aus zellulären, humoralen und neuronalen Komponenten, das „Grundsystems“ über das die Impulsweiterleitung über die sympathischen Fasern des vegetativen Nervensystems im Or- ganismus stattfindet, aufgestellt. Speransky (17) konnte in der Neuralpathologie, ebenfalls tierexperimentell demonstrieren, dass es keinen segmentalen Grenzen bei der Störfeldwirkung gibt. In Nature beschreibt Kevin Tracey (18) 2002 einen inflam- matorischen Reflex. Durch Stress, Störfelder und auch Emoti- onen entstandene lokale Sympathikus-Fehlinformationen kön- nen reflektorisch Entzündung und immunologische Antworten Typische Injektionsorte bei CMD: des Organismus unterhalten und somit chronische Erkrankun- Intradermale Quaddeln und subcutane, subgaleale infiltraionen am Schädel: gen in entfernten Körperregionen hervorrufen. Dornenkranz nach Hopfer auch Kopfkranz, die Neuerstrecke nach Perschke und Die häufigsten Störfelderkrankungen im Kontext der CMD der temporomanibuläre Block. Abb. 10 a, b c: Infiltration von muskulären Trig- sind (auch nach eigener Beobachtung): gerpunkten Kaumuskulatur nach Palapation (Travell 15). 14 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 SOM-02_2022.indb 14 29.06.22 14:43
Wissenschaft Abb. 11: Injektion an das Koefergelenk Abb. 12: Injektion an das Abb. 13: Injektion an Ganglion oticum das Ganglion pterygopa- latium Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 15 SOM-02_2022.indb 15 29.06.22 14:43
Wissenschaft Fallbericht: XY Befund: Pat. S G, 44 Jahre. Verheiratet, 1 Tochter (16 Jahre), früher MKG OPT, Untersuchung MKG Asymmetrie we- Leistungssport Volleyball. gen fehlendem Zahn 23 und Lückenschluss – Tendenz zum Kreuzbiss, Kaumuskula- Anlass für den Arztbesuch: tur verspannt, KG Knacken terminal rechts Die Patientin kommt wegen Gesichtsschmerzen linkseitig, Allgemein: Guter EZ, eingeschränkter AZ we- Zahnschmerzen, Tinnitus links mehr als rechts, Panikstörung, gen Schmerzen, schmerzhafte Trigger Nacken, Schlafstörungen, Erschöpfung, chronische Gastritis seit 2006. Tendenz Fibromyalgie, funktionelle Magenbe- schwerden und Reizdarm, Pat ist erschöpft bei Anamnese: In der Familien-Anamnese Tod des Bruders und Durchschlafstörungen Scheidung der Eltern belastend, aktuell fehlender Sport un- ter Corona belastend. Die Patientin ist wegen Ängsten, Pani- NCH Neurologische Untersuchung bis auf kattacken in psychologischer Behandlung gewesen – Herz- Schmerzen unauffällig, keine Ausfälle rasen funktionell. Aktuell Stress, Mobbing bei der Arbeit. HWS-LWS Syndrom, Trigger ISG Sport wurde seit frühester Jugend zum Ausgleich intensiv be- trieben. Labor Urinprobe KPU Auf Nachfrage: Auffahrunfälle 1999, 2003, 2008 jeweils mit Bildgebung OPT, CT Rücken, MRT Rücken Schleudertrauma, Peitschenhiebverletzung HWS Sitzungen Behandlung einmal – zweimal pro Woche Zeit /Psycho-Th Massnahmen MKG/Oral/Neurochirurgie/Physio Neuraltherapie Woche 1 Ausführliche Anamnese und Untersuchung MKG Erste Behandlung: Infusion mit Procain und OPT (Untersuchungsbogen für Homöopathische Basen – Bemerbehandlung, Coaching –psychosomatische Erstanamnese und Erhebungsbogen CMD der Neuraltherapie: Quaddeln cubital (Keine Aller- Therapie, Selbstbeobachtung DGZMK), Urintest KPU gie), Infiltration Schilddrüse bds. begleitend incl. Hausaufgaben Pat krank schreiben! Reset – Infusion Quaddel – keine Allergie, Autonom NS, Hormonachse Schilddrüse: Stress Ernährungsumstellung einleiten Neuraltherapie: Infusion Procain und Basen, Frühstücken! Haferflocken, kein Weizen, Zucker, KPU Hoffmann, Bemer, Schweinefleisch, Konserven reduzieren Lokal Infiltration: Triggerbehandlung Nacken, Nahrungsergänzungsmittel MSM Schwefel, Cur- Dornenkranz, Infiltration Kaumuskulatur Spü- cuma, Kryptosan, Titrieren von CBD Tropfen zu lung Kiefergelenke, Infiltration Myogelosen und Nacht bei Schlafstörungen Trigger Kaumuskulatur Reset -Infusion Procain und Basen, Bemer Woche 2 Untersuchung NCH: Röntgen HWS, LWS, MR Neuraltherapie Rücken: Coaching –psychosomatische HWS: Degenerative Veränderungen – kein op Lokal Infiltration: Trigger, HWS Facetten, LWS Therapie, Selbstbeobachtung würdiger Befund Segment: Spinalnerven, N. occ bds., Lokal: ISG begleitend incl. Hausaufgaben Bemer MKG: Abdrücke OK UK, Neuraltherapie Störfeld: Unterspritzen Narben und 8er Bereich, Mandeln Infiltration Störfeld Bissnahme aufrecht Zahn 23, 16 Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 SOM-02_2022.indb 16 29.06.22 14:43
Wissenschaft Woche 3 Einsetzen Entlastungsschiene hart weich mit adjus- Reset: Infusion, Bemer Schädelbasis Therapie Coaching – Coping-Strategien, tierter Oberfläche, Physiotherapie Beginn im Segment: Infiltrationen Gl pterygopla- Laufen wieder angefangen tainum, Gl oticum, Hypnotherapie gegen Knirschen Quaddeln Colon – Blockadenlösung (3 Sitzungen), Hormonachse/Störfeld: Gyn-Raum Trauerverarbeitung – Rückfüh- rung zusätzlich Woche 4 Trägt Schiene, arbeitet wieder Reset: Infusion, Bemer Hypnotherapie Lokal: Trigger Nacken Woche 5 Trägt Schiene nachts, arbeitet wieder Reset Infusion, Trigger Nacken Myogelose KM Woche 6 Trägt Schiene nachts Reset: Infusion Hypnotherapie arbeitet Hormonachse Störfeld: Gyn raum Woche 7 Trägt Schiene Reset: Infusion Rückfall Tinnitus Musste Schicht arbeiten Infiltration Kaumuskulatur, Kiefergelenke, Trigger Nacken Woche 8 Impfung Covid Reset: Infusion 3 Tage krank Woche 9-12 Trägt Schiene bei Bedarf Vorstellung bei Bedarf Behandlungsverlauf über 3 Monate – kein Tinnitus mehr, allgemein keine akuten Schmerzen mehr – gelegentlich wieder Verspan- nungen – Neuraltherapie bei Bedarf, Pat stellt sich auf Umschulung ein, da der Beruf mit Schichtdienst und wenig Wertschätzung verbunden ist. Interessenkonflikt: Die Autorin und der Autor geben an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt. Literaturverzeichnis: Autoren (1) LeResche L: Epidemiology of temporomandibular disorders: implications for the investigation of etiologic factors. Crit Rev Oral Biol Med 1997; 8: 291–305 in Reißmann DR: Therapie von kraniomandibulären … Zahnmedizin up2date 2017; 11: 179–201 (2) von der Lippe E et al: Prävalenz von Rücken- und Nackenschmerzen in Deutsch- land. Ergebnisse der Krankheitslast-Studie BURDEN 2020, Journal of Health Monito- ring · 2021 6(S3)DOI 10.25646/7854 Robert Koch-Institut, Berlin PD Dr. med. Dr. med. dent (3) Antonovsky A: Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Deutsche Herausgabe von Alexa Franke. dgvt-Verlag, Tübingen 1997, ISBN 978-3-87159-136-5. Katja Schwenzer-Zimmerer (4) Fussnegger MR: Plädoyer für einen Paradigmenwechsel in der Behandlung von Patienten mit orofazialen Schmerzen – ein personzentrierter, narrativer Ansatz. Dtsch Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Zahnärztl Z 2016; 71: 371–377 Gesichtschirurgie (5) Reißmann DR: Therapie von kraniomandibulären Dysfunktionen. Zahnmedizin up2date 2017; 11: 179–201 Praxis an der Wiese (6) Selye H: Stress, Cortison und HomöostaseStress, Cortisone and Homeostasis. Ad- renal Cortex Hormones and Physiological Equilibrium, 1936–1960 (7) Cannon W: Wut, Hunger, Angst und Schmerz: eine Physiologie der Emotionen. 79539 Lörrach Aus d. Engl. übers. von Helmut Junker, hrsg. von Thure von Uexküll. Urban & Schwar- zenberg-Verlag, München, Berlin, Wien 1975, Erste engl. Ausgabe 1915 (8) S3 Leitlinie „Funktionelle Körperbeschwerden“ AWMF-Reg. Nr. 051-001 (9) Ettlin D et al. Hrsg.: Das Kiefergelenk in Funktion und Dysfunktion. Thieme-Ver- lag, Stuttgart2019 (10) Fischer L: Neuraltherapie: Neurophysiologie, Injektionstechnik und Therapievor- schläge. Haug-Verlag, Stuttgart 2014 (11) Barop H: Lehrbuch und Atlas der Neuraltherapie, , 2. Überarbeitete und erweiter- te Auflage. Haug-Verlag, Stuttgart, S 57-65 Dr. med. Stephan Zimmerer (12) Hahn-Godefroy JD: Wirkung und Nebenwirkung des Procain – was ist gesichert? Komplement Integr Med 2007; 2 (7): 32-34 Facharzt für Neurochirurgie (13) Weinschenk S et al Handbuch der Neuraltherapie: 2. überarbeitete Auflage, Thie- me-Verlag Stuttgart 2020 Praxis an der Wiese (14) Pischinger A: Das System der Grundregulation, Haug-Verlag Stuttgart, 2010 (15) Travell JG, Simons DG: Myofacial pain and dysfunction. Baltimore Williams and 79539 Lörrach Wilkins 1998 ISBN: 9783132204911 (16) Ricker G: Pathologie als Naturwissenschaft – Relationspathologie. Springer-Ver- lag, Heidelberg 1924 (17) Speransky AD: Grundlage einer Therorie der Medizin. Sänger-Verlag Berlin 1950 (18)Tracey KJ: The inflammatory reflex. Nature 2002;420:853-859 (19) Plischko I: Das Störfeld – eine Herausforderung. KIM 2007: 2:8-13. Systemische Orale Medizin · 10. Jahrgang 2/2022 17 SOM-02_2022.indb 17 29.06.22 14:43
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