Vorarlberg 2020+ Wissenschafts- und Forschungsstrategie - WISTO

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Vorarlberg 2020+ Wissenschafts- und Forschungsstrategie - WISTO
Wissenschafts- und Forschungsstrategie

Vorarlberg 2020+
Vorarlberg 2020+ Wissenschafts- und Forschungsstrategie - WISTO
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                                                                                                                                                                                                              Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

    Quelle: Forschungsinstitut für Textilchemie und Textilphysik der Universität Innsbruck in Dornbirn   Quelle: Forschungsinstitut für Textilchemie und Textilphysik der Universität Innsbruck in Dornbirn
Vorarlberg 2020+ Wissenschafts- und Forschungsstrategie - WISTO
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

INHALTSVERZEICHNIS

    Vorwort                                                               04

1. Einleitung                                                             05

2. Wissenschafts-, Forschungs- und Innovationsstandort Vorarlberg         11

3. SWOT-Analyse                                                           16

4. Grundlagen für die Wissenschafts-,Forschungs- und Innovationspolitik   15

5. Ziele, Handlungsfelder und Maßnahmen                                   27

6. Strategische Steuerung und Evaluierung                                 46

7. Relevante Dokumente                                                    47

Titelfoto Quelle: VIVIT

                                                                                                                               3
Vorarlberg 2020+ Wissenschafts- und Forschungsstrategie - WISTO
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

VORWORT

Wissenschaft und Forschung haben großen Anteil daran, dass sich               forschungsbasierte Ausbildung sowie durch die Bündelung vor-
Vorarlberg zu einer wirtschaftlichen Top-Region entwickelt hat.               handener Ressourcen die Leistungsfähigkeit der Einrichtungen
Den erfolgreichen (Wirtschafts)Standort Vorarlberg auch in Zu-                zu erhöhen. Damit können durch neues Wissen, Innovation und
kunft durch entsprechende Förderungen zu stärken und damit den                Entfaltung von Kreativität Wachstumspotentiale ausgeschöpft
Wohlstand langfristig zu sichern, hat damit allerhöchste Priori-              werden. Weiters soll die Strategie dazu beitragen, die Bevöl­
tät. Mit der vorliegenden Wissenschafts- und Forschungs­strategie             kerung nachhaltig für die Bedeutung von Wissenschaft und
Vorarlberg 2020+ wurde die Grundlage für die zielgerichtete                   Forschung zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Landes zu
Weiterentwicklung von Wissenschaft und Forschung sowie der
­                                                                             sensibilisieren.
angewandten Forschung und Entwicklung geschaffen.
                                                                              Das Land Vorarlberg hat im Jahr 2014 rund 20 Mio Euro in die
Vorarlberg verfügt über eine Reihe leistungsfähiger Wissen-                   Bereiche Wissenschaft, Forschung und Innovation investiert.
schafts- und Forschungseinrichtungen – sowohl im technisch-                   Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass die in Wissenschaft und
wirtschaftlichen Bereich als auch im Bereich der Life Sciences­               ­Forschung sowie im Bereich der angewandten F&E in Vorarlberg
oder der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. Die Strategie­           tätigen Unternehmen, Einrichtungen sowie Wissenschaftlerinnen
zielt darauf ab, durch den gezielten weiteren Ausbau vorhan-                  und Wissenschaftler bestmögliche Rahmenbedingungen für ihre
dener Kompetenzen, durch Investitionen in wissenschafts- und                  Arbeit in den kommenden Jahren vorfinden.

Mag Markus Wallner                                 Dr Bernadette Mennel                             Mag Karlheinz Rüdisser
Landeshauptmann                                    Wissenschaftslandesrätin                         Wirtschaftslandesrat

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Vorarlberg 2020+ Wissenschafts- und Forschungsstrategie - WISTO
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

1 Einleitung

Vorarlberg ist ein attraktiver und dynamischer Lebens- und Wirt-                                 schaftsangelegenheiten) damit beauftragt, eine Wissenschafts- und
schaftsraum. Das Bundesland weist eine hohe Lebensqualität auf                                   Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+ zu erstellen, welche in Er-
und konnte seine exzellente wirtschaftliche Leistungsfähigkeit                                   gänzung zum „Leitbild 2010+. Wirtschaft. Vorarlberg“1 und auf-
in den letzten Jahren, insbesondere auch im Vergleich mit den                                    bauend auf entsprechenden strategischen Dokumenten des Landes2
anderen­Bundesländern, weiter ausbauen. Wichtige Potenziale für                                  die Handlungslinien für die künftige Gestaltung der Wissen-
den Wissenschaftsstandort Vorarlberg liegen im gezielten Auf-                                    schafts-, Forschungs- und Innovationspolitik Vorarlbergs definiert
und Ausbau der derzeit gering ausgeprägten universitären Wissen-                                 und festhält.
schafts- und Forschungsstrukturen sowie in einer kontinuierlichen
Anhebung der Forschungs- und Entwicklungs- (=F&E)-Quote.                                         Die Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+ stellt
                                                                                                 damit den Leitfaden für die Politik dar, um attraktive Rahmen­
In ihrem Arbeitsprogramm 2014-2019 „Vorarlberg gemeinsam                                         bedingungen für Vorarlberg als Wissenschafts- und Forschungs­
gestalten“ hat sich die Vorarlberger Landesregierung das Ziel ge-                                standort zu schaffen bzw. zu erhalten und diesen weiter auszubauen.
setzt, Forschung und Entwicklung zu intensivieren: „Die Landes-
regierung ist bestrebt, die Rahmenbedingungen für Forschung und                                  Die Strategie baut auf aktuellen Analysen zum Status Quo von Wis-
Entwicklung laufend zu verbessern. Es gilt, das hohe Potenzial an                                senschaft, Forschung, Entwicklung und Innovation in Vorarlberg
überbetrieblicher Forschung in Vorarlberg in Zukunft durch noch                                  sowie auf bestehenden Konzepten und internen Dokumenten auf.
gezieltere Förderung besser auszuschöpfen.“
                                                                                                 Im Sinne eines breiten Prozesses wurden die Positionen und Pers-
Warum braucht Vorarlberg eine Strategie für Wissenschaft und                                     pektiven der Vorarlberger Wissenschafts- und Forschungseinrich-
Forschung? Die Antwort liegt in den zukünftigen Herausforderun-                                  tungen, der Forschung und Innovation betreibenden Unternehmen
gen Vorarlbergs – Wissenschaft, Forschung und Innovation sind                                    sowie der Stakeholder entsprechend berücksichtigt. In einem ge-
fundamental für die gesellschaftliche wie wirtschaftliche Weiter-                                meinsamen Workshop mit Vorarlberger Wissenschafts- und For-
entwicklung Vorarlbergs. Einerseits sind sie notwendig für die                                   schungseinrichtungen wurden die Strategie vorgestellt, die Hand-
Erhaltung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit und leisten                                  lungsempfehlungen diskutiert und weiterentwickelt.
damit einen Beitrag zu Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand,
andererseits liefern Wissenschaft und Forschung wesentliche Im-                                  Darüber hinaus wurden im Zuge der Erstellung der Wissenschafts-
pulse für Wirtschaft und Gesellschaft.                                                           und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+ Gespräche mit Vorarl-
                                                                                                 berger Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Interessens-
Vor diesem Hintergrund hat das Land Vorarlberg die Abteilungen                                   vertretern geführt, um eine breite Akzeptanz in der Vorarlberger
IIb (Wissenschaft und Weiterbildung) und VIa (Allgemeine Wirt-                                   Forschungs- und Innovationslandschaft zu schaffen.

1   Amt der Vorarlberger Landesregierung (2007). Leitbild 2010+ - Wirtschaft Vorarlberg.
    Amt der Vorarlberger Landesregierung (2014). Leitbild 2010+ - Wirtschaft Vorarlberg - Update 2014.
2   Amt der Vorarlberger Landesregierung, Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (2002). Strategisches Programm – Vorarlberg 2005 plus.
    Amt der Vorarlberger Landesregierung (2003). Perspektiven für eine nachhaltige Entwicklung der Wissenschaft in Forschung & Lehre - Wissenschaftskonzept des Landes Vorarlberg.
    Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (2012). Erfolgsorientierung. Vorarlberg. Entwicklungskonzept zur Forcierung der industriellen Forschung in Vorarlberg.
    Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (2013). EFRE Operationelles Programm 2014+ (Basiskonzept und Diskussionspapier).
    Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (o.J.). Technologietransfer 2005 Plus - Entwicklungskonzept zur Forcierung des Technologietransfers in der Region Vorarlberg.

                                                                                                                                                                                     5
Vorarlberg 2020+ Wissenschafts- und Forschungsstrategie - WISTO
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

                                                          Quelle: PH Vorarlberg
                                                          Quelle: PH Vorarlberg

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Vorarlberg 2020+ Wissenschafts- und Forschungsstrategie - WISTO
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

2 Wissenschafts-, Forschungs- und
  Innovationsstandort Vorarlberg

Im Folgenden werden relevante Zahlen und Daten zu gesellschaft-                                      gen laut Prognose bis 2075 konstant positiv sein und bis 2056
lichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie zu For-                                          für ein Bevölkerungswachstum sorgen.
schung und Entwicklung in Vorarlberg angeführt, weiters werden
die Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen des Landes und                                      > Bedingt durch den EU-Beitritt und das Zusammenwachsen
deren thematische Schwerpunkte kurz beleuchtet.                                                      Europas haben sich die Quellen der Zuwanderung geändert.
                                                                                                     Während in den letzten Jahrzehnten vor allem Personen aus
Gesellschaftliche Entwicklungen und Rahmenbedingungen                                                Ex-Jugoslawien und der Türkei zugewandert sind, hat in den
Die Entwicklungen der Demographie Vorarlbergs (inkl. diesbezügli-                                    letzten Jahren der Zuzug aus anderen EU-Staaten und sonsti-
cher Prognosen) und die Entwicklung des Bildungsniveaus der Bevöl-                                   gen Staaten zugenommen. Der größte Teil entfällt auf die alten
kerung stellen wichtige gesellschaftliche Parameter dar. Wesentliche                                 EU-15-Staaten, die größte Gruppe bilden dabei deutsche Staats-
Fakten zum Standort Vorarlberg sind im Folgenden kurz angeführt :                        3
                                                                                                     bürgerInnen.

> Die Bevölkerung in Vorarlberg wird in den kommenden Jahr-                                        > Die Zahl der Kinder wird in den kommenden Jahrzehnten leicht
    zehnten älter und bunter. Migration wird die Bevölkerungs­                                       sinken, der Anteil der Kinder von Lebensgemeinschaften und
    entwicklung wesentlich beeinflussen.                                                             AlleinerzieherInnen steigen. Der Wandel der Familien­
                                                                                                                                                         formen
                                                                                                     und die steigende Frauenerwerbsquote werden auch die S
                                                                                                                                                          ­ chulen
> In Vorarlberg leben 375.700 Menschen (Stand 2014). Das ent-                                        vor neue Herausforderungen stellen.
    spricht etwa 4,4 % der österreichischen Bevölkerung. Die Bevöl-
    kerung wird in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen und                                     > Im Österreichvergleich gibt es in Vorarlberg überdurchschnitt-
    bis zum Jahr 2056 mit 412.000 Einwohnern einen Höchststand                                       lich viele Personen mit maximal einem Pflichtschulabschluss
    erreichen. Das bedeutet einen Zuwachs von 9,6 %. Gleichzeitig                                    und unterdurchschnittlich wenige Personen mit höheren Bil-
    wird die Bevölkerung Vorarlbergs in dieser Zeit stark altern.                                    dungsabschlüssen: Im österreichischen Durchschnitt haben
                                                                                                     15,9 % der Personen im Alter von 25 bis 64 Jahren einen
> Bei der Bevölkerungsdichte (EinwohnerIn pro km²) zeigt sich, dass                                  universitären oder Hochschulabschluss, in Vorarlberg sind es
    diese in Vorarlberg mit 144 EinwohnerInnen pro km² deutlich über                                 13,2 %4.
    dem Bundesdurchschnitt von 101 EinwohnerInnen pro km² liegt.
                                                                                                   > Die Zahl der SchülerInnen an allgemein- und berufsbildenden
> Bis 2038 wird in Vorarlberg die Geburtenbilanz zwar sinken,                                        mittleren und höheren Schulen ist in Vorarlberg in den letzten
    aber noch positiv bleiben. Die Wanderungsbilanz wird hinge-                                      Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen.

3   Quelle aller folgenden statistischen Angaben ist die Website der Statistik Austria (2014).
4   Vgl. Statistik Austria (2015). Bildung in Zahlen 2013/14, Schlüsselindikatoren und Analysen.
    https://www.bmbf.gv.at/ministerium/vp/2015/20150422a.pdf?4ut4xd (Zugriff 15.6.2015).

                                                                                                                                                                      7
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Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen                                                          > Wirtschaftlicher Motor Vorarlbergs ist der Bereich „Herstellung
Vorarlberg ist ein attraktiver und dynamischer Wirtschaftsstandort.                            von Waren“, auf den im Jahr 2012 28,5 % (bzw. e 3,7 Mrd.) der
Die erfolgreiche Entwicklung, etwa auch im Export, ist maßgeblich                              Bruttowertschöpfung entfielen. Bundesweit liegt dieser Anteil
auf die Vielzahl an Leitbetrieben zurückzuführen. Oft handelt es                               bei 18,7 %. Der produzierende Sektor in Vorarlberg ist damit
sich dabei um Familienbetriebe, die eng mit der Region verbun-                                 sowohl österreichweit als auch im internationalen Vergleich als
den sind und eine hohe Standorttreue aufweisen. Das schlägt sich                               sehr stark ausgeprägt zu bezeichnen10.
auch in einer hohen Erwerbsquote nieder. Wesentliche Fakten zum
Standort Vorarlberg sind im Folgenden kurz angeführt:                                      > Mit 14.804 Betrieben (Stand 2013) sind – wie auch in allen
                                                                                               anderen Bundesländern – mehr als 99 % der Vorarlberger Un-
> Das Bruttoregionalprodukt Vorarlbergs belief sich im Jahr 2013                               ternehmen als KMU zu klassifizieren11.
    auf e 14,9 Mrd., was einem Anteil von 4,6 % am gesamten ös-
    terreichischen Bruttoinlandsprodukt entspricht. Das Regional-                          > Die Gründungsdynamik in Vorarlberg liegt mit 6,5 % (2013)
    produkt pro EinwohnerIn (BRP/Kopf) stieg in Vorarlberg von                                 unter dem österreichischen Durchschnitt (7,9 %).
    2008 auf 2013 um 4,3 % auf e 40.000 an. Im Vergleich mit den
    anderen Bundesl­ändern fiel dieses Wachstum nur im Burgen-                             Die Sachgütererzeugung dominiert die Wertschöpfung am Stand-
    land stärker aus . 5
                                                                                           ort Vorarlberg und ist nicht zuletzt aufgrund ihres substantiellen
                                                                                           Wachstums und der damit verbundenen Investitionen zugleich
> Die Erwerbstätigenquote in Vorarlberg liegt bei 74,3 % , die               6
                                                                                           Treiber der dynamischen Entwicklung der Binnenwirtschaft. Gera-
    Arbeitslosenquote bei 5,8 % (jeweils Stand 2013) .           7
                                                                                           de für dieses Wirtschaftssegment ist Innovation von herausragen-
                                                                                           der Bedeutung, denn Vorarlberger Unternehmen sind auf interna-
> Vorarlberg ist das Bundesland mit der höchsten Lehrlingsquote in                         tionalen Märkten zunehmend mit hohem Wettbewerb konfrontiert,
    Österreich; der Anteil der Lehrlinge im ersten Lehrjahr an der Ge-                     welchem mit neuen und innovativen Produkten, Verfahren und
    samtzahl der 15-Jährigen liegt in Vorarlberg bei 50,5 % (2014) .             8
                                                                                           Dienstleistungen begegnet werden muss. Basis einer hohen Inno-
                                                                                           vationsdynamik sind Investitionen in Forschung und Entwicklung
> Betrachtet man den Anteil der Familienbetriebe an allen Un-                              (F&E). Eine vitale Forschungslandschaft (sowohl innerbetrieblich
    ternehmen in Vorarlberg, so liegt dieser bei 93 %. Auf die                             als auch überbetrieblich bzw. außeruniversitär) ist somit Voraus-
    ­Familien­unternehmen entfallen etwa 93 % der unselbstständig                          setzung für eine hohe Innovationsdynamik und damit verbunden
    Beschäftigten und 89 % der Umsatzerlöse (KMU Forschung 9
                                                                                           Basis einer kontinuierlichen Zunahme an Wertschöpfung.
    Austria, 2013). Dies sind im Bundesländervergleich die mit Ab-
    stand höchsten Werte.

5   Vgl. Statistik Austria (2015). Österreich und seine Bundesländer.
    http://www.statistik.gv.at/web_de/services/wirtschaftsatlas_oesterreich/oesterreich_und_seine_bundeslaender/index.html (Zugriff 15.6.2015).
6   Vgl. Statistik Austria (k.A.). Erwerbstätigenquote (15-64 J.) – ILO, Daten 2013.
    http://www.statistik.at/OnlineAtlasWeb/start?kombinationen=39%3B113&selections=109%3B111%3B113%3B39%3B%3B&action=statistik&showStatistik=Karte+anzeigen (Zugriff 15.6.2015).
7   Vgl. AMS (k.A.). Arbeitsmarktdaten Online. http://iambweb.ams.or.at/ambweb/ (Zugriff 15.6.2015).
8   Vgl. Wirtschaftskammer Vorarlberg (2015). Vorarlberger Lehrlingszahlen: Demografie zeigt ihre Auswirkungen.
    https://www.wko.at/Content.Node/wkv/iv/presseaussendungen/Vorarlberger-Lehrlingszahlen: Demografie-zeigt-ihre-Auswirk.html (Zugriff 14.7.2015).

8
Vorarlberg 2020+ Wissenschafts- und Forschungsstrategie - WISTO
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

Forschung und Entwicklung in Vorarlberg
                                                                                              2.000,0	
  
Die F&E-Quote gibt den Anteil der Ausgaben für F&E am Brutto-                                 1.800,0	
  
inlandsprodukt bzw. am Bruttoregionalprodukt an. In Vorarlberg                                1.600,0	
  
                                                                                              1.400,0	
  
liegt diese bei 1,66 % (Stand 2013) und damit etwas über dem                                  1.200,0	
  
Wert von 2011 (1,47 %) sowie deutlich unter dem Wert für Gesamt­                              1.000,0	
  
                                                                                                800,0	
  
österreich (2,97 % in 2013; Prognose für 2015: 3.01 %). In der                                  600,0	
  
vergangenen Dekade (2002-2013) ist die F&E-Quote in Vorarlberg                                  400,0	
  
                                                                                                200,0	
  
um über 50 % angestiegen. Die im Bundesvergleich niedrige F&E-
                                                                                                  0,0	
  
Quote in Vorarlberg ist insbesondere auf die am Standort Vorarl-                                            W	
      St	
          T	
          OÖ	
     K	
          V	
         S	
            NÖ	
         B	
     Ö	
  

berg gering ausgeprägten universitären Strukturen sowie die damit                                                             2006	
          2007	
     2009	
        2011	
             2013	
  

einhergehenden Folgewirkungen zurückzuführen.
                                                                                            Abb. 1: Bruttoinlandsausgaben für F&E pro Kopf im
Betrachtet man die absoluten Zahlen, so lagen die Bruttoinlands-                                    Bundesländer-vergleich 2006-2013 in €12
                                                                                                    Quelle: Statistik Austria, Eigenberechnung
ausgaben für F&E in Vorarlberg (ausgewertet nach Hauptstandort
der Unternehmen) im Jahr 2013 bei e 243,9 Mio. Bei der gewich-
teten Darstellung der Bruttoinlandsausgaben für F&E nach Ein-
                                                                                              3.500,0
wohnerInnen liegt der bundesweite Schnitt bei knapp e 1.129,
                                                                                              3.000,0
in Vorarlberg bei e 652. Vorarlberg findet sich damit im Bundes­
                                                                                              2.500,0
ländervergleich im unteren Mittelfeld.
                                                                                              2.000,0

                                                                                              1.500,0
Wie die Analyse zeigt, investieren vor allem die Vorarlberger Un-
                                                                                              1.000,0
ternehmen (im Vergleich mit den Werten der anderen Bundes­
                                                                                                500,0
länder) deutlich in Forschung und Entwicklung. Nicht weniger als
                                                                                                   0,0
­80 %­der F&E-Ausgaben in Vorarlberg werden von der Wirtschaft                                              W         St             OÖ              T           NÖ           K              S            V           B

aufgebracht. Im Gegenzug dazu liegen die Ausgaben von Landes-                                         Unternehmenssektor                   Öff. Sektor      EU        Ausland               priv. gemeinn. Sektor

und vor allem von Bundesseite – in Relation zur Bevölkerung –
unter dem Österreichschnitt13.                                                              Abb. 2: Finanzierung der F&E-Ausgaben nach Sektoren
                                                                                                    2013 in € Mio. (nach Hauptstandort der Unter-
                                                                                            	nehmen)
                                                                                                    Quelle: Statistik Austria, Eigenberechnung

9 Vgl. KMU Forschung Austria (2013). Familienunternehmen in Österreich, Status Quo 2013; Im Auftrag der österreichischen Wirtschaftskammern.
10 Vgl. Statistik Austria (2015). Regionales BIP und Hauptaggregate nach Wirtschaftsbereichen und Bundesländern.
   http://www.statistik.gv.at/web_de/statistiken/volkswirtschaftliche_gesamtrechnungen/regionale_gesamtrechnungen/nuts2-regionales_bip_und_hauptaggregate/index.html
   (Zugriff 15.6.2015).
11 Vgl. Statistik Austria (k.A.). Leistungs- und Strukturdaten 2013 (Zugriff über StatCube, 14.7.2015).
12 Nach Hauptstandort der Unternehmen.
13 Die Ausgaben des Landes Vorarlberg im Bereich der Abteilung Wissenschaft und Weiterbildung werden jährlich im Kulturbericht veröffentlicht.

                                                                                                                                                                                                                              9
Vorarlberg 2020+ Wissenschafts- und Forschungsstrategie - WISTO
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

Bei den Forschungsleistungen der Vorarlberger Wirtschaft wird                                   Im Bereich der „techniknahen Disziplinen“ sind mit der FH Vor-
der starke industrielle Sektor ersichtlich. Die wichtigsten Branchen                            arlberg und Einrichtungen, die sich überwiegend der Forschung
sind dabei Metall, elektronische Erzeugnisse und Maschinenbau.                                  widmen (V-Research, Forschungsinstitut für Textilchemie und
Das schlägt sich auch in der Beteiligung an Programmen der Ös-                                  -physik und V-Trion), die mit Abstand am stärksten ausgeprägten
terreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) nieder, wo                                F&E-Strukturen in Vorarlberg gegeben. Diese Einrichtungen koope-
Vorarlberg einen Schwerpunkt in der Werkstofftechnik aufweist –                                 rieren mit der Vorarlberger Wirtschaft. Auch im Bereich der Life
10 % der österreichweiten Mittel konnten lukriert werden.                                       Sciences sind mehrere Einrichtungen zu finden, die sich ausschließ-
                                                                                                lich bzw. vorrangig der Forschung widmen (zB VIVIT, Institut für
Vorarlberg verfügt über keine bundesfinanzierte Universität. In Inns-                           Atemgasanalytik der Universität Innsbruck) und in ihren jeweiligen
bruck studieren ca. 50 % und in Wien ca. 35 % der an österreichischen                           Fachgebieten stark vernetzt sind. Die pädagogische Forschung ist
Universitäten und Hochschulen inskribierten Vorarlberger Studieren-                             in erster Linie von der PH Vorarlberg und ihren in den letzten Jah-
den. Von den insgesamt 1.400 FH-Studierenden Vorarlbergs besu-                                  ren stark ausgebauten Forschungsaktivitäten geprägt. Im Bereich
chen ca. 900 die FH Vorarlberg. Daher fließen etwa nur 0,94 % der                               der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften bestehen einige
Bundesausgaben für Forschung und Entwicklung nach Vorarlberg.                                   Forschungseinrichtungen, die mit geringen Personal- und Budget­
                                                                                                ressourcen beachtliche wissenschaftliche Leistungen erbringen.
Im nationalen wie auch im internationalen Vergleich weist Vor-
arlberg einen überdurchschnittlich hohen Output in Form von Pa-                                 Im Kultur-, Bildungs- und Sozialbereich gibt es mehrere wissen-
tentanmeldungen auf. Bei Input-Indikatoren wie F&E-Ausgaben                                     schaftlich tätige Einrichtungen und Vereine, die Vorarlberg in
und Humanressourcen in Wissenschaft und Technik ist Vorarlberg                                  Österreich zur Modellregion in den Bereichen Integrationspolitik,
im Vergleich mit ähnlichen Regionen hingegen unterdurchschnitt-                                 Diversität und Geschichtsbewusstsein machen.
lich erfolgreich. Dieser Umstand lässt auf eine effiziente Trans-
formation von Wissen in Wertschöpfung sowie auf ein effizientes                                 Die Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen kooperieren mit
Input-Output-Verhältnis im Forschungs- und Innovationsbereich                                   zahlreichen Partnerinstitutionen im In- und Ausland, die unter-
schließen. Diese hohe Effizienz ist Ergebnis einer weitgehend ziel-                             schiedliche Kompetenzfelder abdecken. Nennenswert ist der Hoch-
gerichteten Forschung und Entwicklung und zeigt eine überdurch-                                 schulverbund „Internationale Bodensee-Hochschule“, bei dem
schnittlich hohe Kompetenz im Bereich der Kommerzialisierung                                    30­Hochschulen aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und
von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen.                                                    Liechtenstein – davon vier aus Vorarlberg – an gemeinsamen For-
                                                                                                schungsprojekten und Studienangeboten arbeiten.
Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen in Vorarlberg
In Vorarlberg ist eine Reihe von Forschungseinrichtungen ansässig, die                          Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass im Bereich der
ein breites thematisches Spektrum abdecken. In der Broschüre „Wissen-                           wissenschaftlichen Einrichtungen heute eine kleinstrukturierte
schaft und Forschung in Vorarlberg – ein Überblick“ (vom Juli 2014)                   14
                                                                                                Landschaft vorhanden ist und vorwiegend geringe kritische Mas-
werden die Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen des Landes                                sen, beispielsweise für eine überregionale Sichtbarkeit oder für
mit ihren Schwerpunkten sowie Wissenschafts- und Forschungs-                                    die Einwerbung von Bundesmitteln im Wettbewerbsverfahren,
einrichtungen mit besonderer Relevanz für Vorarlberg vorgestellt.                               gegeben sind.

14 Amt der Vorarlberger Landesregierung (2014). Wissenschaft und Forschung in Vorarlberg - ein Überblick.

10
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

3 SWOT-Analyse

Auf Basis der Analyseergebnisse wurde folgendes SWOT-Profil             entwicklung der Vorarlberger F&E-Strukturen. In der weiteren
zum Wissenschafts- und Forschungsstandort Vorarlberg erstellt:          Forcierung überregionaler und internationaler F&E-Kooperationen
                                                                        liegen Potenziale für das Bundesland, ebenso in der verstärk-
Zu den wesentlichen Stärken Vorarlbergs können der F&E-intensi-         ten Nutzung nationaler und europäischer (EFRE) Fördermittel,
ve Unternehmenssektor und die hohe Innovationskraft der Region          wie z.B. im Rahmen des Alpenraumprogramms 2014-2020, des
(gemessen an den Patenten) genannt werden. Auch der Umstand,            Interreg­-Programms „Alpenrhein – Bodensee – Hochrhein“ oder
dass viele innovative Unternehmen in Familienbesitz sind und da-        der EU-Strategie für den Alpenraum. Weiters bestehen im Bereich
her eine gewisse Standorttreue gewährleisten, ist hier zu erwäh-        Aware­ness (für die Bedeutung von F&E) und in der Förderung des
nen. Mit Blick auf die F&E-Strukturen können die erfolgreiche           wissenschaftlichen Nachwuchses Chancen für Vorarlberg. Potenzi-
Entwicklung der FH Vorarlberg zu einer der forschungsintensivs-         ale zeigen sich auch in der Erhöhung der Anzahl der Personen mit
ten Fachhochschulen in Österreich oder die hohe Anwendungs-             tertiärer Ausbildung und der Rekrutierung von Fachkräften.
und Entwicklungsorientierung der Vorarlberger F&E-Strukturen
als Stärkefelder genannt werden, ebenso auch die bestehenden            Diesen Chancen stehen teilweise entsprechende Herausforderun-
länderübergreifenden Kooperationen im Wissenschafts- und In-            gen gegenüber. Hierzu zählen etwa die Etablierung von kritischen
novationsbereich im Bodenseeraum und darüber hinaus Die hohe            Massen in F&E-Themen in Vorarlberg sowie die Erhöhung der
Qualität in der Lehrlingsausbildung ist ebenfalls eine zentrale Stär-   F&E-Ausgaben auf allen Ebenen. Auch die Bereitstellung ent-
ke des Landes. Die so ausgebildeten Fachkräfte sind ein zentra-         sprechender Humanressourcen/Fachkräfte am Standort wird eine
ler Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der        wichtige Herausforderung sein, ebenso die synergetische, bedarfs-
Unter­nehmen und damit des Wirtschaftsstandortes insgesamt.             orientierte und gezielte Weiterentwicklung der Forschungsaktivi-
                                                                        täten in Vorarlberg.
Die in Vorarlberg generell gering ausgeprägten Wissenschafts- und
und universitären Strukturen sind als Schwächen der Region zu           Eine ausführliche SWOT-Analyse zum Wissenschafts- und For-
nennen. Dies kann zumindest als Mit-Ursache für einige weitere          schungsstandort Vorarlberg findet sich in nachfolgender Tabelle.
Schwächen angesehen werden: Niedrige F&E-Ausgaben des Bun-
des in Vorarlberg, geringe bzw. zurückgehende Nutzung der Mit-
tel aus kompetitiven Forschungsförderungsprogrammen (national
und international) eine verhältnismäßig niedrige F&E-Quote in
Vorarlberg. Eine weitere Schwäche zeigt sich im Brain-Drain, der
u.a. auch auf die eingangs genannten Schwächen (mitsamt feh-
lenden Arbeitsmöglichkeiten für AkademikerInnen) zurückgeführt
werden kann.

Bedeutende Chancen in Vorarlberg in Hinblick auf Wissenschaft
und Forschung liegen u.a. in der verstärkten Nutzung von Syn-
ergiepotenzialen im Land und in der bedarfsorientierten Weiter­

                                                                                                                                           11
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

Tabelle 1: SWOT-Analyse zum Wissenschafts- und Forschungsstandort Vorarlberg

                                 Stärken                                                           Schwächen

     >   Hohe F&E-Ausgaben/Investitionen der Unternehmen (in abso-      >   Wissenschafts- und Forschungsstrukturen in Vorarlberg sind
         luten Zahlen sowie in Relation zu den gesamten F&E-Ausgaben)       gering ausgeprägt / Abgesehen vom Fernstudienangebot gibt es
     >   Innovative Großunternehmen in Familienbesitz (höchster             keine Universität und eingeschränkte Dissertationsmöglichkei-
         Anteil in Österreich bei Beschäftigten [93 %] und Umsatz)          ten / Niedrige AkademikerInnenquote am Standort Vorarlberg
         erhöhen langfristige Standortsicherheit / Headquarters         >   Niedrige F&E-Quote in Vorarlberg
         (= Entscheidungszentralen) sind im Land                        >   Volatilität der Landesausgaben für F&E, insbesondere aufgrund
     >   Hohe Innovationskraft gemessen an den Patentanmeldungen            der Koppelung mit Bundesprogrammen
         (auch im High-Tech-Bereich) – sowohl im nationalen als auch    >   Äußerst niedrige F&E-Ausgaben des Bundes in Vorarlberg,
         im internationalen Vergleich                                       insb. für Wissenschafts- und Forschungsstrukturen >
     >   Hohe „Effizienz“ Vorarlbergs in puncto F&E (zB hohe Anzahl         nachteilige Grundvoraussetzungen für die Einwerbung von
         an Patenten und gute Wirtschaftsleistung trotz niedriger           Forschungsförderungsmitteln für Wissenschaft und Wirtschaft
         F&E-Ausgaben)                                                  >   Geringe bzw. teilweise zurückgehende Nutzung der Mittel
     >   Hohe Qualität in der dualen Ausbildung durch flankierende          der FFG (gesamt; Thematische und Strukturprogramme),
         Maßnahmen des Landes                                               kaum Beteiligung an den Programmen des Fonds zur Förderung
     >   Erfolgreiche und dynamische Entwicklung der FH Vorarlberg          der Wissenschaftlichen Forschung (FWF) aufgrund gering
         in Hinblick auf Anzahl der Studierenden, der Studiengänge          ausgeprägter universitärer Strukturen
         und der Forschungszentren/-bereiche                            >   Durch hohe Anwendungsorientierung der F&E in Vorarlberg
     >   Sehr starke Vernetzung der bestehenden Einrichtungen mit           und gering ausgeprägter F&E-Strukturen wird die Einwerbung
         Unternehmen / Starker Fokus auf inkrementelle Innovation           kompetitiver Förderprogramme zusehends erschwert
         durch kundenzentrierte Lösungen                                >   Vielfalt und Kleinheit des Wirtschaftsraums erschwert das
     >   Bestehende länderübergreifende Kooperationen im                    Setzen von thematischen Schwerpunkten (und die Erreichung
         Wissenschafts- und Innovationsbereich im Bodenseeraum /            kritischer Massen) durch den öffentlichen Sektor; dadurch ist
         Enge Vernetzung der Wissenschafts- und Forschungs-                 eine Abdeckung des Technologiebedarfs der Region nur
         einrichtungen im Bodenseeraum (Stichwort „Internationale           teilweise möglich
         Bodensee-Hochschule“ - IBH)                                    >   Kleinteilige Strukturen und heterogene Ausrichtung im Bereich
     >   Hoher Anteil an internationalen F&E-Kooperationen – von            der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK)
         Seiten der Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen          >   Mangel an technischen Fachkräften schränkt die
         sowie von Seiten der Unternehmen (zur Deckung des                  Innovationstätigkeiten der Vorarlberger Unternehmen ein
         Technologiebedarfs) / Hoher Grad an internationaler            >   Brain-Drain von Personen mit Tertiärbildung im GSK-Bereich
         Vernetzung und Kooperation                                         aufgrund kleinteiliger Strukturen und wenig Beschäftigungs-
     >   Vielfältige Forschungsaktivitäten, insbesondere auch im            möglichkeiten
         Bereich der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften         >   Räumliche Entfernung zu Bundeseinrichtungen (in Wien)
     >   Gut ausgebautes Fernstudienangebot                                 erschwert strategisch-operative Mitwirkung an der Gestaltung
     >   Rege Inanspruchnahme und gute Akzeptanz der Leistungen             der Forschungs-, Technologie- und Innovations-Politik des
         der Standortagentur WISTO                                          Bundes (FTI)
     >   Hohe Anwendungs- und Entwicklungsorientierung der F&E in
         Vorarlberg
     >   Im österreichweiten Vergleich mustergültig ausgebautes
         Angebot im Bereich der öffentlichen Bibliotheken

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Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

                            Chancen                                                      Herausforderungen

>   Verstärkte Nutzung der Synergiepotenziale unter den           >   Offensive und fokussierte Verhandlungen mit dem Bund zum
    Vorarlberger Wissenschafts- und Forschungsstrukturen              deutlichen Ausbau der Wissenschafts- und Forschungs-
    (zB im techniknahen Bereich oder im GSK-Bereich)                  strukturen in Vorarlberg / Gemeinsames Auftreten der
>   An den Bedarfen der Vorarlberger Wirtschaft orientierte           Vorarlberger Stakeholder gegenüber dem Bund in Hinblick auf
    Weiterentwicklung von überbetrieblichen Forschungs-               die Anliegen Vorarlbergs in puncto F&E
    einrichtungen (insb. Forschungszentren/-bereiche an der       >   Etablierung von zusätzlichen F&E-Zentren/kritischen Massen in
    FH Vorarlberg, V-Research)                                        für die Wirtschaft relevanten Themen
>   Weitere Akademisierung des Bundeslandes durch Nutzung         >   Erhöhung der F&E-Ausgaben auf Landessebene
    von Synergiepotenzialen im Bildungsbereich sowie bedarfs-     >   Verstärkte Beteiligung an Forschungsförderungsprogrammen
    orientierter Ausbau bestehender und Aufbau weiterer               des Bundes
    Studienrichtungen                                             >   Verstärkte Einwerbung von EU-Mitteln für Wissenschaft und
>   Förderung von NachwuchswissenschaftlerInnen                       Forschung (EU-Strukturprogramme, Horizon 2020) durch
>   Stärkung des Bewusstseins für die Zukunftsbedeutung von           regionale wissenschaftliche Einrichtungen
    Wissenschaft, Forschung und Innovation für den Standort       >   Bedeckung des breiten Technologiebedarfs der Vorarlberger
    Vorarlberg                                                        Unternehmen durch regionale und überregionale F&E-Zentren
>   Nutzung nationaler Förderprogramme mit Hebelwirkung           >   Erhaltung der kleinstrukturierten Forschungsaktivitäten
    (zB Matching Funds des FWF)                                       insbesondere im GSK-Bereich
>   Intensive Nutzung der EFRE OP-Mittel für Strukturaufbau       >   Stärkung des Interesses am technischen Bildungsangebot im
    und für nationale Förderprogramme                                 (dualen, Sekundar- und Hochschulbereich)
>   Intensivierung der Qualifizierung zur Nutzung von Förderun-   >   Bereitstellung von ausreichend Humanressourcen für die
    gen des Bundes sowohl für Unternehmen als auch für F&E-           Innovationsfähigkeit in Unternehmen (HTL-AbsolventInnen,
    Einrichtungen                                                     AkademikerInnen)
>   Ausbau von Vernetzung und Kooperationen / Ausbau der          >   Weitere Erhöhung des Anteils an Personen mit höheren
    Kooperationen mit relevanten F&E-Einrichtungen/-Netzwer-          formalen Qualifikationen und Bildungsabschlüssen
    ken rund um Vorarlberg und Internationalisierung              >   Sicherung von Arbeitskräften mit tertiärer Bildung in den
>   Einrichtung eines F&E-Förderinstruments, um Vorarlberger          Bereichen Bildung, Technik und Gesundheit
    Unternehmen den Zugang zu exzellenten Forschungseinrich-      >   Kontinuierliche Stärkung der Qualifikationen auf allen Ebenen
    tungen zu erleichtern                                             (Lebenslanges Lernen)
>   Internationale Bodensee-Hochschule (IBH) als Chance für       >   Stärkung von bzw. Intensivierung der Innovationsaktivitäten
    grenzübergreifende F&E-Aktivitäten sowie Studienangebote          von KMU
    im Master-Bereich / Promotionsmöglichkeiten im Rahmen der
    IBH bieten Möglichkeiten für Vorarlberg

                                                                                                                                      13
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

                                                          Quelle: FH Vorarlberg
                                                          Quelle: FH Vorarlberg

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Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

4 Grundlagen für die Wissenschafts-,
  Forschungs- und Innovationspolitik

Vorarlberg ist ein attraktiver und dynamischer Lebens- und Wirt-      –­n
                                                                        ­ eue Produkte oder Dienstleistungen, effizientere und/oder kos-
schaftsraum. Das Bundesland weist – u.a. gemessen am Brutto­          tengünstigere Fertigungsprozesse etc. – angewiesen, die auf ent-
regionalprodukt pro Kopf – eine hohe Lebensqualität auf und           sprechenden Wissenschafts- und Forschungsaktivitäten basieren.
konnte seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in den letzten
Jahren, insbesondere auch im Vergleich mit den anderen Bundes­        Dies betrifft andererseits aber auch die Weiterentwicklung Vorarl-
ländern, erheblich ausbauen. Die Ausgaben für Forschung und           bergs als Gesellschafts- und Kulturraum: Wie in wirtschaftsnahen
Entwicklung werden zu nahezu 80 Prozent von Unternehmens­             Bereichen sind auch die Forschungseinrichtungen aus den Berei-
seite getragen. Betrachtet man relevante Output-Faktoren wie etwa     chen der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, der Päda-
die Patentmeldungen in Relation zur Bevölkerung, so nimmt Vor-        gogik oder Naturwissenschaften sehr anwendungsorientiert und
arlberg sowohl im nationalen wie auch internationalen Vergleich       ­weisen einen hohen Bezug zum Land auf – zB bei der Erforschung
eine Spitzenposition ein.                                             der Geschichte, bei der Entwicklung von Bildungskonzepten oder
                                                                      bei der Erstellung von Listen von gefährdeten Arten.
Dieser positive Befund von Vorarlberg kann trotz einiger Schwä-
chen des Wissenschafts- und Forschungsstandorts Vorarlberg
festgehalten werden: Gering ausgeprägte Wissenschafts- und
Forschungsstrukturen, gering ausgeprägte universitäre Struktu-
ren, eine niedrige F&E-Quote sowie niedrige F&E-Ausgaben des
öffentlichen Sektors.

Ungeachtet dessen ist in Vorarlberg mit Blick auf die zukünftigen
Herausforderungen eine stärkere Konzentration auf Wissenschaft,
Forschung und Innovation notwendig – sowohl aus wirtschaft­
lichen als auch aus gesellschaftspolitischen Gründen. Wissen-
schaft, Forschung und Innovation sind u.a. fundamental für die
gesellschaftliche wie wirtschaftliche Weiterentwicklung Vor-
arlbergs – und diese wiederum ist die Basis für den Erhalt eines
positiven gesellschaftlichen und sozialen Klimas und für den zu-
künftigen Wohlstand, insbesondere auch vor dem Hintergrund des
globalen Wettbewerbs.

Dies betrifft einerseits die Vorarlberger Wirtschaft: Diese ist ge-
kennzeichnet durch hoch spezialisierte, international agierende
Leitbetriebe (großteils in Familienbesitz), die oftmals Weltmarkt-
führer in bestimmten Nischen sind, sowie entsprechende Zuliefe-
rerunternehmen, die in globale Wertschöpfungsketten eingebun-
den sind. Um die führende Position dieser Unternehmen weiterhin
halten zu können, sind sie auf Innovationen in vielfacher Weise

                                                                                                                                         15
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

Schwerpunkte und Kernkompetenzen                                  Vorarlberg als Wissenschafts-, Forschungs-
Für den Bereich Wirtschaft sind die Forschungszentren der Fach-   und Innovationsstandort
hochschule Vorarlberg und die überbetrieblichen bzw. außeruni-    Vor diesem Hintergrund verfolgt die Wissenschafts- und For-
versitären Forschungseinrichtungen wie V-Research und das         schungsstrategie Vorarlberg 2020+ die Ziele, dass sich Vorarlberg
Institut für Textilchemie- und Textilphysik tragende Säulen der   kontinuierlich als Wissenschafts-, Forschungs- und Innovationss-
Vorarlberger Forschungslandschaft und aufgrund ihrer hohen        tandort weiterentwickelt, exzellente Rahmenbedingungen für Wis-
Anwen­dungsorientierung und der engen Zusammenarbeit mit den      senschaft und Forschung am Standort bietet, Humanpotenziale
Vorarlberger Unternehmen wichtige Innovationstreiber. Im Rah-     bestmöglich entwickelt und nutzt, die Wettbewerbsfähigkeit der
men der Landesförderung für Wissenschaft, Forschung und Inno-     innovativen Unternehmenslandschaft Vorarlbergs absichert und
vation nimmt deshalb der gezielte Ausbau dieser Einrichtungen     zur Weiterentwicklung des Bundeslandes in gesellschaftlicher und
genauso wie der Aufbau neuer wirtschaftsrelevanter F&E-Einrich-   kultureller Hinsicht beiträgt.
tungen einen besonderen Stellenwert ein.
                                                                  Smart Specialisation
Der Erhalt und die langfristige Sicherung der Innovationskraft    Im Leitbild 2010+ – Wirtschaft Vorarlberg – Update 2014 sind die
der heimischen Unternehmen und damit der weitere gezielte         Strategiefelder für die weitere Entwicklung des Standorts definiert.
Ausbau der Forschung an der Fachhochschule sind ein wichti-       Im Sinne der Erfordernisse, Kompetenzen sinnvoll zu bündeln,
ges Anliegen. Der Vorarlberger Landtag hat im Jahr 2009 die       die Innovationskraft der heimischen Unternehmen bestmöglich
Energieautonomie einstimmig als strategisches Ziel festgesetzt.   zu unterstützen und Branchen mit großem Zukunftspotential ent-
Aus diesem Grund wurde an der Fachhochschule in Dornbirn in       sprechend weiter zu entwickeln, fokussiert der Ausbau der Wis-
enger Kooperation­mit dem Unternehmen VKW/Illwerke ein For-       senschafts- und Forschungsförderung im Rahmen der Smart Spe-
schungszentrum „Energieeffizienz“ sowie ein Master-Studien­       cialisation auf folgende Bereiche:
gang „Energiewirtschaft und Energietechnik“ für die Ausbildung    >   Smart Textiles
hoch qualifizierter MitarbeiterInnen für die Unternehmen des      >   Energie- und Energieeffizienz
Landes eingerichtet.                                              >   Mensch und Technik
                                                                  >   Bildung und Gesundheit
Besonderes Augenmerk legt das Land Vorarlberg auch auf die        >   Intelligente Produktion
langfristige Sicherung der erforderlichen Ausbildungsstruk-
turen für die Ausbildung von LehrerInnen im Rahmen der
„PädagogInnen­bildung NEU“. Die Pädagogische Hochschule Vor-
arlberg hat für den Bereich der Bildungswissenschaften und der
berufsfeld­bezogenen empirischen Forschung in den vergangenen
Jahren ihre Forschungsleistung deutlich ausgebaut. Zur Siche-
rung des künftig erforderlichen Lehrpersonals in den Vorarlber-
ger Schulen der Primar- und Sekundarstufe ist die Entwicklung
universitärer Lehr- und Forschungsstrukturen für ausgewählte
Bereiche am Standort der Pädagogischen Hochschule in Feld-
kirch ein erklärtes Ziel.

16
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

4.1      Implikationen für die strategische Ausrichtung Vorarlbergs

Mit Blick auf die obigen Ausführungen und aufbauend auf den durch-       der Beteiligung an den Forschungs- und Innovationsförder­
geführten Analysearbeiten lassen sich eine Reihe von Ansatzpunkten       programmen des Bundes. Dies ist eine wichtige Möglichkeit,
für den Wissenschafts- und Forschungsstandort Vorarlberg ableiten.       um die F&E-Ausgaben in Vorarlberg und damit auch die F&E-
                                                                         Quote des Landes nachhaltig zu erhöhen. Weiters ist in diesem
>   Um eine weitere Stärkung von Wissenschaft und Forschung in           Kontext darauf zu achten, die bestehenden vielfältigen For-
    Vorarlberg mittel- bis langfristig zu ermöglichen (und um in         schungsaktivitäten, insbesondere im GSK-Bereich, zu erhalten.
    weiterer Folge entsprechende Investitionen zu tätigen), muss
    ein breites Verständnis und Bewusstsein für die Zukunfts­        >   Die Erhöhung der F&E-Quote in Vorarlberg schließt auch eine
    bedeutung von Wissenschaft, Forschung und Innovation für             kontinuierliche Erhöhung der F&E-Ausgaben der Vorarlber-
    den Standort Vorarlberg entwickelt bzw. erhalten werden. Dies        ger Unternehmen mit ein, etwa durch die weitere Stimulierung
    kann etwa durch entsprechende bewusstseinsbildende Maß-              ihrer Forschungs- und Innovationspotenziale durch nieder-
    nahmen, insbesondere mit Blick auf die Begeisterung von Kin-         schwellige Förderungen für F&E-treibende Unternehmen oder
    dern und Jugendlichen für Wissenschaft und Forschung, sowie          die gezielte Unterstützung von wissens- und technologieorien-
    durch die Förderung eines wissenschafts- und forschungs-             tierten Gründungen.
    freundlichen Klimas im Allgemeinen erfolgen.
                                                                     >   Die Verfügbarkeit von Humanressourcen/Fachkräften sowie
> Die in Vorarlberg generell gering ausgeprägten Wissenschafts-,         der Brain-Drain von gut ausgebildeten Personen (sowohl in
    Forschungs- und universitären Strukturen kennzeichnen die            techniknahen Bereichen als auch im GSK-Bereich) stellen eine
    wesentliche Schwäche der Region. Daher muss es Ziel und In-          wichtige und vor allem für die zukünftige Entwicklung des
    halt der Strategie sein, den Wissenschafts- und Forschungs-          Bundeslandes bedeutende Herausforderung dar, weswegen die
    standort Vorarlberg gezielt und punktuell, insbesondere auch         Qualifizierung durch gezielte Ausbildung im Rahmen der Leh-
    mit Blick auf die Schaffung kritischer Massen, strukturell           re und die Erhöhung der AkademikerInnenquote Vorarlbergs
    weiterzuentwickeln. Dies soll durch die Nutzung von Syner-           ebenfalls Elemente einer Wissenschafts- und Forschungs-
    giepotenzialen unter den Vorarlberger Wissenschafts- und             strategie sind. Neben dem (bedarfsorientierten) Ausbau des
    Forschungsstrukturen, die stärkere Erschließung von struk-           wissenschaftlichen und technischen Bildungsangebots, der
    turbildenden Forschungsförderprogrammen und insbesondere             Nutzung der berufsbegleitenden Studien- und Fernstudienan-
    durch Investitionen in den bedarfsorientierten Ausbau der be-        gebote und der Nutzung entsprechender Synergiepotenziale in
    stehenden Forschungsstrukturen im Lande erfolgen. Eine ein-          der Aus- und Weiterbildung bietet auch die verstärkte Kommu-
    deutige Fokussierung auf ausgesuchte Themenstellungen wird           nikation der Standortattraktivität für internationale Fachkräfte
    hier unumgänglich sein.                                              und „RückkehrerInnen“ einen wichtigen Ansatzpunkt.

> Die eben genannte Weiterentwicklung der Wissenschafts- und         >   Da die weitere Internationalisierung der Wissenschafts-, For-
    Forschungsstrukturen des Landes ist untrennbar mit einer Er-         schungs- und Innovationsaktivitäten eine wesentliche Chance
    höhung der öffentlichen Ausgaben verbunden. Dies betrifft            zur Stärkung der F&E in Vorarlberg – in den Unternehmen wie
    insbesondere die F&E-Ausgaben auf Bundesebene. Wesent-               auch den Forschungseinrichtungen – ist, soll auch diese durch
    lich sind dabei deutliche Akzente bei der Förderung des Auf-         entsprechende Maßnahmen und Förderinstrumente gezielt for-
    baus tragfähiger Forschungsstrukturen sowie eine Steigerung          ciert werden.

                                                                                                                                        17
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

4.2	Grundsätze der Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

Mit der Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+            Synergien­(und Vermeidung von Redundanzen) in Vorarlberg,
werden die Leitlinien für die Forschungs-, Technologie- und Inno­          eine Fokussierung auf die Erreichung „kritischer Massen“ am
vationspolitik (FTI-Politik) des Landes in den nächsten Jahren fest-       Standort (im Sinne des „Stärken stärken“-Prinzips) sowie eine
gelegt. Sie beeinflusst damit die Wettbewerbs- und Förderpolitik           Orientierung des Strukturausbaus an den Bedarfen der Vorarl-
sowie das Handeln der Verwaltungsinstitutionen des Landes nach-            berger Gesellschaft und Wirtschaft.
haltig. Die folgenden Grundsätze sollen dabei die Implementierung
der Strategie leiten:                                                  >   Ziel- und Wirkungsorientierung der Wissenschafts-,
                                                                           Forschungs- und Innovationspolitik
>    Einklang mit nationaler und europäischer Ebene                        Im Sinne des effizienten und effektiven Einsatzes der öffent-
     Vorarlberg ist Teil des nationalen, europäischen bzw. globalen­       lichen Mittel bei der Implementierung der Wissenschafts- und
     Wissenschafts- und Innovationssystems und dementspre-                 Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+ ist die Ziel- und Wir-
     chend durch die bestehenden Rahmenbedingungen der Wis-                kungsorientierung wesentlich. Maßnahmen, welche die defi-
     senschafts-, Forschungs- und Innovationspolitik geprägt. Die          nierten Ziele nicht erreichen, sollen demnach eingestellt oder
     Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+ soll          grundlegend neu ausgerichtet werden. Dazu sind regelmäßige
     in Abstimmung mit nationalen und europäischen Politiken               Evaluationen vorgesehen.
     bzw. im Einklang mit deren Vorgaben umgesetzt werden. Auch
     die bestehenden Strategien auf Landesebene werden in der          >   Optimierung des Einsatzes öffentlicher Mittel
     Imple­mentierung der Strategie entsprechend berücksichtigt.           Der Einsatz öffentlicher Mittel erfolgt nach den Grundsätzen
                                                                           der Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit. Zur
>    Eine umfassende und „systemische“ Wissenschafts-,                     Steigerung der Effektivität und Effizienz dienen weiters fol-
     Forschungs- und Innovationspolitik                                    gende Prinzipien: Additionalität zu bestehenden Förderungen;
     Mit der Strategie wird ein umfassender Ansatz der Wissen-             maximale Nutzung von Synergien und Finanzierungshebeln
     schafts-, Forschungs- und Innovationspolitik verfolgt, der            zu und mit nationalen Fördermitteln; regelmäßige Überprü-
     nicht nur monetäre Maßnahmen umfasst. Im Sinne eines                  fung (Monitoring und Evaluierung) der Zielerreichung und
     „systemischen“ Ansatzes sollen sich die verschiedenen Maß­            Passfähigkeit; Qualitäts- und Outputorientierung sowie An-
     nahmen ergänzen und Synergien bewirken.                               reiz- und Impulsorientierung. Insbesondere bei den öffentli-
                                                                           chen Investitionen in „wirtschaftsnahen“ Bereichen ist grund-
>    Smart Specialisation – Forschung, Technologie und Innova-             sätzlich darauf zu achten, dass damit hohe Investitionen des
     tion für eine erfolgreiche regionale Entwicklung nutzen               privaten Sektors ausgelöst werden.
     Im Einklang mit dem europäischen Konzept der wissensge-
     leiteten Regionalentwicklung – der Smart Specialisation –         >   Internationale Ausrichtung des Standorts
     werden­basierend auf den unter 4.2. genannten Grundsätzen             Vorarlberg ist Teil eines globalen Wissenschafts- und Inno-
     der Wissenschafts- und Forschungsstrategie für das Land re-           vationssystems. Aufgrund seiner geographischen Lage liegt
     gionale Entwicklungsprioritäten in jenen Bereichen gesetzt            es inmitten eines hochqualitativen und pulsierenden Wis-
     (und Investitionen entsprechend gebündelt), wo vorhandenes            sens- und Innovationsraums (Süddeutschland, Ost- und Zen-
     Wissen und Technologien einen Erfolg für die Region verspre-          tralschweiz). Die proaktive Vernetzung mit den angrenzenden
     chen. Dies impliziert insbesondere die Nutzung bestehender            Ländern sowie die Einbindung in europäische und inter­

18
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

    nationale Wissens- und Technologienetzwerke muss daher für
    die Unternehmen genauso wie für Bildungs-, Wissenschafts-
    und Forschungseinrichtungen ein prägendes Prinzip sein. Die
    ­Internationalisierung ist daher in Gesellschaft und Wirtschaft
    zu unterstützen.

>   Erfolge „hinaustragen“
    Die dynamische Entwicklung Vorarlbergs als Wissenschafts-,
    Forschungs- und Innovationsstandort ist kontinuierlich auf
    regionaler, nationaler und internationaler Ebene zu kommuni­
    zieren, um die Bewusstseinsbildung für die Attraktivität der
    Region in Wirtschaft und Gesellschaft und eine entsprechende
    Positionierung zu unterstützen.

                                                                                                                                Quelle: FH Vorarlberg

                                                                                                                          19
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

5 Ziele, Handlungsfelder
  und Maßnahmen

Die übergeordnete Zielsetzung, welche mit der Wissenschafts- und    Angemerkt wird, dass die Wissenschafts- und Forschungsstrategie
Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+ verfolgt wird, ist die nach-   Vorarlberg 2020+ die wesentliche Orientierung für die Ausgestal-
haltige Stärkung Vorarlbergs als Wissenschafts- und Forschungs-     tung der Wissenschafts-, Forschungs- und Innovationspolitik des
standort, um die zukünftige internationale Wettbewerbsfähigkeit     Landes vorgibt. Die tatsächliche Umsetzung der einzelnen Maß-
Vorarlbergs zu gewährleisten und zur Weiterentwicklung des Bun-     nahmen erfolgt in Abhängigkeit von der jeweils aktuellen Budget­­
deslandes in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller   situation des Landes bzw. der zuständigen Abteilungen – dies
Hinsicht beizutragen.                                               insbesondere vor dem Hintergrund, dass strukturbildende Inves-
                                                                    titionen oftmals an entsprechende Bundesförderungen (siehe zB
Zur Erreichung dieser übergeordneten Zielsetzungen wird im          FH-Ausbau und COMET) gekoppelt sind.
Rahmen der Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg
2020+ ein Rahmen mit sechs Zielen verfolgt, die sich wiederum in
entsprechende Handlungsfelder und Maßnahmen gliedern:

     Ziel 1:   Weitere Stärkung des Bewusstseins für die
     		        Zukunfts­bedeutung von Wissenschaft, Forschung
     		        und Innovation für den Standort Vorarlberg

     Ziel 2:   Strategische Weiterentwicklung des Wissenschafts-
     		        und Forschungsstandortes Vorarlberg

     Ziel 3:   Erhöhung der Ausgaben für Forschung und
     		        Entwicklung in Vorarlberg

     Ziel 4:   Bestmögliche Erschließung des Humanpotenzials
     		        und Qualifizierung für Gesellschaft und Wirtschaft

     Ziel 5:   Weitere Stimulierung der Forschungs- und
     		        Innovations­potenziale in Vorarlberger Unternehmen

     Ziel 6:   Weitere Internationalisierung der Wissenschafts-,
               Forschungs- und Innovationsaktivitäten

Die einzelnen Zielsetzungen werden im Folgenden mitsamt den
diesbezüglichen Handlungsfeldern und Maßnahmen sowie In-
dikatoren zur Zielerreichung bzw. zur Dokumentation der Fort-
schritte dargestellt.

20
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

                                                       Bewusstsein
                                                     für Wissenschaft
                                                      und FTI stärken
                                                                            Vorarlberg als
                                      Inter-                              Wissenschafts- &
                                nationalisierung                         Forschungsstandort
                                     von FTI                              weiterentwickeln
                                                     Wissenschafts-
                                                          und
                                                   Forschungsstrategie
                                                   Vorarlberg 2020+
                                 Forschungs-
                                                                            F&E-Ausgaben
                               und Innovations-
                                                                         (privat / öffentlich /
                                 potenziale in
                                                                           im Wettbewerb)
                                Unternehmen
                                                                               erhöhen
                                  stimulieren
                                                     Qualifizierung
                                                    für Gesellschaft
                                                    und Wirtschaft
                                                       befördern

Abb. 3: Ziele der Wissenschafts- und Forschungsstrategie
        Vorarlberg 2020+
        Quelle: Statistik Austria, Eigenberechnung

                                                                                                                                       Quelle: PH Voralberg

                                                                                                                                 21
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

5.1 Ziel 1: Weitere Stärkung des Bewusstseins für die Zukunftsbedeutung von
		          Wissenschaft, Forschung und Innovation für den Standort Vorarlberg

Die weitere Stärkung von Wissenschaft und Forschung in Vorarl-        Vor diesem Hintergrund wurde folgendes Handlungsfeld zur Um-
berg muss und wird auf einem breiten Verständnis und Bewusstsein      setzung dieses Ziels definiert:
in der Bevölkerung für deren Zukunftsbedeutung für den Standort
Vorarlberg – sowohl für dessen wirtschaftliche als auch für dessen    > Bewusstseinsbildende Maßnahmen für Wissenschaft, For-
gesellschaftliche Entwicklung – gründen. Dies insbesondere, um           schung und Innovation und Schaffung eines forschungs-
mittel- bis langfristig öffentliche Investitionen rechtfertigen und      freundlichen Klimas
tätigen zu können.
                                                                      Das Handlungsfeld und die entsprechenden Maßnahmen und Indi-
                                                                      katoren zur Messung der Zielerreichung bzw. zur Dokumentation
                                                                      der Fortschritte sind nachfolgend beschrieben.

                                                                                                                                      Quelle: VIVIT

22
Wissenschafts- und Forschungsstrategie Vorarlberg 2020+

Handlungsfeld 1.1		                  Bewusstseinsbildende Maßnahmen für Wissenschaft, Forschung und Innovation
		                                   und Schaffung eines forschungsfreundlichen Klimas

Kurzbeschreibung		                   Mit bewusstseinsbildenden Maßnahmen für Wissenschaft, Forschung und Innovation soll die breite
		                                   Öffentlichkeit für die zukünftige Bedeutung dieser Themen sensibilisiert werden. Insbesondere
		                                   sollen diese auf die Begeisterung von Kindern und Jugendlichen für die Themen Wissenschaft und
		                                   Forschung abzielen und die vielfältigen Forschungsaktivitäten Vorarlbergs bekannt machen.
		                                   Maßnahmen, die zu einer öffentlichen Wertschätzung wissenschaftlicher Leistungen beitragen,
		                                   unterstützen ein wissenschafts- und forschungsfreundliches Klima und wirken sich positiv auf die
		                                   Weiterentwicklung des Standortes Vorarlberg aus.

Maßnahmen                        >   Weiterführung und Abstimmung von bestehenden Awareness-Initiativen zum Wissenschafts-,
		                                   Forschungs- und Innovationsstandort Vorarlberg (zB Veranstaltungen, PR-Aktivitäten,
		                                   Informationsmaterialen, etc.) des Landes Vorarlberg, der WISTO, der Interessenvertretungen und
		                                   der verschiedenen Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen, auch unter Berücksichtigung
		                                   relevanter Bundesaktivitäten
                                 >   Unterstützung von wissenschaftlichen Veranstaltungen von überregionaler Bedeutung am
		                                   Standort Vorarlberg
                                 >   Jährliche Auszeichnung von herausragenden Vorarlberger WissenschaftlerInnen zur Anerkennung
		                                   von exzellenten Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Forschung (dotierter Preis;
		                                   öffentlichkeitswirksame Preisverleihung)
                                 >   Auszeichnung von Unternehmen im Rahmen des Innovationspreises zur Anerkennung innovativer
		                                   Entwicklungen von Problemlösungen in Form von Produkten oder Verfahren
                                 >   Forcierung von Maßnahmen zur allgemeinen Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in
		Vorarlberg (siehe auch Ziel 4)
                                 >   Nutzung der Pädagogischen Hochschule (im Wege der Lehrenden, die an der PH ausgebildet
		werden), der Fachhochschule, der Inatura und anderer Einrichtungen als Multiplikatoren zur
 Schaffung eines nachhaltigen Interesses an Wissenschaft und Forschung durch entsprechende

		                                   Projekte (zB durch Unterstützung der MINT-Initiative und der vorwissenschaftlichen Arbeiten
		                                   durch die Landesbibliothek und andere öffentliche Bibliotheken)

Indikatoren zur Zielerreichung   >   Evaluierung des Bewusstseins für Wissenschaft, Forschung, Innovation in der Bevölkerung durch bzw.
Dokumentation		Meinungsforschung
                                 >   Anzahl entsprechender Veranstaltungen/Kampagnen
                                 >   Dokumentation der relevanten Ergebnisse (vergebene Preise, Maßnahmen zur Förderung des
		                                   wissenschaftlichen Nachwuchses, Maßnahmen der betreffenden Einrichtungen)

                                                                                                                                            23
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