Wohnmedizin Sick building syndrome, building related illness - Kann Wohnen krank machen ? Pilgramm - TH OWL

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Wohnmedizin Sick building syndrome, building related illness - Kann Wohnen krank machen ? Pilgramm - TH OWL
TECHNISCHE
HOCHSCHULE
   OWL

                   Wohnmedizin
                      Sick building syndrome,
                       building related illness
                    Kann Wohnen krank machen ?
                                      Pilgramm

  11. Vorlesung
  WinSem 2021/22
  M. Pilgramm
Wohnmedizin Sick building syndrome, building related illness - Kann Wohnen krank machen ? Pilgramm - TH OWL
Nr. 112

  Abfall auf Privatgrundstücken

❖ Städte dürfen Abfallberge auf
  Privatgrundstücken verbieten (Ratten,
  Schimmel etc.).
  Reagiert der Eigentümer nicht, darf die Stadt
  den Abfall auf seine Kosten entsorgen.

❖ VG Münster, AZ 7L1222/16

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Nr. 113

  Mietminderung durch Baulärm
❖ Eine Mitminderung von bis zu 20% ist rechtens,
  wenn bei Abschluss des Mietvertrages die
  Beteiligten stillschweigend vereinbart haben,
  dass die Wohnung den üblichen Mindest-
  standard für gesundheitlich unbedenkliches
  Wohnen einhält, dieser Standard in einer
  Bauphase auch ohne Beteiligung des
  Vermieters nicht gewährleistet ist.

❖ LG Berlin AZ 67S76/16

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Nr. 114

  Taubenfüttern auf dem Balkon

❖ Eine Wohnungseigentümergemeinschaft darf
  einem Wohnungseigentümer verbieten,
  Tauben auf seinem Balkon wegen drohender
  Verschmutzung des Gebäudes und
  Gesundheitsgefährdung der Bewohner zu
  füttern.

❖ AG München, AZ 485C5977/15WEG

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Nr. 115

  Stilllegung eines Müllschluckers

❖ Die Erweiterung des Müllplatzes hinter dem
  Haus und die damit verbundene Stilllegung
  eines Müllschluckers im Haus ist keine
  Modernisierungsmaßnahme und rechtfertigt
  keine Mieterhöhung.

❖ AG Berlin-Neukölln, AZ 11C314/15

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Das Sick Building Syndrome
(W. Bischoff, Jena; A. Wiesmüller, Münster)

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Seit Mitte der 70er Jahre wurde in Industrie-
nationen zunehmend Klagen über Befindlich-
keitsstörungen bis hin zu manifesten Erkran-
kungen in Abhängigkeit vom Aufenthalt in
Innenräumen beobachtet.

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Für Innenraum assoziierte Befindlichkeits-
störungen legte 1983 die WHO den Begriff

 Sick Building Syndrome
                                       fest.

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Internationale Konvention (SBS)
Nutzer eines Gebäudes klagt über
Befindlichkeitsstörungen
❖ der Augen
❖ der oberen und unteren Luftwegen
❖ der Haut
❖ des zentralen Nervensystems

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Wichtige Unterscheidungen
SBS:
unspezifische innenraumbezogene Gesundheitsprobleme
sowohl für Personengruppen als auch für Einzelpersonen
in gewerblichen, öffentlichen und privaten Gebäuden.

BRI: Building Related Illness
Klar definierte Krankheitsbilder:

❖ Befeuchterfieber
❖ Legioneliose
❖ Allergien (Milben, Pilze)
❖ Malignome (Radonassoziiertes Lungenca)

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SBS: ein Problem
     einer oder alle ??
ein Symptom oder mehrere ??

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Paracelsus 1538

 „Allein die Dosis macht,
dass ein Ding kein Gift ist“

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Wohnmedizin
Nicht die Dosis allein definiert die Wirkung

  sondern die Summe aus
  Dosis
+ Vielfachbelastung
+ Zeitdauer der Belastung
+ individuelle Susceptibilität

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Prävalenz
der umwelt (wohn) - medizinischer
Erkrankungen in der Bevölkerung

15 – 30 % leiden an
Umwelterkrankungen

 4 - 9 % leiden an schweren
Umwelterkrankungen (R.K.I. 2002)

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Soll man überhaupt an SBS festhalten ???
  Die internationale Literatur sagt „JA“
  und postuliert folgende Kernsymptomatik:

❖ Irritation der Schleimhäute von Auge, Nase, Rachen
❖ Irritation der Haut
❖ Müdigkeit
❖ Schweregefühl im Kopf
❖ Kopfschmerzen
❖ Unwohlsein / Schwindel
❖ Konzentrationsstörungen

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Normalbevölkerung in
Dänemark & Schweden

Augenirritationen                    11 – 16%
Nasen- Rachenirritationen            16 – 19%
Müdigkeit                            15 – 30%
Kopfschmerzen                        10 – 19%

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Abgrenzung
Sick Building --- Healthy Building
oft schwierig !

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Gebäudecharakteristika für SBS
  (WHO 1983)

❖ Leichtbauweise
❖ Isolierung (kaum zu öffnende Fenster)
❖ RTL für gesamtes Gebäude
❖ RTL mit hohem Umluftanteil
❖ thermischer Diskomfort
❖ großflächige Textilauskleidung
❖ textile Fußbodenbeläge

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Chemische Faktoren SBS
❖ Kohlendioxid
❖ Kohlenmonoxid
❖ Stickstoffdioxid
❖ flüchtige organische Verbindungen (VOC)
❖ Biozide
❖ Schädlingsbekämpfungsmittel

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VOC und SBS
Baumaterial                    Fotokopiergeräte
Farben                         Laserdrucker
Teppichböden                   Drucktinten
Mobiliar                       Faserstifte
Reinigungsmittel               Klebstoff

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Ziel:
            TVOC
(Total Volatile Organic Compounds)

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Neues Problem

              MVOC
(Microbial Volatile Organic Compounds)

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Weiteres Problem

VOC und Geruch ...
  ... Geruch und Psyche

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Biologische Faktoren SBS
                                  Quellen:
Schimmelpilz                      RTL
Bakterien                         Zierpflanzen
Allergien                         Haustier
Toxine                            Mensch

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Physikalische Faktoren SBS

Belüftung des Gebäudes
      Lüftungsrate
      Luftgeschwindigkeit
      Temperatur
      Luftfeuchtigkeit
Schall (tieffrequent)
Beleuchtung (Bildschirmarbeit)

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Personengebundene,
psychosoziale Faktoren SBS

Frauen häufiger als Männer
Stressproblem häufiger bei Frauen
Arbeitsplatzmonotonie

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Metaanalyse aus 32 Studien

RTL – Anlagen
Stress / Unzufriedenheit im Beruf
Allergie / Asthma - Disposition

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Schadstoffbelastung in Wohnräumen

  PCP, Lindan, Biozide
o Holzvertäfelung mit nachträglich aufgebrachter Lasur
o Renovierte Altbau-Fachwerkhäuser
o Fertighäuser in Hozfachwerkbauweise
o Ungenutzte Landwirtschaftsgebäude
o Antiquitäten
o Ältere Ledersitzmöbel
o Mobiliar aus der „dritten Welt“

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Schadstoffbelastung in Wohnräumen

  Biozide
o Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen
o Wollteppiche und -teppichböden in „Wollsiegel“
  Qualität
o Veloursitzmöbel aus Naturfasern
o Holzschutzmittelanwendung

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Schadstoffbelastung in Wohnräumen

 Formaldehydbelastung
o Augentränen, stechender, unspezifischer Geruch
o Deckenvertäfelung aus furnierter Spanplatte
o Mobiliar aus Spanplatte mit umfangreichen, nicht
  abgedeckten Schnittkanten (z.B. Regalwände)
o Spanplatten im Boden-, Wand- und Deckenaufbau
o Fertighäuser älterer Bauart
o Dach- und Hohlraum-Isolierungen mit Ortschäumen
o Versiegelung von Parkettböden mit SH-Siegel
o Anstriche mit Feuchtraumfarben
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Schadstoffbelastung in Wohnräumen

  Flüchtige organische Substanzen (VOC)
o Geruchswahrnehmung
o Renovierungsmaßnahmen (innerhalb des letzten Jahres)
o neuverlegte Fußbodenbeläge
o Balkon- und Flachdachsanierungen
o Fassadenhydrophobierungen und Mauerwerk-
  sanierungen
o Umnutzung ehemaliger Gewerberäume oder angren-
  zender Gewerbebetriebe mit Lösemittelverwendung

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Schadstoffbelastung in Wohnräumen

 Flüchtige organische Substanzen (VOC)
o angrenzender Heimwerker-Keller
o umfangreiche Nadelholzvertäfelung
o neues Mobiliar, auch unbehandelter Nadelhölzer
o Verwendung von Duftölverdampfern
o unsachgemäße Anwendung von Reinigungsmittel

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Schadstoffbelastung in Wohnräumen

 Künstliche Mineralfasern
o Akustikdeckenverkleidung, insb. ohne Rieselschutz
o Isolierung von Dachböden
o Schallschluck – Wandvertäfelungen
o Nachtstromspeicher-Heizgeräte (bis 1977-Asbest)
o Brand- und Hitzeschutzprodukte (vor 1980-Asbest)

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Schadstoffbelastung in Wohnräumen

  Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
o charakteristischer Teergeruch
o Gussasphalt- Bodenplatten oder -Estrich in alten
  Häusern
o Bitumenkleber unter älteren Parkettböden
o Verwendung teerölhaltiger Holzschutzmittel auf
  Dachböden (Carbolineum)
o Verunreinigungen durch Brände
o Feuchteschäden an wasserfesten Spanplatten
  älterer Bauart (Mono-Chlornaphaline)
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Schadstoffbelastung in Wohnräumen

 Leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe
o angrenzende chemische Reinigungen oder
  Umnutzung ehemaliger Reinigungsräume
o Wohngebäude auf Altlastenstandort

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Schadstoffbelastung in Wohnräumen

 Polychlorierte Biphenyle
o Verwendung dauerelastischer Fugendichtmassen
  auf Polysulfidbasis im Innenraum (vor 1975)
o Spanplattendeckenverkleidung mit Flammschutz-
  anstrich (vor 1975)
o Leuchtstoffröhren älterer Bauart mit
  Kondensatorleckage

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Schadstoffbelastung in Wohnräumen
    Auswirkungen auf den menschlichen Organismus

1. Holzschutzmittel: Nerven, Leber, Tumore
2. Biozide: Tumore, Erbgut, Immunsystem, Nerven
3. Formaldehyd: Schleimhäute, Gehirn
4. Flüchtige anorganische Verbindungen: Gehirn, Nerven
5. Mineralfasern: Tumore, Lunge
6. Polyzyklisch aromatische KWS: Tumore
7. Leichtflüchtige chlorierte KWS: Schleimhäute, Immunsystem,
   Nerven, Geruch
8. Polychlorierte Biphenyle: Tumore, Leber, Niere, Nerven,
   Chlorakne
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ProKlima - Studie

14 große Bürogebäude
  4596 Beschäftigte

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Das möchte ich Ihnen
    ersparen !!!

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Ergebnis der Studie

1. Der Anteil der durch eine SBS-
   Symptomatik befindlichkeitsgestörten
   Arbeitnehmer ist in klimatisierten Räumen
   höher als in natürlich belüfteten Räumen.

2. Klimatisierte Gebäude sind durch
   geringere!!! physikalische, chemische und
   biologische Lasten gekennzeichnet.

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Ergebnis der Studie

   ... aus 1. und 2. ergibt sich:
3. In den untersuchten Bürogebäuden sind
   Befindlichkeitsstörungen primär mit Faktoren aus
   den Bereichen der Tätigkeit und Ergometrie der
   persönlichen Disposition und psychosozialen
   Umgebung verbunden.

4. Umweltfaktoren zeigen keine signifikanten Asso-
   ziationen zu komplexen Befindlichkeitsstörungen.

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Risikofaktoren erkennen
      & vermeiden

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Liegt der Verdacht
  eines SBS vor

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Mitarbeiter ernst nehmen !!!

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Wohnmedizinische Empfehlungen

Liberon Parkett Öl natur
Liberon, Offenburg

Matratzen Concord Solo K+F
Matratzen Concord, Köln

Thermohanf
Hock, Nördlingen

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Vielen Dank

  M. Pilgramm, Detmold   58
?
Vielen Dank

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