Wolfgang Amadeus Mozart Le nozze di Figaro - Sonntag 1. Dezember 2013 18:00 Klassiker! 2
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Klassiker! 2 Wolfgang Amadeus Mozart Le nozze di Figaro Sonntag 1. Dezember 2013 18:00
Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird.
Klassiker! 2 Wolfgang Amadeus Mozart Le nozze di Figaro Pietro Spagnoli Bariton (Graf Almaviva) Rosemary Joshua Sopran (Gräfin Almaviva) Sophie Karthäuser Sopran (Susanna) Konstantin Wolff Bass (Figaro) Anett Fritsch Mezzosopran (Cherubino) Isabelle Poulenard Mezzosopran (Marcellina) Thomas Walker Tenor (Don Curzio / Basilio) Marcos Fink Bass (Bartolo / Antonio) Lore Binon Sopran (Barbarina) Camerata Vocale Freiburg Winfried Toll Einstudierung Clemens Flämig Einstudierung Freiburger Barockorchester René Jacobs Dirigent Musikalische Assistenz: Frank Markowitsch Sonntag 1. Dezember 2013 18:00 17:00 Einführung in das Konzert durch Oliver Binder
PROGRAMM Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791 Le nozze di Figaro KV 492 (1785/86) Opera buffa in vier Akten Libretto von Lorenzo Da Ponte nach »La folle journée, ou Le mariage de Figaro« von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais Pause nach dem zweiten Akt gegen 19:40 Ende gegen 21:40 2
Der Inhalt Die Voraussetzungen Vor wenigen Jahren hat der Graf Almaviva in Sevilla mit Unter- stützung des Barbiers Figaro dem Doktor Bartolo dessen Paten- kind Rosina, mithin Gräfin Almaviva, vor der Nase weggeheira- tet. Nun bewohnt er mit ihr das drei Meilen von Sevilla entfernte Schloss von Aguas-Frescas. Figaro ist inzwischen Kammerdie- ner des Grafen und will Susanna, das Kammermädchen der Grä- fin, heiraten. Allerdings hat Susannas Onkel Antonio, Gärtner des Grafen und ihr Vormund, in die Hochzeit noch nicht eingewilligt. Außerdem hat Figaro einst von Marcellina gegen ein einklag- bares Heiratsversprechen viel Geld geborgt. Und: Der Graf stellt Susanna nach. Nachdem er gerade noch auf ein altes »Entjung- ferungsrecht« Verzicht geübt hat, will er nun mit anderen Mitteln zum Ziel gelangen. 1. Akt In einem Zimmer des Schlosses, in dem sich nur ein Sessel befindet, ist Susanna mit der Anprobe des Brauthutes, Figaro mit dem Ausmessen des Raumes beschäftigt: dem idealen Schlaf- zimmer, denn man ist schnell bei Graf und Gräfin. Doch der Graf sei bei Figaros Abwesenheit auch sehr schnell bei Susanna, der mit ihr das »Recht der ersten Nacht« erneuern will. Figaro sagt seinem Herrn den Kampf an. Marcellina will ihren Vertrag einklagen, Figaro heiraten und dafür mit Bartolos Hilfe Figaros Hochzeit mit Susanna vereiteln. Bar- tolo stimmt einen Lobpreis der Rache an. Susanna und Marcel- lina treffen aufeinander: Doppelzüngige Spitzen. Cherubino klagt Susanna: Der Graf habe ihn bei Barbarina erwischt und ihn deshalb des Schlosses verwiesen. Er bit- tet Susanna, die Gräfin zur Fürsprache anzuhalten. Cherubinos arios-amouröse Befindlichkeitserklärung. Man hört den Grafen, Cherubino kann sich gerade noch unge- sehen hinter den Sessel flüchten. Dort wird er Zeuge von des Grafen Forderungen eines Stelldicheins, für das dieser Susanna 3
auch zu b e z a h l e n bereit ist. Man hört Basilio kommen: der Graf versteckt sich hinter dem Sessel, während sich Cherubino vor und auf ebendiesen retten und Susanna eine Decke über ihn werfen kann. Basilio erkundigt sich nach dem Grafen, der von Figaro gesucht werde. Graf und Page hören indes mit: Basilio plaudert nicht nur von dem Verlangen des Grafen nach Susanna, sondern auch über Cherubinos Schwärmerei für die Gräfin. Seine Eifersucht treibt den Grafen hinter dem Sessel hervor. Er stellt Basilio zur Rede, der nur scheinbar bemüht ist, die Causa Gräfin-Cherubino abzuschwächen. Doch der Graf ist auf Cheru- bino ganz grundsätzlich schlecht zu sprechen: erst kürzlich habe er ihn bei Barbarina ertappt. Um eine anschauliche Schilderung bemüht, zieht er die Decke vom Sessel – auch hier: Cherubino! Susanna vergeht; Basilio triumphiert; der Graf wütet: Cherubino weiß zu viel. Nun platzt auch noch Figaro samt bäuerlicher Fest- gesellschaft herein, lobhudelt dem Grafen wegen seines Ver- zichtes auf das »Recht der ersten Nacht« – nötigt ihn so, diese Verzichtserklärung öffentlich zu wiederholen! –, und bittet um die Verheiratung. Insgeheim nach Marcellina schickend, unter dem Vorwand, nur die »besten seiner Getreuen« als Zeugen der Ver- mählung laden zu wollen, schiebt der Graf die Hochzeitsfeier- lichkeiten noch hinaus. Die Festgesellschaft verlässt den Raum. Der Graf ist fest entschlossen, Cherubino nun endgültig vom Schloss zu jagen. Figaro und Susanna bitten für den Pagen um Gnade, und der Graf gewährt sie auf seine Weise: Cherubino wird eine freie Offiziersstelle im Regiment zugesprochen – und in die- ser Funktion habe er sofort nach Sevilla abzureisen. Figaro will Cherubino vor seiner Abreise noch einmal heimlich sprechen. Vorläufig lässt er ihm bitteren Trost zuteilwerden. Er wird nun nicht mehr die Mädchen betören: Auf in den Krieg! 4
2. Akt In ihrem Zimmer trauert die Gräfin der verlorenen Liebe des Gra- fen nach. Figaros Plan, um den Grafen zur Raison zu bringen: er wird dem Grafen durch Basilio einen anonymen Brief mit der Nachricht zukommen lassen, dass die Gräfin während des Festes einem Liebhaber eine Verabredung gewähren wird. So sollen des Grafen Pläne zur Vereitelung von Figaros und Susannas Hoch- zeit verwirrt werden. Susanna wiederum möge dem Grafen am Abend ein Stelldichein gewähren, an ihre Stelle aber, in Frauen- kleider gesteckt, solle Cherubino treten. Während dieser Zusam- menkunft überrasche dann die Gräfin ihren Gatten. Figaro geht, um den beiden Damen Cherubino zum Umkleiden zu schicken. Der Gräfin ist es höchst unangenehm, dass der Graf von Cheru- binos Schwärmerei weiß. Trotzdem fragt sie Susanna nach sei- ner kleinen Kanzone. Cherubino (der längst abgereist sein sollte!) kommt selbst und wird genötigt, sein Lied vorzutragen. Die Tür wird abgeschlossen, und die Damen machen sich daran, Che- rubino mädchenhaft einzukleiden. Der Page zeigt der Gräfin das frisch ausgestellte Offizierspatent: In der Eile der Ausfertigung wurde das gräfliche Siegel vergessen. Susanna entdeckt an Che- rubinos Unterarm das von ihm zuvor entwendete Band der Grä- fin, das er als Wundverband nützt. Nachdem Susanna ein Pflas- ter gebracht hat, geht sie in ihr Zimmer, um das Kleid der Gräfin zu holen. Cherubino leidet Abschiedsschmerz. Die Gräfin ist gerührt. Der Graf begehrt Einlass an der verschlossenen Tür. Cherubino ver- schwindet im Kabinett und schließt von innen ab. Die Gräfin bemerkt den von Figaro verfassten Brief in der Hand des Grafen. Cherubino verursacht unvorsichtigerweise Lärm im Kabinett, des Grafen Misstrauen wächst. Susanna, von der die Gräfin behauptet, sie hätte sich im Kabinett eingeschlos- sen, betritt, von Graf und Gräfin ungesehen, den Raum. Der Graf befiehlt »Susanna« zunächst, aus dem Kabinett zu treten; dann, zumindest Antwort zu geben. Die Gräfin verbietet »ihr« beides. 5
Der Graf glaubt immer weniger an die »Susanna-Version«, ver- mutet vielmehr einen Liebhaber der Gattin. Er will Werkzeug holen, um die Kabinetttür zu öffnen, nimmt die Gräfin mit und sperrt alle anderen Türen ab. Eilig holt Susanna Cherubino aus dem Kabinett. Da die anderen Türen von außen verschlossen sind, bleibt Cherubino nur, sich durch einen Sprung aus dem Fenster zu retten. Susanna sperrt sich ins Kabinett. Der Graf kehrt mit der Gräfin zurück und macht sich daran, die Kabinetttür mit Gewalt aufzubrechen. Da legt die Gräfin Stück für Stück Geständnis ab vom angeblich verborge- nen, halb entkleideten Cherubino. Der Graf fordert »Cherubino« auf, zu öffnen und ist fest entschlossen, ihn zu töten. Vergeb- lich beteuert die Gräfin ihre und Cherubinos Unschuld. Da tritt Susanna aus dem Kabinett. Graf und Gräfin sind verwirrt. Arg- wöhnisch sieht der Graf im Kabinett nach. Schnell kann Susanna der Gräfin von Cherubinos rettendem Sprung berichten. Der Graf kommt zurück, ist beschämt und bittet um Verzeihung. Es gelingt, den Spieß umzudrehen: Die Gräfin und Susanna behaupten, den Grafen nur auf eine Probe seines Vertrauens gestellt zu haben. Dafür habe Figaro jenen eifersuchtschürenden Brief verfasst. Figaro holt Susanna, drängt auf die Hochzeit. Der Graf versucht, wieder die Oberhand zu bekommen: Kennt Figaro den Verfasser des Briefes? Dieser leugnet. Die Damen erwirken ein Geständ- nis des »Spaßes«, und Figaro will diesen mit der Hochzeitsfeier beenden. Wütend tritt der Gärtner Antonio mit einem zerbrochenen Blu- mentopf in der Hand ein. Ein Mann sei aus dem Fenster in den Garten gesprungen. Gerade noch kann Figaro reagieren, um von Cherubinos Anwesenheit am Schloss abzulenken: Er selber sei aus dem Fenster gesprungen und habe sich dabei den Fuß ver- renkt. Auf Susanna wartend, habe er den Grafen toben gehört, – die Angelegenheit des Briefes bedenkend, fiel ihm vor Schreck nichts als die Flucht aus dem Fenster ein. Da zückt Antonio ein Schreiben, das der Entsprungene verloren hat. Der Graf glaubt, Figaro jetzt überführen zu können. Die Gräfin und Susanna rau- nen ihm die richtigen Stichworte zu: Es sei das Patent des Pagen, antwortet Figaro, das Cherubino ihm zurückgegeben habe, weil 6
das Siegel fehle. Abermals droht dem Grafen alles zu entgleiten. Doch durch das Eintreffen von Marcellina, Bartolo und Basilio scheint seine Sache gerettet. Marcellina pocht auf die Einhaltung jenes Vertrages mit Figaro, der entweder die Rückzahlung des Darlehens oder die Heirat vorsieht. 3. Akt In einem großen Saal des Schlosses. Dem Grafen fehlt endgültig die Übersicht über den augenblickli- chen Stand der Dinge. Die Gräfin gibt Susanna den Auftrag, dem Grafen das Stelldich- ein zu gewähren, davon jedoch Figaro nichts wissen zu lassen. An ihrer, Susannas, Stelle wolle sie selbst, die Gräfin, am Abend verkleidet ihren Mann im Garten erwarten. Unter dem Vorwand, um das Riechfläschchen der Gräfin zu bit- ten, gibt Susanna dem Grafen zu verstehen, seinen Wünschen nachkommen zu wollen. Susanna raunt Figaro zu, dass sein Prozess auch ohne Anwalt schon gewonnen sei. Der Graf hat mitgehört. Er fühlt sich aber- mals betrogen und fürchtet, Marcellina könnte von den beiden bestochen werden. Seine Hoffnung ist Antonio, der sich noch weigern könnte, seine Nichte Susanna Figaro, weil dessen Her- kunft unbekannt ist, zur Frau zu geben. Den von ihm begehrten, ihm aber vorenthaltenen »Besitz« kann und will er seinem Unter- gebenen nicht zugestehen. Don Curzio, der Richter, hat den Rechtsstreit entschieden: Wenn Figaro nicht zahlen kann, muss er Marcellina heiraten. Doch Figaro behauptet plötzlich, adeliger Abstammung zu sein. Als Kleinkind sei er seinen Eltern geraubt worden, und ohne deren Zustimmung könne er selbst in keine Heirat einwilligen. Zur allgemeinen Verblüffung weist ein auf dem rechten Arm ein- gebranntes Zeichen Figaro als Sohn Bartolos und Marcellinas aus. Susanna will dem Grafen eine Börse übergeben, um Figaro 7
auszulösen, sieht diesen aber Marcellina umarmen. Die Famili- enverhältnisse klären sich auch für sie. Enttäuscht und verärgert räumen Don Curzio und der Graf das Feld. Marcellina erlässt ihrem Sohn Figaro die Schuld, Susanna steuert ihre Börse bei, auch Bartolo beteiligt sich finanziell am Glück des Paares. Barbarina lockt Cherubino zu sich nach Hause. Sie wolle ihn als Mädchen verkleiden, damit er so unerkannt mit ihr der Gräfin Blumen überreichen könne. Die Gräfin, a l l e i n . Zweifel über die geplante Verkleidungsint- rige, Schmerz über die Erniedrigung, zuletzt Hoffen darauf, den Gatten wieder für sich gewinnen zu können. Antonio, mit Cherubinos Hut in der Hand, erzählt dem Grafen, der Page sei noch nicht abgereist. Er hätte sich in seinem Haus als Frau verkleidet und sein Gewand dort zurückgelassen. Die Gräfin diktiert Susanna jenen Brief, der den Grafen am Abend zu einem Stelldichein den Garten locken soll. Der Brief wird mit einer Nadel versiegelt, der Graf aufgefordert, dieses Siegel an die Absenderin zurückgehen zu lassen. Bauernmädchen, unter ihnen Barbarina und der als Mädchen verkleidete Cherubino, machen der Gräfin ihre Aufwartung, Cherubino überreicht ihr einen Strauß Blumen, sie küsst das vermeintliche Mädchen auf die Stirn. Antonio lüftet Cherubinos Identität. Der Graf ist erzürnt, stellt die Gräfin zur Rede. Doch bevor er zur Bestrafung Cherubinos schreiten kann, rettet Bar- barina die Situation: Unter Berufung auf sein Versprechen, – ihr nämlich zu geben was sie sich wünsche, wenn sie ihn lieb habe –, bittet sie den Grafen vor allen Anwesenden, Cherubino zum Mann zu bekommen. Der Graf ist abermals bloßgestellt. Figaro will die Mädchen zum Tanz holen. Der Graf glaubt, ihn nun in die Enge treiben zu können und präsentiert ihm Cherubino, der auch zugegeben habe, aus dem Fenster gesprungen zu sein. Figaro meint nur lakonisch: er eben auch; und lässt sich auf den Streit nicht weiter ein. Ein Hochzeitsmarsch erklingt. 8
Graf und Gräfin beschließen, vorläufig Haltung zu bewahren und erwarten die Festgesellschaft. Abermals huldigt man dem Grafen wegen des großmütigen Verzichtes auf das alte Feudalrecht. In einer Zeremonie empfängt Susanna ihren Brauthut vom Grafen, Marcellina empfängt den ihren von der Gräfin. Währenddessen steckt Susanna dem Grafen unauffällig ihren Brief zu, er öffnet ihn heimlich und sticht sich dabei mit der Nadel in den Finger. Figaro hat Letzteres beobachtet, tippt auf eine heimliche Lieb- schaft, ohne die Herkunft des Briefes zu ahnen. Der Graf kündigt für den Abend eine große Hochzeitsfeierlichkeit an. 4. Akt Im Schloss sucht Barbarina die zu Boden gefallene Nadel, die ihr der Graf zur heimlichen Rückgabe an Susanna anvertraut hat. Sorglos berichtet sie davon Figaro. Der glaubt sich nun von Susanna betrogen und will sie im nächtlichen Garten bei ihrem vermuteten Rendezvous mit dem Grafen überraschen. Marcel- lina beschließt, Susanna zu warnen. Sie klagt über die Männer, die jene liebende Eintracht, wie sie unter Ziegen, Schafen und anderen Vertretern des Tierreichs üblich sei, zwischen Menschen verunmöglichen. Im nächtlichen Dunkel des Gartens sucht Barbarina nach dem Pavillon, in dem Cherubino sie erwarten will. Figaro hat Basilio und Bartolo als Zeugen bestellt hat. Er gibt Anordnung, sich zu verstecken, bis er alle herbeirufe. Basilio berichtet Bartolo von der »Eselshaut«, die ihm »Frau Gelassen- heit« überlassen habe, um alles Ungemach von ihm abprallen zu lassen. Figaro wartet auf das Zusammentreffen von Susanna und dem Grafen und zürnt auf die Frauen im Allgemeinen. Die Gräfin und Susanna, jeweils als die andere verkleidet, beginnen ihr Spiel. Figaro bemerkt die beiden. Die Damen bemerken ihn. Die Grä- fin versteckt sich. Susanna träumt vom zukünftigen Glück mit Figaro. Dieser hört mit und bezieht Susannas Schwärmen auf den Grafen. 9
Cherubino, am Wege zum Stelldichein mit Barbarina, bemerkt die Gräfin, die er für Susanna hält und flirtet mit ihr. Die Gräfin will Cherubino loswerden. Der Graf kommt, hält die Gräfin eben- falls für Susanna. Alle teils verborgen Anwesenden, – Susanna, Figaro, Graf und Gräfin –, fürchten, dass Cherubinos Anwesen- heit ihre jeweiligen Pläne durchkreuzen könnte. Cherubino will »Susanna« (= die Gräfin) küssen. Der Graf tritt dazwischen, Che- rubino küsst den Grafen, dieser wieder will Cherubino ohrfeigen und trifft Figaro, während Cherubino längst in Richtung Barba- rina entschwunden ist. Der Graf umwirbt »Susanna« (= die Gräfin). Die Gräfin – vorge- bend, Leute zu hören – wechselt den Ort; der Graf, der jedes Auf- sehen vermeiden will, zieht sich vorläufig in eine andere Rich- tung zurück. – Susanna, als Gräfin verkleidet, spricht Figaro an. Figaro erkennt Susanna an der Stimme, spielt das Spiel aber weiter und macht der »Gräfin« (= Susanna) den Hof. Susanna ist erzürnt und ohrfeigt Figaro, der ihr gesteht, sie ohnehin erkannt zu haben. – Der Graf kommt zurück, um »Susanna« (= die Grä- fin) aufzusuchen. Figaro und Susanna spielen weiter: Lautstark macht Figaro der »Gräfin« (= Susanna) den Hof, die, ein Schä- ferstündchen zu gewähren vortäuschend, entschwindet. Der Graf hält den ihr folgenden Figaro auf und schlägt Alarm. Der Graf glaubt nun endgültig zur Bestrafung der ihn Hinter- gehenden schreiten zu können. Hervor treten: Cherubino, Bar- barina, Marcellina und die immer noch als Gräfin verkleidete Susanna. Alle bitten den Grafen um Verzeihung. Dieser hat die Verwechslung noch nicht erkannt und kennt keine Gnade. Da erscheint die Gräfin: zumindest sie werde Verzeihung erwirken. Der Graf erkennt sein tiefes Unrecht, erfleht die Verzeihung der Gräfin; und diese sagt – ja. Die Tollheiten zumindest dieses Tages haben – vorläufig – ihr Ende gefunden. Oliver Binder 10
ZUM WERK »So habe ich vielleicht mehr Ehre im Leib als mancher Graf« – Vorweg Le nozze di Figaro ist eine Komödie. Der Textdichter weist das Werk als »comedia per musica« aus, der Komponist selbst trägt es als »opera buffa« in sein Werkverzeichnis ein. Lorenzo Da Ponte und Wolfgang Amadeus Mozart haben 1786 – auf der Grundlage von Beaumarchais’ Schauspiel La folle journée ou Le mariage de Figaro – ein brillantes, unterhaltendes Stück Musik- theater geschaffen. Doch »augenblicksweise tut der Abgrund Mensch sich auf, in den hinabzuschauen es einen Büchner schaudern wird«, meint der Dichter Julian Schutting, »für Augen- blicke gibt Mozart den Blick auf in einer Menagerie gehaltene Bestien frei, durch ein schönes Gitter aus Schmiedeeisen, deckt aber gleich den Abgrund Mensch wieder zu!« Wahrhaft gute Komödien zeichnen sich eben auch dadurch aus, dass sie die Tragödie in sich tragen. Dabei ist Le nozze di Figaro dicht durch- zogen vom bewährten Mechanismus der Komödie: Von Türen, Briefen, Heiratsverträgen, Canzonetten, Verkleidungen und den daraus entwachsenden Irrungen, Verwirrungen, Missverständ- nissen, Verwunderungen, Verwechslungen und Blamagen. Le nozze di Figaro führt variantenreiche Paarungen vor. Barbarina und Cherubino (die Turbulenzen der Hormone), Susanna und Figaro (die heiratswilligen Existenzgründer), Gräfin und Graf (die erkaltete Ehe), Marcellina und Bartolo (die verspätete Zuneigung). Spürt man aber den Wünschen und Begierden nach, so finden sich noch: Cherubino und die Gräfin, der Graf und Susanna, Susanna und Cherubino, Barbarina und der Graf, Marcellina und Figaro … Gefährliche Liebschaften! Es ist kein Zufall, dass Les liai- sons dangereuses demselben Zeitalter entsprungen sind. Dabei lag auch das Skandalon dieses Briefromans von Pierre-Amb- roise-François Choderlos de Laclos weniger in der aufgelade- nen erotischen Atmosphäre als in der Darstellung der zynischen Abgefeimtheit der adligen Protagonisten: Das Zeitgemälde einer dekadenten, verkommenen Herrscherschicht – reif für den Sturz. 11
Zeiten des Umbruchs Oper wie Schauspiel: »Die Hochzeit des Figaro« ist ein Werk aus dem Geist der Französischen Revolution. Europa kam in den letz- ten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts nicht zur Ruhe. Den Bür- ger drängte es endlich zur Emanzipation. Es konnte nicht weiter angehen, dass die Aristokratie, weil sie im Besitz war, dadurch auch unangefochten im Recht wohnte. Beaumarchais wie Da Ponte und Mozart erlebten ein Klima, das man heute als »poli- tical heating« bezeichnen könnte. In Frankreich entlud es sich schließlich am 14. Juli 1789 im Sturm auf die Bastille. Am 26. August 1789 folgte die »Erklärung der Menschenrechte«. Kurz nachdem im Herbst 1791 eine Verfassung Frankreich zur konstitu- tionellen Monarchie formte, starb Wolfgang Amadeus Mozart am 5. Dezember. Er erfuhr nichts mehr von den Septembermorden des Jahres 1792, von der Abschaffung des Königtums und der Einführung der Republik, von der Hinrichtung Ludwigs XVI. und Marie Antoinettes, vom Terror der Jakobinerherrschaft und dem pausenlosen Wüten der Guillotine. Aber er und Lorenzo Da Ponte hatten im österreichischen Wien die Anspannung noch gespürt, mit der man das gefährliche Gären im benachbarten Frankreich beobachtete. In Frankreich zum Beispiel wurde Beaumarchais’ Schauspiel La folle journée ou Le mariage de Figaro (»Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro«) als aufrührerisch und daher gefährlich angesehen. In Wien gab die Zensur das Stück zunächst zwar frei, doch drei Tage vor der geplanten Premiere schaltete Kaiser Joseph II. die Behörden erneut ein. Auch ohne ein ausdrückli- ches Verbot ging Beaumarchais’ Stück dann doch nicht über die Bühne. Es war Wolfgang Amadeus Mozart sehr wohl bewusst, welches Stück er selbst dem Hofpoeten Lorenzo Da Ponte zur Vertonung vorgeschlagen hatte. Der Weg zur Uraufführung der Oper am 1. Mai 1786 im Nationaltheater nächst der k. k. Burg war von mancherlei Hindernissen begleitet. Und es mochte nicht von ungefähr kommen, dass sich nach dem Figaro viele der Wiener Freunde von dem Komponisten abzuwenden begannen. Man lacht nicht ungestraft über seine Gönner. 12
Mozarts Wachheit, Mozarts Wut Es sind keine Äußerungen Wolfgang Amadeus Mozarts über das Anrollen, das Explodieren und das erste Wirken der Französi- schen Revolution überliefert. Aber der Briefwechsel der großen Paris-Reise (1777/78) zeigt, dass neben Kunst, Klatsch und Karriere auch aktuelle militärische und politische Konstellationen bespro- chen wurden. In Paris lebte Mozart fast drei Monate im Zentrum der französischen Aufklärung – Immanuel Kant definierte sie als das »Ausgehen des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit« –, deren Idealen er später als Freimaurer nahe- stand. In seiner Bibliothek fanden sich Werke der beargwöhnten Aufklärer ebenso wie Johann Rautenstrauchs Übersetzung von Beaumarchais’ Figaro. Mozart las aufmerksam Zeitungen und Journale. Selbst als in Wien die Zensur nach 1789 den Informa- tionsfluss ins Stocken brachte, verschaffte er sich Einblick in das Weltgeschehen. Während seines Aufenthaltes im Oktober 1790 in Mainz logierte er gegenüber dem Kasino zum Gutenberg, wo sich ein namhafter Lesezirkel samt freier Presse fand. Seiner Frau Constanze empfahl er, nächstens gemeinsam dieselbe Reise zu tun: »dabey wird dir auch die unterhaltung, Motion, und Luftver- änderung gut thun, so wie es mir herrlich anschlägt«. So hochgestimmt Mozart über ein mögliches neues Zeitalter frohlocken konnte, so unerbittlich hatte er sich auch über die Vertreter der alten Ordnung äußern könen. »– ihnen zu gefal- len, mein bester vatter,« schrieb der Sohn am 19. Mai 1781 an Leopold Mozart, »wollte ich mein glück, meine Gesundheit, und mein leben aufopfern – aber meine Ehre – die ist mir – und die muß ihnen über alles seyn. – lassen sie dieses dem Graf Arco lesen und ganz Salzburg. – nach dieser beleidigung – nach die- ser dreyfachen beleidigung, dürfte mir der Erzbischof in eigener Person 1200 fl. Antragen, und ich nehme sie nicht – ich bin kein Pursch, kein Bub – und, wenn sie nicht wären, so hätte ich nicht das drittemal erwartet, daß er mir hätte sagen können, ›scherr er sich weiter‹, ohne es für bekannt anzunehmen; was sage ich: erwartet! – ich, ich hätte es gesagt, und nicht er! – […] – fürst Brei- ner und Graf Arco brauchen den Erzbischof, aber ich nicht. –« Am 13. Juni des Jahres folgten die Zeilen: »da schmeist er mich zur thüre hinaus, und giebt mir einen tritt im hintern. – Nun, das heisst 13
auf teutsch, daß Salzburg nicht mehr für mich ist; ausgenommen mit guter gelegenheit dem H. grafen wieder ingleichen einen tritt im arsch zu geben, und sollte es auf öffentlicher gasse gesche- hen. –« Und am 20. Juni legte Wolfgang Amadeus noch einmal nach: »das Herz adelt den Menschen; und wenn ich schon kein graf bin, so habe ich vielleicht mehr Ehre im leib als mancher graf; und hausknecht oder graf, sobald er mich beschimpft, so ist er ein hundsfut. – ich werde ihm von anfang ganz vernünftig vorstellen, wie schlecht und übel er seine sache gemacht habe; – zum schlusse aber muß ich ihm doch schriftlich versichern daß er gewis von mir einen fuß im arsch, und noch ein paar ohrfeigen zu gewarten hat«. Was war in diesem Frühjahr 1781 passiert? Mozart befand sich mit seinem Dienstherrn, dem Salzburger Fürsterzbischof Graf Collo- redo, in Wien. Seine Stelle als Konzertmeister und Organist am Salzburger Hof war ihm längst zuwider geworden. Nun suchte er um seine Entlassung an. Doch der fürsterzbischöfliche ›Ober- küchenmeister‹ Graf Arco setzte ihn samt diesem schriftlichen Anliegen per Fußtritt vor die Tür. Im Zorn verabschiedete sich Mozart also selbst aus den Salzburger Verhältnissen, gerade weil man ihn dort nicht entlassen wollte! Trotzig blieb er in Wien, dem Wirkungsfeld der nächsten – und letzten – zehn Jahre. Hier und am kaiserlichen Hof hoffte Mozart, ein autonomeres Wirkungs- feld vorzufinden. In diesem Jahr, 1781, las in Paris Pierre Augustin Caron de Beaumarchais den Schauspielern der Comédie fran- çaise erstmals sein Stück La folle journée ou Le mariage de Figaro vor. »Nein, Herr Graf«, empört sich dort Figaro, »Sie bekommen sie nicht. Weil Sie ein großer Herr sind, halten Sie sich für einen großen Geist … Adel, Reichtum, ein hoher Rang, Würden, das macht so stolz! Was haben Sie denn getan, um so viele Vorzüge zu verdienen? Sie machten sich die Mühe, auf die Welt zu kom- men, weiter nichts; im Übrigen sind Sie ein ganz gewöhnlicher Mensch.« Die Niederschrift war bereits 1778 erfolgt. Die öffentli- che Uraufführung konnte erst 1784 stattfinden. 14
Zwischen Aufklärung und Agitation Pierre Augustin Caron (1732 – 1799), Sohn eines Uhrmachers, ent- wickelte sich zu einem Meister des väterlichen Metiers, machte eine seiner adeligen Kundinnen zu seiner Geliebten, überredete deren Ehemann, ihm eines seiner beiden Hofämter zu verkaufen, heiratete nach dessen Tod die Witwe und nannte sich nach ihrem baldigem Ableben nach dem Gut der Verstorbenen: Monsieur de Beaumarchais. In den Jahren von 1760 bis 1764 war er Musikleh- rer und Günstling der französischen Prinzessin am Hofe Ludwigs XV. Das Finanzgenie Pâris-Duverney wurde auf ihn aufmerksam und Beaumarchais knüpfte die Bande zwischen dem Financier und dem königlichen Hof. Schließlich wurde er Vertrauter, letzt- lich Nachfolger Pâris-Duverneys, der 1770 starb. Beaumarchais’ Ansprüche wurden angefochten. Man prozessierte gegen ihn wegen Unterschriftenfälschung, Unterschlagung und Korruption. 1771 weckte er schlafende, ihm feindlich gesonnene Löwen: Als er die Mätresse des Duc de Chaulnes vor dessen Gewalttätigkei- ten schützen wollte, führte das zu seiner Inhaftierung. Seine ehe- maligen adligen Gönner ließen ihn im Stich. Nachdem auch der zweite Prozess verloren war, ging er – der bürgerlichen Ehren- rechte verlustig – als königlicher Geheimagent nach England und Deutschland, betätigte sich als Waffenlieferant im amerikani- schen Befreiungskrieg, etablierte sich, nach der Aufhebung des Haftbefehls, als führende Handelsmacht in Frankreich. Der Autor des Figaro: ein Unternehmer, Spekulant, Abenteurer, Empor- kömmling und Finanzmagnat. Von Beaumarchais’ Dichtungen ist heute vor allem die Figaro- Trilogie bekannt, und auch hier führt neben Le barbier de Seville ou La précaution inutile (Der Barbier von Sevilla oder Die nutz- lose Vorsicht, 1775) und La folle journée ou Le mariage de Figaro (1778/1784) das abschließende Stück L’autre Tartuffe ou La Mère coupable (Ein zweiter Tartuffe oder Die Schuld der Mutter, 1792) ein Schattendasein. Mit dem Barbier setzte der Erfolg des Schrift- stellers Beaumarchais ein. Der wirklich große Coup gelang ihm mit dem »Figaro«, auch wenn dem Stück ein Stein nach dem anderen in den Weg gelegt wurde. Denn selbst wenn der Autor vermerkte, das Stück spiele »im Schloß von Aguas-Frescas, drei Meilen von Sevilla entfernt«, verwundert es nicht, dass Ludwig 15
XVI. die Aufführung zunächst untersagte. Sie wäre, so der König, »eine große Inkonsequenz, wenn man nicht vorher die Bastille niederreißen ließe.« Beaumarchais wusste die Empörung zu schüren mit der Erregung über einen Stand, der sich sogar auf ein Entjungferungsrecht berufen konnte. Heute weiß man, dass dieses »ius primae noctis« juristisch nicht wirklich nachweisbar ist. Paris kannte die Komödie von der ersten Vorlesung an, mit der Beaumarchais am 29. September 1781 vor die Schauspie- ler der Comédie française trat. Weitere Lesungen – in adligen Salons! – folgten. Unaufhaltsam kursierten zahlreiche Abschrif- ten. Der Ansturm des Publikums auf die letztlich doch freigege- bene Uraufführung am 27. April 1784 in der Comédie française war enorm. Der Abend wurde zu einem Event mit gefährlicher Grundstimmung. Das Stück war nun in aller Munde. Und nicht nur in Frankreich. Schikaneders Revanche? Schon nach einem Jahr, am 3. Mai 1785, ging Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro am Mannheimer Hof- und Nationalthe- ater über die Bühne. Fast hätte diese deutschsprachige Erst- aufführung in der Kaiserstadt Wien am 3. Februar 1785 statt- gefunden. Und das keineswegs an einem Volkstheater in der Vorstadt. Es war das k. k. Hoftheater nächst dem Kärntnertore, verpachtet an die Schauspieltruppe von Emanuel Schikaneder, die Beaumarchais’ Stück in der Übersetzung von Johann Rau- tenstrauch einstudiert hatte. Ein grundsätzliches Einverständnis der Zensur musste also bereits erwirkt worden sein. Denn erst in letzter Sekunde schaltete sich dann doch der Kaiser ein: »Ich vernehme«, schrieb Joseph II. am 31. Januar 1785 an seinen Poli- zeiminister, »daß die bekannte Komedie le Mariage de Figaro in einer deutschen Übersetzung für das Kärntnerthortheater ange- tragen seyn solle; da nun dieses Stück viel Anstößiges enthält; so versehe Ich mich, daß der Censor solches entweder ganz verwerfen, oder doch solche Veränderungen darin veranlas- sen werde, daß er für die Vorstellung dieser Piece und den Ein- druck, den sie machen dürfte, haften werde können.« Der Kaiser sprach kein ausdrückliches Verbot aus. Er machte vielmehr den Zensor haftbar für die Auswirkungen des Theaterabends. Dem 16
Wienerblättchen vom 4. Februar 1785 entnehmen wir dann die Nachricht: »Das von H. Schikaneder verheißene Lustspiel: ›Die Hochzeit des Figaro‹, ist gestern nicht aufgeführt worden und hat selbiges, nach der dem Publiko in dem gestrigen Anschlagzettel mitgetheilten Nachricht, die Censur, zwar zum Drucke aber nicht zur Vorstellung erhalten.« Die Vorbehalte des Kaisers galten demnach der Aufführung, also der in Aktion übersetzten Handlung, nicht dem bloßen Wort. Der Druck durfte ungehindert verbreitet werden. Es stand völ- lig außer Frage, dass Beaumarchais’ Text eine unberechenbare Sprengkraft barg. Darüber waren sich auch Mozart und Da Ponte im Klaren. Dennoch machten sich beide, gänzlich ohne Auftrag, 1785/86 an ›ihren‹ Figaro. Es war, wie Da Ponte berichtet, Mozarts Anliegen gewesen. Der Gedanke liegt nahe, dass auch Ema- nuel Schikaneder den Stein ins Rollen gebracht haben konnte. Der spätere Textdichter der Zauberflöte und Mozart kannten sich bereits gut aus Salzburger Zeiten. Unmittelbar vor dem Bruch des Komponisten mit seiner Heimatstadt hatte Schikaneder mit seiner Truppe das dortige fürsterzbischöfliche Hoftheater bespielt. Beide standen miteinander auf vertrautem Fuße und man pflegte auch fünf Jahre später in Wien freundschaftlichen Umgang. Auch wenn die Quellen darüber schweigen, haftet der Vorstellung ein gewisser Reiz an: Der Prinzipal des Kärntner- tortheaters hätte dem befreundeten Komponisten, der ohnehin zur Widersetzlichkeit neigte, den »Figaro«-Floh ins Ohr gesetzt, um das Stück über den Opern-Umweg doch noch auf die Bühne zu bringen. »figaro und Ewig figaro« Die Arbeit an Le nozze di Figaro war, glaubt man dem Bericht Lorenzo Da Pontes, nach sechs Wochen beendet. Mit dem ferti- gen Manuskript begab er sich vor den Kaiser und beteuerte sein Bemühen, entschärfend eingegriffen zu haben. Joseph II. gab grünes Licht: »›Gut denn, ich verlasse mich auf Ihren Geschmack und Ihre Umsicht; geben Sie die Partitur zum Abschreiben.‹ – Einen Augenblick darauf war ich bei Mozart; ich teilte ihm aber diese freudige Nachricht nicht eher mit, als bis eine Depesche 17
ihm den Befehl überbrachte, sich mit seiner Partitur in den kai- serlichen Palast zu begeben. Er leistete Folge und trug dem Kai- ser einige Bruchstücke vor, die ihn entzückten. Joseph hatte in Sachen der Musik einen untrüglichen Geschmack, wie über- haupt für alles, was zu den schönen Wissenschaften gehörte.« Die politische Hürde war überwunden, jetzt galt es, sich gegen die Intrigen am Hof zu wehren. Die ursprünglich für den 28. April geplante Uraufführung konnte nach kurzer Verzögerung dann doch am 1. Mai 1786 im Wiener Nationaltheater nächst der k. k. Burg stattfinden, unter der Leitung des Komponisten, im Beisein Josephs II. Dass man die Oper nach nur neun Aufführungen aus dem Spielplan nahm, ist eher auf den Boykott der Neider und auf den Widerstand der »Betroffenen« als auf mangelnden Publi- kumserfolg zurückzuführen. Wozu sonst wurden Anschlagzettel gedruckt, auf welchen verordnet wurde, »dass von nun an, um die für die Singspiele bestimmte Dauerzeit nicht zu überschrei- ten, kein aus mehr als einer Singstimme bestehendes Stück mehr wird wiederholt werden [darf]«? Im Dezember 1786 und Januar 1787 kam es in Prag zu einem sen- sationellen Erfolg (der Mozart schließlich den Kompositionsauf- trag für eine »Don Giovanni«-Oper einbrachte). »– ich sah aber mit ganzem Vergnügen zu«, schrieb Mozart, »wie alle diese leute auf die Musick meines figaro, in lauter Contre=tänze und teutsche verwandelt, so innig vergnügt herumsprangen; – denn hier wird von nichts gesprochen als vom – figaro; nichts gespielt, gebla- sen, gesungen und gepfiffen als – figaro: keine Opera besucht als – figaro und Ewig figaro; gewis grosse Ehre für mich. –« Und er schließt: »Mittwoch werde ich hier den figaro sehen und hören, – wenn ich nicht bis dahin taub und blind werde. – Vieleicht werde ich es erst nach der opera ---« Dann schaffte das Werk in einem zweiten Anlauf auch in Wien den Durchbruch. Ausge- rechnet im August 1789, zwischen Bastillesturm und Menschen- rechtserklärung, wurde es wieder auf den Spielplan gesetzt und in Folge dreiundzwanzig Mal gespielt. Der Kaiser hegte gegen die Oper keinerlei Einwände. Vielmehr kamen ausgerechnet auf sein Betreiben die ersten italienischen Aufführungen in Monza und Florenz und eine Festaufführung in Prag zur Hochzeit seiner Nichte zustande. 18
Der Kaiser und der Hofpoet Joseph II.: Reformer und Despot, machtbewusst und manchmal aufgeschlossen, akribisch und manchmal großzügig, bürokra- tisch und manchmal weltmännisch. Ein Herrscher, dem Wohl seiner Untertanen und nicht minder dem Erhalt seiner Macht ver- pflichtet. Bei all dem kunstsinnig. Kein fader Schöngeist, sondern selbst musizierend tätig. Ein dilettierender Musiker mit Niveau. Ein Repräsentant des so genannten aufgeklärten Absolutismus. 1780 hatte er die alleinige Regentschaft angetreten. In den böh- mischen Ländern wurde die Leibeigenschaft der Bauern aufge- hoben. Klöster, die nicht für das Gemeinwohl arbeiteten, wurden aufgelöst. Toleranzpatente erleichterten Protestanten und Juden ihr Dasein. Die Folter wie die Todesstrafe wurden abgeschafft. Die Privilegien des Adels wurden empfindlich beschnitten. Das Rechtswesen wurde vereinheitlicht und ein für alle gültiger Ins- tanzenweg geschaffen. Doch die Medaille des so genannten »Josephinismus« hatte auch eine zweite Seite, denn der Polizei- staat begann, seine Netze zunehmend dichter zu knüpfen. Der Alltag wurde bis in Kleinigkeiten unsinnig reglementiert. Und religiöse Toleranz bedeutete im Falle der Juden zwar eine Dul- dung, noch immer aber keine bürgerlichen Rechte. In diesem aufgeklärten politischen Tauwetter lernte Wolfgang Amadeus Mozart im Hause des Barons Raimund Wetzlar, ein getaufter Jude und späterer Taufpate seines ersten Kindes, einen weiteren Konvertiten kennen: Lorenzo Da Ponte. Lorenzo Da Ponte (1749 – 1838) hieß zunächst Emanuele Cone- gliano. Er war der Sohn des jüdischen Lederhändlers Gere- mia Conegliano aus Ceneda (Vittorio Veneto) und empfing 1763 die Taufe durch den dortigen Bischof, Monsignore Da Ponte. Er wurde zum Priester bestimmt und nahm den Namen des Bischofs an, der auch die Studien- und Unterhaltskosten bestritt. Der nun- mehrige Lorenzo – Anhänger der Aufklärung, Bewunderer Rous- seaus, Frauenheld – wurde 1773 zum Priester geweiht und war als Erzieher an verschiedenen Seminaren tätig. Ein Gedicht zum Thema »Der Mensch, von Natur aus frei, wird durch die Gesetze versklavt« brachte die Mächtigen der Republik Venedig gefähr- lich gegen ihn auf. Seine öffentliche Infragestellung herrschen- der Gesellschaftsordnungen und seine gefährlichen Liebschaften 19
gleichermaßen zwangen ihn zur Flucht aus der Lagunenstadt ins habsburgische Görz (heute Gorizia). Nach einem erfolglosen Zwi- schenspiel in Dresden traf er 1782 in Wien ein und avancierte dort unter der Patronanz von Kaiser Joseph II. bald schon zu einem der einflussreichen kulturellen und geistigen Köpfe der Theater- und Musikstadt. Zehn Jahre blieb er dort Librettist am kaiserlichen Hof: »poeta dei teatri imperiali«. Als Joseph II. im Jahr 1790 starb, verlor Da Ponte jene schützende Hand, die unentwegt und über- zeugt an ihm festgehalten hatte. 1791/92 musste er Wien verlas- sen. In Triest lernte Da Ponte die wesentlich jüngere Nancy Grahl kennen und lieben, heiratete sie, ging mit ihr 1793 nach London, schließlich 1805 nach Amerika. Der einstige Poet und Operntext- dichter schlug sich nun als Impresario, Gemischtwarenkaufmann, Buchdrucker, Buchhändler, Sprachlehrer und Universitätsprofes- sor durch. Er starb, neunundachzigjährig, 1838 in New York. Der verbrämte Widerstand Lorenzo Da Ponte also berichtete von seinem Versprechen an Kaiser Joseph II., Beaumarchais’ Figaro-Text bearbeitet zu haben. In der Tat hatte er ihn verknappt und gerafft. Doch sein Libretto ist kein entschärftes Extrakt des einst provozierenden Schau- spiels. Bei aller Reduktion – oder sollte man nicht besser sagen: Verdichtung? – hatte Lorenzo Da Ponte die Haltung der Figuren nicht angetastet. Selbst wenn der große Figaro-Monolog (»Bist du ein Prinz, dass man dir in den Hintern kriechen muss?«) aus dem fünften Akt von Beaumarchais’ Komödie vordergrün- dig keine Entsprechung fand, konnten doch die Schlussverse in Figaros Arie aus dem vierten Akt der Oper auch als Hinweis auf die gestrichenen brisanten Passagen verstanden werden: »Il resto nol dico, già ognuno lo sa! – Den Rest sag’ ich nicht, jeder- mann kennt ihn ohnehin!« Oft zitiert, dabei genauso oft gerne rasch überlesen, wird zudem der Hinweis in der Besprechung in der Wiener Realzeitung vom 11. Juli 1786, der selbst wieder ein Zitat aus Beaumarchais’ »Bar- bier« ist: »Was in unsern Zeiten nicht erlaubt ist, gesagt zu wer- den, wird gesungen.« Die Zeitgenossen hatten also sehr wohl verstanden, dass eine Haltung sich musikalisch auszudrücken 20
vermochte. Man kann es drehen und wenden wie man will: Figa- ros »Se vuol ballare Signor Contino« bleibt die grimmige Heraus- forderung eines Dieners an seinen Herrn nicht nur deshalb, weil er sich kühn den Ton des höfischen Menuetts aneignet. (Wie es übrigens auch Susanna tut, wenn sie im zweiten Akt aus dem Kabinett und dem Grafen gegenübertritt.) Mozart hat es auch verstanden, dieses »Wenn Sie tanzen wollen, Herr Gräflein …« in einen unmissverständlich drohenden musikalischen Gestus umzusetzen. Der Graf wird im dritten Akt mit seiner Aria »Vedrò mentre io sospiro« musikalisch den Fehdehandschuh aufgreifen. Einst gehörten Figaro und der Graf Almaviva wohl zusammen wie Leporello und Don Giovanni. Liest man im »Barbier von Sevilla« nach, ist es einmal fast eine Kumpelei gewesen. Doch nun will der Herr dem Knecht die Braut ausspannen. Der provo- zierte Diener bietet seinem adligen Vorgesetzten nicht nur die Stirn, er fordert ihn heraus. Die Frage nach dem Ursprung die- ser Aufforderung zum Tanz hebt ihre gesellschaftspolitische Bri- sanz nicht auf. Ihr ist eine antifeudale Grundhaltung eingeschrie- ben. Mozart, dem der Fußtritt des Grafen Arco nicht der einzige unangenehme Gedanke an so manche Hofschranze war, trägt dem aufrührerischen Zeitgeist Rechnung. Und er bekommt bald auch eine andere dafür präsentiert: Denn es scheint, wie Georg Knepler meinte, »eine Art von Entfremdung zu den Freunden und Beschützern der ersten Wiener Jahre eingetreten zu sein, und die Annahme liegt nahe, dass Mozart seit dem ›Figaro‹ manchen seiner früheren Freunde zu radikal war. Es bleibt anzumerken, dass der Kaiser, zu dessen Politik ja die Beschränkung adliger Privilegien gehörte, gegen die Oper, noch dazu in italienischer Sprache, weniger einzuwenden hatte als manche, die rangmäßig dem Grafen Almaviva näher standen.« Allerdings: Die Auseinan- dersetzung des aufstrebenden Bürgertums mit dem Adel versi- ckert ohnehin in der Mitte des Stückes. Im dritten Akt beginnt die »Revolution« der Gräfin und Susanna gegen die Männer. Fern jeder Standesfrage entspinnt sich die Intrige gegen den Grafen, von der Figaro kein Wort erfährt. Was nun ins Rollen gebracht wird, ist ausschließlich eine Sache der Frauen. Über allem liegt eine umfassende Sinnfälligkeit im Zusammen- spiel der Tonarten, die auch auf inhaltliche Bezüge zwischen den 21
Arien und Ensembles verweist. Wenn beispielsweise die erste Arie der Gräfin »Porgi amor« wie Cherubinos vorangegangenes »Non son più cosa son, cosa faccio« in Es-Dur notiert ist, kann von Zufall kaum die Rede sein. In Beaumarchais’ L’autre Tartuffe ou La Mère coupable wird die Gräfin einen Sohn vom mittlerweile im Feld gefallenen Cherubino haben. Später lassen Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal dieses Verhältnis in Der Rosen- kavalier durch die Marschallin und den jungen Grafen Octavian Gestalt werden. Und singt nicht das einzige Liebesduett in Le nozze di Figaro der Graf ausgerechnet mit Susanna? Das anfängli- che a-Moll des Duettinos »Crudel! perchè finora farmi languir così?« wandelt sich bald in A-Dur: Eine Tonart, über die Christian Fried- rich Daniel Schubart in seinen 1784/85 verfassten Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst vermerkte, sie enthalte »Erklärung unschul- diger Liebe, Zufriedenheit über seinen Zustand; Hoffnung des Wiedersehens beym Scheiden des Geliebten.« Mozart komponiert nicht wertfrei. Nicht, wenn es um Liebe geht; nicht wenn es um Schmerz geht; auch dann nicht, wenn es um eine aufrührerische Grundhaltung geht. Vielleicht aber liegt das eigentlich Revolutionäre von Mozarts Musik darin, dass er poli- tische Revolte wie erotische Wirrungen, den gesellschaftlichen Grimm wie die Unberechenbarkeiten der Liebe aufgreift, mit- komponiert, auskomponiert, gleichzeitig aber darüber weit hin- ausgeht. Wenn das Ende des tollen Tages in Le nozze di Figaro herannaht, stehen wir vor einer von – wie Georg Knepler einmal in anderem Zusammenhang schrieb – »Mozarts vielen Unbe- greiflichkeiten«. Denn hier entwirft Mozart für kurze Zeit in den wenigen Takten des Andante jenes Utopia, das bis heute keine Revolution der Welt erreichen konnte. »Als rein Innenweltli- ches darf Versöhnung […] walten: kein befristeter Brückenschlag zwischen Oben und Unten, sondern«, so Ivan Nagel in seiner Essay-Sammlung »Autonomie und Gnade«, »das tägliche Mit- einander von Gleichen als Probe möglicher Menschlichkeit in der Menschenwelt – der einzigen, die sie haben.« Doch schon die Schlusstakte des Allegro assai wirbeln wieder alles auf und durcheinander. Wer weiß, wie’s weitergeht. Oliver Binder 22
Biographien Pietro Spagnoli Der italienische Bariton Pietro Spag- noli ist regelmäßig auf nahezu allen internationalen Bühnen und bei nam- haften Festivals zu Gast. Sein Reper- toire umfasst die zentralen Partien für Bariton und Bass-Bariton in den Opern Mozarts, Rossinis und Donizettis, dar- unter Don Giovanni und Leporello in Don Giovanni, Figaro und Graf Almaviva in Le nozze di Figaro sowie Don Alfonso und Guglielmo in Così fan tutte, außer- dem war er als Figaro in Il Barbiere di Siviglia und als Magnifico in La Cenerentola zu erleben. Weitere Paraderollen des Sängers sind der Graf Asdrubale und Macrobio in Rossinis La Pietra del Paragone sowie Lescaut in Puccinis Manon Lescaut, außerdem der Graf in Capriccio von Richard Strauss. Einladungen führten Pietro Spagnoli an die Wiener Staatsoper, die Opernhäuser von Paris und Lyon, an das Theater an der Wien und das Royal Opera House Covent Garden. Aktuelle Engagements führen ihn u. a. als Figaro-Graf auf Europa-Tournee mit René Jacobs und erneut an die Wiener Staatsoper. Zudem wird Pietro Spagnoli sein Debüt an der Metropolitan Opera in New York geben. Regelmäßig arbeitet der Bariton mit Dirigenten wie Rinaldo Alessandrini, Ric- cardo Chailly, Julia Jones, Fabio Luisi, Lorin Maazel, Riccardo Muti, Jordi Savall und Christian Thielemann zusammen sowie mit Regisseuren wie Irina Brook, Dario Fo, Michael Hampe und Werner Herzog. In der Kölner Philharmonie war er zuletzt im April 1998 zu hören. 23
Rosemary Joshua Die Sopranistin Rosemary Joshua studierte Gesang zunächst am Royal Welch College of Music and Drama ihrer walisischen Heimatstadt Car- diff. Später setzte sie ihre Ausbildung am Londoner Royal College of Music fort. Zu den Höhepunkten ihrer Karri- ere gehören Auftritte als Anne Trulove in Strawinskys The Rake’s Progress und als Despina in Mozarts Così fan tutte am Royal Opera House Covent Garden. Zudem gastiert sie regelmäßig auf Bühnen wie der Mailänder Scala, der Metropolitan Opera und der Bayerischen Staatsoper sowie u. a. beim Glyndebourne Festival und den BBC Proms. Als Helen wirkte Rosemary Joshua bei der Uraufführung von Man- fred Trojahns Orest an der Niederländischen Oper in Amsterdam mit. In dieser Spielzeit singt Rosemary Joshua u. a. die Rolle der Despina in einer konzertanten Aufführung von Mozarts Cosè fan tutte mit dem Los Angeles Philharmonic unter der Leitung von Gustavo Dudamel. Seit ihrem Debüt als Angelica in Orlando beim Festival in Aix-en-Provence erwarb sie sich zudem einen internationalen Ruf als Händel-Interpretin. Als Konzertsängerin ist Rosemary Joshua regelmäßig mit Orchestern und Ensemble wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Les Arts Florissants und der Academy of Ancient Music zu erleben. Sie wirkte bei zahlreichen CD-Produktionen mit, u. a. in Einspie- lungen von Saul sowie Dido and Aeneas unter René Jacobs, bei Mahlers vierter Sinfonie mit dem Orchestre des Champs-Elysées unter Philippe Herreweghe und einer Aufnahme von Purcells Har- monia Sacra mit dem Ensemble Les Talens Lyriques unter Chris- tophe Rousset. In der Kölner Philharmonie war sie zuletzt im Juni 2007 zu Gast. 24
Sophie Karthäuser Nach Studien an der Londoner Guild- hall School of Music and Drama folgte Sophie Karthäuser zahlreichen Einla- dungen renommierter Ensembles und Orchester wie der Academy of Ancient Music, Les Arts Florissants, Les Musi- ciens du Louvre, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Freiburger Barockor- chester, dem Monteverdi Choir und dem Gewandhausorchester Leipzig. Zu den Dirigenten, mit denen sie regelmä- ßig zusammenarbeitet, gehören Kent Nagano, William Christie, René Jacobs, Marc Minkowski, Thomas Hengelbrock, Nikolaus Harnoncourt, Kurt Masur, Sir John Eliot Gardiner und Riccardo Chailly. Sophie Karthäuser gastiert auf den renommierten Opern- und Konzertbühnen Europas und arbeitet regelmäßig mit Pianis- ten wie Graham Johnson, Eugene Asti, David Lively und Cédric Tiberghien zusammen. Ihr Mozart-Debüt gab Sophie Karthäu- ser als Pamina unter René Jacobs. In Mozarts Le nozze di Figaro war sie unter der Leitung von William Christie in der Rolle der Susanna zu hören. Zudem stand sie in Mozart-Rollen wie San- drina, Despina und Zerlina auf der Bühne so renommierter Häu- ser wie dem Theater an der Wien, La Monnaie, dem Théâtre des Champs Elysées und beim Festival Aix-en-Provence. Künftige Engagements führen Sophie Karthäuser darüber hinaus zu inter- nationalen Festivals etwa in Schwetzingen und Salzburg, wo sie u. a. mit Thomas Zehetmair, Andreas Spering und Philippe Her- reweghe zusammenarbeiten wird. Ihr Solo-Album mit Arien von André Grétry wurde mit einem Diapason découverte ausgezeich- net. Mozart-Arien nahm Sophie Karthäuser mit dem Ensemble La Monnaie unter der Leitung von Kazushi Ono auf. Bei uns war sie zuletzt im Juni dieses Jahres zu erleben. 25
Konstantin Wolff Seine internationale Karriere begann für Konstantin Wolff, als er im Anschluss an sein Studium in Karlsruhe 2004 den Ersten Preis beim Felix Mendels- sohn Bartholdy Hochschulwettbewerb gewann. 2005 debütierte der Bass- Bariton an der Oper von Lyon als Mer- curio in Monteverdis L’incoronazione di Poppea unter der Leitung von William Christie. Zudem wurde er Mitglied der von Christie gegründeten Akademie »Le jardin des voix«. Seither konnte man Konstantin Wolff u. a. in Opern von Händel, Britten, Monteverdi und Mozart erleben. 2009 gab er sein Debüt am Theater an der Wien und in jüngster Zeit gastierte Konstantin Wolff u. a. als Figaro an der Opéra national de Montpellier, als Almaviva an der Volksoper Wien und als Don Alfonso in Mozarts Così fan tutte am Festspielhaus Baden-Baden. Als Konzertsänger arbeitete Konstantin Wolff mit Ensembles wie Le Cercle de l’Harmonie, Les Musiciens du Louvre, dem Frei- burger Barockorchester und der Akademie für Alte Musik Ber- lin zusammen unter Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, René Jacobs, Alan Curtis, Claudio Abbado, Sir Simon Rattle, Helmuth Rilling und Ton Koopman. Künftige Engagements umfassen u. a. Oratorien und Messen von Händel, Bach und Haydn sowie Requien von Mozart bis Fauré. Als Don Fernando wird Konstan- tin Wolff zudem bei einer konzertanten Aufführung von Beetho- vens Fidelio im Concertgebouw Amsterdam zu erleben sein und erneut in Beethovens neunter Sinfonie mit dem Scottish Cham- ber Orchestra unter Emmanuel Krivine. Zu den zahlreichen CD- Produktionen von Konstantin Wolff gehört u. a. eine Einspielung von Bachs Weihnachtsoratorium mit dem Gewandhausorchester Leipzig unter Riccardo Chailly. In der Kölner Philharmonie ist er heute zum ersten Mal zu Gast. 26
Anett Fritsch Gesang studierte die in Plauen gebo- rene Mezzosopranistin Anett Fritsch zunächst in Leipzig bei Kammersänger Jürgen Kurth. Wesentliche Impulse für ihre weitere künstlerische Entwicklung erhält die Sängerin derzeit von Anna Reynolds. 2001 wurde Anett Fritsch beim Johann-Sebastian-Bach-Wett- bewerb Leipzig mit dem Ersten Preis ausgezeichnet. 2006 und 2007 war sie zudem Preisträgerin des internationalen Wettbewerbs der Kammeroper Schloss Rheinsberg. Dort sang Anett Fritsch die Partien der Despina in Mozarts Così fan tutte sowie Adina in Der Liebestrank von Donizetti. Die Oper Leipzig verpflichtete Anett Fritsch u. a. als Gianetta in Donizettis L’elisir d’amore und als Frasquita in Bizets Carmen. Am Stadttheater Bie- lefeld stand Anett Fritsch als Mimi in Puccinis La Bohème auf der Bühne. Seit 2009 gehört Anett Fritsch zum Ensemble der Deut- schen Oper am Rhein. Dort konnte man sie u. a. als Blanche in Poulencs Dialogues des Carmelites und als Konstanze in Mozarts Entführung aus dem Serail erleben. Große Erfolge feierte Anett Fritsch im Rahmen ihres Debüts beim Glyndebourne Festival sowie als Merione in Glucks Telemaco am Theater an der Wien. Äußerst erfolgreich gestaltete sich auch ihr Debüt als Fiordiligi in Mozarts Così fan tutte am Teatro Real Madrid, eine Produktion, die auch am Brüsseler Théâtre de la Monnaie zu erleben war und 2014 bei den Wiener Festwochen gastieren wird. Künftige Enga- gements führen Anett Fritsch u. a. an die Bühnen von, Santiago de Chile und Madrid sowie zu den Salzburger Festspielen. In der Kölner Philharmonie ist Anett Fritsch heute zum ersten Mal zu Gast. 27
Sie können auch lesen