Wörthersee - Schiffs-Agentur
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Wörthersee Geschichte der Schifffahrt Der Wörthersee liegt eingebettet im Mittekärntner Berg und Hügelland in einer eiszeitlichen Talfurche auf 439 m über Meer. Mit einer Länge von 16,6 km und einer maximalen Breite von 1,6 km bedeckt er eine Fläche von 19,4 km2. Seine maximale Tiefe beträgt 85,2 m. Er gliedert sich in drei Becken: Das östliche Becken zwischen Klagenfurt (Hauptstadt des Bundeslandes Kärnten) und Maria Wörth, das mittlere Becken zwischen Maria Wörth und Pörtschach und das westliche Becken zwischen Pörtschach und Velden. Gespeist wird er von rund einem Dutzend kleinerer Bäche, sein natürlicher Abfluss, die Sattnitz (heute auch als Glanfurt bezeichnet), liegt bei Klagenfurt. Ihr Wasser fliesst weiter in die Glan, die Gurk, die Drau und schliesslich in die Donau zum Schwarze Meer. MIT SCHIFFBAREM KANAL Daneben existiert aber auch noch ein künstlicher Abfluss: Im Jahr 1525 erbauten böhmischen Baumeister den sogenannten Lendkanal, der vom Seeufer weg mitten in die Innenstadt von Klagenfurt führt. Ursprünglich nur zur Bewässerung der Wehrgräben der Befestigungsanlagen rund um Klagenfurt und für Feuerlöschzwecke gedacht, wurde er 1558 erweitert und dadurch schiffbar. Sein offenes Ende, der Lendhafen, liegt nur rund 300 m vom Lindwurm, dem Stadtsymbol von Klagenfurt, sowie vom Rathaus entfernt. Sein Wasser fliesst vom Hafen dann unterirdisch weiter durch die Stadt, um schliesslich ebenfalls in die Sattnitz zu münden. Der See ist umgeben von sanften Hügeln, deren höchster auf der Südseite – der Pyramidenkogel - immerhin 851 m erreicht, während auf der Nordseite Höhen von 600 m nur knapp überschritten werden. Der Name dieses Sees leitet sich vom althochdeutschen Werd ab, das Insel bedeutet. In früheren Jahren hatte der See vier Inseln. Zwei von ihnen, die Inseln Maria Wörth und Maria Loretto werden allerdings durch eine Absenkung des Seespiegels im 18. Jahrhundert zu einer Halbinsel. Auch die Schreibweise ändert sich im Lauf der Jahre. Bis ins 19. Jahr- hundert trägt der See den Namen Werdersee. Danach schreibt man „Wörther See“, während man heute die zusammengezogene Schreibweise „Wörthersee“ bevorzugt. Der See befindet sich heute im Besitz der österreichischen Bundesforste. DIE ANFÄNGE DER DAMPFSCHIFFFAHRT War die Gegend um den Wörthersee bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ein dünn besiedeltes Gebiet, kommt es vor 150 Jahren zu etwas wie zu einem „Erwachen“ dieser Gegend. Trotz Einspruchs der Handelskammer wird in Rekordzeit ein Projekt verwirklicht: Die treibende Kraft zur Errichtung der ersten Schifffahrtslinie ist der damals 33-jährige, auf vielen Gebieten tätige Freiherr Edmund von Herbert. Dieser will eine leistungsfähige Personen- und Frachtschifffahrt zwischen Klagenfurt und Vellach herstellen. Er ruft gemeinsam mit Magistratsrat Schmied – dem hauptsächlichsten Geldgeber – ein Komitee zur Gründung der Dampfschifffahrtsgesellschaft ins Leben, das im Juni 1853 mit dem Aktienverkauf beginnt. Das Komitee verpflichtet Kapitän Celso vom Lloyd Triestino mit der Leitung der Gesellschaft. Man erwirbt einen kleinen Raddampfer mit eisernem Rumpf, der 1849/50 von der Maschinenfabrik George Strudthof (später Cantiere San Rocco) gemeinsam mit einem dazugehörigen Schleppboot in Triest erbaut wird. Ursprünglich für die Save-Schifffahrt vorgesehen, kann er dort aber die Stromschnellen nicht überwinden. Deshalb verkauft man den Dampfer mitsamt dem Schleppboot an den Wörthersee. Beide 1
Wörthersee Schiffe verfügen über Decks für die erste und zweite Klasse sowie einen Salon. Leider fehlen genauere Daten über die Tragfähigkeit; auch die sonstigen technischen Daten sind relativ unvollständig. Einem Zeitungsbericht zufolge muss vor Aufnahme des Betriebs noch der Lendhafen verbreitert werden, um dem 22 m langen Dampfschiff das Wenden zu ermöglichen. Die erste Probefahrt findet am 26. September 1853 bei stürmischem Wetter statt. Ein Tag danach erfolgt die Schiffstaufe auf den Namen Maria Wörth, am 28. September beginnen bereits die regelmässigen Kursfahrten zwischen dem Lendhafen in Klagenfurt durch den Lendkanal bis Velden. Ab dem 9. Oktober 1853 wird auch das Schleppboot eingesetzt. Mit der Komposition Dampfschiff und Schleppboot können rund 100 Personen befördert werden. Schon in den ersten Wochen übertreffen die Fahrgastzahlen alle Erwartungen. So werden im Oktober 1853 bei 68 Fahrten 5 169 Personen befördert. Im Winter ruht der Verkehr wegen Vereisung des Lendkanals und wird erst im Frühjahr wieder aufgenommen. Zwei Jahre später stirbt der Initiator der Schifffahrt Freiherr von Herbert an Typhus. Häufig auftretende Kesseldefekte erfordern schon 1855 den Einbau eines neue Kessels. Durch die Entsumpfung des Waidmannsdorfer Moors sinkt der Wasserspiegel im Lendkanal immer wieder so weit ab, dass zeitweise der Kanal nicht mehr befahren werden kann. Dann erfolgt der Transport der Fahrgäste von Klagenfurt bis zum Ufer des Sees mit einem Stellwagen. Auch nach 1855 kommt es immer wieder zu Defekten am Kessel und an der Maschinenanlage. Der Dampfer muss deshalb im Herbst 1873 ausser Betrieb genommen und an Land gesetzt werden. Dort bleibt er noch mehrere Jahre als Wrack liegen, bis er zu einem bisher nicht zu ermittelnden Zeitpunkt abgebrochen wird. Über das Schicksal des Schleppbootes konnten bisher keine Daten gefunden werden. MIT PFERDEVORSPANN Von Anfang an ist das Befahren des Lendkanals problematisch. Der Wellenschlag beschädigt die Uferböschungen. Wer die Reparaturkosten übernehmen soll, ist lange unklar. Anfang 1857 erklärt sich die Dampfschifffahrtsgesellschaft bereit, sie zu übernehmen, tut aber nichts. Deshalb verbietet die Landesregierung auf Antrag des Besitzers des Schlosses Maria Loretto, durch dessen Gelände der Wasserweg verläuft, am 1. Mai 1859 das Befahren des Kanals. Nur wenn k&k-Militärtransporte auszuführen sind, darf die „Maria Wörth“ mit eigener Kraft durchfahren, jedoch auch dann nur einmal am Tag. Darum zieht man entweder den Dampfer mit Pferden nach Klagenfurt oder transportiert die Fahrgäste mit Stellwagen vom Seeufer in die Stadt. Erst im April 1962 wird das Verbot aufgehoben, nachdem sich die Gesellschaft zur Reparatur und Erhaltung der Uferböschung verpflichtet hat. Wegen des Erfolgs der „Maria Wörth“ beschliesst die Generalversammlung am 15.11.1854, ein zweites Dampfschiff zu bestellen. Doch fehlen zur Ausführung dieses Beschlusses die Mittel. Auch nach der Ausserbetriebssetzung der „Maria Wörth“ ist kein Geld zum Ankauf eines neuen Schiffes vorhanden. Deshalb wird die Gesellschaft 1873 liquidiert. 2
Wörthersee ZWEITE GESELLSCHAFT UND STEIGENDE NACHFRAGE Eine Anzahl von Klagenfurter Bürgern gibt sich nicht damit zufrieden, dass nun am Wörthersee keine Dampfschifffahrt mehr stattfindet. Mit Anteilscheinen von 500 Gulden bilden sie Ende 1873 eine neue Gesellschaft, an deren Spitze als „Conzessionär“ und Direktor Josef Steinhäusel tritt. Diese neue Schifffahrtsgesellschaft erwirbt eine von Stabilimento Tecnico Triestino im Jahr 1872 erbaute Dampfbarkasse für 100 Passagiere, die ursprünglich für den Hafenverkehr vorgesehen war. Man beabsichtigt, mit der „Carinthia“ auch den Lendkanal wieder zu befahren. Doch beginnen die Probefahrten mit einer Panne: Der Rauchfang ist zu hoch, so dass er an eine der kleineren Lendkanalbrücken stösst. Erst nachdem er zum Umlegen umgebaut ist, läuft das Schiff am 9. Juni 1874 im Klagenfurter Lendhafen zur Jungfernfahrt aus. Im Jahr 1877 geht der Betrieb an Kapitän Julius Czyzek und Druckerei-Direktor Pietz über, welche die Wörther-See-Dampfschifffahrts-Gesellschaft gründen. Sie bestellen wegen der Entwicklung des Fremdenverkehrs bei der Allgemeinen Baugesellschaft in Linz (später Schiffswerft Linz) einen Schraubendampfer für 200 Personen und setzen ihn ab 1883 auf dem Wörthersee als „Neptun“ im Liniendienst ein. Mit der Eröffnung der Pferdetramway, die ihre Endhaltestelle direkt am See hat, steigen die Passagierfrequenzen stark an. Dies veranlasst die Gesellschaft, zwei weitere grosse Schraubendampfer zu bestellen. Im Jahr 1892 kommt die „Helios“ für 300 Personen und 1909 die „Thalia“ für 400 Personen dazu. Während die „Helios“ von der Schiffswerft Linz erbaut wird, ist die „Thalia“ eine Gemeinschaftsproduktion der Dresdner Maschinenfabrik und der Schiffswerft Übigau in Pritschitz am Wörthersee. Die „Thalia“ erhält im Jahr 1910 eine dampfbetriebene Rudermaschine. Leider kommt es sowohl in Pörtschach als auch in Klagenfurt, aber gelegentlich auch in anderen Orten an den Anlegestellen häufig zu Verschlammungen. Deshalb stellt man 1897 einen Schlammbagger in Dienst, dessen Baggerwerk eine Dampfmaschine antreibt. Da er über keinen eigenen Schiffsantrieb verfügt, muss er von einem anderen Schiff zu den verschiedenen Einsatzorten geschleppt werden. Die Dampfmaschine wird später (1925) durch einen elektrischen Antrieb, danach (1940) durch einen Dieselantrieb ersetzt. Nachdem Verschlammungen in den letzten Jahrzehnten kaum mehr auftreten, wird er 1946 an die Städtischen Bäder abgegeben, schliesslich mangels Bedarf 1976 ausser Dienst gestellt und 1977 verschrottet. EINE NEUE GOSSE GESELLSCHAFT FAST 100 JAHRE TÄTIG Im Jahr 1913 beschliesst die Stadtgemeinde Klagenfurt einer Anregung ihres Bürgermeisters Ritter von Metnitz folgend eine eigene Schifffahrtsgesellschaft ins Leben zu rufen. Sie kauft den Betrieb der Herrn Czyzek und Pietz. Die neue Gesellschaft trägt Jahrzehnte lang die Hauptlast des Linienverkehrs am Wörthersee und befährt zeitweise sogar den Lendkanal. Nur ihr Name verändert sich mehrfach im Lauf der Jahre: • 1913 - 1927: Wörther-See-Dampfschiffahrtsgesellschaft GmbH der Stadtgemeinde Klagenfurt • 1927 - 1941: Wörther-See-Schifffahrt GmbH der Stadtgemeinde Klagenfurt • 1941 - 1945: Wörther-See-Schifffahrt GmbH der Gauhauptstadt Klagenfurt • 1945 - 1959: Stadtwerke Klagenfurt, Abteilung Wörther See-Schifffahrt • 1959 - 2000: Stadtwerke Klagenfurt, Verkehrsbetriebe, Schifffahrt • ab 2001-2010: Stadtwerke Klagenfurt AG Schifffahrt Die neue Gesellschaft nimmt ihren Betrieb 1913 also mit den vier Schraubendampfern Thalia, Helios, Neptun und Carinthia sowie dem Schlammbagger auf 3
Wörthersee KONKURRENZ Schon im Jahr 1880 bringt ein neuer Unternehmer - Michael Arl - ein weiteres Schiff auf den See. Er baut ein Dampfboot mit Schraubenantrieb für 60 Personen, das wegen des geringen Tiefgangs auch den Lendkanal befahren kann. Es erhält den Namen „Loretto“ und bedient die Strecke Lendhafen - Velden. Aber auch einige andere, kleinere Schifffahrtsunternehmen entstehen. Ausführlichere Unterlagen zu diesen Betrieben sind bisher nicht aufzufinden. Auch Zeitzeugen gibt es kaum noch. Ein Betrieb taucht erstmalig im Jahrbuch des österreichischen Flottenvereins 1913 auf. Es handelt sich um ein Schiff des Postmeisters und Besitzers des Hotels Post Austria in Maria Wörth, Josef Ibounig, mit dem Namen „Caprice“. Mit diesem kleinen Motorboot für 16 Personen führt er einen bescheidenen Linien- und Rundfahrtbetrieb im Raum Maria Wörth - Pörtschach durch. Später kommt eine zweite Schiffskonzession und damit ein zweites Schiff dazu, über das Daten bisher nicht aufzufinden waren. Es trägt - nach einer vorliegenden Photographie – den Namen Maria Wörth (II). Bekannt ist schliesslich, dass Ibounig – damals schon Ibonig geschrieben - 1937 wegen des Konkurrenzdrucks der Wörther-See-Schifffahrt GmbH den Betrieb einstellen, seine beiden Einzelkonzessionen zurücklegen und beide Motorschiffe verschrotten muss. Um das Jahr 1913 herum führt auch Otto Lemisch aus Pörtschach mit dem Motorboot Aegir für 25 Personen Rundfahrten durch. Er bedient ebenfalls die Strecke Pörtschach - Maria Wörth. Nach dem ersten Weltkrieg wird der Betrieb jedoch bald wieder eingestellt. Über das weitere Schicksal der „Aegir“ kann (ausser einigen technischen Daten) nichts näheres ermittelt werden. Im Übrigen war Otto Lemisch am Wörthersee der erste, der ein Fahrrad auf Schwimmern in Betrieb setzte. Im Jahr 1915 taucht mit der Pension und dem Kinderheim Hugelmann in Maria Wörth ein weiterer Schifffahrtsbetreiber auf. Er bestellt ein Dampfboot für 25 Personen und setzt es zur Personenbeförderung ein. Um 1915 erbaut - das genaue Baujahr und die Bauwerft liessen sich bisher nicht ermitteln - geht das Schiff als „Drau“ in der zweiten Hälfte des ersten Weltkriegs in Betrieb. Später (auch hier war bisher der genaue Zeitpunkt nicht zu ermitteln) erhält das Boot anstelle der Dampfmaschine einen Benzinmotor. Schliesslich verkauft auch dieser Schiffsbetreiber sein Boot 1927 an die Wörther-See-Schifffahrt GmbH, wo es als „Türk“ in Fahrt kommt. Die „Türk“ bleibt aber nur bis 1931 in Betrieb. Dann kommt sie wegen des fehlenden Bedarf nicht mehr zum Einsatz, bis sie schliesslich im Januar 1947 an die Dampf- und Motorschifffahrt Gebrüder Fuego am Neusiedlersee verkauft wird. Diese lassen 1948 das Schiff am Wörthersee reparieren (insbesondere Verschweissen von Löchern und Korrosionsgruben am Rumpf). Im Winter 1948/49 stellen die neuen Besitzer das Boot noch einmal für Arbeiten am Wörthersee zur Verfügung (Bergung von Munition in der Bucht von Reifnitz), lassen es im Herbst 1949 neu lackieren und anschliessend zum Neusiedlersee abtransportieren. Später soll das Boot an den Weissensee gekommen sein, worüber jedoch weitere Nachrichten fehlen. Schliesslich nimmt die seit 1912 bestehende Werft Feinig & Co in Velden 1920 zunächst mit einigen kleinen Motorboten (maximal für 6 Personen) einen Linienverkehr im westlichen Teil des Wörthersees auf. Gestalt nimmt dieser Betrieb aber erst an, als 1925 das Motorboot Maria Wörth (II) für 50 Personen) und 1926 das schnellen Motorboot Velden für 16 Personen in Fahrt kommen. Beide stammen aus der eigenen Werft. Aber schon 1929 4
Wörthersee kapituliert auch dieser Betrieb. Nachdem die Werft die Lieferzeit für das von der Wörther- See-Schifffahrt GmbH bestellte Motorschiff Velden (II) um 8 Wochen überzogen hat, ist sie verpflichtet, eine Konventionalstrafe von 28 000 österreichischen Schillingen – damals ein gewaltiger Betrag – zu zahlen. Da sie das Geld nicht aufbringen kann, tritt sie 1929 die Schifffahrtskonzession samt dem Motorboot Maria Wörth (II) und dem schnellen Motorboot Velden an die Wörther-See-Schifffahrt GmbH ab. Diese tauft die „Velden“ in „Fritzi“ um und setzt sie für Eilkurse mit 26 km/h ein. Die „Maria Wörth“ II fährt unter dem gleichen Namen bis 1945, ehe sie in „Lindwurm“ umbenannt wird. Zu erwähnen ist noch, dass von Juli 1929 bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs von Pörtschach aus Rundflüge mit dem Wasserflugboot Nelly – einem Kriegsveteran des ersten Weltkriegs - angeboten wurden. DIE GOLDENEN ZWANZIGERJAHRE Nachdem sich die Wirtschaft nach dem Ende des ersten Weltkriegs wieder einigermassen konsolidiert hat, expandiert die Wörther-See-Schifffahrt GmbH in den zwanziger Jahren kräftig. Der Direktor der Gesellschaft ist an hohem Umsatz interessiert, zumal er persönlich daran beteiligt ist. So kommen in diesen Jahren mehrere Motorboote in Dienst: Als erstes läuft am 24.5.1924 die von der Donauwerft in Wien erbaute „Koschat“ 1 und wenige Monate später in der gleichen Werft die „Hülgerth“ - beides Schwesterschiffe für je 100 Personen - von Stapel. Ihnen folgt ein ebenfalls bei dieser Werft 1925 erbautes Motorboot, das von der die Wörther-See-Schifffahrt GmbH 1926 angekauft und als „Metnitz“ (für 60 Personen) in Fahrt kommt. Im Winter 1925/1926 wird die Dampfbarkasse Carinthia in ein Dieselmotorschiff umgebaut, 1926 erhält der Schraubendampfer Neptun einen neuen Kessel. 1927 bekommt die Wörthersee-Schifffahrt weiteren Zuwachs mit einem in der Schiffswerft Deggendorf erbauten Motorschiff für 70 Personen. Es unterscheidet sich von den bisherigen Schiffen durch einen Ruderstand am Bug. In den spärlichen noch vorhandenen Unterlagen der inzwischen nicht mehr existierenden Werft befindet sich der Vermerk „ex Straubing“, allerdings ohne weitere Angaben. Möglichweise war es ursprünglich für einen anderen Schiffsbetrieb vorgesehen. Doch erhielt der Neubau dann am Wörthersee den Namen „Herrmann“. Ein Jahr später, 1928, kommt ein neues grosses Motorschiff für 200 Personen in Dienst. Es wird in der Bootswerft Feinig in Velden erbaut und erhält den Namen „Velden“ (II). Dabei handelt es sich um jenes Schiff, das die Werft nicht termingerecht abgeliefert hat und deshalb 1929 zur schon erwähnten Übernahme der „Fritzi“ (ex „Velden“ (I)) und „Maria Wörth“ (II) führt. Zur besseren Vermeidung der Geruchs- und Lärmbelästigung wird 1936 bei diesem Schiff der Auspuff in einen Kamin in der Schiffsmitte geleitet und bei dem Umbau auch gleich das Steuerhaus in eine erhöhte Position gebracht. 1 In manchen Veröffentlichungen findet sich die Behauptung, „Koschat“ sei ein Ortsname. Tatsächlich ist aber Thomas Koschat ein Kärntner Dichter und Komponist, der mit dem Wörthersee eng verbunden war. 5
Wörthersee ZAHLREICHE,OFT NUR KURZFRISTIGE NAMENSÄNDERUNGEN Aus bisher unbekannten Gründen ändert man die Namen einiger Schiffe. Es heissen von 1928 bis 1932 • die „Neptun“ „Krumpendorf“, • die „Helios“ „Pörtschach“ und • die „Thalia“ „Klagenfurt“ Danach bekommen die drei Schraubendampfer ihre alten Namen wieder zurück. Hingegen behält die „Carinthia“ ihren neuen Namen „Kärnten“, den sie 1928 erhalten hat, bis 1952; danach fährt sie als Koschat. Weitere bleibende Namensänderungen finden statt: 1932Umbenennung der Velden in Wulfenia; 1939 Umbenennung der „Hülgerth“ in „Wiesbaden“(I), ab 1946 „Lorelei“. DAS ENDE DES ZWEITÄLTESTEN SCHIFFFAHRTSUNTERNEHMENS Während alle Schifffahrtsunternehmen der Anfangszeit in die Wörther-See-Schifffahrt GmbH aufgegangen sind, hält sich das zweitälteste Unternehmen 59 Jahre lang. Schon 1880 nimmt der Unternehmer Michael Arl mit dem Schraubendampfboot Loretto (Tragfähigkeit 60 Personen) die Fahrten auf dem Lendkanal und dem See bis Velden auf. Sein Sohn, der den Betrieb nach dem Tod des Vaters weiterführt, lässt 1936 die Loretto I in ein Benzinmotorboot umbauen. Im gleichen Jahr erwirbt er von der Ossiachersee-Schifffahrt das 1927 erbaute Motorboot Villach (I) für 50 Personen und stellt es als „Loretto“ II in Dienst. Doch stirbt Arl jun. am 4.6.1939 und die Konzession erlischt am 15.8.1939. Die Witwe Arls verkauft die beiden Lorettos deshalb an die Wörther-See-Schifffahrt GmbH. Mangels Bedarf bleiben beide Schiffe jedoch zunächst bis 1946 abgestellt. Dann wird die „Loretto I“ im August 1946 an der tiefsten Stelle des Wörthersees versenkt, da niemand den Rumpf verschrotten wollte. Hingegen wird die „Loretto“ II in Werft Wunder in Pörtschach zu Generalüberholung gebracht und für sie 1947 einen neun Dieselmotor samt Getriebe gekauft. Im Februar 1948 stürzt das Bootshaus der Werft Wunder unter der Schneelast ein, was zur Zerstörung des Bootes führt. Der Tod Arl’s führt zugleich zum vorläufigen Ende der Lendkanalschifffahrt. Denn alle anderen Schiffsbetriebe fahren nur bis zum Ende des Sees (Anlegestelle Klagenfurt-See). Es dauert bis 1987, bis wieder ein Fahrgastschiff den Lendhafen in der Stadtmitte Klagenfurts erreicht. DIE ZEIT DES ZWEITEN WELTKRIEGS UND DIE NACHKRIEGSZEIT Die Kriegszeit ist für die Schifffahrt vor allem durch den Benzinmangel geprägt. Darum muss schon 1940 die „Fritzi“ (ex Velden) ausser Dienst genommen und abgestellt werden. 1952 kauft sie Josef Ouschan, der sie bis 1972 als Taxiboot am Standort Paternionbrücke verwendet. Dann steht sie bis 1977 still, bis sie am 20.7.1977 der Besitzer der Fahrschule Zobernigg erwirbt. Dieser setzt das Boot jedoch nicht mehr ein, sondern zerlegt es am 3.8.1977. Er benötigt lediglich die Zulassungsnummer der „Fritzi“, weil er sich ein eigenes Motorboot anschaffen will und neue Boote am Wörthersee nur zugelassen werden, wenn dafür ein altes ausser Dienst genommen wird. Wegen des Treibstoffmangels wird 1940 das Motorboot Kärnten (ex „Carinthia“) auf Holzgasbetrieb und 1942 auf Anthrazitgasbetrieb umgestellt. Die Hauptlast des Verkehrs tragen im Übrigen nun in erster Linie die Dampfschiffe. 6
Wörthersee 1944 wird die „Metnitz“ als Kriegsmaterial von der deutschen Wehrmacht beschlagnahmt und in Richtung Plattensee abtransportiert. Zum Kriegsende befindet sie sich auf der Donau im Wiener Winterhafen, wo sie völlig ausbrennt. Nachdem sich ein Wiederaufbau als unwirtschaftlich erweist, erfolgt 1948 die Verschrottung Im Sommer 1945 beansprucht die englische Besatzungsmacht die „Wulfenia“ (ex Velden) für eine Rundfahrt am See. In Ermanglung einer Druckluftflasche wird zum Start der Dieselmotoren eine Sauerstoffflasche angeschlossen. Dies führt zu einer heftigen Explosion, bei welcher der Maschinist ums Leben kommt und der damalige Direktor der Wörtherseeschifffahrt einen Fuss verliert. Das Schiff sinkt. Es bleibt auf Grund, bis es mit Hilfe des englischen Militärs 1947 gehoben und verschrottet wird. Nach dem Krieg erhalten wiederum einige Schiffe einen neuen Namen (siehe oben unter „Namensänderungen“). Sowohl die nun neubenannten Schiffe Loretto (III) als auch Lorelei erhalten 1947 eine Heizung im Steuerhaus. Die „Loretto“ (III) erleidet 1946 einen Propellerschaden und 1949 einen Bruch der Ruderblattwelle, die „Lorelei“ 1948 einen Propellerschaden. Doch werden beide Schiffe unverzüglich repariert. 1946 bis 1948 fährt die „Neptun“ mit Ölfeuerung, die sich aber nicht bewährt, so dass wieder auf Kohlenfeuerung umgestellt wird. Ausserdem sinkt der Schraubendampfer am 1.2.1946, weil er zu kurz vertaut ist, wird aber am nächsten Tag wieder gehoben. Ebenfalls 1946 erhält die „Kärnten“ (ex „Carinthia“) im Mai einen Dieselmotor, Im Herbst wird sie generalüberholt (stärkeres Wendegetriebe, neues Steuerhaus, Umbau des Mittelschiffs für 20 Stehplätze). Das schlechte Material in der Nachkriegszeit führt dazu, dass im darauffolgenden Jahr der Dieselmotor dreimal gewechselt werden muss. Der zuletzt im Januar 1948 eingebaute Motor wird um 160 mm tiefer gesetzt, um die Kühlwasserversorgung zu verbessern. Erst ab dem 19.2.1948 kann das Schiff wieder im Linienverkehr eingesetzt werden, aber schon im April kommt es zu einem Pleuelstangen- und Kurbelwellenbruch wegen unzulänglicher Schmierung. Ein neuer Ölkühler wird eingebaut. 1949 muss die Schraube gegen einen neuen Duraluminiumpropeller ausgetauscht und zwei Jahre später – 1951 – das ganze Schiff in der Strassenbahnremise Klagenfurt noch einmal grundüberholt werden, ehe es – ab 1952 mit dem neuen Namen „Koschat“ (II) – die folgenden 12 Jahre klaglos ihren Dienst vollzieht. UMBAU AUF DIESEL GEPLANT Die „Helios“ und die „Thalia“ sollen 1946 in Dieselmotorschiffe umgebaut werden. Deshalb bestellt man für beide Schiffe je einen Dieselmotor und beginnt mit der Planung für den Umbau. Doch ergeben sich erhebliche technische Schwierigkeiten. Auch sind keine passenden Wendegetriebe zu finden. Deshalb storniert man die Bestellung der Motoren wieder und gibt vorerst den Umbauplan auf. 1946 erhält die „Herrmann“ einen neuen Dieselmotor und neue geschlossene Aufbauten für den Winterbetrieb mit einem erhöhten Steuerhaus in der Schiffsmitte sowie ein Jahr später neue Duraluminiumpropeller. 1947 muss die „Lindwurm“ (ex „Maria Wörth“ II) nach einer Kollision einer grösseren Reparatur unterzogen werden (Beseitigung von Schäden am Rumpf). 1948 erhält sie einen neuen Propeller, durch den die Geschwindigkeit von 15,4 auf 17,0 km ansteigt. 7
Wörthersee 1948 erhält die Dampfmaschine der „Thalia“ eine komplette Überholung. Neue Scheinwerfer sowie Plattenspieler mit Rundfunkanlage und Verstärker werden eingebaut. Ende 1949 erwirbt die Wörther-See-Schifffahrt GmbH von der englischen Besatzungsmacht ein ehemaliges Marineverkehrsboot samt Motor. 1940 in einer englischen Werft erbaut, kommt es am Wörthersee als Arbeitsboot und aushilfsweise auch für Pendelverkehre zum Einsatz. Das Boot soll bis 1973 in Verwendung gestanden haben, bis es von der „Loretto“ III als Arbeitsschiff ersetzt wurde. Über das Schicksal dieses Bootes konnten bisher keine weiteren Informationen ermittelt werden. Im Winter 1949/1950 erfolgt auch beim Neptun eine Generalüberholung der Kessels und der Maschinenanlage, der vordere Salonaufbau wird erneuert. Doch fährt er nur mehr zwei Jahre als Dampfschiff. 1952 erfolgt der Umbau in ein Dieselmotorschiff bei gleichzeitiger Entfernung des vorderen Oberdeckes. Ab Frühjahr 1953 ist er wieder einsatzbereit. Die Dampfmaschine gelangt auf Umwegen in das deutsche Technikmuseum Sinsheim und von dort 1993 zurück nach Kärnten ins Historama Ferlach – einem Museum für Technik und Verkehr, wo sie heute noch besichtigt werden kann. Im Jahr 1956 wird die Verglasung des Aufbaus der „Herrmann“ wieder entfernt und das Steuerhaus verkleinert, sodass das Boot erneut vorwiegend nur als Sommerschiff einsetzbar ist. Leider geht dadurch das beim ersten Umbau gewonnene schnittig- gefällige Aussehen wieder verloren. Ausserdem erfolgt eine Umbenennung in „Möve“. DAS ENDE VON DS HELIOS UND ANDEREN SCHIFFEN Ebenfalls im 1956 wird der vordere Salon der „Helios“ modernisiert, 1960 muss der Dampfer jedoch wegen eines Kesselschadens ausser Dienst gestellt werden. Noch einmal befördert das Schiff bei der Fronleichnamsprozession Personen, allerdings ohne eigene Kraft sondern vertäut an der Längsseite der „Thalia“. 1964 erfolgt der Abbruch der Aufbauten bei gleichzeitiger Konservierung der Schiffsschale. Man plant einen Neuaufbau als Elektro- oder Dieselmotorschiff, doch sinkt der Rumpf 1965 neben dem Steg durch einen Lausbubenstreich. Nachdem zwei Neubauten bereits bestellt sind, zieht man im Strandbad Klagenfurt die Schale an Land und verschrottet sie im Herbst. Ab 1957 kommt die „Lindwurm“ nur mehr fallweise als allerletzte Reserve zum Einsatz. 1961 wird sie von der „Koschat“ auf den See geschleppt und in drei Meter Tiefe vor der Werft versenkt. 1963 bekommt die „Koschat“ II (ex Kärnten/ex Carinthia) noch einmal einen neuen Dieselmotor mit ebenfalls 90 PS sowie ein neues Wendegetriebe. Das Schiff fährt noch bis 1967 im Personenverkehr, wird 1968 in ein Arbeitsschiff und Eisbrecher umgebaut. Am 26.7.1972 erfolgt anlässlich der 100-Jahr-Feier des Schiffes eine Abschiedsfahrt, am 17.8.1972 erfolgt der Verkauf des Schiffes zwecks musealer Erhaltung in seiner ursprünglichen Heimat Triest an Herrn Helmut Metzger, der jedoch dann das Schiff im Oktober des gleicher Jahres in Loretto am Wörthersee verschrottet. Auch die „Neptun“ erhält 1964 einen neuen Dieselmotor. Damit fährt sie noch bis zum 17.12. 1973. Dann wird das 90-Jährige Schiff ausser Dienst gestellt, um Platz für ein neues Schiff zu erhalten und abgebrochen. 8
Wörthersee Im Winter 1964/1965 ersetzt in der „Thalia“ ein ölgefeuerter Steambloc-Kessel den alten kohlegefeuerten Flammrohrkessel. 1966/1967 wird die Maschinenanlage erneut überholt, das Maschinenhaus vergrössert und das Steuerhaus verbreitert. 1969 erhält die „Thalia“ eine neue Schiffsschraube, 1970 eine elektrohydraulische Ruderanlage anstelle der dampfgesteuerten Rudermaschine aus dem Jahr 1910. Schliesslich wird nach wiederholten Schäden an der Antriebswelle das Schiff am 24.7.1974 ausser Dienst gestellt. 1975 ergeht der Beschluss des Eigentümers, das Schiff zu verschrotten. Doch dazu kam es nicht, wie später zu zeigen sein wird. Schliesslich erhalten 1966 die beiden Zwillinge „Loretto“ II (ex Stuttgart, ex Koschat) und Lorelei (ex Wiesbaden/ex Hülgerth) ein neues Steuerhaus und 1967 einen neuen Dieselmotor. DER ERSATZ DER ALTEN SCHIFFE DURCH NEUBAUTEN Im Jahr 1966 beginnt eine völlige Umstrukturierung der Flotte. Als erstes kommen zwei in der Schiffswerft Korneuburg erbaute Zwillinge auf den Wörthersee. Sie werden am 30.4.1966 feierlich als „Wiesbaden“ II und „Klagenfurt“ II in Betrieb gesetzt. 1969 erhalten sie Funkanlagen, 1971 neue Treibstofftanks und 1973 Stromaggregate zur Stromversorgung der Küche an Stelle von Gas. Mit der Inbetriebnahme der grösseren „Klagenfurt“ III erhält die „Klagenfurt“ II 1971 den Namen Maria Wörth (III). Im Übrigen bekommt 1988 auch dieses Schiff eine Heizung. Der Einsatz der beiden neuen Schiffe macht den Einsatz der „Möve“ (ex „Herrmann“) überflüssig. Sie wird 1967 abgestellt, nachdem der Motor ausgebaut worden ist. Im Jahr darauf kauft Johann Alois Stiegler das Boot, baut einen LKW-Motor ein und gibt ihm den neuen Namen „Angelique“. Nun steht es neben der Station „Weisses Rössl“ zwischen Auen und Dellach und wird in erster Linie von Badenden und Jugendlichen als stationäre Plattform benutzt. Im Jahr 2007 erwirbt die Nostalgieschifffahrt Kärnten das Schiff. Sie schleppt am 13.4. 2007 daS Schiff nach Klagenfurt, von wo es am 18.5.2007 mit einem Tieflader nach Ferlach gelangt. Dort steht es in den Hallen des Historama in Ferlach. Man plant, zu einem späteren Zeitpunkt des Schiff wieder in Fahrt zu bringen. Im Jahr 1970 bestellt die Stadtgemeinde Klagenfurt für den Wörthersee bei der Schiffswerft Linz ein noch grösseres Schiff für 380 Personen. Es kommt – wie im Übrigen auch die beiden Schiffe aus Korneuburg bei Wien – zerlegt nach Klagenfurt, wo man es zusammensetzt. Es läuft am 10.5.1971 von Stapel, wird am 10.6.1971 feierlich auf den Namen Klagenfurt (II) getauft und nimmt sofort den Liniendienst auf. Das Schiff erhält 1984 einen neuen Dieselmotor. Doch ist damit die Modernisierung noch nicht abgeschlossen. Drei Jahre später – 1973 – bestellt die Stadtgemeinde bei der Schiffswerft Linz ein weiteres Schiff, diesmal für 395 Personen. Es ist in Rumpf und Aufbauten fast typengleich mit der „Klagenfurt“ (II), verfügt aber über zwei Antriebsanlagen mit zwei Schottel-Ruderpropellern. Das Motorschiff wird ebenfalls in Klagenfurt zusammengesetzt und läuft am 12.6.1974 von Stapel. Schon am 16.6.1974 erfolgt die feierliche Schiffstaufe auf den Namen „Kärnten“ II und die Inbetriebsetzung. Da nun auch die „Loretto“ III überflüssig ist, verwendet man sie von 1973 bis 1980 nur mehr als Arbeitsschiff. 9
Wörthersee DIE WERFT UND DIE ERSTEN UMBAUTEN IN EIGENREGIE Während die Dampfschifffahrtsgesellschaft des Freiherrn von Herbert alle Reparaturen und Umbauten an den im Wasser befindlichen Schiffen durchführt und auch die Schifffahrt Ibounig über keine eigene Werft verfügt, besitzt Michael Arl schon ab 1880 eine einfache Werkstätte in einer Hütte und daneben Platz, um sein Schiff mit einfachen Mitteln an Land zu ziehen. Die Wörthersee-Dampfschifffahrtsgesellschaft richtet um ca. 1900 neben ihrer Hafenanlage nächst der k.k. Militärschwimmschule eine bescheidene Werkstätte in einer Holzhütte ein. Dazu kommt 1924 eine Querslipanlage. 1929 erwirbt sie dann die ehemalige Wartehalle „See“ der Strassenbahn und baut sie zur Werkstätte um. Das Gelände ist im übrigen von 1919 bis 1934 mit einem Anschlussgleis zur Strassenbahn verbunden, über das die Kohlenzufuhr erfolgt. Im Jahr 1932 plant man ein neues grosses Betriebsgelände für die Schifffahrt. Zwei Bauteile werden noch realisiert, den weiteren Ausbau verhindert die Wirtschaftskrise der 30er Jahre sowie der zweite Weltkrieg. Den ursprünglich als Kohlenschuppen vorgesehen Bauteil verwendet man bis 1982 als Betriebsleitgebäude. Nach dem Krieg ersetzt 1946 eine grössere Baracke die ehemalige Strassenbahnwartehalle, in der nun die Werkstatt untergebracht ist. Als 1976 die zulässige Tragfähigkeit der Querslipanlage wegen schwerer Unterwasserschäden an den Schienen herabgesetzt werden muss, beschliesst man den Bau einer neuen Werftanlage. Im Herbst 1978 beginnen die Bauarbeiten, müssen aber im Mai 1979 unterbrochen werden, weil die 1500 t schwere Betonwanne des Trockendocks sinkt. Dadurch verzögert sich die Fertigstellung, so dass die neue Werft erst am 6.5.1982 eröffnet wird. Sie umfasst drei Segmente: den Hafen mit den Schiffsliegeplätzen, das Betriebsgebäude und das Dock. Die neue Werft ist als Insel auf Bohrpfählen im See verankert. Zu erwähnen ist noch, dass seit 1967 im Winter das Eis im Hafen und rund um die Werft nicht mehr zerschnitten und aufgehackt werden muss. Seither sind nämlich um die Werft herum auf dem Seegrund perforierte Schläuche verlegt. Sie blasen Druckluft aus, was die Eisbildung verhindert. UMBAUTEN IN DER NEUEN WERFT Die moderne Ausstattung erlaubt es nun, an den Schiffen in Eigenregie grössere Umbauten vorzunehmen. Nun werden ab 1988 in Eigenregie drei der neuen Schiffe vom Bug bis achtern modernisiert. Zunächst 1988 die „Klagenfurt“ (III). Das Hauptdeck und das Dach hinter dem Steuerhaus werden verlängert, das Stiegenhaus nach achtern verlegt, der Salon nicht nur geschmackvoller eingerichtet, sondern auch mit einer audiovisuellen Anlage mitsamt Leinwand ausgestattet und ein Bugstrahlruder eingebaut. Das Motorschiff lässt sich nun nicht nur im Liniendienst sondern auch als Seminarschiff einsetzen. Im Jahr 1989 folgt der Umbau der „Wiesbaden“ (II). Sie erhält zusätzlich eine Einrichtung für Feierlichkeiten im gehobenen Stil. Schliesslich erfährt 1993 auch die Inneneinrichtung der „Kärnten“ II eine komplette Neugestaltung. Zum Einbau kommen eine moderne Musikanlage und umfangreiche Gastronomieeinrichtungen, sodass auch dieses Schiff für Sonderfahrten eingesetzt werden kann. Nicht umgebaut wird die „Maria Wörth“ (III). Da aber auch sie gut ausgestattet ist, kann sie ebenfalls für Feierlichkeiten, allerdings nur mit beschränkter Gastronomie eingesetzt werden, bis sie Ende 2005 an den Völkermarkter Stausee verkauft wird. Nun stehen drei moderne Personenschiffe für den Wörthersee zur Verfügung. Trotzdem fahren bis heute auch noch drei alte Schiffe auf dem See. 10
Wörthersee DIE THALIA DAMPFT WIEDER Da ist zum einen der letzte grosse Schraubendampfer Mitteleuropas, die „Thalia“. Der 1975 bereits beschlossene Abbruch wird wegen verschiedener Bürgerinitiativen ausgesetzt. Veranlasst durch diese Aktivitäten holt die Stadtgemeinde Gutachten bezüglich der Revitalisierung ein und beschliesst dank der besonderen Initiative des Bürgermeisters Guggenberger und des Vizebürgermeisters Peterle im Mai 1982, die „Thalia“ zu restaurieren und wieder in Betrieb zu setzen. In den folgenden Jahren werden zunächst die Aufbauten entfernt und der Schiffsrumpf gründlich aufgearbeitet. Im Dezember 1986 beginnt der Wiederaufbau nach den ursprünglichen Plänen: - Wiederinbetriebnahme in weitgehendem Originalzustand: Schiffsform, Antrieb durch eine für das Publikum sichtbare Dampfmaschine, Salon vorne und hinten, drei Freidecks sowie kleines Steuerhaus in der Urform. - Einbau einer modernen Infrastruktur: Sanitäranlagen, Bordküche, Heizung, Maschinentelegraph, Ölfeuerung des Dampfkessels, hydraulische Ruderanlage, Frischwasseranlage, Bordnetz 220/380 V, Feuerlöschanlage, Lenzanlage, verbesserte Schiffsschraube. - Komplette Überholung des Antriebes: Die Maschine wird eigens für diese Arbeiten nach Luzern verfrachtet, wo sie in der Werft der SGV (Vierwaldstättersee) restauriert wird. Am 9. Juni 1988 ist es soweit, dass das Schiff die erste Probefahrt absolvieren kann und am 2. Juli 1988 zur zweiten Jungfernfahrt ausläuft. Seither ist das Schiff nicht nur auf Sonderfahrten, sondern auch im Liniendienst unterwegs. NOSTALGIESCHIFFFAHRT WÖRTHERSEE Die anderen beiden alt-ehrwürdigen Schiffe sind die Schwesterschiffe Loretto (III) und Lorelei. Die von 1973 bis 1980 als Arbeitsschiff eingesetzte „Loretto“ (III) wird 1981 wieder als Personenschiff reaktiviert und 1988 gründlich überholt. Die „Lorelei“ ersetzt 1981 zunächst die Loretto als Arbeitsschiff. 1987 wird das Steuerhaus entfernt und dafür ein neuer Steuerstand am Bug eingebaut. Mit ihr wird der seit 1940 ruhende Personenverkehr auf dem Lendkanal wieder aufgenommen. 1988 erhält sie einen neuen Propeller und einen neuen Motor. Im Jahr 1995 erwirbt eine Segelschule in Wien die Lorelei und die Loretto. Beide sind zum Einsatz auf der Donau vorgesehen. Die Loretto fährt nur einmal von Wien aus donauabwärts. Bei Fischamend wird sie aus etwas merkwürdigen Gründen – man munkelt, hier sei Alkohol mit im Spiel gewesen – in einer Bucht abgestellt und mehrere Tage lang nicht abgeholt. Nachdem in dieser Zeit der Wasserspiegel der Donau absinkt, gerät sie auf Grund und kippt um. Mit einem Kran geborgen, stellt man sie auf einer Wiese neben dem Gasthaus zum Rostigen Anker ab und benützt sie zeitweise als Unterkunft für Asylanten. Im Jahr 1999 gelingt es dem Geschäftsführer der Bahn und Museum GmbH Klagenfurt, Hansgeorg Prix, das Schiff zu erwerben Es kommt am 29. Juli 1999 von Wien zurück, wird in der Klagenfurter Werft gründlich restauriert und kommt am 26. Mai 2000 wieder in Fahrt. Seither führt es als „Nostalgieschifffahrt Wörthersee“ – einer eigenen Gesellschaft - mit grossem Erfolg „Erlebnisfahrten“ durch. Auch der „Lorelei“ II ist auf der Donau kein langes Leben beschieden. Nach einigen Fahrten prallt sie gegen eine Betonmauer. Mit einer schweren Beschädigung am Bug stellt man das Schiff zunächst ab und schreibt es 2000 schliesslich zum Verkauf aus. Auch hier greift Prix sofort zu, bringt das Schiff am 17. November 2000 nach Ferlach, wo es in einer Halle der 11
Wörthersee Kärntner Nostalgiebahnen ebenfalls eine gründliche Restauration erfährt. Ende Juni 2004 kommt die „Lorelei“ zu ihrem 80. Geburtstag wieder am Wörthersee in Fahrt. Sie entlastet dort das gut frequentierte Schwesterschiff. Beide Schiffe sind weitgehend in der alten Form restauriert worden. Allerdings hat die „Loretto“ ein „modernes“ Führerhaus, während der Führerstand der „Lorelei“ die ursprüngliche eckige Form aufweist. Geplant ist, zu einem späteren Zeitpunkt auch die „Herrmann/Möve/Angelique“ einzusetzen, die seit 1907 im Gelände des Technikmuseums HISTORAMA in Ferlach geschützt abgestellt ist (siehe oben). Jährlich werden mit der „Loretto“ und „Lorelei“ in rund 130 Fahrten rund 4 500 Personen befördert. EIN KURZES ZWISCHENSPIEL AM LENDKANAL Nach dem Verkauf der „Lorelei“ 1995 ist für den Lendkanal kein Schiff mehr verfügbar. Deshalb gibt die Wörtherseeschifffahrt die Konzession für die Strecke Klagenfurt See - Lendhafen an Herrn Wolff ab. Dieser lässt bei der Firma Nautitech Catamerans in Oberösterreich ein Elektroboot bauen, das den Namen Lendwurm erhält. Es handelt sich dabei um einen Trimaran. Auf den drei kleinen Rümpfen ist eine rechteckige Plattform aufgebaut, auf welcher sich die Sitze für 20 Personen befinden. Die Plattform wird von einem Flugdach überspannt. Die „Lendwurm“ hat nur in Ansätzen eine schiffsähnliche Form. Nachdem wegen der Gefahr der Zerstörung der Uferbebauung durch Wellenschlag im Kanal nur eine Geschwindigkeit von 10 km/h erlaubt ist, genügen für den Antrieb zwei Elektromotoren mit einer Leistung von je 5 kW. Die 5 km lange Strecke wird in 40 Minuten bewältigt. 1999 übernimmt Wolfram Pschernig den Betrieb. Dieser ersetzt 2003 die Flugdachkonstruktion durch eine Konstruktion mit leicht bombierten Spanten. Dadurch bekommt das Boot eher das Erscheinungsbild eines Schiffes. Jährlich wurden rund 3000 Personen befördert. Doch stellt die Behörde 2011 fest, dass Pschernig bei Übernahme der Schifffahrt zwar eine Konzession beantragt, aber nie erhalten hat. Deshalb muss er den Betrieb einstellen und verkauft den Lendwurm an die Wörthersee-Schifffahrt. DIE JAHRTAUSENDWENDE Als besondere Attraktion berechtigt seit 1997 die Kärnten-Card zur unentgeltlichen Benutzung der Linienschiffe und verschiedener Sonderfahrten. Gleiches gilt für die Inhaber der Wörthersee-Card. Diese erhalten Hotel- und Pensionsgäste rund um den Wörthersee sogar kostenlos. Sie wird von den Beherbergungsunternehmen finanziert. Doch stellen die Stadtwerke im Jahr 2004 dieses Angebot wieder ein. „Card-Besitzer sind sparsame Leute, sie bringen ihre Jause selber mit und tragen dazu bei, dass unsere Schiffe überfüllt sind“ (Direktor Johannes Glanitsch). Wegen der Einstellung des Angebots planen die Mitglieder der Card-Gesellschaft, in der Schiffswerft Linz oder der Luxwerft in Mondorf ein neues Schiff mit einer Tragfähigkeit von 600 Personen zu bestellen. Die 600 Personen können alle im Innenraum untergebracht werden. Allerdings lässt sich das Dach des Oberdecks bei gutem Wetter öffnen, wodurch ein Sonnendeck entsteht. Aus diesem Grund bezeichnet man das neue Schiff auch als „Cabriolet-Schiff“. Für die Beschaffung sind drei Millionen Euro vorgesehen. Es sollte im Mai oder Juni 2005 in Konkurrenz zur Schifffahrt der Stadtwerke in Fahrt kommen. Doch muss dieser Plan aus finanziellen Gründen wieder fallen gelassen werden. Hingegen haben sich im Herbst 2003 die Schiffsbetriebe der Stadtwerke Klagenfurt, der Schifffahrt Velden und der Notalgieschifffahrt Wörthersee in der ARGE Wörtherseeschifffahrt zu einer Betriebsgemeinschaft zusammen geschlossen. 12
Wörthersee DER NEUANFANG IM 21 JAHRHUNDERT Eine einschneidende Veränderung ergibt sich 2010. Nach den Vorgaben der Europäischen Union zur Liberalisierung und Privatisierung von Einrichtungen der öffentlichen Hand, die nicht unmittelbar der Daseinsvorsorge dienen, muss auch die Stadt Klagenfurt die Schifffahrt abgeben. Sie verkauft sie an den Kärntner Großindustriellen und Veranstalter Martin Ramusch. Der Betrieb firmiert nun als WSG Wörthersee Schifffahrt GmbH. Ramusch kooperiert mit der höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt, Abteilung Industriedesign. Sie entwickelt ein Konzept für die Modernisierung der Schiffe. Im Mittelpunkt steht eine ausgewogene Mischung aus Holz-, Kunststoff- und Beleuchtungselementen. Als erstes erhielt 2010 die Wiesbaden eine neue Inneneinrichtung. Es folgte 2011 zunächst die „Klagenfurt“ und danach die „Kärnten“, die zudem aufgestockt wird. Ausserdem entsteht eine mobile Bar, die bei Bedarf in allen Schiffen eingesetzt werden kann. Am 30. September 2011 erhielt die „Wiesbaden“ einen neuen Namen. Sie heisst nun „Velden“. Im Übrigen erhielten alle vier Schiffe einen zusätzlichen Namen: Die „Thalia“ trägt nun zusätzlich den Namen „Metaxa“ (griechischer Weinbrand), die „Klagenfurt“ „Züricher Kantonalbank“, die „Kärnten“ „Schlumberger“ (österreichische Sektsorte) und die „Velden“ „Raiffeisen“ (Sparkasse). Aber auch die Lendkanalschifffahrt nimmt der neue Unternehmer am 20. Juli 2012 wieder auf. Basierend auf Plänen der Technischen Lehr-und Versuchsanstalt entsteht in der serbischen, an der Thaiss gelegenen Komet-Werft in Novi Becej ein neues Schiff – die „Maria Wörth“. Die Endmonatage erfolgt in Klagenfurt. Angetrieben wird das Schiff durch zwei Elektromotoren mit je 35 kW, die ihren Strom aus 10 Sodium-Nickel-Batterien beziehen. Die Batterie selber werden entweder unter Tags durch Solarzellen oder bei Nacht durch ein Stromkabel von Land her aufgeladen. Damit erreicht das Schiff im tiefen Wasser eine Geschwindigkeit von 18 km/h. Im Lendkanal darf es jedoch nur 8,5 km/h fahren. Mit dem Schiff können 60 Personen befördert werden. Da es für Sonderfahrten gelegentlich auch am See eingesetzt wird, verfügt es über zwei Bordtoiletten und ein Bar. ZUM ANGEBOT HEUTE Fährt man in den Anfangsjahren der Dampfschifffahrt nur zweimal am Tag von Klagenfurt nach Velden und zurück, so werden vor dem zweiten Weltkrieg (1939) in der Hochsaison von der Wörthersee-Schifffahrt sogar halbstündige Fahrten auf dieser Strecke angeboten. Heute gibt es nur mehr einen Saisonbetrieb. In der Vorsaison wird mit der „Kärnten“ oder der „Klagenfurt“ wieder wie früher zweimal von Klagenfurt nach Velden und zurück gefahren. In der Hochsaison fahren beide Schiff von 8,00 bis 16,00 im Zweistundentakt (Fahrzeit hin und zurück dreidreiviertel Stunden). Die „Maria Wörth“ befährt dreimal täglich den Lendkanal (Fahrzeit hin und zurück eindreiviertel Stunden). Bei schwacher Nachfrage wird auch der alte „Lendwurm“ gelegentlich noch eingesetzt. Die „Velden“ führt bei schönem Wetter Rundfahrten von Klagenfurt aus. Bei schönen Wetter und entsprechende Bedarf wird auch die Thalia im Liniendienst eingesetzt. Das Angebot umfasst zudem vielfältige Sonderfahrten (Hochzeitsfahrten, andere Gesellschaftsfahrten, Erlebnisfahrten, Abendfahrten, Fahrten mit Musik- oder Showkünstlern) mit allen Schiffen. Ein Spezialprogramm mit NAUTI, dem lustigen carintischen Wasserdrachen mit viel und Spass für die Kinder ergänzt das Programm. 13
Wörthersee Weitere Erlebnisfahrten werden – wie bereits erwähnt - auch von der Nostalgieschifffahrt Kärnten mit der „Loretto“ und der „Lorelei“ durchgeführt. DIE FREQUENZEN Im ersten Jahr, in dem Schifffahrt das ganze Jahr über in Betrieb war, benützen das Schiff mehr als 30 000 Bewohnern, die damit vorwiegend zum Einkaufen oder in die Arbeit fahren. Nachdem 1863 wurde die Südbahnlinie Klagenfurt erreichte, nimmt auch der Fremdenverkehr am Wörthersee zu. Die Dampfschifffahrten sind nun bei den Urlaubern sehr beliebt. 1883 fahren bereits 175 000 Fahrgäste, bis 1930 steigt die Anzahl der Passagiere auf 230 000. Im Zusammenhang mit der reichsdeutschen Anordnung, dass Urlauber nicht mehr als 1000 Mark nach Österreich einführen (1000-Mark-Sperre) dürfen und später in Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg sinkt die Zahl der Beförderten 1944 auf 124 000 Personen. Nachdem gegen Ende des Krieges wegen der Bombenschäden viele Menschen aus der Stadt ins Umland ziehen müssen und ausserdem der Strassen- und Schienenverkehr fast zum Erliegen kommt, übernimmt in den ersten Nachkriegsjahren die Schifffahrt den Berufsverkehr. Es benutzten im Jahr 1946 406 000 und 1947 sogar 512 000 Personen das Schiff – vorwiegend Berufspendler, die nach Klagenfurt zur Arbeit fahren. Mit der Instandsetzung der Schienenwege und der Strassen nimmt die Frequenz wieder ab und lag 1974 nur mehr bei 233 412 Personen – nun in erster Linie Ausflügler. Danach stieg die Zahl der Personen, welche das Schiff benutzen, wieder an erreichte 2003 einen neuen Höchststand von 381 157 und liegt heute im Durchschnitt jährlich bei rund 350 000 Personen. ZWEI WEITERE SCHIFFSBETRIEBE Neben den bisher genannten Schiffsbetrieben entstanden noch zwei weitere, die auch heute noch bestehen. Zum einen die Schifffahrt Velden GmbH. Sie wird 1967 von Otto Wildschnick ins Leben gerufen, der das bei Feinig & Co in Velden im gleichen Jahr erbaute Motorschiff Santa Lucia für Rundfahrten einsetzt. Im Jahr 1984 übernimmt Josef Olipitz diese Konzession. Er bestellt ein neues grösseres Schiff bei der Schiffswerft Molenaar in Holland. Dieses kommt über den Rhein, den Rhein-Main-Donau-Kanal sowie die Donau auf dem Wasserweg bis Wien und weiter auf der Strasse bis Velden. Es erhält ebenfalls den Namen Santa Lucia (II) und ist seit 1985 unter der Leitung erst von August Wachter, danach von 1997 bis 2014 von Diethard Wachter in einem regelmässigen Rundfahrtdienst eingesetzt. Die „Santa Lucia“ I wird nach Slowenien verkauft und soll dort als Fischerboot Verwendung finden. Im März 2014 verstirbt der Schiffseigner Josef Olipitz. Seine Erben führen den Betrieb weiter. Diethard Wachter bleibt bis zu seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen Betriebsleiter. Danach übernimmt Magister Josef Nagler die Betriebsleitung. Seit der Adventsschifffahrt 2014 geht das Kommando auf der „Santa Lucia“ als Kapitän an Wolfgang Weritz über, der seit April 2015 auch die Betriebsleitung übernimmt. Unterstützt wird er von Kapitän August Stornig. Die Schifffahrt in Velden bietet vom Mai bis Oktober mit der „Santa Lucia“ zwei Rundfahrten für je zweieinhalb Stunden zwischen Velden und Maria Wörth mit einem Aufenthalt in Maria Wörth von 40 Minuten an. Am Nachmittag steht noch eine zusätzliche etwa eineinhalbstündige Rundfahrt ebenfalls von Velden nach Maria Wörth, aber diesmal ohne Aufenthalt auf dem Programm. Auch werden Gesellschafts-, Themen- und sonstige 14
Wörthersee Sonderfahrten angeboten. Im Übrigen ist die „Santa Lucia am Wörthersee auch als Hochzeits- und Partyschiff bekannt. Jede Rundfahrt mit persönlicher Reiseleitung und Erklärungen zum See, den Gebäuden und „Geschichten die nur der Kapitän kennt“ machen die Fahrten zu einem besonderen Erlebnis für Jung und Alt. Auch im Herbst und Winter werden nach Bedarf Fahrten durchgeführt. Nur vom Heiligen-Drei-König Tag (6. Januar) bis Ostern bleibt die Schifffahrt eingestellt. Neu zur Schifffahrt kommt im Mai 2012 ein in der Schweizer Boeschwerft erbautes formschönes hölzernes Motorboot für 21 Personen. Es wird vorrangig zum Gästetransfer von grösseren Gruppen – z.B vom Hotel zu einem auswärtigen Abendessen und zurück – eingesetzt, steht aber auch für Charterfahrten zur Verfügung und wird gerne von Hochzeitsgesellschaften gebucht. Als charmante Schiffsführerin fungiert Frau Katrin Slatar, die Tochter des verstorbenen Altchefs Josef Olipitz. Anzumerken ist, dass das Boot zwar 70 km/h erreicht, am See jedoch nur 50 km/h erlaubt sind. Im jährlichen Durchschnitt nutzen etwa 10 000 Fahrgäste die Schiffe. Zum anderen die Kulturschifffahrt Wolfram Pschernig. Nachdem dieser die Lendkanalschifffahrt aufgeben und den Lendwurm an die Wörthersee-Schifffahrt verkaufen muss, baut er in Eigenregie das Elektroboot Selli, derzeit zugelassen für 12 Personen. Es kommt 2012 in Fahrt. Damit führt er am See verschiedene Rund- und Ausflugsfahrten durch, in deren Mittelpunkt die Kärntner Kultur steht. Auch gastronomisch ist das Schiff gut ausgerüstet. Es kann für alle Arten von Eventfahrten gechartert werden. Seit 2014 fährt die „Selli“ für die Arbeiterkammer-Bibliothek Klagenfurt auch als Bücherschiff. Sie fährt täglich im Juli und August vier Strandbäder an. Erste Anlegestelle ist das Loretto-Bad um 10.15 Uhr. Ab 11.45 Uhr macht das „Bücherboot“ in Maiernigg Station und fährt an-schließend weiter nach Krumpendorf, wo die Gäste des Parkbades (13.45 Uhr) und von Bad Stich (15.15 Uhr) frischen Lesestoff erhalten. Wie viele Personen Bücher am Bücherschiff verkaufen, isr nicht bekannt. Bei den Rundfahrten werden knapp 1000 Personen befördert. Anzumerken ist schliesslich, dass eine Reihe von Wassersportunternehmen neben ihren anderen Aufgaben auch Motortaxidienste und Rundfahrten mit kleinen bis zu 6-sitzigen Motorbooten anbieten. So beispielsweise das Familien- und Sporthotel Seewirt in Dellach, Wassersport Lex, Familie Hauptmann, Charly’s Wasserskischule, und Gerhard Ropper, alle im Raum Maria Wörth, oder die Krumpendorfer Wassersport GmbH & CoKG, im Parkbad Krumpendorf. Sie alle hier ausführlich darzustellen würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, zumal der Einsatz dieser Motorboote oft nur gelegentlich erfolgt. PS. Im Frühjahr 2018 berichten wir dann ausführlich in einer Ergänzung über den Stand der Dinge (Lendkanalschiffahrt 2018 ja oder nein, Umbau Lendurm, Kirchenschiff). Autor: Prof. Dr. Dr. Benedikt von Hebenstreit, München/Zürich Bearbeitung und Copyright: Schiffs-Agentur Schweiz 2016, aktualisiert 2017_12 15
Wörthersee Literaturhinweise: • Klagenfurter Zeitung vom 20.6.1874, Die Geschichte der Wörthersee-Schifffahrt, Amtsblatt der Landeshauptstadt Klagenfurt, September 1951 • Horst F.Mayer, Kärntner Seen – Wörthersee, Millstättersee, Ossiachersee, Teilabdruck aus „Als die Alpen schiffbar wurden“, Edition S, Österreichische Staatsdruckerei Wien 1992 • Hansgeorg Prix, Schifffahrt auf dem Wörthersee, Verlag Heyn, Klagenfurt 1988 • Evelyne Webernig, Die Wogen gingen hoch – Die Anfänge der Dampfschifffahrt auf dem Wörthersee und ihre Folgen für den Lendkanal, Festschrift für Alfred Ogris, Verlag Geschichtsverein Kärnten, S. 185-187 • STU Klagenfurt Verkehrsbetriebe, Wörthersee-Schifffahrt 1982 (Bau der neuen Werft, historische Daten leider nicht ganz richtig) 16
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