Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Thüringen am 27. Oktober 2019 - Jürgen Maier Anna-Maria Renner Nr. 1/2020
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Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Thüringen am 27. Oktober 2019 Jürgen Maier Anna-Maria Renner Nr. 1/2020
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ ISSN (Online): 2195-6030 Die Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ dienen der Darstellung vorläufiger Ergebnisse, die in der Regel noch für spätere Veröffentlichungen überarbeitet werden. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen – auch bei nur auszugsweiser Verwertung. Herausgeber/Editors Mitglieder des Steering Committees des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“: Prof. Dr. Jürgen Maier (Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften) Prof. Dr. Michaela Maier (Fachbereich 8: Psychologie) Prof. Dr. Manfred Schmitt (Fachbereich 8: Psychologie) Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Thüringen am 27. Oktober 2019 Jürgen Maier Anna-Maria Renner Nr. 1/2020 Kontaktdaten der Verfasser: Abteilung Politikwissenschaft Institut für Sozialwissenschaften Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften Universität Koblenz-Landau, Campus Landau Kaufhausgasse 9 76829 Landau E-Mail: maierj@uni-landau.de, renner@uni-landau.de
Wortlaut der Fernsehdebatte zur Landtagswahl in Thüringen am 27. Oktober 2019 Jürgen Maier Anna-Maria Renner Zur Fernsehdebatte Am 14. Oktober 2019 wurde die einzige Fernsehdebatte im thüringischen Landtagswahlkampf 2019 zwischen den beiden Ministerpräsidentschaftskandidaten, Amtsinhaber Bodo Ramelow (Linke) und Herausforderer Mike Mohring (CDU), ausgestrahlt. Die rund 30-minütige Diskussionssendung begann um 20.15 Uhr und wurde vom öffentlich-rechtlichen Sender MDR ausgestrahlt. Unter Ausschluss von Publikum befragten die Moderatoren Susann Reichenbach und Gunnar Breske die Kandidaten. Vorbemerkung Der Wortlaut der Debatte wird exakt dokumentiert. Die Aussagen der Kandidatin und des Kandidaten sowie der Moderatorinnen und Moderatoren werden in 30-Sekunden-Blöcken eingeteilt. Darüber hinaus werden folgende parasprachliche Besonderheiten der Redebeiträge erfasst:1 (uv) unverständliche Rede ^ parasprachlicher Einschublaut (äh, öh, ömm usw.) - kurze Pause -- längere Pause [ simultanes Sprechen „…“ nachprüfbares wörtliches Zitat ‚…‘ sinngemäßes Zitat 1 Die Erfassung der parasprachlichen Elemente erfolgt unter Anwendung der in Josef Klein (1990): Elefantenrunden „Drei Tage vor der Wahl“: Die ARD-ZDF-Gemeinschaftssendung 1972-1987, Baden-Baden, Teil II: Texte, S. I, entwickelten Systematik.
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Transkript Zeit Ramelow Mohring Moderatoren 00:00:10 BRESKE: Live - aus dem Landesfunkhaus in Erfurt. Es sind nicht einmal mehr zwei Wochen bis zur Landtagswahl. Jetzt - das Thüringen-Duell. Ministerpräsident Bodo Ramelow, die Linke, gegen Oppositionsführer Mike Mohring, CDU. Guten Abend. REICHENBACH: Einen schönen guten Abend aus Erfurt und herzlich Willkommen zum Duell im Rennen um das Amt des Ministerpräsidenten. 00:00:30 Wer soll’s werden? Die größten Chancen haben momentan diese beiden. Und ein solches Duell findet zum allerersten Mal statt in Thüringen. Das ist Premiere. Guten Abend, Bodo Ramelow. Guten Abend. BRESKE: Guten Abend, Mike Mohring. Guten Abend. Ja, in den kommenden anderthalb Stunden geht es um die Themen, die derzeit die Menschen am meisten beschäftigen. Wir haben in einer repräsentativen Umfrage ermittelt, welche Themen für die Wähler hier in Thüringen am drängendsten sind. Dazu befragen wir jetzt den Ministerpräsidenten und den Oppositionsführer. REICHENBACH: Damit ist der Abend 2
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren 00:01:00 aber dann auch noch nicht vorbei. Gleich danach werden ab 20.45 Uhr die Spitzenkandidaten von AfD, SPD, Grünen und FDP in einem Vierkampf aufeinander treffen. Es lohnt sich also, wenn Sie den ganzen Abend bei uns bleiben. Nicht nur hier im Fernsehen, sondern auch im Radio bei MDR Thüringen und im Livestream auf Facebook. Sie können dort gern‘ mitdiskutieren. BRESKE: Ja, damit legen wir los im Thüringen-Duell. Und für diese beiden geht es bei der Landtagswahl um viel. 00:01:30 SPRECHER (OFF): Bodo Ramelow - ist seit Dezember 2014 Thüringens Ministerpräsident. Der 63- Jährige ist damit bundesweit der erste Linken-Politiker überhaupt, der eine Landesregierung anführt. Ramelow stammt aus dem niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck, ist gelernter Einzelhandelskaufmann und war vor seiner Politik- Karriere 20 Jahre Gewerkschaftsfunktionär. Im jüngsten Thüringen- Trend kommt Ramelows Linke auf 28 Prozent der Stimmen. 00:02:00 Mike Mohring ist zum ersten Mal Spitzenkandidat der Thüringer CDU bei einer 3
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Landtagswahl. In den vergangenen fünf Jahren war der 47-Jährige Oppositionsführer im Landtag. Mohring stammt aus Apolda, hat Wirtschafts- und Steuerrecht studiert und neben seiner politischen Laufbahn fast zehn Jahre im väterlichen Handwerksbetrieb gearbeitet. Im jüngsten Thüringen-Trend kommt Mohrings CDU auf 22 Prozent der Stimmen. REICHENBACH: Ja und damit steigen 00:02:30 wir direkt ein. Bodo Ramelow, angenommen Sie würden wiedergewählt werden. Was wäre das Allererste, das Sie anpacken? Erst mal mit ^ der rot-rot- gr-, grünen Koalition, die ich hoffe anführen zu können, gemeinsam den Weg wieder einschlagen, dass wir für mehr Bildung und für mehr soziale Gerechtigkeit die Themen besetzen. BRESKE: Herr Mohring, auch an Sie die Frage. Wenn Sie in Verantwortung kommen sollten, was wäre das Allererste, was Sie anpacken würden? Schule is‘ uns das Wichtigste. Es fällt zu viel Unterricht aus, wir brauchen mehr Lehrer, wir brauchen ‘ne neue Zuwendung für Schule, damit 4
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren 00:03:00 ^ junge Lebensträume erfüllt werden können und nich‘ schon platzen, weil die Politik es nich‘ hinbekommt. Also Bildung. REICHENBACH: Und damit is‘ eigentlich schon ‘n wichtiges Thema angesprochen, denn an so ‘nem Abend kann man ja wahnsinnig viele Themen besprechen. Aber - wir wollen uns auf die vier Themenbereiche konzentrieren, die für die Thüringer laut Umfrage am wichtigsten sind. Und da geht’s eben los mit - Bildungspolitik. Herr Ramelow, die Situation in Thüringer Klassenzimmern, die ärgert viele. Eltern, Lehrer, Kinder. 00:03:30 Weil der Unterricht reihenweise ausfällt, weil Lehrer fehlen. Zu Schuljahresbeginn waren‘s 350. Sie haben dieses Problem in ihrer Amtszeit nich‘ in den Griff bekommen. Warum sollen die Wähler glauben, dass Sie das in Zukunft schaffen? Ich glaube, man muss das Thema einordnen. Wir haben das Amt, ich hab‘ das Amt vor fünf Jahren übernommen, da hatten wir einen Personal-(uv), der bei 17.200 Lehrerinnen und Lehrern, wenn er so fortgesetzt worden wäre, auf 14.900 runter gegangen wäre. Und ^ wir 5
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren haben in der Zwischenzeit 3.400 00:04:00 Lehrerinnen und Lehrer eingestellt, haben noch 300 offene Stellen. Und wir haben jetzt vorbereitet, dass auch im kommenden Schuljahr, über die Lehrerinnen und Lehrer, die in Rente gehen, noch mal 300 Lehrerinnen und Lehrer dazu eingestellt werden. Das heißt, wir werden dann zum ersten Mal die 17.200 Stellen in Richtung 17.500 Stellen verbessern. Und um eins klar zu sagen, wenn man 15 Jahre weniger Lehrerinnen und Lehrer einstellt als in Rente gehen, dann führt das dazu, dass am Ende der Lehrkörper immer 00:04:30 weiter veraltert, älter wird und immer kleiner wird. Das heißt Sie schieben den Ball direkt weiter. BRESKE: Ja, Herr Mohring, das klingt ‘n bisschen, als würde Herr Mohring Sie ^, also der Herr Ramelow, Sie dafür verantwortlich machen. Lassen Sie doch mal nach vorne schauen. Sie plakatieren, 500.000 Stunden sind ausgefallen. 938.000, eine Million. Sie scheinen mitzuzählen. ^ Sie sagen auch, Sie machen Schluss damit. Wie machen Sie denn Schluss damit? Sehen Sie, im letzten Schuljahr sind in Thüringen eine Million 6
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Stunden Unterricht ausgefallen. Wir haben ja davor hingewiesen, 938.200 00:05:00 ganz genau und dazu kommen noch die Stunden, die gar nicht erst gegeben werden, die vorneherein gestrichen werden. Deswegen ist es weit über ‘ne Million Unterricht, der ausfällt. Gibt 200 Lehrer weniger im Jahr 2019 als im Jahr 2014, aber es gibt knapp 6.000 mehr Schülerinnen und Schüler an der Schule und das führt genau zur Situation, dass viele Lehrer aussteigen, dauerkrank sind, noch mehr Unterricht vertreten werden muss. Unter‘m Strich verlassen dann Schüler ohne Schulabschluss die Schule, 9,3 Prozent, das liegt über dem Bundesdurchschnitt von sieben Prozent 00:05:30 und deswegen brauchen wir ‘ne neue Hinwendung für Schule. Wir brauchen schnellere Einstellungsverfahren, wir brauchen mehr Ausbildung von Lehrern, wir brauchen mehr Einstellung, wir brauchen mehr Eigenverantwortlichkeit in der Schule. Dass Schulleiter, ihnen ermöglicht wird mit eigenen Budgets für Sachkosten im Personalbudget selber die jungen Leute einzustellen, 7
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren die sie brauchen, um ihr [^ Kollegium vollständig aufzufüllen. Das ist wichtig. Und dann geht auch gute Schule wieder in Thüringen. Ziehen Sie sich den Schuh an, dass Sie als CDU- geführte Landesregierung ^ jahrelang eine Mitschuld tragen. Sie, das is‘ 00:06:00 genau der Punkt. Ich ^ lege Wert darauf, dass wir die Rolle der Opposition auch genutzt haben, um Fehler zu analysieren. Wir sind ja nich‘ ohne Grund in die Opposition gekommen. Und natürlich hätten wir auch früher schon gegensteuern können. Der Unterschied is‘ zur heutigen Zeit, ^ wir hatten einfach zu viel, wenig Steuereinnahmen. Heute gibt’s fünf Milliarden mehr Steuereinnahmen, andere Möglichkeiten, aber eben auch ein Wissen. Wir wussten alle, dass im Jahr 2014 bis 2024 über ‘n Drittel aller Lehrerinnen und Lehrer in den Ruhestand gehen. Und dafür hätte man sich vorbereiten können. Wir haben deshalb 00:06:30 in der letzten großen Koalition die Zahl der Referendar-Stellen erhöht - die erste Aktion, die Rot- Rot-Grün gemacht hatte, war, diese Zahl der Referendar-Stellen zu kürzen. Wer im Beginn der Wahlperiode 8
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Referendarausbildung bei Lehrern kürzt, hat im Ende der Wahlperiode weniger Lehrer - vor den Klassenzimmern stehen. Und genau das is‘ die REICHENBACH: [Herr Realität… Mohring, jetz‘, wenn ich da [Genau. kurz eingreifen darf. Wir wollen gar nich‘ so sehr zurück gucken. Wir wollen nämlich nach vorn‘ gucken. Wir wollen wissen, wie kriegen Sie das denn demnächst hin. Und da ist die große Frage: - Lehrer auf‘s Land, in die Stadt, das geht vielleicht noch. Aber wie kriegt man - junge - Lehrer - auf‘s Land. 00:07:00 Ich gebe gerne zu, dass ich immer prinzipiell gegen die Verbeamtung von Lehrerinnen und Lehrern war. - Und ich habe meine prinzipielle Haltung ^ aus dem Weg geräumt. Ich habe, bin über meinen eigenen Schatten gesprungen und hab‘ gesacht: Dann verbeamten wir. Und wenn man verbeamtet, dann muss auch der junge Lehrer und die junge Lehrerin dorthin gehen, wo der Dienstherr sie braucht. Und wir brauchen Lehrerinnen und Lehrer im ländlichen Raum. Aber wir brauchen etwas zweites, wir brauchen Kooperationen im ländlichen Raum. Das heißt, Schulen müssen sich aufmachen, 00:07:30 auch gemeinsam neue Perspektiven zu 9
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren entwickeln. In Greußen ist das zum Beispiel gelungen. Das Gymnasium hat sich mit der Regelschule und der Grundschule zusammengeschlossen, zu einem neuen Campus, und auf diesem Campus haben wir jetzt alle Schularten versammelt. Und siehe da: Die Lehrerinnen und Lehrer kommen besser mit den Stundenkontingenten klar. Wir brauchen also auch ‘n inneren Prozess der Kooperation. Da müssen viele Mauern eingerissen werden. Und in einem BRESKE: [^ Punkt bin ich Herrn Mohring einfach, mit ihm einer Meinung. Das Einstellen von Lehrern muss viel schneller gehen. 00:08:00 Wir haben bürokratische Hürden, die in dem Beamtenrecht bislang gelegen haben und die müssen wir überwinden. Dass wir Referendare erst aus dem - Referendariatszeit rausgehen lassen und später sich bewerben lassen, halte ich für einen Fehler und das muss man REICHENBACH: [Aber… mit Angestellten (uv) [Herr Ramelow, wiederum ändern. is‘ das - ja nun auch schon fünf Jahre lang so. Warum [Die Verbeamtung hat ist das noch nich‘ passiert? gedauert, bis wir sie Warum ist das noch so freigestellt ham‘. Weil so kompliziert? ganz banal Menschen zu verbeamten, ist es nicht und dafür braucht man auch amtsärztliche 10
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Atteste. Und wenn wir alleine 40 00:08:30 Amtsarztstellen in Thüringen nicht besetzt haben, dann müssen wir erst wieder jemand‘ finden, der bereit ist, an die Stelle der Amtsärzte zu gehen. Also, wenn wir das Wort Verbeamtung nehmen, - ist es auch ‘n staatsrechtlicher Vorgang. Weil diese Menschen einen lebenslangen Anspruch darauf haben auch als Beamte so wahrgenommen zu werden und deswegen müssen die BRESKE: [^ Voraussetzungen stimmen. Das hat ‘ne Zeit gedauert, bis wir die Dinge verändert ham. Aber ich will’s noch mal sagen, Herr Mohring möchte ja über Vergangenheit nich‘ reden. Aber das alles haben wir so verkorkst übernommen und müssen es Stück für Stück 00:09:00 abschichten, damit überhaupt mehr Bewegung reinkommt. [^ ^ An dieser Stelle ^ wollen wir ^ über ein Thema reden ^, das hat die Bildungsministerin ^ Anja Karliczek ^ durchaus in die Debatte eingebracht. Sie sagt nämlich ^, dass die Schulen stärker thematisieren müssen, was mit Hass und Hetze passiert im Internet. Das hat sie gesagt, im Lichte des Anschlages von Halle. ^ -- Herr Mohring, wie soll 11
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren das gehen, wenn tatsächlich Lehrer fehlen? Wir müssen ja mehrere Dinge machen. Wir brauchen mit Sicherheit 00:09:30 mehr Bildungsarbeit an der Schule, Stärkung von Schülerrechten, Schülervertretung, Schülerparlamente, politische Arbeit, damit man auch die Prozesse einordnen kann. Natürlich brauch‘ man mehr Lehrer, wir ham en ganzes Paket vorgeschlagen diese Wahlperiode, was abgelehnt wurde. Ich will mal drei Beispiele nennen. Ein Beispiel ist die eigenverantwortliche Schule. Schulleitung stärken, selber junge Leute einzustellen. Die Prozesse der Einstellung schneller machen. Es war die ganze Wahlperiode fast üblich, dass man sich in Thüringen mit Zwischenzeugnis nich‘ bewerben konnte. In den Nachbarländern Sachsen, Bayern, Hessen, 00:10:00 Niedersachsen ging das früher. Und wenn ich aber im anderen Bundesland früher ‘ne Vollve-, Verbeamtung kriege, Vollzeitstelle kriege, unbefristet an ‘ner Wunschschule, dann sin‘ die jungen Menschen einfach weg und bei uns hat das gedauert. Da saßen sie zwischendurch an der Kasse am Supermarkt - und mussten 12
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren warten, bis sie sich bewerben dürfen. Das muss schneller gehen. Und ‘n dritter Punkt is‘ mir wichtig: Grad in den Mangelfächern - müssen ma zwei Dinge machen: Wir sollten jungen Menschen, die in Mangelfächer in das Studium beim Lehrerberuf gehen, von vorneherein ‘ne Zusage zur Einstellung geb’n, wenn se ihr Studium schaffen. Und bei Naturwissenschaften sollten wir 00:10:30 sicher stellen, dass man auch zunächst mit dem Chemie-, mit dem Physik-, oder Bio-Studium direkt in die Schule übernommen werden kann und dann berufsbegleitend das zweite Fach nachholen kann, dafür auch die Möglichkeiten schaffen. Und dann kriegen wir schneller die Fachlehrer wieder an die Schule, die wir brauchen, die uns so dringend fehlen, damit’s ‘n guten Schulabschluss gibt. ^ REICHENBACH: ^ Herr Ramelow, in Ihrem Wahlprogramm steht, ich zitiere mal: „Wir wollen Bedingungen dafür schaffen, dass alle Schulstandorte erhalten werden.“. Was heißt’n das [Das heißt, dass der… nun? Werden mit Ihnen noch Schulen geschlossen? Nein. Ausdrücklich Nein. 13
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren 00:11:00 Das hat der Bildungsminister auch im Landtach mehrfach deutlich zugesagt. Und zu dieser Zusage stehen wir. Eine einzige Schule ist in Thüringen in dieser Legislatur geschlossen worden, das war im Landkreis Greiz - und der Schulträger war der Landkreis Greiz. Wir haben keine Schule geschlossen. Wir setzen auf Kooperation und wir sagen auch, wie im Altenburger Land, da sind drei Schulen, dre-, drei kleine Schulen, die von der Existenz die ganze Zeit mit einem Damoklesschwert ^ betroffen waren und wir haben denen empfohlen: ,Schließt euch zusammen, 00:11:30 schafft einen Schulnetzverbund, damit ^ das Lehrerkollegium sich ^ um die drei Schulen gemeinsam kümmern kann.‘. Das heißt, wir können Unterricht an verschiedenen Orten machen und trotzdem darüber ein gemeinsames Lehrerkollegium haben, das nenn ich Kooperation. Und im Landkreis Sonneberg ist etwas Besonderes gemacht worden. Der Landkreis hat da eine tolle Entscheidung getroffen. Da ist ein großes Berufsschulzentrum, in dem keine Schüler sind, also für 2.000 gebaut, nur 1.000 drin. Da hat der Landkreis jetzt eine ^ 14
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Thüringer Gemeinschaftsschule 00:12:00 hinverlagert, in dieses Berufsschulzentrum und wir haben geholfen, den Schulbau jetzt fertig zu stellen und - beides kooperiert. Gute Idee, bevor Sie zum nächsten Beispiel kommen, BRESKE: [Ja. REICHENBACH: kommen wir zum nächsten Thema. BRESKE: In der Tat, - wir - schließen damit den Bereich Bildung ab und kommen zum zweitwichtigsten Thema für die Thüringer und das is‘ Migration - und Integration. Herr Mohring, ^ jetzt ist das, wie gesagt, laut unserer Umfrage das zweitwichtigste Thema für die Thüringer. Trotzdem kommen ja aber momentan nur relativ wenige Flüchtlinge nach Thüringen, knapp über 00:12:30 4.000 werden’s in diesem Jahr vermutlich sein. Warum ist das trotzdem für die Thüringer noch so ‘n Thema? Können Sie das erklären? Ja das kann ich sehr gut erklären. Weil die Menschen zu Recht erwarten, dass der Staat die Prozesse ordnet, steuert und konsequent is‘. Wissen Sie, zum Beispiel die Linkskoalition hat diese Wahlperiode im Bundesrat alle Gesetzesvorhaben abgelehnt, die diese Prozesse steuern, die 15
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren auch nach schärferem Asylrecht vornehmen. Die Lan-, Landesregierung hat lieber ‘ne Diskussion um Neubürger geführt und hat gesagt: ‚Alle rein, keiner raus.‘. Die AfD führt die Diskussion: ‚Keiner rein, alle raus.‘ 00:13:00 Ich finde mit dieser Schwarzmalerei kann man so ‘n Prozess eben nich‘ steuern, das macht am Ende nur die Ränder stark, das macht die AfD stark und man hat‘s bewusst in Kauf genommen, an der Stelle die AfD stark zu machen. (uv) Vertrauen kriegt man, weil man ihn ordnet, steuert und auch Verantwortung übernimmt. Zum Beispiel von der Europäischen Union, dass man‘s schafft, endlich EU- Außengrenzenschutz zu organisieren. Dass man die Leute, wenn sie flüchten über’m Mittelmeer, sie rettet aus der Seenot, aber dann auch das ausmacht, was man in der Europäischen Union vereinbart hat. Dass man sie zurückbringt an de-, an die afrikanische Küste und die Prozesse ordnet. 00:13:30 Und wer bei uns is‘, dass Integration so stattfindet, dass man weiß, man muss auf der Grundlage unserer Werteordnung machen. Und wer straffällig wird, muss konsequent abgeschoben werden. Aber wenn ich so-, solche 16
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Leute dann zum Neubürger deklariere, dann fragen sich die Leute: ‚Warum gelten die Ordnungsvorschriften, die Rechtsvorschriften nich‘ für Jedermann gleich.‘ Und das sicher zu stellen, das [^ schafft Vertrauen. ^ Herr Ramelow, sehen Sie das auch so: Die Menschen, die gerettet werden, nach Afrika zurückbringen? Ich hab‘ da gerade geschluckt, als Herr Mohring das gesacht hat und ich muss das ganz ehrlich sagen, ich finde das eine 00:14:00 inhumane – Herangehensweise, Menschen im Mittelmeer zu retten und dann zu sagen, wir schicken sie nach Libyen. Und zwar konkret in ein‘ failed state, in einen Staat, in dem wirklich - Banden herrschen und ^ offener Bürgerkrieg herrscht. ^ Das Problem ist ^ tatsächlich, dass es nicht darum geht, ob wir die Menschen, die gerettet werden, ^ ung-, gesichert unterbringen, sondern europäische Verteilung zu machen. Deswegen, und das unterscheidet mit von Herrn ^ Mohring, ich hab Horst Seehofer sehr begrüßt, als er gesagt hat: ‚Jeden vierten 00:14:30 können wir aufnehmen, wenn die anderen europäischen Staaten sich 17
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren bewegen.‘ Damit hat Horst Seehofer den Ball in die europäische Gemeinschaft gespielt und gesacht: ‚Nur, wenn wir gemeinsam handeln‘. Und ^ Herr Mohring hat das abgelehnt. REICHENBACH: Herr [Ich geh‘ Mohring hat gesagt, das is‘ eher ‘n - Tor, ‘n Eigentor, [Aber wenn man die ne? Jetzt sind ja Wahlen Menschen nach Libyen in… abschiebt, - also, - direkt in die Fänge derer, die dort… [Nur is‘ die afrikanische Küste ja größer als Libyen. Des wissen Sie ja auch. Aber zunächst geht’s ja darum die Menschen aus’m Mittelmeer zu retten. Das is‘ wichtig. Das is‘ ‘ne - Aufgabe von Menschlichkeit. Das muss man tun. Aber dann 00:15:00 gilt das, was die Europäische Union vereinbart hat. Die hat sich selber für ein Jahr verpflichtet diese Menschen zurück an die afrikanische Küste zu bringen. Dort Plattformen zu schaffen, dort das Verfahren zu entscheiden und dann die Verteilung in Europa zu machen. Und wir müssen aufpassen, dass eben keine Pull- Effekte entstehen, dass [^ sicher gestellt wird, dass nich‘ die Schlepper am Ende gewinnen, dass sie mit ihrem maroden Booten die Leute aufs Mittelmeer schicken und dann hoffen, dass es den Weg nach Europa gibt. 18
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Ist das christlich, Herr Mohring? Das is‘ christlich, wenn wir die Menschen retten - und wenn wir dafür sorgen, dass nich‘ die Schlepper gewinnen, sondern es ‘n geordneten Prozess gibt für die, die eine Bleibeperspektive haben, 00:15:30 die ein‘ Asylanspruch haben, aber eben auch genau so klar is‘, wer kein Bleiberecht, wer keinen Asylanspruch hat, der muss eben auch wieder zurück in sein Heimatland. [Schade, Herr Mohring. Das gehört zu ‘ner klaren Ordnung und Steuerung [Sie waren mal weiter. Als dazu (uv). wir miteinander diskutiert haben über Spurwechsel und Altfallregelung haben [(uv) Sie mir Recht gegeben. Ja, das sind Menschen, die als Flüchtlinge gekommen sind, die hier seit vier oder [Nein. fünf Jahren auf ‘ne Entscheidung warten, die längst Deutsch gelernt haben, deren Kinder längst in die Schule gehen. Denen eine rechtliche Möglichkeit zu geben, eine Dauerperspektive zu haben. Also, 00:16:00 Sie geben Ihren Asylantrach zurück und bekommen dafür eine dauerhafte Aufenthaltgenehmigung. Das hab ich thematisiert und Sie sagen, Sie machen daraus, dass ich alle Flüchtlinge dieser Welt hierher haben will. Ich hab‘ nur gesacht, die die da 19
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren sind, müssen endlich fair behandelt werden und dafür brauch‘ ich ‘ne Rechtsänderung in der Bundesrepublik Deutschland. Das hab‘ ich auch der Bundesregierung angeboten und darüber war ich mehrfach mit Horst Seehofer im Gespräch und hab‘ verhandelt, weil dann wären wir endlich in der Lage, die kleinen Zahlen, wir reden über relativ kleine Zahlen von wenigen Menschen, 00:16:30 denen eine gute Perspektive zu geben und, ich muss einfach mal sagen, wir reden insgesamt über nicht einmal 30.000 Menschen [Aber… in den letzten ^ drei - Jahren - und von denen sind mittlerweile 8.000 Menschen längst in Lohn und Brot. Herr Ramelow, lassen Sie uns trotzdem nochmal auf Thüringen direkt schauen. ^ Von den Abschiebungen, die hier im vergangenen Jahr eingeleitet worden, das waren 1.600, sind etwa 1.000 abgebrochen worden, die waren nich‘ erfolgreich. Warum is‘ das so schwierig [Darf ich Ihnen zwei davon durchzusetzen? nennen? Damit Sie ‘ne [^ Vorstellung 00:17:00 Haben, über was wir da [Ja. reden? Aus dem Kreißsaal - in Saalfeld ist eine Abschiebung aus dem Kreißsaal versucht worden - und - da hat das BAMF 20
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren einfach angeordnet, der Mann ist aus dem Kreißsaal nachts rauszuholen. Weil das Kind sei ja noch nicht geboren. Und damit sei auch noch keine Elternschaft eingetreten. Und aus dem Krankenhaus in Ilmenau hat man nachts versucht, eine Frau, die als ^ geflüchtete Person hier - in Schutz ist und tatsächlich im Krankenhaus sich befunden hat. Dort hat man angeordnet, 00:17:30 dass die abgeschoben werden soll. Wenn das die Abschiebungen sind, über die wir reden, dann müssen wir mal - das mit, vorstellbar für Zuhörer und Zuschauer auch mal vorstellbar machen, was das eigentlich heißt. Und wenn wir dann nach den Regeln von Dublin abschieben, dann schieben wir die ab, die längst integriert sind. Und die schieben wir dann nach Italien, die schieben wir dann nach Griechenland. Griechenland ist jetzt schon völlig überfordert und Italien hat Europa aufgefordert, endlich solidarisch zu sein. Ich verstehe, bei allen Debatten in Italien, aber ich verstehe, dass Italien sacht 00:18:00 und Griechenland sacht ‘Ihr könnt das nicht alles 21
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren auf unseren Rücken BRESKE: [Herr Ramelow, laden.‘ noch einen Blick vielleicht ^ auf diese Abschiebung und zwar auf nicht diese sicherlich durchaus Extremfälle, sondern auf, zum Beispiel ^ tatsächlich kriminelle ^Menschen, die abgeschoben werden aus diesem Grund heraus. Es scheitert aber zu einem hohen Prozentsatz. Wie Ja, zunächst muss man kann man das ändern? den inneren Wille als Landesregierung haben, wo klar is‘, dass Abschiebung auch ein normales Mittel zur Ordnung und Steuerung sind. Die hiesige Landesregierung hat immer gesacht, dass Abschiebungen für sie kein Mittel sind, sondern 00:18:30 sie setzen ausschließlich auf freiwillige Ausreise. Aber Straftäter, die die hier als Migranten zu uns gekommen sind und straffällig geworden wären, da muss auch klar sein, dann muss man zurück ins Heimatland. Wer sich nicht an Recht und Ordnung in diesem Land hält, hat hier keine Bleibeperspektive. Er verwirkt sie. Wenn wir Integration machen, wir haben dazu ‘n eigenes Integrationsgesetz vorgelegt, um Rechte und Pflichten miteinander zu vereinbaren auf Grundlage [^ einer Integrationsvereinbarung, auch mit dem klaren Ziel Sprachfähigkeit 22
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren sicherzustellen, Arbeitsfähigkeit sicherzustellen und dann eben auch dazu zu kommen, Sie haben das eben ‘n bisschen durcheinander gebracht, 00:19:00 für die, wo ‘ne ´ Bleibeperspektive ist, auch [Sind auch Flüchtlinge. dafür zu sorgen, dass sie auf den Arbeitsmarkt integriert werden. Aber wenn zum Beispiel einer seinen Sprachkurs, den wir anbieten, abbricht oder nicht teilnimmt und die (uv) auch klar gesagt haben, da kann nicht die Gemeinschaft für die Kosten auf-, aufkommen, da muss man das durchrechnen und durchstellen. Und dann ist [^ eben wichtig: Wir haben [(uv) lange dazu gebraucht auf Bundesebene ein Zuwanderungsrecht zu schaffen, das is‘ die dritte Säule, neben Flüchtlinge und Asylrechtsfragen, nämlich die Zuwanderung von Fachkräften zu organisieren. Und das is‘ ganz wichtig, weil ich REICHENBACH: [^ schon ‘n Freund davon [Gerade in Thüringen. bin… Genau, dass man BRESKE: [Ja. 00:19:30 das - ordnet, aber auch klar macht: was nützt unserer Volkswirtschaft? Das sind Nützlichkeitsfragen. Wen brauchen wir als Fachkraft, damit wir auch in Thüringen unsere Wirtschaftswachstum weiter erhalten können? Und da brauchen ma in der 23
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Pflege, in den BRESKE: [Herr Ramelow Dienstleistungsbereichen (uv) ^, Herr Mohring, jetzt eben genau diese Leute. lassen Se uns aber auch [Genau. zurückkommen nach Thüringen. ^ Wir müssen den nächsten Themenblock bereits ^ beginnen und „Migration, Integration“ schließen. REICHENBACH: So is‘ es. - Und zwar geht es jetz‘ weiter mit dem dritten Themenkomplex, der die Thüringer umtreibt. Das is‘ das Thema „Infrastruktur 00:20:00 und - ländlicher Raum“. BRESKE: Herr Ramelow ^, Sie haben jeden Tag in Thüringen unzählige Termine wie Herr Mohring auch. Sie fahren nach Artern, Meiningen, Erfurt. Ich weiß, Sie fahren das alles mit dem Auto. Warum - mit dem Auto? Also, wenn Sie mich das als Ministerpräsident fragen, sage ich mal das hat auch Sicherheitsgründe. ^ Wenn ich als Privatperson unterwegs sein könnte, ich habe eine Jahreskarte für die - Bahn und würde viel lieber mit der Bahn fahren. [Schaffen Sie da alle Ihre [Nein, da würd‘ ich auch Termine mit der Bahn? überhaupt nich‘ schaffen, aber weil Sie mich jetz‘ fragen, warum ich mit ‘m [^ Auto fahre, ich fahre sogar [^ mit zwei Sicherheitsautos. 00:20:30 ^ ^ Und die Schwierigkeit, 24
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren über die wir reden sollten, und zwar ernsthaft, ist tatsächlich: - Hessen hat einen Verkehrsverbund für 4,3 Millionen Einwohner. Thüringen hat - für 2,16 Millionen immer noch 16 verschiedene Verkehrsanbieter. Das heißt, Sie kommen mit einer Fahrkarte nicht mal durch. Und wenn wir unter großen Mühen endlich schaffen, aus unserem Landesgeld das Azubiticket einzuführen, dann ist es Frau Landrätin Schweinsburg in Greiz, die einfach sacht: ‚Wir wenden REICHENBACH: [Müssen das nicht an.‘ wir kurz sagen das is‘ ‘ne CDU-Landrätin, die tatsächlich dieses 00:21:00 Azubiticket, das die jungen Leute rege nutzen, außer eben im Landkreis Greiz, weil dort nich‘ mitgemacht wird. Warum, Herr Mohring, lässt die CDU die jungen Leute dort so hängen? Die CDU hat die ganze Wahlperiode für plädiert, dass es endlich ‘n kostenloses Azubiticket gibt. Rot-Rot-Grün hat über vier Jahre dazu gebraucht nach vielen Versprechen das einzuführen - und haben dabei eins nicht bedacht: jetzt gibt’s ‘n kostenloses Azubiticket, - aber es fährt kein Bus. Ich kann also im Dorf stehen, mit dem Ticket wedeln, aber der Bus hält nich‘ an. 25
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Die Berufsschulstandorte sind 00:21:30 ausgedünnt worden, grad im ländlichen Raum, sondern nur entlang der A4 noch gehalten worden. Und jetz‘ muss ma doch schauen, welche Chancen haben junge Menschen. ^ Zu schaffen auch Mobilität zu haben mit SPNV und ÖPNV, also mit dem Nahverkehr auch von A nach B zu kommen. Das is‘ heute ‘ne Weltreise geworden in Thüringen mit dem Bus zur nächsten Berufsschule zu kommen. Und… [Ich hab‘ trotzdem noch nich‘ verstanden warum macht der Landkreis Greiz, Ihr CDU-regierter Landkreis, nich‘ mit. Das hat ja mit der CDU überhaupt nichts zu tun, sondern es is‘ ‘ne Frache der Administration in dem Landkreis. Wir als CDU Thüringen, wir sind sehr für dieses Ticket, wir sind sehr dafür, 00:22:00 dass ma gleichberechtige Chancen schafft bei der akademischen Ausbildung mit dem Semesterticket, wie bei der beruflichen Ausbildung mit dem Azubi- und Schülerticket. Sind [Aber haben Sie da Ihre sehr dafür… Landrätin nich‘ im Griff? Sehen Sie, das is‘ der Unterschied zwischen uns beiden Parteien, wir sind überhaupt nich‘ zentralistisch organisiert, sondern wir trauen zunächst unten zu, dass die unten die richtige 26
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Entscheidung treffen und nich‘ der Landesvorsitzende bestimmt, was unten zu machen is‘. Das is‘ ganz wichtig, weil damit auch Vertrauen in unsere Demokratie stärkt, nich‘, dass oben einer bestimmt, sondern dass ma unten zulässt, ^ die richtige Entscheidung zu treffen. BRESKE: Herr Ramelow, jetzt haben Sie schon diesen 00:22:30 thüringenweiten Verkehrsverbund angesprochen. Sie wollen den. Herr Mohring will den aber auch. Sogar alle [Also, bislang war es so, Parteien, die in Thüringen ich erinner‘ mich an eine (uv). Legislatur davor. Da war [Ja. es Herr Carius, der dafür zuständig war. Wir haben’s im Landtach immer wieder thematisiert, Herr Carius hat im Landtag gesagt wir hätten Recht und sobald Herr Carius in seinem Kreistach war, hat er dagegen gestimmt. Es wäre ‘ne sehr praktische Geschichte gewesen, dass [Aber jetzt sind Sie ja der Landkreis schon mal zuständig, ge-, genau. da… ^ Ja wir haben das Azubiticket eingeführt, Sie [Vier Jahre gebraucht. haben jetzt grade, Sie haben jetz‘, 00:23:00 Sie haben jetz‘ grade sich drum rum gemogelt, dass ein Landkreis es gar nicht anwendet und die Auszubildenden dort in Geiselhaft gegen die Landesregierung nimmt. Und Sie haben eben 27
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren gesacht, Berufsschulzö-, ^ -stellen seien bei uns geschlossen worden. Das is‘ einfach nich‘ wahr. Es ist keine Berufsschule in Thüringen geschlossen [Sie haben das Netz worden. Nur eine einzige ausgedünnt. Schule ist geschlossen [^ worden und das war in Greiz. Also Herr Mohring, aus der Nummer kommen [Doch. Sie nich‘ raus. Dass dann, wenn’s konkret wird, Ihre Leute dann am Ende [Herr Ramelow… machen, was sie wollen. Aber an dem Thema - Nahverkehr müssen 00:23:30 wir grundsätzlich arbeiten und da hat Herr Mohring Recht. Wenn wir über die [Sehen se. Landkreise so organisieren, dass in die Dörfer nur Schülerverkehr fährt, no’mal Herr Mohring, das sind die Landkreise, die das organisieren, - dann halte ich das für falsch. Wir brauchen eine Verkehrsanbindung in jedes Dorf und zwar auch am Wochenende und auch, wenn Ferien sind. Das muss die Notwendigkeit sein. Deswegen müssen wir reden - über Bürgerbusse, da experimentieren wir grade, haben zwei finanziert, probieren es aus. Wir müssen experimentieren mit Anruf- Sammeltaxis und mit Rufbussen. 00:24:00 Das heißt, wir müssen den bestehenden ÖPNV und SPNV verbinden mit Übergängen, die viel 28
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren weicher sind und es [^ schaffen in die kleinen Dörfer zu kommen, weil in ein Fufziger-Dorf mit‘m Sechziger-Bus zu fahren, um eine Person abzuholen, is‘ ökologisch auch nich‘ sehr sinnvoll. [Aber es bleibt dabei, Sie wollen beide letztendlich den Nahverkehr tatsächlich massiv [Aber man muss es ja auch ausbauen. Jetz‘ müssen können, das is‘, der wir noch… Unterschied is‘ doch, wenn ich ‘n Azubiticket anbiete, aber den Nahverkehr nicht miteinander takte und abstimme. Wir erleben gerade beim SPNV in Nordhausen nach Göttingen, dass, weil die Landesregierung 00:24:30 ‘ne Zugstrecke nich‘ finanziert, dass der Geisterzug in den Westen fährt, ohne die Arbeitnehmer mitzunehmen, weil Thüringen sich weigert, diese Strecke zu finanzieren. In dieser Wahlperiode is‘ die Pfefferminzbahn geschlossen worden, weil man gesagt hat: ‚Da fahren nich‘ genuch Leute mit.‘ Wenn man das anders getaktet hätte und finanziert hätte, hätten selbst schon die Arbeitnehmerinnen in dem Werk dort in Großheringen ^ in den, in den Zug nutzen können, so hat man‘s [Also… eingestellt. Und dann kommt eben auch dazu und das is‘ nich‘ ganz 29
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren unwichtig, jetz‘ ham wa grade Herbstferien in Thüringen. Und jetzt fährt aufs Land eben kein Bus mehr, weil oft noch der einzige Bus, der ins Dorf fährt, 00:25:00 der des Schülernahverkehrs is‘. REICHENBACH: [^ Haben Sie richtig beschrieben. Aber wie, wie kommt das? Das kann ich Ihnen sagen. Die Landesregierung hat fünf Milliarden mehr eingenommen diese Wahlperiode und den Kommunen ist das Geld in (uv) Masse gekürzt worden. Wenn die Aufgabenträger zu Hause, worauf der Land-, ^ Ministerpräsident ja hinweist, ^ zuständig sind, dann muss ich aber auch des Geld dafür mitgeben. Weil wenn ich sie schmal ausstatte, dann können sie ihre Aufgaben nich‘ erfüllen. Ein Beispiel muss REICHENBACH: [Nein, ich nennen, denn da muss jetzt kein weiteres Beispiel ich wieder… BRESKE: [^ Wir kommen sonst aus dem (uv). Genau. REICHENBACH: Herr Mohring. Wir wollen nämlich zum nächsten [Aber ich will wenigstens Thema. Und zwar geht’s anmerken: Die um… Pfefferminzbahn ist von Herrn Carius abbestellt 00:25:30 worden. Das war vor unserer Amtszeit und wir [Ja und Sie haben fünf [(uv) wollen sie jetzt wieder, wir Jahre regiert. Fünf Jahre wollen sie jetzt wieder haben Sie regiert. bestellen, wenn der Verkehrsknoten Jena fertig is‘, soll sie als S-Bahn von 30
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Sömmerda bis Jena fahren. [Jetz‘ übernehmen wir. Sonst… BRESKE: [Wir kommen zum nächsten Thema. Genau. Und zwar zu den Straßenausbaubeiträgen, da wird’s vermutlich ähnlich zur Sache gehen, hab ich das Gefühl. Herr Mohring, das müssen Sie mir mal erklären. Erst wollten Sie die Straßenausbaubeiträge so belassen. Dann haben Sie sich gegen die Abschaffung gewehrt, dann haben Sie für die Abschaffung gestimmt und jetzt wollen Sie alle gezahlten Beiträge zurück erstatten bis 1990. Mal 00:26:00 abgesehen von den juristischen Schwierigkeiten ^, wie erklärt sich dieser Sinneswandel? Das kann ich Ihnen ganz genau erklären. Wir ham in der letzten großen Koalition gemeinsam mit der SPD ‘ne sichere Rechtslage geschaffen. Dann gab’s den Regierungswechsel 2014. Und die Linke hat ausweislich versprochen, sie will die Beiträge rückwirkend abschaffen. Das hat sie nich‘ durchgekriegt in der Koalition von Rot-Rot- Grün. Dann haben sie die Rechtslage 2018 geändert. Dann hat der Gemeinde- und 31
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Städtebund gesagt, diese Rechtslage, die die Regierung geändert hat, is‘ verfassungswidrig. Danach 00:26:30 haben sie die Rechtslage ausgesetzt und eine neue geschaffen - rückwirkend zum 01.01.19. Wir hatten ursprünglich vereinbart, dass es ‘ne gemeinsame Arbeitsgruppe gibt von [^ Opposition und Regierung, wo wir gemeinsam über die Wahlperioden hinweg, egal wer regiert, ‘ne gemeinsame Lösung schaffen. Irgendwann sin‘ wir in diese Arbeitsgruppe nich‘ mehr eingeladen worden. Rot-Rot-Grün hat alleine entschieden, zum 01.01.19 rückwirkend. Ohne, dass es dafür ‘ne rechtliche Begründung gibt, die is‘ auch nich‘ haltbar. Und hat dann ad hoc in eben dieser entscheidenden Landtagssitzung vor wenigen Wochen noch entschieden, man kann 00:27:00 auch g‘schwind die Beiträge zum 01.01.15 abschaffen und es würd‘ ‘n Sonderfond eingerichtet. Und da kann ich Ihnen nur sagen, rechtlich, das hat noch keiner geprüft, da gibt’s auch keine Gutachten dazu, auch nich‘ im Faktencheck des MDR. Das is‘ nich‘ haltbar. Und deswegen sagen wir, wenn die Rechtslage so verkorkst is‘, elf Mal Änderungen und so viel 32
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Ungerechtigkeit. Genau [Die für alle is‘ quasi dann und dann schafft man nur Ihre Lösung. noch Gerechtigkeit von Anfang an. REICHENBACH: [Kostet 500 bis 600 Millionen Euro. Herr Ramelow, kann sich Thüringen so viel Gerechtigkeit leisten? Das hat mit Gerechtigkeit gar nichts mehr zu tun, weil beim Thema Straßenausbaubeiträge gibt’s keine Gerechtigkeit. 00:27:30 Es gibt nur eine Lösung, die nach vorne wirkt und was ich nich‘ verstehe is‘: Herr Geibert war bis zum Schluss an allen Sitzungen anwesend und nicht ein Vorschlach ist unterbreitet worden. Herr Geibert hat die CDU in der Arbeitsgruppe vertreten BRESKE: [^ und ich habe auf einen Vorschlach gewartet. Herr Mohring, ich hatte Ihnen zugesagt, wir werden es gemeinsam einbringen, damit wir’s aus dem Wahlkampf raushalten. Sie haben sich bei mir dann nie mehr gemeldet, sondern ich habe dann von Herrn Fiedler gehört, Sie stimmen zu, - die CDU stimmt zu und in der Landtachssitzung habe ich dann verdutzt kennengelernt, Sie stimmen nicht zu. Und ‘ne halbe Stunde später 00:28:00 verkünden Sie 30 Jahre rückwirkend wird ausgezahlt, obwohl man nur zehn Jahre in den Behörden die Unterlagen [Also, wir merken, leichte 33
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren hat. Ich nenne das Kommunikations- unseriös. [Nein. störungen. ^ Lassen Sie uns zum nächsten Thema kommen. Und da schauen wir auf den vierten Bereich und das ist die Umweltpolitik. Greta Thunberg und Fridays for future werden da durchaus ihren Anteil dran haben, dass die Thüringer das auch so weit oben gelistet haben. REICHENBACH: Deshalb fragen wir Sie jetz‘ auch gleich beide: Wenn - Schüler - freitags - die Schule schwänzen und demonstrieren gehen, okay oder nich‘ okay? Herr Ramelow. [Die schwänzen nich‘. Die 00:28:30 machen Unterricht am anderen Ort und ich freue mich über Schüler, die so engagiert sind. Ich bin häufiger hingegangen und ich habe die Diskussion mit denen geführt und ich finde das spannend, was sie einem wirklich sagen. BRESKE: [^ REICHENBACH: Reicht uns als kurze Antwort. BRESKE: [Herr Mohring. [Ich habe als Schüler REICHENBACH: Okay selber demonstriert nach oder nich‘? der Schule. Ich finde es spannend, wenn junge Leute sich engagieren. Jetzt müssen ma aus dem Engagement Projekte machen. Deswegen sage ich: „Forest for future statt Fridays for future!“, damit man selber mithilft beim Wald-Aufforsten, bei 34
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Anpflanzungen, Projekte macht, die man das ganze Schuljahr begleitet. Das finde ich spannender, ‘n aktiven Beitrag zu leisten als da nur zu demonstrieren auf Dauer 00:29:00 und wenn man da die Erwachsenen, die verantwortliche Generation, mehr steuert und drängt, ist das gut. BRESKE: [^ Herr Mohring, da sind wir quasi schon beim Thema Wald. ^ Die Landesregierung hat ein Programm „Aufklärung“ für 50 Millionen pro Jahr sollen ausgegeben werden. ^ -- Reicht das? Sie verweisen ja immer auf die Waldbesitzer, ^ die große Schwierigkeiten haben. Klar. Es kommt zu spät. Wir haben letztes Jahr schon drüber geredet, als der Borkenkäfer sich schon durch den Wald gefressen hat. Die Sturmschäden da waren da-, hat man uns milde weggelächelt. Jetz‘ is‘ die Lage akut. Aber jetz‘ muss man nach vorne schauen. Ich 00:29:30 plädiere sehr dafür, hab ich in Berlin mein Wort gemacht, dass wir darüber reden, wie geht Maß und Mitte, wie gehen Anreize und wie gehen nicht zuerst Verbote und wie gehen Ermöglichungen und nich‘ zuerst Steuererhöhungen. Eine Idee, die ich ja eingebracht habe in die 35
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren Debatte is‘, dass man ‘ne Co2-Bindungsprämie einführt und die Waldbesitzer mit ‘ner zweiten Säule - der Finanzierung nachhaltigen Waldbewirtschaftens unterstützt. Bisher gibt’s nur den Holzeinschlag, - die Holzpreise sind im Keller, macht vor allem den kleinen Waldbesitzern, den kommunalen Waldbesitzern Riesen- Probleme. Weil, wenn ich kein Geld erwirtschafte, kann ich mich auch nicht um den Waldumbau kümmern [Also 00:30:00 hier eine Co2- [Ja, na klar. Bindungspolitik. Ist das [(uv). sinnvoll? Ich – find‘ das spannend. Also, - muss ich jetz‘ einfach sagen. Ich hab‘ [^ das gehört von Herrn Mohring, finde es spannend, bin gespannt, was die Bundesregierung macht. Also, wenn es in die Richtung geht, dass wir den Waldbesitzern und zwar dem gesamten Waldbestand, den Menschen eine Perspektive geben, wie die Umförsterung geht. Wir werden ja mit den 500 Millionen - jetzt Jungbäume zur Verfügung stellen, die wir dann alle gemeinsam eingraben. REICHENBACH: [Das - Herr Mohring war ja schon klingt doch sehr Eingraben… Aber die [Ja. versöhnlich zum… Frage, die Fra-, ja, aber am Ende… [Ja. 36
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren [Gut, aber zu so ‘nem Vorschlag kann man ja auch nich‘ 00:30:30 Aber am Ende bleibt es bei Nein sagen. (uv). der Frage, ob die Bundesregierung sowas überhaupt macht, weil die europäische Gemeinschaft hat bis jetzt nicht signalisiert, dass sie das bereit ist mitzugehen. Und wenn man es am Ende so macht, dass wir - den Menschen versprechen, es kommt was, aber die Bundesregierung ändert es nicht, sondern es bleibt bei den ganzen Blockaden, die wir zurzeit erleben, dann - werden die Menschen bitter werden. Deswegen helfen wir jetzt erst mal mit dem Gemeinschaftsforstamt, mit der Umförsterung, mit [Punkt, Herr Ramelow. dem Absägen. Kurz Punkt. BRESKE: [(uv). REICHENBACH: Wir wollen zur letzten Frage kommen. Vielen Dank. Damit sind wir nämlich 00:31:00 eigentlich schon am Ende dieser vier Themenblöcke, aber wollen jetz‘ natürlich- kurz vor der Wahl wissen: Herr Ramelow, wir wissen, Sie kämpfen für Rot-Rot- Grün, aber es sieht so aus als wird das wahrscheinlich nich‘ reichen. In dem Fall, wären Sie bereit mit Mike Mohring und der CDU zu koalieren? Wissen Sie, Frau Reichenbach, das Schöne is‘, ich bin überzeugt, dass 37
Maier/Renner: Wortlaut der Fernsehdebatte zur thüringischen Landtagswahl am 27. September 2019 Zeit Ramelow Mohring Moderatoren es reicht. Ich kämpfe für Rot-Rot-Grün und mit Herrn Mohring unterhalte ich mich immer gerne, mit ihm gehe ich auch ab und zu mal wandern. Und wenn‘s sein muss, strei-, ^ streiten wir uns oder sind auch gemeinsam unterwegs. Aber am Ende, 00:31:30 es reicht für Rot-Rot-Grün. BRESKE: Herr Mohring, Sie haben klar gesagt, Sie wollen nicht mit der Linken koalieren. ^ Man hat ausgerechnet am Tag der deutschen Einheit, ausgerechnet der ehemalige Bundespräsident Herr Gauck, relativ unverhohlen, Sie beide ^ doch ins Boot geholt und gesacht: ‚Man muss doch einfach flexibler sein.‘ Sind Sie flexibel? Sehen Sie, es gibt ja ‘nen Unterschied. Er kämpft für Rot-Rot-Grün, ich kämpfe für Thüringen, weil wir Thüringen besser machen wollen. Und ich glaube, wir wollen, dass es ziemlich klar is‘, wir wollen die Linke ablösen in Rot-Rot-Grün und wir machen uns 00:32:00 schon Sorgen, wenn ‘ne Partei, wenn der [^ Regierungschef - am siebenten Oktober genau so ‘ne Frage aufmacht: ,Is‘ die DDR ein Unrechtsstaat oder nich‘?‘ und ‘ne neue Debatte führt, die vor fünf Jahren schon geklärt war. Dann hadert jemand mit REICHENBACH: [Sie der Vergangenheit und machen gerade ‘ne neue 38
Arbeitspapiere und Dokumentationen des Forschungsschwerpunkts „Kommunikation, Medien und Politik“ Zeit Ramelow Mohring Moderatoren wer mit der Vergangenheit Debatte auf. Herr Mohring, hadert, ist kein Partner für Sie machen ‘ne neue die Zukunft. Debatte auf. Können wir [Das is‘ einfach nich‘ in da kurz, ganz kurz noch, Ordnung, was Herr mit der AfD… Mohring hier jetz‘ grade macht. Weil ich habe wiederholt, was ich immer gesacht hab, dass der Unrechtsstaatbegriff als juristischer Begriff an den Generalstaatsanwalt von Hessen und an die Auschwitz-Prozesse gebunden is‘. Das steht in dem Interview, das ich gegeben hab‘ und ich lasse 00:32:30 es mir nich‘ von Herrn Mohring - verkürzen. Weil das Unrecht hab‘ ich in der DDR oder das Unrecht der DDR hab‘ ich zu keinem Zeitpunkt bestritten und der BRESKE: [^ Koalitionsvertrag mit den Formulierungen, den ich selber erarbeitet hab‘, gilt. [Gut, dann… REICHENBACH: [Wie ein echtes Duell endet’s doch im Dissens. Wir danken Ihnen BRESKE: [Ja, danke. REICHENBACH: beiden und sind damit am Ende. BRESKE: In der Tat… 39
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