ZUKUNFTSENERGIE 2030 100% ERNEUERBARER STROM

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ZUKUNFTSENERGIE 2030 100% ERNEUERBARER STROM
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ZUKUNFTSENERGIE 2030
 100% ERNEUERBARER
       STROM
ZUKUNFTSENERGIE 2030 100% ERNEUERBARER STROM
Hessen braucht neue Antworten auf die wichtigen gesellschaftlichen Fragen
                     unserer Zeit. Die Grünen wollen Alternativen zur schwarz-gelben Politik auf-
                     zeigen und Antworten geben: mit innovativen, manchmal auch provokanten
                     und für die Gesellschaft relevanten Konzepten.

                     Mit diesen neuen Konzepten bekräftigen wir unseren selbstbewussten An-
                     spruch, die ökologische, soziale und progressive Kraft der Linken Mitte zu
werden. Es ist Zeit für grüne Konzepte, um Hessen fit für die Zukunft zu machen.

Unsere Maxime lautet deshalb: Konzepte für Hessen – Mit Grün geht’s besser!

                                      Fraktionsvorsitzender

Weitere Informationen, die Möglichkeiten zum Download und zur Bestellung aller bislang
erschienen Konzeptpapiere finden Sie unter:

                 www.gruene-hessen.de - Konzepte für Hessen
ZUKUNFTSENERGIE 2030
100% ERNEUERBARER STROM
1. Einleitung
Die Erdbebenkatastrophe in Japan und der durch     Versorgung Hessens mit Strom aus erneuerba-
den Ausfall der Notkühlsysteme im Atomkraft-       ren Energien erreichen lässt. Es führt kein Weg
werk Fukushima drohende atomare Super-GAU          an der Energiewende vorbei. Zum einen weil wir
haben auch in Deutschland die Frage nach der       uns von der unverantwortlichen Hochrisikotech-
Sicherheit von Atomkraftwerken neu entfacht.       nologie Atomkraft verabschieden müssen. Zum
Die schwarz-gelbe Bundesregierung, die erst        anderen weil es weiterhin nötig ist, als Beitrag
letzten Herbst mit Unterstützung der hessischen    zum Kampf gegen den Klimawandel, den hes-
Landesregierung die Restlaufzeiten der Atom-       sischen CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 40
kraftwerke verlängerte, hat ein „Moratorium“       Prozent gegenüber 1990 zu verringern.
verkündet. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN halten
ein fundamentales Umdenken und die Neube-          Denn es geht nicht nur um die Frage, wie hoch
wertung des seit Japan nicht mehr abstrakten       der Anteil der erneuerbaren Energien ist, sondern
Begriffes „Restrisiko“ für dringend notwendig.     auch darum, wie und welchen Beitrag Hessen
Das Ergebnis kann nur lauten: den Ausstieg aus     leistet, um das globale Ziel, die Erderwärmung
dem Atomausstieg so schnell wie möglich rück-      nicht über 2°C ansteigen zu lassen, zu erreichen.
gängig zu machen und die Energiewende zu be-       Mittlerweile sind über vier Jahre vergangen. Vier
schleunigen.                                       Jahre, in denen die Regierung Koch/Bouffier
                                                   zwar viel über Klimaschutz geredet, tatsächlich
Die sieben ältesten Atommeiler, darunter auch      aber keinerlei konkrete Maßnahmen ergriffen
Biblis A und B, sind inzwischen heruntergefah-     hat, um den Klimaschutz in Hessen voranzubrin-
ren. Sie dürfen nie mehr ans Netz gehen. In An-    gen. Die letzten vier Jahre waren verlorene Jahre
betracht der jüngsten Ereignisse stellt sich für   für eine zukunftsfähige Energiepolitik in Hessen.
Hessen unmittelbar die Frage der zukünftigen       Wir müssen dafür jetzt umso entschlossener mit
Energieversorgung. Die GRÜNEN sehen jetzt die      der Energiewende endlich auch in Hessen begin-
Chance die Weichen in Richtung des Ausbaus         nen.
der Erneuerbaren Energien zu stellen. Die von
den Energiekonzernen geschürte Panik vor ei-       Das vorliegende Papier ist ein Auszug aus der
ner angeblich drohenden Versorgungslücke darf      Fortschreibung unseres Energiekonzeptes für
nicht dazu führen, die nötigen Investitionen in    Hessen. Die Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/
Richtung neuer fossiler Großkraftwerke zu len-     DIE GRÜNEN arbeitet seit Monaten an dieser
ken.                                               Fortschreibung, diesmal nicht nur für den Be-
                                                   reich der Stromerzeugung, sondern unter Ein-
Die GRÜNEN sind bei der Frage der zukünfti-        bezug des Energiebedarfs an Wärme. Wir legen
gen Energieversorgung und des Klimaschutzes        jetzt aus traurigem, aktuellem Anlass den für den
Vorreiter. Bereits 2007 gab es in Hessen GRÜ-      Strombereich aktualisierten Teil unseres Energie-
               1
NE Konzepte , die der Frage nachgingen, in         konzeptes vor. Wir zeigen erneut deutlich auf,
welchem Zeitraum sich eine hundertprozentige       dass ein Versorgungsengpass für Hessen ohne

1
  BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Landtagsfraktion Hessen (2007): ZukunftsEnergie für Hessen – Konzeptstu-
die, Wiesbaden.

                                                                                                       1
das Atomkraftwerk Biblis nicht besteht und auch      möglich. Dazu zeigen wir ein Szenario für die
    kein weiterer kurzfristiger Ausbau von neuen         Jahre 2020 und 2030 auf und nennen die dazu
    Kohlekraftwerken notwendig ist. Im Gegenteil         notwendigen Maßnahmen. Hessen hat schon zu
    – diese rückwärtsgewandte Technologie würde          viel Zeit verloren. Die Energiewende muss jetzt
    den Ausbau der erneuerbaren Energien stören          beginnen.
    und dadurch die mögliche Energiewende deut-
    lich verzögern. Eine 100-prozentige Versorgung
    Hessens mit Erneuerbaren Energien ist bis 2030

    2. 100 Prozent erneuerbare Strom-
    versorgung bis 2030
    Im Folgenden werden die aktualisierten Daten         ner vollständigen Stromversorgung aus erneuer-
    für den Entwicklungspfad bis 2030 mit dem Ziel       baren Energien liegt der Anteil der Photovoltaik
    einer 100-prozentigen Stromversorgung aus            in Studien zwischen 7 % und 20 %3. Kurzfristig,
    erneuerbaren Energien für Hessen vorgestellt.        aber auch im Jahr 2020, kann ein nachhaltiger
    Im Unterschied zum GRÜNEN Energiekonzept             Ausbau von Gas- und Dampfturbinen-Heizkraft-
    von 2007 wird sich der erneuerbare Strommix          werken (GuD) oder (Mini-)Blockheizkraftwerken
    in 2030 weniger auf die Photovoltaik stützen,        die Deckung sowohl der Grund-, Mittel- als auch
    sondern verstärkt auf die Windkraft. Dies be-        Spitzenlast unterstützen, da Gaskraftwerke gut
    trifft sowohl die Windkraft im Binnenland, also      geregelt werden können, um sich dem Bedarf
    in Hessen selbst, als auch insbesondere die Off-     anzupassen. Gaskraftwerke sind also im Ge-
    shore-Windkraftanlagen. In beiden Bereichen          gensatz zu Kohle oder gar Atomkraftwerken die
    konnten in den letzten 5 Jahren erhebliche Fort-     ideale Ergänzung beim Ausbau der erneuerbaren
    schritte bei der Weiterentwicklung der Anlagen       Energien.
    erzielt werden. Erhöhte Naben zwischen 100
    und 130 Metern und eine Vergrößerung des
    Rotordurchmessers steigern den Energieertrag         2.1. Energievermeidung und Energieef-
    um ein Vielfaches. Als Faustformel gilt: für jeden   fizienz
    weiteren Meter Nabenhöhe erhöht sich der Er-         Die nachhaltigste Energieerzeugung ist immer
    trag um ein Prozent und eine Verdopplung des         noch die Energieeffizienz, also die Vermeidung
    Rotordurchmessers vervierfacht den Ertrag. Ein       des   Strombedarfs.    Energieeinsparungen     im
    entscheidender Vorteil der Windkraft liegt dabei     Stromsektor in Höhe von 12,5 Prozent bis 2020
    bei den prognostizierten Stromkosten, die deut-      und 25 Prozent bis 2030 sind in Hessen um-
    lich unter den Kosten für Strom aus Photovoltaik     setzbar. Dabei ist dieser Wert eher konservativ
    liegt (siehe Studie des Sachverständigenrats für     geschätzt. Das gesamte technische Potenzial in
                  2
    Umweltfragen ). In den Energieszenarien mit ei-      Hessen liegt mit 70 Prozent deutlich darüber4.
    2
      Vgl. Sachverständigenrat für Umweltfragen (2011): Wege zur 100 % erneuerbaren Stromversorgung,
    Berlin. Abb. 3-10, S. 89
    3
      Vgl. Greenpeace (2011): Klimaschutz: Plan B 2050 (Kurzfassung), Hamburg. S.10, Fotovoltaik ca. 11 %;
    Sachverständigenrat für Umweltfragen (2011): Wege zur 100 % erneuerbaren Stromversorgung (Kurzfas-
    sung), Berlin. Abb.1, S.3, Fotovoltaik im Szenario 1.a 15 % und im Szenario 2.1.a 7 %; Umweltbundes-
    amt (2010): Energieziel 2050: 100 % Strom aus erneuerbaren Quellen, Dessau-Roßlau. Tab. 6-1,S. 63,
    Fotovoltaik ca. 20%
    4
      Vgl. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Landtagsfraktion Hessen (2007): ZukunftsEnergie für Hessen – Kon-
    zeptstudie, Wiesbaden. S.5
2
GRÜNE Maßnahmen:                                      darauf an, die oft irrationale Blockadepolitik
•   Klimaeffizienzfonds (Drs. 18/536)                 gegenüber der Windkraft in Hessen zu über-
•   ZukunftsEnergie-     und     Klimaschutzpro-      winden. Natürlich soll dies unter Beachtung von
    gramm (Drs. 18/3376)                              Naturschutz- und Abstandsregeln geschehen,
•   Drittes Hessisches Zukunftsenergie- und Kli-      also unter Berücksichtigung der Belange der Be-
    maschutzgesetz (Drs. 18/827)                      völkerung und der Natur. Aber mit der Verhinde-
                                                      rungsplanung muss jetzt endgültig Schluss sein.
                                                      5,6 TWh können so im Jahr 2020 und 11,3 TWh
2.2. Windenergie (On-/Offshore)                       in 2030 durch Windenergie in Hessen bereitge-
Das größte Potenzial der erneuerbaren Energien        stellt werden.
liegt in der Nutzung der Windkraft. Insbesonde-
re bei den spezifischen Stromgestehungskosten         Die zweite Säule der Windenergie ist die Nut-
liegt die Windkraft deutlich vor der Photovoltaik     zung der Windkraft auf dem Meer. Dort ist auch
und allen anderen Technologien zur Nutzung er-        die „Ausbeute“, d.h. die Volllaststunden der
neuerbarer Energiequellen. Laut einer Studie des      Anlagen am höchsten. Die Leitstudie des Aus-
                                           5
Sachverständigenrats für Umweltfragen          wird   baus der erneuerbaren Energien im Auftrag des
dies auch noch im Jahr 2050 der Fall sein, ob-        Bundesumweltministeriums (BMU)7 weist für die
wohl sich die Stromgestehungskosten im Bereich        Jahre 2020 und 2030 einen Ertrag aus Offshore
der Photovoltaik bis dahin deutlich verringern        Windkraft von 32,5 TWh bzw. 95 TWh aus. 10
werden.                                               Prozent davon können nach Hessen importiert
                                                      werden. Dies entspricht etwa dem hessischen
Die Windenergie kann in Hessen erheblich aus-         Anteil am gesamtdeutschen Strombedarf.
                             6
gebaut werden. 4.500 MW Leistung sind mit
modernen Windkraftanlagen bis 2030 möglich.           GRÜNE Maßnahmen:
Zunächst wird der Zuwachs durch neue Anlagen          •   Landeskataster für erneuerbare Energien
erfolgen. In den darauffolgenden Jahren wird              (Drs. 18/539)
der Ersatz von alten durch neue Windenergiean-        •   Aktions- und Werbekampagne für Wind-
lagen, das so genannte Repowering, für weite-             energie (Drs. 18/538)
res Wachstum sorgen. Dabei kann der Flächen-          •   Viertes Hessisches Zukunftsenergie- und Kli-
verbrauch dank der Weiterentwicklung deutlich             maschutzgesetz (Drs. 18/1056)
reduziert werden, da pro Windenergieanlage            •   ZukunftsEnergie-    und     Klimaschutzpro-
ein immer höherer Energieertrag erzielt werden            gramm (Drs. 18/3376)
kann. Die Hälfte des Ausbauziels lässt sich bis
zum Jahr 2020 umsetzen. Voraussetzung dafür
sind klare Vorgaben im Landesplanungsgesetz           2.3. Photovoltaik
und ausgewiesene Vorrangflächen in den regi-          Im Gegensatz zu der Darsellung im GRÜNEN
onalen Flächennutzungsplänen. Es kommt jetzt          Energiekonzept 2007 reduziert sich die Strom-
5
 Vgl. Sachverständigenrat für Umweltfragen (2011): Wege zur 100 % erneuerbaren Stromversorgung,
Berlin. Abb. 3-10, S. 89
6
  Vgl. Viertes Hessisches Zukunftsenergie- und Klimaschutzgesetz (Drs. 18/1056)
7
  Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2010): Langfristszenarien und
Strategien für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland bei Berücksichtigung der Entwick-
lung in Europa und global, Berlin. Tab. 3-2, S. 47

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produktion aus Sonnenenergie aus Gründen             zu Nahrungsmitteln. Zudem können Monokul-
    der Wirtschaftlichkeit (zum Beispiel weitere Ein-    turen die Biodiversität gefährden und sind daher
    schnitte in der Solarstromvergütung) bzw. Kos-       oft nicht nachhaltig. Der naturverträgliche An-
    tenstruktur deutlich auf 2,9 TWh in 2020 bzw.        bau von Energiepflanzen muss deshalb tatsäch-
    3,9 TWh in 2030. Damit werden nicht alle tech-       lich einen Beitrag zur Erhaltung der biologischen
                                                 8
    nischen Potenziale in Hessen ausgeschöpft und        Vielfalt sowie zur Verringerung des Treibhausef-
    stehen ggf. für eine deutlich zunehmende Elekt-      fekts leisten. Strategien und Steuerungsinstru-
    romobilität bzw. für Solarthermische Anlagen zur     mente für die spezifischen Anforderungen des
    Erzeugung von Wärme weiterhin zur Verfügung.         Biomasseanbaus (insbesondere bei Energieholz
    Die Photovoltaik ist dennoch in der Lage, die        und Energiepflanzen) müssen daher angepasst,
    drittstärkste Säule zur Deckung des hessischen       fortentwickelt und finanzielle Anreize und För-
    Strombedarfs im Jahr 2020 bzw. 2030 zu wer-          dermöglichkeiten     entsprechend      ausgestaltet
    den.                                                 werden.

    GRÜNE Maßnahmen:                                     Die aktualisierte Biomassepotenzialstudie9 des
    •   Landeskataster für erneuerbare Energien          Hessischen Ministeriums für Umwelt beziffert
        (Drs. 18/539)                                    die Möglichkeit aus Biomasse Strom zu gewin-
    •   Drittes Hessisches Zukunftsenergie- und Kli-     nen auf ca. 2,55 TWh für das Jahr 2020. Die-
        maschutzgesetz (Drs. 18/827)                     ser Betrag wird für das GRÜNE Energiekonzept
    •   ZukunftsEnergie-      und    Klimaschutzpro-     sowohl für das Jahr 2020 als auch 2030 über-
        gramm (Drs. 18/3376)                             nommen. Es wird nach 2020 keinen weiteren
                                                         Ausbau geben, um die Konkurrenzsituation
                                                         nicht weiter zu verschärfen. Technologische Effi-
    2.4. Biomasse                                        zienzgewinne der Anlagen zur Stromerzeugung
    Auch bei der Biomasse werden die Daten an            (idealerweise dezentral in Verbindung mit Kraft-
    die neuesten Erkenntnisse angepasst. Aus Sicht       Wärme-Kopplung) entlasten zukünftig die Kon-
    der Grünen spielt bei der Nutzung der Biomas-        kurrenzsituation. Der Fokus liegt in Zukunft auf
    se die Umwelt- und Klimaverträglichkeit sowie        der energetischen Verwertung von pflanzlichen
    die höchste Effizienz eine besondere Rolle. Die      Rest- und Abfallstoffen.
    vorhandenen Rohstoffe müssen energetisch op-
    timal und nachhaltig verwertet werden. In der        GRÜNE Maßnahmen:
    Nutzung von Reststoffen (Rest-/Altholz, Bio-/        •    Landeskataster für erneuerbare Energien
    Grünabfälle, Klärschlamm, Gülle, Strohüber-               (Drs. 18/539)
    schuss, Algen etc.) liegt ein bislang unzureichend   •    ZukunftsEnergie-      und    Klimaschutzpro-
    ausgeschöpftes Potenzial, das vorrangig vor der           gramm (Drs. 18/3376)
    Erzeugung von Energiepflanzen auf dem Acker          •    100-Dörfer-Programm – Ausbau regenerati-
    genutzt werden muss. Eigens angebaute Ener-               ver Energien (Drs. 18/551)
    giepflanzen stehen in der Regel in Konkurrenz
    8
      Vgl. Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Verbraucherschutz und Landwirtschaft (2010): Bericht
    des Energie-Forums Hessen 2020 – Ziele und Eckpunkte des Hessischen Energiekonzepts für die Be-
    reiche Energieeffizienz und erneuerbare Energien, Wiesbaden. S.19, hier wird auf Prognosen bis zu 6,5
    TWh in 2020 hingewiesen
    9
      Vgl. Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Verbraucherschutz und Landwirtschaft (2010): Bio-
    massepotenzialstudie Hessen - Stand und Perspektiven der energetischen Biomassenutzung in Hessen
    (Materialband), Wiesbaden. Tab. 52, S. 129

4
2.5. Geothermie                                      tional zum deutschen Verbrauch einen Anteil
Geothermie aus der Tiefe wird weiterhin nur ei-      von 10 Prozent beziehen.
nen kleinen Teil zur Stromversorgung beitragen
können. Das Potenzial von 0,1 TWh sowohl in
2020 als auch in 2030 beschränkt sich auf den        2.8. Fossile Kraftwerke und Energieim-
Standort des Oberrheingrabens in Südhessen.          porte für Hessen
                                                     Das vorliegende Konzept zur zukünftigen Ener-
GRÜNE Maßnahmen:                                     giegewinnung für das Jahr 2030 aus 100 Pro-
•    Landeskataster für erneuerbare Energien         zent erneuerbaren Energien zeigt, dass ein Neu-
     (Drs. 18/539)                                   bau von fossilen Großkraftwerken nicht nötig ist.
•    ZukunftsEnergie-     und    Klimaschutzpro-     Für den Übergang ist es eher sinnvoll moderne
     gramm (Drs. 18/3376)                            hocheffiziente     Kraftwärmekopplungsanlagen
                                                     dezentral aufzubauen. Auch kleine Blockheiz-
                                                     kraftwerke in privaten Haushalten, die mit Gas
2.6. Wasserkraft                                     betrieben werden, produzieren neben Wärme
Auch ein Ausbau der Wasserkraft ist weiterhin        auch Strom, der ins Netz eingespeist wird. Diese
nur in eingeschränktem Umfang möglich und            Möglichkeit erlaubt auch, die gerade benötigte
konzentriert sich vor allem auf die Moderni-         Energie zu regeln und zu speichern12.
sierung bestehender Anlagen. Damit ist eine
Stromproduktion von etwa 1,3 TWh10 im Jahr           Der in Hessen in Planung befindliche Zubau
2020 und 2030 zu erreichen.                          von Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerken
                                                     (GuD)13 oder (Mini-)Blockheizkraftwerken kann
                                                     die Stromversorgung in Hessen beim Umbau auf
2.7. Import erneuerbarer Energien aus eine erneuerbare Versorgung unterstützen. Die-
dem EU-Stromverbund                   se Kraftwerke haben einen hohen Wirkungsgrad
Zukünftig wird neben der Energie aus Offshore-       durch die Nutzung der Abwärme und zeichnen
Windparks in Deutschland der Import erneuer-         sich durch eine hohe Flexibilität aus. Zusätzlich
barer Energien aus europäischen Ländern eine         stehen diese Kapazitäten als Reserve bei Bedarfs-
größere Rolle spielen. Der Ausbau der erneu-         spitzen beim Stromverbrauch oder Angebotssen-
erbaren Energien wird dort durch die Ziele der       ken der erneuerbaren Energien zur Verfügung.
EU in den kommenden Jahrzehnten weiter vo-           Im Jahr 2020 werden noch rund 6,1 TWh des
ranschreiten. Längerfristig könnten auch Länder      Strombedarfs von Hessen aus Kohle und 13,4
außerhalb Europas, wie Mittelmeeranrainer, in        TWh aus Erdgas gedeckt. Im Jahr 2030, wenn
den Verbund mit einbezogen werden. Die Leit-         der Strombedarf aus 100 Prozent erneuerbaren
      11
studie     für erneuerbare Energien des BMU geht     Energiequellen gedeckt werden kann, stehen die
von einem Potenzial von 1,8 TWh in 2020 und          Erdgaskraftwerke weiterhin als Reserve zur Ver-
20,4 TWh in 2030 aus. Wie schon beim Import          fügung.
der Offshore-Windenergie kann Hessen propor-
10
   Einschließlich Erzeugung in Pumpspeicherwerken
11
   Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2010): Langfristszenarien und
Strategien für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland bei Berücksichtigung der Entwick-
lung in Europa und global, Berlin. Tab. 3-2, S. 47
12
   Vgl. z.B. ZuhauseKraftwerk von LichtBlick: www.lichtblick.de/h/ZuhauseKraftwerk_285.php oder das
Mini-BHKW von Senertec: http://www.senertec.de/derdachs.html, Abruf am 22.03.2011
13
   In Mecklar-Meckbach plant Iberdrola SA ein Kraftwerk mit 1.100 MW elektrischer Leistung

                                                                                                         5
Der Import von Strom aus dem deutschen Ener-          Bei der Weiterentwicklung des Stromnetzes
    giemix wird für Hessen so bereits im Jahr 2020        muss in einem ersten Schritt an der jeweiligen
    durch den Zubau moderner GuD-Heizkraftwerke           Engpassstelle die grundsätzliche Notwendigkeit
    und Blockheizkraftwerke von 7,7 TWh auf 0,4           für einen Ausbau überprüft werden. Bei einem
    TWh reduziert. Im Jahr 2030 kann vollständig          Ausstieg aus der Atomkraft werden automa-
    auf Importe von Strom aus nicht erneuerbaren          tisch auch Kapazitäten frei, die von regenerati-
    Energien verzichtet werden.                           ven Energiequellen genutzt werden können. Im
                                                          nächsten Schritt müssen Optimierungspotenzia-
    GRÜNE Maßnahmen:                                      le der bestehenden Netze bestimmt werden. So
    •    Viertes Hessisches Zukunftsenergie- und Kli-     kann durch Lastmanagement, Leitungsmonito-
         maschutzgesetz (Drs. 18/1056)                    ring oder durch den Einsatz von Hochtempera-
                                                          turseilen an notwendigen Stellen14 ein Neubau
                                                          auch umgangen werden. Sind all diese Möglich-
    2.9. Netzausbau                                       keiten ausgeschöpft, muss vor allem in der Nähe
    Auch der notwendige Ausbau und die Verbes-            von Siedlungen eine Erdverkabelung in der Re-
    serung des Netzes hin zu so genannten „In-            gel vor einer Freileitung stehen. Dies dient der
    telligenten Netzen“ zur Verteilung des Stroms         Akzeptanz und bewirkt dadurch einen schnelle-
    aus erneuerbarer Energie, insbesondere von            ren Ausbau der Netze. Insbesondere die Hoch-
    Offshore-Windenergie aus dem Norden, muss             spannungsgleichstromübertragung durch Erd-
    gefördert werden. Ziel ist weiterhin ein euro-        verkabelung ist anzustreben. Der Kostennachteil
    päisches Verbundnetz, das eine hohe Versor-           dieser Technik hat sich bereits auf den Faktor 1,2
    gungssicherheit garantiert und Lastspitzen bzw.       bis 4 reduziert15.
    -senken besser ausgleichen kann. Die dezentra-
    le Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien           GRÜNE Maßnahmen:
    kann in einem „intelligenten Netz“ problemlos         •   Gesetz über die unterirdische Verlegung
    integriert werden und sorgt sogar für mehr Ver-           von Hoch- und Höchstspannungsleitungen
    sorgungssicherheit.                                       (Hessisches Erdkabelgesetz) (Drs. 17/260)

    3. Fazit
    Bis zum Jahr 2030 kann der Strombedarf in Hes-        der Vergangenheit an und neue klimaschädliche
    sen, wie die Abbildung 1 darstellt, komplett aus      Kohlekraftwerke werden überflüssig. Durch die
    erneuerbaren Energien gedeckt werden. Wir             GRÜNE Energiewende werden in Hessen zusätz-
    zeigen auf, wie dieses Ziel erreicht werden kann      lich ca. 40.000 sichere Arbeitsplätze bis zum Jahr
    und welche Chancen der Umstieg auf eine zu-           2030 geschaffen. Die Energiewende im Strom-
    kunftsfähige Stromversorgung eröffnet. Die ri-        bereich ist möglich. Fangen wir jetzt endlich
    sikoreichen Atomkraftwerke in Biblis gehören          auch in Hessen an!

    14
      z.B. an Stellen mit exponierter Sonneneinstrahlung
    15
      Vgl. Deutsche Energie-Agentur (2010): dena Netzstudie II – Integration erneuerbarer Energien in die
    deutsche Stromversorgung im Zeitraum 2015 – 2020 mit Ausblick 2025, Berlin. Tab. 10-15, S. 187

6
ABBILDUNG 1: ZUKUNFTSENERGIE FÜR HESSEN - ENTWICKLUNG DES STROMMIX BIS 2030 IN TWh/a.
           Quelle: Eigene Berechnungen und Hessisches Statistisches Landesamt (2008).
*
    Müllverbrennungsanlagen, Petrolkoks und Mineralölprodukte
**
     Energiemix Deutschland ohne Offshore
***
      Erneuerbare Energien aus dem EU-Verbund
****
       Einschließlich Erzeugung in Pumpspeicherwerken
*****
        Maximale Reserve aus modernen Gaskraftwerken (nur bei Bedarf)
+
    Gesamtstromverbrauch ohne Eigenverbrauch und Netzverluste

                                                                                        7
IHR DRAHT ZUR FRAKTION
                          BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
                          Fraktion im Hessischen Landtag
                          Schlossplatz 1-3
                          65183 Wiesbaden

ZUSTÄNDIGE ABGEORDNETE
URSULA HAMMANN
         Sprecherin für Umwelt, Energie,
         Naturschutz und Tierschutz

         Tel.: 0611/350-741
         u.hammann@ltg.hessen.de

MITARBEITER
CARSTEN SCHLOSSER
         Referent: Umwelt (Klima- und Natur-
         schutz), Energie, Verkehr, Landesent-
         wicklung und Tierschutz

         Tel.: 0611/350-589
         c.schlosser@ltg.hessen.de
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