Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise - Whitepaper Berlin, 15. Juli 2014
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Inhaltsübersicht: ZUSAMMENFASSUNG...................................................................................................................... 2 DIE WICHTIGSTEN ÄNDERUNGEN DES EEG 2014 IM ÜBERBLICK ..................................... 3 SZENARIOBESCHREIBUNG ............................................................................................................. 4 PREISENTWICKLUNGEN ................................................................................................................. 5 BESCHREIBUNG DES ENERGIEMARKTMODELLS POWER2SIM ........................................... 7 AUTOREN........................................................................................................................................... 12 KURZPORTRAIT ENERGY BRAINPOOL ..................................................................................... 12 Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 1
Zusammenfassung Erklärtes Ziel der EEG-Reform 2014 ist, „die volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung auch durch die Einbeziehung langfristiger externer Effekte zu verringern, fossile Energieressourcen zu schonen und die Weiterentwicklung von Technologien zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien zu fördern.“1 Im Folgenden wird daher betrachtet, welche Auswirkungen die hierfür relevanten Änderungen des EEG 2014 im Vergleich zum EEG 2012 auf die Entwicklung der Strompreise am Energy-Only-Markt (Base- und Peakload) haben. Zum Vergleich wird je ein Strompreisszenario bis zum Jahr 2040 mit dem fundamentalen Energiemarktmodell Power2Sim modelliert. Den Szenarien werden hierbei eigene Annahmen für die Ausbaupfade der erneuerbaren Energien zugrunde gelegt, die auf Basis der im Energiekonzept 2010 sowie im EEG 2012 und EEG 2014 genannten Ziele abgeschätzt werden. Der geringere und langsamere Zubau, maßgeblich der Photovoltaik, im EEG-2014-Szenario führt dazu, dass sich die Strompreise um durchschnittlich drei Prozent gegenüber dem EEG- 2012-Szenario erhöhen. Bemerkenswert sind zudem die Auswirkungen auf die Preisextreme: Im EEG-2014-Szenario treten 9 Prozent weniger positive Preisextreme (Preise größer 100 €/MWh) und 13 Prozent weniger negative Preisextreme (Preise unter 0 €/MWh) auf. Gemäß § 24 EEG 2014 wird der anzulegende Wert für die Marktprämie auf null gesetzt, wenn in einem Zeitraum von mehr als sechs Stunden negative Preise auftreten. Es zeigt sich, dass diese Preisintervalle in der fundamentalen Modellierung erst ab dem Jahr 2020 verstärkt auftreten, dann aber bis zum Jahr 2040 deutlich zunehmen. Im Jahr 2030 können bereits mehr als 60 solcher Intervalle auftreten. Die Wirkung der Regelung auf die Direktvermarktungsverträge sowie das Vermarktungs- und Abschaltverhalten blieben in dieser Untersuchung unberücksichtigt. Anreize zur Flexibilität entstehen am Strommarkt maßgeblich durch Preisspreads. Es ist daher zu erwarten, dass der Rückgang an Preisextremen die wirtschaftlichen Flexibilitätsanreize für regelbare Kraftwerke und Lastmanagement reduziert und dass dieser Effekt durch die Sechs-Stunden-Regelung gemäß § 24 EEG 2014 weiter verstärkt wird. 1 § 1, Abs. 1 EEG 2014 Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 2
Die wichtigsten Änderungen des EEG 2014 im Überblick Im Folgenden werden die für den Strompreis maßgeblichen Änderungen der EEG-Reform kurz beschrieben: Fördersätze für Neuanlagen werden kontinuierlich angepasst Die finanzielle Förderung (vormals Einspeisevergütung) wird mit der Novelle einmalig für die meisten Technologien gesenkt. In den kommenden Jahren erfolgt eine Absenkung der Förderung in Abhängigkeit vom erreichten Zubau. Hierfür wurden Mengenkorridore definiert. Definierte Mengenziele für den Zubau: Photovoltaik: jährlicher Zubau von 2,4 bis 2,6 Gigawatt (brutto), Windenergie onshore: jährlicher Zubau von 2,4 bis 2,6 Gigawatt (netto), Windenergie offshore: Installation von 6,5 Gigawatt bis 2020 und 15 Gigawatt bis 2030, Biomasse: jährlicher Zubau von ca. 100 Megawatt (brutto). Verringerung der Förderung bei negativen Preisen Ergeben sich für die Preiszone Deutschland/Österreich am Spotmarkt der Strombörse EPEX Spot SE in Paris an mindestens sechs aufeinanderfolgenden Stunden negative Preise, verringert sich der anzulegende Wert (entspricht der finanziellen Förderung) für den gesamten Zeitraum, in dem die Stundenkontrakte ohne Unterbrechung negativ sind, auf null. Verpflichtende Direktvermarktung im Rahmen der gleitenden Marktprämie Alle Neuanlagen ab einer Leistung von 500 Kilowatt müssen ab dem 1. August 2014 ihren Strom im Rahmen des Marktprämienmodells direktvermarkten. Ab dem 1. Januar 2016 verringert sich die Leistungsgrenze auf 100 Kilowatt. Regelungen zur Eigenversorgung Auf Strom, der zur Eigenversorgung hergestellt und verbraucht wird, entfiel bisher keine EEG-Umlage. Für diesen fällt nun für Neuanlagen grundsätzlich EEG-Umlage an. Erneuerbare Energien und neue, hocheffiziente Kraft-Wärme-Koppelungsanlagen zahlen eine verminderte EEG-Umlage. Bis Ende 2015 beträgt diese 30 Prozent, 2016 dann 35 Prozent und ab 2017 40 Prozent der EEG-Umlage. Ausgenommen sind Anlagen bis zehn Kilowatt, die jährlich höchstens zehn Megawattstunden selbst verbrauchen. Bestimmung der Förderhöhe über Ausschreibungen Mittelfristig – spätestens ab 2017 – soll die Förderhöhe der erneuerbaren Energien über Ausschreibungen bestimmt werden. Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 3
Szenariobeschreibung Für den vorliegenden Vergleich wurden die Preisentwicklungen am Energy-Only-Markt mit dem Energiemarktmodell Power2Sim modelliert. Die zugrunde liegenden Annahmen für den konventionellen Kraftwerkspark sowie die Entwicklung der Commoditypreise wurden den folgenden Studien entnommen: 2 EU energy trends to 2050 – Update 2013 EU Energy Roadmap 20503 World Energy Outlook 20134 Eine detaillierte Beschreibung des Gesamtszenarios finden Sie in der Energy Brainpool Standardstudie „Strompreise 2040“5. Im Wesentlichen unterscheiden sich die untersuchten Szenarien gemäß EEG 2012 und EEG 2014 in den Zubaumengen der erneuerbaren Energien. In beiden Fällen wurden die vom Gesetzgeber geplanten Zubaupfade als Grundlage genommen und dann auf Basis eigener Bewertungen angepasst: Annahmen für die Zubaumengen gemäß EEG 2012: Zubau von Photovoltaik mit 3,5 GW pro Jahr bis zur Erreichung des 52-GW-Ziels in 2018, danach 1,5 GW pro Jahr Zubau Wind onshore und offshore mit 2,5 GW pro Jahr Nahezu konstante Kapazität an Biomasse/Biogasen Annahmen für die Zubaumengen gemäß EEG 2014: Zubau von Photovoltaik mit 1,5 GW pro Jahr bis zur Erreichung des 52-GW-Ziels in 2024, danach 1 GW pro Jahr Zubau von Wind onshore: 2,0 GW pro Jahr Zubau von Wind offshore: 0,8 GW pro Jahr bis 2020, danach 0,85 GW pro Jahr bis 2030, anschließend 1 GW pro Jahr Biomasse/Biogase: 90 MW pro Jahr Auch mit den in den Annahmen reduzierten Zubaumengen werden die definierten Ziele des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stromanteils am Bruttostromverbrauch erreicht bzw. übererfüllt. Der erreichte Anteil im Vergleich zu den im Energiekonzept 2010 und EEG 2014 definierten Zielen ist in Tabelle 1 dargestellt: 2 http://ec.europa.eu/energy/observatory/trends_2030/doc/trends_to_2050_update_2013.pdf 3 http://ec.europa.eu/energy/energy2020/roadmap/index_en.htm 4 http://www.worldenergyoutlook.org/publications/weo-2013/ 5 http://www.energybrainpool.com/de/produkte-dienstleistungen/analysis/studie-strompreise- 2040.html Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 4
Jahr Ziel-Anteil erneuerbarer Energien am Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch gemäß Bruttostromverbrauch gemäß Szenario Energiekonzept 2010 und EEG 2014 EEG 2014 2020 35 % 38 % 2025 40-45 % 49 % 2030 50 % 58 % 2035 55-60 % 65 % 2040 65 % 71 % Tabelle 1: Vergleich des Zielanteils der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch gemäß EEG 2014 und gemäß eigenem Ausbauszenario Preisentwicklungen Zur Preisfindung werden im Energiemarktmodell Power2Sim alle Kraftwerke nach dem Merit-Order-Prinzip entsprechend der Höhe ihrer kurzfristigen Grenzkosten sortiert, wobei die Erzeugung aus erneuerbaren Energien, vor allem Wind, Sonne und Wasser, nahezu ohne Grenzkosten am Anfang steht. Ein sehr hoher Anteil von erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung führt damit in Zukunft zu niedrigen Preisen in den Zeiten, in denen sie Strom erzeugen. Fundamental negative Preise entstehen, wenn die Erzeugung aus Must- Run-Technologien und nicht abschaltbaren erneuerbaren Energien-Anlagen größer als die Nachfrage ist. Für den vorliegenden Vergleich wurden die Preisentwicklungen am Energy-Only-Markt mit dem Energiemarktmodell Power2Sim für die jeweiligen Ausbaupfade EEG 2012 und 2014 in je einem Szenario modelliert. Anschließend wurden die modellierten Base- und Peakpreise für die Stützjahre der Zieldefinitionen aus dem Energiekonzept 2010 und dem EEG 2014 ermittelt. Die Preisentwicklung ist in der folgenden Abbildung 1 dargestellt. Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 5
Abbildung 1: Entwicklung der Strompreise für Base- und Peakload im EEG 2012 und EEG 2014 Szenario Zunächst steigen im zeitlichen Verlauf die Preise an, vornehmlich getrieben durch Steigerungen der Commoditypreise und durch den Ausstieg aus der Kernenergie. Später sorgen stagnierende Nachfrage und Brennstoffpreise für eine Seitwärtsbewegung bzw. Rückgang des Preisniveaus. Zusätzlich erhöht sich die Stromerzeugung aus konventionellen Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zur effizienteren Ausnutzung der Energierohstoffe. Die Kombination aus der volatilen Einspeisung erneuerbarer Energien wie Wind und Sonne mit Must-Run-Kraftwerken auf Basis der KWK-Technologie führt zu deutlich volatileren Stromspotmarktpreisen und häufiger auftretenden negativen Preisen. In Abbildung 1 ist zu erkennen, dass diese Effekte in beiden Szenarien eintreten und die Kurven der Preisentwicklungen nah beieinander liegen. Im Vergleich sind sowohl die Strompreise für Base- als auch für Peakload im EEG-2014-Szenario durchschnittlich nur drei Prozent höher. Hervorzuheben ist die Betrachtung der Preisextreme, wie in Abbildung 2 dargestellt. Hierbei wurde die Anzahl aller Extrempreise über 100 €/MWh sowie unter 0 €/MWh aufgetragen. Es ist zu erkennen, dass in beiden Szenarien die negativen Preisextreme in der Häufigkeit stärker zunehmen als die positiven Preisextreme. Die Betrachtung sagt jedoch nichts über die Höhe und damit die Erlös- bzw. Verlustbeträge in den Zeiträumen aus. Im Vergleich zeigt sich auch, dass aufgrund des geringeren Zubaus erneuerbarer Energien im EEG-2014- Szenario 9 Prozent weniger positive Preisextreme und 13 Prozent weniger negative Preisextreme auftreten. Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 6
2000 Anzahl positiver und negativer Extrempreise 1500 1000 ↑ Extrempreis über 100 €/MWh 500 0 -500 ↓ Extrempreis unter 0 €/MWh -1000 -1500 -2000 Stützjahre Positiv EEG 2012 Positiv EEG 2014 Negativ EEG 2012 Negativ EEG 2014 Abbildung 2: Anzahl der positiven und negativen Extrempreise in den Stützjahren 2020-2040 Betrachtet man zusätzlich die Zeiträume, in denen negative Preise über einen Zeitraum von mehr als sechs Stunden auftreten, in denen der anzulegende Wert für die Marktprämie gemäß § 24 EEG 2014 auf null gesetzt wird, so zeigt sich, dass diese in der fundamentalen Modellierung erst ab dem Jahr 2020 verstärkt auftreten, dann aber bis zum Jahr 2040 deutlich zunehmen. Im Jahr 2030 können bereits mehr als 60 solcher Intervalle auftreten. Die Wirkung des § 24 EEG 2014 auf die Direktvermarktungsverträge sowie das Vermarktungs- und Abschaltverhalten blieben in dieser Untersuchung unberücksichtigt. Beschreibung des Energiemarktmodells Power2Sim Power2Sim ist eine von Energy Brainpool entwickelte Fundamentalsoftware zur Modellierung von Strompreisentwicklungen. Die Basis bildet eine simulierte Merit-Order- Kurve, anhand derer die Großhandelsstrompreise für die einzelnen europäischen Länder berechnet werden. Im Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve ergibt sich der Strompreis. Das am teuersten produzierende Kraftwerk, welches zur Deckung der Nachfrage noch benötigt wird, bestimmt somit den Preis. Abbildung 3 zeigt das Merit- Order-Prinzip zur Strompreisbildung. Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 7
Abbildung 3: Prinzipbild der Strompreisbildung Die kurzfristigen Grenzkosten der Stromerzeugung von Kraftwerken, die verfügbare Erzeugungskapazität sowie die Nachfrage sind damit die Haupteinflussfaktoren auf die Strompreise. Mit Power2Sim können Szenarien zu unterschiedlichen Rohstoffpreisen und anderen, diese Grenzkosten beeinflussenden Faktoren berechnet werden. Auf der Nachfrageseite wird eine Lastkurve modelliert, um den Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve zu bestimmen. Durch Einbeziehung grenzüberschreitender Lastflüsse in das System können die Strompreise im zusammenhängenden europäischen Stromübertragungsnetz sehr gut abgeschätzt werden. Die Strompreisbildung auf dem europäischen Energiemarkt wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, welche bei der Entwicklung von Strompreisszenarien berücksichtigt werden müssen. Zum Beispiel beeinflusst die Witterung sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite. Regnet es, so steigt der Stromverbrauch der Haushaltskunden, da diese sich bei schlechtem Wetter eher in ihren Häusern aufhalten und dadurch mehr Strom verbrauchen. Auf der anderen Seite führt Regen auch zu einer Steigerung der Stromproduktion aus Wasserkraftwerken. Bezüglich des Einflusses der Temperatur ergeben sich abhängig von der Jahreszeit unterschiedliche Effekte: auf der Nachfrageseite werden Verbraucher bei warmen Temperaturen im Sommer eher einen Tag außerhalb ihrer Häuser verbringen und somit die Nachfrage der Haushaltskunden reduzieren. Der Stromverbrauch von Einkaufszentren beispielsweise würde bei hohen Temperaturen eher ansteigen, da diese zusätzlich Klimaanlagen zur Kühlung benötigen. Gleichzeitig muss die Stromproduktion zurückgefahren werden, wenn auf Grund hoher Temperaturen weniger Kühlwasser für Kraftwerke zur Verfügung steht. Dieser Effekt wird typischerweise in Frankreich im Sommer sichtbar. Die Flüsse, aus denen das Kühlwasser für Kernkraftwerke entnommen wird, werden bei steigenden Temperaturen zu warm, so dass die Kraftwerke zurückgefahren werden müssen. Es wäre aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll, die Flüsse Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 8
weiter zur Kühlung zu nutzen und sie dadurch weiter aufzuheizen. Auf der anderen Seite haben verhältnismäßig hohe Temperaturen im Winter ein Sinken des Stromverbrauchs zur Folge, da weniger geheizt wird. Darüber hinaus wird der Strompreis auch von Ferienzeiten und Feiertagen sowie von Wartungsarbeiten oder technischen Defekten an Kraftwerken beeinflusst. Die Einflussfaktoren der Strompreisbildung werden im Power2Sim anhand verschiedener Untermodelle, wie zum Beispiel die Stromnachfrage durch das Lastmodell, berücksichtigt. Dieser modulare Aufbau hält die Rechenzeit gering und hat gleichzeitig den Vorteil, dass die Untermodelle auch unabhängig voneinander genutzt werden können. Abbildung 4 zeigt den Aufbau des Power2Sim und das Zusammenwirken zwischen den verschiedenen Untermodellen. Abbildung 4: Funktionsschema Power2Sim Die so in den einzelnen Ländern ermittelten Strompreise werden zunächst miteinander verglichen. Preisunterschiede in benachbarten Ländern haben einen Stromaustausch zwischen diesen Ländern zur Folge, was durch das Import-Export-Modell berücksichtigt wird. Im zentralen Merit-Order-Ansatz werden die variablen Kosten der einzelnen Kraftwerke berücksichtigt, die direkt der Stromerzeugung zugeordnet werden können. Investitionskosten dagegen werden nicht berücksichtigt, da sie „sunk cost“ darstellen und für den Kraftwerkseinsatz nicht relevant sind. Um verschiedene Kraftwerkstypen hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit zu vergleichen, ist dies eine gängige Methode. Insbesondere gas- und kohlegefeuerte Kraftwerke können anhand des sogenannten Clean-Spark-Spreads (CSS) bzw. des Clean-Dark-Spreads (CDS) Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 9
verglichen werden. Dabei werden der elektrische Wirkungsgrad, der Emissionsfaktor und die Kosten für Brennstoffe und Emissionszertifikate berücksichtigt. Durch die Gegenüberstellung der kurzfristigen Grenzkosten der Stromerzeugung und des Strompreises kann ermittelt werden, welcher Kraftwerkstyp wirtschaftlicher produziert und daher am ehesten zum Einsatz kommt. Modellierung erneuerbarer Energien Bevor die verschiedenen Kraftwerke anhand ihrer kurzfristigen Grenzkosten als Merit-Order in die Berechnung eingehen, wird die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien berücksichtigt. Der aus erneuerbaren Energien erzeugte Strom wird von der Gesamtnachfrage abgezogen, die verbleibende Strommenge muss folglich von konventionellen Kraftwerken produziert werden. Die erneuerbaren Energiequellen zeichnen sich dadurch aus, dass ihre kurzfristigen Grenzkosten gleich null sind. Des Weiteren gibt es in den meisten Ländern Europas ein Vergütungssystem bzw. einen Einspeisevorrang für Strom aus erneuerbaren Energien, was zur Folge hat, dass die erneuerbaren Energiequellen bei der Stromerzeugung den konventionellen Kraftwerken vorgezogen werden. Der Großteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird von meteorologischen Größen beeinflusst. Wind-, Wasser- und auch Solarenergie sind nicht über das ganze Jahr hinweg konstant verfügbar, sondern hängen in ihrer Produktion sehr von der Intensität des Winddargebots oder der Sonneneinstrahlung ab. Somit gibt es auch trotz einer sehr hohen installierten Leistung erneuerbarer Energien Zeiten, in denen die Stromerzeugung derselben sehr gering ist. Jedoch nehmen die Phasen mit einer nur geringen Stromerzeugung ab, je gleichmäßiger die Erzeugungskapazitäten erneuerbarer Energien regional verteilt sind. Meteorologische Rahmenbedingungen sind von Region zu Region unterschiedlich, was dazu führt, dass in einer Region viel Strom aus Windkraftanlagen und in einer anderen gar kein Strom aus Windkraftanlagen produziert wird. Da die erneuerbaren Energien zum Teil sehr ungleichmäßig verteilt sind und es kaum möglich ist, von der installierten Leistung auf die produzierte Strommenge zu schließen, wird im Power2Sim die tatsächliche historische Stromproduktion herangezogen. Auf diese Weise wird die sehr ungleichmäßige Verteilung der erneuerbaren Energien berücksichtigt. Für die einzelnen erneuerbaren Energieträger existieren verschiedene Modelle, um diese möglichst sinnvoll zu modellieren. Während Wasserkraft und Solarenergie mit Hilfe von Monats-, Tagesprofilen (nur Solar) simuliert werden, wird für die Erzeugung aus Windenergie ein stochastisches Modell verwendet. Durch entsprechende Parametrisierung wird für die Zukunft festgelegt, welche Windeinspeisemuster verwendet und auf die Höhe der Szenarioannahmen skaliert werden. Die Parametrisierung wird für jedes Szenario einmalig festgelegt, so dass bei mehrmaligen Berechnungen stets dasselbe Ergebnis ermittelt wird. So wird, um die Strompreise ermitteln zu können, die Gesamtnachfrage aus dem Lastmodell um die aus erneuerbaren Energien produzierte Strommenge reduziert (Residuallast). Diese Strommenge wird in jedem Fall verbraucht, da erneuerbare Energien praktisch zu null Grenzkosten produzieren und in den meisten Fällen auch auf Grund gesetzlicher Bestimmungen der konventionellen Stromerzeugung vorgezogen werden. Somit ist diese Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 10
reduzierte Stromnachfrage der Bedarf, der durch die Merit-Order, also konventionelle Kraftwerke wie Kohle-, Atom- Gas- oder Ölkraftwerke, gedeckt werden muss. Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 11
Autoren Philipp Götz studierte Maschinenbau/Energie- und Umwelttechnik an der FH Brandenburg und ist seit 2010 Consultant und Trainer für die Strom- und Gasmärkte bei Energy Brainpool. Außerdem wirkt er im Bereich Fundamentalmodellierung bei der Entwicklung von Langzeitszenarien zur Strompreisentwicklung mit. Tobias Kurth studierte Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Umwelttechnik an der Fachhochschule Köln. Er konzentriert sich bei Energy Brainpool als Senior Manager auf den Bereich Markttransformation durch erneuerbare Energien. Zu seinem Tätigkeitsbereich zählen Studien, Trainings und Inhouse-Schulungen sowie Beratung von Unternehmen. Thorsten Lenck studierte Energie- und Verfahrenstechnik an der TU Berlin. Herr Lenck ist spezialisiert auf das Portfolio- und Risikomanagement von Energieversorgungsunternehmen sowie die Vermarktung erneuerbarer Energien und das Energiemarktdesign. Als Senior Manager leitet er bei Energy Brainpool den Beratungsbereich. Kurzportrait Energy Brainpool Energy Brainpool ist ein unabhängiges Analyse- und Beratungshaus für die Energiebranche mit Sitz in Berlin. Energy Brainpool bietet Prognosen und Fundamentalmodellierung sowie individuelle Trainings- und Beratungsdienstleistungen für die Strom- und Gasmärkte und den CO2-Handel. Die Kernkompetenz von Energy Brainpool liegt in Dienstleistungen „rund um die Energiepreise“ von Kurzfristprognosen bis Langzeitpreisstudien für Strompreise Trainings von Grundlagen bis zur Börsenhändlerschulung für alle Energieträger Begleitung beim Markteintritt bis zum professionellen Risikomanagement. Analyse-Philosophie Im wissenschaftlichen Sinn bedeutet Analyse die Zerlegung eines zusammengesetzten Sachverhalts in seine Bestandteile. Übertragen auf die Analyse und Prognose von Strompreisen bedeutet dies, dass man Dingen im ersten Schritt auf den Grund gehen muss, um im zweiten Schritt ihre Entwicklung vorhersagen zu können. Zusätzlich zu einer analytischen Vorgehensweise gehört Branchenkenntnis. Wir besitzen langjährige Erfahrungen und verstehen die Energiemärkte. Und nur wer Märkte versteht, kann diese auf der Basis von realistischen Szenarien modellieren. Und zuletzt bedarf es des richtigen Tools. Nur auf Basis eines kompetenten Modells lassen sich Märkte prognostizieren. Unser fundamentales Energiemarktmodell Power2Sim ist modular aufgebaut und bewusst auf die wesentlichen preisbildenden Faktoren der Angebots- und der Nachfrageseite konzentriert. Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 12
Beratungsansatz Wer mit Energie handeln will, muss auch die damit verbundenen Risiken beherrschen. Langfristiger Erfolg im Energiehandel verlangt ein gutes Risikomanagement – Energy Brainpool ist besonders auf diesem Gebiet aktiv. Unsere Stärke liegt in der Festlegung der individuellen Risikostrategie für Ihr Unternehmen und in der Erstellung der Vorgaben für Ihre Portfolio-Bewirtschaftung. Die Energiewirtschaft unterliegt starken Veränderungen und zwingt die Marktteilnehmer dazu, Maßnahmen zu ergreifen. Ziel der strategischen Beratung von Energy Brainpool ist die optimale Positionierung Ihres Unternehmens in einem sich wandelnden Marktumfeld. Im Bereich erneuerbare Energien unterstützen wir unsere Kunden mit der Erstellung von Expertisen und Studien auf den Gebieten zukünftige Strompreisentwicklung, Marktdesign, Markttransformation, EEG-Umlage und Veränderung der Strompreischarakteristik. Zusätzlich bieten wir Erlösanalysen sowie Geschäftsmodell-Entwicklung und –Optimierung. Trainingsdienstleistungen Wir schulen Mitarbeiter in Standard-Seminaren oder in individuellen Inhouse-Seminaren. Vom Präsenzseminar über E-Learning-Angebote bis zum interaktiven Planspiel finden Sie bei uns die optimale Lernmethode. Impressum Herausgeber: Energy Brainpool GmbH & Co. KG Heylstraße 33 D - 10825 Berlin www.energybrainpool.com Tel.: +49 (30) 76 76 54 - 10 Fax: +49 (30) 76 76 54 - 20 Juli 2014 © Energy Brainpool GmbH & Co. KG, Berlin Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne die Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar. Das gilt vor allem für Vervielfältigungen in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrokopie oder ein anderes Verfahren), Übersetzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte findet eine Haftung ohne Rücksicht auf die Rechtsnatur des Anspruchs nicht statt. Sämtliche Entscheidungen, die auf Grund der bereitgestellten Informationen durch den Leser getroffen werden, fallen in seinen Verantwortungsbereich. Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 13
www.energybrainpool.com Phillip Götz, Tobias Kurth, Thorsten Lenck Energy Brainpool GmbH & Co. KG Heylstraße 33, 10825 Berlin, Germany Telefon +49 (0)30 76 76 54 - 10 Auswirkungen der EEG-Novelle 2014 auf die Strompreise 14 Fax +49 (0)30 76 76 54 - 20
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