Zur Online-Tagung via Zoom vom 25 - Sept. 2020
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Zur Online-Tagung via Zoom vom 25. - 26. Sept. 2020 Die Welt Jesu und des frühen Christentums im Licht der Archäologie und Geschichtsschreibung Gotthard G.G. Reinhold1, ABA ABA.GB Nr. 9 / GSGBA.CC Nr. 9 2020 Anstelle des vom 25. - 27. Sept. 2020 im Chr. Gästezentrum Württemberg (Schönblick) bei Schwäbisch Gmünd geplanten Seminars für Biblische Archäologie ist im “Covid-19-Jahr 2020“ die Internationale Fachtagung der AG Biblische Archäologie erstmals als Online- Tagung via Zoom am 25. - 26. Sept. 2020 durchgeführt worden. Nach Begrüßung aller Teilnehmer aus Deutschland und dem Ausland referierte Alexander Schick2, am 25. Sept. als erster zum Thema “Die Paläste der Hasmonäer in Jericho und Herodion“ (“The Hasmonean and Herodian Palaces at Jericho and Herodion“) . Der Referent, der einleitend in die Genealogie der Königsfamilie der Hasmonäer und der Herodianer einführte und auf die wichtigsten Ereignisse der RKZ - summarisch von Griechenland über die Ägäis bis zur Levante und Ägypten hinaus - verwies, lieferte detailliertes Forschungsmaterial – basierend auf den vom israelischen Archäologen Ehud Netzer jahrzehntelang untersuchten antiken Bauten dieser Dynastien - und danach sehr anschaulich neueste Grabungsbefunde der Ausgrabungen des antiken Jericho (Tulul Abu al- Alayik). So hatten bereits die Hasmonäer einen Palast (50 x 50 m) auf der Nordseite des Wadi el-Kelt bauen lassen. Unter König Herodes (74 - 4 v.Chr.)3 sind drei Winterpaläste hinzugebaut worden. Der zweite Palast wurde über den Ruinen des durch ein Erdbeben (31 v.Chr.) zerstörten Hasmonäer-Palast gebaut. Gegliedert war solch eine großangelegte Palastanlage mit Empfangshalle, Höfen, Privaträumen, Thermen und selbst Ritualbädern. Eine dritte rechteckige Palastanlage, deren Räume sich um einen fast quadratischen Peristylhof gliederten, entstand auf der anderen Seite des Wadis, welche mit der gegenüberliegenden Seite durch einen Brückenbau malerisch verbunden war. A. Schick befaßte sich selbst mit dem auf dem Tell es-Sammarat befindlichen Hippodrom (320 x 85 m), dem nördlichen Teil des Hügels mit einem Podium (70 x 70 m) und Cavea (70 m), heute 1 Dr. phil. Dipl. theol. Gotthard G.G. Reinhold, Humboldt-Universität Berlin, Theol. Fakultät (Dipl. theol.) und Zusatzstudium FB Vor- und Frühgeschichte (Archäologie, Dipl.-Arbeit), Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, FB Religionswissenschaften (Naher Osten, Dr. phil.), Mitglied von ABA . 2 Alexander Schick, Qumran- und Bibelausstellung, Sylt, Qumran-Experte, Wissenschaftsjournalist, Publizist, Reiseleiter (Naher Osten), Gastdozent Martin Bucer-Seminar, Bonn 3 Verfasser bedankt sich beim Referenten für seine am 21.10. 2020 zugeschickten Aufsätze über Herodes den Großen in der Zeitschrift Ethos: Alexander Schick, Herodes der Grosse – Hintergründe zum Weihnachtsge- schehen, Ethos 12 2013, 38 - 40; ders. Herodes der Grosse und seine letzte Reise – sagenhafte Entdeckungen im Heiligen Land, Ethos 2 2014, 38 - 40; ders. Herodes der Grosse und seine letzte Reise. Eine weitere archäologische Sensation zeugt vom Leben des despotischen Herrschers, Ethos 3 2014, 53 - 55.
noch teils erhalten, aber selbst durch Kultivation und Bebauung beeinträchtigt. Der Referent, der vor Ort über alle antike Bauten vom derzeitigen Zustand bisheriger und laufender Grabungen überzeugen konnte, daß bereits landwirtschaftliche Flächen oder Haus- bzw. Nutzbauten direkt an oder sogar in die Grabungsflächen hineingebaut wurde, mahnte mit persönlichen Detail-Fotos an, daß die Behörden - mit den von Israel und den Palästinensern kontrollierten Teilgebieten - endlich verantwortungsvoll sach- und fachbezogene Beschlüsse treffen, um den Erhalt unwiederbringlicher Schätze der Vergangenheit zu sichern. Als eines der größeren Bauwerke der Herodianer analysierte A. Schick mit zahlreichen Fotoaufnahmen des sich auf dem Dschabal al-Furadis (“Para- dieshügel“), 12 km südlich Jerusalem , befindlichen Herodium/Herodeion von König Herodes (74 - 4 v.Chr.), eine in der Zeit von 24-12 v.Chr. errichtete Festungs- und Palastanlage, gebaut auf einem 63 m hohen Hügel in der Form eines Kegelstumpfes, 758 m ü.d.M., mit ca. einem Drittel künstlicher Aufschüttung. Die befestigte Zitadelle besitzt Wohnräume und selbst ein Mausoleum, während am Fuße des Herodium ein Palast mit zahlreichen Gebäuden, Stallungen, Lagerräumen und einem Wasserbassin gebaut wurde. Das Herodium ist im Jahre 71 n.Chr. von der X. römischen Legion unter Kommando des Lucilius Bassus auf dem Marsch gegen Masada, einer weiteren Festung des Herodes, eingenommen und zerstört worden. Schließlich beendete der Referent seinen Vortrag mit den Untersuchungen von Ehud Netzer zur Aufdeckung des von Flavius Josephus (B.J. 1,13.8; 21,10; 33,9; A.J. 14, 13,9) berichteten Begräbnis des Herodes auf dem Herodium. Den zweiten Vortrag am 25. Sept. hielt Ulrich Wendel4 über “Die Urgemeinde in der Darstellung der Apostelgeschichte - quellenbasierter Bericht oder Fiktion ?“ (“The Early Church in Acts of the Apostles – based on sources or on fiction ? “). Ulrich Wendel’s Hauptanliegen war, die Zusammensetzung und den Hintergrund einzelner Text-Elemente der Gemeindesummarien von Acta Apostolorum ( griech. Πρἄξεις ‘Αποστὅλων, “Taten der Apostel“) Kap. 1 - 8 zu erfassen, von denen er eine Vielzahl aus Mk. und Lk. analytisch belegen konnte. [Sein Hauptanliegen im Vortrag war nicht, eine Gesamtstruktur aller Acta- Kapitel und auch noch unterschiedliche Datierungen der Abfassungszeit , wie zwischen 62 - 65 AD., 80 und 90 AD., um 90 AD. oder erst später post 100 AD., zu analysieren ! ] Zusammenfassend ergaben sich für U. Wendel 5 während seiner Acta-Studien zu den Gemeindesummarien folgende Ergebnisse: 1. Die Berichte der Urgemeinde sind 4 Dr. theol. Ulrich Wendel, Lehrbeauftragter für NT, Evangelische Hochschule Tabor, Red. Magazin “Faszination Bibel“, Lektor (theol.) SCM R. Brockhaus. 5 Siehe bereits U. Wendel, Gemeinde in Kraft. Das Gemeindeverständnis in den Summarien der Apostel- geschichte. (Neukirchener Theologische Dissertationen und Habilitationen 20) , Neukirchen-Vluyn³ 1974. Einen umfassenden Überblick zu den Acta-Kapiteln verschafft u.a. Prof. Dr. Thomas Söding, Der Weg des Glaubens – Die Apostelgeschichte, Skriptum der Vorlesungen im Wintersemester 2009/10 mit Beiträgen von Robert Vorholt, Ruhr-Universität Bochum, Kath.-Theol. Fakultät, Lehrstuhl :NT., 1 - 86 mit ausführl. Literaturverzeichnis (5 - 8).
quellenbasiert. 2. Sie gründen in synoptischen Quellen, nachweisbar in Markus und Lukas. 3. Sie enthalten mehr Quellen, welche Lukas - Historiker , Theologe (!) und Arzt (Kol. 4, 14) - präsentiert hat. Den Abschluß bildete eine Übersicht der Quellen: “Ur Mk“ > Mk > Mt und Lk. Sg > Mt < – Q – > Lk < Sg. Doch wäre dieses Modell zu simpel ! U. Wendel: “Beachtet werden muß vor allem auch a) die mündliche Tradition und b) eine hebr. - aram. Sonderüberlieferung !“ Im dritten Vortrag am 25. Sept. überraschte Martin Konrad Heide6 alle Teilnehmer der Tagung fachkompetent mit seinem Thema “Daten zur Alphabetisierungsrate & Sprachen- vielfalt in Jerusalem und seiner Umgebung zur Zeitenwende „ ( “Literacy Rate & Linguistic Diversity in Jerusalem and its Environs at the Turn of the Era“ ) . Er wartete mit einer großen Zahl epigraphischer Zeugnisse des 1. Jahrhundert A.D. Judäas verschiedenster Plätze auf, die eindeutig belegen, daß die Bevölkerung sowohl verschiedene Sprachen, Hebräisch, Aramäisch, Griechisch, vor allem die Koinè, die Handelssprache der antiken Welt, sowohl schreiben als auch lesen konnte. Als erstes beschäftigte sich der Referent mit den Schriftzeugnissen der Siedlung von Qumran und zusätzlich den endeckten Schriften aus dem Wadi Murabba‘at , von Nahal Hever und von Nahal Ṣe‘elim. Was Qumran betrifft, wurden hier – neben Handschriften, die hier sicherlich von Jerusalem ausgelagert wurden – nicht nur ältere Schriftrollen aufbewahrt, abgeschrieben und ebenso neue Handschriften geschrieben. Aufgefundene Tintenfässer aus Qumran7 und südlich Gusch Etzion (Horvat Brachot Excavation: neuer Fund aus der Zeit des Zweiten Tempels; 17. Sept 2020) sind archäologisch eindeutig nachgewiesen. Sehr umfassende Schriftzeugnisse lieferte der Marburger Dozent aus Masada, beschriftete Ostraka, die mit Namen beschriftet waren, die auf Rationie- rungen (keine Lose !) von Lebensmitteln deuten. So gibt es Ostraka mit einer Namensvielfalt sog. nick-names ! Ostraka und Gefäßaufschriften weisen auf sichere Kenntnis des Hebräischen und Aramäischen. 8 Selbst griechische Dokumente mit Majuskeln aus dem normalen Alltag (Backen von Feigen- und Rosinenkuchen) sind nachgewiesen, erst recht Weinsendungen aus Italien in Latein an den Hof Königs Herodes oder Fischsauce (Garum)9 6 apl. Prof. Dr. Konrad Martin Heide , Centrum für Nah- und Mittelost-Studien (CNMS). Fachgebiet Semitistik, Philipps-Universität Marburg, Mitglied von ABA 7 Siehe hierzu Hanni Klenk, Konsequente Schrift-Umsetzer. Die Gemeinschaft von Qumran, Faszination Bibel, 3 2014, 26 - 31, bes. 29 Abb. 5 - 6. 8 Der Verfasser verweist hier auf die von Klaus Berger bekannte Publikation: Die aramäischen Texte vom Toten Meer: samt den Inschriften aus Palästina, dem Testament Levis aus der Kairoer Genisa, der Fastenrolle und den alten talmudischen Zitaten Göttingen, 1994, so vor allem S. 209 ff. : yMS = Masada: Masada: Ostraka und Krüge (66 - 74 n.Chr.), Namenslisten, Nr. 420 - 428; Ostraka mit Brotausgabebefehlen, Nr. 557 - 584; S. 211: 512 Krugaufschriften, u.a. . 9 So im Aufsatz von Piotr Berdowski, Garum of Herod the Great (Latin-Greek Inscription on the Aphora from Masada, QC Vol. 16, No. 3 - 4, Dec. 2008, 107 - 122.
in Latein + Griechisch (Majuskeln), die in Pelusium, Akko, Aspamia und Caesarea produziert wurde. In einem weiteren Abschnitt beschäftigte sich M. K. Heide mit den bekannten epigraphischen Zeugnissen aus Jerusalem und Casarea Maritima; was Jerusalem betrifft, mit vielen Aufschriften der Ossuarien aus dem Zeitraum 20 v. bis 70 n.Chr., welche mit hebräischer Quadratschrift, Aramäisch und auch in Griechisch beschriftet wurden. Im letzten und - für den Verfasser spannenden Abschnitt - befaßte sich M. K. Heide selbst mit den epigraphischen Zeugnissen Nordarabiens 10, der syrischen und transjordanischen Halbwüste, und dem Süden Palästinas (Zeitraum 100 v. - 400 n.Chr.), den bekanntesten Beduinensprachen dieser Region, wie Sabäisch, Liḥjanisch, Safaitisch, Thamudisch 11 , und mit dem 1./2 Jh. n.Chr. auch Nabatäisch 12. Es ist in der Tat beeindruckend, was die nomadisierende Bevölkerung in den Wüstenregionen, die Kamelzüchter und Karawa- nenhändler in ihrer eigenen geschaffenen Umwelt an schriftlichen Zeugnissen hinterließen. Hier waren es nicht nur die Inschriften jener Sprachen, die daneben auch mit Bildzeichen illustriert, sondern “fast selbstverständlich“ auch mit hinzugefügten griechischen Texten geschrieben werden konnten! Es gab hier - nach M.K. Heide - eine große Schreiberkultur, von Sprachen, die geschrieben und gelesen wurden ! Von 60 000 Inschriften “allein 35 000 safaitische Schriftzeugnisse“ … und d a s ist erst die Spitze des Eisberges ! “Warum also, soll das nicht erst recht in einem Kulturraum wie in den Städten und Ortschaften Judäas des 1. Jahrhundert A.D. möglich gewesen sein“, wie sogar verneint worden ist (so der Referent). 10 Siehe hierzu: Geschichte der arabischen Schrift – Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der _arabischen_Schrift (Internet 02.10.2020, S. 1 - 12) . 11 Selbst der Verfasser war das erste Mal bei der Ausgrabung innerhalb des Madaba Plains-Projektes , ACOR Amman, Jordanien, 1994 in Chirbet Rufeis, südöstlich Amman, im sog. Inscription Islamic Cave Team unter Paul Ray, USA, damit beschäftigt, eine Kalksteinhöhle mit Zisterne auszugraben, in der eine 1 m breite und 16 m lange - an der Wandung der Zisterne - befindliche Inschrift (Late Islamic Period) mit thamudischen und safaitischen Schriftzeichen enthielt. Siehe hierzu: AUSS Vol. 34/1 Spring 1996, 65 - 92, bes. 68 - 69; Khirbet 12 Rufeis, in : Newsletter Inst. Arch., HAM, AU Vol. 16, No. Fall 1995, 7; ebd. Nos. 1-2 Winter-Spring 1995, 6, Während seiner archäologischen Mitarbeit 1999 beim DEI, Amman in Ba’ja, 10 km nördlich von Petra hatte er die Aufgabe, noch einmal die nabatäische Inschrift am Eingang des Siq el-Ba’ja zu zeichnen, zu dokumentieren und erneut zu übersetzen. Er befaßte sich ebenso mit einer thamudischen Felsplatten- Inschrift bei Feresh. Siehe hierzu Gotthard G.G. Reinhold, Bei Sonnenaufgang auf dem Tell. At Sunrise on the Tell. Remshalden: Verl. BAG 2003, 181, 183-184 mit weiterführender Literatur. Verfasser verweist hier generell noch einmal auf altbekannte Aufsätze zum Nabatäischen und Thamudischen, über deren Inhalt auch der Referent mit einer Vielzahl von Schriftbeispielen in seinem Referat überzeugt hat: N. N. Lewis und M.C. A. Mac Donald, W.J. Blanks and the Identification oft he Nabatean Script, Syria 80 2003, 41 - 110; Alb van den Branden, SM., Les Inscriptions Thamoudéenes, Bibliothèque du Muséon Vol. 25 1950.
25. Sept. , David Hendin13, Wie Münzen aus der Zeit Jesu den biblischen Text erhellen (Coins illuminate Jesus and the Biblical Narrative) ABA war dankbar und interessiert, erstmals einen Fachexperten der Numismatik zur Online-Tagung 2020 zu repräsentieren, der sich als Autor zahlreicher Fachbücher (Ancient Scale Wights and Pre-Coinage Currently of the Near East, 5. Ed., 2007; Guide to Biblical Coins, New York: Amphora, 2010 u.a.) und zahlreicher Fachartikel und umfangreicher numismatischer Forschungen bei Grabungsprojekten innerhalb der Numismatik auszeichnen konnte. Der Referent lieferte einen chronologischen Gang durch die Biblische Geschichte anhand von Münzfunden, 1) anhand alttestamentlicher Prägemotive auf Münzen und anhand von Prägemotiven von Jesus von Nazareth und Paulus aus Tarsus (NT) in byzantinischer Zeit und danach. Hieran schloß sich der wesentliche thematische Abschnitt von Münzen an, 2) der Zeit der Hasmonäer und Herodianer und 3) schließlich mit verschiedenen Textbeispielen (NT) Münzen aus der Lebenszeit Jesu von Nazareth, sowie aus der nachfolgenden Zeit . Den Abschluß bildeten schließlich 4) zwei besondere Münzen aus der nachristlichen Zeit. Zu 1) So wurden in der Zeit der römischen Kaiser Septimius Severus ( 145 - 211 A.D.) , Marcus Opellius Macrinus (164 - 218 A.D. ) und Marcus Julius Philippus “Philippus Arabs (204 - 249 A.D.) Münzen geprägt, welche das alttestamentliche Motiv Noahs mit Frau , die aus der Arche steigen (Gen. 8, 15 - 19), präsentieren, spezifisch die Münze der Zeit des M.O. Macrinus. Die zweite Münze (Apameia, Phrygien) zeigte das Motiv der Fesselung des Isaak (Gen. 22, 9), die aus der Zeit Philippus Arabs stammte. Was besondere NT-Motive betrifft, präsentierte D. Hendin eine Münze mit der Abbildung Jesus von Nazareth, inmitten zweier Kreuzsymbole + Jesus-Porträt + (3 Nomismata ο Gewicht), und darunter N Γ , sowie eine Münze des Paulus von Tarsus als der “Bärtige“ aus byzantinischer Zeit ( 1 Unze Gewicht). Zu 2) Was die Hasmonäer und Herodianer betrifft, wählte der Referent zwei bekannte Münzen aus a) der Zeit des Matthatias Antigonos “BAΣIΛEΩΣ ANTIΓONOY“ (40 - 37 A.D. ) , im Avers die Darstellung der Menorah und im Revers den Schaubrottisch und teilweise 13 David Hendin, University of Missouri, Columbia, Missouri School of Journalism, Vizevorsitzender, Kurator, American Numismatic Society. Siehe hierzu auch: David Hendin – Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/ David_Hendin (Internet 02.10. 2020) , sowie unter AMERICAN NUMISMATIC SOCIETY, ders. https://numis- matics.org/davidhendin/ (Internet 02.10. 2020) .
noch sichtbaren Spuren hebräischer Schriftzeichen. b) aus der Zeit des Herodes I. des Großen (40) 37 v. - 4 v.Chr.), speziell einen kleinen Prutah (Perutah hebr. פרוטה, pl. )פרוטות14. Zu 3) Mit verschieden Textbeispielen der Zeitgeschichte Jesu anhand besonderer Ereignisse, von denen der Verf. einige auswählt, beleuchtete D. Hendin im ersten Teil das Thema des Geldwechsels von Juden, Besuchern, die aus anderen Gebieten des röm. Reiches kamen und ihre ausländische Währung umtauschten, um die festgesetzte jährliche Tempelabgabe in Jerusalem zu zahlen (A: Umtausch ausländischer Währungen/ B: Wechsel großer Nominale in kleinere ) : Die Geldwechsler (griech. κολλυβιστής ) an ihren Tischen (griech. τράπεζα ) (Mt. 21, 12: …τάς τραπέζας τῶν κολλυβιστῶν…) wechselten ausländische Währung in tyrische Silbermünzen (Schekel und Halbschekel ) um, um die jährliche Tempelabgabe mit 1 שקל+ Gebühr (= 2 קולבונות, von hebr. = קולבוןkleine Münze) zu zahlen. Für den 2“vollen Wert“ des Tempels sind für die Transaktion 2 קולבונות-Gebühren gezahlt worden. Sie waren das Äquivalent von 11 פרוטותin der Zeit der römischen Prokuratoren im Lande . Joh. 2,14 ( …τοὺς κερματιστὰς καθημένους…) benutzt dagegen für die Wechsler den Plural des Terminus griech. κερματιστής . Hier handelt es sich um Kleingeld, Münzen die kleingeschnitten, bzw. in Stücke zerhackt wurden. Da auch Ochsen-, Schaf- und Taubenverkäufer für Tempel-Opferungen (vgl. 5. Mose 14, 24 - 27) dabeisaßen, war die Geräuschkulisse für Jesus im “Hause seines Vaters“ ein Greuel. “Wo war für ihn h i e r ein Ruheplatz, des stillen Nachsinnens, ein Ort der Andacht und Anbetung ?“ So stieß er die Tische der Wechsler um und trieb sie aus dem Tempel. D. Hendin beschäftigte sich ebenso mit dem Thema des Geldverleihes/Geldverwahrung/ Investition mit Zinsrückzahlung (C: Funktion einer Bank): So gab es auch den sog. τραπεζῑτής (vgl. Mt. 25, 27), der an seinem Tisch Geld entgegennahm, dieses nicht nur verwahrte, sondern selbst investierte, um es jedoch später mit festem Zinssatz wieder an den Einzahler auszuzahlen. Diese Art Geldinvestition war jedoch gemäß 5. Mose 23, 20-21 verboten. Ein weiteres Thema berührte die 30 Silberlinge des Judas , der sog. “Judas-Lohn“ (Mt. 26,14 - 16: ..τριάκοντα ἀργύρια…). Mit der Übersetzung griech. ἄργυρος = Silber handelte es sich möglicherweise um den Tyrischen Halbscheckel15, das Tetradrachmon (etwa 106 - 102 v. Chr.) aus Tyrus (Phönizien), das im Av. den Kopf des Melkart, die wichtigste tyrische Gottheit n.l. zeigte, im Rv. einen Adler auf einem Schiffsbug, n.l. stehend, über der Schulter einen Palmenzweig. Diese Münzen hatten einen hohen Silbergehalt, trotz langer Prägedauer mit bleibendem Wert, und damit auch leicht kalkulierbar. Es sind jene Münzen (s.o.) die man für die jährliche Tempelsteuer (ab 20. Lebensjahr) zu zahlen hatte, welche aber mit der Prägung 14 Siehe u.a. Pruta-Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Pruta (Internet 13.10. 2020). 15 Siehe hierzu Tyrischer Schekel-Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Tyrischer_Schekel (Internet 13.10. 2020), sowie Ursula Kampmann Teil 6: 30 Silberlinge 3. Juli 2014 : https://muenzenwoche.de/menschen gesichter -teil-6-die-30-silberlinge/ (Internet 14.10 2020).
(Melkart = Gestalt des Herakles; Adler = Zeus-Symbol) außerdem das Verbot von Kultbildern und figürlichen Darstellungen verletzten (2. Mose 20, 3 - 4). Schließlich fügte der Referent noch das Beispiel der “armen Witwe“ mit ihren zwei Scherflein (Mk. 12, 41 - 44: …λεπτὰ δύο, ὅ ἐστιν κοδράντης …) hinzu. Ein griech. λεπτόν war eine kleine Bronzemünze (1/144 Drachme) , hebr. פרוטה, auf dem Av. ein Anker mit Querhölzern und auf dem Rv. ein achteckiger Stern zwischen den Strahlen. 16 Ein griech. κοδράντης entspricht einem Pfennig. Zwei von diesen “Scherflein“ haben dann den Wert eines 1 cent. Es folgten anhand einiger Evangelientexte die jeweils regierenden Herrscher mit den entsprechenden Münzen ihrer Zeit; angefangen von Herodes I. (4. v. - 6 AD.) bis z. Zt. des Aristobulus von Chalkis (57 - 92 n.Chr.): Als erstes präsentierte D. Hendin einen kleinen Prutah aus der Zeit Herodes I. “des Großen“ ( (40) 37 - 4 v. Chr.), der in Mat. 2, 3 ff. mit der Geburtsgeschichte Jesu, der Flucht von Joseph und Maria nach Ägpten, dem Kindermord zu Bethlehem und der Rückkehr nach dem Tode des Königs verbunden ist. Der Verfasser verweist hier z.B. auf einen solchen Prutah einer Bronzemünze von 1, 49g , 13 - 15 mm, mit dem Av. [ ΗΡΩΔΟΥ] BAΣI[ΛΕΩΣ] und dem Rs. , einem Dreifuß im Perlkreis. 17 Es folgte eine Münze der Zeit des Herodes Archelaus (4 v. Chr. - 6 AD.), welcher im selben Kapitel des Mt. 2, 22 (s.o.) erwähnt wird. Diese Zeit wird z.B. durch eine kleine Bronzemünze (15 mm Dm) mit Av. dem Schriftzug ΗΡѠΔ(ου) und darunter dem Vorderteil eines Schiffes n.l., sowie dem Rv. mit Schriftzug ƐΘΝ(αρχου) in einem rechts gebundenen Olivenkranz ausgefüllt. Herodes Antipas (4 v. Chr. - 39 A.D.), der in Lk. 13, 32 als “Fuchs“ bezeichnet wird, wurde von D. Hendin mit einer Münze des Jahres 24 = 20 n.Chr. vorgestellt. Zu dieser Zeit gehört auch eine Bronzemünze des Antipas (6.64 g), die in Tiberias 20/21 n.Chr. = Jahr 24 , geprägt wurde, im Av. ein Schilfrohr zierend mit Datierung rechts (L ΚΔ [ = 24] ), sowie ΗΡΩΔΟΥ ΤΕΤΡΑΧ . Mit diesem vom “Wind bewegtem Schilfrohr“ (-motiv) vergleicht auch 16 Siehe hierzu eine ganze Anzahl solcher Prutot aus Judaea unter : Jüdischen/biblischen Zusammenhang..: https://img.ma-shops.us/roman-provincial/judean-biblical-relat... (Internet 10.10. 2020, bes. S. 2 - 5). 17 Hier verweise ich auf Judaea Prutah/Lepton: https://www.ma-shops.de/shops/search.php?searchstr= Judaea+ Prutah+%2F+Lepton (Internet 14.10. 2020, S. 1 ff. ). Siehe hierzu auch Herodes-Wikipedia: https:// de.wikipedia.org/wiki/Herodes (Internet, 28.08. 2020, S. 1 - 34), vor allem weitere wissenschaftliche Arbeiten von: Donald Tzvi Ariel, Provenanced Coins of Herod the Great, ASOR Newsletter Fall 2005; J. - P. Fontanille and Donald Tzvi Ariel, The Large Dated Coin of Herod the Great: The First Die –Series. INR 1 2006, 73 - 86; sowie Donald T. Ariel and J.-P. Fontanille, The Coins of Herod: A Modern Analysis and Die Classification (AJEC 79), Leiden: Brill 2012.
Johannes der Täufer diesen Herrscher (Mt. 11, 7 /Lk. 7, 24). Das Rv. zeigt dagegen einen Kranz mit der mittigen Inschrift TIBE PIAΣ. 18 Es folgte Herodes Philippus ( 4. v.Chr. - 34 AD.) mit Porträt aus der Zeit des 15. Jahres des Tiberius, als auch Pontius Pilatus Statthalter war. Außerdem wurde auch die Frage nach der Steuermünze gegenüber Jesus (Mk. 12, 14 - 17) thematisiert. Der röm. Kaiser Augustus ((30) 27 v.Chr. - 14 AD.)19 war schon in früherer Zeit für das Jahr 11/12 A.D. im Av. mit dem Kopf nach links auf einer Bronzemünze (10,63 g), Rom, abgebildet worden, welche im Radius der Münze folgende Inschrift enthielt: IMP CAESAR DIVI F AVGVSTVS IMP XX . Auf dem Rv. mit großbuchstabigen Buchstaben SC im Zentrum war die Münze im Radius mit folgender Aufschrift umgeben: PONTIF MAXIM TRIBVN POT XXXII . Schließlich wurde mit einer Münze des Herodes Agrippa I. (37 - 44 AD.), ein Enkel Herodes des Großen, auch jene Zeit der Hinrichtung des Jakobus, des Bruder des Johannes, und der Festname und Befreiung des Petrus (Apg. 12, 1 - 2) berührt. Den Abschluß dieser Münzprägungen bildete die Münze des Arisbobul von Chalkis (57 - 72 n.Chr.), Sohn des Herodes von Chalkis (41 - 48 AD.), römischer Klientelkönig in Kleinarmenien. Eine Münze zeigt ihn z.B. mit Königin Salome, seiner Frau, mit der Inschrift auf dem Rv. “Des Königs Aristobul, der Königin Salome“. Dies betrifft Münzen aus dem 8. und 17. Jahr (70/71 AD.) seiner Herrschaft. 20 Zu 4) Schließlich präsentierte der Referent zwei besondere Münzen aus nachchristlicher Zeit, die einen besonderen Bezug zu Jesus von Nazareth haben: Hierzu zählt 1. eine Münze aus der Zeit des Kaisers Constantinus II (337 - 361 AD.) , speziell jene Münze, welche die bekannte Aufschrift HOC SIGNO VICTOR ERIS enthält21 , sowie 2. eine Münze von Justinian II, Kaiser von Byzanz, seiner ersten Regierungszeit (668 - 695 AD.).22 Im Av. ist hier das Porträt Christi vor dem Kreuz zu schauen, auf dem Rv. der Kaiser im Zentrum, mit der rechten Hand (n. l.) ein Kreuz umfassend , der im Radius als SERV(us) CHRISTI vorgestellt wird. Auch wenn der Verfasser im Überblick des ersten Vortrages aufgrund der Vielzahl an Informationen zu den Zeitverhältnissen Jesus von Nazareth - mit den vielen NT-Text- 18 Siehe hierzu Wibilex ǀ Numismatik : Markus Lau (erstellt März 2013, Numismatik: https://www.bibelwissen- schaft.de/fileadmin/ buh_bibelmo- dul/media/wibi/pdf/Numismatik_2017-10-10_12_54pdf (Internet 14. 10. 2020, S. 10 Abb. 12, sowie 11 Abb. 12 ). 19 Siehe hierzu AS 11/12 n.Chr. Römische Kaiserzeit Augustus, Kopf/Legen…: https://www.ma- shops.de/koelnermuenzkabinett/item.php?id... (Internet 14. 10. 2020). 20 Siehe Aristobulus (Sohn des Herodes von Chalkis)-Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/ Aristobulos _(Sohn des_Herode... (Internet 14. 10. 2020 S. 2). 21 Hier verweise ich auf Constantius II. 324 – 361 – Constantius II. (337 - 340): https//www.ma- shops.de/shops/search.php?searcherstr=Constan… (Internet 14.10. 2020, bes. S. 2). 22 Siehe unter Numismatikbibliohek – Justinian II. : https://www.muenzen-ritter.de/wissenswertes/numisma- tikbibliothek/roemische-herrschaft/justi... (Internet 14.10. 2020).
Beispielen - der Apostel und der nachchristlichen Zeit nicht alle Informationen aufnotieren konnte, hat jeder Teilnehmer der Online-Tagung spüren können, wie wertvoll und nützlich dieses spezifische Fachgebiet ist, um die NT- Zeitgeschichte noch mehr zu beleuchten und die Exegese der Texte noch mehr zu präzisieren. 26. Sept., Thomas B. Tribelhorn23, Devotion to Mt. 8, 5 - 12 (Englisch mit deutscher Übersetzung/English with German Translation ) . Prof. Tribelhorn, der angesichts des Covid-19- Jahres 2020 einen ergreifenden Bericht über die Leiden und den schwerwiegenden Nahrungsmit- telausfall der ärmsten Bevölkerungsteile im Nepal-Gebiet gab, verwies auf bisher internationale kirchliche Hilfen und Unterstützungen, mit denen wenigstens den Tagesarbeitern das Nötigste zum Überleben geschenkt werden könnte. Sofortige Hilfe ist notwendiger denn je ! Und genau davon spricht Mt. 8 , 5 - 12 ! 26. Sept. , Rainer Riesner 24, Was kann aus Nazareth Gutes kommen ? (Joh. 1, 48) – Archäologie und Geschichte des Heimatortes Jesu ( “Can Anything Good Come Out of Nazareth ? (John 1, 48) Der Referent beschäftigte sich einleitend A) mit dem biblischen Hintergrund und den antiken Quellen des Heimatortes Jesu von Nazareth (NT-Schreibweisen: Nazareth = Ναζαρἐθ ; Nazaret = Ναζαρἐτ ; Nazara = Ναζαρἀ ). Auch Jesus wird in Mk. 10, 47: Ἰησοῦς ὁ Ναζαρηνός genannt. B) mit der Linguistik des Namens und den Quellen zum Heimatort Jesu , C ) mit den archäo- logischen Ausgrabungen in Nazareth, Grabungsbefunden und Funden , sowie auch D) mit dem Geburtsort Jesu in Bethlehem und dem historischen Hintergrund der biblischen Quellen. Der Verfasser trägt hier nur wesentliche Aussagen des Referenten zusammen: Zu A ) Nathanaels anfänglich Skepsis “Was kann aus Nazareth (damalige kleinere Ortschaft in Galiäa)25 Gutes/..ἀγαθὸν… kommen“ (Joh. 1, 46) , bzw. (John. 7, 11 - 12/…ἀγαθός.. , 13)26, zumal Philippus den prophezeihten M e s s i a s erkennt und d i e s e r gemäß messianischer Verhei- ßung aus Bethlehem /Juda kommen sollte. Selbst wenn Flavius Josephus ( Zeit 66 - 70 n.Chr.) den Ort nicht erwähnt und dafür Jotapata als Nachbarstadt von J a p h i a erwähnt hat (Jos.B. J. III, Kap. 7, V. 31), die größte Ortschaft in Galiläa, und bei deren Befestigung tätig war) , wird sie in Lk. 2, 4 als Stadt (…εκ πόλεως Ναζαρὲθ… ) erwähnt. In der Zeit Jesu und danach kann in Nazareth von einem Trilingualismus der Bevölkerung gesprochen werden: Hebräisch (vor allem Mittelhebräisch), Aramäisch und Griechisch , nach- 23 Prof. Dr. Thomas B. Tribelhorn, DMin., Judaeo-Christian Studies, Academic. Dean, Doc. Studies Programm, St. Petersburg Theological Seminary, PhD Judaic Studies, Netzer David International Yeshiva, Israel; M.Ed. William Peterson University; BA., Bible Northwestern Bible College, USA 24 Prof. Dr. em. Rainer Riesner , Neutestamentliches Institut für Evangelische Institut, Technische Universität Dortmund. 25 Siehe hierzu Nazareth – Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Nazareth (Internet 10.10. 2020) . 26 Das “Galiläa der Nationen“/halbheidnisch (Mt 4, 15) , sowie die Bußpredigt Jesu in Galiläa (Mt. 4, 12 - 17; Joh, 1, 5 ) fußt auf die vorexilische Situation aufgrund Jes. 8, 23; 9, 1).
weisbar noch auf Grabinschriften (2. - 4. Jh. AD. , Griechisch, Aramäisch, Hebräisch + Aramäisch, Griechisch + Aramäisch, sowie Hebräisch + Aramäisch. Zu B ) Die Gründung des Ortes (vgl. Mt. 2, 23/..Ναζωραῖος; hebr. נצ רSproß27 ) und Jesus als Nazoräus (Joh. 19, 20/..ἸΗΣΟΣΥΣ Ο ΝAZΩΡΑΙΟΣ…; Apg. 24, 5/….τῆς τῶν Ναζωραίων αἱρέσως …; vgl. Jes. 11, 1: ..ein Sproß /..נצר.. wird hervorgehen..) - im Blick messianischer Vorstellungen - wurde bereits von judenchristlichen Auslegern so verstanden. Diesen Terminus verwendeten auch die Qumran-Essener in ihren Lobliedern (z.B. 1QH, Kolumne 14, 15 , bzw. 16,6)28 . Es dürfte zu Kontakten zwischen Urgemeindegliedern und Qumran-Essenern - mit Sicherheit aufgrund des Essener-Viertels in Jerusalem29 - gekommen sein. Ein einzigartiges archäologisches Zeugnis ist ein mehrzeiliges Fragment 30 hebr. Aufschrift mit den in Z. 2 erhaltenen ON hebr. nṣrt/ נצרת, einer Liste von 24 priesterlichen Familien (vgl. 1 Chr. 24, 7 - 18) mit galiläischen Wohnorten , die bei den 1962 geführten Ausgrabungen der Hebrew University in Cäsarea , Areal A, entdeckt wurde. Zu C) Nazareth in Untergaliläa, ca. 25 km westl. der Südspitze des Sees Gennesaret, etwa nö. der Jesereel-Ebene mit “Siedlungskern in einer Geländesenke (ca. 350 Meter ü.d.M.) , hufeisenförmig von knapp 500 Meter hohen Kalksteinhügeln umgeben“31, wies folgende archäologische Hinterlas- senschaften auf: 1) in den Felsen getriebene Speicherräume (israelitisch, römisch-byzantinisch), 2) Überreste von Wein- und Olivenpreßinstallationen, Spuren von Wohnarchitektur, nö. der Kirche des Hl. Joseph; Wohnbebauung (frührömisch), 3) Rettungsgrabung neben der Verkündigungskirche: Haus, Hof, in den Fels geschlagene Zisterne, Fragmente von Steingefäßen (Hinweis auf jüdische Siedler). 32 Zu D) Joseph wollte sich - nach seiner Flucht ins Exil mit Maria und Rückzug aus Ägypten - in seinem Heimatort Bethlehem niederlassen (Mt. 2, 23 - 24) , entschied sich aber mit Maria (ihre Heimat Nazareth ) nach Nazareth in Galiläa zu ziehen. Er war von Beruf Bauhandwerker für verschiedene Gebäude (Installationen/Zimmerarbeiten) und Hausbauten (Mt. 13, 55/..ὁ τοῦ τέκτονος… ). Vor allem wurde gerade das 5 km nö. gelegene Sepphoris wieder aufgebaut. Die Steuerveranlagung in Bethlehem (Lk. 2,1-3, 4 - 5) ist a) mit Grundbesitz der Joseph-Familie und b) dem ursprünglichen Wohnsitz des Joseph in Bethehem verbunden . Joseph und Maria suchten keine Fremdenherberge (vgl. Lk. 10, 34:…εἰς πανδοχεῖον..) auf; auch ihr Wohnraum bot keinen geeigneten Raum für die Geburt (Lk. 2, 7/…τόπος ἐν τῷ καταλύματι ..) . Nach archäologischen Zeugnissen waren vielmehr die normalen Häuser oft neben oder über Höhlen gebaut. Als “fromme Thora-Juden“ hielten sie sich an die rituelle Unreinheit des normalen Wohnraumes bei 27 Gesenius, 519. 28 Siehe hierzu Michael Wise.Martin Abegg, Jr.. Edward Cook, Augsburg: Pattloch-Verl./Weltbild-Verl. GmbH 1997, 3. Loblieder (1QH, 1Q35, 4Q427-432), 102 - 130, bes. 116 mit Kolumne 14, 15 mit folgendem Inhalt : “Dein Volk blüht wie eine Bl[ume] für immer, um eine S p r o ß Zu treiben, der zu Zweigen einer e w i g e n Pflanzung wird.“ Auf S. 119 Kolumne 16, 6 begegnet die Wortpassage, “…daß ein Trieb zu einer e w i g e n Pflanzung wachsen kann.“; sowie Philipp R. Davies/George J. Brooke/Philipp R. Callaway, Qumran. Die Schriftrollen vom Toten Meer, Stuttgart: Konrad Theiss Verl. GmbH 2002, 94 - 95. 29 Siehe hierzu vor allem Rainer Riesner. Essener und Urgemeinde in Jerusalem. Neue Funde und Quellen, BAZ Bd. 6, Giessen, Basel: Brunnen-Verl. , 2. erw. Aufl. 1998, bes. 14 - 30, Abschn. II Das Jerusalemer Essener- Viertel : 2. Das “Tor“ der Essener, sowie 55 - 83, Absch. III. Die Urgemeinde auf dem Südwesthügel, u. a. ff. . 30 Siehe hierzu: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet:bibelwissen… : https://www.bibelwissenschaft. de/wibilex/das-bibellexikon/le... (Internet 10.10. 2020, S. 7 ) 31 Ebd. 7. 32 Ebd., 7 - 8 und vor allem Rainer Riesner, Nazareth, in: GBL Bd. 2, Wuppertal: R. Brockhaus Verl./Giessen: Brunnen-Verl. 1988, Sp. 1031 - 1037, bes. Sp. 1034 (Kartenbild von Nazareth).
Schwangerschaften und nutzten die Stallinistallationen unter oder neben dem Wohnraum (so der Referent). Im Anschluß folgte ein Fragenkomplex, wobei Johannes Dams, ABA, noch einmal nach der diesbezüglichen Rolle der Hirten einerseits und der Magier und Sterndeuter anderseits fragte: Rainer Rieser: Die Hirten, die in die Höhle hineinschauten, hätten sich nicht verunreinigt; vielmehr war die Abkehr , bzw. Beurteilung der armen Landbevölkerung (z.B. Jos. B. J. II, 86 : Klage der judäischen Gesandtschaft über die Verarmung des judäischen Volkes nach dem Tode des Herodes; sowie Mt. 9, 36, und darunter auch die Hirten) eine rabbinische Polemik. Gemäß Altem Testament hatten die Hirten vielmehr einen Status mit Ehrentitel . D a v i d selbst war Hirte aus Bethlehem (1. Sam 16, 11; vgl. Ps. 23) ! Die Magier und Sterndeuter brachten zudem reiche Geschenke ! 26. Sept. , “ Pieter Gert van der Veen, Spuren der Juden im Exil in Ägypten und Babylon (Traces of the Jews in Exile in Egypt and Babylon (German with English translations on the slides ) Während sich der Verfasser aufgrund seiner Zypernreise im Okt. 2019 in Form eines längeren schriftlichen Beitrages für das ABA-Seminar Sept. 2020 (a.a.O.) mit den Kittäern (hebr. )כתיםim 2./1. Jahrtausend v.Chr. - 4. Jahrhundert n. Chr. beschäftigte und dabei in seinem Abschnitt 3.4.7 auch die Verhältnisse der Juden in Jab (Elephantine), Ägypten, beschrieb, war er umso mehr erfreut, daß Pieter Gert van der Veen33 in seinem Vortrag am 26. Sept. erstmals recht umfangreich zum Thema Spuren der Juden im Exil in Ägypten und Babylon referierte . Hauptthema des Referenten waren die Lebensverhältnisse des exilierten Judentums während der Herrschaftsperioden der Assyrer und Babylonier, die Zeit der Rückkehr nach Judäa, die erschwerten Bedingungen im Lande, ebenso die besondere Situation jüdischer Aussiedler nach Ägypten und die dort hinterlassenen monumentalen und epigraphische Schriftzeugnisse. So gab der Leiter von ABA als erstes einen summarischen Überblick über die Verhältnisse der Bevölkerung des Nordreiches Israel post 722 v.Chr., jene der Vorherrschaft der Ägypter und Babylonier (Chaldäer) 604 v.Chr., der Zeit während der 1. und 2. Belagerung Jerusalems (597 bis 587 v.Chr.), bis zum Fall der Stadt und den damit verbundenen Deportationen. Er beschrieb nicht nur die Verhältnisse während der Exilszeit 587 bis 539 v.Chr., die Situation in den Ländereien Judäas, dabei ebenso das Leben der zurückgebliebenen ansässigen Bevölkerungsteile, sondern auch die von den Eroberern neu angesiedelten Volksgruppen. Darüber hinaus thematisierte er vor allem auch die in Ägypten lebenden judäischen Exulanten und noch danach lebenden - von den Ägyptern eingesetzten - judäischen Volksgruppen. Schon n a c h 587 v.Chr. gab es hier in Tachpanes, Migdol, Patros , Syene u.a. sowohl im Deltagebiet als auch in Oberägypten ausgewanderte judäische Zuwanderer. Daß Judäa zu dieser Zeit ein “entvölkertes Land“ gewesen sei, halte dem derzeitigen Level der Forschung - so P.G. van der Veen - nicht stand: Die Bevölkerungsdichte beweise eine Reduzierung von rund 10 % , so daß Judäa im 6./5. Jahrhundert v. Chr. eher dünn besiedelt war. Dafür gab es vom 6. - 4. 33 PhD. Dr. habil. Pieter van der Veen; Ph.D. University of Bristol, U.K., Dr.habil. Institut für Palästina-Archäolo- gie, Evangelische Fakultät, Johann Gutenberg Universität, Mainz, Leiter von ABA.
Jahrhundert v. Chr. jüdische Ansiedlungen von Militärkolonien in Jab (Elephantine)34, Ägypten, bei Assuan/Syene (lat. Syene; griech. Συήνη/Syène) , in Migdol (Tell el-Heir) und in Tachpanes (Tell Daphne, LXX Tάφνας/-ναι; Vul. Taphne/-nis; Herodot:Daphane/Pelusium) . Überwiegend waren die Juden als Söldner (Bogenschützen) zur Verteidigung der wichtigsten Militärposten eingesetzt. Schon unter Psammetich I. (assyr. Nabu-šezibiani, Pišamilki ), der Sohn Pharao Nechos I. (667-664 v.Chr.)35, der von 664 bis 610 v.Chr. regierte, gab es Kämpfe gegen die Araber und Syrer, in Elephantine gegen die Äthiopier und bei Marea gegen die Lybier. Erst als Gaufürst in Athribis, als Statthalter Ägyptens, als Führer der Kämpfe gegen Oberägypten und später als emsiger Bauherr der Schaffung funktionierender und operierender Militärgarnisonen, war seine Hauptaufgabe damit verbunden, die Landesgrenzen zu sichern und zu verteidigen. So wartete P.G. van der Veen aus den genannten jüdischen Ansiedlungen mit einer großen Zahl von Schriftzeugnissen, jüdischen, aramäischen, bzw. jüdisch-aramäischen Grabinschriften und Siegelaufschriften des 7. - 6. und 4. - 3. Jahrhundert v.Chr. auf, die ein besonderes Zeugnis des Judentums jener Zeitperioden in Ägypten darstellen. Was die Spuren der judäischen Exulanten in Mesopotamien betrifft, überraschte der Referent seine Zuhörerschaft erstmals mit einem Keilschriftdokument aus dem Murašû-Archiv (Nippur)36 5. Jh. v.Chr., in dem 28 verschiedene Distrikte erwähnt werden, in welchen Judäer angesiedelt wurden, was besonders aufgrund der überwiegende Zahl von jahwistischen Namenselementen ia-(a-)-hu-ú- , sowie einem zweiten Element (-ia)-a-ma 37 bezeugt worden ist. Ebenso befaßte er sich mit dem etwa 100 Keilschriften umfassenden al-Jahudu-Archiv (Borsippa, Babylon)38, u.a. die al-Jahuda-Tafel Nr. 1 aus der Zeit Kyros II. (534 v.Chr.), und andere von alu-šar Našar. Zu den westsemitischen PN und den Verhältnissen der Exulanten ist in der Vergangenheit eine Vielzahl von Forschungsarbeiten zusammengekommen.39 Bekannt ist aus dem Berliner Pergamon Museum40 die sogenannte 34 Verfasser verweist hier in Sonderheit auf: Reinhard Gregor Kratz, Das Judentum im Zeitalter des Zweiten Tempels, KS I, FAT 42, Tübingen: Mohr Siebeck, 2013, 62 ff.; sowie Anke Joisten-Pruschke, Das religiöse Leben der Juden in Elephantine in der Achämenidenzeit, GÖO. IRANICA NF 2, Wiesbaden: Harrassowitz GmbH & Co. KG, 2008, bes. 67 - 68. 35 Zu Psammetich I. siehe vor allem: Psammetich I. – Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Psammetich_I. (Internet, 07.10.2020). 36 Verfasser verweist hier auf die neuere Forschungsarbeit von Laurie E. Pearce and Cornelia Wunsch , Documents of Judean Exiles and West Semites in Babylonia in the Collection of David Sofer, CUSAS 28, Bethesda: CDL Press, 2014. Zu diesem Band siehe auch die Review von Caroline Waerzeggars, Laurie E. Pearce and Cornelia Wunsch, Documents of Judean Exiles and West Semites in Babylonia in the Collection of David Sofer, CUSAS 28, in: STRATA: BAIAS Vol. 33 2015, sowie von Simcha Gross in Book Notes Febrary 18, 2015, Pearce and Wunsch, Documents of Judean Exiles and West Semites in Babylonia: https://www.ancient jewreview.com/articles/2015/18/pearce... (Internet , 06.10. 2020). 37 Verfasser verweist hier auf eine kurze Rezension von Teo Alstola, Leiden (E-Mail: t.e.alstola@hum.leiden univ.nl), zur Forschungsarbeit von Laurie E. Pearce und Cornelia Wunsch: Documents of Judean Exiles and West Semites in Babylonia in the Collection of David Sofer, Bethesda: CDL Press 2014, XLII, 322 S., 105 Abb. , CUSAS 28. Hartb., unter DOI 10.1515/olzg-2016-0128; Keilschriftforschung- De Gruyter, 326 - 329, bes. 329. 38 Zu einem kurzen Überblick dieser Quellen siehe auch: Babylon/Babylonier, Johannes Renz (erst.: Okt. 2009): https://.www.biblelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/le...(Internet 06.10.2020, S. 7 - 37, bes. 31/32 ) 39 Hier verweist der Verfasser noch einmal auf einige bekannte Publikationen: M.D. Cogan, West Semitic Personal Names in the Murašû Documents, Missoula 1976; I. Eph’al ,The Western Minorities in Babylonia in the 6th-5th Centuries B.C. Maintenance and Cohesion, Orientalia 47 1978, 74 - 90; F. Joannès, A. Lemaire Trois tablettes cuneiformes à onomastique ouest-sémitique, Transeuphratène 17 1999, 17 - 34; O. Lipschitz, J. Blenkinsopp, Judah and the Judeans in the Persian Period, Winona Lake, 2003; L.E. Pearce, New Evidence from Judeans in Babylonia, in: Liptschitz/Oeming: Judah and the Judeans in the Persian Period, Winona Lake: Eisenbrauns, 2006, 399 - 411; R. Zadok, The Representation of Foreigners in Neo- und Late-Babylonian Legal Documents (Eight through Second Centuries B.C. E.), in: Lipschitz/Blenkinsopp, 2003, 470 - 589 40 Siehe Liane Jakob-Rost, Vorw. Das Vorderasiatische Museum Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin:
Weidner-Tafel 41, in der von König Jojachin und Söhnen im Exil gesprochen wird, die eine Öl- Zuteilung erhalten haben (Zeitraum: 595/94 - 570/69 v.Chr.). So beendete Peter G. van der Veen seinen Vortrag anhand eines Siegels einer Tochter mit jahwistischem Namen, einer sich wieder im Heimatland befindlichen Rückkehrerin, dessen Vater einen babylonischen Namen hatte.42 Außerdem wurde bei jüngsten Ausgrabungen in Jerusalem eine Tonbulle 43 aufgefunden, auf der ein persischer König auf seinem Thron abgebildet ist, welcher im Dienste seines Landes eingesetzt war. Seinen zweiten Vortrag am 26. Sept. , widmete Rainer Riesner, dem Thema “ Golgatha und das Grab Jesu – Stumme Zeugen von Passion und Auferstehung (“ Calvary and the Tomb of Jesus – Silent Witnesses of the Passion and Resurrection“ )44. R. Riesner, verwies gleich zu Anfang seines Vortrages auf die Kritik von John D. Crossan45, der in den Grablegungsberichten der Evangelien “nicht erinnerte Geschichte“ sieht, und “die Erfüllung von Wunschträumen mit apologetischer Tendenz“. Dagegen setzt der Neutestamentler vielmehr die recht eindeutigen neuen archäologischen Grabungsergebnisse und verschiedene epigraphische Quellen in Jerusalem , die den Forschungsstand erheblich verändert haben. Im ersten Abschnitt sprach der Referent über die bisherige Chronologie der Suche nach dem Golgatha-Hügel und des Grabes Jesu von Nazareth.46 Er berührte dabei verschiedene Spekulationen über mögliche Hinrichtungsstätten und Grablegen. 47 Neuere Spekulationen wurden wieder laut, als der Archäologie Joseph Gath im südlichen Vorort von Jerusalem in Talpiot eine Grabanlage aus der Zeit 70 n.Chr. entdeckte und hier mehrere Inschriften auf den Ossuarien gefunden wurden. Sechs von zehn wiesen Namen auf, fünf mit den hebräischen Namen Jōseh (Joseph), Marjāh (Maria), Matjāh (Matthias), Ješūa‘ Bar Jehōseph (Jesus, Sohn des Joseph) und Jehūdāh Bar Ješūa‘ (Judas, Sohn des Jesus.48 Ein Name war mit griechischen Buchstaben geschrieben: Mariamenou Mara. Levi Y. Rahmani veröffentlichte schon 1994 einen ersten Katalog der Ossuarien; 1996 lieferte Amos Kloner einen ausführlichen Grabungsbericht. Aber keine dieser Namen waren - angesichts der Häufigkeit dieser typischen Namen im 1. Jahrhundert AD. - überzeugend , um diese als authentisch zu erklären. Hentschelverlag Kunst und Gesellschaft, 1987, 92 Abb. 107, sowie Jojachin, in: GBL Bd. 2, 1988, 711. 41 E. F. Weidner, Jojachin, König von Juda, in babylonischen Keilschrifttexten, in: Mélanges syriens offerts à Monsieur Renè Dussaud, Paris II, 1939, 923 - 935. 42 Verfasser verweist hier auf den Siegelabdruck “Belonging to Yehoyishma, daughter of Sawas-sar-usur“ eines Siegels des 6. Jh. v.Chr.. Siehe hierzu eine Abbildung: James D. Purvis, Exile and Return. From the Babylonian Destruction of the Jewish State, in: Hershal Shanks, ed., Ancient Israel. A Short History from Abraham to the Roman Destruction of the Temple, Washington, DC.: BAS, 1988, 151 - 175, bes. 161. 43 Siehe hierzu: Persian Period Bullae Found: https://www.biblicalarchaeology.org/daily/biblical-artifacts-and- the-bible/persianperiod-bullae-found/ (Internet 6.10. 2020). 44 Verfasser verweist auf einen neueren gleichlautenden Artikel des Prof. Dr. em. , Neues Testament, in: Institut für Glaube und Wissenschaft Marburg, Golgatha und das Grab Jesu. Stumme Zeugen für Passion und Auferstehung (siehe hierzu www.iguw.de/info@iguw.de (Internet , 02.10. 2020, S. 1 - 18), auch wenn dieser zuerst in ThB 50. Jg. 2019, 28 - 42 abgedruckt wurde. 45 Ebd., 2. 46 Ebd. , 2 -4. 47 Ebd. 48 Siehe hierzu Thomas Kinker, Jerusalem. Mit der Bibel durch das Israelmuseum, ASBZ Bd. 3, Bonn: Verlag für Kultur und Wissenschaft. Culture and Science Publ. Dr. Thomas Schirrmacher, 2017, 423 - 425.
Kirchenhistorische und archäologische Aufklärung - der über Jahrzehnte laufenden Forschungen zur Jerusalemer Grabeskirche49 - ergab sich aufgrund Ausgrabungen unter der evangelisch-lutherischen Erlöserkirche in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts50 und in den letzten Jahren bis zuletzt 2020 aufgrund neuerer archäologischer Forschungen des DEI unter Dieter Vieweger.51 Sowohl die Stätte der Kreuzigung, griech. Κρανίου [ Τόπος ] ꞌ[Ort des] Schädel[s]ꞌ, Γολγοθᾶ, aram. = גלגתאhebr. גלגלת52, die Grablege Jesu im Grab des Joseph von Arimathia mit Umfeld als auch der Mauerverlauf im 1. Jahrhundert A.D. konnten noch präziser lokalisiert und verifiziert werden. Dies betraf folgende Ergebnisse: 1. So sind unter der Erlöserkirche Spuren eines großen Steinbruches zur Zeit des Herodes nach- gewiesen worden, der noch bis zum 1. Jahrhundert A.D ausgebeutet wurde53, ebenso aber auch unter der Grabeskirche.54 2. Die Stätte der Kreuzigung/Passion Jesu55 ist durch einen abgerundeten schädelförmigen Rest- Felsen nachgewiesen, der sich zur Zeit Jesu außerhalb der Stadtmauer befand ! 56 3. Hinzu kamen Spuren von Gartengelände/-bau im 1. Jahrhundert A.D. sowohl unter der Grabeskirche57 als auch unter der Erlöserkirche58. 49 Hier verweise ich auf die Traditionen und baulichen Hinterlassenschaften im Umfeld der Grabeskirche von Jerusalem im Zeitabschnitt der römischen bis byzantinischen Zeit (70 - 324 A.D.). Siehe Klaus Bieberstein und Hanswulf Bloedhorn, Jerusalem . Grundzüge der Baugeschichte vom Chalkolithikum bis zur Frühzeit der osma- nischen Herrschaft, BTAVO Reihe B (Geisteswissenschaften) Nr. 100/1 , Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verl. 1994, 142 ff. (Baugeschichte und spez. Lit.), vor allem auf den Band von Martin Biddle, Das Grab Christi. Neu- testamentliche Quellen.Historische und archäologische Forschungen.Überraschende Erkenntnisse, BAZ Bd. 5, Giessen; Basel: Brunnen-Verl. 1998 (mit Quellen, Abk. und weiterführender Lit., 161 ff.). 50 Siehe Rainer Riesner, Golgatha und das Grab Jesu, a.a.O., 13 ff., sowie die Grabungsgeschichte von Ute Wagner-Lux und Karel J. H. Vriezen: Ute Wagner-Lux, Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen unter der Erlöserkirche im Muristan in der Altstadt von Jerusalem in den Jahren 1970 und 1971, ZDPV 88 1972, 185 - 201; K. J. H. Vriezen, “Zweiter vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen unter der Erlöserkirche im Muristan in der Altstadt Jerusalem (1972 - 1974), ZDPV 94 1978, 76 - 81; ders., Die Ausgrabungen unter der Erlöserkirche im Muristan, Jerusalem (1970 - 1974), ADPV 19 Wiesbaden 1994; Ute Wagner Lux, K. J. H. Vriezen, Die Entwicklungsgeschichte des Ortes auf dem die Erlöserkirche erbaut worden ist, in: Karl-Heinz Ronecker, Jens Nieper, Thomas Neubert-Preine, eds., Dem Erlöser der Welt zur Ehre. FS zum hundertjährigen Jubiläum der Entwicklung der evangelischen Erlöserkirche in Jerusalem , Leipzig 1998, 4- 16. 51 DEI, Ausgrabungen auf dem Zionsberg vom 1 bis 31.7. 2020 https://www.deiahl.de/2020/08das-ende-eines- mythos/ (Internet 02.10. 2020 S. 1 - 13 ). 52 Walter Bauer, Griechisch-Deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen ur- christlichen Literatur, Berlin: Verl Alfred Töpelmann, 1963, Sp. 326/327. 53 Siehe hierzu Golgota-Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Golgota (Internet 29.10. 2020); Max Küchler, Jerusalem, Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2014, 287 - 338. 54 Siehe hierzu Vigilio Canio Corbo, Il Santo Sepolcro di Gerusalemme: Aspetti archaeologici dalle origine al periodo crociato, SBF.CMa 29 , Jerusalem: Francican Publishing Press, 1981 - 1982, I , 112 ff. ; II Tafeln 57 - 58, sowie Magen Broshi/Gabriel Barkay, Excavations in the Chapel of St. Vartan in the Holy Sepulchre, IEJ 35 1985, 108 - 128. 55 Siehe hierzu auch Ulrich Wendel, Kreuzigung auf römische Art, Faszination Bibel, 1 2012, 14 - 15 und Tho- mas Kinker (2017), a.a.O., 420 - 422. 56 Siehe Leen & Kathleen Ritmeyer, Jerusalem in the Year 30 A.D., Jerusalem: Carta, 2004, 59 - 60, bes. 59: Plan of the Church of the Holy Sepulchre through the ages. Nicht nur die Hinrichtungsstätte, sondern auch das Grab Jesu müssen sich außerhalb der Mauer befunden haben ! Siehe hierzu Martin Biddle, s.o. 73; sowie Dan Bahat, Carta’s Historical Atlas of Jerusalem. An illustrated Survey, Jerusalem: Carta, 1994, Abschn. Jerusalem at the time of Jesus, 28 - 29 (mit Karte: Einzeichnung des Weges Jesu nach Golgatha und die Grablege außerhalb der Stadtmauer). 57 L. Collas, Charles Coüasnon, D. Voskerchain, Jérusalem (saint Sépulcre) , RB 69 1962, 100 - 107 .
4. Das Grab des Joseph von Arimathia ist in der Nähe der Kreuzigungsstätte Golgatha zu lokalisieren.59 60 5. Neuere Forschungsergebnisse von D. Vieweger zum Mauerverlauf der sog. “Zweiten Mauer“ : So ist bereits unter Herodes I. den Großen ( (40) 37 - 4 v. Chr.) in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v.Chr. Jerusalem infolge Siedlungserweiterung nach Norden mit einer Stadtmauer umgeben worden, die sog. “Zweite Mauer“. Nach Josephus Flavius (B. J. V 4,2 § 146) nahm sie am “Gennat Tor“, der “Ersten Mauer“, ihren Anfang und ihren weiteren Verlauf bis zur Festung “Antonia“. Während des Jüdischen Krieges (66 - 70 n.Chr.) wurde diese jedoch 70 n.Chr. von Titus belagert und zerstört, so daß der Nachweis bis in die Gegenwart Grundlage der archäologischen Forschung wurde. Erst die zurückliegenden Ausgrabungen unter der Erlöserkirche und neuere archäologische und geophysikalische Forschungen des DEIAHL (DEI) konnten nachweisen, daß a) u n t e r der bisher vermuteten “Zweiten Mauer“ vor Ort sich vielmehr eine zwei Meter dicke Schicht mit Füllmaterial frührömischer Zeit , aus Trümmern der von Titus 70 n.Chr. zerstörten Stadt, befand 61 , b) schon n a c h dem Bar Kochba-Aufstand (132 - 135 n.Chr.), die Römer bemüht waren, die Stadt nach ihren Vorstellungen zu verändern, so daß unter Kaiser Publius Aelius Hadrianus (117 - 138 n. Chr.) die Stadt Aelia Capitolina62 mit einem zentralen Venus (Aphrodite)-Tempel entstand und das jüdische Leben mit Ansiedlungen und heiligen Stätten vergessen gemacht werden sollte, in der Folgezeit Erinnerungen an diese aber dennoch nicht verlorengingen und c) nach bisherigen geophysikalischen Messungen63 der ursprüngliche Verlauf dieser Mauer oder auch Mauerreste im Tiefschnitt der Schichten des 1. Jahrhunderts A.D. unter der Erlöserkirche, im Hof der Luther-Schule, in einer Halle an der naheliegenden Davidstadt (Kreuzfahrerzeitliches Muristan) mit Distanz von 8 bis 58 Dieter Vieweger /Shimon Gibson, The Archaeology and History of the Church of the Redeemer and the Muri- stan in Jerusalem: a collection of essays from a workshop on the Church of the Redeemer and its vicinity held on the 8th/9th September 2014 in Jerusalem, Oxford: Archaeopress Publ. LTD, 2016, 31 - 74, bes. 36 - 39 Fig. 1.12: b = Garden area that was used until 70 AD. . Mit den bei den Grabungen aufgefundenen Tonwaren und nachfolgenden Keramikstudien konnten die entsprechenden Zeitperioden bestätigt werden. Siehe hierzu die Studie von Maria G. Spathi, The Small Finds from the Archaeological Excavations in 2010 underneath the Church of the Redeemer in the Old City of Jerusalem*, ZDPV 132/1 (2016) , 26 - 62, Taf. 6. 59 Siehe Josef von Arimathäa-Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_von_Arimathäa (Internet 29.10. 2020); R. Riesner, Golgatha und das Grab Jesu, a.a.O., 16 f. ; sowie neuere archäologische Untersuchungen: Grabeskirche in Jerusalem: Was Archäologen im Grab Jesu fanden : https://www.welt.de/geschichte /article159201689/Was-Archae... (Internet 29.10. 2020). 60 Siehe hierzu Antikes Jerusalem: Archäologen finden den Ort, wo Jesus war… : https://www.welt.de/ geschichte/article110571007/archaeologie... (Internet 29.10. 2020 ). 61 Ebd. (Internet .10. 2020, bes. S. 3 - 5 ). 62 Siehe hierzu Rainer Riesner, Hanna Blok, Margret Steiner, Jerusalem. Ausgrabungen in der Heiligen Stadt, SBAZ Bd. 4, hrsg. Rainer Riesner und Carsten Peter Thiede, Giessen; Basel: Brunnen-Verl., 1996, 109 - 114(Aelia Capitolina – Die römische Zeit (70 - 324 n.Chr.)), sowie vor allem Emmanuel Friedheim, The Religious and Cultural World of Aelia Capitolina. A New Perspective, ArOr 75 2007, 125 - 152. Siehe hierzu auch noch einmal Dieter Vieweger, in: Dieter Vieweger/Shimon Gibson, s.o., S. 35 - 40, welcher die archäologischen Schichten und ermittelten Zeitperioden, sowie Darstellungen des Umfeldes unter der Erlöserkirche und der Stadtveränderungen sehr sorgfältig dokumentiert hat. 63 Hier verweise ich auf Georadar:Zweite Mauer (Jerusalem)-DEIAHL: https://www.deiahl.de/forschung-und- bildung/ausgrabungen/g... (Internet 02.10. 2020, bes. S. 2 - 3), sowie auf die Ausdehnung der Forschungen des DEI zum Verlauf der Jerusalemer Stadtmauern auf dem Zionsberg: “Das Ende eines Mythos“ . Ausgra- bungen auf dem Zionsberg vom 1. bis 31.7. 2020: https://www.deiahl.de/2020/08/das-ende-eines-mythos (Internet 02.10. 2020 , bes. S. 3 - 9).
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