Future Skills for Openness - Ein Frame work zur Förderung

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Future Skills for Openness
  Ein Frame­work zur Förderung
von Offenheit in Wissenschaft
und Wirtschaft

                        Wiebke Hoffmann
                        Christiane Grill
                        Margarete Remmert-Rieper
                        Anna Bänfer
                        Veronika Mohr
                        Franziska Höring

November 2021
Future Skills for Openness
  Ein Frame­work zur Förderung
von Offenheit in Wissenschaft
und Wirtschaft

                     Wiebke Hoffmann
                     Christiane Grill
                     Margarete Remmert-Rieper
                     Anna Bänfer
                     Veronika Mohr
                     Franziska Höring

November 2021
Inhalt

         Über innOsci                                     06

         Hintergrund und Zielsetzung                      08

         Projektdesign                                    11

         Kompetenzverständnis                             15

         Das Framework                                    18
             Mindset für Offenheit                        20
             Skillset für Offenheit                       27
             Toolset für Offenheit                        34
             Prozess der Erarbeitung – unsere Learnings   40

         Fazit / Ausblick                                 42

         Literaturverzeichnis                             44
Future Skills for Openness

    Über innOsci Das Forum Offene Innovationskultur
    des Stifterverbandes

6                          ınnOscı ist das Forum Offene Innovationskultur und wird vom Stifterverband
                           mit Unterstützung des BMBF organisiert. Es unterstützt die Mission „Neue Quellen
                           für neues Wissen“ der Hightech-Strategie der Bundesregierung und ist Teil von
                           deren Datenstrategie.

                           Das Forum ist ein Community-Netzwerk von Men-           Das ınnOsquad Future Skills for Openness
                           schen, die sich in neuen Innovationskulturen bewe-
                           gen. Es testet die Potenziale, aber auch die Grenzen    Häufig sind es Einzelpersonen, die mit hoher intrin-
                           einer Offenen Innovationskultur. Konkret vernetzt       sischer Motivation Veränderungen einfordern und
                           ınnOscı Personen in Forschung und Innovation aus        Innovationen vorantreiben. Sie folgen einer Vision,
                           der Wissenschaft, Wirtschaft sowie Zivilgesellschaft
                           und entwickelt zusammen mit ihnen Instrumente
                           zur Stärkung von neuen Herangehensweisen und               Die Individual- und Kompetenzentwick-
                           Methoden der Wertschöpfung an Hochschulen und              lung ist für uns grundlegendes Element in
                           in Unternehmen sowie Handlungsempfehlungen                 der Konzeption unserer Angebote, denn es
                           für die Politik zur Förderung von Openness (Open           sind die Individuen, die ihre Abteilungen,
                           Science und Open Innovation)1.                             Organisationen und letztlich das System
                                                                                      gestalten. Für mehr Infos zu den Handlungs-
                                                                                      feldern von innOsci besuchen Sie unsere
                                                                                      Website www.innosci.de

                            1 innOsci Glossar: https://innosci.de/wissen/glossar
Über innOsci

                                              OI                                                    OS

                                  Open Innovation                                         Open Science
                         ist die Öffnung von Organisationen anderen            bezeichnet die Öffnung des wissenschaft-
                         Akteur:innen gegenüber, um externe Innova-            lichen Forschungsprozesses, um es anderen
                         tionsquellen in die eigenen Innovationspro-           Akteur:innen zu ermöglichen, die erhobenen
                         zesse einzubeziehen und unbekannte interne            Daten selbständig zu nutzen und zu verbrei-
                         Innovationsquellen offen zu legen. „Open“             ten, Forschung zu unterstützen und transpa-
                         wird hier auf die Organisation und den Pro-           renter zu machen. Konzepte wie Open Access
                         zess, und nicht den Inhalt an sich, bezogen.          (freier Zugang zu wissenschaftlichen Publika-
                         Inhalte und Ergebnisse aus Open Innovation-           tionen) und Open Data (freier Zugang zu wis-
                         Prozessen sind im unternehmerischen Kon-              senschaftlichen Daten) tragen dazu bei, dass
                         text meist nicht frei zugänglich.                     Forschung und Erkenntnis besser für die Ge-
                                                                               sellschaft nutzbar gemacht werden kann.

nehmen Einfluss auf Diskurse, überwinden Wider-        Aus diesem Grund wurde von innOsci das ­innOsquad                       7
stände und entwickeln neue Standards. Das ist          Future Skills for Openness gegründet.
auch bei Openness der Fall. Oft fehlt es jedoch an
passenden Fähigkeiten und Fertigkeiten, um Open        Mit einem Team aus 11 Expert:innen aus unter-
Practices (= Mindset, Fähigkeiten und Fertigkeiten     schiedlichen Bereichen versuchten wir sie zu finden
sowie Tools, durch die Openness praktiziert wird) in   … die Future Skills for Openness. Mit dem vorlie-
eine breite Anwendung zu bringen.                      genden Beitrag wollen wir die relevanten Kompe-
                                                       tenzen beschreiben, die unseres Erachtens nach
                                                       wichtig sind, um Open Practices zu implementieren,
   Open Practices zeigen sich in einer be-             sowie Tipps für Praktiker:innen und Enabler:innen
   stimmten Art von Methoden und Routinen,             aus Wissenschaft und Wirtschaft anbieten.
   die spezifische Fertigkeiten und Fähigkeiten
   sowie ein von Offenheit geprägtes Denken            Durch die Beteiligung von Expert:innen aus Wissen-
   und Handeln bedürfen.                               schaft (universitär und außeruniversitär) und Wirt-
                                                       schaft (aus diversen Branchen und unterschiedlich
                                                       großen Unternehmen) leisten wir einen erfahrungs-
                                                       basierten und praxisnahen Beitrag zur Förderung
                                                       von Open Innovation OI und Open Science OS .
1   Hintergrund
    und Zielsetzung
Hintergrund und Zielsetzung

   Warum brauchen wir mehr Offenheit in
­Wissenschaft und Wirtschaft und was verstehen
 wir unter Offenheit?

                                                                                           „Phantasie
                                                                                     ist wichtiger als Wissen,
                                                                                           denn Wissen ist begrenzt.“
                                                                                                      Albert Einstein

                     Digitale Transformationen beschleunigen Innovationszyklen und verändern                                                                                        9
                     ­Innovationsprozesse. Plattform-Ökonomien, Netzwerke, eine neue Konnektivität
                      und Innovations-Ökosysteme gewinnen daher immer mehr an Bedeutung.

                     Neue Innovationsfelder wie vernetzte Mobilität,
                     nachhaltige Energieversorgung oder digitale Ge-                                      Was verstehen wir unter Offenheit in
                     sundheit sind eng mit globalen Herausforderungen                                     Forschungs- und Innovationsprozessen?
                     und den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Natio-
                                                                                                          Offenheit ist für uns der Prozess und das
                     nen (SDGs) verknüpft und fordern radikal neue Lö-
                                                                                                          Resultat der gezielten Ermöglichung, Initiie-
                     sungen. Im Ergebnis leben wir in einer Welt, in der
                                                                                                          rung und Steuerung von Wissensflüssen und
                     die Orientierung immer schwieriger wird und die
                                                                                                          (inter-/ transdisziplinärer) Zusammenarbeit
                     flüchtig, unsicher, komplex sowie mehrdeutig ist.
                                                                                                          über organisatorische und diszipli­näre
                     Das Akronym VUCA (volatility, uncertainty, comple-
                                                                                                          ­Grenzen hinweg (Beck et al. 2020).
                     xity, ambiguity) beschreibt diese Welt. Eine strategi-
                     sche Öffnung von Organisationen, die explizit den                                    Wir verstehen darunter die Öffnung von
                     Austausch von Wissen, Experimentieren und kolla-                                     Organisationen als auch von Individuen
                     borative Innovation ermöglicht, kann dabei helfen,                                   gegenüber ggf. unüblichen Wissensgeben-
                     diesen Herausforderungen zu begegnen. „Radical                                       den und -nehmenden.
                     uncertainty requires radical collaboration“ ,2 fordern

                      2 D
                         ie Ereignisse der Covid-19-Krise haben gezeigt, dass solche Kollaborationen in der Wirtschaft möglich sind (vgl. z. B. https://hbr.org/2020/06/why-now-
                        is-the-time-for-open-innovation). In der Wissenschaft wurden Daten geteilt und kollaborativ bearbeitet wie selten zuvor. Ein Beispiel ist das COVID-19
                        Data Portal – accelerating scientific research through data (covid19dataportal.org) (07.09.2021, 13:19, beide Quellen).
Future Skills for Openness

                            die Kolleg:innen von Sitra in ihrem Paper zu innova-                             Openness birgt große Potenziale für Transforma-
                            tion portfolios.3                                                                tionsprozesse, erfordert aber eine Überprüfung
                                                                                                             bestehender Abläufe und Entscheidungsprozesse,
                            Sowohl Organisationen als auch Individuen müssen                                 insb. in hierarchischen Strukturen. Die Schaffung
                            jedoch nach wie vor lernen, sich auf die VUCA-Welt                               einer Kultur der Offenheit kann deshalb ggf. zu Kon-
                            einzustellen. Bestehende Erfahrungen, verinnerlichte                             flikten mit derzeitigen Stakeholdern führen, die ihre
                            Glaubenssätze und Praktiken müssen radikal über-                                 Position als gefährdet sehen könnten. Wichtig ist
                            prüft werden. Kausale bzw. lineare Logiken müssen                                es daher, davon zu überzeugen, dass Offenheit ein
                            einem dynamischen und agilen Denken und Han-                                     sinnvolles Ziel ist.
                            deln weichen und bloßes Reagieren durch Anti-
                            zipieren, Experimentieren und Prototypisieren er-                                In diesem Paper konzentrieren wir uns auf die Fra-
                            setzt werden. Auch Nachhaltigkeit und Sinnstiftung                               ge, welches Mindset, welche Skills und Tools Aka-
                            werden zentrale Themen der Organisationsentwick-                                 demiker:innen in der Wirtschaft (Open Innovation)
                            lung. Jedoch stehen häufig alte Strukturen dem                                   und Wissenschaft (Open Science) sowie in ihren
                            neuen Sinn im Weg. Eine Veränderung der Haltung                                  Arbeitswelten in Unternehmen, Universitäten und
                            bzw. des Mindsets ist notwendig und neue bzw.                                    Forschungseinrichtungen benötigen, um eine Kul-
                            „vergessene“ Kompetenzen gewinnen mehr und                                       tur der Offenheit zu fördern. Wir möchten hier vor
                            mehr an Bedeutung. Aber welches Mindset, welche                                  allem beleuchten, welche Kompetenzen Organisa-
                            Skills und welche Tools benötigt eine Generation O,                              tionen fördern können, damit die Menschen in den
                            also die Openness-Pionier:innen, -Innovator:innen                                o. g. Einrichtungen den angestrebten Wandel hin zu
                            und -Aktivist:innen von heute und morgen?                                        mehr Offenheit erfolgreich (mit-)gestalten können.

10

                                          „Wir sind überzeugt, dass eine
                                               weitere Öffnung des Wissenschaftssystems
                                  in Zukunft wesentlich über seine eigenen Leistungen
                                        sowie über das Selbstverständnis und die
                                               Innovationsfähig­keit der Gesellschaft
                                  		                entscheidet.“ Wissenschaftsrat

                             3 Vgl. https://www.sitra.fi/en/publications/radical-uncertainty-requires-radical-collaboration/ (07.09.2021, 13:22).
2   Projektdesign
Future Skills for Openness

       Von der Definition der Fragestellung
     bis zur Erarbeitung des Frameworks

12                          Dem Projektdesign liegt ein explorativer Ansatz zugrunde,
                            der auf eine Kombination aus deduktiver Ermittlung relevanter
                            Kompetenzen und induktiver Entwicklung eines Kompetenz-­
                            Frameworks abzielte. Ausgangslage war folgende Fragestellung:

                            Was sind die Future Skills for Openness für Akademiker:innen in
                            Wissenschaft und Wirtschaft, die gebraucht werden, um in einer
                            Arbeitswelt geprägt durch Open Science und Open Innovation
                            ­erfolgreich agieren zu können?
Projektdesign

    Schritt 1

    Entwicklung Projektdesign
    im innOsquad

    Schritt 2                                                                                  Schritt 3

    Datensammlung                                                                  Literaturrecherche
    durch alle Expert:innen                                                    26 Quellen wurden auf
    (aus ihrer jeweiligen                                                         ­Bezug zu Openness
    Perspektive)                                                                    ­kritisch betrachtet

    Schritt 4 und 5

    Identifikation, ­Gewichtung (4)
    und Clusterung (5) ­relevanter
    Kompetenzen
    aus Praktiker:innen-­                                                                                  13
                                                                      … in Bezug auf Open ­Innovation,
    Perspektive …
                                                                          Open ­Science und ­allgemein
                                                                                 ­Zukunftskompetenzen

    Schritt 6

    Synthese und
    ­Entwicklung
     eines Frameworks
     Future Skills for
     Openness
                                       Toolset   Mindset   Skillset

    Schritt 7

    Zusammenstellung von
    ­Literatur- und Methodentipps
     zur Förderung von Mindset,
     Skillset und Toolset

Abb. 1 ∙ Methodik und Vorgehensweise
Future Skills for Openness

                            Herleitung des Frameworks Future Skills                                                die wachsende Bedeutung transsektoraler Zusam-
                            for Openness                                                                           menarbeit). Gleichzeitig ist dieser Zeithorizont kurz
                                                                                                                   genug, um trotz rasanter (technologischer) Entwick-
                            Im Rahmen des Projektes wurde ein Framework                                            lung belastbare Aussagen zu diesen Kompetenzen
                            entwickelt, in dem wir die unseres Erachtens wich-                                     treffen zu können.5
                            tigsten Kompetenzen bzw. Future Skills for Open-
                            ness definieren.                                                                       Insgesamt beruhen die Ergebnisse dieses Frame-
                                                                                                                   works auf der kritischen Auseinandersetzung mit
                            Future Skills werden in dieser Publikation definiert                                   26 Quellen zu den Themen Open Innovation Kom-
                            als Kompetenzen, die in den nächsten fünf Jahren                                       petenzen und Mindset6 sowie (Open)Science Kom-
                            und darüber hinaus für das Berufsleben von Aka-                                        petenzen,7 21st Century Skills8 und Schlüsselkom-
                            demiker:innen in Wissenschaft und Wirtschaft über                                      petenzen für die Zukunft.9 In letzteren wurde nach
                            alle Disziplinen und Industriezweige hinweg deut-                                      Bezügen zu Offenheit gesucht, sei es im Kontext von
                            lich wichtiger werden, wenn sie Open Science und                                       Open Science, Open Innovation oder allgemeiner
                            Open Innovation Prozesse erfolgreich initiieren und                                    im Kontext von Kompetenzen oder Organisations-
                            durchführen sowie erfolgreich über Sektoren hin-                                       formen für die Arbeit der Zukunft. Diese wissen-
                            weg kooperieren wollen.                                                                schaftlichen Modelle haben wir durch die Brille
                                                                                                                   unserer Erfahrungen und Praxisperspektiven mit
                            Der Stifterverband bezeichnet im Rahmen des Hoch-                                      Openness bewertet und zusammengefasst.
                            schulbildungsreports 2020 Future Skills als eine
                            wichtige Teilmenge aller in Zukunft erforderlichen                                     Der vorliegende Beitrag richtet sich an Macher:innen
                            Kompetenzen – inhaltlich fokussiert auf das Merk-                                      und Enabler:innen von Open Innovation und Open
                            mal der branchenübergreifend wachsenden Bedeu-                                         Science Prozessen und soll dabei unterstützen, die
14                          tung.4 In unserem Fall bedeutet das, die Teilmenge                                     Individual- und Kompetenzentwicklung im Team
                            der Kompetenzen zu definieren, welche für die wach-                                    und der Organisation zu reflektieren und gezielt zu
                            sende Bedeutung von Offenheit in Wissenschaft und                                      fördern. Anwendungsfälle können z. B. die Curricu-
                            Wirtschaft von Relevanz sind. Ausgeklammert sind                                       lumgestaltung beim Aufsetzen neuer Innovations-
                            von unserer Definition damit alle Kompetenzen, die                                     Studiengänge sein, strategisches Human-Resource-
                            überwiegend fach- oder disziplin- / branchenspezi-                                     Management in Unternehmen, das Aufsetzen von
                            fisch sind. Der Zeithorizont von fünf Jahren wurde                                     Forschungs- und Innovationsprozessen, teambil-
                            vom Stifterverband, als auch von uns gewählt, da                                       dende Maßnahmen entlang von Kooperationspro-
                            er lang genug ist, um die Bedeutung bereits abseh-                                     zessen und Personalentwicklung.
                            barer Entwicklungen realistisch einzuschätzen (z. B.

                            4     https://www.hochschulbildungsreport2020.de/2019/welche-faehigkeiten-werden-in-zukunft-benoetigt (07.09.2021, 13:19).
                            5     ebda.
                            6     Vgl. z. B. Podmetina et al., 2018; Salomo et al., 2017; Engelsberger et al., 2021.
                            7     Vgl. z. B. McCaffrey et al., 2020, S. 5.
                            8     Vgl. z. B. Binkley et al., 2012.
                            9     Vgl. z. B. OECD, 2019.
3   ­Kompetenzverständnis
Future Skills for Openness

           Zugrunde liegendes ­Kompetenzverständnis

16                          Eine Kompetenz ist mehr als eine überprüfbare Fähigkeit oder erlern­bares
                            ­Wissen. Kompetenzen verknüpfen Wissen und Können, Fähigkeiten und
                             ­Fertigkeiten zur Handlungsfähigkeit. Kompetenzen befähigen zur Bewältigung
                              komplexer Anforderungen und umfassen auch Einstellungen und psycho­­
                              soziale Eigenschaften.

                            Die Literatur weist eine Vielzahl von unterschiedli-                             und Heyse, die Kompetenz als Selbstorganisations-
                            chen Definitionen zum Kompetenzbegriff auf 10 – ein                              disposition definieren.12 Beide Definitionen wurden
                            einheitliches Verständnis des Kompetenzbegriffes                                 hier mit einbezogen, um die Future Skills for Open-
                            gibt es nicht. Dazu kommt die unterschiedliche                                   ness zu identifizieren. Kompetenz verstehen wir
                            Begriffsverwendung im angloamerikanischen und                                    also als ein Zusammenspiel von Wissen, Können und
                            deutschsprachigen Raum. Den angloamerikanischen                                  Haltung. Nach Baumgartner et al. ist genau dieses
                            Raum prägt die Kompetenzdefinition von Boyatzis:                                 Zusammenspiel der drei Bereiche zentral für die Ent-
                            „Competence is an effective mix of motives, traits,                              wicklung von Handlungskompetenz.13
                            skills, aspects of one’s self-image or social role,
                            of body of knowledge used by an individual.“11 Im                                Aufgrund der unterschiedlichen Einflüsse und ver-
                            deutschsprachigen Raum findet sich dagegen vor                                   schiedenen Kompetenzverständnisse finden sich
                            allem das Kompetenzverständnis von Erpenbeck                                     daher in den von uns definierten Kompetenzbe­

                            10 Vgl. Erpenbeck & Heyse, 1999; Weinert, 2001; Schippmann et al., 2000; v. Rosenstiel, 2001; Boyatzis, 1982; McClelland, 1973.
                            11 Boyatzis, 1982.
                            12 Vgl. Erpenbeck & Heyse, 1999.
                            13 Vgl. Baumgartner et al., 2018.
 ­Kompetenzverständni

                    reichen neben Kompetenzen auch Fähigkeiten,          Growth Mindset (im Gegensatz zu Fixed Mindset) ist
                    Fertigkeiten und Methoden wieder, die Openness       die Überzeugung, dass Talente, Intelligenz und Fä-
                    fördern. „Fähigkeiten werden als erlernte oder auf   higkeiten durch Bemühungen, Hingabe und harte
                    Anlagen zurückzuführende Voraussetzungen für das     Arbeit entwickelt werden können. Individuen mit
                    Vollbringen einer bestimmten geistigen oder phy-     einem Growth Mindset suchen nach Möglichkeiten,
                    sischen Handlung oder Leistung beschrieben.“14       zu lernen, neue Fähigkeiten zu erwerben und ihre
                   Fähigkeiten und Fertigkeiten im Sinne von Wissen      vorhandenen Fähigkeiten zu verbessern. Misserfolge
                   sowie Qualifikation wird hier demnach wie bei         und Fehler werden als Lernchance erfahren. Heraus-
                   ­Erpenbeck und Heyse als Bestandteil einer Kompe-     forderungen werden nicht als Gefahr zu scheitern,
                   tenz gesehen.                                         sondern als Gelegenheit zu lernen und zu wachsen
                                                                         verstanden.15
                   Den Begriff Skills nutzen wir in Referenz zum Kom-
                   petenzbegriff im angloamerikanischen Raum (s. o.)     Auch das selbstgesteuerte Lernen (= selbstorgani-
                   und dem Future Skills Konzept (s. o.). Damit meinen   siertes, selbstreguliertes, selbstbestimmtes Lernen)
                   wir vor allem Fähigkeiten und Fertigkeiten als Kom-   ist in einer sich rasant verändernden Welt unab-
                   petenzdimension, wie bei Erpenbeck und Heyse be-      dingbar. Merkmale selbstgesteuerten Lernens sind
                   schrieben.                                            eigenständige Zielsetzung, Selbstmotivation, Aus-
                                                                         wahl geeigneter Lernstrategien und -taktiken, Über-
                   Voraussetzungen für den Kompetenzerwerb               windung von Problemen und Lernerfolgskontrolle.

                   Von besonderer Bedeutung für den Erwerb von           Das Arbeitsumfeld sollte ein Growth Mindset durch
                   Future Skills for Openness sind, getrieben von den    z. B. eine entsprechende Fehler- und Feedback-
                   ständig neuen Anforderungen, unseres Erachtens        kultur und das selbstgesteuerte Lernen durch ent-
                                                                                                                                17
                   nach vor allem ein Growth Mindset sowie die Fähig-    sprechende Angebote, Motivation und zeitliche Res-
                   keit zum selbstgesteuerten Lernen.                    sourcen fördern.

                   14 Fröhlich, 2003, S. 174.
                   15 Vgl. Dweck, 2017.
4   Das Framework
Das Framework

                                                                                       IDEAT
                                                    MINDSET                                    ION

                                     ION
                              IRAT
                       INSP

                                                 Future Skills
                                                  for Openness

                                                                                 TOOLSET

                                       SKILLSET

                                                                  IMPLEMENTATION

                Das Framework Future Skills for Openness ist ein Ordnungsrahmen zur                                               19
                ­Beschreibung von individuellen Kompetenzen für erfolgreiches Verhalten und
                 Handeln im Kontext von Openness (Open Science und Open Innovation).

                Die aus der Literaturrecherche entstandene Kompe-        nikationsfähigkeit, Konfliktlösefähigkeit und Integra-
                tenzliste (siehe Projektdesign) wurde in drei Kompe-     tionskompetenz). Diese finden sich in der Dimen-
                tenzbereiche geclustert, die sich wie folgt herleiten:   sion Skillset wieder.

                Open Science und Open Innovation setzen den              Grundlegend für die Anwendung der Tools und die
                Einsatz von bestimmten Methoden und Methoden-            Förderung der Skills sind Einstellungen, Denkwei-
                wissen sowie rechtliches Wissen voraus (z. B. Open       sen und Haltungen, die Open Practices überhaupt
                Mass Collaboration, Open Technology In- and Out-         erst ermöglichen (wie z. B. Empathie, Offenheit oder
                sourcing oder das Wissen um Kollaborationstools          Ambiguitätstoleranz). Diese fassen wir unter Mind-
                und Plattformen). Diese Methoden, wir nennen sie         set zusammen, welches ausschlaggebend für die
                Open Practices, und das Methodenwissen fassen wir        Etablierung einer Kultur der Offenheit ist.
                in der Dimension Toolset zusammen.
                                                                         Das Framework soll perspektivisch als interaktive
                Um diese Tools anwenden zu können, benötigen             Toolbox auf der innOsci-Website weitergeführt wer-
                Individuen spezifische Skills (psycho-soziale und        den und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
                sozial-kommunikative Fähigkeiten wie z. B. Kommu-
Future Skills for Openness

           Mindset für Offenheit

                                                                                                                                MINDSET
                                                                                                                                    Offenheit
                                                                                                                                    Empathie
                                                                                                                           Experimentierfreude
                                                                                                                                   Kreativität
                                                                                                                                Selbstreflexion
                                                                                                                      Fachliche & interdisziplinäre
                                                                                                                             Anerkennung
                                                                                                                            Ambiguitätstoleranz

20                          Das Mindset für Offenheit meint hier eine förderliche, ganzheitliche, innere
                            ­Haltung gegenüber Neuem, Veränderungen und Innovationen (wie z. B. ­Offenheit,
                             Empathie, Experimentierfreude oder Selbstreflexion).

                            Das Mindset für Offenheit erfordert eine innere Be­ den gewünschten Veränderungen verstärken zudem
                            reitschaft, Neuem, Veränderungen und Innovationen den Prozess. Die Mindset- oder Persönlichkeitsän-
                            positiv entgegenzutreten.16 Ein Mindset                                derung wird nachhaltig, wenn die Handlungs-
                            kann – wie Persönlichkeit auch –                                            anweisungen zur Gewohnheit geworden
                                                                                Lesen Sie
                            nachhaltig und willentlich verändert            hierzu auch unser
                                                                                                             sind und nicht mehr bewusst umge-
                            werden. Ein entsprechendes Arbeits-          Diskussions­papier Trans-                                setzt werden müssen.17
                                                                         formation Map* zu einem
                            umfeld oder Vorbilder sind dabei
                                                                       neuen, offenen Mindset oder
                            sehr hilfreich. Entscheidend für eine      „Was haben eigentlich Mucki-            Einen Fokus auf          Die unseres
                                                                         Buden mit Organisations-            ein Open Innovation
                            Veränderung ist allerdings, einen be-                                                                       Erachtens nach
                                                                           entwicklung zu tun?“              Mindset bieten auch
                            wussten Änderungswunsch zu besit-                                                 Engelsberger et al.       wichtigsten
                            zen, diesen in kleine erreichbare Ziele zu                                         (siehe Fußnote)          Merkmale für ein
                            unterteilen und sich konkrete Handlungs-            * Vgl. die innOsci-Website:                          offenes Mindset
                            anweisungen zu überlegen, wie diese Ziele              https://innosci.de/wp-content/                  werden im Folgen-
                                                                                   uploads/Transformation-Map.pdf
                            erfüllt werden können. Positive Erfahrungen mit (20.09.2021, 13:22).                         den erläutert.18

                            16 Das OCEAN-Modell der Persönlichkeitspsychologie oder die sechs emotionalen Stile nach R. J. Davidson bieten hier Ansatzpunkte zur Einordnung.
                            17 Vgl. Hudson et al., 2020.
                            18 D
                                ie neuesten Forschungsergebnisse von Engelsberger et al. (2021) zum Open Innovation Mindset finden sich in unserem Framework explizit sowie
                               ­implizit sowohl im Mindset (Offenheit und Kreativität, Risiko- und Fehlertoleranz – bei uns in dem Merkmal Experimentierfreude) als auch im Skillset
                                (integrative Komplexität – bei uns in der Integrationskompetenz) und Toolset wieder (positive Einstellung gegenüber Wissensaustausch – bei uns in
                                open mass and collaborative innovation).
Das Framework

Offenheit

Offenheit beschreibt das Maß, inwieweit wir offen                             Weiterführende Literaturtipps
für neue Ideen und Erfahrungen sind und wie sehr
                                                                              Allport, G. W. (1974): Persönlichkeit. Struktur, Ent-
wir diese explizit suchen. Das OCEAN-Modell (auch
                                                                              wicklung und Erfassung der menschlichen Eigenart.
Big-Five-Modell genannt) ist ein international aner-
                                                                              München: Kindler Verlag.
kanntes Modell der Persönlichkeitsforschung und
beschreibt fünf Dimensionen der Persönlichkeit,                               Barrick, M. R. & Mount, M. K. (1991): The Big Five
innerhalb derer sich jeder Mensch auf einer Skala                             ­Personality Dimensions and Job Performance:
einordnen kann. Eine dieser Dimensionen ist Offen-                             A Meta-Analysis. In: Personnel Psychology 44, 1– 26.
heit für Erfahrungen.
                                                                              Methodentipps
Menschen, die eine starke Ausprägung in dieser
                                                                              • s ich privat und beruflich auf Neues einlassen;
­Dimension aufweisen, gelten als einfallsreich, fanta-
                                                                                 im Kleinen anfangen, z. B.: andere Wege und
 sievoll, intellektuell neugierig, offen für neue Ideen,
                                                                                 Verkehrsmittel zur Arbeit nehmen, neue Hobbys
 mit einer Vorliebe für Abwechslung (statt Routine),
                                                                                 ausprobieren, mit anderen Kolleg:innen in die
 Neigung zu neuen Aktivitäten sowie aufmerksam für
                                                                                 Kantine gehen, sich regelmäßig aus der eigenen
 eigene und fremde Emotionen. Bei einer schwachen
                                                                                 Komfortzone begeben
 Ausprägung dieser Dimension werden Menschen
 u. a. als konservativ, konventionell und routiniert
                                                                              • E
                                                                                 intauchen in fremde Lebenswelten z. B. bei
 beschrieben. Durch Ereignisse im privaten, aber
                                                                                www.agentur-mehrwert.de
 besonders auch im beruflichen Kontext ändert sich
 die Persönlichkeit eines Menschen über die gesam-
                                                                              Empfehlungen für den Arbeitsalltag
 te ­Lebensspanne hinweg.19 Wenn diese Persönlich-                                                                                     21
                                                                              in ­Ein­richtungen / für Führungskräfte
 keitsdimensionen durch Ereignisse und äußere
 Umstände beeinfluss- und veränderbar sind, dann
                                                                              • I nvestition in Programme zur Persönlichkeits­
 sind sie auch als Eigenschaften oder Kompetenzen
                                                                                 entwicklung von Mitarbeiter:innen
 förderbar.
                                                                              • o
                                                                                 ffenes Arbeitsumfeld, welches das ständige,
                                                                                selbstgesteuerte Lernen von Neuem fördert, wie
                                                                                z. B. Corporate Social Volunteering Programme

                                                                              • Förderung von Arbeit in interdisziplinären Teams

Empathie

Empathie ist die Bereitschaft und Fähigkeit, Emp-                             und Herausforderungen werden Brücken über Gren-
findungen, Emotionen, Gedanken und Motive an-                                 zen von Disziplinen und Organisationen hinweg ge-
derer Menschen zu erkennen, zu verstehen und                                  schlagen, wodurch schlussendlich ein Umfeld für
nachzuempfinden.                                                              erfolgreiches, offenes sowie inter- und transdiszipli-
                                                                              näres Arbeiten geschaffen wird. Empathie kann am
Durch den Fokus auf andere Menschen sowie ein                                 besten durch den Austausch mit anderen gefördert
Verständnis von deren Bedürfnissen, Bedingungen                               werden.

19 Vgl. https://www.psychologie.hu-berlin.de/de/prof/per/forschung (13.08.2021, 13:16).
Future Skills for Openness

                            Weiterführende Leseempfehlung                                                   • Forumtheater21/ Unternehmenstheater

                            Chatenier, E. D.; Verstegen, J. A.; Biemans, H. J. et al.                       • Warm Data Labs22
                            (2010): Identification of competencies for profes-
                            sionals in open innovation teams. In: R & D Manage-                             Empfehlungen für den Arbeitsalltag
                            ment 40(3), 271– 280.                                                           in ­Ein­richtungen / für Führungskräfte

                                                                                                            • b
                                                                                                               ewusst diverse, interdisziplinäre Teams zu­
                            Methodentipps zur Förderung
                                                                                                              sammenstellen, ggf. Teams in regelmäßigen
                            • T
                               hink-Pair-Share-Methode, 5-mal-warum-Methode;                                 Abständen neu mischen
                              Design-Thinking-Methoden wie Empathy Maps
                                                                                                            • R
                                                                                                               äume für den (angeleiteten) Austausch inner-
                            • C
                               orporate Social Volunteering Projekte /­                                      halb des Teams, aber auch zwischen verschiede-
                              Programme20                                                                     nen Teams oder Disziplinen schaffen, z. B. durch
                                                                                                              Gruppenaktivitäten
                            • e rfahrungsbasierte Trainings, bei denen das Erle-
          Bei Interesse        ben der Teilnehmer:innen und deren Erfahrungs-                               • F ührungskräfte- und Persönlichkeitsentwicklung
       ­kontaktieren Sie
                               welt im Mittelpunkt stehen. In solchen Settings                                 durch Programme wie z. B. Common Purpose23
        uns gerne unter
      wiebke.hoffmann@         werden die Teilnehmer:innen dazu angeregt, ihre
       stifterverband.de       Erfahrungen zu reflektieren, zu analysieren und
                               Handlungsoptionen daraus abzuleiten

                            Experimentierfreude
22
                            Experimentierfreude meint die Fähigkeit und Bereit-                             sicherheiten und möglicher Nachteile zu handeln),
                            willigkeit sowie auch Freude, neuartig zu handeln                               Neugier (= Wissensdurst, Wissbegierde, das Ver-
                            und damit auch (un-)erwartete Risiken einzugehen.                               langen, Neues zu erfahren, zu erlernen) und Inno-
                                                                                                            vationsfreude (= erhöhte Bereitschaft und Freude,
                            Mit Experimentierfreude24 sind alle Aktivitäten ge-                             Innovationen zu entwickeln, innovativ zu arbeiten).
                            meint, sich selbst und Andere gern neuen gegen-                                 Experimentierfreude kann durch eine als veränder-
                            ständlichen Situationen und / oder sozialen Situa-                              bar und zukunftsoffen wahrgenommene Umgebung
                            tionen unter der Zuversicht eines Gewinns für sich,                             aktiv gefördert werden und fördert selbst wiederum
                            die Gruppe, die Organisation etc. trotz etwaiger                                   offene Prozesse.
                            Widerstände und Konflikte auszusetzen.
                                                                                                                              Weiterführende Leseempfehlung
                            Experimentierfreude bedarf Risiko­                                Einen spannenden
                                                                                              Beitrag zum Thema                 Gatterer, H. (2021): Mut zum Handeln!
                            be­reitschaft (= Bereitschaft, Risiken                       Neugier am Arbeitsplatz und
                                                                                         Innovation bietet die Neugier
                                                                                                                                 Online unter:
                            zu akzeptieren und einzugehen),
                                                                                           Studie von Merck: https://            https://www.zukunftsinstitut.de/‌­
                            Fehler­toleranz (= Fehler als Lern-                           www.merckgroup.com/de/
                                                                                                                                artikel/mut-zum-handeln-­
                            chance begreifen), Mut zum Handeln                              company/curiosity.html
                                                                                                                               kommentar-von-harry-gatterer
                            (= Bereitschaft, angesichts großer Un-
                                                                                                                             (27.08.2021, 16:13).

                            20 Vgl. https://www.ziviz.de/future-skills-durch-engagement (20.09.2021, 13:27).
                            21 Vgl. Bundeszentrale für Politische Bildung, https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/kulturelle-bildung/60265/forumtheater (20.09.2021, 13:29).
                            22 Vgl. https://warmdatalab.net/warm-data-lab (20.09.2021, 13:31).
                            23 Vgl. https://commonpurpose.org/deutschland (20.09.2021, 13:33).
                            24 E
                                xperimentierfreude als „innovative work behaviour“ berücksichtigt, wie oft die Beschäftigten sich mit Themen auseinandersetzen, die nicht Teil ihrer
                               täglichen Arbeit sind, oder sich mit anderen bzw. neuen Arbeitsmethoden oder -techniken befassen (De Jong u. Den Hartog, 2010).
Das Framework

Guinan, E.; Boudreau, K. J. & Lakhani, K. R. (2013):                         Empfehlungen für den Arbeitsalltag
Experiments in open innovation at Harvard Medical                            in ­Ein­richtungen / für Führungskräfte
School: What happens when an elite academic
institution starts to rethink how research gets done?                        • fl ache Hierarchien, Eigenverantwortung, Fehler-
In: MIT Sloan Management Review 54(3), 45.                                     toleranz

Perel, M. (2002): One point of view: corporate                               • f este Abläufe und Prozesse von Zeit zu Zeit hinter-
courage: breaking the barrier to innovation. In:                                fragen und mit allen Beteiligten in Austausch gehen
Research-Technology Management 45(3), 9 –17.                                 • A
                                                                                nreizsysteme für Experimente und zum Auspro-
                                                                               bieren neuer Dinge
Methodentipps zur Förderung

• Fuckup-Nights25

• FabLabs oder Makerspaces26

• Hackathons

Kreativität

Kreativität ist die Fähigkeit, schöpferisch (= kreativ)                      Seidl, T. (2017): Kreativität als (Aus-)Bildungsziel. In:
zu handeln.                                                                  Makerspaces. Synergie, Fachmagazin für Digitalisie-
                                                                                                                                         23
                                                                             rung in der Lehre 4, 18 –19.
Mit Kreativität ist die Fähigkeit gemeint, Probleme
                                                                             Methodentipps zur Förderung
und Aufgaben durch neue Bedingungen, Strukturen,
Ressourcen etc. zu lösen. Probleme und Aufgaben                              • M
                                                                                indmapping, Brainstorming, Brainwalking,
werden hierbei als Chancen betrachtet, um innova-                              Walkshops, Walt Disney Methode
tive Lösungen zu erproben. Frühzeitig die Notwen-
                                                                             • Kreativitätstrainings
digkeit von Veränderungen zu erfassen, ist für erfolg-
reiches kreatives Handeln maßgeblich.
                                                                             Empfehlungen für den Arbeitsalltag
                                                                             in ­Ein­richtungen / für Führungskräfte
Weiterführende Leseempfehlung
                                                                             • b
                                                                                ewusst kreative Freiräume für Mitarbeiter:innen
Ahonen, M.; Antikainen, M. & Mäkipää, M. (2007):
                                                                               abseits des Alltagsgeschäfts schaffen: z. B. durch
Supporting collective creativity within open inno-
                                                                               freie Netzwerktreffen oder Gruppenworkshops
vation. In: Proceedings of the European Academy
                                                                               mit offenen Aufgaben, die kreativ und kollaborativ
of Management (EURAM) Conference. Paris, France,
                                                                               gelöst werden sollen
16 –19 June 2007 (S. 6 – 8).
                                                                             • Z
                                                                                eit für Kreativität im Forschungsprozess oder
Binkley, M.; Erstad, O.; Herman, J. et al.(2012): Defi-
                                                                               Projektmanagement einplanen
ning Twenty-First Century Skills. In: Griffin, P. & Care,
E. (Hrsg.): Assessment and teaching of 21st century
skills. Methods and approach (S. 17– 66). Dordrecht:
Springer.

25 In Anlehnung an https://fuckups.de (20.09.2021, 13:35).
26 Z
    u FabLabs und Makerspaces in Hochschulen vgl.: https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/blog/fab-labs oder
   https://www.fablabs.io (20.09.2021, 13:37).
Future Skills for Openness

                            Selbstreflexion

                            Selbstreflexion meint, das eigene Denken, Fühlen                               Black, P. E. & Plowright, D. (2010): A multi-dimen-
                            und Handeln wahrzunehmen, zu analysieren und                                   sional model of reflective learning for professional
                            zu hinterfragen, mit dem Ziel, mehr über sich selbst                           development. In: Reflective Practice 11(2), 245–258.
                            herauszufinden.
                                                                                                           Scharmer, C. O. (2019): Achtsamkeit und die
                                                                                                           Transformation der Gesellschaft. Online unter:
                            Das Wahrnehmen und Nachdenken über das eigene
                                                                                                           https://www.youtube.com/watch?v=H-ymjafNz1U
                            Sein kann sich sowohl auf eine bestimmte Situa-
                                                                                                           (30.08.2021, 11:23).
                            tion als auch auf langanhaltende oder regelmäßige
                            Prozesse beziehen. Dabei kann man sich selbst als                              Schuldt, C. (Zukunftsinstitut) (o. J.): OMline: Digital
                            individuelle Person oder als Teil eines Systems (z. B.                         erleuchtet. Online unter: https://www.zukunftsinstitut.
                            eines Teams, eines Unternehmens) hinterfragen und                              de/artikel/lebensstile/omline-digital-erleuchtet
                            gelangt dadurch zu Impulsen für das eigene Sein im                             (09.09.2021, 10:07).
                            größeren Ganzen, was insbesondere für offene Pro-
                            zesse von zentraler Bedeutung ist.                                             Methodentipps zur Förderung

                                                                                                           • R
                                                                                                              eflexionsprotokolle schreiben, Journaling,
                            Eine Grundlage für eine gelingende Selbstreflexion
                                                                                                             ­Inneres Team28 befragen
                            ist Achtsamkeit. Otto Scharmer bezeichnet dabei die
                            Kultivierung der Achtsamkeit des Individuums als                               • A
                                                                                                              chtsamkeitstrainings, Achtsamkeitsübungen
                            notwendige Voraussetzung für kollektive Achtsam-                                 zum Beispiel zu Beginn von Teammeetings oder
                            keit und systemischen Wandel. Der Fokus liegt da-                                Besprechungen
                            bei auf der Schulung der Wahrnehmung, und zwar
24                                                                                                         • Social Presencing Theatre29
                            nicht aus einer rein analytisch-abstrakten, sondern
                            auch aus einer körperlichen Perspektive als Voraus-
                                                                                                           Empfehlungen für den Arbeitsalltag
                            setzung zur Wahrnehmung des sozialen Feldes. In
                                                                                                           in ­Ein­richtungen / für Führungskräfte
                            Scharmers Theorie U stehen die Öffnung des Den-
                            kens, Fühlens und Willens im Zentrum, was span-                                • A
                                                                                                              nregung von Selbstreflexion durch Vor­gesetzte
                            nende Ansatzpunkte zu unserem Verständnis von                                    (und Peers), z. B. durch die Einführung von Er-
                            Offenheit bieten kann.27                                                         folgsteams30

                                                                                                           • r egelmäßige Treffen zur Selbstreflexion bzw.
                            Weiterführende Leseempfehlung
                                                                                                              Supervision innerhalb der eigenen Einrichtung
                            Alterio, M. & McDrury, J. (2003): Learning through                                mit Unterstützung einer außenstehenden Person
                            storytelling in higher education: Using reflection and
                                                                                                           • Coachingangebote
                            experience to improve learning. London: Routledge.

                            27 Vgl. Scharmer, 2019.
                            28 V
                                gl. https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-innere-team oder https://de.wikipedia.org/wiki/Inneres_Team#Die_innere_Teamsitzung
                               (20.09, 13:51, beide Quellen).
                            29 Vgl. Presencing Institute: https://www.presencing.org/aboutus/spt (20.09.2021, 13:35).
                            30 V
                                gl. https://www.uni-potsdam.de/fileadmin/projects/gleichstellung/Downloads/Familienfreundliche-Hochschule/Erfolgsteam_Handout.pdf
                               (20.09.2021, 13:40).
Das Framework

Fachliche & interdisziplinäre Anerkennung

Fachliche und interdisziplinäre Anerkennung meint        Methodentipps zur Förderung
die Fähigkeit, in Kollaborationsprozessen eigenes
                                                         • Erlernen von konstruktivem Feedback
fachliches und interdisziplinäres Können sowie das
Anderer anzuerkennen und wertzuschätzen.                 • E
                                                            rlernen von Gesprächstechniken (Bsp. Mitarbei-
                                                           ter:innengespräche)
Fachliche und interdisziplinäre Anerkennung be-
                                                         • R
                                                            eflexion der eigenen Ressourcen und Stärkung
deutet soziale Wertschätzung des fachlich-sachli-
                                                           des Selbstwertes, um Anerkennung vermitteln
chen und methodisch-prozessualen Wissens einer
                                                           zu können
Person (und nicht die zertifizierte Qualifikation, die
Approbation usw.) einschließlich ihrer Fähigkeit, das    • F ach- und Führungskräfte Programme wie z. B.
Wissen auch praktisch erfolgreich ein- und umzuset-        common purpose oder der Agentur Mehrwert
zen. Fachliche und interdisziplinäre Anerkennung ist
insbesondere in offenen Prozessen essentiell, wo die     Empfehlungen für den Arbeitsalltag
unterschiedlichsten Personen mit ihrem fachlich-         in ­Ein­richtungen / für Führungskräfte
sachlichen und methodisch-prozessualen Wissen
                                                         • F ührungskräftetrainings (vermitteln Kommunika-
aufeinandertreffen.
                                                            tions- und Feedbacktechniken uvm.)

Weiterführende Leseempfehlung                            • r egelmäßige Vorträge und Beiträge aus diversen
                                                            Fachrichtungen in den Arbeitsalltag einbauen
Tiwana, A. & McLean, E. R. (2005): Expertise integra-
tion and creativity in information systems develop-      • r egelmäßiges Vorgesetztenfeedback und kolle­
ment. In: Journal of Management Information                 giale Beratung                                      25
Systems 22(1), 13 – 43.
                                                         • Einsatz von Reflexionsverfahren

Ambiguitätstoleranz

Ambiguitätstoleranz (= Unsicherheits- oder Unge-         ist. Ambiguitätstoleranz ist insbesondere für offene
wissheitstoleranz) ist die Fähigkeit, mehrdeutige        Prozesse, die von Widersprüchlichkeiten, Konflikten
Situationen und widersprüchliche Handlungswei-           und kulturellen Unterschieden geprägt sind, eine
sen zu ertragen.                                         wichtige Eigenschaft.

Ambiguitätstolerante Personen sind in der Lage,          Weiterführende Leseempfehlung
Ambiguitäten (= Widersprüchlichkeiten, kulturell be-
                                                         Bouncken, R. B. (2015): Ambiguity and knowledge
dingte Unterschiede, mehrdeutige Informationen,
                                                         transfer in innovation alliances. In: International
die schwer verständlich oder sogar inakzeptabel
                                                         Journal of Entrepreneurial Venturing 7(4), 309 –323.
erscheinen) wahrzunehmen, ohne darauf aggres-
siv zu reagieren oder diese einseitig negativ oder       Ambiguitätstoleranz. Lernen, mit Mehrdeutigkeit
vorbehaltlos positiv zu bewerten. Menschen mit           zu leben. Ein Radiobeitrag von Deutschlandfunk
hoher Ambiguitätstoleranz reagieren auf ­Konflikte       Kultur: https://www.deutschlandfunkkultur.de/
entspannt, flexibel und resilient. Sie lassen sich       ambiguitaetstoleranz-lernen-mit-mehrdeutigkeit-­
nicht aus der Ruhe bringen. Sie begegnen den Am-         zu-leben.976.de.html?dram:article_id=466828
biguitäten offen und positiv. Das Problem wird als       (13.09.2021, 14:40).
spannende Herausforderung gesehen, die zu lösen
Future Skills for Openness

                            Methodentipps zur Förderung

                            • a lle Beschäftigungen mit jenen Bereichen, die
                               auf Ambiguitätstoleranz angewiesen sind, aber
                               keinen unmittelbaren praktischen Nutzen haben,
                               wie z. B. Musik, Kunst, Literatur, Dichtung31

                            Empfehlungen für den Arbeitsalltag
                            in ­Ein­richtungen / für Führungskräfte

                            • s ichere Rahmenbedingungen schaffen, durch
                               eine faire und klare Ausgestaltung von Arbeitsver-
                               trägen, z. B. durch Begründung und angemessene
                               Dauer von Befristungen, Vermeidung von
                               Kurzzeitverträgen, transparente Anforderungen
                               für Bewährungszeiten

                            • E
                               inführung von regelmäßigen Mitarbeiter:innen-
                              gesprächen und klaren Zielvereinbarungen

                                  Das grundlegende Bedürfnis nach Sicherheit
                                  sollte durch Transparenz z. B. bei Vertrags­
                                  angelegenheiten erfüllt sein, damit sich Per-
                                  sonen auf Unsicherheiten im Arbeits­alltag
26                                einlassen können.

                            31 Vgl. Thomas Bauer im Interview mit Deutschlandfunk Kultur.
Skillset für Offenheit

                                                                     SKILLSET
                                                                Kommunikationsfähigkeit
                                                                  Integrationsfähigkeit
                                                                    Konfliktfähigkeit
                                                                  Netzwerkkompetenz
                                                                  Problemlösefähigkeit
                                                                Interkulturelle Kompetenz
                                                                    Systems Thinking

       Das Skillset für Offenheit umfasst eine Sammlung von sozial-kommunika-               27
       tiven und psychosozialen Fähigkeiten und Fertigkeiten (hier: Skills), die für
       Offenheit förderlich sind. Diese Skills sind wichtig für und erleichtern die
       Interaktion und Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Die Skills können
       gezielt gefördert werden (z. B. durch Coachings, Trainings), aber erst durch
       die ständige Anwendung und vielfältige Herausforderungen im Alltag sowie
       das entsprechende Mindset entwickeln sie sich zu einer Kompetenz.
Future Skills for Openness

                            Kommunikationsfähigkeit

                            Kommunikationsfähigkeit ist die Fähigkeit, mit an-                          Methodentipps zur Förderung
                            deren konstruktiv, effektiv und bewusst zu kommu-
                                                                                                        • Story Telling, Creative Writing
                            nizieren.
                                                                                                        • Teilnahme an Working-Out-Loud-Zirkeln
                            Personen mit hoher Kommunikationsfähigkeit ge-
                                                                                                        • Rhetorikkurse
                            hen auf ihre Gesprächspartner:innen offen und
                            wohlwollend zu und zeigen ihnen gegenüber Wert-                             • Pecha-Kucha-Vorträge32
                            schätzung, indem sie zuhören und Einwänden sach-
                                                                                                        • 4 -Seiten Modell einer Nachricht (siehe F. Schulz
                            lich begegnen. Kommunikationsfähigkeit umfasst
                                                                                                           von Thun)
                            Redegewandtheit, Kontaktfreudigkeit sowie Kon-
                            takt- und Überzeugungsfähigkeit und ist insbeson-
                                                                                                        Empfehlungen für den Arbeitsalltag
                            dere in offenen Systemen für deren erfolgreiches
                                                                                                        in ­Einrichtungen / für Führungskräfte
                            Bestehen maßgeblich.
                                                                                                        • F reiraum schaffen für und Ermutigung zu neuen
                            Weiterführende Leseempfehlung                                                  Austauschformaten innerhalb und außerhalb
                                                                                                           der Organsation; z. B. Pecha-Kucha-Sessions von
                            Schuurman, D.; Baccarne, B.; Marez, L. D. et al.
                                                                                                           einer Forschungsgruppe oder einem Projektteam
                            (2016): Living Labs as open innovation systems
                                                                                                           für die anderen; vermittelt unterhaltsam Wissen
                            for knowledge exchange: solutions for sustainable
                                                                                                           über die eigene Arbeit und die anderer Teams und
                            innovation development. In: International J­ ournal of
                                                                                                           trainiert zugleich die Kommunikationsfähigkeit,
                            Business Innovation and Research 10(2 – 3), 322 – 340.
                                                                                                           fördert den persönlichen Austausch
28
                                                                                                        • Toastmaster-Programm33

                            Integrationsfähigkeit

                            Integrationsfähigkeit meint die Fähigkeit, mit an-                          Laut der Rotman School of Management ist integra-
                            deren Personen erfolgreich zusammenzuwirken.                                tives Denken die Fähigkeit, den Spannungen gegne-
                                                                                                        rischer Modelle konstruktiv zu begegnen und statt
                            Integrationsfähigkeit kennzeichnet das ­personale                           ein Modell auf Kosten eines anderen zu wählen,
                            Vermögen, konstruktiv unterschiedliche Ideen, In-                           eine kreative Auflösung der Spannung in Form eines
                            teressen, (Fach-)Wissen und Erfahrungen von Per-                            neuen Modells zu erzeugen.34
                            sonen zur Erreichung eines (innovationsrelevan-
                            ten) Ziels zu vereinen, zu gemeinsamem Handeln                              Insbesondere in offenen Prozessen (z. B. Multi-­
                            zu bündeln, Neuartiges zu erschaffen und für die                            Stake­holder-Kollaborationen) ist Integrationsfähig-
                            Arbeit, das Unternehmen oder die Institution wirk-                          keit eine entscheidende Komponente nicht nur zur
                            sam werden zu lassen. Integration wird damit nicht                          erfolgreichen Kollaboration, sondern auch zur Ge-
                            als ein zu erreichendes Ziel aufgefasst, sondern das                        nerierung neuer Ideen.
                            Prozessgeschehen selbst.

                            32 Vgl. https://www.pechakuchanight.de (20.09.2021, 13:42).
                            33 Vgl. https://www.toastmasters.org (20.09.2021, 13:44).
                            34 Vgl. https://www.rotman.utoronto.ca/ProfessionalDevelopment/Executive-Programs/FeaturedArticles/ApplyIntegrativeThinking (13.09.2021, 15:50).
Das Framework

Weiterführende Leseempfehlung                                                    aterialien und Challenge Kits zu integrative
                                                                              • M
                                                                                thinking I-Think35
Lakemond, N.; Bengtsson, L.; Laursen, K. et al. (2016):
Match and manage: the use of knowledge matching
                                                                              • b
                                                                                 ereits bei Skillset und Mindset aufgeführte
and project management to integrate knowledge in
                                                                                Trainings (z. B zur Empathieförderung, Resilienz-
collaborative inbound open innovation. In: Industrial
                                                                                training, Systems Thinking)
and Corporate Change 25(2), 333 – 352.

Martin, R. L. (2007): The Opposable Mind: How                                 Empfehlungen für den Arbeitsalltag
Successful Leaders Win Through Integrative Thinking.                          in ­Einrichtungen / für Führungskräfte
Boston: Harvard Business School Press.
                                                                              • F reiräume und Zeit für die Integrationsleistung
                                                                                 einräumen und mit einkalkulieren
Methodentipps zur Förderung
                                                                              • i terative Prozesse erlauben schnelles Anwenden
• M
   odellbasierte Problemlösungsansätze im Curri-
                                                                                 und Überprüfen von integrierten Lösungen
  culum an Hochschulen

Konfliktfähigkeit

Konfliktfähigkeit meint die Fähigkeit, in Konflikt­                           Weiterführende Leseempfehlung
situationen erfolgreich zu handeln.
                                                                              Glaserl, F. (Hrsg.) (2004): Organisationsentwicklung
                                                                              in der Praxis. Bd. 2. Konfliktmanagement. Ein Hand-
Konfliktfähigkeit beinhaltet das Erkennen von Inte-
                                                                              buch für Führung, Beratung und Mediation (8. und                   29
ressengegensätzen, die Toleranz, Meinungen ande-
                                                                              ergänzte Aufl.). Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben.
rer auch dann zuzulassen, wenn sie der eigenen Vor-
stellung widersprechen, sowie die Bereitschaft zur                            Schwarz, G. (2013): Konfliktmanagement. Konflikte
Konfliktbearbeitung. Dabei soll die Konfliktlösung                            erkennen, analysieren, lösen (9. Aufl.). Wiesbaden:
nicht das Ergebnis harmoniegeleiteter, schneller Ei-                          Springer Gabler Verlag.
nigungen sein, sondern durch einen fair geführten
Ausgleich der Interessengegensätze herbeigeführt                              Methodentipps zur Förderung
werden. Ein wichtiger Bestandteil der Konfliktlö-
                                                                              • M
                                                                                 ediations- und / oder Supervisionstrainings
sungsfähigkeit ist die Befähigung, eigene Stand-
                                                                                für Teammitglieder, systemische Interventionen
punkte klar und fundiert vorzutragen und Dritten
                                                                                (z. B. Aufstellungen)
das Gefühl zu vermitteln, Lösungen durch eigene
Einsichten gewonnen zu haben. Konfliktfähigkeit ist                           • A
                                                                                 nalyse von Konflikttypen (z. B. nach Thomas
in offenen Systemen entscheidend, um die Interes-                               und Kilmann)36 und Konfliktphasen (z. B. nach
sen der unterschiedlichen Personen erfolgreich in                               F. Glaserl)37
einen Konsens zu überführen.
                                                                                 as Innere Team befragen,38 Harvard-Methode,
                                                                              • d
                                                                                Rollentausch; spielbasierte Konfliktlösungs-­
                                                                                Trainings 39

35 Vgl. http://www.rotmanithink.ca/what-is-integrative-thinking und http://www.rotmanithink.ca/hello-ithink 13.09.2021, 15:52, beide Quellen).
36 Gute Zusammenfassung hier: https://projekte-leicht-gemacht.de/blog/pm-methoden-erklaert/thomas-kilmann-konflikttyp (20.09.2021, 13:45).
37 Vgl. Glaserl, 2004.
38 Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Inneres_Team#Die innere Teamsitzung (20.09.2021, 13:47).
39 Wie z. B. dieses LinkedIn-Angebot: https://www.linkedin.com/events/minecraftseriousgame-konfliktl-6801797480565489664 (20.09.2021, 13:47).
Future Skills for Openness

                            Empfehlungen für den Arbeitsalltag                        • R
                                                                                         eflexion: Wie werden Konflikte bewertet – als
                            in ­Einrichtungen / für Führungskräfte                      Hürde oder als Chance? Wie werden Konflikte
                                                                                        bisher aufgefangen? Wie wollen wir in Zukunft
                            • e ine positive Feedbackkultur vorleben und
                                                                                        zusammenarbeiten?
                               ­etablieren
                                                                                      • Mediation und Supervisionen anbieten
                            • die o. g. Methodentipps

                            Netzwerkkompetenz

                             Netzwerkkompetenz (= Networking-Kompetenz)               Gay, B. (2014): Open innovation, networking, and
                             meint alle Fähigkeiten, die für ein erfolgreiches        business model dynamics: the two sides. In: Journal
                            ­Beziehungsmanagement und Networking aus-                 of Innovation and Entrepreneurship 3(1), 1–20.
                            schlaggebend sind.
                                                                                      Methodentipps zur Förderung
                            Beziehungsmanagement und Networking umfassen
                                                                                      • Teilnahme an Working-Out-Loud-Zirkeln (WOL)
                            das Aufbauen, Erhalten und gezielte Nutzen von
                            Kontakten und Kontaktnetzwerken, um die eigenen           • g ute Vorbereitung sowie gezieltes Üben und
                            Ziele zu erreichen. Das kommunikative Netzwerk be-           ­Reflektieren in Netzwerksituationen (Elevator
                            zieht sich auf eine sich möglichst frei organisierende        Pitch zu sich selbst einüben)
                            Kooperationsform, die vor allem von der Idee der
                                                                                      • T
                                                                                         eilnahme an Konferenzen und Job- und Karriere-
                            Synergie von Spezialist:innen angetrieben wird. Da-
                                                                                        messen (mindestens fünf Personen ansprechen
30                          für notwendige Fähigkeiten umfassen Beziehungs-
                                                                                        und sich vorstellen üben; siehe Elevator Pitch)
                            management, Aufgeschlossenheit, Smalltalking,
                            Konfliktfähigkeit, Flexibilität und Toleranz. Das Netz-
                                                                                      Empfehlungen für den Arbeitsalltag
                            werk einer Person ist die entscheidende Ressource
                                                                                      in ­Einrichtungen / für Führungskräfte
                            zur Weiterentwicklung. Gerade in offenen Prozessen
                            ist es wichtig, diese Ressource zu nutzen, um diverse     • M
                                                                                         itarbeitende zur Teilnahme an Netzwerkveran-
                            Wissensgeber:innen und Stakeholder aktiv einzube-           staltungen ermuntern
                            ziehen und ein spezifisches Ziel zu erreichen.
                                                                                      • M
                                                                                         itarbeitende in Netzwerk- und Kooperationssitu-
                                                                                        ationen außerhalb der Institution einbeziehen
                            Weiterführende Leseempfehlung
                                                                                      • N
                                                                                         etworking Events organisieren, dafür eignen
                            Döhling-Wölm, J. (2020). Karriere, Macht und
                                                                                        sich Festlichkeiten jeder Art oder gesellschaftliche
                            ­Netzwerke: Spielregeln für die Karriereentwicklung.
                                                                                        Anlässe
                             ­Opladen: Verlag Barbara Budrich.
Das Framework

Problemlösefähigkeit

Problemlösungsfähigkeit ist die Fähigkeit, Problem­                         Weiterführende Leseempfehlung
lösungen erfolgreich zu gestalten.
                                                                            Pinto, H. & Guerreiro, A. (2019): Resilience, innova-
                                                                            tion, and knowledge transfer: Conceptual conside-
Problemlösungsfähigkeit kann sowohl als indivi-
                                                                            rations and future research directions. In: Almeida,
duelle Leistungsvoraussetzung als auch als soziale
                                                                            H. & Sequeira, B. (Hrsg.): The Role of Knowledge
Aktivität begriffen werden, den Lösungsprozess von
                                                                            Transfer in Open Innovation (S. 281–299). IGI Global.
Problemen anzustoßen und zu organisieren. Ziel der
Problemlösungsfähigkeit ist es, Gruppenprozesse zu                          Terwiesch, C. & Xu, Y. (2008): Innovation contests,
initiieren, die zu einem deutlichen kognitiven und                          open innovation, and multiagent problem solving.
kooperativen Leistungsvorteil gegenüber der Indivi-                         In: Management Science 54(9), 1529 –1543.
dualleistung führen.
                                                                              Wellensiek, S. K. (2017): Handbuch Resilienztraining.
                                                                                  Widerstandskraft und Flexibilität für Unter-
Resilienz ist wichtiger Bestandteil der Pro-
                                                                                      nehmen und Mitarbeiter. Weinheim: Beltz
blemlösungsfähigkeit. Resilienz ist eine                                 Lesen
                                                                       Sie hierzu
                                                                                        Verlag.
Problemumgangs- und Problemlösungs-
                                                                  auch das Policy
kompetenz – weg von dysfunktionalem                             Paper des SV: Unter-
                                                                                         Methodentipps zur Förderung
Stress und toxischen Stressfolgewirkun-                          nehmenskultur als
                                                                  Resilienzfaktor?
gen hin zu funktionalem, aktivierendem                                 (2021)
                                                                                        • K
                                                                                           reativitätstrainings zur Problem-
Stress für Lernen, Wachstum – und besitzt                                                 lösung
in einer sich schnell verändernden Arbeits-
                                                                                 • T
                                                                                    eamtrainings: als Team Probleme lösen
welt einen hohen Stellenwert.40
                                                                                   (z. B. Teamtrainings oder Room-Escapes)
                                                                                                                                      31
Resilienz beschreibt die Entwicklung, Nutzung und                           • Resilienztraining
den Zugang zu jenen Potenzialen, die Menschen
dazu befähigen, Niederlagen, Unglück, Stressoren                            Empfehlungen für den Arbeitsalltag
und Schicksalsschläge flexibel, besser und schneller                        in ­Einrichtungen / für Führungskräfte
zu meistern.41 Resilienz bezieht sich einerseits auf
                                                                            • T
                                                                               eamtage und Teamfortbildungen mit dem
die psychische und körperliche Belastbarkeit des
                                                                              Schwerpunkt Problemlösefähigkeit etablieren
Individuums und andererseits auf die Widerstands-
fähigkeit einer Organisation.42                                             • A
                                                                               ustauschformate in der Organisation etablieren,
                                                                              um in Peer-Formaten von guter Praxis zu lernen
Offene Prozesse bergen immer auch die Gefahr (das
                                                                            • I n der Arbeitspraxis hat Resilienz mit Arbeits­
Potenzial) von Unvorhergesehenem, ungeahnten
                                                                               abläufen, Arbeitsorganisation, Belastungsbeurtei-
Stressfaktoren (z. B. durch sehr heterogene interdis-
                                                                               lung sowie Arbeitszeitregelungen zu tun. Genau
ziplinäre Teams) und Rückschlägen. Eine hohe Resi-
                                                                               diese Bereiche können Führungskräfte, Human
lienz ist daher ein Erfolgsfaktor individuell, wie auch
                                                                               Resources oder der Betriebsrat gestalten.
für die Organisation.

40 Vgl. Kompetenzatlas → Problemlösungsfähigkeit (fh-wien.ac.at).
41 https://www.resilienz-akademie.com/resilienz (14.10.2021, 13:30).
42 Vgl. INQA, 2021.
Future Skills for Openness

                            Interkulturelle Kompetenz

                            Für die Definition interkultureller Kompetenz le-                            Weiterführende Leseempfehlung
                            gen wir einen erweiterten, prozesshaften Kultur-
                                                                                                         Bolten, J. (2012): Interkulturelle Kompetenz. Erfurt:
                            begriff 43 zugrunde, der Kultur als offenen und
                                                                                                         Landeszentrale f. polit. Bild. Thüringen.
                            dynamischen Prozess beschreibt. Das bedeutet in
                            diesem Kontext, dass national oder regional kul-                             Deardorff, D. K. (2006): Identification and assess-
                            turelle Unterschiede und unterschiedliche Organi-                            ment of intercultural competence as a student
                            sations- und Arbeitskulturen nicht starr definiert,                          outcome of internationalization at institutions of
                            sondern als „im Prozess“ (Reziprozitätsdynamik)                              higher education in the United States. In: Journal of
                            verstanden werden.44                                                         Studies in International Education 10(3), 241– 266.

                            Interkulturelle Kompetenz stellt die Fähigkeit dar,                          Methodentipps zur Förderung
                            in interkulturellen Situationen effektiv und ange-
                                                                                                         • I nterkulturelle Trainings; aufgrund der oben
                            messen zu agieren. Sie wird durch bestimmte Ein-
                                                                                                            beschriebenen Schlüsselfaktoren von interkul-
                            stellungen, emotionale Aspekte, (inter-)kulturelles
                                                                                                            tureller Kompetenz sind interkulturelle Trainings
                            Wissen sowie spezielle Fähigkeiten und Fertigkeiten
                                                                                                            grundsätzlich eine sehr gute Methode, um ein
                            befördert.45
                                                                                                            offenes Mindset und Skillset zu fördern

                            Interkulturell kompetent ist eine Person, die bei der
                                                                                                         Empfehlungen für den Arbeitsalltag
                            Zusammenarbeit mit Menschen aus ihr unvertrau-
                                                                                                         in ­Einrichtungen / für Führungskräfte
                            ten kulturellen Zusammenhängen deren spezifische
                            Konzepte der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens
                                                                                                         • J ob Shadowing, Programme wie Common
32                          und Handelns erfasst und begreift. Schlüsselfak-
                                                                                                            ­Purpose und Corporate Social Volunteering,
                            toren, um interkulturelle Kompetenz zu erwerben,
                                                                                                             ­Austausch mit Abteilungen, Partner­universitäten
                            sind Empathie, Toleranz, Offenheit, Kommunika-
                                                                                                              oder Forschungseinrichtungen an anderen
                            tionsfähigkeit, Flexibilität, Fähigkeit zum Perspektiv-
                                                                                                              ­Standorten
                            wechsel, Lernbereitschaft, Respekt und Selbstrefle-
                            xion sowie Wissen um die Konzepte der Zielkultur.                            • P
                                                                                                            rojekte über Disziplinen, Standorte, Partner­
                                                                                                           organisationen hinweg organisieren und ggf.
                            Um in offenen Systemen über Kulturen hinweg erfolg-                            durch Briefing und Debriefing interkulturell
                            reich zu sein, benötigt es von allen Teilnehmer:innen                          ­begleiten
                            ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz.

                            43 Vgl. Hannerz, 1992 und http://iwk-jena.uni-jena.de/wp-content/uploads/2019/03/Bolten_2013_Fuzzy_Cultures.pdf (20.09.2021, 13:47).
                            44 Siehe z. B. das Sandberg-Modell nach Jürgen Bolten.
                            45 Vgl. Boecker & Jäger, 2006.
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