Zur Relevanz von internationalen repräsentativen Schulleistungsstudien für die politischen Bildung in Deutschland. Das politische Mindset von ...

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Zur Relevanz von internationalen repräsentativen Schulleistungsstudien für die politischen Bildung in Deutschland. Das politische Mindset von ...
Zur Relevanz von internationalen repräsentativen Schulleistungsstudien
für die politischen Bildung in Deutschland.
Das politische Mindset von 14-Jährigen und ihren Lehrkräften
  Prof. Dr. Hermann Josef Abs          Dr. Katrin Hahn-Laudenberg (Vertr. Prof.)
Educational Research and Schooling           Didaktik der Sozialwissenschaften
    Universität Duisburg-Essen                     Universität Wuppertal
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ICCS 2016 – Übergreifende Fragestellung

ICCS fragt nach der Ausgangslage für politische Bildung von Schüler*innen
am Ende der 8. Jahrgansstufe

 Inwieweit sind Schüler*innen der 8. Jahrgansstufe bereits auf ihre Rolle
  als Bürger*innen in einer Demokratie vorbereitet?

Demokratie wird als Form der normbezogenen Bearbeitung von
gesellschaftlich erkannten Herausforderungen betrachtet, die es erlaubt,
mehrere Ursachen, alternative Lösungen und die Anerkennung
unterschiedlicher Perspektiven in Diskussion und Entscheidungsfindung
einzubeziehen (Abs, Hahn-Laudenberg, Deimel, Ziemes i.pr.).
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ICCS 2016 –
   Eine Studie des Internationalen
   Large Scale Assessment

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ICCS 2016: Teilnehmende Bildungssysteme

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ICCS 2016: Teilnehmende Bildungssysteme

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Konzeption und Design von ICCS 2016: Stichprobe & Erhebung
 Zielgruppe: Schüler*innen der 8. Jahrgangsstufe
 International insgesamt 94 000 Schüler*innen in
 3 800 Schulen aus 24 Bildungssystemen, darunter 14 europäische.
 Erhebung in NRW:
 Realisierte Stichprobe: 1 451 Schüler*innen in 59 Schulklassen
 Erhebungszeitpunkt: Februar - Juli 2016
 Erhebungsinstrumente:
             • Wissenstest im Booklet-Design (8 Testhefte)
             • Internationaler & Europäischer Schülerfragebogen
             • Lehrerfragebogen und Schulleitungsbogen

 Nationaler Bericht: November 2017 (Abs & Hahn-Laudenberg, 2017)
 http://www.waxmann.com/buch3737

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Analyserahmen für ICCS 2016

                                    Mindset

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Ausgewählte Fragen für die Entwicklung politischer Bildung
1. Politisches Wissen und Argumentieren
1.1 Wie ausgeprägt ist politisches Wissen bei Schüler*innen mit unterschiedlichem Kontext?
1.2 Ist politisches Wissen und Argumentieren bei 14-Jährigen relevant?
2. Einstellungen
2.1 Welche gesellschaftlichen Herausforderungen sehen 14-Jährige?
2.2 Welche Rolle spielt religiöse Identität für Einstellungen zum Einfluss von Religion in der
    Gesellschaft?
2.3 Welche Bedeutung kommt der Schule für die Entwicklung von Vertrauens in politische
    Institutionen zu?
3. Schule als gestaltbarer Kontext
3.1 Können wir der These von der Überwältigung durch Lehrkräfte im Klassenzimmer mit
    ICCS empirisch etwas entgegensetzen?
3.2 Welche Überzeugungen zeigen Lehrkräfte zur politische Bildung?
3.3 Lassen sich aus ICCS Anregungen zur Weiterentwicklung der Curricula zur politischen
    Bildung gewinnen?                                                                            8
1. Politisches Wissen und
Argumentieren

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Politisches Wissen und Argumentieren

 In ICCS 2016 werden zwei kognitive Dimensionen politischer
 Kompetenz erhoben:
 • konzeptuelles politisches und zivilgesellschaftliches Wissen
   (Knowing)
 • Argumentieren und Anwenden von konzeptuellem Wissen
   (Reasoning and Applying)
 Beide Dimensionen werden auf einer gemeinsamen Skala
 ausgewertet.

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Politisches Wissen
   Kompetenz-
     stufen
                 Stufe III: Schüler*innen können u.a. politische
                       Standpunkte und Konzepte in ihre
        III        Begründungen integrieren sowie Einfluss-
                  nahme und Kontrolle aufeinander beziehen.
       563
                      Stufe II: Schüler*innen zeigen u.a.
                   substantielle Kenntnisse zum Konzept der
        II
                  repräsentativen Demokratie und erkennen
                 dabei die potentielle Rolle von Bürger*innen.
       479

                 Stufe I: Schüler*innen zeigen u.a. Kenntnisse
        I        zu demokratischen Grundsätzen wie Gleich-
                     berechtigung und verknüpfen sie mit
                            alltäglichen Situationen.
       395

                    Basisstufe: Schüler*innen erkennen in
    Basisstufe
                   eindeutigen Beispielen Grundfunktionen
                     einer Demokratie und von Gesetzen.
       311

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Politisches Wissen
   Kompetenz-
     stufen
                 Stufe III: Schüler*innen können u.a. politische
                                                                                                  Warum haben Länder
                       Standpunkte und Konzepte in ihre
                   Begründungen integrieren sowie Einfluss-                                    Gesetze zur Transparenz von
        III
                  nahme und Kontrolle aufeinander beziehen.                                          Parteispenden?
       563
                      Stufe II: Schüler*innen zeigen u.a.                                 Was ist der beste Grund (…) einen
                   substantielle Kenntnisse zum Konzept der                             Vorsitzenden zu wählen anstatt einfach
        II
                  repräsentativen Demokratie und erkennen                               den zu nehmen, der sich anbietet (…)?
                 dabei die potentielle Rolle von Bürger*innen.
       479

                 Stufe I: Schüler*innen zeigen u.a. Kenntnisse
                 zu demokratischen Grundsätzen wie Gleich-
                                                                                               Was ist das beste Beispiel für
        I
                     berechtigung und verknüpfen sie mit                                           Machtmissbrauch?
                            alltäglichen Situationen.
       395

                                                                                            Wie könnte die Regierung am
                    Basisstufe: Schüler*innen erkennen in
    Basisstufe
                   eindeutigen Beispielen Grundfunktionen                              vernünftigsten auf das das Problem der
                     einer Demokratie und von Gesetzen.                                  der lauten Arbeitsplätze reagieren?
       311

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1.1 Wie ausgeprägt ist politisches
Wissen bei Schüler*innen mit
unterschiedlichem Kontext?

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Politisches Wissen
                                                                                                       Anteil der Schüler*innen, die mindestens
                                                                                                         folgende Kompetenzstufe erreichen

Teilnameland                                                                                                  I                  II              III
                           Basis                   I                 II                   III
                                                                                                        %         (SE )    %          (SE )    % (SE )
Nordrhein-Westfalen    6.6       22.8                      39.3                     30.7               92.8       (1.7)   70.0        (1.5)   30.7 (1.6)
Dänemark              0.4
                       2.310.2         24.6                               62.4                         97.3       (0.8)   87.0        (0.8)   62.4 (1.3)
Finnland                 10.0           27.0                              60.4                         97.4       (0.8)   87.4        (1.4)   60.4 (1.6)
Schweden                   12.2             25.2                          58.3                         95.6       (0.8)   83.5        (1.0)   58.3 (1.3)
Norwegen                     13.1            28.9                           53.5                       95.5       (0.7)   82.3        (1.0)   53.5 (1.2)
Estland                      16.7                  36.9                          43.0                  96.6       (1.0)   79.9        (1.5)   43.0 (1.8)
VG Europa                        18.9                  33.0                      40.2                  92.2       (0.3)   73.3        (0.4)   40.2 (0.4)
Belgien (Flandern)             19.1                    36.6                      39.6                  95.2       (1.6)   76.1        (1.6)   39.6 (2.2)
Slowenien                      20.6                    37.6                        37.0                95.2       (0.9)   74.6        (1.2)   37.0 (1.4)
Kroatien                      19.9                     39.9                        36.0                95.8       (1.2)   75.9        (1.5)   36.0 (1.5)
Niederlande             8.2          23.2                 32.1                     35.6                90.9       (1.5)   67.7        (1.8)   35.6 (1.8)
Italien                          21.5                     36.1                     34.9                92.6       (0.8)   71.0        (1.1)   34.9 (1.2)
VG ICCS 2016                          21.2                 31.5                    34.7                87.4       (0.2)   66.2        (0.3)   34.7 (0.3)
Litauen                           23.5                     38.5                     30.5               92.6       (1.2)   69.1        (1.6)   30.5 (1.7)
Bulgarien                      16.0           22.5                28.4               26.7              77.6       (1.4)   55.1        (1.5)   26.7 (1.5)
Malta                         13.4          23.2                  31.7                  26.2           81.1       (1.0)   57.8        (1.1)   26.2 (1.1)

15.11.2018            0%             25%                  50%              75%                  100%                                                       14
Bedeutung des kulturellen Kapitals der Familie für das politische Wissen

                                                                           15
Politisches Wissen und Argumentieren

• Die höchste Kompetenzstufe erreichen 14-jährigen Schüler*innen in
  Nordrhein-Westfalen deutlich seltener als Schüler*innen im europäischen
  Vergleich.
• Disparitäten zeigen sich für Schüler*innen an Nicht-Gymnasien, aus Familien
  mit geringerem kulturellem Kapital sowie mit Migrationshintergrund

 15.11.2018              AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   16
1.2 Ist politisches Wissen und
Argumentieren bei 14-Jährigen
relevant?

15.11.2018   AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   17
Politisches Wissen &                  Finnland                                    43                         5                         48

                                       Lettland                                   43    1    44

Einstellung zu                          Estland                                              44         2         46

                                 Niederlande
Rechten von
                                                                                                       45         2         47

                                     Bulgarien                                                                    46    1   47

Migrant*innen                       Dänemark                                                                      46              3              49

Durchschnittswert der Skala               Italien                                                                           47         2         49
"Rechten von Migrant*innen"
                                        Litauen                                                                             47               3            50
von Schüler*innen der
Kompetenzstufe I (unter 479               Malta                                                                             47         2         49

Punkten) und der                   VG Europa                                                                                47         2         49

Kompetenzstufe II (ab 479)      Belgien (Flandern)                                                                                     48
sowie die Größe der Differenz
                                       Kroatien                                                                                                  49       2        51
(in Punkten).
                                    Norwegen

                                                                                                                                                                                                © ICCS 2016; Inf ograf ik: S. Menne
                                                                                                                                                 49            3        52

                                    Slowenien                                                                                                    49   1   50

                                    Schweden                                                                                                              50            4        54

                                           NRW                                                                                                                     51        3   54

                                                    40                  42                   44                   46                   48                 50            52       54        56
                                                  Punkte im Wissenstest raschskaliert auf Mittelwert ICCS 2009 (M=50, SD=10)
                                                  Standardf ehler (SE): "
Relevanz politischen Wissens

Politische Wissen erweist sich für alle drei weiteren Bereiche des politischen
Mindsets als bedeutsam:
• Ein höheres politisches Wissen geht in allen Ländern mit einer stärkeren
  Unterstützung der Gleichberechtigung von unterschiedlichen Gruppen und
  Toleranz einher.
• Schüler*innen mit mehr Wissen trauen sich selbst eher zu, politisch oder
  sozial Einfluss zu nehmen (Selbstwirksamkeitsüberzeugung)
• Sie geben häufiger an, später an Wahlen teilnehmen zu wollen.

 15.11.2018               AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   19
2. Einstellungen

2.1 Welche gesellschaftlichen Heraus-
forderungen sehen 14-Jährige?

15.11.2018   AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   20
Unterrichtsentwicklung - Zukunftssorgen

Schüler*innen in NRW                   Umweltverschmutzung                                                                                                         73   74
sorgen sich seltener
um wirtschaftliche                                     Terrorismus                                                                                         66 70

Entwicklung als um
                                                      Klimawandel                                                                             55              68
Umwelt und Sicherheit
                                            Globale Finanzkrise                                              28             41
Anteil der Schüler*innen in
NRW und in der Vergleichs-
gruppe Europa,                                    Arbeitslosigkeit                                   22                  38
die in verschiedenen Sze-
narien eine große Bedrohung
für die Zukunft sehen                                                     0%                           25 %                           50 %                         75 %           100 %
                                                                             Vergleichsgruppe Europa: Mittelwerte der europäischen Vergleichsländer (14 Länder)
                                                                             Standardfehler (SE): "NRW" = 1.2
Unterrichtsentwicklung - Zukunftssorgen
                                      1.00
                                                                                            Generelle Pessimisten
                                                                                                   (16%)
                                                                                                                            • Schüler*innen in NRW: etwa die
                                      0.90
                                                                                                                              Hälfte zeigt sich vorrangig durch
                                      0.80                                                                                    Umweltthemen besorgt
 Klassenbedingte Wahrscheinlichkeit

                                      0.70
                                                                                                                            • Klassifikationswahrscheinlichkeit
                                                                                              Umwelt-bewusste
                                      0.60
                                                                                                  (49%)                       abhängig vom politischen Wissen
                                      0.50
                                                                                                                              (individuell und auf Klassenebene)
                                                                                            Sicherheits-bewusste
                                      0.40
                                                                                                   (20%)                    • Je höher politisches Wissen, desto
                                                                                                                              wahrscheinlicher „umwelt-bewusst”
                                      0.30

                                      0.20
                                                                                                                            • Je niedriger, desto wahrscheinlicher
                                                                        Generelle
                                                                                                                              „sicherheits-bewusst”
                                      0.10
                                                                    Optimisten (15%)
                                                                                                                            • Was bedeutet dies für die
                                                                                                                              Schülerorientierung in der
                                      0.00

                                                                                                                              politischen Bildung?

15.11.2018                                   Deimel, D. & Abs, H. J. (2018, Juli). Future Concerns of Adolescents as Potentials for Global Citizenship Education. Präsentation bei der
                                                                                                                                                                                         22
                                             JURE Konferenz 2018, Antwerpen.
2.2 Welche Rolle spielt religiöse
Identität für Einstellungen zum Einfluss
von Religion in der Gesellschaft?

15.11.2018   AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   23
Einstellungen zum Einfluss der Religion in der Gesellschaft
Anteil der Zustimmung der
Schüler*innen zu den
                                                     Dänemark                                            24                                                                                                           90
Aussagen : Religion ist für
                                                                                   12

                                                        Estland                                         23                                                                                        81
mich wichtiger als Politik,
                                                                                         16

                                                     Schweden                              17      21                                                                                                        87
Religiöse Regeln sind                                Norwegen                                 18             25                                                                                              87
wichtiger als staatliche                      Belgien (Flandern)                                   21                  30                                                                                    87
Gesetze und Alle Menschen                              Lettland                                         23        28                                                              73
sollten frei sein, die von ihnen           Nordrhein-Westfalen                                          23                        36                                                                   83
gewählte Religion auszuüben                        Niederlande                                               25             32                                                               79
(„Stimme zu“ oder „Stimme                               Litauen                                                   29              36                                                    77
sehr zu“).                                           Slowenien                                                               33              46                                                        83

                                                      Bulgarien                                                                         42                   59                                             85

                                                          Malta                                                                                    52                        70                                   89

                                                       Kroatien                                                                                         54                             76                                  94

                                                                   0            10                 20                  30              40         50          60             70               80                      90        100
                                                                   Sta ndardfehler (SE): "Religionszugehörigkeit"=0.5
2.3 Welche Bedeutung kommt der
Schule für die Entwicklung von
Vertrauens in politische
Institutionen zu?

15.11.2018   AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   25
Entwicklung von Vertrauens in politische Institutionen

•      Ausgangspunkt: Staaten sind auf grundlegendes Vertrauen durch ihre
       Bürger*innen angewiesen, um weiter bestehen zu können
       (Easton, 1975).
•      Herausforderung heute:
       Komplexität moderner Gesellschaften erschwert den Aufbau von Vertrauen
       Migrant*innen 2. Generation zeigen im Mittel weniger Vertrauen in die Institutionen der
        Aufnahmeländer als Migrant*innen der 1. Generation
       Insbesondere populistische Gruppen und Parteien erzielen Erfolge indem sie Misstrauen
        gegenüber Institutionen nutzen und es weiter verstärken (Mols & Jetten, 2016).

15.11.2018                       AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   26
Schule als Kontext der Vertrauensbildung in politische Institutionen

                              Geschlecht      n.s.                                                            Geschlecht      n.s.

                                                                               OHNE Migrationshintergrund:
MIT Migrationshintergrund:

                             Sozio-ökonom-                                                                   Sozio-ökonom-
                                            n.s.                                                                            n.s.
                              ischer Status                                                                   ischer Status

                               Beziehung                  Vertrauen in                                         Beziehung                 Vertrauen in
                                              β=.31***                                                                        β=.23***
                               Lehrkräfte                   politische                                         Lehrkräfte                  politische
                             Schüler*innen                Institutionen                                      Schüler*innen               Institutionen
                               Beziehung                                                                       Beziehung
                             Schüler*innen    β=.26***                                                       Schüler*innen    β=.17***
                             Schüler*innen                                                                   Schüler*innen

                             Viktimisierung   n.s.                                                           Viktimisierung   n.s.

15.11.2018
                                                     (Ziemes, Hahn-Laudenberg & Abs, under review)                                             27
3. Schule als gestaltbarer Kontext

3.1 Können wir der These von der
Überwältigung durch Lehrkräfte im
Klassenzimmer mit ICCS empirisch
etwas entgegensetzen?

15.11.2018   AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   28
Konzeption von Unterrichtsqualität in ICCS 2016
     Diskurs in der politischen
              Bildung                                                                  Diskurs in der Bildungsforschung

                                                                                                Schülerorientierung und
      Normativer Rahmen des                                                                     kognitive Aktivierung als
      Beutelsbacher Konsenses                                                                       Merkmale von
         (Westphal, 2018)                                                                         Unterrichtsqualität
                                                                                                    (Klieme, 2018)

                                              Skala „Offenes
                                            Unterrichtsklima“
                                           (Schulz et al., 2018)

                                        Operationalisierung in der
                                        empirischen Fachdidaktik

  15.11.2018                      AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs                               29
Offenes Unterrichtsklima an Schulen

•      Theoretischer Hintergrund: Überwältigungsverbot und Kontroversität
       als zentrales Merkmal politischer Bildung (international Hess, 2008)
      • Zugleich impliziert der Beutelsbacher Konsens keine Forderung nach Neutralität
        der Lehrkräfte
        insbesondere nicht gegenüber Positionen, die die normative Grundlagen des
        Grundgesetzes (Menschen- und Bürgerrechte; Rechtstaatlichkeit) in Frage stellen
        (GPJE, DVpB und DVPW-Sektion, 2018)
•      „offenes Unterrichtsklima“ wurde schon vielfach als positiver Kontext
       für Wissensaufbau und Selbstwirksamkeit identifiziert (Watermann,
       2004; Buhl, Kuhn, Abs, 2013; Hahn-Laudenberg, 2017)

15.11.2018                    AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   30
Ergebnisse zum offenen Unterrichtsklima in ICCS 2016
im internationalen Vergleich                                               g                                            g

                                                         Dänemark                                                                         62                                    92

Wenn politische Themen im                                    Italien                                                        49                                                  91

Unterricht diskutiert werden,                              Kroatien                                      33                                                                     90

beobachten so viele                                     Schweden                                                                               65                          87
Schüler*innen das Folgende                               Norwegen                                                                  56                                     87
manchmal oder oft                                        Slowenien                                    31                                                                85
(Angaben in Prozent):                                     Finnland                                                 40                                                 84
Schüler*innen bringen aktuelle                               Malta                                            38                                                     83
politische Ereignisse ein                                  Lettland                                                 42                                               83
Lehrer*innen ermutigen                                     Estland                                             38                                                  82
Schüler*innen, Stellung zu                                  Litauen                                           36                                                 81

                                                                                                                                                                                             © ICCS 2016; Infografik: D. Deimel
nehmen                                                   Bulgarien                                       33                                                      80

                                                 Belgien (Flandern)                                            38                                               79

Quelle & Hintergrund:                                  Niederlande                                  29                                                     74
Deimel. & Hahn-Laudenberg, 2017, Tabelle 5.1.3
                                                             NRW                                                                        59            72

 15.11.2018                                                           0%       10 %      20 %       30 %        40 %        50 %        60 %        70 %        80 %         90 %    100 %
                                                                       Standardfehler (SE): "Stellung beziehen" = 0.5
Zusammenfassung: offenes Unterrichtsklima in ICCS

• Eine Auswertung auf Klassenebene dokumentiert, dass sämtliche Klassen,
  mehrheitlich ein offenes Unterrichtsklima berichten.
• Individuelle Schülermerkmale tragen stärker als die Zugehörigkeit zu einer
  Klasse zur Wahrnehmung bei, wie viel Diskursivität möglich ist.
• Die NRW-Ergebnisse zeigen ein auffälliges Profil im internationalen
  Vergleich => Hinweis auf spezifische Problemstellung der Fachdidaktik und
  Weiterbildung
       • Wie kann die inhaltliche Qualität von kontroversen Debatten im Klassenraum
         insbesondere auch bei fachfremd unterrichtenden Lehrkräften angereichert werden?
       • Wie können didaktische Formen, in denen Schüler*innen ermutigt werden, begründet
         Stellung zu beziehen und Kontroversität zu erleben, breitere Anwendung in der Praxis
         erfahren?

15.11.2018                        AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   33
3.2 Welche Überzeugungen zeigen
Lehrkräfte zur politische Bildung?

15.11.2018   AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   34
Politikdidaktische Überzeugungen bei Lehrkräften in ICCS 2016

• Stichprobe: 440 Lehrer*innen, die an teilnehmenden Schulen in Jahrgang 8
  unterrichten sowie Lehrer*innen, die dort ein Fach der zivilgesellschaftlichen
  und politischen Bildung unterrichten (2/3 ohne sozialwissenschaftliche
  Lehrbefähigung).
• Gut vorbereitet fühlen sich Lehrer*innen insbesondere hinsichtlich nicht
  fachspezifischer Ziele wie kritisches und unabhängiges Denken und
  Konfliktfähigkeit.
• Zu den drei wichtigsten Zielen (von zehn) politischer Bildung zählen 81% der
  Lehrer*innen kritisches und unabhängiges Denken, 58% Konfliktfähigkeit, aber
  nur 28% den eigenen Standpunkt zu vertreten. Mit Partizipation verbundene
  Ziele rangieren deutlich am Ende der Prioritätenliste.

15.11.2018                  AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   35
Politikdidaktische Überzeugungen bei Lehrkräften

• kein einheitliches
  Verständnis zur Frage von                                                                            Zustimmung
  Kontroversität und
  Überwältigung in der         Positionen zivilgesellschaftlicher
                                                                                                Stimme                 Stimme
                                                                                                 stark Stimme Stimme     gar
  schulischen politischen      und politischer Bildung                                             zu     zu  nicht zu nicht zu
  Bildung                                                                                         %       %       %       %

• Mehrheit spricht sich        Lehrkräfte sollten, wenn sie es können,
  jeweils für eine politisch   ihr politisches Engagement in der Schule                          5%     35%      50%     11%
  „neutrale“ Haltung von       zeigen. Sie sind wichtige Vorbilder
  Lehrer*innen aus und
  gegen das Zeigen des         Lehrkräfte sollten kein politisches
                               Engagement in der Schule zu erkennen                             16%     44%      31%      8%
  eigenen politischen
                               geben, sondern sich neutral zeigen
  Engagements (ähnlich
  Oberle et al., 2018).

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3.3 Lassen sich aus ICCS
Anregungen zur Weiterentwicklung
der Curricula zur politischen Bildung
gewinnen?

15.11.2018   AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   37
Fragen an das Curriculum aufgrund von Analysen zu ICCS 2022

• Inwiefern werden die erwarteten Kompetenzen für Lehrkräfte
  ausreichend konkret beschrieben, um eine Orientierung zu bieten?
• Ermöglichen die Curricula der unterschiedlichen Bildungsgänge
  Chancengleichheit in der Vorbereitung auf politische Teilhabe?
• Ist das Curriculum zur Anleitung von Partizipation in der Schule
  funktional?
• Wie werden die Themen Zugehörigkeit / Identität in den Lehrplänen
  aufgegriffen (z.B. Region, Nation, Europa, Religion)?
• Wo werden die Themen Religionsfreiheit und Stellung von Religion
  in der Gesellschaft gemeinsam mit Schüler*innen unterschiedlicher
  religiöser Zugehörigkeit besprochen?

  15.11.2018           AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs   38
Zur Relevanz von internationalen repräsentativen
Schulleistungsstudien für die politischen Bildung in
Deutschland (Beispiel ICCS 2016 in NRW)

Prof. Dr. H. J. Abs, Dr. K. Hahn-Laudenberg, D. Deimel, J. F. Ziemes

Educational Research and Schooling
Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Bildungswissenschaften

15.11.2018
Vertiefende Analysen
• Hahn-Laudenberg, K. (i. V). Comparing Shape and Effects of Open Classroom Climate across European
  countries in ICCS 2016.
• Hahn-Laudenberg, K., Deimel, D. & Abs, H. J. (i. V.). Participation in school in 15 European countries.
  Individual and contextual conditions of percipience and effects on expected political participation.
• Hahn-Laudenberg, K., Deimel, D. & Abs, H. J. (2019, i. V. ). Partizipation von Schüler*innen in NRW und im
  internationalen Vergleich. Ergebnisse aus ICCS 2016, in: H.-P. Burth & V. Reinhardt (Hrsg.) Wirkungsanalyse
  von Demokratie-Lernen. Barbara Budrich Verlag.
• Hahn-Laudenberg, K. & Abs, H. J. (2018, i. Dr.). Vorbereitet auf die Demokratie? Zentrale Ergebnisse der
  International Civic-and-Citizenship-Education Study (ICCS 2016). SchulVerwaltung NRW.
• Hahn-Laudenberg, K. (2018). Ziviler Ungehorsam als Eigenschaft guter Bürger*innen? Die Erfassung von
  Bürgeridealen in internationalen Civic-Education-Studien. In S. Manzel & L. Möllers (Hrsg.), Politische Bildung
  in Zeiten des Populismus. Schwalbach: Wochenschau.
• Hahn-Laudenberg, K. & Abs, H. J. (2018, i. E.). Religion in Research on Citizenship Education. The Perspective
  of the International Civic and Citizenship Education Study (ICCS 2016). In D. Käbisch (Hrsg.), Religion and
  Educational Research. National Traditions and Transnational Perspectives. Münster: Waxmann.

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Vertiefende Analysen

• Deimel, D.; Hoskins, B. & Abs, H. J. (Revision submitted). How Schools Affect Inequalities in Political
  Participation: Compensation of Social Disadvantage or Provision of Differential Access? Educational
  Psychology: An International Journal of Experimental Educational Psychology (Special Issue on Civic
  Education for Alienated, Disaffected and Disadvantaged Students).
• Deimel, D. & Abs, H. J. (2018). Future Concerns of Adolescents as Potentials for Global Citizenship Education.
  An Exploratory Study with 14-Year Old Students in Germany. Vortrag bei der EARLI JURE Conference 2018 in
  Antwerpen.
• Deimel, D. & Abs, H. J. (2018). Zuversichtlich, privat, vertrauensvoll und passiv. Das politische Mindset von
  Jugendlichen im internationalen Vergleich. In: unsere jugend, 70 (7-8), 297-305. Verfügbar unter
  http://dx.doi.org/10.2378/uj2018.art46d
• Ziemes, J. F. (2018). Trust in the government and the school in ICCS 2016. Citizen education conference,
  Gent, Feb. 2018.
• Ziemes, J. F. (2018). Trust in Political Institutions Awarded by Students with and without Immigration
  Background. Paper prepared for the Migration, Social Transformation, and Education for Democratic
  Citizenship Conference, Essen, Aug. 2018.
• Ziemes, J. F. & Hahn-Laudenberg, K. (i. V.). National and European Citizenship in Citizenship Education.
  Preparation in response to the CfP of the Journal for Social Science Education

    15.11.2018                          AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs                41
Literatur
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•   Buhl, M., Kuhn, H. P. & Abs, H. J. (2013). Bedingungen der Entwicklung von politischem Wissen und politischem Kompetenzerleben. In H. Berkessel, W.
    Beutel, H. Faulstich-Wieland & H. Veith (Hrsg.), Neue Lernkultur Genderdemokratie (S. 209–219). Schwalbach, Taunus: Wochenschau.
•   Deimel, D. & Abs, H. J. (2018). Future Concerns of Adolescents as Potentials for Global Citizenship Education. An Exploratory Study with 14-Year Old
    Students in Germany., Vortrag bei der EARLI JURE Conference 2018 in Antwerpen.
•   Deimel, D., Hoskins, B. & Abs, H. J. (Revision submitted). Is Inequality in Political Participation an Effect of Unequal Access to Various Dimensions of
    Citizenship Education at School? A Comparative Study of 14-Year-Old Students in Four Neighbouring Countries in Europe. Educational Psychology.
•   Easton, D. (1975). A Reassesment of the Concept of Political Support. British Journal of Political Science (5), 435–457.
•   GPJE, DVPB und DVPW-Sektion Politikwissenschaft und Politische Bildung. (2018). Gemeinsame Stellungnahme von GPJE, DVPB und DVPW-Sektion zur
    AfD-Meldeplattform „Neutrale Schulen“. Zugriff am 31.10.2018. Verfügbar unter http://gpje.de/wp-
    content/uploads/2018/10/Stellungnahme_Meldeplattform_GPJE_DVPB_DVPW-Sektion_101813595.pdf
•   Hahn-Laudenberg, K. (2017). Konzepte von Demokratie bei Schülerinnen und Schülern. Erfassung von Veränderungen politischen Wissens mit Concept-
    Maps. Wiesbaden: Springer VS.
•   Hess, D. E. (2009). Controversy in the classroom. The democratic power of discussion. New York: Routledge.
•   Klieme, E. (2018, i.E.). Unterrichtsqualität. In M. Gläser-Zikuda, M. Harring & C. Rohlfs (Hrsg.), Handbuch Schulpädagogik (1. Aufl.). Stuttgart: UTB;
    Waxmann.
•   Oberle, M., Ivens, S. & Leunig, J. (2018). Grenzenlose Toleranz? Lehrervorstellungen zum Beutelsbacher Konsens und dem Umgang mit Extremismus
    im Unterricht. In S. Manzel & L. Möllers (Hrsg.), Populismus und politische Bildung (Schriftenreihe der Gesellschaft für Politikdidaktik und politische
    Jugend- und Erwachsenenbildung, S. 53–61).
•   Schulz, W., Ainley, J., Fraillon, J., Losito, B., Agrusti, G. & Friedman, T. (2018). Becoming Citizens in a Changing World. The International Civic and
    Citizenship Education Study 2016 International Report. Amsterdam: Springer.
•   Watermann, R. (2003). Diskursive Unterrichtsgestaltung und multiple Zielerreichung im politisch bildenden Unterricht. Zeitschrift für Soziologie der
    Erziehung und Sozialisation, 23 (4), 356–370.
•   Westphal, M. (2018). Kritik- und Konfliktkompetenz. Eine demokratietheoretische Perspektive auf das Kontroversitätsgebot. Aus Politik und
    Zeitgeschichte, 68 (13-14), 12–17.
•   Ziemes, J., Hahn-Laudenberg, K. & Abs, H. J. (under review). Trust in Political Institutions Awarded by Students with and without Immigration
    Background. International Journal of Psychology.

      15.11.2018                                         AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs                                           42
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