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Zur Relevanz von internationalen repräsentativen Schulleistungsstudien für die politischen Bildung in Deutschland. Das politische Mindset von 14-Jährigen und ihren Lehrkräften Prof. Dr. Hermann Josef Abs Dr. Katrin Hahn-Laudenberg (Vertr. Prof.) Educational Research and Schooling Didaktik der Sozialwissenschaften Universität Duisburg-Essen Universität Wuppertal
ICCS 2016 – Übergreifende Fragestellung ICCS fragt nach der Ausgangslage für politische Bildung von Schüler*innen am Ende der 8. Jahrgansstufe Inwieweit sind Schüler*innen der 8. Jahrgansstufe bereits auf ihre Rolle als Bürger*innen in einer Demokratie vorbereitet? Demokratie wird als Form der normbezogenen Bearbeitung von gesellschaftlich erkannten Herausforderungen betrachtet, die es erlaubt, mehrere Ursachen, alternative Lösungen und die Anerkennung unterschiedlicher Perspektiven in Diskussion und Entscheidungsfindung einzubeziehen (Abs, Hahn-Laudenberg, Deimel, Ziemes i.pr.).
ICCS 2016 – Eine Studie des Internationalen Large Scale Assessment 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 3
Konzeption und Design von ICCS 2016: Stichprobe & Erhebung Zielgruppe: Schüler*innen der 8. Jahrgangsstufe International insgesamt 94 000 Schüler*innen in 3 800 Schulen aus 24 Bildungssystemen, darunter 14 europäische. Erhebung in NRW: Realisierte Stichprobe: 1 451 Schüler*innen in 59 Schulklassen Erhebungszeitpunkt: Februar - Juli 2016 Erhebungsinstrumente: • Wissenstest im Booklet-Design (8 Testhefte) • Internationaler & Europäischer Schülerfragebogen • Lehrerfragebogen und Schulleitungsbogen Nationaler Bericht: November 2017 (Abs & Hahn-Laudenberg, 2017) http://www.waxmann.com/buch3737 15.11.2018 6
Analyserahmen für ICCS 2016 Mindset 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 7
Ausgewählte Fragen für die Entwicklung politischer Bildung 1. Politisches Wissen und Argumentieren 1.1 Wie ausgeprägt ist politisches Wissen bei Schüler*innen mit unterschiedlichem Kontext? 1.2 Ist politisches Wissen und Argumentieren bei 14-Jährigen relevant? 2. Einstellungen 2.1 Welche gesellschaftlichen Herausforderungen sehen 14-Jährige? 2.2 Welche Rolle spielt religiöse Identität für Einstellungen zum Einfluss von Religion in der Gesellschaft? 2.3 Welche Bedeutung kommt der Schule für die Entwicklung von Vertrauens in politische Institutionen zu? 3. Schule als gestaltbarer Kontext 3.1 Können wir der These von der Überwältigung durch Lehrkräfte im Klassenzimmer mit ICCS empirisch etwas entgegensetzen? 3.2 Welche Überzeugungen zeigen Lehrkräfte zur politische Bildung? 3.3 Lassen sich aus ICCS Anregungen zur Weiterentwicklung der Curricula zur politischen Bildung gewinnen? 8
1. Politisches Wissen und Argumentieren 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 9
Politisches Wissen und Argumentieren In ICCS 2016 werden zwei kognitive Dimensionen politischer Kompetenz erhoben: • konzeptuelles politisches und zivilgesellschaftliches Wissen (Knowing) • Argumentieren und Anwenden von konzeptuellem Wissen (Reasoning and Applying) Beide Dimensionen werden auf einer gemeinsamen Skala ausgewertet. 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 10
Politisches Wissen Kompetenz- stufen Stufe III: Schüler*innen können u.a. politische Standpunkte und Konzepte in ihre III Begründungen integrieren sowie Einfluss- nahme und Kontrolle aufeinander beziehen. 563 Stufe II: Schüler*innen zeigen u.a. substantielle Kenntnisse zum Konzept der II repräsentativen Demokratie und erkennen dabei die potentielle Rolle von Bürger*innen. 479 Stufe I: Schüler*innen zeigen u.a. Kenntnisse I zu demokratischen Grundsätzen wie Gleich- berechtigung und verknüpfen sie mit alltäglichen Situationen. 395 Basisstufe: Schüler*innen erkennen in Basisstufe eindeutigen Beispielen Grundfunktionen einer Demokratie und von Gesetzen. 311 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 11
Politisches Wissen Kompetenz- stufen Stufe III: Schüler*innen können u.a. politische Warum haben Länder Standpunkte und Konzepte in ihre Begründungen integrieren sowie Einfluss- Gesetze zur Transparenz von III nahme und Kontrolle aufeinander beziehen. Parteispenden? 563 Stufe II: Schüler*innen zeigen u.a. Was ist der beste Grund (…) einen substantielle Kenntnisse zum Konzept der Vorsitzenden zu wählen anstatt einfach II repräsentativen Demokratie und erkennen den zu nehmen, der sich anbietet (…)? dabei die potentielle Rolle von Bürger*innen. 479 Stufe I: Schüler*innen zeigen u.a. Kenntnisse zu demokratischen Grundsätzen wie Gleich- Was ist das beste Beispiel für I berechtigung und verknüpfen sie mit Machtmissbrauch? alltäglichen Situationen. 395 Wie könnte die Regierung am Basisstufe: Schüler*innen erkennen in Basisstufe eindeutigen Beispielen Grundfunktionen vernünftigsten auf das das Problem der einer Demokratie und von Gesetzen. der lauten Arbeitsplätze reagieren? 311 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 12
1.1 Wie ausgeprägt ist politisches Wissen bei Schüler*innen mit unterschiedlichem Kontext? 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 13
Politisches Wissen Anteil der Schüler*innen, die mindestens folgende Kompetenzstufe erreichen Teilnameland I II III Basis I II III % (SE ) % (SE ) % (SE ) Nordrhein-Westfalen 6.6 22.8 39.3 30.7 92.8 (1.7) 70.0 (1.5) 30.7 (1.6) Dänemark 0.4 2.310.2 24.6 62.4 97.3 (0.8) 87.0 (0.8) 62.4 (1.3) Finnland 10.0 27.0 60.4 97.4 (0.8) 87.4 (1.4) 60.4 (1.6) Schweden 12.2 25.2 58.3 95.6 (0.8) 83.5 (1.0) 58.3 (1.3) Norwegen 13.1 28.9 53.5 95.5 (0.7) 82.3 (1.0) 53.5 (1.2) Estland 16.7 36.9 43.0 96.6 (1.0) 79.9 (1.5) 43.0 (1.8) VG Europa 18.9 33.0 40.2 92.2 (0.3) 73.3 (0.4) 40.2 (0.4) Belgien (Flandern) 19.1 36.6 39.6 95.2 (1.6) 76.1 (1.6) 39.6 (2.2) Slowenien 20.6 37.6 37.0 95.2 (0.9) 74.6 (1.2) 37.0 (1.4) Kroatien 19.9 39.9 36.0 95.8 (1.2) 75.9 (1.5) 36.0 (1.5) Niederlande 8.2 23.2 32.1 35.6 90.9 (1.5) 67.7 (1.8) 35.6 (1.8) Italien 21.5 36.1 34.9 92.6 (0.8) 71.0 (1.1) 34.9 (1.2) VG ICCS 2016 21.2 31.5 34.7 87.4 (0.2) 66.2 (0.3) 34.7 (0.3) Litauen 23.5 38.5 30.5 92.6 (1.2) 69.1 (1.6) 30.5 (1.7) Bulgarien 16.0 22.5 28.4 26.7 77.6 (1.4) 55.1 (1.5) 26.7 (1.5) Malta 13.4 23.2 31.7 26.2 81.1 (1.0) 57.8 (1.1) 26.2 (1.1) 15.11.2018 0% 25% 50% 75% 100% 14
Bedeutung des kulturellen Kapitals der Familie für das politische Wissen 15
Politisches Wissen und Argumentieren • Die höchste Kompetenzstufe erreichen 14-jährigen Schüler*innen in Nordrhein-Westfalen deutlich seltener als Schüler*innen im europäischen Vergleich. • Disparitäten zeigen sich für Schüler*innen an Nicht-Gymnasien, aus Familien mit geringerem kulturellem Kapital sowie mit Migrationshintergrund 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 16
1.2 Ist politisches Wissen und Argumentieren bei 14-Jährigen relevant? 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 17
Politisches Wissen & Finnland 43 5 48 Lettland 43 1 44 Einstellung zu Estland 44 2 46 Niederlande Rechten von 45 2 47 Bulgarien 46 1 47 Migrant*innen Dänemark 46 3 49 Durchschnittswert der Skala Italien 47 2 49 "Rechten von Migrant*innen" Litauen 47 3 50 von Schüler*innen der Kompetenzstufe I (unter 479 Malta 47 2 49 Punkten) und der VG Europa 47 2 49 Kompetenzstufe II (ab 479) Belgien (Flandern) 48 sowie die Größe der Differenz Kroatien 49 2 51 (in Punkten). Norwegen © ICCS 2016; Inf ograf ik: S. Menne 49 3 52 Slowenien 49 1 50 Schweden 50 4 54 NRW 51 3 54 40 42 44 46 48 50 52 54 56 Punkte im Wissenstest raschskaliert auf Mittelwert ICCS 2009 (M=50, SD=10) Standardf ehler (SE): "
Relevanz politischen Wissens Politische Wissen erweist sich für alle drei weiteren Bereiche des politischen Mindsets als bedeutsam: • Ein höheres politisches Wissen geht in allen Ländern mit einer stärkeren Unterstützung der Gleichberechtigung von unterschiedlichen Gruppen und Toleranz einher. • Schüler*innen mit mehr Wissen trauen sich selbst eher zu, politisch oder sozial Einfluss zu nehmen (Selbstwirksamkeitsüberzeugung) • Sie geben häufiger an, später an Wahlen teilnehmen zu wollen. 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 19
2. Einstellungen 2.1 Welche gesellschaftlichen Heraus- forderungen sehen 14-Jährige? 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 20
Unterrichtsentwicklung - Zukunftssorgen Schüler*innen in NRW Umweltverschmutzung 73 74 sorgen sich seltener um wirtschaftliche Terrorismus 66 70 Entwicklung als um Klimawandel 55 68 Umwelt und Sicherheit Globale Finanzkrise 28 41 Anteil der Schüler*innen in NRW und in der Vergleichs- gruppe Europa, Arbeitslosigkeit 22 38 die in verschiedenen Sze- narien eine große Bedrohung für die Zukunft sehen 0% 25 % 50 % 75 % 100 % Vergleichsgruppe Europa: Mittelwerte der europäischen Vergleichsländer (14 Länder) Standardfehler (SE): "NRW" = 1.2
Unterrichtsentwicklung - Zukunftssorgen 1.00 Generelle Pessimisten (16%) • Schüler*innen in NRW: etwa die 0.90 Hälfte zeigt sich vorrangig durch 0.80 Umweltthemen besorgt Klassenbedingte Wahrscheinlichkeit 0.70 • Klassifikationswahrscheinlichkeit Umwelt-bewusste 0.60 (49%) abhängig vom politischen Wissen 0.50 (individuell und auf Klassenebene) Sicherheits-bewusste 0.40 (20%) • Je höher politisches Wissen, desto wahrscheinlicher „umwelt-bewusst” 0.30 0.20 • Je niedriger, desto wahrscheinlicher Generelle „sicherheits-bewusst” 0.10 Optimisten (15%) • Was bedeutet dies für die Schülerorientierung in der 0.00 politischen Bildung? 15.11.2018 Deimel, D. & Abs, H. J. (2018, Juli). Future Concerns of Adolescents as Potentials for Global Citizenship Education. Präsentation bei der 22 JURE Konferenz 2018, Antwerpen.
2.2 Welche Rolle spielt religiöse Identität für Einstellungen zum Einfluss von Religion in der Gesellschaft? 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 23
Einstellungen zum Einfluss der Religion in der Gesellschaft Anteil der Zustimmung der Schüler*innen zu den Dänemark 24 90 Aussagen : Religion ist für 12 Estland 23 81 mich wichtiger als Politik, 16 Schweden 17 21 87 Religiöse Regeln sind Norwegen 18 25 87 wichtiger als staatliche Belgien (Flandern) 21 30 87 Gesetze und Alle Menschen Lettland 23 28 73 sollten frei sein, die von ihnen Nordrhein-Westfalen 23 36 83 gewählte Religion auszuüben Niederlande 25 32 79 („Stimme zu“ oder „Stimme Litauen 29 36 77 sehr zu“). Slowenien 33 46 83 Bulgarien 42 59 85 Malta 52 70 89 Kroatien 54 76 94 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Sta ndardfehler (SE): "Religionszugehörigkeit"=0.5
2.3 Welche Bedeutung kommt der Schule für die Entwicklung von Vertrauens in politische Institutionen zu? 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 25
Entwicklung von Vertrauens in politische Institutionen • Ausgangspunkt: Staaten sind auf grundlegendes Vertrauen durch ihre Bürger*innen angewiesen, um weiter bestehen zu können (Easton, 1975). • Herausforderung heute: Komplexität moderner Gesellschaften erschwert den Aufbau von Vertrauen Migrant*innen 2. Generation zeigen im Mittel weniger Vertrauen in die Institutionen der Aufnahmeländer als Migrant*innen der 1. Generation Insbesondere populistische Gruppen und Parteien erzielen Erfolge indem sie Misstrauen gegenüber Institutionen nutzen und es weiter verstärken (Mols & Jetten, 2016). 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 26
Schule als Kontext der Vertrauensbildung in politische Institutionen Geschlecht n.s. Geschlecht n.s. OHNE Migrationshintergrund: MIT Migrationshintergrund: Sozio-ökonom- Sozio-ökonom- n.s. n.s. ischer Status ischer Status Beziehung Vertrauen in Beziehung Vertrauen in β=.31*** β=.23*** Lehrkräfte politische Lehrkräfte politische Schüler*innen Institutionen Schüler*innen Institutionen Beziehung Beziehung Schüler*innen β=.26*** Schüler*innen β=.17*** Schüler*innen Schüler*innen Viktimisierung n.s. Viktimisierung n.s. 15.11.2018 (Ziemes, Hahn-Laudenberg & Abs, under review) 27
3. Schule als gestaltbarer Kontext 3.1 Können wir der These von der Überwältigung durch Lehrkräfte im Klassenzimmer mit ICCS empirisch etwas entgegensetzen? 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 28
Konzeption von Unterrichtsqualität in ICCS 2016 Diskurs in der politischen Bildung Diskurs in der Bildungsforschung Schülerorientierung und Normativer Rahmen des kognitive Aktivierung als Beutelsbacher Konsenses Merkmale von (Westphal, 2018) Unterrichtsqualität (Klieme, 2018) Skala „Offenes Unterrichtsklima“ (Schulz et al., 2018) Operationalisierung in der empirischen Fachdidaktik 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 29
Offenes Unterrichtsklima an Schulen • Theoretischer Hintergrund: Überwältigungsverbot und Kontroversität als zentrales Merkmal politischer Bildung (international Hess, 2008) • Zugleich impliziert der Beutelsbacher Konsens keine Forderung nach Neutralität der Lehrkräfte insbesondere nicht gegenüber Positionen, die die normative Grundlagen des Grundgesetzes (Menschen- und Bürgerrechte; Rechtstaatlichkeit) in Frage stellen (GPJE, DVpB und DVPW-Sektion, 2018) • „offenes Unterrichtsklima“ wurde schon vielfach als positiver Kontext für Wissensaufbau und Selbstwirksamkeit identifiziert (Watermann, 2004; Buhl, Kuhn, Abs, 2013; Hahn-Laudenberg, 2017) 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 30
Ergebnisse zum offenen Unterrichtsklima in ICCS 2016 im internationalen Vergleich g g Dänemark 62 92 Wenn politische Themen im Italien 49 91 Unterricht diskutiert werden, Kroatien 33 90 beobachten so viele Schweden 65 87 Schüler*innen das Folgende Norwegen 56 87 manchmal oder oft Slowenien 31 85 (Angaben in Prozent): Finnland 40 84 Schüler*innen bringen aktuelle Malta 38 83 politische Ereignisse ein Lettland 42 83 Lehrer*innen ermutigen Estland 38 82 Schüler*innen, Stellung zu Litauen 36 81 © ICCS 2016; Infografik: D. Deimel nehmen Bulgarien 33 80 Belgien (Flandern) 38 79 Quelle & Hintergrund: Niederlande 29 74 Deimel. & Hahn-Laudenberg, 2017, Tabelle 5.1.3 NRW 59 72 15.11.2018 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % Standardfehler (SE): "Stellung beziehen" = 0.5
Zusammenfassung: offenes Unterrichtsklima in ICCS • Eine Auswertung auf Klassenebene dokumentiert, dass sämtliche Klassen, mehrheitlich ein offenes Unterrichtsklima berichten. • Individuelle Schülermerkmale tragen stärker als die Zugehörigkeit zu einer Klasse zur Wahrnehmung bei, wie viel Diskursivität möglich ist. • Die NRW-Ergebnisse zeigen ein auffälliges Profil im internationalen Vergleich => Hinweis auf spezifische Problemstellung der Fachdidaktik und Weiterbildung • Wie kann die inhaltliche Qualität von kontroversen Debatten im Klassenraum insbesondere auch bei fachfremd unterrichtenden Lehrkräften angereichert werden? • Wie können didaktische Formen, in denen Schüler*innen ermutigt werden, begründet Stellung zu beziehen und Kontroversität zu erleben, breitere Anwendung in der Praxis erfahren? 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 33
3.2 Welche Überzeugungen zeigen Lehrkräfte zur politische Bildung? 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 34
Politikdidaktische Überzeugungen bei Lehrkräften in ICCS 2016 • Stichprobe: 440 Lehrer*innen, die an teilnehmenden Schulen in Jahrgang 8 unterrichten sowie Lehrer*innen, die dort ein Fach der zivilgesellschaftlichen und politischen Bildung unterrichten (2/3 ohne sozialwissenschaftliche Lehrbefähigung). • Gut vorbereitet fühlen sich Lehrer*innen insbesondere hinsichtlich nicht fachspezifischer Ziele wie kritisches und unabhängiges Denken und Konfliktfähigkeit. • Zu den drei wichtigsten Zielen (von zehn) politischer Bildung zählen 81% der Lehrer*innen kritisches und unabhängiges Denken, 58% Konfliktfähigkeit, aber nur 28% den eigenen Standpunkt zu vertreten. Mit Partizipation verbundene Ziele rangieren deutlich am Ende der Prioritätenliste. 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 35
Politikdidaktische Überzeugungen bei Lehrkräften • kein einheitliches Verständnis zur Frage von Zustimmung Kontroversität und Überwältigung in der Positionen zivilgesellschaftlicher Stimme Stimme stark Stimme Stimme gar schulischen politischen und politischer Bildung zu zu nicht zu nicht zu Bildung % % % % • Mehrheit spricht sich Lehrkräfte sollten, wenn sie es können, jeweils für eine politisch ihr politisches Engagement in der Schule 5% 35% 50% 11% „neutrale“ Haltung von zeigen. Sie sind wichtige Vorbilder Lehrer*innen aus und gegen das Zeigen des Lehrkräfte sollten kein politisches Engagement in der Schule zu erkennen 16% 44% 31% 8% eigenen politischen geben, sondern sich neutral zeigen Engagements (ähnlich Oberle et al., 2018). 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 36
3.3 Lassen sich aus ICCS Anregungen zur Weiterentwicklung der Curricula zur politischen Bildung gewinnen? 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 37
Fragen an das Curriculum aufgrund von Analysen zu ICCS 2022 • Inwiefern werden die erwarteten Kompetenzen für Lehrkräfte ausreichend konkret beschrieben, um eine Orientierung zu bieten? • Ermöglichen die Curricula der unterschiedlichen Bildungsgänge Chancengleichheit in der Vorbereitung auf politische Teilhabe? • Ist das Curriculum zur Anleitung von Partizipation in der Schule funktional? • Wie werden die Themen Zugehörigkeit / Identität in den Lehrplänen aufgegriffen (z.B. Region, Nation, Europa, Religion)? • Wo werden die Themen Religionsfreiheit und Stellung von Religion in der Gesellschaft gemeinsam mit Schüler*innen unterschiedlicher religiöser Zugehörigkeit besprochen? 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 38
Zur Relevanz von internationalen repräsentativen Schulleistungsstudien für die politischen Bildung in Deutschland (Beispiel ICCS 2016 in NRW) Prof. Dr. H. J. Abs, Dr. K. Hahn-Laudenberg, D. Deimel, J. F. Ziemes Educational Research and Schooling Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Bildungswissenschaften 15.11.2018
Vertiefende Analysen • Hahn-Laudenberg, K. (i. V). Comparing Shape and Effects of Open Classroom Climate across European countries in ICCS 2016. • Hahn-Laudenberg, K., Deimel, D. & Abs, H. J. (i. V.). Participation in school in 15 European countries. Individual and contextual conditions of percipience and effects on expected political participation. • Hahn-Laudenberg, K., Deimel, D. & Abs, H. J. (2019, i. V. ). Partizipation von Schüler*innen in NRW und im internationalen Vergleich. Ergebnisse aus ICCS 2016, in: H.-P. Burth & V. Reinhardt (Hrsg.) Wirkungsanalyse von Demokratie-Lernen. Barbara Budrich Verlag. • Hahn-Laudenberg, K. & Abs, H. J. (2018, i. Dr.). Vorbereitet auf die Demokratie? Zentrale Ergebnisse der International Civic-and-Citizenship-Education Study (ICCS 2016). SchulVerwaltung NRW. • Hahn-Laudenberg, K. (2018). Ziviler Ungehorsam als Eigenschaft guter Bürger*innen? Die Erfassung von Bürgeridealen in internationalen Civic-Education-Studien. In S. Manzel & L. Möllers (Hrsg.), Politische Bildung in Zeiten des Populismus. Schwalbach: Wochenschau. • Hahn-Laudenberg, K. & Abs, H. J. (2018, i. E.). Religion in Research on Citizenship Education. The Perspective of the International Civic and Citizenship Education Study (ICCS 2016). In D. Käbisch (Hrsg.), Religion and Educational Research. National Traditions and Transnational Perspectives. Münster: Waxmann. 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 40
Vertiefende Analysen • Deimel, D.; Hoskins, B. & Abs, H. J. (Revision submitted). How Schools Affect Inequalities in Political Participation: Compensation of Social Disadvantage or Provision of Differential Access? Educational Psychology: An International Journal of Experimental Educational Psychology (Special Issue on Civic Education for Alienated, Disaffected and Disadvantaged Students). • Deimel, D. & Abs, H. J. (2018). Future Concerns of Adolescents as Potentials for Global Citizenship Education. An Exploratory Study with 14-Year Old Students in Germany. Vortrag bei der EARLI JURE Conference 2018 in Antwerpen. • Deimel, D. & Abs, H. J. (2018). Zuversichtlich, privat, vertrauensvoll und passiv. Das politische Mindset von Jugendlichen im internationalen Vergleich. In: unsere jugend, 70 (7-8), 297-305. Verfügbar unter http://dx.doi.org/10.2378/uj2018.art46d • Ziemes, J. F. (2018). Trust in the government and the school in ICCS 2016. Citizen education conference, Gent, Feb. 2018. • Ziemes, J. F. (2018). Trust in Political Institutions Awarded by Students with and without Immigration Background. Paper prepared for the Migration, Social Transformation, and Education for Democratic Citizenship Conference, Essen, Aug. 2018. • Ziemes, J. F. & Hahn-Laudenberg, K. (i. V.). National and European Citizenship in Citizenship Education. Preparation in response to the CfP of the Journal for Social Science Education 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 41
Literatur • Abs, H. J., Hahn-Laudenberg, K., Deimel, D. & Ziemes, J. (i.E.). Die International Civic and Citizenship Education Study. UNIKATE. • Buhl, M., Kuhn, H. P. & Abs, H. J. (2013). Bedingungen der Entwicklung von politischem Wissen und politischem Kompetenzerleben. In H. Berkessel, W. Beutel, H. Faulstich-Wieland & H. Veith (Hrsg.), Neue Lernkultur Genderdemokratie (S. 209–219). Schwalbach, Taunus: Wochenschau. • Deimel, D. & Abs, H. J. (2018). Future Concerns of Adolescents as Potentials for Global Citizenship Education. An Exploratory Study with 14-Year Old Students in Germany., Vortrag bei der EARLI JURE Conference 2018 in Antwerpen. • Deimel, D., Hoskins, B. & Abs, H. J. (Revision submitted). Is Inequality in Political Participation an Effect of Unequal Access to Various Dimensions of Citizenship Education at School? A Comparative Study of 14-Year-Old Students in Four Neighbouring Countries in Europe. Educational Psychology. • Easton, D. (1975). A Reassesment of the Concept of Political Support. British Journal of Political Science (5), 435–457. • GPJE, DVPB und DVPW-Sektion Politikwissenschaft und Politische Bildung. (2018). Gemeinsame Stellungnahme von GPJE, DVPB und DVPW-Sektion zur AfD-Meldeplattform „Neutrale Schulen“. Zugriff am 31.10.2018. Verfügbar unter http://gpje.de/wp- content/uploads/2018/10/Stellungnahme_Meldeplattform_GPJE_DVPB_DVPW-Sektion_101813595.pdf • Hahn-Laudenberg, K. (2017). Konzepte von Demokratie bei Schülerinnen und Schülern. Erfassung von Veränderungen politischen Wissens mit Concept- Maps. Wiesbaden: Springer VS. • Hess, D. E. (2009). Controversy in the classroom. The democratic power of discussion. New York: Routledge. • Klieme, E. (2018, i.E.). Unterrichtsqualität. In M. Gläser-Zikuda, M. Harring & C. Rohlfs (Hrsg.), Handbuch Schulpädagogik (1. Aufl.). Stuttgart: UTB; Waxmann. • Oberle, M., Ivens, S. & Leunig, J. (2018). Grenzenlose Toleranz? Lehrervorstellungen zum Beutelsbacher Konsens und dem Umgang mit Extremismus im Unterricht. In S. Manzel & L. Möllers (Hrsg.), Populismus und politische Bildung (Schriftenreihe der Gesellschaft für Politikdidaktik und politische Jugend- und Erwachsenenbildung, S. 53–61). • Schulz, W., Ainley, J., Fraillon, J., Losito, B., Agrusti, G. & Friedman, T. (2018). Becoming Citizens in a Changing World. The International Civic and Citizenship Education Study 2016 International Report. Amsterdam: Springer. • Watermann, R. (2003). Diskursive Unterrichtsgestaltung und multiple Zielerreichung im politisch bildenden Unterricht. Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 23 (4), 356–370. • Westphal, M. (2018). Kritik- und Konfliktkompetenz. Eine demokratietheoretische Perspektive auf das Kontroversitätsgebot. Aus Politik und Zeitgeschichte, 68 (13-14), 12–17. • Ziemes, J., Hahn-Laudenberg, K. & Abs, H. J. (under review). Trust in Political Institutions Awarded by Students with and without Immigration Background. International Journal of Psychology. 15.11.2018 AG Educational Research and Schooling | www.uni-due.de/iccs 42
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