Zusammenwirken von Wasserlöschanlagen und Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA)

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Merkblatt zum Brandschutz

Zusammenwirken von
Wasserlöschanlagen und Rauch-
und Wärmeabzugsanlagen (RWA)
0      Allgemeines                                 Vom Grundsatz her ist die Kombination von Was-
                                                   serlöschanlagen und RWA von Vorteil. Der Kom-
Das Fehlen von Regelungen und Empfehlung           bination sind aber durch verschiedene Einfluss-
in diesem Merkblatt berechtigt nicht zu Festle-    faktoren Grenzen gesetzt.
gungen ohne vorherige Zustimmung von VdS.

Die in diesem Merkblatt aufgeführten Wechsel-      2      Wirkmechanismen, Einsatz-
wirkungen gelten nur für jene Anlagen, die nach           gebiete und Einsatzgrenzen
den entsprechenden aktuellen VdS-Richtlinien
errichtet wurden.                                  2.1    Wirkmechanismen von Wasser-
                                                          löschanlagen
1      Brandschutztechnische                       Die Löschwirkung einer Wasserlöschanlage ent-
       Zielsetzung                                 steht, indem der Brandherd durch den Wärme-
                                                   entzug, d. h. durch das Wärmeaufnahmevermö-
Brandschutz dient dem Personen-, Sachwert-         gen des Wassers, abgekühlt wird. Zum Teil kann
und Umweltschutz. Um dieser Bandbreite des         durch eine Verdampfung des Wassers eine lokale
Brandschutzgedankens gerecht zu werden, müs-       Inertisierung der unmittelbaren Brandzone er-
sen Schutzziele definiert werden.                  reicht werden.

Brandschutzanlagen wie Wasserlöschanlagen und      Da die Erwärmung und Verdampfung des Wassers
RWA wirken unterschiedlich und leisten damit       von der Oberfläche des Tropfens her erfolgt, sorgt
unterschiedliche Beiträge, wenn es darum geht,     eine größere Oberfläche für eine schnellere Er-
die Schutzziele zu erreichen.                      wärmung und Verdampfung. Kleinere Tröpfchen
                                                   sind daher wirksamer als ein Wasserstrahl. Zu
Bei Wasserlöschanlagen wird als Löschmittel Was-   bedenken ist dabei, dass große Tropfen die auf-
ser eingesetzt, um die Brandausbreitung durch      steigenden Brandgase besser durchdringen und
Kühlung und Vorbenetzung des Brandgutes zu be-     damit den Brandherd besser erreichen.
grenzen und das Feuer zu löschen. Sie unterstüt-
zen damit die Löschmaßnahmen der Feuerwehr.        Die Benetzung von Nachbarbereichen durch
                                                   das Versprühen von Wassertröpfchen über den
RWA dagegen wirken anders: In der Phase des        Brandherd hinaus führt zur Begrenzung der
Entstehungsbrandes wird Rauch abgeführt; in der    Brandausbreitung.
Phase des fortentwickelten Brandes und des Voll-
brandes kann durch Wärmeabzug eine zeitweilige     Die Sprinkleranlage ist eine selektiv wirkende
thermische Entlastung der Bauteile erreicht wer-   Löschanlage, bei der Düsen durch Auslöseele-
den. Darüber hinaus ermöglicht eine RWA durch      mente (Glasfass oder Schmelzlot) über den Kon-
die Schaffung und den Erhalt einer raucharmen      vektionswärmeanteil der Rauch- und Brandgase
Schicht die Flucht und Rettung von Personen so-    aktiviert werden.
wie einen schnelleren und gezielteren Löschan-
griff der Feuerwehr.                               Gegenüber der selektiv wirkenden Sprinkleran-
                                                   lage wird bei der Sprühwasser-Löschanlage eine

VdS 2815 : 2013-09 (02)
Zusammenwirken von Wasserlöschanlagen und Rauch- und Wärmeabzugsanlagen             VdS 2815 : 2013-09 (02)

Löschgruppe bzw. -sektion gleichzeitig mit Wasser      wird. Hinzu kommt unter Umständen eine loka-
beaufschlagt. Für die Auslösung können alle de-        le Inertisierung des Brandherdes durch ein Ver-
tektierbaren Brandkenngrößen verwendet werden.         dampfen der Wassertropfen. Zu beachten ist,
                                                       dass diese Anlagen wegen der sehr kleinen Trop-
Alle v. g. Wasserlöschanlagen (WLA) tragen zur         fen bei größeren Luftströmungen möglicherweise
Begrenzung der Brandausbreitung, der Vermin-           nicht oder nur eingeschränkt löschwirksam sind.
derung der Wärmefreisetzung mit Kühlung der
Umgebung des Brandherdes und zur Verringe-
                                                       2.3    Wirkmechanismen von RWA
rung der Bildung von gefährlichen Brandgasen
und Schadstoffen sowie zur Abschirmung der
Wärmestrahlung durch eine direkte Brandbe-             RWA entfernen die Brandprodukte Rauch und
kämpfung mit unmittelbarer Auslösung der An-           Wärme und schaffen damit eine raucharme
lage zum Personen- und Sachwertschutz bei.             Schicht im Schutzbereich. Grundlage für den na-
Ebenfalls erfolgt durch diese WLA i. d. R. eine au-    türlichen Rauchabzug (NRA) ist der thermische
tomatische Alarmierung, welche dadurch sowohl          Auftrieb von Rauchgasen (Plume), der auf Grund
die Eigenrettung verbessert als auch die Alarmie-      der geringeren Dichte der heißen Rauchgase im
rungszeiten der Feuerwehr erheblich verkürzt.          Verhältnis zu der kälteren Umgebungsluft ent-
                                                       steht. Die Wärmeentwicklung des Brandes führt
                                                       dazu, dass Rauchgas zur Decke des Brandraumes
2.2    Einsatzgebiete und -grenzen von
                                                       strömt. Die Druckdifferenz zwischen Brandraum
       Wasserlöschanlagen
                                                       und der Umgebungsluft ist der Antrieb sowohl für
                                                       die Rauchgasströmung durch die RWG als auch
Stationäre Wasserlöschanlagen können je nach           für die Nachströmung durch die Zuluftöffnungen.
Schutzziel Brände löschen bzw. Brände kontrol-
lieren.                                                Die maschinelle Rauchabzugsanlage (MRA) hat die
                                                       gleichen Aufgaben wie der natürliche Rauchabzug.
Da Sprinkleranlagen temperaturabhängig ausge-          Die raucharme Schicht wird jedoch nicht nur durch
löst werden, ist ein ausreichend großer Tempera-       Thermik realisiert, sondern indem die Rauchgase
turanstieg am Sprinkler erforderlich. Dieser wird      mit Ventilatoren abgesaugt werden. Die Aktivie-
in der Regel durch den thermischen Auftrieb von        rung der MRA muss unmittelbar nach Brandaus-
Rauchgasen (Plume) erzeugt. Daher sind Brände          bruch durch Rauchmelder1 oder durch ständig an-
mit großer Rauch- und geringerer Wärmeent-             wesendes und eingewiesenes Personal erfolgen.
wicklung nachteilig in Bezug auf eine möglichst        Die Vorteile der MRA sind u. a., dass die volle Vo-
frühzeitige Aktivierung. Voraussetzung für einen       lumenleistung innerhalb kurzer Zeit zur Verfügung
Löscherfolg ist, dass das Wasser aus den ausge-        steht und die Leistungsfähigkeit auch bei kaltem
lösten Sprinklern auch den Brandherd erreicht.         Rauch gegeben ist. Nachteilig ist, dass der von den
                                                       Ventilatoren geförderte Massenstrom geringer
Der Einsatz von Sprinkleranlagen ist wegen der         wird, wenn die Rauchgase höhere Temperaturen
beschriebenen Funktionsweise bei sehr hohen            aufweisen. Bei hohen Temperaturen ist daher die
Räumen mit ausschließlichem Deckenschutz nur           Leistungsfähigkeit des maschinellen Rauchabzugs
mit Einschränkungen möglich. Beim Einsatz in           geringer als die des natürlichen Rauchabzugs.
Hochregallagern stellen zusätzliche Regalsprink-
ler den Schutz sicher.                                 Rauchschutzdruckanlagen (RDA) sorgen dafür,
                                                       dass entsprechend dem Brandschutzkonzept
Bei ESFR-Sprinklern (Early Suppression Fast            festgelegte Räume (z. B. Treppenräume, Vorräu-
Response) kommen höhere Drücke und eine hö-            me, Flure, Fluchttunnel) durch Erzeugung eines
here Wasserbeaufschlagung als herkömmliche             Überdrucks, z. B. durch Ventilatoren rauchfrei ge-
Sprinkler zur Anwendung. Durch eine möglichst          halten werden.
schnelle Aktivierung soll das Wasser in der frü-
hen Brandentstehungsphase den Brandherd er-            Impulsventilationsanlagen werden eingesetzt, um
reichen, um das Feuer zu unterdrücken.                 i. d. R. Tiefgaragen zu entrauchen bzw. zu belüften.

Sprühwasser-Löschanlagen können bei großen             1        Neben Rauchmeldern können auch
Raumhöhen, in Bereichen mit schneller Brandaus-        Mehrfachsensormelder, die neben der Kenngrö-
breitung sowie in Schüttgutlägern eingesetzt werden.   ße Rauch auch auf weitere Kenngrößen wie z. B.
                                                       Wärme ansprechen, eingesetzt werden, wenn de-
Feinsprühlöschanlagen erzeugen kleine Wasser-          ren Ansprechverhalten nicht ungünstiger ist als
tropfen, wodurch die Wärmebindung verbessert           das der Melder, die ausschließlich die Kenngröße
                                                       Rauch detektieren.

2
VdS 2815 : 2013-09 (02)        Zusammenwirken von Wasserlöschanlagen und Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

Hierbei werden Ventilatoren („jets“) an der Decke       RDA müssen, um funktionsfähig zu sein, in brand-
montiert, die im Brandfall dem Brandrauch einen         lastfreien Bereichen eingebaut werden. Diese
Impuls verleihen und ihn in einen definierten Be-       werden im Regelfall nicht durch Löschanlagen
reich der Garage leiten, von wo er kontrolliert durch   geschützt. Daher werden RDA in diesem Merk-
Rauchgasventilatoren abgesaugt werden kann. Die         blatt nicht weiter behandelt.
Aktivierung erfolgt im Regelfall über eine BMA.
                                                        Bei der Planung von Impulsventilationsanlagen
                                                        muss besonderes Augenmerk auf die Strömungs-
2.4    Einsatzgebiete und -grenzen von RWA
                                                        verhältnisse im Einsatzbereich gelegt werden.
                                                        Zudem muss festgehalten werden, dass der in
RWA sollen im Brandfall den entstehenden Rauch          Impulsrichtung hinter dem Brandherd liegende
sowie die freiwerdende Wärme aus dem Gebäu-             Bereich innerhalb kürzester Zeit nach Auslösung
deinneren ins Freie befördern. In der Anfangs-          vollständig verraucht. Organisatorische Maßnah-
phase des Brandverlaufs steht die Rauchabfüh-           men müssen sicherstellen, dass sich dann keine
rung im Vordergrund. Bei Fortentwicklung des            Personen mehr in diesem Bereich befinden.
Brandes bzw. bei Vollbrand kommt die Aufgabe
der Wärmeabführung dazu, wodurch die Tempe-
ratureinwirkung auf die tragende Konstruktion           3      Beurteilung der Anlagen
vermindert werden kann.                                        nach Schutzzielen

NRA werden in eingeschossigen Gebäuden ein-             Die folgende Zusammenstellung stellt die posi-
gesetzt sowie in Räumen mehrgeschossiger Ge-            tiven Beiträge der Wasserlöschanlage bzw. der
bäude, bei denen die Decke gleichzeitig als Dach        RWA zur Erreichung eines bestimmten Schutz-
dient. Alternativ kann auch eine Entrauchung            zieles dar. Vorausgesetzt wurde bei dieser Be-
über die Seitenwände erfolgen. Hierbei muss             trachtung der sinnvolle Einsatz der Anlagen, d. h.
über eine Steuerung mit integrierter Winderken-         unter Berücksichtigung der in Abschnitt 2 be-
nungseinrichtung sichergestellt sein, dass im           schriebenen Einsatzgebiete und -grenzen.
Brandfall nur die windabgewandten Zu- und Ab-
luftöffnungen öffnen (siehe hierzu die Planungs-        Sachwertschutz
hinweise nach VdS-Merkblatt 3530).
                                                                       Wasserlösch-
Generell können NRA unterschiedlich angesteu-                                                 RWA
                                                                         anlagen
ert werden, pneumatisch oder elektrisch, auch
eine Kombination ist möglich. Pneumatische An-                        Begrenzung
lagen werden i. d. R. mittels thermischer Auslö-                      der Brandaus-
seelemente (Glasfässchen) ausgelöst, elektrisch                       breitung und
angetriebene Anlagen können über Rauchmelder                          Verminderung
oder Wärmemelder oder eine Kombination beider                         der Wärme-
zum Einsatz kommen. Bei Einsatz von Rauch-                            freisetzung       Ableitung von
meldern wird eine Aktivierung in einer Zweimel-          Schäden      durch direkte     Konvektions-
dungsabhängigkeit empfohlen.                             infolge      Brandbekämp-      wärme und
                                                         Brand-       fung mittels      Begrenzung auf
Zu beachten ist, dass mit der Höhe eines Raumes          wärme        unmittelbarer     den Rauchab-
und der Rauchabschnittsgröße durch Zumischung                         Auslösung der     schnitt
von Umgebungsluft die Rauchgastemperatur ab-                          Anlage
nimmt.
                                                                      Kühlung der
MRA entwickeln ihre volle Leistungsfähigkeit auch                     Umgebung des
bei mäßig warmem Rauch. Sie sind besonders                            Brandherdes
dann geeignet, wenn die Decke des betroffenen                         Verminderung      Abführen von
Raumes nicht gleichzeitig das Dach des Gebäudes                       der Bildung von   Brandgasen
darstellt (mehrgeschossige Gebäude, Räume un-            Schäden      Brandgasen        und Begrenzung
ter Erdgleiche).                                         durch        und Schad-        der Rauchaus-
                                                         Rauch        stoffen durch     breitung durch
Ein frühzeitiges Auslösen der maschinellen Ent-                       Brandbekämp-      Rauchabschnitts-
rauchung wird durch eine BMA sichergestellt. Bei                      fung              trennung
Einsatz von Rauchmeldern wird eine Aktivierung
in einer Zweimeldungsabhängigkeit empfohlen.

                                                                                                         3
Zusammenwirken von Wasserlöschanlagen und Rauch- und Wärmeabzugsanlagen        VdS 2815 : 2013-09 (02)

Personenschutz                                     Sprinkleranlagen lösen temperaturabhängig aus.
                                                   Neben der Auslösetemperatur beeinflusst die An-
               Wasserlösch-                        sprechempfindlichkeit des Sprinklers (RTI-Wert)
                                     RWA           das Auslöseverhalten. Sprühwasser-Löschanla-
                 anlagen
                                                   gen lösen über Detektion verschiedener Brand-
              Verminderung                         kenngrößen (Rauch, Wärme, Strahlung) aus.
              der vom Brand     Ableitung von
Schäden       freigesetzten     Konvektions-       In Kombination mit den verschiedenen Auslö-
infolge       Wärme, Ver-       wärme und          semöglichkeiten des Rauch- und Wärmeabzugs
Brand-        ringerung der     Begrenzung         (Rauchmelder, Thermoelement, Handauslösung)
wärme         Brandausbrei-     auf den Rauch-     ergibt sich die Auslösereihenfolge. Dementspre-
              tungsgeschwin-    abschnitt          chend werden unterschiedliche Schutzziele erfüllt.
              digkeit im Raum
              Begrenzung                           Soll die Entrauchung frühzeitig aktiviert werden,
              des Brandes                          kann die RWA vor der Löschanlage, z. B. durch
Sicherung     und seiner                           Rauchmelder, aktiviert werden.
                                Schaffung
von           Ausbreitung
                                einer rauch-
Flucht-                                            Um hierbei einen Schneiseneffekt, d. h. eine Ab-
                                armen Schicht
und           Verminderung                         lenkung der heißen Brandgase von den über den
                                erleichtert die
Rettungs-     der Schadstoff-                      Brandherd befindlichen Sprinklerdüsen, zu vermei-
                                Selbstrettung
wegen         bildung durch                        den, sind die aktuellen Regelwerke zu beachten.
              Brandbekämp-
              fung                                 Steht insbesondere der Sachwertschutz im Vorder-
              Verminderung      Indirekter Bei-    grund, sollte die RWA bei Auslösung durch Rauch-
Brand-        der Schadstoff-   trag durch Un-     melder in Kombination mit einer Sprinkleranlage
folge-        bildung durch     terstützung der    nur selektiv als Einzelgerät angesteuert werden.
produkte      Brandbekämp-      Maßnahmen          Eine automatische gruppenweise Ansteuerung der
              fung              der Feuerwehr      RWA wird in diesem Falle nicht empfohlen.
              Direkte Brand-
                                                   Ein nahezu gleichzeitiges Auslösen beider An-
              bekämpfung
                                                   lagen ist z. B. bei der Kombination Sprühwasser
              durch möglichst
                                Raucharme          (SP)-Löschanlage mit einer MRA bzw. RWA mit
              frühzeitige
                                Schicht unter-     Rauchmeldern möglich, wenn dies durch die An-
Brandbe-      Auslösung der
                                stützt die Maß-    steuerung der MRA über die SP-Ventilstation bzw.
kämpfung      Anlage; Brand-
                                nahmen der         über eine gekoppelte Auslösung mit Rauchmel-
              begrenzung und
                                Feuerwehr          dern umgesetzt wird.
              Unterstützung
              der Maßnahmen
                                                   Bei Handauslösung ist der Zeitpunkt der Betäti-
              der Feuerwehr
                                                   gung nicht definiert. Bei Feinsprühlöschanlagen
                                Abführen von       und ESFR-Anlagen soll die Handauslösung nur
              Verminderung
                                personenge-        durch befugte Personen erfolgen.
              von personen-
Schad-                          fährdenden
              gefährdenden
stofffrei-                      Brandgasen         Auch bei MRA, die immer über BMA ausgelöst
              Brandgasen
setzung                         und Schaffung      wird, muss auf die Vermeidung eines Schneisen-
              durch Brandbe-
                                einer rauch-       effektes geachtet werden.
              kämpfung
                                armen Schicht
                                                   Bei MRA Entrauchung werden die heißen Brand-
                                                   gase über Ventilatoren und Kanäle aus dem
4     Kombination von Anlagentypen                 Brandraum abgeführt. Die hierbei entstehenden
                                                   Luftgeschwindigkeiten sind dabei höher als bei
4.1   Grundlagen                                   der natürlichen Entrauchung. Diese Luftströ-
                                                   mung können die Wirkungsweise der Löschanla-
Bei der Kombination von Anlagentypen stellt sich   ge beeinträchtigen. Ist eine MRA vorhanden, sollte
die Frage nach der gegenseitigen Beeinflussung.    diese manuell durch die Feuerwehr ausgelöst
Die mögliche Beeinflussung hängt im Wesent-        werden. Wenn eine automatische Entrauchung
lichen von der Art der Auslösung der Anlagen ab.   gefordert wird, sollte die Aktivierung über die An-
                                                   steuerung der Sprinkleranlage erfolgen. Erfolgt
                                                   eine Ansteuerung über eine BMZ, sollte darauf

4
VdS 2815 : 2013-09 (02)       Zusammenwirken von Wasserlöschanlagen und Rauch- und Wärmeabzugsanlagen

hingewiesen werden, dass dies eine Beeinträchti-      keitsnachweis (z. B. Brandversuche) können Aus-
gung darstellen kann. Ist dies Bestandteil des Ge-    nahmen davon im Einzelfall erfolgen.
samtkonzeptes, wird von VdS vorausgesetzt dass
die Änderungen des Auslöseverhaltens im Brand-
                                                      4.2    Beeinflussung von Wasserlöschanlagen
schutzkonzept berücksichtigt wurden.
                                                             auf die Wirksamkeit von RWA
Damit der Sprinkler in der Schicht der heißen
Rauchgase liegt, ist bei Rauchabschnitten von         Nach der Auslösung einer Wasserlöschanlage
> 2000 m2 immer eine Rauchabschnittsbildung           wird durch die freiwerdende Wasserverteilung im
durch Rauchschürzen erforderlich.                     unmittelbaren Brandherdbereich die aufwärtsge-
                                                      richtete Heißgasströmung in einem bestimmten
Bei RDA und Sprinkler sind keine hohen Luftge-        Maße abgeschwächt. Für eine thermische Aus-
schwindigkeiten zu erwarten. Daher wird eine          lösung von RWA und für die natürliche Abfüh-
Kombination unkritisch gesehen.                       rung der Brandgase ist es wichtig, in wie weit die
                                                      Brandgase insbesondere im deckennahen Be-
Bei Impulsventilationsanlagen erzeugen die            reich heruntergekühlt werden.
Ventilatoren Luftströme mit teilweise hohen Ge-
schwindigkeiten, die das Sprühbild der betrof-        Die Stärke der Abkühlung der Brandgase ist ab-
fenen Sprinkler negativ beeinflussen bzw. die         hängig vom jeweiligen Sprühbild der eingesetzten
falschen oder – im Brandherdbereich – zu wenig        Sprinkler oder Düsen. Das Sprühbild wird u. a.
Sprinkler auslösen können. Hierauf muss bei der       bestimmt durch die Tröpfchengröße und -ge-
Planung einer Impulsventilationsanlage geach-         schwindigkeit der einzelnen Tropfen, die durch
tet werden. Darüber hinaus werden mit hoher           die aufsteigenden heißen Brandgase fallen. Der
Wahrscheinlichkeit im Bereich der Absaugung           Tropfenbewegung wirkt Luftreibung und der
Sprinkler außerhalb des Brandbereiches aus-           thermische Auftrieb der Brandgase entgegen. Je
lösen, was die Wirksamkeit der Sprinkleranlage        nach Tropfengröße, Betriebsdruck und Düsenge-
beeinträchtigen kann. Die Gebäudegeometrie und        ometrie wird der Anfangsimpuls abgeschwächt.
die Deckeneinbauten haben zusätzlich Einfluss         Durch Erwärmung und Verdampfung ändert der
auf die Luftströmung. Bisher wurden keine ent-        Tropfen ständig seine Masse und sein Volumen.
sprechenden Brandversuche durch VdS beglei-
tet, weshalb keine konkreten Aussagen getroffen       Bei Einsatz von Düsen mit nach unten gerichte-
werden können. Aus diesem Grunde empfiehlt            tem Sprühbild und üblicher Tropfengröße werden
VdS die manuelle Auslösung der Impulsventilati-       die Brandgase oberhalb der Düsen weniger ge-
on durch die Feuerwehr. Aus Sicht von VdS stellt      kühlt. Hierbei dringt ein ausreichend großer Wär-
eine Impulsventilationsanlage keinen adäquaten        mestrom durch die Tröpfchenschwärme bis zum
Ersatz für eine Löschanlage oder bauliche Ab-         Deckenbereich hindurch, um RWG zeitnah ther-
trennungen dar.                                       misch auszulösen und die Konvektion der Brand-
                                                      gase über die RWA zu erhalten.
Bei ESFR ist eine negative Beeinflussung durch
den Rauchabzug nicht auszuschließen. Die Kom-         Bei Feinsprüh-Löschanlagen werden kleine
bination ist daher nicht sinnvoll. Die automatische   Tropfen mit hoher Austrittsgeschwindigkeit und
Auslösung des Rauchabzugs ist in Kombination mit      kleiner Masse schnell verzögert. Der entstehen-
ESFR-Sprinklern nicht zulässig. Bei maschinellem      de Wassernebel bewirkt eine deutliche Kühlung
Rauchabzug sollte die Auslösung ausschließlich        der Brandgase unmittelbar in Deckennähe und
manuell durch die Feuerwehr erfolgen.                 behindert eine mögliche thermische Auslösung
                                                      von RWG. Die Kühlung der Rauchgase führt zu ei-
Kritisch ist die Kombination Feinsprüh-Lösch-         ner Volumenreduzierung, die sich positiv auf die
anlage mit RWA. Der Wirksamkeitsnachweis von          Wirksamkeit der MRA auswirken kann.
VdS-anerkannten Feinsprüh-Löschanlagen bein-
haltet bisher keine Brandversuche in Kombinati-       In der folgenden Tabelle sind die Kombinations-
on mit RWA.                                           möglichkeiten für Standardfälle unter Beachtung
                                                      der o. g. Aspekte zusammengestellt.
Bei dieser Kombination besteht die Gefahr, dass
die Luftströmung die kleinen Tropfen ablenkt und
dadurch die Wirksamkeit deutlich reduziert wird.
Bei Handauslösung der RWA ist die Kombination
möglich. Mit einem entsprechenden Wirksam-

                                                                                                      5
Zusammenwirken von Wasserlöschanlagen und Rauch- und Wärmeabzugsanlagen        VdS 2815 : 2013-09 (02)

4.3      Tabellarische Darstellung der Kombinationsmöglichkeiten

                         Sprinkler            ESFR             Sprühwasser           Feinsprüh
                                                                                 Wirksamkeits-
    MRA
                     Kombination       Kombination          Kombination          nachweis durch
    Detektion über
                     möglich2          nicht zulässig       Möglich2,3           Brandversuche
    BMA
                                                                                 sicherzustellen
                                       Kombination                               Kombination
    MRA                                möglich2                                  möglich2
                     Kombination                            Kombination
    Manuelle                           Auslösung                                 Auslösung
                     möglich2                               möglich2
    Auslösung                          nur durch die                             nur durch die
                                       Feuerwehr4                                Feuerwehr4
                                                                                 Wirksamkeits-
    NRA
                     Kombination       Kombination          Kombination          nachweis durch
    Detektion über
                     möglich1,2        nicht zulässig       möglich2,3           Brandversuche
    Rauchmelder
                                                                                 sicherzustellen
    NRA                                                                          Wirksamkeits-
    Auslösung        Kombination       Kombination          Kombination          nachweis durch
    über Thermo-     möglich2          nicht zulässig       möglich2             Brandversuche
    elemente                                                                     sicherzustellen
                                       Kombination                               Kombination
    NRA                                möglich2                                  möglich2
                     Kombination                            Kombination
    manuelle                           Auslösung                                 Auslösung
                     möglich                                möglich2
    Auslösung                          nur durch die                             nur durch die
                                       Feuerwehr4                                Feuerwehr4

	Berücksichtigung der Anordnung z. B. durch Verringerung des Deckenabstandes der Sprinkler auf
1

  max. 15 cm

	Beachtung der Luftströmung erforderlich
2

	Entrauchungs- und Löschbereich müssen identisch sein, Auslösung der MRA über die SP-Alarm-
3

  ventilstation, detaillierte Einzelfallbetrachtung notwendig, wenn die Gesamtwirkfläche der Löschan-
  lage sich aus mehreren Gruppenwirkflächen zusammensetzt oder unterschiedliche Löschanlagen
  im gleichen Bereich vorhanden sind z.B. Sprinkler und Sprühflut-Löschanlage

	z. B. durch Schlüsselschalter
4

6
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Telefon: (0221) 77 66 - 0 • Fax: (0221) 77 66 - 341
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